Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] zwei Vorträge und wie man dah in kommt

Date: 2021/03/01 08:59:30
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

in St. Wendel gibt es seit ein paar Jahren ein Netzwerk, das nennt sich „Wendelinus Stiftung“, iniitiert u.a. von der Kreissparkasse und ursprünglich wohl von Hermann Scheid aus Oberthal. Seit mehreren Jahren treffen sich einmal im Jahr Mitglieder der Stiftung mit Leuten aus dem St. Wendeler Land, die ihr Glück in der Fremde gefunden haben. Ich stieß zu ihnen, als ich im Rahmen der Jahrestreffen eine Stadtführung durchführte.

Seit vergangenem Jahr beschränkt sich dieses Treffen auf virtuellem Weg, d.h. manche „Mitglieder“ bieten online Vorträge an.

In diesem Jahr wird es am Freitag, 19. März, auf Josefstag ab 18 Uhr zwei Vorträge geben:

Dr. Franz-Josef Kockler aus St. Wendel:
„Die Keller´sche Gesellschaft“. Die Unruhen des Jahres 1832 im Fürstentum Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung

Klaus Brill, Journalist aus Frankenau
"Neue Lust aufs Land. Die Zukunft des Dorfes unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und der fortschreitenden Globalisierung"

Das Ganze wird über Zoom abgewickelt, dazu braucht man eine Einladung des Veranstalter. Mit dem habe ich gestern gesprochen, und man sagte mir, ich solle die Emailadresse mit Namen sammeln und bis 10. März an die Stiftung schicken, damit entsprechende Einladungen versandt werden können.

Wenn Ihr also Interesse an einer Teilnahme habt, sendet mir bitte off-list, also außerhalb dieser Liste, eine Email an  meine Adresse „alsfassen(a)web.de“. Ich sammele und gebe sie dann weiter.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger


Re: [Regionalforum-Saar] zwei Vorträge und wie man dahin kommt

Date: 2021/03/01 09:02:10
From: Friedrich.Denne(a)t-online.de <Friedrich.Denne(a)t-online.de>

Zu spät, die INFO ging gerade raus.

Wir können aber die Nächste früher versenden.

Fritz

 

...............................

 

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] zwei Vorträge und wie man dahin kommt

Datum: 2021-03-01T08:59:39+0100

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

Guten Morgen,

in St. Wendel gibt es seit ein paar Jahren ein Netzwerk, das nennt sich „Wendelinus Stiftung“, iniitiert u.a. von der Kreissparkasse und ursprünglich wohl von Hermann Scheid aus Oberthal. Seit mehreren Jahren treffen sich einmal im Jahr Mitglieder der Stiftung mit Leuten aus dem St. Wendeler Land, die ihr Glück in der Fremde gefunden haben. Ich stieß zu ihnen, als ich im Rahmen der Jahrestreffen eine Stadtführung durchführte.

Seit vergangenem Jahr beschränkt sich dieses Treffen auf virtuellem Weg, d.h. manche „Mitglieder“ bieten online Vorträge an.

In diesem Jahr wird es am Freitag, 19. März, auf Josefstag ab 18 Uhr zwei Vorträge geben:

Dr. Franz-Josef Kockler aus St. Wendel:
„Die Keller´sche Gesellschaft“. Die Unruhen des Jahres 1832 im Fürstentum Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung

Klaus Brill, Journalist aus Frankenau
"Neue Lust aufs Land. Die Zukunft des Dorfes unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und der fortschreitenden Globalisierung"

Das Ganze wird über Zoom abgewickelt, dazu braucht man eine Einladung des Veranstalter. Mit dem habe ich gestern gesprochen, und man sagte mir, ich solle die Emailadresse mit Namen sammeln und bis 10. März an die Stiftung schicken, damit entsprechende Einladungen versandt werden können.

Wenn Ihr also Interesse an einer Teilnahme habt, sendet mir bitte off-list, also außerhalb dieser Liste, eine Email an  meine Adresse „alsfassen(a)web.de“. Ich sammele und gebe sie dann weiter.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger




Re: [Regionalforum-Saar] zwei Vorträge und wie man dahin kommt

Date: 2021/03/02 10:01:31
From: Hans-Joachim Kühn via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Lieber Roland,

 

Du kannst mich bitte auch auf die Liste der Interessenten setzen.

 

Ich wäre vor allem am Beitrag über „Die Kellersche Gesellschaft“ interessiert, habe aber am 19. März ab 18.00 Uhr schon einen anderen Termin. Du weißt nicht zufällig, ob die Beiträge irgendwann gedruckt oder auf YouTube gestellt werden?

 

Mit herzlichem Gruß

 

Hans-Joachim

 

 

 

Dr. Hans-Joachim Kühn

Kreuzstraße 26

D-66701 Düppenweiler

 

' 06832 801989

Mail: hans-joachim-kuehn(a)gmx.de

Internet: www.hans-joachim-kuehn.de

 

Von: regionalforum-saar-bounces+hans-joachim-kuehn=gmx.de(a)genealogy.net [mailto:regionalforum-saar-bounces+hans-joachim-kuehn=gmx.de(a)genealogy.net] Im Auftrag von Roland Geiger via Regionalforum-Saar
Gesendet: Montag, 1. März 2021 08:59
An: Regionalforum
Betreff: [Regionalforum-Saar] zwei Vorträge und wie man dahin kommt

 

Guten Morgen,

in St. Wendel gibt es seit ein paar Jahren ein Netzwerk, das nennt sich „Wendelinus Stiftung“, iniitiert u.a. von der Kreissparkasse und ursprünglich wohl von Hermann Scheid aus Oberthal. Seit mehreren Jahren treffen sich einmal im Jahr Mitglieder der Stiftung mit Leuten aus dem St. Wendeler Land, die ihr Glück in der Fremde gefunden haben. Ich stieß zu ihnen, als ich im Rahmen der Jahrestreffen eine Stadtführung durchführte.

Seit vergangenem Jahr beschränkt sich dieses Treffen auf virtuellem Weg, d.h. manche „Mitglieder“ bieten online Vorträge an.

In diesem Jahr wird es am Freitag, 19. März, auf Josefstag ab 18 Uhr zwei Vorträge geben:

Dr. Franz-Josef Kockler aus St. Wendel:
„Die Keller´sche Gesellschaft“. Die Unruhen des Jahres 1832 im Fürstentum Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung

Klaus Brill, Journalist aus Frankenau
"Neue Lust aufs Land. Die Zukunft des Dorfes unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und der fortschreitenden Globalisierung"

Das Ganze wird über Zoom abgewickelt, dazu braucht man eine Einladung des Veranstalter. Mit dem habe ich gestern gesprochen, und man sagte mir, ich solle die Emailadresse mit Namen sammeln und bis 10. März an die Stiftung schicken, damit entsprechende Einladungen versandt werden können.

Wenn Ihr also Interesse an einer Teilnahme habt, sendet mir bitte off-list, also außerhalb dieser Liste, eine Email an  meine Adresse „alsfassen(a)web.de“. Ich sammele und gebe sie dann weiter.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger




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[Regionalforum-Saar] KURIOSES AUS DER GENEALOGIE

Date: 2021/03/03 11:22:00
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Freundinnen und Freunde der Genealogie,

die Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e. V. möchte Sie sehr herzlich zu ihrer folgenden Online-Veranstaltung auf der Webmeeting-Plattform ZOOM einladen:

Roland-Online-Vortragsabend

KURIOSES AUS DER GENEALOGIE

mit dem Referenten Heiko Hungerige aus Bochum

am Dienstag, dem 9. März 2021 um 19.00 Uhr auf ZOOM!

Einlass ab 18.30 Uhr.

Anmeldung:


Nach dem Klick auf REGISTRIERUNG erhalten Sie automatisch eine Bestätigungs-E-Mail mit dem Link zum Zutritt in den Zoom-Meeting-Raum. Manchmal landet die Bestätigungs-E-Mail auch im SPAM-Ordner. Schauen Sie ggf. dort auch nach.

Hinweis: Der Erhalt der Anmeldebestätigung garantiert keine Teilnahme! Bitte loggen Sie sich frühzeitig ab dem oben genannten Einlasszeitpunkt in das Zoom-Meeting ein.

Veranstaltungsinhalt:

Arbeitet man schon viele Jahre an seiner eigenen Familiengeschichte und forscht zum Beispiel in alten Kirchenbüchern und anderen Forschungsquellen, treten oft Kuriositäten zu Tage, die einen zum Schmunzeln bringen. Solche Kuriositäten bringen besondere Momente in die Genealogie und in die Familiengeschichte. Der Referent Heiko Hungerige wird seine Zuschauerinnen und Zuschauer durch einige Beispiele aus seiner genealogischen Kuriositätensammlung führen.  

Wenn Sie zum ersten Mal an einer unserer Online-Veranstaltungen auf ZOOM teilnehmen möchten, finden Sie auf unserer Homepage eine detaillierte Anleitung:


Unsere Datenschutzerklärung, die auch die Nutzung von ZOOM-Webmeetings enthält, finden Sie unter:


Wir würden uns sehr freuen, Sie zu dieser Roland-Online-Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

Freundliche Grüße

Georg Palmüller


Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft
ROLAND ZU DORTMUND e. V.
Beauftragter Roland-Öffentlichkeitsarbeit

Postfach 10 33 41
44033 Dortmund





_____________________________________
International German Genealogy Partnership (IGGP) mailing list
Write new topics to IGGP-L(a)genealogy.net
Mailing list administration
https://list.genealogy.net/mm/listinfo/iggp-l

IGGP website https://iggp.org/
Join us at the International German Genealogy Conference 2021
17th to 24th July 2021

[Regionalforum-Saar] über Rosa Luxemburg, die am 5. März 150 Jahre alt geworden wäre

Date: 2021/03/04 09:56:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

dieser Link "https://www.fr.de/panorama/sie-hat-das-leben-einer-freien-frau-gefuehrt-90226893.html" für zu einem Zeitungsartikel in der Frankfurter Rundschau.
--
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

--------------------

Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
Tel. 06851-3166
email alsfassen(a)web.de
www.hfrg.de

[Regionalforum-Saar] Ruinen aus der Sicht der Kulturwissenschaften

Date: 2021/03/06 14:57:46
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Ruinen aus der Sicht der Kulturwissenschaften

Veranstalter J. Otto Habeck / Frank Schmitz, Universität Hamburg (Fachbereich Kulturwissenschaften, Universität Hamburg)

Ausrichter Fachbereich Kulturwissenschaften, Universität Hamburg

Gefördert durch Universität Hamburg; SUTOR-Stiftung

08.04.2021 - 08.07.2021

Von Joachim Otto Habeck, Institut für Ethnologie, Universität Hamburg

Prof. Dr. J. Otto Habeck (Ethnologie, UHH) und Dr. habil. Frank Schmitz (Kunstgeschichte, UHH) organisieren die Ringvorlesung „Ruinen aus der Sicht der Kulturwissenschaften: Materialität im Verfall – Nachnutzungen – Umdeutungen“ im Sommersemester 2021. Eine Veranstaltung des Fachbereichs Kulturwissenschaften der Universität Hamburg. Wir starten am 8. April, weiter geht es wöchentlich donnerstags von 16 bis 18 h (Zoom Webinar).

Ruinen sind gleichermaßen Symbole der Vergänglichkeit sowie Zeichen von Zerstörungsakten. Ihre Betrachtung löst sehr ambivalente Emotionen aus, die nostalgische Bilder ebenso wie die Angst vor dem Unheimlichen und dem Gefahrvollen umfassen. Sie evozieren Erinnerungen und Mahnungen. Mit der Unbestimmtheit und Leere gehen Fragen nach der Zukunft einher: Was wird aus Industriebrachen, verlassenen Kasernengebäuden und Bodendenkmälern? Wer bestimmt darüber? Was wird aus architektonischen Versatzstücken? Wer hat die Legitimation, sie zu verwenden? Vielleicht liegt gerade in der Persistenz des Ruinösen, in der Gegenständlichkeit und Widerspenstigkeit die besondere Qualität dessen, was zur Wiederaneignung gelangt? Die Vorträge der Ringvorlesung sollen diese Fragen und Thesen aus diversen kulturwissenschaftlichen Perspektiven behandeln.

