Monatsdigest
Date: 2021/03/01 08:59:30
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
in St. Wendel gibt es seit ein paar Jahren ein Netzwerk, das nennt
sich „Wendelinus
Stiftung“, iniitiert u.a. von der Kreissparkasse und ursprünglich
wohl von
Hermann Scheid aus Oberthal. Seit mehreren Jahren treffen sich
einmal im Jahr
Mitglieder der Stiftung mit Leuten aus dem St. Wendeler Land, die
ihr Glück in
der Fremde gefunden haben. Ich stieß zu ihnen, als ich im Rahmen
der
Jahrestreffen eine Stadtführung durchführte.
Seit vergangenem Jahr beschränkt sich dieses Treffen auf
virtuellem Weg, d.h.
manche „Mitglieder“ bieten online Vorträge an.
In diesem Jahr wird es am Freitag, 19. März, auf Josefstag ab 18
Uhr zwei
Vorträge geben:
Dr. Franz-Josef Kockler aus St. Wendel:
„Die Keller´sche Gesellschaft“. Die Unruhen des Jahres 1832 im
Fürstentum
Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung
Klaus Brill, Journalist aus Frankenau
"Neue Lust aufs Land. Die Zukunft des Dorfes unter dem Eindruck
der
Corona-Pandemie und der fortschreitenden Globalisierung"
Das Ganze wird über Zoom abgewickelt, dazu braucht man eine
Einladung des
Veranstalter. Mit dem habe ich gestern gesprochen, und man sagte
mir, ich solle
die Emailadresse mit Namen sammeln und bis 10. März an die
Stiftung schicken,
damit entsprechende Einladungen versandt werden können.
Wenn Ihr also Interesse an einer Teilnahme habt, sendet mir bitte
off-list,
also außerhalb dieser Liste, eine Email an
meine Adresse „alsfassen(a)web.de“. Ich sammele und gebe sie
dann weiter.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
|
Date: 2021/03/01 09:02:10
From: Friedrich.Denne(a)t-online.de <Friedrich.Denne(a)t-online.de>
Zu spät, die INFO ging gerade raus.
Wir können aber die Nächste früher versenden.
Fritz
...............................
-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Regionalforum-Saar] zwei Vorträge und wie man dahin kommt
Datum: 2021-03-01T08:59:39+0100
Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
in St. Wendel gibt es seit ein paar Jahren ein Netzwerk, das nennt sich „Wendelinus Stiftung“, iniitiert u.a. von der Kreissparkasse und ursprünglich wohl von Hermann Scheid aus Oberthal. Seit mehreren Jahren treffen sich einmal im Jahr Mitglieder der Stiftung mit Leuten aus dem St. Wendeler Land, die ihr Glück in der Fremde gefunden haben. Ich stieß zu ihnen, als ich im Rahmen der Jahrestreffen eine Stadtführung durchführte.
Seit vergangenem Jahr beschränkt sich dieses Treffen auf virtuellem Weg, d.h. manche „Mitglieder“ bieten online Vorträge an.
In diesem Jahr wird es am Freitag, 19. März, auf Josefstag ab 18 Uhr zwei Vorträge geben:
Dr. Franz-Josef Kockler aus St. Wendel:
„Die Keller´sche Gesellschaft“. Die Unruhen des Jahres 1832 im Fürstentum Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung
Klaus Brill, Journalist aus Frankenau
"Neue Lust aufs Land. Die Zukunft des Dorfes unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und der fortschreitenden Globalisierung"
Das Ganze wird über Zoom abgewickelt, dazu braucht man eine Einladung des Veranstalter. Mit dem habe ich gestern gesprochen, und man sagte mir, ich solle die Emailadresse mit Namen sammeln und bis 10. März an die Stiftung schicken, damit entsprechende Einladungen versandt werden können.
Wenn Ihr also Interesse an einer Teilnahme habt, sendet mir bitte off-list, also außerhalb dieser Liste, eine Email an meine Adresse „alsfassen(a)web.de“. Ich sammele und gebe sie dann weiter.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
Date: 2021/03/02 10:01:31
From: Hans-Joachim Kühn via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Lieber Roland, Du kannst mich bitte auch auf die Liste der Interessenten setzen. Ich wäre vor allem am Beitrag über „Die Kellersche Gesellschaft“ interessiert, habe aber am 19. März ab 18.00 Uhr schon einen anderen Termin. Du weißt nicht zufällig, ob die Beiträge irgendwann gedruckt oder auf YouTube gestellt werden? Mit herzlichem Gruß Hans-Joachim Dr. Hans-Joachim Kühn Kreuzstraße 26 D-66701 Düppenweiler ' 06832 801989 Mail: hans-joachim-kuehn(a)gmx.de Internet: www.hans-joachim-kuehn.de Von: regionalforum-saar-bounces+hans-joachim-kuehn=gmx.de(a)genealogy.net [mailto:regionalforum-saar-bounces+hans-joachim-kuehn=gmx.de(a)genealogy.net] Im Auftrag von Roland Geiger via Regionalforum-Saar Gesendet: Montag, 1. März 2021 08:59 An: Regionalforum Betreff: [Regionalforum-Saar] zwei Vorträge und wie man dahin kommt Guten Morgen,
in St. Wendel gibt es seit ein paar Jahren ein Netzwerk, das nennt sich „Wendelinus Stiftung“, iniitiert u.a. von der Kreissparkasse und ursprünglich wohl von Hermann Scheid aus Oberthal. Seit mehreren Jahren treffen sich einmal im Jahr Mitglieder der Stiftung mit Leuten aus dem St. Wendeler Land, die ihr Glück in der Fremde gefunden haben. Ich stieß zu ihnen, als ich im Rahmen der Jahrestreffen eine Stadtführung durchführte.
Seit vergangenem Jahr beschränkt sich dieses Treffen auf virtuellem Weg, d.h. manche „Mitglieder“ bieten online Vorträge an.
In diesem Jahr wird es am Freitag, 19. März, auf Josefstag ab 18 Uhr zwei Vorträge geben:
Dr. Franz-Josef Kockler aus St. Wendel: „Die Keller´sche Gesellschaft“. Die Unruhen des Jahres 1832 im Fürstentum Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung
Klaus Brill, Journalist aus Frankenau "Neue Lust aufs Land. Die Zukunft des Dorfes unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und der fortschreitenden Globalisierung"
Das Ganze wird über Zoom abgewickelt, dazu braucht man eine Einladung des Veranstalter. Mit dem habe ich gestern gesprochen, und man sagte mir, ich solle die Emailadresse mit Namen sammeln und bis 10. März an die Stiftung schicken, damit entsprechende Einladungen versandt werden können.
Wenn Ihr also Interesse an einer Teilnahme habt, sendet mir bitte off-list, also außerhalb dieser Liste, eine Email an meine Adresse „alsfassen(a)web.de“. Ich sammele und gebe sie dann weiter.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
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Date: 2021/03/03 11:22:00
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Liebe Freundinnen und
Freunde der Genealogie,
die Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft
Roland zu Dortmund e. V. möchte Sie sehr herzlich zu ihrer
folgenden Online-Veranstaltung auf der Webmeeting-Plattform ZOOM
einladen:
Roland-Online-Vortragsabend
KURIOSES AUS DER GENEALOGIE
mit dem Referenten Heiko Hungerige aus Bochum
am Dienstag, dem 9. März 2021 um 19.00 Uhr auf
ZOOM!
Einlass ab 18.30 Uhr.
Anmeldung:
Nach dem Klick auf REGISTRIERUNG erhalten Sie
automatisch eine Bestätigungs-E-Mail mit dem Link zum Zutritt
in den Zoom-Meeting-Raum. Manchmal landet die
Bestätigungs-E-Mail auch im SPAM-Ordner. Schauen Sie ggf. dort
auch nach.
Hinweis: Der Erhalt der Anmeldebestätigung
garantiert keine Teilnahme! Bitte loggen Sie sich frühzeitig
ab dem oben genannten Einlasszeitpunkt in das Zoom-Meeting
ein.
Veranstaltungsinhalt:
Arbeitet man schon viele Jahre an seiner eigenen
Familiengeschichte und forscht zum Beispiel in alten
Kirchenbüchern und anderen Forschungsquellen, treten oft
Kuriositäten zu Tage, die einen zum Schmunzeln bringen. Solche
Kuriositäten bringen besondere Momente in die Genealogie und
in die Familiengeschichte. Der Referent Heiko Hungerige wird
seine Zuschauerinnen und Zuschauer durch einige Beispiele aus
seiner genealogischen Kuriositätensammlung führen.
Wenn Sie zum ersten Mal an einer unserer
Online-Veranstaltungen auf ZOOM teilnehmen möchten, finden Sie
auf unserer Homepage eine detaillierte Anleitung:
Unsere Datenschutzerklärung, die auch die Nutzung
von ZOOM-Webmeetings enthält, finden Sie unter:
Wir würden uns sehr freuen, Sie zu dieser
Roland-Online-Veranstaltung begrüßen zu dürfen.
Freundliche Grüße
Georg Palmüller
Genealogisch-heraldische
Arbeitsgemeinschaft
ROLAND ZU DORTMUND e. V.
Beauftragter
Roland-Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 10 33 41
44033 Dortmund
_____________________________________
International German Genealogy Partnership (IGGP) mailing list
Write new topics to IGGP-L(a)genealogy.net
Mailing list administration
https://list.genealogy.net/mm/listinfo/iggp-l
IGGP website https://iggp.org/
Join us at the International German Genealogy Conference 2021
17th to 24th July 2021
|
Date: 2021/03/04 09:56:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Date: 2021/03/06 14:57:46
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Ruinen aus
der Sicht der
Kulturwissenschaften
Veranstalter J. Otto
Habeck / Frank
Schmitz, Universität Hamburg (Fachbereich Kulturwissenschaften,
Universität
Hamburg)
Ausrichter Fachbereich Kulturwissenschaften, Universität Hamburg
Gefördert durch Universität Hamburg; SUTOR-Stiftung
08.04.2021 - 08.07.2021
Von Joachim Otto Habeck, Institut für Ethnologie, Universität
Hamburg
Prof. Dr. J. Otto Habeck (Ethnologie, UHH) und Dr. habil. Frank
Schmitz
(Kunstgeschichte, UHH) organisieren die Ringvorlesung „Ruinen
aus der Sicht der
Kulturwissenschaften: Materialität im Verfall – Nachnutzungen –
Umdeutungen“ im
Sommersemester 2021. Eine Veranstaltung des Fachbereichs
Kulturwissenschaften
der Universität Hamburg. Wir starten am 8. April, weiter geht es
wöchentlich
donnerstags von 16 bis 18 h (Zoom Webinar).
Ruinen sind gleichermaßen Symbole der Vergänglichkeit sowie
Zeichen von
Zerstörungsakten. Ihre Betrachtung löst sehr ambivalente
Emotionen aus, die
nostalgische Bilder ebenso wie die Angst vor dem Unheimlichen
und dem
Gefahrvollen umfassen. Sie evozieren Erinnerungen und Mahnungen.
Mit der
Unbestimmtheit und Leere gehen Fragen nach der Zukunft einher:
Was wird aus
Industriebrachen, verlassenen Kasernengebäuden und
Bodendenkmälern? Wer
bestimmt darüber? Was wird aus architektonischen Versatzstücken?
Wer hat die
Legitimation, sie zu verwenden? Vielleicht liegt gerade in der
Persistenz des
Ruinösen, in der Gegenständlichkeit und Widerspenstigkeit die
besondere
Qualität dessen, was zur Wiederaneignung gelangt? Die Vorträge
der
Ringvorlesung sollen diese Fragen und Thesen aus diversen
kulturwissenschaftlichen Perspektiven behandeln.
Den Link zum Zoom-Webinar erhalten Sie von Nathalie Isaak,
nathalie.isaak(a)uni-hamburg.de
Alle Termine donnerstags 16:15–18:00 h
Programm
8. April 2021
Frank Schmitz (Hamburg) und J. Otto Habeck (Hamburg)
Einführung zur Ringvorlesung „Ruinen aus Sicht der
Kulturwissenschaften“
15. April 2021
Beate Löffler (Dortmund)
Die Geduld der Steine. Bauliche Fragmente und die Aushandlung
von Geschichte
Susanne Krasmann (Hamburg)
Erbe der Menschheit? Über die Kraft der Zerstörung von
Architektur
22. April 2021
Tom Wilkinson (London)
Ruins of the Future: Building Decay in Contemporary Architecture
João G. Rizek (Berlin)
The Ruin Paradox: Deactivation of a Critical Model
29. April 2021
Florina Pop (Innsbruck)
Recovering the Ruin: Regaining firmitas, utilitas and venustas
Georg-Felix Sedlmeyer (Bamberg)
Unbekannte Verhandlungen zwischen Zerstörung und Abbruch: Das
Dölitzer
Schlösschen
6. Mai 2021
Marta Smolińska (Poznań)
Spektren von preußischem Pompeji: zwei ortsspezifische
Ausstellungen in den
Ruinen der einstigen Festung Küstrin
Kirsten Wagner (Bielefeld)
Mobile Ruinen. Mediale Übersetzungen von Ruinen am Beispiel
phelloplastischer
Modelle
20. Mai 2021
Philipp Glanzner (Graz)
Der Verfall österreichischer Höhenburgen
Jacobus Bracker (Hamburg)
Ruinen als Erzählungen in einer mehr-als-menschlichen Welt
27. Mai 2021
Thomas Meier (Heidelberg)
Die Ruine als Vergewisserung einer post-apokalyptischen
Gegenwart
Rainer-Maria Weiss (Hamburg)
Fallbeispiel Hamburg – Archäologische Fragmente in der modernen
Metropole
3. Juni 2021
Zoltán Somhegyi (Budapest)
From Ruins to the Ruins of Ruins: The Challenging Afterlife of
Architectural
Dereliction
Michael Diers (Hamburg/Berlin)
Trümmerfelder. Ruine (und Torso) in der zeitgenössischen Kunst
10. Juni 2021
Josephine Kanditt und Thomas Schmidt-Lux (Leipzig)
Von „Archiven des Wohnens“ und „former glory“. Zeitgenössische
Debatten über
die verlassene ha–ra–t- Architektur im Zentraloman
Julia Pauli (Hamburg)
Das Ende der Migration. Von Traumhäusern zu Ruinen in einer
transnationalen
mexikanischen Gemeinde
17. Juni 2021
Christian Fuhrmeister (München)
Zur Erfolgsgeschichte von Albert Speers „Theorie vom Ruinenwert“
Stefanie Samida (Heidelberg)
Die nationalsozialistischen Thingstätten: Un|Sichtbares Erbe
zwischen Verfall,
Aneignung und Umdeutung
24. Juni 2021
Marina Linares (Köln)
Bunkerruinen 75 Jahre nach Kriegsende – Reste manifester
Zerstörung
Constanze Röhl und Peter I. Schneider (Cottbus)
Place Hacking Peenemünde – Aneignung, Wahrnehmung und
Interpretation einer
Industrieruine aus der Zeit des Nationalsozialismus
1. Juli 2021
Dieter Reinisch (Galway)
Ruinen als Chancen und Hindernisse des nordirischen
Friedensprozesses
David Ehrenpreis (Harrisonburg)
The Temporary Ruin: Imagining a Future for Richmond’s Robert E.
