Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Rom und die Barbaren

Date: 2017/10/02 15:37:44
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Steinacher, Roland: Rom und die Barbaren. Völker im Alpen- und Donauraum
(300-600) (= Urban-Taschenbücher 777). Stuttgart: Kohlhammer Verlag
2016. ISBN 978-3-17-025168-7; 252 S.; EUR 29,00.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Stefan Krautschick, Berlin
E-Mail: <dr.krautschick(a)gmx.de>

"Dieses Buch beleuchtet die Geschichte der Gepiden, Heruler und Rugier"
(S. 13). Roland Steinacher gliedert es (S. 15) in zwei einleitende
Kapitel zum historischen Rahmen für ihre Geschichte, zwei weitere über
Heruler und Gepiden in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts am
Schwarzen Meer und Heruler in den Armeen des Westreichs in der ersten
Hälfte des 4. Jahrhunderts, zwei über Heruler, Rugier und Gepiden "im
Schatten der Goten" (S. 80 u. 85f.) und dann unter hunnischer Herrschaft
bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts, zwei über das Ende der hunnischen
Vormachtstellung und ihre Verhältnisse nach der hunnischen Niederlage am
Nedao 454/55, zwei über ihre Beziehungen zu Ostrom und Italien unter
Odoaker bzw. Theoderich bis Anfang des 6. Jahrhunderts, zwei über die
Geschicke von Rugiern in Italien, Herulern auf dem Balkan und in den
Armeen Justinians und Gepiden in ihren Auseinandersetzungen mit
Langobarden und Awaren bis zu ihrem Aufgehen unter anderen im Laufe des
6. Jahrhunderts sowie ein letztes Kapitel zu den "Barbarenstereotypen"
in den Quellen am Beispiel der Heruler. Diese chronologische
Grobgliederung verfeinert er durch Unterkapitel und viele
Zwischenüberschriften, wobei häufiger Überschneidungen auftreten. Das
umfangreiche Literaturverzeichnis enthält weitgehend neueres
Schrifttum.[1]

Nur insgesamt etwa 90 Seiten des Texts, nicht einmal die Hälfte des
ganzen Buches handeln von Gepiden, Herulern und Rugiern. Das ist
selbstredend den sporadischen Erwähnungen in den Quellen bis in die
Mitte des 5. Jahrhunderts, ja dem zeitweisen völligen "Schweigen der
Quellen" (S. 75) geschuldet. Steinacher füllt Lücken sinnvoll durch
Parallelberichte und bezieht sich verändernde Gegebenheiten im Römischen
Reich und bei anderen Barbaren ein. Zuweilen vermutet er Gepiden (S.
102) oder Heruler (S. 113), auch wenn nichts von ihnen in den Quellen
steht. Meist wägt Steinacher die verfügbaren archäologischen und
schriftlichen Quellen sowie Mutmaßungen, Möglichkeiten und Hypothesen
sorgsam gegeneinander ab und sagt, welcher er zuneigt, vermeidet aber
apodiktische Feststellungen.

Die Gepiden, erst ab Mitte des 3. Jahrhunderts in den Quellen erwähnt
und "zahlenmäßig kleiner als andere Verbände" (S. 85f.), sieht
Steinacher als die "stets am Rande des Geschehens gebliebenen" (S. 131),
die im "Gegensatz zu den anderen gentilen Verbänden an der Donaugrenze
[...] weit weniger versuchten, sich im Reich zu etablieren", was "mit
einer anderen sozialen Struktur erklärbar sein" mag, weil weit mehr
Gepiden bereit gewesen seien, "selbst Landwirtschaft zu betreiben" (S.
106). Heruler, die in den Quellen im 4. Jahrhundert "meist als gute und
verlässliche Soldaten in den römischen Armeen entgegentreten, erscheinen
[...] wenige Jahrzehnte später als gefährliche Räuber und Piraten" (S.
72), werden "als Seeräuber beschrieben" oder sind "als auf eigene
Rechnung agierende (ehemalige) Angehörige der römischen
Auxiliareinheiten zu sehen" (S. 74). Rugier, zuerst für das 1.
Jahrhundert bei Plinius und Tacitus erwähnt, bildeten erst nach der
Auflösung des Hunnenreichs im Donauraum ein Regnum. Erst ab hier wird
Steinacher aufgrund der Quellenlage (vor allem Eugipps Vita Severini zu
den Rugiern, Jordanes' Goten- und Prokops Kriegsgeschichte)
ausführlicher, wobei auch Skiren, deren Name schon im 3./2. Jahrhundert
v.Chr. auf der Protogenes-Inschrift (CIG 2058) erscheint, Donausueben
und Sarmaten ins Spiel kommen (S. 106-113): "Alle gegen die Goten".
Steinacher durchforstet die Zeugnisse eingehend nach einzelnen
Stammesvertretern und Gruppen der "letzten" Heruler, Gepiden und Rugier
ab dem Ende ihrer Herrschaftsbildungen.

