Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Vortrag über die Auswanderung nach Brasilien am 23. Januar 2020.

Date: 2020/01/03 18:39:35
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Vortrag über die Auswanderung nach Brasilien am 23. Januar 2020.

Am Donnerstag, 23. Januar, um 18 Uhr wird der in dieser Woche im Saarland weilende Brasilianer Felipe Kuhn Braun aus Novo Hamburgo, Rio Grande do Sul, einen Vortrag halten, der den Titel trägt:
 
"Saarländische Auswanderer im brasilianischen Urwald! - Die Bedeutung der deutschen Auswanderer im 19. Jahrhundert für die Entwicklung Brasiliens"

Folgende Themenschwerpunkte sind in dem 60minütigen Vortrag vorgesehen:

1. Die Provinzhauptstadt Porto Alegre
2. Es begann in São Leopoldo am Rio dos Sinos am 25. Juli 1824!
3. Die Farrapen-Revolution (20.9.1835 bis zum 1.3.1845)
4. „Kaufhäuser“ in der Kolonie! --> ... Tendas & Musterreiter ...
5. Zahlreiche Nachkommen der deutschen Einwanderer
6. Die Kolonien im Caí-Tal von Rio Grande do Sul (damals und heute)
7. Der Mucker-Aufstand (1873/1874) und die Rolle des "Mule-Jakob" aus Niederlinxweiler
8. Katholische Zusammenschlüsse
9. Die neuen Kolonien in Südbrasilien
1o. Puerto Rico: Argentinien! - Die deutsche Migration nach Argentinien; 1870-1945
11. Der 2. Weltkrieg und die Folgen für die Deutschstämmigen in Brasilien
12. Ausblick: Das 200. Jubiläumsjahr 1824 - 2024 zum Gedenken an die Ankunft der ersten deutsche Einwanderergruppe am 25. Juli 1824 am Rio dos Sinos in São Leopoldo, Rio Grande do Sul, Brasilien

Ergänzt wird der Vortrag auf Deutsch mit zahlreichen historischen Dokumenten und Fotos.

Veranstalter sind der Verein für Landeskunde im Saarland e.V. und der Deutsch-Brasilianische Freundeskreis Saarland – Rio Grande do Sul e.V.

Der Vortrag wird stattfinden in den Räumen des Vereins für Landeskunde im Saarland e.V. im Bahnhof St. Wendel. Der Eingang dorthin befindet sich links (südlich) des Haupteingangs zum Bahnhof von der Mommstraße her.

[Regionalforum-Saar] Information zum Brasilienvortrag in der 4. Kalenderwoche

Date: 2020/01/06 17:41:17
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Am Mittwoch, 22. Januar, 18 Uhr findet der Vortrag im Rathaussaal, Im Kloster 1, im Rathaus Tholey statt. Mitveranstalter ist die Gemeinde Tholey.

 

Am Donnerstag, 23. Januar, 18 Uhr findet der Vortrag im Bahnhofsgebäude in St. Wendel, Mommstraße 2, beim Verein für Landeskunde im Saarland e.V.  statt, der Mitveranstalter ist.

 

Am Freitag, 24. Januar, 18 Uhr findet der Vortrag in der ehemaligen Schule in Nohfelden-Wolfersweiler statt. Kooperationspartner ist Ortsvorsteher Eckhard Heylmann.

[Regionalforum-Saar] Information zum Brasilienvortrag in der 4. Kalenderwoche

Date: 2020/01/06 17:41:25
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Am Mittwoch, 22. Januar, 18 Uhr findet der Vortrag im Rathaussaal, Im Kloster 1, im Rathaus Tholey statt. Mitveranstalter ist die Gemeinde Tholey.

 

Am Donnerstag, 23. Januar, 18 Uhr findet der Vortrag im Bahnhofsgebäude in St. Wendel, Mommstraße 2, beim Verein für Landeskunde im Saarland e.V.  statt, der Mitveranstalter ist.

 

Am Freitag, 24. Januar, 18 Uhr findet der Vortrag in der ehemaligen Schule in Nohfelden-Wolfersweiler statt. Kooperationspartner ist Ortsvorsteher Eckhard Heylmann.

[Regionalforum-Saar] Die Verteidigung deutscher Kriegsv erbrecher durch britische Offiziere in Militärgerichtsproz essen nach dem Zweiten Weltkrieg (1945–1949)

Date: 2020/01/06 21:19:44
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Justice for the Enemy?. Die Verteidigung deutscher Kriegsverbrecher durch britische Offiziere in Militärgerichtsprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg (1945–1949)

Autor Vordermayer, Margaretha Franziska
Reihe Historische Grundlagen der Moderne
Erschienen Baden-Baden 2019: Nomos Verlag
Anzahl Seiten 338 S.
Preis € 74,00
ISBN 978-3-8487-6021-3

Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-57786.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Kerstin Schulte, Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS), Universität Bielefeld

Die britischen Militärgerichtsprozesse in Deutschland sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Aus juristischer wie geschichtswissenschaftlicher Sicht zu Unrecht, denn gerade die Rolle der britischen Offiziere verdient eine ausführliche Analyse: Sie fungierten als Verteidiger in den Prozessen und stellten ihre juristische Ausbildung sowie ihr demokratisches Rechtsverständnis offenbar über ihre Erfahrungen im Krieg; sie vertraten ihre ehemaligen Feinde trotz der oftmaligen Grausamkeit der ihnen zur Last gelegten Taten nach bestem Wissen und Gewissen. Margaretha Franziska Vordermayer untersucht dies in dem auf ihrer Münchner Dissertationsschrift von 2016 aufbauenden Buch „Justice for the Enemy?“.

Wie bereits der Untertitel „Die Verteidigung deutscher Kriegsverbrecher durch britische Offiziere in Militärgerichtsprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg (1945–1949)“ signalisiert, beschäftigt sich Vordermayer in ihrer Studie mit britischen Offizieren, die als Wahl-Pflicht-Verteidiger deutsche Angeklagte vor britischen Militärgerichten in Deutschland vertraten. Die Zuständigkeit dieser Gerichte wurde durch die Herkunft der Geschädigten beschränkt, da sie lediglich Fälle mit mutmaßlichen Verbrechen an britischen Staatsbürgern oder Staatsbürgern eines UN-Landes verhandelten. Vordermayer fragt, wie die abkommandierten Offiziere ihre Aufgabe interpretierten und welche Stellung sie innerhalb ihres militärischen Umfelds innehatten (S. 29). Allerdings lasse sich, so konstatiert die Autorin selbst, eine genuin akteurszentrierte Studie aufgrund des vorhandenen Quellenkorpus nicht schreiben (S. 20, S. 29). Dies ist auch nicht ihr primärer Anspruch; es geht ihr vielmehr um die juristische Aufarbeitung von Verbrechen, die im Rahmen und im Namen des nationalsozialistischen Unrechtsstaates begangen wurden. Sie will klären, welche Bedeutung die britischen Militärgerichtsprozesse für die Etablierung einer demokratischen Ordnung in Deutschland hatten (S. 18).

Damit verspricht Vordermayers Perspektive einen originellen Zugang zum Thema der alliierten Nachkriegsprozesse. Sowohl in den „klassischen“ als auch in den neueren Studien der letzten Jahre werden in der Regel die Perspektiven der Angeklagten, der Anklagenden oder aber der Gesamtkomplex einzelner Tribunale betrachtet sowie juristische und prozessrechtliche Fragen erörtert.[1] Zu den bekanntesten Beispielen dieser Kategorie gehören die Nürnberger Prozesse, die Konzentrationslager-Prozesse (Bergen-Belsen, Dachau, Ravensbrück), die Hamburger Curiohaus-Prozesse oder die späteren Auschwitz-Prozesse.[2] Juristische Debatten um die Art der begangenen Verbrechen sowie die Frage, ob überhaupt eine strafbare Handlung vorlag und wie diese gegebenenfalls zu bewerten sei, spielen wiederum auch in Vordermayers Studie eine zentrale Rolle.

Die Autorin hat insgesamt 34 Militärgerichtsprozesse untersucht, die zwischen Oktober 1945 und Dezember 1949 stattfanden und in denen britische Offiziere als Wahl-Pflicht-Verteidiger auftraten. Allerdings konzentrierte sich die Prozesstätigkeit der Briten im Wesentlichen auf das Jahr 1946, sodass auch der Analyseschwerpunkt auf diesem Jahr liegt (S. 75). Das ausgewertete Quellenkorpus ist breit: Neben Prozessakten der Verfahren, Nachlässen von Militärangehörigen, Presseberichten in Deutschland und Großbritannien, Dokumenten zur britischen Besatzungsverwaltung und deren interner Korrespondenz bedient sich Vordermayer auch der gedruckten Bände der United Nations War Crimes Commission (UNWCC) und des britischen Manual of Military Law (MML). Ihr Anspruch ist es, das „Potenzial der ‚cultural studies’ im Bereich zeithistorische Militär- und Rechtsgeschichtsforschung aus[zu]loten“ (S. 20) und damit einen Beitrag zur Erforschung von Transitional Justice zu leisten. Methodisch möchte sie dazu „(militär-)historische und rechtswissenschaftliche Ansätze“ (S. 20) miteinander verknüpfen.

Die Studie besteht aus fünf Hauptkapiteln. Nach einer Einleitung befassen sich die anschließenden vier Kapitel jeweils mit einem bestimmten Aspekt der Militärgerichtsprozesse: mit den alliierten „Pläne[n] zur Strafverfolgung deutscher Kriegsverbrechen 1939–1946“, der Durchführung der Prozesse mit britischen Verteidigern, deren „zeitgeschichtliche[r] Wahrnehmung und Beurteilung“ sowie ihrer bilanzierenden Einordnung „als Beitrag zur Transitional Justice“. Einen Schwerpunkt soll Vordermayer zufolge die Kooperation zwischen britischen und deutschen Verteidigern bilden (S. 19); sie wird im Laufe der Studie allerdings eher marginal behandelt. Die Autorin strukturiert ihre Analyse anhand der Art der verfolgten Kriegsverbrechen und ordnet diese drei Hauptkategorien zu: erstens die Verbrechen in Konzentrationslagern oder auf Todesmärschen, zweitens die Misshandlung oder Tötung alliierter Kriegsgefangener und drittens Kriegsverbrechen von Schiffs- oder U-Boot-Besatzungen (S. 73). Dabei stellt die zweite Gruppe die zahlenmäßig größte Kategorie der in der Monographie verhandelten Fälle dar; mit rund 100 Seiten bildet das diesbezügliche Teilkapitel (2.2.) einen klaren Schwerpunkt.

