Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Das Prachtboot. Wie Deutsche di e Kunstschätze der Südsee raubten

Date: 2021/09/01 23:23:27
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

G. Aly: Das Prachtboot

Das Prachtboot. Wie Deutsche die Kunstschätze der Südsee raubten

Autor(en) Aly, Götz
Erschienen Frankfurt a. M. 2021: S. Fischer
Anzahl Seiten 235 S.
Preis € 21,00
ISBN 978-3-10-397036-4

Rezensiert für H-Soz-Kult von  Thomas Schwarz, Department of German Literature, Nihon University, Tokyo

Aufhänger des Buches ist das „Prachtboot“ von der Insel Luf, das sich heute im Besitz der ethnologischen Sammlungen in Berlin befindet.[1] Es handelt sich um ein 15 Meter langes, hochseetaugliches Auslegerboot, das bis zu 50 Personen zu tragen vermochte. Der für die Südsee zuständige Kurator des Berliner Völkerkundemuseums, Felix von Luschan, hatte es 1903/04 für 6000 Mark gekauft (S. 16, S. 122). Doch auch bei diesem Südsee-Objekt stellt sich die Frage, ob es rechtmäßig erworben worden ist, oder ob es sich um koloniales Raubgut handelt. Alys Provenienzforschung kann zwar nicht alle Umstände des Erwerbs klären, doch seine Rekonstruktion der Umstände wirft ein bezeichnendes Licht auf die Methoden des deutschen Kolonialismus im Pazifik.

Mitte des 19. Jahrhunderts lebten auf der Insel Luf im Hermit-Archipel noch mehr als 400 Menschen (S. 14). 1879 ließ der deutsche Südsee-Unternehmer Eduard Hernsheim auf den Hermits eine Handelsstation errichten, die er 1881 auf die Hauptinsel Luf verlegte. Als er sich im Sommer 1882 in Deutschland aufhielt, erreichte ihn die Nachricht, dass Hermit-Leute seine Handelsstation angezündet und angeblich auch Schiffe überfallen und einen Kapitän erschossen hätten (S. 48). Er legte Bismarck die Entsendung einer Strafexpedition nahe, auf dessen Befehl hin schließlich das Kanonenboot Hyäne und die Korvette Carola im Dezember 1882 vor Luf aufkreuzten. Die „Terroraktion“ (S. 50) des deutschen Militärs verwüstete durch Granatbeschuss und Landungskommandos mit den Häusern und Booten die Existenzbasis der Insulaner. Insgesamt dürfte die Bevölkerung der Insel im direkten Zusammenhang mit der ‚Strafexpedition‘ um etwa die Hälfte ihrer Einwohnerschaft dezimiert worden sein (S. 53f.). Der Anthropologe Augustin Krämer registrierte 1905 noch genau 52 Einwohner auf Luf (S. 128). Sein Kollege Paul Hambruch kam zu dem Schluss, dass es „Strafexpeditionen“ waren, die das „Aussterben“ der Bevölkerung Lufs eingeleitet hätten (S. 60). Aly spricht von einer „Politik des Ausrottens“, die der Gründungsdirektor des Berliner Völkerkundemuseums, Adolf Bastian zu einem gleichsam „naturhaften“ Aussterben „primitiver“ Kulturen stilisiert hat (S. 66).

Das Unternehmen Hernsheim, das seine Gewinne der steigenden Nachfrage nach Kopra verdankte, wurde 1892 von Max Thiel übernommen (S. 81). In einem Brief von Richard Parkinson an das Berliner Völkerkundemuseum aus dem Jahr 1904 ist davon die Rede, dass die Firma Hernsheim die pazifische Inselwelt in ihrem Einzugsbereich „rattenkahl absammeln“ lasse, hier spiele sich ein „ethnographischer Raubzug“ sondergleichen ab (S. 82). Im Jahr 1902 hatte Max Thiel etwa 500 Hektar „herrenloses“ Land auf den Hermit-Inseln an den Prokuristen der Firma Hernsheim verkauft, an Heinrich Rudolph Wahlen (S. 123). Dessen „Übernahmekommando“ schloss sich neben Hellwig auch der Malariaforscher Otto Dempwolff an (S. 124f.). Die Dezimierung der Inselbevölkerung von Luf erklärte dieser in seinem 2019 edierten Tagebuch zunächst mit Seuchen und der tabulosen „Ausübung des Geschlechtsverkehrs“ (S. 125). Einige Tage später klärte ihn der irische Händler Jimmy Devlin über die ‚Strafexpedition‘ gegen Luf auf, behauptete aber auch, dass sich die Überlebenden selbst aufgegeben hätten (S. 126). Dempwolff kolportierte diese Mitteilung in einem Vortrag über „aussterbende Völker“, in dem er „Kindsmord und Abtreibung“ für eine „Selbstvernichtung“ des Inselvolkes verantwortlich macht (S. 127). Devlin bekannte sich später dazu, Dempwolff belogen zu haben (S. 128). Dessen ungeachtet floss diese Version der Geschichte auch in die offizielle Darstellung der Provenienz des Luf-Bootes ein (S. 35f., 41). Wenn also Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung preußischer Kulturbesitz, 2018 von einem „Bevölkerungsrückgang auf der Insel“ Luf spricht, wirft ihm Götz Aly zurecht eine euphemistische Verdrehung der Tatsachen vor (S. 41, S. 60). Für die Dezimierung der Bevölkerung auf Luf war die deutsche Kolonialmacht verantwortlich und daraus ergeben sich Konsequenzen für den Umgang mit dem Boot in der Berliner Sammlung. Götz Alys Buch vertritt die These, dass hinter der Rede vom „Aussterben“ der Naturvölker ein Konzept von deren „Vernichtung“ stehe (S. 173).

Das Luf-Boot hatten drei Männer namens Karai, Nemin und Xelau zusammen mit dem Häuptling Sini und dessen Vater Xaighud gebaut (S. 136f.). Der Anthropologe Georg Thilenius hatte bei seinem Besuch der Hermit-Gruppe 1899 erklärt, dass es das letzte seiner Art sei. Es liege bereits jahrelang in einem Bootshaus, da es den wenigen Männern auf der Insel Luf an Kraft fehle, es noch zu bewegen (S. 145f.). Eduard Hernsheim schreibt in seinen Lebenserinnerungen, das Luf-Boot sei von Max Thiel „in seine Hände“ ‚übergegangen‘ (S. 28, S. 131). Wie genau das Boot in den Jahren 1902 oder 1903 seinen „rechtmäßigen Eigentümern abgenommen worden“ ist (S. 184), bleibt in den Quellen eine Leerstelle (S. 38). Doch die Kontextualisierung von Aly zeigt überzeugend, dass „sämtliche Sammlungsstücke aus ehemaligen Kolonien unter dem Generalverdacht der unregelmäßigen, gewaltsamen oder ethisch fragwürdigen Akquisition“ stehen (S. 183).

Götz Aly schreibt verständlich für ein breites Publikum. Anschließen kann er vor allem an Alexander Krugs 2005 erschienene Monographie über die deutschen „Strafexpeditionen“ im Südpazifik zwischen 1872 und 1914. Zwar gibt es bereits zahlreiche Arbeiten, die sich der kritischen Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus in Afrika widmen, doch die ‚Schutzherrschaft‘ in der ‚deutschen Südsee‘ wird in der die Wahrnehmung prägenden Geschichtsschreibung bis heute als eine Art humanitäres Projekt verklärt. Alys Verdienst besteht in einem klaren Bruch mit einer solchen Historiographie, die den Kolonialismus im Pazifik als eine Form der interkulturellen Begegnung mit anschließendem Bevölkerungsrückgang zu verharmlosen sucht.

Auch um einen Verfahrensvorschlag ist der Autor am Ende nicht verlegen. Er empfiehlt, die „Nachfahren der einst beraubten Schöpfer des Luf-Bootes“ und ihren Repräsentanten, den Staat Papua-Neuguinea, als „Treugeber“ zu behandeln und als „Eigentümer“ zu bestätigen, um ihnen so das Recht einzuräumen, über die „Weiterführung oder das Ende der Treuhandschaft“ zu entscheiden (S. 191). Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz das Boot seiner Größe wegen 2018 vom ehemaligen Standort des Ethnologischen Museums in Berlin-Dahlem in den Rohbau des rekonstruierten Hohenzollernschlosses hat bringen lassen, um es dort noch vor der Eröffnung des Humboldt-Forums im Jahr 2020 in das Gebäude praktisch einzubetonieren. Sollte es dennoch zu einer Rückgabe kommen, wäre die Fassade des Schlosses wohl aufzubrechen.

Anmerkung:
[1] Diese Rezension ist entstanden im Rahmen eines Forschungsprojekts der Japan Society for the Promotion of Sciences mit dem Titel „Exoticism and the Spread of Disease on Pacific Islands“ (21K00444).

Zitation
Thomas Schwarz: Rezension zu: Aly, Götz: Das Prachtboot. Wie Deutsche die Kunstschätze der Südsee raubten. Frankfurt a. M.  2021. ISBN 978-3-10-397036-4, In: H-Soz-Kult, 02.09.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-97653>.




[Regionalforum-Saar] Gesandte auf Reisen. Ziele, Pr aktiken, Wirkung (Univ. Osnabrück)

Date: 2021/09/13 20:15:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Gesandte auf Reisen. Ziele, Praktiken, Wirkung (Univ. Osnabrück)

/ Termine

Veranstalter Universität Osnabrück, Geschichte der Frühen Neuzeit / FZ IKFN

Veranstaltungsort Osnabrück und Online (hybrid)

Gefördert durch Fritz Thyssen Stiftung

Vom - Bis 21.09.2021 - 22.09.2021

Von Stefanie Freyer, Lehrstuhl Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität Osnabrück

Frühneuzeitliche Diplomatie war von einer bemerkenswerten Gleichzeitigkeit im kommunikativen Austausch geprägt: Außenbeziehungen wurden sowohl mit reisenden als auch mit residierenden Gesandten bzw. Residenten gepflegt. Ein europaweit einheitliches System gab es nicht, und auch die einzelnen Mächte verfolgten selten eine homogene Strategie.
Das wirft die Fragen auf, was Herrschende in der Frühen Neuzeit motivierte, Gesandte auf Reisen zu schicken, und was sie davon abhielt, diese dauerhaft zu etablieren – oder aber synchron zu ständigen Gesandten bzw. Botschaftern vor Ort einzusetzen. Welche Möglichkeiten und Chancen eröffneten reisende Gesandte und mit welchen Problemen war dieser mündlich-performative Austausch konfrontiert? Die Rahmenbedingungen des frühneuzeitlichen Reisens (Land- und Wasserwege, Logistik), die Konfrontation mit dem Fremden (Sprachen, Kultur, Zeremoniell) und ganz besonders die zeitliche Begrenzung der Missionen stellten diese Art der Kommunikation im Dienste der Außenpolitik vor zahlreiche Herausforderungen. Zugleich eröffneten sie mannigfaltige Spielräume.
Der Workshop wird die Eigenheiten und Funktionsweise reisender Gesandtschaften in der Frühen Neuzeit ergründen und deren (politischen) Ziele, Praktiken und Wirkung, aber auch Chancen und Probleme beleuchten.

Programm

Dienstag, 21. September 2021

ab 9:00 Uhr - Ankommen und Kennenlernen
9:30 Uhr - Grußworte von Prof. Dr. Siegrid Westphal (stellvertretende Direktorin des IKFN)
9:45 Uhr - Eröffnungsimpuls: Reisende Gesandte in der Frühen Neuzeit (Stefanie Freyer)

Sektion I – Charakteristika reisender Gesandtschaften

Moderation: Winfried Siebers (Berlin)

10:00 Uhr - Daniel Riches (Alabama, USA): Christian von Bellin’s Northern Embassy of 1624: historical opportunities and methodological challenges
10:40 Uhr - Ato Quirin Schweizer (Duisburg-Essen): Geprüft in der Ferne? Überlegungen zu 'Weltmännlichkeiten' im Gesandtschaftswesen des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts
11:20 Uhr - Kaffeepause

Sektion IIa – (De)Motivationen und Ziele reisender Gesandtschaften

Moderation: Guido Braun (Mulhouse) – digital

11:40 Uhr - Julia Gebke (Wien): „Weil ihre Anwesenheit so viel nütze, um die Angelegenheiten zu richten“ – Reisen einer Kaiserin im Fokus diplomatischer Aushandlungsprozesse
12:20 Uhr - Florian Kühnel (Göttingen): „to go in person to Adrianople to have something more definite and formal”. Diplomatische Distanzkommunikation zwischen Istanbul und Edirne am Ende des 17. Jahrhunderts
13:00 Uhr - Mittagspause

Sektion IIb – (De)Motivationen und Ziele reisender Gesandtschaften

Moderation: Charlotte Backerra (Göttingen)

14:30 Uhr - Irena Kozmanová (Prag): Das Alter Ego einer föderativen Republik. Warum die Republik der Vereinigten Niederlande ungern Diplomaten auf Reisen schickte
15:10 Uhr - Sébastien Schick (Paris – digital): Wenn die Korrespondenz nicht mehr genügt: reisende Minister im Alten Reich des 18. Jahrhunderts
15:50 Uhr - Kaffeepause

Sektion III – Missionen reisender Gesandtschaften

Moderation: Volker Arnke (Osnabrück)

16:15 Uhr - Iveta Coufalová (Prag – digital): „Convertit“ versus „Defensor Fidei“. Britisch-hannoverische Gesandte in Sachsen-Polen auf den Spuren des „Protestant Interests“ (ca. 1714–1717)
16:55 Uhr - Birgit Tremml-Werner (Zürich/Växjö – digital): Die Gesandten des Generalgouverneurs: Fallbeispiele diplomatischer Reisender aus Manila im 18. Jahrhundert
18:30 Uhr - Gemeinsames Abendessen (wenn es die pandemische Lage erlaubt)

Mittwoch, 22. September 2021

Sektion IV – Praktiken reisender Gesandtschaften

Moderation: Christine Vogel (Vechta)

9:15 Uhr - Stefanie Freyer (Osnabrück): Routiniertes Reisen. Englische Gesandte unterwegs im römisch-deutschen Reich um 1600
9:55 Uhr - Elisabeth Natour (Regensburg): Präzedenz und Tanz. Englische, französische und spanische Botschafter und die höfischen Maskeraden des frühen 17. Jahrhunderts
10:35 Uhr - Enrique J. Corredera (Bern): Erfolgreich (nicht) ans Ziel kommen. Marqués de la Fuentes Reise als außerordentlicher Botschafter Philips IV. von Spanien nach Schweden 1655-1656
11:05 Uhr - Kaffeepause

Sektion V – Wirkung und Rollenvielfalt reisender Gesandter

Moderation: Siegrid Westphal (Osnabrück)

11:20 Uhr - Georg Kaulfersch (Regensburg): Reisender ad-hoc-Gesandter und ständiger Vertreter in einer Person? Zum offenen Status und der Rollenvielfalt diplomatischer Akteure im frühen 16. Jahrhundert

12:00 Uhr - Marcus Stiebing (Hamburg): Gesandter vs. „Priuat Person“. Die kaiserlichen Gesandtschaften Karl Hannibals von Dohna 1620/21
12:45 Uhr - Abschlussdiskussion

ca. 13:15 Uhr - Ende des Workshops

Diskussionen werden wahlweise in Deutsch und/oder Englisch stattfinden.