Den Link zum Zoom-Webinar erhalten Sie von Nathalie Isaak, nathalie.isaak(a)uni-hamburg.de
Alle Termine donnerstags 16:15–18:00 h

Programm

8. April 2021
Frank Schmitz (Hamburg) und J. Otto Habeck (Hamburg)
Einführung zur Ringvorlesung „Ruinen aus Sicht der Kulturwissenschaften“

15. April 2021
Beate Löffler (Dortmund)
Die Geduld der Steine. Bauliche Fragmente und die Aushandlung von Geschichte
Susanne Krasmann (Hamburg)
Erbe der Menschheit? Über die Kraft der Zerstörung von Architektur

22. April 2021
Tom Wilkinson (London)
Ruins of the Future: Building Decay in Contemporary Architecture
João G. Rizek (Berlin)
The Ruin Paradox: Deactivation of a Critical Model

29. April 2021
Florina Pop (Innsbruck)
Recovering the Ruin: Regaining firmitas, utilitas and venustas
Georg-Felix Sedlmeyer (Bamberg)
Unbekannte Verhandlungen zwischen Zerstörung und Abbruch: Das Dölitzer Schlösschen

6. Mai 2021
Marta Smolińska (Poznań)
Spektren von preußischem Pompeji: zwei ortsspezifische Ausstellungen in den Ruinen der einstigen Festung Küstrin
Kirsten Wagner (Bielefeld)
Mobile Ruinen. Mediale Übersetzungen von Ruinen am Beispiel phelloplastischer Modelle

20. Mai 2021
Philipp Glanzner (Graz)
Der Verfall österreichischer Höhenburgen
Jacobus Bracker (Hamburg)
Ruinen als Erzählungen in einer mehr-als-menschlichen Welt

27. Mai 2021
Thomas Meier (Heidelberg)
Die Ruine als Vergewisserung einer post-apokalyptischen Gegenwart
Rainer-Maria Weiss (Hamburg)
Fallbeispiel Hamburg – Archäologische Fragmente in der modernen Metropole

3. Juni 2021
Zoltán Somhegyi (Budapest)
From Ruins to the Ruins of Ruins: The Challenging Afterlife of Architectural Dereliction
Michael Diers (Hamburg/Berlin)
Trümmerfelder. Ruine (und Torso) in der zeitgenössischen Kunst

10. Juni 2021
Josephine Kanditt und Thomas Schmidt-Lux (Leipzig)
Von „Archiven des Wohnens“ und „former glory“. Zeitgenössische Debatten über die verlassene ha–ra–t- Architektur im Zentraloman
Julia Pauli (Hamburg)
Das Ende der Migration. Von Traumhäusern zu Ruinen in einer transnationalen mexikanischen Gemeinde

17. Juni 2021
Christian Fuhrmeister (München)
Zur Erfolgsgeschichte von Albert Speers „Theorie vom Ruinenwert“
Stefanie Samida (Heidelberg)
Die nationalsozialistischen Thingstätten: Un|Sichtbares Erbe zwischen Verfall, Aneignung und Umdeutung

24. Juni 2021
Marina Linares (Köln)
Bunkerruinen 75 Jahre nach Kriegsende – Reste manifester Zerstörung
Constanze Röhl und Peter I. Schneider (Cottbus)
Place Hacking Peenemünde – Aneignung, Wahrnehmung und Interpretation einer Industrieruine aus der Zeit des Nationalsozialismus

1. Juli 2021
Dieter Reinisch (Galway)
Ruinen als Chancen und Hindernisse des nordirischen Friedensprozesses
David Ehrenpreis (Harrisonburg)
The Temporary Ruin: Imagining a Future for Richmond’s Robert E. Lee Memorial

8. Juli 2021
Luise Rellensmann und Katrine Jensen (Cottbus)
Recent Ruins beyond Preservation: Aesthetic Re-contextualization as Critical Heritage Practice
Patrick Kahle (Hildesheim)
Ruinen in den Neuen Bundesländern – Grundzüge einer ostdeutschen, aber keiner (n)ostalgischen ethnologischen Forschung

Kontakt
nathalie.isaak(a)uni-hamburg.de
Zitation

Ruinen aus der Sicht der Kulturwissenschaften. In: H-Soz-Kult, 05.03.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-96219>.




[Regionalforum-Saar] Familienbuch Hasborn-Dautweiler neu erschienen

Date: 2021/03/08 23:28:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Familienbuch Hasborn-Dautweiler neu erschienen

Mit der Fertigstellung des Familienbuches für Hasborn-Dautweiler ist für den Historischen Verein ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen und eine familienkundliche Lücke geschlossen worden. Wegen des Datenschutzes für lebende Personen beschränken sich die Angaben im Familienbuch leider nur auf verstorbene Personen mit Ausnahme des Dichters Johannes Kühn, der als Person des öffentlichen Lebens gilt. Trotz aller Einschränkungen denken wir, dass in diesem Familienbuch jeder den Anschluss an seine Vorfahren finden und für sich selbst den weiteren Stammbaum komplettieren kann. Ziel des Vereins war es, alle Personen zu erfassen, die jemals in Hasborn-Dautweiler gelebt haben, ausgenommen Personen, die nur kurzzeitig im Ort waren und ansonsten keinen Bezug zu unserem Ort hatten.

Die beiden Autorinnen Gerda Scholl und Anne Lermen bewältigten ihre Aufgabe sehr engagiert. Nach jahrelangen Forschungen fassten sie die umfangreichen Informationen zusammen, überprüften und bearbeiteten sie, wobei in Teamarbeit manch harte (Familien-) Nuss geknackt werden musste. Erschwerend kam hinzu, dass die Kirchenbücher von Hasborn vor 1775 fehlten und für Dautweiler, das bis 1798 zur Pfarrei St. Peter Theley gehörte, Lücken in den Aufzeichnungen aufwies. Viele Informationen mussten deshalb in Archiven und in anderen Quellen mühsam gesucht werden. Die gewonnenen Forschungsergebnisse wurden von Harald Lermen in das Genealogieprogramm OMEGA eingegeben und druckreif bearbeitet.

Bei der Auflistung der Familien wurde anstatt Name/Datum die Reihenfolge Name/Vorname/Datum von den Vereinsverantwortlichen bevorzugt.

Auf Fotos und Ortschroniken wurde verzichtet, weil das neue Heimatbuch – das Ende diesen Jahres erscheinen soll – und die bereits publizierten Bücher und Hefte des Vereins diese Themen ausführlich behandeln.

Dadurch ist ein handliches Familienbuch herausgekommen, gespickt mit teils amüsanten Anekdoten, das als genealogisches Nachschlagewerk den Menschen unseres Ortes und darüber hinaus dienen soll.

Durch das nun vorliegende Familienbuch hat der Historische Verein ein Kompendium herausgebracht, gespickt mit teils amüsanten Anekdoten, das als genealogisches Nachschlagewerk den Menschen von Hasborn-Dautweiler und darüber hinaus dienen soll. Auf der vereinseigenen Homepage www.hisv-hasborn-dautweiler.de“ können zudem anhand einer Leseprobe exemplarisch einige Familienverhältnisse nachvollzogen werden. Das Familienbuch ist ab sofort zum Preis von 27,50 € erhältlich.
 
Wegen der Corona-Pandemie konnte keine öffentliche Buchvorstellung erfolgen. Das Familienbuch kann erworben werden: am Mittwoch, den 10.03. von 17.00 bis 18.30 Uhr im Alten Rathaus in Hasborn, Postweg 8. Die Hygienemaßnahmen werden beim Verkauf eingehalten.


[Regionalforum-Saar] Verkauf des FB Hasborn-Dautweiler verzögert sich um gut zwei Wochen

Date: 2021/03/09 16:12:56
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Tag,


gestern habe ich die Mitteilung über das Erscheinen des Ortsfamilienbuchs Hasborn-Dautweiler durch den Äther geschickt.


Eben erfahre ich, daß sich die Buchlieferung seitens der Druckerei um gut zwei Wochen verzögern wird.

Deshalb gibt es auch morgen keinen Verkauf in Hasborn.


Wenn Sie ein Buch bestellen wollen, wenden Sie sich bitte direkt an Herbert Jäckel, den Vorsitzenden des Vereins => <jaeckel.herbert(a)t-online.de>


Bitte beachten: Ich bin nur der Überbringer der Nachrichten - weder bearbeite ich Bestellungen noch stelle ich meine Rübe zum Köpfen zur Verfügung.


Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Fwd: [IGGP-L] Online-Vortrag ENTZIFFERUNG VON ALTEN HANDSCHRIFTEN am 18. März 2021 b eim Ahnenforscher Stammtisch Unna

Date: 2021/03/12 12:13:13
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>



-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: [IGGP-L] Online-Vortrag ENTZIFFERUNG VON ALTEN HANDSCHRIFTEN am 18. März 2021 beim Ahnenforscher Stammtisch Unna
Datum: Fri, 12 Mar 2021 09:58:34 +0100
Von: Georg Palmueller via IGGP-L <iggp-l(a)genealogy.net>
Antwort an: palmueller(a)me.com, iggp-l(a)genealogy.net
An: E. Adam via IGGP-L <iggp-l(a)genealogy.net>


Liebe Freundinnen und Freunde der Ahnenforschung,

der Ahnenforscher Stammtisch Unna möchte Sie sehr herzlich zu seiner folgenden Online-Veranstaltung auf der Webmeeting-Plattform ZOOM einladen:

Ahnenforscher Stammtisch Unna Onlinetreff 
mit Vortrag 
ENTZIFFERUNG VON ALTEN HANDSCHRIFTEN 
mit Ingrid Prünte aus Werl 

am Donnerstag, dem 18. März 2021 um 19.00 Uhr auf ZOOM!

Einlass ab 18.30 Uhr.

ANMELDUNG:


Nach der Registrierung erhalten Sie eine Bestätigungs-E-Mail mit Informationen über die Teilnahme am Meeting. Falls Sie die Anmeldebestätigung nicht erhalten, schauen Sie bitte mal in den SPAM-Ordner Ihres E-Mail-Programms.

Der Erhalt der Anmeldebestätigung garantiert keine Teilnahme!
Maximal 500 Teilnehmerplätze stehen zur Verfügung.
Bitte klicken Sie am Veranstaltungstag rechtzeitig ab dem oben genannten Einlasszeitpunkt auf den Zugangs-Link in der Anmeldebestätigung.

Themenbeschreibung:

Wer zum Beispiel in alten Kirchenbüchern und anderen handschriftlich verfassten Dokumenten nach Informationen über seine Vorfahren und Familienangehörigen sucht, trifft oft auf Handschriften, die nur schwer zu lesen und zu entziffern sind.
Die Referentin Ingrid Prünte aus Werl arbeitet schon seit Jahrzehnten im Bereich der Indexierung bei FamilySearch und hat dadurch viele Erfahrungen bei der Entzifferung von alten Handschriften gesammelt. In ihrem Vortrag gibt sie praktische Tipps, Anleitungen und Verfahrensweisen, damit man selbst dazu in der Lage ist, schwierig zu entziffernde handschriftlich verfasste Dokumente lesbar zu machen.

Wenn Sie zum ersten Mal an einer Online-Veranstaltung auf Zoom teilnehmen möchten, empfehlen wir Ihnen die Schritt-für-Schritt-Anleitung auf unserer Webseite unter:


Wir würden uns freuen, Sie zu unserer Online-Veranstaltung auf Zoom begrüßen zu dürfen.

Freundliche Grüße

Georg Palmüller

[Regionalforum-Saar] Cartographic Humanism. The Making of Early Modern Europe

Date: 2021/03/16 18:51:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

K. N. Piechocki: Cartographic Humanism

Cartographic Humanism. The Making of Early Modern Europe

 

Author Katharina N. Piechocki

Erschienen Chicago 2019: University of Chicago Press

Anzahl Seiten 311 S.

Preis € 40,92

ISBN 978-0-226-64118-8

 

Rezensiert für H-Soz-Kult von Isabella Walser-Bürgler, Ludwig Boltzmann Institut für Neulateinische Studien, Innsbruck

Mit Katharina Piechockis gut recherchierter Studie zu den Europavorstellungen des 16. Jahrhunderts liegt ein weiterer Meilenstein der frühneuzeitlichen Europaforschung vor. Der interdisziplinäre Wert dieser Studie kann nicht hoch genug geschätzt werden. Es verschmelzen darin Ideen-, Wissenschafts- und Politikgeschichte auf derart überzeugende Weise mit neulateinischer Philologie und volkssprachlicher Literaturwissenschaft, dass der strikt monodisziplinäre Zugang zum Thema wohl grundsätzlich hinterfragt werden muss.

Inhaltlich macht es sich die Autorin zur Aufgabe, die kartografische „Erfindung“ Europas im 16. Jahrhundert nachzuzeichnen. Vor 1600, so wird in der Einleitung argumentiert (S. 1–25), stellte Europa nicht mehr als ein vages geografisches Konzept dar, geprägt von unklaren inneren und äußeren Grenzen. Im Zuge der hegemonialen, imperialistischen und kolonialistischen Bestrebungen nahm dieses Konzept aber zunehmend Gestalt an und bereitete so den Europadiskurs des 17. und 18. Jahrhunderts vor. Als Motor dieser Entwicklung macht Piechocki die Kartografie aus, die sie zum Instrument der europäischen Selbstreflexion stilisiert. Erst durch kartografische Verortungsversuche konnte sich Europa ab dem Ende des 15. Jahrhunderts in der sich stetig verändernden kosmografischen Realität – verändert etwa durch Kolumbus’ Überquerung des Atlantiks (1492), Vasco da Gamas Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung (1498), Magellans Weltumsegelung (1519–1522) und Kopernikus’ Einführung des heliozentrischen Weltbildes (1543) – neu finden und überhaupt erst begreifen lernen.

Im Zentrum der Untersuchung stehen aber nicht geografische Karten im engen Sinn (wenn überhaupt, dann dienen diese nur zur Ergänzung des eigentlichen Arguments), sondern literarische und wissenschaftliche „Bilder von Europa“. Die kartografische Herausbildung Europas wird dabei anhand von fünf zentralen Texten des 16. Jahrhunderts beleuchtet: Conrad Celtis’ Quatuor Libri Amorum (1502), Maciej Miechowitas Tractatus de Duabus Sarmatiis (1517), Geoffroy Torys Champ fleury (1529), Girolamo Fracastoros Syphilis sive Morbus Gallicus (1530) und Luís de Camões’ Os Lusíadas (1572). An diese Textauswahl knüpfen sich gleich zwei positive Beobachtungen hinsichtlich Piechockis Umgang mit dem frühneuzeitlichen Europadiskurs: Erstens erschließen die Texte den Lesern einen Raumzusammenhang zwischen Deutschland, Polen, Frankreich, Italien und Portugal einerseits und zwischen Europa und Amerika bzw. Asien andererseits, der bislang nur äußerst selten in dieser Form Beachtung und komparatistische Aufarbeitung fand. Zweitens handelt es sich bei den Texten nicht um die typischen Beispiele eines christlich oder monarchistisch geprägten Europabewusstseins, die seit Jahrzehnten im wissenschaftlichen Diskurs ohne großen Erkenntniszuwachs wiedergekäut werden.

Im Hauptteil der Studie widmet Piechocki jedem der fünf Texte jeweils ein substanzielles Kapitel. Das erste Kapitel (S. 26–67) untersucht Conrad Celtis’ Versuch, ein „neues“ Europa zu schaffen, indem der Autor den liebeskranken Protagonisten seines Elegienzyklus an den nördlichen, östlichen, südlichen und westlichen Grenzen des deutschen Reiches entlangwandern lässt. Während Nürnberg dabei als heimliche Hauptstadt des Reiches und Zentrum der zeitgenössischen Kartenproduktion zum Nabel Europas avanciert, stellen die Grenzen in allen vier Himmelsrichtungen historisch-kulturelle Beziehungen zum Rest Europas her. Besondere Erwähnung verdient an dieser Stelle Piechockis beeindruckende philologische Detailarbeit, auf Grundlage derer sie Celtis’ sprachliche und metrische Finessen als Ausdruck seines innovativen Europabewusstseins wertet.