Einleitend arbeitet Vordermayer den „clash of legal cultures“ (S. 23) anhand der britischen Militärgerichtsprozesse bzw. der bisherigen Forschung überzeugend heraus. Sie stellt anschaulich dar, dass in den Prozessen miteinander konkurrierende Ordnungsvorstellungen und Rechtstraditionen aufeinandertrafen. Aufgrund dessen schreibt sie den Verfahren einen „experimentellen Charakter“ zu (S. 20), da traditionelle Militärgerichtsverfahren auf neuartige Verbrechenstatbestände trafen.

In den beiden darauffolgenden Kapiteln gelingt es Vordermayer, die Verteidigungsstrategien der britischen Offiziere offenzulegen sowie wiederkehrende Muster herauszuarbeiten. Sie zeigt, dass die besondere Situation der Militärgerichtsprozesse für angeklagte deutsche Soldaten in einigen Fällen von Vorteil sein konnte, vor allem dann, wenn sich die verteidigenden Offiziere im Verfahren auf transnational anerkannte Werte der soldatischen Ehre und Pflichten beriefen (S. 229, S. 254f., S. 267). In diesen Fällen waren alle Prozessbeteiligten (Ankläger, Richter, Beisitzer und letztlich auch die Anwälte) Angehörige des Militärs oder zumindest militärisch sozialisiert gewesen, sodass ein Verweis auf soldatische Werte und Normen potenziell auf Verständnis stoßen konnte. Explizit davon ausgenommen war allerdings die Entschuldungsstrategie des „Befehlsnotstandes“. Vielmehr sei eine „glaubwürdige Darstellung von soldatischem Verantwortungsbewusstsein gegen Kriegsgefangenen“ von „britischen Militärgerichten als zumindest strafmildernd“ gewertet worden (S. 267f.). Dagegen hätten die Gerichte „Verbrechen an alliierten Kriegsgefangenen, vor allem britischen Fliegern, aber auch Zwangsarbeitern“ mit großer Härte bestraft (S. 267). Todesurteile wurden ausschließlich in den „Flieger-Prozessen“ verhängt.

Die besondere „Vermittler-Rolle“ der britischen Wahl-Pflicht-Verteidiger zwischen den Angeklagten, dem Gericht und der Öffentlichkeit wird anhand der von Vordermayer ausgewählten Prozesse deutlich. Bei diesen Verteidigern handelte es sich in der Regel um britische Offiziere mit juristischer Ausbildung, die den deutschen Angeklagten in den Militärgerichtsprozessen zugeteilt wurden beziehungsweise die sie sich aus einem Pool an qualifizierten und verfügbaren Offizieren aussuchen konnten, wenn es die angespannte Personallage zuließ und sofern sie nicht auf eigene Kosten einen deutschen Zivilanwalt in Anspruch nehmen wollten (S. 65, S. 111). Auch eine doppelte Verteidigung durch einen britischen Offizier und einen deutschen Anwalt war möglich, ebenso die Kombination aus einem deutschen Verteidiger und einem sogenannten „Assisting Officer“, der den Angeklagten und ihren Anwälten beratend zur Seite gestellt werden konnte, da dieser mit dem britischen Rechtssystem besser vertraut war und entsprechende Empfehlungen aussprechen konnte (S. 65).

Die detaillierten Schilderungen der einzelnen Verfahren erscheinen auf den ersten Blick mitunter zu langatmig, allerdings lassen sich nur auf diese Weise die Verteidigungsstrategien der britischen Anwälte sowie die Prozessergebnisse in vollem Umfang nachvollziehen. Mit ihrem demonstrativ untadeligen Einsatz für deutsche Mandanten leisteten die Verteidiger, so schlussfolgert auch Vordermayer, einerseits einen wichtigen Beitrag zur angestrebten demokratischen Umerziehung in Deutschland, indem sie exemplarisch den Ablauf fairer und rechtsstaatlicher Verfahren demonstrierten. Andererseits schufen sie im Rahmen der Prozesse die Rechtsfigur der Kollektivstrafbarkeit bei Menschenrechtsverletzungen, die „zum Vorbild für ähnliche Prozesse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ wurde (S. 313). Neuerdings fanden diese Straftatbestände etwa Anwendung im Rahmen der UN-Strafgerichtshöfe zum ehemaligen Jugoslawien (1993–2017) und zum Völkermord in Ruanda (1994–2015).[3]

Im vierten Kapitel gelingt es Vordermayer zu zeigen, dass die Prozesse in Deutschland positiv rezipiert wurden und damit dem klassischen Narrativ der ungerechten und ungerechtfertigten „Siegerjustiz“ entgegenstanden. Die überaus fairen, streng nach rechtsstaatlichen Prinzipien organisierten Verfahren trugen offenbar dazu bei, dass auch die deutsche Seite einen differenzierten Blick auf die Prozesse und die britische Justiz insgesamt bekam – was in der Öffentlichkeit allerdings nie eine entsprechende Breitenwirksamkeit erlangte. Dieser wichtige Aspekt bleibt in der Schlussbetrachtung der Arbeit jedoch eher blass. Ein Vergleich zur deutschen Strafjustiz, die sich später mit ähnlichen Fällen auseinandersetzte und die auch bereits in der historischen Forschung behandelt wurde, wäre zudem wünschenswert gewesen.[4]

Vordermayers Studie liefert dennoch einen guten Einstieg in die Thematik der britischen Militärgerichtsprozesse in Deutschland, da die einzelnen Verfahren und ihre Verläufe anschaulich geschildert werden. Die eigentliche Analyse der britischen Offiziere als Verteidiger in diesen Prozessen wirkt dagegen etwas unausgewogen und eher an den Rand gedrängt. Hier wäre, sofern verfügbar, eine intensivere Arbeit mit Ego-Dokumenten der britischen Verteidiger nützlich gewesen, um fundierte Aussagen über die Motivationen und Einstellungen der verteidigenden Offiziere gegenüber den Prozessen, ihren Mandaten und ihren Aufgaben insgesamt treffen zu können und damit letztlich auch der gewählten Leitfrage nach der Demokratisierung stärker gerecht zu werden. Trotz dieser Kritik hat Margaretha Franziska Vordermayer mit „Justice for the Enemy?“ aber eine fundierte Studie vorgelegt, die die Debatten um Transitional Justice bereichern kann, gerade auch vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen über Fairness im internationalen Recht.[5]

Anmerkungen:
[1] Eine Ausnahme bildet hier u.a. eine in derselben Reihe erschienene Studie zu den Verteidigern in den Nürnberger Prozessen: Hubert Seliger, Politische Anwälte? Die Verteidiger der Nürnberger Prozesse, Baden-Baden 2016; rezensiert von Kim Christian Priemel, in: H-Soz-Kult, 31.01.2017, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-23871 (15.12.2019).
[2] Vgl. u.a. Kim Christian Priemel, The Betrayal. The Nuremberg Trials and German Divergence, Oxford 2016; Jörg Osterloh / Clemens Vollnhals (Hrsg.), NS-Prozesse und deutsche Öffentlichkeit. Besatzungszeit, frühe Bundesrepublik und DDR, Göttingen 2011; John Cramer, Belsen Trial 1945. Der Lüneburger Prozess gegen Wachpersonal der Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen, Göttingen 2011; Kurt Buck / KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.), Die frühen Nachkriegsprozesse, Bremen 1997.
[3] Vgl. u.a. Norbert Frei / Annette Weinke (Hrsg.), Toward a New Moral World Order? Menschenrechtspolitik und Völkerrecht seit 1945, Göttingen 2013; Stefan-Ludwig Hoffmann (Hrsg.), Moralpolitik. Geschichte der Menschenrechte im 20. Jahrhundert, Göttingen 2010; Daniel Plesch, America, Hitler and the UN. How the Allies Won World War II and Forged a Peace, London 2011.
[4] Vgl. u.a. Raphael Gross / Werner Renz (Hrsg.), Der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963–1965). Kommentierte Quellenedition, 2 Bde., Frankfurt am Main 2013.
[5] Vgl. u.a. Ulrike Müßig, Reason and Fairness. Constituting Justice in Europe, from Medieval Canon Law to ECHR, Leiden 2019; Annette Weinke, Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit. Transnationale Debatten über deutsche Staatsverbrechen im 20. Jahrhundert, Göttingen 2016.

[Regionalforum-Saar] Gottesdienst wider Nazi-Grauen : Dialogpredigt gegen das Vergessen

Date: 2020/01/10 22:32:25
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Gottesdienst wider Nazi-Grauen : Dialogpredigt gegen das Vergessen

St. Wendel In der evangelischen Stadtkirche und in Niederlinxweiler stehen Veranstaltungen an.

Wir leben in Zeiten, in denen jüdische Mitbürger sich nicht mehr trauen, mit ihrer Kippa auf die Straße zu gehen – hier in Deutschland“, kritisiert Hartmut König. „Das darf doch einfach nicht sein. Wissen die Leute nicht mehr, was hier einmal geschehen ist? Es darf nicht vergessen werden! Wir müssen uns erinnern, damit es nicht noch mal so weit kommen kann!“ Es, damit ist die Nazi-Zeit mit all ihrem Grauen gemeint. Und damit die nicht wiederaufersteht, laden er, Hartmut König, und Pfarrer Gabriel Schäfer die Bevölkerung zur Dialogpredigt. Deren Leitspruch lautet: „Vergiss nicht, was du gesehen und gehört hast!“

Ort des Geschehens ist am Sonntag, 12. Januar, die evangelische Stadtkirche in St. Wendel. Beginn der Dialogpredigt ist um 10 Uhr.

Mitorganisator Hartmut König ist praktisch selbst betroffen, denn sein Großvater sei Jude gewesen. Er selbst ist es demnach zu einem Viertel. „Auf dieses Viertel bin ich sehr stolz“, betont er. König wuchs nach eigenen Angaben mit christlichen und jüdischen Werten, Feiertagen und Festen auf. Sein Großvater habe die Nazi-Zeit und den Zweiten Weltkrieg nur knapp überlebt. In Holland habe er in einem Haus Unterschlupf gefunden, in dessen Nachbarschaft sich Anne Frank mit ihrer Familie versteckte.

