Date: 2022/11/01 10:10:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
heute erfahre ich aus dem Info-Blatt des Vereins für Landeskunde,
daß Frau Recktenwald vom Stadtarchiv St. Wendel einen weiteren
Vortrag halten wird. Von ihr ist zu dem gleichen Thema letztens in
der SZ ein Artikel erschienen. Leider kann ich an dem Abend nicht.
Vielleicht kann an meiner Stelle am Ende des Vortrags jemand Frau
Recktenwald fragen, wo das berühmt-berüchtigte Sickinger Loch
genau war, warum Sickingens dabbischer Sohn überhaupt durch ein
Loch in der Mauer und nicht einfach durch das obere Tor geritten
ist und wer genau wann die Kugel in den Dom "geschossen" hat (ich
finde aufs Verrecken den Beleg in der Kirchenrechnung nicht, und
selbst im Max Müller stehts nicht drin).
Roland Geiger
----------------------
Mittwoch, 16. November 2022, 19.00 Uhr
Wo: St. Wendel
500 Jahre Belagerung der Stadt St. Wendel durch Franz von
Sickingen
Der „letzte Ritter“ Franz von Sickingen belagerte im September
1522 die Stadt
St. Wendel. Dieser führte eine Fehde gegen den Kurfürsten von
Trier, Richard
von Greiffenklau zu Vollrads, zu dessen Kurfürstentum auch St.
Wendel gehörte.
Der Vortrag beleuchtet den historischen Hintergrund der Fehde,
die Person
Sickingens und die Stadt St. Wendel zur Zeit der Ereignisse.
Franz von Sickingen sah seine Fehden als Geschäftsmodell. Von
ihm aufgestellte
Truppen zogen unter seiner Führung gegen eigene Gegner und gegen
Bezahlung für
andere in kriegerische Auseinandersetzungen. So stand er im
Dienst des
französischen Königs und deutscher Kaiser und wurde zweimal mit
der Reichsacht
belegt.
Anmeldung und Auskunft bei:
Kreisstadt St. Wendel
Amt für Kultur, Bildung und Stadtmarketing
Stadtarchiv
Andrea Recktenwald
Am Fruchtmarkt 1
66606 St. Wendel
Tel +49 6851 809-1467
Fax +49 6851 809-2498
Date: 2022/11/01 10:28:14
From: Friedrich.Denne(a)t-online.de <Friedrich.Denne(a)t-online.de>
Guten Morgen,
heute erfahre ich aus dem Info-Blatt des Vereins für Landeskunde, daß Frau Recktenwald vom Stadtarchiv St. Wendel einen weiteren Vortrag halten wird. Von ihr ist zu dem gleichen Thema letztens in der SZ ein Artikel erschienen. Leider kann ich an dem Abend nicht. Vielleicht kann an meiner Stelle am Ende des Vortrags jemand Frau Recktenwald fragen, wo das berühmt-berüchtigte Sickinger Loch genau war, warum Sickingens dabbischer Sohn überhaupt durch ein Loch in der Mauer und nicht einfach durch das obere Tor geritten ist und wer genau wann die Kugel in den Dom "geschossen" hat (ich finde aufs Verrecken den Beleg in der Kirchenrechnung nicht, und selbst im Max Müller stehts nicht drin).
Roland Geiger
----------------------
Mittwoch, 16. November 2022, 19.00 Uhr
Wo: St. Wendel
500 Jahre Belagerung der Stadt St. Wendel durch Franz von Sickingen
Der „letzte Ritter“ Franz von Sickingen belagerte im September 1522 die Stadt St. Wendel. Dieser führte eine Fehde gegen den Kurfürsten von Trier, Richard von Greiffenklau zu Vollrads, zu dessen Kurfürstentum auch St. Wendel gehörte.
Der Vortrag beleuchtet den historischen Hintergrund der Fehde, die Person Sickingens und die Stadt St. Wendel zur Zeit der Ereignisse.
Franz von Sickingen sah seine Fehden als Geschäftsmodell. Von ihm aufgestellte Truppen zogen unter seiner Führung gegen eigene Gegner und gegen Bezahlung für andere in kriegerische Auseinandersetzungen. So stand er im Dienst des französischen Königs und deutscher Kaiser und wurde zweimal mit der Reichsacht belegt.
Anmeldung und Auskunft bei:
Kreisstadt St. Wendel
Amt für Kultur, Bildung und Stadtmarketing
Stadtarchiv
Andrea Recktenwald
Am Fruchtmarkt 1
66606 St. Wendel
Tel +49 6851 809-1467
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_______________________________________________ Regionalforum-Saar mailing list Regionalforum-Saar(a)genealogy.net https://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar
Date: 2022/11/04 10:06:54
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Gestern in der Saarbrücker Zeitung:
Kerstin
Küster, wissenschaftliche Mitarbeiterin im
Gerhard-Richter-Archiv, berichtete
in ihrem Vortrag in der Tholeyer Abteikirche, wie die Entwürfe
des Künstlers zu
den drei Chorfenstern entstanden sind.
Von Marion Schmidt
Eine bedächtige Stille breitete sich in der Tholeyer Abteikirche
aus, als Kerstin
Küster vergangenen Freitag mit ihrem Vortrag begann. Kein
Räuspern oder Husten
war mehr zu hören. Die Besucher hingen vom ersten bis zum
letzten Satz an den
Lippen der Referentin. Der Kirchenraum war voll besetzt. Ein
Beweis für das
Interesse der Menschen an den Kirchenfenstern des berühmten
Gerhard Richter.
Die Kunsthistorikerin aus Dresden zeigte sich beeindruckt: „Ich
bin heute in
zweifacher Weise überwältigt. Zum einen, dass sie alle so
zahlreich zu meinem
Vortrag gekommen sind. Aber auch, weil ich die Richter-Fenster
zum ersten Mal
sehen darf.“ Dabei ist Küster eine ausgewiesene Expertin, wenn
es um den
Künstler Gerhard Richter geht. An den Staatlichen
Kunstsammlungen in Dresden
ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im 2006 gegründeten
Gerhard-Richter-Archiv
und Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um den Künstler.
Der Vortrag der Kunsthistorikerin ging dem Bildfindungsprozess
für die
Chorfenster in der Abteikirche nach. Dabei wob Küster einen
roten Faden durch
die verschiedenen Schaffensphasen des Künstlers, gab
biografische wie
kunsthistorische Erläuterungen. Gerhard Richter, 1932 in Dresden
geboren,
begann sein Kunstschaffen 1952 mit der Aufnahmeprüfung der
Akademie der
Bildenden Künste in Dresden. 1961 aus der DDR in den Westen
gezogen, setzte er
sein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf fort. Ein im
Juli 2000 in der
FAZ erschienener Artikel über den „Ersten Blick in das Innere
eines Atoms“ mit
einem Rasterkraftmikroskop habe ihn derart fasziniert, dass er
die mit dem
Rasterkraftmikroskop erzeugten Bilder in druckgrafischen
Gestaltungen
umwandelte.
Der Maler Gerhard Richter sei stets bemüht, sich der
Wirklichkeit künstlerisch
anzunähern. Er wolle der eingeschränkten Wahrnehmung der
Wirklichkeit auf den
Grund gehen und diese hinterfragen. „Meine Bilder sind klüger
als ich, und die
Kunst ist die höchste Form der Hoffnung“, habe Richter einmal
gesagt. 1972 bei
der Biennale in Venedig war er der erste deutsche Künstler, der
allein einen
Pavillon mit seinem Werk bespielen durfte. 1973 nahm Gerhard
Richter eine
Postkarte von Tizians „Verkündigung an Maria“ (entstanden um
1540 in Venedig)
als Vorlage für die Schaffung einer Serie von fünf Gemälden.
Wesentliches
Element der Bilder sei die Unschärfe. Die Unschärfe als Ausdruck
der
Erkenntnisunabhängigkeit, jenseits der menschlichen Erfahrung.
„Als Bildquelle
für seine Arbeiten haben ihn stets Massenmedien und
Familienalben
interessiert“, so die Kunsthistorikerin. So malte er neben den
großformatigen
abstrakten Gemälden auch Bilder nach fotografischen Vorlagen.
„Gerhard Richter
malt kein Abbild eines vorhandenen Bildes. Er will kein Foto
imitieren, sondern
ein Foto machen mit anderen Mitteln“, erläuterte die
Kunsthistorikerin.
Küster stellte auch Richters Bildkompositionen in Grau vor. Für
den Künstler
sei dies das einzig mögliche Bildnis von Gott, die Darstellung
als graues
monotones Bild, denn er wäre nie fähig gewesen, ein Bild von
Gott zu malen. In
Richters Bildern male der Zufall mit. Den Aspekt, dass etwas
zufällig passiere
und der Künstler es wieder strukturiert, fände sich auch in den
Tholeyer
Kirchenfenstern.
Seit der Gestaltung der Fenster für den Kölner Dom 2005 ist
Gerhard Richter
nicht mehr aus der internationalen Kunstszene wegzudenken. Die
Neugier und
Affinität zur Gestaltung von Räumen motivierten ihn, die Fenster
für die
Abteikirche in Tholey zu schaffen. Freie Hand habe man ihm für
sein Schaffen
gelassen. Zunächst habe er in seinem Atelier experimentiert.
Küster skizzierte in ihrem Vortrag ausführlich und anschaulich
den Werkprozess,
der den Kirchenfenstern zugrunde liegt. „Der Darstellung der
Kunsthistorikerin
zur Entstehung der Fenster konnte ich sehr gut folgen. Jetzt
sehe ich die
Fenster mit neuen Augen und verstehe das Prinzip dieser
beeindruckenden
Arbeit“, lobte Bernd Schäfer aus Saarbrücken den Vortrag.
Gerhard Richters Künstlerbuch „Patterns“ sei Ursprung der
Chorfenster. Als
Vorlage diente ihm das Motiv mit der Nummer 724-4. Dieses
abstrakte Bild
zerlegte er mehrfach am Computer. Teilte, spiegelte,
wiederholte. Für jedes der
drei Fenster seien so fünf spiegelbildliche Motive entstanden.
Die Farben seien
mit Digital- und Siebdruck auf das Glas gebracht worden. „Alle
Farben haben
eine Funktion. So steht zum Beispiel Rot für das Leiden Christi.
Es ist keine
Deutung in nur eine Richtung möglich. Die Fenster weisen
hoffnungsvoll in die
Zukunft“, beendete Küster ihren Vortrag. Das Publikum bedankte
sich mit lange
anhaltendem, anerkennenden Applaus. Der eine oder andere
Besucher nutzte
anschließend die Gelegenheit, sich mit der Kunsthistorikerin
auszutauschen.
Am nächsten Tag stand Kerstin Küster in den Räumen der
Tourismuszentrale den
Gästeführern der Gemeinde Tholey Rede und Antwort. Sie teilte
mit dem
wissbegierigen Team viele kunsthistorische und private Details
aus dem Leben
Gerhard Richters. Für die Gästeführer war diese immerhin
dreistündige Vorlesung
in kleiner Runde eine gute Gelegenheit, weitere Informationen
über den Künstler
zu sammeln, die dann in die touristischen Führungen einfließen
können. Die
Gästeführer berichteten, oft würden sie mit der Frage
konfrontiert, was der
Künstler mit dieser abstrakten Fenstergestaltung sagen will?