Im zweiten Kapitel (S. 68–106) nimmt die Autorin Maciej Miechowitas lateinische Beschreibung Osteuropas und Kleinasiens als das erste frühneuzeitliche Grenzmanifest in den Blick. Anschaulich und gewissenhaft analysiert sie, wie Miechowita die seit der Antike bestehende Festlegung von Europas Ostgrenze (zu der Zeit waren das der Don und die mythischen Rhipäischen Berge) zurückweist und stattdessen die Krim in Analogie zu den insularen Grenzbefestigungen im Westen des Kontinents zur Ostgrenze erhebt. Dabei werden die Begriffe „Grenze“ und „Grenzland“ ebenso einer konzeptuellen Prüfung unterzogen wie die scheinbare Stabilität und Immobilität von Europas Grenzen.

Das dritte Kapitel (S. 107–147) erörtert den Raum Europas aus dem etwas ungewöhnlichen Blickwinkel von Geoffrey Torys französischsprachigem Traktat zur Standardisierung des französischen Alphabets. Die Verbindung zum Europadiskurs ergibt sich einerseits aus der Vorstellung, dass Buchstaben als kleinste grafische Einheiten in ähnlicher Weise das Alphabet bilden wie die grafischen Einheiten einer Karte den Kontinent Europa. Andererseits versteht Tory den Prozess der Europäisierung als kulturellen Ausdruck der Inklusion oder Exklusion von hebräischen, griechischen und arabischen Texten, deren Alphabete wiederum Pate für das französische Alphabet gestanden hätten.

Das vierte Kapitel (S. 148–184) stellt Girolamo Fracastoros lateinische Überlegungen zur Grenze zwischen Europa, der alten Welt, und Amerika, der neuen Welt, in den Mittelpunkt der Untersuchung. Piechocki interpretiert Fracastoros zwischen Europäisierung und Globalisierung hin und her schwankenden Vorstoß, die Kontinente unter Berücksichtigung der globalen Bedrohung der Syphilis voneinander abzugrenzen, als „syphilitische Kartografie“. Mit Fracastoros Meinung, dass alle Landmassen unter Wasser miteinander verbunden und die Küstenlinien in ständiger Bewegung seien, fordere der Mediziner überdies das gängige Konzept der Kontinentalgrenze heraus. Piechockis Analyse von Fracastoros Wortspielen rund um die Begriffe „unda“ (Welle) und „unde“ (woher) sind dabei von zentraler Bedeutung.

Das fünfte Kapitel (S. 185–229) unterzieht Luís de Camões’ portugiesisches Epos vor dem Hintergrund der dunklen Seite zeitgenössischer Kartografie einer kritischen Neubewertung. Anhand der Ekphraseis des Indischen Ozeans beleuchtet Piechocki die Kartografie als Instrument der europäischen Kolonialisierung. Indem Camões diese nämlich dazu benutzte, um die südliche Hemisphäre zu europäisieren (durchaus auch im wörtlichen Sinn durch die geografische Spiegelung des indischen Ozeans mit dem Mittelmeer bzw. der südlichen mit der nördlichen Hemisphäre), wurde die europäische Identität affirmativ auf die eroberten Gebiete übertragen bzw. die Ausübung europäischer Kolonialmacht gerechtfertigt.

Insgesamt handelt es sich bei Piechockis Studie um einen komplexen Beitrag zur Erforschung des Europaverständnisses in der Renaissance. Anschauliche Illustrationen (vornehmlich frühneuzeitliche Karten und Frontispize) lockern die durchaus anspruchsvolle Lektüre auf. Dass die Herausbildung Europas in keinem der Kapitel als lineare Entwicklung beschrieben wird, ist nur einer der wesentlichen Punkte, der die Studie positiv von so manchen anderen Untersuchungen zum frühneuzeitlichen Europabewusstsein abhebt. Die Tatsache, dass die geografisch-räumliche Ausprägung des Europadiskurses bislang weit hinter den ideologischen Konzeptualisierungen zurückstand und durch Piechockis Ambitionen nunmehr neue Impulse erhält, ist ein weiterer Pluspunkt. Zudem darf die vorliegende Monografie – obwohl dies von der Autorin selbst nie explizit erwähnt wird – als ernsthafte Auseinandersetzung mit der Rezeption der ptolemäischen Geografie im 15. und 16. Jahrhundert aufgefasst werden. Diese findet in so gut wie jedem Kapitel ihren Niederschlag, wo sie jeweils als intertextuelle Vorlage dient.

Ein einziger negativer Aspekt sticht ins Auge, der aber weniger der Arbeit der Autorin als vielmehr den Verlagsgepflogenheiten geschuldet ist: die leserunfreundliche Handhabung der „Notes“ (S. 241–296). Die an die Untersuchung angehängten Referenzen erweisen sich im Vergleich zu herkömmlichen Fußnoten als überaus unpraktisch, zumal es kein zusätzliches Literaturverzeichnis gibt. Wenn man also etwa eine bestimmte Referenz sucht oder sich gar eingehender mit ausgewählten Primärzitaten auseinandersetzen will, muss man sich erst mühsam und ohne jegliche Anhaltspunkte durch die Referenzliste kämpfen. Dies tut dem beeindruckenden Forschungsbeitrag Piechockis aber keinerlei Abbruch, der das weite Feld der frühneuzeitlichen Europaforschung gewissermaßen neu ausmisst.

Zitation

Isabella Walser-Bürgler: Rezension zu: Piechocki, Katharina N.: Cartographic Humanism. The Making of Early Modern Europe. Chicago  2019. ISBN 978-0-226-64118-8, In: H-Soz-Kult, 17.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-95467>.

 

[Regionalforum-Saar] Cartographic Humanism. The Making of Early Modern Europe

Date: 2021/03/16 19:02:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>


Cartographic Humanism. The Making of Early Modern Europe

Author Katharina N. Piechocki
Published Chicago 2019: University of Chicago Press
Number of pages 311 p.
Price € 40,92
ISBN 978-0-226-64118-8

language: English

Reviewed for H-Soz-Kult by Isabella Walser-Bürgler, Ludwig Boltzmann Institute for New Latin Studies, Innsbruck
(translation by Roland Geiger and Mr. Bing)

Katharina Piechocki's well-researched study of the European ideas of the 16th century presented another milestone in early modern European research. The interdisciplinary value of this study cannot be overestimated. It merges the history of ideas, science and politics in such a convincing way with New Latin philology and folk-linguistic literature that the strictly monodisciplinary approach to the subject must probably be fundamentally questioned.

In terms of content, the author makes it her task to trace the cartographic "invention" of Europe in the 16th century. Before 1600, it is argued in the introduction (p. 1-25), Europe was no more than a vague geographical concept, marked by unclear internal and external borders. In the course of the hegemonic, imperialist and colonialist aspirations, however, this concept took shape and thus prepared the European discourse of the 17th and 18th centuries. As the driving force behind this development, it is the cartography that stylizes it as an instrument of European self-reflection. It was only through cartographic attempts at location that Europe was able to become a european leader from the end of the 15th. In the 19th century in the ever-changing cosmopolitan reality – changed by Columbus's crossing of the Atlantic (1492), Vasco da Gama's circumnavigation of the Cape of Good Hope (1498), Magellan's circumnavigation of the world (1519-1522) and Copernicus's introduction of the heliocentric world view (1543) – to find anew and even learn to understand.

However, the focus of the study is not geographical maps in the narrow sense (if at all, they serve only to supplement the actual argument), but literary and scientific "images of Europe". The cartographic development of Europe is illustrated by five central texts of the 16th Conrad Celtis' Quatuor Libri Amorum (1502), Maciej Miechowitas Tractatus de Duabus Sarmatiis (1517), Geoffroy Torys Champ fleury (1529), Girolamo Fracastoros Syphilis sive Gallicus (1530) and Lus de Camées' Os Lusadas (1572). Two positive observations are made of Piechocki's handling of the early modern Discourse on Europe: first, the texts open up to readers a spatial connection between Germany, Poland, France, Italy and Portugal on the one hand and between Europe and America or Asia on the other, which has so far received very rarely attention and comparative treatment in this form. Secondly, the texts are not the typical examples of a Christian or monarchist European consciousness, which have been being re-enacted for decades in scientific discourse without much increase in knowledge.

In the main part of the study, Piechocki devotes a substantial chapter to each of the five texts. The first chapter (p. 26–67) examines Conrad Celtis's attempt to create a "new" Europe by letting the love-sick protagonist of his cycle of eletia wander along the northern, eastern, southern and western borders of the German Empire. While Nuremberg is becoming the navel-gazing capital of the empire and the centre of contemporary map production, the borders in all four directions establish historical-cultural relations with the rest of Europe. Special mention should be made here of Piechocki's impressive detailed philological work, on the basis of which she considers Celtis' linguistic and metric finesse to be an _expression_ of his innovative european consciousness.

In the second chapter (p. 68-106), the author Maciej Miechowita's Latin description of Eastern Europe and Asia Minor is the first early modern border manifesto. She vividly and conscientiously analyses how Miechowita rejects the definition of Europe's eastern border (at the time the Don and the mythical Rhipaemountains) and instead raises Crimea in analogy to the insular border fortifications in the west of the continent to the eastern border. The terms 'border' and 'borderland' are examined conceptually, as are the apparent stability and immobility of Europe's borders.

The third chapter (p. 107-147) discusses the area of Europe from the somewhat unusual point of view of Geoffrey Tory's French-language treatise on the standardization of the French alphabet. The connection to the European discourse arises on the one hand from the idea that letters as the smallest graphic units form the alphabet in a similar way to the graphic units of a map of the continent of Europe. On the other hand, Tory sees the process of Europeanization as a cultural _expression_ of the inclusion or exclusion of Hebrew, Greek and Arabic texts, whose alphabets in turn would have been the godfather of the French alphabet.

The fourth chapter (p. 148-184) focuses on Girolamo Fracastoro's Latin reflections on the border between Europe, the old world, and America, the new world. Piechocki interprets Fracastoro's back-and-forth push to separate continents from each other, taking into account the global threat of syphilis, as "syphilitic cartography." With Fracastoro's opinion that all land masses are connected underwater and that the coastlines are in constant motion, the physician also challenges the common concept of the continental border. Piechocki's analysis of Fracastoro's puns around the terms "unda" (wave) and "unde" (where) are of central importance.

The fifth chapter (p. 185-229) critically reassesses the Portuguese epic of Luís de Camões in the light of the dark side of contemporary cartography. Using the ecphraseis of the Indian Ocean, Piechocki illuminates cartography as an instrument of European colonization. Indeed, by using them to Europeanize the southern hemisphere (quite literally, by the geographical reflection of the Indian Ocean with the Mediterranean or the southern hemisphere), the European identity was affirmatively transferred to the conquered territories or the exercise of European colonial power justified.

Overall, Piechocki's study is a complex contribution to the study of the understanding of Europe in the Renaissance. Illustrative illustrations (mainly early modern maps and frontispize) loosen up the quite demanding reading. The fact that the formation of Europe is not described in any of the chapters as a linear development is only one of the essential points that sets the study positively apart from many other studies on early modern European consciousness. The fact that the geographical and spatial _expression_ of the European discourse has so far lagged far behind ideological conceptualizations and is now gaining new impetus from Piechocki's ambitions is another plus point. In addition, although this monograph is never explicitly mentioned by the author herself, it may be seen as a serious examination of the reception of Ptolemaic geography in the 15th and 16th centuries. This is reflected in almost every chapter, where it serves as an intertextual template.

A single negative aspect stands out, but it is due not so much to the author's work as to the publishing habits: the illegible handling of the "Notes" (p. 241-296). The references attached to the study prove to be extremely impractical compared to conventional footnotes, especially since there is no additional bibliography. So if you are looking for a specific reference or even want to deal more thoroughly with selected primary quotations, you first have to fight hard and without any clues through the reference list. However, this does not detract from Piechocki's impressive research contribution, which in a way re-measures the wide field of early modern European research.

Citation
Isabella Walser-Bürgler: Rezension zu: Piechocki, Katharina N.: Cartographic Humanism. The Making of Early Modern Europe. Chicago  2019. ISBN 978-0-226-64118-8, In: H-Soz-Kult, 17.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-95467>.

[Regionalforum-Saar] Berlins verschwundene Denkmäl er. Eine Verlustanalyse von 1918 bis heute

Date: 2021/03/16 19:06:49
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Berlins verschwundene Denkmäler. Eine Verlustanalyse von 1918 bis heute

Autor Kirsten Otto
Erschienen Berlin 2020: Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte
Anzahl Seiten 448 S., 120 Abb.
Preis € 36,00
ISBN 978-3-86732-357-4

Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-59521.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Stefanie Endlich, Berlin

Mit diesem Buch liegt die erste „Verlustanalyse“ für Denkmäler vor, die auf Berliner Stadtgebiet seit 1918 bis in die Gegenwart zerstört, verändert oder umgesetzt wurden. Tatsächlich gab es solche Untersuchungen bisher nur für einzelne Denkmäler, so für das Revolutionsdenkmal von Ludwig Mies van der Rohe, für das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal von Reinhold Begas oder für das Lenin-Denkmal von Nikolai Tomski. „Nicht nur eine quantitative, sondern insbesondere eine qualitative und systematische Untersuchung zu den Ursachen der Veränderung an und der Beseitigung von Denkmälern sowie deren Folgen für das kollektive Gedächtnis bildet ein Desiderat der Forschung“, konstatiert Kirsten Otto in ihrer Einleitung (S. 13). Ihr Ansatz war, die Hintergründe und Abläufe der Zerstörungen zu untersuchen, die durch politische Umbrüche oder Krieg verursacht wurden, und dabei „die gesamte Denkmallandschaft Berlins“ (S. 17) in den Blick zu nehmen, also eine ganze Werkgattung, das gesamte Stadtgebiet und alle Geschichtsetappen seit 1918, deren Anfänge auch jeweils mit erinnerungspolitischen Paradigmenwechseln verbunden waren. Dieses Vorhaben war mutig und konnte nur in jahrelanger Recherche- und Analysearbeit bewältigt werden. Dem Buch liegt die Dissertation der Autorin zugrunde, die sie 2016 am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin verteidigt hat.

