Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Buchvorstellung online

Date: 2021/05/05 21:22:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Buchvorstellung:

"DIE LOYALITÄTSFALLE - WARUM WIR DEM
RUF DER HORDE WIDERSTEHEN MÜSSEN"

Rainer Hank im Gespräch mit Jutta Allmendinger

Webtalk mit:

Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger, Ph.D., Soziologin, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB)
und
Dr. Rainer Hank, Wirtschaftsjournalist und Autor


am Mittwoch, 12.05.2021, 19.00 - 20.00 Uhr

Digital via ZOOM

Loyalität genießt einen guten Ruf. Zu Unrecht, findet Dr. Rainer Hank. Denn sie steht der Freiheit entgegen, und nicht nur das: Sie blockiert Veränderung, sie fördert Betrug und sie führt dazu, dass wir an ungesunden Bindungen festhalten, sagt der Frankfurter Wirtschaftsjournalist und beklagt einen zunehmenden Konformitätsdruck in unserer Gesellschaft. Loyalität sei ein Gefühl der Zugehörigkeit, das über die Individualität gestellt werde. Der „Ruf der Horde“ übertöne die Treue zur Wahrheit. Loyalität sei somit typisch für ein Stammesdenken, das sich aggressiv nach außen verhalte, nach innen Gehorsam fordere und Abweichler als Verräter brandmarke.

An vielen Beispielen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zeigt der Autor, warum Loyalität zur Falle wird und wie man sich daraus befreien kann – um wieder den eigenen Kopf zu gebrauchen. Im Gespräch mit der Soziologin Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger, Ph.D. wird er seine Thesen vorstellen und diskutieren. Seien Sie dabei.

Wir laden Sie herzlich zu diesem Webtalk ein. Den ZOOM-Link zur Teilnahme an der Veranstaltung erhalten Sie nach Ihrer Anmeldung per Mail.

Alle weiteren Details und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter:  https://shop.freiheit.org/#!/Veranstaltung/pp4au

oder melden Sie sich über unseren zentralen Service an:  per E-Mail:  service(a)freiheit.org  oder per Telefon: 0 30.22 01 26 34 (Mo-Fr von 8-18 Uhr)

Gerne können Sie auch Freunde und Bekannte auf unser Angebot aufmerksam machen.

Mit herzlichen Grüßen


Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Fachbereich Politische Bildung

Länderbüro Hessen/Rheinland-Pfalz

Karl-Hermann-Flach-Stiftung

Marktstraße 10, 65183 Wiesbaden

 

Tel:  +49 (0) 611 15756-7

Fax: +49 (0) 611 15756-86


wiesbaden(a)freiheit.org

[Regionalforum-Saar] Frage nach Weisgerber - Kandidat zur Wahl 1861

Date: 2021/05/09 11:05:58
From: Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

ich bearbeite z. Z. den Wahlausruf Hansens "An die Wähler des Wahlkreises Ottweiler" vom 11.11.1861. Zur dezemberwahl des Preußischen Abgeordnetenhauses stellte die Constitutionelle Partei  "den Ober-Tribunalrath Weisgerber zu Berlin (ein gebürtiger St. Wendeler)" am 3.11.1861 als Kandidaten zur Wahl (vgl. auch Bellot, S. 50). Seine Lebensdaten könnten 1827 - 1878 sein (Hinweis 01.03.02 Personalakten A-Z (1776 - 1910) - Archivdatenbankhttps://archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de › MidosaSEA..)

In den saarland biographien findet man ihn nicht, auch nicht in der mir zu Verfügung stehenden Literatur. Besitzt jemand nähere Informationen?

Einen schönen Sonntag

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Hoffmann

Re: [Regionalforum-Saar] Frage nach Weisgerber - Kandidat zur Wahl 1861

Date: 2021/05/09 11:38:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

das ist nicht einfach. In St. Wendel wurde 1827 ein Anton Weisgerber geboren, der vor 1880 nicht in St. Wendel starb.
Laut ancestry starb in Berlin 1878 kein Mann dieses Namens, der älter als fünf Jahre war.

Ich bin Ihrer Quelle gefolgt und frage mich, warum die Personalakte einer Person, die wohl 1878 gestorben ist, gesperrt ist:

I. HA Rep. 97a, Nr. gesperrt

Seltsam.

Ich habe diesbezüglich gerade eine Anfrage an das Archiv gestellt:
"Guten Morgen,
die o.a. Akte betrifft einen Obertribunalrat namens Weisgerber, der anderer Quelle nach aus meiner Heimatstadt St. Wendel stammen soll (ein Wahlaufruf von 1861, wonach er von der Constituionellen Partei in der Dezemberwahl des Preußischen Abgeordnetenhauses von der Constitutionellen Partei  am 3.11.1861 als Kandidat zur Wahl nominiert wurde). Die Akte ist lt. Ihrer Datenbank gesperrt. Obwohl ich neugierig bin, warum eine Akte, die wohl 1878 geschlossen wurde, gesperrt ist, interessiert mich die Identität des "Weisgerber" sehr. Ich habe hier in St. Wendel einen Anton Weisgerber finden können, geb. am 19.07.1827, Sohn von Jakob Weisgerber und Barbara Constantz. Können Sie mir sagen, um wen es sich in der Akte handelt und ggf., warum sie gesperrt ist?
Mit freundlichem Gruß
Roland Geiger, St. Wendel"

Schaun wir mal.

Roland Geiger



Am 09.05.2021 um 11:05 schrieb Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar:

Guten Morgen,

ich bearbeite z. Z. den Wahlausruf Hansens "An die Wähler des Wahlkreises Ottweiler" vom 11.11.1861. Zur dezemberwahl des Preußischen Abgeordnetenhauses stellte die Constitutionelle Partei  "den Ober-Tribunalrath Weisgerber zu Berlin (ein gebürtiger St. Wendeler)" am 3.11.1861 als Kandidaten zur Wahl (vgl. auch Bellot, S. 50). Seine Lebensdaten könnten 1827 - 1878 sein (Hinweis 01.03.02 Personalakten A-Z (1776 - 1910) - Archivdatenbankhttps://archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de › MidosaSEA..)

In den saarland biographien findet man ihn nicht, auch nicht in der mir zu Verfügung stehenden Literatur. Besitzt jemand nähere Informationen?

Einen schönen Sonntag

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Hoffmann



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Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Roland Geiger
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Re: [Regionalforum-Saar] Frage nach Weisgerber - Kandidat zur Wahl 1861

Date: 2021/05/09 13:15:49
From: Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo, Herr Geiger,
das fragte ich mich auch.
Noch einen schönen Sonntag
Hans-Joachim Hoffmann

Am 09.05.2021 um 11:38 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar:
Guten Morgen,

das ist nicht einfach. In St. Wendel wurde 1827 ein Anton Weisgerber geboren, der vor 1880 nicht in St. Wendel starb.
Laut ancestry starb in Berlin 1878 kein Mann dieses Namens, der älter als fünf Jahre war.

Ich bin Ihrer Quelle gefolgt und frage mich, warum die Personalakte einer Person, die wohl 1878 gestorben ist, gesperrt ist:

I. HA Rep. 97a, Nr. gesperrt

Seltsam.

Ich habe diesbezüglich gerade eine Anfrage an das Archiv gestellt:
"Guten Morgen,
die o.a. Akte betrifft einen Obertribunalrat namens Weisgerber, der anderer Quelle nach aus meiner Heimatstadt St. Wendel stammen soll (ein Wahlaufruf von 1861, wonach er von der Constituionellen Partei in der Dezemberwahl des Preußischen Abgeordnetenhauses von der Constitutionellen Partei  am 3.11.1861 als Kandidat zur Wahl nominiert wurde). Die Akte ist lt. Ihrer Datenbank gesperrt. Obwohl ich neugierig bin, warum eine Akte, die wohl 1878 geschlossen wurde, gesperrt ist, interessiert mich die Identität des "Weisgerber" sehr. Ich habe hier in St. Wendel einen Anton Weisgerber finden können, geb. am 19.07.1827, Sohn von Jakob Weisgerber und Barbara Constantz. Können Sie mir sagen, um wen es sich in der Akte handelt und ggf., warum sie gesperrt ist?
Mit freundlichem Gruß
Roland Geiger, St. Wendel"

Schaun wir mal.

Roland Geiger



Am 09.05.2021 um 11:05 schrieb Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar:

Guten Morgen,

ich bearbeite z. Z. den Wahlausruf Hansens "An die Wähler des Wahlkreises Ottweiler" vom 11.11.1861. Zur dezemberwahl des Preußischen Abgeordnetenhauses stellte die Constitutionelle Partei  "den Ober-Tribunalrath Weisgerber zu Berlin (ein gebürtiger St. Wendeler)" am 3.11.1861 als Kandidaten zur Wahl (vgl. auch Bellot, S. 50). Seine Lebensdaten könnten 1827 - 1878 sein (Hinweis 01.03.02 Personalakten A-Z (1776 - 1910) - Archivdatenbankhttps://archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de › MidosaSEA..)

In den saarland biographien findet man ihn nicht, auch nicht in der mir zu Verfügung stehenden Literatur. Besitzt jemand nähere Informationen?

Einen schönen Sonntag

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Hoffmann



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Re: [Regionalforum-Saar] Frage nach Weisgerber - Kandidat zur Wahl 1861

Date: 2021/05/09 14:21:52
From: Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo, Herr Geiger,
das fragte ich mich auch. Und vielen dank für Ihre Nachfrage in Berlin
Noch einen schönen Sonntag
Hans-Joachim Hoffmann

Am 09.05.2021 um 11:38 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar:
Guten Morgen,

das ist nicht einfach. In St. Wendel wurde 1827 ein Anton Weisgerber geboren, der vor 1880 nicht in St. Wendel starb.
Laut ancestry starb in Berlin 1878 kein Mann dieses Namens, der älter als fünf Jahre war.