Die technischen Möglichkeiten erlauben eine begrenzte Teilnahme von max. 20 externen Gästen. Anmeldung bitte unter stefanie.freyer(a)uni-osnabrueck.de.

Kontakt

Dr. Stefanie Freyer
Universität Osnabrück
Abteilung Frühe Neuzeit
An der Katharinenkirche 8A
49074 Osnabrück
stefanie.freyer(a)uni-osnabrueck.de

https://www.ikfn.uni-osnabrueck.de/en/veranstaltungen/tagungen/gesandte_auf_reisen_workshop.html


Zitation
Gesandte auf Reisen. Ziele, Praktiken, Wirkung (Univ. Osnabrück). In: H-Soz-Kult, 13.09.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-112769>.



[Regionalforum-Saar] Das System soll umgestellt werden, ...

Date: 2021/09/15 00:11:34
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

... aber ich weiß nicht, ob das auch diese Liste betrifft.

Also prüf ich das mal nach. Könnt Ihr einfach löschen.

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Kreative Impulse und Innovationsle istungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Eu ropa.

Date: 2021/09/15 09:01:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa.

Julia Becker,; Julia Burkhardt,
Reihe Klöster als Innovationslabore 9
Erschienen Regensburg 2021: Schnell & Steiner
Anzahl Seiten 464 S.
Preis € 59,00

ISBN 978-3-7954-3627-8

Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-60231.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Hannes Engl, Lehrstuhl für Mittlere Geschichte, RWTH Aachen

Der hier vorgestellte Band geht aus einer internationalen Tagung hervor, die im Rahmen des von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften geförderten Forschungsprojekts „Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle“ veranstaltet wurde. Im Zentrum steht die Frage, ob die religiösen Gemeinschaften des Mittelalters überhaupt Innovations- und Transferleistungen mit nachhaltiger Wirkung erbracht haben und woran sich diese in quantitativer wie qualitativer Hinsicht bemessen lassen. Bereits vorab wird jedoch klargestellt, dass „Innovation“ nicht allein aus der heute gängigen Sicht des Wirtschaftswesens als linear ablaufender Prozess zu verstehen sei, der ausgehend von einer kreativen Idee (inventio) zunächst zu deren Umsetzung (innovatio) und dann zu einer breitgestreuten Akzeptanz derselben (diffusio) führt und sich somit letztlich durch das Kriterium des Erfolgs bemisst. Dezidiert werden ebenso Prozesse des Scheiterns kreativer Impulse verfolgt (S. 10–13). Die 16 Einzelbeiträge des Bandes sind in vier Themenbereiche untergliedert, in denen die Herausgeberinnen „exemplarisch kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften vermuten“ (S. 14). Sie fokussieren die Rolle charismatischer Individuen (1), Innovationen im technischen Bereich sowie deren regionale Visibilität (2), die Bedeutung von Netzwerken und anderen Formen der Gemeinschaftsbildung (3) und schließlich die Vermittlung von Wissen in Interaktion mit weltlichen Herrschaftsträgern (4).

Da das Mönchtum in der mittelalterlichen Gesellschaft eine vorbildhafte und Deutungshoheit beanspruchende Schlüsselposition für die Gewährleistung des individuellen wie kollektiven Seelenheils innehatte, widmete es einen Großteil seiner intellektuellen Tätigkeiten der Durchdringung des immateriellen Zeit-Raum-Gefüges, um Lebensentwürfe für ein möglichst sündenfreies Dasein im Diesseits als Vorbereitung für das Jenseits bereitzustellen. Aus dieser gesellschaftlichen Verantwortung resultierte ein „enormes Innovationspotential“ (Eva Schlotheuber, S. 413–434, bes. S. 426), das nicht nur in der mannigfaltigen Produktion normativer Texte (Ordensregeln, Traktate, Fürstenspiegel, etc.) oder kompilierten Wissens zum Ausdruck kam, sondern auch in technischen Neuerungen, etwa in der Waldwirtschaft oder im Wasserbau, wo insbesondere die Zisterzienser wegweisende Impulse gaben (Oliver Auge, S. 169–182).

Als Impulsgeber bedeutender Neuerungen bleiben aber häufig einzelne Individuen in Erinnerung, sei es aufgrund ihrer schriftlichen Hinterlassenschaften, sei es, weil sie bereits von den Zeitgenossen als charismatische Persönlichkeiten wahrgenommen wurden oder weil ihnen im Nachhinein eine sinnstiftende Funktion für die oft langwierigen und konfliktreichen Ordensbildungsprozesse zukam. Dass sich derartige Konflikte durchaus positiv auf kreative Impulse auswirken konnten, veranschaulicht Jens Röhrkasten anhand der allmählichen Spaltung des Franziskanerordens und der interessensgebundenen Vereinnahmung der Person des Ordensgründers im 13. und 14. Jahrhundert. Der ordensinterne Konflikt um die von Franziskus vorgelebte Armut und dem Bedürfnis einer adäquaten materiellen Versorgung der Gemeinschaften führte hier zu einer Reihe innovativer „Rechtskonstrukte“. Aufgrund ihrer Bestätigung von päpstlicher Seite schufen sie einen breiten Spielraum für die Anpassung ordensgebundener Richtlinien an finanzielle Unwägbarkeiten und lokalspezifische Gegebenheiten (S. 79–110, bes. S. 86–89).

Welche gesellschaftliche Tragweite die nachmalige Instrumentalisierung charismatischer Persönlichkeiten haben konnte, verdeutlicht auch Claire Taylor Jones in ihrer Studie über die Rezeption der Vita Katharinas von Siena und der Regel des dritten Ordens der Dominikaner im spätmittelalterlichen Süddeutschland. Überzeugend legt sie dar, wie die Übersetzungen dieser Texte, insbesondere Der geistliche Rosengarten, im Nürnberg des 15. Jahrhunderts eine geradezu katalytische Wirkung auf Klostereintritte von Laienschwestern entfachten. Maßgeblich hierfür waren die in den Übersetzungen akzentuierte Umformung Katharinas von einer frommen Laienschwester zu einer Nonne, die gezielte Verbreitung dieser Übersetzungen durch die Generalkapitel und nicht zuletzt die von dort ergangenen Anweisungen zur Einbindung Katharinas in die ordensinterne Liturgie. Indes zeigt die große Varianz an Ausprägungen liturgischer Praxis in den süddeutschen Klöstern der Dominikanerinnen, dass auf Zentralisierung zielende Vorgaben der Ordensleitung und deren ortsgebundene Anpassung an lokalspezifische Traditionen nicht zwangsläufig im Widerspruch zueinander stehen mussten, sondern durchaus synergetisch wirken konnten (S. 111–149).

Als entscheidender Faktor für die Nachhaltigkeit von Innovationsleistungen erwies sich die Anpassungsfähigkeit an lokale Gegebenheiten insbesondere im Bereich technischer Neuerungen, wie es Philipp Stenzig anhand der Montantätigkeit der Zisterzienser im Westharz illustriert (S. 183–208). Dies gilt bisweilen auch für Neuerungen in der Bauweise mittelalterlicher Klöster. Ein besonders aussagekräftiges Beispiel hierfür ist der Umbau der Zisterzienserabtei Villers-en-Brabant (Diözese Lüttich). Sie wurde um 1146 von einem größeren adeligen Netzwerk unter der Führung der Herren von Marbais gegründet, geriet dann aber spätestens seit den 1180er Jahren in den Einfluss der Herzöge von Brabant, die sie zu einem ihrer Hausklöster, inklusive dynastieeigener Grablege, machten und dort 1248 ein umfassendes Bauprogramm in die Wege leiteten. Die von den Herzögen initiierte Bauform entsprach gerade aufgrund ihres stellvertretend für die weltliche Macht stehenden Westflügels und den dort angebrachten Wandmalereien, welche ihren Anspruch als mächtige lotharingische Reichsfürsten karolingischen Ursprungs zur Geltung bringen sollten, so gar nicht der Ordensnorm der Zisterzienser und stellte damals zweifelsohne ein markantes Novum dar. In mindestens ebenso markanter Weise symbolisierte der gegenüberliegende, den Klosterheiligen gewidmete Ostflügel die Bipolarität zwischen weltlicher und geistlicher Machtsphäre und zugleich deren wechselseitiges Miteinander (Thomas Coomans, S. 214–219).

Wie vielschichtig und weitreichend derartige Verflechtungen zwischen religiösen Gemeinschaften und weltlichen Akteuren waren, unterstreichen ferner Andreas Rehberg für die Klostergründungen der Colonna im stadtrömischen Umfeld (S. 273–313) und Andreas Rüther für die nordöstlichen Grenzgebiete des Reiches (S. 315–340). Die kaum zu unterschätzende Bedeutung solcher „Verflechtungsgeschichten“ gerade für die diffusio klösterlicher Innovationen stellt Christina Lutter anhand der Expansionspolitik der Babenberger im 12. Jahrhundert heraus. Zum Ausbau ihrer Territorialherrschaft setzten diese gezielt auf das von den Zisterziensern ausgehende technische und landwirtschaftliche Innovationspotential, um sich durch Klostergründungen im Verbund mit den weißen Mönchen neue Räume anzueignen (S. 347–360). Letztlich gaben hier also rein weltliche Interessen den entscheidenden Impuls für die diffusio im geistlichen Milieu erdachter Innovationen. Vor diesem Hintergrund erscheint Innovation in erster Linie als ein sozialer Prozess, der einflussreiche Förderer braucht, um nachhaltig wirksam zu sein.

Dies manifestiert sich darüber hinaus in der Herausbildung eines institutionell organisierten Bildungswesens und anderen Formen der Wissensvermittlung. So zeigt Václav Žůrek auf, dass die von Karl IV. geförderte Einbindung der religiösen Gemeinschaften Prags in die neu entstehenden Universitäten der Residenzstadt des Luxemburgers als Teil eines übergeordneten Herrschaftsprogramm gesehen werden kann, dessen heils- und nationalgeschichtliche Konzepte über den Theologieunterricht sog. doctores bullati vermittelt werden sollten (S. 397–411). Ein gutes Gegenbeispiel hierzu liefert Vanina Kopp mit ihrem Beitrag zu kreativen Impulsen königlicher Ratgeber unter den Valois im 14. und 15. Jahrhundert (S. 375–396). Hier hatte der religiöse Stand sein Monopol auf Wissensvermittlung einbüßen müssen und befand sich deshalb in einer Konkurrenzsituation zu Ratgebern aus anderen Gesellschaftsschichten, die in einem regen literarischen Wettbewerb um die Gunst des Königs buhlten. Verstärkt wurde diese Konkurrenzsituation noch durch das angesichts zunehmender militärischer und politischer Krisen gesteigerte Bedürfnis der Valois-Könige an Ratschlägen und Handlungsentwürfen. Krisen, Konkurrenz und Nachfrage regten die Kreativität der Schreibenden an und förderten insbesondere Übersetzungen antiker Werke in die Vernakularsprache zu Tage, von denen etwa die Aristoteles-Übersetzung des Kanonikers Nicolas Oresme auch nachhaltigen Einfluss auf die Gestaltung des Krönungszeremoniells der Valois übte (S. 388f.).

Aufgrund des breiten Spektrums an Themenbereichen identifiziert der Band Faktoren, die in ganz unterschiedlichen Kontexten maßgeblich für das vermehrte Auftreten, den Erfolg oder das Scheitern kreativer Impulse waren. In mehreren Beiträgen wird deutlich, dass Innovationen im klerikalen Milieu häufig aus einer Konkurrenzsituation erwuchsen, dass sie aber auch auf Anpassungsfähigkeit und Zusammenarbeit mit gesellschaftlich bedeutsamen Akteuren ausgelegt sein mussten, um eine nachhaltige bzw. raumgreifende Wirkung zu zeitigen. Dies unterstreicht die Prozesshaftigkeit von Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften als ein vielschichtiges gesellschaftliches Phänomen und eröffnet Vergleichsperspektiven für weiterführende Untersuchungen zur Entstehung, Umsetzung und gesellschaftlichen Einwurzelung kreativer Impulse innerhalb wie außerhalb der Welt mittelalterlicher Klöster. Wenngleich sich die Struktur einiger Beiträge mangels Unterteilungen in Themenbereiche bzw. Sinnabschnitte etwas mühsam erschließt, überzeugt der Band insgesamt dennoch in seiner inhaltlichen Konzeption und bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für Forschungen im Bereich des mittelalterlichen Klosterwesens. Abgerundet wird er durch ein Verzeichnis der insgesamt 37 farblichen Abbildungen sowie durch ein Namens- und Ortsregister.

Zitation

Hannes Engl: Rezension zu: Becker, Julia; Burkhardt, Julia (Hrsg.): Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa Regensburg  2021. ISBN 978-3-7954-3627-8, In: H-Soz-Kult, 15.09.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-96256>.




[Regionalforum-Saar] deutsche Rezension von "J. Hil lgärtner: News in Times of Conflict"

Date: 2021/09/17 09:06:12
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

[Vorbemerkung: Wenn auch der Rezensent am besprochenen Buch nicht wirklich viele gute Haare läßt, fand ich doch die Besprechung interessant und informativ).]

News in Times of Conflict. The Development of the German Newspaper, 1605–1650

Autor Jan Hillgärtner
Reihe Library of the Written Word 90
Erschienen Leiden 2021: Brill Academic Publishers
Preis € 112,00
ISBN 978-90-04-43248-2

Rezensiert für H-Soz-Kult von Holger Böning, Deutsche Presseforschung, Universität Bremen

Wer je mit den ersten periodisch erscheinenden gedruckten Zeitungen der Welt gearbeitet hat, die von 1605 an im deutschen Sprachraum wöchentlich im Takt der Post erschienen, kennt die Schwierigkeiten der Identifizierung von Druckort, Verleger und Drucker – von den Korrespondenten ganz zu schweigen –, denn in der Tradition der handgeschriebenen Wochenzeitungen hatten sie zumeist weder einen Titel noch ein Impressum. Da aber die Korrespondenzorte der einzelnen Nachrichten und deren Datum genannt wurden, lässt sich manchmal durch den Abgleich von Nachrichtenwegen und Veröffentlichungsdaten oder auch mittels der äußeren Gestaltung – Drucklettern oder Schmuckstücke, die durch Vergleich Druckern zugeordnet werden können – mit einiger Sicherheit bestimmen, an welchem Ort eine Zeitung herausgegeben wurde. So war es forschungsgeschichtlich ein großer Durchbruch, dass Else Bogel und Elger Blühm vor einem halben Jahrhundert nach jahrzehntelangen Forschungsanstrengungen ihr Bestandsverzeichnis der deutschen Zeitungen des 17. Jahrhundert vorlegen konnten.[1] Es bedurfte großer Findigkeit bei der Suche nach den Quellen, denn Zeitungen waren bis ins 19. Jahrhundert zumeist kein Sammelgebiet der Bibliotheken; die nationalbibliographische Verzeichnung von Periodika ist bis heute eine Katastrophe. Besonders große Funde konnten in den Archiven der auswärtigen Ämter der europäischen Großmächte gemacht werden, denn dort sammelte man die deutschen Zeitungen, weil in diesen zuverlässig über das politische und militärische Geschehen berichtet wurde.