Kirsten Otto hat zunächst eine Datenbank erstellt, in der sie die bestehenden und, soweit möglich, die nicht mehr vorhandenen Denkmäler erfasst hat. Ihre Auswertung ergab, dass „von etwa 900 ursprünglich gesetzten Denkmälern gegenwärtig etwa ein Drittel nicht mehr aufgestellt, der größte Teil davon vernichtet ist“ (S. 15). Ein weiterer Teil sei an einen anderen Standort umgesetzt oder deutlich verändert worden. Aus rund 300 nicht mehr vorhandenen Denkmälern wählte sie 117 aus, zu deren Verlust sie Ursachen, Ablauf und Folgen näher untersuchte. Mit diesem Vorgehen nimmt sie, wie sie zutreffend vermerkt, einen „Perspektivwechsel“ gegenüber bisherigen Forschungen vor: Sie blickt „nicht auf die Errichtung, sondern auf die Entfernung aus dem öffentlichen Raum“ und erwartet daraus „wesentliche Erkenntnisse zur erinnerungspolitischen Bedeutung von Denkmälern sowie zu deren grundlegenden Funktions- und Wirkungsweisen“ (S. 18). Dabei unterstreicht sie, dass sie den Kontext der Denkmalserrichtungen grundsätzlich nicht behandelt, da diese Thematik bereits vielfach erforscht sei. Sie verzichtet damit auf Ausführungen zu den Entstehungsgeschichten, Initiatoren und Ikonographien der Denkmäler, zu den historischen Persönlichkeiten oder Ereignissen, denen sie gewidmet sind, und zu den Künstlern.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste behandelt auf 240 Seiten die Verlustgeschichten vom Ende des Ersten Weltkrieges bis in die Gegenwart. Zu den großen Etappen – Weimarer Republik, Nationalsozialismus, die Zeit der deutschen Teilung und die Jahrzehnte nach 1990 – fügt sie mit dem Zweiten Weltkrieg und der Besatzungszeit noch zwei weitere für die Denkmallandschaft einschneidende Zäsuren hinzu. Im zweiten Teil des Buches geht es darum, die analysierten Entwicklungen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive zu systematisieren.

Der erste Teil bietet einen hervorragenden Überblick zum Thema und interessante Einblicke in dessen Komplexität. Hintergründe und Abläufe des Verlusts der Denkmals-Beispiele werden anhand von Archivalien, Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen, Bestandslisten, Katalogen und Buchpublikationen rekonstruiert. Die Fülle von Informationen wird zu spannenden Geschichten zusammengefügt und bietet Einsichten in die jeweiligen gesellschaftspolitischen Zusammenhänge. Die Abbildungen sind ein regelrechter Schatz für Interessenten der Denkmals- und Erinnerungskultur. Nach jedem zeitbezogenen Kapitel wird ein Resümee gezogen, das die teils disparaten Erkenntnisse der einzelnen „Denkmalschicksale“, so die Autorin, in klare Thesen überführt.

Die Weimarer Republik brachte für die Denkmallandschaft keine wesentlichen Verluste. Die Revolutionsereignisse verursachten einige Beschädigungen durch Straßenkämpfe und Anschläge; eine programmatische Beseitigung der Denkmäler für Monarchen wurde diskutiert, aber nicht realisiert. Die erinnerungspolitischen Anstrengungen der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierten sich auf die Errichtung neuer Gefallenendenkmäler. Das NS-Regime organisierte gleich nach der Machtübernahme eine radikale erinnerungspolitische Säuberung. Abgeräumt wurden Denkmäler, deren moderne Formensprache als „entartet“ galt, und Standbilder für Persönlichkeiten, die aus rassistischen oder politischen Motiven nun als „innere Feinde“ betrachtet wurden. Hinzu kam die Translokation von Denkmälern, die Albert Speers Stadtumbauplänen im Wege standen; dies wurde oft zur manipulativen Auf- oder Abwertung einzelner Denkmäler genutzt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die nach der Phase der Säuberungen bereits reduzierte Denkmallandschaft weitere Verluste: zunächst durch Einschmelzung vieler Metallskulpturen für die Rüstungsproduktion, von der auch neu errichtete NS-Denkmäler – allerdings nicht deren Sockel – betroffen waren, dann durch Bombardierungen und schließlich durch Straßenkämpfe.

In den Jahren der alliierten Besatzung kam es vor allem durch Diebstähle und mutwillige Zerstörungen zu Verlusten. Die Kontrollratsdirektive Nr. 30 vom Mai 1946 hatte die Beseitigung aller Denkmäler „militärischen und nationalsozialistischen Charakters“ angeordnet, was auch mehr oder weniger befolgt wurde. Von kommunistischer Seite geforderte weitaus umfassendere Abräumungsprogramme im Zeichen der neuen Zeit wurden vom Magistrat teils beschlossen, aber angesichts der materiellen Not nicht realisiert. Nach Gründung der DDR veranlasste die SED die Demontage einer großen Zahl von als reaktionär empfundenen preußischen Denkmälern, deren Material auch in die Reparationsleistungen für die Sowjetunion einging. Gerade für Berlin-Mitte bedeutete das die Zerstörung, Einlagerung oder Versetzung vieler Standbilder von Herrschern und Generälen. Ein Abschnitt des Buches ist der nächtlichen Zertrümmerung des Stalin-Denkmals in der damaligen Stalinallee gewidmet, die erst im Herbst 1961 erfolgte, verbunden mit der Straßenumbenennung in Karl-Marx-Allee. In West-Berlin hingegen blieben die meisten Denkmäler erhalten. Nur jene Standbilder der Siegesallee aus dem Kaiserreich, die in der NS-Zeit nicht repräsentativ umgesetzt worden und im Krieg verschont geblieben waren, wurden nach der Alliierten-Verordnung zur Einebnung der Allee 1950 im Schlosspark Bellevue vergraben. 1978 grub man sie wieder aus und brachte sie ins Lapidarium, 2009 in die Zitadelle Spandau. Ein weiteres Kapitel widmet sich den ost-westlichen Denkmals-Tauschgeschäften „zwischen den Fronten des Kalten Krieges“. Das Kapitel zur Zeit nach dem Mauerfall schließlich behandelt die konfliktreichen Debatten um die Abräumung ideologiebeladener politischer Denkmäler im Ostteil der Stadt, die konsequent nur beim Lenin-Denkmal in Friedrichshain und beim Betriebskampfgruppen-Denkmal im Volkspark Prenzlauer Berg vollzogen wurde.

Im zweiten Teil des Buches wird auf 133 Seiten die „Verlustanalyse“ kulturwissenschaftlich reflektiert und vertieft, um so zu „allgemeingültigen Aussagen zu den Umgangsmöglichkeiten mit Denkmälern zu gelangen“ (S. 20). Interessant in diesem Teil ist die systematische, konkrete, mit jeweiligen Pro- und Kontra-Argumenten versehene Beschreibung von Formen des Umgangs nach der Entfernung der Denkmäler, vom „Schleifen“ über Aufbewahren, Verbergen, Vernichten, Material-Recyceln bis hin zum Umgang mit Relikten, Sockeln und leer geräumten Standorten sowie deren vereinzelter Revitalisierung. Enttäuschend hingegen ist die Entwicklung und Definition eines Denkmaltyps, der all diesen Ausführungen zugrunde gelegt wird, aber allgemeine Geltung beansprucht. „Denkmäler bestehen aus drei wesentlichen Komponenten: einem Kunstwerk, einem Sockel und einem Ort für Rituale.“ (S. 277) Sie werden, so die Autorin, zur Ehrung vorbildhafter Personen und zur Erinnerung an Ereignisse wie militärische Siege oder ehrenhafte Niederlagen errichtet, um identitätsstiftend das jeweilige „Herrschaftsgedächtnis“ zu verewigen (S. 266). Ihr Standort müsse bedeutsam und für Rituale geeignet sein (S. 269). Wesentlich für ihr Funktionieren seien dauerhafte Materialien, Symmetrie-Achsen, allegorische Begleit-Figuren und narrative Szenen am Sockel, was auch die Ursache für ihre Gleichförmigkeit sei (S. 271). Der Sockel gebe die Form des Erinnerns vor: „Durch seine Höhe ist die Blickrichtung der Rezipienten schräg nach oben, Kopf in den Nacken, als typische Betrachtungshaltung bedingt.“ (S. 282)

Der hier entwickelte Grundtypus entspricht etwa den preußischen und kaiserlichen Monarchen- und Feldherrenstandbildern, die im Zentrum der „Verlustanalyse“ stehen. Die Definition eines solchen Denkmalstyps erfordert eine präzise zeitliche Kontextualisierung. Diese fehlt jedoch, obwohl das Buch den Zeitraum bis in die Gegenwart behandelt. Für „allgemeingültige Aussagen“ zum Umgang mit Denkmälern (S. 20) ist sie kaum brauchbar. Dass sich durch bürgerschaftliche und gesellschaftskritische Initiativen bereits seit den 1980er-Jahren auch Erinnerungskultur und Memorialkunst wesentlich verändert haben, spricht Kirsten Otto in ihrem Buch nicht an. Auch der Denkmalsbegriff selbst hat sich durch neue Konzepte, Medien, Materialien und Partizipationsideen gewandelt und vor allem erweitert. Diese konzeptorientierten Formen sind nicht mehr neu, sondern längst – auch im Bereich der nationalen Denkmäler – etabliert, vor allem beim Gedenken an NS-Opfer wie auch an Opfer des Stalinismus und der DDR-Repression. In der anfangs genannten Datenbank der Autorin sind sie vermutlich nicht enthalten, denn keines dieser Denkmäler wird erwähnt, obwohl auch hier Vandalismus und Verluste zu verzeichnen wären. Problematisch ist daher vor allem der nicht nur statische, sondern auch hermetische Charakter der konstruierten Typologie. Die reale Denkmalsentwicklung ist immer und in jeder Hinsicht prozesshaft. Alle Denkmäler, auch die in der Analyse behandelten, haben zeitbedingte Merkmale, die ihren je nach Kontext und künstlerischer Gestaltung eher reaktionären oder eher innovativen Charakter zum Ausdruck bringen. Mies van der Rohes Revolutionsdenkmal von 1926 auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde, dessen Demontage ab 1933 Kirsten Otto beschreibt, passt etwa gar nicht in das hier vorgestellte Denkmals-Korsett.

Problematisch ist schließlich auch die Grundthese des zweiten Teils, Denkmäler seien „keine autonomen Kunstwerke“ (S. 263 und S. 393f.). Die Autorin begibt sich damit in die Arena einer jahrzehntelangen Debatte um Autonomie der Auftragskunst von der Renaissance bis zur Kunst am Bau und Memorialkunst der Gegenwart. Diese Debatte ist jedoch nur dann sinnvoll zu führen, wenn der Autonomiebegriff, den man selbst verwendet, auch definiert wird. Das ist hier nicht der Fall; der Hinweis auf Heideggers Unterscheidung zwischen dem „Zeug“, das dem Menschen dienstbar sein soll, und dem „Werk“, das keinem unmittelbaren Zweck dient (S. 263), ist dabei wenig erhellend. So gilt die Empfehlung für dieses Buch speziell der „Verlustanalyse“ selbst und denjenigen Kapiteln im Theorie-Teil, die die konkreten Entwicklungen beschreiben.

Zitation
Stefanie Endlich: Rezension zu: Otto, Kirsten: Berlins verschwundene Denkmäler. Eine Verlustanalyse von 1918 bis heute. Berlin  2020. ISBN 978-3-86732-357-4, In: H-Soz-Kult, 17.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-93661>.


[Regionalforum-Saar] Blaue Milch und Blutregen: Experimentierpraxis in den Lebenswissenschaften um 1800

Date: 2021/03/16 19:40:24
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Blaue Milch und Blutregen: Experimentierpraxis in den Lebenswissenschaften um 1800

Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung
06108 Halle (Saale)

Vortrag am Dienstag, 06.04.2021, 18 Uhr, online

Anmeldung via www.leopoldina.org/whs; dort gibt es ein Kontaktformular.

Von Theresa Pudzich, Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung

Ab den 1830er Jahren begannen auch Laborwissenschaftler an Akademien und Universitäten, sich mit dem Phänomen der blauen Milch zu befassen. Aber alle Bemühungen blieben wenig aufschlussreich. War es vielleicht doch Hexerei?

In diesem Vortrag von Prof. Dr. Jutta Schickore aus Bloomington, IN, geht es um ein seltsames Phänomen, das in den Jahrzehnten um 1800 viel diskutiert wurde, nämlich blauen Flecken, die sich oft auf frischer Milch bildeten, wenn man die Milch nach dem Melken im Vorratsraum stehen ließ. Nach einiger Zeit färbte sich die Milch sogar durch und durch blau. Blau gefleckte oder gar blaue Milch schmeckte schlecht und ließ sich kaum verarbeiten: Sie war weder zum Buttern noch zur Käseherstellung zu gebrauchen. Einige Landwirte erlitten erhebliche finanzielle Einbußen, weil sie das Problem einfach nicht in den Griff bekamen. Was konnte man nur dagegen machen? Man musste irgendwie feststellen, was die blauen Flecken verursachte – falsches Futter? Eine geheimnisvolle Kuhkrankheit? Die schlechte Luft im Stall? Oder gar Hexerei? Diverse Leute versuchten, der Sache auf den Grund zu gehen. Mediziner, Tierärzte, betroffene Landwirte, Chemiker, sogar Verwaltungsbeamte veröffentlichten Berichte von ihren Beobachtungen und Experimenten. Ab den 1830er Jahren begannen dann auch Laborwissenschaftler an Akademien und Universitäten, sich mit dem Phänomen der blauen Milch zu befassen. Aber alle Bemühungen blieben wenig aufschlussreich.

Der Vortrag untersucht, wie und mit welchen Methoden diese Experimentatoren vorgingen, um die Ursachen der blauen Flecken herauszufinden und so etwas gegen das Problem tun zu können. Interessanterweise blieben die Experimentiermethoden vom späten 18. bis zum späten 19. Jahrhundert weitgehend stabil, obwohl sich die Auffassungen darüber, wer als Experte in Sachen blauer Milch in Frage kam und welche Ursachen überhaupt erörterungswürdig waren, grundlegend änderten.