Königs Großvater sei sein Vorbild gewesen, ein stolzer, bedachter Mann, der ihn vieles gelehrt habe, was er noch heute sehr schätze. König erzählt, dass es ihn schmerze, dass antisemitisemitisches Denken und Rechtsextremismus zunehme und in manchen Kreisen wieder hoffähig werde. Der Anschlag von Halle im Oktober 2019 zeige, wie groß die Gefahr ist, die von gewaltbereiten Antisemiten und Rechtsextremisten ausgeht. König will nicht mehr nur zuschauen und bedauern, was geschieht. Er will reden, erklären, berichten. „Wir müssen uns vor Augen halten, wie schrecklich es einmal war. Das kann doch keiner mehr wollen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Fremdenhass und Rechtsextremismus weiter zunehmen!“

Die Dialogpredigt gegen das Vergessen wird laut Gabi Koepke von der evangelischen Gesamtkirchengemeinde St. Wendel von Pfarrer Schäfer und seiner Konfirmandengruppe vorbereitet. Die Konfirmanden werden den Gottesdienst demnach mit ihren Gedanken zum Thema „Angst um den Frieden“ eröffnen. Später wird Hartmut König über seine persönlichen Erfahrungen und die seines Großvaters berichten. Für den 77-jährigen evangelischen Diakon im Ruhestand steht das gesamte Jahr 2020 unter dem Grundsatz des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus – dieses Jahr jährt sich die Befreiung der Gefangenen aus dem Konzentrationslager Auschwitz zum 75. Mal. „Der Nationalsozialismus und der durch ihn ausgelöste Zweite Weltkrieg mit seinen Gräueltaten wird für alle Zeit der Schandfleck in der deutschen Geschichte sein.“

Die Zeitzeugen werden weniger, aber König appelliert an alle, die dabei waren, alle, die die Geschichten gehört und gelesen haben, alle, die ihm zuhören werden: „Vergiss nicht, was du gesehen und gehört hast!“

Die gesamte Bevölkerung ist geladen, einen der beiden Gottesdienste zu besuchen und an den Gedanken von Pfarrer Schäfer, seiner Konfirmandengruppe und Hartmut König teilzuhaben.


[Regionalforum-Saar] Buchvorstellung: Ein Roman zur Geschichte des Boxeraufstandes

Date: 2020/01/11 22:06:22
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Buchvorstellung Axel Schwarz „KULI“
Ein Roman zur Geschichte des Boxeraufstandes


ZUM AUTOR:
Dr. Axel Schwarz, ist im Saarland geboren und hat in Saarbrücken wirtschaftsrechtlich promoviert. Er war u.a. selbstständiger Rechtsanwalt im Saarland, Associate Professor einer Staatlichen Universität in Japan, Justiziar eines Landessozialministeriums, Koordinator im EU-Binnenmarktinformationssystem, Entwickler eines Konzepts des Interkulturellen Dialogs, Kaufmännischer Direktor einer Transplantationsklinik, Mitglied des Hohen Rates der Justiz in Bosnien-Herzegowina sowie EU und UN Experte (Kosovo, Ukraine, Afghanistan, Serbien, Rumänien und Luxemburg).

Als Fachschriftsteller weist er über 300 Veröffentlichungen nach und kommentiert das SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe) sowie mehrere Landesgesetze zur Kindertagesbetreuung.

Sein erster Roman (“Der Weg des Feuers”) ist 2017 erschienen. Er behandelt das Leben des Hl. Ingobertus in der Zeitenwende von der Antike zum Mittelalter. Ebenso wie “Kuli” ist er Teil eines Dekalogs mit historischen Personen und Begebenheiten des Saarlandes (speziell um St. Ingbert/Saar herum) aus der Zeit zwischen 550 und 1950.

ZUM INHALT:
Ein Bürger aus dem Stadtteil Rohrbach von St. Ingbert/Saar erlebt von 1897-1901 den Boxeraufstand in China. Als blinder Passagier gelangt er nach Tsingtau (heute Qingdao). Er begleitet unter Lebensgefahr Rebellen zum heiligen Berg Taishan und nach Qufu, der Stadt des Konfuzius, die von Bischof Anzer beherrscht wird. Er überlebt die 55-Tage-Belagerung des Gesandtschaftsviertels in Peking und die folgenden Strafaktionen. Nach seiner Rückkehr betreibt er die Dreschmaschine an der Ecke Kaiser-/ Mühlstr. In Rohrbach wird nur noch Kuli genannt.
Der Roman erhellt Zusammenhänge und Hintergründe des Boxeraufstandes.

Illustrationen Helmut Schadt

PROGRAMM
Begrüßung / Eröffnung (Claus Kuhn, Verleger)
Dr. Rongshan Lin, Deutsch-Chinesische Gesellschaft: China und Saarland

Kurze Lesung aus „Kuli. Roman zur Geschichte des Boxeraufstands“
von Dr. Axel Schwarz

Vom Saarland in die Mandschurei: Manuel Stahl berichtet über sein Leben in Harbin, der Eiskammer Chinas.

Kurze Lesung aus „Kuli. Roman zur Geschichte des Boxeraufstands“
Helmut Schadt stellt seine Illustrationen vor.

Diskussion / Gespräch / Umtrunk

Wir würden uns freuen, Sie am 1. Februar um 17 Uhr im Schlosskeller des Saarbrücker Schlosses begrüßen zu dürfen und bitten um eine kurze Rückmeldung per E-mail an kontakt(a)bestverlag.de, ob Sie (gerne mit Begleitung) an der Veranstaltung teilnehmen können. Herzlichen Dank!

[Regionalforum-Saar] Montag, 20ter Januar, Vortrag beim Treffen der Sebastianusbruderschaft in St. Wendel

Date: 2020/01/14 12:14:10
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Herzliche Einladung zum 579. Jahrestag der St. Sebastianus Bruderschaft von 1441

Am Montag, den 20. Januar 2020, feiert die St. Sebastianus- Bruderschaft ihr 579. jähriges Bestehen. Im Pestjahr 1441 schlossen sich Leute aus allen Ständen der St. Wendeler Bevölkerung zu einer Bruderschaft zusammen, um sich im Elend der Zeit gegenseitig beizustehen. Die Unterstützung der in Not befindlichen Mitbürger ist seither ein grundlegendes Element der Bruderschaftsregel. Am Sebastianustag treffen sich die Mitglieder im „Vaterhaus“, derzeit „Hotel Angel‘s am Fruchtmarkt“. Sie halten der Regel gemäß Gesellschaft und geben eine Spende in Höhe ihres eigenen Ermessens. Alles Spendengeld wird ausnahmslos an bedürftige Mitbürger im Bereich der Kernstadt St. Wendel verteilt.

09.30 Uhr Hochamt in der Basilika .

Ab Gottesdienstende Treffen im „Vaterhaus“, Hotel Angel‘s am Fruchtmarkt. Anmeldungen zur Mitgliedschaft werden entgegengenommen.

Das Mitgliederverzeichnis aller Mitglieder der Bruderschaft seit 1441 liegt aus.

18.00 Uhr Feierstunde mit Ansprache des Brudermeisters Anton Stier.

Im Anschluss spricht Bruderschreiber Frater Wendelinus Naumann OSB über "Die neuen Kirchenfenster in Tholey und ihre Botschaft - Versuch der Sprachfähigkeit im 21. Jahrhundert"

Selbstverständlich sind auch Nichtmitglieder bei den Aktivitäten willkommen.

----------------------

Anmerkung des Versenders:
Ich bin seit etlichen Jahren Mitglieder Bruderschaft. Dabei war noch nicht einmal der eigentliche Zweck Grund meiner Teilnahme. Stattdessen hatte ich unter den ehemaligen Mitgliedern etliche meiner Vorfahren mütterlicherseits entdeckt (z.B. den Rotgerber Sebastian Riefer aus Alsfassen), so daß ich mehr aus sentimentalen Gründen jährlich am 20ten Januar mein Scherflein beitrage.
                                                  Roland Geiger


[Regionalforum-Saar] Die Einwohner der Bürgermeist erei Gersweiler vor 1906

Date: 2020/01/14 18:12:58
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Quellen zur Genealogie im Landkreis Saarlouis

und angrenzenden Gebieten

Neue Reihe 7

 

Waldemar Junker

 

Die Einwohner der

Bürgermeisterei Gersweiler vor 1906

 

 

Mit den Siedlungen Aschbacher Hof, Gersweiler, Klarenthal, Krughütte,

Neu-Aschbach, Ottenhausen, Sprinkshaus, Stangenmühle, Ziegelhof

Forsthaus Gersweiler und Forsthaus Geislautern

 

1890 Seiten

2 Bände, fest gebunden

 

100 Euro

 

 

 

Bestellungen bitte nur an:

 

CARDAMINA Verlag
Susanne Breuel
An der Moselbrücke 1

56068 Koblenz

 

https://www.cardamina.net/artikeldetails.php?aid=710

 

kontakt(a)cardamina.net

 

[Regionalforum-Saar] E. Jäger: Kupferstecher u nd Atlasverleger

Date: 2020/01/14 19:37:47
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Johann Georg Schreiber (1676–1750). Kupferstecher und Atlasverleger


Autor Jäger, Eckhard
Erschienen Bad Langensalza 2019: Verlag Rockstuhl
Anzahl Seiten 98 S.
Preis € 39,95
ISBN 978-3-95966-430-1

Rezensiert für H-Soz-Kult von Gyula Pápay, Historisches Institut, Universität Rostock
Der Kupferstichdruck war von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts das beherrschende Medium in der Verlagskartografie. Der Wechsel vom Holzdruck zum Kupferstich ermöglichte eine wesentlich differenziertere kartografische Darstellung. Die Karten der ersten großen Weltatlanten von Abraham Ortelius (1527–1598) und Gerhard Mercator (1512–1594) wurden mit Kupferstich angefertigt. Die aufwendige Erstellung der Kupferdruckplatten stellte in technischer und künstlerischer Hinsicht hohe Anforderungen an die Kupferstecher. Die Kartenblätter wurden meist einfarbig gedruckt und durch Handkolorit komplettiert. Im frühen 19. Jahrhundert wurde diese Verfahrensweise sukzessive durch die Lithografie verdrängt, die den Druck in mehreren Farben ermöglichte.

In den die Kartografiegeschichte umfassend reflektierenden Veröffentlichungen stehen bisher die größeren Kartenverlage wie der von Johann Baptist Homann (1664–1724) in Nürnberg gegründete im Vordergrund. Eckhard Jägers Publikationen zeichnen sich dagegen dadurch aus, dass der Autor seit mehreren Jahren Aktivitäten zur Aufhellung der Lebensumstände und Arbeitsweise jener Kupferstecher und Kartographen entfaltet, die in den Publikationen zur Kartografiegeschichte bisher nicht die gebührende Würdigung erfahren haben. So wurde die Tätigkeit des Leipziger Verlegers und Kupferstechers Johann George Schreiber bisher nur in Ausschnitten und dies lediglich in Zeitschriften mit regionaler Ausstrahlung beschrieben, unter anderem von Rudi Ogrissek[1] sowie von Marianne und Werner Stams[2]. Mit Jägers Publikation liegt nun die erste Monografie zum Wirken Schreibers vor. Hier wird seine Tätigkeit in ihrer ganzen Breite dargelegt und außerdem sehr anschaulich mit 82 Abbildungen illustriert. Auch die bisher wenig beachteten Taschenkalender und Stadtansichten, bei denen es sich um wertvolle Bildquellen mit medienhistorischer Relevanz handelt, werden gewürdigt.

