Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Schusswechsel bei Schrecklingen am 16. Juli 1870

Date: 2018/12/05 20:24:04
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend zusammen,

laut einem Artikel in der "Zeit" von 1970 (https://www.zeit.de/1970/31/7071) sollen die ersten Schüsse des Deutsch-französischen Krieges am 16. Juli 1870 gefallen sein, also bereits drei Tage vor der offiziellen Kriegserklärung am 19. Juli! Der Schusswechsel soll "bei Schrecklingen, in der Nähe von Diedenhofen" stattgefunden haben - damit ist wohl das heutige Schreckling, Ortsteil von Heining-lès-Bouzonville, gemeint.

Ich bin an Einzelheiten zu diesem Vorfall interessiert, konnte aber bislang nichts dazu finden, da die mir bekannte einschlägige Literatur in Sachen Kämpfe erst nach dem 19.07.1870 einsetzt ...

Hat zufällig jemand Einzelheiten zu diesem Vorfall oder kann mir mögliche Quellen für Nachforschungen empfehlen?

Vorab vielen Dank für erhellende Informationen.

Grüße aus Saarbrücken

Stefan Reuter

[Regionalforum-Saar] Neue Ortsfamilienbücher f ür Kirkel-Neuhäusel und Limbach

Date: 2018/12/06 20:27:46
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Neue Ortsfamilienbücher für die Ortsteile Kirkel-Neuhäusel und Limbach

KIRKEL Wissen Sie wie mein Urgroßvater mütterlicherseits hieß? Woher kommt meine Familie? Der häßt doch ach so, wie bin ich`n mit demm verwandt?

Fragen, die die Mitglieder Genealogie im Heimat- und Verkehrsverein oft gestellt bekommen. Dann ist nicht nur detektivisches Gespür, sondern auch Kenntnis alter Schriften oder Umrechnungstabellen zum Französischen Revolutionskalender von Nöten. Ein Ortsfamilienbuch erleichtert hier die Suche nach den eigenen oder fremden Wurzeln ganz erheblich, denn alle Quellen wie z.B. Standesamtsregister, Kirchenbücher oder Todesanzeigen sind bereits ausgewertet und einander zugeordnet.

Vorstellung im Rathaus

Etliche Jahre haben diese Recherchearbeiten verschlungen, nun sind Interessierte herzlich eingeladen, dieser interessanten und kurzweiligen Vorstellung der beiden Ortsfamilienbücher Kirkel-Neuhäusel und Limbach zu folgen. Die Präsentation findet am Mittwoch, 12. Dezember, um 18 Uhr, im Ratssaal der Gemeinde Kirkel, Hauptstraße 12, statt.

Die Bücher sind vor Ort, oder auch im Rathaus, Zimmer 28, für je 22 Euro oder im Doppelpack für 42 Euro zu erhalten. red./jj

 

 

Quelle: der heutige Wochenspiegel.

 

[Regionalforum-Saar] wenn ich mal sonst nix zu tun habe ... und viel Zeit

Date: 2018/12/07 08:25:32
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:

 

Der Regionalkapitalist als Wilhelm-Busch-Figur

Saarbrücken. Wolfgang von Hippel hat eine mehr als 1000-seitige Biografie über den Völklinger Großindustriellen Hermann Röchling vorgelegt. Von Gerd Schäfer

Als 2014 in Völklingen das Röchling-Buch von Dieter Gräbner, es ist im St.Ingberter Conte Verlag erschienen, vorgestellt wurde, hielt Oskar Lafontaine eine Einleitungsrede. Lafontaine gab sich informiert und kritisch, er einnerte an die Verehrung des Industriellen auch in der Arbeiterschaft, die für ihn ein Ausdruck von „falschem Bewusstsein“ war, weil ein Arbeiter nicht dieselben Interessen habe wie ein Unternehmer. Man hätte jedoch bereits damals erwidern können, dass ein falsches Bewusstsein immer nur die anderen haben – selten man selbst, und nie Oskar Lafontaine.

Wer den Gefahren von vorschnellen Urteilen und von zur Schau getragener Meinungsfreudigkeit entgehen will – wenn es sich um Röchling handelt, ist das eine standardisierte Praxis – , kann seit kurzem zu einer faktenreichen Überblicksveröffentlichung greifen, sie ist fast 1100 Seiten dick, hat mehr als 3500 Fußnoten und ist so schwer wie eine Kurzhantel. Vorgelegt hat sie mit Wolfgang von Hippel ein emeritierter Professor für Neuere Geschichte, der an der Uni Mannheim lehrte und vor allem bekannt ist für den Band „Armut, Unterschichten, Randgruppen in der Frühen Neuzeit“, seit 1995 lieferbar innerhalb der Reihe „Enzyklopädie deutscher Geschichte“.

In der Vorrede weist der Autor darauf hin, dass sich die Publikation „dem Wunsch der Firma Röchling“ verdankt, die „vielfach umstrittene Persönlichkeit“ des Saarindustriellen in ihren Facetten nachzuzeichnen. Es scheint also um eine Ausleuchtung der dunklen und hellen Eigenschaften eines Menschen zu gehen. Der Quellenfundus in der Hauptverwaltung der Völklinger Firma stand dem Forscher offen, der aber betont, dass sowohl im Familien- als auch im Unternehmensarchiv wichtige Akten fehlen, beispielsweise die Korrespondenz mit Hitler, Goebbels und Göring, aber auch Dokumente über die Annexion lothringischer Stahlwerke während des Zweiten Weltkriegs. Es ist bekannt, dass auf Weisung Röchlings ihn belastende Indizien im Herbst 1944 vernichtet wurden.

Hermann Röchling wurde 1872 in Saarbrücken geboren, er wurde mit der Zeit die prägende Gestalt der Röchling‘schen Eisen- und Stahlwerke (RESW). Schon der Firmenname verrät, dass es sich dabei um ein privatwirtschaftliches Familienunternehmen gehandelt hat, das jedoch immer wichtiger wurde für Staat und Gesellschaft. So machte 1931 das (autonome) Saargebiet weniger als ein, zwei Prozent der Fläche und Bevölkerung Deutschlands aus, um aber gleichzeitig für ein Viertel der Roheisengewinnung verantwortlich zu sein. Vor diesem Hintergrund ist die spätere Zusammenarbeit von Röchling und Hitler zu sehen. War die Nazidiktatur an der saarländischen Wirtschaftskraft interessiert, garantierte sie gleichzeitig den Anschluss des Saargebietes an Deutschland, er erfolgte 1935, mit sehr großer Zustimmung der Bevölkerung.

Diesen diabolischen Pakt ging Röchling, der sich als Patriot verstand, spätestens seit 1933 ein. Er wurde zum Bewunderer und Verehrer von Hitler, dem er fortlaufend Denkschriften zukommen ließ, Studien zur Steigerung der Produktion. Röchling wollte Hitler zu einem intelligenten Kapitalisten erziehen, der ihn dann 1942, also im Zweiten Weltkrieg, als Vorsitzenden der Reichsvereinigung Eisen (RVE) berief, wahrscheinlich einer der wichtigsten Posten innerhalb der Nazi-Industrie. Der Saarindustrielle trat fast gleichberechtigt an die Seite von Albert Speer, des Rüstungsministers.

Röchling hatte Chemie in Heidelberg und Berlin studiert und gehörte einer schlagenden Verbindung an. Auf dem Buchumschlag sieht man ein Foto von ihm im hohen weißen Kragen und mit deutlichen Schmissen, ein typischer Vertreter des Kaiserreichs, wie dem Roman „Der Untertan“ von Heinrich Mann entsprungen. Zurecht weist der Autor darauf hin, dass Röchling 1942, im Jahr des 70. Geburtstages, den Höhepunkt seines Unternehmerlebens feiern konnte. Man ehrte ihn in Völklingen mit einer Festschrift und widmete die Bouser Höhe in „Hermann-Röchling-Siedlung“ um – als Anerkenntnis für einen Industriellen, der als Katholik dafür sorgen wollte, dass Arbeiter in eigenen Wohnungen leben konnten.

Das Schicksal der Bezeichnungen, von Siedlung zu Höhe und zurück, mit oder ohne Vornamen, ist bis heute bekannt und ein immerwährender Streitpunkt. Auch darauf geht Wolfgang von Hippel ein, wie überhaupt festzuhalten ist, dass er sehr kenntnisreich Passagen aus den jüngsten saarländischen Debatten aufnimmt. Nicht nur Gräbner und Lafontaine werden erwähnt, sondern auch, das kann man übertrieben finden, Jochen Senf.

Als Röchling, noch vor der Saarabstimmung, 1955 starb, hatte er bereits seinen zweiten Prozess wegen Kriegsverbrechen (nach 1918 und 1945 jeweils von Frankreich angestrengt) hinter sich gebracht. Er lebte, außerhalb des Saarlandes, quasi im Exil und war enteignet. Mit dem Kalten Krieg traten seine Verwicklungen und das Schicksal der RESW in den Hintergrund der politischen Diskussionen. Man wollte manches nicht so genau wissen, konnte es aber auch nicht wissen, weil die Archive verschlossen waren.

Das hat sich jetzt geändert. Wolfgang von Hippel redet nicht vorschnell von falschem Bewusstsein, er recherchierte, um eine „quellenmäßige überprüfbare Dokumentation“ vorzulegen, in der Röchling selbst ausführlich zu Wort kommt. Ein Chemiker und Ingenieur, der nach 1945 Verteidigungsschriften in holprigen Versen und schlechten Reimen schrieb; Exkulpationen, die entschuldigend darauf hinwiesen, man hätte nicht anders handeln können, weil die Weltgeschichte schon in den Prophezeiungen des Nostradamus vorgezeichnet worden wäre. Gelegentlich bezog sich Röchling dabei sogar auf eine Seherin aus Altenkessel.

Man hat ein Buch mit seitenlangen Zitaten in der Hand. Wer das verständlicherweise ermüdend findet, sollte jedoch gerade in der Montage der Quellen einen (republikanischen) Kommentar entdecken, der den Leser ernst nimmt und nicht durch nachgereichte moralische Entrüstungen belästigt. Von Hippel verschweigt, sofern man das beurteilen kann, nichts, er überrascht aber durch unerwartete Funde. So zum Beispiel, wenn er daran erinnert, dass noch im Winter 1945 mithilfe einer Erfindung Röchlings von Trier aus das von den US-Amerikanern befreite Luxemburg beschossen wurde, unter Aufsicht der SS. Die Waffe war eine sogenannte Hochdruckwaffe, die als V3 klassifiziert wurde.

Das Zentrum der Publikation befindet sich passenderweise genau in der Mitte des Buches. Auf drei Seiten wird zum ersten Mal ein Brief von Hans Schäffer an Hermann Röchling abgedruckt, er ist auf den 15.Februar 1935 datiert, also kurz nach der Saarabstimmung. Schäffer war in der Weimarer Republik ein Ministerialbeamter und Finanzexperte (später kurz auch Leiter des Ullstein Verlages) – ein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, der mit Röchling gelegentlich zusammengearbeitet, ihn sogar unterstützt hatte. Ihm schickte der Industrielle, mit persönlicher Widmung, seine Bekenntnisschrift „Wir halten die Saar“ zu, um für Verständnis zu werben, Verständnis für seine Vaterlandsliebe.

Wolfgang von Hippels Strategie ist großartig: Sie zeigt, dass Schäffer der wahre deutsche Patriot ist, der gebildet und sprachmächtig, aber auch kämpferisch Röchling in seine bescheidenen Schranken weist. Listig und trocken teilt der Autor am Ende mit, ob der Völklinger auf den Brief geantwortet habe, sei unbekannt, „sehr wahrscheinlich ist es nicht“. Liest man heute die drei Seiten von Hans Schäffer, tritt einem Hermann Röchling als das entgegen, was er vor allem war – ein Schwätzer und Kollaborateur, eine traurige Wilhelm-Busch-Figur.

Wolfgang von Hippel: Hermann Röchling 1872 - 1955. Ein deutscher Großindustrieller zwischen Wirtschaft und Politik. Facetten eines Lebens in bewegter Zeit. Vandenhoeck & Ruprecht, 1086 Seiten (mit 34 Abbildungen und 8 Tabellen), 90 €.

 

[Regionalforum-Saar] Ausgaben und Einspülungen

Date: 2018/12/07 08:33:21
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ (u.a.):

 

Frage: Was kostet so ein Ausstellungsgebäude, wenn grad keine Schau drin stattfindet? Und was kosten die Mitarbeiter etc. im gleichen Fall? Sind die anteiligen Kosten dieser beiden „Positionen“ auch in den etlichen Millionen drin, die uns jetzt gleich durch die „Augen“ gleiten - ob als Kosten oder Flut-erträge (beim Einspülen)? Oder sind das nur die Mitarbeiterkosten, die über das übliche Maß hinausgehen (z.B. am Wochenende)? Ach, ich liebe diese schönen großen Zahlen und die Spielchen, die mit ihnen getrieben werden. gr

 

Oh, sorry, hier ist der Artikel.