Lee Memorial
8. Juli 2021
Luise Rellensmann und Katrine Jensen (Cottbus)
Recent Ruins beyond Preservation: Aesthetic Re-contextualization
as Critical
Heritage Practice
Patrick Kahle (Hildesheim)
Ruinen in den Neuen Bundesländern – Grundzüge einer
ostdeutschen, aber keiner
(n)ostalgischen ethnologischen Forschung
Kontakt
nathalie.isaak(a)uni-hamburg.de
Zitation
Ruinen aus der Sicht der Kulturwissenschaften.
In: H-Soz-Kult, 05.03.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-96219>.
|
Date: 2021/03/08 23:28:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Familienbuch Hasborn-Dautweiler neu
erschienen
Mit der
Fertigstellung des
Familienbuches für Hasborn-Dautweiler ist für den Historischen
Verein ein Herzenswunsch
in Erfüllung gegangen und eine familienkundliche Lücke
geschlossen worden. Wegen
des Datenschutzes für lebende Personen beschränken sich die
Angaben im Familienbuch
leider nur auf verstorbene Personen mit Ausnahme des Dichters
Johannes Kühn, der
als Person des öffentlichen Lebens gilt. Trotz aller
Einschränkungen denken wir,
dass in diesem Familienbuch jeder den Anschluss an seine
Vorfahren finden und für
sich selbst den weiteren Stammbaum komplettieren kann. Ziel des
Vereins war es,
alle Personen zu erfassen, die jemals in Hasborn-Dautweiler
gelebt haben, ausgenommen
Personen, die nur kurzzeitig im Ort waren und ansonsten keinen
Bezug zu unserem
Ort hatten.
Die beiden
Autorinnen
Gerda Scholl und Anne Lermen bewältigten ihre Aufgabe
sehr engagiert. Nach jahrelangen
Forschungen fassten sie die umfangreichen Informationen
zusammen, überprüften und
bearbeiteten sie, wobei in Teamarbeit manch harte (Familien-)
Nuss geknackt werden
musste. Erschwerend kam hinzu, dass die Kirchenbücher von
Hasborn vor 1775 fehlten
und für Dautweiler, das bis 1798 zur Pfarrei St. Peter Theley
gehörte, Lücken in
den Aufzeichnungen aufwies. Viele Informationen mussten deshalb
in Archiven und
in anderen Quellen mühsam gesucht werden. Die gewonnenen
Forschungsergebnisse wurden
von Harald Lermen in das Genealogieprogramm OMEGA eingegeben und
druckreif bearbeitet.
Bei der
Auflistung
der Familien wurde anstatt Name/Datum die Reihenfolge
Name/Vorname/Datum von den
Vereinsverantwortlichen bevorzugt.
Auf Fotos
und
Ortschroniken wurde verzichtet, weil das neue Heimatbuch – das
Ende diesen Jahres
erscheinen soll – und die bereits publizierten Bücher und Hefte
des Vereins diese
Themen ausführlich behandeln.
Dadurch
ist
ein handliches Familienbuch herausgekommen, gespickt mit teils
amüsanten Anekdoten,
das als genealogisches Nachschlagewerk den Menschen unseres
Ortes und darüber hinaus
dienen soll.
Durch das
nun vorliegende
Familienbuch hat der Historische Verein ein Kompendium
herausgebracht, gespickt
mit teils amüsanten Anekdoten, das als genealogisches
Nachschlagewerk den Menschen
von Hasborn-Dautweiler und darüber hinaus dienen soll. Auf der
vereinseigenen Homepage
„www.hisv-hasborn-dautweiler.de“
können zudem anhand einer Leseprobe exemplarisch einige
Familienverhältnisse nachvollzogen
werden. Das Familienbuch ist ab sofort zum Preis von 27,50 €
erhältlich.
Wegen der
Corona-Pandemie
konnte keine öffentliche Buchvorstellung erfolgen. Das
Familienbuch kann erworben
werden: am Mittwoch, den 10.03. von 17.00 bis 18.30 Uhr im
Alten Rathaus in Hasborn,
Postweg 8. Die Hygienemaßnahmen werden beim Verkauf
eingehalten.
|
Date: 2021/03/09 16:12:56
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Tag,
gestern habe ich die Mitteilung über das Erscheinen des
Ortsfamilienbuchs Hasborn-Dautweiler
durch den Äther geschickt.
Eben erfahre ich, daß sich die Buchlieferung seitens der Druckerei
um gut zwei
Wochen verzögern wird.
Deshalb gibt es auch morgen keinen Verkauf in Hasborn.
Wenn Sie ein Buch bestellen wollen, wenden Sie sich bitte direkt
an Herbert
Jäckel, den Vorsitzenden des Vereins =>
<jaeckel.herbert(a)t-online.de>
Bitte beachten: Ich bin nur der Überbringer der Nachrichten -
weder bearbeite
ich Bestellungen noch stelle ich meine Rübe zum Köpfen zur
Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
|
Date: 2021/03/12 12:13:13
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Liebe Freundinnen und Freunde der Ahnenforschung,
der Ahnenforscher Stammtisch Unna möchte Sie sehr
herzlich zu seiner folgenden Online-Veranstaltung auf der
Webmeeting-Plattform ZOOM einladen:
Ahnenforscher Stammtisch Unna Onlinetreff
mit Vortrag
ENTZIFFERUNG VON ALTEN HANDSCHRIFTEN
mit Ingrid Prünte aus Werl
am Donnerstag, dem 18. März 2021 um 19.00 Uhr auf
ZOOM!
Einlass ab 18.30 Uhr.
ANMELDUNG:
Nach der Registrierung erhalten Sie eine
Bestätigungs-E-Mail mit Informationen über die Teilnahme am
Meeting. Falls Sie die Anmeldebestätigung nicht erhalten,
schauen Sie bitte mal in den SPAM-Ordner Ihres
E-Mail-Programms.
Der Erhalt der Anmeldebestätigung garantiert keine
Teilnahme!
Maximal 500 Teilnehmerplätze stehen zur Verfügung.
Bitte klicken Sie am Veranstaltungstag rechtzeitig
ab dem oben genannten Einlasszeitpunkt auf den Zugangs-Link in
der Anmeldebestätigung.
Themenbeschreibung:
Wer zum Beispiel in alten Kirchenbüchern und
anderen handschriftlich verfassten Dokumenten nach
Informationen über seine Vorfahren und Familienangehörigen
sucht, trifft oft auf Handschriften, die nur schwer zu lesen
und zu entziffern sind.
Die Referentin Ingrid Prünte aus Werl arbeitet
schon seit Jahrzehnten im Bereich der Indexierung bei
FamilySearch und hat dadurch viele Erfahrungen bei der
Entzifferung von alten Handschriften gesammelt. In ihrem
Vortrag gibt sie praktische Tipps, Anleitungen und
Verfahrensweisen, damit man selbst dazu in der Lage ist,
schwierig zu entziffernde handschriftlich verfasste Dokumente
lesbar zu machen.
Wenn Sie zum ersten Mal an einer
Online-Veranstaltung auf Zoom teilnehmen möchten, empfehlen
wir Ihnen die Schritt-für-Schritt-Anleitung auf unserer
Webseite unter:
Wir würden uns freuen, Sie zu unserer
Online-Veranstaltung auf Zoom begrüßen zu dürfen.
Freundliche Grüße
Georg Palmüller
AHNENFORSCHER STAMMTISCH UNNA
|
Date: 2021/03/16 18:51:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
K.
N. Piechocki: Cartographic Humanism
Cartographic
Humanism. The Making of Early Modern Europe
Author
Katharina N. Piechocki
Erschienen
Chicago 2019: University
of Chicago Press
Anzahl
Seiten 311 S.
Preis
€ 40,92
ISBN
978-0-226-64118-8
Rezensiert
für H-Soz-Kult von Isabella Walser-Bürgler, Ludwig Boltzmann
Institut für
Neulateinische Studien, Innsbruck
Mit Katharina Piechockis gut recherchierter Studie zu den
Europavorstellungen
des 16. Jahrhunderts liegt ein weiterer Meilenstein der
frühneuzeitlichen
Europaforschung vor. Der interdisziplinäre Wert dieser Studie
kann nicht hoch
genug geschätzt werden. Es verschmelzen darin Ideen-,
Wissenschafts- und
Politikgeschichte auf derart überzeugende Weise mit
neulateinischer Philologie
und volkssprachlicher Literaturwissenschaft, dass der strikt
monodisziplinäre
Zugang zum Thema wohl grundsätzlich hinterfragt werden muss.
Inhaltlich macht es sich die Autorin zur Aufgabe, die
kartografische
„Erfindung“ Europas im 16. Jahrhundert nachzuzeichnen. Vor 1600,
so wird in der
Einleitung argumentiert (S. 1–25), stellte Europa nicht mehr als
ein vages
geografisches Konzept dar, geprägt von unklaren inneren und
äußeren Grenzen. Im
Zuge der hegemonialen, imperialistischen und kolonialistischen
Bestrebungen
nahm dieses Konzept aber zunehmend Gestalt an und bereitete so
den
Europadiskurs des 17. und 18. Jahrhunderts vor. Als Motor dieser
Entwicklung
macht Piechocki die Kartografie aus, die sie zum Instrument der
europäischen
Selbstreflexion stilisiert. Erst durch kartografische
Verortungsversuche konnte
sich Europa ab dem Ende des 15. Jahrhunderts in der sich stetig
verändernden
kosmografischen Realität – verändert etwa durch Kolumbus’
Überquerung des
Atlantiks (1492), Vasco da Gamas Umrundung des Kaps der Guten
Hoffnung (1498),
Magellans Weltumsegelung (1519–1522) und Kopernikus’ Einführung
des
heliozentrischen Weltbildes (1543) – neu finden und überhaupt
erst begreifen
lernen.
Im Zentrum der Untersuchung stehen aber nicht geografische
Karten im engen Sinn
(wenn überhaupt, dann dienen diese nur zur Ergänzung des
eigentlichen
Arguments), sondern literarische und wissenschaftliche „Bilder
von Europa“. Die
kartografische Herausbildung Europas wird dabei anhand von fünf
zentralen
Texten des 16. Jahrhunderts beleuchtet: Conrad Celtis’ Quatuor
Libri Amorum
(1502), Maciej Miechowitas Tractatus de Duabus Sarmatiis
(1517),
Geoffroy Torys Champ fleury (1529), Girolamo Fracastoros
Syphilis
sive Morbus Gallicus (1530) und Luís de Camões’ Os
Lusíadas (1572).
An diese Textauswahl knüpfen sich gleich zwei positive
Beobachtungen
hinsichtlich Piechockis Umgang mit dem frühneuzeitlichen
Europadiskurs: Erstens
erschließen die Texte den Lesern einen Raumzusammenhang zwischen
Deutschland,
Polen, Frankreich, Italien und Portugal einerseits und zwischen
Europa und
Amerika bzw. Asien andererseits, der bislang nur äußerst selten
in dieser Form
Beachtung und komparatistische Aufarbeitung fand. Zweitens
handelt es sich bei
den Texten nicht um die typischen Beispiele eines christlich
oder monarchistisch
geprägten Europabewusstseins, die seit Jahrzehnten im
wissenschaftlichen
Diskurs ohne großen Erkenntniszuwachs wiedergekäut werden.
Im Hauptteil der Studie widmet Piechocki jedem der fünf Texte
jeweils ein
substanzielles Kapitel. Das erste Kapitel (S. 26–67) untersucht
Conrad Celtis’
Versuch, ein „neues“ Europa zu schaffen, indem der Autor den
liebeskranken
Protagonisten seines Elegienzyklus an den nördlichen, östlichen,
südlichen und
westlichen Grenzen des deutschen Reiches entlangwandern lässt.
Während Nürnberg
dabei als heimliche Hauptstadt des Reiches und Zentrum der
zeitgenössischen
Kartenproduktion zum Nabel Europas avanciert, stellen die
Grenzen in allen vier
Himmelsrichtungen historisch-kulturelle Beziehungen zum Rest
Europas her.
Besondere Erwähnung verdient an dieser Stelle Piechockis
beeindruckende
philologische Detailarbeit, auf Grundlage derer sie Celtis’
sprachliche und
metrische Finessen als Ausdruck seines innovativen
Europabewusstseins wertet.
Im zweiten Kapitel (S. 68–106) nimmt die Autorin Maciej
Miechowitas lateinische
Beschreibung Osteuropas und Kleinasiens als das erste
frühneuzeitliche
Grenzmanifest in den Blick. Anschaulich und gewissenhaft
analysiert sie, wie
Miechowita die seit der Antike bestehende Festlegung von Europas
Ostgrenze (zu
der Zeit waren das der Don und die mythischen Rhipäischen Berge)
zurückweist
und stattdessen die Krim in Analogie zu den insularen
Grenzbefestigungen im
Westen des Kontinents zur Ostgrenze erhebt. Dabei werden die
Begriffe „Grenze“
und „Grenzland“ ebenso einer konzeptuellen Prüfung unterzogen
wie die
scheinbare Stabilität und Immobilität von Europas Grenzen.
Das dritte Kapitel (S. 107–147) erörtert den Raum Europas aus
dem etwas
ungewöhnlichen Blickwinkel von Geoffrey Torys
französischsprachigem Traktat zur
Standardisierung des französischen Alphabets. Die Verbindung zum
Europadiskurs
ergibt sich einerseits aus der Vorstellung, dass Buchstaben als
kleinste
grafische Einheiten in ähnlicher Weise das Alphabet bilden wie
die grafischen
Einheiten einer Karte den Kontinent Europa. Andererseits
versteht Tory den
Prozess der Europäisierung als kulturellen Ausdruck der
Inklusion oder
Exklusion von hebräischen, griechischen und arabischen Texten,
deren Alphabete
wiederum Pate für das französische Alphabet gestanden hätten.