Es entsteht gerade für diese "kleineren Völker" das Bild von
barbarischen "Räubern" und gens d'armes in römischen Diensten mit
fließendem Wechsel, auch wenn zusammenfassende Bemerkungen dazu an etwas
abgelegener Stelle zu finden sind: "Die Völker an den Reichsgrenzen
waren Spezialisten für den Kriegsdienst und die Grenzgebiete deshalb
attraktiv, weil man dort gut bezahlte römische Aufträge annehmen und
gleichzeitig von der Produktion landwirtschaftlicher und anderer Güter
der Provinzen besser leben konnte." Für Steinacher sind Rugier, Gepiden
und Heruler "außen vor" geblieben. "Diese kleineren Völker, die sich
keinem der Großverbände angeschlossen hatten und an den Grenzen des
Reichs verblieben, hatten schlicht weniger Erfolg im Spiel um ein
besseres Leben als Krieger. Während Westgoten, Burgunder, Franken und
Vandalen römische Zentralräume übernehmen konnten, bekriegten sich die
kleineren Verbände gegenseitig und mussten sich in Pannonien zudem der
übermächtigen Goten erwehren" (S. 103). "Krieger, die ihre Karriere in
einer römischen Einheit begonnen hatten, konnten schnell Freibeuter
werden, Piraten vielleicht, dann wieder Soldaten, je nachdem wo es mehr
zu gewinnen gab" (S. 72).

Hinsichtlich der Identifikation von Personen legt Steinacher jedoch eine
merkwürdige Inkonsequenz an den Tag: Beispielsweise hält er sich an PLRE
II und sieht in Thraustila, Leibwächter, Schwiegersohn und Rächer des
Aëtius an Valentinian III., sowie in dem 480 an einer Verschwörung gegen
den Ostkaiser Zeno beteiligten und daraufhin hingerichteten
gleichnamigen Magister militum wohl zu Recht zwei Gepiden, ignoriert
aber die noch heute erwogene Identität der beiden Barbaren (S.
104f.).[2] Die Gleichsetzung des Sueben Hunimund bei Jordanes und des
Alemannen gleichen Namens bei Eugipp stellt dagegen für ihn kein Problem
dar (S. 113), jedoch die vor allem von Lotter vertretene Identität des
Heiligen Severin mit einem Senator dieses Namens (S. 115). Auch sieht
Steinacher Mundus/Mundo, den Gepidenprinzen, Enkel Attilas,
"Räuberhauptmann" und späteren Magister militum Justinians, trotz
Zweifeln in PLRE II/III (S. 96, 132 mit 229, Anm. 65 nach Pohl), Attilas
Sekretär Orestes bei Priskos und den gleichnamigen Vater des Romulus
Augustulus sowie Edekon bei Priskos und Odoakers Vater Edica (S. 121/123
mit 222, Anm. 14) trotz Leppins und Maenchen-Helfens Einwänden jeweils
wiederum als die gleiche Person. Die seit Buat-Nançay und Gibbon
vorgenommene Gleichsetzung von Odoaker mit dem Sachsenanführer
Adovacrius bei Gregor von Tours (so etwa in der PLRE II) weist
Steinacher dagegen (mit Wolfram) als "prosopographischen Beziehungswahn"
zurück (S. 122 mit 227, Anm. 7).[3] Austrigusa, seit etwa 515 zweite
Ehefrau des Langobardenkönigs Wacho (gestorben um 540) und Tochter eines
Gepidenkönigs, dürfte - nach ihrem Namen - wohl eher Tochter Elemunds
(fehlt im Register) als Thurisinds gewesen sein (S. 163); ihr Bruder
hieß ähnlich, nämlich Ostrogotha, und wurde von Thurisind als Nachfolger
seines Vaters erst 548/49 verdrängt. Zwei Personen macht Steinacher gar
aus dem "gotischen General Ildibad" und dem "Westgoten Hildebald"
(sic!), "Neffen des spanischen Gotenkönigs Theudis" (531-548) und
vormaligen Statthalter Theoderichs bei den Westgoten, obwohl Prokop
offensichtlich vom gleichen Ostgotenkönig (540/41) spricht (S. 135, 156
u. 244).

Jedenfalls liegt nun doch einmal ein umfassender Überblick aus der
Wiener Schule über Geschehen und Verhältnisse im
österreichisch-ungarischen Raum in der Spätantike und über die ihn an
der Peripherie des Römischen Reiches nach der "hunnischen Alternative"
(Wolfram) für anderthalb Jahrhunderte prägenden Kriegergesellschaften
vor, der auch dem Fachhistoriker einen inhaltsreichen Ausgangspunkt für
weitergehende Überlegungen bietet.


Anmerkungen:
[1] Nicht verzeichnet sind Joseph von Aschbach, Geschichte der Heruler
und Gepiden, Frankfurt 1835; Constantin C. Diculescu, Die Gepiden.
Forschungen zur Geschichte Daziens im frühen Mittelalter und zur
Vorgeschichte des rumänischen Volkes, Halle 1922; Heinrich Sevin, Die
Gebiden, München 1955; hier nur von Steinacher nicht gegebene Verweise.
[2] Alexander Demandt, Der spätrömische Militäradel (ND), in: ders.,
Zeitenwende. Aufsätze zur Spätantike, Berlin 2013, S. 52-84, hier S. 67
mit Anm. 59, nach Mommsen und L. Schmidt, aber gegen Enßlin. Dass
Thraustila "an der Ermordung des Aëtius beteiligt war," ist eine
Verwechslung mit Valentinian oder eine sehr weitgehende Vermutung.
[3] Überhaupt unterlaufen Steinacher im Umkreis Odoakers einige
unglückliche Formulierungen: Odoakers "Vater Edika war in der Schlacht
an der Bolia 469 gefallen" (S. 121), aber "Orestes stand gegen Edika,
Odoaker und Onoulph" in Italien (S. 123). Beim Heiligen Severin sei
Odoaker "noch in Felle gekleidet" gewesen (S. 122 nach von Rummel);
vilissimo habitu steht bei Eugipp. Im Bürgerkrieg zwischen Kaiser
Anthemius und dem Heermeister Rikimer "blieb Odoaker seinem Herrn treu
und auf der Seite der Sieger" (S. 121f.); Sieger war Rikimer, Odoaker
wohl kaiserlicher protector domesticus!