 

Marx-Schau kostete 2,5 Millionen Euro

 

Trier. Die Marx-Ausstellung hat das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Trier nach Abzug der Einnahmen und Zuschüsse 2,5 Millionen Euro gekostet. Allerdings haben die Besucher der Schau auch viel Geld in die Grenzregion gebracht.

Die rheinland-pfälzische Landesausstellung zum 200. Geburtstag von Karl Marx in Trier hat das Land 1,875 Millionen Euro gekostet. Die Stadt Trier zahle zudem 625 000 Euro, teilte die Karl Marx 2018-Ausstellungsgellschaft am Donnerstag in Trier mit. Das Gesamtbudget der Schau „Karl Marx 1818-1883. Leben. Werk. Zeit.“ vom 5. Mai bis 21. Oktober habe bei 4,8 Millionen Euro gelegen. Nach Abzug der Einnahmen, Zuschüsse und Sponsorengelder bleibe ein „Zuschussbedarf“ von 2,5 Millionen Euro übrig – den das Land zu Dreivierteln, die Stadt zu einem Viertel übernehme.

„Das ist ein Volumen, von dem man ausgehen konnte“, sagte ein Sprecher des Kulturministeriums in Mainz. Es liege in etwa in Höhe der Sonderausstellung zum römischen Kaiser Nero in 2016. An den zwei Ausstellungsorten Rheinisches Landesmuseum Trier und Stadtmuseum Simeonstift Trier waren insgesamt 94 500 Besucher gezählt worden. Marx wurde in Trier geboren.

„Mit der Landesausstellung haben wir eine Bühne geboten für eine wissenschaftlich fundierte Würdigung eines bedeutenden, aber umstrittenen deutschen Denkers“, sagte Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD), Aufsichtsratsvorsitzender der Ausstellungsgesellschaft. Das Land und Trier hätten „von der großen medialen Aufmerksamkeit in aller Welt profitiert und können sich über die hohe Wertschöpfung und über einen dauerhaften Mehrwert freuen“.

Nach einer Besucherumfrage hat die Landesschau 7,6 Millionen Euro zusätzlich in die Region Trier gespült. Daraus ergebe sich eine touristische Wertschöpfung von 3,8 Millionen Euro. Zähle man die Besucher im Museum am Dom und im Museums Karl-Marx-Haus dazu, liege die Höhe der geschätzten Besucher-Ausgaben in der Region bei 12,8 Millionen Euro. An allen vier Standorten wurden rund 160 000 Besucher registriert.

Die Würdigung von Marx anlässlich seines 200. Geburtstages war umstritten. Kritiker des Philosophen hatten monierten, dass die Ausstellungsmacher Marx „weichspülen“ würden. Diese hielten dagegen, dass die Ausstellung kein Urteil in die Welt setzen wolle. Es gehe nicht darum, Marx zu glorifizieren, ihn aber von ideologischem Ballast zu befreien und in seinem historischen Kontext darzustellen. Dieter Dombrowski, Bundeschef der Vereinigung der Opfer des Kommunismus, klagte: „Alle osteuropäischen Staaten lachen uns aus, weil wir dem Wegbereiter der kommunistischen Diktaturen ein Standbild setzen, der darüber hinaus ein extremer Antisemit war.“ EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte bei der Eröffnung des Marx-Jahres in Trier, dass die Stadt Trier und das Land Rheinland-Pfalz recht daran täten, an Marx zu erinnern. „Erinnern und Verstehen gehören zur Zukunftssicherung.“ Marx sei nicht für all die Gräueltaten seiner vermeintlichen Erben verantwortlich.

Marx sorgte mit seiner Philosophie immer schon für eine Polarisierung. 1848 erschien das Kommunistische Manifest, das er gemeinsam mit Friedrich Engels verfasste. Vor dem Niedergang des Sozialismus folgten Sozialdemokraten und Kommunisten weltweit seinen Thesen. Marx starb vor 125 Jahren, am 14. März 1883, im Londoner Exil.

 

[Regionalforum-Saar] Rezi: Vagabunden im Zeitalter der Industriealisierung

Date: 2018/12/07 08:37:50
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Althammer, Beate: Vagabunden. Eine Geschichte von Armut, Bettel und
Mobilität im Zeitalter der Industrialisierung (1815-1933). Essen:
Klartext Verlag 2017. ISBN 978-3-8375-1708-8; 716 S.; EUR 34,95.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Walter Fähnders, Universität Osnabrück


Medial ist der Vagabund seit Jahrhunderten präsent - eine äußerst
populäre, in Literatur und Kunst meistens positiv gezeichnete Figur, die
für Reiselust, Abenteuer und grenzenlose Freiheit steht. So jedenfalls
will es die romantische Verklärung dieser Identifikationsfigur zum
"Seelenvagabunden", die eine ideale Projektionsfläche für derartige
Wunschbilder abgibt, und dies gilt auch für seine Namensvettern und
Verwandten, also für den Landstreicher und den Kunden, für den Vaganten,
den Tippelbruder und sein weibliches Pendant, die Tippelschickse. In
gewisser Weise gehören auch so unterschiedliche Typen wie der Bettler,
der Wanderer, der "Zigeuner" und entfernt auch der Bohemien mit seiner
nichtsesshaften, eben ausgemacht "vagabundischen" Existenzweise dazu.

Anders dagegen die soziale Wirklichkeit: Repression und Elend, Abwehr,
Verfolgung, Unterdrückung, Not, was in den angedeuteten Bildern und
Projektionen gar nicht oder nur selten durchscheint, allenfalls in den
von den Vagabunden selbst geschaffenen künstlerischen und literarischen
Werken. Dementsprechend war es denn auch eine Domäne der Kultur- und
Literaturwissenschaft der 1970er- und 1980er-Jahre, die sich erstmals in
größerem Ausmaß der Vagabundenthematik widmete und dies bis heute tut.
Das Katalogbuch der großen Ausstellung im Berliner Künstlerhaus
Bethanien von 1982 mit dem griffigen Titel "Wohnsitz: Nirgendwo"[1] ist
dafür ebenso ein markantes Beispiel wie andere einschlägige
Untersuchungen seit dieser Zeit zu den kulturellen Aktivitäten und
Leistungen einer spezifischen Vagabundenkunst und -literatur, wie sie
sich vor allem in der Weimarer Republik unter ihrem Wortführer Gregor
Gog entfaltet hat.[2] Die Geschichtswissenschaft konzentrierte sich
dagegen weniger auf die Moderne denn auf die Umbruchszeiten von
Spätmittelalter und Früher Neuzeit, auf die Armuts-Forschung und die
Analyse pauperisierter Schichten. Dies geschah vor allem mit dem Blick
auf Reformation und Frühkapitalismus, deren bekanntermaßen verheerenden,
ungemein repressiven Konsequenzen für Bettelei und Vagabondage, auch
unter dem Aspekt einer protestantischen Arbeits- und Leistungsethik,
vielfach erforscht sind.[3] "Weit weniger", bemerkt Beate Althammer in
ihren einleitenden Ausführungen zu Thema und Forschungsstand ihrer
Arbeit zu Recht, "hat sich die deutsche Geschichtswissenschaft mit der
Fortexistenz von Bettelei und Vagabondage nach der Epochenschwelle um
1800 befasst" (S. 13), mit Ausnahme der NS-Zeit und diesbezüglichen
Untersuchungen zur Verfolgung sogenannter Asozialer.

In ihrer umfänglichen, überarbeiteten Habilitationsschrift der
Universität Trier aus dem Jahr 2015 untersucht Beate Althammer nun die
Vagabondage im Zeitalter der Industrialisierung 1815 bis 1933 und sucht
somit eine gravierende Lücke in der Geschichtsschreibung zu schließen.
Bei ihren Quellen kann Beate Althammer immer wieder auf ihre 2013
erschienene, zusammen mit Christina Gerstenmeyer erarbeitete,
kommentierte und wahrlich fulminante, fast 700 Seiten starke
Quellenedition über Bettler und Vaganten in der Neuzeit zurückgreifen,
die über 250 einschlägige Dokumente aus der Zeit von 1500 bis 1933
erschließt - von Edikten und Gesetzestexten bis hin zu zeitgenössischen
Presseberichten.[4] Des Weiteren wird - auch in Ermangelung von
Gerichtsakten des 19. Jahrhunderts, da im rheinischen Rechtsraum in
diesem Zeitraum zumeist nur mündlich verhandelt wurde -
Verwaltungsschriftgut hinzugezogen, das auf kommunaler ebenso wie auf
höherer Ebene der Provinzialregierung und der Ministerien und
Reichsinstanzen verwertbares Material auch zu Einzelfällen bietet. Hinzu
kommen die Fachpublizistik der Zeit, vor allem die bereits erwähnte
reichhaltige Publizistik Ende des 19. Jahrhunderts, sowie weitere
Quellen aus der Presse, autobiographische Zeugnisse und anderes mehr.
Vielleicht hätte man sich angesichts der Beobachtung, dass der Vagabund
"in Kunst und Dichtung und schließlich im Film [...] eine beachtliche
Prominenz" erlangte (S. 39), eine stärkere Einbeziehung derartiger
künstlerischer Selbstzeugnisse gewünscht, die ja Aufschluss auch über
das soziale Selbstverständnis und ggf. den politischen Anspruch
geben.[5]

Die Fragestellung Althammers zielt auf eine umfassende Rekonstruktion
der Vagabondage im genannten Zeitraum - auf der Mikroebene als Analyse
alltäglicher Erfahrungen, auf der Makroebene als Analyse der virulenten
gesellschaftlichen Reformdebatten. Dabei ist die Arbeit fokussiert
(nicht nur, aber wesentlich) auf Orte der Preußischen Rheinprovinz mit
ihrer dynamischen frühen Industrialisierung und den damit verbundenen
Migrationsbewegungen, einschließlich eines genauen Blickes auf die
Arbeitsanstalt in der ehemaligen Benediktinerabteil Brauweiler, die 1811
gegründet wurde. Nach der Diskussion einschlägiger Kategorien wie
Marginalisierung/Randgruppenproblematik und des aus der Soziologie
geläufigen Exklusion/Inklusion-Schemas wird die Trias einer Geschichte
von Armut und Sozialpolitik, von Kriminalität und Strafverfolgung sowie
von Mobilität und deren Kontrollen entwickelt. Mit ihrem "flexiblen
Vorgehen" (S. 38) erprobt Beate Althammer einen Ansatz, der überzeugend
davon ausgeht, dass jemand nicht Landstreicher, Vagabund oder Bettler
ist, sondern Menschen "[] unter gewissen Umständen auf Verhaltensmuster
zurück[greifen], die sie als solche qualifizierbar machen" (S. 26). Es
geht also um "gesellschaftliche Definitionsprozesse: Wer wurde unter
welchen Umständen als Bettler, Landstreicher oder Vagabund bezeichnet?
Wie grenzten zeitgenössische Diskurse und Praktiken diese Kategorien
ab?" (S. 26).

In den zehn großen, historisch angelegten Kapiteln der Arbeit geht es
nach der Einführung (1) zunächst um die einschlägige Rechtsordnung in
Preußen und im Reich (2), dann um Armendisziplinierung zur Zeit des
Pauperismus mit Blick vor allem auf Aachen, Trier, Koblenz und auf
ländliche Gebiete (3), um die Vagabundenfrage während der Gründerkrise
(4), um die genauen Organisationsstrukturen in der bereits genannten
Arbeitsanstalt Brauweiler (5), um Praktiken der Ausweisung und weiterer
Abwehrinstrumente nach der Reichsgründung (6), sodann um Offensiven der
Wohltätigkeit, also Wandererfürsorge (Bodelschwingh), Arbeiterkolonien
und Verpflegungsstationen (7), schließlich um "Neue Blicke um 1900"
(unter anderem Karl Bonhoeffer, Karl Wilmanns, Josiah Flynt, Hans
Ostwald) (8) und um die Reformströmungen des frühen 20. Jahrhunderts
(unter anderem die gesetzliche Regelung der Wandererfürsorge) (9). Das
Schlusskapitel (10 )schließlich formuliert die Erkenntnis, dass von
einer "festen Randgruppe" der Vagabunden nicht die Rede sein kann - wohl
aber "waren die Vagabunden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ein
hochgradig vielgestaltiges und wandelbares Phänomen. Das Gabenbitten und
Wandern waren Verhaltensweisen, zu denen ganz unterschiedliche Typen
griffen: Ortsarme, Handwerksburschen, Arbeitslose, jugendliche
Herumtreiber, abenteuerlustige Reisende." Und dies unbeschadet der
Tatsache, dass es auch zu dieser Zeit Menschen gab, die "dem Klischee
des Gewohnheitsbettlers oder Tippelbruders entsprachen" (S. 650).