Das vierte Kapitel (S. 148–184) stellt Girolamo Fracastoros
lateinische
Überlegungen zur Grenze zwischen Europa, der alten Welt, und
Amerika, der neuen
Welt, in den Mittelpunkt der Untersuchung. Piechocki
interpretiert Fracastoros
zwischen Europäisierung und Globalisierung hin und her
schwankenden Vorstoß,
die Kontinente unter Berücksichtigung der globalen Bedrohung der
Syphilis
voneinander abzugrenzen, als „syphilitische Kartografie“. Mit
Fracastoros
Meinung, dass alle Landmassen unter Wasser miteinander verbunden
und die
Küstenlinien in ständiger Bewegung seien, fordere der Mediziner
überdies das
gängige Konzept der Kontinentalgrenze heraus. Piechockis Analyse
von
Fracastoros Wortspielen rund um die Begriffe „unda“ (Welle) und
„unde“ (woher) sind
dabei von zentraler Bedeutung.
Das fünfte Kapitel (S. 185–229) unterzieht Luís de Camões’
portugiesisches Epos
vor dem Hintergrund der dunklen Seite zeitgenössischer
Kartografie einer
kritischen Neubewertung. Anhand der Ekphraseis des Indischen
Ozeans beleuchtet
Piechocki die Kartografie als Instrument der europäischen
Kolonialisierung.
Indem Camões diese nämlich dazu benutzte, um die südliche
Hemisphäre zu
europäisieren (durchaus auch im wörtlichen Sinn durch die
geografische
Spiegelung des indischen Ozeans mit dem Mittelmeer bzw. der
südlichen mit der
nördlichen Hemisphäre), wurde die europäische Identität
affirmativ auf die
eroberten Gebiete übertragen bzw. die Ausübung europäischer
Kolonialmacht
gerechtfertigt.
Insgesamt handelt es sich bei Piechockis Studie um einen
komplexen Beitrag zur
Erforschung des Europaverständnisses in der Renaissance.
Anschauliche
Illustrationen (vornehmlich frühneuzeitliche Karten und
Frontispize) lockern
die durchaus anspruchsvolle Lektüre auf. Dass die Herausbildung
Europas in
keinem der Kapitel als lineare Entwicklung beschrieben wird, ist
nur einer der
wesentlichen Punkte, der die Studie positiv von so manchen
anderen
Untersuchungen zum frühneuzeitlichen Europabewusstsein abhebt.
Die Tatsache,
dass die geografisch-räumliche Ausprägung des Europadiskurses
bislang weit
hinter den ideologischen Konzeptualisierungen zurückstand und
durch Piechockis
Ambitionen nunmehr neue Impulse erhält, ist ein weiterer
Pluspunkt. Zudem darf
die vorliegende Monografie – obwohl dies von der Autorin selbst
nie explizit
erwähnt wird – als ernsthafte Auseinandersetzung mit der
Rezeption der
ptolemäischen Geografie im 15. und 16. Jahrhundert aufgefasst
werden. Diese
findet in so gut wie jedem Kapitel ihren Niederschlag, wo sie
jeweils als
intertextuelle Vorlage dient.
Ein einziger negativer Aspekt sticht ins Auge, der aber weniger
der Arbeit der
Autorin als vielmehr den Verlagsgepflogenheiten geschuldet ist:
die
leserunfreundliche Handhabung der „Notes“ (S. 241–296). Die an
die Untersuchung
angehängten Referenzen erweisen sich im Vergleich zu
herkömmlichen Fußnoten als
überaus unpraktisch, zumal es kein zusätzliches
Literaturverzeichnis gibt. Wenn
man also etwa eine bestimmte Referenz sucht oder sich gar
eingehender mit ausgewählten
Primärzitaten auseinandersetzen will, muss man sich erst mühsam
und ohne
jegliche Anhaltspunkte durch die Referenzliste kämpfen. Dies tut
dem
beeindruckenden Forschungsbeitrag Piechockis aber keinerlei
Abbruch, der das
weite Feld der frühneuzeitlichen Europaforschung gewissermaßen
neu ausmisst.
Zitation
Isabella
Walser-Bürgler: Rezension zu: Piechocki, Katharina N.:
Cartographic
Humanism. The Making of Early Modern Europe. Chicago 2019.
ISBN 978-0-226-64118-8, In: H-Soz-Kult,
17.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-95467>.
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Date: 2021/03/16 19:02:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Cartographic
Humanism. The Making of Early Modern Europe
Author Katharina N. Piechocki
Published Chicago 2019: University of Chicago Press
Number of pages 311 p.
Price € 40,92
ISBN 978-0-226-64118-8
language:
English
Reviewed for H-Soz-Kult by Isabella Walser-Bürgler, Ludwig
Boltzmann Institute
for New Latin Studies, Innsbruck
(translation by Roland Geiger and Mr. Bing)
Katharina Piechocki's well-researched study of the European
ideas of the 16th
century presented another milestone in early modern European
research. The
interdisciplinary value of this study cannot be overestimated.
It merges the
history of ideas, science and politics in such a convincing way
with New Latin
philology and folk-linguistic literature that the strictly
monodisciplinary
approach to the subject must probably be fundamentally
questioned.
In terms of content, the author makes it her task to trace the
cartographic
"invention" of Europe in the 16th century. Before 1600, it is
argued
in the introduction (p. 1-25), Europe was no more than a vague
geographical
concept, marked by unclear internal and external borders. In the
course of the
hegemonic, imperialist and colonialist aspirations, however,
this concept took
shape and thus prepared the European discourse of the 17th and
18th centuries.
As the driving force behind this development, it is the
cartography that
stylizes it as an instrument of European self-reflection. It was
only through
cartographic attempts at location that Europe was able to become
a european
leader from the end of the 15th. In the 19th century in the
ever-changing cosmopolitan
reality – changed by Columbus's crossing of the Atlantic (1492),
Vasco da
Gama's circumnavigation of the Cape of Good Hope (1498),
Magellan's
circumnavigation of the world (1519-1522) and Copernicus's
introduction of the
heliocentric world view (1543) – to find anew and even learn to
understand.
However, the focus of the study is not geographical maps in the
narrow sense
(if at all, they serve only to supplement the actual argument),
but literary
and scientific "images of Europe". The cartographic development
of
Europe is illustrated by five central texts of the 16th Conrad
Celtis' Quatuor
Libri Amorum (1502), Maciej Miechowitas Tractatus de Duabus
Sarmatiis (1517),
Geoffroy Torys Champ fleury (1529), Girolamo Fracastoros
Syphilis sive Gallicus
(1530) and Lus de Camées' Os Lusadas (1572). Two positive
observations are made
of Piechocki's handling of the early modern Discourse on Europe:
first, the
texts open up to readers a spatial connection between Germany,
Poland, France,
Italy and Portugal on the one hand and between Europe and
America or Asia on
the other, which has so far received very rarely attention and
comparative
treatment in this form. Secondly, the texts are not the typical
examples of a
Christian or monarchist European consciousness, which have been
being
re-enacted for decades in scientific discourse without much
increase in
knowledge.
In the main part of the study, Piechocki devotes a substantial
chapter to each
of the five texts. The first chapter (p. 26–67) examines Conrad
Celtis's
attempt to create a "new" Europe by letting the love-sick
protagonist
of his cycle of eletia wander along the northern, eastern,
southern and western
borders of the German Empire. While Nuremberg is becoming the
navel-gazing
capital of the empire and the centre of contemporary map
production, the borders
in all four directions establish historical-cultural relations
with the rest of
Europe. Special mention should be made here of Piechocki's
impressive detailed
philological work, on the basis of which she considers Celtis'
linguistic and
metric finesse to be an _expression_ of his innovative european
consciousness.
In the second chapter (p. 68-106), the author Maciej
Miechowita's Latin
description of Eastern Europe and Asia Minor is the first early
modern border
manifesto. She vividly and conscientiously analyses how
Miechowita rejects the
definition of Europe's eastern border (at the time the Don and
the mythical
Rhipaemountains) and instead raises Crimea in analogy to the
insular border
fortifications in the west of the continent to the eastern
border. The terms
'border' and 'borderland' are examined conceptually, as are the
apparent
stability and immobility of Europe's borders.
The third chapter (p. 107-147) discusses the area of Europe from
the somewhat
unusual point of view of Geoffrey Tory's French-language
treatise on the
standardization of the French alphabet. The connection to the
European
discourse arises on the one hand from the idea that letters as
the smallest
graphic units form the alphabet in a similar way to the graphic
units of a map
of the continent of Europe. On the other hand, Tory sees the
process of
Europeanization as a cultural _expression_ of the inclusion or
exclusion of
Hebrew, Greek and Arabic texts, whose alphabets in turn would
have been the
godfather of the French alphabet.
The fourth chapter (p. 148-184) focuses on Girolamo Fracastoro's
Latin
reflections on the border between Europe, the old world, and
America, the new
world. Piechocki interprets Fracastoro's back-and-forth push to
separate
continents from each other, taking into account the global
threat of syphilis,
as "syphilitic cartography." With Fracastoro's opinion that all
land
masses are connected underwater and that the coastlines are in
constant motion,
the physician also challenges the common concept of the
continental border.
Piechocki's analysis of Fracastoro's puns around the terms
"unda"
(wave) and "unde" (where) are of central importance.
The fifth chapter (p. 185-229) critically reassesses the
Portuguese epic of Luís
de Camões in the light of the dark side of contemporary
cartography. Using the
ecphraseis of the Indian Ocean, Piechocki illuminates
cartography as an
instrument of European colonization. Indeed, by using them to
Europeanize the
southern hemisphere (quite literally, by the geographical
reflection of the
Indian Ocean with the Mediterranean or the southern hemisphere),
the European
identity was affirmatively transferred to the conquered
territories or the
exercise of European colonial power justified.
Overall, Piechocki's study is a complex contribution to the
study of the
understanding of Europe in the Renaissance. Illustrative
illustrations (mainly
early modern maps and frontispize) loosen up the quite demanding
reading. The
fact that the formation of Europe is not described in any of the
chapters as a
linear development is only one of the essential points that sets
the study
positively apart from many other studies on early modern
European
consciousness. The fact that the geographical and spatial
_expression_ of the
European discourse has so far lagged far behind ideological
conceptualizations
and is now gaining new impetus from Piechocki's ambitions is
another plus
point. In addition, although this monograph is never explicitly
mentioned by
the author herself, it may be seen as a serious examination of
the reception of
Ptolemaic geography in the 15th and 16th centuries. This is
reflected in almost
every chapter, where it serves as an intertextual template.
A single negative aspect stands out, but it is due not so much
to the author's
work as to the publishing habits: the illegible handling of the
"Notes" (p. 241-296). The references attached to the study prove
to
be extremely impractical compared to conventional footnotes,
especially since
there is no additional bibliography. So if you are looking for a
specific
reference or even want to deal more thoroughly with selected
primary
quotations, you first have to fight hard and without any clues
through the
reference list. However, this does not detract from Piechocki's
impressive
research contribution, which in a way re-measures the wide field
of early
modern European research.
Citation
Isabella Walser-Bürgler: Rezension zu: Piechocki, Katharina
N.: Cartographic
Humanism. The Making of Early Modern Europe. Chicago 2019.
ISBN 978-0-226-64118-8, In: H-Soz-Kult,
17.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-95467>.
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Date: 2021/03/16 19:06:49
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Berlins
verschwundene
Denkmäler. Eine Verlustanalyse von 1918 bis heute
Autor Kirsten Otto
Erschienen Berlin 2020: Lukas
Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte
Anzahl Seiten 448 S., 120 Abb.
Preis € 36,00
ISBN 978-3-86732-357-4
Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-59521.pdf
Rezensiert für H-Soz-Kult von Stefanie Endlich, Berlin
Mit diesem Buch liegt die erste „Verlustanalyse“ für Denkmäler
vor, die auf
Berliner Stadtgebiet seit 1918 bis in die Gegenwart zerstört,
verändert oder
umgesetzt wurden. Tatsächlich gab es solche Untersuchungen
bisher nur für
einzelne Denkmäler, so für das Revolutionsdenkmal von Ludwig
Mies van der Rohe,
für das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal von Reinhold Begas oder
für das
Lenin-Denkmal von Nikolai Tomski. „Nicht nur eine quantitative,
sondern
insbesondere eine qualitative und systematische Untersuchung zu
den Ursachen
der Veränderung an und der Beseitigung von Denkmälern sowie
deren Folgen für
das kollektive Gedächtnis bildet ein Desiderat der Forschung“,
konstatiert
Kirsten Otto in ihrer Einleitung (S. 13). Ihr Ansatz war, die
Hintergründe und
Abläufe der Zerstörungen zu untersuchen, die durch politische
Umbrüche oder
Krieg verursacht wurden, und dabei „die gesamte
Denkmallandschaft Berlins“ (S.
17) in den Blick zu nehmen, also eine ganze Werkgattung, das
gesamte
Stadtgebiet und alle Geschichtsetappen seit 1918, deren Anfänge
auch jeweils
mit erinnerungspolitischen Paradigmenwechseln verbunden waren.
Dieses Vorhaben
war mutig und konnte nur in jahrelanger Recherche- und
Analysearbeit bewältigt
werden. Dem Buch liegt die Dissertation der Autorin zugrunde,
die sie 2016 am
Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität
zu Berlin
verteidigt hat.
Kirsten Otto hat zunächst eine Datenbank erstellt, in der sie
die bestehenden
und, soweit möglich, die nicht mehr vorhandenen Denkmäler
erfasst hat. Ihre
Auswertung ergab, dass „von etwa 900 ursprünglich gesetzten
Denkmälern gegenwärtig
etwa ein Drittel nicht mehr aufgestellt, der größte Teil davon
vernichtet ist“
(S. 15). Ein weiterer Teil sei an einen anderen Standort
umgesetzt oder
deutlich verändert worden. Aus rund 300 nicht mehr vorhandenen
Denkmälern
wählte sie 117 aus, zu deren Verlust sie Ursachen, Ablauf und
Folgen näher
untersuchte. Mit diesem Vorgehen nimmt sie, wie sie zutreffend
vermerkt, einen
„Perspektivwechsel“ gegenüber bisherigen Forschungen vor: Sie
blickt „nicht auf
die Errichtung, sondern auf die Entfernung aus dem öffentlichen
Raum“ und
erwartet daraus „wesentliche Erkenntnisse zur
erinnerungspolitischen Bedeutung
von Denkmälern sowie zu deren grundlegenden Funktions- und
Wirkungsweisen“ (S.