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann <hartmannu(a)geschichte.hu-berlin.de>

[Regionalforum-Saar] Nachruf für Ortwin Keßle r

Date: 2017/10/02 19:31:56
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Am 19. September 2017 starb in St. Wendel Ortwin Keßler im Alter von 80 Jahren.

Keßler hat sich zeitlebens mit der Waldgehöferschaft von Urweiler und ihrer Geschichte befaßt. In den letzten Jahren galt einer seiner Schwerpunkte der Zwangsarbeit unter den Nationalsozialisten.

 

Franz Josef Marx, Vorsitzender der Heimatfreunde Urweiler e.V, hat ihm beim Sterbeamt in der Wendalinusbasilika in St. Wendel in seiner Trauerrede gedacht, die hier mit Zustimmung des Verfassers und der Familie „abgedruckt“ wird.

 

Sehr geehrte Trauergemeinde!

 

Die Nachricht vom Tode Ortwin Keßlers hat Sie alle zu dieser Stunde an diesen Ort zusammengeführt: frühere Schulkameraden, Kollegen, einstmaligen Schüler, Vereinskameraden, Verwandte, Nachbarn, Freunde und Bekannte und in besonderer Weise Sie, die Schwester und den Bruder, die Ehefrau, den Sohn und die Tochter mit ihren Ehepartnern und Kindern.

 

In der kurzen Zeit zwischen der Kunde von Ortwins Tode und der Notwendigkeit, jetzt von ihm Abschied zu nehmen, ist uns allen der Verstorbene als höchst lebendig gegenwärtig. Die letzte Begegnung mit ihm - verabredet oder zufällig, seine Gestalt, sein Gang, sein Gesicht, das Gespräch – lässt ihn noch einmal deutlich aus der Erinnerung hervortreten. - Da wird er fassbar.

 

Paul Ortwin Josef Keßler wurde am 05.08.1937 in Saarbrücken geboren. Er war nach seiner 3 Jahre älteren Schwester Christel das zweite Kind von Paul Keßler und Elisabeth Keßler, geb. Andres. Der Start ins Leben gestaltete sich schwierig: Die Mutter verstarb im März 1939 im Alter von 28 Jahren an Lungen - Tuberkulose. Der Vater wurde im Krieg schwer verletzt. So musste sich Ortwin gemeinsam mit seiner Schwester Christel in Anpassung üben.

 

Als Kleinkind wohnte er abwechselnd bei den Großeltern mütterlicherseits in Saarbrücken und bei den Großeltern in Hofeld. 1941 heiratete sein Vater Margarete Hau aus Urweiler. Kurze Zeit lebten beide Kinder in der neuen Familie in Saarbrücken.

 

Mit 6 Jahren wohnte Ortwin bei einer Tante in St. Wendel und wurde in der Nikolaus-Obertreisschule in St. Wendel eingeschult. Durch die Kriegswirren bedingt, kam es zum Wechsel an die Volksschule in Urweiler.

 

1944 wurde sein Bruder Klaus geboren.

 

1948 wechselte Ortwin an das Gymnasium Wendalinum. Ab 1950 wohnte er bei seiner Familie in St. Wendel im Haus der Tante in der Gartenstrasse. Durch seine Mithilfe bei Familie Hau „In der Metz“ erwarb er sich viele praktische Erfahrungen und Fähigkeiten mit landwirtschaftlichen Geräten, Maschinen, Ackerbau, Holzwirtschaft und Tierhaltung.

 

1953 wechselte er ins Internat nach Niederlahnstein und machte 1958 dort sein Abitur. Es folgten 4 Semester Studium an der Pädagogischen Hochschule in Saarbrücken. Während dieser Zeit wohnte er noch in der Gartenstrasse in St. Wendel.

 

Während der Studienzeit in Saarbrücken führte seine intensive sportliche Betätigung in der Leichtathletik bis zu Erfolgen auch auf Landesebene, was ihm den Spitznamen „SpOrtwin“ einbrachte. Diese Erfolge vermittelten ihm Anerkennung und Selbstbestätigung. Nach der ersten und zweiten Lehrerprüfung folgten Heirat und Hausbau mit sehr viel Eigenleistung auf dem Urweiler - Berg. 1966 kam Sohn Christoph, 1969 Tochter Birgit zur Welt.

 

Dienstlich begann Ortwins Lehrertätigkeit in Gonnesweiler. Neben dem Engagement für den Schulsport gründete er dort einen Sportverein und zwei Versehrtensportgruppen. Im Blasorchester in Gonnesweiler spielte er die Tuba.

 

Seine nächste Dienststelle war Walhausen. Dort übte er die Schulleitertätigkeit in der einklassigen Volksschule aus. Parallel studierte er Deutsch, Sport und Geschichte für Lehramt an Realschulen.

 

Inzwischen unterrichtete er an der Nikolaus-Obertreisschule und an der Sonderschule in St. Wendel. Schließlich erfolgte die Versetzung an die Kreisrealschule in St. Wendel. Dort war er Fachleiter für Deutsch und Mitglied in der Lehrplankommission Deutsch und ab 1975 Konrektor.

 

Nebenamtlich unterrichtete er an der Abendschule der Fachoberschule in St. Wendel von 1973-1977. Nachmittags und abends engagierte er sich im TV St. Wendel als Übungsleiter im orthopädischen Kinderturnen und Schwimmen in der Nikolaus-Obertreisschule.

