Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Tag der offenen Tür im Kreisa rchiv Saarlouis - Zentrum für Familienforschung -

Date: 2019/10/05 16:24:28
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Tag der offenen Tür im Kreisarchiv Saarlouis - Zentrum für Familienforschung -

Landratsamt Saarlouis, Eingang Kreisständehaus
Kaiser-Wilhelm-Str. 6, 66740 Saarlouis

Sonntag, 27. Oktober 2019 
11 – 17 Uhr

Programm

Ausstellung:
„Das Ende des Zweiten Weltkrieges im Landkreis Saarlouis“

Eröffnung durch den 1. Vorsitzenden: Herrn Landrat Patrik Lauer

Weitere Programmpunkte

=> Die familienkundlichen Bestände im Kreisarciv
=> Vorstellung der Totenbildsammlung
=> Informationen zur Familienforschung
=> Verkauf vereinseigener Publikationen

=> Comuterprogramm „OMEGA “
Aufgrund des großen Interesses wird der Programmentwickler Herr Boris Neubert zu allen Fragen bzgl. des Genealogie-Programms „OMEGA“ Rede und Antwort stehen.

=> Bücherflohmarkt mit seltenen antiquarischen Büchern

Eine Veranstaltung der „Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.“ und des Landkreises Saarlouis

[Regionalforum-Saar] Neuerscheinung "Mauern und Gr äben von Wallerfangen"

Date: 2019/10/06 13:15:46
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Christiane Schönberger / Gerhard Müller

Mauern und Gräben von Wallerfangen - Hauptort der deutschen Ballei des Herzogtums Lothringen.


E. u. E. Glansdorp (Hrsg.),

Reihe "Archäologische Funde im Saarland", Nr. 3 (Tholey 2019).


Umfangreiche Baumaßnahmen in Wallerfangen in den letzten Jahren erlaubten es den Autoren eine ganze Reihe von Beobachtungen zu der aus dem heutigen Bild Wallerfangens verschwundenen Stadtmauer und zugehörigen Gräben des ehemaligen Hauptortes der deutschen Ballei des Herzogtums Lothringen zu machen. Naturwissenschaftliche Untersuchungen, wie Dendroanalysen und C14-Daten, untermauern die vor Ort in den Baustellen gemachten Beobachtungen. Die Ergebnisse werden historischen Informationen, Karten, Zeichnungen und Skizzen gegenübergestellt und diese auf ihren Gehalt hin überprüft.

Es ist ein schönes Beispiel, wie ehrenamtliches Engagement zusätzliche Informationen zu denkmalpflegerischen Untersuchungen liefern kann. Der Band wurde dem vor 150 Jahren geborenen Wallerfanger Heimatforscher Theodor Liebertz mit einem Vorwort gewidmet. Liebertz legte mit seinen Arbeiten die Basis für die Erforschung des Ortes.

ISBN 978-3-946313-16-8
Softcover, 17 x 24 cm, 60 Seiten farbig mit vielen Abbildungen

Preis: 10 €. Erhältlich im Buchhandel

und beim Verlag "Archäologiebüro und Verlag Glansdorp, Kantstr. 32, 66636 Tholey"
oder per email unter "glansdorp(a)neipel.de"

[Regionalforum-Saar] Werden die verkohlten Papyri aus Pompeji nun endlich entziffert?

Date: 2019/10/08 01:22:31
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Jene Schriftrollen, die beim Ausbruch des Vesuv zerstört wurden, könnten dank neuer Methoden lesbar werden. Womöglich befinden sich darunter verschollene Klassiker

Klaus Taschwer

Wann genau der Vesuv im Jahr 79 unserer Zeitrechnung ausbrach, ist fast 2000 Jahre später immer noch unklar. Erst vor einem Jahr stieß man bei Ausgrabungen in Pompeji auf ein Graffito, das vermutlich vom 17. Oktober des Jahres 79 stammt. Deshalb nimmt man nun an, dass die verheerende Eruption, die Pompeji, Herculaneum und zwei weitere Städte unter einer bis zu 25 Meter hohen Schicht aus vulkanischer Asche und Bimsstein begrub, am 24. Oktober stattgefunden haben dürfte.