18). Dabei unterstreicht sie, dass sie den Kontext der
Denkmalserrichtungen
grundsätzlich nicht behandelt, da diese Thematik bereits
vielfach erforscht
sei. Sie verzichtet damit auf Ausführungen zu den
Entstehungsgeschichten,
Initiatoren und Ikonographien der Denkmäler, zu den historischen
Persönlichkeiten oder Ereignissen, denen sie gewidmet sind, und
zu den
Künstlern.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste behandelt auf
240 Seiten die
Verlustgeschichten vom Ende des Ersten Weltkrieges bis in die
Gegenwart. Zu den
großen Etappen – Weimarer Republik, Nationalsozialismus, die
Zeit der deutschen
Teilung und die Jahrzehnte nach 1990 – fügt sie mit dem Zweiten
Weltkrieg und
der Besatzungszeit noch zwei weitere für die Denkmallandschaft
einschneidende
Zäsuren hinzu. Im zweiten Teil des Buches geht es darum, die
analysierten
Entwicklungen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive zu
systematisieren.
Der erste Teil bietet einen hervorragenden Überblick zum Thema
und interessante
Einblicke in dessen Komplexität. Hintergründe und Abläufe des
Verlusts der
Denkmals-Beispiele werden anhand von Archivalien, Zeitungs- und
Zeitschriftenbeiträgen, Bestandslisten, Katalogen und
Buchpublikationen
rekonstruiert. Die Fülle von Informationen wird zu spannenden
Geschichten
zusammengefügt und bietet Einsichten in die jeweiligen
gesellschaftspolitischen
Zusammenhänge. Die Abbildungen sind ein regelrechter Schatz für
Interessenten
der Denkmals- und Erinnerungskultur. Nach jedem zeitbezogenen
Kapitel wird ein
Resümee gezogen, das die teils disparaten Erkenntnisse der
einzelnen
„Denkmalschicksale“, so die Autorin, in klare Thesen überführt.
Die Weimarer Republik brachte für die Denkmallandschaft keine
wesentlichen
Verluste. Die Revolutionsereignisse verursachten einige
Beschädigungen durch
Straßenkämpfe und Anschläge; eine programmatische Beseitigung
der Denkmäler für
Monarchen wurde diskutiert, aber nicht realisiert. Die
erinnerungspolitischen
Anstrengungen der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierten
sich auf die
Errichtung neuer Gefallenendenkmäler. Das NS-Regime organisierte
gleich nach
der Machtübernahme eine radikale erinnerungspolitische
Säuberung. Abgeräumt
wurden Denkmäler, deren moderne Formensprache als „entartet“
galt, und
Standbilder für Persönlichkeiten, die aus rassistischen oder
politischen Motiven
nun als „innere Feinde“ betrachtet wurden. Hinzu kam die
Translokation von
Denkmälern, die Albert Speers Stadtumbauplänen im Wege standen;
dies wurde oft
zur manipulativen Auf- oder Abwertung einzelner Denkmäler
genutzt. Im Zweiten
Weltkrieg erlitt die nach der Phase der Säuberungen bereits
reduzierte
Denkmallandschaft weitere Verluste: zunächst durch Einschmelzung
vieler
Metallskulpturen für die Rüstungsproduktion, von der auch neu
errichtete
NS-Denkmäler – allerdings nicht deren Sockel – betroffen waren,
dann durch
Bombardierungen und schließlich durch Straßenkämpfe.
In den Jahren der alliierten Besatzung kam es vor allem durch
Diebstähle und
mutwillige Zerstörungen zu Verlusten. Die Kontrollratsdirektive
Nr. 30 vom Mai
1946 hatte die Beseitigung aller Denkmäler „militärischen und
nationalsozialistischen Charakters“ angeordnet, was auch mehr
oder weniger
befolgt wurde. Von kommunistischer Seite geforderte weitaus
umfassendere
Abräumungsprogramme im Zeichen der neuen Zeit wurden vom
Magistrat teils
beschlossen, aber angesichts der materiellen Not nicht
realisiert. Nach
Gründung der DDR veranlasste die SED die Demontage einer großen
Zahl von als
reaktionär empfundenen preußischen Denkmälern, deren Material
auch in die
Reparationsleistungen für die Sowjetunion einging. Gerade für
Berlin-Mitte
bedeutete das die Zerstörung, Einlagerung oder Versetzung vieler
Standbilder
von Herrschern und Generälen. Ein Abschnitt des Buches ist der
nächtlichen
Zertrümmerung des Stalin-Denkmals in der damaligen Stalinallee
gewidmet, die
erst im Herbst 1961 erfolgte, verbunden mit der
Straßenumbenennung in
Karl-Marx-Allee. In West-Berlin hingegen blieben die meisten
Denkmäler
erhalten. Nur jene Standbilder der Siegesallee aus dem
Kaiserreich, die in der
NS-Zeit nicht repräsentativ umgesetzt worden und im Krieg
verschont geblieben
waren, wurden nach der Alliierten-Verordnung zur Einebnung der
Allee 1950 im
Schlosspark Bellevue vergraben. 1978 grub man sie wieder aus und
brachte sie
ins Lapidarium, 2009 in die Zitadelle Spandau. Ein weiteres
Kapitel widmet sich
den ost-westlichen Denkmals-Tauschgeschäften „zwischen den
Fronten des Kalten
Krieges“. Das Kapitel zur Zeit nach dem Mauerfall schließlich
behandelt die
konfliktreichen Debatten um die Abräumung ideologiebeladener
politischer Denkmäler
im Ostteil der Stadt, die konsequent nur beim Lenin-Denkmal in
Friedrichshain
und beim Betriebskampfgruppen-Denkmal im Volkspark Prenzlauer
Berg vollzogen
wurde.
Im zweiten Teil des Buches wird auf 133 Seiten die
„Verlustanalyse“
kulturwissenschaftlich reflektiert und vertieft, um so zu
„allgemeingültigen
Aussagen zu den Umgangsmöglichkeiten mit Denkmälern zu gelangen“
(S. 20).
Interessant in diesem Teil ist die systematische, konkrete, mit
jeweiligen Pro-
und Kontra-Argumenten versehene Beschreibung von Formen des
Umgangs nach der
Entfernung der Denkmäler, vom „Schleifen“ über Aufbewahren,
Verbergen,
Vernichten, Material-Recyceln bis hin zum Umgang mit Relikten,
Sockeln und leer
geräumten Standorten sowie deren vereinzelter Revitalisierung.
Enttäuschend
hingegen ist die Entwicklung und Definition eines Denkmaltyps,
der all diesen
Ausführungen zugrunde gelegt wird, aber allgemeine Geltung
beansprucht.
„Denkmäler bestehen aus drei wesentlichen Komponenten: einem
Kunstwerk, einem
Sockel und einem Ort für Rituale.“ (S. 277) Sie werden, so die
Autorin, zur
Ehrung vorbildhafter Personen und zur Erinnerung an Ereignisse
wie militärische
Siege oder ehrenhafte Niederlagen errichtet, um
identitätsstiftend das
jeweilige „Herrschaftsgedächtnis“ zu verewigen (S. 266). Ihr
Standort müsse
bedeutsam und für Rituale geeignet sein (S. 269). Wesentlich für
ihr
Funktionieren seien dauerhafte Materialien, Symmetrie-Achsen,
allegorische
Begleit-Figuren und narrative Szenen am Sockel, was auch die
Ursache für ihre
Gleichförmigkeit sei (S. 271). Der Sockel gebe die Form des
Erinnerns vor:
„Durch seine Höhe ist die Blickrichtung der Rezipienten schräg
nach oben, Kopf
in den Nacken, als typische Betrachtungshaltung bedingt.“ (S.
282)
Der hier entwickelte Grundtypus entspricht etwa den preußischen
und
kaiserlichen Monarchen- und Feldherrenstandbildern, die im
Zentrum der
„Verlustanalyse“ stehen. Die Definition eines solchen
Denkmalstyps erfordert
eine präzise zeitliche Kontextualisierung. Diese fehlt jedoch,
obwohl das Buch
den Zeitraum bis in die Gegenwart behandelt. Für
„allgemeingültige Aussagen“
zum Umgang mit Denkmälern (S. 20) ist sie kaum brauchbar. Dass
sich durch
bürgerschaftliche und gesellschaftskritische Initiativen bereits
seit den
1980er-Jahren auch Erinnerungskultur und Memorialkunst
wesentlich verändert
haben, spricht Kirsten Otto in ihrem Buch nicht an. Auch der
Denkmalsbegriff
selbst hat sich durch neue Konzepte, Medien, Materialien und
Partizipationsideen gewandelt und vor allem erweitert. Diese
konzeptorientierten
Formen sind nicht mehr neu, sondern längst – auch im Bereich der
nationalen
Denkmäler – etabliert, vor allem beim Gedenken an NS-Opfer wie
auch an Opfer
des Stalinismus und der DDR-Repression. In der anfangs genannten
Datenbank der
Autorin sind sie vermutlich nicht enthalten, denn keines dieser
Denkmäler wird
erwähnt, obwohl auch hier Vandalismus und Verluste zu
verzeichnen wären.
Problematisch ist daher vor allem der nicht nur statische,
sondern auch
hermetische Charakter der konstruierten Typologie. Die reale
Denkmalsentwicklung ist immer und in jeder Hinsicht prozesshaft.
Alle
Denkmäler, auch die in der Analyse behandelten, haben
zeitbedingte Merkmale,
die ihren je nach Kontext und künstlerischer Gestaltung eher
reaktionären oder
eher innovativen Charakter zum Ausdruck bringen. Mies van der
Rohes
Revolutionsdenkmal von 1926 auf dem Zentralfriedhof
Friedrichsfelde, dessen
Demontage ab 1933 Kirsten Otto beschreibt, passt etwa gar nicht
in das hier
vorgestellte Denkmals-Korsett.
Problematisch ist schließlich auch die Grundthese des zweiten
Teils, Denkmäler
seien „keine autonomen Kunstwerke“ (S. 263 und S. 393f.). Die
Autorin begibt
sich damit in die Arena einer jahrzehntelangen Debatte um
Autonomie der
Auftragskunst von der Renaissance bis zur Kunst am Bau und
Memorialkunst der
Gegenwart. Diese Debatte ist jedoch nur dann sinnvoll zu führen,
wenn der
Autonomiebegriff, den man selbst verwendet, auch definiert wird.
Das ist hier
nicht der Fall; der Hinweis auf Heideggers Unterscheidung
zwischen dem „Zeug“,
das dem Menschen dienstbar sein soll, und dem „Werk“, das keinem
unmittelbaren
Zweck dient (S. 263), ist dabei wenig erhellend. So gilt die
Empfehlung für
dieses Buch speziell der „Verlustanalyse“ selbst und denjenigen
Kapiteln im
Theorie-Teil, die die konkreten Entwicklungen beschreiben.
Zitation
Stefanie Endlich: Rezension zu: Otto, Kirsten: Berlins
verschwundene Denkmäler.
Eine Verlustanalyse von 1918 bis heute. Berlin 2020. ISBN 978-3-86732-357-4, In: H-Soz-Kult,
17.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-93661>.
|
Date: 2021/03/16 19:40:24
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Blaue
Milch und Blutregen: Experimentierpraxis in den
Lebenswissenschaften um 1800
Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung
06108 Halle (Saale)
Vortrag am Dienstag, 06.04.2021, 18 Uhr, online
Anmeldung via www.leopoldina.org/whs;
dort gibt es ein Kontaktformular.
Von Theresa Pudzich, Leopoldina-Zentrum für
Wissenschaftsforschung
Ab den 1830er Jahren begannen auch Laborwissenschaftler an
Akademien und
Universitäten, sich mit dem Phänomen der blauen Milch zu
befassen. Aber alle
Bemühungen blieben wenig aufschlussreich. War es vielleicht doch
Hexerei?
In diesem Vortrag von Prof. Dr. Jutta Schickore aus Bloomington,
IN, geht es um
ein seltsames Phänomen, das in den Jahrzehnten um 1800 viel
diskutiert wurde,
nämlich blauen Flecken, die sich oft auf frischer Milch
bildeten, wenn man die
Milch nach dem Melken im Vorratsraum stehen ließ. Nach einiger
Zeit färbte sich
die Milch sogar durch und durch blau. Blau gefleckte oder gar
blaue Milch
schmeckte schlecht und ließ sich kaum verarbeiten: Sie war weder
zum Buttern
noch zur Käseherstellung zu gebrauchen. Einige Landwirte
erlitten erhebliche
finanzielle Einbußen, weil sie das Problem einfach nicht in den
Griff bekamen.
Was konnte man nur dagegen machen? Man musste irgendwie
feststellen, was die
blauen Flecken verursachte – falsches Futter? Eine
geheimnisvolle Kuhkrankheit?
Die schlechte Luft im Stall? Oder gar Hexerei? Diverse Leute
versuchten, der
Sache auf den Grund zu gehen. Mediziner, Tierärzte, betroffene
Landwirte,
Chemiker, sogar Verwaltungsbeamte veröffentlichten Berichte von
ihren
Beobachtungen und Experimenten. Ab den 1830er Jahren begannen
dann auch
Laborwissenschaftler an Akademien und Universitäten, sich mit
dem Phänomen der
blauen Milch zu befassen. Aber alle Bemühungen blieben wenig
aufschlussreich.
Der Vortrag untersucht, wie und mit welchen Methoden diese
Experimentatoren
vorgingen, um die Ursachen der blauen Flecken herauszufinden und
so etwas gegen
das Problem tun zu können. Interessanterweise blieben die
Experimentiermethoden
vom späten 18. bis zum späten 19. Jahrhundert weitgehend stabil,
obwohl sich
die Auffassungen darüber, wer als Experte in Sachen blauer Milch
in Frage kam
und welche Ursachen überhaupt erörterungswürdig waren,
grundlegend änderten.
Zitation
Blaue Milch und Blutregen: Experimentierpraxis in den
Lebenswissenschaften um
1800. In: H-Soz-Kult, 16.03.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-96465>.
|
Date: 2021/03/17 12:50:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Geologie - Mineralogie
- Bergbau - Archäometrie
im Saarland (und
Nachbarregionen)
von Dr. Gerhard Müller, Saarbrücken.