Dieser Vorerinnerung bedarf es, denn die von Bogel und Blühm sowie von deren Nachfolgern zusammengetragenen Quellen – für das 17. Jahrhundert etwa 60.000 Zeitungsnummern von 160 Zeitungsunternehmen in mehr als 50 Druckorten – sind sämtlich im Bremer Institut Deutsche Presseforschung vorhanden und auf der Homepage der Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen digitalisiert zugänglich. Auch wenn diese überlieferten Zeitungen lediglich einen kleinen Teil der tatsächlich erschienenen ausmachen, bilden sie – jedenfalls, was die Inhalte der Zeitungen angeht – ein solides Fundament der hier vorliegenden Dissertation, wobei es für den bearbeiteten Zeitraum von 1605 bis 1650 um insgesamt 99 Zeitungstitel geht. Der Behauptung Hillgärtners aber, die Recherche in Bibliotheken und Archiven habe „a much firmer basis of knowledge for the present study” (S. 13f.) geliefert, verwundert. Von den zwölf behaupteten neuen Funden finden sich zehn im Quellenverzeichnis (S. 257–294), bei ihnen handelt es sich bis auf einen Fall um Einzelnummern von Zeitungen oder zeitungsähnlichen Drucken, bei denen allenfalls vermutet werden kann, dass hier Zeugnisse für bisher unbekannte neue Zeitungsunternehmen vorliegen, da Erscheinungsort und etwaige Periodizität nicht ermittelt werden konnten. Die wenigen neuen Stücke ändern an unserem Wissen praktisch gar nichts.

Die Studie bietet zunächst drei Kapitel zur Geschichte der deutschen Zeitungen („The History of the German Newspaper“), zur Entwicklung der Zeitungsunternehmen („The Growth of the Newspaper Industry“) und eine Art Neubewertung des Zeitungswesens unter dem Titel „The Anatomy of the Newspaper Revisited“. Zwei weitere Kapitel stellen die Zeitungsinhalte in den Mittelpunkt und befassen sich mit dem Tod des schwedischen Königs in der Schlacht bei Lützen und der Hinrichtung von König Karl I. von England im Jahr 1649.

Die Geschichte der Zeitung im 17. Jahrhundert ist bereits oft erzählt worden, unter anderem vom Autor selbst.[2] Es ist ein wenig enttäuschend, dass man eigentlich nur erfährt, was man zur Entstehung und Entwicklung der periodischen gedruckten Zeitung während ihrer ersten Jahrzehnte aus der Literatur bereits wusste. Es kommt zu kurz, dass die Zeitungen aus einem bereits hochentwickelten handschriftlich vermittelten Nachrichtensystem entstanden, in dem Berichte zum Weltgeschehen, produziert von bestinformierten Korrespondenten, zur Ware geworden waren. Viele Informationen sind wenig systematisch nebeneinandergestellt, oft unglücklich ausgewählt, wenn es, um hier nur ein Bespiel zu nennen, etwa heißt, der Produktionsplan der Zeitung habe von der Postkutsche abgehangen, ein regelmäßiger Kutschenverkehr sei Grundvoraussetzung des Zeitungsgeschäfts gewesen (S. 7). Kein Wort von den bewundernswert zuverlässigen Postreiterstafetten, die maßgeblich zur Erhöhung der Aktualität der Zeitungen beitrugen[3], stattdessen wird von dem „often ramshackle German postal network“ gesprochen (S. 37), dann aber auf einmal mehr als hundert Druckseiten weiter über das von der Familie Taxis aufgebaute Relaissystem berichtet (S. 166f.).

Wenn der Autor konstatiert, die Forschungen zur deutschen Pressegeschichte hätten sich entweder für Fallstudien entschieden oder die Entwicklung der Presse in einer chronologischen Erzählung dargestellt, seine eigene Studie sei die erste, die das Pressewesen einer systematisch vergleichenden Analyse unterziehe, dann hat er übersehen, dass eine solche Analyse aufgrund der nur zu einem kleinen Teil überlieferten Quellen nur sehr bedingt möglich ist. Alle quantifizierenden Angaben müssen stets mit einem fett gedruckten Fragezeichen versehen werden, allein die auf fünfzig Druckseiten vorgenommene Auszählung der in den überlieferten Exemplaren zu findenden Korrespondenzorte ist mit ihren Ergebnissen zwar sicherlich repräsentativ (S. 197–256). Aussagen wie, nur sechsundzwanzig Titel seien länger erschienen als zwölf Monate (S. 40), verbieten sich aber bei einer so stark von Zufällen abhängigen Überlieferungsgeschichte und angesichts des Forschungsstandes: Nur für sehr wenige Orte im deutschen Sprachraum liegen systematische Ermittlungen zu allen in der Frühen Neuzeit jemals erschienenen Periodika vor, die statistische Aussagen erlauben, doch sind die dem Autor unbekannt.

Verglichen mit Aussagen zur Statistik kommt sehr kurz, was an qualitativer Analyse möglich gewesen wäre, obwohl für sie die Quellenüberlieferung völlig ausreichend ist. Es entsteht im Grunde kein Bild von dem, was man als ein kleines Wunder bezeichnen könnte, dass nämlich inmitten von Tod und Zerstörung ein neues Handwerk zu blühen begann und innerhalb weniger Jahrzehnte im deutschen Sprachraum flächendeckend gedruckte Zeitungen erschienen, dass sich durch die regelmäßige Berichterstattung der Zeitungen eine Öffentlichkeit von schnell erheblicher Reichweite entwickelte, die Zeitung zum verbreitetsten weltlichen Lesestoff wurde und die Sicht auf Gesellschaft und Politik säkularisierte, dass jede Vorstellung absurd erscheint, die Bevölkerung wäre von der Politik und deren Einwirken auf das Zeitgeschehen ausgeschlossen gewesen, dass in vielen Fällen von Arkanpolitik keine Rede sein konnte, sondern die Zeitungsleser von Entscheidungen erfuhren, von denen Historiker bis heute behaupten, dass sie Staatsgeheimisse gewesen seien, und endlich, dass wir es in der frühen Presse mit Berichterstattern zu tun haben, die keineswegs Journalisten waren, die von der Sache, über die sie berichteten, nichts oder wenig verstanden, sondern den politisch, diplomatisch und militärisch maßgeblichen Personengruppen so nahestanden, dass sie beurteilen konnten, was ihre Nachrichten bedeuteten.

Gerade weil im Erscheinungszeitraum, den Hillgärtner bearbeitet hat, ein verheerender Krieg im Mittelpunkt der Berichterstattung stand, hätte gezeigt werden können und müssen, dass kein Zweifel daran zulässig erscheint, dass ein großer Teil der Bevölkerung über die Geschehnisse des Dreißigjährigen Krieges durch die Zeitungen gut informiert war, vermutlich viel besser als wir Heutigen, die wir über aktuelle Kriegshandlungen nur noch erfahren, was Militär und Geheimdienste preisgeben wollen. Schandtaten der „Unseren“ zu nennen, war in der historischen Presse nicht unüblich. Wer behauptet, dass die von den Zeitungen favorisierten reinen Tatsachenberichte durch das Fehlen von Kontext und Hintergrund für relativ unerfahrene Leser schwer zu verstehen gewesen seien (S. 4), kaut nach, was in der älteren Forschungsliteratur behauptet wurde, hat sich aber nie die Mühe gemacht, Berichte über einen längeren Zeitraum zu studieren, in denen natürlich nicht jedes Mal aufs Neue alle Zusammenhänge erläutert wurden, aber im Ganzen bemerkenswert detailliert, zuverlässig und höchst verständlich ein Gesamtbild der Ereignisse entstand, an dem auch der professionelle Historiker nichts Wichtiges vermissen wird. Bereits die Berichterstattung in den beiden frühesten gedruckten periodisch erscheinenden Zeitungen der Welt informierte den Leser im ersten überlieferten Jahrgang 1609 über die wesentlichen Konfliktlinien, die ein Jahrzehnt später dem Dreißigjährigen Krieg sein Gesicht geben sollten, und berichteten von Beginn an so umfassend und zuverlässig über das Weltgeschehen, dass dem Leser ein eigenes Urteil ermöglicht wurde. In Hillgärtners Arbeit ist von der bemerkenswerten Qualität der Zeitungsberichte ebenso wenig die Rede wie von der hohen Kompetenz der Berichterstatter, auch nicht davon, dass viele der Korrespondenzen auch heute noch in jeder Zeitung stehen könnten und höchst sachkundige, analytisch berichtende Chronisten des Zeitgeschehens zeigen.

Pauschale Urteile, die Berichterstattung in Zeitungen sei oft widersprüchlich, verwirrend und unzuverlässig gewesen, die Leser hätten damit rechnen müssen, dass Geschichten, die ihnen in einer Ausgabe als Fakten präsentiert wurden, in den folgenden Ausgaben revidiert wurden, verbieten sich, wenn man die Zeitungsberichterstattung wirklich einmal über Einzelstücke hinaus über einen längeren Zeitraum zur Kenntnis genommen hat. Hillgärtner meint, seine Behauptung am Beispiel der Schlacht von Lützen und dem Tod des schwedischen Königs belegen zu können. Statt die Zeitungsberichterstattung zu analysieren, erzählt er unter der Überschrift „Conveying the Right Story“ über fünf seiner knapp 200 Druckseiten umfassenden Studie die Schlachtschilderungen in der Forschungsliteratur nach (S. 131–136). Er hätte stattdessen einmal die Stuttgarter Zeitung in die Hand nehmen sollen, um festzustellen, mit welchem bewundernswerten Detailreichtum die Ereignisse im eigentlichen Gegenstand seiner Studie dargestellt wurden. Stattdessen nimmt er einen einzigen Bericht aus einer Hamburger Zeitung, die unmittelbar nach der Schlacht erschien, und spricht von einer „stark verzerrten Form der Berichterstattung“ (S. 138). Besonders bemerkenswert an dem Bericht erscheint Hillgärtner, dass der Tod Gustav Adolfs nicht erwähnt ist. In der nahezu parallel erschienenen Stuttgarter Zeitung hätte er nicht nur sehr genaue Berichte von der Schlacht lesen können, sondern auch die Klage eines schwedenfreundlichen Berichterstatters, „wann nur Kön. M. in Schweden noch lebte/ die so bald anfangs von 3. schüssen bliben/ dero Leichnam ist zur Naumburg balsamirt worden“. Aber auch in der nächsten Ausgabe der Hamburger Zeitung lesen wir in einem Bericht vom 23. November, Kursachsen betrauere den Tod des Königs sehr, der Befehl über die schwedische Armee sei Herzog Bernhard übergeben worden.[4] Aus der in der Forschung bekannten Tatsache, dass der Frankfurter Postmeister die Nachricht über den Tod Gustav Adolfs bewusst zurückhielt, erfolgt hier eine Verallgemeinerung, die nicht zulässig ist, ja, aus einem einzigen Bericht die Behauptung abzuleiten, dieser sei repräsentativ für den voreingenommenen Ton und die Einbeziehung unsicherer Nachrichten in der Zeitungsberichterstattung, ist nicht erlaubt. Diesem dann eine handgeschriebene Nachricht gegenüberzustellen, in der es nüchtern geheißen habe „Gustavus ist letzten Samstag gestorben und die gesamte schwedische Armee ist in Trauer über den Verlust“, und daraus das Urteil abzuleiten, solche handschriftlichen Nachrichtenbriefe seien generell zuverlässiger, ja, sie seien auch im Zeitalter der gedruckten Nachrichten immer noch der Goldstandard für Genauigkeit und Zuverlässigkeit gewesen, entspricht der älteren Forschung, nicht aber den Tatsachen (S. 4, 147f.). Aus der handschriftlich vermittelten Nachricht vom 22. November, der Körper des Königs solle nach Naumburg gebracht werden (S. 153), leitet Hillgärtner ab, der Korrespondent habe Zugang zu persönlichen Quellen aus dem Gefolge Gustavs gehabt, was in krassem Gegensatz zu den Quellen gestanden habe, über welche die Zeitungsherausgeber verfügt hätten. Dabei war dieselbe Nachricht wie oben zitiert bereits in einem Zeitungsbericht vom 16. November fast ganz genau so zu lesen. Übrigens sind auch höchst detaillierte Berichte über die Stärke der feindlichen Heere, deren Fehlen Hillgärtner behauptet, eher die Regel als die Ausnahme in der Zeitungsberichterstattung, wie an den digitalisierten Zeitungsbeständen leicht überprüft werden kann.

Tatsächlich entstammten nahezu alle Nachrichten, ob handgeschrieben oder gedruckt, wenn es sich nicht geradezu um geheimdienstliche Informationen handelte, demselben Nachrichtensystem. Es gab gute handgeschriebene Zeitungen und schlechte; für die gedruckten gilt gleiches. Wenn Hillgärtner die sogenannten Fuggerzeitungen als Beispiel für einen exklusiven Nachrichtendienst für Europas Herrscher und Kaufleute nennt (S. 148, weitere falsche Informationen S. 26, 76), dann hat er das Ergebnis umfangreicher Forschungen nicht zur Kenntnis genommen, wonach es gar keine Fuggerzeitungen gab, sondern es sich dabei vorwiegend um eine Sammlung von handgeschriebenen Wochenzeitungen handelt, die bereits Teil des gewöhnlichen Nachrichtenverkehrs waren und prinzipiell von Jedermann abonniert werden konnten. Auch die lange Zeit übliche Einbettung der handgeschriebenen Zeitungen in vorwiegend wirtschaftliche Zusammenhänge war die reine Erfindung einer Forschung, die meinte, auf Quellen verzichten zu können. Tatsächlich finden sich in den ‚Fuggerzeitungen‘ genau die Inhalte, die ab 1605 auch die gedruckten Zeitungen charakterisierten.[5]

Bedauerlicherweise hat Hillgärtner sich den so apodiktischen wie falschen Satz zu eigen gemacht: „Die Zeitung war ein Nachrichtenorgan zweiter Ordnung, während der Brief im 17. Jahrhundert noch ganz allgemein als die zuverlässigere und schnellere Nachrichtenquelle galt.“[6] Diese Behauptung disqualifiziert sich schon durch die Information, der Brief sei schneller gewesen, waren doch alle Nachrichten auf dieselben Verkehrsmittel angewiesen.