Fast 1700 Jahre später begann man dort mit den wissenschaftlichen Ausgrabungen. Und bereits im Jahr 1752 entdeckte man bei Grabungen in Herculaneum eine Sammlung von etwa 1800 Schriftrollen. Fundort dieser bis heute einzigartigen Bibliothek war übrigens eine Villa, die dem Schwiegervater von Julius Cäsar gehört haben dürfte.

Einzige "erhaltene" antike Bibliothek

Diese Schriftrollen, die heute zum Gutteil in der Biblioteca Nazionale di Napoli aufbewahrt werden, bilden die einzige bekannte Textsammlung der Antike, die sich als Ganze erhalten hat – aber eben nur in völlig verkohlter und entsprechend fragiler Form. Entsprechend brachten alle Versuche, die verkohlten Papyri wieder auszurollen, nicht wirklich brauchbare Ergebnisse. Zudem gehen Forscher davon aus, dass die noch sichtbare Schrift durch den Kontakt mit der Luft vollends verschwinden könnte.

Doch seit ein paar Jahren gibt es neue Hoffnung. 2016 gelang Forschern um Brent Seales (University of Kentucky) nämlich ein wichtiger Durchbruch: Sie schafften es, eine 1.700 Jahre alte, ebenfalls verbrannte hebräische Schriftrolle mit hochenergetischen Röntgenstrahlen so zu durchleuchten, dass der verborgene Text tatsächlich lesbar wurde. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen Text aus dem biblischen Buch Levitikus.

Der "digitale Restaurator" Brent Seales erklärt, wie er die hebräische Schriftrolle lesbar machte.
UKCSF

Eine wahre Herkulesaufgabe

Das neue Forschungsunterfangen, das der international führende "digitale Restaurator" alter Texte nun mit zwei Schriftrollen aus Herculaneum begonnen hat, ist freilich ungleich herausfordernder und, wenn das Wortspiel erlaubt ist: eine wahre Herkulesaufgabe.

Während die Tinte der hebräischen Schriftrolle feinste Metallpartikel enthielt und deshalb bei Röntgenbestrahlung relativ gut sichtbar wurde, hat man für die Schriftrollen aus Herculaneum Tinte auf Kohlenstoffbasis mit ganz wenig Blei verwendet – jedenfalls bei jenen Schriftrollen, die nun analysiert werden. Das mache es unmöglich, den Inhalt der Schriftrollen mit "normalen" Röntgenstrahlen sichtbar zu machen, so Seales.

Energiereiche Strahlen und KI

Er setzte deshalb auf besonders energiereiche Röntgenstrahlen der britischen Synchrotronstrahlungsquelle Diamond Light Force, wo in den letzten Wochen zahllose Scans der beiden antiken Schriftrollen gemacht wurden, die dem Collège de France gehören. Für die Analyse dieser Scans wird dann maschinelles Lernen eingesetzt.

Das ist eine Methode aus der KI-Forschung, bei der Software "trainiert" wird, um sich selbstlernend zu verbessern. Konkret soll der Algorithmus mittels vier Fragmenten, die ebenfalls durchleuchtet wurden, minimalste Unterschiede zwischen beschriebenen und unbeschriebenen Bereichen erkennen lernen.

 

Griechisch oder Lateinisch?

Ob das auch tatsächlich gelingen wird, ist noch offen und wird sich wohl erst in den nächsten Monaten zeigen. Dann aber könnte die Methode für alle weiteren rund 1.000 Schriftrollen verwendet werden, die noch nicht völlig zerstört sind. Die wenigen identifizierten Schriftrollen waren übrigens auf Griechisch verfasst, was für die restlichen Papyri nicht gelten muss, wie der Papyrologe und Gräzist Dirk Obbink von der Uni Oxford erklärt, der beim Training der Algorithmen half