Ganz einfach die
Antwort der Kunsthistorikerin: „Fragen sie nach der generellen
Einstellung zum
Abstrakten. Fragen sie, was die Besucher in den Bildern sehen.“
Gästeführer
Hans-Josef Recktenwald wurde auch gleich am nächsten Tag in
seiner Führung mit
dieser Frage konfrontiert: „Als ich dem Besucher die Frage
stellte, was er denn
sähe, sprudelte es plötzlich aus ihm heraus, und er entdeckte
viele Figuren und
Formen.“ Ihn hatte in dem Vortrag besonders die Aussage der
Expertin
beeindruckt, dass Richter selbst von sich sagte, er hätte ohne
Glauben an ein
höheres gestaltendes Wesen sein Werk nicht schaffen können. Der
gelenkte Zufall
habe ihm immer geholfen. „Eine bemerkenswerte Aussage von einem
Künstler, vor
allem vor dem Hintergrund, dass Richter zu DDR-Zeiten aus der
Kirche
ausgetreten war, weil er sich nicht in ein religiöses System
einordnen lassen
wollte.“
https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/st-wendel/tholey/vortrag-ueber-die-richter-fenster-in-der-abteikirche-in-tholey_aid-79307071
Date: 2022/11/04 10:07:56
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
vor drei Jahren in der Saarbrücker Zeitung:
Künstler Gerhard Richter über seine Kirchenfenster in Tholey: „Tja.“
Date: 2022/11/04 10:10:59
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
auch vor drei Jahren in der Saarbrücker
Zeitung:
Date: 2022/11/04 10:15:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
auch vor drei Jahren in der Saarbrücker
Zeitung:
Die
Richter-Fenster von Tholey
Von Cornelius Stiegemann
Aktualisiert am 05.09.2019 – Lesedauer: 6 MINUTEN
https://www.katholisch.de/artikel/22831-die-richter-fenster-von-tholey
Tholey ? Gerhard Richter gestaltet die Kirchenfenster von
Tholey:
Damit machte das saarländische Benediktinerkloster
deutschlandweit
Schlagzeilen. Bruder Wendelinus Naumann erzählt im
katholisch.de-Interview
warum sie den berühmten Künstler anfragten und vor welchen
Herausforderungen
die Mönche jetzt stehen.
Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass der weltberühmte Künstler
Gerhard Richter
drei Fenster der Abteikirche von Tholey gestaltet, die seit 2018
restauriert
wird. Am Mittwoch wurden die Entwürfe vorgestellt. Der
Kunstexperte des
Klosters, Bruder Wendelinus Naumann, spricht im
katholisch.de-Interview, über
Touristenströme, Richters überraschendes Angebot und Mathematik
als Annäherung
an göttliche Perfektion.
Frage: Bruder Wendelinus Naumann, wie bekommt man eigentlich
einen
weltberühmten Künstler dazu, drei Kirchenfenster zu gestalten?
Naumann: Ganz banale Antwort: Man muss den Mut haben, eine Bitte
an ihn zu
richten. Unsere Bitte war mutig und sie fiel auf fruchtbaren
Boden.
Frage: Wie hat sich Gerhard Richter mit dem Raum beschäftigt, in
dem sein Werk
eine so wichtige Rolle spielen soll?
Naumann: Richter hat uns offiziell nie besucht. Der Musiker
Bernhard Leonardy,
der Kontakt zu ihm hatte, hat unseren Brief an ihn
weitergeleitet. Darin haben
wir ihm mitgeteilt, dass unsere Abteikirche saniert wird und
dass wir uns
freuen würden, wenn er trotz seines hohen Alters ein Fenster
gestalten könnte.
Uns wurde daraufhin kein "Nein" – womit ich gerechnet hatte –
übermittelt, sondern im Gegenteil: Wir wurden über das Büro
gebeten, Richter die
Maße der Fenster und die weiteren baulichen Details zukommen zu
lassen.
Daraufhin kam das überraschende Angebot Richters, die drei
Hauptchorfenster zu
gestalten.
Frage: Der Vorschlag kam von Richter?
Naumann: Richtig. Wir haben uns natürlich gesagt, ein
bedeutender Künstler muss
auch an einer bedeutenden Stelle platziert werden, aber wir
hatten ursprünglich
die Sakramentskapelle im nördlichen Seitenschiff im Blick. Der
Hauptchor war
zwar auch erwähnt, aber das erschien uns sehr unwahrscheinlich,
weil die Fläche
ja viel größer ist als die der Fenster im Seitenschiff.
Frage: Warum braucht die Abteikirche denn überhaupt neue
Fenster?
Naumann: Die letzte umfassende Sanierung hat in den 1960er
Jahren stattgefunden
und es war bekannt, dass es einen großen Sanierungsstau gab. Im
Rahmen einer
Erfassung der Schäden ging es dann auch um die Fenster: Durch
Glaskorrosion
ließen sie nur noch einen Bruchteil des Tageslichts hindurch,
was zu einer
immensen Verdunkelung des Innenraums führte. Damals meinten wir
noch, die Fenster
nicht in Gänze erneuern zu müssen. Eine eingehende Untersuchung
ergab dann aber
ein massives und vielfältiges Schadensbild. Die Frage war dann:
Machen wir die
Fenster technisch perfekt nach dem alten Entwurf nach oder
nutzen wir die
Chance auch einen neuen Inhalt hineinzugeben?
Frage: Warum haben Sie sich für neue Gestaltung entschieden?
Naumann: Weil wir gemerkt haben, dass die alten Fenster, die ja
sehr symbolisch
waren, heute kaum noch verstanden werden.
Abt Mauritius Choriol (r.) und Bruder Wendelinus Naumann (l.)
präsentieren am
04.09.2019 erstmals die Entwürfe des weltberühmten Künstlers
Gerhard Richter
für die drei Hauptchorfenster der Abteikirche von Tholey.
Frage: Wie sahen die alten Fenster aus?
Naumann: Die Fenster unten bestanden aus verschiedenen
Darstellungen mit den
Themen Gottes Gegenwart und Unmittelbarkeit in Abstraktionen.
Sie wurden von
Bonifatius Köck entworfen, einem Mönch aus unserer Abtei. Man
muss jedoch gutes
katechetisches Wissen haben, um die Bilder deuten zu können. Ein
Bild zeigte
etwa den Auszug aus Ägypten. Die Türpfosten waren mit den roten
Bahnen des
Lämmerblutes bestrichen, auch Mond und Nacht wurden abstrakt
abgebildet. Da
werden alle möglichen Assoziationen gestartet, bloß die
spirituelle Bedeutung ist
für viele Betrachter so gut wie nicht mehr gegeben.
Frage: Heute braucht man Fenster, die ganz einfach zu verstehen
sind?
Naumann: Die verstehbar sind, die berühren und zum Nachdenken
anregen, die aber
nicht banal sind. Nach einigen Beratungen im Konvent haben wir
international
ausgeschrieben und einen Wettbewerb gestartet, den die Münchner
Glaskünstlerin
Mahbuba Elham Maqsoodi gewonnen hat. Maqsoodi arbeitet
figürlich. Das passt zur
Heilsgeschichte und zu Heiligenlegenden, weil das Bezug zur
Gegenständlichkeit
hat, weil das in der Welt gespielt hat. Aber wir haben uns
schwergetan mit
Darstellungen, die das eigentliche Mysterium anbelangen.
Gottvater als alter,
bärtiger Mann, das kann man nicht bringen. Aus katholischer
Sicht ist uns die
göttliche Schau – die beata visionis – schließlich erst nach dem
Tod möglich.
Frage: Deshalb Richters abstrakte Kunst?
Naumann: Die Hauptfenster, die Richter gestaltet, sind ja der
Hintergrund vor
dem die Eucharistie stattfindet. Richter geht es um Symmetrien,
die immer
wieder gebrochen werden. Wir Mönche finden das sehr interessant,
weil die
Symmetrien angewandte Mathematik sind. Und Mathematik ist eine
Form, Wahrheit
oder Perfektion zu beschreiben. Genauso die starke Farbigkeit
der Fenster: Das
an sich unsichtbare Licht wird – nach der Farbenlehre – durch
ein Prisma in
verschiedene Farben zerlegt und alle Farben zusammen ergeben
wieder ein
neutrales Licht. Das sind für uns Metaphern, mit denen man aus
religiöser Sicht
der Beschreibung von Vollkommenheit sehr nahekommt.
Frage: Inwiefern sind Richters abstrakte Fenster jetzt
sprachfähiger als die
von Bonifatius Köck?
Naumann: Das ist eben der scharfe Kontrast zu den bildlichen
Fenstern. Man wird
sich ja fragen: Was ist das? Aufgrund ihrer Symmetrie werden sie
faszinieren,
ohne dass sie sich direkt erschließen. Das letzte Mysterium des
Glaubens wird
in diesen Fenstern widergespiegelt. Wir haben in den Psalmen,
die wir als
Mönche sehr oft lesen, eine Stelle an der es heißt: Gott, der in
undurchdringlichem Lichte wohnt. Und wir können nur versuchen,
uns etwa über
diese Physik der Farben und der Mathematik der göttlichen
Perfektion
anzunähern. Das haben Kirche und Kirchenräume über Jahrhunderte
getan. Mit
Malerei, Bildhauerei, Architektur, Musik geben sie den Menschen
einen
Vorgeschmack.
Frage: Und Richter ist dafür der Richtige?
Naumann: Richter ist zwar aus der evangelischen Kirche
ausgetreten. Er hat sich
aber selbst als "Suchenden" bezeichnet und findet gut, dass es
Räume
und Gebäude gibt, die Menschen Trost spenden. Auch wir wollen
mit unserer
Kirche die Menschen wieder ansprechen. In der heutigen grellen
und lauten Welt
müssen wir uns deshalb überlegen, wie man Signale setzt, die zum
Nachdenken
führen. Wir sind hier zwar im ländlichen Raum und haben keinen
so starken
Rückgang an Gläubigen wie in den Städten, aber ich finde die
Frage der
Suchenden hochinteressant. Viele Leute bezeichnen sich heute so.
Und die große
Herausforderung für uns als Kirche ist die Frage, wie wir mit
diesen Menschen
umgehen.
Frage: Ab Juni 2020 ist die Kirche für die suchenden Menschen
wieder geöffnet.
Aber kommen dann die Kunst-Suchenden oder die Glauben-Suchenden?
Naumann: Wir fragen uns selbst, ob das noch das Publikum sein
wird, das wir
kannten. Was macht das Label "Richter-Fenster"? Da gibt es
mehrere
Aspekte, die man beachten muss, auch problematische. Wie wird
man die
Besucheranfragen bearbeiten, reichen die Parkplätze, wo können
die Menschen zur
Toilette gehen? Was bedeutet all das für unser monastisches
Leben? Wir brauchen
ja eine gewisse Abgeschiedenheit. Wir sind aber auch nicht
blind. Wir wissen
was Richters Werk in der ehemaligen Dominikanerkirche in Münster
für
Besucherströme ausgelöst hat. Wir sehen es jedoch auch als
Chance. Wir können
die Begegnung nutzen, um unsere Botschaft mitzuteilen.
Frage: Aus Kunstfans sollen Gläubige werden?
Naumann: Ich glaube, man braucht gar nicht so stark zwischen
Gläubigen,
Suchenden und Kunstfans zu unterscheiden. Da gibt es
Schnittmengen. Wenn jemand
ein gefestigtes atheistisches Weltbild hat, aber Richter toll
findet, glaube
ich nicht, dass wir ihn als Kloster im Normalfall erreichen
könnten. Die
Illusion mache ich mir nicht. Wenn er jetzt aber wegen der
Richter-Fenster in
unsere Kirche kommt, kann er neben der Kunst zumindest auch
etwas von dem
mitbekommen, was wir für wichtig erachten.
[Die
beiden letzten Antworten finde ich klasse, vor allem den letzten
Satz. Wenn ich in St. Wendel Kirchenführungen mache, gehts mir
nicht darum, irgendwen von der katholischen Religion zu
überzeugen. Wichtig ist, daß er oder sie nach dem Rausgehen eine
Idee davon hat, wie die Kirche funktioniert und warum. gr]
Date: 2022/11/06 19:25:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Abend,
in unserer Familie bin ich nicht wirklich der richtige
Ansprechpartner, wenn es
um Emotionen und so’n Zeug geht. Zwar bin ich als Mann nicht per
Definition ein
Trampel, aber das mit den Emotionen ist doch eher mehr die Sache
meiner Ehefrau
Anne. Deshalb nehme ich die Magazine, die sie so liest, und lege
sie in ihre
Ecke des Tischs im Esszimmer. Nein, ich lese so was nicht, schon
gar nicht,
wenn solche Aufforderungen wie „Nimm dir Zeit für dich“
draufsteht.
