Guten Abend,
wie in jedem Jahr fand auch in diesem unser Lebendiger
Adventskalender im Hof
vor unser Tür statt - vorgestern Abend.
Und wie im vorigen Jahr wurde es auch dieses Jahr von Christoph
Cerovsek
aufgenommen, bearbeitet und in youtube hochgeladen:
=> https://www.youtube.com/watch?v=aRCKxHW_Riw
Da nicht immer alles wirklich gut zu verstehen ist-war, folgt im
Anschluß der
ziemlich genaue Wortlaut in hochdeutsch (oder so etwas ähnlichem).
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
Die Herbergssuche
im Hof von Anne und Roland Geiger
Aufzeichnung vom Montag, 20. Dezember 2021
Lebendiger Adventskalender 2021 - das Türchen für den 22. Dezember
Aufnahme, Schnitt und Produktion: Christoph Cerovsek
(c) 2021 ev. Gesamtkirchengemeinde St. Wendel
=> https://www.youtube.com/watch?v=aRCKxHW_Riw
Idee: Anne Geiger
Texte: Anne und Roland Geiger
Nb: Zum Text des Liedes „Wer klopfet an“ und seiner Entstehung
=> https://de.wikipedia.org/wiki/Herbergssuche
=> Niko Kuret: Vom Ursprung der Herbergsuche. In: Studia
Mythologica Slavica 1 (1998), S. 23–25; online-Link am Ende
der o.a.
wikipedia-Seite.
Unverständliches Gespräch
Elfie: Roland, frag mal wegen dem Glockenton. … ROLAND!!!
Roland: He?
Renate: Der Gong.
Roland: Ach so. Mach Du, mach doch.
„Kling“
Roland: Lauter.
„Kling“
Renate: Das hört man nicht.
Roland: Lauter. Noch lauter.
„Kling“. „Kling“
Roland: Noch lauter. Viel lauter.
Roland pfeift zweimal. Das Gespräch hört auf.
Roland: Das Pfeifen war gut.
Anne: Danke, Elfie.
Anne: Einleitung
Der hektische Teil des Tages ist vorüber,
es ist dunkel geworden,
und wir haben uns hier versammelt,
um mit ein paar Liedern und Geschichten
ein wenig zur Ruhe zu kommen und auf das Weihnachtsfest Ende
nächster Woche
einzustimmen.
Ende nächster Woche??? Ende dieser Woche …
Roland: Hab ich falsch geschrieben, Entschuldigung.
Anne:
Guten Abend,
herzlich willkommen hier in Alsfassen auf unserem Hof.
Wir freuen uns sehr, dass so viele unserer Einladung gefolgt sind.
Jedes Jahr haben wir ein anderes Thema und überlegen und
diskutieren oft hin
und her, aber dieses Jahr fanden wir es schnell.
Meine Mutter Rita it seit August vergangenen Jahres von Hanna
Fischer aus Polen
betreut worden. Hanna hat sich sehr intensiv um sie gekümmert und
ist ein Teil
unserer Familie geworden. Heut vor einem Jahr hat sie hier den
Adventskalender
mitgestaltet.
Mamas Tod am 5. Juli hat auch Hanna sehr mitgenommen. Ihre Agentur
hätte sie am
liebsten sofort woanders neu eingeteilt, aber wir boten ihr
Zuflucht oben im
Haus bis Ende des Monats. Dann trat sie eine neue Stelle an, war
aber dort so
unglücklich, daß sie nach etlichen Wochen zu uns zurückkehrte und
oben im Haus
erneut eine Herberge fand.
So haben wir uns entschlossen, die Herbergsuche, die wir vor
vielen Jahren
schon einmal aufführten, auch heute zu unserem Thema zu machen.
Erstes Lied „Wir sagen Euch
an den
lieben Advent“
Roland:
Wir singen als erstes Lied „Wir sagen Euch an den lieben Advent“,
heute
ausnahmsweise mal mit vier Strophen, weil wir über den vierten
schon drüber
sind; kommt nicht immer vor.
1. Wir sagen euch an den lieben Advent.
Sehet die erste Kerze brennt!
Wir sagen euch an eine heilige Zeit,
Machet dem Herrn den Weg bereit!.
|: Freut euch ihr Christen, freuet euch sehr!
Schon ist nahe der Herr.:|
2. Wir sagen euch an den lieben Advent.
Sehet die zweite Kerze brennt!
So nehmet euch eins um das andere an,
Wie auch der Herr an uns getan.
|: Freut euch ihr Christen, freuet euch sehr!