 

Für seine Kinder Christoph und Birgit begann er 1978 auf der Pferdekoppel in Urweiler im Wendelsgrund mit der Haltung von Islandpferden, wo er seine „In der Metz“ erworbenen landwirtschaftlichen Fähigkeiten und Erfahrungen sowie seine Liebe zu Pferden einbrachte.

 

Diese Art der Freizeitgestaltung erfüllte ihn mit großer Freude und er gab seine Begeisterung für Natur, Wald, Garten und Islandpferde an seine Kinder und seine Enkeltochter Katharina weiter.

 

Nach seiner Pensionierung 2002 widmete er sich vollzeitig seinen Hobbies. Er gewann zusätzliche Zeit für sein Engagement bei der Jagdgenossenschaft und Waldgehöferschaft Urweiler.

 

Das erlernte Fach Geschichte führte ihn dann auch zu den Heimatfreunden Urweiler, zum Historischen Stammtisch St. Wendel sowie zu den Freunden der Antike, mit denen er viele Exkursionen unternahm.

 

Die gemeinsamen Treffen mit seinen ehemaligen Klassenkameraden aus der Urweiler Volksschule, des Internates in Lahnstein und mit ehemaligen Lehrer-Kollegen und Sportfreunden hat er meist selbst angestoßen und diese immer sehr genossen.

 

Nach Beginn seiner Tumorerkrankung 2014 konnte Ortwin noch einige Reisen unternehmen. Er pflegte gute und enge Freundschaften. Daneben befasste er sich tiefgehend mit geschichtlichen Aspekten seiner Urweiler Heimat und gab dieses Wissen in Vorträgen weiter.

 

Doch all diese Daten besagen letztlich wenig. Zu dem Biographischen gehört vor allem Ortwins Lebensgefühl. Sein tiefes Empfinden von Natur und Musik, sein Sinn für das Ästhetische und die Freude am intellektuellen Diskurs hat sein ganzes Leben geprägt. Sein Beruf – wie Ortwin einmal bemerkte - sei sein Leben gewesen. Dies können alle, die ihn als Lehrer, Schüler und im Verein erlebt haben, bestätigen.

 

Ab Frühjahr 2017 zehrte die Erkrankung so sehr an ihm, dass er sich von liebgewordenen Funktionen und Aufgaben verabschieden musste. Er, der Bewegung und Freiheit so sehr liebte, wurde ein Gefangener seines Körpers und zog sich schrittweise aus dem öffentlichen Leben zurück.

 

Die letzten beiden Monate seines Lebens verbrachte er unter verständnisvoller Zuwendung und Pflege im Hospiz Emmaus in St. Wendel, wo er nur mit Mühe und Hilfe von Medikamenten seine innere Unruhe beherrschen konnte. Außer seiner engsten Familie konnte er in dieser schweren Lebensphase keinen Besuch ertragen.

 

Am 19.09.2017 verstarb Ortwin KEßLER im Beisein seiner Ehefrau und Tochter.  Wir wünschen ihm den inneren Frieden und die bedingungslose Liebe, die er sein Leben lang gesucht hat.  Der Familie spreche ich die herzliche Anteilnahme aller Anwesenden aus. Wir alle hoffen und wünschen, dass Sie Trost finden in der Trauer und bald wieder die Freude überwiegt in der Erinnerung an viele gemeinsame Erlebnisse, Gespräche und viele schöne Stunden mit dem Verstorbenen.

 

Ortwin Keßler hat sich selbst im Wissen um den bevorstehenden Tod folgenden Spruch von August Lämmle für seine Todesanzeige ausgesucht:

 

„Der Mensch geht, aber er lässt uns seine Liebe, seine Heiterkeit, seinen Ernst, seine Weisheit, er lässt uns seinen Geist zurück. Mit diesem lebt er unter den Seinigen weiter, helfend und tröstend.“