Ich bin Ihrer Quelle gefolgt und frage mich, warum die Personalakte einer Person, die wohl 1878 gestorben ist, gesperrt ist:

I. HA Rep. 97a, Nr. gesperrt

Seltsam.

Ich habe diesbezüglich gerade eine Anfrage an das Archiv gestellt:
"Guten Morgen,
die o.a. Akte betrifft einen Obertribunalrat namens Weisgerber, der anderer Quelle nach aus meiner Heimatstadt St. Wendel stammen soll (ein Wahlaufruf von 1861, wonach er von der Constituionellen Partei in der Dezemberwahl des Preußischen Abgeordnetenhauses von der Constitutionellen Partei  am 3.11.1861 als Kandidat zur Wahl nominiert wurde). Die Akte ist lt. Ihrer Datenbank gesperrt. Obwohl ich neugierig bin, warum eine Akte, die wohl 1878 geschlossen wurde, gesperrt ist, interessiert mich die Identität des "Weisgerber" sehr. Ich habe hier in St. Wendel einen Anton Weisgerber finden können, geb. am 19.07.1827, Sohn von Jakob Weisgerber und Barbara Constantz. Können Sie mir sagen, um wen es sich in der Akte handelt und ggf., warum sie gesperrt ist?
Mit freundlichem Gruß
Roland Geiger, St. Wendel"

Schaun wir mal.

Roland Geiger



Am 09.05.2021 um 11:05 schrieb Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar:

Guten Morgen,

ich bearbeite z. Z. den Wahlausruf Hansens "An die Wähler des Wahlkreises Ottweiler" vom 11.11.1861. Zur dezemberwahl des Preußischen Abgeordnetenhauses stellte die Constitutionelle Partei  "den Ober-Tribunalrath Weisgerber zu Berlin (ein gebürtiger St. Wendeler)" am 3.11.1861 als Kandidaten zur Wahl (vgl. auch Bellot, S. 50). Seine Lebensdaten könnten 1827 - 1878 sein (Hinweis 01.03.02 Personalakten A-Z (1776 - 1910) - Archivdatenbankhttps://archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de › MidosaSEA..)

In den saarland biographien findet man ihn nicht, auch nicht in der mir zu Verfügung stehenden Literatur. Besitzt jemand nähere Informationen?

Einen schönen Sonntag

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Hoffmann



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[Regionalforum-Saar] Fwd: Live-Führungen STADT-A usstellung // Vorträge zu Judentum in mittelalterlichen St ädten

Date: 2021/05/10 18:12:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Drei Vorträge für Interessenten.
Roland Geiger


-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Live-Führungen STADT-Ausstellung // Vorträge zu Judentum in mittelalterlichen Städten
Datum: Mon, 10 May 2021 13:52:28 +0000
Von: Boehme, Jutta - LfA <Jutta.Boehme(a)lfa.sachsen.de>
Kopie (CC): Müller, Nancy - LfA <Nancy.Mueller(a)lfa.sachsen.de>


Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer

der Ringvorlesung „Migration und städtischer Raum in Vergangenheit und Gegenwart“

und der Vortragsreihe „Europa im Aufbruch?!“,

 

aufgrund Ihres Interesses an dem Thema „Stadt“ erlaube ich mir, Sie auf folgende kostenfreie Veranstaltungen des Archäologiemuseums smac hinzuweisen:

 

1)      Digitale Live-Führungen durch die Sonderausstellung „Die Stadt. Zwischen Skyline und Latrine“
Termine und Infos finden Sie unter diesem Link.

 

2)      Vortrag „Das jüdische Viertel im mittelalterlichen Köln. Archäologische und historische Quellen zur jüdischen Geschichte Kölns“ von Dr. Thomas Otten, Direktor MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln
Den Termin und Infos finden Sie unter diesem Link.

 

3)      Vortrag „Jüdisches Erbe am Rhein. Die SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz: Innovation und Vorbild“ von Dr. Susanne Urban, Geschäftsführung SchUM-Städte e.V.
Den Termin und Infos finden Sie unter diesem Link.

 

 

Vielleicht haben Sie ja Zeit und Lust, daran teilzunehmen.

 

Mit den besten Grüßen,

 

Jutta Boehme
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Public Relations

_______________________________________________

 

Signatur_Logo pur_rot


Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz | 

State Museum of Archaeology Chemnitz
Stefan-Heym-Platz 1 │ 09111 Chemnitz

Tel: +49 371 911999-65 │ Fax: +49 371 911999-99
jutta.boehme(a)lfa.sachsen.de │ www.smac.sachsen.de 

_______________________________________________

 

smac0074-sa-die-stadt-signatur

 

Infos zur Sonderausstellung »

_______________________________________________

 

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zu den digitalen Ausstellungen

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Das smac ist eine Einrichtung des Staatsbetriebs Landesamt für Archäologie Sachsen

 

Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente.

 

[Regionalforum-Saar] Fwd: Sendehinweis "Eine j üdische Biographie - Richard Hermann erinnert sich" am 3 . Juni um 18.45 Uhr im SR Fernsehen

Date: 2021/05/10 18:14:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>



-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Sendehinweis "Eine jüdische Biographie - Richard Hermann erinnert sich" am 3. Juni um 18.45 Uhr im SR Fernsehen
Datum: Mon, 10 May 2021 17:38:05 +0200
Von: Barbara Wackernagel-Jacobs <carpe.diem.tv(a)t-online.de>
An: Barbara Carpe diem GmbH f.Film+Fernseh <carpe.diem.tv(a)t-online.de>
 

Wir möchten Sie heute aufmerksam machen auf unseren Film über Richard Bermann, den wir für den Saarländischen Rundfunk produziert haben. 

Er wird am Donnerstag, den 3 Juni um 18.45 Uhr gesendet und wir würden uns freuen, wenn Sie Zeit finden würden, ihn anzuschauen.

Mit herzlichen Grüßen

Barbara Wackernagel-Jacobs


SR-Fernsehen am 3.6.2021 um 18.45 Uhr

Eine jüdische Biographie - Richard Bermann erinnert sich

Ein Film von Boris Penth

Fast ein Vierteljahrhundert hat Richard Bermann die Synagogengemeinde im Saarland geführt. Aus Anlass seines 80. Geburtstags im Juli 2021 sendet der Saarländische Rundfunk ein Porträt.

Der 30-minütige Dokumentarfilm erzählt eine außergewöhnliche Lebensgeschichte: Richard Bermann wurde in Frankreich geboren, denn seine Eltern ahnten nach der Saarabstimmung 1935, wie gefährlich das Leben unter den Nationalsozialisten für sie werden würde. Mit seiner Mutter kam er in das Lager Gurs. Auf dem Transport in ein Vernichtungslager konnten sie fliehen. Einige Jahre lebten sie versteckt in Südfrankreich. Nach dem Krieg kehrte die Familie in das Saarland zurück – und musste erfahren, dass fast alle Verwandten in Auschwitz ermordet worden waren.

Richard Bermann wurde zu einem unerschrockenen Mahner und Kämpfer gegen Antisemitismus, aber auch zu einem Versöhner. Er hat die Erinnerungsarbeit zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Über viele Jahrzehnte hat er sich für das namentliche Gedenken der ermordeten saarländischen Juden eingesetzt. Mit großer Sorge schaut er auf den wieder erstarkenden Antisemitismus in Deutschland. Nur eine entschlossene staatliche Politik gegen Hass und Antisemitismus und der permanente Dialog von Juden und Nicht-Juden ist für ihn der Weg der Zukunft.

Regie                          Boris Penth

Kamera                       Meinolf Schmitz

Produzentin                Barbara Wackernagel-Jacobs

Redaktion                   Barbara Lessel-Waschbüsch, Ursula Thilmany-Johannsen

Eine Produktion der carpe diem Film & TV Produktion im Auftrag des Saarländischen Rundfunks

carpe diem Film & TV Produktions GmbH
Barbara Wackernagel-Jacobs, Min.a.D.
Produzentin
Kettenstrasse 2
66119 Saarbrücken

Tel 0049 681 9851900
Fax 0049 681 9851902
mobil 0049 171 2601492






[Regionalforum-Saar] Erzählungen über Verschw örungen bleiben solange Theorien, bis sie mit Empirie an gereichert und zur Geschichte erklärt werden können

Date: 2021/05/17 19:20:30
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

das Buch, das nachstehend besprochen wird, wird sich kaum von jemand von Ihnen kaufen - und nach der Rezension schon zweimal nicht.
Aber ich finde allein den ersten Abschnitt der Rezension interessant. Weshalb ich den ersten Satz als Betreff dieser Email wählte.