Schon ist nahe der Herr.:|
3. Wir sagen euch an den lieben Advent.
Sehet die dritte Kerze brennt!
Nun tragt eurer Güte hellen Schein
Weit in die dunkle Welt hinein.
|: Freut euch ihr Christen, freuet euch sehr!
Schon ist nahe der Herr.:|
4. Wir sagen euch an den lieben Advent.
Sehet die vierte Kerze brennt.
Gott selber wird kommen. Er zögert nicht.
Auf, auf ihr Herzen und werdet licht!
|: Freut euch ihr Christen, freuet euch sehr!
Schon ist nahe der Herr.:|
Renate Laub: Herberge
Herberge, das ist ein seltsam und gleichzeitig wohlig
anmutendes Wort.
Herbergen waren früher einfache Unterkünfte für Fremde auf der
Durchreise.
Trotz ihrer Einfachheit boten sie Gastlichkeit und Wärme und ein
Dach über dem
Kopf. Sie waren Orte, in dem man auch in der Fremde eine Heimat
finden konnte.
Für eine Woche, ein paar Tage oder auch nur eine einzige Nacht.
In „Jugendherberge“ ist noch etwas von der Ursprungsbedeutung
hängen geblieben:
Die Leiter einer Jugendherberge nannte man Herbergseltern, obwohl
sie heute
mehr oder minder aus der Mode gekommen sind.
Manche von Euch werden auf dem Jakobsweg gewandert sein und die
Pilgerherbergen
kennen, in denen man nach einer langen Tageswanderung einkehren
kann. Sie
bieten keinen Luxus, aber ein sicheres Dach über dem Kopf für eine
Nacht.
Auch in St. Wendel gab es jahrhundertelang eine solche Herberge.
Die Pfarrei
betrieb sie im oberen Stock des alten Rathauses für Pilger, die
das Grab des
hl. Wendelin besuchten und in den Gasthäusern nicht unterkommen
konnten.
Vor zweitausend Jahren waren Maria und Josef in einer ähnlichen
Situation, als
sie in Betlehem eine Herberge suchten. Davon werden wir gleich
mehr erfahren.
Einen Ort der Vertrautheit und der Geborgenheit wünschen sich
viele Menschen
gerade an Weihnachten so sehr. Möge Gott in diesen adventlichen
und
weihnachtlichen Tagen bei uns Raum finden, und mögen wir gute
Herbergseltern
für ihn sein.
Die Herbergssuche auf Basis
des Lieds
„Wer klopfet an?“
[Das Lied besteht aus einer Frage-Antwort-Kombination zwischen
Josef und seiner
hochschwangeren Verlobten Maria, die verzweifelt eine Unterkunft
für die Nacht
suchen, und mehreren Herbergsvätern, die sie abwimmeln, weshalb
das Kind in
einem Viehstall zur Welt kommt.]
Herbergsväter: Roland.
Josef und Maria: Elfi und Heinz Hausmann, Klaus Geitlinger, Anne
Geiger
Anne klopft zweimal die Trommel.
Roland singt: Wer klopfet an?
Anne klopft weiter die Trommel; Roland unterbricht verdutzt.
Anne: „Dreimal“ hast Du gesagt.
Roland: Ei joh, da hannich mäi Fett.
Anne klopft zweimal die Trommel.
Roland singt: Wer klopfet an?
Elfie, Heinz, Klaus, Anne:
„O zwei gar
arme Leut.“
Was wollt ihr dann?
"O gebt uns Herberg heut!
O durch Gottes Lieb wir bitten, öffnet uns doch Eure Hütten!"
O nein, nein, nein!
"O lasset uns doch ein!"
Es kann nicht sein!
"Wir wollen dankbar sein."
Nein, es kann einmal nicht sein, da geht nur fort! Ihr kommt
nicht rein.
Anne klopft zweimal die Trommel.
Wer vor der Tür?
„Ein Weib mit ihrem Mann."
Was wollt denn ihr?
"Hört unser Bitten an!
Lasset uns bei Euch heut wohnen! Gott wird Euch schon Alles
lohnen."
Was zahlt ihr mir?
"Kein Geld besitzen wir."
Dann geht von hier!
"O öffnet uns die Tür!"
Ei macht mir kein Ungestüm! Da packt euch, geht wo anders hin!
Anne klopft zweimal die Trommel.
Wer da noch heut?
"O Lieber, komm heraus!"
Seid Bettelleut?
"O öffnet uns das Haus!