[Regionalforum-Saar] Führung Jüdischer Friedh of

Date: 2017/10/06 16:08:49
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>

Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler

Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann laden in Kooperation mit der KVHS Ottweiler am Samstag, den 07.10.2017, 15.00 Uhr zum Besuch ihrer letzten Führung 2017 über den Jüdischen Friedhof ein.
Der deutsch-jüdische Schriftsteller Heinrich Heine (1797-1856), der Deutschland auf Grund seiner liberalen politischen Einstellung verlassen und sein Leben im Exil in Paris verbringen musste, deutete in seinen „Reisebilder(n), Dritter Teil: Italien 1828, Reise von München nach Genua, Kap. XXX“ die Bedeutung von Friedhöfen an:
„Ist das Leben des Individuums nicht vielleicht eben so viel wert wie das des ganzen Geschlechtes? Denn jeder einzelne Mensch ist schon eine Welt, die mit ihm geboren wird und mit ihm stirbt, unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“
Mit der Feststellung: „unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“ behauptet Heine zumindest andeutungsweise, dass das Leben jedes Einzelnen von weltgeschichtlichen Ereignissen berührt, wenn nicht entscheidend beeinflusst und grundlegend verändert wird. Diese Einwirkung weltgeschichtlicher Ereignisse auf das Leben der BürgerInnen Ottweilers lässt sich am Beispiel des jüdischen Friedhofs veranschaulichen. Dazu einige Beispiele:
Betritt man den Jüdischen Friedhof, so stellt man auf der rechten und linken Seite zunächst unbelegte Felder fest. Eine Skizze, erhalten in den Unterlagen des Friedhofsamtes der Stadt Ottweiler, liefert die Erklärung: Diese Fläche trennte die Stadt Ottweiler 1944 ab für die sog. „Ostarbeiter“, d.h. für in Ottweiler verstorbene Zwangsarbeiter. Die Eltern der hier bestatteten osteuropäischen (russischen) Zwangsarbeiter konnten bei der Geburt ihrer Kinder nicht ahnen, dass ihre Kinder durch die Eroberung Russlands verschleppt und in der Fremde ihr Leben lassen würden. „Weltgeschichte“ griff in ihr alltägliches Dasein ein und veränderte es grundlegend. Ein vergleichbares Schicksal erlitten die Vertriebenen der deutschen Ostgebiete während des Vorrückens der russischen Armee.
Die letzten Bestattungen von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Ottweilers fanden 1935 statt: Am 23.01.1935 geleitete die jüdische Trauergemeinde Julius Michels in das „Haus des Lebens“; am 08.05.1935 nahmen Lilly Sender, geb. Salomon und am 25.05.1935 (Maxi-)Milian Salm Wohnung im „Haus der Ewigkeit“. Diese letzten Beisetzungen auf dem jüdischen Friedhof Ottweilers begründen sich ebenfalls in politischen Entwicklungen, die die Welt veränderten. In (fast) ganz Europa gewann der Faschismus immer mehr an Boden, in Deutschland durch die Machtergreifung des Nationalsozialismus 1933 und Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Die Rückgliederung des Saargebietes 1935 bedeutete auch den Anschluss unserer Region an das nationalsozialistische Deutschland. Die im September 1935 erlassenen „Nürnberger Gesetze“ beschnitten die Rechte der jüdischen Bevölkerung entscheidend. In richtiger Einschätzung der drohenden Gefahr emigrierten einige jüdische BewohnerInnen Ottweiler rechtzeitig und entgingen dadurch der Verfolgung und Deportation im Zuge der „Aktion Bürckel“ 1940. Die nationale und internationale Entwicklung führte letztendlich zur Ausrottung der jüdischen Gemeinde Ottweilers.
Das über viele europäische Staaten verstreut lebende Judentum besaß jedoch unabhängig von Raum und Zeit ein einigendes Band: das „Haus der Ewigkeit“, den überall auf Dauer, d.h. ohne zeitliche Begrenzung angelegten jüdischen Friedhof. Die Grabmale vermitteln mit ihren Inschriften und Symbolen Wertvorstellungen des Judentums. Diesem Aspekt widmet sich die letzte Führung im Jahr 2017 in besonderem Maße.
Hans-Joachim Hoffmann skizziert zu Beginn, wie es zu den Führungen über den jüdischen Friedhof gekommen ist und wie die jüdische Gemeinde Ottweilers entstand und sich entwickelte. Anschließend referiert Klaus Burr über den Begräbnisritus des Judentums. Den anschließenden Rundgang zu einzelnen Grabmalen nehmen die Referenten zum Anlass, Grabinschriften und Symbole zu erläutern. Dabei stellen sie das Symbol der „Segnenden Hände“ in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Zum Abschluss besteht die Möglichkeit, ungezwungen den Friedhof zu besichtigen, um evtl. weitere Fragen an die Referenten zu richten.

Zur Aufarbeitung der NS-Zeit und zur Erinnerung an die letzten jüdischen Bewohner Ottweilers verfasste Hans-Joachim Hoffmann die Dokumentation „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...! Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers“. Dieses 405 Seiten umfassende Buch (ISBN 978-3-946313-01-4) kann zum Preis von € 19.80 erworben werden bei:
Archäologie - Büro & Verlag - Glansdorp, Kantstraße 32, 66636 Tholey
Hans-Joachim Hoffmann, Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler (06824-7990)
Sparkasse Neunkirchen, Filiale Wilhelm-Heinrich-Straße, 66564 Ottweiler
Presse-Shop Ottweiler, Inhaberin Hannelore Henn, Wilhelm-Heinrich-Straße 13, 66564 Ottweiler.

Die Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler erfolgt in Kooperation mit der KVHS Neunkirchen. Aus organisatorischen Gründen bittet die KVHS um vorherige Anmeldung. Eine Teilnahme ist jedoch auch ohne Anmeldung bei der KVHS möglich.
Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann sowie die KVHS freuen sich auf Ihren Besuch.
Termin: Samstag, 07.10.2017   
Uhrzeit: 15.00 Uhr
Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (aus Richtung Schwimmbad kommend: Kreuzung Karl-Marx-Straße/Maria-Juchacz-Ring: rechts abbiegen - nach ca. 80 m linker Hand Aufgang zum Friedhof) Dauer: ca. 1 ½ Stunde









[Regionalforum-Saar] 8. Pfälzisches Klostersympo sion - Bad Dürkheim 11/17

Date: 2017/10/12 08:41:51
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Institut für pfälzische Geschichte und 
Volkskunde Kaiserslautern; Institut für Europäische Kunstgeschichte
der Universität Heidelberg; Stadt Bad Dürkheim
03.11.2017-04.11.2017, Bad Dürkheim, Kulturzentrum Haus Catoir,
Römerstraße 20/22, 67098 Bad Dürkheim

Seit dem frühen Mittelalter, vor allem aber vom 12. bis zum Beginn
des 15. Jahrhunderts, galt der Raum der heutigen Pfalz als ein Kernland
des alten Reiches. Dementsprechend ist hier die Anzahl der Klöster so
groß, dass unsere Heimat zu den ausgesprochenen "Klosterlandschaften"
gehört, welche sich in jenem Zeitraum entwickelten. Mehr als 150
Klöster, Stifte und Kommenden prägten als Orte christlichen Lebens die
pfälzische Kulturlandschaft, sei es in den Städten oder im ländlichen
Raum. Zahlreiche jener Anlagen, zu ihrer Blütezeit durchaus
einflussreich, sind bereits "abgegangen" und leben nur noch in der
Überlieferung weiter.