Roland geiger

A. Astapova u.a. (Hrsg.): Conspiracy Theories in Eastern Europe
Conspiracy Theories in Eastern Europe. Tropes and Trends

Herausgeber Astapova, Anastasiya; Colăcel, Onoriu; Pintilescu, Corneliu; Scheibner, Tamás
Erschienen London 2021: Routledge
Anzahl Seiten XVI, 394 S.
Preis £ 120.00
ISBN 9780367344771

Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-59640.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Fabian Thunemann, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Erzählungen über Verschwörungen bleiben solange Theorien, bis sie mit Empirie angereichert und zur Geschichte erklärt werden können. Über eben diese Schwelle tobt seit jeher der Meinungskampf. Und gerade weil sich an ihr auch die Konturen wissenschaftlicher Erkenntnis eintrüben, sind Deutungen von Verschwörungen nicht einfach nur gewöhnliche Geschichten, sondern (im besten Fall) stets auch epistemologische Reflexionen. Einschlägig berichtet etwa Niccolò Machiavelli in seinen Discorsi von dieser Doppelbödigkeit. Als wirkmächtiger allerdings haben sich die Ausführungen von Karl Popper erwiesen, mit denen er den verbreiteten Kurzschluss, in den von Ereignissen Begünstigten auch ihre Verursacher zu sehen, als „Verschwörungstheorie der Gesellschaft“ klassifizierte.[1] So plausibel Poppers Feststellung auf den ersten Blick erscheinen mag, so allgemein bleibt sie bei näherer Betrachtung. Denn sie setzt eine klare Grenze von Wahrheit und Lüge voraus, die sich im Falle von Verschwörungen und den sie begleitenden Theorien gerade nicht so leicht ausmachen lässt. Obgleich Ränkespiele, Palastrevolutionen, Attentate, im weitesten Sinne also Verschwörungen, wesentlicher Schmierstoff der Geschichte sind, tut sich die Geschichtswissenschaft mit diesem Thema verständlicherweise schwer, rüttelt es doch an den Grundfesten ihrer methodischen Kompetenz.

Der hier zu besprechende Sammelband gibt gleich in der Einleitung vor, all diese Fallstricke gut zu kennen, nur um dann doch mit vielen Beiträgen in die Falle zu tappen. In dem Band werden geradezu klassische Fälle, wie etwa die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl oder das anhaltende Gerede über eine angebliche Soros-Verschwörung, aufs Neue beleuchtet und durch Beiträge zu weniger bekannten Geschichten ergänzt, etwa über den vermeintlichen Einfluss der Freimaurer im post-sowjetischen Bulgarien oder zur Auswirkung stalinistischer Verschwörungsszenarien auf die kommunistischen Parteien in Frankreich und Italien. Zusammengehalten werden die thematisch sehr weit gestreuten Ansätze, so verspricht es die Einleitung, vom Anspruch, die Forschung über Verschwörungen und Verschwörungsdenken durch den Blick in den europäischen Osten endlich zu ergänzen.

Wie diese Ergänzung zu verstehen ist, belegt etwa der Beitrag von Anastasiya Astapova über Verschwörungstheorien, die anlässlich der Katastrophe von Tschernobyl 1986 grassierten. Ihr Beitrag macht deutlich, dass – wohl gerade aufgrund der spärlichen Kenntnis einiger grober Fakten – die Explosion des vierten Reaktor-Blocks unverzüglich Spekulationen in Gang setzte und alsbald unterschiedlichste, ja konträre Theorien kursierten. Während sich die einen von CIA-Sabotage überzeugt zeigten, glaubten andere an eine Geheimoperation des KGB, der den Effekt von Atomstrahlung am lebenden Objekt zu überprüfen gedachte. Andere Theorien spielten mit nationalistischen Untertönen und knüpften an die wechselvolle Geschichte Weißrusslands oder der Ukraine an. Astapova stellt all diese Interpretationen vor und vermag ihre scheinbar plausible Binnenlogik herauszustreichen. Gleichwohl bleibt am Ende offen, was daraus für die historische Verortung solchen Verschwörungsdenkens folgt und an welchem Punkt die Rekonstruktion von Verschwörungstheorien zu Wissenschaft wird.

Ähnlich interessant, am Ende aber ebenfalls unentschieden, bleibt der Beitrag von Nebojša Blanuša über die Interpretationen, die sich rund um die Erzählungen über eine vermeintliche und tatsächliche Auflösung Jugoslawiens verbreitet haben und die nach wie vor im Umlauf sind. Blanuša zeichnet entscheidende Wegmarken der neueren jugoslawischen Geschichte nach – vom Zweiten Weltkrieg über den Tod Josip Broz Titos bis hin zum Zerfall Jugoslawiens seit den 1990er-Jahren –, um dann zu der etwas schlichten Einsicht zu kommen, dass „die Verschwörungstheorien hinsichtlich des Zerfalls Jugoslawiens von historischen Erfahrungen und der kollektiven Wahrnehmung innerer und äußerer Bedrohungen geprägt“ worden seien (S. 164). Auch hier bleibt also unklar, welcher Beitrag damit für übergeordnete Fragen erbracht ist. Entsprechendes lässt sich über den Beitrag von Olga Baysha zu den Berichten über die Tragödie von Odessa im Zuge der Ukraine-Krise des Jahres 2014 sagen, als sich Befürworter und Gegner des Euromaidan Straßenschlachten lieferten, die schließlich 48 Menschen das Leben kosteten.

Auch die weiteren Aufsätze sind für sich genommen nicht uninteressant, etwa der Beitrag von Corneliu Pintilescu und Attila Kustán Magyari über die vielfältigen Verschwörungsszenarien, die in Ungarn und Rumänien rund um die Person Soros gesponnen werden. Allerdings fällt auf, dass die Autoren vielfach auf die mit dem Thema geradezu notwendigerweise verknüpfte schiefe Bahn geraten und in letzter Konsequenz dichotomisch argumentieren – hier die historische Tatsache, dort die Verschwörungstheorie – und mögliche Verbindungslinien oder auch gemeinsame situative Rahmenbedingungen außer Acht lassen.

Dass aber schon die Frage nach den historischen Tatsachen eine veritable geschichtstheoretische Herausforderung darstellt, bleibt dabei unberücksichtigt. Dieses zunächst einmal ziemlich banale Problem entfaltet allerdings seine volle Schlagkraft, sobald es um Verschwörungstheorien und den Versuch geht, sich ihnen wissenschaftlich anzunähern. Denn genau auf dieser durch die epistemologische Unschärfe wissenschaftlicher Erkenntnis und Interpretation bedingten Unsicherheit können Verschwörungstheorien erst gedeihen. Deshalb ist es für diejenigen, die sich mit ihnen wissenschaftlich auseinandersetzen, gar nicht so leicht, sie einfach per se ins Reich der Phantasterei zu verweisen. Schließlich lässt sich die Prüfung der Fakten in Fällen, an denen sich Verschwörungstheorien zumeist entzünden, naturgemäß nicht einfach im Spaziergang bewerkstelligen.

Dass dieser Umstand in dem vorliegenden Band leider nicht ausreichend reflektiert wird, ist umso bedauerlicher, als er mit einem Beitrag von M.R.X. Dentith endet, einem Philosophen, der seit vielen Jahren zu dem Thema Verschwörungstheorien arbeitet und all diese Stolpersteine analytisch sauber herauspräpariert. Insgesamt ist der Band also nur für diejenigen von Interesse, die einen ersten Eindruck der Vielfalt von Verschwörungstheorien im östlichen Europa gewinnen möchten.

Anmerkung:
[1] Karl R. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Band 2: Falsche Propheten: Hegel, Marx und ihre Folgen, München 1980, S. 181.
Zitation
Fabian Thunemann: Rezension zu: Astapova, Anastasiya; Colăcel, Onoriu; Pintilescu, Corneliu; Scheibner, Tamás (Hrsg.): Conspiracy Theories in Eastern Europe. Tropes and Trends. London  2021. ISBN 9780367344771, In: H-Soz-Kult, 18.05.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-94188>.


[Regionalforum-Saar] Wo der Todbach seinen Namen her hat.

Date: 2021/05/22 13:22:36
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Wo der Todbach seinen Namen her hat.
Eine Geschichte zu Pfingsten.

Direkt angrenzend an meine Heimatstadt St. Wendel liegt der Ort Urweiler, der seinen Namen ungefähr im 7. Jahrhundert nach Christus erhielt, so wie die meisten Orte, deren Namen mit „weiler“ endet. Die meisten gehen zurück auf ein Gehöft, bestehend aus einen oder zwei Häusern, was ich gerne mit „drei Häuser und ein Hund“ bezeichne. Der Eigentümer des Gehöfts wurde dann zum Namensgeber des Ortes, so daß der Name des Ortes sich aus dem Namen des Eigentümers und dem Zusatz „weiler“ zusammensetzt. Allerdings ist das ausgerechnet bei Urweiler nicht der Fall, denn das heute „ur“ ist alles, was im Laufe der Zeit von der Vorsilbe „ober“ übrig geblieben ist. Das heißt: Urweiler war ein Ort, der früher oberhalb eines anderen an einem Fluß oder Bach lag. Urweilers Pendant war dann folgerichtig Niederweiler, das südlich von St. Wendel am Bach weiter unten lag (und eines der wenigen Orte ist, der im 30-jährigen Krieg tatsächlich zerstört wurde. Der 30-jährige Krieg ist immer eine toller Abfallplatz für alle Orte, die irgendwann zerstört wurden und von denen niemand wirklich weiß wann. Dann war es immer der 30-jährige Krieg. Er hat einen wirklich üblen Ruf und nicht zu Unrecht, aber manchmal tut er mir schon ein bißchen leid J).