Freund, ach habt mit uns Erbarmen, einen Winkel gönnt uns
Armen!"
Da ist nichts leer.
"So weit gehn wir heut
her!"
Ich kann nicht mehr.
"O lieber Gott und Herr!"
Ei, die Bettelsprach führt ihr? Ich kenn sie schon. Geht nur
von mir!
Anne klopft zweimal die Trommel.
Was weinet ihr?
"Vor Kält erstarren wir."
Wer kann dafür?
"O gebt uns doch Quartier!
Überall sind wir verstoßen, jedes Tor ist uns geschlossen!"
So bleibt halt drauß!
"O öffnet uns das Haus!"
Da wird nichts draus.
"Zeigt uns ein andres
Haus!"
Dort geht hin zu nächsten Tür! Ich hab nicht Platz. Geht nur
von hier!
Anne klopft zweimal die Trommel.
Ihr kommt zu spät.
So heißt es überall!"
Da geht nur, geht!
"O Freund, nur heut einmal!
Morgen wird der Heiland kommen; dieser liebt und lohnt die
Frommen."
Liegt mir nichts dran.
"Seht unser Elend an!"
Geht mich nichts an.
"Habt Mitleid, lieber
Mann!"
Schweigt nur gleich, laßt mich in Ruh! Da geht!
Ich schließ die Türe zu.
Anne klopft zweimal die Trommel.
Da geht nur fort!
"O Freund, wohin? wo aus?"
Ein Viehstall dort!
"Geh Joseph, nur hinaus!
O mein Kind, nach Gottes Willen mußt du schon die Armut fühlen!"
Jetzt packt euch fort!
"O, dies sind harte Wort!"
Zum Viehstall dort!
"O wohl ein schlechter
Ort!"
Ei, der Ort ist gut für euch; ihr braucht nicht viel. Da geht
nur gleich!
Anne klopft zweimal die Trommel.
Kommt alle her!
"Ihr Menschen hört mich
an!"
Ja kommt nur her!
"Und seht, was ihr getan!
Ihr habt Jesum so verstoßen, habt ihm jede Tür verschlossen."
O Mensch nun wein!
"O sieh, das Jesulein -"
muss jetzt, o Pein,
"im kalten Stalle sein."
(Alle:) O wie grausam ist die Sünd, die so verstoßt das
Gotteskind!
Roland: Gastfreundschaft
Heute in einer Woche vor 39 Jahren war der letzte Tag einer
dreiwöchigen
Reise nach Ägypten, organisiert vom Jugendherbergswerk, an der ich
als jüngster
von knapp 30 Teilnehmern teilgenommen hatte. Wir hatten Kairo
besucht und die
großen Pyramiden, das Tal der Könige bei Luxor und den großen
Staudamm bei
Assuan. Den heiligen Abend verbrachten wir in einer Jugendherberge
in Suez am
Roten Meer.
Am Tag vor dem Rückflug nach Frankfurt - es war der 27. Dezember
1982 -
unternahmen wir zu viert einen Ausflug zur Knickpyramide von
Dashur, etwa 30 km
südlich von Kairo am Rande der Wüste. Unterwegs trafen wir noch
einen
Engländer, der das gleiche Ziel hatte. Wir erreichten die Pyramide
nie, weil
sie damals mitten in einem militärischen Sperrgebiet lag.
Uniformierte Männer
in einem Jeep hielten uns an und bedeuteten uns höflich, aber
energisch, wieder
umzukehren. Wir stapften durch den heißen Sand zurück und stiegen
die hohe
Sanddüne ins Niltal hinab. Am Fuß der Düne führte uns unser Weg
durch eine
kleine Siedlung. Ein paar quaderförmige Steinhäuser, davor eine
Art Garten,
gesäumt von niedrigen Steinmauern am Weg.
Mittendrin beschlossen wir, Rast zu machen. Wir setzten uns auf
eine Mauer und
packten unsere Lunchpakete aus, die wir morgens vom Hotel erhalten
hatten. Kaum
saßen wir, da ging im Haus hinter uns die Tür auf, und ein Mann
kam wild
gestikulierend auf uns zu. Er sprach arabisch, und wir verstanden
kein Wort,
aber er strahlte übers ganze Gesicht und forderte uns mit vielen
Gesten und
vielen Worten auf, ins Haus zu kommen. Dort durften wir auf dem
Boden auf
Kissen Platz nehmen, und sofort kamen einige Kinder und brachten
Wasser und Tee
und die obligatorischen Fladenbrote. In einem Topf dampfte eine
klare Suppe,
und der Hausherr forderte uns auf, davon zu kosten. Da fiel mir
ein, daß zu
unseren Lunchpaketen kleine Päckchen mit gesalzenen Chips
gehörten, die sicher
gut zur Suppe schmecken würden. Die Kinder, die ruhig bei uns
saßen, bekamen
große Augen, und natürlich boten wir ihnen die Leckereien an; wir
hatten ja
mehr als genug davon. Eine Geste, die bei uns zum guten Ton
gehört.