Zitation
Blaue Milch und Blutregen: Experimentierpraxis in den Lebenswissenschaften um 1800. In: H-Soz-Kult, 16.03.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-96465>.

[Regionalforum-Saar] Eine Website mit vielen Veröf fentlichungen als pdf auch zum Herunterladen

Date: 2021/03/17 12:50:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Geologie -  Mineralogie -  Bergbau - Archäometrie im Saarland (und Nachbarregionen)

von Dr. Gerhard Müller, Saarbrücken.

 

Der Autor dieser Webseite (Jahrgang 1937) fand in seiner Jugend noch eine Welt mit vielen kleinen Aufschlüssen (Steinbrüchen, Ziegeleigruben und Bergbauhalden) vor. In späteren Jahren lieferten große Straßenbauten, vor allem der BAB 1 riesige Aufschlüsse, wie diese in der Zukunft nicht mehr zu erwarten sind. Abgesehen vom Steinkohlebergbau gab es noch den Baryt-Bergbau der Grube "Korb" bei Eisen mit außerordentlichen Aufschlüssen.

Wenn man bedenkt, welche Kosten unter Umständen für Aufschlüsse zu wissenschaftlicher Forschung entstehen, dann hatten all diese Aufschlüsse einen unermesslichen Wert für die Wissenschaft, den zu nutzen sich aber kaum jemand fand. Der Autor hat in über 50 Jahren versucht zu erhalten, was irgend möglich war. Die Summe allen Belegmaterials, der Fotos, Vermessungen und Aufzeichnungen übersteigt bei Weitem das, was sich noch zu Veröffentlichungen verarbeiten lässt, die die für eine umfassende Sicht angestrebte Qualität aufweisen.

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen sowie die Politik haben die Geowissenschaften, die im Saarland nach dem zweiten Weltkrieg eine regelrechte Blüte erfuhren, praktisch auf Null gebracht. Es ist ein Prozess am Laufen, der das gesammelte Wissen mehr und mehr reduziert. Diesem Prozess wenigstens etwas Widerstand zu leisten, ist eine Verpflichtung.

Die Webseite soll nun dazu dienen,

— bisherige schwer zugängliche Veröffentlichungen leichter zugänglich zu machen,

— Vorhaben weiter zu führen (B-PSL Inventar),

— wie auch Materialien für fremde Arbeiten verfügbar zu machen


=> http://www.geosaarmueller.de

 

 

[Regionalforum-Saar] Alabasterrelief Wallerfangen.

Date: 2021/03/17 12:51:27
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hier können saarländische Genealogen noch etwas lernen.

Im Bestand des von Dr. Hans Neis wesentlich aufgebauten Heimatmuseum Wallerfangen, jetziges Historisches Museum, befand sich aus dem Besitz von Theodor LIEBERTZ ein Alabasterrelief, um dessen Deutung sich Rainer SLOTTA sehr bemüht hatte und am Ende zum Schluss kam, dass es möglicherweise keinen Bezug zur Azurit-Gewinnung in Wallerfangen habe.

Wie dieses Relief nach Wallerfangen kam, ist nicht mehr zu klären. Es taucht erstmals in einer Liste von Theodor LIEBERTZ auf, mit dem Zusatz "von Familie Altmeier".

Theodor LIEBERTZ hat es weder in seinem Buch erwähnt, noch in seinen sehr umfassenden handschriftlichen Unterlagen, die im Kreisarchiv Saarlouis lagern. Das sollte vorsichtig machen.

Im jetzigen Historischen Museum wird das Alabasterrelief prominent herausgestellt und nun ist auch völlig geklärt, dass das Relief tatsächlich nach Wallerfangen gehört.

Frau Oranna DIMMIG, Kunsthistorikerin, hat in "Kunstlexikon Saar. Kunstort Historisches Museum Wallerfangen" nun alles geklärt.

Auf Seiten 30/31 findet sich klipp und klar: "Die Andachtstafel dürfte zum Hausaltar der Wallerfanger Familie Schacht gehört haben, einer Familie, die über mehrere Generationen mit dem Bergbau verbunden war."

Der Autor dieser Zeilen, weder Kunsthistoriker noch Genealoge, kratzt sich am Kopf, denn er kann bei KLAUCK, der nun wirklich jeden erwähnt, der irgendwie mit Wallerfangen etwas zu tun hatte, den Namen Schacht überhaupt nicht finden, noch taucht dieser Name in irgendeiner Abrechnung der Zehntabgaben der Blaugräber auf.

Ist das genial oder was?


Seit 2016 ist auf der Webseite des Autors www.geosaarmueller.de unter Inventar 66601-04 eine vollständige Auflistung der auf das Alabasterrelief bezüglichen Aussagen zu finden.

Gerhard Müller.

[Regionalforum-Saar] Diskursive Gerichtslandschaft. D ie jüdische Minderheit vor landesherrlichen Obergerichten im 18. Jahrhundert

Date: 2021/03/17 20:45:52
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Diskursive Gerichtslandschaft. Die jüdische Minderheit vor landesherrlichen Obergerichten im 18. Jahrhundert

Autor Patrick Berendonk,
Reihe Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven 36
Erschienen Konstanz 2020: UVK Verlag
Anzahl Seiten 263 S.
Preis € 39,00
ISBN 978-3-7398-3074-2

Rezensiert für H-Soz-Kult von Robert Kretzschmar, Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften, Universität Tübingen

Auf dem Einband ist exemplarisch die zentrale Quellenbasis der Arbeit abgebildet: eine Relatio cum voto – der Sachverhaltsbericht eines Referenten mit dem daraus abgeleiteten Vorschlag für das Urteil –, ein Schriftstück aus den Akten eines frühneuzeitlichen Prozesses. Bei der Publikation handelt es sich um die Druckfassung einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Dissertation an der Universität Duisburg-Essen, die von Stefan Brakensiek betreut wurde. Ihr Gegenstand ist im Titel umrissen.

Nähere Erläuterungen zur Ausrichtung und Methodik gibt Berendonk in der wohltuend ebenso konzisen wie präzisen Einleitung. Sein Interesse richtet sich auf den „Einfluss des jüdischen Glaubens eines Klägers oder Beklagten auf die gerichtliche Wahrheitsfindung“. Analysiert wird dazu, „wie landesherrliche (Ober)richter aus der Vielzahl an Informationen, die im Laufe eines Verfahrens via Beweiserhebungen, Zeugenverhören etc. produziert wurden, am Ende eines Verfahrens eine Wahrheit formten, welche dann in einem Urteil verkündet wurde. Es soll nachvollzogen werden, wie aus dem Konkurrenzkampf der unterschiedlichen Wahrheiten am Ende eines Verfahrens eine Wahrheit als Sieger hervorging und welchen Bedingungen ihre Produktion/Findung unterworfen war. Dabei interessiert primär der Einfluss antijüdischer Stereotype auf die (ober)gerichtliche Wahrheitsfindung – immerhin grassierte seit dem Mittelalter im Alten Reich eine Vielzahl antijüdischer Vorurteile“ (S. 12f.). Beschränkt hat Berendonk seine Arbeit auf zivilrechtliche Verfahren, die im Vergleich mit dem Strafrecht in der Forschung bisher weniger Beachtung gefunden haben.[1] Er begründet dies plausibel unter anderem mit dem Hinweis, dass das jüdische Leben in der Frühen Neuzeit vor allem von der Handelstätigkeit geprägt war (S. 28).

In der Perspektive verbindet die Arbeit, wie Berendonk kurz anmerkt (S. 13), die jüdische Geschichte mit der Rechtsgeschichte. Aus archivarischer Sicht ist zu ergänzen, dass sie von hohem Wert auch für die Quellenkunde ist. Denn Berendonk exemplifiziert innovativ, wie Gerichtsakten mittels der Diskursanalyse sachgerecht ausgewertet werden können.[2] Eingesetzt wurde dabei eine „speziell für diese Arbeit entwickelte Variante der Diskursanalyse, mit der […] Relationen untersucht wurden“ (S. 49). Angesichts der Quantität frühneuzeitlicher Prozessakten, die in Archiven erhalten sind, und der Vielfalt der Fragestellungen, zu denen sie herangezogen werden können, ist dies von besonderer Relevanz.

Die Gliederung der Arbeit ist gut durchdacht. Die Einleitung mit ihren zehn Unterkapiteln wie auch die folgenden Kapitel 2 bis 5 legen zunächst die Grundlagen für das Verständnis der letzten drei – im Blick auf die Beantwortung der Leitfrage maßgeblichen – Kapitel zu einzelnen Prozessen an den Obergerichten in Kurköln (Kapitel 6), Jülich-Berg (Kapitel 7) und Brandenburg-Ansbach (Kapitel 8), die Berendonk detailliert analysiert, bevor er ein Fazit (Kapitel 9) zieht. Dass er zuvor überall dort, wo es sich anbot, konsequent ein Zwischenfazit gezogen hat, erleichtert die Lektüre und den Nachvollzug der Methode wie auch der Ergebnisse.

Zu den Grundlagen, die einleitend ausgebreitet werden, zählt ein kompakter Abschnitt zum jüdischen Leben in der Frühen Neuzeit mit dem Hinweis auf „dezidiert antijüdische Wissensbestände in öffentlich zugänglichen Medien wie Flugblättern und speziellen Werken wie gelehrten Abhandlungen“, von denen die gerichtliche Wahrheitsfindung beeinflusst werden konnte (S. 19). Eingehend erläutert Berendonk sodann rechtliche Kontexte, Prinzipien, Argumentationsweisen und Verfahrensabläufe, deren Kenntnis für alles Weitere unabdingbar ist. Ebenso grundlegend sind die Abschnitte, in denen er die Anwendung der Diskursanalyse für die Interpretation von Gerichtsunterlagen reflektiert und dazu zahlreiche Definitionen vorlegt, die er dann konsequent gebraucht. An die Stelle der rechtswissenschaftlichen Begriffe „Wahrheitsfindung“, „Urteilsfindung“ und „Sachverhaltsfeststellung“ treten damit „Wahrheitsproduktion“, „Urteilsproduktion“ und „Sachverhaltskonstruktion“ (S. 55). Das Recht ist „selbst ein Diskurs, denn es ist die Gesamtheit aller Aussagen, die als Gesetz innerhalb eines Staates gelten (sollen)“; die heute nur schwer überschaubare „Komplexität des Rechts“ im Alten Reich kann dann als eine „Vielzahl normativer Diskurse“ beschrieben werden (S. 89), die zudem noch dem Wandel unterlagen.

Berendonk kann auf diese Weise normative Rechtsdiskurse in Kurköln von solchen in Jülich-Berg und Brandenburg-Ansbach unterscheiden. Urteile der Obergerichte entstanden in einem Urteilsdiskurs in Verschränkung mit dem jeweiligen normativen Diskurs auf der Grundlage von zwei Relationen, die von einem Referenten und einem Korreferenten als Sachverhaltskonstruktionen erstellt wurden und in Urteilsvorschläge einmündeten. Die mündlich vorgetragenen und dann schriftlich zu den Akten gegebenen Relationen konnten als „mögliche Wahrheiten“ unterschiedlich ausfallen. Über sie war im Urteilsdiskurs der Richter zu debattieren und zu entscheiden. Wichtig im Blick auf die Charakterisierung herangezogener rechtlicher Bestimmungen und der nach Bedarf allegierten Rechtsliteratur ist die Unterscheidung zwischen den Begriffen „antijüdisch“ und „judenspezifisch“. Mit „antijüdisch“ werden „allgemeine, diffamierende Aussagen über Juden bezeichnet“, mit „judenspezifisch“ dagegen „allgemeine, nicht diffamierende Aussagen über Juden“, die in der Argumentation vor Gericht Verwendung finden konnten (S. 58).

Für die Beantwortung seiner zentralen Fragestellung „zum Einfluss des jüdischen Glaubens auf die gerichtliche Wahrheitsfindung“ hat Berendonk die Obergerichte der drei oben bereits genannten Territorien Kurköln (Hofrat), Jülich-Berg (Hofrat) und Brandenburg-Ansbach (Kaiserliches Landgericht zum Burggrafentum Nürnberg) ausgewählt. Da sie „sich mannigfaltig voneinander unterschieden“ (S. 30), sei es mit aller Vorsicht erlaubt, von der Untersuchung ihrer Rechtsprechung „auf generelle Verhältnisse an den Obergerichten im Alten Reich zu extrapolieren“ (S. 33; vgl. dazu weiter unten). Den Untersuchungszeitraum hat er auf das Zeitalter der Aufklärung beschränkt (S. 33). Quellenbasis seiner Arbeit waren dann – plausibel begründet – die Relationen von 54 Verfahren mit jüdischen Beteiligten, die im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und Staatsarchiv Nürnberg überliefert sind (S. 68) und aus der Fülle der Überlieferung nach dem Zufallsprinzip herausgefiltert wurden (dazu S. 48f.).

Nach einem vergleichenden Blick auf die jüdische Minderheit als Rechtssubjekt in den normativen Diskursen der drei Territorien (Kapitel 4) und spezielle Argumentationsmuster, die dort in Prozessen mit jüdischen Beteiligten zur Anwendung kamen (Kapitel 5), beleuchtet Berendonk sehr quellen- und damit lebensnah die „Wahrheitsproduktionen“ in insgesamt acht einzelnen Verfahren der drei Obergerichte (Kapitel 6–8). Unter konsequenter Anwendung seiner Variante der Diskursanalyse beschreibt er detailliert die Abläufe und Argumentationsmuster der diskursiven Prozesse.