Fährt man durch Urweiler hindurch und biegt kurz hinter der Mitte nach links ab, kommt man zur Dörrwiesmühle, eine Wassermühle, deren Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht und eine der wenigen Mühlen dieser Art ist, die heute noch ein funktionierendes Wasserrad hat. Dieses Wasserrad wird nicht durch einen Bach angetrieben, sondern von Wasser, das von einem Bach abgezweigt und durch einen langen Kanal zum Rad geleitet wird. Diese Abzweigung liegt fast ein Kilometer nördlich Urweilers auf halber Strecke nach Baltersweiler, wo meine Eltern wohnen und ich aufgewachsen bin (nicht geboren, nur aufgewachsen - auf diesen Umstand lege ich schon Wert, aber das ist eine andere Geschichte). Im Gegensatz zu Urweiler beruht der erste Teil des Namens „Baltersweiler“ tatsächlich auf einem Eigennamen, das war wohl ein Mann namens Balthasar oder so ähnlich, von dem wir allerdings außer dem Namen nichts wissen, und den Namen kennen wir auch nur aus dem Ortsnamen. Ziemlich dürftig, aber will man machen.

Durch Baltersweiler fließt ein Bach nach Urweiler und weiter nach St. Wendel, wo er nahe der heutigen Aral-Tankstelle in die Blies fließt und mit dieser zusammen nach Süden, um irgendwann zur Saar zu gelangen, dann weiter in die Mosel und den Rhein und noch viel später in die Nordsee und von da in den Atlantik. Dort entstehen dann Wolken, die fliegen ins Land hinein und regnen ihren Inhalt wieder auf die Erde. Und dann fängt das Ganze von vorne an.

Dieser Bach, von dem aus u.a. das Wasser zur Dörrwiesmühle abgeleitet wird, ist der Todtbach, und weil er solch einen seltsamen Namen hat, will ich erzählen, woher dieser Name kommt.

Auf halber Strecke zwischen Urweiler und Baltersweiler gibt es jenseits der Eisenbahn ein Gebiet, das wird „Hirschweilerberg“ genannt. Es ist kein wirklicher Berg, sondern ein langer Hang, der zum Kesselberg dahinter gehört. Und sein Namen hieß früher nicht „Hirschweiler“, sondern hat sich aus einem älteren Namen gebildet, nämlich „Herisweiler“. Fragen Sie mich nicht, wie der Eigentümer dieses Hofes hieß, es muß irgendwas mit „Heris“ gewesen sein.

Die Leute, die dort gewohnt haben, waren irgendwie seltsam, und die Häuser, in denen sie wohnten, sahen entsprechend aus. Nicht schön. Schief, verwahrlost, dreckig.

Meine Heimatstadt St. Wendel lebte damals von der Wallfahrt. In der großen Kirche in der Stadtmitte, die seit langer Zeit „Dom“ genannt wird (nicht weil wir hier einen Bischof haben - den haben wir hier nicht -, sondern weil sie so groß ist), lag damals schon in seinem Grab der heilige Wendalinus, von dem die Kirche und die Stadt ihren Namen hat. Über ihn wissen wir nichts historisches, sondern nur, was seine Legenden erzählen. Er soll aus Schottland stammen, neuerdings auch aus Irland, soll vor 1500 Jahren u.a. hier gelebt haben, soll im nahegelegenen Kloster Tholey Abt gewesen und dort gestorben, aber hier in St. Wendel (das es damals noch nicht gab) beerdigt worden sein. „Soll“, nicht „ist“. Das heißt: wir glauben das es so war, aber bestätigt wissen tun wir nichts. Aber das ist ja, was „glauben“ heißt: von etwas fest überzeugt zu sein, ohne einen Beweis zu haben oder so gar trotz Gegenbeweisen.

Er lebte also vermutlich irgendwann, starb irgendwann und irgendwo und wurde vermutlich irgendwann hier begraben. Über seinem Grab baute man eine Kapelle, und Menschen kamen von überall her, um an seinem Grab zu beten und um seine Hilfe zu bitten. Und ab und zu wurde Hilfe gewährt. So etwas nennt man „Wunder“. Und die sprechen sich herum, was dazu führt, dass immer mehr Leute dorthin kommen, um am Grab zu beten und um Hilfe zu bitten. Heute nennt man so etwas einen „Schnellball“-Effekt.

Manche Leute kamen und gingen nicht mehr weg, sondern bauten sich ein Haus (oder zwei) und boten anderen Leuten, die des Wegs kamen, ihre Hilfe an. Wandern macht durstig und Beten vermutlich hungrig. Und schon war die erste Herberge da, die ein Dach über dem Kopf zum Übernachten, ein Glas Bier für den Durst und eine Bratwurst für den kleinen und großen Hunger bot. Ein Schmied kam hinzu, der die Schuhe der Pferde und anderer Vierbeiner reparierte. Ein Schuhmacher kam erst später, denn Pilgern erfolgt traditionell meistens barfuß. Schon wurde die Kapelle zu klein, und man baute sie zu einer richtigen Kirche um. Und schon ließen sich ein paar Leute hier nieder, die gut drin waren, Menschen dazu zu bringen, dass sie das tun, was sie (die Leute) meinen, es sei das Richtige. Nein, ich rede nicht von Politikern, die kamen erst nach den Geistlichen.

Natürlich warf die Versorgung der Pilger Gewinne ab, obwohl das sicher nicht gewollt war, aber sei’s drum, das nehmen wir dann in Kauf.

Hoch-Zeiten der Wendelsverehrung war das Pfingstfest (morgen und übermorgen) und der 20. Oktober, das ist der Festtag des heiligen Wendelin (eigentlich der Tag seines Todes, aber - das ist bei Heiligen so - auch ihr Geburtstag für das neues Leben im Himmel). An diesen Tagen war in St. Wendel die Hölle los (okay, das Wort paßt jetzt nicht so gut, aber es trifft die Sache schon).

Pilger kamen aus allen Richtungen, und manche nicht zum ersten Mal.

Und so kam es, daß eine Gruppe von Norden her über Baltersweiler nach St. Wendel kommen sollte an einem Sonntagmorgen. Das Bier stand kalt, die Würstchen lagen auf dem Grill, aber - sie kamen nicht. Man wartete am Morgen, man wartete am Nachmittag. Und als es Abend wurde, sprang einer der Wartenden auf sein Pferd und ritt Richtung Baltersweiler, um zu schauen, was los sei. Er fand sie nicht auf dem Weg dorthin und nicht in Baltersweiler und nicht im Ort hintendran. Erst zwei Orte weiter fande er sie. Er sprang vom Pferd und sprach sie an: Wo wollt Ihr hin? St. Wendel liegt in der anderen Richtung.

„Oh“, sagte ihr Sprecher, „das wissen wir. Wir kamen heute morgen nach und durch Baltersweiler und wanderten auf der Straße entlang des Höhenrückens und sahen schon den Turm der Kirche aus der Ferne. Wir passierten den Galgen auf halben Weg - da müßt Ihr aufpassen, die fallen bald.“

Der Galgen stand auf halber Strecke zwischen Baltersweiler und St. Wendel links des Wegs auf einer kleinen Anhöhe. Er bestand nicht aus zwei Pfosten mit einem Querbalken, sondern aus 3 Pfosten mit drei Querbalken, angeordnet in einem Dreieck. Das war praktisch, dann konnte man immer drei zusammen aufhängen, da hing dann einer nicht ganz alleine. Und sie blieben solange hängen, bis sie von alleine herunterfielen. Das sah bestimmt nicht gut aus und roch sicherlich nicht gut, aber der erzieherische Effekt war phänomenal. Jeder, der hier vorbeikam und die Gehenkten sah, konnte sich denken, daß man in St. Wendel für Zucht und Ordnung sorgte und auch nicht vor strengeren Maßnahmen zurückschreckte.

„Wir passierten also den Galgen“, sagte der Sprecher, und schauten dann nach links hinunter ins Tal und sahen dort diesen Ort - „Herisweiler“ - und der sah so schlimm aus, da dachten wir uns, wenn das so anfängt, wie schlimm wird’s dann erst in St. Wendel. Nein, das tun wir uns nicht an. Wir drehen um und wanderen nach Trier, dort gibt’s viel mehr Kirchen (das stimmt!) und das Bier schmeckt auch besser (das stimmt wohl!).“

Der St. Wendeler ritt sofort nach St. Wendel zurück und berichtete den dort Wartenden. Die packte die kalte Wut hinsichtlich ihrer Nachbarn: „Seit ein paar hundert Jahren erzählen wir denen aus Herisweiler schon, die sollen mal ihre Häuser anstreichen und die Dächer flicken. Was geschieht? Nichts. Jetzt reicht’s. Es gibt Leute, mit denen kann man nicht reden. Jetzt nehmen wir die Sache selbst in die Hand.“ Sie banden sich ihre Schwerter um, packten diverses Handwerkszeug und marschierten nach Herisweiler. Auf halben Weg schlossen sich die aus Urweiler an. Sie erreichten die Siedlung und begannen ohne weitere Warnung, die Häuser abzureißen. Die aus Herisweiler schauten verdutzt, dann stürzten sie sich auf die Eindringlinge. Da bemerkten die St. Wendeler, daß hier nichts mehr zu machen war, zogen blank und schnitten denen aus Herisweiler kurzerhand die Kehle durch.

Ganz in der Nähe des (mittlerweile ehemaligen) Ortes floß in großen Winderungen der Bach vorbei, der damals noch „die Kelse“ hieß, und in einer solchen Windung jenseits des Baches lag ein großes Sumpfgebiet, das heute noch der „Totenpfuhl“ heißt. Dort warf man die Toten in den Bach und sah ihnen zu, wie sie langsam Richtung St. Wendel trieben.

Dort hörten die zu Hause gebliebenen den Lärm in der Ferne, rannten zum Bach und stellten sich auf die Brücke in der Kelsweilerstraße - das heißt, die Brücke gab es damals noch nicht - also stellten sie sich neben die Brücke, nein, das geht ja auch nicht - also standen sie am Ufer und schauten ins Wasser und riefen: „Oh mein Gott, der Bach ist voller Toter!“ Und seitdem trägt der Bach den Namen „Todbach“.