Unser Gastgeber sah das ganz anders.
Ein lautes Wort, und die Kinder verstummten.
Eine höfliche, dankende, aber gleichzeitig ablehnende Geste an
uns.
Und wieder die Aufforderung, uns zu bedienen.
Das Verhalten des Mannes hat mich damals tief beeindruckt und tut
es heute
noch. Sein Ehrgefühl und seine Verbundenheit zu seiner Tradition,
die absolut
war und keinerlei Gegengabe erlaubte, selbst nicht Geschenke oder
Aufmerksamkeiten an seine Kinder.
Es gibt keine Fotos von unserem Besuch, und seinen Namen habe ich
nicht
erfahren. Aber seine Gastfreundschaft werde ich nie vergessen.
[Mitten im Vorlesen wurde mir klar, daß der Text über zwei Seiten
ging, und ich
nicht wußte, wie ich das obere Blatt rüberschieben sollte, denn
das Papier
neigt dazu, sich aufzuladen und quasi aneinanderzukleben; ich
hielt mit beiden
Händen das schwarze Klemmbrett und wußte, wenn ich mit einer Hand
loslasse,
fallen alle Blätter runter. Anne bemerkte die Misere und zog das
obere Blatt
schnell zur Seite. Das sind so die Kleinigkeiten, die man vorher
nicht bedenkt,
und die dann zu ausgewachsenen Problemen werden können. Wobei ich
immer im
Hinterkopf habe, daß die Besucher gerne zu uns kommen und ein
Malheur nicht mit
Schadenfreude, sondern mit gutgemeintem Humor kommentieren.]
Zweites Lied „Es ist für
uns eine Zeit
angekommen“
Roland: Okay, wir singen das nächste Lied, das letzte Lied:
|: Es ist für uns eine Zeit angekommen,
die bringt uns eine große Freud. :|
Übers schneebedeckte Feld,
wandern wir, wandern wir,
durch die weite, weiße Welt.
|: Es schlafen Bächlein und Seen unterm Eise,
es träumt der Wald einen tiefen Traum. :|
Durch den Schnee, der leise fällt,
wandern wir, wandern wir,
durch die weite, weiße Welt.
Adventssegen.
Anne: Möge das Licht der Adventskerzen Dein Herz erwärmen
Roland: Möge das Licht der Adventskerzen das Dunkel der Tage
erhellen.
A: Möge das Licht der Adventskerze Deine Augen zum Leuchten
bringen,
R: denn es verheißt uns Hoffnung.
A: Hoffnung, dass wir nicht alleine sind.
A: Wie immer wollen wir Euch nicht einfach so gehen lassen,
sondern euch etwas
kleines zur Erinnerung an unser Adventsfenster 2021 mitgeben.
Tragt in die Welt ein Licht, und Ihr habt alle eine Tüte bekommen,
sodaß Ihr
vielleicht auch bis nächstes Jahr daran denkt. Nehmt sie mit nach
hause, dafür
ist sie gedacht.
R: Und wie immer gibt’s noch Glühwein und ein paar Plätzchen.
Aber zuerst muß ich die Tassen holen.
Anne:
Und wir freuen uns wirklich, daß Ihr so zahlreich erschienen seid,
und wir
sagen auch noch mal Danke an die Leute, die mitgemacht haben, und
vielleicht
auch noch zur Aufzeichnung - Christoph, wann wird es ausgestrahlt.
Tina (aus dem Off): am 22. Dezember.
Roland: am Mittwoch
Anne: das ist auf dem youtube-Kanal der evangelischen
Kirchengemeinde.
Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele von Euch noch bleiben
würden.
Roland geht jetzt gerade die Tassen holen. Und wir sagen nochmal
danke schön,
daß Ihr gekommen seid, und wir hoffen, daß wir euch ein bißchen
einstimmen
konnten, ja, …
Die Besucher klatschen, und das Bild wird langsam dunkel.
[Endtitel siehe anfangs dieses Artikels]
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