Seit 2009 veranstalten das Institut für pfälzische Geschichte und
Volkskunde und das Institut für Europäische Kunstgeschichte der
Universität Heidelberg zusammen mit wechselnden lokalen Institutionen
ein interdisziplinäres Klostersymposion. In diesem Jahr konnte die Stadt
Bad Dürkheim als Mitveranstalterin gewonnen werden. Ziel der Tagung ist
es, den Blick eines interessierten Publikums auf ein bisher wenig
beachtetes, aber sehr vielfältiges Thema der pfälzischen Geschichte zu
lenken.

Beim Symposion 2017 erfahren Sie:

NEUE ARBEITSERGEBNISSE AUS ARCHITEKTUR, ARCHÄOLOGIE, BAUFORSCHUNG,
DENKMALPFLEGE UND GESCHICHTE

Die Organisatoren erhoffen sich, der Öffentlichkeit die 
Bedeutung von Klöstern aus der Perspektive der genannten 
Disziplinen näher zu bringen.


ANMELDUNG

Um Anmeldung zur Exkursion und zur Tagung
wird gebeten beim: 

INSTITUT FÜR PFÄLZISCHE GESCHICHTE UND VOLKSKUNDE

Benzinoring 6, 67657 Kaiserslautern
Telefon 0631/3647303
Telefax 0631/3647324
info(a)institut.bv-pfalz.de
http://www.pfalzgeschichte.de   


TAGUNGSKOSTEN
entstehen keine; Mittagessen ist in nahe gelegenen Restaurants in Bad
Dürkheim möglich 


PARKMÖGLICHKEIT
Parkhaus im Dürkheimer Haus -
Ecke Gaustraße/Kaiserslauterer Straße


------------------------------------------------------------------------
FREITAG, 3. NOVEMBER 2017

15 -16 Uhr 
Prof. Dr. Matthias Untermann, Heidelberg
Exkursion zur Klosterruine Limburg
Treffpunkt: Parkplatz vor der Klosterruine


19.00 Uhr 
Eröffnung der Tagung

Begrüßung

Theo Wieder
Bezirkstagsvorsitzender

Heidi Langensiepen
Kulturdezernentin der Stadt Bad Dürkheim

Dr. Sabine Klapp
Direktorin des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde
Kaiserslautern


19.30 Uhr 
Festvortrag

Prof. Dr. Sigrid Hirbodian, Tübingen
Die Ehre der geistlichen Frauen. Ein Skandal im Straßburger
Klarissenkloster 1411 und dessen Bewältigung


Anschließend Umtrunk


SAMSTAG, 4. NOVEMBER 2017


09.30 Uhr 
Jürgen Keddigkeit M.A., Kaiserslautern
Eröffnung, Begrüßung und Moderation

09.40 Uhr 
Dr. Sabine Klapp, Kaiserslautern
Fromme Frauen, Krankenpflegerinnen, Handwerkerinnen? - Beginen in Worms

10.15 Uhr 
PD Dr. Christine Kleinjung, Heidelberg
Die Wormser Frauenklöster und ihre Beziehungen zur Stadt

10.50 Uhr 
Kaffeepause

11.30 Uhr 
Ulrich Burkhart M.A., Kaiserslautern/
Dr. Hans-Joachim Kühn, Düppenweiler
Aspekte zur Geschichte des Zisterzienserklosters Wörschweiler

12.30 Uhr 
Mittagspause

14.30 Uhr 
Charlotte Lagemann M.A., Heidelberg
Einführung und Moderation

14.40 Uhr 
Dr. Heribert Feldhaus, Trier
Zur Baugeschichte des Zisterzienserklosters Wörschweiler

15.15 Uhr 
Aquilante De Filippo M.A., Heidelberg
Die Baugeschichte des ehemaligen Stiftes St. Andreas in Worms

15.50 Uhr 
Kaffeepause

16.20 Uhr 
Dipl. Ing. Uwe Welz, Kaiserslautern
Beobachtungen zur Baugeschichte der Klosterkirche Seebach

17.00 Uhr 
Charlotte Lagemann M.A., Heidelberg/
Jürgen Keddigkeit M.A., Kaiserslautern
Resümee

17.15 Uhr 
Tagungsende

------------------------------------------------------------------------
Dr. Christian Decker

Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Benzinoring 6, 67657
Kaiserslautern

0631/3647-330
0631/3647-324
c.decker(a)institut.bv-pfalz.de

Homepage des Instituts für pfälzische Geschichte 
und Volkskunde Kaiserslautern, einer Einrichtung
des Bezirksverbands Pfalz <http://www.pfalzgeschichte.de/>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=35326>

[Regionalforum-Saar] Vortrag "Revolutionskultur ohne Revolution" am Mittwoch 18.10.2017

Date: 2017/10/13 17:49:12
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>

Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. in Zusammenarbeit mit der Aleksandra-Stiftung zur Förderung der Westricher Geschichtsforschung lädt ein

Vortrag
von 
  Dr. Wolfgang Hans Stein
Revolutionskultur ohne Revolution

Die französischen Nationalfeste im Saardepartement, 
insbesondere in den Kantonen des heutigen Saarlandes