Womit meine Geschichte fast zu Ende ist.

Ich bin in St. Wendel einer der Stadtführer und erzähle diese Geschichte gern auf der Nachtwächtertour, wenn wir in einer stillen und dunklen Ecke mit Blick auf den Todbach stehen. Wenn sie dann zu Ende ist, schaut mich der eine oder andere der Besucher an und fragt: „Stimmt das alles wirklich?“ Worauf ich mit dem rechten Auge zwinkere und die Besucher anfangen, breit zu grinsen. „Moment, Moment“, sage ich dann, „ganz gelogen ist sie nicht. Es stimmt alles - Herisweiler, Wallfahrt, Galgen - okay, alles bis auf das Massaker, das hat nicht stattgefunden.
Aber mal ehrlich: wenn ich will, daß die Leute so lange zuhören, muß ich etwas bieten, damit sie sich gut unterhalten fühlen? Haben Sie sich gelangweilt in den letzten 10 Minuten?“

Da grinsen sie noch viel mehr.

St. Wendel am Tag vor Pfingsten des Jahres 2021, an dem die letzte Stadtführung in St. Wendel schon sieben Monate her ist.

Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] Wo der Todbach seinen Namen her hat.

Date: 2021/05/23 08:33:11
From: gerald-sabine . linn <gerald-sabine.linn(a)t-online.de>

Hallo Roland,  da habe ich ja eine tolle Lektüre  für das schlechte Wetter( ganz schön stürmisch) über dem St.Wendeler Land.
Vielleicht weißt du auch etwas über die Geschichte des Freisbaches?
Lg Sabine und schöne erholsame Pfingsten, auch von Gerald😷😏🤤

Am 22.05.2021 13:22 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>:

Wo der Todbach seinen Namen her hat.
Eine Geschichte zu Pfingsten.

Direkt angrenzend an meine Heimatstadt St. Wendel liegt der Ort Urweiler, der seinen Namen ungefähr im 7. Jahrhundert nach Christus erhielt, so wie die meisten Orte, deren Namen mit „weiler“ endet. Die meisten gehen zurück auf ein Gehöft, bestehend aus einen oder zwei Häusern, was ich gerne mit „drei Häuser und ein Hund“ bezeichne. Der Eigentümer des Gehöfts wurde dann zum Namensgeber des Ortes, so daß der Name des Ortes sich aus dem Namen des Eigentümers und dem Zusatz „weiler“ zusammensetzt. Allerdings ist das ausgerechnet bei Urweiler nicht der Fall, denn das heute „ur“ ist alles, was im Laufe der Zeit von der Vorsilbe „ober“ übrig geblieben ist. Das heißt: Urweiler war ein Ort, der früher oberhalb eines anderen an einem Fluß oder Bach lag. Urweilers Pendant war dann folgerichtig Niederweiler, das südlich von St. Wendel am Bach weiter unten lag (und eines der wenigen Orte ist, der im 30-jährigen Krieg tatsächlich zerstört wurde. Der 30-jährige Krieg ist immer eine toller Abfallplatz für alle Orte, die irgendwann zerstört wurden und von denen niemand wirklich weiß wann. Dann war es immer der 30-jährige Krieg. Er hat einen wirklich üblen Ruf und nicht zu Unrecht, aber manchmal tut er mir schon ein bißchen leid J).

Fährt man durch Urweiler hindurch und biegt kurz hinter der Mitte nach links ab, kommt man zur Dörrwiesmühle, eine Wassermühle, deren Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht und eine der wenigen Mühlen dieser Art ist, die heute noch ein funktionierendes Wasserrad hat. Dieses Wasserrad wird nicht durch einen Bach angetrieben, sondern von Wasser, das von einem Bach abgezweigt und durch einen langen Kanal zum Rad geleitet wird. Diese Abzweigung liegt fast ein Kilometer nördlich Urweilers auf halber Strecke nach Baltersweiler, wo meine Eltern wohnen und ich aufgewachsen bin (nicht geboren, nur aufgewachsen - auf diesen Umstand lege ich schon Wert, aber das ist eine andere Geschichte). Im Gegensatz zu Urweiler beruht der erste Teil des Namens „Baltersweiler“ tatsächlich auf einem Eigennamen, das war wohl ein Mann namens Balthasar oder so ähnlich, von dem wir allerdings außer dem Namen nichts wissen, und den Namen kennen wir auch nur aus dem Ortsnamen. Ziemlich dürftig, aber will man machen.

Durch Baltersweiler fließt ein Bach nach Urweiler und weiter nach St. Wendel, wo er nahe der heutigen Aral-Tankstelle in die Blies fließt und mit dieser zusammen nach Süden, um irgendwann zur Saar zu gelangen, dann weiter in die Mosel und den Rhein und noch viel später in die Nordsee und von da in den Atlantik. Dort entstehen dann Wolken, die fliegen ins Land hinein und regnen ihren Inhalt wieder auf die Erde. Und dann fängt das Ganze von vorne an.

Dieser Bach, von dem aus u.a. das Wasser zur Dörrwiesmühle abgeleitet wird, ist der Todtbach, und weil er solch einen seltsamen Namen hat, will ich erzählen, woher dieser Name kommt.

Auf halber Strecke zwischen Urweiler und Baltersweiler gibt es jenseits der Eisenbahn ein Gebiet, das wird „Hirschweilerberg“ genannt. Es ist kein wirklicher Berg, sondern ein langer Hang, der zum Kesselberg dahinter gehört. Und sein Namen hieß früher nicht „Hirschweiler“, sondern hat sich aus einem älteren Namen gebildet, nämlich „Herisweiler“. Fragen Sie mich nicht, wie der Eigentümer dieses Hofes hieß, es muß irgendwas mit „Heris“ gewesen sein.

Die Leute, die dort gewohnt haben, waren irgendwie seltsam, und die Häuser, in denen sie wohnten, sahen entsprechend aus. Nicht schön. Schief, verwahrlost, dreckig.

Meine Heimatstadt St. Wendel lebte damals von der Wallfahrt. In der großen Kirche in der Stadtmitte, die seit langer Zeit „Dom“ genannt wird (nicht weil wir hier einen Bischof haben - den haben wir hier nicht -, sondern weil sie so groß ist), lag damals schon in seinem Grab der heilige Wendalinus, von dem die Kirche und die Stadt ihren Namen hat. Über ihn wissen wir nichts historisches, sondern nur, was seine Legenden erzählen. Er soll aus Schottland stammen, neuerdings auch aus Irland, soll vor 1500 Jahren u.a. hier gelebt haben, soll im nahegelegenen Kloster Tholey Abt gewesen und dort gestorben, aber hier in St. Wendel (das es damals noch nicht gab) beerdigt worden sein. „Soll“, nicht „ist“. Das heißt: wir glauben das es so war, aber bestätigt wissen tun wir nichts. Aber das ist ja, was „glauben“ heißt: von etwas fest überzeugt zu sein, ohne einen Beweis zu haben oder so gar trotz Gegenbeweisen.

Er lebte also vermutlich irgendwann, starb irgendwann und irgendwo und wurde vermutlich irgendwann hier begraben. Über seinem Grab baute man eine Kapelle, und Menschen kamen von überall her, um an seinem Grab zu beten und um seine Hilfe zu bitten. Und ab und zu wurde Hilfe gewährt. So etwas nennt man „Wunder“. Und die sprechen sich herum, was dazu führt, dass immer mehr Leute dorthin kommen, um am Grab zu beten und um Hilfe zu bitten. Heute nennt man so etwas einen „Schnellball“-Effekt.

Manche Leute kamen und gingen nicht mehr weg, sondern bauten sich ein Haus (oder zwei) und boten anderen Leuten, die des Wegs kamen, ihre Hilfe an. Wandern macht durstig und Beten vermutlich hungrig. Und schon war die erste Herberge da, die ein Dach über dem Kopf zum Übernachten, ein Glas Bier für den Durst und eine Bratwurst für den kleinen und großen Hunger bot. Ein Schmied kam hinzu, der die Schuhe der Pferde und anderer Vierbeiner reparierte. Ein Schuhmacher kam erst später, denn Pilgern erfolgt traditionell meistens barfuß. Schon wurde die Kapelle zu klein, und man baute sie zu einer richtigen Kirche um. Und schon ließen sich ein paar Leute hier nieder, die gut drin waren, Menschen dazu zu bringen, dass sie das tun, was sie (die Leute) meinen, es sei das Richtige. Nein, ich rede nicht von Politikern, die kamen erst nach den Geistlichen.

Natürlich warf die Versorgung der Pilger Gewinne ab, obwohl das sicher nicht gewollt war, aber sei’s drum, das nehmen wir dann in Kauf.

Hoch-Zeiten der Wendelsverehrung war das Pfingstfest (morgen und übermorgen) und der 20. Oktober, das ist der Festtag des heiligen Wendelin (eigentlich der Tag seines Todes, aber - das ist bei Heiligen so - auch ihr Geburtstag für das neues Leben im Himmel). An diesen Tagen war in St. Wendel die Hölle los (okay, das Wort paßt jetzt nicht so gut, aber es trifft die Sache schon).

Pilger kamen aus allen Richtungen, und manche nicht zum ersten Mal.