Die Monografie ist in vier größere Teile gegliedert. Im ersten Abschnitt wird das Leben und Werk Schreibers beschrieben (S. 6–47), im zweiten Teil seine kartografische Tätigkeit (S. 48–77). Der dritte Teil behandelt die die übrigen Publikationen, wie z.B. die Kalender (S. 78–82). Das vierte und letzte Kapitel ist ein sozialökonomischer Exkurs zum kartografischen Kupferstich des 18. Jahrhunderts, der unter anderem Auskunft über die Relation zwischen Lebenshaltungskosten und Landkartenpreisen enthält. Komplettiert wurden diese Teile durch ein Literaturverzeichnis und Personalregister sowie eine Erklärung zu historischen Maßen, Münzen und Papierformaten.

Zu den Lebensumständen Schreibers konnte der Autor wenig neue Informationen beitragen, da die Überlieferungen äußerst spärlich sind. Kurioserweise ist die Hauptquelle hierfür ein Lexikoneintrag, der noch zu Lebzeiten Schreibers publiziert wurde. Dabei handelt es sich um das Zedler-Lexikon, das ab 1732 in 64 Bänden in Leipzig und Halle erschien. Der 35. Band dieses Lexikons (1743) enthält bemerkenswerte Details unter anderem zur Kartierungsarbeit Schreibers, aber seine Aufnahmemethodik wird nicht explizit erläutert. Hierfür liegen auch keine anderweitigen Quellen vor.[3]

Die Eckdaten des Lebenslaufs Schreibers sind hingegen gut dokumentiert. Er ist am 10. Dezember 1676 in Neusalza, in der Nähe von Bautzen, geboren. In Bautzen absolvierte er das Gymnasium. Hier eignete er sich autodidaktisch die Verfahrenstechnik des Kupferstichs und auch der Kartierung an. 1700 stellte er das detailreiche Vogelschaubild Bautzens fertig. Darauf folgte die Karte der Oberlausitz 1705. Im Jahr 1709 siedelte er nach Leipzig um und ließ sich in die Universitätsmatrikel eintragen. Ob er jedoch tatsächlich ein Studium absolvierte, lässt sich nicht nachweisen. Er war wohl eher ein nicht-akademischer Universitätsbürger, der einer künstlerischen Tätigkeit nachging.

Sein Leipziger Aufenthalt wurde zwischen 1712 und 1718 durch eine Beschäftigung in Zeitz und Naumburg unterbrochen, in deren Lauf u. a. eine Karte der Stifte Naumburg und Zeitz sowie Vogelschaubilder entstanden sind. Nach seiner Rückkehr entfaltete Schreiber in Leipzig eine vielfältige Verlagstätigkeit. Besonders hervorzuheben ist hieraus der „Atlas Selectus…“, der ab etwa 1727 herausgegeben wurde. Dieser Atlas war der erste Weltatlas, der in Sachsen erstellt wurde. Von kulturhistorischer Bedeutung sind auch Schreibers Ansichten Leipzigs. Er wohnte in der Nachbarschaft von Johann Sebastian Bach. Dementsprechend verhilft Jägers Monografie den Leser/innen auch zu einer aufschlussreichen „Zeitreise“ in das Leipzig der Bach-Zeit, indem hier mehrere, ansonsten schwer zugängliche Stadtansichten und Straßenszenen abgebildet wurden.
Ein besonderes Verdienst des Autors der vorliegenden Monografie besteht darin, dass er ein vollständiges und illustriertes Werkverzeichnis Johann George Schreibers zusammengestellt hat. Der illustrierte Katalog der Atlaskarten weist 298 Positionen auf. Abschließend wird noch die Weiterführung des Verlages durch Schreibers Nachfolger bis zum 19. Jahrhundert dargelegt. Jägers Monografie ist somit ein bemerkenswerter Beitrag nicht nur zur Kartografiegeschichte, sondern auch zur Mediengeschichte des 18. Jahrhunderts.

Anmerkungen:
[1] Rudi Ogrissek, Die Oberlausitzkarte Lusatia Superioris Tabula Chorographica des Johann George Schreiber aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, in: Sächsische Heimatblätter, 5 (1981), S. 223–226.
[2] Marianne und Werner Stams, Der Kartograph, Kupferstecher und erste sächsische Kartenverleger Johann George Schreiber aus Neusalza-Spremberg 1676–1750, in: Neues Lausitzisches Magazin. Neue Folge 7 (2004), S. 110–137.
[3] Art. „Schreiber, (Johann George)“, in: Johann H. Zedler (Hrsg.), Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, Bd. 35 (1743), Sp. 1152–1157. Siehe dazu die digitalisierte Version des Lexikons: https://www.zedler-lexikon.de/index.html?c=blaettern&seitenzahl=590&bandnummer=35&view=100&l=deiew=100&l=de (7.12.2019)



--
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

--------------------

Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
Tel. 06851-3166
email alsfassen(a)web.de
www.hfrg.de

[Regionalforum-Saar] „Allerunterthänigst u nterfertigte Bitte“ – Inhalt, Form und Bedeut ung von Bittschriften im langen 19. Jahrhundert

Date: 2020/01/21 08:27:11
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

„Allerunterthänigst unterfertigte Bitte“ – Inhalt, Form und Bedeutung von Bittschriften im langen 19. Jahrhundert

Ort   München

Veranstalter    Marion Dotter / Ulrike Marlow

Datum   29.10.2020 - 30.10.2020

Bewerbungsschluss   01.03.2020

Von    Marion Dotter

Vom „halben Bein“ des Kriegsveteranen bis zur Begnadigung des Todeskandidaten: Hunderte Bittschriften zu unterschiedlichsten Themen und in verschiedensten Formen erreichten jährlich die Staatsoberhäupter des 19. Jahrhunderts. Aber nicht nur die höchsten Entscheidungsträger der Monarchien und frühen Republiken wurden um Gnadengaben gebeten, auch bedeutende Persönlichkeiten in ihrem Umfeld oder in anderen Macht- und Einflusspositionen, wie Hochadelige, Mitglieder der Herrscherfamilien, Minister oder Parlamentsabgeordnete waren über diese Textsorte mit dem Volk verbunden und konnten dadurch nicht selten ein enges Patronagenetzwerk aufbauen.

So umfangreich jedoch die Zahl der überlieferten Bestände, so überschaubar ist gleichzeitig die diesbezügliche Forschung. Hier soll der Workshop ansetzen: Er sucht nach methodisch und inhaltlich innovativen Wegen, mit Bittschriften als historischer Quelle umzugehen und aus ihnen dadurch neue Erkenntnisse für aktuell relevante Forschungsfelder zu generieren. Fünf Fragenkomplexe sollen dabei im Vordergrund stehen:

- Wie lassen sich Bittschriften als Textsorte beschreiben und definieren? Wie sind sie von anderen mündlichen und schriftlichen Bitten (z.B. Audienzen, Petitionen) abgrenzbar? Welche stilistischen und inhaltlichen Merkmale besaß eine "gute", d.h. eine erfolgsversprechende Bittschrift im 19. Jahrhundert und wie zirkulierte das Wissen über deren Abfassung?

- Worauf stützten die Verfasser der Bittschriften ihre Hoffnung auf Bewilligung? Welche Formen von Loyalität werden anhand der Bittschriften sichtbar und wie wurden diese in den Texten transportiert?

- Welche gesellschaftlichen und politischen Akteure erhielten wann, warum und von wem eine Bittschrift? Welche Möglichkeiten der Einflussnahme besaßen sie bzw. wie lässt sich diese „messen"? Wie gingen sie selbst und der staatliche Verwaltungsapparat mit den Bittschriften um? Welche Rolle spielten dabei insbesondere genderbezogene Unterschiede?

- Inwiefern dienten Bittschriften (und ähnliche Formate wie Petitionen oder Gravamina) der Staatsbildung und politischen Modernisierung durch nicht-staatliche Akteure, inwiefern war also der Einzelfall Ausgangspunkt weitreichenderer staatsrechtlicher Reformen? Wie veränderte im Gegenzug aber auch die entstehende Sozialpolitik die Inhalte und Bedeutung von Bittschriften im 19. Jahrhundert?

- Wie lassen sich Bittschriften als Massenquellen der Neuzeit systematisch auswerten? Welche Methoden sind für ihre Analyse sinnvoll und welche Möglichkeiten bzw. Grenzen bieten hierbei insbesondere die Digital Humanities?

Damit schließt dieser Workshop konzeptionell an zahlreiche, virulente Themenfelder der zeitgenössischen Geschichtswissenschaft an: Durch den Fokus auf die Textsorte der Bittschriften versucht er Regieren als soziale Praxis gleichermaßen „von oben“ wie auch „von unten“ zu diskutieren und eine Vielzahl von lange Zeit wenig beachteten Akteuren – beispielsweise Frauen und Personenverbände – in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken. Ihre „Agency“ als Produzenten und Rezipienten von Suppliken und Petitionen soll dabei vor allem in Zusammenhang mit der Ausbildung moderner Staatlichkeit im 19. Jahrhundert analysiert werden, die gerade im Vormärz stark von außerstaatlicher Seite getragen wurde. Der Workshop soll dabei insbesondere von der grundsätzlichen Frage begleitet werden, wie Bittschriften als traditionelles, imperiales Herrschaftsinstrument im 19. Jahrhundert nicht nur Loyalitäts- und Patronagebeziehungen, sondern auch eine politisierte und systematisierte Verrechtlichung individueller Ansprüche beförderten und dadurch die Entwicklung moderner Politikfelder anregten.

Um das Potenzial der Bittschriften als Quelle der Geschichtswissenschaft zu erhöhen, ist zudem eine Reflexion formal-methodischer Aspekte von Nöten – auch zu diesem Anliegen soll der Workshop einen Beitrag leisten und insbesondere die Bedeutung der Digital Humanities für die Aufbereitung und Präsentation dieser großen, prä-digitalen Quellenbestände hervorheben.

Ziel der in München stattfindenden Veranstaltung ist die Vernetzung junger WissenschaftlerInnen, die zu einem der oben genannten Themenbereiche arbeiten. Der zeitliche Schwerpunkt liegt auf dem 19. Jahrhundert, ergänzende Blicke in das 18. und 20. Jahrhundert sind aber ebenfalls willkommen. Räumlich fokussiert sich der Workshop auf die Habsburgermonarchie (insbesondere die böhmischen Länder) sowie Preußen bzw. das deutsche Kaiserreich (insbesondere Schlesien). Wir ermutigen daher vor allem HistorikerInnen aus den sogenannten Nachfolgestaaten dieser Imperien zur Teilnahme, sind jedoch auch an vergleichenden Perspektiven interessiert.

Wir bitten um Zusendung eines Abstracts (2000 Zeichen mit Leerzeichen) in Deutsch oder Englisch und eines kurzen CVs bis 1. März 2020 an marion.dotter(a)collegium-carolinum.de

Eine Finanzierung zur Erstattung der Reise- und Übernachtungskosten wird beantragt.