Der Autor
dieser Webseite (Jahrgang 1937)
fand in seiner Jugend noch eine Welt mit vielen kleinen
Aufschlüssen (Steinbrüchen,
Ziegeleigruben und Bergbauhalden) vor. In späteren Jahren
lieferten große Straßenbauten,
vor allem der BAB 1 riesige Aufschlüsse, wie diese in der Zukunft
nicht mehr zu
erwarten sind. Abgesehen vom Steinkohlebergbau gab es noch den
Baryt-Bergbau der
Grube "Korb" bei Eisen mit außerordentlichen Aufschlüssen.
Wenn man bedenkt, welche Kosten unter Umständen für Aufschlüsse zu
wissenschaftlicher
Forschung entstehen, dann hatten all diese Aufschlüsse einen
unermesslichen Wert
für die Wissenschaft, den zu nutzen sich aber kaum jemand fand.
Der Autor hat in
über 50 Jahren versucht zu erhalten, was irgend möglich war. Die
Summe allen Belegmaterials,
der Fotos, Vermessungen und Aufzeichnungen übersteigt bei Weitem
das, was sich noch
zu Veröffentlichungen verarbeiten lässt, die die für eine
umfassende Sicht angestrebte
Qualität aufweisen.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen sowie die
Politik haben die
Geowissenschaften, die im Saarland nach dem zweiten Weltkrieg eine
regelrechte Blüte
erfuhren, praktisch auf Null gebracht. Es ist ein Prozess am
Laufen, der das gesammelte
Wissen mehr und mehr reduziert. Diesem Prozess wenigstens etwas
Widerstand zu leisten,
ist eine Verpflichtung.
Die Webseite soll nun dazu dienen,
— bisherige schwer zugängliche Veröffentlichungen leichter
zugänglich zu machen,
— Vorhaben weiter zu führen (B-PSL Inventar),
— wie auch Materialien für fremde Arbeiten
verfügbar zu machen
=>
http://www.geosaarmueller.de
|
Date: 2021/03/17 12:51:27
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hier können
saarländische Genealogen noch etwas lernen.
Im Bestand des von Dr.
Hans Neis wesentlich aufgebauten Heimatmuseum Wallerfangen,
jetziges Historisches Museum, befand sich aus dem Besitz von
Theodor LIEBERTZ ein Alabasterrelief, um dessen Deutung sich
Rainer SLOTTA sehr bemüht hatte und am Ende zum Schluss kam,
dass es möglicherweise keinen Bezug zur Azurit-Gewinnung in
Wallerfangen habe.
Wie dieses Relief nach
Wallerfangen kam, ist nicht mehr zu klären. Es taucht erstmals
in einer Liste von Theodor LIEBERTZ auf, mit dem Zusatz "von
Familie Altmeier".
Theodor LIEBERTZ hat es
weder in seinem Buch erwähnt, noch in seinen sehr umfassenden
handschriftlichen Unterlagen, die im Kreisarchiv Saarlouis
lagern. Das sollte vorsichtig machen.
Im jetzigen Historischen
Museum wird das Alabasterrelief prominent herausgestellt und
nun ist auch völlig geklärt, dass das Relief tatsächlich nach
Wallerfangen gehört.
Frau Oranna DIMMIG,
Kunsthistorikerin, hat in "Kunstlexikon Saar. Kunstort
Historisches Museum Wallerfangen" nun alles geklärt.
Auf Seiten 30/31 findet
sich klipp und klar: "Die Andachtstafel dürfte zum Hausaltar
der Wallerfanger Familie Schacht gehört haben, einer Familie,
die über mehrere Generationen mit dem Bergbau verbunden war."
Der Autor dieser Zeilen,
weder Kunsthistoriker noch Genealoge, kratzt sich am Kopf,
denn er kann bei KLAUCK, der nun wirklich jeden erwähnt, der
irgendwie mit Wallerfangen etwas zu tun hatte, den Namen
Schacht überhaupt nicht finden, noch taucht dieser Name in
irgendeiner Abrechnung der Zehntabgaben der Blaugräber auf.
Ist das genial oder was?
Seit 2016 ist auf der
Webseite des Autors www.geosaarmueller.de unter Inventar 66601-04
eine vollständige Auflistung der auf das Alabasterrelief
bezüglichen Aussagen zu finden.
Gerhard Müller.
|
Date: 2021/03/17 20:45:52
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Diskursive
Gerichtslandschaft. Die jüdische Minderheit vor
landesherrlichen Obergerichten
im 18. Jahrhundert
Autor Patrick Berendonk,
Reihe Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven 36
Erschienen Konstanz 2020: UVK
Verlag
Anzahl Seiten 263 S.
Preis € 39,00
ISBN 978-3-7398-3074-2
Rezensiert für H-Soz-Kult von Robert Kretzschmar, Institut für
Geschichtliche
Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften, Universität
Tübingen
Auf dem Einband ist exemplarisch die zentrale Quellenbasis der
Arbeit
abgebildet: eine Relatio cum voto – der
Sachverhaltsbericht eines
Referenten mit dem daraus abgeleiteten Vorschlag für das
Urteil –, ein
Schriftstück aus den Akten eines frühneuzeitlichen Prozesses.
Bei der
Publikation handelt es sich um die Druckfassung einer von der
Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderten Dissertation an der
Universität
Duisburg-Essen, die von Stefan Brakensiek betreut wurde. Ihr
Gegenstand ist im
Titel umrissen.
Nähere Erläuterungen zur Ausrichtung und Methodik gibt
Berendonk in der
wohltuend ebenso konzisen wie präzisen Einleitung. Sein
Interesse richtet sich
auf den „Einfluss des jüdischen Glaubens eines Klägers oder
Beklagten auf die
gerichtliche Wahrheitsfindung“. Analysiert wird dazu, „wie
landesherrliche
(Ober)richter aus der Vielzahl an Informationen, die im Laufe
eines Verfahrens
via Beweiserhebungen, Zeugenverhören etc. produziert wurden,
am Ende eines
Verfahrens eine Wahrheit formten, welche dann in einem Urteil
verkündet wurde.
Es soll nachvollzogen werden, wie aus dem Konkurrenzkampf der
unterschiedlichen
Wahrheiten am Ende eines Verfahrens eine Wahrheit als Sieger
hervorging und
welchen Bedingungen ihre Produktion/Findung unterworfen war.
Dabei interessiert
primär der Einfluss antijüdischer Stereotype auf die
(ober)gerichtliche
Wahrheitsfindung – immerhin grassierte seit dem Mittelalter im
Alten Reich eine
Vielzahl antijüdischer Vorurteile“ (S. 12f.). Beschränkt hat
Berendonk seine
Arbeit auf zivilrechtliche Verfahren, die im Vergleich mit dem
Strafrecht in
der Forschung bisher weniger Beachtung gefunden haben.[1] Er begründet dies
plausibel unter anderem
mit dem Hinweis, dass das jüdische Leben in der Frühen Neuzeit
vor allem von
der Handelstätigkeit geprägt war (S. 28).
In der Perspektive verbindet die Arbeit, wie Berendonk kurz
anmerkt (S. 13),
die jüdische Geschichte mit der Rechtsgeschichte. Aus
archivarischer Sicht ist
zu ergänzen, dass sie von hohem Wert auch für die Quellenkunde
ist. Denn
Berendonk exemplifiziert innovativ, wie Gerichtsakten mittels
der Diskursanalyse
sachgerecht ausgewertet werden können.[2] Eingesetzt wurde dabei
eine „speziell für
diese Arbeit entwickelte Variante der Diskursanalyse, mit der
[…] Relationen
untersucht wurden“ (S. 49). Angesichts der Quantität
frühneuzeitlicher
Prozessakten, die in Archiven erhalten sind, und der Vielfalt
der
Fragestellungen, zu denen sie herangezogen werden können, ist
dies von
besonderer Relevanz.
Die Gliederung der Arbeit ist gut durchdacht. Die Einleitung
mit ihren zehn
Unterkapiteln wie auch die folgenden Kapitel 2 bis 5 legen
zunächst die
Grundlagen für das Verständnis der letzten drei – im Blick auf
die Beantwortung
der Leitfrage maßgeblichen – Kapitel zu einzelnen Prozessen an
den
Obergerichten in Kurköln (Kapitel 6), Jülich-Berg (Kapitel 7)
und
Brandenburg-Ansbach (Kapitel 8), die Berendonk detailliert
analysiert, bevor er
ein Fazit (Kapitel 9) zieht. Dass er zuvor überall dort, wo es
sich anbot,
konsequent ein Zwischenfazit gezogen hat, erleichtert die
Lektüre und den
Nachvollzug der Methode wie auch der Ergebnisse.
Zu den Grundlagen, die einleitend ausgebreitet werden, zählt
ein kompakter
Abschnitt zum jüdischen Leben in der Frühen Neuzeit mit dem
Hinweis auf
„dezidiert antijüdische Wissensbestände in öffentlich
zugänglichen Medien wie
Flugblättern und speziellen Werken wie gelehrten
Abhandlungen“, von denen die
gerichtliche Wahrheitsfindung beeinflusst werden konnte (S.
19). Eingehend
erläutert Berendonk sodann rechtliche Kontexte, Prinzipien,
Argumentationsweisen und Verfahrensabläufe, deren Kenntnis für
alles Weitere
unabdingbar ist. Ebenso grundlegend sind die Abschnitte, in
denen er die
Anwendung der Diskursanalyse für die Interpretation von
Gerichtsunterlagen
reflektiert und dazu zahlreiche Definitionen vorlegt, die er
dann konsequent
gebraucht. An die Stelle der rechtswissenschaftlichen Begriffe
„Wahrheitsfindung“, „Urteilsfindung“ und
„Sachverhaltsfeststellung“ treten
damit „Wahrheitsproduktion“, „Urteilsproduktion“ und
„Sachverhaltskonstruktion“
(S. 55). Das Recht ist „selbst ein Diskurs, denn es ist die
Gesamtheit aller
Aussagen, die als Gesetz innerhalb eines Staates gelten
(sollen)“; die heute
nur schwer überschaubare „Komplexität des Rechts“ im Alten
Reich kann dann als
eine „Vielzahl normativer Diskurse“ beschrieben werden (S.
89), die zudem noch
dem Wandel unterlagen.
Berendonk kann auf diese Weise normative Rechtsdiskurse in
Kurköln von solchen
in Jülich-Berg und Brandenburg-Ansbach unterscheiden. Urteile
der Obergerichte
entstanden in einem Urteilsdiskurs in Verschränkung mit dem
jeweiligen
normativen Diskurs auf der Grundlage von zwei Relationen, die
von einem
Referenten und einem Korreferenten als
Sachverhaltskonstruktionen erstellt
wurden und in Urteilsvorschläge einmündeten. Die mündlich
vorgetragenen und
dann schriftlich zu den Akten gegebenen Relationen konnten als
„mögliche
Wahrheiten“ unterschiedlich ausfallen. Über sie war im
Urteilsdiskurs der
Richter zu debattieren und zu entscheiden. Wichtig im Blick
auf die
Charakterisierung herangezogener rechtlicher Bestimmungen und
der nach Bedarf
allegierten Rechtsliteratur ist die Unterscheidung zwischen
den Begriffen
„antijüdisch“ und „judenspezifisch“. Mit „antijüdisch“ werden
„allgemeine,
diffamierende Aussagen über Juden bezeichnet“, mit
„judenspezifisch“ dagegen
„allgemeine, nicht diffamierende Aussagen über Juden“, die in
der Argumentation
vor Gericht Verwendung finden konnten (S. 58).
Für die Beantwortung seiner zentralen Fragestellung „zum
Einfluss des jüdischen
Glaubens auf die gerichtliche Wahrheitsfindung“ hat Berendonk
die Obergerichte
der drei oben bereits genannten Territorien Kurköln (Hofrat),
Jülich-Berg
(Hofrat) und Brandenburg-Ansbach (Kaiserliches Landgericht zum
Burggrafentum
Nürnberg) ausgewählt. Da sie „sich mannigfaltig voneinander
unterschieden“ (S.
30), sei es mit aller Vorsicht erlaubt, von der Untersuchung
ihrer
Rechtsprechung „auf generelle Verhältnisse an den
Obergerichten im Alten Reich
zu extrapolieren“ (S. 33; vgl. dazu weiter unten). Den
Untersuchungszeitraum
hat er auf das Zeitalter der Aufklärung beschränkt (S. 33).
Quellenbasis seiner
Arbeit waren dann – plausibel begründet – die Relationen von
54 Verfahren mit
jüdischen Beteiligten, die im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
und Staatsarchiv
Nürnberg überliefert sind (S. 68) und aus der Fülle der
Überlieferung nach dem
Zufallsprinzip herausgefiltert wurden (dazu S. 48f.).
Nach einem vergleichenden Blick auf die jüdische Minderheit
als Rechtssubjekt
in den normativen Diskursen der drei Territorien (Kapitel 4)
und spezielle
Argumentationsmuster, die dort in Prozessen mit jüdischen
Beteiligten zur
Anwendung kamen (Kapitel 5), beleuchtet Berendonk sehr
quellen- und damit
lebensnah die „Wahrheitsproduktionen“ in insgesamt acht
einzelnen Verfahren der
drei Obergerichte (Kapitel 6–8). Unter konsequenter Anwendung
seiner Variante
der Diskursanalyse beschreibt er detailliert die Abläufe und
Argumentationsmuster der diskursiven Prozesse.
Im Ergebnis entsteht für die zentrale Fragestellung ein
differenziertes Bild.
Im Kurkölner Urteilsdiskurs wurden Juden als Betrüger,
Wucherer und Feinde der
Christenheit dargestellt, wozu man auf Rechtssätze und vor
allem auf die
Kurkölner Judenordnung von 1700 zurückgriff. Im Jülich-Berger
Urteilsdiskurs
sind dagegen keine antijüdischen Stereotype zu finden, während
für
Brandenburg-Ansbach eine Veränderung zu konstatieren ist:
Traten hier zu Beginn
des 18. Jahrhunderts solche Zuschreibungen noch auf, kam es ab
1720 zu einem
Wandel; ab 1730 war es nicht mehr möglich, antijüdisch zu
argumentieren.