Er ist besonders neugierig, was sich in den Rollen verbirgt und verweist unter anderem darauf, dass erst im Vorjahr ein neues historisches Werk von Seneca dem Älteren unter den Papyri aus Herculaneum entdeckt wurde. Obbink hofft, dass die noch unentzifferten Schriftrollen womöglich sogar verschollene Werke der Antike wie die Gedichte Sapphos oder die Abhandlung von Marcus Antonius über seine eigene Trunkenheit enthalten könnten. Letztere würde er besonders gerne lesen. (tasch, 4.10.2019)

 

[Regionalforum-Saar] Edictum wider die Emigranten 1726

Date: 2019/10/08 10:43:45
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Morgen,

gestern brauchte ich eine Ablenkung, da habe ich dieses Edikt abgeschrieben, daß der Trierer Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg 1726 gegen die Auswanderung nach Ungarn verfaßte.

Interessanter Text.

Sie können ihn gern verwenden, wie und wann Sie möchten; wäre nett, wenn Sie mich als Abschreibenden dabei erwähnen.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Das Original liegt im Landeshauptarchiv Koblenz unter 1 C 62.
Abschrift: Roland Geiger, St. Wendel, 07.10.2019

(651)
Edictum wider die Emigranten

Aus Ihrer Churfürstl. Durchlt.
Unseres Gnädigsten Landsfür=
sten und Herrn, absonderlichem
Gnädigstem Befehl, sind ver-
schiedene Verordnungen und Edi=
cta zu jedermanns Nachricht
und Verwarnung in offenen
Druck gebracht, ins Land vor
und nach erlassen, aller Orts
verkündet, und an denen Rath=
Amts= und Gemeinds=Häußeren
zur ungehinderter Einsicht an-
gehefftet worden, in der gnä=
digsten Zuversicht, daß die
von bereits zwey und dreyen
Jahren her sich geeußerte Emig=
ration verschiedener Ertzstifftlicher
Unterthanen nach denen Ungarischen

(652)
Colonien endlich aufhören werde.
Nachdemahlen aber allem deme
ohnerachtet, und daß die über
Kurtz oder lang von dannen etwa
anhero ins Land zurückkehrende
an ihre vorherige Wohnungs= oder
GeburtsOrten nicht wieder ein=
noch aufgenommen, sondern de=
nen Zigäunern und dergleichen
herum vagirenden liederlichen
Volck gleichgeachtet, mit Ruthen
gestrichen, und des Lands zu
ewigen Zeiten verwiesen werden
sollen, sich noch immerfort erge=
ben hat, daß mehrere Hauß=
Stä(n)dte unter allerhand ersonne=
nen nichtigen Vorwendungen
und aus der bloß eingebildeten
Hoffnung, in vorbesagten Unga=
rischen Colonien sich beßer als
dahier im Land erwerben und
ihr Auskommen finden zu mögen,
sich Theils heimlich, Theils öffent=
lich hinweg zu begeben fortge=

(653)
fahren haben, also, daß höchst
gemelt Ihrer Churfürstl. Dhlt.
zu anderweiter gemessener
Gnädigster Verordnung, die um=
ständliche Anzeig hierunter zu
thun man von nachgelassener Re=#
gierungs wegen Tragenden Amts=
und Pflichten halben veran=
laßet worden ist, und wann
hierauf der ausdrücklicher gnä=
digster Befehl dahin eingelangt
ist, auf Eingangs erwehnte= vor=
nehmlich aber das unterm 8ten
Junii 1724. derhalben erlaße=
nes Edictum, deßen Wortli=
cher Einfalt anhero ausdrück=
lich wiederhohlet wird, fürohin
dergestalten fest zu halten,
daß Niemand, Er seye Reich
oder Arm, zu dergleichen Ab=
zug sich verleitenlaßen, wi=
drigen falls aber gantz zu=
verläßig gewärtigen solle,
daß gegen den in dergleichen