Anmerkungen:
[1] Else Bogel / Elger Blühm, Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Ein Bestandsverzeichnis mit historischen und bibliographischen Angaben zusammengestellt von Else Bogel und Elger Blühm, 3 Bde., Bremen 1971–1985.
[2] Jan Hillgärtner, Die Entstehung der periodischen Presse. Organisationen und Gestalt der ersten Zeitungen in Deutschland und den Niederlanden (1605–1620), Erlangen 2013.
[3] Für die erste Zeitung der Welt zeigt dies Martin Welke, Johann Carolus und der Beginn der periodischen Tagespresse. Versuch, einen Irrweg der Forschung zu korrigieren, in: Martin Welke / Jürgen Wilke (Hrsg.), 400 Jahre Zeitung: Die Entwicklung der Tagespresse im internationalen Kontext, Bremen 2008, S. 9–116.
[4] Bericht „Auß Leipzig den 16 November“, in: Stuttgarter Zeitung, Jg. 1632, Nr. XLVIII, gedruckt am 01.12.1632; zugänglich: https://brema.suub.uni-bremen.de/zeitungen17/periodical/titleinfo/1207493; Zeitung aus mehrerley Örther, Bericht „Düringen vom 23. November“; zugänglich: https://brema.suub.uni-bremen.de/zeitungen17/periodical/pageview/681243 (06.08.2021).
[5] Holger Böning, Rezension zu: Katrin Keller / Paola Molino, Die Fuggerzeitungen im Kontext. Zeitungssammlungen im Alten Reich und in Italien, Wien 2015, in: H-Soz-Kult, 21.07.2016, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-24425 (06.08.2021); Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Mit einem Vorwort zur Neuauflage 1990, Frankfurt am Main 1990, S. 77f.
[6] Habermas, Strukturwandel, S. 78.
Zitation
Holger Böning: Rezension zu: Hillgärtner, Jan: News in Times of Conflict. The Development of the German Newspaper, 1605–1650. Leiden  2021. ISBN 978-90-04-43248-2, In: H-Soz-Kult, 17.09.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-96418>.


[Regionalforum-Saar] deutsche Rezension von „D . Fassin: Death of a Traveller“

Date: 2021/09/17 09:14:02
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

deutsche Rezension von „D. Fassin: Death of a Traveller“


[Ob das Buch auch in Frankreich erschienen ist? Oh! Es ist. Hätte ich nicht geglaubt, Mort d'un voyageur. Une contre-enquête]


Death of a Traveller. A Counter Investigation


Autor(en) Didier Fassin
Erschienen Cambridge 2021: Polity Press
Anzahl Seiten 160 S.
Preis € 18,10
ISBN 978-1-5095-4741-8

Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-60028.pdf

Rezensiert für den Rezensionsdienst "Europäische Ethnologie / Kulturanthropologie / Volkskunde" bei H-Soz-Kult von: Jens Adam, Universität Bremen

„Eine einfache Geschichte“ – so bezeichnet Didier Fassin die Ereignisse, die den Anlass für sein neues Buch bieten (S. xi): An einem Frühlingstag stürmt eine Eliteeinheit der Gendarmerie ein Grundstück am Rande eines Dorfs im ländlichen Frankreich. Hier, auf dem elterlichen Hof, vermuten sie einen für diverse kleinere Delikte verurteilten jungen Mann, der nach einem richterlich gewährten Freigang nicht ins Gefängnis zurückgekehrt war. Sie durchforsten die Gebäude und Wohnwagen, verwüsten die Einrichtung der Häuser und legen den fünf anwesenden Familienmitgliedern Handschellen an. Der Einsatz kulminiert in der Erschießung des Gesuchten in einem Nebengebäude durch zwei Polizisten.

In der Frage nach den unmittelbaren Umständen dieser Tötung verliert die Geschichte ihre Einfachheit. Gendarmerie und Angehörige geben unterschiedliche, sich wechselseitig ausschließende Berichte von der Ereigniskette zu Protokoll. Die Polizisten sprechen von Notwehr und einer verhältnismäßigen Steigerung der Zwangsmittel, mit denen sie auf die körperlichen Angriffe des in seinem Versteck entdeckten jungen Manns reagierten. Aus Perspektive der Familie fielen die tödlichen Schüsse bereits kurz nachdem die Polizisten den Schuppen betreten hatten – ohne vorangehenden Wortwechsel, Kampf oder Warnungen und ohne vernehmbare Versuche, dem Gesuchten auf andere Weise habhaft zu werden. Bereits wenige Stunden nach den Ereignissen treten Asymmetrien zutage, die die folgende juristische Aufarbeitung prägen werden: Staatsanwaltschaft, lokale Medien und später auch eine polizeiinterne Untersuchungskommission übernehmen weitgehend die Version der Einsatzkräfte; die Erzählung der Angehörigen findet hier kaum Beachtung. Der juristische Prozess wird nach einigen Jahren ohne eine Anklage gegen die beiden Polizisten enden.

Es ist in erster Linie die Schwester des Getöteten, die dieser sukzessiven Durchsetzung einer asymmetrischen „juristischen Wahrheit“ entgegentritt (S. 55ff.). Über Videos verbreitet sie die Beobachtungen und Erfahrungen der Familie im Netz; sie organisiert Protest- und Erinnerungsmärsche; und sie nimmt Kontakt zu anderen Familien mit ähnlichen Geschichten auf. Ein Muster tritt hervor, das die größere gesellschaftliche Relevanz jedes einzelnen Falles verdeutlicht. Die Opfer von Polizeigewalt, zumeist junge Männer, entstammen in aller Regel den sozial schwachen französischen Vorstädten, Einwandererfamilien oder rassifizierten Minderheiten (S. 60ff.). So auch Angelo, der getötete Freigänger, dessen Familie – wenn auch inzwischen selbst sesshaft – einer rechtlich und sozial markierten, vielfältig diskriminierten, landfahrenden Gruppe („gens du voyage“; S. xxii; S. 51ff.) angehört. Im Rahmen ihrer Bemühungen um Unterstützung und Aufmerksamkeit kontaktiert Angelos Schwester den Anthropologen Didier Fassin (S. 1ff.), der in der jüngeren Vergangenheit durch Bücher zur Polizeiarbeit in französischen Banlieus, zur Politik des Strafens in westlichen Demokratien oder zu den gesellschaftlichen Ungleichheiten von „Leben“ hervorgetreten ist.[1] Von der Geschichte und ihren Ungereimtheiten berührt, beginnt Fassin eine „Gegenuntersuchung“ („counter-investigation“; „contre-enquête“).

Das Buch beeindruckt einerseits durch die politische und „ethische Dringlichkeit“ (S. 3) der hier geschilderten Zusammenhänge. Andererseits ist es gerade der programmatisch unterlegte Begriff einer „Gegenuntersuchung“, der nachhaltig in Erinnerung bleibt (S. 3ff.). Nicht zuletzt, da sich über ihn wegweisende Anschlüsse an zeitgenössische Diskussionen zu einer engagierten, eingreifenden und öffentlich sichtbaren Anthropologie herstellen lassen. Ethnografie erscheint hier als ein Modus der kritischen Wissensproduktion, der nicht nur marginalisierten Gruppen Gehör verschafft, sondern aktiv in gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Wahrheit und Gerechtigkeit interveniert.

Der gut lesbare Text ist offensichtlich für ein breiteres Publikum geschrieben und kommt ganz ohne Fußnoten oder Literaturverweise aus. Dennoch knüpft Fassin an theoretische Debatten und die methodische Praxis einer kritischen Sozialwissenschaft an. Dies gilt etwa für seine Auseinandersetzung mit zwei unterschiedlichen, sich in der Regel konzeptionell ausschließenden Umgangsweisen mit „Wahrheit“ (S. xiv ff.): dem – etwa von Pierre Bourdieu vertretenen – Programm der sukzessiven Aufdeckung einer zunächst von den Machtverhältnissen verborgenen Wahrheit einerseits; sowie einem – eher foucauldianisch inspirierten – nüchternen Nachzeichnen „verschiedener Modalitäten von Wahrheit“ (S. xvii) und somit des Auftauchens, der Etablierung und eventuellen Kollision unterschiedlicher Wahrheitsregime andererseits. Fassins Text bewegt sich in diesem Spannungsverhältnis, indem er zunächst unterschiedliche Erzählungen der Geschehnisse gleichberechtigt nebeneinanderstellt, um im Schlussteil doch eine eigene, aus seiner Perspektive plausible Version der Geschehnisse vorzustellen.

Dies geschieht in methodischer Hinsicht durch eine schrittweise Rekonstruktion der Ereignisse auf Basis einer kritischen Analyse aller verfügbaren Materialien. Fassin nimmt für sich in Anspruch, jeder Aussage das gleiche Gewicht zu geben, sich nicht von Vorannahmen einer größeren Glaubwürdigkeit bestimmter Protagonist:innen leiten zu lassen und die vielfältigen Widersprüche, Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten der juristischen Version ins Zentrum seiner Untersuchung zu stellen. Der „juristischen Wahrheit“ des gesprochenen Rechts (S. 95; S. 104f.; S. 123), die den Fall eigentlich zu einem bindenden Abschluss gebracht hat, setzt er eine „ethnografische Wahrheit“ (S. xviii; S. 124) entgegen. Hierzu bringt er ausgeschlossene Alternativen wieder ins Spiel, ordnet Untersuchungsmaterialien neu und verbindet sie mit den Erkenntnissen sozialwissenschaftlicher Studien zu der zunehmenden Militarisierung der Polizei, der Ausdehnung des Strafsystems gegenüber sozial schwächeren Gruppen oder auch zu der Brüchigkeit des Grundsatzes der Gleichheit vor dem Gesetz (S. xiii).

Dieses Ringen um eine „ethnografische Wahrheit“ übersetzt sich in folgende Struktur des Textes. Zunächst stellt Fassin die sich teils wechselseitig ausschließenden Versionen der wichtigsten Protagonist:innen von den Ereignissen in einzelnen Abschnitten vor (S. 11–50) – jeweils so, als könnten sie wahr sein. Erst in einem zweiten Schritt zieht er weitere Materialien – etwa die Berichte der Autopsie oder der ballistischen Untersuchung – hinzu, um die Plausibilität dieser Erzählungen kritisch zu überprüfen. In diesen Textteilen wird also der juristische Prozess selbst – samt seiner Texte, Rationalitäten und Wahrheitsbehauptungen – zum Gegenstand der ethnografischen Untersuchung (S. 77–115). Fassin zeigt hierbei, in welch starkem Umfang die richterliche Begründung, die zur Einstellung des Verfahrens gegen die beiden Polizisten führte, die Widersprüche zwischen den Aussagen unterschiedlicher Polizeiangehöriger sowie zwischen diesen Aussagen, der Autopsie und dem ballistischen Bericht übergeht. Gleichzeitig werden die Bedingungen und Modi der systematischen Nichtbeachtung der alternativen Erzählungen herausgearbeitet. Fassin argumentiert, dass die juristische Wahrheitsfindung auf „Hierarchien der Glaubwürdigkeit“ (S. 93) beruht: Die Aussagen von Polizist:innen einerseits und von Angehörigen marginalisierter oder rassifizierter Minderheiten andererseits unterliegen sehr ungleichen Chancen und Bedingungen als „wahr“ anerkannt zu werden.

Fassins Gegenuntersuchung beschränkt sich aber nicht auf die Aufdeckung solcher Schwachstellen und Widersprüche innerhalb der „offiziell gemachten“ juristischen Wahrheit. Im letzten Teil des Buches schlägt er eine alternative, in seiner Einschätzung durch die Kombination empirischer Materialien und die explizite Einbeziehung von Ungereimtheiten plausibilisierte Version der Ereigniskette vor, die zu dem Tod Angelos führte und stellt hierdurch die Frage nach Schuld und Verantwortung neu (S. 116ff.). Er revidiert gewissermaßen die „juristische Wahrheit“ auf Basis seiner ethnografischen Forschung und ersetzt das Narrativ von der Notwehr und der verhältnismäßigen Reaktion der Einsatzkräfte auf einen Angriff des Gesuchten. Er vermutet stattdessen eine situative Panik der beiden Polizisten, die zu den tödlichen Schüssen ohne vorherige handgreifliche Auseinandersetzung oder Warnung führte. Fassin beschränkt sich aber nicht auf diese Kritik individuellen Handelns und institutionellen Vertuschens, sondern verweist auf großflächige gesellschaftliche Entwicklungen, die die „Bedingungen der Möglichkeit“ (S. 9) für den tödlichen Verlauf dieser Intervention geschaffen haben. Hier nennt er einerseits die wachsende Selbstverständlichkeit, polizeiliche Elite- und Anti-Terroreinheiten auch für die Verfolgung von Kleinkriminellen und Alltagsdelikten einzusetzen. Andererseits betont er den tiefen gesellschaftlichen Rassismus gegenüber den „gens du voyage“, der maßgeblich dazu beigetragen habe, die übertriebene Form des Einsatzes, die Schüsse und die Ignoranz gegenüber den Aussagen der Familienmitglieder zu plausibilisieren (S. 113f.)

Didier Fassin ist sich darüber im Klaren, dass seine „ethnografische Wahrheit“ nicht die gleiche performative Kraft besitzt wie das „gesprochene Recht“ in einem abgeschlossenen Verfahren. Durch seine Gegenuntersuchung möchte er dennoch in gesellschaftliche Prozesse der Produktion von Wahrheit und Gerechtigkeit intervenieren, vor allem aber dem Getöteten und seiner Familie etwas von ihrer Würde zurückgeben (S. 10). Gleichzeitig zielt sein Text auf eine grundlegendere Kritik: Denn der Tod des jungen Mannes ist für Fassin kein bedauerlicher Einzelfall. Er erklärt sich nicht aus einer situativen Dysfunktionalität des französischen Justiz- und Polizeiapparats, sondern verweist vielmehr auf deren normales Funktionieren (S. xxiiiv).

Anmerkung:
[1] Didier Fassin, Enforcing Order. An Ethnography of Urban Policing, Cambridge 2011; Didier Fassin, Der Wille zum Strafen, Berlin 2018; Didier Fassin, Das Leben. Eine kritische Gebrauchsanweisung, Berlin 2017.

Zitation

Jens Adam: Rezension zu: Fassin, Didier: Death of a Traveller. A Counter Investigation. Cambridge  2021. ISBN 978-1-5095-4741-8, In: H-Soz-Kult, 17.09.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-95501>.