Nach der Vagabundenfrage und dem Armutsproblem in der Frühen Neuzeit
erlangten diese Verhaltensweisen zu Zeiten der Industrialisierung also
eine neue Konjunktur, erfuhr das alte Problem der Nichtsesshaftigkeit
neue Aktualität und erhielt neue Antworten seitens der Obrigkeit, von
der staatlichen Armutsbekämpfung und der Einrichtung von Arbeitshäusern
oder der Ausweisung bis hin zu reformerischen Wegen der Wohltätigkeit.
Um die komplexe Diskurslage gerade vor und nach dem Ersten Weltkrieg
noch genauer zu analysieren, hätten vielleicht die diesbezüglichen
Positionen der Arbeiterbewegung einbezogen werden können, die in ihrem
marxistischen Flügel vom Diktum des Lumpenproletariats ausgingen -
während der Anarchismus, von Bakunin bis Erich Mühsam, einen positiven
Bezug zum Vagabundentum entwickelte. Aber dies ändert nichts an dem
abschließenden Befund: In ihrer ungemein detailreichen und
quellengesättigten Studie gelingt es Beate Althammer, das Phänomen der
Vagabondage überzeugend zu erschließen. Dabei liegt die Relevanz des
Themas zum einen darin, dass sowohl alltagsgeschichtlich als auch mit
Blick auf staatliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine
markante, jahrhundertealte Außenseiterfigur in ihrer sozialen
Konstitution durchleuchtet wird. Zum anderen berührt die Analyse weit
darüber hinausreichende Forschungsfelder der Armut und Sozialpolitik,
der Kriminalität sowie der Geschichte der Mobilität und deren
Kontrollen. Dass die Vagabunden in der Tat "kein abwegiges Thema sind"
(S. 9), macht diese Studie überdeutlich. Sie darf bereits jetzt als
Standardwerk gelten.

Anmerkungen:
[1] Künstlerhaus Bethanien (Hrsg.), Wohnsitz: Nirgendwo. Vom Leben und
vom Überleben auf der Straße, Berlin 1982.
[2] Vgl. Georg Bollenbeck, Armer Lump und Kunde Kraftmeier. Der Vagabund
in der Literatur der zwanziger Jahre, Heidelberg 1978; Klaus Trappmann
(Hrsg.), Landstrasse, Kunden, Vagabunden. Gregor Gogs Liga der
Heimatlosen, Berlin 1980; Walter Fähnders (Hrsg.), Nomadische
Existenzen. Vagabondage und Boheme in Literatur und Kultur des 20.
Jahrhunderts, Essen 2007; Walter Fähnders / Henning Zimpel (Hrsg.), Die
Epoche der Vagabunden. Texte und Bilder 1900-1945, Essen 2009; Johanna
Rolshoven / Maria Maierhofer (Hrsg.), Das Figurativ der Vagabondage.
Kulturanalysen mobiler Lebensweisen, Bielefeld 2012.
[3] Vgl. Christoph Sachße / Florian Tennstedt, Geschichte der
Armenfürsorge in Deutschland. Band 1: Vom Spätmittelalter bis zum 1.
Weltkrieg, Stuttgart 1980 (2. Aufl. 1998); Wolfgang von Hippel, Armut,
Unterschichten, Randgruppen in der Frühen Neuzeit, München 1995.
[4] Beate Althammer / Christina Gerstenmeyer (Hrsg.), Bettler und
Vaganten in der Neuzeit (1500-1933). Eine kommentierte Quellenedition,
Essen 2013.
[5] Vgl. zur Vagabundenliteratur und -kunst der Weimarer Republik die
knappen Ausführungen S. 632-634 im Kapitel über "Menschen unterwegs:
Arbeitslose, Edelkunden, Weltenbummler"; s. dazu Walter Fähnders,
Projekt Vagabondage. Die Vagabunden, die Vagabundenliteratur und die
Moderne, in: Simon Huber u. a. (Hrsg.), Das riskante Projekt. Die
Moderne und ihre Bewältigung 1890-1940, Bielefeld 2010, S. 87-116.

[Regionalforum-Saar] Beim Barte des Kalifen

Date: 2018/12/10 23:36:08
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

der nachfolgende Artikel hat nicht so wirklich etwas mit dem Regionalforum zu tun und wird es auch hoffentlich nie haben. Ich traf den Autor Matthias Radscheit und seine Frau am letzten Samstag im St. Wendeler Dom, wo wir uns angeregt über den hl. Wendelin unterhalten haben. Heute hat er via Internet Kontakt mit mir aufgenommen, nach meinem Heft über den arabischen Prinzen von 1769 gefragt und auf seinen Artikel verwiesen.

Er ist nicht historisch, aber aktuell interessant.

Mit freundlichem Gruß

Roland Geiger

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Beim Barte des Kalifen

 

Wie verhält sich der Islamische Staat zum Islam? Muslimische Gelehrte verurteilen die Theologie der Terrorgruppe mit scharfen Worten. Doch eigentlich sind sie ratlos.

 

23. April 2015

 

Mathias Radscheit

 

Die allgemeine Abscheu vor der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) geht nicht allein auf ihre übermäßige Grausamkeit zurück. Lang anhaltende Bürgerkriege führen unweigerlich zu den entsetzlichsten Verbrechen. Aber während die Täter in der Regel versuchen, ihre Taten vor der Öffentlichkeit zu verbergen, ist es bei den Schergen des Islamischen Staates genau umgekehrt, die via Internet offenbar nicht genug mit ihren Verbrechen prahlen können und demonstrieren, dass sie aus islamischen Beweggründen heraus morden und zerstören.

 

Das hat eine Debatte über das Verhältnis des IS zum Islam entfacht. Zwei Parteien stehen sich gegenüber. Auf der einen Seite wissen diejenigen, die es eigentlich schon immer gewusst haben, dass der IS das wahre Gesicht des Islams enthüllt, das zeige sich ja schon im Koran. Auf der anderen Seite werden Vertreter muslimischer Verbände nicht müde, zu behaupten, dass das, was die Terroristen tun, nichts mit dem Islam zu tun habe – ganz so, als ob sie Außerirdische wären, die per Zufall in der mesopotamischen Steppe gelandet sind. Es scheint wenig Interesse daran zu bestehen, den IS ernst zu nehmen als das, was er zu sein vorgibt: eine Organisation, die in ihrem Herrschaftsbereich ihre Auffassung vom Islam verwirklichen will.

 

Der Grund für diesen Mangel an Interesse kann nicht die Quellenlage sein. Auf den zahllosen Internetseiten der IS-eigenen Propagandaabteilung und des breiten Umfelds von Sympathisanten wird die eigene Position ausführlich theologisch begründet. Beim Betrachten dieser Texte zeigt sich, dass der IS sein Wirken in eschatologischer Perspektive sieht – also mit Blick auf den Endkampf um die Erlösung der Welt – und für sich eine Schlüsselrolle im göttlichen Plan für die Endzeit behauptet. Für dieses Selbstverständnis ist ein Text aufschlussreich, der dem Propheten Mohammed zugeschrieben und im „Dabiq“, dem Hochglanzmagazin des IS, zitiert wird.

 

Militante Bewegungen wie der IS sind an sich nichts Neues

 

Dort heißt es, dass noch vor der Einnahme von Konstantinopel, dem anschließenden Auftritt des Antichristen und dessen Tötung durch Jesus die Muslime nach hartem Kampf die Byzantiner bei der Ortschaft Dabiq nördlich von Aleppo besiegen werden. Die weiteren Ausführungen im Magazin machen klar, dass der IS diese Prophezeiung auf sich bezieht und seine Aktivitäten in Nordsyrien als Versuch versteht, den Westen, „die Byzantiner“, zu einer militärischen Intervention, zur verheißenen Endschlacht, zu nötigen, um danach „das Banner an den Mahdi weiterzureichen“, auf dass dieser das endzeitliche Friedensreich errichte.

 

Das mag wirr scheinen, ist aber ernst gemeint. In der Geschichte des Islams hat es immer wieder eschatologisch motivierte militante Bewegungen gegeben. Konkret aber scheint der IS vor allem durch den Wahhabiten Juhaiman al-Utaibi inspiriert zu sein, der im November 1979, zu Beginn des islamischen Jahres 1400, mit seinen Anhängern zwei Wochen lang die Kaaba, das zentrale Heiligtum des Islam in Mekka, besetzt hielt, um die Ankunft des Mahdi vorzubereiten. Erst nach mehr als zwei Wochen konnten Sicherheitskräfte Saudi-Arabiens sie besiegen.

 

Der IS teilt nicht nur die Endzeiterwartung von Utaibi. Dessen Anhänger Abu Muhammad al-Maqdisi Maqdisi war auch Mentor des 2006 getöteten Terroristen Abu Musab al-Zarqawi Zarqawi, der wiederum vom IS als „Erneuerer des Glaubens“ betrachtet wird. Jeder der bisherigen „Dabiq“-Ausgaben ist als Motto Zarqawis Ausspruch vorangestellt: „Der Funke wurde hier im Irak entzündet, seine Hitze wird beständig zunehmen – mit Gottes Erlaubnis -, bis er die Armeen der Kreuzfahrer in Dabiq verbrennt.“ In eschatologischer Perspektive geht es immer ums Ganze; wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Und so führt der IS auch einen Vernichtungskampf gegen die Muslime, die sich nicht seinen Vorstellungen unterwerfen. Die Anwendung von Gewalt legitimiert er mit dem Vorwurf des Abfalls vom Islam (Apostasie), auf den im islamischen Recht die Todesstrafe steht. Der Tatbestand der Apostasie ist jedoch schwer festzustellen. Denn bereits die Definition des Islams durch die „Fünf Säulen“ (Glaubensbekenntnis, Gebet, Almosensteuer, Fasten, Pilgerfahrt) ist ein Kompromiss, der im frühen Islam erst nach erbittertem Streit um die Gewichtung von Glauben und Werken formuliert wurde. Um den innerislamischen Frieden zu wahren, hat man sich meist darauf zurückgezogen, dass als Muslim gelte, wer sich selbst als solcher bezeichne und ansonsten dem äußeren Anschein Genüge leiste.

 

Der IS geht jedoch in der Praxis des Exkommunizierens von der Lehre der Wahhabiten aus und radikalisiert sie. Für deren Gründer, Ibn Abd al-Wahhab, hatte der Grundsatz von Gottes Einzigkeit (tauhid), weitreichende Folgen: Ein Muslim, der etwa am Grab eines Heiligen um Fürsprache bittet, bete dort zu jemand anderem als zu Gott; er verlasse somit den Islam, sei Apostat und müsse getötet werden. Unter al-Wahhabs Nachfolgern wurde dieser Ansatz so ausgeweitet, dass praktisch jeder Verstoß gegen den „tauhid“, bei dem sich Absicht unterstellen lässt, zum Ausschluss aus dem Islam führen kann. Was dabei als Verstoß gelten kann, ist weit gefasst: So wird der, der nicht betet, ebenso zum Apostaten wie der, der sich zur Demokratie bekennt. Legt man solche Maßstäbe an, sind die Muslime weltweit in der Mehrzahl in Wirklichkeit Polytheisten und können von den wahren Muslimen enteignet und getötet werden.

 

Das wahhabitische Establishment in Saudi Arabien bleibt stumm

 

Im September 2014 hat eine Gruppe prominenter Islamgelehrter in einem offenen Brief an Abu Bakr al-Baghdadi, den „Kalifen“ des IS, dessen religiöse Positionen in 24 Punkten kritisiert. Sie halten den IS-Theologen fehlerhaften Sprachgebrauch und methodische Mängel im Umgang mit Quellentexten vor. Die Tötung von Zivilisten, Versklavung von Frauen, Zerstörung von Heiligtümern und Schändung von Leichen werden als unentschuldbare Verbrechen bezeichnet. Der IS habe ein falsches Verständnis vom Dschihad; und zur Exkommunizierung erklären die Gelehrten bündig: „Es ist Grundlage im Islam, dass derjenige, der ‚Es gibt keinen Gott außer Gott, Muhammad ist der Gesandte Gottes‘ sagt, Muslim ist und nicht exkommuniziert werden darf.“

 

Die Anhänger des IS werden sich davon kaum beeindrucken lassen – aber vielleicht werden diejenigen nachdenklich, die mit der Radikalität der Terrorgruppe bloß liebäugeln. Der Brief ist jedoch auf eine andere Art erhellend für die Debatte um den IS. Unterzeichnet haben ihn 126 Scheichs, Professoren, Richter und unabhängige Intellektuelle, von denen über die Hälfte entweder aus Ägypten – vor allem aus dem Umfeld der Azhar-Universität –, oder aus Europa und den USA stammt. Nur ein einziger Unterzeichner, Abd Allah Fad’aq, kommt aus Saudi- Arabien, und der ist kein Wahhabit und hält auch kein offizielles Amt. Das wahhabitische Establishment fehlt. Der Brief lässt sich also auch so interpretieren, dass hier der Azhar-Islam nicht nur dem IS gegenübersteht, sondern auch dem wahhabitischen Islam Saudi-Arabiens.