Judenspezifisch konnte dagegen an allen drei Obergerichten bei
der
Urteilsproduktion argumentiert werden, da die drei
territorialen normativen
Diskurse judenspezifische Rechtssätze beheimateten, die
argumentativ genutzt
werden konnten, wobei dies den jüdischen Parteien nicht zum
Nachteil gereichen
musste. Das Fazit: „Es lässt sich also abschließend
konstatieren, dass der
Kurkölner Urteilsdiskurs latent antijüdisch ausgerichtet war,
während der
Jülich-Berger und der Brandenburg-Ansbacher Urteilsdiskurs
zwar keine
antijüdischen, wohl aber judenspezifische Argumente
gestatteten“ (S. 241).
Offen bleibt dabei, wie die Unterschiede zu erklären sind,
welche Entwicklungen
dahinterstanden. Keinesfalls soll diese Anmerkung aber als
negative Kritik
verstanden werden: Hier hätten vertiefte Forschungen zu den
drei Territorien
ansetzen müssen, die weit über den Rahmen der Dissertation
hinausgegangen
wären.
Inwieweit sein Ergebnis verallgemeinert werden kann, hat
Berendonk selbst
problematisiert: „Aus dem Gesagten ergibt sich, dass die
Stellung jüdischer
Parteien nur für jedes Gericht einzeln bestimmt werden kann –
folglich keine
Aussagen über die generelle Stellung der Juden vor Gerichten
des Alten Reiches
möglich sind“ (S. 242). Angesichts der Vielzahl von Gerichten
und normativen
Diskursen im Alten Reich wie auch der seit dem Mittelalter
tief verwurzelten
Judenfeindschaft bleibt insofern jenseits der Auswertung von
54 Relationen an
drei Obergerichten noch viel zu erforschen zur jüdischen
Minderheit vor
Gericht, vor allem auch für die Zeit vor der Aufklärung und
unter Erweiterung
der Perspektive auf das Strafrecht. Berendonks innovative
Studie mit ihrem
bemerkenswerten Befund regt dazu an. Sie überzeugt insgesamt
besonders durch
ihre Methodik und die Stringenz der Durchführung. Dass sie
wichtige Hinweise
auch für die archivalische Quellenkunde bietet, sei nochmals
eigens betont. Für
die Auswertung von Prozessakten und die Interpretation von
Relationen hat sie
eine neue Sichtweise eröffnet.
Anmerkungen:
[1] Für die Reichsebene hat
jüngst André
Griemert, Jüdische Klagen gegen Reichsadelige. Prozesse am
Reichshofrat in den
Herrschaftsjahren Rudolfs II. und Franz I. Stephan, München
2015, eine Studie
vorgelegt.
[2] Zur Orientierung sei nur
verwiesen auf Achim
Landwehr, Historische Diskursanalyse, 2., aktualisierte Aufl.,
Frankfurt am Main
2018.
Zitation
Robert Kretzschmar: Rezension zu: Berendonk, Patrick:
Diskursive
Gerichtslandschaft. Die jüdische Minderheit vor
landesherrlichen Obergerichten
im 18. Jahrhundert. Konstanz 2020. ISBN 978-3-7398-3074-2, In: H-Soz-Kult,
18.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-93249>.
|
Date: 2021/03/18 08:09:59
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der Saarbrücker Zeitung, Kultur B5
Orwells „1984“ als Comicband : Der große Bruder
hat immer
Recht
Von Tobias
Kessler, Redakteur Kultur
Saarbrücken Natürlich, die Geschichte kennt man. Manches von ihr
ist in den
Sprachgebrauch und ins kollektive Gedächtnis eingesickert: „Big
brother is
watching you“, die Jahreszahl 1984 als Symbol des
Überwachungsstaates.
George Orwells Roman „1984“ ist ein Zukunftsblick von gestern,
wurde 1949
erstmal publiziert. Für ihre Comic-Adaption haben sich Texter
Jean-Christophe
Derrien und Zeichner Rémi Torregrossa bewusst nicht für eine
Modernisierung
entschieden, nicht für das Szenario einer heutigen Welt mit
Überwachung und
Spionage per Internet, nicht für Laptops und Handys.
Es wäre als Form der Adaption vielleicht zu offensichtlich gewesen
– so aber
liegt ein optischer Reiz der Lektüre des Bandes in seiner
überwiegenden
Retro-Gestaltung. Da mag mal kurz pyramidale moderne Architektur
aus dem
staubigen Straßenbild herausragen, ansonsten aber wirkt alles wie
von gestern,
vielleicht so, wie man sich in Orwells Vergangenheit eine düstere
Zukunft
vorgestellt hat. In diesem „1984“ schreibt die Hauptfigur Winston
Smith nachts
ins Tagebuch, was er tagsüber nicht einmal zu denken wagt: Dass
dieser Staat,
dessen Kopf namens „Big Brother“ streng von Plakaten herabblickt
(und wie
Donald Sutherland in den 1970er Jahren ausschaut), auf Lügen
gründet und durch
Angst stabil bleibt: Angst, von den eigenen Kindern als nicht
staatstreu genug
verraten zu werden. Angst, im Gespräch mit Kollegen Verdacht zu
erregen. Angst
vor ziemlich allem.
Eine Begegnung und eine beginnende Romanze mit der jungen,
erotisch sehr
aufgeschlossenen Frau Julia (ausgerechnet aus der Anti-Sex-Liga)
scheint ein
Ausweg zu sein, eine Art inneres Glück, eine Flucht ins Private zu
zweit. Für
die romantischen Liebesszenen wird der kühl anmutende
schwarz-grau-weiße Comic
wärmend bunt. Aber der Staat lässt sich nicht leicht täuschen und
hat Winston
längst im Auge.
Der Comic-Künstler Torregrossa zeichnet diese Welt detailliert in
all ihrer
Trostlosigkeit, alles wirkt ein wenig schäbig in dieser
ausgebleichten Welt,
selbst die Behörden des Machtapparates: Das „Ministerium für
Wahrheit“, in dem
die Neuigkeiten von gestern passend zur Gegenwart retuschiert
werden – eine Art
„old-fake-news“-Fabrik – wirkt wie ein gigantischer Stall mit
kargen
Einzelabteilungen. Die Parallelen dieser Welt ist zu denen unserer
sind
unleugbar – „Hasswochen“ zur Entladung des eigenen Frusts und zum
Anstacheln
der Aggression gegenüber einem diffusen Feind haben wir rund um
die Uhr in den
sogenannten sozialen Medien. Das Proletariat wird ruhiggestellt
mit
„stumpfsinnigen Zeitungen“ über Sport und Verbrechen, angereichert
mit
„billigster Pornografie“. Und Desinformation ist die
schlagkräftige
Propagandawaffe des Staates: Wenn die wöchentliche
Schokoladenration von 80 auf
20 Gramm gesenkt wird, sich aber niemand mehr an die 80 Gramm
erinnert, zumal
das „Ministerium für Wahrheit“ die Informationen in den Zeitungen
dazu komplett
tilgt, sieht man die mageren 20 Gramm eben als großzügiges
Geschenk des großen
Bruders an – besser als null Gramm ist das ohnehin.
Winston kennt die Wahrheit, aber was soll er
damit anfangen?
Die Sequenz, in der der Staat versucht, ihn zu zerbrechen (mit
Erfolg), gehören
zu den intensivsten Seiten des Bandes, der unter die Haut geht –
die Geschichte
mag alt sein, ist aber zeitlos.
Rémi Torregrossa (Zeichnungen) und Jean-Christophe Derriem
(Szenario nach
George Orwell): 1984.
Knesebeck, 124 Seiten, 22 Euro.
Beim selben Verlag ist auch der biografische Band „Orwell“ von
Pierre Christin
und Sébastien Verdier erschienen.
www.knesebeck-verlag.de
|
Date: 2021/03/19 13:30:53
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
„Ich habe heute abend Kirchendienst“, erzählt
mir meine Frau
beim Frühstück.
Ich bin erstaunt: „Am Freitag? Im Dom?“ Freitags gibt’s
normalerweise keinen
Gottesdienst. „Ja“, meint sie, „mit Elfie zusammen. Irgendetwas
ist heute, was
Besonderes.“
„Klar. Heute ist der 19te März, St. Josefstag.“ Das sagt ihr
nichts.
„Heute vor einem Jahr war das ein Donnerstag. Gestern vor einem
Jahr haben sie
mir meinen Vortrag für heute vor einem Jahr abgesagt. Über das,
was heute vor
einem Jahr vor 75 Jahren geschehen ist.“
Erneut ernte ich einen fragenden Blick.
„Heute vor 76 Jahren haben die Amerikaner St. Wendel eingenommen.
Vor einer halben Stunde (und 76 Jahren) sind sie dort unten auf
der Alsfassener
Straße entlang geschlichen. In Stiefeln mit Gummisohlen so gut wie
lautlos.
Jeweils einer auf jeder Straßenseite, das Gewehr in der Vorhalte,
leicht
gebückt, völlig angespannt - mit allen Sinnen auf jedes leiseste
Geräusch
lauschend, auf jede kleinste Bewegung reagierend.
Aber sie hörten so gut wie keine Geräusche und sahen auch kaum
eine Bewegung.
Sie meinten zu wissen, daß sie beobachtet wurden, aus Fenstern
oder Türen oder
sonstigen Ritzen. Aber es hat sie kaum jemand gesehen. Klar, die
Leute waren
neugierig, aber großer als ihre Neugierde war die Angst um das
eigene Leben.
Dein Papa hat mir das erzählt. Er hat die Amerikaner auch nicht
gesehen, als
sie die Straßen entlangkamen. Er saß wie die meisten Leute aus
Alsfassen im
Hauskeller und fürchtete sich fast zu Tode vor dem, was kommen
konnte. Oben im
alten Haus auf dem Hügel an der Kreuzung zum Falkenbösch. Die
Spannung - soll
ich besser sagen „die Angst“ - war enorm. Denn was hatte man nicht
alles über
den Feind gehört, diese Bestie in Menschengestalt, die alle Männer
und Kinder sofort
umbringen würden und die Mädchen und Frauen …“
Nun gut, daß hätte ich zu meiner Frau gesagt, wenn sie nicht nach
dem Wort „eingenommen“
nach oben verschwunden wäre, um sich im Homeoffice auf ihr Tagwerk
vorzubereiten.
Eine halbe Stunde später bringe ich meine Schwiegermutter Rita
nach Bliesen in
die Kurzzeitpflege in das Haus hinter der Kirche. Als ich bei
EuroSchu den
langen Hang hinauf ins Dorf fahre, sehe ich nicht die Überreste
der
amerikanischen Vorhut, die hier gestern vor 76 Jahren von einer
Geschützstellung nahe der Rassiersmühle in direktem Beschuß
zerstört wurde, sehe
ich nicht die ausgebrannten Trümmer der beiden Panzer und der
Halbkettenfahrzeuge, in denen zahlreiche G.I.s das Leben verloren,
sehe ich
nicht das große Loch im damals ersten Haus auf der rechten Seite,
wo die erste
Granate landete und einen großen Fetzen der Wand herausriß, bevor
die nächsten
Geschosse Menschen und Maschinen zerfetzten, rieche ich nicht den
Gestank von
Öl, Benzin, Blut und verbranntem Fleisch, der nach 12 Stunden
immer noch in der
Luft hing.
Nichts davon sehe ich jetzt oder sah ich je, und es gibt keine
Fotos davon und
nur bruchstück- und schemenhafte Überlieferungen. Es war nur eine
kleine
Episode in einem langen Krieg, der nach sechs Jahren endlich die
Heimat
erreicht und darüber hinweggerollt war. Sein Ende war in Sicht,
aber für die
Menschen zuhause - hier - fing er gerade erst an. Und nichts würde
mehr so sein
wie vorher.
Das kommt wohl öfters vor.
Alsfassen am Tag des hl. Josef 2021
Roland Geiger
|
Date: 2021/03/19 19:00:12
From: schubertbrigitte(a)t-online.de <schubertbrigitte(a)t-online.de>
Hast Du uns nicht mal in Scheidt einen Film über diesen Josefstag gezeigt, den erinnere ich !!!
Gruß Brigitte
-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Regionalforum-Saar] St. Josefstag
Datum: 2021-03-19T13:40:58+0100
Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
„Ich habe heute abend Kirchendienst“, erzählt mir meine Frau beim Frühstück.
Ich bin erstaunt: „Am Freitag? Im Dom?“ Freitags gibt’s normalerweise keinen Gottesdienst. „Ja“, meint sie, „mit Elfie zusammen. Irgendetwas ist heute, was Besonderes.“
„Klar. Heute ist der 19te März, St. Josefstag.“ Das sagt ihr nichts.
„Heute vor einem Jahr war das ein Donnerstag. Gestern vor einem Jahr haben sie mir meinen Vortrag für heute vor einem Jahr abgesagt. Über das, was heute vor einem Jahr vor 75 Jahren geschehen ist.“
Erneut ernte ich einen fragenden Blick.
„Heute vor 76 Jahren haben die Amerikaner St. Wendel eingenommen.
Vor einer halben Stunde (und 76 Jahren) sind sie dort unten auf der Alsfassener Straße entlang geschlichen. In Stiefeln mit Gummisohlen so gut wie lautlos. Jeweils einer auf jeder Straßenseite, das Gewehr in der Vorhalte, leicht gebückt, völlig angespannt - mit allen Sinnen auf jedes leiseste Geräusch lauschend, auf jede kleinste Bewegung reagierend.
Aber sie hörten so gut wie keine Geräusche und sahen auch kaum eine Bewegung. Sie meinten zu wissen, daß sie beobachtet wurden, aus Fenstern oder Türen oder sonstigen Ritzen. Aber es hat sie kaum jemand gesehen. Klar, die Leute waren neugierig, aber großer als ihre Neugierde war die Angst um das eigene Leben.
Dein Papa hat mir das erzählt. Er hat die Amerikaner auch nicht gesehen, als sie die Straßen entlangkamen. Er saß wie die meisten Leute aus Alsfassen im Hauskeller und fürchtete sich fast zu Tode vor dem, was kommen konnte. Oben im alten Haus auf dem Hügel an der Kreuzung zum Falkenbösch. Die Spannung - soll ich besser sagen „die Angst“ - war enorm. Denn was hatte man nicht alles über den Feind gehört, diese Bestie in Menschengestalt, die alle Männer und Kinder sofort umbringen würden und die Mädchen und Frauen …“
Nun gut, daß hätte ich zu meiner Frau gesagt, wenn sie nicht nach dem Wort „eingenommen“ nach oben verschwunden wäre, um sich im Homeoffice auf ihr Tagwerk vorzubereiten.