Noch aktuell ist die politische Kultur der Französischen Revolution lebendig in der mitreißenden Musik der Marseillaise und dem jährlichen Gedenken an den Sturm auf die Bastille am 14. Juli. Mit Nationalhymne und Nationalfeiertag bekennt sich die heutige Französische Republik zur Revolution und bezieht sich auf die breite revolutionäre Festkultur. Auch im Rheinland ist diese politische Kultur in der Zeit der Zugehörigkeit zu Frankreich eingeführt worden. In der Zeit des Revolutionskrieges wurden die ersten Revolutionsfeste oft als etwas noch nie Dagewesenes bestaunt. In den Jahren 1798-1799 wurden die französischen Nationalfeste dann offiziell eingeführt, was zu einer Serie von 24 Festen in noch nicht einmal zwei Jahren führte, die mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten auf die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der Bevölkerung einwirken wollten. Mit dem Staatsstreich von Bonaparte wurde die Feste allerdings zu einfachen Volksfesten entpolitisiert und liefen schließlich mit der Errichtung des Empire in Frankreich wie im französischen Rheinland aus.    
Die Feste waren nicht nur auf die Hauptstadt Paris und die jeweiligen Departementshauptstädte beschränkt, sondern sie wurden auch in allen Kantonshauptorten gefeiert, also im Gebiet des heutigen Saarlandes in Blieskastel, Merzig, Ottweiler, Saarbrücken, St. Arnual, St. Wendel, Wadern und Waldmohr. Darüber hinaus wurden bei bestimmten Anlässen sogar alle Einzelgemeinden mit eingebunden. Diese breite geographische Steuerung, verbunden mit einer starken Reglementierung der Feste erlaubt es, die unterschiedliche Rezeption der Feste vor Ort als ein Raster der politischen Haltung der Bevölkerung zu der französischen Annexion zu lesen. Das Spektrum reicht von engagierter Aufnahme über geschäftsmäßige Abwicklung bis hin zu Verweigerung und Protest.
Der Referent, pensionierter Archivdirektor am Landeshauptarchiv in Koblenz, hat dazu umfang-reiche Text- und Bildquellen ermitteln können, die es ermöglichen, ein anschauliches Bild der damaligen Festkultur und der mit ihr verbundenen politischen Motive zu zeichnen.   




Am Mittwoch, 18.10.2017, 19.00 Uhr
im historischen Junkerhaus (1569)
Wellesweiler, Eisenbahnstr. 22

Von Nichtmitgliedern werden 5 EURO Eintritt erbeten

[Regionalforum-Saar] In der Literatur unbesiegt.

Date: 2017/10/19 17:27:13
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Brückner, Florian: In der Literatur unbesiegt. Werner Beumelburg
(1899-1963) - Kriegsdichter in der Weimarer Republik und im
Nationalsozialismus (= Zeit und Text 23). Münster: LIT Verlag 2017. ISBN
978-3-643-13546-9; 534 S.; EUR 49,90.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
André Postert, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V.,
Technische Universität Dresden
E-Mail: <andre.postert(a)mailbox.tu-dresden.de>


Der Kriegsliterat und Publizist Werner Beumelburg gilt als weitgehend
vergessene Schriftstellergestalt der Zwischenkriegszeit. Erstaunlich,
denn dem Einfluss von Autoren wie Ernst Jünger, Ernst von Salomon oder
Franz Schauwecker stand Beumelburg am Ende der 1920er-Jahre nicht nach.
Als ehemaliger Kriegsfreiwilliger war es Beumelburg mit seinen
Bestsellern gelungen, den politischen Mythos und die Kultur des
Frontsoldatentums nach 1918 maßgeblich mitzugestalten. Anders als im
Falle von Jünger und Salomon konnte später allerdings kein Zweifel
aufkommen, wie er sich in der NS-Diktatur positioniert hatte - einer der
Gründe dafür, dass sein Werk in Vergessenheit geriet.

Florian Brückner hat es sich in seiner Dissertation zur Aufgabe gemacht,
den vergessenen Kriegsdichter ins wissenschaftliche Scheinwerferlicht zu
rücken. Er hat es allerdings nicht bei einer reinen Biographie belassen.
Es ist nicht zuletzt ein Buch über ein literarisches Genre der
Zwischenkriegszeit geworden. Brückner geht darin den Fragen nach, was
den typischen Kriegsroman dieser Zeit ausmachte, welche politischen
Botschaften mithilfe von Literatur transportiert wurden und wodurch
Beumelburgs Publikumserfolg begründet lag, und nicht zuletzt wie solche
Schriften rezipiert wurden. Ergiebig wird die Studie insbesondere dort,
wo sie die Verschränkung zwischen Literatur und Politik erkundet und wo
der Frage nachgegangen wird, wie sich Literatur in politische Macht
transformierte. Schließlich handelt es sich bei Werner Beumelburg nicht
nur um einen der produktivsten Kriegsliteraten des nationalistischen
Spektrums, sondern auch um einen politisch vernetzten Akteur.