 

Es ist ein Allgemeinplatz, dass es den einen Islam eigentlich gar nicht gebe. Wir haben es hier ganz offenbar mit zwei Ausprägungen zu tun, die sich in zentralen Punkten widersprechen. In der Frage der Islamzugehörigkeit des IS steht der Azhar-Islam vor einem Dilemma, das an das Paradoxon vom Barbier erinnert, der alle Männer des Ortes rasiert, die sich nicht selbst rasieren: Wenn es Grundlage des Islams ist, dass derjenige, der sich zum Islam bekennt, nicht exkommuniziert werden darf, wie tritt man dann einer Gruppierung entgegen, die sich als islamisch versteht, deren verbreitete Praxis aber pauschales Exkommunizieren ist? Der IS hat hier die einfachere Position. Er hält sich an die Weisheit von Groucho Marx: „Ich würde niemals einem Club beitreten, der bereit wäre, Leute wie mich aufzunehmen“  und exkommuniziert kurzerhand 99 Prozent aller Muslime weltweit.

 

 

Matthias Radscheit

 

ist Islamwissenschaftler mit Schwerpunkt Koranforschung in Bonn und lehrt Hocharabisch sowie ostarabische Dialekte am Bundessprachenamt.

 

Quelle: https://www.welt-sichten.org/artikel/28036/beim-barte-des-kalifen

[Regionalforum-Saar] Und Friede auf Erden …

Date: 2018/12/13 10:38:19
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Gestern abend in St. Wendel auf dem Weihnachtsmarkt.

 

Gegen Abend haben wir eine größere Gruppe, die zweigeteilt eine Nachtwächtertour gebucht hat. Wir stehen vor der evangelischen Kirche und schlagen die Zeit tot, weil es noch ein paar Minuten ist bis fünfe und noch nicht alle Teilnehmer da sind. Da fragt mich jemand, ob die Hellebarde, die ich mitführe, „scharf“ sei. Ich zeige auf die breite Klinge, die einen Teil ihres Namens ausmacht, denn sie wird „Bell“ oder „Barde“ genannt, und demonstriere mit dem Finger, das sie keine scharfe Kante hat. Auch die gut 30 cm lange Spitze ist nicht wirklich scharf im klassischen Sinne.

 

Aber wenn sie kräftig geführt wird - so führe ich aus -, könnte man schon jemand damit - wenn auch nicht wirklich durchbohren - aber doch gefährlich verletzen. Die Leute staunen - bis auf einen, der meinte: „Schade, daß keine Muslime zur Hand sind, um das zu demonstrieren.“

 

Meine Antwort erhält er prompt und mit schneidender Stimme: „Sie werden entschuldigen, daß ich über diese Antwort nicht lache. Bei solchen Sprüchen ist bei mir > Schluß mit lustig <.“

 

Die Sache hat mir zu denken gegeben, ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn andere über diesen „Witz“ laut gelacht hätten. Wie soll ich da reagieren: Größe zeigen und darüber hinwegsehen - oder Größe zeigen und ihnen sagen, sie sollen sich zum Teufel scheren? Oh, Sie meinen, das Honorar … Nun, wieviel sind mir meine paar Prinzipien wert?

 

Nun, niemand sonst lacht. Die Bemerkung erzeugt pikierte und mißbilligende Blicke. Gottseidank. Besagter Herr verschwindet irgendwann während der Führung im allgemeinen Trubel. Die anderen und ich haben noch jede Menge Spaß bei der Führung durch unsere schöne Stadt, und das Trinkgeld ist nicht von schlechten Eltern.

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Laterna Magica. Lichtspiele im Schatten der Armut

Date: 2018/12/14 08:28:01
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Leider gibt es die nachfolgende Rezension nicht in Deutsch, jedenfalls nicht in einem Deutsch, dem sich gut folgen läßt.

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Vogl-Bienek, Ludwig: Lichtspiele im Schatten der Armut. Historische
Projektionskunst und Soziale Frage (= Nexus 103). Frankfurt am Main:
Stroemfeld Verlag 2016. ISBN 978-3-86109-203-2; 318 S.; EUR 38,00.

Eifler, Karen: The Great Gun of the Lantern. Lichtbildereinsatz sozialer
Organisationen in Großbritannien (1875-1914) (= Marburger Schriften zur
Medienforschung 75) [E-Book: EUR 29,99]. Marburg: Schüren Verlag 2017.
ISBN 978-3-89472-955-4; 386 S.; EUR 44,00.


Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Sarah Dellmann, Amsterdam University College


Die Laterna Magica ist ein im 17. Jahrhundert erfundener
Projektionsapparat, der ähnlich dem Diaprojektor leuchtende Bilder auf
eine Leinwand projiziert. Lange Zeit wurde sie in der akademischen
Forschung als primitiver Vorläufer des Kinos behandelt
(Filmwissenschaft), auf technische Aspekte in der Entwicklung optischer
Geräte beschränkt (Wissenschaftsgeschichte) oder erlangten allein die
Abbildungen auf den Glasbildern Aufmerksamkeit (Kunstgeschichte und
Bildwissenschaften). Öffentliche Aufführungen mit der Laterna Magica
waren spätestens vom 19. Jahrhundert bis in die Zwischenkriegsperiode
verbreitete Ereignisse. Trotz ihrer Bedeutung für u. a. die Medien- und
Sozialgeschichte, sind die historischen Objekte, ihr Einsatz und
relevante Organisationen noch kaum erforscht. Erst mit einem verstärkten
Interesse an Materialität und Performativität in der Wissenschafts-,
Medien- und Kunstgeschichte und mit der zunehmenden Erschließung
visueller Quellen in den Geschichtswissenschaften nahm die Forschung zur
Laterna Magica, den Glasbildern und ihren Aufführungspraktiken in den
letzten Jahren deutlich zu.[1]

Von einem Forschungsstand zur Sozialgeschichte der Laterna Magica konnte
bisher kaum gesprochen werden. Die bislang vorhandenen Einzelstudien
sind unabhängig voneinander entstanden, Absprachen über eine gemeinsame
Forschungsagenda kaum vorhanden. Eine institutionelle Absicherung der
Forschung über Einzelprojekte hinaus in Form von Professuren oder
Forschungszentren gibt es nicht. Erst der Forschungsschwerpunkt
"Screen1900" an der Universität Trier, auf den auch die beiden
Dissertationen von Ludwig Vogl-Bienek und Karen Eifler zurückgehen, hat
grundlegende Arbeiten zur historischen Projektionskunst
hervorgebracht.[2] Neben der in Trier initiierten Datenbank "Lucerna -
Magic Lantern Web Resource"[3] und dem 2014 erschienenen Sammelband
"Screen Culture and the Social Question"[4], liegen mit den beiden
Dissertationen nun zwei Monografien vor, welche die wenigen
deutschsprachigen Studien in diesem Themenbereich ergänzen.

Dem Trierer Forschungsschwerpunkt entsprechend konzentrieren sich beide
Arbeiten (sowie die noch unveröffentlichte Dissertation von Lydia
Jakobs) auf die Medienpraxis im Handlungsfeld der sozialen Frage
(1875-1914), überwiegend in Großbritannien. Die thematische, zeitliche
und regionale Einschränkung war sinnvoll, um einen Anfang in der
Erforschung dieser Kulturtechnik zu machen. Um 1900 war "die soziale
Frage" in Großbritannien ein breit diskutiertes Thema. Diverse
sozialpolitische und karitative Organisationen setzten Lichtbilder in
öffentlichen Aufführungen für ihre jeweiligen Zwecke ein: um die
Wohlhabenden auf die Lebensverhältnisse in Slums aufmerksam zu machen,
um für sozialpolitische Reformen zu werben, um Einfluss auf das
Verhalten der Armen zu nehmen, oder um ein christliches Leben bzw. eine
sozialistische Gesellschaft zu propagieren. Beide Studien verwenden den
historischen Begriff "Projektionskunst" als erkenntnisleitendes Konzept.
Wie Vogl-Bienek schreibt, besteht dessen Vorteil gegenüber dem am
Apparat orientierten Begriff "Laterna Magica" darin, "die komplexe
Verbindung von Technik, Gestaltung, personaler Vermittlung und
Anwendungszwecken der Lichtbildprojektionen hervor[zu]heb[en]" (S. 8).
Wie die Arbeiten zeigen, liegt in der Erforschung dieser "komplexen
Verbindungen" ein erhebliches Potential.

Vogl-Bienek widmet sich der Rekonstruktion der historischen
Aufführungspraktiken anhand der überlieferten Artefakte der historischen
Projektionskunst (überwiegend Glasbilder und Projektionsapparate). Sein
Ziel ist es, "eine heuristische Konzeption zur Erforschung der
Geschichte der Projektionskunst [zu entwickeln], um überlieferte Werke
der historischen Projektionskunst als Quellen für die medien- und
sozialgeschichtliche Forschung zu erschließen" (S. 25f.). Das
inszenatorische Potenzial und die verschiedenen "Subgenres" der
Bildserien, in denen Armut thematisiert wird, werden ausführlich
behandelt. Der Bereich der Sozialpolitik dient so als Fallstudie, um die
gesellschaftliche Relevanz der historischen Projektionskunst in
Großbritannien zu illustrieren. Erfahrungen aus dem Bereich der
experimentellen Medienarchäologie und von eigenen Aufführungen
ermöglichen es dem Autor, die Artefakte über ihr performatives Potenzial
als Element in mediengestützten Live-Aufführungen zu begreifen. Denn
obgleich die Glasbilder zur wiederholten Verwendung produziert wurden,
hatten die Performer/innen einen inszenatorischen Gestaltungsspielraum,
den sie für jede Aufführung anpassen konnten.

Vogl-Bienek nutzt theaterwissenschaftliche Ansätze, um das Publikum als
Teil der Aufführungsereignisse zu rekonstruieren. Überzeugend und mit
vielen Beispielen erläutert er, wie im Zusammenspiel von Wort und Bild,
von ästhetischen und dramaturgischen Strategien, von Bedeutung und
Publikumsadressierung eine Verbindung zwischen den politischen
Forderungen und den Emotionen des Publikums hergestellt werden konnte:
"Das Gestaltungsrepertoire der Projektionskunst gab Akteuren der
Sozialen Frage Mittel an die Hand, um ihre eigenen Deutungen der
Realität von Armut in handlungsleitender Absicht in ihre virtuellen
Repräsentationen von Armut einzuarbeiten. [...] Die Darstellung sozialer
Verhältnisse, verknüpft mit personalen und virtuellen
Vergemeinschaftungen in Live-Aufführungen der Projektionskunst, wurden
gezielt für wohlfahrtsstaatlich orientierte Interessenverbindungen
instrumentalisiert, um aktive oder passive Zustimmung für
sozialpolitische Veränderungen zu erzielen" (S. 238). Die Armen selbst,
so Vogl-Bienek, "hatten auf die fremdbestimmten Deutungen ihrer
Lebenssituation ebenso wenig Einfluss wie auf die Bedingungen, unter
denen ihnen Hilfe gewährt wurde" (S. 239).

Die Studie zeugt von profundem Materialwissen und illustriert an
ausgewählten Fallstudien, wie dieses Material studiert und
kontextualisiert werden kann. Eindrücklich verdeutlicht Vogl-Bienek,
dass Objekte, Material, Praktiken und Aufführungskontexte allesamt
relevant sind, um die historischen Bedeutungen der auf den ersten Blick
recht unscheinbaren Objekte zu erfassen. Die hochwertigen
Farbreproduktionen von Glasbildern und anderen Artefakten geben einen
Einblick in die "Objektwelt" und Materialität der historischen
Kulturtechnik bzw. Medienpraxis. Die Vorschläge zur Methodik und zum
Vokabular für die Erforschung der historischen Projektionskunst
(insbesondere S. 9-25) werden auf Fallbeispiele einzelner
Vorführer/innen, Organisationen, Projektionsereignisse und Bildserien
angewendet. Obwohl nicht explizit benannt, ist die Bestimmung der
einzelnen Elemente in Aufführungen der historischen Projektionskunst an
sich bereits ein wichtiges Forschungsergebnis. Derzeit gibt es kein
etabliertes Vokabular für den fächerübergreifenden Austausch.
Vogl-Bieneks Arbeit liefert somit einen wichtigen Beitrag zur
Begriffsbildung, insbesondere im deutschsprachigen Forschungsraum. Hier
hätte ein Glossar die Relevanz der Studie noch verstärkt.