 

[Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremere ignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spu ren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissen schaft

Date: 2021/09/17 09:18:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Veranstalter Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Univ. Bielefeld), Dr. Joana van de Löcht (Univ. Münster)
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) in Halle a. d. Saale

Gefördert durch Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022 (IZEA)
06110 Halle a. d. Saale
Vom - Bis 06.10.2022 - 07.10.2022

Deadline 15.10.2021

Von Dr. Anna Axtner-Borsutzky, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Universität Bielefeld

Interdisziplinärer Workshop zum Thema „Extremereignis ‚Kältewinter‘ im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft“ am 06. / 07.10.2022 in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale (ermöglicht durch den Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022).

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Das 18. Jahrhundert darf – nicht allein aufgrund des Erdbebens von Lissabon 1755 – als Wendepunkt in der Beschreibung und Deutung von Extremereignissen gelten. In den Ausläufern der kleinen Eiszeit bieten vor allem durch das Wetter verursachte Unglücke Zeugnisse, die diesen Wandel dokumentieren. Während die Klima- und Umweltgeschichte in den historischen Wissenschaften bereits etabliert ist, verbleibt sie in den Kunst- und Literaturwissenschaften bislang oft in einer Art Motivgeschichte. Diesem Desiderat wird der geplante Workshop neue Konzepte und Ideen entgegensetzen. Extreme Winter, Hagel und Dürren zu Missernten resultieren in Hunger, Seuchen, Krieg wie Revolutionen und schlagen sich in der Historiographie nieder. Die Frage, welche ideengeschichtlichen Konsequenzen langanhaltende Klimaveränderungen haben, ist erst in Ansätzen geklärt, so konnte Wolfgang Behringer etwa eindrucksvoll für das 16. und 17. Jahrhundert zeigen, dass die Hexenverfolgung maßgeblich durch die Kaltwetterperiode der kleinen Eiszeit beeinflusst wurde (Behringer, Jerouschek 2003, S. 18–20). Sind historische Klimaforschung und Umweltgeschichte mittlerweile fest institutionalisierte Teildisziplinen ihrer Fachkulturen, gilt für die Literaturwissenschaften anderes: Noch ist die mediale und schriftliche Tradierung von Katastrophenerinnerung weder in ihrer narrativen noch ideengeschichtlichen Verfasstheit hinreichend erforscht, ihr möglicher Beitrag für eine Unterstützung anderer Disziplinen bleibt schwach.

Der Workshop möchte mit der Untersuchung von Kältewintern, wie sie im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrfach auftraten (in außerordentlichem Maße 1709, 1740, 1783/84) einen Beitrag leisten, der die Wechselwirkung zwischen Natur und Kultur unter Einbezug literarischer Quellen zeigt und die Funktion von Literatur als Möglichkeit, auf eine widrige Umwelt zu reagieren, erhellt. Nicht zuletzt ist hierbei eine europäische und medienübergreifende Perspektive einzunehmen, da diese Kältewinter auf dem ganzen Kontinent Auswirkungen zeigten und nicht allein im literarischen Publikationswesen Niederschlag fand. Es stellt sich zunächst die Frage, ob und wie ›Katastrophenerinnerung‹ (AG am KWI Essen, 2011) tradiert wird. Zu vermuten steht, dass wiederkehrende Narrative und Strukturen in Text und Bild zu finden sind, die sich möglicherweise insbesondere im Laufe des 18. Jahrhunderts aufgrund der umfassenden Transformationen in Gesellschaft, Wissenschaft und Medien zeigen. Als Beispiel sei hier nur der Übergang von Flugblättern und Flugschriften hin zu einem nie mehr in diesem Maße produktiven Journalwesen des 18. Jahrhunderts genannt.

Neben der Dokumentation von Extremwetterereignissen, wie sie in der institutionalisierten Wetterbeobachtung seit 1781 mit der ›Societas Meteorologica Palatina‹ existiert, entwickelt sich eine ästhetische Überformung von Wetterphänomenen, an die kollektive ›Katastrophenerinnerung‹ anknüpfen können. In einem zweiten Bereich geht es folglich darum, Praktiken der Literatur zu untersuchen, die als Reaktion auf Extremwetterereignisse gelten können. In soziologischen-historischen Disziplinen ist der Begriff des „window of opportunity“ geläufig. Er bezeichnet eine Lücke, die in Folge einer Katastrophe entsteht, in der sich Handlungsspielräume eröffnen (Lebow 1984, Parker 2000). Diese Spielräume können zur Veränderung von Machtstrukturen führen, wie Wolfgang Behringer an der Französischen Revolution als Folgeerscheinung des Kältewinters 1783/84 zeigen konnte (Behringer 2010, S. 212ff). Mit diesem dritten Bereich soll neben einer ästhetischen Produktivmachung von Extremwetterereignissen gefragt werden, ob und wenn ja, welche Funktion für Kältewinter und deren Folgen im Sinne eines gesellschaftlichen Fortschreitens identifiziert werden können. Ein Schwerpunkt soll hier auf der Begründung neuer Ordnungen und deren narrative Strukturierung gelegt werden. So ließe sich etwa im Anschluss an Hayden White fragen, ob dem Extremwetterereignis in der wissenschaftlichen Überformung durch den Historiker ein der Dramentheorie folgendes Moment der Katharsis oder Katastrophe zugesprochen wird.

Ziel des Workshops ist es, die Wechselwirkungen zwischen Natur und Kultur anhand ausgewählter Quellen, darunter Traktate, Observationes, Journalbeiträge, (Reise-)Berichte, Briefwechsel, Flugblätter, aber auch genuin literarische Formate zu untersuchen. Nicht zuletzt aufgrund der weiträumigen Ausdehnung der Kältewinter über ganz Europa von den britischen Inseln bis in das russische Zarenreich, von den skandinavischen Gebieten bis zu den südlichen Ausläufern am Mittelmeer ist der intereuropäische, grenzüberschreitende Wissenstransfer ein zentraler Gegenstand des Workshops. Wie gestaltete sich der Austausch von Wissen? Welche Medien wurden dafür verwendet? Ist mit dem Zeitalter der europäischen Aufklärung ein Wandel im Denken über die Ereignisse der Kältewinter zu konstatieren? Wie gestaltet sich die Visualisierung der Erkenntnisse über die außergewöhnlichen Wetterlagen? Und nicht zuletzt: Welche politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen sind in der Folge zu beobachten?

Die Veranstaltung findet am 06. / 07. Oktober 2022 mit Unterstützung des „Förderpreises für junge Aufklärungsforschung 2022“ in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale statt. Übernachtungs- und Reisekosten werden übernommen. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.

Der Workshop versteht sich als interdisziplinär. Wir freuen uns daher über Vorschläge aus der Geschichtswissenschaft, Kunstwissenschaft, Philosophie, Theologie, Soziologie wie aus den Literaturwissenschaften. Wir laden insbesondere Nachwuchswissenschaftler:innen zu einer Beteiligung am Workshop ein. Vorgesehen sind 30-minütige Beiträge mit anschließender Diskussion. Insgesamt sind fünf Plätze zu vergeben.

Wir bitten um Zusendung der Abstracts (300 Wörter) mit Kurzbiographie bis zum 15. Oktober 2021 an die Organisatorinnen Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Bielefeld) a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de und Dr. Joana van de Löcht (Münster) van.de.loecht(a)uni-muenster.de.

Kontakt

Dr. Anna Axtner-Borsutzky
E-Mail: a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de

Dr. Joana van de Löcht
E-Mail: van.de.loecht(a)uni-muenster.de

Zitation

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft. In: H-Soz-Kult, 16.09.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-112838>.




Re: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremere ignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spu ren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissen schaft

Date: 2021/09/17 10:30:49
From: schubertbrigitte(a)t-online.de <schubertbrigitte(a)t-online.de>

Hallo Roland

Ich bin sehr interessiert an der Veröffentlichung der Beiträge dieses Workshops. Könntest Du das für mich verfolgen?

Danke im voraus. Wird wohl kein Vermögen kosten oder?

Grüße Brigitte

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Datum: 2021-09-17T09:28:23+0200

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Veranstalter Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Univ. Bielefeld), Dr. Joana van de Löcht (Univ. Münster)
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) in Halle a. d. Saale

Gefördert durch Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022 (IZEA)
06110 Halle a. d. Saale
Vom - Bis 06.10.2022 - 07.10.2022

Deadline 15.10.2021

Von Dr. Anna Axtner-Borsutzky, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Universität Bielefeld

Interdisziplinärer Workshop zum Thema „Extremereignis ‚Kältewinter‘ im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft“ am 06. / 07.10.2022 in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale (ermöglicht durch den Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022).

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Das 18. Jahrhundert darf – nicht allein aufgrund des Erdbebens von Lissabon 1755 – als Wendepunkt in der Beschreibung und Deutung von Extremereignissen gelten. In den Ausläufern der kleinen Eiszeit bieten vor allem durch das Wetter verursachte Unglücke Zeugnisse, die diesen Wandel dokumentieren. Während die Klima- und Umweltgeschichte in den historischen Wissenschaften bereits etabliert ist, verbleibt sie in den Kunst- und Literaturwissenschaften bislang oft in einer Art Motivgeschichte. Diesem Desiderat wird der geplante Workshop neue Konzepte und Ideen entgegensetzen. Extreme Winter, Hagel und Dürren zu Missernten resultieren in Hunger, Seuchen, Krieg wie Revolutionen und schlagen sich in der Historiographie nieder. Die Frage, welche ideengeschichtlichen Konsequenzen langanhaltende Klimaveränderungen haben, ist erst in Ansätzen geklärt, so konnte Wolfgang Behringer etwa eindrucksvoll für das 16. und 17. Jahrhundert zeigen, dass die Hexenverfolgung maßgeblich durch die Kaltwetterperiode der kleinen Eiszeit beeinflusst wurde (Behringer, Jerouschek 2003, S. 18–20). Sind historische Klimaforschung und Umweltgeschichte mittlerweile fest institutionalisierte Teildisziplinen ihrer Fachkulturen, gilt für die Literaturwissenschaften anderes: Noch ist die mediale und schriftliche Tradierung von Katastrophenerinnerung weder in ihrer narrativen noch ideengeschichtlichen Verfasstheit hinreichend erforscht, ihr möglicher Beitrag für eine Unterstützung anderer Disziplinen bleibt schwach.

Der Workshop möchte mit der Untersuchung von Kältewintern, wie sie im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrfach auftraten (in außerordentlichem Maße 1709, 1740, 1783/84) einen Beitrag leisten, der die Wechselwirkung zwischen Natur und Kultur unter Einbezug literarischer Quellen zeigt und die Funktion von Literatur als Möglichkeit, auf eine widrige Umwelt zu reagieren, erhellt. Nicht zuletzt ist hierbei eine europäische und medienübergreifende Perspektive einzunehmen, da diese Kältewinter auf dem ganzen Kontinent Auswirkungen zeigten und nicht allein im literarischen Publikationswesen Niederschlag fand. Es stellt sich zunächst die Frage, ob und wie ›Katastrophenerinnerung‹ (AG am KWI Essen, 2011) tradiert wird. Zu vermuten steht, dass wiederkehrende Narrative und Strukturen in Text und Bild zu finden sind, die sich möglicherweise insbesondere im Laufe des 18. Jahrhunderts aufgrund der umfassenden Transformationen in Gesellschaft, Wissenschaft und Medien zeigen. Als Beispiel sei hier nur der Übergang von Flugblättern und Flugschriften hin zu einem nie mehr in diesem Maße produktiven Journalwesen des 18. Jahrhunderts genannt.

Neben der Dokumentation von Extremwetterereignissen, wie sie in der institutionalisierten Wetterbeobachtung seit 1781 mit der ›Societas Meteorologica Palatina‹ existiert, entwickelt sich eine ästhetische Überformung von Wetterphänomenen, an die kollektive ›Katastrophenerinnerung‹ anknüpfen können. In einem zweiten Bereich geht es folglich darum, Praktiken der Literatur zu untersuchen, die als Reaktion auf Extremwetterereignisse gelten können. In soziologischen-historischen Disziplinen ist der Begriff des „window of opportunity“ geläufig. Er bezeichnet eine Lücke, die in Folge einer Katastrophe entsteht, in der sich Handlungsspielräume eröffnen (Lebow 1984, Parker 2000). Diese Spielräume können zur Veränderung von Machtstrukturen führen, wie Wolfgang Behringer an der Französischen Revolution als Folgeerscheinung des Kältewinters 1783/84 zeigen konnte (Behringer 2010, S. 212ff). Mit diesem dritten Bereich soll neben einer ästhetischen Produktivmachung von Extremwetterereignissen gefragt werden, ob und wenn ja, welche Funktion für Kältewinter und deren Folgen im Sinne eines gesellschaftlichen Fortschreitens identifiziert werden können. Ein Schwerpunkt soll hier auf der Begründung neuer Ordnungen und deren narrative Strukturierung gelegt werden. So ließe sich etwa im Anschluss an Hayden White fragen, ob dem Extremwetterereignis in der wissenschaftlichen Überformung durch den Historiker ein der Dramentheorie folgendes Moment der Katharsis oder Katastrophe zugesprochen wird.

Ziel des Workshops ist es, die Wechselwirkungen zwischen Natur und Kultur anhand ausgewählter Quellen, darunter Traktate, Observationes, Journalbeiträge, (Reise-)Berichte, Briefwechsel, Flugblätter, aber auch genuin literarische Formate zu untersuchen. Nicht zuletzt aufgrund der weiträumigen Ausdehnung der Kältewinter über ganz Europa von den britischen Inseln bis in das russische Zarenreich, von den skandinavischen Gebieten bis zu den südlichen Ausläufern am Mittelmeer ist der intereuropäische, grenzüberschreitende Wissenstransfer ein zentraler Gegenstand des Workshops. Wie gestaltete sich der Austausch von Wissen? Welche Medien wurden dafür verwendet? Ist mit dem Zeitalter der europäischen Aufklärung ein Wandel im Denken über die Ereignisse der Kältewinter zu konstatieren? Wie gestaltet sich die Visualisierung der Erkenntnisse über die außergewöhnlichen Wetterlagen? Und nicht zuletzt: Welche politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen sind in der Folge zu beobachten?

Die Veranstaltung findet am 06. / 07. Oktober 2022 mit Unterstützung des „Förderpreises für junge Aufklärungsforschung 2022“ in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale statt. Übernachtungs- und Reisekosten werden übernommen. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.

Der Workshop versteht sich als interdisziplinär. Wir freuen uns daher über Vorschläge aus der Geschichtswissenschaft, Kunstwissenschaft, Philosophie, Theologie, Soziologie wie aus den Literaturwissenschaften. Wir laden insbesondere Nachwuchswissenschaftler:innen zu einer Beteiligung am Workshop ein. Vorgesehen sind 30-minütige Beiträge mit anschließender Diskussion. Insgesamt sind fünf Plätze zu vergeben.