(654)
unbesonnenen Vorhaben erdappen=
den oder deßen allenfalls
überführten vermögenden Un=
derthan mit würklicher Confisca=
tion seiner Haabschafft, gegen
den unvermögenden aber mit
Leibsstraff ohnnächläßig ver=
fahren werden solle; da=
hero wird in Nahmen und von
wegen Vor Höchstgeml. Ihrer
Churfürstl. Dhlt Unseres
Gnädigsten Herrn, allen
dero AmtLeuthen, StadtSchult=
heißen, Bürgermeistern und Rath
in beyden dero Haubt=Städten
Trier und Coblentz, aufm plat=
ten Land aber dero AmbtsVer=
walteren, Kellneren, Vögten Schult=
heißen, Bürgermeistern, Vorste=
hern und sonstigen Befehls habern,
insgesamt und einem jeglichen
insbesondere hierdurch gnädigst
aufgetragen, und aus Trücklich
befohlen, auf dergleichen Emig=

(655)
ranten Vornemlich aber deren
Aufwickler= und Rädelsführer
aufmercksame genaue Obsicht
Zunehmen, selbige allenfalls
so gleich in gesicherte Verwahr
bringen, deren Haabschafft
inventarisiren, und mit Arrest
eventualiter belegen zu laßen,
demnechst aber sothane Ueber=
trettere gegenwärtig erneu=
erten Verbotts, nebst Beyle=
gung deren also Specificirlich
inventarisirten Haabschafft
zu darunter ertheilender nä=
herer gemessener Verordnung,
pflichtmäßig anzuzeigen. So
geben Ehrenbreitsteibn im
Churfürstl. Hof= und Re=
gierungsRath den 6ten July
1726.


[Regionalforum-Saar] »Aktion 1005«. Spurenb eseitigung von NS-Massenverbrechen 1942–1945

Date: 2019/10/15 18:23:11
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

»Aktion 1005«. Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942–1945

Eine »geheime Reichssache« im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda

Angrick, Andrej

Göttingen 2018: Wallstein Verlag

1381 S.

€ 79,00

ISBN 978-3-8353-3268-3

 

Rezensiert für H-Soz-Kult von Stephan Lehnstaedt, Touro College Berlin

Dieses Buch wiegt wahrlich schwer. Auf über 1.200 Textseiten beschreibt es die Spurenbeseitigung im Holocaust. Als der eigentliche Massenmord vorüber war, gingen die Deutschen an die Vertuschung ihrer Taten: Einerseits, weil der Krieg gegen die Sowjetunion kein siegreiches Ende versprach und Beweise über die jede Vorstellung sprengenden eigenen Verbrechen eine propagandistische Katastrophe wären; andererseits, weil sie nicht nur die Juden selbst, sondern auch die Zeugnisse ihrer Existenz – abgesehen von nationalsozialistischen Folkloremuseen – auslöschen wollten. Die Täter gaben diesem Verschleierungsversuch den Namen „Aktion 1005“. Sie ist untrennbar mit dem Genozid verbunden, und zwar nicht nur, weil sie den Mord an den allerletzten Überlebenden umfasste, die beim Beseitigen der Leichen helfen mussten.

Gerade Letzteres war für die Täter offensichtlich: Alle zwangsweisen Helfer, die die ekelerregende und hochanstrengende Exhumierung und Verbrennung der Toten durchführten, hätten sonst selbst Zeugnis ablegen können. Angesichts der Dimension des Massenmords mag das absurd anmuten, aber tatsächlich sind bis heute nach wie vor viele Orte von Erschießungen und anderen Massakern unbekannt oder erst vor kurzem mittels invasiver und noninvasiver Methoden der Bodenerkundung oder aufwändiger Befragungen von Bewohnern osteuropäischer Orte identifiziert worden. Andrej Angricks Studie greift diese Erkenntnisse immer wieder auf, beruht jedoch zuvorderst auf eigenen, jahrzehntelangen Forschungen in den Akten der deutschen Nachkriegsermittler sowie in Archiven auf der ganzen Welt. Vor diesem Hintergrund präsentiert er ein eindrucksvolles Panorama der deutschen Spurenverwischung, das in weiten Teilen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Das gilt insbesondere deshalb, weil er neben den besetzten Gebieten der Sowjetunion und Polens auch Südosteuropa sowie das Deutsche Reich mit in den Blick nimmt, was bisher meist unterblieb. Und mehr als das: Indem die Untersuchung auch die Taten benennt, die verschleiert werden sollten, beschreibt sie den Holocaust an sich.