Und so kam es, daß eine Gruppe von Norden her über Baltersweiler nach St. Wendel kommen sollte an einem Sonntagmorgen. Das Bier stand kalt, die Würstchen lagen auf dem Grill, aber - sie kamen nicht. Man wartete am Morgen, man wartete am Nachmittag. Und als es Abend wurde, sprang einer der Wartenden auf sein Pferd und ritt Richtung Baltersweiler, um zu schauen, was los sei. Er fand sie nicht auf dem Weg dorthin und nicht in Baltersweiler und nicht im Ort hintendran. Erst zwei Orte weiter fande er sie. Er sprang vom Pferd und sprach sie an: Wo wollt Ihr hin? St. Wendel liegt in der anderen Richtung.

„Oh“, sagte ihr Sprecher, „das wissen wir. Wir kamen heute morgen nach und durch Baltersweiler und wanderten auf der Straße entlang des Höhenrückens und sahen schon den Turm der Kirche aus der Ferne. Wir passierten den Galgen auf halben Weg - da müßt Ihr aufpassen, die fallen bald.“

Der Galgen stand auf halber Strecke zwischen Baltersweiler und St. Wendel links des Wegs auf einer kleinen Anhöhe. Er bestand nicht aus zwei Pfosten mit einem Querbalken, sondern aus 3 Pfosten mit drei Querbalken, angeordnet in einem Dreieck. Das war praktisch, dann konnte man immer drei zusammen aufhängen, da hing dann einer nicht ganz alleine. Und sie blieben solange hängen, bis sie von alleine herunterfielen. Das sah bestimmt nicht gut aus und roch sicherlich nicht gut, aber der erzieherische Effekt war phänomenal. Jeder, der hier vorbeikam und die Gehenkten sah, konnte sich denken, daß man in St. Wendel für Zucht und Ordnung sorgte und auch nicht vor strengeren Maßnahmen zurückschreckte.

„Wir passierten also den Galgen“, sagte der Sprecher, und schauten dann nach links hinunter ins Tal und sahen dort diesen Ort - „Herisweiler“ - und der sah so schlimm aus, da dachten wir uns, wenn das so anfängt, wie schlimm wird’s dann erst in St. Wendel. Nein, das tun wir uns nicht an. Wir drehen um und wanderen nach Trier, dort gibt’s viel mehr Kirchen (das stimmt!) und das Bier schmeckt auch besser (das stimmt wohl!).“

Der St. Wendeler ritt sofort nach St. Wendel zurück und berichtete den dort Wartenden. Die packte die kalte Wut hinsichtlich ihrer Nachbarn: „Seit ein paar hundert Jahren erzählen wir denen aus Herisweiler schon, die sollen mal ihre Häuser anstreichen und die Dächer flicken. Was geschieht? Nichts. Jetzt reicht’s. Es gibt Leute, mit denen kann man nicht reden. Jetzt nehmen wir die Sache selbst in die Hand.“ Sie banden sich ihre Schwerter um, packten diverses Handwerkszeug und marschierten nach Herisweiler. Auf halben Weg schlossen sich die aus Urweiler an. Sie erreichten die Siedlung und begannen ohne weitere Warnung, die Häuser abzureißen. Die aus Herisweiler schauten verdutzt, dann stürzten sie sich auf die Eindringlinge. Da bemerkten die St. Wendeler, daß hier nichts mehr zu machen war, zogen blank und schnitten denen aus Herisweiler kurzerhand die Kehle durch.

Ganz in der Nähe des (mittlerweile ehemaligen) Ortes floß in großen Winderungen der Bach vorbei, der damals noch „die Kelse“ hieß, und in einer solchen Windung jenseits des Baches lag ein großes Sumpfgebiet, das heute noch der „Totenpfuhl“ heißt. Dort warf man die Toten in den Bach und sah ihnen zu, wie sie langsam Richtung St. Wendel trieben.

Dort hörten die zu Hause gebliebenen den Lärm in der Ferne, rannten zum Bach und stellten sich auf die Brücke in der Kelsweilerstraße - das heißt, die Brücke gab es damals noch nicht - also stellten sie sich neben die Brücke, nein, das geht ja auch nicht - also standen sie am Ufer und schauten ins Wasser und riefen: „Oh mein Gott, der Bach ist voller Toter!“ Und seitdem trägt der Bach den Namen „Todbach“.

Womit meine Geschichte fast zu Ende ist.

Ich bin in St. Wendel einer der Stadtführer und erzähle diese Geschichte gern auf der Nachtwächtertour, wenn wir in einer stillen und dunklen Ecke mit Blick auf den Todbach stehen. Wenn sie dann zu Ende ist, schaut mich der eine oder andere der Besucher an und fragt: „Stimmt das alles wirklich?“ Worauf ich mit dem rechten Auge zwinkere und die Besucher anfangen, breit zu grinsen. „Moment, Moment“, sage ich dann, „ganz gelogen ist sie nicht. Es stimmt alles - Herisweiler, Wallfahrt, Galgen - okay, alles bis auf das Massaker, das hat nicht stattgefunden.
Aber mal ehrlich: wenn ich will, daß die Leute so lange zuhören, muß ich etwas bieten, damit sie sich gut unterhalten fühlen? Haben Sie sich gelangweilt in den letzten 10 Minuten?“

Da grinsen sie noch viel mehr.

St. Wendel am Tag vor Pfingsten des Jahres 2021, an dem die letzte Stadtführung in St. Wendel schon sieben Monate her ist.

Roland Geiger


[Regionalforum-Saar] Jürgen Ries aus Oberthal ist gestorben.

Date: 2021/05/23 18:13:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Heute habe ich in der Zeitung bei den Sterbeanzeigen gesehen, daß mein alter Freund Jürgen Ries am Sonntag, 9. Mai, auf Muttertag gestorben ist.

Ich lernte ihn in den späten 90ern kennen, als ich in Uwe Benkels Gruppe an ein paar Flugzeugbergungen teilnahm. Ich weiß gar nicht mehr, wie der Kontakt genau zustande kam; Jürgen arbeitete damals schon bei der Debeka Versicherung im Außendienst, und wir hatten viele unserer Verträge dort. Kann sein, daß er mal da war, und wir kamen ins Gespräch. Ich weiß, daß er immer davon Feuer und Flamme und mindestens bei einer Grabung in Rheinland-Pfalz dabei war. Er trug sich auf meiner Regionalforumsliste ein, und so hielt sich der Kontakt, wenn er auch immer weniger wurde. In den letzten Jahren habe ich ihn nur noch sporadisch gesehen; das letzte Mal hatte es auch mit der Versicherung zu tun. Er rief dann an, machte einen Termin, erklärte mir, wie das jetzt geht mit der Autoanmeldung und lachte, als ich nach einer Deckungskarte fragte: „Die gibt es schon lange nicht mehr“. Und dann sprachen wir über die alte Zeiten. Er trug immer sein Lachen auf den Lippen, und daran erinnerte ich mich stets, auch wenn ich beim Scrollen durch die Emailadressenliste auf seine stieß. So ging es mir erst letzte Woche, und da war er schon nicht mehr am Leben.

In der Zeitung steht:

„Wenn alles zerbricht, die Freude,
unsere Träume, das gemeinsame Leben.
Dann zählt das, was wirklich war:
Die Liebe, die wir einander schenkten,
und wir dachten, wir hätten noch so viel Zeit.

Jürgen Ries aus Oberthal
* 07.05.1964
+ 09.05.2021

Du warst ein liebevoller Ehemann und der allerbeste Papa.
Du fehlst uns so sehr.“

Daneben steht sein Bild, da ist er irgendwo unterwegs, braungebrannt und wie immer am Lachen. „Mir hat das Leben soviel Spaß gemacht.“, steht darunter.

So werde ich ihn in Erinnerung behalten.

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Workshop: "Allerunterthän igst unterfertigte Bitte“ – Inhalt, Form und Bedeutung von Bittschriften im langen 19. Jahrhundert

Date: 2021/05/28 21:27:17
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Workshop: "Allerunterthänigst unterfertigte Bitte“ – Inhalt, Form und Bedeutung von Bittschriften im langen 19. Jahrhundert

„Allerunterthänigst unterfertigte Bitte“ – Inhalt, Form und Bedeutung von Bittschriften im langen 19. Jahrhundert

Veranstalter Collegium Carolinum, LMU München, Masaryk Institut

Vom - Bis 10.06.2021 - 11.06.2021

Von Marion Dotter, LMU München

Workshop des Collegium Carolinum, LMU München und Masaryk Institut Prag
Marion Dotter, Ulrike Marlow, Kristýna Kaucká


Kostenlose Anmeldung: marion.dotter(a)collegium-carolinum.de

Der Workshop behandelt die Frage von Loyalitäts- und Patronagebeziehungen, die Bittschriften sichtbar machen, sowie die Verrechtlichungstendenzen individueller Ansprüche, die diese Quellengattung gegenüber dem Staat anregten.

„Allerunterthänigst unterfertigte Bitte“ – Inhalt, Form und Bedeutung von Bittschriften im langen 19. Jahrhundert

Die Vorträge des Workshops setzen sich mit Bittschriften aus dem 19. Jahrhundert an staatliche und außerstaatliche Akteure auseinander. Die Hauptfragen lauten, inwiefern Bittschriften im 19. Jahrhundert Loyalitäts- und Patronagebeziehungen beförderten und zu einer Verrechtlichung individueller Ansprüche gegenüber dem monarchischen Staat beitrugen. Durch den Fokus auf die Textsorte der Bittschriften versuchen die Beiträge das Regieren als soziale Praxis gleichermaßen „von oben“ wie auch „von unten“ zu diskutieren und eine Vielzahl von langer Zeit wenig beachteten Akteuren – beispielsweise Frauen und Personenverbände – in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken. Räumlich fokussiert sich der Workshop auf die Habsburgermonarchie (insbesondere die böhmischen Länder) sowie Preußen bzw. das deutsche Kaiserreich (insbesondere Schlesien).