Kontakt

Marion Dotter

Collegium Carolinum

Hochstraße 8

München

marion.dotter(a)collegium-carolinum.de




[Regionalforum-Saar] Zentrale Veranstaltung zum Int. Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus

Date: 2020/01/22 12:09:09
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

ST. WENDEL Seit 2015 führt der Landkreis St. Wendel jährlich eine zentrale Gedenkveranstaltung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus durch.

In diesem Jahr am Dienstag, 28. Januar, 18.30 Uhr, in der Aula des Gymnasiums Wendalinum, Schorlemerstraße 28, St. Wendel.

„Diese Veranstaltung ist ein wichtiger Mosaikstein unserer Erinnerungskultur im Landkreis St. Wendel, die sich verantwortungsvoll mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Region auseinandersetzt“, sagt Landrat Udo Recktenwald. „Leider ist dies aktueller denn je: Nationalistisches und rassistisches Denken nimmt wieder zu, obwohl wir gehofft hatten, die Lehren aus dem dunklen Kapitel unserer Geschichte gezogen zu haben. Daher ist es wichtig, dass wir als Gesellschaft gegen diese Grundübel ankämpfen, dass wir nicht vergessen, welche Barbarei einst im deutschen Namen verübt wurde. Unsere Gedenkveranstaltung ist ein Beitrag dazu, Vergessenheit zu verhindern.“

2020 jährt sich zum 80. Mal die so genannte „Wagner-Bürckel-Aktion“, die Deportation von etwa 6500 Juden aus dem südwestdeutschen Raum in das Internierungslager Gurs. Während der Gedenkveranstaltung wird der aus Niederlinxweiler stammende Historiker Dr. Dieter Wolfanger über „Das Lager Gurs und andere Stationen auf dem Schicksalsweg saarländischer Juden“ referieren.

Die Stolperstein-AG der Gemeinschaftsschule Türkismühle stellt ihre zahlreichen Aktivitäten auf dem Gebiet der Erinnerungskultur vor, Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann die Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland. Dieser gehört der Landkreis St. Wendel seit September 2019 an. Moderator der Veranstaltung ist der Historiker Bernhard W. Planz.

Für begleitende Musik sorgen die Schüler der Kreismusikschule. Der Eintritt ist frei.

[Regionalforum-Saar] über die Verschleppung der Sa ar-Juden durch die Nazis nach Gurs

Date: 2020/01/24 14:05:27
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>


Am Auschwitz-Gedenktag berichtet Historiker Paul über die Verschleppung der Saar-Juden durch die Nazis nach Gurs
23. Januar 2020 um 19:04 Uhr 5 Minuten
Historiker und Schüler gestalten Gedenkveranstaltung im Landtag : Wie die Nazis die Saar-Juden verschleppten
Saarbrücken Am Auschwitz-Gedenktag am Montag erinnert Historiker Roland Paul im Landtag an die Deportation der Saar-Juden ins südfranzösische Gurs.

Von Dietmar Klostermann
Stellvertretender Leiter Landespolitik/Region/Kultur

Vor 75 Jahren ist einer der schrecklichsten Orte auf der Erde von der Roten Armee der Sowjetunion befreit worden: Am 27. Januar trafen die Einheiten der 322. Infanteriedivision noch auf etwa 7000 verhungernde Menschen, die die SS zurückgelassen hatte. In den Jahren seit 1941 hatten die Nationalsozialisten in dem Konzentrationslager in Polen bis zu 1,5 Millionen Menschen bestialisch und industriell ermordet. Die meisten von ihnen waren Juden aus den von den Deutschen besetzten Staaten Europas und wurden von der SS mit dem Gas Zyklon B umgebracht.
Am internationalen Auschwitz-Gedenktag am kommenden Montag, 27. Januar, wird im Saar-Landtag eine besondere Gedenkstunde stattfinden. Wie die Landeszentrale für politische Bildung und die Landtagsverwaltung mitteilten, wird der Historiker Roland Paul einen Vortrag halten, der sich mit der so genannten „Wagner-Bürckel-Aktion“ der Nazis vom Oktober 1940 beschäftige. Im Oktober 1940 waren die jüdischen Bürger des Saarlands, der Pfalz und Badens von SS, Gestapo und regulärer Polizei mit Gewalt aus ihren Häusern und Wohnungen geholt worden. Sie wurden in Züge gesetzt, die in Frankreichs Süden fuhren. In Gurs nahe Pau an den Pyrenäen wurden die Menschen in ein Lager gezwungen, das unter dem Regime der faschistischen Vichy-Regierung des französischen Helden des Ersten Weltkriegs, Marschall Philippe Pétain, stand, der mit Adolf Hitler nach der Niederlage Frankreichs im Mai 1940 zusammenarbeitete (Stichwort „Kollaboration“).

Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus im Landtag beginnt am Montag, 27. Januar, um 15 Uhr. Zuvor legt Landtagsprsäident Stephan Toscani um 14 Uhr an der Gedenkstätte „Gestapo-Lager Neue Bremm“ einen Kranz nieder. Bei der Gedenkveranstaltung werden Schüler der Stolperstein-AG der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle das jüdische Leben in ihrer Gemeinde auf Schautafeln zeigen. Schüler des Hochwald-Gymnasiums Wadern tragen einen fiktiven Dialog zwischen einem Großvater und einem Enkel vor, die über die Deportation von Gurs nach Auschwitz sprechen. Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Lebach wollen Steine „zum Sprechen“ bringen.
„Ich bin mehrmals im Archiv in Pau gewesen, wo die Akten des Lagers Gurs untergebracht sind“, sagte Paul, 68, der bis 2016 Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde war. Paul hatte bereits 2017 eine Arbeit mit dem Titel „Pfälzer Juden und ihre Deportation nach Gurs. Schicksale zwischen 1940 und 1945. Biographische Dokumentation“ veröffentlicht. Diese Aufgabe übernimmt Paul jetzt auch im Auftrag des Saar-Kultusministeriums und der Landeszentrale für politische Bildung, wie deren Leiter Erik Harms-Immand der SZ erklärte. Der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland, der evangelische Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann, erklärte, er habe den Kontakt zu Paul hergestellt.

Paul sagte, dass seine Recherchen im Archiv von Pau bisher ergeben hätten, dass die bisherigen Zahlen, wie viele Saar-Juden nach Gurs verschleppt worden seien, überprüft werden müssten. Nach einer Gestapo-Liste seien es 134, nach Angaben des Ex-Chefs der Saar-Landesarchivs Professor Hans-Walter Hermann aus den 1990er Jahren seien es 145 gewesen. „Doch ich habe festgestellt, dass Saar-Juden nicht nur durch die Wagner-Bürckel-Aktion nach Gurs deportiert worden sind“, sagte Paul. Der NS-Gauleiter des Gaus Saarpfalz, Josef Bürckel, und der Gau-Leiter von Baden, Robert Wagner, hatten die Deportation aus ihren Gebieten gemeinsam im Oktober 1940 befohlen. Bürckel „meldete“ danach an Hitler: „Die Saar ist jetzt judenfrei!“
Doch viele Saar-Juden seien bereits Jahre zuvor geflohen. Nach der Saar-Abstimmung am 13. Januar 1935, bei der 90,8 Prozent der Saarländer für den Beitritt zu Hitler-Deutschland votierten (Schlachtruf: „Heim ins Reich!“), hätten viele der damals mehr als 3000 jüdischen Mitbürger die Möglichkeit genutzt, die der Saarbrücker Rabbiner Schlomo Friedrich Rülf durch das „Römische Abkommen“ mit dem Völkerbund erzielt habe, wie Paul erklärte. Diese saarländischen Juden konnten bis Februar 1936 das Saarland verlassen, das bereits von den Nazis regiert wurde. „Viele derjenigen, die nach Frankreich gegangen waren, wurden vom Vichy-Regime 1940 als so genannte unerwünschte Ausländer verfolgt und ebenfalls ins Lager Gurs verschleppt“, sagte Paul. Deshalb sei eine exakte Zahl der in Gurs unter miserablen Bedingungen festgehaltenen Saar-Juden noch nicht zu nennen.
 Für viele der Saar-Juden war jedoch Gurs nur eine Zwischenstation, eine Art Vorhölle. Denn nach der Berliner Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 entschieden die Nazis, alle Juden, derer sie habhaft werden konnten, zu ermorden. Das Vichy-Regime half dabei kräftig mit und organisierte Züge, die über das Sammellager Paris-Drancy etwa 65 000 französische Juden nach Auschwitz transportierten.
In einem dieser Züge, die aus Viehwaggons bestanden, saß der damals eineinhalb Jahre alte Richard Bermann. Der heutige Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar berichtete der SZ, wie er als Kleinkind zusammen mit seiner Mutter von Soldaten des Vichy-Regimes aus der Wohnung in Dijon zwangsweise herausgeholt und ins Lager Gurs gebracht wurde. Seine Eltern waren aus dem Saarland nach 1935 geflohen und hatten sich in Dijon als Franzosen „naturalisieren“ lassen. Bermanns Vater konnte vor dem Zugriff der Schergen Pétains fliehen und habe sich dem französischen Widerstand angeschlossen. „Meine Mutter und ich hatten dann unglaubliches Glück“, erzählte Bermann. Denn nach vier Monaten in Gurs wurden viele der Insassen in Viehwaggons gepfercht, der Zug ging Richtung Drancy, Zwischenstation vor dem KZ Auschwitz. „Plötzlich hielt der Zug auf freier Strecke abrupt an. Einigen der Frauen gelang es, den Hebel der Schiebetür aufzudrücken. Und meine Mutter sprang mit mir aus dem Waggon in die Nacht“, berichtete Bermann. In einem Versteck bei Castres/Tarn hätten sie die Zeit der Verfolgung in Frankreich überleben können, ebenso wie der Vater, der sich später der freien Armee Frankreichs von General Charles de Gaulle angeschlossen habe. „Aber 27 meiner Familienmitglieder sind von den Nazis in Auschwitz und Sobibor ermordet worden“, sagte Bermann. Ein Cousin von ihm sei erst drei Monate alt gewesen, als er mit seiner Mutter in der Gaskammer umgebracht worden sei.

Derzeit bereitet die Gedenkstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“ in Berlin eine Ausstellung vor, die am 22. Oktober 2020, 80 Jahre nach der Verschleppung der Juden nach Gurs, die Schicksale der Opfer und den Lager-Alltag darstellen werde. Im Auftrag der Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) koordiniere die Landeszentrale dieses Projekt.