Vor einigen Jahren kam die Reiseautorin und Jakobswegwandererin
Beate Steger zu
einem Vortrag nach St. Wendel, und als sie anfing, für das Magazin
„Der Pilger“
zu arbeiten, war ein Abonnement dieser Zeitschrift obligatorisch.
Nun ist das so, daß ich gern was zu lesen habe, wenn ich mich am
Tisch sitze,
einen Kaffee trinke und die Tageszeitung durch habe, aber in der
Tasse noch was
drin ist. Gegenüber liegt der „Pilger“, auf dem Titelbild eine
junge Frau, die
aus einer Thermoskanne ihren Kaffee oder Tee schlürft. Darüber das
Motto „Magazin
für die Reise durchs Leben“ und ganz rechts mein absolutes Nou-Gou
„Kolumne
Anselm Grün“.
Schaudernd will ich mich abwenden, als mein Blick auf einen Titel
ganz unten
links fällt: „Wo komme ich her? Die Geschichte meiner Familie.“
Was mich
neugierig macht.
Schon im Vorwort steigt die Chefredakteurin ins Thema „Genealogie“
ein, ohne es
beim Namen zu nennen. Auf Seite 12 ist ein Foto mit Fußspuren im
Schnee oder
Sand, nein, eher doch Schnee. Und ab Seite 13 kommt der Artikel
„Die Lücken
schließen“ von Nikola Hollmann. „Jede Familie hat eine Geschichte
zu erzählen,
von Liebe und Hoffnung, von Dramen und Herausforderungen. Immer
mehr Menschen
tauchen in die Geschichte ihrer Vorfahren ein. Sie erfahren dabei
mehr über
ihre Ahnen und über sich selber.“ Schöne Einleitung, macht Lust
auf mehr.
Die Autorin Dorothee Haentjes-Holländer aus Bonn schreibt über
ihren Vater Paul
Haentjes und seine Kriegserlebnisse und über ihren Urgroßvater
Anton Sauerwald
(1866-1935) und plaudert aus dem Nähkästchen über ihre Motive und
die
Hintergründe ihrer Forschung.
Dann wechselt der Artikel zur Familie Schott aus Duisburg,
bestehend aus der
Oma (89), ihrer Tochter (55) und deren Tochter (16). Und weil
letztere
neugierig ist, entsteht ein Kontakt zu Anja Klein, die vor Jahren
ihr Hobby zum
Beruf gemacht - Moment mal, Anja Klein, kenne ich die nicht? -
hat, einen Blog
www.welt-der-vorfahren.de unterhält und einen internationalen
Online-Kongress
ins Leben gerufen hat - ja, kenne ich sicher, und zwar seit der
Rootstech 2019
in London und spätestens seit Genealogica 1 und 2, hallo, Anja!
Beide Autorinnen gehen im weiteren Artikel auf ihre Beweggründe
stärker ein mit
teilweise starken Aussagen: „Es befriedigt meine intellektuelle
Neugier,
bereitet mir tiefe Emotionen, ich begebe mich auf Zeitreise,
beschäftige mich
mit Weltgeschichte und erlebe immer wieder, wie eng alles
miteinander verbunden
ist“, sagt Anja Klein. Haentjes-Holländer nennt es „einen Sog“:
„Ich hatte noch
nie ein Thema, bei dem ich so bei mir war.“
Mein Kaffee ist kalt geworden und schmeckt bitter, als ich ihn
trinke. Aber das
„Opfer“ hat sich gelohnt.
Wer den Artikel ganz lesen will: Der Pilger, Winter 2022, Verlag
Peregrinus
GmbH
Roland Geiger
Date: 2022/11/07 18:00:26
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Durch Schönheit zur Freiheit. Die Welt von
Weimar-Jena um
1800
Autor(en) Schmidt, Georg
Erschienen München 2022: C.H.
Beck Verlag
Anzahl Seiten 384 S.
Preis € 29,95
ISBN 978-3-406-78556-6
Rezensiert für H-Soz-Kult von Wolfgang Burgdorf, Historisches
Seminar,
Ludwig-Maximilians-Universität München
1776 riefen die Sklavenhalter Virginias immer lauter nach Freiheit
von der
Tyrannei des englischen Königs. Auf ihre Freiheit, Sklaven zu
halten, wollten
sie jedoch nicht verzichten. 1787 begrüßt der zügellose Edelmann
Don Giovanni
die neu ankommenden Ballgäste: „Hoch leb' die Freiheit hier!“
Donna Anna, Donna
Elvira, Don Ottavio und Leporello antworten: „Hoch leb' die
Freiheit“. Don
Giovanni meint damit, Sex mit jeder haben zu können, egal ob
verheiratet oder
sehr jung, auch um den Preis eines Mordes. Die Hinzukommenden
meinen jedoch die
Freiheit vor sexuellen Übergriffen, Vergewaltigung und tödlicher
Gewalt.
Unreglementierte Freiheit schien auch den Weimarer Klassikern
bedenklich. „Wenn
sich die Völker selbst befrein; / Da kann die Wohlfahrt nicht
gedeihn“ dichtete
Schiller 1799 im „Lied von der Glocke“. Der Freiheitsdiskurs der
Weimarer
Klassiker und Jenaer Romantiker ist das Thema der neuen
Publikation von Georg
Schmidt. Sie schildert, was sich zwischen der Ankunft Wielands
1772 und dem
Tode Goethes 1832 in Weimar vorfiel vor dem Hintergrund der
Ereignisse in
Deutschland und Europa. Wobei Prolog und Epilog, „Freiheit und
Schönheit“ und
der „Geist von Weimar“ die Darstellung rahmen. Im Mittelpunkt
stehen die
begnadeten Schriftsteller, welche die Regentin Anna Amalia und ihr
Sohn Herzog
Carl August an ihren Weimarer Hof und an die Universität Jena
zogen. Das Ziel
der Klassiker war letztlich ein humanitäres Weltbürgertum, zu
bewirken durch
die „ästhetische Erziehung des Menschen“. Den Widerspruch zwischen
Populismus
als stete Gefahr der Demokratie und der Kunst formulierte Goethe
1822: Die
Nation wurde „irregemacht durch Menschen, mit denen ich nicht
rechten will. Sie
stellen sich der Masse gleich, um sie zu beherrschen; sie
begünstigen das
Gemeine, als ihnen selbst gemäß, und alles Höhere ward als
anmaßend verworfen“.[1] Dieses Anbiedern
skrupelloser Politiker
oder auch Kulturunternehmer an die gemeine Masse ist ein sich
radikalisierender
reziproker Prozess.
Georg Schmidt, seit 1993 Professor für Geschichte der Frühen
Neuzeit in Jena,
ist ein Experte für die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges und
des
frühneuzeitlichen Reiches. Von ihm stammt das teilweise auf einem
verbreiteten
Quellenbegriff zurückgehende, vieldiskutierte
analytisch-deskriptive Theorem
des komplementären Reichsstaats. Es beschreibt, dass
Reichskonstitution und
Nation für die Zeitgenossen aufeinander bezogen waren. Das Reich
wird als ein
komplexes, teils föderales, teils hierarchisches,
multikonfessionelles
Mehrebenengemeinwesen gezeichnet. Zudem war Schmidt von Juli 1998
als
Teilprojektleiter und Vorstandsmitglied und von Juli 2006 bis Juni
2007
Sprecher des SFB 482 „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“. Dies
war einer der
erfolgreichsten Sonderforschungsbereiche, weil er zeitlich und
räumlich klar
umrissen war und somit für die Teilnehmenden viele Synergieeffekte
ermöglichte,
was SFBs, die nur durch wage Oberbegriffe definiert sind, nicht
leisten.
Hiervon profitiert Schmidts jüngste Publikation.
Gegliedert ist das Opus in sechs große Kapitel: „I. Weimar – die
Voraussetzungen“, „II. Sachsen-Weimar-Eisenach – Regieren und
Dilettieren“.
Hier wird die 6000 Seelen umfassende Ackerbürger- und
Residenzstadt
geschildert, in deren Mitte seit 1774 die Brandruine des Schlosses
stand.
Weimar war überschuldet und die Bewohner sahen das zunehmende
Geniewesen eher
kritisch. Kosteten die Schöngeister doch Geld, während der Nutzen
zunächst nicht
absehbar war. Ein zeitgenössischer Reiseschriftsteller urteilte
knapp: „Der Ort
ist tot“ (S. 60). In der Tat verstarben 43 Prozent der
Neugeborenen im ersten
Lebensjahrzehnt (S. 62). Aber dennoch etablierte sich am
Witwensitz Anna
Amalias ein Musenhof. Das III. Kapitel behandelt das Geistesleben
in dem
ungefähr 4000 Einwohner und ca. 350 Studenten, zunächst
überwiegend aus der
näheren Umgebung, umfassende Jena. Hier geht es um zukunftweisende
Universitätsreformen bzw. Goethes Neuausrichtungen, Bertuchs
Wirtschaftsimperium
und das Wirken Schillers. „Im Schatten der Französischen
Revolution und der
Koalitionskriege machte Weimar-Jena als Literatur-,
Wissenschafts-, Bildungs-
und Medizinzentrum Furore“ (S. 111). Das lag auch an der langen
Friedenszeit in
der sogenannten „norddeutschen Neutralität“ während Europa vom
Krieg verheert
wurde. Die Studenten konnten sich einiges erlauben, denn die Stadt
lebte von
ihnen. Goethe, die Regierung und der Herzog meinten: „Die Angst
vor der
Revolution durfte nicht dazu führen, dass die Gegenmaßnahmen das
bewirkten, was
sie eigentlich verhindern sollten“ (S. 146). Fichte jedoch musste
gehen.
„Die Doppelstadt – das Ereignis Weimar-Jena“ ist das IV. Kapitel
überschrieben.
„Die Hoffnung war, dass Künste, Literatur und Wissenschaften mit
ihrem Anspruch
des Wahren, Guten und Schönen die Impulse setzen konnten, die zu
Harmonie und
Frieden führten“ (S. 167). Man erwartete also von der neuen
Kunstreligion, an
der griechischen Klassik orientiert, was die christlichen
Religionen nicht geleistet
hatten. Goethes „Freundschaftspakt mit Schiller war der Sprung auf
ein höheres
Level; er machte aus dem Weimarer Musenidyll das Ereignis
Weimar-Jena“ (S.
171). Der Frieden führte zur Ansiedlung französischer Emigranten
und
Engländern. „Die Romantiker lehnten die liberalen Vorstellungen
von
Individualität, kritischer Vernunft und Menschenrechten nicht ab,
wollten
jedoch den Staat in Einklang mit der organischen Natur bringen und
Despotismus
durch plurale Herrschaftsformen ausschließen“ (S. 207).
Das V. Kapitel „Neue Konstellationen – alte Illusionen“ behandelt
die
politischen Umgestaltungen in Deutschland. Besonders in Schillers
später
„Deutsche Größe“ benannten Gedichtfragment wird deutlich, es ging
nicht um die
Errichtung eines Machtstaats, sondern um die Vision
geistig-kultureller
Herrschaft (S. 230) und damit um eine universelle Mission. Diese
Vision teilten
Klassiker und Romantiker. Für Madame de Staël galt Weimar 1803 als
„capitale
littéraire de l´Allemagne“ (S. 238). Doch mit Herders und
Schillers Tod im
Dezember 1803 und Mai 1805 beginnt die „Klassikdämmerung“. Sie
wurde
beschleunigt durch die Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt am
14. Oktober
1806. Es folgen Goethes Vorstellung von der deutschen Nation,
Rheinbund und
Befreiungskriege sowie Goethes politisches Vermächtnis.