Eine halbe Stunde später bringe ich meine Schwiegermutter Rita nach Bliesen in die Kurzzeitpflege in das Haus hinter der Kirche. Als ich bei EuroSchu den langen Hang hinauf ins Dorf fahre, sehe ich nicht die Überreste der amerikanischen Vorhut, die hier gestern vor 76 Jahren von einer Geschützstellung nahe der Rassiersmühle in direktem Beschuß zerstört wurde, sehe ich nicht die ausgebrannten Trümmer der beiden Panzer und der Halbkettenfahrzeuge, in denen zahlreiche G.I.s das Leben verloren, sehe ich nicht das große Loch im damals ersten Haus auf der rechten Seite, wo die erste Granate landete und einen großen Fetzen der Wand herausriß, bevor die nächsten Geschosse Menschen und Maschinen zerfetzten, rieche ich nicht den Gestank von Öl, Benzin, Blut und verbranntem Fleisch, der nach 12 Stunden immer noch in der Luft hing.
Nichts davon sehe ich jetzt oder sah ich je, und es gibt keine Fotos davon und nur bruchstück- und schemenhafte Überlieferungen. Es war nur eine kleine Episode in einem langen Krieg, der nach sechs Jahren endlich die Heimat erreicht und darüber hinweggerollt war. Sein Ende war in Sicht, aber für die Menschen zuhause - hier - fing er gerade erst an. Und nichts würde mehr so sein wie vorher.
Das kommt wohl öfters vor.
Alsfassen am Tag des hl. Josef 2021
Roland Geiger
Date: 2021/03/27 00:21:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Ringvorlesung
„Migration
und städtischer Raum in Vergangenheit und Gegenwart“
Institut für Europäische Studien und Geschichtswissenschaften der
TU Chemnitz /
Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz
Chemnitz
07.04.2021 - 07.07.2021
Von Sebastian Schaarschmidt
Das Institut für Europäische Studien und Geschichtswissenschaften
der TU
Chemnitz veranstaltet in Kooperation mit dem smac – Staatliches
Museum für
Archäologie Chemnitz – eine Ringvorlesung zum Thema Stadt &
Migration sowie
eine Vortragsreihe zum Thema Europa als wöchentliche
Video-Ausstrahlung im
Sommersemester 2021.
Die Veranstaltung nimmt sich zweier Themenbereiche an, die in der
aktuellen
politischen und gesellschaftlichen Debatte große Relevanz
entfalten, und
untersucht sie aus unterschiedlichen Perspektiven – auch in ihrer
historischen
Dimension.
I. ‚Migration und städtischer Raum in Vergangenheit und Gegenwart‘
Migrationen stellen eine historische Konstante der europäischen
Geschichte dar.
Sie waren und sind wesentlich an der Ausgestaltung europäischer
Gesellschaften
beteiligt. Das gilt auch für die Siedlungsform der Stadt. Städte
auf der ganzen
Welt wurden durch Migrant:innen beeinflusst und geprägt. Dies
bezieht sich auf
unterschiedliche Aspekte von Kultur, Recht und Gesellschaft. Die
Vorlesung geht
diesen Einflüssen und Zusammenhänge in unterschiedlichen
Perspektiven nach. So
geraten verschiedene Aspekte der Themen ‚Migration‘ und ‚Stadt‘ in
den Blick.
II. ‚Europa im Aufbruch?!‘
Im Zuge der europäischen Integration lassen sich neue Formen der
Transnationalisierung von Politik, Gesellschaft und Kultur
feststellen. Dies
führte etwa zum Wandel politischer Entscheidungsprozesse,
räumlicher Mobilität
und sich verändernder kollektiver Identitäten. Die Vorträge gehen
auf
unterschiedliche Aspekte der Europäisierung ein (z.B. das Phänomen
‚Europäische
Kulturhauptstadt‘ oder die Demokratie der EU) und diskutieren
diese
Entwicklungen.
Programm
Anmeldung unter
info(a)smac.sachsen.de
Melden Sie sich zur kompletten Reihe, zu Teilen der Reihe oder
zu einzelnen
Vorträgen an.
Die Veranstaltung findet live über Zoom statt.
Sie erhalten den Zugangslink innerhalb von 3 Tagen per E-Mail.
Beginn ist jeweils 18:00 Uhr // Ende jeweils ca. 19:30 Uhr:
07.04.21
Gala Rebane (Chemnitz)
"Vom Rundblick zum Randblick. Großstadtdarstellungen im
postkolonialen
Film"
14.04.21
Europa im Aufbruch ?!
Prof. Dr. Jürgen Mittag (DSHS Köln)
Europäische Kulturhauptstädte im Spannungsfeld von Kultur- und
Marketingzielen
21.04.21
Europa im Aufbruch ?!
Prof. Dr. Sebastian Büttner (FU Berlin, Vetretungsprofessor)
Utopie und Eurokratie? Ziele und Praktiken des europäischen
Projekts im Lichte
der EU-Förderpolitik
28.04.21
Yvonne Schmuhl (smac, Chemnitz)
Wilde Ehen und römische Migration
05.05.21
Christoph Rass (Osnabrück)
"Stadtluft macht frei"? Mobilität, Migration und die Konstruktion
der
Stadt - Perspektiven einer (reflexiven) Historischen
Migrationsforschung.
19.05.21
Mario Kliewer (smac, Chemnitz)
„Es gibt zwei Städte in Algier.“ Szenen einer (spät)kolonialen
Metropole
26.05.21
Franziska Luppa (Dresden)
Mittendrin statt nur dabei: Fremde im klassischen Athen
02.06.21
Grischa Vercamer (Chemnitz)
„Fränkische Migration oder Invasion? Die Anfänge der
Hohenzollernherrschaft in
der Mark Brandenburg im 15.
Jahrhundert und die Berliner Bevölkerung“
09.06.21
Karin Wiest (Leipzig):
„Stadtforschung und postmigrantische Perspektive“
18.06.21
Europa im Aufbruch ?!
Elmar Rieger (Bamberg)
Die Demokratie der Europäischen Union. Soziologische Perspektiven
23.06.21
René Kreichauf (Berlin)
„Die Stadt und Asyl: Beispiele aus Europa und den USA“
30.06.21
Cecile Sandten (Chemnitz)
Die Zeltstadt "Dschungel" als Heterotopie und geopolitischer
Liminalraum: Kate Evans' Grafischer Roman Threads:
From the Refugee Crisis (2017)
07.07.21
Europa im Aufbruch ?!
Dr. Emanuel Deutschmann (Universität Göttingen)
Netzwerk Europa. Wie der Kontinent durch Mobilität und
Kommunikation
zusammenwächst
Kontakt
Prof. Dr. Martin Clauss - martin.clauss(a)phil.tu-chemnitz.de
Prof. Dr. Birgit Glorius - birgit.glorius(a)phil.tu-chemnitz.de
Jun.-Prof. Dr. Thomas Laux - thomas.laux(a)phil.tu-chemnitz.de
Jun.-Prof. Dr. Marian Nebelin - marian.nebelin(a)phil.tu-chemnitz.de
Zitation
Migration und städtischer Raum in Vergangenheit und Gegenwart. In:
H-Soz-Kult,
26.03.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-96661>.
|
Date: 2021/03/29 10:15:01
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
seit etlichen Wochen suche ich in den Sterbebüchern der Pfarrei
die Toten
zwischen 1793 und 1810 heraus, weil ich feststellte, daß in der
Zeit viele
Epidemien hier in der Stadt wüteten. Sachkundig werde ich durch
Frau Dr. Stitz
unterstützt, wenn mir - meistens - beim Latein die Luft ausgeht.
Gestern stieß ich auf einen Todesfall eines Italieners namens
Johann Baptist
Ardizzi, geb. um 1759, der am 8. August 1807 in St. Wendel im
Alter von 47
Jahren gestorben ist. Er hinterließ seine Ehefrau Martha
Bourgarda. Im
Kirchenbucheintrag steht in Latein: „domiciliatus in oria ad lacum
De Horta
departementi de Giagna ob opificium stagni fusoris et formatoris
his in
regionibus degens“.
Allerdings - das konnte ich nicht wirklich lesen. Den Anfang
vielleicht noch -
aber nach hinten blieben meine Lesekenntnisse auf der Strecke,
weil ich mir
unter den Wörtern nichts vorstellen konnte. Also schoß ich ein
Foto und sandte
es an Frau Dr. Stitz, die daraus fachkundig „beheimatet in Oria an
der Küste am
See De Horta im Departement Giagna und wegen der Tätigkeit als
Teichgießer und
–former in diesen Gegenden lebend“ machte.
Was die Fragen aufwarf, wo dieser Ort lag und
was zum Geier
ein Teichgießer und Teichformer tut und warum ein Mann mit einem
solchen Beruf
sich in St. Wendel niederlassen würde. Tatsächlich gibt es den Ort
„Oria“ heute
noch in Italien - gleich zweimal. Einmal unten im Stiefelabsatz,
der andere gehört
zur Region Como und liegt am Nordostufer des Luganer Sees. Und es
gibt einen
See namens „d’Orta“, der liegt ein Stück westlich des Lagio
Maggiore, von Oria am
Luganersee etwa 70 km entfernt. Nur das Department Giagna haben
wir nicht
finden können.
Im Familienstandsregister St. Wendel ist der Tod natürlich auch
vermerkt. Dort
werden zwei Zeugen angegeben, die leider nicht mit dem Toten
verwandt sind -
Joseph Tridondano, 41, und Jakob Tholey, 46. Ardizzis Ehefrau wird
dort „unterschlagen“
(, weshalb es für Genealogen, die z.B. ein Familienbuch
zusammenstellen, ratsam
sein mag, alle Quellen auszuschöpfen, nicht nur einseitig die
Familienstandsregister oder die Kirchenbücher). Ardizzis Beruf
wird mit „polier
d’élain“ angegeben, was der Übersetzer als „Wollpolierer“ deutet.
Das wird
immer obskurer. Also schaute ich genauer hin und sah, daß das „l“
bei „élain“
in Wirklichkeit in „t“ war, somit wurde aus dem „polier d’élain“
ein „polier
d'étain“, was sich mit „Zinnpolierer“ übersetzen läßt. Joseph
Tridondano,
ebenfalls aus Italien stammend, war Zinngießer (die Familie besaß
ein Haus auf
dem sog. Fräuleinbauplatz an der Ecke Josefs- und Marienstraße;
den Familiennamen
gab es schon nach der ersten Generation nicht mehr in St. Wendel.
Ein Sohn
heiratete nach Bernkastel-Kues, einen Tochter heiratete einen
Bindhammer).
Die Zahl 222 im Betreff weist aber auf ein trauriges „Jubiläum“
hin.
In den beiden Jahren 1799 und 1805 wüteten die Pocken in St.
Wendel. 1796 gab
es 42 Verstorbene in St. Wendel, 1791 waren es 61, und 1798
starben 52
Menschen. 1799 stieg die Zahl auf 175 Tote. Davon erlagen 134 den
Pocken. Unter
ihnen war ein Erwachsener (eine Witwe von 73 Jahren), die anderen
waren Kinder
im Alter von fünf Wochen bis 8 Jahren.
Vorige Woche bin ich auf einen besonders schlimmen Fall gestoßen,
da sind von
einer Familie mit elf Kindern 8 keine 10 Jahre alt geworden; davon
starben vier
an den Pocken (1799 und 1804) und zwei Mädchen direkt bei der
Geburt, ohne daß
Vornamen eingetragen wurden.
Ganz schlimm fand ich, daß einer der Pockentoten, Wendel, im Alter
von fünf
Jahren an seinem Geburtstag gestorben ist. Das war heute vor 222
Jahren.
Hier ist die Familien:
Franz Karl Weisgerber und Maria Magdalena Gessner
Franz Karl Weisgerber
Sohn von Peter und Maria Riefer
* 29.11.1760 in St. Wendel
+ 10.09.1821 in St. Wendel
Beruf: 1804 Schmied
oo 01.09.1789 in St. Wendalinus, St. Wendel
Maria Magdalena Gessner
Tochter von Nikolaus Gessner und N. Greif
* 18.11.1762 in St. Wendel
+ 05.01.1807 in St.
Wendel.
Kinder von Franz Weisgerber und Maria Gessner sind:
Johann Weisgerber
* 12.02.1792 in St. Wendel.
Wendel Weisgerber
* 29.03.1794 in St. Wendel + 29.03.1799 in St. Wendel.
Todesursache: Pocken
Heinrich Weisgerber
* 11.08.1796 in St. Wendel + 03.01.1798 in St. Wendel.
Barbara Weisgerber
* 04.08.1798 in St. Wendel + 24.03.1799 in St. Wendel.
Todesursache: Pocken
Barbara Weisgerber
* 28.01.1800 in St. Wendel + 09.11.1800 in St. Wendel.
Wendel Weisgerber
* 13.09.1801 in St. Wendel + 28.02.1870 in St. Wendel.
Adrian Weisgerber
* 26.04.1804 in St. Wendel + 05.12.1804 in St. Wendel.
Todesursache: Pocken
Anna Maria Weisgerber
* 26.04.1804 in St. Wendel + 10.12.1804 in St. Wendel.
Todesursache: Pocken
Tochter Weisgerber
* 02.01.1806 in St. Wendel + 02.01.1806 in St. Wendel.
Tochter Weisgerber
* 30.12.1806 in St. Wendel + 30.12.1806 in St. Wendel.
Anna Maria Weisgerber
* 05.01.1807 in St. Wendel + 05.01.1807 in St. Wendel.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
|
Date: 2021/03/29 15:04:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hallo,
jerres, so viel Resonanz hatte ich noch nie. Dabei hatte ich die
Sache mit
Herrn Ardizzi nur vorne drangesetzt, weil er gerade gestern
aufgetaucht ist.
Über verschiedene Listen - sowohl aus den USA (Eva Holmes) als
auch aus
Deutschland (Waltraud Pallasch und Rainer Clemens) - habe ich
gelernt, daß „stagnum“
oder „stannum“ hier als „Zinn“ zu übersetzen ist.
=> http://www.zeno.org/Georges-1913/A/stagnum+%5B2%5D?hl=stagnum
Waltraud Pallasch kennt sich am Ortasee aus und weiß, daß der
Ortsname falsch
geschrieben ist: der Ort heißt nicht „Oria“, sondern „Oira“. Und
das liegt an
diesem See.
Und den Familiennamen hat sie dort auch heute noch gefunden:
„Ardizzi Fratelli S.n.c.