Es überrascht, dass der Band kein Literaturverzeichnis enthält.
Referenzen sind lediglich in Fußnoten gegeben. Auch endet das Buch nicht
mit einem wirklichen Fazit, sondern mit einer detaillierten Fallstudie
der Herstellerfirma Bamforth & Co. Das Fehlen eines Fazits ließe sich
vielleicht mit dem nicht-existenten Forschungsstand erklären (den auch
Eifler konstatiert), aber zumindest ein Ausblick, der die medien- und
sozialgeschichtlichen Ansatzpunkte und Arbeitsgrundlagen zusammenführt,
hätte das Buch abgerundet.

Eifler beschreibt ihre Publikation als eine der ersten deutschsprachigen
Studien, die dem Zusammenspiel von Infrastruktur, Apparaten,
Akteur/innen und Vertriebswegen nachgehen. Noch 2014 beobachteten
Crangle und Vogl-Bienek, dass Rekonstruktionen auf Makroebene bis dato
auf hypothetischen und groben Schätzungen basierten, da detaillierte
Fallstudien so gut wie nicht vorlägen. Entsprechend schreibt Eifler im
Vorwort, dass sie "medienhistorische Grundlagenforschung" leisten will:
"Studien über die historische Projektionskunst behandelten
nichtkommerzielle Gebrauchszusammenhänge von Lichtbildern bislang
allenfalls marginal" (S. 17).

Die beeindruckend recherchierte Monografie liefert eine diachrone
Auswertung von rund 4.000 Aufführungsmeldungen in Jahresberichten und
Mitgliederzeitschriften von karitativen Organisationen über einen
Zeitraum von 40 Jahren. Sieben Organisationen, die im Bereich der
Temperenzler-Bewegung, christlicher Unterweisung und Missionierung sowie
sozialpolitischer (Arbeiter/innen-)Bildung tätig waren, werden im
zweiten Kapitel mit Sekundärliteratur zur jeweiligen
Organisationsgeschichte und ihren Handlungsfeldern im Bereich
Armutsbekämpfung und Armenfürsorge kontextualisiert. Hier arbeitet
Eifler die Diversität der Organisationen heraus, und zwar sowohl in
Bezug auf ihre Einsatzorte und ihr Publikum (arme Landbevölkerung,
Bewohner/innen von Armenvierteln in den Stadtzentren, Arbeitervierteln
an den Rändern der Industriegebiete sowie Insassen von Gefängnissen und
Workhouses), als auch die interne Organisationsstruktur (Abhängigkeit
oder Unabhängigkeit von Kirche oder Staat, Aufbau der Hierarchien) und
ihre politische Ausrichtung (christlich-missionarisch, sozialistisch,
säkular). Soziale Organisationen, so Eifler, sorgten dafür, dass die
Projektionskunst, wenn nicht alltäglich, so doch bekannt wurde: "Der
Anteil sozialer Organisationen an der Verbreitung projizierter Bilder
war signifikant" (S. 351). Hierfür etablierten sie Aufführungspraktiken
und Infrastrukturen von beträchtlichem Umfang.

In Kapitel drei werden die verschiedenen Periodika vorgestellt und der
Status der Mitgliederzeitschriften als verlässliche Quellen ausführlich
diskutiert. Zusätzlich wird das wichtigste Journal der Branchenpresse,
"The Optical Magical Lantern Journal" bzw. seine Nachfolger,
herangezogen, um die Selbstaussagen der Organisationen zu überprüfen.
Diese Begründung verwundert, denn wieso sollte ausgerechnet die
Branchenpresse eventuell übertriebene Selbstaussagen von sozialen
Organisationen relativieren? Nichtsdestotrotz liefert dieser Abgleich
die Bestätigung der Vermutung, dass nicht-kommerzielle soziale
Organisationen relevante Akteure der "Lichtbildprojektions-Branche"
waren, da regelmäßig über sie und ihre Aktivitäten berichtet wurde.

Das umfangreichste und stärkste Kapitel der Arbeit widmet sich der
eigentlichen Auswertung der Jahresberichte und Mitgliederzeitschriften.
Eifler liefert hier die erste fundierte Hochrechnung der Verbreitung von
Lichtbildereinsätzen in Großbritannien und gleicht ihre Ergebnisse
zusätzlich mit den wenigen Befunden in der Sekundärliteratur ab, etwa
vereinzelte lokalhistorische Studien oder Publikationen zur
Organisationsgeschichte. Soziale Organisationen nutzten demnach zwei
Vertriebswege: zum einen den Verleih von Glasbildern aus der Zentrale an
die jeweiligen lokalen Verbände, zum anderen sogenannte "mission vans",
von Pferden gezogene Wohnwagen, die mit einer Laterna Magica
ausgestattet waren und mit denen die christlich-missionarischen
Gruppierungen ein Publikum auch in den abgelegeneren ländlichen Gebieten
erreichen konnten. Allein die "mission vans" der Church Army erreichten
zwischen 1892 und 1914 laut Eiflers Hochrechnung etwa 27,5 Millionen
Besucher/innen. Soziale Organisationen, so ein weiterer Befund,
richteten sich vor allem an ein Publikum, das von kommerziellen
Angeboten ausgeschlossen war, meist aufgrund der finanziellen Situation,
aber auch wegen mangelnder Angebote im jeweiligen Wohnort.

Zudem wertet Eifler die Berichte in Bezug auf die Infrastruktur und
Kosten aus. So rekonstruiert sie für jede Organisation den Umfang des
Glasbilderbestandes und seine Herkunft (Einkauf bei anderen Herstellern
oder Eigenproduktion), die Organisation der Aktivitäten sowie die Kosten
für Material und Verleih. Beim Vergleich der Preisgestaltung der
Salvation Army ab 1897 mit kommerziellen Anbietern kommt Eifler zu dem
Schluss, dass die "Bezugspreise [...] teilweise deutlich unter denen
kommerzieller Anbieter [lagen]" (S. 148). Leider liefert sie keine
Hochrechnung aufgrund des rekonstruierten Verleihvolumens, sondern
beschränkt sich auf eine Auflistung von Einzelmeldungen. Dabei könnten
die zusammengetragenen Daten recht einfach genutzt werden, um
Trendaussagen zur räumlichen Ausdehnung und zur Anzahl der Aufführungen
zu erstellen. Doch auch so bleibt kein Zweifel an der sozial- und
mediengeschichtlichen Bedeutung des Lichtbildereinsatzes durch soziale
Organisationen um die Jahrhundertwende.

In Kapitel fünf prüft Eifler die These, "dass soziale Organisationen mit
Projektionsaufführungen zwischen 1875 und 1914 starke Publikumsbindungen
konstituierten, indem sie die Potentiale der Live Performances
ausschöpften, ihre Publika zu beeinflussen" (S. 219). Dieses Kapitel
präsentiert eine Menge interessantes Quellenmaterial, aber die eingangs
gestellte Hypothese verstellt den Weg, die Quellen für wirklich neue
Erkenntnisse zu nutzen. Denn dass soziale Organisationen affektive
Strategien verwenden, um ihr Publikum vom eigenen Anliegen zu
überzeugen, ist wenig überraschend. Erst recht gilt dies, wenn es sich
um Organisationen handelt, die sich als explizit missionarisch
verstehen.

Die Kontextualisierung mit Sekundärliteratur zur Soziologie des
Vereinswesens oder heutigen PR-Handbüchern scheint den Gegenstand an die
Medienwissenschaften anbinden zu wollen, überrascht aber doch etwas.
Hier wäre es vielleicht gewinnbringender gewesen, sich auf eine
Rekonstruktion von verschiedenen Vorstellungstypen zu konzentrieren und
es bei einer "Typologie" von Lichtbildervorstellungen im Kontext der
sozialen Frage zu belassen, was mit dem analysierten Korpus auch zu
leisten gewesen wäre. Wie Eifler schreibt, waren die
Lichtbildprojektionen nämlich nur ein Element in Programmen, die auch
Prozessionen und Umzüge, Armenspeisungen, musikalische Begleitung,
Gesang (zum Beispiel in Gottesdiensten mit Lichtbildern) und Auftritte
von Prominenten umfassten. Auch die Erläuterungen, dass solche
Aufführungen der "Herstellung und Konsolidierung von Gemeinschaft" (S.
333) dienen und "Sensation, Intimität, und Interaktion" (S. 220)
zentrale Elemente in der Formulierung von Identitätsangeboten und
Zugehörigkeitsversprechen waren, wäre vermutlich anschaulicher geworden,
wenn sie explizit anhand von Fallstudien präsentiert worden wären. So
erscheint dieses Kapitel als Reihung einzelner Quellen über einzelne
Aufführungen, die jeweils an unterschiedliche medienhistorische Debatten
gekoppelt werden. Allerdings zeigt sich hier die Diversität von
Aufführungskontexten und potentiellen Forschungsfragen - ein nicht zu
unterschätzendes Verdienst.

Eiflers Studie gibt Einblicke in die Verbreitung der historischen
Projektionskunst auf Makroebene und leistet damit Pionierarbeit. Der
ambitionierte Charakter der Arbeit und die souveräne Bearbeitung eines
bis dato kaum erschlossenen Korpus machen dieses Buch trotz kleiner
Schwächen und den manchmal leider nur schwer lesbaren Reproduktionen
historischer Zeitungen zu einer Publikation, auf die sich sicherlich
weitere Forschungen zur Verbreitung der historischen Projektionskunst
beziehen werden - hoffentlich auch in englischsprachigen
Forschungszusammenhängen.

Die Monografien von Vogl-Bienek und Eifler leisten ohne Zweifel
Pionierarbeit. Es ist zu erwarten, dass sie zu Grundlagenwerken der
Erforschung der historischen Projektionskunst werden - zumal im
deutschsprachigen Raum. Beide Publikationen enthalten viele implizite
und explizite Verweise auf Forschungsdesiderate an der Schnittstelle von
Sozialgeschichte und Mediengeschichte, etwa zum Mediengebrauch von
Organisationen. Sie liefern Ansatzpunkte und Methoden, die für die
weitere Forschung der historischen Projektionskunst aufgegriffen werden
können - zum Beispiel im Feld der Visual History, der visuellen
Soziologie, der Sozial- und Mediengeschichte, aber auch der Film- und
Theaterwissenschaften. Es ist zu wünschen, dass sie eine Debatte
eröffnen, die nicht allein in den Nischen der Film- und Mediengeschichte
geführt wird.

Anmerkungen:
[1] Zuletzt auf der internationalen Konferenz "Lehrmedien der
Kunstgeschichte" (22.-24.11.2018) beim Deutschen Dokumentationszentrum
für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto in Marburg,
https://www.visual-history.de/2018/10/23/lehrmedien-der-kunstgeschichte/
(22.11.2018).
[2] Website des Forschungsschwerpunktes "Screen1900" an der Uni Trier,
https://www.uni-trier.de/index.php?id=34034&L=0  (01.09.2018).
[3] Richard Crangle / Ludwig Vogl-Bienek (Hrsg.), Screen Culture and the
Social Question, New Barnet 2014.
[4] Lucerna Magic Lantern Web Resource,https://slides.uni-trier.de/
(01.09.2018).

[Regionalforum-Saar] Heimatbuch des Landkreises St. Wendel erschienen

Date: 2018/12/19 10:07:41
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:


Regionales Geschichtsbuch mit Geschichte

 

St. Wendel. Artikel und Fotos erzählen vom Gestern und Heute des Landkreises St. Wendel. Jetzt wurde die 34. Auflage des Heimatbuchs vorgestellt. Von Evelyn Schneider

Sanfter Dunst steigt über den Segelbooten auf, die Sonne spiegelt sich im Wasser. Der Bostalsee ziert nicht nur das Cover der 34. Auflage des Heimatbuchs des Landkreises St. Wendel. Er ist auch ein wichtiges Thema in dem 160 Seiten umfassenden Werk. Im kommenden Jahr feiert der Besuchermagnet seinen 40. Geburtstag. Wie kam es zu der Idee des Stausees? Was hat sich rund um das Gewässer getan? Diesen Fragen geht Landrat Udo Recktenwald (CDU) in seinem Artikel nach. Zu der Geschichte des Bostalsees gehört auch die Ansiedlung von Center-Parcs. Seit 2013 hat der Ferienpark geöffnet. Auf der gegenüberliegenden Seeseite thront das jüngste touristische Projekt: die Seezeitlodge. In seinem Beitrag nimmt der ehemalige SZ-Redakteur Dagobert Schmidt die Leser mit auf einen Rundgang durch das Vier-Sterne-Superior-Hotel. 

Ob kulturelles Leben, Landeskunde, Politik oder Geschichte – in verschiedenen Kategorien versucht das Buch, die Besonderheiten des St. Wendeler Landes – damals und heute – zu beleuchten. So findet sich darin beispielsweise ein Artikel über die Europäische Akademie in Otzenhausen samt eines Interviews mit deren Gründer Arno Krause, der im Januar gestorben ist. „Es ist das letzte Interview, das er gegeben hat“, sagt Thomas Störmer, der seit zwei Jahren die Redaktionsleitung für das Heimatbuch übernommen hat. Zusammen mit Lukas Kowol, Sprecher des Landkreises St. Wendel, hatte er noch die Gelegenheit, mit dem Ehrenbürger der Gemeinde Nonnweiler über die Akademie und Europa zu sprechen.

Architekt Bernd Brill beschäftigt sich mit Speijersch Haus, dem „wohl ältesten Gebäude, das in Alsweiler existiert“. Als weitere Themen des Buches nennt der Redaktionsleiter Bernhard W. Planz’ Beitrag über die Reformation im Bereich des heutigen Landkreises oder Helmut Weilers Blick auf die Familie der Knochenflickersch. Der Begriff bezieht sich auf eine Heilpraktikerin, die andere Heilmethoden als Mediziner anwandte. Einen Blick in die Urexweiler Kirche wirft Klaus Feucht in seinem Artikel über die Klais-Orgel.

Das Heimatbuch vermittelt aber nicht nur Geschichte, sondern hat inzwischen selbst Geschichte geschrieben. Es gibt die Reihe des Landkreises bereits seit 70 Jahren. „Mit beschränkten Mitteln ist 1948, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, die erste Ausgabe erschienen“, blickt Störmer zurück. Die Aufmachung habe sich in den Jahren verändert, nicht aber die Arbeit, die in den Büchern stecke. Störmer bescheinigt auch den Vorgängern eine „hervorragende Arbeit“. Dieser ist in der aktuellen Auflage ein eigener Beitrag gewidmet. Darin würdigt Philologe Alfons Klein den 70. Geburtstag des Heimatbuches. „Wie wir wurden, wie wir sind, wie unsere Heimat wurde, wie sie ist, das erzählt uns auch das Heimatbuch“, sagt Landrat Recktenwald. Der Landkreis sei mehr als eine Verwaltungseinheit. „Es ist auch ein Gefühl, ein Stück Identität. Ein Wir.“

Im Drei-Jahres-Rhythmus erscheint das Heimatbuch. Welche Themen gesetzt werden, darüber entscheidet ein Redaktionsausschuss. Zu diesem gehören – neben dem Leiter Thomas Störmer – Bernhard W. Planz, Helmut Weiler, Bernd Brill, Petra Scholl und Fatma Hinsberger.

Die Planungen für die nächste Ausgabe beginnen im kommenden Jahr. „Im Februar haben wir die erste Sitzung“, sagt Störmer. Es gebe feste Parameter, wie die Chronik, die immer in dem Buch auftauchen. Ein Schwerpunkt sei die Geschichte des Landkreises. „Artikel, die schon einmal woanders erschienen sind, haben keine Chance, in unserem Buch abgedruckt zu werden“, erläutert Störmer. So sollen Dopplungen vermieden werden. Generell könne sich jeder Hobbyhistoriker mit seinem Beitrag an die Heimatbuch-Redaktion wenden. Diese sichtet nach und nach die eingereichten Artikel. Aber nicht nur Texte bestimmen den Inhalt des Heimatbuches. Es ist auch überaus reich bebildert. 800 Ausgaben der 34. Auflage über die Jahre 2015 bis 2018 sind gedruckt worden.

Für 18 Euro wird das Buch unter anderem im Servicebüro des Landkreises, in der Stadt- und Kreisbibliothek im Mia-Münster-Haus oder in den Rathäusern der Gemeinden Freisen, Marpingen, Namborn, Nohfelden, Nonnweiler und Tholey sowie der Kreisstadt St. Wendel verkauft.

 

[Regionalforum-Saar] Leitfaden für die Familienfor schung gesucht.

Date: 2018/12/23 22:14:05
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

 

auf dem Genealogentag in Melle im Oktober sah ich am letzten Tag einen Tisch mit Buchkunst - das sind ausrangierte Bücher, deren Seiten verleimt und wellig zusammengeklebt werden. Mich schauert immer, wenn ich so etwas sehe.

 

Wenn ich ein Buch gelesen habe und es mir nicht gefällt, dann versuche ich, es zu verticken - über Amazon oder Ebay. Außer wenn es aus irgendeinem Grunde einen Fleck abgekriegt hat - beim Essen, beim Trinken oder beim gleichzeitigen Lesen oder an sonstigen Orten, auf die ich hier geruchsmäßig nicht eingehen will. Jaa, ist gut, sag mir keiner, er hätte noch nie etwas aufm Klo gelesen. Unsere Bekannten in Amerika haben ein ganzes Buchregal im Bad in Reichweite der Schüssel stehen - da gibt es ein tolles Büchlein mit Zitaten von Oliver Wendell Holmes …

 

Also in dem letzteren Fall entsorge ich das Buch nicht durch Abspülen im Klo, sondern in der dafür vorgesehenen blauen Tonne oder betätige mich als Feuerwehrmann wie in Fahrenheit 451 - das gleichnamige Buch von Ray Bradbury spielt in einer totalitären Zukunft, in der es die Aufgabe der Feuerwehr ist, Bücher jedweder Art zu verbrennen - Fahrenheit 451 ist die Temperatur, bei der Papier Feuer fängt. Natürlich stelle ich mich nicht vor unseren Ofen und mache ein politisches Statement daraus à la „Ich übergebe diese Schrift von wai [= wem auch immer] dem Feuer“, sondern das geht so: Klappe auf, Buch rein, Klappe zu.

 

Auf dem Tisch in Melle mit den mißhandelten Büchern lag noch eine Broschüre in ockergelb. 5 Euro sollte sie kosten, ein Leitfaden für die Familienforschung, der viele Infos und Anregungen enthält. Leider ist das Foto, das ich davon schoß, unscharf geworden, - vorne drauf ist eine Familie aus Nazis Zeiten zu sehen - der Stammhalter, die Mama, die ältere Schwester (unter 5), der Papa in Wehrmachtsuniform - und der Titel ist recht gut erkennbar, weshalb ich es mit demselben im Internet versuchte.

 

Nur - stets, wenn ich den Titel „Wie mache ich es mir selbst.“ eingebe, lande ich bei Anregungen zur Selbstbefriedigung. Aber weder brauche ich dafür eine Anleitung noch hat das etwas mit Familienforschung zu tun.

 

Weiß jemand, wer das Opus vertreibt und wie man da dran kommt?

 

Ergebenst

 

Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] Leitfaden für die Familienfor schung gesucht.

Date: 2018/12/23 22:47:22
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salü Roland,

das 24-seitige Opus kannst Du online -> HIER lesen. Über das Kontextmenü lassen sich die 12 Seiten auf den eigenen Rechner herunterladen ("Speichern unter").

Gruß + schönen 4. Advent

Stefan


Am 23.12.2018 um 22:14 schrieb Roland Geiger:

Guten Abend,

 

auf dem Genealogentag in Melle im Oktober sah ich am letzten Tag einen Tisch mit Buchkunst - das sind ausrangierte Bücher, deren Seiten verleimt und wellig zusammengeklebt werden. Mich schauert immer, wenn ich so etwas sehe.

 

Wenn ich ein Buch gelesen habe und es mir nicht gefällt, dann versuche ich, es zu verticken - über Amazon oder Ebay. Außer wenn es aus irgendeinem Grunde einen Fleck abgekriegt hat - beim Essen, beim Trinken oder beim gleichzeitigen Lesen oder an sonstigen Orten, auf die ich hier geruchsmäßig nicht eingehen will. Jaa, ist gut, sag mir keiner, er hätte noch nie etwas aufm Klo gelesen. Unsere Bekannten in Amerika haben ein ganzes Buchregal im Bad in Reichweite der Schüssel stehen - da gibt es ein tolles Büchlein mit Zitaten von Oliver Wendell Holmes …

 

Also in dem letzteren Fall entsorge ich das Buch nicht durch Abspülen im Klo, sondern in der dafür vorgesehenen blauen Tonne oder betätige mich als Feuerwehrmann wie in Fahrenheit 451 - das gleichnamige Buch von Ray Bradbury spielt in einer totalitären Zukunft, in der es die Aufgabe der Feuerwehr ist, Bücher jedweder Art zu verbrennen - Fahrenheit 451 ist die Temperatur, bei der Papier Feuer fängt. Natürlich stelle ich mich nicht vor unseren Ofen und mache ein politisches Statement daraus à la „Ich übergebe diese Schrift von wai [= wem auch immer] dem Feuer“, sondern das geht so: Klappe auf, Buch rein, Klappe zu.

 

Auf dem Tisch in Melle mit den mißhandelten Büchern lag noch eine Broschüre in ockergelb. 5 Euro sollte sie kosten, ein Leitfaden für die Familienforschung, der viele Infos und Anregungen enthält. Leider ist das Foto, das ich davon schoß, unscharf geworden, - vorne drauf ist eine Familie aus Nazis Zeiten zu sehen - der Stammhalter, die Mama, die ältere Schwester (unter 5), der Papa in Wehrmachtsuniform - und der Titel ist recht gut erkennbar, weshalb ich es mit demselben im Internet versuchte.

 

Nur - stets, wenn ich den Titel „Wie mache ich es mir selbst.“ eingebe, lande ich bei Anregungen zur Selbstbefriedigung. Aber weder brauche ich dafür eine Anleitung noch hat das etwas mit Familienforschung zu tun.

 

Weiß jemand, wer das Opus vertreibt und wie man da dran kommt?

 

Ergebenst

 

Roland Geiger


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Re: [Regionalforum-Saar] Leitfaden für die Familienfor schung gesucht.

Date: 2018/12/23 22:49:48
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

zefix - ich habs nicht gefunden, weils der falsche Titel war.
Danke
Roland


Am 23.12.2018 um 22:47 schrieb Stefan Reuter via Regionalforum-Saar:

Salü Roland,

das 24-seitige Opus kannst Du online -> HIER lesen. Über das Kontextmenü lassen sich die 12 Seiten auf den eigenen Rechner herunterladen ("Speichern unter").

Gruß + schönen 4. Advent

Stefan


Am 23.12.2018 um 22:14 schrieb Roland Geiger:

Guten Abend,

 

auf dem Genealogentag in Melle im Oktober sah ich am letzten Tag einen Tisch mit Buchkunst - das sind ausrangierte Bücher, deren Seiten verleimt und wellig zusammengeklebt werden. Mich schauert immer, wenn ich so etwas sehe.

 

Wenn ich ein Buch gelesen habe und es mir nicht gefällt, dann versuche ich, es zu verticken - über Amazon oder Ebay. Außer wenn es aus irgendeinem Grunde einen Fleck abgekriegt hat - beim Essen, beim Trinken oder beim gleichzeitigen Lesen oder an sonstigen Orten, auf die ich hier geruchsmäßig nicht eingehen will. Jaa, ist gut, sag mir keiner, er hätte noch nie etwas aufm Klo gelesen. Unsere Bekannten in Amerika haben ein ganzes Buchregal im Bad in Reichweite der Schüssel stehen - da gibt es ein tolles Büchlein mit Zitaten von Oliver Wendell Holmes …

 

Also in dem letzteren Fall entsorge ich das Buch nicht durch Abspülen im Klo, sondern in der dafür vorgesehenen blauen Tonne oder betätige mich als Feuerwehrmann wie in Fahrenheit 451 - das gleichnamige Buch von Ray Bradbury spielt in einer totalitären Zukunft, in der es die Aufgabe der Feuerwehr ist, Bücher jedweder Art zu verbrennen - Fahrenheit 451 ist die Temperatur, bei der Papier Feuer fängt. Natürlich stelle ich mich nicht vor unseren Ofen und mache ein politisches Statement daraus à la „Ich übergebe diese Schrift von wai [= wem auch immer] dem Feuer“, sondern das geht so: Klappe auf, Buch rein, Klappe zu.

 

Auf dem Tisch in Melle mit den mißhandelten Büchern lag noch eine Broschüre in ockergelb. 5 Euro sollte sie kosten, ein Leitfaden für die Familienforschung, der viele Infos und Anregungen enthält. Leider ist das Foto, das ich davon schoß, unscharf geworden, - vorne drauf ist eine Familie aus Nazis Zeiten zu sehen - der Stammhalter, die Mama, die ältere Schwester (unter 5), der Papa in Wehrmachtsuniform - und der Titel ist recht gut erkennbar, weshalb ich es mit demselben im Internet versuchte.

 

Nur - stets, wenn ich den Titel „Wie mache ich es mir selbst.“ eingebe, lande ich bei Anregungen zur Selbstbefriedigung. Aber weder brauche ich dafür eine Anleitung noch hat das etwas mit Familienforschung zu tun.

 

Weiß jemand, wer das Opus vertreibt und wie man da dran kommt?

 

Ergebenst

 

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Roland Geiger
 
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email alsfassen(a)web.de
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[Regionalforum-Saar] schon erledigt - Leitfaden-Anfrage

Date: 2018/12/23 22:54:07
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Hallo,

na, das ging flott. Stefan Reuter hat mir stante-pede den richtigen Link geschickt - und auch noch zum Runterladen.

https://www.yumpu.com/de/document/read/21596871/leitfaden-fur-die-familienforschung-arbeitskreises-

Vielen Dank.
-- 
Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 
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Re: [Regionalforum-Saar] Regionalforum-Saar Nachrichtensammlung, Band 168, Eintrag 8

Date: 2018/12/24 19:51:07
From: alphonse wagner via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

https://www.osfa.de/verein/leitfaden/LF_Leitfaden_fuer_Familienforscher.pdf

Am Sonntag, 23. Dezember 2018, 22:49:51 MEZ hat regionalforum-saar-request(a)genealogy.net <regionalforum-saar-request(a)genealogy.net> Folgendes geschrieben:


Um E-Mails an die Liste Regionalforum-Saar zu schicken, nutzen Sie
bitte die Adresse

    regionalforum-saar(a)genealogy.net

Um sich via Web von der Liste zu entfernen oder draufzusetzen:

    https://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar

oder, via E-Mail, schicken Sie eine E-Mail mit dem Wort 'help' in
Subject/Betreff oder im Text an

    regionalforum-saar-request(a)genealogy.net

Sie koennen den Listenverwalter dieser Liste unter der Adresse

    regionalforum-saar-owner(a)genealogy.net

erreichen

Wenn Sie antworten, bitte editieren Sie die Subject/Betreff auf einen
sinnvollen Inhalt der spezifischer ist als "Re: Contents of
Regionalforum-Saar digest..."


Meldungen des Tages:

  1. Leitfaden für die Familienforschung gesucht. (Roland Geiger)
  2. Re: Leitfaden für die Familienforschung gesucht.
      (Stefan Reuter via Regionalforum-Saar)
  3. Re: Leitfaden für die Familienforschung gesucht. (Roland Geiger)


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Message: 1
Date: Sun, 23 Dec 2018 22:14:09 +0100
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Subject: [Regionalforum-Saar] Leitfaden für die Familienforschung
    gesucht.
To: Regionalforum <regionalforum-saar(a)genealogy.net>,    Forum Saarland
    Genealogie <saarland-l(a)genealogy.net>,    Pfalz Genealogie
    <pfalz-l(a)genealogy.net>, Forum Hunsrück Genealogie
    <hunsrueck-l(a)genealogy.net>
Message-ID: <0a22efba-c32b-5bcb-bef7-ce719d576d10(a)web.de>
Content-Type: text/plain; charset="utf-8"; Format="flowed"

Guten Abend,

auf dem Genealogentag in Melle im Oktober sah ich am letzten Tag einen
Tisch mit Buchkunst - das sind ausrangierte Bücher, deren Seiten
verleimt und wellig zusammengeklebt werden. Mich schauert immer, wenn
ich so etwas sehe.

Wenn ich ein Buch gelesen habe und es mir nicht gefällt, dann versuche
ich, es zu verticken - über Amazon oder Ebay. Außer wenn es aus
irgendeinem Grunde einen Fleck abgekriegt hat - beim Essen, beim Trinken
oder beim gleichzeitigen Lesen oder an sonstigen Orten, auf die ich hier
geruchsmäßig nicht eingehen will. Jaa, ist gut, sag mir keiner, er hätte
noch nie etwas aufm Klo gelesen. Unsere Bekannten in Amerika haben ein
ganzes Buchregal im Bad in Reichweite der Schüssel stehen - da gibt es
ein tolles Büchlein mit Zitaten von Oliver Wendell Holmes ?

Also in dem letzteren Fall entsorge ich das Buch nicht durch Abspülen im
Klo, sondern in der dafür vorgesehenen blauen Tonne oder betätige mich
als Feuerwehrmann wie in Fahrenheit 451 - das gleichnamige Buch von Ray
Bradbury spielt in einer totalitären Zukunft, in der es die Aufgabe der
Feuerwehr ist, Bücher jedweder Art zu verbrennen - Fahrenheit 451 ist
die Temperatur, bei der Papier Feuer fängt. Natürlich stelle ich mich
nicht vor unseren Ofen und mache ein politisches Statement daraus à la
?Ich übergebe diese Schrift von wai [= wem auch immer] dem Feuer?,
sondern das geht so: Klappe auf, Buch rein, Klappe zu.

Auf dem Tisch in Melle mit den mißhandelten Büchern lag noch eine
Broschüre in ockergelb. 5 Euro sollte sie kosten, ein Leitfaden für die
Familienforschung, der viele Infos und Anregungen enthält. Leider ist
das Foto, das ich davon schoß, unscharf geworden, - vorne drauf ist eine
Familie aus Nazis Zeiten zu sehen - der Stammhalter, die Mama, die
ältere Schwester (unter 5), der Papa in Wehrmachtsuniform - und der
Titel ist recht gut erkennbar, weshalb ich es mit demselben im Internet
versuchte.

Nur - stets, wenn ich den Titel ?Wie mache ich es mir selbst.? eingebe,
lande ich bei Anregungen zur Selbstbefriedigung. Aber weder brauche ich
dafür eine Anleitung noch hat das etwas mit Familienforschung zu tun.

Weiß jemand, wer das Opus vertreibt und wie man da dran kommt?

Ergebenst

Roland Geiger

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Message: 2
Date: Sun, 23 Dec 2018 22:47:19 +0100
From: "Stefan Reuter via Regionalforum-Saar"
    <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Subject: Re: [Regionalforum-Saar] Leitfaden für die Familienforschung
    gesucht.
To: regionalforum-saar(a)genealogy.net
Message-ID: <96aeb9aa-434d-3641-3599-23a43480cc13(a)gmail.com>
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Salü Roland,

das 24-seitige Opus kannst Du online -> HIER
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Gruß + schönen 4. Advent

Stefan


Am 23.12.2018 um 22:14 schrieb Roland Geiger:
>
> Guten Abend,
>
> auf dem Genealogentag in Melle im Oktober sah ich am letzten Tag einen
> Tisch mit Buchkunst - das sind ausrangierte Bücher, deren Seiten
> verleimt und wellig zusammengeklebt werden. Mich schauert immer, wenn
> ich so etwas sehe.
>
> Wenn ich ein Buch gelesen habe und es mir nicht gefällt, dann versuche
> ich, es zu verticken - über Amazon oder Ebay. Außer wenn es aus
> irgendeinem Grunde einen Fleck abgekriegt hat - beim Essen, beim
> Trinken oder beim gleichzeitigen Lesen oder an sonstigen Orten, auf
> die ich hier geruchsmäßig nicht eingehen will. Jaa, ist gut, sag mir
> keiner, er hätte noch nie etwas aufm Klo gelesen. Unsere Bekannten in
> Amerika haben ein ganzes Buchregal im Bad in Reichweite der Schüssel
> stehen - da gibt es ein tolles Büchlein mit Zitaten von Oliver Wendell
> Holmes ?
>
> Also in dem letzteren Fall entsorge ich das Buch nicht durch Abspülen
> im Klo, sondern in der dafür vorgesehenen blauen Tonne oder betätige
> mich als Feuerwehrmann wie in Fahrenheit 451 - das gleichnamige Buch
> von Ray Bradbury spielt in einer totalitären Zukunft, in der es die
> Aufgabe der Feuerwehr ist, Bücher jedweder Art zu verbrennen -
> Fahrenheit 451 ist die Temperatur, bei der Papier Feuer fängt.
> Natürlich stelle ich mich nicht vor unseren Ofen und mache ein
> politisches Statement daraus à la ?Ich übergebe diese Schrift von wai
> [= wem auch immer] dem Feuer?, sondern das geht so: Klappe auf, Buch
> rein, Klappe zu.
>
> Auf dem Tisch in Melle mit den mißhandelten Büchern lag noch eine
> Broschüre in ockergelb. 5 Euro sollte sie kosten, ein Leitfaden für
> die Familienforschung, der viele Infos und Anregungen enthält. Leider
> ist das Foto, das ich davon schoß, unscharf geworden, - vorne drauf
> ist eine Familie aus Nazis Zeiten zu sehen - der Stammhalter, die
> Mama, die ältere Schwester (unter 5), der Papa in Wehrmachtsuniform -
> und der Titel ist recht gut erkennbar, weshalb ich es mit demselben im
> Internet versuchte.
>
> Nur - stets, wenn ich den Titel ?Wie mache ich es mir selbst.?
> eingebe, lande ich bei Anregungen zur Selbstbefriedigung. Aber weder
> brauche ich dafür eine Anleitung noch hat das etwas mit
> Familienforschung zu tun.
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> Weiß jemand, wer das Opus vertreibt und wie man da dran kommt?
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> Ergebenst
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> Roland Geiger
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Message: 3
Date: Sun, 23 Dec 2018 22:50:03 +0100
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Subject: Re: [Regionalforum-Saar] Leitfaden für die Familienforschung
    gesucht.
To: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar
    <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Message-ID: <7f564873-0b1b-ce2d-219d-b0e88b1808e8(a)web.de>
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zefix - ich habs nicht gefunden, weils der falsche Titel war.
Danke
Roland


Am 23.12.2018 um 22:47 schrieb Stefan Reuter via Regionalforum-Saar:
>
> Salü Roland,
>
> das 24-seitige Opus kannst Du online -> HIER
> <https://www.yumpu.com/de/document/read/21596871/leitfaden-fur-die-familienforschung-arbeitskreises->
> lesen. Über das Kontextmenü lassen sich die 12 Seiten auf den eigenen
> Rechner herunterladen ("Speichern unter").
>
> Gruß + schönen 4. Advent
>
> Stefan
>
>
> Am 23.12.2018 um 22:14 schrieb Roland Geiger:
>>
>> Guten Abend,
>>
>> auf dem Genealogentag in Melle im Oktober sah ich am letzten Tag
>> einen Tisch mit Buchkunst - das sind ausrangierte Bücher, deren
>> Seiten verleimt und wellig zusammengeklebt werden. Mich schauert
>> immer, wenn ich so etwas sehe.
>>
>> Wenn ich ein Buch gelesen habe und es mir nicht gefällt, dann
>> versuche ich, es zu verticken - über Amazon oder Ebay. Außer wenn es
>> aus irgendeinem Grunde einen Fleck abgekriegt hat - beim Essen, beim
>> Trinken oder beim gleichzeitigen Lesen oder an sonstigen Orten, auf
>> die ich hier geruchsmäßig nicht eingehen will. Jaa, ist gut, sag mir
>> keiner, er hätte noch nie etwas aufm Klo gelesen. Unsere Bekannten in
>> Amerika haben ein ganzes Buchregal im Bad in Reichweite der Schüssel
>> stehen - da gibt es ein tolles Büchlein mit Zitaten von Oliver
>> Wendell Holmes ?
>>
>> Also in dem letzteren Fall entsorge ich das Buch nicht durch Abspülen
>> im Klo, sondern in der dafür vorgesehenen blauen Tonne oder betätige
>> mich als Feuerwehrmann wie in Fahrenheit 451 - das gleichnamige Buch
>> von Ray Bradbury spielt in einer totalitären Zukunft, in der es die
>> Aufgabe der Feuerwehr ist, Bücher jedweder Art zu verbrennen -
>> Fahrenheit 451 ist die Temperatur, bei der Papier Feuer fängt.
>> Natürlich stelle ich mich nicht vor unseren Ofen und mache ein
>> politisches Statement daraus à la ?Ich übergebe diese Schrift von wai
>> [= wem auch immer] dem Feuer?, sondern das geht so: Klappe auf, Buch
>> rein, Klappe zu.
>>
>> Auf dem Tisch in Melle mit den mißhandelten Büchern lag noch eine
>> Broschüre in ockergelb. 5 Euro sollte sie kosten, ein Leitfaden für
>> die Familienforschung, der viele Infos und Anregungen enthält. Leider
>> ist das Foto, das ich davon schoß, unscharf geworden, - vorne drauf
>> ist eine Familie aus Nazis Zeiten zu sehen - der Stammhalter, die
>> Mama, die ältere Schwester (unter 5), der Papa in Wehrmachtsuniform -
>> und der Titel ist recht gut erkennbar, weshalb ich es mit demselben
>> im Internet versuchte.
>>
>> Nur - stets, wenn ich den Titel ?Wie mache ich es mir selbst.?
>> eingebe, lande ich bei Anregungen zur Selbstbefriedigung. Aber weder
>> brauche ich dafür eine Anleitung noch hat das etwas mit
>> Familienforschung zu tun.
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>> Weiß jemand, wer das Opus vertreibt und wie man da dran kommt?
>>
>> Ergebenst
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Ende Regionalforum-Saar Nachrichtensammlung, Band 168, Eintrag 8
****************************************************************

[Regionalforum-Saar] Klaus Zimmer ist gestorben.

Date: 2018/12/27 19:37:36
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

 

ich habe gerade die traurige Nachricht erhalten, daß mein alter Freund Klaus Zimmer am vergangenen Sonntag gestorben ist. Ich habe vor über 20 Jahren mit ihm zusammengearbeitet, als es um die Suche nach den abgeschossenen Flugzeugen des Zweiten Weltkrieges ging. Klaus hatte ein Foto einer notgelandeten B-17 in dem Buch „Die Amis kommen“ gesehen, das ich zusammen mit Raimund Benoist aus Dörrenbächer und dem Landkreis St. Wendel 1994 veröffentlicht habe. Er las die Kennummer auf dem Flugzeug und schaffte es, binnen weniger Monate die Besatzung herauszufinden, von denen später zwei Mann nach Deutschland kamen und den Piloten aus München trafen, der sie seinerzeit abgeschossen hatte.  Klaus hat später auch die meisten Recherchen über das Flugzeug über Fürth durchgeführt, auf deren Basis die Arbeitsgruppe Vermißtenforschung in Fürth gegraben und Überreste eines vermißten Besatzungsmitgliedes fand. Und er hat auf einer Website zahlreiche Abstürze im Bereich des heutigen Saarlandes veröffentlicht.

 

Nach den Flugzeugrecherchen haben wir uns ein bißchen aus den Augen verloren, als wir uns anderen Themen zuwandten. Eins seiner Hauptaugenmerke war die Chronik des mittleren Ostertals, die er zusammen mit Hans Kirsch in mehreren Bänden veröffentlichte.

 

Ich wußte schon längerem, daß er lebensgefährlich erkrankt war, aber das ist auch schon ein paar Jahre her, und ich dachte, er sei längst über den Berg.

 

Um so heftiger traf mich gerade eben die Email seiner Tochter Bettina, die auf eine Nachricht im Regionalforum Saar reagierte, bei dem er seit seiner Online-Stellung angemeldet war. Sie hat mir auch mitgeteilt, daß die Beerdigung am kommenden Montag, 31.12., um 11 Uhr auf dem Friedhof in St. Ingbert-Hassel stattfindet.

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] zwischen den Jahren

Date: 2018/12/27 22:34:08
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Salve,

die beiden kleinen Artikel passen in die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr. Gefunden hab ich sie im aktuellen P.M.:

»Guter Rutsch« kommt nicht von Rutschen

 

Wer anderen einen »guten Rutsch ins neue Jahr« wünscht, verwendet eine alte Redensart, die nichts mit einem Hineinrutschen zu tun hat. Der Begriff Rutsch kommt von dem jiddischen Wort »Rosch«, das Kopf oder Anfang bedeutet. Das jüdische Neujahrsfest heißt Rosch ha-Schana, zu dem sich die Juden »gut Rosch« wünschen, was so viel wie »gutes Neujahr« bedeutet. Daraus entwickelte sich das deutsche »guter Rutsch«.

 

 

Warum sagen wir »zwischen den Jahren«?

 

Einen Zeitraum zwischen den Jahren gibt es nicht, und doch weiß jeder, was mit »zwischen den Jahren« gemeint ist: die Tage zwischen Weihnachten und Silvester oder dem Dreikönigstag. Die paradoxe Redensart stammt aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit, als je nach Region verschiedene Neujahrstage gefeiert wurden: am 25. Dezember,1. oder 6. Januar. Noch verwirrender machte es die Kalenderreform 1582 von Papst Gregor XIII., welche von den Protestanten zunächst abgelehnt wurde. Das Wirrwarr aus unterschiedlichen Jahresanfängen führte zu einer Zeit »zwischen den Jahren«. Erst 1691 datierte Papst Innozenz XII. den Jahresstart endgültig auf den 1. Januar.


Mit freundlichem Gruß

Roland Geiger

 

[Regionalforum-Saar] Nachruf in der SZ über Klaus Zimmer

Date: 2018/12/28 08:58:49
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:


Ostertaler Heimatforscher gestorben

 

Niederkirchen. Klaus Zimmer, der Autor von zahlreichen historischen und heimatkundlichen Büchern und Beiträgen in Zeitschriften, insbesondere über das Ostertal, ist am 23. Dezember im Universitätsklinikum Homburg verstorben. Von red

Das teilte der Vorstand des Heimat- und Kulturvereins Ostertal mit. Am 31. Dezember werde der Verstorbene auf dem Friedhof in St. Ingbert-Hassel beigesetzt.

1954 in Saal im Ostertal geboren, studierte Zimmer auf Lehramt und unterrichtete bis 2013 am Staatlichen Abendgymnasium Saarbrücken, zuletzt als Oberstudienrat. Mit seiner Ehefrau Christa lebte er seit 1983 in St. Ingbert-Hassel. Die Verbindung zum Ostertal blieb jedoch stets erhalten.

1985 war Klaus Zimmer Mitbegründer des Heimat- und Kulturvereins Ostertal, für diesen erforschte er vor allem die Geschichte der sieben Gemeinden der Bürgermeisterei Niederkirchen. So konnte der Verein 1991 den Band 1 und 1993 den Band 2 der „Chronik des mittleren Ostertals“ herausgeben, Autor Klaus Zimmer. 2001 und 2017 erschienen dann die Bände 3 und 4 der Autoren Klaus Zimmer und Hans Kirsch. Einen Sonderband von Zimmer über „Ostertäler in Krieg und Gefangenschaft 1939 – 1945“ konnte der Verein im Jahr 2003 veröffentlichen. Das Publikationsverzeichnis Zimmers umfasst mehr als 60 Titel.

„Mit Klaus Zimmer verlieren wir einen der profiliertesten Regionalhistoriker der saarländisch/pfälzischen Grenzregion“, bedauerte der Heimat- und Kulturverein Ostertal den Tod seines Mitglieds.

 

[Regionalforum-Saar] wie das so geht ...

Date: 2018/12/30 12:15:18
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Quelle: Stadtarchiv St. Wendel, C1-126


(43)

(August 1823)


den vormaligen katholischen Pastor von St. Wendel p. Feilen betreffend.

 

An das herzoglich Coburgische OberbürgermeisterAmt der Stadt St. Wendel

 

Bei der durch das bischöfliche Vikariat erfolgten Ernennung des vormaligen Pastors Feilen von St. Wendel zum Pfarrer in Zeltingen, hiesigen Kreises (Bernkastel), ist in bürgerlicher Beziehung die Frage aufgeworfen worden, inwieweit der Amtsantritt desselben von der Beibringung einer Aufnahmeurkunde der diesseitigen Landesbehörde als preußischer Unterthan abhängig seyn möge, indem dieset Geistliche, obgleich im hiesigen Kreise geboren, als angestellter Pfarrer zu St. Wendel als Ausländer angesehen werden müsse.

 

Ich bin gesonnen, bei meiner vorgesetzten Behörde hierüber eine positive Entscheidung in Anspruch zu nehmen, bedarf aber noch zuvor der genauen Auskunft über nachstehende Fragen, um deren baldgeneigte Beantwortung Ein Wohllöbliches OberbürgermeisterAmt ich hiermit ergebenst zu ersuchen die Ehre habe:

 

1, Wurde Herr Feilen während seiner Anstellung in St. Wendel als Herzoglich Sachsen Koburgischer Untertan und Bürger angesehen und hat er als solcher oder als Pastor Sr. Durchlaucht dem Herrn Herzog als seinem Landesherrn irgend einen Eid geschworen?

(44)

 

2, Was und welche Umstände oder Verhältnisse haben es veranlasst, daß der p Feilen die Sachsen Koburgischen Lande verlassen hat?

 

Es verlautet, der p Feilen sei von dem Gericht zu St. Wendel als Verläumder in Geld und Gefängnisstrafe genommen worden, worauf er jedoch auf den Beding, das Land verlassen zu müssen, begnadigt worden sei.

Ob und inwiefern dies wahr, oder ob

3, der p Feilen durch eine förmliche sonstige Verfügung oder Urkunde aus dem Unterthanenverband der Herzoglich Sachsen Koburgischen Lande entlassen worden sey, auch darüber ersuche ich unter Entwicklung der Reziprozität mir geneigtest Auskunft erteilen zu wollen.

 

Berncastel den 25. August 1823

Der Königliche Landrat

für denselben der Kreissekretär

 

(45)

St. Wendel, den 6. September 1823

 

Die Herzog. Oberbürgermeisterey St. Wendel berichtet Sr Wohlgeboren dem Königlichen Landrat zu Bernkastel.

In Gemäßheit dero Schreibens vom 24 August letzthin, Nummer 4316.

 

Euer Wohlgeboren beehre ich mich, auf dero Schreiben zu antworten,

 

ad 1um:

der Herr Matthias Feilen ist hier als Cantonspastor, um den Herrn Castello zu ersetzen, im Jahre 1814 angestellt worden; demzufolge und in Gemäßheit der Verfügungen des Art. 107 (167?) des Zivilgesetzbuchs hat der Herr Matthias Feilen sein Domizil zu St. Wendel gehabt: er war auch zugleich - und seit dessen Vereinigung der vormaligen 4 Departementen - ein Staatsbürger. Am 19. September 1816 hat der Herr Pastor Feilen, bei Gelegenheit der Huldigung als Pastor des /: als Fonctionnaire public :/ Sr. Durchlaucht dem Herrn Herzog einen Eid geleistet.

 

ad 2um: Gefangene im Arrest und Arresthaus allhier, um eine bessere Nahrung zu erhalten, haben sich verstellt, als wenn sie vom Typhus befallen wären. Jedermann ist dadurch so betrogen worden, daß der Herr Pastor Feilen selbst aus Menschenliebe täglich die besten Nahrungsmittel in das Gefängnis geschickt hat.

Der Betrug ist durch einen Gefangenen geoffenbart worden. Eine Untersuchung im Gefängnis hat deswegen statt gehabt. Die Urheber des Betrugs sind gestraft worden.

 

Der Herr Pastor Feilen hat eine kleine Relation dieses Betrugs in die Zeitung von Speyer einrücken lassen. (47).

Da unsere Hohe Regierung eine Caracterisirte Verläumdung gegen sich selbst sowie gegen den Herrn Doctor Machry in dieser Relation gesehen hat, so ist der Herr Matthias Feilen als Urheber derselben Verläumdung vor dem Correctionnellgericht verfolgt worden.

Während der Untersuchung hat unserer Hohe Regierung ihre Klage zurückgezogen: nachher hat Herr Doctor Machry das nämliche getan.

In Gemäßheit der Verfügungen des Art. 4 des Criminal- Untersuchungs-Codex hat die Staatsbehörde die öffentliche Klage fortgesetzt.

 

Kurz, der Herr Pastor Feilen, aus Mangel an gesetzlichem Beweis, der zu seiner Relation angegebenen Facten, wurde zu einer monatlichen Einstellung (?), zu 50 Franken Geldbuße und in die Kosten verurteilt, und während 5 Jahren interdizirt.

 

(48)

Herr Feilen wollte appellieren. Anstatt dies zu tun, hat er seine Begnadigung verlangt.

Es scheint mir, daß diese Begnadigung unter der Bedingung bewilligt worden ist, daß er das Land verlassen müsse.

 

Ad 3um. In der Regel ist dieser Herzog. Oberbürgermeisterey der Auftrag geworden, eine Abschrift von der Abschrift der Begnadigung dem Begnadigtem zuzustellen: was aber hinsichtlich des Herrn Feilen nicht beachtet worden ist. Demzufolge ist es mir unmöglich, diese letzte Frage mit einer vollkommenen Bestimmtheit zu beantworten.

 

Da die drey Fragen, welche Eu. Wohlgeboren einzig in bürgerlicher Beziehung gemacht sind, so beeile ich zu versichern, daß diese Auskünfte nichts als die reine Wahrheit enthalten.

 

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Die Herzogl. Oberbürgermeisterei.