Das letzte Kapitel behandelt die „Arbeiten am Mythos“,
Großherzogtum und
Pressefreiheit, das Wartburgfest als Fanal, das Weimarer Monument.
Es ließe
sich auch von der Musealisierung des Mythos sprechen. Abschließend
wird die
Reichsoption in Faust II behandelt. Der Mythos der Politikferne
der Klassiker
ist geschichtsklitternd. Goethe arbeitete als Minister im Zentrum
von Regierung
und Verwaltung des Herzogtums; zeitweise war er auch für Finanzen,
Militär,
Straßenbau und Bergbau zuständig, zudem für Kultur und
Wissenschaftspolitik als
Theaterleiter und Zuständiger für Bibliotheken, Sammlungen und die
Jenaer
Universität. Herder war als Superintendent und Hofprediger für die
Staatskirche
und das Elementarschulwesen verantwortlich, Wieland war
Prinzenerzieher und
wichtiger Kulturunternehmer, Schiller, wie Hegel und Fichte
zeitweilig
Professor in Jena, war ihnen eng verbunden. Sie waren nicht fern
der Politik,
sondern bildeten mit ihr Zentrum. Sie wussten wie mühselig
Regierungshandeln,
Interessenausgleich und wie arg begrenzt Handlungsspielräume
waren.
Georg Schmidts Fazit schließt Goethe und Schiller an: „Freiheit
ist ein
wichtiges Gut, benötigt aber Regeln, um nicht durch bloße Egoismen
die
Gesellschaft zu entzweien“ (S. 273). Eine uneingeschränkte
Freiheit, wie sie
Don Giovanni forderte, zerstört das humane Zusammenleben. Das von
Schmidt
behandelte Freiheitsproblem ist noch immer hochaktuell. Darauf hat
jüngst der
Jurist und Schriftsteller Georg M. Oswald verwiesen.[2]
„Der Weltbürger war frei von ständischen, religiösen oder
kulturellen
Vorurteilen, stand über der Tagespolitik und lebte der Vernunft
und Humanität
verpflichtet – ein Individuum, das im Idealfall nirgends ein
Fremder war“ (S.
38). Durch einige Äußerungen der Klassiker mitveranlasst und durch
die
gescheiterte Revolution von 1848 verstärkt, kultivierte das
deutsche
Bildungsbürgertum im 19. und 20. Jahrhundert seine Politikferne.
Die
Vorstellung einer „geistig-kulturellen Überlegenheit“ mutierte zum
„millionenfach todbringenden Rassismus“ (S. 295). Die Aufgabe des
klassischen
Ziels des humanen Weltbürgertums, das nationalen Patriotismus
nicht ausschloss,
ermöglichte die Kulturkatastrophe des Nazismus.
Die Darstellung zeichnet sich durch die gelungene Synthese
bewundernswerter
geschichtlicher Kenntnisse und inhaltlicher Vertrautheit mit den
Werken der
Klassiker aus. Das verleiht diesem großen Werk Georg Schmidts
einen betörenden
Charme.
Anmerkungen:
[1] Goethes Werke, Bd. VIII,
München 1981, S.
522.
[2] Georg M. Oswald, Ein großes
Versprechen, in:
Ders. (Hrsg.), Das Grundgesetz. Ein literarischer Kommentar,
München 2022, S.
9–14, hier S. 11.
Zitation
Wolfgang Burgdorf: Rezension zu: Schmidt, Georg: Durch Schönheit
zur Freiheit.
Die Welt von Weimar-Jena um 1800. München 2022: ISBN 978-3-406-78556-6, , In: H-Soz-Kult,
08.11.2022, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-117096>.
Date: 2022/11/10 20:25:16
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Date: 2022/11/16 23:37:07
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
[Wem der nachfolgende Text zu lang erscheint, mag recht haben.
Den verweise ich besonders auf die Besprechung des interessanten
Beitrages von Oliver Auge]
Organisatoren Hessisches Landesarchiv,
Abteilung
Staatsarchiv Darmstadt; Historisches Seminar, Goethe-Universität
Frankfurt
Förderer Kulturstiftung des Hauses Hessen
Ort Darmstadt
Vom - Bis 01.09.2022 - 02.09.2022
Von Ulrike Marlow, Anpassungsstrategien der späten
mitteleuropäischen Monarchie
am preußischen Beispiel 1786-1918, Berlin-Brandenburgische
Akademie der
Wissenschaften
Briefe enthalten persönliche Mitteilungen, so ist zumindest
unser heutiges
Alltagsverständnis vom Schriftstück Brief. In der Tagung ging es
um die Fragen,
welche inhaltlichen und äußeren Merkmale Briefwechsel zwischen
Dynastiemitgliedern
kennzeichnen und wie die in den Archiven sowohl in erschlossenem
als auch in
unerschlossenem Zustand liegenden Korrespondenzen für die
Forschung fruchtbar
genutzt werden können.
ROUVEN PONS (Darmstadt) staunte in seinen einführenden Worten
darüber, dass
fürstliche Briefe in den archivkundlichen Betrachtungen, wo
sämtliche in
Archiven befindliche Schriftstücke klassifiziert und definiert
werden, bisher
nur sehr oberflächlich und knapp betrachtet wurden[1]. Das kann sich Pons
einerseits nur
mithilfe der lange nachwirkenden These vom Niedergang des Adels
im 19.
Jahrhundert erklären und andererseits mit der Schwierigkeit der
Aktenkunde,
fürstliche Briefe als amtliches und damit archivwürdiges Gut zu
klassifizieren.
Nach einer Erinnerung an eine kleine Blüte von Editionen
fürstlicher Briefe aus
den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts[2] forderte er dazu auf,
diese
Korrespondenzen heute mit geeigneten Handwerkszeug auszuwerten
und dabei die
Digital Humanities zu Hilfe zu nehmen. Ziel sollte es sein,
Formen von
fürstlicher Korrespondenz, übliche Grundstrukturen sowie häufige
Inhalte
herauszuarbeiten.
ANDREAS FAHRMEIR (Frankfurt am Main) rief den Brief als
traditionelles Medium
bzw. Ort der Selbstinszenierung und Reflexion in Erinnerung,
aber auch als eine
aufschlussreiche Quelle bei der Beantwortung der Frage nach der
Entwicklung von
Monarchien im 19. Jahrhundert zu Medienmonarchien.
Die Vorträge der ersten Sektion vermaßen die historische
Dimension von
fürstlicher Korrespondenz. Die Forschungsinteressen der neuen
Monarchiegeschichte liegen besonders auf Verfassungen,
Öffentlichkeit und
Medien sowie auf der Kommunikation, resümierte FRANK-LORENZ
MÜLLER (St.
Andrews). Er plädierte dafür, dass die Monarchiegeschichte die
aktive Rolle der
Monarchen und ihrer engen Umgebung wieder mehr in Betracht
nehmen solle, wofür
sich die Analyse von Egodokumenten wie Briefen eigne. Müller sah
es kritisch,
dass (konstitutionelle) Monarchen des 19. Jahrhunderts in der
neuen
Monarchiegeschichte zu sehr als „Grüßonkel“ interpretiert würden
und
einflussnehmende Monarchen wie Kaiser Wilhelm II. oder König
Ludwig II. von
Bayern dann vielleicht zu vorschnell als anachronistisch
klassifiziert werden.
Der fürstliche Brief sei vor allem ein Gebrauchsgegenstand
zwischen Absender:in
und Empfänger:in gewesen und dürfte wesentlich zur Neustiftung
einer
Identifikation als eigene soziale Gruppe gedient haben, die
einem hohen
Anpassungsdruck ausgesetzt war, wie das Silke Marburg gezeigt
hat[3].
Oliver Auge (Kiel) warf einen Blick auf die Praxis des
Briefschreibens im Mittelalter
und den dazugehörigen Forschungsstand. Damit gab er eine
Vergleichsfolie für
die folgenden Vorträge, die allesamt Briefe des 19. Jahrhunderts
untersuchten.
Auge erinnerte daran, dass das alte Postulat der Blütezeit des
Briefeschreibens
im 18. und 19. Jahrhundert die Kommunikationsrevolution des
Mittelalters
vernachlässige. Um 1500 kam es zu einer neuen Briefform: der
Empfänger wurde
als Außenadresse genannt, Textbereiche wurden stärker
gegliedert, die Position
der Unterschrift spiegelte die soziale Hierarchie wieder.
Sprache, Schrift,
Schriftträger (beschriebenes Material) und Bote wirkten sich in
ihrem
Zusammenspiel auf die Bedeutung der Nachricht aus. Eigenhändige
Briefe stellten
noch eine Ausnahme dar, es wurde vielmehr Schreibern oder
Hofdamen diktiert,
und empfangene Briefe wurden laut vorgelesen. Eigenhändige
Briefe galten daher
als besonders wertschätzend gegenüber dem Empfangenden. Das „Du“
breitete sich
im 16. Jahrhundert als Novum zwischen ranggleichen männlichen,
eigenhändigen
Briefschreibern aus. Zuvor wurden nur Rangniedere geduzt, wie
die Ehefrauen.
Zudem sei festgestellt worden, dass bis zum 16. Jahrhundert vor
allem Frauen
Briefe verfasst und genutzt hatten und erst im 16. Jahrhundert
in einem
ähnlichen Maße Briefe von Männern hinzukamen. Der seit den
2000er Jahren
etablierte Begriff der Familien- und Freundschaftsbriefe, der
auf Claudia Nolte
zurückgeht, verwirft den problematischen Begriff des
Privatbriefes für das
Mittelalter. Inhaltliche Merkmale der Familien- und
Freundschaftsbriefe sind
u.a. der Austausch über Verwandte, Freunde aber auch Feinde
sowie Mitteilungen
und Wünsche zur Gesundheit.
In der zweiten Sektion wurden Versand und Transport, formale
Eigenschaften
sowie Selbstinszenierung in fürstlicher Korrespondenz
beleuchtet. KLAUS BEYRER
(Karlsruhe) bot einen rasanten Überblick über die Entwicklung
des Postversands
im 19. Jahrhundert. Das Briefaufkommen hatte sich zwischen 1800
(200
zugestellte Briefe pro Tag in Berlin) und 1900 (800 Briefe pro
Tag) erheblich
gesteigert. Tendenziell kam es im 19. Jahrhundert zu einer
Verstaatlichung des
Postwesens. Verwaltungsstrukturen, Nutzung der Dampfeisenbahn
für schnelleren
Versand und Bemühungen um übersichtlichere Tarife begleiteten
diesen Prozess,
aber auch die Briefzensur in der Ära Metternichs. Für fürstliche
Korrespondenz
galt im 19. Jahrhundert Portofreiheit, die für Landesfürsten,
Hofstaaten,
Minister sowie manche Beamte galt und sich auf Vereine
ausdehnte. Gestiegene
Einnahmeverluste seitens der Post führten 1870 zu einer
Begrenzung der
Portofreiheit im Norddeutschen Bund auf die Monarchen, ihre
Ehefrauen und
Witwen. Die technischen Entwicklungen seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts
(Briefmarke, Briefkästen) trugen zur Zunahme von Postsendungen
bei. Dennoch
bestand bei den Nutzenden ein Misstrauen in die Zuverlässigkeit
der Post. Davon
zeugen fortlaufende Nummerierungen in den Briefen oder die
Angabe, welche
Briefe erhalten und beantwortet wurden, sowie weiterhin der
Rückgriff auf
eigene Boten.
KARSTEN UHDE (Marburg) brachte die Sicht eines Archivars auf die
Form von
fürstlichen Briefen ein. Grundsätzlich sei die Definition und
Merkmalszuweisung
zu fürstlichen Briefen schwierig, weil es keine Terminologie für
privates
Schriftgut gebe und die polare Gliederung von Archiven in
privates und
dienstliches Schriftgut bei fürstlicher Korrespondenz ein
Dilemma aufwerfe.