[Regionalforum-Saar] H. Medick: Der Dreißigj ährige Krieg

Date: 2020/01/24 17:56:57
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Der Dreißigjährige Krieg. Zeugnisse vom Leben mit Gewalt

Autor               Medick, Hans
Erschienen      Göttingen 2018: Wallstein Verlag
Anzahl Seiten  448 S.
Preis                € 29,90
ISBN               978-3-8353-3248-5

Rezensiert für H-Soz-Kult von Kirstin Bentley, Historisches Seminar, Universität Basel

2018 jährte sich der Prager Fenstersturz zum 400. Mal und damit auch der Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Das Jubiläum gab Anlass für eine Fülle von einschlägigen Publikationen, die das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln neu beleuchteten, wobei besonders das Genre der Überblicksdarstellungen das Gebot der Stunde zu sein schien. Auch Hans Medick stellt sein Buch mit dem Anspruch einer „Gesamtdarstellung“ (S. 12) in diese Reihe. Doch aus der Fülle seiner Vorarbeiten der letzten 20 Jahre schöpfend, betont er die Andersartigkeit seiner Herangehensweise. Medick, Doyen der Mikrogeschichte im deutschsprachigen Raum und nach wie vor dem historisch-anthropologischen Ansatz verpflichtet, geht von der zentralen These aus, dass der Dreißigjährige Krieg nicht in erster Linie auf den Schlachtfeldern, sondern zu Hause und im Alltag stattfand. Dies wird für ihn vor allem in den Einquartierungen von Armeeangehörigen in der Zivilbevölkerung greifbar. Neben Zeitungen, Flugschriften und Einblattdrucken bilden daher vor allem Selbstzeugnisse sein Quellenmaterial und fungieren als „analytische und darstellerische Ausgangspunkte einer dokumentarischen Mikrogeschichte“ (S. 12). Von diesen ausgehend sucht Medick, die Vielzahl unterschiedlicher Wahrnehmungen und Erfahrungen unter dem übergreifenden Thema der Gewalt zu einer „bottom-up“-Geschichte des Dreißigjährigen Krieges zu verweben.

Als Klammer dient dem Buch die Chronologie. Folgerichtig befasst sich das erste Kapitel mit den Anfängen des Krieges, während die letzten beiden Kapitel (7 und 8) das Ende ausleuchten mit einem Schwerpunkt auf den langwierigen Friedensverhandlungen sowie der Wahrnehmung, Bedeutung und dem Stellenwert des Friedens für die Bevölkerung in den Kriegsgebieten. Dazwischen spannen sich die fünf übrigen Kapitel, die sich an einflussreichen Forschungsfragen der letzten Jahrzehnte zum Dreißigjährigen Krieg orientieren – der Religion, der Kriegsgewalt im Alltag, den Geißeln des Krieges, dem massenhaften Sterben und der Medialisierung.

Während die Kapitelstruktur also eher traditionell anmutet, entspricht die Ausarbeitung der einzelnen Kapitel kaum den gängigen Erwartungen an eine historische Gesamtdarstellung. Mit Ausnahme des letzten Kapitels sind alle nach dem gleichen Muster strukturiert: Während der erste Teil des Kapitels der Darstellung dient, folgen als zweiter Teil „Zeugnisse und ihre Geschichten“. Dabei werden zwischen sechs und neun ausgewählte Quellenauszüge („Miniaturen“) vorgestellt und in einer kurzen Einleitung kontextualisiert, um danach für sich zu sprechen. Dem Original wird dabei viel Raum gegeben, nur sporadisch wird es in Fußnoten kritisch kommentiert. Dieses Vorgehen verleiht dem Buch eine große Quellennähe und macht es zu einer Mischung aus Geschichtserzählung und Quellenedition.

Das Nebeneinanderstellen und Aufzeigen der zeitgleich unterschiedlichen Wahrnehmungen, Erfahrungen und Interpretationen der Akteur/innen ist die große Stärke des Buches. Es vereint so verschiedenartige Quellen wie die Aufzeichnungen des Söldners Peter Hagendorf oder des Bürgermeisters und Ratsherren Christian Brandis, die Chronik der Nonne Klara Staiger, das Zeitregister des Schuhmachers Hans Heberle oder die Tagebucheintragungen Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg. So gelingt es Medick beispielsweise im ersten Kapitel plausibel darzustellen, dass es in der zeitgenössischen Wahrnehmung nicht nur einen Anfang des Dreißigjährigen Krieges und eine Sichtweise darauf gab, sondern mehrere. In ähnlicher Weise wird auch in den letzten beiden Kapiteln ersichtlich, dass der Westfälische Friede 1648 mitnichten sofortigen Frieden im gesamten Kriegsgebiet bedeutete. Erst die Satisfaktionszahlungen an die Armeeangehörigen, die 1650 auf den Nürnberger Exekutionstagen festgelegt wurden, führten zur allmählichen Zerstreuung und Auflösung der Söldnerheere, was auch für weite Teile der Bevölkerung den ersehnten Frieden brachte.

Eindrücklich gelingt es Medick durch seine Quellenauswahl, ohne das modernisierungstheoretische Narrativ der Vormoderne als gewalttätige Zeit zu bedienen, nachvollziehbar zu machen, wie die Gewalterfahrungen des Krieges in der Bevölkerung zum alltäglichen Hintergrundgeräusch gehörten. Die Einquartierung der Soldaten in den Häusern der Menschen in der Stadt und auf dem Land brachte den Krieg im wahrsten Sinne des Wortes „ins Haus“ und erzwang ein alltägliches und manchmal monatelanges Zusammenleben von Militär und Einwohner/innen (bes. Kap. 3).

Im zweiten Kapitel widmet sich Medick vordergründig der Frage, ob der Dreißigjährige Krieg als Religionskrieg gelten kann oder nicht. In der Verzahnung mit der Religion lenkt er auch den Blick auf Begrifflichkeiten von Gewalt und Macht. Das Label des Religionskriegs befindet Medick für den Dreißigjährigen Krieg als „problematisch“ (S. 59), schließt dann aber doch wiederum, dass religiöse Zugehörigkeiten sich im Alltag auswirkten und daher der Dreißigjährige Krieg „von Religionskonflikten bestimmt war“ (S. 60) – er ging also nicht in einem Religionskrieg auf, war aber „fundamental von religiösen Wahrnehmungen durchdrungen“ (S. 62). Es gelingt dem Autor nicht gänzlich, diese Widersprüchlichkeit aufzulösen, und er verschiebt das Problem, indem er sich auf die Ebene der symbolischen Gewalt konzentriert. Medick kommt zum Schluss, dass in den lokalen Spannungsfeldern die konfessionelle Religiosität ihre je eigenen Gewalthandlungen und Widerstandsformen hervorbrachte, die wiederum prägend für die Wahrnehmungen und Handlungen der Menschen waren.

Das dritte, vierte und fünfte Kapitel bilden mit ihren Fokussen auf den Kriegsalltag und verschiedene Formen von Gewalt sowie der Herausarbeitung und Nebeneinanderstellung unterschiedlicher Kriegswahrnehmungen und -erfahrungen den Kern des Buches.

Im umfangreichsten dritten Kapitel konzentriert sich Medick auf das alltägliche Miteinander von und die Beziehungen zwischen ziviler und militärischer Bevölkerung. Da der Regelfall im gesamten Dreißigjährigen Krieg nicht die Kasernierung des Militärpersonals, sondern dessen Unterbringung in den Wohnhäusern und -quartieren der Ortsansässigen war, kam es zu vielfachen Kontakten, ja eigentlich zu einem Zusammenleben auf teilweise kleinstem Raum zwischen den Truppenangehörigen und der Zivilbevölkerung. Die Einquartierungen waren eine „besonders prekäre Schlüsselsituation“ und prägten das „Leben und Überleben“ der Zivilbevölkerung grundlegend. Neben dem Zusammenleben fokussiert sich Medick auf die Fluchten. Denn drohende Gewalt durch Truppendurchzüge trieb vor allem die Landbevölkerung oftmals zur Flucht in fortifizierte Orte wie benachbarte Städte und Klöster, zur Not aber auch einfach in den nächstgelegenen Wald. Eindrücklich gelingt es, aus den hier präsentierten Selbstzeugnissen sowohl die Sicht der Menschen vor Ort als auch den Blickwinkel der Militärangehörigen zu ergründen. Auch wenn Medick Letzteren als „Täterperspektive“ (S. 113) kennzeichnet, versucht er doch auch sichtbar zu machen, dass die Zivilisten nicht nur passive Opfer waren, sondern sich durchaus zu helfen und Vorteile für sich aus den Einquartierungen herauszuschlagen wussten.

Das vierte Kapitel ist den „Geißeln des Krieges“ gewidmet, den Begleitumständen wie Hunger und Krankheit, denen – wie die heutige Forschung weiß, und Medick schließt sich hier an – um ein Vielfaches mehr Menschen zum Opfer fielen als dem eigentlichen Kriegsgeschehen, den Schlachten und Belagerungen. Medick fragt vor dem Hintergrund des typisch frühneuzeitlichen Deutungsmusters von Krieg, Krankheit, Hunger und Tod als gerechte Strafen Gottes für die Sünden der Menschen nach den „realen Erfahrungen“ (S. 163), die in den Selbstzeugnissen Niederschlag fanden. Dabei zieht er die historische Demographie hinzu und konstatiert eine „regional und örtlich wechselvolle und phasenweise sehr unterschiedliche Dynamik von Tod und Überleben“ (S. 165). Während in Süd- und Mitteldeutschland ein Bevölkerungsrückgang zwischen 1618 und 1648 von bis zu 65 Prozent festgestellt werden kann, florierte der Nordwesten, wie etwa Hamburg oder das Oldenburger Land, und profitierte vom Kriegsgeschehen, das nicht in seinen Territorien stattfand.

Nur für das fünfte Kapitel rückt Hans Medick dann die direkten Kriegshandlungen – die Belagerungen, Massaker und Schlachten – ins Zentrum des Geschehens, dies meist anhand bekannter und bereits eingehend erforschter Beispiele, wie der Belagerung von Augsburg, der Zerstörung Magdeburgs und der Schlacht bei Lützen. Die Schwierigkeiten der Armeelogistik, also die Beschaffung von Ressourcen, Kriegsmaterial wie Waffen, Munition und Pulver oder auch Pferden sowie die Versorgung mit Lebensmitteln, wurden während des Kriegs zu einem so großen Problem, dass Feldschlachten mitunter zur Ausnahme wurden und Belagerungen deutlich häufiger vorkamen. So ging es dann immer mehr darum, wer Territorien und Ressourcen kontrollierte, sie dem Feind vorenthalten und ihn so in die Knie zwingen konnte.