Wir bitten um Zusendung der Abstracts (300 Wörter) mit Kurzbiographie bis zum 15. Oktober 2021 an die Organisatorinnen Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Bielefeld) a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de und Dr. Joana van de Löcht (Münster) van.de.loecht(a)uni-muenster.de.

Kontakt

Dr. Anna Axtner-Borsutzky
E-Mail: a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de

Dr. Joana van de Löcht
E-Mail: van.de.loecht(a)uni-muenster.de

Zitation

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft. In: H-Soz-Kult, 16.09.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-112838>.






Re: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremere ignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spu ren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissen schaft

Date: 2021/09/17 12:41:16
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo, Brigitte,

die Publikation würde ich auch gern lesen. Aber zuerst müssen die mal Referenten finden, und dann muß der Workshop noch gehalten werden (im Oktober 2022), und dann wird irgendwann vielleicht die Publikation kommen, also in 2 oder 3 Jahren. Hoffentlich wird das dann bekannt gegeben werden.

Als nächstes wird irgendwann nächstes Jahr der Workshop angekündigt, vielleicht ist er ja zusätzlich online. Das werde ich über meinen Infodienst erfahren und hier wieder Meldung geben.

Aber das Thema ist schon interessant; ich erinnere mich noch gut an Behringers Buch über die Auswirkungen des Klimas auf unsere relativ lokale Geschichte.

Roland



Am 17.09.2021 um 10:30 schrieb schubertbrigitte(a)t-online.de:

Hallo Roland

Ich bin sehr interessiert an der Veröffentlichung der Beiträge dieses Workshops. Könntest Du das für mich verfolgen?

Danke im voraus. Wird wohl kein Vermögen kosten oder?

Grüße Brigitte

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Datum: 2021-09-17T09:28:23+0200

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Veranstalter Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Univ. Bielefeld), Dr. Joana van de Löcht (Univ. Münster)
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) in Halle a. d. Saale

Gefördert durch Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022 (IZEA)
06110 Halle a. d. Saale
Vom - Bis 06.10.2022 - 07.10.2022

Deadline 15.10.2021

Von Dr. Anna Axtner-Borsutzky, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Universität Bielefeld

Interdisziplinärer Workshop zum Thema „Extremereignis ‚Kältewinter‘ im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft“ am 06. / 07.10.2022 in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale (ermöglicht durch den Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022).

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Das 18. Jahrhundert darf – nicht allein aufgrund des Erdbebens von Lissabon 1755 – als Wendepunkt in der Beschreibung und Deutung von Extremereignissen gelten. In den Ausläufern der kleinen Eiszeit bieten vor allem durch das Wetter verursachte Unglücke Zeugnisse, die diesen Wandel dokumentieren. Während die Klima- und Umweltgeschichte in den historischen Wissenschaften bereits etabliert ist, verbleibt sie in den Kunst- und Literaturwissenschaften bislang oft in einer Art Motivgeschichte. Diesem Desiderat wird der geplante Workshop neue Konzepte und Ideen entgegensetzen. Extreme Winter, Hagel und Dürren zu Missernten resultieren in Hunger, Seuchen, Krieg wie Revolutionen und schlagen sich in der Historiographie nieder. Die Frage, welche ideengeschichtlichen Konsequenzen langanhaltende Klimaveränderungen haben, ist erst in Ansätzen geklärt, so konnte Wolfgang Behringer etwa eindrucksvoll für das 16. und 17. Jahrhundert zeigen, dass die Hexenverfolgung maßgeblich durch die Kaltwetterperiode der kleinen Eiszeit beeinflusst wurde (Behringer, Jerouschek 2003, S. 18–20). Sind historische Klimaforschung und Umweltgeschichte mittlerweile fest institutionalisierte Teildisziplinen ihrer Fachkulturen, gilt für die Literaturwissenschaften anderes: Noch ist die mediale und schriftliche Tradierung von Katastrophenerinnerung weder in ihrer narrativen noch ideengeschichtlichen Verfasstheit hinreichend erforscht, ihr möglicher Beitrag für eine Unterstützung anderer Disziplinen bleibt schwach.

Der Workshop möchte mit der Untersuchung von Kältewintern, wie sie im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrfach auftraten (in außerordentlichem Maße 1709, 1740, 1783/84) einen Beitrag leisten, der die Wechselwirkung zwischen Natur und Kultur unter Einbezug literarischer Quellen zeigt und die Funktion von Literatur als Möglichkeit, auf eine widrige Umwelt zu reagieren, erhellt. Nicht zuletzt ist hierbei eine europäische und medienübergreifende Perspektive einzunehmen, da diese Kältewinter auf dem ganzen Kontinent Auswirkungen zeigten und nicht allein im literarischen Publikationswesen Niederschlag fand. Es stellt sich zunächst die Frage, ob und wie ›Katastrophenerinnerung‹ (AG am KWI Essen, 2011) tradiert wird. Zu vermuten steht, dass wiederkehrende Narrative und Strukturen in Text und Bild zu finden sind, die sich möglicherweise insbesondere im Laufe des 18. Jahrhunderts aufgrund der umfassenden Transformationen in Gesellschaft, Wissenschaft und Medien zeigen. Als Beispiel sei hier nur der Übergang von Flugblättern und Flugschriften hin zu einem nie mehr in diesem Maße produktiven Journalwesen des 18. Jahrhunderts genannt.

Neben der Dokumentation von Extremwetterereignissen, wie sie in der institutionalisierten Wetterbeobachtung seit 1781 mit der ›Societas Meteorologica Palatina‹ existiert, entwickelt sich eine ästhetische Überformung von Wetterphänomenen, an die kollektive ›Katastrophenerinnerung‹ anknüpfen können. In einem zweiten Bereich geht es folglich darum, Praktiken der Literatur zu untersuchen, die als Reaktion auf Extremwetterereignisse gelten können. In soziologischen-historischen Disziplinen ist der Begriff des „window of opportunity“ geläufig. Er bezeichnet eine Lücke, die in Folge einer Katastrophe entsteht, in der sich Handlungsspielräume eröffnen (Lebow 1984, Parker 2000). Diese Spielräume können zur Veränderung von Machtstrukturen führen, wie Wolfgang Behringer an der Französischen Revolution als Folgeerscheinung des Kältewinters 1783/84 zeigen konnte (Behringer 2010, S. 212ff). Mit diesem dritten Bereich soll neben einer ästhetischen Produktivmachung von Extremwetterereignissen gefragt werden, ob und wenn ja, welche Funktion für Kältewinter und deren Folgen im Sinne eines gesellschaftlichen Fortschreitens identifiziert werden können. Ein Schwerpunkt soll hier auf der Begründung neuer Ordnungen und deren narrative Strukturierung gelegt werden. So ließe sich etwa im Anschluss an Hayden White fragen, ob dem Extremwetterereignis in der wissenschaftlichen Überformung durch den Historiker ein der Dramentheorie folgendes Moment der Katharsis oder Katastrophe zugesprochen wird.

Ziel des Workshops ist es, die Wechselwirkungen zwischen Natur und Kultur anhand ausgewählter Quellen, darunter Traktate, Observationes, Journalbeiträge, (Reise-)Berichte, Briefwechsel, Flugblätter, aber auch genuin literarische Formate zu untersuchen. Nicht zuletzt aufgrund der weiträumigen Ausdehnung der Kältewinter über ganz Europa von den britischen Inseln bis in das russische Zarenreich, von den skandinavischen Gebieten bis zu den südlichen Ausläufern am Mittelmeer ist der intereuropäische, grenzüberschreitende Wissenstransfer ein zentraler Gegenstand des Workshops. Wie gestaltete sich der Austausch von Wissen? Welche Medien wurden dafür verwendet? Ist mit dem Zeitalter der europäischen Aufklärung ein Wandel im Denken über die Ereignisse der Kältewinter zu konstatieren? Wie gestaltet sich die Visualisierung der Erkenntnisse über die außergewöhnlichen Wetterlagen? Und nicht zuletzt: Welche politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen sind in der Folge zu beobachten?

Die Veranstaltung findet am 06. / 07. Oktober 2022 mit Unterstützung des „Förderpreises für junge Aufklärungsforschung 2022“ in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale statt. Übernachtungs- und Reisekosten werden übernommen. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.

Der Workshop versteht sich als interdisziplinär. Wir freuen uns daher über Vorschläge aus der Geschichtswissenschaft, Kunstwissenschaft, Philosophie, Theologie, Soziologie wie aus den Literaturwissenschaften. Wir laden insbesondere Nachwuchswissenschaftler:innen zu einer Beteiligung am Workshop ein. Vorgesehen sind 30-minütige Beiträge mit anschließender Diskussion. Insgesamt sind fünf Plätze zu vergeben.

Wir bitten um Zusendung der Abstracts (300 Wörter) mit Kurzbiographie bis zum 15. Oktober 2021 an die Organisatorinnen Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Bielefeld) a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de und Dr. Joana van de Löcht (Münster) van.de.loecht(a)uni-muenster.de.

Kontakt

Dr. Anna Axtner-Borsutzky
E-Mail: a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de

Dr. Joana van de Löcht
E-Mail: van.de.loecht(a)uni-muenster.de

Zitation

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft. In: H-Soz-Kult, 16.09.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-112838>.






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Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Roland Geiger
Historische Forschung
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Re: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremere ignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spu ren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissen schaft

Date: 2021/09/17 21:06:37
From: schubertbrigitte(a)t-online.de <schubertbrigitte(a)t-online.de>

Hallo Roland

wenn ich dann noch krabbeln kann, melde ich mich wieder !

Gruß Brigitte

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: Re: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Datum: 2021-09-17T12:51:21+0200

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "regionalforum-saar(a)genealogy.net" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

Hallo, Brigitte,

die Publikation würde ich auch gern lesen. Aber zuerst müssen die mal Referenten finden, und dann muß der Workshop noch gehalten werden (im Oktober 2022), und dann wird irgendwann vielleicht die Publikation kommen, also in 2 oder 3 Jahren. Hoffentlich wird das dann bekannt gegeben werden.

Als nächstes wird irgendwann nächstes Jahr der Workshop angekündigt, vielleicht ist er ja zusätzlich online. Das werde ich über meinen Infodienst erfahren und hier wieder Meldung geben.

Aber das Thema ist schon interessant; ich erinnere mich noch gut an Behringers Buch über die Auswirkungen des Klimas auf unsere relativ lokale Geschichte.

Roland



Am 17.09.2021 um 10:30 schrieb schubertbrigitte(a)t-online.de:

Hallo Roland

Ich bin sehr interessiert an der Veröffentlichung der Beiträge dieses Workshops. Könntest Du das für mich verfolgen?

Danke im voraus. Wird wohl kein Vermögen kosten oder?

Grüße Brigitte

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Datum: 2021-09-17T09:28:23+0200

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Veranstalter Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Univ. Bielefeld), Dr. Joana van de Löcht (Univ. Münster)
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) in Halle a. d. Saale

Gefördert durch Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022 (IZEA)
06110 Halle a. d. Saale
Vom - Bis 06.10.2022 - 07.10.2022

Deadline 15.10.2021

Von Dr. Anna Axtner-Borsutzky, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Universität Bielefeld

Interdisziplinärer Workshop zum Thema „Extremereignis ‚Kältewinter‘ im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft“ am 06. / 07.10.2022 in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale (ermöglicht durch den Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022).

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Das 18. Jahrhundert darf – nicht allein aufgrund des Erdbebens von Lissabon 1755 – als Wendepunkt in der Beschreibung und Deutung von Extremereignissen gelten. In den Ausläufern der kleinen Eiszeit bieten vor allem durch das Wetter verursachte Unglücke Zeugnisse, die diesen Wandel dokumentieren. Während die Klima- und Umweltgeschichte in den historischen Wissenschaften bereits etabliert ist, verbleibt sie in den Kunst- und Literaturwissenschaften bislang oft in einer Art Motivgeschichte. Diesem Desiderat wird der geplante Workshop neue Konzepte und Ideen entgegensetzen. Extreme Winter, Hagel und Dürren zu Missernten resultieren in Hunger, Seuchen, Krieg wie Revolutionen und schlagen sich in der Historiographie nieder. Die Frage, welche ideengeschichtlichen Konsequenzen langanhaltende Klimaveränderungen haben, ist erst in Ansätzen geklärt, so konnte Wolfgang Behringer etwa eindrucksvoll für das 16. und 17. Jahrhundert zeigen, dass die Hexenverfolgung maßgeblich durch die Kaltwetterperiode der kleinen Eiszeit beeinflusst wurde (Behringer, Jerouschek 2003, S. 18–20). Sind historische Klimaforschung und Umweltgeschichte mittlerweile fest institutionalisierte Teildisziplinen ihrer Fachkulturen, gilt für die Literaturwissenschaften anderes: Noch ist die mediale und schriftliche Tradierung von Katastrophenerinnerung weder in ihrer narrativen noch ideengeschichtlichen Verfasstheit hinreichend erforscht, ihr möglicher Beitrag für eine Unterstützung anderer Disziplinen bleibt schwach.

Der Workshop möchte mit der Untersuchung von Kältewintern, wie sie im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrfach auftraten (in außerordentlichem Maße 1709, 1740, 1783/84) einen Beitrag leisten, der die Wechselwirkung zwischen Natur und Kultur unter Einbezug literarischer Quellen zeigt und die Funktion von Literatur als Möglichkeit, auf eine widrige Umwelt zu reagieren, erhellt. Nicht zuletzt ist hierbei eine europäische und medienübergreifende Perspektive einzunehmen, da diese Kältewinter auf dem ganzen Kontinent Auswirkungen zeigten und nicht allein im literarischen Publikationswesen Niederschlag fand. Es stellt sich zunächst die Frage, ob und wie ›Katastrophenerinnerung‹ (AG am KWI Essen, 2011) tradiert wird. Zu vermuten steht, dass wiederkehrende Narrative und Strukturen in Text und Bild zu finden sind, die sich möglicherweise insbesondere im Laufe des 18. Jahrhunderts aufgrund der umfassenden Transformationen in Gesellschaft, Wissenschaft und Medien zeigen. Als Beispiel sei hier nur der Übergang von Flugblättern und Flugschriften hin zu einem nie mehr in diesem Maße produktiven Journalwesen des 18. Jahrhunderts genannt.