Angricks monumentale Studie ist ein Buch des Grauens, weil es voller Details die ganze Dimension des Mordens zeigt, mit der die Deutschen Europa überzogen hatten. Es ist dokumentarische Geschichtswissenschaft im besten Sinne, bei der es nur ganz am Rande um Thesenbildung geht. Auch exemplarisches Arbeiten liegt dem Autor fern. Stattdessen legt er den aktuellen Wissensstand zur Gänze dar und zeigt damit, wie sehr die „Aktion 1005“ ein Fehlschlag war: Seite für Seite, Fußnote für Fußnote sind Nachweise der Verbrechen, belegen die Taten und nennen die Täter. Diese haben sie nach dem Krieg selbst in zahlreichen Strafverfahren ausgesagt und Zeugnis von ihrem Handeln abgelegt. Auf diesen Aussagen beruht das Buch zu wesentlichen Teilen. Kaum erwähnt werden deshalb diejenigen Tatorte, an denen die Männer der „Aktion 1005“ keine Leichenbeseitigung betrieben, wo also tatsächlich noch Massengräber vorhanden sind.

Karten und Lagepläne erleichtern die Orientierung, Fotos geben immer wieder optische Eindrücke vom Geschehen bzw. eher von den Folgen der „Aktion 1005“. Ein 94 Seiten umfassendes Orts-, Personen- und Sachregister bietet Orientierung in den zwei Bänden, die trotz aller dokumentarischen Ansprüche doch Straffung hätten vertragen können: Neben allerlei meist knappen Abschweifungen schlagen alleine die Kapitel über das „Wissen der Welt“ oder die Beseitigung von Spuren eigener Verbrechen durch die Sowjetunion mit weit über hundert Seiten zu Buche. Und angesichts der stupenden Belesenheit des Autors mag es eine beckmesserische Kritik sein, die Beschränkung auf westliche Sprachen zu bemängeln (die ganz im Gegensatz zur sonstigen Präzision eine geradezu leichtfertige Einstellung gegenüber osteuropäischen Eigennamen zur Folge hat und immer wieder ärgerliche Fehler bedingt), aber in der Tat hätten gerade die frühen Ermittlungen im Osten wohl manch spätere „Entdeckung“ – nicht unbedingt durch den Autor selbst, aber doch durch andere Historiker/innen – relativiert.

Offensichtlich konnten wegen des breiten geographischen Rahmens nicht immer für jeden Ort die allerneuesten Befunde gerade der Archäologie, die in den letzten Jahren verstärkt Grabungen etwa in Lagern der „Aktion Reinhardt“ durchführt, berücksichtigt werden. Tatsächlich zeigen sich hierbei auch die Grenzen der deutschen Ermittlungsakten, etwa wenn Angrick für das Vernichtungslager Sobibor aufgrund dieser Quelle von zwei Gaskammern mit jeweils 6 mal 6 Metern Größe ausgeht (S. 134) und andere Angaben unter anderem auf der Basis von Überlebendenaussagen verwirft; letztere sprachen von drei Kammern mit 4 mal 4 Metern Größe, und Angrick argumentiert, dass man die tatsächlichen Verhältnisse wohl nur anhand der verschollenen Bauakten der „Aktion-Reinhardt“-Lager herausfinden könne. Tatsächlich hatten 2014 Ausgrabungen auf dem ehemaligen Lagergelände die Fundamente einer Gaskammer mit drei Räumen à 4 mal 5,30 Meter sowie einem Raum für den zur Vergasung genutzten Motor in der Größe von 4 mal 3,50 Meter freigelegt. Diese Erkenntnisse sind inzwischen veröffentlicht, ebenso wie diejenigen aus Treblinka, die gleichsam unberücksichtigt bleiben.