Die Vorträge beruhen überwiegend auf Forschungsarbeiten von NachwuchswissenschaftlerInnen aus Deutschland, Österreich und Tschechien.

Eine Online-Teilnahme via ZOOM steht allen Interessierten nach vorheriger Anmeldung (bei Marion.Dotter(a)collegium-carolinum.de) offen.

Programm

Donnerstag, 10. Juni

12:00 Begrüßung, Einführung

Panel: Bittschriften als Instrument im modernen Verwaltungs- und Rechtsstaat
12:30 Plenarvortrag: Silke Marburg (Technische Universität Dresden): Bittschriften im 18. und 19. Jahrhundert. Eine Einführung
13:15 Diskussion

13:45 Pause

14:00 Daniel Benedikt Stienen (BAdW): „…ich bitte einen loyalen und treuen Deutschen nicht schlechter behandeln zu wollen“. Die emotionale Konstruktion der Nation in Ankaufgesuchen deutscher Grundbesitzer im östlichen Preußen (1886–1914)
14:20 Kommentar: Klaas-Hinrich Ehlers (Freie Universität Berlin)
14:30 Diskussion

14:50 Moritz Bauerfeind (Universität Basel): „Menschen werden immer menschlicher, wenn man sie wie Menschen behandelt.“ Die Bittschriften des Rabbiners Samson Wolf Rosenfeld an das Bayrische Parlament
15:10 Kommentar: Martina Niedhammer (Collegium Carolinum München)
15:20 Diskussion

15:40 Pause

16:10 Elisabeth Berger (Universität Salzburg): „[…] weshalb ich mich wohl bei meinem jüngsten Sohn einer kleinen Berücksichtigung für würdig erachte.“ Bitten um dauerhafte Beurlaubung Wehrpflichtiger in Österreich-Ungarn um 1900
16:30 Kommentar: Thomas Süsler-Rohringer (LMU München)
16:40 Diskussion

Freitag, 11. Juni

Panel: Bittschriften aus dem adeligen Milieu
9:00 Jan Županič (Karls Universität Prag): Nobilitierungen in der Habsburgermonarchie im 19. Jahrhundert
9:20 Michaela Žáková (Tschechische Akademie der Wissenschaften, Prag): Das Bild der „armen“ Aristokratin in den Bittschriften der Kandidatinnen des Theresianischen Damenstiftes in Prag
9:40 Kommentar: Marion Dotter (Collegium Carolinum München)
9:50 Diskussion

10:20 Pause

10:50 Susanne Zenker (Universität Wien): Bittschriften als Teil des Begnadigungsprozesses von Gyula Graf Andrássy
11:10 Christiane Bub (Eberhard Karls Universität Tübingen): Bittschriften delinquenter Adliger in der preußischen Strafjustiz der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
11:30 Kommentar: Martin Klement (Karls Universität Prag)
11:40 Diskussion

12:10 Mittagspause

Panel: Bittschriften im höfischen Kontext
13:00 Anja Bittner (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften): Bittschriften am preußischen Hof im 19. Jahrhundert
13:20 Ulrike Marlow (LMU München): „Eure Kaiserliche, Königliche, Apostolische Majestät“ – Bittschriften an Kaiserin Elisabeth von Österreich (1854–1898)
13:40 Kommentar: Mark Hengerer (LMU München)
13:50 Diskussion

14:20 Pause

Panel: Bittschriften an staatliche und außerstaatliche Akteure
14:40 Robert Luft (Collegium Carolinum München): Akteure, Adressaten und Akten. Petitionen an den österreichischen Reichsrat in der späten Habsburgermonarchie
15:00 Johannes Gleixner (Collegium Carolinum München): Der Intellektuelle als öffentliche Fürsorgeinstitution: Bittschriften an T. G. Masaryk vor 1914
15:20 Kommentar: Jana Osterkamp (LMU München/Collegium Carolinum)
15:30 Diskussion

16:00 Abschlussdiskussion

16:30 Ende

Kontakt: marion.dotter(a)hotmail.com



Zitation

"Allerunterthänigst unterfertigte Bitte“ – Inhalt, Form und Bedeutung von Bittschriften im langen 19. Jahrhundert. In: H-Soz-Kult, 28.05.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-97930>.





[Regionalforum-Saar] "Geschichte wird von den Besiegt en geschrieben. Darstellung und Deutung militärischer Ni ederlagen in Antike und Mittelalter", 10.-12. Juni 2021

Date: 2021/05/31 09:33:43
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Geschichte wird von den Besiegten geschrieben. Darstellung und Deutung militärischer Niederlagen in Antike und Mittelalter


Veranstalter Manuel Kamenzin (Ruhr-Universität Bochum), Simon Lentzsch (Université de Fribourg) (Historisches Institut, Ruhr-Universität Bochum)

Ausrichter Historisches Institut, Ruhr-Universität Bochum

Veranstaltungsort Bochum (virtuell über Zoom)

Vom - Bis
10.06.2021 - 12.06.2021

Von
Simon Lentzsch, Departement für Geschichte, Université de Fribourg

Nach einem geflügelten Wort wird die ,Geschichte von den Siegern geschrieben‘. Demgegenüber steht die vielfach bestätigte Beobachtung, dass Krisen – und somit auch Niederlagen – sowie ihre Verarbeitung die Entstehung von Erklärungs- und Kompensationsmustern bedingen.
Dieser Überlegung werden die Beiträge der Tagung nachgehen und Darstellungen und Deutungen von militärischen Krisen und Niederlagen in interepochal vergleichender Perspektive untersuchen.


Nach einem geflügelten Wort wird die ,Geschichte von den Siegern geschrieben‘. Demgegenüber steht die vielfach bestätigte Beobachtung, dass Krisen – und somit auch Niederlagen – sowie ihre Verarbeitung die Entstehung von Erklärungs- und Kompensationsmustern bedingen. Reinhard Koselleck entwickelte die These, dass die spezifische Erfahrung des Besiegtwerdens einen „Erfahrungsgewinn“ ermöglichen kann, der dem Sieger nicht offensteht. Sieger müssten ihre Denkmodelle nicht hinterfragen, da sie gerade durch kurzfristige Erfolge bestätigt wurden. Pointiert kehrte Koselleck das Diktum vom Sieger, der die Geschichte schreibt, damit um und sprach den Besiegten zu, die eigentlich interessantere und mitunter sogar wirkmächtigere Version der Geschichte zu schreiben. Wenn auch die Erforschung von Niederlagen seither durchaus ihren Platz in der Geschichtswissenschaft gefunden hat und die Koselleck’schen Ansichten immer wieder aufgegriffen wurden, wurde die These bislang keinem größeren Belastungstest unterzogen. Mit unserer als interepochaler Vergleich angelegten Tagung möchten wir dies leisten.

Die Tagung findet über den Videokonferenzdienst Zoom statt. Die Einwahldaten werden angemeldeten Teilnehmern und Teilnehmerinnen per E-Mail bekanntgegeben.
Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, melden Sie sich bitte bei per E-Mail bei einem der beiden Veranstalter:
Manuel Kamenzin (manuel.kamenzin(a)rub.de)
Simon Lentzsch (simon.lentzsch(a)unifr.ch)


Programm

Donnerstag, 10. Juni 2021

15.00 Uhr
Manuel Kamenzin, Simon Lentzsch: „Begrüßung und Einführung“

Moderation: Thomas Scharff (Braunschweig, Mittelalterliche Geschichte)

15.30 Uhr
Christian Wendt (Bochum, Alte Geschichte): „Das sizilische Abenteuer und seine Verarbeitung. Thukydides über die athenische Heimatfront“

16.30 Uhr: Virtuelle Kaffeepause

17.00 Uhr
Manuel Kamenzin (Bochum, Mittelalterliche Geschichte): „Der Anfang vom Ende? Die Niederlage Friedrichs II. bei der Belagerung von Parma“

ab 19.00 Uhr: ,Virtual Pub‘

Freitag, 11. Juni 2021

Moderation: Tanja Itgenshorst (Fribourg, Alte Geschichte)

9.00 Uhr
Christopher Degelmann (Berlin/Dresden, Alte Geschichte): „Gerücht, Krieg, Kriegsgerücht. Militärische Rückschläge in der athenischen Informationspolitik des 5. Jahrhunderts v. Chr.“

10.00 Uhr
Martin Clauss (Chemnitz, Mittelalterliche Geschichte): „Historiographische Ausdeutungen von Kriegsniederlagen am Beispiel der Schlacht von Mühldorf 1322“

11.00 Uhr
Julia Hoffmann-Salz (Berlin, Alte Geschichte): „Klein gegen groß - Niederlagen seleukidischer Heere gegen lokale Dynasten“

12-14.00 Uhr: Mittagspause

Moderation: Klaus Oschema (Bochum, Mittelalterliche Geschichte)

14.00 Uhr
Benjamin Müsegades (Heidelberg, Mittelalterliche Geschichte): „Niederlagen verarbeiten. Hochadlige Bewältigungsstrategien im spätmittelalterlichen Südwesten“

15.00 Uhr
Meret Strothmann (Bochum, Alte Geschichte):
„Maxentius an der Milvischen Brücke - Desaster oder Neuorientierung für das pagane Rom?“

16.00 Uhr: Virtuelle Kaffeepause

16.30 Uhr
Malte Prietzel (Paderborn, Mittelalterliche Geschichte): „Niederlagen und Erinnerungsgemeinschaften“

ab 19.00 Uhr: ,Virtual Pub‘

Samstag, 12. Juni 2021

Moderation: Katharina Mersch (Mittelalterliche Geschichte, Bochum)

10.00 Uhr
Oliver Stoll (Passau, Alte Geschichte): „Aureo hamo piscari…” – „Fischen mit goldenem Haken“. Vom Risiko militärischer Niederlagen für den römischen Kaiser“

11.00 Uhr
Julia Burkhardt (München, Mittelalterliche Geschichte): „Make laws, not war? Spätmittelalterliche Parlamente und der Umgang mit militärischen Niederlagen in Ostmitteleuropa“

12.00 Uhr
Simon Lentzsch (Fribourg, Alte Geschichte): „Massaker und Meuchelmörder. Roms Niederlagen auf der Iberischen Halbinsel im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr.”