Im Ergebnis entsteht für die zentrale Fragestellung ein differenziertes Bild. Im Kurkölner Urteilsdiskurs wurden Juden als Betrüger, Wucherer und Feinde der Christenheit dargestellt, wozu man auf Rechtssätze und vor allem auf die Kurkölner Judenordnung von 1700 zurückgriff. Im Jülich-Berger Urteilsdiskurs sind dagegen keine antijüdischen Stereotype zu finden, während für Brandenburg-Ansbach eine Veränderung zu konstatieren ist: Traten hier zu Beginn des 18. Jahrhunderts solche Zuschreibungen noch auf, kam es ab 1720 zu einem Wandel; ab 1730 war es nicht mehr möglich, antijüdisch zu argumentieren. Judenspezifisch konnte dagegen an allen drei Obergerichten bei der Urteilsproduktion argumentiert werden, da die drei territorialen normativen Diskurse judenspezifische Rechtssätze beheimateten, die argumentativ genutzt werden konnten, wobei dies den jüdischen Parteien nicht zum Nachteil gereichen musste. Das Fazit: „Es lässt sich also abschließend konstatieren, dass der Kurkölner Urteilsdiskurs latent antijüdisch ausgerichtet war, während der Jülich-Berger und der Brandenburg-Ansbacher Urteilsdiskurs zwar keine antijüdischen, wohl aber judenspezifische Argumente gestatteten“ (S. 241). Offen bleibt dabei, wie die Unterschiede zu erklären sind, welche Entwicklungen dahinterstanden. Keinesfalls soll diese Anmerkung aber als negative Kritik verstanden werden: Hier hätten vertiefte Forschungen zu den drei Territorien ansetzen müssen, die weit über den Rahmen der Dissertation hinausgegangen wären.

Inwieweit sein Ergebnis verallgemeinert werden kann, hat Berendonk selbst problematisiert: „Aus dem Gesagten ergibt sich, dass die Stellung jüdischer Parteien nur für jedes Gericht einzeln bestimmt werden kann – folglich keine Aussagen über die generelle Stellung der Juden vor Gerichten des Alten Reiches möglich sind“ (S. 242). Angesichts der Vielzahl von Gerichten und normativen Diskursen im Alten Reich wie auch der seit dem Mittelalter tief verwurzelten Judenfeindschaft bleibt insofern jenseits der Auswertung von 54 Relationen an drei Obergerichten noch viel zu erforschen zur jüdischen Minderheit vor Gericht, vor allem auch für die Zeit vor der Aufklärung und unter Erweiterung der Perspektive auf das Strafrecht. Berendonks innovative Studie mit ihrem bemerkenswerten Befund regt dazu an. Sie überzeugt insgesamt besonders durch ihre Methodik und die Stringenz der Durchführung. Dass sie wichtige Hinweise auch für die archivalische Quellenkunde bietet, sei nochmals eigens betont. Für die Auswertung von Prozessakten und die Interpretation von Relationen hat sie eine neue Sichtweise eröffnet.

Anmerkungen:

[1] Für die Reichsebene hat jüngst André Griemert, Jüdische Klagen gegen Reichsadelige. Prozesse am Reichshofrat in den Herrschaftsjahren Rudolfs II. und Franz I. Stephan, München 2015, eine Studie vorgelegt.

[2] Zur Orientierung sei nur verwiesen auf Achim Landwehr, Historische Diskursanalyse, 2., aktualisierte Aufl., Frankfurt am Main 2018.

Zitation
Robert Kretzschmar: Rezension zu: Berendonk, Patrick: Diskursive Gerichtslandschaft. Die jüdische Minderheit vor landesherrlichen Obergerichten im 18. Jahrhundert. Konstanz  2020. ISBN 978-3-7398-3074-2, In: H-Soz-Kult, 18.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-93249>.


[Regionalforum-Saar] Orwells „1984“ als C omicband : Der große Bruder hat immer Recht

Date: 2021/03/18 08:09:59
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der Saarbrücker Zeitung, Kultur B5


Orwells „1984“ als Comicband : Der große Bruder hat immer Recht

Von Tobias Kessler, Redakteur Kultur

Saarbrücken Natürlich, die Geschichte kennt man. Manches von ihr ist in den Sprachgebrauch und ins kollektive Gedächtnis eingesickert: „Big brother is watching you“, die Jahreszahl 1984 als Symbol des Überwachungsstaates.

George Orwells Roman „1984“ ist ein Zukunftsblick von gestern, wurde 1949 erstmal publiziert. Für ihre Comic-Adaption haben sich Texter Jean-Christophe Derrien und Zeichner Rémi Torregrossa bewusst nicht für eine Modernisierung entschieden, nicht für das Szenario einer heutigen Welt mit Überwachung und Spionage per Internet, nicht für Laptops und Handys.

Es wäre als Form der Adaption vielleicht zu offensichtlich gewesen – so aber liegt ein optischer Reiz der Lektüre des Bandes in seiner überwiegenden Retro-Gestaltung. Da mag mal kurz pyramidale moderne Architektur aus dem staubigen Straßenbild herausragen, ansonsten aber wirkt alles wie von gestern, vielleicht so, wie man sich in Orwells Vergangenheit eine düstere Zukunft vorgestellt hat. In diesem „1984“ schreibt die Hauptfigur Winston Smith nachts ins Tagebuch, was er tagsüber nicht einmal zu denken wagt: Dass dieser Staat, dessen Kopf namens „Big Brother“ streng von Plakaten herabblickt (und wie Donald Sutherland in den 1970er Jahren ausschaut), auf Lügen gründet und durch Angst stabil bleibt: Angst, von den eigenen Kindern als nicht staatstreu genug verraten zu werden. Angst, im Gespräch mit Kollegen Verdacht zu erregen. Angst vor ziemlich allem.

Eine Begegnung und eine beginnende Romanze mit der jungen, erotisch sehr aufgeschlossenen Frau Julia (ausgerechnet aus der Anti-Sex-Liga) scheint ein Ausweg zu sein, eine Art inneres Glück, eine Flucht ins Private zu zweit. Für die romantischen Liebesszenen wird der kühl anmutende schwarz-grau-weiße Comic wärmend bunt. Aber der Staat lässt sich nicht leicht täuschen und hat Winston längst im Auge.

Der Comic-Künstler Torregrossa zeichnet diese Welt detailliert in all ihrer Trostlosigkeit, alles wirkt ein wenig schäbig in dieser ausgebleichten Welt, selbst die Behörden des Machtapparates: Das „Ministerium für Wahrheit“, in dem die Neuigkeiten von gestern passend zur Gegenwart retuschiert werden – eine Art „old-fake-news“-Fabrik – wirkt wie ein gigantischer Stall mit kargen Einzelabteilungen. Die Parallelen dieser Welt ist zu denen unserer sind unleugbar – „Hasswochen“ zur Entladung des eigenen Frusts und zum Anstacheln der Aggression gegenüber einem diffusen Feind haben wir rund um die Uhr in den sogenannten sozialen Medien. Das Proletariat wird ruhiggestellt mit „stumpfsinnigen Zeitungen“ über Sport und Verbrechen, angereichert mit „billigster Pornografie“. Und Desinformation ist die schlagkräftige Propagandawaffe des Staates: Wenn die wöchentliche Schokoladenration von 80 auf 20 Gramm gesenkt wird, sich aber niemand mehr an die 80 Gramm erinnert, zumal das „Ministerium für Wahrheit“ die Informationen in den Zeitungen dazu komplett tilgt, sieht man die mageren 20 Gramm eben als großzügiges Geschenk des großen Bruders an – besser als null Gramm ist das ohnehin.

Winston kennt die Wahrheit, aber was soll er damit anfangen? Die Sequenz, in der der Staat versucht, ihn zu zerbrechen (mit Erfolg), gehören zu den intensivsten Seiten des Bandes, der unter die Haut geht – die Geschichte mag alt sein, ist aber zeitlos.

Rémi Torregrossa (Zeichnungen) und Jean-Christophe Derriem (Szenario nach George Orwell): 1984.
Knesebeck, 124 Seiten, 22 Euro.
Beim selben Verlag ist auch der biografische Band „Orwell“ von Pierre Christin und Sébastien Verdier erschienen.
www.knesebeck-verlag.de

 

[Regionalforum-Saar] St. Josefstag

Date: 2021/03/19 13:30:53
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

„Ich habe heute abend Kirchendienst“, erzählt mir meine Frau beim Frühstück.

Ich bin erstaunt: „Am Freitag? Im Dom?“ Freitags gibt’s normalerweise keinen Gottesdienst. „Ja“, meint sie, „mit Elfie zusammen. Irgendetwas ist heute, was Besonderes.“

„Klar. Heute ist der 19te März, St. Josefstag.“ Das sagt ihr nichts.

„Heute vor einem Jahr war das ein Donnerstag. Gestern vor einem Jahr haben sie mir meinen Vortrag für heute vor einem Jahr abgesagt. Über das, was heute vor einem Jahr vor 75 Jahren geschehen ist.“

Erneut ernte ich einen fragenden Blick.

„Heute vor 76 Jahren haben die Amerikaner St. Wendel eingenommen.

Vor einer halben Stunde (und 76 Jahren) sind sie dort unten auf der Alsfassener Straße entlang geschlichen. In Stiefeln mit Gummisohlen so gut wie lautlos. Jeweils einer auf jeder Straßenseite, das Gewehr in der Vorhalte, leicht gebückt, völlig angespannt - mit allen Sinnen auf jedes leiseste Geräusch lauschend, auf jede kleinste Bewegung reagierend.

Aber sie hörten so gut wie keine Geräusche und sahen auch kaum eine Bewegung. Sie meinten zu wissen, daß sie beobachtet wurden, aus Fenstern oder Türen oder sonstigen Ritzen. Aber es hat sie kaum jemand gesehen. Klar, die Leute waren neugierig, aber großer als ihre Neugierde war die Angst um das eigene Leben.

Dein Papa hat mir das erzählt. Er hat die Amerikaner auch nicht gesehen, als sie die Straßen entlangkamen. Er saß wie die meisten Leute aus Alsfassen im Hauskeller und fürchtete sich fast zu Tode vor dem, was kommen konnte. Oben im alten Haus auf dem Hügel an der Kreuzung zum Falkenbösch. Die Spannung - soll ich besser sagen „die Angst“ - war enorm. Denn was hatte man nicht alles über den Feind gehört, diese Bestie in Menschengestalt, die alle Männer und Kinder sofort umbringen würden und die Mädchen und Frauen …“

Nun gut, daß hätte ich zu meiner Frau gesagt, wenn sie nicht nach dem Wort „eingenommen“ nach oben verschwunden wäre, um sich im Homeoffice auf ihr Tagwerk vorzubereiten.

Eine halbe Stunde später bringe ich meine Schwiegermutter Rita nach Bliesen in die Kurzzeitpflege in das Haus hinter der Kirche. Als ich bei EuroSchu den langen Hang hinauf ins Dorf fahre, sehe ich nicht die Überreste der amerikanischen Vorhut, die hier gestern vor 76 Jahren von einer Geschützstellung nahe der Rassiersmühle in direktem Beschuß zerstört wurde, sehe ich nicht die ausgebrannten Trümmer der beiden Panzer und der Halbkettenfahrzeuge, in denen zahlreiche G.I.s das Leben verloren, sehe ich nicht das große Loch im damals ersten Haus auf der rechten Seite, wo die erste Granate landete und einen großen Fetzen der Wand herausriß, bevor die nächsten Geschosse Menschen und Maschinen zerfetzten, rieche ich nicht den Gestank von Öl, Benzin, Blut und verbranntem Fleisch, der nach 12 Stunden immer noch in der Luft hing.

Nichts davon sehe ich jetzt oder sah ich je, und es gibt keine Fotos davon und nur bruchstück- und schemenhafte Überlieferungen. Es war nur eine kleine Episode in einem langen Krieg, der nach sechs Jahren endlich die Heimat erreicht und darüber hinweggerollt war. Sein Ende war in Sicht, aber für die Menschen zuhause - hier - fing er gerade erst an. Und nichts würde mehr so sein wie vorher.

Das kommt wohl öfters vor.

Alsfassen am Tag des hl. Josef 2021

Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] St. Josefstag

Date: 2021/03/19 19:00:12
From: schubertbrigitte(a)t-online.de <schubertbrigitte(a)t-online.de>

Hast Du uns nicht mal in Scheidt einen Film über diesen Josefstag gezeigt, den erinnere ich !!!

Gruß Brigitte

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] St. Josefstag

Datum: 2021-03-19T13:40:58+0100

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

„Ich habe heute abend Kirchendienst“, erzählt mir meine Frau beim Frühstück.
 
Ich bin erstaunt: „Am Freitag? Im Dom?“ Freitags gibt’s normalerweise keinen Gottesdienst. „Ja“, meint sie, „mit Elfie zusammen. Irgendetwas ist heute, was Besonderes.“

„Klar. Heute ist der 19te März, St. Josefstag.“ Das sagt ihr nichts.

„Heute vor einem Jahr war das ein Donnerstag. Gestern vor einem Jahr haben sie mir meinen Vortrag für heute vor einem Jahr abgesagt. Über das, was heute vor einem Jahr vor 75 Jahren geschehen ist.“

Erneut ernte ich einen fragenden Blick.

„Heute vor 76 Jahren haben die Amerikaner St. Wendel eingenommen.

Vor einer halben Stunde (und 76 Jahren) sind sie dort unten auf der Alsfassener Straße entlang geschlichen. In Stiefeln mit Gummisohlen so gut wie lautlos. Jeweils einer auf jeder Straßenseite, das Gewehr in der Vorhalte, leicht gebückt, völlig angespannt - mit allen Sinnen auf jedes leiseste Geräusch lauschend, auf jede kleinste Bewegung reagierend.

Aber sie hörten so gut wie keine Geräusche und sahen auch kaum eine Bewegung. Sie meinten zu wissen, daß sie beobachtet wurden, aus Fenstern oder Türen oder sonstigen Ritzen. Aber es hat sie kaum jemand gesehen. Klar, die Leute waren neugierig, aber großer als ihre Neugierde war die Angst um das eigene Leben.

Dein Papa hat mir das erzählt. Er hat die Amerikaner auch nicht gesehen, als sie die Straßen entlangkamen. Er saß wie die meisten Leute aus Alsfassen im Hauskeller und fürchtete sich fast zu Tode vor dem, was kommen konnte. Oben im alten Haus auf dem Hügel an der Kreuzung zum Falkenbösch. Die Spannung - soll ich besser sagen „die Angst“ - war enorm. Denn was hatte man nicht alles über den Feind gehört, diese Bestie in Menschengestalt, die alle Männer und Kinder sofort umbringen würden und die Mädchen und Frauen …“

Nun gut, daß hätte ich zu meiner Frau gesagt, wenn sie nicht nach dem Wort „eingenommen“ nach oben verschwunden wäre, um sich im Homeoffice auf ihr Tagwerk vorzubereiten.