Anhand von aktenkundlichen Klassifizierungen können fürstliche
Briefe entweder
der Kategorie der amtlichen Fürstenschreiben oder der Kategorie
der
Privatkorrespondenz zugewiesen werden. Unter amtlichen
Fürstenschreiben werden
Schreiben zwischen Ranggleichen verstanden, die keine
privat-dienstlichen
Inhalte aufweisen. Zu ihnen zählen Kanzleischreiben,
Handschreiben und
Notifikationsschreiben als Kanzlei-, Hand- oder
Privatbriefschreiben aus Anlass
von dynastischen Ereignissen (Geburt, Taufe, Hochzeit, Tod).
Reine Privatbriefe
zeichnen sich durch die vertrauliche Anrede mit „Du“ aus und
sind im 19.
Jahrhundert eigenhändig – eine genauere Unterscheidung sei
gegenwärtig
terminologisch und formal nicht möglich.
Briefe dienen zur Konstruktion einer sozialen Rolle, und der
Adressat bzw. die
Adressatin fungiert oft als Co-Autor:in des Briefs. Diese Form
von
Selbstinszenierung zeigte ROUVEN PONS (Darmstadt) anhand der
Korrespondenz und
Lebensgeschichte von Erzherzog Stephan (1817–1867). Stephan, aus
der
ungarischen Seitenlinie der Habsburger, war 1843 Landeschef von
Böhmen und seit
1847 Palatin von Ungarn. Er musste im Zuge der 1848er Revolution
das Amt als
Palatin niederlegen und lebte in Schaumburg im Exil, wo er von
den Habsburgern
gemieden wurde und an Renommee verlor. Erst 1858 wurde er von
Wien wieder
sukzessive in die Habsburgerdynastie eingebunden. Diese
Zurücksetzung, so Pons,
schmerzte Erzherzog Stephan, und er versuchte sich selbst zu
rehabilitieren.
Äußerungen in seinen Briefen, sie würden von Beamten der
Habsburgermonarchie
mitgelesen, verweisen auf Stephans Aufbegehren gegen seinen
Status. Stephan
hatte nicht nur den Adressaten, sondern auch mögliche Mitleser
bei seinen
Mitteilungen im Blick, und er war gewiss, dass seine Briefe ins
Hausarchiv
kommen würden. Daher seien seine Briefe nicht als vertrauliche
Mitteilungen zu
verstehen, sondern vielmehr als öffentliche Mitteilungen. Die
sehr auffällige
regelmäßige Handschrift von Erzherzog Stephan versinnbildlicht
seine glatte
Oberfläche und spreche für den Aufbau einer äußeren Fassade, mit
der er sich
selbst über die hinterlassenen Briefe ein Denkmal als unschuldig
Verbannter
setzen wollte.
Die dritte Sektion bot zwei Berichte, wie Korrespondenzen von
Frauen – einmal
von einer Adligen und einmal von einer Monarchengattin –
archivalisch
erschlossen oder auch digitalisiert verfügbar und somit für die
historische
Forschung nutzbar gemacht werden können. GUDRUN GERSMANN (Köln)
hat mit ihrem
Projektteam 11.000 Briefe von Constance de Salm (1767–1845)
digitalisiert, mit
Metadaten erschlossen und online verfügbar gemacht[4]. Die Eheschließung mit
Joseph zu
Salm-Reifferscheid-Dyck 1802 führte für Constance de Salm dazu,
dass sie fortan
die eine Jahreshälfte in Paris lebte und die andere im Schloss
Dyck am
Niederrhein. Es entwickelte sich also ein Briefwechsel zwischen
den Pariser
Intellektuellenkreisen, denen Constance angehörte, und dem
niederrheinischen
Adelssitz. Gersmann skizzierte künftige Forschungsperspektiven,
die sich aus
diesem umfangreichen Material ergeben: Die Funktionsweise von
Netzwerken und
Patronage sei in diesem Konvolut nachvollziehbar, ebenso wie die
Bemühungen von
Constance de Salm, ihr Selbstbild für die Nachwelt zu prägen und
um die
Anerkennung von weiblicher Autorenschaft zu kämpfen.
KATJA DEINHARDT (Weimar) berichtete wie sie den mit 60 laufenden
Metern
umfangreichsten Nachlass von Maria Pawlowna (1786–1859) im
Großherzoglichen
Hausarchiv, das zum Hauptstaatsarchiv Weimar gehört, erschließt
und welche
Herausforderungen das birgt. Im Teilbestand „Korrespondenzen“
befinden sich,
wie es die Betitelung vermuten lassen würde, keineswegs nur
Briefwechsel. Darin
werden zahlreiche Bittschriften an Maria Pawlowna als
Großherzogin von
Sachsen-Weimar-Eisenach verzeichnet, aber auch Begleitschreiben
(Widmungen,
Gedichte), 225 Konvolute von Berichten und schließlich
Briefwechsel. Deinhardt
betonte die Unsortiertheit des Nachlasses und fragte sich, warum
die darin
befindlichen Akten im 19. Jahrhundert als Korrespondenz abgelegt
wurden. Denn
nur ein kleiner Teil entspreche der Briefdefinition von Irmtraut
Schmid, wonach
Briefe von persönlichem Austausch zwischen zwei Personen zeugen[5]. Die eigentlichen
Korrespondenzen zeigen,
wie sich Maria Pawlowna über persönliche Briefnetzwerke
ausgiebig über das
Geschehen und die Gesundheit an anderen Höfen informierte – so
wie das später
ihre Tochter Kaiserin Augusta auch tat.
Wilhelmine von Baden, Großherzogin von Hessen und bei Rhein
(1788–1836)
korrespondierte nicht nur mit ihren Geschwistern, Nichten und
Neffen, sondern
auch mit vertrauten Hofchargen aus ihrem Hofstaat. Die dabei
nachvollziehbaren
Patronagebeziehungen zeichnete LUPOLD VON LEHSTEN (Bensheim)
nach. So war die
Hofdame Karoline von Freystedt für Wilhelmine die wichtigste
Informantin zum
Leben am Karlsruher Hof geworden, nachdem ihre Mutter Amalie von
Baden
(1754–1832) verstorben war. Lehsten konnte aus den Briefen von
Wilhelmine mit
ihrem Umfeld und den Karrierestationen mancher ihrer Hofchargen
Patronagebeziehungen verdeutlichen, etwa wenn Hofchargen mit
Nachkommen aus den
morganatischen Linien der Häuser Baden und Wittelsbach
verheiratet wurden.
In der vierten Sektion standen die Briefwechsel von Monarchen
und
Monarchengattinnen aus Mexiko und Preußen sowie die
intellektuelle
Korrespondenz einer Adligen mit einem Dichter im Fokus. Zugleich
zeigten Thomas
Just und Christine Klössel den Umgang ihrer Archive mit
überlieferten
fürstlichen Korrespondenzen auf. THOMAS JUST (Wien) berichtete
aus dem Wiener
Haus-, Hof- und Staatsarchiv, wo das Archiv von Kaiser
Maximilian von Mexiko
(1832–1867) verwahrt und gerade neu erschlossen wird. Maximilian
war der
jüngere Bruder von Kaiser Franz Joseph und hatte aus innerem
Geltungsdrang 1864
die mexikanische Kaiserwürde angenommen. Das Mexiko-Projekt
stand von Anfang an
unter ungünstigen Vorzeichen und endete für Maximilian am 19.
Juni 1867 mit
seiner Erschießung in Querétaro. Sein Archiv gelangte 1868 von
Schloss Miramar
bei Triest, das er sich als Oberbefehlshaber der
österreichischen Kriegsmarine
hatte erbauen lassen, nach Wien ins Haus-, Hof- und
Staatsarchiv. Dieses Archiv
gliedert sich in zwei Teile: das mexikanische Archiv mit 58
Kartons und den
Teil Miramar. Insgesamt befinde sich dieses Konglomerat in
keinem guten
Ordnungszustand und sei derzeit nur über alte Findmittel
zugänglich, welche die
Kriegsverluste des Zweiten Weltkriegs nur unzureichend
wiedergeben. Die größte
Herausforderung stellt dabei die erstrebenswerte tiefere
inhaltliche
Erschließung des Materials unter Beachtung der unterschiedlichen
Ansprüche der
Nutzer dar, erläuterte Just. Die Korrespondenz von Maximilian
mit seiner
Ehefrau Charlotte von Belgien verwahrt das Harry Ransom Center
in Texas[6].
CHRISTINE KLÖSSEL (Eichenzell) beschrieb die Aufbewahrung der
Korrespondenz des
preußischen Kronprinzenpaares Friedrich (III.) Wilhelm
(1831–1888) und Victoria
von Großbritannien (1840–1901) im Archiv des Hauses Hessen. Das
Ehepaar stand
sich sehr nahe und schrieb sich bei räumlicher Trennung täglich,
sodass ungefähr
3.500 Briefe überliefert sind. Diese Briefe wurden bereits seit
1858, also noch
im Jahr der Eheschließung, in Alben aus rotem Maroquinleder
eingebunden, die
mit einem Schloss geschützt waren. Als Kaiserinwitwe sammelte
Victoria auf
ihrem Witwensitz Schloss Friedrichshof ihre Schriftstücke,
darunter auch jene
Korrespondenz, die sie an ihre Tochter Margarethe Landgräfin von
Hessen
(1872–1954) vererbte. Victoria beabsichtigte mit diesem Erbgang
eine
Entschädigung des kurfürstlich hessischen Hauses, das 1866 von
Preußen
entmachtet worden war.
Die 22.086 Briefe umfassende Korrespondenz von Kaiserin Augusta
(1811–1890),
die sie mit insgesamt 489 Briefpartnerinnen und Briefpartnern
führte,
untersucht SUSANNE BAUER (Trier). In Augustas Korrespondenz mit
Fürstinnen und
Fürsten falle die Verwandtschaft auf sowie eine Ebenbürtigkeit,
die mit Silke
Marburgs Begriff „Verwandtschaftlichkeit“ gut zu beschreiben
sei.
Verwandtschaftlichkeit sowie tatsächliche Verwandtschaft nutzte
Augusta bei der
beständigen Kontaktpflege. Inhaltlich interessant sind bei den
Briefen
familiäre Nachrichten, bei denen kaum zwischen privatem und
politischem Bezug
zu trennen sei. Augustas Korrespondenzen waren in ein größeres
Briefnetzwerk
eingebunden und stellten keine rein bilaterale Kommunikation
dar. Ihre Briefe
boten Augusta und ihren Briefpartnerinnen und -partnern die
Möglichkeit, sich
inoffiziell und vertraut gezielt zu informieren und abzustimmen.
Damit gelang
es Augusta einerseits, eine eigene politische Agenda zu
verfolgen, andererseits
bot sich ihr in diesem Kommunikationsnetzwerk überhaupt die
Möglichkeit, Macht
auszuüben, die sie aufgrund ihres weiblichen Geschlechts rein
formal in der
preußischen Monarchie nicht besaß.
Die 461 Briefe zwischen Marie von Thurn und Taxis (1855–1934)
und Rainer Maria
Rilke (1875–1926) verdeutlichen nicht nur die menschliche
Beziehung zwischen
den Korrespondierenden, sondern können zum Entstehungsprozess
literarischer
Werke beitragen, wie CHIARA CONTERNO (Bologna) zeigte. In ihren
Briefen
unterhielten sich Rilke und seine Gönnerin nicht nur über den
Entstehungsprozess seiner Werke oder über ihre jeweiligen
Lektüren, sondern
Marie von Thurn und Taxis diskutierte mit Rilke auch ihre
Übersetzungen seiner
Gedichte ins Italienische. In dem Briefwechsel der beiden liegen
verschriftliche Denkprozesse vor, die mit literarischem Schaffen
einhergehen.