Neben der Dokumentation von Extremwetterereignissen, wie sie in der institutionalisierten Wetterbeobachtung seit 1781 mit der ›Societas Meteorologica Palatina‹ existiert, entwickelt sich eine ästhetische Überformung von Wetterphänomenen, an die kollektive ›Katastrophenerinnerung‹ anknüpfen können. In einem zweiten Bereich geht es folglich darum, Praktiken der Literatur zu untersuchen, die als Reaktion auf Extremwetterereignisse gelten können. In soziologischen-historischen Disziplinen ist der Begriff des „window of opportunity“ geläufig. Er bezeichnet eine Lücke, die in Folge einer Katastrophe entsteht, in der sich Handlungsspielräume eröffnen (Lebow 1984, Parker 2000). Diese Spielräume können zur Veränderung von Machtstrukturen führen, wie Wolfgang Behringer an der Französischen Revolution als Folgeerscheinung des Kältewinters 1783/84 zeigen konnte (Behringer 2010, S. 212ff). Mit diesem dritten Bereich soll neben einer ästhetischen Produktivmachung von Extremwetterereignissen gefragt werden, ob und wenn ja, welche Funktion für Kältewinter und deren Folgen im Sinne eines gesellschaftlichen Fortschreitens identifiziert werden können. Ein Schwerpunkt soll hier auf der Begründung neuer Ordnungen und deren narrative Strukturierung gelegt werden. So ließe sich etwa im Anschluss an Hayden White fragen, ob dem Extremwetterereignis in der wissenschaftlichen Überformung durch den Historiker ein der Dramentheorie folgendes Moment der Katharsis oder Katastrophe zugesprochen wird.

Ziel des Workshops ist es, die Wechselwirkungen zwischen Natur und Kultur anhand ausgewählter Quellen, darunter Traktate, Observationes, Journalbeiträge, (Reise-)Berichte, Briefwechsel, Flugblätter, aber auch genuin literarische Formate zu untersuchen. Nicht zuletzt aufgrund der weiträumigen Ausdehnung der Kältewinter über ganz Europa von den britischen Inseln bis in das russische Zarenreich, von den skandinavischen Gebieten bis zu den südlichen Ausläufern am Mittelmeer ist der intereuropäische, grenzüberschreitende Wissenstransfer ein zentraler Gegenstand des Workshops. Wie gestaltete sich der Austausch von Wissen? Welche Medien wurden dafür verwendet? Ist mit dem Zeitalter der europäischen Aufklärung ein Wandel im Denken über die Ereignisse der Kältewinter zu konstatieren? Wie gestaltet sich die Visualisierung der Erkenntnisse über die außergewöhnlichen Wetterlagen? Und nicht zuletzt: Welche politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen sind in der Folge zu beobachten?

Die Veranstaltung findet am 06. / 07. Oktober 2022 mit Unterstützung des „Förderpreises für junge Aufklärungsforschung 2022“ in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale statt. Übernachtungs- und Reisekosten werden übernommen. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.

Der Workshop versteht sich als interdisziplinär. Wir freuen uns daher über Vorschläge aus der Geschichtswissenschaft, Kunstwissenschaft, Philosophie, Theologie, Soziologie wie aus den Literaturwissenschaften. Wir laden insbesondere Nachwuchswissenschaftler:innen zu einer Beteiligung am Workshop ein. Vorgesehen sind 30-minütige Beiträge mit anschließender Diskussion. Insgesamt sind fünf Plätze zu vergeben.

Wir bitten um Zusendung der Abstracts (300 Wörter) mit Kurzbiographie bis zum 15. Oktober 2021 an die Organisatorinnen Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Bielefeld) a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de und Dr. Joana van de Löcht (Münster) van.de.loecht(a)uni-muenster.de.

Kontakt

Dr. Anna Axtner-Borsutzky
E-Mail: a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de

Dr. Joana van de Löcht
E-Mail: van.de.loecht(a)uni-muenster.de

Zitation

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft. In: H-Soz-Kult, 16.09.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-112838>.






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Re: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremere ignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spu ren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissen schaft

Date: 2021/09/18 09:31:14
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

8-)

Am 17.09.2021 um 21:04 schrieb schubertbrigitte(a)t-online.de:

Hallo Roland

wenn ich dann noch krabbeln kann, melde ich mich wieder !

Gruß Brigitte

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: Re: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Datum: 2021-09-17T12:51:21+0200

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "regionalforum-saar(a)genealogy.net" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

Hallo, Brigitte,

die Publikation würde ich auch gern lesen. Aber zuerst müssen die mal Referenten finden, und dann muß der Workshop noch gehalten werden (im Oktober 2022), und dann wird irgendwann vielleicht die Publikation kommen, also in 2 oder 3 Jahren. Hoffentlich wird das dann bekannt gegeben werden.

Als nächstes wird irgendwann nächstes Jahr der Workshop angekündigt, vielleicht ist er ja zusätzlich online. Das werde ich über meinen Infodienst erfahren und hier wieder Meldung geben.

Aber das Thema ist schon interessant; ich erinnere mich noch gut an Behringers Buch über die Auswirkungen des Klimas auf unsere relativ lokale Geschichte.

Roland



Am 17.09.2021 um 10:30 schrieb schubertbrigitte(a)t-online.de:

Hallo Roland

Ich bin sehr interessiert an der Veröffentlichung der Beiträge dieses Workshops. Könntest Du das für mich verfolgen?

Danke im voraus. Wird wohl kein Vermögen kosten oder?

Grüße Brigitte

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Datum: 2021-09-17T09:28:23+0200

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

Vorträge gesucht: Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Veranstalter Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Univ. Bielefeld), Dr. Joana van de Löcht (Univ. Münster)
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) in Halle a. d. Saale

Gefördert durch Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022 (IZEA)
06110 Halle a. d. Saale
Vom - Bis 06.10.2022 - 07.10.2022

Deadline 15.10.2021

Von Dr. Anna Axtner-Borsutzky, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Universität Bielefeld

Interdisziplinärer Workshop zum Thema „Extremereignis ‚Kältewinter‘ im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft“ am 06. / 07.10.2022 in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale (ermöglicht durch den Förderpreis für junge Aufklärungsforschung 2022).

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft

Das 18. Jahrhundert darf – nicht allein aufgrund des Erdbebens von Lissabon 1755 – als Wendepunkt in der Beschreibung und Deutung von Extremereignissen gelten. In den Ausläufern der kleinen Eiszeit bieten vor allem durch das Wetter verursachte Unglücke Zeugnisse, die diesen Wandel dokumentieren. Während die Klima- und Umweltgeschichte in den historischen Wissenschaften bereits etabliert ist, verbleibt sie in den Kunst- und Literaturwissenschaften bislang oft in einer Art Motivgeschichte. Diesem Desiderat wird der geplante Workshop neue Konzepte und Ideen entgegensetzen. Extreme Winter, Hagel und Dürren zu Missernten resultieren in Hunger, Seuchen, Krieg wie Revolutionen und schlagen sich in der Historiographie nieder. Die Frage, welche ideengeschichtlichen Konsequenzen langanhaltende Klimaveränderungen haben, ist erst in Ansätzen geklärt, so konnte Wolfgang Behringer etwa eindrucksvoll für das 16. und 17. Jahrhundert zeigen, dass die Hexenverfolgung maßgeblich durch die Kaltwetterperiode der kleinen Eiszeit beeinflusst wurde (Behringer, Jerouschek 2003, S. 18–20). Sind historische Klimaforschung und Umweltgeschichte mittlerweile fest institutionalisierte Teildisziplinen ihrer Fachkulturen, gilt für die Literaturwissenschaften anderes: Noch ist die mediale und schriftliche Tradierung von Katastrophenerinnerung weder in ihrer narrativen noch ideengeschichtlichen Verfasstheit hinreichend erforscht, ihr möglicher Beitrag für eine Unterstützung anderer Disziplinen bleibt schwach.

Der Workshop möchte mit der Untersuchung von Kältewintern, wie sie im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrfach auftraten (in außerordentlichem Maße 1709, 1740, 1783/84) einen Beitrag leisten, der die Wechselwirkung zwischen Natur und Kultur unter Einbezug literarischer Quellen zeigt und die Funktion von Literatur als Möglichkeit, auf eine widrige Umwelt zu reagieren, erhellt. Nicht zuletzt ist hierbei eine europäische und medienübergreifende Perspektive einzunehmen, da diese Kältewinter auf dem ganzen Kontinent Auswirkungen zeigten und nicht allein im literarischen Publikationswesen Niederschlag fand. Es stellt sich zunächst die Frage, ob und wie ›Katastrophenerinnerung‹ (AG am KWI Essen, 2011) tradiert wird. Zu vermuten steht, dass wiederkehrende Narrative und Strukturen in Text und Bild zu finden sind, die sich möglicherweise insbesondere im Laufe des 18. Jahrhunderts aufgrund der umfassenden Transformationen in Gesellschaft, Wissenschaft und Medien zeigen. Als Beispiel sei hier nur der Übergang von Flugblättern und Flugschriften hin zu einem nie mehr in diesem Maße produktiven Journalwesen des 18. Jahrhunderts genannt.

Neben der Dokumentation von Extremwetterereignissen, wie sie in der institutionalisierten Wetterbeobachtung seit 1781 mit der ›Societas Meteorologica Palatina‹ existiert, entwickelt sich eine ästhetische Überformung von Wetterphänomenen, an die kollektive ›Katastrophenerinnerung‹ anknüpfen können. In einem zweiten Bereich geht es folglich darum, Praktiken der Literatur zu untersuchen, die als Reaktion auf Extremwetterereignisse gelten können. In soziologischen-historischen Disziplinen ist der Begriff des „window of opportunity“ geläufig. Er bezeichnet eine Lücke, die in Folge einer Katastrophe entsteht, in der sich Handlungsspielräume eröffnen (Lebow 1984, Parker 2000). Diese Spielräume können zur Veränderung von Machtstrukturen führen, wie Wolfgang Behringer an der Französischen Revolution als Folgeerscheinung des Kältewinters 1783/84 zeigen konnte (Behringer 2010, S. 212ff). Mit diesem dritten Bereich soll neben einer ästhetischen Produktivmachung von Extremwetterereignissen gefragt werden, ob und wenn ja, welche Funktion für Kältewinter und deren Folgen im Sinne eines gesellschaftlichen Fortschreitens identifiziert werden können. Ein Schwerpunkt soll hier auf der Begründung neuer Ordnungen und deren narrative Strukturierung gelegt werden. So ließe sich etwa im Anschluss an Hayden White fragen, ob dem Extremwetterereignis in der wissenschaftlichen Überformung durch den Historiker ein der Dramentheorie folgendes Moment der Katharsis oder Katastrophe zugesprochen wird.

Ziel des Workshops ist es, die Wechselwirkungen zwischen Natur und Kultur anhand ausgewählter Quellen, darunter Traktate, Observationes, Journalbeiträge, (Reise-)Berichte, Briefwechsel, Flugblätter, aber auch genuin literarische Formate zu untersuchen. Nicht zuletzt aufgrund der weiträumigen Ausdehnung der Kältewinter über ganz Europa von den britischen Inseln bis in das russische Zarenreich, von den skandinavischen Gebieten bis zu den südlichen Ausläufern am Mittelmeer ist der intereuropäische, grenzüberschreitende Wissenstransfer ein zentraler Gegenstand des Workshops. Wie gestaltete sich der Austausch von Wissen? Welche Medien wurden dafür verwendet? Ist mit dem Zeitalter der europäischen Aufklärung ein Wandel im Denken über die Ereignisse der Kältewinter zu konstatieren? Wie gestaltet sich die Visualisierung der Erkenntnisse über die außergewöhnlichen Wetterlagen? Und nicht zuletzt: Welche politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen sind in der Folge zu beobachten?

Die Veranstaltung findet am 06. / 07. Oktober 2022 mit Unterstützung des „Förderpreises für junge Aufklärungsforschung 2022“ in den Räumlichkeiten des IZEA in Halle a. d. Saale statt. Übernachtungs- und Reisekosten werden übernommen. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.

Der Workshop versteht sich als interdisziplinär. Wir freuen uns daher über Vorschläge aus der Geschichtswissenschaft, Kunstwissenschaft, Philosophie, Theologie, Soziologie wie aus den Literaturwissenschaften. Wir laden insbesondere Nachwuchswissenschaftler:innen zu einer Beteiligung am Workshop ein. Vorgesehen sind 30-minütige Beiträge mit anschließender Diskussion. Insgesamt sind fünf Plätze zu vergeben.

Wir bitten um Zusendung der Abstracts (300 Wörter) mit Kurzbiographie bis zum 15. Oktober 2021 an die Organisatorinnen Dr. Anna Axtner-Borsutzky (Bielefeld) a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de und Dr. Joana van de Löcht (Münster) van.de.loecht(a)uni-muenster.de.

Kontakt

Dr. Anna Axtner-Borsutzky
E-Mail: a.axtner-borsutzky(a)uni-bielefeld.de

Dr. Joana van de Löcht
E-Mail: van.de.loecht(a)uni-muenster.de

Zitation

Extremereignis "Kältewinter" im 18. Jahrhundert – Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft. In: H-Soz-Kult, 16.09.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-112838>.






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[Regionalforum-Saar] Fwd: Kinoreihe AMERICA ON SCREEN : Hiwwe wie Driwwe – Pfälzisch in Amerika (26 .9.)

Date: 2021/09/20 17:54:56
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Title: Kinoreihe AMERICA ON SCREEN: Hiwwe wie Driwwe – Pfälzisch in Amerika (26.9.)



-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Kinoreihe AMERICA ON SCREEN: Hiwwe wie Driwwe – Pfälzisch in Amerika (26.9.)
Datum: Mon, 20 Sep 2021 10:41:11 +0200
Von: Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz e.V. <info(a)atlantische-akademie.de>
Antwort an: info(a)atlantische-akademie.de
An: alsfassen(a)web.de


 

Sehr geehrter Herr Geiger,

in diesem Herbst und Winter veranstaltet die Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz e.V. in Kooperation mit dem Union Studio für Filmkunst in Kaiserslautern die Kinoreihe AMERICA ON SCREEN. Den Auftakt machen wir am 26. September um 18:00 Uhr mit dem Dokumentationsfilm Hiwwe wie Driwwe – Pfälzisch in Amerika.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Landesprogramm Willkommen in Rheinland-Pfalz! Unsere Nachbarn aus Amerika (WiR!) statt. Als Special Guests dürfen wir nicht nur den Filmemacher Benjamin Wagener begrüßen, sondern auch den Hauptprotagonisten der geplanten Fortsetzung des Films, Monji el Beji, der als Sänger der Mundart-Band Fine R.I.P. und Pälzer Woifeschdkänisch bekannt ist.

Etwa 400.000 Amerikanerinnen und Amerikaner sprechen Pennsylvania Dutch – eine Variante des pfälzischen Dialekts! Auch Elwetritschejagen und Saumagenessen gehören zu den Traditionen der vor etwa 300 Jahren in die USA ausgewanderten Menschen aus der Region, die ihre Kultur und Sprache mit in die Staaten brachten. In ihrer Dokumentation nehmen die Pfälzer Filmemacher und Produzenten Benjamin Wagener und Christian Schega ihr Publikum mit auf Spurensuche nach der pfälzischen Sprache und Kultur und zeigen, dass die USA nicht nur in Rheinland-Pfalz zu finden ist, sondern die Pfalz auch in Amerika.