Doch solche Monita treten hinter die monumentale Gesamtleistung zurück, für deren detaillierte Würdigung wohl ein ganzes Team hochspezialisierter Historiker/innen notwendig wäre. Was Angrick liefert, ist eine Art Abschlussbericht des Holocaust, der minutiös die Taten auflistet und die Verantwortlichen identifiziert. Das ist eine sehr deutsche Täterforschung und mithin eine Perspektive, die im letzten Jahrzehnt gegenüber dem Fokus auf die Opfer etwas in den Hintergrund gerückt war – die aber, wie hier eindrucksvoll gezeigt wird, durchaus ihre Berechtigung hat. Ohne Zweifel handelt es sich hierbei um ein wichtiges Standardwerk zu den deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs, ja tatsächlich um einen Höhepunkt gereifter Täterforschung. Am Ende möchte man die zwei schwergewichtigen Bände nicht nur jeder Bibliothek und allen ernsthaften Holocaustforscher/innen empfehlen, sondern sie auch nehmen und sämtlichen Ignoranten und Revisionisten an den Kopf werfen und ihnen zurufen: Leugnen zwecklos!


[Regionalforum-Saar] Das 31. Schmelzer Heimatheft

Date: 2019/10/30 14:30:01
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>


Presseinfo Hist. Verein Schmelz e.V.

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Das 31. Schmelzer Heimatheft wird am Sonntag, dem 03.11.2018 um 10:30 Uhr, im Sitzungssaal des Schmelzer Rathauses im Rahmen einer Matinee der Öffentlichkeit präsentiert. Die Buchvorstellung übernimmt in diesem Jahr Thomas Rückher vom Historischen Verein Lebach. Die Matinee wird musikalisch umrahmt von Schülern der Musikschule Petra Leinenbach aus Hüttersdorf. Das Heft hat 394 Seiten und ist komplett farbig gedruckt. Preis: 15 Euro.

Das Heimatheft enthält folgende Beiträge: Edith Glansdorp, In Memoriam Dr. Johannes Schmitt; Eric Glansdorp, Aufsätze und Schriften von Dr. Johannes Schmitt; Amely Urbano Lucas, Mein Vater, Johannes Schmitt;

Elmar Schmitt, Et Grimm-Berta on sei Fotoaprat; Werner Oster (†), Drei Bauernhöfe im so genannten Mühlendreieck in Hüttersdorf; Eric Glansdorp, Ein neu entdecktes Jaspis­vorkommen und eine steinzeitliche Pfeilspitze auf der Höhenbefestigung Birg bei Schmelz-Limbach;
Klaus Bernarding, Die Vorstellung; Johannes Töx, Der „Harscht“ und der verschleppte Zännerling; Klaus Bernarding, Kirmes in Bettingen. Erinnerungen an meine Kindheit im
2. Weltkrieg;

Alois Johann / Monika Fuhr / Erwin Jäckel, Häuserchronik von Schmelz-Limbach. Teil 2. „Auf dem Klopp“, „Auf dem Biel“ und „Am Dahlberg“; Reiner Quinten / Emil Petry, Häuserchronik der Gemeinde Bettingen. Teil 1. „Unnerschter Ecken“ und Hasenberg;

Hans Karl König, „Schmelzer“ in Amerika. Auswanderer von Außen, Bettingen und Goldbach in den USA. Teil 4: Alt-Bernarding und Lenhof-Braun von Außen, Warken-Klauck von Bettingen, Kirsch-Gross von Außen, Kirsch und Klein von Bettingen mit einem Beitrag von Andreas Haan

Elmar Schmitt, Geschichte und Geschichten um den Geisweiler Hof bei Schmelz-Michelbach; Volker Ewen, Die Bewohner des Geisweiler Hofes vom 17.-19. Jh. Die Pächter­familien Harig, Engstler, Jäckel, Nafziger und Brück;

Eric Glansdorp, Zu Kupfermineralisationen und der Geschichte der Kupfergewinnung im 18. und 19. Jh. in Schmelz.

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Dr. Edith Glansdorp, Vorsitzende