Diskutiert wurde, wie gleichberechtigt dieser
„Arbeitsbriefwechsel“ war, da
sich die beiden in Geschlecht, Alter und Sozialstatus
unterschieden: Rilke
wollte als jüngerer Mann mit seinen kritischen und scharfen
Leseerfahrungen die
ältere Frau Marie von Thurn und Taxis als Mentor bei ihrer
Lektüre leiten.
Schlaglichter auf Themen und Formen fürstlicher Korrespondenz
nach dem Ende der
deutschen Monarchien 1918 warfen die letzten beiden Vorträge der
fünften
Sektion. Der letzte bayerische Kronprinz Rupprecht (1869–1955)
hatte im Ersten
Weltkrieg die 6. Armee an der Westfront befehligt und war ab
1916 überzeugt,
dass dieser Krieg für Deutschland nicht zu gewinnen war, was ihn
in Konflikt
mit Falkenhayn und Hindenburg brachte. GERHARD IMMLER (München)
rekonstruierte
anhand des Briefwechsels zwischen Rupprecht und seinem
ehemaligen
Generalstabschef, wie er nach 1918 die deutsche Kriegsniederlage
bewertete.
Paul von Hindenburg erhob in seinen 1920 erschienen Memoiren
Vorwürfe gegen
Rupprecht und das von ihm befehligte Armeekommando,[7] die in den
Militärfachzeitschriften in
den 1920er Jahren diskutiert wurden. Öffentlich hielt sich
Rupprecht mit seiner
Sicht der Dinge auf die Kriegsniederlage zurück, thematisierte
dies und seine
Selbstverortung jedoch in seinen Briefen der 1920er und 1930er
Jahre. Es gab
auch Überlegungen, diesen Briefwechsel Rupprechts bzw. seine
Ansichten zur
Vorkriegspolitik und zum Ersten Weltkrieg zu veröffentlichen.
RAINER MAASS (Darmstadt) stellte eine interessante briefliche
Kommunikationsform der Großherzogin Eleonore von Hessen
(1871–1937) vor. Mit
ihren Schwestern unterhielt sie nach 1918 sogenannte
Sammelbriefe, die –
ähnlich einer heutigen Rundmail, aber eben nicht zeitgleich –
nacheinander von
der einen zur nächsten gingen. Ein derartiger Brief brauchte
anderthalb bis
zwei Monate, ehe er alle Teilnehmerinnen des Briefzirkels
erreicht hatte und
bei der ursprünglichen Absenderin zurück war. Eleonore heftete
ihre eigenen
Briefe in Mappen ab. Maaß stellte diese Briefe als eine reiche
Quelle für die Handlungsfelder
des hessischen Großherzogspaares nach ihrer Absetzung 1918 dar,
wobei er
insbesondere die Versuche herausstellte, stärkeren kulturellen
und politischen
Einfluss im Volksstaat Hessen zu gewinnen.
Viele Vorträge der Tagung versuchten, zu einer genaueren
archivkundlichen
Klassifizierung fürstlicher Briefen im 19. und 20. Jahrhundert
zu kommen, indem
empirisch beobachtete formale und inhaltliche Merkmale sowie
Nutzungszwecke
dieser Korrespondenzen zusammengetragen wurden. Es erstaunte,
von archivarisch
unerschlossenen und damit unerforschten fürstlichen
Korrespondenzen zu hören,
die nicht nur von Prinzen und Prinzessinnen aus der zweiten
Reihe stammen.
Zugleich wurden Ansätze und Ideen zur Auswertung dieser
reichhaltigen Quelle
angesprochen, die erwartungsfroh in die künftige
Monarchieforschung zum 19.
Jahrhundert blicken lassen.
Konferenzübersicht:
Grußworte
Rouven Pons (Darmstadt), Andreas Fahrmeir (Frankfurt am Main),
Donatus Landgraf
von Hessen
Sektion 1: Die historische Dimension fürstlicher Korrespondenz
Frank Lorenz Müller (St. Andrews): Fürstliche Korrespondenz:
Blick durch das
Schlüsselloch oder seriöse Historiographie?
Oliver Auge (Kiel): Wenn Fürsten Briefe schreiben. Zur
fürstlichen
Korrespondenz im Mittelalter und ihrer Erforschung
Sektion 2: Was ist und wie funktioniert fürstliche
Korrespondenz?
Klaus Beyrer (Karlsruhe): Briefe und ihre Übermittlungstechnik
im langen 19.
Jahrhundert
Karsten Uhde (Marburg): Formen fürstlicher Korrespondenz im 19.
Jahrhundert
Rouven Pons (Darmstadt): Briefe wie Opium? Verschleierung und
Selbstoffenbarung
in den Briefen des Erzherzogs Stephan
Sektion 3: Fürstliche Korrespondenz im Vormärz
Gudrun Gersmann (Köln): Zwischen Paris und Rheinland. Die
Korrespondenz der
Constance de Salm
Katja Deinhardt (Weimar): Russische Großfürstin und Weimarer
Großherzogin: Der
Briefwechsel Maria Pawlownas von Sachsen-Weimar-Eisenach
Lupold von Lehsten (Bensheim): Politik der Korrespondenz? Das
Beispiel der
Großherzogin Wilhelmine von Hessen
Sektion 4: Fürstliche Korrespondenz im Zeitalter der
Nationalstaaten
Thomas Just (Wien): Die Korrespondenz des Kaisers Maximilian von
Mexiko
Susanne Bauer (Trier): Eine große Familie? Der europäische
Briefwechsel der
Kaiserin Augusta
Christine Klössel (Eichenzell): Die Korrespondenz Kaiser
Friedrichs III. mit
seiner Frau Victoria
Chiara Conterno (Bologna): Briefe als Laboratorien des Denkens.
Die
Korrespondenz der Prinzessin Marie von Thurn und Taxis mit
Rainer Maria Rilke
Sektion 5: Fürstliche Korrespondenz nach 1918
Gerhard Immler (München): Die Korrespondenz des Kronprinzen
Rupprecht von
Bayern zur Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs
Rainer Maaß (Darmstadt): Handlungsspielräume nach der
Revolution. Die
Sammelbriefe der Großherzogin Eleonore von Hessen 1919–1937
Anmerkungen:
[1] Vgl. Heinrich Otto Meisner,
Archivalienkunde
vom 16. Jahrhundert bis 1918, Göttingen 1969; Michael
Hochedlinger, Aktenkunde.
Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit, Wien 2009, S. 45–46;
Irmtraut Schmid, Was
ist ein Brief? Zur Begriffsbestimmung des Terminus „Brief“ als
Bezeichnung
einer quellenkundlichen Gattung, in: Editio. Internationales
Jahrbuch für
Editionswissenschaft, Bd. 2 (1988), S. 1–7.
[2] Vgl. Johann Georg Herzog zu
Sachsen (Hrsg),
Briefwechsel zwischen König Johann von Sachsen und den Königen
Friedrich
Wilhelm IV. und Wilhelm I. von Preußen, Leipzig 1911; Franz
Schnürer (Hrsg.),
Briefe Kaiser Franz Josephs I. an seine Mutter 1838–1872,
München 1930.
[3] Silke Marburg, Europäischer
Hochadel. König
Johann von Sachsen (1801–1873) und die Binnenkommunikation einer
Sozialformation,
Berlin 2008.
[4]https://constance-de-salm.de/
(Aufruf am 11.10.2022).
[5] Vgl. Schmid, Was ist ein
Brief, S. 5.
[6]https://hrc.contentdm.oclc.org/digital/collection/p15878coll71
(Aufruf am 11.10.2022).
[7] Paul von Hindenburg, Aus
meinem Leben,
Leipzig 1920.
Zitation
Tagungsbericht: Fürstliche Korrespondenzen des 19. und 20.
Jahrhunderts, In:
H-Soz-Kult, 17.11.2022, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-131269>.
Date: 2022/11/17 08:29:55
From: Hans Schmitt <hans(a)hans-schmitt.de>
Von meinem iPad gesendet
Date: 2022/11/18 10:43:30
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
eben stieß ich auf einen interessanten Artikel zum Thema
„Auswanderung“, vor
allem im 20. Jahrhundert.
Hier ein Auszug:
„Benötigt eine Person deutscher Staatsangehörigkeit im Ausland
einen neuen
Ausweis, weil der alte vielleicht abgelaufen oder verloren
gegangen ist,
kann sie nicht zum Bürgeramt ihrer Heimatstadt gehen, sie muss
dazu die Hilfe einer deutschen Auslandsvertretung in Anspruch
nehmen. Wem
jemals auf Mallorca der Pass gestohlen wurde, weiß was das
bedeutet. Über die
Ausstellung dieses Reisepapiers wird ein Registereintrag
gefertigt. Heute in
einer Datenbank, früher in einem Registerband. Leuchtet ein
Passregister also
noch leicht ein, so ist die Existenz von Matrikeln alles andere
als geläufig.“
Zu finden auf der Website „Politisches Archiv“ des „Auswärtigen
Amtes“.
=>
https://archiv.diplo.de/arc-de/das-politische-archiv/das-besondere-dokument/konsulatsmatrikel-und-passregister/2450648
Sehr empfehlenswert.
Roland Geiger
Date: 2022/11/20 18:36:52
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Abend,
am nächsten Samstag, 26. November, um 14 Uhr stelle ich im
Obergeschoß der
Buchhandlung Klein meinen neuen Kalender „Vorgestern in St.
Wendel“ vor. Das
geschieht in Form einer Powerpoint-Präsentation. Ich zeige die
Kalenderfotos
und versuche, die modernen Entsprechnungen dazuzuschalten. Ist gar
nicht so
einfach und geht natürlich nicht wirklich bei den Luftbildern.
Außerdem werde
ich einzelne Abschnitte der Fotos vergrößern - die werden zwar
dann etwas unscharf,
aber da kommen Details zum Vorschein, auf die man sonst wohl nicht
achten würde.
Der Eintritt ist frei.
Herzlichen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
--------------------
Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
Tel. 06851-3166
email alsfassen(a)web.de
www.hfrg.de
Attachment:
Vorgestern in St. Wendel.pdf
Description: Adobe PDF document
Date: 2022/11/22 11:24:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
im September mußte ich abwägen - eine Woche auf einem Segelschiff
auf der Ostsee
um Rügen herum oder an einem Seminar über Hexenverfolgung
teilnehmen.
Die Segeltour war pure Erholung und hat viel Spaß gemacht, obwohl
- das Seminar
…
Roland Geiger
Hexen im Heiligen Reich:
Die
Hexenverfolgung in geistlichen Territorien
Organisatoren
Wolfgang Behringer, Lehrstuhl für Frühe Neuzeit, Universität des
Saarlandes,
Saarbrücken;
Gerd Schwerhoff, Geschichte der Frühen Neuzeit, Technische
Universität Dresden;
Rita Voltmer, Geschichtliche Landeskunde, Universität Trier;
Johannes Kuber, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
88250 Weingarten
Vom - Bis 14.09.2022 - 17.09.2022
Von Eva Stempelova, Historisches Seminar, Universität Zürich
Die Germania Sacra spielte gemäß dem aktuellen Forschungskonsens
bei den
Hexenverfolgungen im Heiligen Römischen Reich eine bedeutsame
Rolle. Die
bestimmenden Faktoren sind jedoch, wie WOLFGANG BEHRINGER
(Saarbrücken) in der
Tagungseinführung erläuterte, nicht hinlänglich erforscht. Ebenso
wenig der
Umstand, dass für einzelne geistliche Territorien keine intensiven
Prozesswellen nachweisbar sind, was nicht ausschließlich auf
Quellenverluste
zurückzuführen ist. Erklärungsansätze auf diese Leitfragen zu
erarbeiten, war
Zielsetzung der zwölften internationalen Tagung des Arbeitskreises
Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH).