13.00-14.30 Uhr: Mittagspause

Moderation: Kerstin Droß-Krüpe (Alte Geschichte, Bochum)

14.30 Uhr
Sonja Ulrich (Mainz, Alte Kirchengeschichte): „Niederlagen in der Kriegshistoriographie des Orosius“

15.30 Uhr
Helen Wiedmaier (Mainz, Mittelalterliche Geschichte): „Sie bedeckten das Antlitz der Erde wie Heuschrecken. Die Inszenierung unterlegener Kämpfer im 14. Jahrhundert“

16.30 Uhr: Virtuelle Kaffeepause

16.45 Uhr
Bilanz und Perspektiven

17.15 Uhr
Abschlussdiskussion

Kontakt

Manuel Kamenzin (manuel.kamenzin(a)rub.de)
Simon Lentzsch (simon.lentzsch(a)unifr.ch)

Zitation

Geschichte wird von den Besiegten geschrieben. Darstellung und Deutung militärischer Niederlagen in Antike und Mittelalter. In: H-Soz-Kult, 30.05.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-97998>.




[Regionalforum-Saar] Digitale Tagung: "Ich wei ß nicht, wer wahr sagt, wer lügt". Fake News und ihre kulturelle Aushandlung im europäischen Mittelalte r

Date: 2021/05/31 20:55:36
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>


"Ich weiß nicht, wer wahr sagt, wer lügt". Fake News und ihre kulturelle Aushandlung im europäischen Mittelalter


Veranstalter Marcel Bubert / Pia Claudia Doering (Exzellenzcluster "Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation")

Ausrichter Exzellenzcluster "Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation"

Veranstaltungsort Münster

Vom - Bis
01.07.2021 - 02.07.2021

Deadline 30.06.2021

Von Marcel Bubert, Universität Münster, Historisches Seminar

Die Tagung untersucht "Fake News" als Phänomene kultureller Aushandlung im europäischen Mittelalter aus geschichts- und literaturwissenschaftlicher Perspektive.

Die Diagnose des ‚postfaktischen Zeitalters‘ sowie die Wahrnehmung einer neuartigen Bedrohung durch scheinbar unkontrollierbare Fake News sind zentrale Elemente gegenwärtiger gesellschaftlicher Selbstbeschreibung. Sowohl der digitale Medienwandel, der die Emergenz fragmentierter Teilöffentlichkeiten begünstigt, als auch die Expansion eines ‚postmodernen‘ Relativismus wurden dafür verantwortlich gemacht. Die Frage, wie einschneidend und historisch ‚neuartig‘ sind diese Entwicklungen tatsächlich sind, ist jedoch nach wie vor umstritten.

Auf der Tagung möchten wir aus geschichts- und literaturwissenschaftlicher Perspektive der Frage nachgehen, ob oder inwieweit sich analoge Konstellationen während des europäischen Mittelalters beobachten lassen. Dabei sind zunächst die ganz unterschiedlichen Kommunikationsbedingungen der Zirkulation von (falschen) Nachrichten in Rechnung zu stellen. Wie könnte sich ein der Gegenwart vergleichbarer Fake News-Diskurs in einer Gesellschaft formieren, die viel stärker durch eine Kommunikation unter Anwesenden geprägt war? Und war nicht gerade das Mittelalter durch eine statische ‚Ordnung der Dinge‘ und religiös begründete Gewissheiten bestimmt, die derartige Verunsicherungen verhinderten?

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass in Krisensituationen, Konflikten und gesellschaftlichen Umbruchphasen die Aushandlung von ‚(Un-)Wahrheiten‘ spezifische Dynamiken entfalten konnte. Eine Behauptung anzufechten und Zeitgenossen davon zu überzeugen, dass diese nachweislich ‚falsch‘ sei, konnte dazu dienen, Gegner zu delegitimieren und unter Druck zu setzen, ihrerseits neue Evidenz zu generieren, welche die Zweifler beschwichtigen sollte.

Wir wollen daher vorschlagen, Fake News als Phänomene kultureller Aushandlung zu begreifen. Folglich soll es nicht darum gehen, Nachrichten zu identifizieren, die aus heutiger Sicht ‚falsch‘ waren. Vielmehr soll die Frage in den Vordergrund treten, unter welchen Bedingungen Geltungs- und Wahrheitsansprüche in einer Teilöffentlichkeit auf Akzeptanz oder Ablehnung stießen. Besondere Aufmerksamkeit wollen wir dabei sprachlich-rhetorischen Strategien schenken, wie sie in politischen, religiösen und literarischen Texten zur Herstellung von Evidenz für (Schein-)Wahrheiten ebenso wie zu deren Infragestellung zum Einsatz kommen.

Die Tagung findet digital statt. Alle Interessierten sind herzlich willkommen, sich bis zum 30.06. bei Marcel Bubert (bubertm(a)uni-muenster.de) oder Pia Doering (pia.doering(a)uni-muenster.de) anzumelden. Zugangsdaten werden nach der Anmeldung verschickt.

Programm

Programm

Donnerstag, 01.07.2021

Begrüßung und Einführung ins Thema
10.15–11.00 Uhr Fake News und ihre kulturelle Aushandlung im Mittelalter (Marcel Bubert und Pia Doering, Münster)

I. Entstehungs- und Kommunikationsbedingungen von
Fake News im Mittelalter

11.00–11.45 Uhr "Der Zweck heiligt die Mittel": Zu den Entstehungsbedingungen mittelalterlicher Fake News in Panegyrik, Hagiographie und Kontroversliteratur (Gerd Althoff, Münster)

Kaffeepause

12.15–13.00 Uhr Eine Professionalisierung im Umgang mit Fake News? Modelle für den Umgang mit Falschmeldungen in den Briefstellern des 12. und 13. Jahrhunderts (Florian Hartmann, Aachen)

Mittagspause

II. Fake News und literarische Evidenzproduktion
14.00–14.45 Uhr "plus desireux de grande, que de bonne reputation". Montaignes Reflexion über die Lüge (Karin Westerwelle, Münster)

14.45–15.30 Uhr Malebouche. Textuelle und bildliche Darstellung im Roman de la Rose (Luca Tonin, Münster)

Kaffeepause

16.00–16.45 Uhr New Fakes. Evidenzen des Artusromans (Bernd Bastert und Michael Ott, Bochum)

16.45–17.30 Uhr Unbestimmtheit. Evidenzstrategien in mittelalterlichen Mariendichtungen (Bruno Quast, Münster)

Kaffeepause

18.00–18.45 Uhr Frauen als Fake-News-Produzentinnen? Beobachtungen an zwei spätmittelalterlichen Schwänken (Simone Loleit, Duisburg-Essen)

Freitag, 02.07.2021

II. Evidenzproduktion im religiösen und politischen Diskurs

09.15–10.00 Uhr Vertrauenswürdige Glaubenszeugen? Der Streit um religiöse Autorität im Umfeld der sogenannten Märtyrer von Córdoba (Wolfram Drews, Münster)

10.00–10.45 Uhr Fakten schaffen. Ritualmordanschuldigungen und making sense durch antijüdische Ausschreitungen (Cordelia Heß, Greifswald)

Kaffeepause

11.15–12.00 Uhr Ursachenkommunikation während der Pest in Straßburg (1349) (Harald Haferland, Osnabrück)

12.00–12.45 Uhr Living with known unknowns: Moral questions about evidence gathering and unreliable information from thirteenth century confessors’ manuals (Emily Corran, London)

Mittagspause

IV. Fake News, Wissens- und Wahrheitsdiskurse

14.00–14.45 Uhr Fake News über das Morgen von gestern? Zu den Kontroversen über Anspruch und Aussagemöglichkeiten der Astrologie im späten Mittelalter (Klaus Oschema, Bochum)

14.45–15.30 Uhr Verzerrte Bilder: das Politikum ‚Aristoteles‘ in der Philosophie und der Literatur des 13. Jahrhunderts Virginie (Pektaş, Münster)

Kaffeepause

16.00–16.45 Uhr Attendite vobis a falsis prophetis (Mt 7,15) – Fake News vor der Ära der social networks (Thomas Wetzstein, Eichstätt)

16.45–17.15 Uhr Schlussdiskussion

Kontakt

Die Tagung findet digital statt. Anmeldung bei:

Marcel Bubert (bubertm(a)uni-muenster.de)
Pia Claudia Doering (pia.doering(a)uni-muenster.de)

Zitation

"Ich weiß nicht, wer wahr sagt, wer lügt". Fake News und ihre kulturelle Aushandlung im europäischen Mittelalter. In: H-Soz-Kult, 31.05.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-98004>.