Eine halbe Stunde später bringe ich meine Schwiegermutter Rita nach Bliesen in die Kurzzeitpflege in das Haus hinter der Kirche. Als ich bei EuroSchu den langen Hang hinauf ins Dorf fahre, sehe ich nicht die Überreste der amerikanischen Vorhut, die hier gestern vor 76 Jahren von einer Geschützstellung nahe der Rassiersmühle in direktem Beschuß zerstört wurde, sehe ich nicht die ausgebrannten Trümmer der beiden Panzer und der Halbkettenfahrzeuge, in denen zahlreiche G.I.s das Leben verloren, sehe ich nicht das große Loch im damals ersten Haus auf der rechten Seite, wo die erste Granate landete und einen großen Fetzen der Wand herausriß, bevor die nächsten Geschosse Menschen und Maschinen zerfetzten, rieche ich nicht den Gestank von Öl, Benzin, Blut und verbranntem Fleisch, der nach 12 Stunden immer noch in der Luft hing.

Nichts davon sehe ich jetzt oder sah ich je, und es gibt keine Fotos davon und nur bruchstück- und schemenhafte Überlieferungen. Es war nur eine kleine Episode in einem langen Krieg, der nach sechs Jahren endlich die Heimat erreicht und darüber hinweggerollt war. Sein Ende war in Sicht, aber für die Menschen zuhause - hier - fing er gerade erst an. Und nichts würde mehr so sein wie vorher.

Das kommt wohl öfters vor.

Alsfassen am Tag des hl. Josef 2021

Roland Geiger



[Regionalforum-Saar] Ringvorlesung „Migration u nd städtischer Raum in Vergangenheit und Gegenwart “

Date: 2021/03/27 00:21:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Ringvorlesung „Migration und städtischer Raum in Vergangenheit und Gegenwart“

Institut für Europäische Studien und Geschichtswissenschaften der TU Chemnitz / Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz

Chemnitz
07.04.2021 - 07.07.2021

Von Sebastian Schaarschmidt

Das Institut für Europäische Studien und Geschichtswissenschaften der TU Chemnitz veranstaltet in Kooperation mit dem smac – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz – eine Ringvorlesung zum Thema Stadt & Migration sowie eine Vortragsreihe zum Thema Europa als wöchentliche Video-Ausstrahlung im Sommersemester 2021.

Die Veranstaltung nimmt sich zweier Themenbereiche an, die in der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Debatte große Relevanz entfalten, und untersucht sie aus unterschiedlichen Perspektiven – auch in ihrer historischen Dimension.

I. ‚Migration und städtischer Raum in Vergangenheit und Gegenwart‘
Migrationen stellen eine historische Konstante der europäischen Geschichte dar. Sie waren und sind wesentlich an der Ausgestaltung europäischer Gesellschaften beteiligt. Das gilt auch für die Siedlungsform der Stadt. Städte auf der ganzen Welt wurden durch Migrant:innen beeinflusst und geprägt. Dies bezieht sich auf unterschiedliche Aspekte von Kultur, Recht und Gesellschaft. Die Vorlesung geht diesen Einflüssen und Zusammenhänge in unterschiedlichen Perspektiven nach. So geraten verschiedene Aspekte der Themen ‚Migration‘ und ‚Stadt‘ in den Blick.

II. ‚Europa im Aufbruch?!‘
Im Zuge der europäischen Integration lassen sich neue Formen der Transnationalisierung von Politik, Gesellschaft und Kultur feststellen. Dies führte etwa zum Wandel politischer Entscheidungsprozesse, räumlicher Mobilität und sich verändernder kollektiver Identitäten. Die Vorträge gehen auf unterschiedliche Aspekte der Europäisierung ein (z.B. das Phänomen ‚Europäische Kulturhauptstadt‘ oder die Demokratie der EU) und diskutieren diese Entwicklungen.

Programm

Anmeldung unter info(a)smac.sachsen.de
Melden Sie sich zur kompletten Reihe, zu Teilen der Reihe oder zu einzelnen Vorträgen an.
Die Veranstaltung findet live über Zoom statt.
Sie erhalten den Zugangslink innerhalb von 3 Tagen per E-Mail.
Beginn ist jeweils 18:00 Uhr // Ende jeweils ca. 19:30 Uhr:

07.04.21
Gala Rebane (Chemnitz)
"Vom Rundblick zum Randblick. Großstadtdarstellungen im postkolonialen Film"

14.04.21
Europa im Aufbruch ?!
Prof. Dr. Jürgen Mittag (DSHS Köln)
Europäische Kulturhauptstädte im Spannungsfeld von Kultur- und Marketingzielen

21.04.21
Europa im Aufbruch ?!
Prof. Dr. Sebastian Büttner (FU Berlin, Vetretungsprofessor)
Utopie und Eurokratie? Ziele und Praktiken des europäischen Projekts im Lichte der EU-Förderpolitik

28.04.21
Yvonne Schmuhl (smac, Chemnitz)
Wilde Ehen und römische Migration

05.05.21
Christoph Rass (Osnabrück)
"Stadtluft macht frei"? Mobilität, Migration und die Konstruktion der Stadt - Perspektiven einer (reflexiven) Historischen Migrationsforschung.

19.05.21
Mario Kliewer (smac, Chemnitz)
„Es gibt zwei Städte in Algier.“ Szenen einer (spät)kolonialen Metropole

26.05.21
Franziska Luppa (Dresden)
Mittendrin statt nur dabei: Fremde im klassischen Athen

02.06.21
Grischa Vercamer (Chemnitz)
„Fränkische Migration oder Invasion? Die Anfänge der Hohenzollernherrschaft in der Mark Brandenburg im 15.
Jahrhundert und die Berliner Bevölkerung“

09.06.21
Karin Wiest (Leipzig):
„Stadtforschung und postmigrantische Perspektive“

18.06.21
Europa im Aufbruch ?!
Elmar Rieger (Bamberg)
Die Demokratie der Europäischen Union. Soziologische Perspektiven

23.06.21
René Kreichauf (Berlin)
„Die Stadt und Asyl: Beispiele aus Europa und den USA“

30.06.21
Cecile Sandten (Chemnitz)
Die Zeltstadt "Dschungel" als Heterotopie und geopolitischer Liminalraum: Kate Evans' Grafischer Roman Threads:
From the Refugee Crisis (2017)

07.07.21
Europa im Aufbruch ?!
Dr. Emanuel Deutschmann (Universität Göttingen)
Netzwerk Europa. Wie der Kontinent durch Mobilität und Kommunikation zusammenwächst

Kontakt

Prof. Dr. Martin Clauss - martin.clauss(a)phil.tu-chemnitz.de
Prof. Dr. Birgit Glorius - birgit.glorius(a)phil.tu-chemnitz.de
Jun.-Prof. Dr. Thomas Laux - thomas.laux(a)phil.tu-chemnitz.de
Jun.-Prof. Dr. Marian Nebelin - marian.nebelin(a)phil.tu-chemnitz.de

Zitation

Migration und städtischer Raum in Vergangenheit und Gegenwart. In: H-Soz-Kult, 26.03.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-96661>.

[Regionalforum-Saar] 222

Date: 2021/03/29 10:15:01
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

seit etlichen Wochen suche ich in den Sterbebüchern der Pfarrei die Toten zwischen 1793 und 1810 heraus, weil ich feststellte, daß in der Zeit viele Epidemien hier in der Stadt wüteten. Sachkundig werde ich durch Frau Dr. Stitz unterstützt, wenn mir - meistens - beim Latein die Luft ausgeht.

Gestern stieß ich auf einen Todesfall eines Italieners namens Johann Baptist Ardizzi, geb. um 1759, der am 8. August 1807 in St. Wendel im Alter von 47 Jahren gestorben ist. Er hinterließ seine Ehefrau Martha Bourgarda. Im Kirchenbucheintrag steht in Latein: „domiciliatus in oria ad lacum De Horta departementi de Giagna ob opificium stagni fusoris et formatoris his in regionibus degens“.

Allerdings - das konnte ich nicht wirklich lesen. Den Anfang vielleicht noch - aber nach hinten blieben meine Lesekenntnisse auf der Strecke, weil ich mir unter den Wörtern nichts vorstellen konnte. Also schoß ich ein Foto und sandte es an Frau Dr. Stitz, die daraus fachkundig „beheimatet in Oria an der Küste am See De Horta im Departement Giagna und wegen der Tätigkeit als Teichgießer und –former in diesen Gegenden lebend“ machte.

Was die Fragen aufwarf, wo dieser Ort lag und was zum Geier ein Teichgießer und Teichformer tut und warum ein Mann mit einem solchen Beruf sich in St. Wendel niederlassen würde. Tatsächlich gibt es den Ort „Oria“ heute noch in Italien - gleich zweimal. Einmal unten im Stiefelabsatz, der andere gehört zur Region Como und liegt am Nordostufer des Luganer Sees. Und es gibt einen See namens „d’Orta“, der liegt ein Stück westlich des Lagio Maggiore, von Oria am Luganersee etwa 70 km entfernt. Nur das Department Giagna haben wir nicht finden können.

Im Familienstandsregister St. Wendel ist der Tod natürlich auch vermerkt. Dort werden zwei Zeugen angegeben, die leider nicht mit dem Toten verwandt sind - Joseph Tridondano, 41, und Jakob Tholey, 46. Ardizzis Ehefrau wird dort „unterschlagen“ (, weshalb es für Genealogen, die z.B. ein Familienbuch zusammenstellen, ratsam sein mag, alle Quellen auszuschöpfen, nicht nur einseitig die Familienstandsregister oder die Kirchenbücher). Ardizzis Beruf wird mit „polier d’élain“ angegeben, was der Übersetzer als „Wollpolierer“ deutet. Das wird immer obskurer. Also schaute ich genauer hin und sah, daß das „l“ bei „élain“ in Wirklichkeit in „t“ war, somit wurde aus dem „polier d’élain“ ein „polier d'étain“, was sich mit „Zinnpolierer“ übersetzen läßt. Joseph Tridondano, ebenfalls aus Italien stammend, war Zinngießer (die Familie besaß ein Haus auf dem sog. Fräuleinbauplatz an der Ecke Josefs- und Marienstraße; den Familiennamen gab es schon nach der ersten Generation nicht mehr in St. Wendel. Ein Sohn heiratete nach Bernkastel-Kues, einen Tochter heiratete einen Bindhammer).

Die Zahl 222 im Betreff weist aber auf ein trauriges „Jubiläum“ hin.

In den beiden Jahren 1799 und 1805 wüteten die Pocken in St. Wendel. 1796 gab es 42 Verstorbene in St. Wendel, 1791 waren es 61, und 1798 starben 52 Menschen. 1799 stieg die Zahl auf 175 Tote. Davon erlagen 134 den Pocken. Unter ihnen war ein Erwachsener (eine Witwe von 73 Jahren), die anderen waren Kinder im Alter von fünf Wochen bis 8 Jahren.

Vorige Woche bin ich auf einen besonders schlimmen Fall gestoßen, da sind von einer Familie mit elf Kindern 8 keine 10 Jahre alt geworden; davon starben vier an den Pocken (1799 und 1804) und zwei Mädchen direkt bei der Geburt, ohne daß Vornamen eingetragen wurden.

Ganz schlimm fand ich, daß einer der Pockentoten, Wendel, im Alter von fünf Jahren an seinem Geburtstag gestorben ist. Das war heute vor 222 Jahren.

Hier ist die Familien:

Franz Karl Weisgerber und Maria Magdalena Gessner

Franz Karl Weisgerber
Sohn von Peter und Maria Riefer
*  29.11.1760 in St. Wendel
+  10.09.1821 in St. Wendel
Beruf: 1804 Schmied

oo 01.09.1789 in St. Wendalinus, St. Wendel
Maria Magdalena Gessner
Tochter von Nikolaus Gessner und N. Greif
*  18.11.1762 in St. Wendel
+  05.01.1807 in St. Wendel.

Kinder von Franz Weisgerber und Maria Gessner sind:

Johann Weisgerber
* 12.02.1792 in St. Wendel.

Wendel Weisgerber
* 29.03.1794 in St. Wendel + 29.03.1799 in St. Wendel.
Todesursache: Pocken

Heinrich Weisgerber
* 11.08.1796 in St. Wendel + 03.01.1798 in St. Wendel.

Barbara Weisgerber
* 04.08.1798 in St. Wendel + 24.03.1799 in St. Wendel.
Todesursache: Pocken

Barbara Weisgerber
* 28.01.1800 in St. Wendel + 09.11.1800 in St. Wendel.

Wendel Weisgerber
* 13.09.1801 in St. Wendel + 28.02.1870 in St. Wendel.

Adrian Weisgerber
* 26.04.1804 in St. Wendel + 05.12.1804 in St. Wendel.
Todesursache: Pocken

Anna Maria Weisgerber
* 26.04.1804 in St. Wendel + 10.12.1804 in St. Wendel.
Todesursache: Pocken

Tochter Weisgerber
* 02.01.1806 in St. Wendel + 02.01.1806 in St. Wendel.

Tochter Weisgerber
* 30.12.1806 in St. Wendel + 30.12.1806 in St. Wendel.

Anna Maria Weisgerber
* 05.01.1807 in St. Wendel + 05.01.1807 in St. Wendel.


Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Den Zinngießer Johann Baptist Ardizzi aus Oira am Ortasee im Dipartimento dell’Agogn a betreffend.

Date: 2021/03/29 15:04:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,

jerres, so viel Resonanz hatte ich noch nie. Dabei hatte ich die Sache mit Herrn Ardizzi nur vorne drangesetzt, weil er gerade gestern aufgetaucht ist.

Über verschiedene Listen - sowohl aus den USA (Eva Holmes) als auch aus Deutschland (Waltraud Pallasch und Rainer Clemens) - habe ich gelernt, daß „stagnum“ oder „stannum“ hier als „Zinn“ zu übersetzen ist.