Medick betont bei seiner Behandlung der Schlachten vor allem auch die desolate Nachrichtenlage. Oftmals erreichten Nachrichten von Ereignissen erst mit deutlicher Verzögerung die Außenwelt und die Druckerstuben, es vergingen nicht selten Tage oder Wochen, bis das Ausmaß eines Ereignisses und der genaue Verlauf bekannt waren, wenn überhaupt. Denn kaum waren Nachrichten nach außen gedrungen, begann auch schon ihre propagandistische Verwertung. Medick zeigt dabei beispielhaft auf, wie durch die Kreuzung medialer Quellen, wie Flugschriften oder Zeitungen, mit Selbstzeugnissen – oder im Fall von der Schlacht bei Lützen mit archäologischen Funden – hinter die Propaganda geblickt werden kann (S. 219ff.).

Im sechsten Kapitel wird dann auch folgerichtig ein kurzes Schlaglicht auf die Rolle der Medien geworfen und der medialen Rezeption des Todes zweier schon zeitgenössisch berühmter Personen – Albrecht von Wallenstein (1583–1634) und König Gustav Adolf II. (1594–1632) – nachgegangen. Vor dem Hintergrund der Forschungsdebatten um den Dreißigjährigen Krieg als „Medienkrieg“ (Johannes Burkardt) zeigt Medick, dass sowohl Wallensteins als auch Gustav Adolfs Tod bereits zeitgenössisch medial konstruiert, debattiert und produziert wurden.

Hier wird erneut ersichtlich, was Hans Medick konsequent versucht: durch die Wahl der Quellenart und den mikrohistorischen Ansatz alternative Blickwinkel auf die historischen Ereignisse zu gewinnen. Zeitweilig wirkt es zwar etwas redundant, wenn er aus Abgrenzungsgründen die bisherige Historiographie zum Dreißigjährigen Krieg als Erzählungen der großen Männer, großen Taten und großen Daten darstellt, deren Perspektive ausschließlich eine der „Schlachten-, Ereignis- und Politikhistoriker“ (S. 223) sei, die sich in „epischen Großerzählungen“ (S. 14) vor allem für fürstliche Akteure, Schlachtereignisse und machtpolitische Verschiebungen interessieren. Eine solche Abgrenzung ist eigentlich gar nicht nötig, denn Medicks Monographie lässt sich als Ergänzung lesen. In seiner Erzählung kommen Menschen, ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen zu Wort, die sonst selten eine Stimme haben: Wer wissen will, wie ein Schuhmacher auf dem schwäbischen Land den Dreißigjährigen Krieg wahrnahm und deutete und wie er darüber schrieb, wird hier fündig. Die Quellennähe des Buches ist dabei eine zusätzliche Stärke. Einziger Wermutstropfen in dieser Hinsicht ist die Tatsache, dass man die Sprache der „Quellenminiaturen“ dem heutigen Deutsch anpasste. Grundsätzlich jedoch ist Medicks Schreiben eines Überblickswerkes ohne Meisternarrativ eine meisterliche Leistung.




[Regionalforum-Saar] Kosmos Kaffee

Date: 2020/01/25 10:23:55
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Kosmos Kaffee

München, Deutsches Museum

Ausstellung vom 04.07.2019 - 06.09.2020

www.deutsches-museum.de/ausstellungen/sonderausstellungen/kosmos_kaffee

Publikation
Jahreis, Melanie; Marquart, Sara; Möllers, Nina (Hrsg.): Kosmos Kaffee. München : Deutsches Museum Verlag  2019. ISBN 978-3-940396-83-9 203 S., zahlr. Abb. € 29,90.

Rezensiert für H-Soz-Kult von Timo Luks, Historisches Institut, Justus-Liebig-Universität Gießen

Das Deutsche Museum in München zeigt mit seiner aktuellen Sonderausstellung – konzipiert von Melanie Jahreis, Sara Marquart und Nina Möllers – Kaffee als „allumfassendes Getränk“ und „technisiertes Naturprodukt“ (so die Formulierungen im Begleitband, S. 9f.). Die Ausstellung ist in verschiedene, in einem lockeren Rundgang angeordnete Themenbereiche gegliedert: Biologie, Chemie, Technik, Ökonomie, Kultur. Dabei erfahren die Besucherinnen und Besucher etwas über Anbaumethoden, Pflanzenarten und ihre Wachstumszyklen, Aromen und deren Entfaltung, das Rösten von Kaffeebohnen und die Zubereitung verschiedener Kaffees, Kaffee als globales Handelsgut sowie kleinbäuerliche beziehungsweise plantagenmäßige Arbeitsregime und Produktionsweisen, schließlich über die Vielschichtigkeit eines Genussmittels, Kaffeekulturen usw. Kaffee soll in all seinen Facetten kenntlich werden – „vom wirkmächtigen Politikwerkzeug und globalen Handelsprodukt bis zum Träger sozialer und kultureller Symbolik“ (S. 19).

Den vollständigen Bericht mit Fotos siehe:

(bitte den nachstehenden Link in die URL-Zeile ihres Browsers kopieren)

https://www.hsozkult.de/exhibitionreview/id/rezausstellungen-348?utm_source=hskhtml&utm_medium=email&utm_term=2020-1&utm_campaign=htmldigest


[Regionalforum-Saar] Von der standesamtlichen Ehe im 19ten Jahrhundert

Date: 2020/01/25 21:42:39
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Von der standesamtlichen Ehe im 19ten Jahrhundert

Ende des 18ten Jahrhunderts besetzten die Franzosen im Zuge ihrer Revolution u.a. auch das Amt St. Wendel, das damals zum Kurfürstentum Trier gehörte. Als sie 20 Jahre später wieder abzogen, ließen sie ein wichtiges Instrument zurück, dessen wir Familienforscher uns auch heute noch gern bedienen, der Zivilstandsregister.

Der Vortrag von Roland Geiger beschäftigt sich mit einem Aspekt der in diesen Registern behandelten Sachverhalte, der Ehe. Nach einem kurzen historischen Abriß stellt er die Unterlagen und ihre Inhalte vor und läßt dabei verschiedene Hintergründe nicht zu kurz kommen.

Am nächsten Dienstag, 28ter Januar 2020, ab 17.20 Uhr im Lesesaal des Landesarchivs Saarbrücken-Scheidt im Rahmen der Monatstreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung (ASF).

Gäste sind stets willkommen. Der Eintritt ist frei.

[Regionalforum-Saar] Kriegszeiten 2

Date: 2020/01/28 09:16:31
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Kriegszeiten, 2. Band
Von Krieg und Frieden und den Zeiten dazwischen


Wenn das Töten beginnt, ist noch lange kein Krieg,
und wenn es aufhört, kann der Frieden noch weit sein.

Geschichten von Krieg und Frieden und den Zeiten dazwischen.

In St. Wendel und anderswo.

Vorgestern, gestern und heute.



Inhalt:

1709ff:
Das verheißene Land (von Philipp Otterness)
Philipp Otterness’ Zusammenfassung seines Buches „Becoming German“ über die Auswanderung von 1709 plus ein Bericht über den Angriff der Franzosen auf die Siedlungen bei German Flats, NY, 1757

1794:
Die Verwüstung der Wendelsbrunnenkapelle
Augenzeugenbericht der Eremiten der Kapelle über die Ereignisse vom 1. Januar 1794, als die französischen Revolutionstruppen die Wendelskapelle in St. Wendel verwüsteten

1798-1814:
Ein paar Soldaten Napoleons
Über junge Männer aus St. Wendel und Umgebung, die unter Napoleon kämpften und zum Teil nicht mehr nachhause kamen

1801-1814:
Keine langen Kerls
viele junge Männer aus St. Wendel und Umgebung, die von den Franzosen eingezogen wurden, mit Geburtsdatum und -ort und Körpergröße

1783-1819:
Veränderungen
Die in den Territorial=Verhältnissen seit der französischen Occupation im Jahre 1794 bis 1819 eingetretenen Veränderungen im Kreis St. Wendel betreffend

1831:
Stellvertretervertrag
Wie man jemand anderen seine Wehrpflicht übernehmen lassen konnte - an einem Beispiel

1835:
Inventur
Über einen Schuhmacher aus St. Wendel, der von zuhause weglief und bei der Fremdenlegion unterkam

1861:
Militair = Verhältnisse
aus: Statistische Darstellung des Kreises St. Wendel, zugleich Amtlicher Verwaltungsbericht für die Jahre 1859-1861

18tes Jahrh.:
König von Preußen (Lied)
„O König von Preußen, Du großer Potentat Wie sind wir deines Dienstes so überdrüßig satt!“

1861:
Die Entstehungsgeschichte der "Stars and Bars"
Über die Entstehung der ersten Südstaatenflagge, die von einem St. Wendeler entworfen worden sein soll

1864:
Die Musik der pfeifenden Kugeln
Die Geschichte von Theodor Schlick aus St. Wendel, der im amerikanischen Bürgerkrieg fiel

1912:
Der Krieg, der nicht stattfand.
Über den Weltkrieg vom 20. April, der nur auf dem Papier stattfand

1914:
Enemy Alien - ausländischer Feind
Während des Zweiten Weltkrieges wurden deutsche Staatsbürger, die in den Vereinigten Staaten lebten, sowie ausgewanderte Deutsche, selbst wenn sie schon eingebürgert waren, als „Enemy Aliens“, als „ausländische Feinde“, klassifiziert. Ein Beispiel aus Wadern

1915:
Das verlorene Grab meines Großvaters
Seev Kahn aus Israel, dessen Mutter aus St. Wendel stammte, suchte das Grab seines Großvaters, der 1915 im Elsaß fiel

1914:
Der Weg, den uns Gott beschert hat
Roland Geiger aus St. Wendel suchte das Grab seines Großvaters, der 1914 im Elsaß fiel

Zweiter Weltkrieg:
Ein junges Mädchen in Gurs
Die Halbjüdin Hannelore Samama geborene Lilienfeld, geboren in Köln, trat beim Einmarsch der Wehrmacht in Luxemburg mit ihren Eltern eine Irrfahrt durch Frankreich an, die in Gurs nicht endete.

1941:
Der letzte Flug
Über einen englischen Bomber, der im im August 1943 nahe Idar-Oberstein abstürzte, und eine unfreiwillige Radtour durch den Hunsrück.

Zweiter Weltkrieg:
Tot und begraben und …
Von der Beurkundung deutscher Gefallener im Zweiten Weltkrieg - an einem Beispiel erzählt.

Zweiter Weltkrieg:
Der Mut, den man braucht
Was Mut ist, erzählt von einem MG-Schützen eines amerikanischen Bombers

Zweiter Weltkrieg:
Skizzen
Die Zeichnungen von Gerhard Spies aus Ensdorf, der 1944 in St. Wendel beim
RAD war

Zweiter Weltkrieg:
Pfarrer Seynches Kriegstagebuch
Auszüge aus dem Tagebuch eines evangelischen Pfarrers in St. Wendel.