Foto: https://www.hiwwewiedriwwe.com/dasproject/

Hiwwe wie Driwwe – Pfälzisch in Amerika (2019, OmU)
Sonntag, 26. September 2021, 18.00 - 21.00 Uhr

Special Guests:
Benjamin Wagener, Filmemacher und Produzent
Monji El Beji, Hauptprotagonist von Hiwwe wie Driwwe 2

Die Tickets für diesen Film sind AB SOFORT zu den Öffnungszeiten im Unionkino erhältlich .

Mehr Informationen finden Sie hier .


Die Kinoreihe findet mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts statt und umfasst sechs Veranstaltungen von So, 26.9. bis Di, 14.12.2021. Der Eintritt ist frei und nicht reservierbar. Je bis zu zwei freie Eintrittsgutscheine sind pro Person für jede Veranstaltung erhältlich. Diese können bis zu sieben Tage im Vorfeld der jeweiligen Kinovorführung an der Kasse des UNION-Studio für Filmkunst, Kerststraße 24, 67655 Kaiserslautern zu den Öffnungszeiten abgeholt werden. Die Verfügbarkeit der Tickets ist limitiert und richtet sich nach den aktuellen Bestimmungen der Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz.



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[Regionalforum-Saar] Dietrich Bonhoeffer (1906 –1945). Der Weg in den Widerstand. "Ich bete f ür die Niederlage meines Landes"

Date: 2021/09/23 08:23:40
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Dietrich Bonhoeffer (1906–1945). Der Weg in den Widerstand. "Ich bete für die Niederlage meines Landes"

Autor Detlef Bald

Erschienen Darmstadt 2021: Wissenschaftliche Buchgesellschaft

Anzahl Seiten 232 S.

Preis € 35,00

ISBN 978-3-534-40552-7

 

Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung bei H-Soz-Kult von: Reinhold Lütgemeier-Davin, Kassel

Der Autor Detlef Bald, Politikwissenschaftler, kritischer Militärhistoriker, profilierter historischer Friedensforscher und überdies durch Veröffentlichungen über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus ausgewiesen, zeichnet in seinem neuesten Buch den fundamentalen Wandlungsprozess Dietrich Bonhoeffers vom völkischen zum friedenspolitischen Denken kenntnisreich wie überzeugend nach. Als junger Mann stand Bonhoeffer aufgrund seiner Erziehung in der Tradition der in Deutschland vorherrschenden völkischen Ideenwelt des Nationalprotestantismus, interpretierte den Krieg mit Verweis auf die Bibel als gottgewollt und blieb den staatsgläubigen Haltungen des lutherischen Protestantismus verpflichtet, der zugleich antisemitisch grundiert war. In seiner Dissertation hatte er einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt, Theologie und Soziologie miteinander verknüpft: Er untersuchte die protestantische Kirche hinsichtlich Vereinsstruktur, Gesellschaftsbeziehungen und als Herrschaftsverband. Die Schrift wies ihn als einen eigenständig denkenden, tendenziell unangepassten, aufgeklärt-kritischen Wissenschaftler aus. Aber seine militaristisch-nationalistische Grundhaltung hatte sich nicht verändert.

Der Weg in den Widerstand – wie im Untertitel des Buches angegeben –, den Detlef Bald auf gesicherter Quellenbasis schildert, war ein länger währender Prozess. Bonhoeffer pflegte in der Weimarer Republik zwar gelegentlich Beziehungen zu Vertretern des religiösen Sozialismus, die zugleich von pazifistischen Idealen überzeugt waren, dennoch blieb ihm in dieser Phase seines Lebens Kritik am Schwertglauben ebenso fremd wie Programmatik und Organisation der deutschen Friedensbewegung überhaupt. Detlef Bald fasst hier zwar weitgehend bekannte Tatsachen zusammen, aber ihm gelingt hierbei eine kritisch akzentuierte Beschränkung auf zentrale Lebensüberzeugungen mit einer stringenten Gedankenführung.

Wesentliche Impulse für die Abkehr von völkisch-rassistischem Denken erhielt Bonhoeffer maßgeblich ab 1930 im Ausland: Während seines Aufenthaltes in den USA wurde er mit der strikten Separation der Weißen von den Schwarzen konfrontiert, erlebte die kirchliche Segregation und verfolgte aufmerksam und interessiert die Strategien des schwarzen bürgerrechtlichen Handels gegen Diskriminierung, Verfolgung und fundamentale Verletzung von Menschenrechten. Er studierte politische Befreiungsliteratur der Schwarzen. Diese Impulse halfen ihm, völkische, nationalprotestantische Überzeugungen infrage zu stellen und schließlich zu überwinden. Als Pfarrer im Berliner Arbeiterbezirk Wedding wiederum war er mit gravierenden sozialen Ungerechtigkeiten in seinem Heimatland konfrontiert. Spätestens ab 1932 offenbarten sich für ihn die Auswirkungen nationalistischen Denkens und die Übergriffe der Nationalsozialisten, der deutschen Christen, auf den Protestantismus insgesamt. In seinen Predigten distanzierte er sich ungeschminkt vom Rassismus, Nationalsozialismus, von völkischer Überheblichkeit und Antisemitismus, warnte generell vor rechten Tendenzen in seiner Kirche, aber auch vor Kriegsgefahren durch Nationalismus und Militarismus. Detlef Bald orientiert sich in diesen Kapiteln wiederum an den Predigttexten und sonstigen Schriften Bonhoeffers, ohne dabei ausschweifend zu werden; vielmehr führt Balds Textkenntnis dazu, dass er mit aussagekräftigen Kernsätzen die neu erworbenen Überzeugungen Bonhoeffers vorstellt und analytisch durchdringt.

Bonhoeffer sperrte sich gegen eine Kirche, die sich den politischen Gegebenheiten autoritärer, schließlich nationalsozialistischer Herrschaft widerspruchslos, ja mit Überzeugung anpasste. Auftrag der Kirche war für ihn demgegenüber, dem „Rad in die Speichen zu fallen“. Zwei Tage nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ kritisierte Bonhoeffer im Berliner Rundfunk das Führerprinzip, forderte eine Begrenzung der Machtfülle des Kanzlers und die Bindung an eine rechtsstaatliche Ordnung ein. Verstärkt wurden seine Kehrtwende im politischen Denken wiederum durch einen Auslandsaufenthalt 1933. Als Pfarrer in London pflegte Bonhoeffer internationale Kontakte hauptsächlich über den „Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen“. Auf den Kampf gegen den deutsch-völkischen, nationalistischen Protestantismus hatte er sich jetzt unanfechtbar festgelegt. Die Beschäftigung mit den Schriften Mahatma Gandhis 1934 verstärkten dieses Denken zusätzlich.

Im Zentrum des Werkes stehen die Erläuterung der Friedensethik Bonhoeffers. In dem entsprechenden zentralen und innovativen Kapitel lässt Detlef Bald, 2014–2019 Vorsitzender des Dietrich-Bonhoeffer-Vereins, erkennen, dass er von den Denkansätzen Bonhoeffers fasziniert ist, wahrt dabei aber die analytische Prägnanz und Distanz eines Wissenschaftlers. Grundsätze seiner Ethik trug Bonhoeffer im August 1934 auf der Jugendkonferenz des ökumenischen Weltbundes vor, abgehalten im dänischen Fanö. Die Analyse der Friedensethik, seines religiösen Pazifismus, seiner radikalen Interpretation der Bergpredigt, der Entwicklung eines Gegenmodells zum nationalistischen Militarismus, einer Friedensordnung, die mit Wahrheit und Recht verbunden wird, ist ein besonderes Verdienst des Autors. Gerade dieser Schwerpunkt unterscheidet seine Arbeit von den inzwischen reichhaltigen Veröffentlichungen über Dietrich Bonhoeffer. Die Friedensethik, global, überkonfessionell, antirassistisch, kulturübergreifend konzipiert, wird von Bald plausibel als zukunftsweisend interpretiert.

Ausfluss seiner Überzeugungen war Bonhoeffers Wirken als Teil der Bekennenden Kirche, sein widerständiges Verhalten gegen den Nationalsozialismus, schließlich seine Kontakte zum militärischen Widerstand. Am Beispiel Bonhoeffers wird das Zusammenwirken von militärischem und zivilem Widerstand deutlich[1], der ausgerichtet war auf eine Nachkriegsordnung, die nach Zerschlagung des Nationalsozialismus auf eine Verfassung zielte, die auf christlicher Ethik begründet sein sollte. Bonhoeffer erlebte eine neue demokratische Ordnung nicht; am Kriegsende ermordeten ihn Nationalsozialisten qualvoll. Durch dieses Schicksal ist er für viele Christen zur Ikone christlichen Widerstandes geworden. Sein inzwischen vertontes Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, geschrieben im Dezember 1944 in Kerkerhaft, kündet von der Hoffnung auf die Überwindung unsäglichen Leids.

Bedeutungsvoll ist die vorliegende Veröffentlichung Detlef Balds auch deshalb, weil sie die Rezeption Bonhoeffers nach 1945 nachzeichnet und bewertet. Während zunächst nur englische Christen die politisch-theologischen Leistungen Bonhoeffers anzuerkennen wussten, blieben die Würdigungen in Deutschland verhalten. Eine deutliche Distanzierung der protestantischen Kirchenleitung von ihren völkisch-nationalistischen Ideen erfolgte zunächst nicht. Die Geschichte des Protestantismus wurde auch im Interesse von immer noch amtierenden, nationalsozialistisch belasteten kirchlichen Würdenträgern entschärft, Bonhoeffer als Sonderling verharmlost. Die juristische Verfolgung Bonhoeffers, die zu seiner Ermordung führte, wurde zum Schutz der Richter-Täter lange nicht überprüft; erst 1996 erfolgte seine juristische Rehabilitation. Bonhoeffer wurde von der Geschichtswissenschaft dem nationalkonservativen Widerstand zugerechnet, seine nationalkonservative Herkunft wurde überpointiert, sein existentieller Wandel ab 1930 zu einer Ethik des Protests und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus blieb lange vernachlässigt. Hiermit räumt Detlef Bald auf. Es war an der Zeit, das friedenspolitische Konzept in den Mittelpunkt zu rücken, das auf aktuelle Handlungsoptionen auszustrahlen vermag: eine Friedensethik mit globaler Perspektive, fußend auf den Werten Wahrheit und Recht, warnend vor dem Irrglauben, mehr Rüstung könne mehr Sicherheit bescheren.

Anmerkung:
[1] Ein gutes Beispiel hierfür siehe Ludger Fittkau / Marie-Christine Werner, Die Konspirateure. Der zivile Widerstand hinter dem 20. Juli 1944, Darmstadt 2019.

Zitation
Reinhold Lütgemeier-Davin: Rezension zu: Bald, Detlef: Dietrich Bonhoeffer (1906–1945). Der Weg in den Widerstand. "Ich bete für die Niederlage meines Landes". Darmstadt  2021. ISBN 978-3-534-40552-7, In: H-Soz-Kult, 23.09.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-98695>.

[Regionalforum-Saar] Fwd: Online-Vortrag: #BlackLivesMatter: Rassismus und Polizeigewalt in den USA (29.9.) und AMERICA ON SCREEN (div.Termine)

Date: 2021/09/24 11:29:31
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Title: Online-Vortrag: #BlackLivesMatter: Rassismus und Polizeigewalt in den USA (29.9.) und AMERICA ON SCREEN (div.Termine)



-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Online-Vortrag: #BlackLivesMatter: Rassismus und Polizeigewalt in den USA (29.9.) und AMERICA ON SCREEN (div.Termine)
Datum: Fri, 24 Sep 2021 10:00:33 +0200
Von: Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz e.V. <info(a)atlantische-akademie.de>
Antwort an: info(a)atlantische-akademie.de
An: alsfassen(a)web.de


 

Sehr geehrter Herr Geiger,

die Tötung des Schwarzen Amerikaners George Floyd durch den weißen Polizisten Derek Chauvin im Mai 2020 in Minneapolis sorgte für einen neuen Aufschwung der 2013 gegründeten #BlackLivesMatter-Bewegung und für Proteste sowie anti-rassistische Solidaritätsbekundungen bis weit über die Landesgrenzen der USA hinaus. Heute, mehr als ein Jahr später, regiert ein neuer Präsident das Land, Chauvin ist verurteilt und die Protestwelle scheint abgeebbt zu sein. Doch was hat sich seit Floyds Tod in Bezug auf Rassismus und Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten verändert?

Im Rahmen der Interkulturellen Woche Kaiserslautern 2021 und als Teil unserer Veranstaltungsreihe
Let's Talk America  wirft Luvena Kopp, M.A. in diesem Online-Vortrag einen Blick auf die Entwicklung von #BlackLivesMatter seit der Gründung vor acht Jahren und bespricht die Bedeutung sowie die aktuelle Rolle der Bürger*innenrechtsbewegung. Wir laden Sie herzlich zu folgender Veranstaltung ein: 


Photo: Canva

 Online-Vortrag: #BlackLivesMatter: Rassismus und Polizeigewalt in den USA

Referentin: Luvena Kopp, M.A.
(Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)


Mittwoch, 29. September 2021, 18.00 - 19.30 Uhr

Sie können sich hier zur Veranstaltung anmelden

Diese Veranstaltung findet mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts statt.


In Kooperation mit:

Interkulturelle Woche Kaiserslautern 2021

Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie auf unserer Website.



Bei dieser Gelegenheit weisen wir auch gerne noch einmal auf unsere neue sechsteilige Kinoreihe AMERICA ON SCREEN in Kooperation mit dem Union – Studio für Filmkunst hin, die am 26. September mit der regionalen Kultdoku Hiwwe wie Driwwe – Pfälzisch in Amerika ihren Auftakt feiert. Bitte beachten Sie, dass die Vorführung von Hiwwe wie Driwwe AUSGEBUCHT ist.


Photo: Unionkino / Jörg Jacob

Folgende Filme werden wir
im Rahmen der Kinoreihe
AMERICA ON SCREEN noch zeigen:


Judas and the Black Messiah (10.10.)

In the Heights – Rhythm of New York (24.10.)

The Florida Project (7.11.)

Not Going Quietly (23.11.)

Black Widow (14.12.)




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Wir freuen uns auch immer über Unterstützung – besonders in diesen herausfordernden Zeiten ist die Förderung von Bildungseinrichtungen ein wichtiges Zeichen. Werden Sie Mitglied in der Atlantischen Akademie! Einfach den Antrag online ausfüllen und sobald wir wieder im Büro sind, schicken wir Ihnen ein tolles Willkommenspaket!

Auch sind wir dankbar für jede Spende, die direkt in unsere politische Bildungsarbeit fließt.
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Mit herzlichen Grüßen
Ihr Team der Atlantischen Akademie

Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz e.V.
Lauterstr. 2
D-67657 Kaiserslautern
Tel.: +49(0)631-366100
Fax: +49(0)631-3661015

Web:
www.atlantische-akademie.de
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