=> http://www.zeno.org/Georges-1913/A/stagnum+%5B2%5D?hl=stagnum

Waltraud Pallasch kennt sich am Ortasee aus und weiß, daß der Ortsname falsch geschrieben ist: der Ort heißt nicht „Oria“, sondern „Oira“. Und das liegt an diesem See.

Und den Familiennamen hat sie dort auch heute noch gefunden:

„Ardizzi Fratelli S.n.c.
11, Via Lago - 28891 Oira (VB)“

Rainer Clemens vermutet, daß es sich bei der Departmentsbezeichnung „Giagna“ um eine Falschschreibung handelt. Die sicherlich leicht passieren kann, wenn der deutsche Pfarrer sich mit der italienischsprachigen Witwe unterhält: dann kann leicht aus dem „Dipartimento dell’Agogna“ das „Department Giagna“ werden.
Eben bin ich seinem Link gefolgt und habe beim wikiepedia-Eintrag der Departmentshauptstadt Novarra (https://de.wikipedia.org/wiki/Novara) eine Karte gefunden, die den Ortasee am oberen Ende des Departments zeigt.

Herzlichen Dank Euch dreien; ich weiß nicht, ob ich jemals darauf gekommen wäre.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Künstliche Kost. Ernäh rung in Deutschland, 1840 bis heute

Date: 2021/03/30 21:43:20
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Künstliche Kost. Ernährung in Deutschland, 1840 bis heute

 

Autor Uwe Spiekermann

Reihe Umwelt und Gesellschaft 17

Erschienen Göttingen 2018: Vandenhoeck & Ruprecht

Anzahl Seiten 948 S.

Preis € 60,00

ISBN 978-3-525-31719-8

 

Rezensiert für H-Soz-Kult von Laura-Elena Keck, Institut für Kulturwissenschaften, Universität Leipzig

Das Titelbild von Uwe Spiekermanns umfangreicher Geschichte der „Künstlichen Kost“ in Deutschland zeigt eine in Plastik eingeschweißte Packung „Emmentaler Scheiben“ mit der Aufschrift „Naturkäse“. Damit ist das Spannungsfeld, das der Autor auf fast 800 Seiten aufmacht, bereits grob umrissen: Er zeichnet nach, wie und warum sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die äußere Form, vor allem aber die innere Zusammensetzung unserer Nahrungsmittel fundamental verändert hat. Dabei arbeitet er auch immer wieder heraus, an welche kulturellen Bedeutungen zwischen Natursehnsucht und Machbarkeitsutopien die neue „künstliche Kost“ gekoppelt war und auf welche Widerstände und Vorbehalte sie stieß.

Die Studie ist an der Schnittstelle von Wissens- und Konsumgeschichte angesiedelt – denn mit deren Konzepten lasse sich, so Spiekermann, der „moderne Typ von Gesellschaft“, der sich im 19. Jahrhundert herausbildete, besonders präzise fassen und beschreiben (S. 19). Dementsprechend bezieht sich auch der Begriff „künstliche Kost“ auf wissensbasierte Produkte: Es geht nicht einfach nur um verarbeitete Nahrungsmittel, sondern um Verarbeitung auf der Grundlage einer bestimmten Wissensform, die sich seit den 1840er-Jahren in Form des sogenannten „Stoffparadigmas“ herausbildete. Die Grundzüge dieses Paradigmas sind bis heute relativ stabil geblieben: Nahrungsmittel erscheinen darin als „Stoffkonglomerate“ (S. 21), und diese Stoffe lassen sich nicht nur isolieren und messen, sondern auch neu kombinieren und austauschen. Diese Perspektive ermöglichte die Entwicklung neuer Produkte, aber auch die gezielte Optimierung von Versorgungsleistungen und Qualitätskontrollen und bediente damit zentrale „Bedürfnisse der sich etablierenden Marktgesellschaft und des Nationalstaates“ (S. 19). Gleichzeitig fungierten die neuen Produkte als Wissensträger, über die das Modell einer stofflich definierten Nahrung in immer mehr Gesellschaftsbereiche vordrang: „Wissen schuf Märkte, Märkte diffundierten Wissen und veränderten so Handeln.“ (S. 156)

Der Aufbau des Buches folgt in sechs Hauptkapiteln einer Mischung aus chronologischer und thematischer Ordnung und umspannt insgesamt fast zwei Jahrhunderte, von den 1840er-Jahren bis in die Gegenwart. Davon nehmen die ersten rund einhundert Jahre den weitaus größeren Raum ein, was auf den ersten Blick überraschen mag – der endgültige Durchbruch der „künstlichen Kost“ auf dem Massenmarkt erfolgte schließlich erst seit den 1950er-Jahren. Doch Spiekermann betont aus seiner wissensgeschichtlichen Perspektive eher Kontinuitäten als Brüche und sieht die zentralen konzeptionellen und technischen Innovationen bereits vor 1945 verwirklicht. Bei der immer weiter fortschreitenden Produktdiversifizierung und Marktsegmentierung, die sich bis heute beobachten lässt, handelt es sich aus diesem Blickwinkel lediglich um die Verwirklichung bereits „angelegter Veränderungen“ (S. 723).

Im ersten Kapitel des Hauptteils widmet sich der Autor der Wissensgrundlage der „künstlichen Kost“: Er beschreibt, wie sich, ausgehend von Justus Liebigs Unterscheidung zwischen den drei Makronährstoffen, seit den 1840er-Jahren das Stoffparadigma durchsetzte und zum Ausgangspunkt zahlreicher neuer Forschungsvorhaben und gesellschaftlicher Utopien wurde. Statt die Geschichte einer geradlinigen Wissensakkumulation zu erzählen, betont Spiekermann dabei auch Phasen des Nichtwissens: Zentrale Thesen, etwa zur physiologischen Funktion des Proteins, wurden experimentell widerlegt; auch die „Entdeckung“ neuer Substanzen wie der Vitamine forderte die tradierte Lehre immer wieder heraus. Doch das Stoffparadigma erwies sich als flexibel: Es wurde zwar erweitert und differenziert, behielt seine grundlegende Struktur aber bei. Schon früh wurden auf dieser Grundlage neue Produkte entwickelt, die im folgenden Kapitel im Zentrum stehen: Anhand unterschiedlicher Produktgruppen wie Suppen- und Würzpräparaten oder Militärverpflegung wird gezeigt, wie die (noch begrenzte) Vermarktung „künstlicher Kost“ um 1900 dazu beitrug, das neue stoffliche Wissen zu verbreiten und im Alltag zu verankern. Nicht alle Produkte erwiesen sich dabei als Erfolgsgeschichte; viele wurden von den Konsument:innen nicht angenommen oder blieben auf Nischenmärkte beschränkt. Dennoch, die grundlegenden Potentiale der „künstlichen Kost“ waren etabliert: Sie bot die Möglichkeit, Nahrung zu optimieren – in Hinblick auf den Nährstoffgehalt und damit den Gesundheitswert, aber auch auf die Nutzung knapper Ressourcen. Im Zuge dieser Optimierungsversuche entstanden aber auch neue Risiken und Anlässe zu Kritik.

Die nächsten beiden Kapitel umfassen zeitlich die beiden Weltkriege und die Zwischenkriegszeit. In Kapitel vier wird die Etablierung eines „Eisernen Dreiecks“ aus Wissenschaft, Wirtschaft und Staat in der Zwischenkriegszeit beschrieben: Während der Staat sich vor dem Ersten Weltkrieg eher zurückhaltend gezeigt hatte, entstand nun ein wechselseitiges Kooperationsnetzwerk, in dem aber durchaus auch Konflikte ausgehandelt werden mussten. Ergebnisse dieses Prozesses waren unter anderem die zunehmende Normierung der „künstlichen Kost“, die fortschreitende Verwissenschaftlichung der Produktionsabläufe und eine stärkere Anbindung an biopolitische Ziele und Autarkiebestrebungen, die während des Nationalsozialismus ihren Höhepunkt erreichte. In Kapitel fünf liegt der Fokus wieder stärker auf den Produkten selbst: Technologische Innovationen und Verbesserungen, etwa im Bereich der Verpackung oder der Gefrier- und Trocknungstechnik, ermöglichten seit den 1920er-Jahren eine deutliche Verbreiterung der Warenpalette, die sich zudem zunehmend an den Wünschen der Verbraucher:innen ausrichtete. Viele Veränderungen spielten sich allerdings unter der Oberfläche der Produkte ab: Farb-, Zusatz- und Austauschstoffe waren im Endprodukt unsichtbar und wurden häufig auch nicht deklariert. Parallel dazu verschob sich der Fokus der Kritik, die sich nun weniger auf Produktfälschungen und stärker auf gesundheitliche Risiken richtete.

In den letzten beiden Kapiteln schließlich geht es um die Durchsetzung der neuen Produkte auf dem Massenmarkt. Die erhöhte Kaufkraft und neue Vertriebsstrukturen verhalfen der „künstlichen Kost“ seit den späten 1950er-Jahren zum endgültigen Durchbruch und hatten ein „historisch einzigartiges Wachstum der Lebensmittelsortimente“ (S. 776) zur Folge. Spiekermann hinterfragt allerdings den Status der Nachkriegszeit als „exzeptionelle Periode“ (S. 658), betont Kontinuitäten zur Vorkriegszeit und zeigt auch, wie groß der Einfluss der Militärverpflegung im Zweiten Weltkrieg als „Schrittmacher des ‚Konsumsektors‘“ (S. 580) war. Für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts konstatiert er zwar durchaus Verschiebungen, etwa im Verhältnis zwischen den Akteur:innen des „Eisernen Dreiecks“; die grundlegenden Strukturen hatten aber Bestand. Mit der Verfügbarkeit „künstlicher Kost“ wuchs auch die Sehnsucht nach „natürlicher“ Nahrung: Wissenschaft und Wirtschaft waren zunehmend bestrebt, eine „künstliche Natur“ zu schaffen, für die der eingangs erwähnte „Naturkäse“ in Plastik sinnbildlich steht.

„Künstliche Kost“ ist eine Fundgrube für sehr detailliert und fachkundig aufbereitete Fallstudien zu ganz unterschiedlichen Themenbereichen – von Säuglingskost über frühe Vitaminpräparate bis hin zu Astronautennahrung –, die auf einem beeindruckenden Quellenkorpus beruhen, das der Autor seit 1989 zusammengetragen hat. Die zeitlichen Überlappungen zwischen den Kapiteln führen zwar zu einigen inhaltlichen Überschneidungen; zahlreiche Querverweise sowie vier separate Register im Anhang erleichtern jedoch die Orientierung. Die Stärke der Studie liegt in der ausführlichen und ausgewogenen Darstellung der Kooperationen und Konflikte zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Staat, die die Entwicklung der „künstlichen Kost“ und damit des gesamten Ernährungssektors entscheidend prägten. Dabei wird deutlich, wie entscheidend die Ressource Wissen für die Entstehung neuer Nahrungsmittel war – nicht nur, weil sie in Produktionsprozesse umgesetzt werden konnte, sondern auch, weil sie einen gemeinsamen Kommunikations- und Verständigungsraum für heterogene Akteur:innengruppen bereitstellte, in dem sich auch die Kritiker:innen der „künstlichen Kost“ bewegten. Überzeugend ist auch die gegen den Strich gelesene Periodisierung, die auf Kontinuitäten der Wissensform hinweist, die bis heute andauern.

Der Bereich alltäglichen Ernährungshandelns und die Konsument:innen kommen im Vergleich dazu allerdings ein wenig zu kurz. Ihr aktiver Gestaltungsspielraum scheint sich vor allem auf Konsumverweigerung zu beschränken. Kreative Aneignungsprozesse im Umgang mit Waren, die als Wissensträger zwar bestimmte Handlungsformen nahelegen, aber keineswegs deterministisch bestimmen, spielen kaum eine Rolle. Beschrieben wird in erster Linie ein Prozess der Wissensdiffusion, bei dem „objektiviertes“, im Labor produziertes Wissen die Gesellschaft durchdringt und „subjektives“, praktisches (Alltags-)Wissen tendenziell verdrängt. Dass ein solches Modell zwar dem Selbstverständnis der Ernährungsexpert:innen im Untersuchungszeitraum entsprach, vor dem Hintergrund der neueren Wissensgeschichte aber zu einseitig erscheint, wird zwar angedeutet (S. 436f.), empirisch aber zu wenig eingelöst. Es finden sich nur wenige Beispiele dafür, dass subjektives Wissen für die Ernährungsforschung nicht nur als negative Abgrenzungsfolie diente, sondern auch forschungsleitend im positiven Sinn sein konnte. Ein stärkerer Fokus auf die Zirkulation und Produktion von Wissen außerhalb des „Eisernen Dreiecks“ und auf wechselseitige Austauschprozesse hätte auch den Blick auf Vegetarismus und Lebensreform weiter schärfen können.

Trotz dieser kleineren Kritikpunkte ist „Künstliche Kost“ ein wichtiger und lesenswerter Beitrag zur Wissens- und Konsumgeschichte der Ernährung. Bislang mangelte es an Darstellungen, die einen so umfassenden und breiten Blick auf die fundamentalen Umgestaltungen der letzten zweihundert Jahre werfen. Die Lektüre schärft den Blick nicht nur für die Geschichte der Nahrungsprodukte, die uns heute so alltäglich erscheinen, sondern auch für zentrale Funktionsmechanismen moderner Wissens- und Konsumgesellschaften.

Zitation

Laura-Elena Keck: Rezension zu: Spiekermann, Uwe: Künstliche Kost. Ernährung in Deutschland, 1840 bis heute. Göttingen  2018. ISBN 978-3-525-31719-8, In: H-Soz-Kult, 31.03.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-27206>.

[Regionalforum-Saar] Das Elsass und die Pfalz - Wechselbeziehungen zweier Grenzregionen.

Date: 2021/03/30 21:51:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Das Elsass und die Pfalz - Wechselbeziehungen zweier Grenzregionen.
Vortragender: Roland Paul

Sonntag, 25. April 2021
11:15 bis 12:30 Uhr

Preis: Kostenlos ·
Dauer: 1 Std. 15 Min.

Öffentlich

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