Die erste Sektion „Allgemeine Rahmenbedingungen“ leitete GERD
SCHWERHOFF
(Dresden) mit einer Übersicht zur Typologie geistlicher Staaten
ein, die im
Wesentlichen eine Eigenheit des Heiligen Römischen Reiches waren.
Der
geistliche Fürst hatte ein Doppelamt als princeps et episcopus
inne und verfügte
aufgrund der Reichsunmittelbarkeit seiner Landesherrschaft über
weitgehende
Souveränität, die sich auch auf den Justizbereich erstreckte. Die
geistlichen
Gebiete machten lediglich etwa 15 Prozent des Alten Reiches aus,
doch gerade
auf diese entfallen rund 40 Prozent aller belegten Hexerei- und
Zaubereiprozesse. Hier fanden auch die Früh- und Spätphasen der
Hexenverfolgungen statt. Daraus ergab sich die Frage, welche
Merkmale die
Verfolgungen begünstigen konnten und ob es sich im Vergleich zu
weltlichen
Territorien um Sondermerkmale handelte. In Anlehnung an das
politikwissenschaftliche Konzept der fragilen bzw. scheiternden
und
gescheiterten Staaten (fragile/failed states) verwies WOLFGANG
BEHRINGER
(Saarbrücken) auf Defizite kirchlicher Staatlichkeit als mögliche
relevante
Faktoren. Diese unterteilte er in die verknüpften Ebenen der
Structure und
Agency. Zur ersteren zählt etwa der Wahlcharakter des geistlichen
Fürstenamtes,
da sich beispielsweise Konflikte zwischen dem Kirchenfürsten und
den ihn erwählenden
Landständen (Dom- oder Stiftskapiteln) ergaben. Zur Agency die
weitgehend
konfessionell motivierten Reformbestrebungen des Landesherrn.
Letztlich seien
die beiden Ebenen hinsichtlich ihrer möglichen Auswirkung
gegeneinander
abzuwägen. In ihrem öffentlichen Abendvortrag erörterte RITA
VOLTMER (Trier)
die Genese des „Hexenbischof“-Stereotyps in unterschiedlichen
konfessionellen
Diskursen und dessen Popularisierung in heutigen Medien. Die
Behauptung,
katholische Fürstbischöfe initiierten Massenverfolgungen
vermeintlicher Hexen,
findet sich in kontroverstheologischen Schriften ab dem 16.
Jahrhundert.
Hauptsächlich lutherische Theologen (z. B. Georg Nigrinus), doch
auch einzelne
katholische Kritiker (Adam Tanner) waren an der Verbreitung des
Narrativs beteiligt.
Es wurde vermittels frühneuzeitlicher Medien, insbesondere
protestantischer
Flugblätter, reichsweit rezipiert. Später trug aufklärerische
Literatur zur
Perpetuierung des Stereotyps bei (Christian Thomasius). Die
plakative
Bezeichnung „Hexenbischof“, zunächst im frühen 19. Jahrhundert
belegt, wird in
der heutigen Mediensprache synonym zu „Hexenbrenner“ verwendet und
ostentativ
für eine unterstellte Hauptverantwortung der katholischen Kirche
an
Massenhinrichtungen Unschuldiger.
Am zweiten Konferenztag begann die Sektion „Inquisition und
Seelsorge“ GEORG
MODESTIN (Freiburg im Üechtland) mit dem Vortrag zu einem
Epizentrum früher
Hexenverfolgungen, das im Wesentlichen der heutigen Westschweiz
entspricht,
wobei die Fürstbistümer Lausanne, Sitten und Genf im Fokus waren.
Hier urteilte
über das Hexereidelikt seit dem frühen 15. Jahrhundert zunächst
ein geistliches
Gericht, dem ein dominikanischer Inquisitor und je ein Vertreter
des
Ortsbischofs sowie des Herzogs von Savoyen (Vogt) beiwohnten. Im
Falle eines Schuldspruchs
folgte ein weiterer Prozess vor einem weltlichen Gericht,
präsidiert durch den
savoyisch-herzoglichen Vogt, das für die Strafzumessung zuständig
war. Vor dem
Hintergrund interferierender Gerichtsbarkeits-Ansprüche kam es
wiederholt zu
Konflikten zwischen den geistlichen und weltlichen Autoritäten.
Nach Auflösung
der Dominikanerinquisition im frühen 16. Jahrhundert übernahm die
weltliche
Justiz die Prozessabwicklung. Aus vergleichender Perspektive
beleuchtete IRIS
GAREIS (Frankfurt am Main) die Jurisdiktion in den spanischen
Königreichen
(Aragon und Kastilien) sowie Überseegebieten. In der Rechtspraxis
wurde
zwischen brujería "Hexerei" unterschieden, deren Hauptbestandteil
das
Maleficium war, und hechicería "Zauberei", besonders Glücks- und
Liebeszauber,
Krankenheilung oder Schatzsuche. Delikte der letzteren Kategorie
wurden
grundsätzlich milder geahndet. Die Inquisition (die Spanische
Inquisition sowie
die apostolische Inquisition Aragons) und die geistlichen Gerichte
führten
überwiegend Prozesse wegen Zauberei und nahmen zur Hexerei eine
kritische
Stellung. Die geistliche Obrigkeit versuchte gar, den populären
Hexenglauben
einzudämmen: So wandten sich einzelne Bischöfe an die Priester mit
einer Bitte,
die Bevölkerung in Predigten über die natürlichen Ursachen für
Unwetter
aufzuklären. Dennoch brach immer wieder Hexenpanik aus und die
Verdächtigten
wurden in erster Linie vor weltlichen Gerichten, teils zu
Hunderten,
exekutiert. Aus Jahresberichten (Litterae annuae) erschloss FRANK
SOBIECH
(Würzburg) die Tätigkeit des Jesuitenordens als Kerkerseelsorger
und Prediger
in den Hochstiften Würzburg und Paderborn im 16. bzw. 17.
Jahrhundert. Bei der
Seelsorge, welche die Constitutio Criminalis Carolina (1532)
maßgeblich
regelte, war es den Jesuiten nicht gestattet, in das
Prozessgeschehen
einzugreifen. Somit war auch Fürsprache für Hexerei-Angeklagte
untersagt,
dennoch kam es zu Ausnahmefällen. Andererseits predigten die
Mitglieder der
Societas über das dämonologische Hexereidelikt. Welche
Auswirkungen dies haben
konnte, wurde im Plenum ausgiebig diskutiert.
In der Sektion über „Geistliche Kurfürstentümer“, die zu Gebieten
mit den
Höchstzahlen der Prozessopfer gehören, analysierte PETER ARNOLD
HEUSER (Bonn)
die Justizpraxis in Kurköln. Hier fiel die Hexenverfolgung
größtenteils mit der
Regierung der bayerischen Wittelsbacher-Linie zusammen (reg.
1583-1763), die
sich ihre Herrschaft durch eine Quasi-Sekundogenitur sicherte (ein
jüngerer
Bruder des bayerischen Herzogs wurde Kurfürst von Köln). Die
Verfolgung intensivierte
sich unter Erzbischof Ferdinand von Bayern (reg. 1612-1650), der
1607 Die
kurkölnische Hexenprozessordnung erließ. Die Urteilsfällung
erfolgte indessen
dezentral, durch die obrigkeitlich legitimierten Lokalgerichte.
Heuser betonte
abschließend die Bedeutung Kölns als eines Zentrums des
europäischen
Buchdrucks, welcher zur Verbreitung der Hexenlehre wesentlich
beitrug. An sein
Promotionsthema anknüpfend, erörterte JOHANNES DILLINGER (Oxford)
die
politische Bedeutung der Hexenverfolgungen im Kurfürstentum Trier.
Die
Kurtrierer Herrschaftspraxis war kommunalistisch geprägt: Die
Zentralregierung
berief Landtagsversammlungen, wo Abgeordnete der Stadt- und
Dorfgemeinden
Mitsprache an der Regierung hatten. Die weitreichende
Selbstverwaltung äußerte
sich auch darin, dass von den dörflichen Kommunen gewählte und
finanzierte
Hexenausschüsse die Prozesse organisierten. Diese waren jedoch
nicht nur
kostenaufwendig, durch die eigenständige Anstellung von Beamten
(Rechtsanwälten, Schreibern) schien eine alternative
Institutionen- und
Staatsbildung voranzugehen. Hinzu kam, dass Mitglieder der
stadttrierischen
Elite, Gefolgsmänner des Kurfürsten, als Hexenmeister verurteilt
wurden (z. B.
Dietrich Flade). 1652 veranlasste Kurfürst Karl Kaspar von der
Leyen die Beendung
der Verfolgung, da sie inzwischen die Form eines radikalisierten
Kommunalismus
angenommen hatte und somit einer Aberration der Kooperation
zwischen Staat und
Gemeinde.
Zum Thema „Klosterterritorien“ leistete BIRGIT KATA (Kempten)
einen Beitrag
über die benediktinische Fürstabtei Kempten. In diesem
ostschwäbischen Südteil
des Reiches scheint es verhältnismäßig wenige Hexereiverfahren
gegeben zu
haben. Insgesamt sind zehn Prozesse mit Todesurteil zwischen 1618
und 1755
dokumentiert. Hingegen kam es in benachbarten Landesbezirken,
besonders in dem
südöstlich angrenzenden Fürstbistum Augsburg, seit dem 16.
Jahrhundert zu
intensiven Verfolgungen, teils angeregt durch den Oberallgäuer
„Hexenfinder“ Chonrad
Stoeckhlin, worüber Wolfgang Behringer eine mikrohistorische
Studie verfasst
hat. Diese Diskrepanz ist gemäß Kata auf eine ablehnende
Stellungnahme der
Fürstäbte zurückzuführen, auf die der Quellenbefund hindeutet. Die
Medien
zeichnen indes ein anderes Bild: Der Prozess gegen Anna Maria
Schwegelin (1775)
wird weiterhin als die letzte Hexenhinrichtung auf dem Gebiet des
heutigen
Deutschlands inszeniert, obschon Wolfgang Petz nachgewiesen hat,
dass das von
Fürstabt Honorius Roth von Schreckenstein handsignierte
Todesurteil nicht
vollstreckt wurde.
Zu Beginn des dritten Konferenztages wurden „Fränkische
Hochstifte“, eine
weitere verfolgungsintensive Gegend, in Augenschein genommen.
ROBERT MEIER
(Marburg) referierte über die Hexenprozesse im Fürstbistum
Würzburg, deren
Beginn mit dem Episkopat Julius Echters von Mespelbrunn (reg.
1573-1617)
zusammenfällt. Unter der Prämisse, in den fränkischen
Reichsstiften wurden die
Verfahren nach dem top-down Schema initiiert, wies die frühere
Forschung dem
Fürstbischof die Einleitung der Prozesse zu. Meier machte auf
seinen bedeutenden
Quellenfund aufmerksam, der auf ein bottom-up Muster hindeutet:
Suppliken
bezüglich Hexereiverdächtigungen aus den Remlinger Gemeinden, die
Echter
urschriftlich an das zuständige Zentgericht in Remlingen
weiterleitete. Für die
Zent (Gerichtsbezirk) Gerolzhofen mit den höchsten
Verurteilungsquoten des
Hochstiftes bis 1618 betonte Meier die Initiative des Zentgrafen
Valentin
Hausherr und plädierte für eine Entlabelung Echters als
Hexenverfolger. Im
ähnlichen Sinne verwies JONATHAN DURRANT (Pontypridd) auf die
Relativität eines
Zusammenwirkens von konfessionell geprägter Verfolgungsinitiative
und
Justizgewalt. Als Beispiel nannte er die Massenverfolgungen in dem
fränkischen
Hochstift Eichstätt, die zur Amtszeit Fürstbischofs Johann
Christoph von Westerstetten
(reg. 1612-1637), eines strebsamen Gegenreformators, kulminierten.