1945:
Ermittlungen
gegen französische Militärangehörige im Gebiet Ottweiler und Neunkirchen am 17. April 1945
Der Geheimbericht des untersuchenden amerikanischen Offiziers

1946:
Kriegswinter
aus: Die Brücke - Zeitschrift für Deutsche Kriegsgefangene; Weltbund christlicher Vereine Junger Männer Y.M.C.A. 194

1947:
»Par ces motifs: ...«
Stefan Reuter erzählt von einem Fall vor dem französischen Militärgericht im Jahr 1947, in den sein eigener Vater verwickelt war.

Immer:
Der universelle Soldat (Lied)
Er mißt 5 Fuß 2 Inches und  er mißt 6 Fuß 4 Inches; Er kämpft mit Raketen und Speeren. Er ist schon 31 und er ist erst siebzehn. Er ist seit tausend Jahren Soldat.

2001:
Ein Brief nach Hause
Begegnung auf hoher See - kurz nach dem 11. September

heute:
Beim Barte des Kalifen - das theologische Dilemma mit dem IS
Der Islamwissenschaftler Matthias Radscheit analysiert der Problem des „Islamischen Staates“ mit der Religion, auf der er angeblich fußt.


Broschiert,
Format A5
308 Seiten
zahlreiche schwarz-weiß-Fotos und Abbildungen

Preis 15 Euro plus Versand (2,50 Euro)




[Regionalforum-Saar] 100 Jahre „Saarland“

Date: 2020/01/30 09:31:30
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes e.V. (LHV)

100 Jahre „Saarland“

Zentralveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung und Kultur

am Aschermittwoch, 26. Februar 2020, 18.00 Uhr
in der ehemaligen Französischen Botschaft
(ehemaliges Kultusministerium, Pingusson-Bau)

Der LHV gedenkt des Tages der Proklamation der Verwaltungsübernahme des Saargebietes durch die Regierungskommission des Völkerbundes

Zutritt ab 17.30 Uhr durch den Park, Eingang über Parkplatz gegenüber der Handwerkskammer

- Musik

- Begrüßung durch das Ministerium für Bildung und Kultur

- Musik

- Vortrag von Michael Sander, Präsident des LHV, Archivdirektor a. D.:
100 Jahre „Saarland“. Ein Schwerindustriegebiet zwischen Deutschland und Frankreich.

- Musik

Anschließend lädt der Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes zu einem Umtrunk ein.

Um Anmeldung wird gebeten bis zum 16. Februar 2020


[Regionalforum-Saar] Th. Bauer: Warum es kein islamisches Mittelalter gab

Date: 2020/01/30 09:37:45
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Warum es kein islamisches Mittelalter gab. Das Erbe der Antike und der Orient

Autor Bauer, Thomas

Erschienen München 2018: C.H. Beck Verlag

Anzahl Seiten     175 S.

Preis € 22,95

ISBN 978-3-406-72730-6

Rezensiert für Clio-online und H-Soz-Kult von:  Hans-Christian Lehner, Internationales Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung, Erlangen

Christoph Cellarius gilt als derjenige Gelehrte, der dem Mittelalterbegriff in der Geschichtswissenschaft zum Durchbruch verhalf. Der protestantische Hochschullehrer ersetzte die bis dahin sehr gebräuchliche Erzählung von Geschichte als Abfolge der vier Weltreiche (nach Daniel) durch die Einteilung der Geschichte in die „Historia antiqua“, „Historia medii aevi“ und „Historia nova“.

Dabei lässt Cellarius die Zeitspanne des Mittelalters in der 1688 erstmals erschienenen Abhandlung über die „Historia medii aevi“ von der Herrschaft Konstantins des Großen bis zur Einnahme Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 reichen. Die Epochengliederung der Geschichte etablierte sich rasch. Auch wenn wiederholt Modifikationsideen vorgeschlagen wurden – insbesondere in Bezug auf die „Epochengrenzen“ – sowie auf Gefahren des Mittelalterbegriffs hingewiesen wurde, so wurde die Konstruktion als solche lange Zeit nicht infrage gestellt.

Nun argumentiert der Islamwissenschaftler Thomas Bauer einigermaßen radikal gegen diese Geschichtsordnung und fordert gar deren Abschaffung. Der Ausgangspunkt ist für Bauer dabei die islamische Welt und so bringt der Autor bereits im ersten Absatz seinen „Ärger über die weit verbreitete Nachlässigkeit“, mit der über ein „islamisches Mittelalter“ gesprochen werde, zum Ausdruck (S. 8).

Im ersten Kapitel werden sechs Gründe gegen diese Begrifflichkeit, die nach Meinung des Autors allzu kritiklos verwendet wird, ins Feld geführt: Er sei unpräzise, verleite zu Fehlschlüssen und beruhe dabei auf der „unhaltbaren Prämisse“, dass es sich um eine einzige Epoche handle – nur der Verzicht auf den Begriff könne dieses falsche Bild überwinden (S. 15). Außerdem wird die negative Konnotation des Mittelalterbegriffs als Argument herangezogen. Bereits bei Cellarius (und vor ihm natürlich bei Petrarca) wurde deutlich, dass die Antike und ihre Wiederentdeckung in der Renaissance sehr viel stärker geschätzt werden als die Zeit dazwischen – auch wenn Cellarius sich zum Beispiel über die Scholastiker sehr positiv äußert. Dennoch kann natürlich nicht bestritten werden, dass mit dem Ausdruck Mittelalter beziehungsweise mittelalterlich abseits des akademischen Milieus häufig Rückständigkeit und Anti-Fortschritt ausgedrückt wird, und der Autor weist mit ausgewählten Beispielen darauf hin, dass dies für den Bereich des Islam umso mehr zutrifft.

Einen weiteren Kritikpunkt überschreibt der Autor mit der „Exotisierung“ (der islamischen Welt), welche mit der Verwendung des Mittelalterbegriffs verbunden sei, weil dieser das Fremde je nach Belieben entweder zu usurpieren oder zu distanzieren versuche (S. 22). Das führt zu dem berechtigten Hinweis darauf, dass der Begriff zutiefst eurozentristisch sei. Nach Bauer geht jedoch oftmals mit einer Zuschreibung des Mittelalters auf andere Kulturen eine „Verweigerung von Neuzeit und Moderne einher“ (S. 24).

Man sollte hier jedoch einschränken, dass in der historischen Mediävistik meist doch sehr sensibel mit dem Begriff umgegangen wird. Thomas Bauer spricht dem Begriff „Mittelalter“ dennoch die sachliche Grundlage ab. Dieser Logik zufolge ist der Begriff „islamisches Mittelalter“ natürlich erst recht abzulehnen. Dies wird im zweiten Kapitel anhand von 26 lebensweltlichen Beispielen (beziehungsweise „Kontraevidenzen“, S. 79) nachgeprüft. Sie machen die Unterschiede zwischen Orient und Okzident „am Übergang von der Antike zum Mittelalter“ (S. 33) deutlich. Bei den für den Orient kenntnisreich vorgetragenen Beispielen (etwa zur Produktion von Glas oder zu Tieren und Pflanzen als Objekte ästhetischen Genusses) wird dabei vielfach auf eine „ungebrochene Kontinuität im Nahen Osten“ (S. 43, 73, u. a.) hingewiesen. Für den europäischen Bereich werden verschiedene Forscher zitiert. In der Mehrzahl der Fälle würde man natürlich nicht widersprechen (zumal die Beispiele klug gewählt sind). Nur in Einzelfällen, wie etwa beim Punkt „Quellen“ möchte man entgegenhalten, dass es auch im Weströmischen Reich der Spätantike eine reiche Geschichtsschreibung gab. Insgesamt jedoch kann der Autor am Ende überzeugend argumentieren, dass die Antike im Osten „nie wirklich untergegangen“ sei und man daher nicht von einem „Mittelalter“ sprechen könne (S. 77).

Im dritten Kapitel fügt Bauer seiner Ablehnung des Mittelalterbegriffs noch ein weiteres Argument hinzu: Dessen Verwendung verstelle „den Blick auf eine angemessenere Periodisierung“ (S. 80). Periodisierungen dürften nicht aufgrund „weniger, oft willkürlich ausgewählter Merkmale“ (S. 90) vorgenommen werden. Stattdessen müsse ein Bündel von Merkmalen gefunden werden, um von einer eigenen Periode beziehungsweise Epoche sprechen zu können (S. 99). Damit ist die Dekonstruktion des Mittelalterbegriffs abgeschlossen und das notwendige Fundament gelegt, auf welchem der Autor im vierten und fünften Kapitel einen eigenen Vorschlag einer Periodisierung aufbaut. Die Spätantike wird dabei im Anschluss an andere Forschungsarbeiten (unter anderem aus dem Bereich der Sprachwissenschaften) als formative Periode gewertet, in der sich gewaltige Unterschiede zwischen Ost und West entwickelten, bis am Ende ausdifferenzierte Kulturen entstanden waren. Vielleicht hätte man dabei noch auf den Einfluss der Religionen innerhalb dieses Prozesses eingehen können. Das Ende dieser Transformation sieht der Autor um die Mitte des 11. Jahrhunderts gekommen und weiß dabei auch zahlreiche Forschungsergebnisse hinter sich (S. 117). Die Meinung, dass sich um 1100 ein größerer Umbruch vollzogen hat, ist allerdings zumindest in der deutschen Mediävistik bereits seit langem etabliert. Erst ab diesem Zeitpunkt sei ein Vergleich einzelner Phänomene wieder interessant (S. 114). Als Bezeichnung für die Periode von etwa 1050 bis etwa 1750 wird im Schlusskapitel eine Umwidmung des Neuzeit-Begriffs vorgeschlagen, wiederum unterteilt in eine frühe (bis etwa 1500) und eine spätere Neuzeit. Darauf folgt ab dem Ende des 18. Jahrhunderts die Moderne.

Insgesamt ist dem Autor eine kluge und gut argumentierende Darstellung gelungen, die sich zudem sehr gut liest. Bei aller vorgetragenen Gelehrsamkeit wäre es mithin nicht notwendig gewesen, wiederholt apodiktische Urteile einzubauen, wie zum Beispiel „In der Tat hat die Rede vom islamischen Mittelalter keinen anderen Sinn, als die europäische Deutungshoheit zum Ausdruck zu bringen“ (S. 77). Darin mag vielleicht der eingangs erwähnte „Ärger“ zum Ausdruck kommen, in der Argumentationsstruktur lenken solche lautstarken Unmutsbekundungen aber eher ab. In der Debatte um den Mittelalterbegriff hat Thomas Bauer einen starken Markstein gesetzt. Dies ist wichtig, denn auch wenn eine Abschaffung dieses zutiefst verwurzelten Begriffs sicher nicht ohne Weiteres vonstattengehen kann, so ist das Hinterfragen solcher Allgemeinplätze und eine sehr kritische Diskussion um sie – was allerdings für die europäische Mediävistik bereits seit einiger Zeit der Fall ist – allemal wichtig und konstruktiv.