11, Via Lago - 28891 Oira (VB)“
Rainer Clemens vermutet, daß es sich bei der
Departmentsbezeichnung „Giagna“ um
eine Falschschreibung handelt. Die sicherlich leicht passieren
kann, wenn der
deutsche Pfarrer sich mit der italienischsprachigen Witwe
unterhält: dann kann
leicht aus dem „Dipartimento dell’Agogna“ das „Department Giagna“
werden.
Eben bin ich seinem Link gefolgt und habe beim wikiepedia-Eintrag
der
Departmentshauptstadt Novarra
(https://de.wikipedia.org/wiki/Novara) eine Karte
gefunden, die den Ortasee am oberen Ende des Departments zeigt.
Herzlichen Dank Euch dreien; ich weiß nicht, ob ich jemals darauf
gekommen
wäre.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
|
Date: 2021/03/30 21:43:20
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Künstliche Kost.
Ernährung in
Deutschland, 1840 bis heute
Autor Uwe
Spiekermann
Reihe Umwelt und
Gesellschaft
17
Erschienen
Göttingen 2018: Vandenhoeck
& Ruprecht
Anzahl Seiten
948 S.
Preis € 60,00
ISBN 978-3-525-31719-8
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Laura-Elena Keck,
Institut für Kulturwissenschaften, Universität Leipzig
Das Titelbild von Uwe Spiekermanns umfangreicher Geschichte der
„Künstlichen
Kost“ in Deutschland zeigt eine in Plastik eingeschweißte Packung
„Emmentaler
Scheiben“ mit der Aufschrift „Naturkäse“. Damit ist das
Spannungsfeld, das der
Autor auf fast 800 Seiten aufmacht, bereits grob umrissen: Er
zeichnet nach,
wie und warum sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die äußere
Form, vor
allem aber die innere Zusammensetzung unserer Nahrungsmittel
fundamental
verändert hat. Dabei arbeitet er auch immer wieder heraus, an
welche
kulturellen Bedeutungen zwischen Natursehnsucht und
Machbarkeitsutopien die
neue „künstliche Kost“ gekoppelt war und auf welche Widerstände
und Vorbehalte
sie stieß.
Die Studie ist an der Schnittstelle von Wissens- und
Konsumgeschichte
angesiedelt – denn mit deren Konzepten lasse sich, so Spiekermann,
der „moderne
Typ von Gesellschaft“, der sich im 19. Jahrhundert herausbildete,
besonders
präzise fassen und beschreiben (S. 19). Dementsprechend bezieht
sich auch der
Begriff „künstliche Kost“ auf wissensbasierte Produkte: Es geht
nicht einfach
nur um verarbeitete Nahrungsmittel, sondern um Verarbeitung auf
der Grundlage
einer bestimmten Wissensform, die sich seit den 1840er-Jahren in
Form des
sogenannten „Stoffparadigmas“ herausbildete. Die Grundzüge dieses
Paradigmas
sind bis heute relativ stabil geblieben: Nahrungsmittel erscheinen
darin als
„Stoffkonglomerate“ (S. 21), und diese Stoffe lassen sich nicht
nur isolieren
und messen, sondern auch neu kombinieren und austauschen. Diese
Perspektive
ermöglichte die Entwicklung neuer Produkte, aber auch die gezielte
Optimierung
von Versorgungsleistungen und Qualitätskontrollen und bediente
damit zentrale
„Bedürfnisse der sich etablierenden Marktgesellschaft und des
Nationalstaates“
(S. 19). Gleichzeitig fungierten die neuen Produkte als
Wissensträger, über die
das Modell einer stofflich definierten Nahrung in immer mehr
Gesellschaftsbereiche
vordrang: „Wissen schuf Märkte, Märkte diffundierten Wissen und
veränderten so
Handeln.“ (S. 156)
Der Aufbau des Buches folgt in sechs Hauptkapiteln einer Mischung
aus
chronologischer und thematischer Ordnung und umspannt insgesamt
fast zwei
Jahrhunderte, von den 1840er-Jahren bis in die Gegenwart. Davon
nehmen die
ersten rund einhundert Jahre den weitaus größeren Raum ein, was
auf den ersten
Blick überraschen mag – der endgültige Durchbruch der „künstlichen
Kost“ auf
dem Massenmarkt erfolgte schließlich erst seit den 1950er-Jahren.
Doch
Spiekermann betont aus seiner wissensgeschichtlichen Perspektive
eher
Kontinuitäten als Brüche und sieht die zentralen konzeptionellen
und
technischen Innovationen bereits vor 1945 verwirklicht. Bei der
immer weiter fortschreitenden
Produktdiversifizierung und Marktsegmentierung, die sich bis heute
beobachten
lässt, handelt es sich aus diesem Blickwinkel lediglich um die
Verwirklichung
bereits „angelegter Veränderungen“ (S. 723).
Im ersten Kapitel des Hauptteils widmet sich der Autor der
Wissensgrundlage der
„künstlichen Kost“: Er beschreibt, wie sich, ausgehend von Justus
Liebigs
Unterscheidung zwischen den drei Makronährstoffen, seit den
1840er-Jahren das
Stoffparadigma durchsetzte und zum Ausgangspunkt zahlreicher neuer
Forschungsvorhaben und gesellschaftlicher Utopien wurde. Statt die
Geschichte
einer geradlinigen Wissensakkumulation zu erzählen, betont
Spiekermann dabei
auch Phasen des Nichtwissens: Zentrale Thesen, etwa zur
physiologischen
Funktion des Proteins, wurden experimentell widerlegt; auch die
„Entdeckung“
neuer Substanzen wie der Vitamine forderte die tradierte Lehre
immer wieder
heraus. Doch das Stoffparadigma erwies sich als flexibel: Es wurde
zwar
erweitert und differenziert, behielt seine grundlegende Struktur
aber bei.
Schon früh wurden auf dieser Grundlage neue Produkte entwickelt,
die im
folgenden Kapitel im Zentrum stehen: Anhand unterschiedlicher
Produktgruppen
wie Suppen- und Würzpräparaten oder Militärverpflegung wird
gezeigt, wie die
(noch begrenzte) Vermarktung „künstlicher Kost“ um 1900 dazu
beitrug, das neue
stoffliche Wissen zu verbreiten und im Alltag zu verankern. Nicht
alle Produkte
erwiesen sich dabei als Erfolgsgeschichte; viele wurden von den
Konsument:innen
nicht angenommen oder blieben auf Nischenmärkte beschränkt.
Dennoch, die
grundlegenden Potentiale der „künstlichen Kost“ waren etabliert:
Sie bot die
Möglichkeit, Nahrung zu optimieren – in Hinblick auf den
Nährstoffgehalt und
damit den Gesundheitswert, aber auch auf die Nutzung knapper
Ressourcen. Im
Zuge dieser Optimierungsversuche entstanden aber auch neue Risiken
und Anlässe
zu Kritik.
Die nächsten beiden Kapitel umfassen zeitlich die beiden
Weltkriege und die
Zwischenkriegszeit. In Kapitel vier wird die Etablierung eines
„Eisernen Dreiecks“
aus Wissenschaft, Wirtschaft und Staat in der Zwischenkriegszeit
beschrieben:
Während der Staat sich vor dem Ersten Weltkrieg eher zurückhaltend
gezeigt
hatte, entstand nun ein wechselseitiges Kooperationsnetzwerk, in
dem aber
durchaus auch Konflikte ausgehandelt werden mussten. Ergebnisse
dieses
Prozesses waren unter anderem die zunehmende Normierung der
„künstlichen Kost“,
die fortschreitende Verwissenschaftlichung der Produktionsabläufe
und eine
stärkere Anbindung an biopolitische Ziele und
Autarkiebestrebungen, die während
des Nationalsozialismus ihren Höhepunkt erreichte. In Kapitel fünf
liegt der
Fokus wieder stärker auf den Produkten selbst: Technologische
Innovationen und
Verbesserungen, etwa im Bereich der Verpackung oder der Gefrier-
und Trocknungstechnik,
ermöglichten seit den 1920er-Jahren eine deutliche Verbreiterung
der
Warenpalette, die sich zudem zunehmend an den Wünschen der
Verbraucher:innen
ausrichtete. Viele Veränderungen spielten sich allerdings unter
der Oberfläche
der Produkte ab: Farb-, Zusatz- und Austauschstoffe waren im
Endprodukt
unsichtbar und wurden häufig auch nicht deklariert. Parallel dazu
verschob sich
der Fokus der Kritik, die sich nun weniger auf Produktfälschungen
und stärker
auf gesundheitliche Risiken richtete.
In den letzten beiden Kapiteln schließlich geht es um die
Durchsetzung der
neuen Produkte auf dem Massenmarkt. Die erhöhte Kaufkraft und neue
Vertriebsstrukturen verhalfen der „künstlichen Kost“ seit den
späten
1950er-Jahren zum endgültigen Durchbruch und hatten ein
„historisch
einzigartiges Wachstum der Lebensmittelsortimente“ (S. 776) zur
Folge.
Spiekermann hinterfragt allerdings den Status der Nachkriegszeit
als
„exzeptionelle Periode“ (S. 658), betont Kontinuitäten zur
Vorkriegszeit und
zeigt auch, wie groß der Einfluss der Militärverpflegung im
Zweiten Weltkrieg
als „Schrittmacher des ‚Konsumsektors‘“ (S. 580) war. Für die
zweite Hälfte des
20. Jahrhunderts konstatiert er zwar durchaus Verschiebungen, etwa
im
Verhältnis zwischen den Akteur:innen des „Eisernen Dreiecks“; die
grundlegenden
Strukturen hatten aber Bestand. Mit der Verfügbarkeit „künstlicher
Kost“ wuchs
auch die Sehnsucht nach „natürlicher“ Nahrung: Wissenschaft und
Wirtschaft
waren zunehmend bestrebt, eine „künstliche Natur“ zu schaffen, für
die der
eingangs erwähnte „Naturkäse“ in Plastik sinnbildlich steht.
„Künstliche Kost“ ist eine Fundgrube für sehr detailliert und
fachkundig
aufbereitete Fallstudien zu ganz unterschiedlichen Themenbereichen
– von Säuglingskost
über frühe Vitaminpräparate bis hin zu Astronautennahrung –, die
auf einem
beeindruckenden Quellenkorpus beruhen, das der Autor seit 1989
zusammengetragen
hat. Die zeitlichen Überlappungen zwischen den Kapiteln führen
zwar zu einigen
inhaltlichen Überschneidungen; zahlreiche Querverweise sowie vier
separate
Register im Anhang erleichtern jedoch die Orientierung. Die Stärke
der Studie
liegt in der ausführlichen und ausgewogenen Darstellung der
Kooperationen und
Konflikte zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Staat, die die
Entwicklung der
„künstlichen Kost“ und damit des gesamten Ernährungssektors
entscheidend
prägten. Dabei wird deutlich, wie entscheidend die Ressource
Wissen für die
Entstehung neuer Nahrungsmittel war – nicht nur, weil sie in
Produktionsprozesse
umgesetzt werden konnte, sondern auch, weil sie einen gemeinsamen
Kommunikations- und Verständigungsraum für heterogene
Akteur:innengruppen
bereitstellte, in dem sich auch die Kritiker:innen der
„künstlichen Kost“
bewegten. Überzeugend ist auch die gegen den Strich gelesene
Periodisierung,
die auf Kontinuitäten der Wissensform hinweist, die bis heute
andauern.
Der Bereich alltäglichen Ernährungshandelns und die
Konsument:innen kommen im
Vergleich dazu allerdings ein wenig zu kurz. Ihr aktiver
Gestaltungsspielraum
scheint sich vor allem auf Konsumverweigerung zu beschränken.
Kreative
Aneignungsprozesse im Umgang mit Waren, die als Wissensträger zwar
bestimmte
Handlungsformen nahelegen, aber keineswegs deterministisch
bestimmen, spielen kaum
eine Rolle. Beschrieben wird in erster Linie ein Prozess der
Wissensdiffusion,
bei dem „objektiviertes“, im Labor produziertes Wissen die
Gesellschaft
durchdringt und „subjektives“, praktisches (Alltags-)Wissen
tendenziell
verdrängt. Dass ein solches Modell zwar dem Selbstverständnis der
Ernährungsexpert:innen im Untersuchungszeitraum entsprach, vor dem
Hintergrund
der neueren Wissensgeschichte aber zu einseitig erscheint, wird
zwar angedeutet
(S. 436f.), empirisch aber zu wenig eingelöst. Es finden sich nur
wenige
Beispiele dafür, dass subjektives Wissen für die
Ernährungsforschung nicht nur
als negative Abgrenzungsfolie diente, sondern auch
forschungsleitend im
positiven Sinn sein konnte. Ein stärkerer Fokus auf die
Zirkulation und
Produktion von Wissen außerhalb des „Eisernen Dreiecks“ und auf
wechselseitige
Austauschprozesse hätte auch den Blick auf Vegetarismus und
Lebensreform weiter
schärfen können.
Trotz dieser kleineren Kritikpunkte ist „Künstliche Kost“ ein
wichtiger und
lesenswerter Beitrag zur Wissens- und Konsumgeschichte der
Ernährung. Bislang
mangelte es an Darstellungen, die einen so umfassenden und breiten
Blick auf
die fundamentalen Umgestaltungen der letzten zweihundert Jahre
werfen. Die
Lektüre schärft den Blick nicht nur für die Geschichte der
Nahrungsprodukte,
die uns heute so alltäglich erscheinen, sondern auch für zentrale
Funktionsmechanismen moderner Wissens- und Konsumgesellschaften.
Zitation
Laura-Elena Keck: Rezension zu: Spiekermann, Uwe: Künstliche Kost.
Ernährung in
Deutschland, 1840 bis heute. Göttingen 2018. ISBN 978-3-525-31719-8, In: H-Soz-Kult,
31.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-27206>.
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Date: 2021/03/30 21:51:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Das Elsass
und die Pfalz -
Wechselbeziehungen zweier Grenzregionen.
Vortragender: Roland Paul
Sonntag, 25. April 2021
11:15 bis 12:30 Uhr
Preis: Kostenlos ·
Dauer: 1 Std. 15 Min.
Öffentlich
Veranstaltung von Kulturzentrum Herrenhof
Online: pfalzmatinee250421.herrenhof-mussbach.de
Der Eintritt zum Vortrag ist frei, wir freuen uns aber über Ihre
Spende:
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Weitere Informationen hierzu finden Sie auf unserer Website www.herrenhof-mussbach.de
unter der
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Sie können den Vortrag auch hier bei YouTube verfolgen: https://youtu.be/qc9kwMVSFrc
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