Zum
Vergleich zog Durrant die größte bekannte Ermittlung gegen
vermeintliche Hexen
auf englischem Boden heran, die sich im elisabethanischen England
(1582) in der
Küstenstadt St Osyth zutrug, im Osten der Grafschaft Essex. Zwei
der vierzehn
Verdächtigten, Ursley Kempe und Elizabeth Bennet, legten vor dem
städtischen
Magistratsangestellten Brian Darcey ein Geständnis ab, nachdem er
ihnen
Nachsicht zusicherte. Aufgrund dieser Selbstbezichtigungen wurden
beide durch
das zuständige Gericht in Chelmsford zur Todesstrafe verurteilt,
die anderen
freigesprochen. Durrant merkte an, es hätte womöglich mehr
Verurteilungen (oder
eine weiterreichende Hexenermittlung) gegeben, hätte Darcey ein
höheres
Justizamt ausgeübt.
Wie USCHI BENDER-WITTMANN (Minden) nahelegte, zählte unter
„Rheinisch-westfälische Hochstifte“ mit hohen Prozessraten wohl
auch Minden,
das mit dem Westfälischen Frieden 1648 ein Fürstentum wurde. Von
den rund 240
dokumentierten Verfahren datieren lediglich acht vor die
Säkularisierung und in
die Amtszeit eines Mindener Administrators, Herzog Christians des
Älteren von
Braunschweig-Lüneburg (reg. 1599-1630). Allerdings ist die
Quellenlage für das
Hochstift prekär. Dass in der östlich angrenzenden Grafschaft
Schaumburg und im
Mindener Fürstbistum zeitgleich Prozesse nachweisbar sind
(1604-1607), wertet
Bender-Wittmann als ein Indiz auf überterritoriale
Verfolgungswellen und
darauf, dass die Prozesszahlen weiter nach oben zu korrigieren
sind. SARAH
MASIAK (Detmold) präsentierte die Ergebnisse ihres unlängst
publizierten
Dissertationsprojekts zur Hexenverfolgung und sozialer
Stigmatisierung in der
Gemeinde Fürstenberg im Hochstift Paderborn. Mit
kriminalsoziologischem und
sozialpsychologischem Forschungsansatz erschloss sie die
Lebensumstände der
sogenannten „Teufelskinder“ (deüffelskinder), Angehöriger von
Familien, deren
einzelne Mitglieder im Laufe des 17. Jahrhunderts
generationsübergreifend der
Hexerei verdächtigt und verurteilt wurden. Aus Gerichtsakten
arbeitete Masiak
die Ausgrenzungspraktiken der Ortsgemeinschaft heraus sowie die
Verteidigungsstrategien der Betroffenen. Grundsätzlich sollte kein
sozialer
Kontakt mit den „Hexenfamilien“ gepflegt werden, die sich wiederum
durch Heiratsbündnisse
zusammenschlossen.
Im Themenfeld „Außerdeutsche geistliche Territorien“ untersuchte
HANSJÖRG
RABANSER (Innsbruck) das Hochstift Brixen an der Ostgrenze der
Grafschaft
Tirol. Anhand des bislang gesichteten Quellenmaterials ist für
keines der beiden
Bezirke auf obrigkeitlich angeordnete Hexenermittlungen zu
schließen.
Bekanntlich hat Georg II. Golser Heinrich Kramers Bemühungen, 1485
in Innsbruck
eine Hexeninquisition zu veranstalten, ein schnelles Ende
bereitet. Indessen
wurden mehrere der Hexerei Denunzierte nach Brixen überstellt,
verfügte doch
das Stadtgericht über Hochgerichtsbarkeit (so etwa 1573 zwölf
Personen aus dem
südlich liegenden Val di Fassa). Die Letztentscheidung oblag
jedoch stets dem
Bischof bzw. seinem Hofrat. PETR KREUZ (Prag) stellte einen
außergewöhnlichen
Fall vor: Als das schlesische Fürstentum Neisse unter Karl
Ferdinand Wasa,
Erzbischof von Breslau, intensive Prozesswellen erschütterten,
wurden 1651 in
der Stadt Zuckmantel (heute Zlaté Hory in Tschechien) zwei Frauen
festgenommen:
Maria Anna Tittel und ihre Mutter. Erstere bezichtigte im
peinlichen Verhör
ihre in Prag wohnhafte Schwester Ursula Kupferschmiedin der
dämonischen
Hexerei. Diese wurde im Folgejahr auf Befehl Kaiser Ferdinands
III. durch das
Prager Appellationsgericht zwei Mal verhört, ehe sie in Haft
verstarb.
Der letzte Konferenztag wurde mit der Sektion „Komparative
Ansätze“
beschlossen. ROLF SCHULTE (Ahrensburg) zeigte am Beispiel
protestantischer
Hochstifte, welche Dynamiken Hexenverfolgungen antreiben oder
eindämmen
konnten. Für Bremen erließ Fürsterzbischof Johann Friedrich von
Schleswig-Holstein-Gottorf 1603 das Edikt in Zauberei-Sachen,
welches die
Beweisführung abmilderte. Während des Dreißigjährigen Krieges,
nachdem sich
Johann Friedrich nach Lübeck zurückziehen musste, begannen die
lokalen Gerichte
auf der Ostseeinsel Fehmarn, einem Periphergebiet seiner
Herrschaft, autonom zu
verurteilen. Für das Hochstift Verden sind die meisten Verfahren
in der
gleichnamigen Stadt zu verzeichnen, die der bischöflichen
Gerichtsbarkeit
gegenüber Autonomität beanspruchte, da sie jener des Domkapitels
und des
städtischen Rates unterstand. Ab 1642 trug Heinrich Rimphoff als
Superintendent
zum Anstieg der Prozesszahlen in der Stadt bei. WALTRAUD
MAIERHOFER (Iowa City)
analysierte die Darstellung eines Kinderhexenprozesses im zweiten
Teil des
historischen Romans Die Vogelmacherin von Eveline Hasler. Die
Geschichte,
welche die Autorin im freiweltlichen Damenstift Buchau am Federsee
verortet,
basiert auf Gerichtsakten, den zufolge 1662 an der 15-jährigen
Maria Lehnerin
und ihrem 13-jährigen Bruder Isau Lehner wegen vermeintlicher
Hexerei das
Todesurteil vollstreckt wurde. Maierhofer stellte abschließend die
Frage nach
der Sinnhaftigkeit historischen Erzählens, woraus sich eine
kontroverse
Diskussion ergab. Einerseits kann dies eine Art der
Geschichtsvermittlung an
ein größeres Lesepublikum sein. Andererseits verschwimmen oft die
Grenzen
zwischen Faktizität und Fiktion, was zu einer verzerrten
Geschichtswahrnehmung
führen kann.
Die erkenntnisreiche Tagung gewährte gehaltvolle Einblicke auch in
wenig
erforschte Territorien der Germania Sacra und zeigte viele
begünstigende
Faktoren der Hexenverfolgungen auf. Der Einfluss der bischöflichen
Zentralregierung, den die frühere Forschung nachdrücklich betonte,
wurde zwar
relativiert, aber nicht negiert. Hervorgehoben wurde die oft
konfliktbeladene
Dynamik zwischen geistlichen und weltlichen Obrigkeiten,
Kirchenfürsten und
Landständen, Zentralstaat und Gemeinde oder Stadt- und
Dorfkommune. Inwieweit
es Sonderfaktoren gab, kann erst ein Vergleich zwischen
geistlichen und
weltlichen Verfolgungsregionen offenlegen. Weiterführende
Forschungen sollten
zudem eingehender die Infrastruktur geistlicher, auch
kleinräumiger Gebiete wie
Klosterherrschaften untersuchen.
Konferenzübersicht:
Johannes Kuber (Stuttgart): Begrüßung
Wolfgang Behringer (Saarbrücken): Einführung
Sektion 1: Allgemeine Rahmenbedingungen
Gerd Schwerhoff (Dresden): Geistliche Territorien im Alten Reich:
Ein
struktureller Überblick
Wolfgang Behringer (Saarbrücken): Failed States? Frühmoderne
Staatlichkeit in
der Germania Sacra
Rita Voltmer (Trier): Die Tyrannei der Hexenbischöfe: Zum Ursprung
eines
populären Narrativs
Sektion 2: Inquisition und Seelsorge
Georg Modestin (Freiburg im Üechtland): Hexenverfolgung in den
geistlichen
Herrschaften der nachmaligen Westschweiz
Iris Gareis (Frankfurt am Main): Hexenverfolgung im spanischen
Weltreich: Zur
Rolle der Inquisition im Vergleich mit der geistlichen und
weltlichen Justiz
Frank Sobiech (Würzburg): Jesuiten im Einsatz: Kerkerseelsorge in
geistlichen
Territorien
Sektion 3: Geistliche Kurfürstentümer
Peter Arnold Heuser (Bonn): Hexenjustiz im Kurfürstentum Köln:
Konjunkturen,
Strukturen und Akteure
Johannes Dillinger (Oxford): Hexenverfolgungen im Kurfürstentum
Trier
Sektion 4: Klosterterritorien
Birgit Kata (Kempten): Die Hexenprozesse in der Fürstabtei Kempten
Sektion 5: Fränkische Hochstifte
Robert Meier (Marburg): Hexenverfolgung im Hochstift Würzburg
Jonathan Durrant (Pontypridd): The Eichstätt Witch Persecutions in
Comparative
Perspective
Sektion 6: Rheinisch-westfälische Hochstifte
Uschi Bender-Wittmann (Minden): Whodunit? Hexenverfolgungen im
Fürstbistum (und
Fürstentum) Minden: Ein Problemaufriss
Sarah Masiak (Detmold): Teufelskinder: Hexenverfolgung und
gesellschaftliche
Stigmatisierung im Hochstift Paderborn (1601-1703)
Sektion 7: Außerdeutsche geistliche Territorien
Hansjörg Rabanser (Innsbruck): Hexenverfolgungspraxis im Hochstift
Brixen
Petr Kreuz (Prag): Der Widerhall der Hexenprozesse im Fürstentum
Neisse
1651-1652 in Prag und Ostböhmen
Sektion 8: Komparative Ansätze
Rolf Schulte (Ahrensburg): Protestantische Fürstbischöfe und die
Hexen:
Hexenverfolgungen in geistlichen Territorien im Norden des Reichs
Waltraud Maierhofer (Iowa City): Eveline Haslers Gestaltung eines
Hexenprozesses im weltlichen Damenstift Buchau im Roman „Die
Vogelmacherin“
Schlussdiskussion
Zitation
Tagungsbericht: Hexen im Heiligen Reich: Die Hexenverfolgung in
geistlichen
Territorien, In: H-Soz-Kult, 22.11.2022, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-131413>.
Date: 2022/11/27 00:03:03
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Abend,
für alle, die ein Interesse an Tiroler Einwanderern ins Saarland
haben, findet
am nächsten Mittwoch, 30. November, online ein Vortrag zu genau
diesem Thema
statt:
30. November 2022
Tiroler Auswanderer ins Saarland
Vortragende: Anke Michels
Veranstalter ist „Familia Austria“, die Österreichische
Gesellschaft für Genealogie
und Geschichte.
Die Teilnahme an dem Zoom-Meeting ist kostenlos und nicht an eine
Mitgliedschaft bei Familia Austria gebunden.
Allerdings muß man sich vorher anmelden. Das geschieht über diesen
Link:
https://us06web.zoom.us/meeting/register/tZAkfuCvqj4jGdC8OBSlnnmGISq4nFsElhKm
Einlaß: ab 17.40 Uhr
Beginn: 18.00 Uhr
Der Vortrag ist einer von mehreren, über die Sie sich auf dieser
Website
informieren können:
https://www.familia-austria.at/index.php/termine/1772-einladung-zum-3-virtuellen-jahreskurs-2022-2023-bei-familia-austria-vortraege-schulungen-analyseabende-und-forschertreffen
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF)