Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Schwalbacher Häuserchronik er scheint im Herbst 2018

Date: 2018/09/03 09:48:36
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

N E U E R S C H E I N U N G  im Herbst 2018

 

Ferdinand Müller

Schwalbacher Häuser erzählen ihre Geschichte

 

66. Sonderband der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde e.V.

 

In seinem von der Gemeinde Schwalbach 1995 herausgegebenen Buch "Schwalbach-Griesborn und seine Geschichte" hatte Ferdinand Müller bereits die Häuser des Dorfes Schwalbach um 1600 beschrieben, wie sie in der sogenannten Köllertaler Renovatur des Jahres 1684 verzeichnet sind. Das Dorf hat vor 1600 aus 16 Vogteien (Häusern) bestanden und zählte damit in damaliger Zeit zu den größten Orten des Köllertales. Diese Renovatur von 1684 beschreibt auch den Zustand der Häuser, die durch den 30-jährigen Krieg, insbesondere die Schreckensjahre ab 1635, fast alle zerstört wurden. Angegeben sind auch die Lage, die Besitzer und die Erben der Häuser. Alle Häuser haben einen sogenannten Hausnamen, der auf die Besitzer um 1600 zurückgeht.

 

Nach dieser ersten "Häuserliste" erfahren wir wieder im Jahre 1756 aus dem Bericht des Amtmannes Christian Lex Einzelheiten über das Dorf Schwalbach. Danach standen in Schwalbach 17 Häuser einschließlich der Kirche, von denen 2 mit Ziegel und die restlichen 15 mit Stroh gedeckt waren.

Im Jahre 1759 wurde auf fürstlichen Befehl eine Generalinventur durchgeführt, wonach alle Grundstücke des Bannes Schwalbach "gemessen und in eine richtige Carte gebracht und tractus weiss eingetheilet....und jeder tractus besonders numeriert worden" sind Auf Grund dieser Vermessung wurde 1762 ein Bannbuch angelegt, in dem alle Häuser, Grundstücke, Wege, Bäche und Waldungen verzeichnet sind. Ein Doppel dieses Buches verblieb bei der Gemeinde zum Zwecke der Erhebung von Steuern und Grundbesitzabgaben (Steuercastrum).

 

Das Dorf ist demnach in der Zeit von 1600 bis 1756 nur unwesentlich gewachsen. Neben dem Aufbau der zerstörten Häuser kamen in dieser Zeit 4 Häuser hinzu, die zwischen 1684 und 1756 erbaut wurden. Dies waren das herrschaftliche Zollhaus auf "Quatre vents", und 3 Häuser am Ausgang des Dorfes links der Hauptstraße vor der Abzweigung zur heutigen Elmer Straße vor Gasthaus Hiery.

 

Durch die Eintragung der steuerpflichtigen Besitzer bis etwa 1800 ist es möglich, in Verbindung mit den beiden Schwalbacher Familienbüchern von 1683 - 1810 und von 1811 - 1901, sowie sonstigen Urkunden und Dokumenten, die jeweiligen Besitzer und ihrer Familien im Laufe der Jahrhunderte bis in die Neuzeit zu ermitteln und in Verbindung mit sonstigen schriftlichen Unterlagen die Geschichte der einzelnen Häuser darzustellen.

 

Auf rund 170 Seiten erzählt der Autor die Geschichte dieser ältesten Wohnhäuser der Gemeinde Schwalbach, wie sie vor 1756 entstanden sind und ihrer Bewohner vom Beginn der ältesten erhaltenen Aufzeichnungen im 16. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Jedem Wohnhaus hat er einzelnes Kapitel gewidmet, die er alle mit teils historischen, und teils aktuellen Aufnahmen bereichert hat. In einem letzten Kapitel beschreibt der Autor die Geschichte der Schulhäuser der Gemeinde. Dies ist zwar bereits in älteren Veröffentlichungen niedergeschrieben worden, doch konnte er diese durch erst kürzlich aufgefundene Quellen in Teilen ergänzen, so dass eine Neubearbeitung dieses Themas gerechtfertigt erschien.

 

Das Buch erscheint im Herbst 2018.

 

Es kostet 23 Euro (für Mitglieder der ASF 21 Euro).

 

Vorbestellungen nehme ich gern entgegen

=> alsfassen(a)web.de

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger, St. Wendel.

 

 

 

[Regionalforum-Saar] Die Pfarrkirche St. Anna in Furschweiler.

Date: 2018/09/04 10:14:27
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:


Geschichtsorte im Landkreis St. Wendel

Gotteshaus in barock-klassizistischem Stil

 

Ein Ort mit Geschichte im Landkreis St. Wendel: Die Pfarrkirche St. Anna in Furschweiler.

 

Furschweiler. Vor 225 Jahren wurde die Pfarrei Furschweiler gegründet, 1828 wurde die Pfarrkirche St. Anna eingeweiht.

 

In diesem Jahr gibt es in Furschweiler gleich doppelten Grund zum Feiern: Vor 190 Jahren wurde die Pfarrkirche St. Anna eingeweiht und vor 225 Jahren die Pfarrei gegründet. „Der Ursprung der Pfarrkirche Furschweiler liegt in der Ausgliederung der Tochterpfarrei Furschweiler aus der Mutterpfarrei St. Wendel“, weiß Rüdiger Andres vom Heimat- und Verkehrsverein Namborn. Denn zum Gottesdienst mussten die Furschweiler zu Fuß nach St. Wendel. Was gut und gerne „fünf Viertelstunden“ – so ein Originaldokument – dauerte. Daher erhob am 4. Mai 1792 der Trierer Kurfürst und Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen Furschweiler zu einer eigenen katholischen Pfarrei. Zu der gehörten die Dörfer Eisweiler, Pinsweiler, Heisterberg, Hofeld, Gehweiler, Reitscheid, Roschberg und Born (heute: Bornerhof) mit zusammen etwa 600 Einwohnern.

 

Eine Kirche sollte auch entstehen, und zwar mit den Steinen, der Glocke und dem Altar der St. Anna-Kapelle in Alsfassen, die abgerissen werden sollte. So wie es der Kurfürst bestimmt hatte. Der Einmarsch französischer Truppen im Zuge der Französischen Revolution, die 1789 ihren Anfang nahm, machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Denn die Truppen zogen alle Kirchengüter ein. Andres: „Man musste daher mit einem strohgedeckten Stall als Notkirche vorlieb nehmen. Erst nach der Franzosenzeit konnte eine würdige Kirche gebaut werden.“

Josef Gerhard, ab 1822 Pastor in Furschweiler, setzte sich unermüdlich für den Kirchenbau ein – und hatte Erfolg, vor allem dank seiner guten Verbindungen zur Obrigkeit. 1827 stand der Rohbau, am 27. Juli 1828 wurde wurde das in barock-klassizistischem Stil gehaltene Gotteshaus eingeweiht.

 

In den folgenden Jahrzehnten wurde der Innenraum mehrmals um- und neugestaltet. Der Innenraum steht auch im Fokus des 2012 gegründeten Kirchenbauvereins. „Unser Ziel ist es vor allem, die Kirche innen zu renovieren. Schließlich haben Generationen dieses Haus erbaut – das zu erhalten, bedeutet viel Arbeit“, sagt Christel John vom Kirchenbauverein. „Es ist eine gemütliche Kirche“, ergänzt sie, „nicht überladen, das habe mir schon viele Menschen mitgeteilt.“

Ein Kleinod in Furschweiler, ein Geschichtsort in der Gemeinde Namborn. Eine Gemeinde, die im Zuge der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform 1974 entstand. Zwei Jahre später gründete sich der Heimat- und Verkehrsverein Namborn.

 

„Die Gründungsmitglieder hatten sich überlegt, was sie tun könnten, damit sich die Einwohner mit der neuen Gemeinde identifizieren, wie sie Heimatverbundenheit erzeugen und pflegen können.“ Von Beginn an war die Liebenburg, das Wahrzeichen der Gemeinde, ein zentrales Anliegen des Vereins – und ist es bis heute geblieben. Andres: „Aktuell haben wir Scherbenfunde, die bei Ausgrabungen an der Burg gefunden wurden, der wissenschaftlichen Auswertung übergeben. Auch die damals gefundenen behauenen Steine wollen wir auswerten lassen.“

 

Zudem betreut der Verein eine Orchideenwiese, beteiligt sich an Publikationen, untersucht Verteidigungsanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg und die denkmalgeschützten Kulturgüter in der Gemeinde – wozu auch die Kirche in Furschweiler gehört, die in diesem Jahr 190 Jahre alt wurde. Infos zum Verein gibt es auch online. www.hv-namborn.de

 

Auf dem YouTube-Kanal des Landkreises finden sich Videos zu den Geschichtsorten: https://www.youtube.com/channel/UCF9sq51TlbaRMWx9ePIRzog.

 

[Regionalforum-Saar] noch mal St. Anna in Furschweiler

Date: 2018/09/04 10:15:59
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Morgen,

 

in der vorherigen Email habe ich einen Satz fett markiert:

 

„Eine Kirche sollte auch entstehen, und zwar mit den Steinen, der Glocke und dem Altar der St. Anna-Kapelle in Alsfassen, die abgerissen werden sollte. So wie es der Kurfürst bestimmt hatte. Der Einmarsch französischer Truppen im Zuge der Französischen Revolution, die 1789 ihren Anfang nahm, machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Denn die Truppen zogen alle Kirchengüter ein. Andres: „Man musste daher mit einem strohgedeckten Stall als Notkirche vorlieb nehmen. Erst nach der Franzosenzeit konnte eine würdige Kirche gebaut werden.“

 

Weiß jemand, wie das geht?

Auf welche Art zogen die Truppen alle Kirchengüter ein?

Wessen Güter und welcher Art waren sie?

Grundstücke, die verpachtet waren und einen Zins abwarfen? Wie zieht man die denn ein? Haben die Soldaten für so etwas Zeit? Können sie das überhaupt?

 

Stiftungen für jährliche Messen? Deren Kapital liegt irgendwo, vermutlich in der Kasse der St. Wendeler Pfarrei, d.h. wohl dort eher nicht, denn wenn es dort liegt, bringt es keine Zinsen. Also ist es verliehen an einen Dritten, der jährlich Zinsen bezahlt, damit die Kosten für den Pfarrer, den Altaristen, den Küster bezahlt werden können, die die Jahresmesse durchführen. Dieser Dritte ist wohl eine Privatperson. Woher sollen die Truppen wissen, zu wem sie gehen müssen, sofern sie für solche Späßchen überhaupt Zeit haben? Unsere Unterlagen jener Zeit, sprich: die Kirchenrechnungen, in denen diese Stiftungen vermerkt sind sowie ihre Verzinsung, die haben wir alle noch.

 

Z.B. in der Kirchenrechnung von 1799/1800, wo auf die erste Stiftung von St. Anna aus dem Jahre 1508 Bezug genommen wird. Das Kapital wurde damals - 1800 - immer noch verzinst, da waren die Truppen schon lange durch und St. Wendel befand sich fest in französischer Hand:

 

 (f = Gulden, alb = Albus, r = rheinische Thaler):

 

„Claiß Von Gerschbach und Barbara Klock Von Oberstein, Stifteten im Jahr 1508 auf Andreas Tag ein Wochentliche still Meß-. Zahlten laut Stiftungs Brief 100 f rheinisch, jeden zu 26 alb gerechnet - 108 f 8 alb.

Wovon die Zinsen Jährlich 5 f jede zu 26 alb, also 5 f 10 alb betragen, oder 2 r 22 albus. statt dieser wochen Meße wurden ehedessen zu St: Annen 7 still mesen gelesen, wie in der rechnung von 1783 in 84 pag: 282 zu sehen, da aber 1792 die St: Annen Kapel samt den Stiftungen nach Furschweiler transferiert worden, so hat H. Pastor zu Furschweiler gewessener altarist St: Dominicus diese 7 Mesen zu lesen, weil Er würklich die Stiftung hieVon ziehet; in obengemelter rechnung sind die 7 Messen auf folgende Täg bestimt.

 

1) auf dem Fest des Hl. Marcus eine                    18 alb

2) den Mittwoch in der Kreuzwoche eine               18 alb

3) auf Ostermontag eine                                    18 alb

4) auf St: Annen Fest eine                                19 alb

5) dienstag nach St: Annen Fest eine                  19 alb

6) den 10ten 7bris eine                                     19 alb

7) den 18ten 8ber eine                                      19 alb

                                                                    ________

                                                                    2 r 22 alb“

 

Warum sind solche Sätze immer so schwammig?

Papier, sprich: Unterlagen, zu diesem Vorgang gibt es genug - in Trier im Bistumsarchiv und in St. Wendel im Pfarrarchiv zum Beispiel. Die Schrift ist auch nicht so schwer zu entziffern, da kann man sich reinlesen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Publikation "Saarländer in Moskau"

Date: 2018/09/04 10:22:48
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Saarländer in Moskau

 

Einhundert Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs hat ein Autorenteam über Reisen von Saarländer_innen recherchiert, bei denen allerdings nicht vom „Reisen“ im Sinne eines „Urlaubs“ gesprochen werden kann. Deren Ziel war allesamt Moskau, eine Stadt, die ab 1918 zur Hauptstadt der neuen Sowjetunion wurde. Als „Weltzentrum der Revolution“ war sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für „normale“ Touristen praktisch unerreichbar.

 

Eine direkte Folge auf die Vorgänge des Jahres 1917 in Russland. Die Partei der Bolschewiki unter Lenin nutzte die ungeklärte politische Situation und das hinterlassene Machtvakuum zu ihren Gunsten. Die Oktoberrevolution beendete die Weiterführung des Ersten Weltkrieges, ermöglichte u.a. die Einführung des Frauenwahlrechts, Alphabetisierungskampagnen, Enteignungen von Kriegsgewinnlern und die Abschaffung des Adels. Maßnahmen, die weltweit viele Menschen so nachhaltig beeindruckten, dass einige das Land, seine Menschen und seine Hauptstadt näher kennenlernen wollten. Nicht anders im Saarland, dessen Entstehung übrigens auch eine Folge des Weltkriegs war.

 

Doch was bedeutete im Zeitraum von 1917 bis 1956 - bei den ständig veränderten weltpolitischen „Großwetterlagen“ - ein Moskau-Aufenthalt? Ein häufig nicht planbares „Abenteuer“, manchmal ohne Rückkehr in die Heimat.

 

Ein bisher völlig unbekanntes Kapitel „saarländischer Weltgeschichte“…

 

Seitenanzahl                     67

Format                            21 x 29,7 cm

Erscheinungsjahr               Frühjahr 2018

Bindungsart                      Softcover

ISBN                               978-3-945996-19-5

Preis                               9,90 Euro

 

zu beziehen bei: http://www.blattlausverlag.de/Saarlaender-in-Moskau

 


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Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 
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Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
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[Regionalforum-Saar] Führung jüdischer Friedh of Ottweiler

Date: 2018/09/05 12:08:59
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>

Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler


Am Sonntag, den 09.09.2018, bieten Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann um 17.00 Uhr eine weitere Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler an. Während die Stadtführungen, gestaltet von historischen Figuren, wie z.B. dem Oberamtmann oder dem Stadtschreiber, die „Glanzzeiten“ der historischen Entwicklung Ottweilers aufzeigen, erinnern die Führungen über das „unbequeme Denkmal Jüdischer Friedhof“ an eine dunkle Seite der Stadtgeschichte, nämlich an das Werden und die gewaltsame Auslöschung des jüdischen Lebens. Die Referenten stellen jedoch nicht den letzten Aspekt in den Mittelpunkt ihrer Erläuterungen, sondern sie stellen bei dieser Führung einen Aspekt der in Ottweiler untergegangenen Kultur des Judentums dar, zwar Aspekte des jüdischen Totenkultes und der Grabkultur. Dazu skizziert Klaus Burr zunächst Vorstellungen des Christentums, des Judentums und des Islam über Tod und Begräbnisriten, bevor Hans-Joachim Hoffmann auf die Funktion eines Friedhofes eingeht, um anschließend am Beispiel der Grabsymbole und der Inschriften auf Wertvorstellungen des Judentums einzugehen. Hinweise auf die Bedeutung einzelner jüdischer Familien sowohl in der Geschichte Ottweilers als auch in der Geschichte des deutschen Judentums runden die Führung ab und verdeutlichen, dass sich Zuwanderer mit anderem kulturellen Hintergrund in eine Gemeinschaft integrieren können, um dadurch auch ihren Beitrag zur positiven Entwicklung in der lokalen Gesellschaft zu leisten. Stellvertretend seien an dieser Stelle Samuel Levy, der Lehrer der jüdischen Elementarschule Ottweiler von 1825 – 1875, sowie sein Sohn, der Sanitätsrat Dr. Bernhard Levy (1831- 1885), genannt; Dr. Bernhard Levy übernahm auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 1877 auch die Stelle des Armenarztes der Stadt Ottweiler gegen ein festes jährliches, bescheidenes Honorar.
Die Führungen über den Jüdischen Friedhof stießen in den vier Jahren, in denen Burr und Hoffmann sie anbieten, auf reges Interesse; oft mussten die Referenten jedoch feststellen, dass die Interessenten von außerhalb kamen. Deshalb würden sie sich freuen, dieses Mal mehrere BürgerInnen Ottweilers begrüßen zu können, darunter auch Mitglieder der Ortsräte und des Stadtrates Ottweiler, die durch ihre Teilnahme an dieser Friedhofsführung dokumentierten, dass ihnen die Aufarbeitung der NS-Zeit in Ottweiler im Zuge der „Aktion Stolpersteine“, die mit der Erforschung der politisch Verfolgten aus den Reihen der SPD und KP fortgesetzt werden soll, am Herzen liegt. Am 30. Oktober 2018 fügt der Gunter Demnig, der Initiator der „Aktion Stolpersteine“, mit einer Verlegung die Namen der Mitglieder der Familie Friedrich John (4) – Hermann John (3) – von Kurt Pabst – Herbert Maas und Berta Maas, geb. Pabst – Otto Pabst – Walter Pabst sowie von Werner Heinrich in das dezentrale Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus ein.
Zur Aufarbeitung der NS-Zeit und zur Erinnerung an die letzten jüdischen Bewohner Ottweilers verfasste Hans-Joachim Hoffmann die Dokumentation „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...! Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers“. Dieses 405 Seiten umfassende Buch (ISBN 978-3-946313-01-4) kann zum Preis von € 19.80 erworben werden bei:
Archäologie - Büro & Verlag - Glansdorp, Kantstraße 32, 66636 Tholey
Hans-Joachim Hoffmann, Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler (06824-7990)
Sparkasse Neunkirchen, Filiale Wilhelm-Heinrich-Straße, 66564 Ottweiler
Presse-Shop Ottweiler, Inhaberin Hannelore Henn, Wilhelm-Heinrich-Straße 13, 66564 Ottweiler.

Die Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler erfolgt in Kooperation mit der KVHS Neunkirchen. Aus organisatorischen Gründen bat die KVHS um vorherige Anmeldung. Eine Teilnahme ist jedoch auch ohne Anmeldung bei der KVHS möglich.
Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann sowie die KVHS freuen sich auf Ihren Besuch.
Termin: Sonntag, 09.09.2018   
Uhrzeit: 17.00 Uhr
Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (ca. 80 m hinter der Abzweigung Karl-Marx-Straße nach rechts Richtung Wohnheim AWO) Dauer: ca. 1 ½ Stunde






Virenfrei. www.avast.com

[Regionalforum-Saar] Rathausfest in St. Wendel mit hi storischen Führungen durchs Haus

Date: 2018/09/07 00:07:03
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend, nee, doch schon "Guten Morgen",


morgen, also heute, Freitag, 7ter September, findet ab 15 Uhr hinterm Rathaus in St. Wendel zum dritten Mal das Rathausfest statt.


In diesem Rahmen werden mein Kollege Ortwin Englert und ich ab 16 Uhr etwa im Halbstundenrythmus Führungen durchs Haus anbieten, dessen Vorgänger locker ins späte Mittelalter zurückreichen.
Die Führungen ie beginnen am seitlichen Eingang in der Grabenstraße, führen durch den mittleren Keller hinauf in den 1. Stock und dann hinaus auf die Außenterrasse mit tollem Blick über die Stadt.


Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben; eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


Der
Halbstundenrythmus ist geplant, ob er so eingehalten werden kann, sehen wir. Das kommt bei mir immer drauf an, ob ich im Keller nicht ins Schwafeln komme, sonst wirds halt länger.
Jedenfalls übernehme ich die erste Führung um 16 Uhr.

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Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 
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Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
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[Regionalforum-Saar] SZ: über den "Tag des St . Wendeler Landes"

Date: 2018/09/12 10:14:37
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:

 

Tag des St. Wendeler Landes

Identifikation mit der Heimatregion stärken

 

St. Wendel. Zahlreiche Besucher hatten sich zum vierten Tag des St. Wendeler Landes in der Bosener Mühle eingefunden. Von Marion Schmidt

 

Geschichtsorte gibt es im Landkreis St. Wendel viele. Das zeigte der vierte Tag des St. Wendeler Landes in der Bosener Mühle. Zehn Heimatkundevereine präsentierten sich dabei und informierten über historische Orte aus ihrem Wirkungsbereich. Der Landkreis hatte den Aktionstag 2010 ins Leben gerufen. Den Vereinen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die regionale Vergangenheit zu erforschen, sollte ein öffentlichkeitswirksames Forum geboten werden. Das Motto dieses Mal waren die Geschichtsorte im St. Wendeler Land. So hatten die Mitglieder der Heimatkundevereine 13 wichtige Orte gewählt und in der Ausstellung vorgestellt.

 

Es ging um Orte, an denen Geschichte geschrieben wurde. So wie am Momberg bei Gronig, der mit den umliegenden Hängen und Tälern zu den ältesten keltischen Siedlungsgebieten des Saarlandes gehört. Oder das Eckstein-Denkmal in Hasborn, das an den bedeutenden Arbeiterführer der Bergleute in der Streikzeit um 1898 erinnert. „Mit unserem Tag des St. Wendeler Landes wollen wir unsere Heimat und die Besonderheiten unserer Region in den Mittelpunkt stellen. Wir wollen zeigen, dass der Landkreis mehr ist als nur eine Verwaltungseinheit und das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Identifikation der Bevölkerung mit der Heimatregion stärken“, sagte Landrat Udo Recktenwald (CDU). In Zeiten der Globalisierung, der Nationalismen und dumpfen Parolen gewinne das Heimatgefühl eine neue Bedeutung für die Menschen. Bindung an die Heimat, in der man sich geborgen fühlt, sei ein wichtiger Aspekte. Recktenwald: „Wir beobachten, dass die Menschen sich zunehmend regional orientieren und sich auch für die Vergangenheit ihrer Heimat interessieren.“ Dabei setzt der Landkreis auf verschiedene Akzente wie Heimatmuseen, heimatkundliche Bücher oder das Projekt „Zukunft Dorf“, um eine Erinnerungskultur zu fördern und Nähe zu schaffen. Dass das Interesse groß sei, würden neben den Aktivitäten der Heimatkundevereine persönliche Projekte wie das von Anton Didas beweisen. Der Theleyer Heimatfotograf gibt demnächst einen Bildband über den Landkreis St. Wendel heraus.

 

Werner Feldkamp, der Ehrenvorsitzende der Kultur-Landschafts-Initiative St. Wendeler Land (kurz: Kulani), hat als aus Norddeutschland Zugezogener ein besonderes Verhältnis zu Heimat entwickelt: „Meine neue Heimat hier hatte immer auch mit meiner alten Heimat im Oldenburger Land zu tun. Als ich damals ins Saarland kam, war ich überrascht, mehrere Lokale namens Oldenburger Hof vorzufinden. Das war damals für mich wie eine Heimatbrücke. Als Zugezogener nimmt man bewusster das Schöne im Land wahr. Ich glaube, Wanderjahre außerhalb der Heimat tun gut, um den Blick für die Heimat zu schärfen.“ Landrat Udo Recktenwald ergänzte, wie wichtig es sei, in der Bevölkerung das Interesse für die Heimat zu wecken: „Die Menschen brauchen diese regionalen Bezüge, um zu fühlen, wo sie hingehören.“ Ein Fazit der Diskussionsrunde war, dass heimatliche Verbundenheit auch den ehrenamtlichen Wirkungsgrad der Bevölkerung vor Ort erhöht.

 

So sieht es auch Rosel Böhmer, die ehrenamtlich im Trachtenmuseum in Nohfelden arbeitet und sich in einer Tanzgruppe engagiert: „Ich bin hier geboren und kenne die Menschen, die hier leben. Das gibt mir ein gutes Heimatgefühl.“ Ihr Ehemann Dietmar Böhmer engagiert sich als Vorstandsmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Walhauser Vereine: „Wir wollen mit unserer Arbeit die Kultur des Dorfes erhalten.“ Ein Leuchtturm der Vereinsaktivität sind die Köhlertage, die in diesem Jahr rund 20 000 Besucher anlockten. „Das Engagement verbindet uns und bringt die Dorfbewohner zusammen“, sagte Böhmer.

 

Für Friedrich Denne war ein großes Familientreffen 1979 in Oberlinxweiler der Auslöser, sich mit Ahnenforschung und der Geschichte seiner Heimat zu beschäftigen. Heute engagiert er sich im Verein für Heimatkunde im Saarland.

 

Dass man auch die Jugend für die Geschichte ihrer Heimat begeistern kann, bewies Jörg Friedrich in seinem Vortrag. Der Lehrer der Gemeinschaftsschule Türkismühle berichtete über ein Schulprojekt, das sich mit der jüdischen Geschichte der Gemeinde Nohfelden beschäftigt. „Die Schüler interessieren sich für das, war vor Ort vor unserer Tür passiert ist. Viele Schüler haben unsere Erinnerungsarbeit nach dem Projekt weitergeführt“, so Friedrichs Beobachtung.

 

Eine Diskussionsrunde mit Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU), Stefan Kunz vom Land(auf)Schwung-Projekt und Klaus Backes von der Vereinsgemeinschaft Hasborn-Dautweiler ging der Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Dörfer nach. Ehrenamtliche Strukturen in den Vereinen, eine gute Infrastruktur mit Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, Schulen, Apotheken und Ärzten seien wichtige Voraussetzungen. „Die Kommunalpolitik muss die Bebauung der Ortskerne sinnvoll steuern. In Hasborn haben wir den Einkaufsmarkt nicht wie so oft üblich am Ortsrand sondern im Zentrum angesiedelt, denn die Hasborner gehen gerne zu Fuß einkaufen. Dieser Markt ist für viele ein Treffpunkt und Kommunikationszentrum“, erläuterte Bürgermeister Schmidt. Das würde auch dazu führen, dass viele Einwohner zum Beispiel nach dem Studium wieder zurückkehren. „Wir verzeichnen in Hasborn die höchste Rückkehrerquote in unserer Gemeinde. Zwischen 2007 und 2017 sind von 860 Zugezogenen 548 Rückkehrer zu finden“, berichtete er. Für Werner Backes ist ein wichtiger Aspekt hierbei der Dialekt, der die Menschen verbindet, und das Gefühl sich zu kennen.

 

Im Landkreis gibt es viele Ideen, die Dörfer trotz demografischen Wandels zukunftsfähig zu machen. Stefan Kunz stellte das Projekt „Smart Village“ in Remmesweiler vor: „Vor Kurzem hatte hier der letzte Dorfladen geschlossen und es gab somit keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Eine Gruppe reger Ehrenamtler hatte die Idee, über eine Onlineplattform regionale Produkte anzubieten. Die älteren Einwohner werden bei ihren digitalen Bestellungen unterstützt.“

 

Archäologe Klaus-Peter Henz stellte als Geschichtsort das Mars-Heiligtum im Wareswald vor, das jedes Jahr auch viele Schulklassen anlockt und für die Geschichte ihrer Heimat sensibilisiert. Bauernhäuser als identitätsstiftende Denkmäler regionaler Baukultur war das Thema von Bernd Brill. Der Architekt plädierte für den Erhalt der Bauernhäuser, die ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Region seien.

 

Der vierte Tag des St. Wendeler Landes hat facettenreich thematisiert, wie wichtig das Heimatgefühl und das Wissen um die regionale Geschichte für die Zukunftsfähigkeit der Dörfer sind. Das von Willibrord Ney moderierte Programm mit Vorträgen und Diskussionsrunden wurde ergänzt durch Anregungen der Besucher.

 

Musikalisch gestalteten Klaudia Scholl und Monika Fuchs (Gesang) sowie Dorothee Henkes am Klavier den Tag. Die mobilen Ausstellungswände sollen in Zukunft auf Reisen gehen und an anderen öffentlichen Orten für die Geschichtsorte im Landkreis St. Wendel werben. Auf dem YouTube-Kanal des Landkreises werden weiterhin Kurz-Filme gezeigt, die die Geschichtsorte und Arbeit der heimatkundlichen Vereine vorstellen.

[Regionalforum-Saar] Impressionen vom Tag des St. Wendeler Landes

Date: 2018/09/12 10:18:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Ich bin am Sonntag erst am Nachmittag gegen 14 Uhr nach Bosen gekommen, weil wir morgens in St. Wendel noch Stadtführungen hatten.

 

Als ich eintraf, war von den zahlreichen Besuchern der Veranstaltung nicht viel zu sehen. Aus der Mühle drangen Stimmen in hoher Tonlage - irgendjemand sang dort. Draußen an den Tischen saßen einige Bekannte, die ich auf einer solchen Veranstaltung erwarten würde, und tranken Kaffee. Einige, das waren drei oder vier. Auf den breiten Stufen sonnten sich Mitarbeiter des St. Wendeler Stadtarchivs. Ich ging hinein und über die Seitentreppe im Café hinauf in den ersten Stock in den Raum neben dem Vortragsraum, wo sich bei der letzten Veranstaltung noch die Vereine präsentieren konnten. Dort standen zahlreiche sog. „Rollups“, das sind diese 2 m hohen und ca 1 m breiten Folien, die von unten nach oben aufgezogen werden. Da ging es um die jüdische Bevölkerung im Raum Nohfelden. Sonst war der Raum gähnend leer. Im Vortragsraum nebenan hatte der Gesang aufgehört, unten tummelten sich verschiedene Leute, aber auch nicht „zahlreiche“. Oben auf der Balustrade standen die Rollups der Heimatvereine mit den gleichen Texten, wie sie auch in den letzten Wochen in der Zeitung erschienen waren. Ich gönnte dem einen oder anderen einen flüchtigen Blick; genauer betrachten wollte ich sie nicht, weil ich sie beim Erscheinen in der Zeitung schon gelesen hatte. Erläuterungen dazu konnte niemand geben, weil niemand da war. Sie standen einsam in der Gegend herum und zeugten von der Kreativität ihrer Erzeuger, aber die waren halt eben nicht da. Ich hätte ein paar Fragen gehabt zu Themen in zweien der Texte, aber - ging halt nicht.

 

Irgendjemand drückte mir ein Programmheft in die Hand, in dem die gleichen Texte wiederum abgebildet waren. Dieses System erscheint mir nicht sinnvoll. Warum die Texte vorab in der Zeitung ausdrucken? Warum sollte ich dann auf dem Heimattag erscheinen, wenn ich außer den Vorträgen nichts Neues erfahren kann? Und niemand da ist, dem ich zu den Texten Fragen stellen kann?

 

Den Vortrag von Herrn Friedrich hatte ich natürlich verpaßt, er kam um kurz nach 12 Uhr. Der Vortrag von Herrn Henz interessierte mich nicht, weil ich ihn oder eine ältere Variante schon in Tholey gehört hatte - da ging es um den Marstempel im Wareswald. Bernd Brills Vortrag über die Bauernhäuser - deshalb war ich in der Hauptsache gekommen - fing aber erst um 16 Uhr an. Dazwischen gab es eine weitere Diskussionsrunde zum Großthema „Heimat“. Ehrlich geschrieben kann ich das Thema nicht mehr hören. Da reden zwei, drei Leute darüber, was sie unter Heimat verstehen. Das war schon beim ersten Mal dröge, als ich es vor vielen Jahren in Thalexweiler hörte - damals diskutierte u.a. Dr. Johannes Schmidt mit ein paar Leuten drüber. Dabei kommt nix rum - außer teilweise Sentimentales über alte Erinnerungen und natürlich Einvernehmlichkeit. Mir tun die Leute immer leid, die sich mit solch einem Thema rumschlagen müssen. Aber das Thema „Heimat“ ist Standard geworden bei Veranstaltungen dieser Art.

 

Statt den Ausführungen zu lauschen, nahm ich an einem Tisch vor der Tür Platz, und schnell kamen auch andere Besucher, so daß wir Stühle anstellen mußten. Wir tranken Kaffee, aßen Kuchen und plauderten über unsere Lieblingsthemen. Dazu ist ein solcher Tag absolut nutzvoll - wir, die wir sonst vor uns hin werkeln oder in den Vereinen treffen, haben die Möglichkeit, mit anderen außerhalb des Üblichen zu reden. Über ein Thema, das uns gerade in den Sinn kommt. Meinungen austauschen, Möglichkeiten nennen, Hinweise geben. Claudia Schmitt erzählte, sie arbeite an einem Buch über Eisweiler und suche Infos zur Wüstung „Spicksel“. Dazu fiel mir spontan das Saalbuch von St. Wendel von 1606 ein, in dem „Spicksheller“ genannt wird. Ja, dazu ist der Heimattag wirklich gut geeignet. Allerdings sollte er dazu auch Gelegenheit geben.

 

Z.B. in Form der Bücher- und Materialtische der einzelnen Vereine, die im Vordergrund präsentiert werden. Das zieht Besucher an, die direkt mit den Kollegen hinter den Tischen diskutieren können. Manch einer beschließt Mitglied zu werden, ein anderer findet die Information, die er seit langem sucht, in einem Buch eines Vereins. Solch ein Tisch - so profan es erscheinen mag - bindet Besucher und Darsteller. Auch über einen Tag oder einen langen Nachmittag hinweg. Und macht neugierig.

So erzählte man mittags von einem Buch, das Anton Didas morgens vorgestellt haben soll, aber von dem danach - und jetzt am Mittag - nichts zu sehen war. Schade.

 

Wobei das Datum dann auch eine wichtige Rolle spielt. So war es letzten Sonntag relativ ungeschickt, den Heimattag auf den 9. September zu legen, weil an dem Tag deutschlandweit der Tag des Offenen Denkmals stattfand. Damit sind potentielle Besucher, die sonst aus Neugierde bestimmt gekommen wären, anderweitig unterwegs, um Orte zu sehen, wo sie sonst eher nicht hinkommen - auf jeden Fall meistens nicht mit Führungen für „Umme“.

 

Für mich hat sich auf jeden Fall gelohnt, bis 16 Uhr und den Vortrag von Bernd Brill zu warten. Allein die Präsentation am Anfang - das Hiwwelhaus in Alsweiler in einer Computeranimation - war sehenswert. Auch die anschließende Diskussion zeigte, daß es in dieser Richtung viele Fragen gibt, auch was verwandte Themen betraf. Leider hat der Moderator die Diskussion dann abgewürgt mit „Noch eine letzte Frage“, wahrscheinlich, weil er auch nach Hause wollte.

 

Die Verfasserin des Artikels der SZ hat ihn wohl nicht gesehen, sonst hätte sie mehr darüber geschrieben als das, was schon vorher in der Zeitung stand.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger

 

 

[Regionalforum-Saar] 1944 irgendwo nicht weit von St. Wendel

Date: 2018/09/16 22:36:41
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

 

heuer hat mir ein Ehepaar aus Ensdorf aus dem Nachlaß eines 1945 gefallenen Ensdorfers ein paar Zeichnungen (Original mit schwarzem Stift auf braune Pappe, ca. DinA 5 groß) zugesandt, die dieser während seiner Zeit in der 2ten Jahreshälfte 1944 beim Reichsarbeitsdienst RAD in St. Wendel gezeichnet hatte.

 

Ich habe sie eingescannt und unter folgender URL auf meine Website gesetzt:

 

=> http://www.hfrg.de/index.php?id=861

 

Schaut sie Euch bitte an. Ich versuche herauszufinden, was der Zeichner da aufgenommen hat.

 

Die Burgruine scheint mir nicht die Burg von Nohfelden zu sein, auf keinen Fall die Liebenburg bei Hofeld. Ggf. war er auf Burglichtenberg, aber die Zugänge passen nicht dazu.

 

Der Ort, in dem die RAD-Barracke steht, ist nicht St. Wendel; aber der Kirchturm ist markant und der gleiche auf dem anderen Foto, in der die Kirchengebäude besser zu sehen sind.

 

Aber wo liegen die Gebäude?

 

Die Hütten unter den Bäumen - da verspreche ich mir keine Lösung. Aber es würde mich auch nicht wundern, wenn gerade dieses Rätsel gelöst würde und die anderen Orte nicht erkannt würden. Hätte was von Murphys Gesetz.

 

Vielen Dank für Eure Hilfe.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger

 

 

[Regionalforum-Saar] heute in der SZ (1)

Date: 2018/09/17 10:13:40
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

In fünf Schritten durch Tholeys Geschichte

von Marion Schmidt, Saarbrücker Zeitung

 

Tholey. Eine neue Broschüre gliedert die geschichtliche Neuzeit der Gemeinde Tholey in 100-Jahr-Abschnitte — von 1500 bis heute gibt es viel zu entdecken.

 

„Ich hatte schon immer meine Schwierigkeiten mit den Zahlen und damit, mir geschichtliche Daten zu merken“, stellte Werner Feldkamp unlängst in einer Diskussionsrunde anlässlich des Tages des St. Wendeler Landes fest. So oder so ähnlich geht wohl vielen Menschen. Dreißigjähriger Krieg, wann war das nochmal? Viele geraten bei solchen historischen Fragestellungen schnell ins Grübeln. Das soll im Landkreis St. Wendel jetzt anders werden. Mit dem Projekt „Lokale Erzählungen St. Wendeler Land 5 x 100“ wollen dessen Initiatoren  den Menschen auf die Sprünge helfen und den Zugang zur Geschichte erleichtern.

 

Die Methodik ist ganz einfach. Die vergangenen 500 Jahre, also die geschichtliche Neuzeit, werden in überschaubare 100-Jahr-Schritte gegliedert.

 

Besondere regionale Ereignisse, kulturhistorische Wahrzeichen und Persönlichkeiten werden in Zusammenhang gebracht mit den zurückliegenden fünf Jahrhunderten, also einem Zeitraum von 1500 bis heute. Bürger und Touristen können in einem mehrseitigen Flyer die historische Epoche Revue passieren lassen und sich an regionalen Spuren der Geschichte orientieren.

 

„Durch diesen Ansatz wollen wir die Menschen in einem kompakten Format motivieren, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Die Einbeziehung von regionalen Sequenzen und Bauwerken schafft Identität“, so Landrat Udo Recktenwald (CDU). In Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie den Heimatforschern soll für jede Gemeinde im Landkreis eine lokale Erzählung mit Flyern erarbeitet werden.

 

Die Kultur-Landschafts-Initiative (Kulani) hat die lokale Erzählung nach einer Idee von Manfred Peter entwickelt. Der aus Primstal stammende pensionierte Jurist und Politologe hat sich in eigenen Publikationen mit der Geschichte seiner Heimat befasst. Mit 50 weiteren geschichtsinteressierten Besuchern verfolgte er Anfang September im Tholeyer Rathaus die Präsentation des ersten Gemeindeflyers: Tholey. Der Flyer ist eine Fortsetzung der „Lokalen Erzählung Europa 5 x 500“, die die Regionalgeschichte des St. Wendeler Landes in einen größeren europäischen Zusammenhang stellt. „Die Idee hatte Charme. Man wollte kein weiteres Geschichtsbuch schreiben, sondern eine kurze, für Laien verständliche historische Übersicht. Etwas, das es bisher noch nicht gab“, erinnert sich Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU) an ein erstes Gespräch mit dem damaligen Kulani-Vorsitzenden Werner Feldkamp.

 

Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Historischen Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes, des Historischen Vereins Hasborn-Dautweiler und des Historischen Vereins Bohnental bewältigte die Herkules-Aufgabe, den gewählten Geschichtsraum in einem kompakten Format abzubilden. Das größte Problem sei dabei gewesen, einen roten Faden zu finden und sich auf die wichtigsten Ereignisse zu konzentrieren. „Als ich von dem Vorhaben hörte, habe ich erst einmal die Stirn gerunzelt und mich gefragt, ob das überhaupt möglich ist. Ich war aber schnell überzeugt“, sagt Niko Leiß, Vorsitzender des Historischen Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes. „Die lokale Erzählung war uns schon von dem Europa-Projekt her bekannt. Die redaktionelle Arbeit war eine große Herausforderung. Wir sollten auf kleinem Raum die europäische Geschichte stark zusammengefasst vermitteln und regionale Bezüge herstellen. Die Texte sollten für den Laien verständlich sein. Da musste jedes Wort stimmen“, ergänzt Herbert Jäckel, Vorsitzender des Historischen Vereins Hasborn-Dautweiler. Für den Flyer wurden Fotos mit regionalen Geschichtsorten ausgewählt. Christoph M. Frisch, Leiter des Kunstzentrums Bosener Mühle, brachte die inhaltliche Arbeit der Heimatforscher in einen übersichtlichen schmalformatigen Flyer. Auf 14 Seiten bildet dieser die Geschichte der Gemeinde Tholey ab und zeigt, dass europäische Geschichte auch vor unserer Haustüre stattgefunden hat. Ein Zahlenstrahl mit Meilensteinen der Weltgeschichte wie Reformation, Dreißigjähriger Krieg, Französische Revolution, Deutsche Reichsgründung, die beiden Weltkriege und die beiden Saarabstimmungen dienen der Orientierung und Einordnung der regionalen Geschichte.

 

Ute Alt aus Theley ist begeistert von dem neuen Flyer: „Für mich ist es wichtig zu wissen, was hier in meiner Heimat los war. Der Flyer führt mir nochmal vor Augen, dass wir in unserer Gemeinde mittendrin waren in der Geschichte.“ Bis zum Frühjahr 2019 sollen die Flyer der übrigen Landkreis-Gemeinden und der Kreisstadt St. Wendel in einer Veranstaltungsreihe in den einzelnen Kommunen vorgestellt werden. Die Arbeiten hierzu laufen bereits auf Hochtouren. „Viele Gedanken und Ideen, die aus der Arbeitsgruppe der Gemeinde Tholey kamen, können wir für die Projektarbeit in den anderen Gemeinden nutzen“, lobt Werner Feldkamp das Engagement der Tholeyer Mitstreiter.

 

Der Flyer „Lokale Erzählung 5 x 100 – Gemeinde Tholey von 1500 bis heute“ liegt im Tholeyer Rathaus aus.

[Regionalforum-Saar] Ein paar Anmerkungen zur neuen Bro schüre durch Tholeys Geschichte.

Date: 2018/09/17 10:14:49
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Ein paar Anmerkungen zur neuen Broschüre durch Tholeys Geschichte.


Ist schon lustig, die Unterüberschrift. Denn eine „Broschüre“ ist es gerade nicht, sondern ein Faltblatt, das sich ziehharmonikaartig in 14 Einzelseiten aufklappen läßt. Sowas nennt mein heute auf Neudeutsch einen Flyer (sprich: Flaaja mit einem versteckten „i“ zwischen „a“ und „j“).

 

Bei Betrachtung des Blattes muß man die beiden Grundbedingungen wissen, von denen eine leider nicht genannt wird - der Betrachtungsort ist die „Gemeinde Tholey“, die es in ihrer jetzigen Form aber noch keine 50 Jahre gibt. D.h. es wird die Geschichte einer Gemeinschaft aufgezeigt, die über den Großteil der Blätter des Flyers nicht existiert hat. Das birgt Tücken, die schon auf der ersten geschichtlichen Seite auftauchen „Die Gemeinde Tholey vor 500 Jahren“, die besser heißen würde: „Die Orte, die heute die Gemeinde Tholey bilden, bis vor 500 Jahren“, denn zunächst wird auf die keltische und römische Geschichte eingegangen, das 6te nachchristliche Jahrhundert, Adalgisel Grimo, etc., alles Sachen, die vor 500 Jahren im Besprechungsgebiet lange vergessen waren, und die tatsächlich im Flyer eins vornedran besprochen wurden.

 

Übrigens: der geneigte und schon länger in dieser Liste verweilende  Leser erinnert sich sicher noch an die heftigen Diskussionen, die wir seinerzeit in puncto „5 x 500 Jahre“ hier hatten? Ja? Gut, dann kann ich mir meine Meinung zu diesem Unfug hier sparen.

 

Die andere Grundbedingung ist die Aufteilung in 5 x 100 Jahre, wobei diese vermutlich - unserer Kalenderjahreszählung folgend - jeweils am 1. Januar xx01 beginnen, also 1501, 1601, 1701, 1801 und 1901 - Mist, da fehlt 2001, aber das ist nicht schlimm, über die letzten 17 Jahre steht hier eh nix drin.

 

Die Abtei Tholey gilt im Flyer als Wallfahrtszentrum. Aber im Satz darauf steht, daß die Wallfahrt aus einer Pflichtprozession bestand. Kamen die Leute also, weil sie wollten oder weil sie durften-mußten? Warum dorthin gewallfahrtet wurde, geht aus dem Flyer nicht hervor. Aber das hat man heute eh nicht mehr so, weil Religion eine Art „iiiihhhh“-Thema ist. Kirchen betrachtet man als Museen, und wehe dem, der sie anders bespricht, der hat direkt eine Art Beigeschmack. Kunst ja, aber warum die Kunst - eher nein. Wie sagte die junge Dame in dem Film über die Basilika in St. Wendel - „ich bemühe mich, beim Betrachten der Kunst den Faktor „Religion“ außer Acht zu lassen.“ Recht so, kleines Mädchen. Zurück zum Flyer.

 

Dort wird’s unter einer Karte etwas konfus. Da steht, daß verschiedene Orte dem Herzog von Lothringen unterstehen, andere Orte aber Eigenbesitz der Abtei Tholey sind. D.h. die letzteren unterstehen nicht dem Herzog, wo ihm doch auch die Abtei untersteht? Interessanter Gedanke. Mein hypothetischer Sohn untersteht meiner „Gewalt“, aber nicht der des deutschen Staates, der ich unterstehe? Geht so ein bißchen in Richtung „Reichsbürger“, die haben auch solche Ideen. Aber das habe ich sicher nur falsch verstanden.

 

So geht das auch im 16. Jahrhundert weiter. Dort erfahren wir, daß der Trierer Kurfürst ein Diktator war, da er in Kurtrier die Reformation „systematisch unterdrückt“ hat. Hm, man korrigiere mich, aber ist die Reformation - so sie eine solche ist, denn reformiert wurde eigentlich nicht, sondern eine neue Kirche gegründet, das heißt, nicht eine, sondern mehrere, die Lutherische, die Reformierte und mit Amman und Mennon und anderen noch weitere -, also ist die Reformation nicht „von oben“ eingeführt worden? „Systematisch unterdrückt“ bedeutet doch, daß der Kurfürst bei Strafe verboten hat, daß sich seine Untertanen dem neuen Glauben anschließen? D.h. daß die, die in Gebieten wohnen, wo der neue Glauben angenommen wurde, dies aus freien Stücken getan haben. Komisch, ich habe das anders verstanden. Ich hab verstanden, daß deren Machthaber die Gelegenheit ergriffen, sich vom Papst loszueisen - und dasselbe von ihren Untertanen verlangten. Aber daß es den Untertanen selbst nach dieser Veränderung verlangte, zefix, das war mir nicht bewußt.

 

Im gleichen Satz steht auch, daß der „Bauernkrieg“ kaum Auswirkungen auf die Region hatte? Hm, hatte er überhaupt welche? Heutzutage vielleicht, wenn wir das Lied „Wir sind des Geyers schwarzer Hahaufen“ singen, da geht’s um den Bauernkrieg, oder Dieter Breuers „Versklavt und verraten - Der Aufstand der Bauern zu Anfang des 16. Jahrhunderts“ lesen, aber dort kommt unsere Kante gar nicht vor, wenn auch eine ziemlich heftige Abrechnung mit einem anderen Protagonisten, der im Flyer nicht vorkommt: Martin Luther.

 

Auf dem dritten Blatt taucht ein Begriff auf, den ich - als Ortsfremder, als Tourist, den es durch Zufall nach Tholey verschlagen hat - gar nicht zuordnen kann: Was zum Geier ist das „Bohnental“? Werden hierzulande die Täler nach Gemüsearten benannt? Kuhl.

 

So geht das weiter. Im 17. Jahrhundert fand ich die Information wichtig, daß der 30-jährige Krieg erst später so genannt wurde. Ich dachte immer, der hieß von Anfang an so. So wie man am 2ten September 1939 wußte, daß der Zweite Weltkrieg losgegangen war.

 

Im 18ten Jahrhundert habe ich gelernt, daß u.a. Kurtrier „in den Revolutionskriegen unter“gingen. Sie wurden nicht etwa 1803 oder so aufgelöst, sie versanken wohl in Schutt und Asche während irgendwelcher Feldzüge. So genau steht das hier nicht. Jerres, ich vermute, da ist die wieder die halbe Bevölkerung mit draufgegangen, so wie gut 170 Jahre zuvor im „später so genannten“ 30-jährigen Krieg.

 

Irgendwann auf der letzten Seite sind wir im Text beim heute angelangt, im Jahre 1974. Seitdem - bis zu dem Jahr 2018, in dem ich dies schreibe - ist in Tholey nix mehr passiert. Armer Hermann Josef, was sagste dazu …

 

Illustriert wird der Flyer, von dem eine Seite auf das Titelbild, eine auf das Konzept und eine für eine Art Impressum fällt, aus dem man bei genauem Hinschauen erkennen könnte, daß ihn das Landkreis St. Wendel, nicht etwa die Gemeinde Tholey erarbeitet hat, durch neun Fotos, drei Abbildungen, zwei moderne und eine ältere Karte des Amts Schaumburg, deren Original sich wohl im Archiv der Abtei Tholey befindet (komisch, ich dachte immer, das Original läge in einem Archiv in München, aber das ist auch egal, man kann eh nicht viel darauf erkennen).

 

Jòh.

 

Was? Ihr wollt meine abschließende Meinung zum Flyer wissen?

Z.B. ob wegen der Detailverliebtheit der Verfasser ein grober Überblick möglich ist?

=> Ja, denn über jedem Kapitel steht das Jahrhundert und dahinter ein paar Schlagworte, die es kennzeichnen, z.B. „18. Jahrhundert: Absolutismus - Aufklärung - Revolution“.

 

Was? Das gabs überall in unserer Kante?

=> Ja, stimmt, deswegen stehts ja hier auch?

 

Wie? Dafür hätten wir keinen extra Flyer gebraucht?

=> Kann man so nicht sagen, wann habt Ihr denn das letzte Mal daran gedacht?

 

Bitte? Ob die Schrift groß genug ist zum Lesen?

=> Ja, das ist locker Schriftgröße 2, eher sogar 3 oder 4. Mit ein bißchen gutem Willen, ausreichendem Licht, sehr guten Augen, ggf. einer Lupe ist das super zu lesen.

 

Ónn?

=> Wie „ónn“? Geh nò Toole ónn holl da selwaschd ääns ónn gugg.


Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Als Germanen die Römer verdr ängten

Date: 2018/09/17 10:19:14
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:

Ausgrabungen

Als Germanen die Römer verdrängten

Nonnweiler. Die archäologische Ausgrabung in Nonnweiler ist abgeschlossen. Nun analysieren Forscher die Ergebnisse.

 

Von Marion Schmidt

Purer Zufall war es, als Helmut Ludwig 2008 auf freier Flur in einem Wiesengelände alte Ziegelsteine gefunden hatte. Der Heimatforscher aus Nonnweiler zeigte seinen Fund einem Archäologen der Terrex gGmbH.

 

Thomas Fritsch, der Projektleiter des Grabungsprojektes Keltischer Ringwall schaute sich die Fundstelle genau an. „2014 ließen wir die Stelle von einem Geophysiker aus Münster mit einem Radargerät scannen, um festzustellen, was sich weiterhin im Boden verbirgt“, berichtet Thomas Fritsch.

Die erste Grabungsphase begann 2015 in Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie Otzenhausen. In den Jahren 2017 und 2018 wurde die Grabung mit der Grabungsgesellschaft Terrex fortgesetzt. Fritsch: „Mit vier von der Arbeitsagentur vermittelten Helfern haben wir drei bis fünf Wochen im Jahr gegraben.“ Das Grabungsprojekt ist nun abgeschlossen, die Ergebnisse sollen später in einer Ausstellung dokumentiert werden.

 

Archäologe Fritsch sieht das Grabungsfeld im Zusammenhang mit dem nahe gelegenen gallo-römischen Vicus in Schwarzenbach: „In damaliger Zeit hatte sich die Bevölkerung mit ländlichen Betrieben im Umfeld dieser Siedlung niedergelassen.“ Vor Jahren sei ein Hobbyarchäologe unweit des neuen Grabungsfeldes auf die Spuren eines großen Gebäudes gestoßen, wohl eine Art Stallung. Unweit der Fundstelle liegt auch eine Quelle. Fritsch spekuliert, dass sein Grabungsfeld die Überreste eines Speicherbaus für Getreide und landwirtschaftliche Geräte preisgibt. Beim Freilegen des Areals habe man Dachziegelschutt, Keramik-Fragmente und Münzen gefunden.

Die spartanischen Funde lassen vermuten, dass es kein aufwendiger Bau war. Die freigelegten Mauerfragmente lassen auf ein Gebäude schließen mit einem Ausmaß von 15 auf 18 Metern. Als im Laufe der spätrömischen Zeit die germanischen Stämme sich immer weiter ausbreiteten und die Römer zurückdrängten, sei eine Umbruchphase eingeleitet worden. Es sei zu Plünderungen und Verwüstungen der gallo-römischen Bauten gekommen. „Die Bewohner waren vermutlich nicht mehr in der Lage, ihre zerstörten Gebäude aufzubauen und nutzten das, was noch vorhanden war“, spekuliert der Archäologe. „Bei unserer Ausgrabung haben wir auf dem Fußboden eines Innenraums eine Brandstelle entdeckt. Was darauf hindeutet, dass dieser Raum provisorisch als eine Art Küche diente. Wir vermuten, dass dieser Bereich zuvor vielleicht eine Art Kellerraum des intakten Gebäudes war.“ In späteren Zeiten sei dieser Raum schichtweise mit Schuttmaterial von anderen Siedlungsgebäuden aufgefüllt worden. Das Fundmaterial mit verbrannten Steinen, Keramikfragmenten und Holstücken lassen diesen Rückschluss zu.

 

„Die gefundenen Holzstücke können wir mit der C14-Datierung analysieren lassen und so Erkenntnisse über das Alter gewinnen“, erläutert Thomas Fritsch und weiter: „Es gibt nicht viele Belege aus dieser Umbruchzeit, als die Germanen die Römer verdrängten. Wir forschen hier seit 1999 in einem Umkreis von acht Kilometern um den Hunnenring und sind bereits auf 387 Fundstellen gestoßen. Somit sind wir in einer guten Wissenssituation. Wir liegen hier mit Blick auf die Kelten und Römer in einem viel beachteten Hotspot.

Für den Archäologen ist es immer wieder spannend zu erkunden, wie die Menschen früher gelebt haben: „Von der Siedlungstaktik der Alten können wir lernen, ihre Verhaltensmuster könnten uns auch heute bei einer sinnvollen Bauplanung helfen. Früher wurde nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten gesiedelt. Es wurde geschaut, wo sich Wasserquellen, trockene Plätze und fruchtbarer Boden befinden. Eine wichtige Rolle spielte auch die klimatisch günstige Lage. Bevorzugte Siedlungsplätze lagen auf Höhenterrassen. Man kann viel von unseren Vorfahren lernen, gerade was den Umgang mit der Natur betrifft.“

Jede Grabung zeige eine neue Facette vom damaligen Leben der Kelten und Römer in unserer Region. Wenn im Keltendorf in Otzenhausen das geplante Besucherzentrum steht, sollen die Ergebnisse dieser Grabung als weiterer Puzzelstein dokumentiert und ausgestellt werden. Nachdem das Grabungsfeld vermessen, alle Funde gesichert und dokumentiert wurden, wird das Gelände nun wieder mit Erdreich aufgefüllt und eingeebnet für die weitere Nutzung als Weideland.

 

[Regionalforum-Saar] Buch über Heimatforscher Schw ingel

Date: 2018/09/17 10:21:22
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:

Neues Buch über Heimatfroscher Schwingel

 

Von Hans Jürgen Loch

 

St. Wendel. Das Buch „Heinrich Schwingel – Zum 100. Geburtstag des Oberlinxweiler Heimatforschers“ wird am Dienstag, 18. September, 19.30 Uhr, in den Räumen der Geschäftsstelle des Vereins für Landeskunde Saarland (VLS) in St.

 

Stefan Blasius aus Oberlinxweiler hat ein Buch zusammengestellt, das die jahrzehntelange akribische Forschungsarbeit von Heinrich Schwingel aufzeichnet und würdigt. Wie es in der Einladung heißt, umfasst das Buch 160 Seiten mit mehr als 600 Fotos und Zeichnungen. Es kostet 15 Euro.

 

[Achtung: Ich habe das Buch nicht und verkaufe es auch nicht!]

[Regionalforum-Saar] Schade, daß Potsdam nicht u m die Ecke liegt.

Date: 2018/09/19 13:39:02
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Die Zeiten des Ereignisses. Neuvermessung einer historischen Kategorie

Potsdam

 

Am Neuen Markt 9d, 14467 Potsdam

 

Veranstalter: Dr. Anna Karla; Dr. Jörn Eiben; Dr. Theo Jung

 

09.11.2018 - 10.11.2018

 

http://geschichte-und-theorie.de/tagungen/zeiten-des-ereignisses

 

Von  Arbeitskreis Geschichte + Theorie in Kooperation mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

 

Das Verhältnis der Geschichtswissenschaft zum Ereignisbegriff ist paradox: Einerseits ist Geschichte ohne das Ereignis kaum denkbar, andererseits gilt die Ereignisgeschichte seit längerem als unzulängliche, unzeitgemäße Form der Geschichtsschreibung. Vor diesem Hintergrund setzt sich die Tagung zum Ziel, in Auseinandersetzung mit den jüngeren Debatten um die historische Grundkategorie der Zeit ein neues theoretisches Verständnis von Ereignissen zu begründen. Denn Ereignisse – sei es im alltäglichen, im biographischen oder im ‚historischen‘ Sinn – zeichnen sich durch eine spezifische Zeitlichkeit aus. Als temporale Fokuspunkte ergeben sie sich aus der Art und Weise, wie sich Individuen, Gruppen und Gesellschaften zu ihrer eigenen Zeit verhalten. Im Brennpunkt temporaler Perspektiven und Handlungsmuster ist das Ereignis somit stets eingebettet in ein komplexes Geflecht sich überlagernder sozialer, kultureller, wirtschaftlicher, technischer und medialer Kontexte. Aus demselben Grund rückt seine Identität ins Zentrum gesellschaftlicher Konflikte und Aushandlungsprozesse.

 

Auf der Grundlage historischer Fallstudien erprobt die Tagung verschiedene Zugänge zu den historischen Dimensionen von Ereignissen und erschließt so Wege zu einer neuen Ereignisgeschichte jenseits althergebrachter Chronologien.

 

Programm

Freitag, 9. November 2018

13:00 Begrüßung und Einführung

 

Frank Bösch (Potsdam), Anna Karla (Köln), Jörn Eiben (Hamburg), Theo Jung (Freiburg i. Br.)

13:30 I: Geteilte Ereignisse

 

Frank Bösch (Potsdam): Die Synchronizität globaler Ereignisse

 

Albert Schirrmeister (Paris): Erwartungshandeln. Über die kulturelle und soziale Konstruktion von Ereignissen in der Antizipation

 

Tobias Hasenberg (Köln): Das historische Ereignis als dynamischer Deutungskomplex. Überlegungen zu einer kritischen Ereignis-Zeitgeschichte am Beispiel des Kölner 'Nagelbombenattentats' 2004

 

Thomas Mergel (Berlin): Kommentar

15:30 Pause

16:00 II: Visualisierte Ereignisse

 

Britta Hochkirchen (Bielefeld): Bildzeiten des Ereignisses. Koselleck und das fotografische Bild

 

Ramon Voges (Leipzig): Erzählte Zeit und Geschichte. Zur Ereigniskonstitution in frühneuzeitlichen Bildberichten

 

Caroline Rothauge (Eichstätt-Ingolstadt): Spanischer Bürgerkrieg - Ereignis, Erinnerungskultur(en) und audiovisuelle Darstellung(en)

 

Sillvan Niedermeier (Erfurt): Kommentar

18:00 Pause

18:15 Keynote: Achim Landwehr (Düsseldorf): Das verspätete Ereignis

Samstag, 10. November 2018

9:00 III: Ereignisse in Natur und Technik

 

Uwe Lübken (München): Die Zeiten der Gefahr: Zur Temporalität von Naturkatastrophen

 

Christian Holtorf (Coburg): Ereigniskarten. Raumzeitliche Darstellungsmöglichkeiten der historischen Kartografie

 

Alexander Gall (München): Das Ereignis der Technik und die Technik des Ereignisses in der illustrierten Massenpresse nach 1900

 

Iris Schröder (Erfurt): Kommentar

11:00 Pause

11:30 IV: Ereignisse und Geschichtskultur

 

Tobias Becker (London): Vom Ereignis zum Jahrzehnt. Über Zeitrechnung in der Zeitgeschichte

 

Fernando Esposito (Tübingen): Era fascista. Faschistischer Kalender, Revolution und die antihistorische Inszenierung des Ereignisses

 

Ulrike Jureit (Hamburg): Simulierte Zeitsprünge. Zur Vergegenwärtigung historischer Ereignisse im Reenactment

 

Aleida Assmann (Konstanz): Kommentar

13:30 Pause

14:00 Abschlussdiskussion

14:45 Ende

Die Tagung ist öffentlich, alle sind willkommen. Um Anmeldung per Email wird gebeten.

Kontakt

Dr. Theo Jung

 

Historisches Seminar

 

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

 

79085 Freiburg i. Br.

theo.jung(a)geschichte.uni-freiburg.de

 

[Regionalforum-Saar] Die Erfindung der Leistung

Date: 2018/09/24 22:24:17
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Verheyen, Nina: Die Erfindung der Leistung. München: Hanser Berlin 2018.
ISBN 978-3-446-25687-3; 256 S.; EUR 23,00.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Jan Ruhkopf, Forschungsbereich Zeitgeschichte, Institut für
donauschwäbische Geschichte und Landeskunde


Was für ein originelles Buch! Auf den ersten Blick ein second book, ist
"Die Erfindung der Leistung" eine Monographie, mit der Nina Verheyen
Überlegungen und offenbar erste Ergebnisse ihrer an der Universität zu
Köln entstehenden Habilitation zur sozialen Konstruktion von Leistung im
Deutschland des 20. Jahrhunderts präsentiert, und das dabei sich
ausdrücklich auf "populärem Terrain" (S. 209) versucht. Ein solcher
Hybrid zwischen Fach- und Sachbuch, der sowohl
wissenschaftlich-differenzierend arbeitet als auch Leserschichten
jenseits der scientific community anspricht, bedarf eines Themas mit
Aufmerksamkeitsgarantie. Mit einer historischen Spurensuche nach der
Idee des Leistungsgedankens als "Fundamentalnorm der Gegenwart"[1] haben
Verheyen und der Hanser Verlag offenbar ins Schwarze getroffen, wie
diverse Rezensionen in überregionalen deutschen Tageszeitungen
belegen.[2]

Verheyen geht in der Einleitung von einer einleuchtenden Grundprämisse
aus: Leistung als Kategorie sei an sich nicht zu fassen, sondern
entfalte nur im jeweiligen Kontext und je nach Perspektive
Deutungskraft, was aber in der Debatte zwischen Leistungskritikern und
-befürwortern häufig übersehen werde. Entsprechend lehnt Verheyen eine
Positionierung explizit ab und will herausarbeiten, "wie sich das
Leistungsparadigma im Laufe der Zeit verfestigt hat" (S. 15), wobei
Stabilisierungen und Widerstände, Modifizierungen von
Leistungsvorstellungen und Praktiken mitbedacht werden. Die Studie ist
damit diskursanalytisch angelegt, nutzt einen breiten Quellenkorpus aus
Tagebüchern, Zeitungsartikeln, Vorträgen, wissenschaftlicher wie
klassischer Literatur und einigem mehr. Die Geschichte der Leistung
schreibt Verheyen als "die Geschichte einer Unschärfeformel" (S. 22),
womit sie ihre These der Offenheit und Wandelbarkeit des
Leistungsbegriffs elegant fasst.

Der erste Teil des Buches thematisiert die menschlichen Empfindungen von
Leistung sowie die hinter ihnen liegenden sozialen Praktiken. Das
Kapitel "Leistungsgefühle" beschreibt, wie Leistung literarisch,
biographisch, öffentlich und wissenschaftlich mit Freude und Leid
verknüpft wurde und sich im immerwährenden Selbstzweifel der Sozialistin
Lily Braun (1865-1916) genauso manifestierte wie im Freitod von
deutschen Abiturienten. Unsicherheit, falsch verstandener Ehrgeiz,
Leistungshybris - sie alle liefern die Psyche bereits der Ausbeutung
aus, die damit nicht erst dem Neoliberalismus der Gegenwart zum Opfer
fällt.[3]

All dies hat mit "Leistungspraktiken" zu tun, Thema des herausragenden
dritten Kapitels. Anhand der Deutungsmacht von Techniken der
Leistungsmessung wie Schulnoten, des staatlichen Berechtigungswesens,
des IQ-Tests und des Leistungswettbewerbs in Sport und Wissenschaft
zeigt Verheyen überzeugend, wie problematisch dies werden kann, weil
demnach "Leistung ist, was sie zur Leistung machen" (S. 57). Schulnoten
etwa suggerieren ein Leistungsniveau, das den Prozess des
Lernfortschritts eines Schülers überhaupt nicht wiedergeben kann. Der
IQ-Test, der in den 1920er- und 1930er-Jahren in den USA verwendet
wurde, um die Bevölkerung "demokratisch und transparent" (S. 77) auf
Bildungsinstitutionen und Arbeitsplätze zu verteilen (was übrigens mit
Demokratie ebenfalls nicht viel zu tun hat), entpuppte sich später als
"Kulturtest" (S. 79), als Stabilisator sozialer wie rassischer
Segregation, da er maßgeblich von Übung abhing - die weißen Eliten
weitaus eher möglich war als anderen. Individuelle Leistung wurde so zur
realen Größe objektiviert, mit der Menschen unterschieden und
hierarchisiert wurden - die beschriebenen Empfindungen des ersten
Kapitels zeigen die Wechselwirkung und Wirkmächtigkeit dieser Techniken
bis in das Individuum hinein.

Auf diesem Fundament baut Verheyen anhand von vier Kapiteln mit den
Beispielen Leistungsarten, Leistungsbegriff, Leistungssteigerung und
Leistungskritik den zweiten Teil des Buches auf. Hier veranschaulicht
sie mit teilweise überraschenden Befunden die Wandelbarkeit und
Ausprägung des Leistungsverständnisses vom frühen 19. bis ins letzte
Drittel des 20. Jahrhunderts. In Kapitel 4 hält Verheyen dem
"bürgerlichen Leistungsethos" als narrativer Grundlage der gegenwärtigen
Leistungsgesellschaft quellennah die Geschichte von Ferdinand Beneke
(1774-1848) entgegen. Der Jurist aus dem frühen 19. Jahrhundert habe
zwar auch gearbeitet, und zwar mit großer Regelmäßigkeit. Aber
mindestens genauso wichtig scheinen ihm die Kindererziehung, die Rolle
des Ehemanns und die gesellschaftliche Aktivität gewesen zu sein. Zwar
waren dies Selbststilisierungen, sie stützen jedoch Verheyens Argument,
weil Beneke sich als idealer bürgerlicher Mann darstellte. Eigentlich,
so zeigen es weitere Quellen, habe Beneke sogar als jemand gegolten, der
eher zu viel als zu wenig gearbeitet habe. Leistung habe daher im
bürgerlichen Wertehimmel vor allem als Selbstvervollkommnung gegolten
und das Verb "Leisten", so Verheyen in einem kleinen
begriffsgeschichtlichen Exkurs, habe lange eher die Pflichten gegenüber
anderen Menschen gemeint, nämlich im weitesten Sinne 'Gesellschaft zu
leisten', anstatt die eigene, individuelle Kraft hervorzuheben. Hier
kann man nachfragen, ob nicht gerade die Geselligkeit eines Beneke, von
Verheyen zu Recht als zusätzliche Anstrengung charakterisiert, nicht
auch ganz wesentlich zum gesellschaftlich geforderten
Leistungsrepertoire gehörte. Ähnliches könnte für die Kontrolle der
'korrekten' Kindererziehung und die Präsentation des 'funktionierenden'
Familienlebens gelten. Auch der Hinweis, dass dieser exklusive
Lebensstil überhaupt erst durch andere Menschen, beispielsweise als
Dienstpersonal tätige, ermöglicht wurde, die ganz anderen Arbeits- und
Leistungsanforderungen unterworfen waren, und darüber hinaus doch wohl
'Leistungen' in Form von Finanzkraft voraussetzte, wird zwar genannt,
kommt aber fast zu spät - eine frühere Relativierung hätte dem zunächst
recht einseitigen Bild gutgetan.

Kapitel 5 thematisiert die keinesfalls einheitliche "Entstehung des
modernen Leistungsbegriffs" (S. 127) anhand der Teilbereiche
(Arbeits-)Wissenschaft, Rechtslogik und Wohlfahrtsstaatlichkeit im
Verlauf des 19. Jahrhunderts. Verheyen zeichnet nach, wie "Leistung" mit
dem Oberthema Arbeit verbunden wurde, zunächst als
physikalisch-technische Größe, die die optimale Ausnutzung von Kraft
maß. Durch die junge Physiologie und den Neuentwurf des menschlichen
Körpers wanderte die Kategorie diskursiv vom Sozialen ins Physikalische
- und wurde quantitativ vergleichbar. Mit der Gegenüberstellung von
Leistung als "Schlüsselkategorie" (S. 140) des Bürgerlichen Gesetzbuches
und der damit einhergehenden Generalisierung von Leistung in vertraglich
geregelten Arbeitsverhältnissen war sie aber nicht einseitig
kapitalistisch auslegbar, sondern stand in einem ökonomisch-rechtlichen
Wechselverhältnis. Verheyen kommt hier zu dem interessanten Befund, dass
Leistung als "Grundbegriff der staatlichen Regulierung" (S. 152) zu
sehen sei, der die Marktlogiken abzufedern und einzuhegen half.

Mit Kapitel 6 und 7 springt Verheyen dann über das Fin de Siècle hinweg
ins 20. Jahrhundert, in dem sich die Leistungsmessung zur
Leistungssteigerung transformierte, was an der Ausbreitung des
Sozialdarwinismus und dem Werk Francis Galtons (1822-1911) zur
Vervollkommnung der 'Menschenklasse' gezeigt wird. Ergänzt wird dies um
die Entdeckung der körpereigenen Hormone und den daraus resultierenden
Gedanken zur gezielten Leistungssteigerung in dieser "Epoche des
Enhancement" (S. 171). In Verbindung mit der Rationalisierung der Arbeit
zeigt Verheyen nachvollziehbar - eindrücklich demonstriert am Kontroll-
und Konkurrenzsystem des Warenhauses (S. 180f.) - wie neben dem
Leistungsvergleich auch Leistungssteigerung zur menschlichen
Alltagserfahrung wurden. Eine Erfahrung, die der Nationalsozialismus
noch einmal pervertierte, die grundsätzlich aber gerade kein
NS-Spezifikum darstellt, wie Verheyen zu Recht betont, sondern eine
tiefere und längere Geschichte besitzt. Für die Zeit nach 1945 fasst sie
die Debatten um die Leistungskritik von links und den durch Pierre
Bourdieu und Michael Hartmann infrage gestellten Nimbus von Leistung als
Generator sozialer Gerechtigkeit zusammen. Daraus folgt, dass
individuelle Leistung schwerer auszumachen ist als zuvor, dies
andererseits aber immer mehr zum Erfolgsmerkmal wird, womit Verheyens
beeindruckende Geschichte in die aktuell ausgemachte "Gesellschaft der
Singularitäten"[4] mündet.

Nina Verheyen erzählt in ihrer schlanken, wunderbar leicht geschriebenen
Studie die Geschichte der Leistung und kommt zu einem Ergebnis, das man
sich immer wieder bewusstmachen sollte: Leistung ist keine gesetzte
Kategorie, sondern historisch gewachsen und damit "genuin sozial" (S.
206f.). Abwägend und differenzierend einerseits, mit gegenwartsbezogenen
Pointen versehen andererseits, bietet dieses Buch Erkenntnisgewinn und
Freude in einem. Mehr kann man einem Buch nicht wünschen - außer
vielleicht eine bessere Nachweispolitik: Warum versieht man einen
Endnotenapparat mit Textverweisen, wenn der Leser im Text selbst leider
nur selten erahnen kann, dass überhaupt auf weitere Informationen
verwiesen wird? Nicht nur deswegen darf man sich auf die
Habilitationsschrift freuen, für die Verheyen schon Fußnoten versprochen
hat.


Anmerkungen:
[1] Kai Dröge/Kira Marrs/Wolfgang Menz (Hrsg.), Rückkehr der
Leistungsfrage. Leistung in Arbeit, Unternehmen und Gesellschaft, Berlin
2008, S. 7.
[2] Vgl. die Übersicht auf Perlentaucher,
https://www.perlentaucher.de/buch/nina-verheyen/die-erfindung-der-leistung.html
(10.09.2018).
[3] Vgl. Byung-Chul Han, Psychopolitik. Neoliberalismus und die neuen
Machttechniken, Frankfurt am Main 2014, insb. S. 43-46.
[4] Andreas Reckwitz, Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum
Strukturwandel in der Moderne, Berlin 2017.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Ruben Hackler <rhackler(a)fsw.uzh.ch>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2018-3-171>

[Regionalforum-Saar] Auswanderung als nationalistisches Projekt. "Deutschtum" und Kolonialdiskurse im südli chen Brasilien (1824-1941)

Date: 2018/09/28 14:00:40
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Auswanderung als nationalistisches Projekt. "Deutschtum" und Kolonialdiskurse im südlichen Brasilien (1824-1941)

 

Autor Schulze, Frederik

Wien 2016: Böhlau Verlag

426 S.

Preis   € 80,00

 

ISBN 978-3-412-50547-9

 

Rezensiert für H-Soz-Kult von Jens Gründler, Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster

 

In seiner Berliner Dissertation untersucht Frederik Schulze die Genese und den Wandel der Deutschtumspolitik und deren Praxis als „Deutschtumsarbeit“ in Brasilien vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Eintritt des Landes in den Zweiten Weltkrieg. Der Autor spürt den aus dieser Politik resultierenden Spannungsverhältnissen auf unterschiedlichen Ebenen nach. Er versucht, alle beteiligten Akteure in den Blick zu nehmen. Darunter finden sich die lokalen Eliten, deutsche Kolonialpolitiker, Pfarrer, Lehrer, Konsular- und Botschaftsmitarbeiter, die aufgrund ihrer Aufgaben zahlreiche schriftliche Quellen hinterlassen haben. Schulze geht davon aus, dass einerseits „das Sprechen über deutsche Einwanderung […] nur in einem globalen Kontext verständlich“ (S. 14) werde, da es Bestandteil eines weltweit vernetzten, deutschen Kolonialdiskurses gewesen sei. Andererseits verweist er darauf, dass auf lokaler Ebene permanent Aneignungen und damit auch Veränderungen dieser Diskurse durch die Eingewanderten erfolgten. Zudem war auch der brasilianische Staat ein Akteur innerhalb dieser Auseinandersetzungen, der sich keineswegs in die Rolle einer Kolonie drängen ließ, sondern eigene Vorstellungen für die deutschen Auswanderer entwickelte und versuchte, diese durchzusetzen.

 

Der Autor bettet seine Studie in die rezenten Forschungen zur Globalgeschichte, zum Postkolonialismus und zur historischen Migrationsforschung ein. Im Anschluss an Christopher Bayly[1] und Jürgen Osterhammel[2] nimmt er die „Fragmentierungen, unterschiedliche[n] Ausprägungen und Reaktionen […], die globale Vernetzungen charakterisierten“ (S. 20) in mikrohistorischer Perspektive in den Blick. Das Verbinden von lokalen mit „globalen“ Prozessen gelingt auf überzeugende Weise, weil der Autor zum einen seinen Untersuchungsgegenstand kritisch hinterfragt und die Auswander/innen und ihre Nachkommen nicht einfach als „Deutsche“ versteht, sondern sie – auch aufgrund von Hinweisen brasilianischer Historiker/innen – als Produkt auch brasilianischer und regionaler Einflüsse begreift. Zum anderen greift Schulze auf lokale Archivbestände in Brasilien zurück, die bisweilen sogar Briefe und anderes Schriftgut der „normalen“ Bevölkerung umfassen. Seine zentrale Quelle ist jedoch der große Fundus an veröffentlichten Texten, die die Akteure der Deutschtumsdiskurse sowohl lokal in Brasilien als auch in Deutschland produzierten. Darüber hinaus verwendet er Bestände des Auswärtigen Amtes und des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin, um neben den offiziösen auch die „subkutanen“ Äußerungen in den Blick zu nehmen.

 

Der Verfasser trennt seine Untersuchung in zwei Teile. Im ersten untersucht er die „Deutschtumsarbeit“ und -diskurse lokaler Akteure und deren Verbindung mit weiterreichenden Kolonialdiskursen im Deutschen Reich. Hier weist er überzeugend nach, dass die Vorstellungen und Konzepte von „Deutsch-Sein“ einerseits von Personen und Institutionen initiiert und geformt wurden, die international tätig waren. Diverse Kolonial- und Agitationsvereine waren von Deutschland aus aktiv in die lokalen Geschehnisse im südlichen Brasilien involviert, indem sie versuchten, die „Deutschtumsarbeit“ zu konzeptualisieren und zu konturieren. Gleichzeitig waren die zahlreichen „deutsch-brasilianischen“ Zeitungen, Kirchen, Schulen und lokalen Vereine die wichtigsten Transmissionsriemen dieser Arbeit. Bei diesen Akteuren zeigt sich jedoch schon in der frühen Phase, dass das „Deutschtum“ der Auswanderer zwar ein zentrales Kriterium von Zugehörigkeit war, aber keinesfalls das einzige. Konflikte und Spannungen gab es z.B. um Konfessionszugehörigkeit und politische Überzeugungen, die auch die jeweiligen Positionen innerhalb der „Deutschtumsarbeit“ beeinflussten.

 

Im zweiten Teil der Arbeit stehen die Aushandlungen in Rio Grande do Sul im Zentrum der Analyse. Besonders eindrücklich gelingt es Frederik Schulze, die Brüche und Ambivalenzen der verschiedenen Akteure herauszuarbeiten. Der brasilianische Staat hieß die deutschen Einwander/innen aufgrund der ihnen stereotyp zugeschriebenen Eigenschaften, wie z.B. Fleiß, grundsätzlich willkommen und förderte die Ansiedlung. Im Verlauf der Zeit mehrten sich jedoch die Stimmen, die die fehlende „Assimilation“ beklagten und vor den Gefahren einer Abspaltung durch die Gründung einer deutschen Kolonie warnten. Spätestens ab Anfang der 1930er-Jahre setzte der Brasilianische Staat daher eine nationalistische Assimilationspolitik um, die zuvorderst die „deutschen“ Bevölkerungsteile, aber auch japanische Einwander/innen, zum Ziel hatte. Dies war nicht nur die Antwort auf eine verstärkte „Deutschtumsarbeit“, die die Assimilation ablehnte, sondern auch die Umsetzung einer „modernen“ Einwanderungspolitik, die sich an den soziologischen Erkenntnissen der Chicago School orientierte.

 

Während der brasilianische Staat die Nicht-Assimilierung der deutschen Einwander/innen als Problem wahrnahm, war auf der anderen Seite das Gegenteil der Fall. Die bürgerlichen Akteure der „Deutschtumsarbeit“ sahen gerade die „Verbrasilianisierung“ als problematisch an und wollten diese verhindern oder rückgängig machen. Die in der Bezeichnung zugespitzte Zuschreibung sozialer, kultureller und moralischer Verwahrlosung wurde zwar auch wissenschaftlich unterfüttert, war jedoch keinesfalls unumstritten. Denn in der Praxis waren nicht nur die bürgerlichen Eliten, wie Schulze hervorhebt, untereinander fragmentiert und zerstritten. An der seit den 1920er-Jahren verstärkten „Deutschtumspolitik“ gab es vielfach Kritik aus den Reihen der Einwander/innen. Diese Kritik verschärfte sich noch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, obwohl Teile der „Deutschbrasilianer“ den Veränderungen in Deutschland durchaus positiv gegenüberstand. Gleichwohl trafen die NSDAP/AO und manche Ortsgruppen der NSDAP in Rio Grande do Sul auf deutliche Ablehnung, die einerseits mit deren politischem Führungsanspruch zu tun hatte. Andererseits waren die Einwander/innen und ihre Nachkommen selbstverständlich sozial und politisch keine einheitliche Gruppe, sodass „Diffamierung und Terror“ und die nationalsozialistische „Kultur des Rassismus“ auf Widerstand trafen.

 

Den zweiten Teil schließt ein Kapitel über die Akteure selbst ab. Auch hier kann Schulze überzeugend die verschiedenen Positionen, die Praktiken von „Deutschtumsarbeit“ und widerständiges Verhalten herausarbeiten. Eindrücklich führt er auch vor Augen, was mit dem Scheitern der „Deutschtumsarbeit“ für die Protagonist/innen verknüpft war.

 

Frederik Schulze gelingt es in eindrucksvoller Weise, den Spannungsverhältnissen zwischen den zahlreichen Akteuren in Südbrasilien nachzuspüren und die Wandlungen von Diskursen und Praktiken der „Deutschtumsarbeit“ im Detail zu analysieren. Seine Arbeit zeigt mustergültig, wie fruchtbar die Verbindung von Kolonial- und Globalgeschichte in mikrohistorischer Perspektive für die Erforschung von Phänomenen wie Migration und Integration sein kann. Letztlich fehlt dem Sozialhistoriker nur eine noch detailliertere Analyse derjenigen, die die „Objekte“ der Deutschtumsdiskurse waren – also die Bauern, Arbeiter und Handwerker sowie ihre Familien, die das Gros der Auswanderer in Rio Grande do Sul stellten. Dass dies aufgrund der kaum vorhandenen Quellen nicht eingehender geschehen kann, ist dem Autor allerdings nicht anzulasten.

 

Anmerkungen:
[1] Christopher A. Bayly, Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780-1914, Frankfurt am Main 2008.
[2] Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, München 2009.

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Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 
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Roland Geiger
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