Brückners Untersuchung beginnt klassisch mit biographischen Kapiteln
über die jungen Jahre, beginnend mit der Geburt Beumelburgs in
Traben-Trarbach an der Mosel 1899, dem bürgerlich-familiären Umfeld und
seiner politischen Sozialisation im Ersten Weltkrieg. Brückner zeigt die
Kontinuität zwischen früher Feldkorrespondenz eines Soldaten während des
Kriegs und späterer Kriegsliteratur des Protagonisten eindrücklich auf -
dessen "realistisch-gewaltverherrlichende Erzählweise", wie Brückner
betont, habe nicht etwa "Friedenserziehung" bezweckt, sondern die
"Bewältigung dieser ästhetisierten Hölle [...] als Charakterschule
männlicher Tugendhaftigkeit" beschworen (S. 67). In dieser Hinsicht
unterschied er sich wenig von diversen anderen rechten Schriftstellern
nach 1918. Sodann folgt Brückner überzeugend Beumelburgs Weg vom
Nachkriegsjournalisten zum gefeierten Literaten, wobei er erhellend
frühe Netzwerkbildungen beispielsweise im jungkonservativen Juniklub bis
hin zum Reichsarchiv in Potsdam thematisiert, in dessen Auftrag
Beumelburg einige propagandistische Bücher über den Weltkrieg
publizierte. Brückner nimmt sich an diesen Stellen viel Raum, um die
Genese eines bestimmten Autorentyps nachzuzeichnen, den er als
"Kriegsdichter" (S. 95f.) charakterisiert - Namen wie Ernst Jünger oder
Franz Schauwecker fallen folglich immer wieder. Das Werk dieser
Kriegsdichter habe sich durch "die Kombination faktualer und fiktionaler
Komponenten" ausgezeichnet. Die literarische "Veredelung" des Krieges
hätten Autoren dieser Zeit "einfach in neuer Form,
literaturgeschichtlich wohl singulär" zum Teil als Lebensaufgabe
betrieben (ebd.).

Den Beumelburg-Bestsellern "Sperrfeuer um Deutschland" von 1929 und
"Gruppe Bosemüller" von 1930 werden zwei eigenständige Kapitel gewidmet,
die inhaltliche Analyse und Rezeptionsgeschichte miteinander verbinden.
Das mündet in sehr interessanten Schlussfolgerungen. Zu Brückners
wichtigsten Ergebnissen zählt, wie er selbst betont, dass erfolgreiche
Kriegsromane aus dem nationalistischen Spektrum oft derart angelegt
waren, dass sie "in rivalisierenden Lagern nach Belieben deutbar" wurden
(S. 459). Bisweilen horrende Gewaltbeschreibungen bei gleichzeitiger
Aussparung des Ursachenkontexts ermöglichte es, selbst "nationalistisch
gearbeitete Werke pazifistisch" zu lesen (S. 23), was eine "breite
rezeptionsästhetische Anschlussfähigkeit [...] ermöglichte" (S. 459).
Beumelburgs Schriften seien damals durchaus nicht unähnlich wie der viel
bekanntere Antikriegsroman von Erich Maria Remarque rezipiert worden.
Der Umstand, dass selbst ein Revanchist als vermeintlich pazifistischer
Autor gedeutet werden konnte, erklärt Brückner mit der Durchlässigkeit
von Milieukulturen und der Verflüssigung ideologischer Grenzen (S. 227).
Der Kriegsroman insgesamt habe eine "gesamtgesellschaftliche
Leistungsgeschichte" des Krieges etabliert, welche lagerübergreifend
anschlussfähig wurde und "soldatische Tugenden in die Mitte der
Gesellschaft" rückte (S. 234). Völlig neu ist die Entdeckung nicht, dass
selbst nationalistische Autoren in linken Organen positiv rezipiert
werden konnten. Sie ist hier anhand zahlreicher Quellen und am Beispiel
Beumelburgs empirisch jedoch überzeugend dargelegt. Aus dem
Kriegsdichter selbst wird dadurch freilich kein Pazifist oder ein
Anhänger der republikanischen Ordnung.

Brückner widmet sich der politischen Verortung seines Protagonisten in
den folgenden Kapiteln mit biografischem Schwerpunkt, die seine Laufbahn
in den 1930er-Jahren umfassend nachzeichnen. Die Biografik wird mit
Literatur- und Rezeptionsanalyse überwiegend gelungen verwoben. Früh
habe der Kriegsdichter, wie Brückner meint, seine "geistige Heimat im
deutschen Militarismus und Nationalismus" gefunden, einen "autoritär
organisierten Staat" angestrebt sowie auf Remilitarisierung und
Reannexionen gedrungen (S. 460). Nicht mehr der "prekäre Intellektuelle"
von einst, wie Brücker ihn für die 1920er-Jahre charakterisiert, sondern
nun als ein "öffentlicher Intellektueller" (S. 297ff.) und in Funktion
eines Kulturbeauftragten hatte er sich 1932 für das Präsidialkabinett
Franz von Papens sowie für die Idee eines autoritären "Staatsumbaus"
aktiv einsetzen können.

Im "Dritten Reich" rückte er persönlich und institutionell an höchste
Repräsentanten des NS-Regimes noch näher heran; ungeachtet dessen, dass
er die NS-Bewegung zunächst abfällig beurteilt hatte. Nach 1933 stellte
Beumelburg sein Schaffen "ganz unter das nationalsozialistische Banner
des Hakenkreuzes" (S. 368). Politische Kriegsbücher wie "Der Kampf um
Spanien" 1934 und "Die Geschichte der Legion Condor" 1939 bescherten ihm
neue Erfolge sowie die Wertschätzung zahlreicher Nationalsozialisten.
Seine zunehmend geschichtsklitternden Texte auch als Beigaben in den
Feldtornistern hätten, wie Brückner erläutert, gewirkt "bis in die Zeit
des Zweiten Weltkrieges hinein, den sie mit ihrem kämpferischen Pathos
mental vorbereiten halfen" (S. 336). Detailliert durchleuchtet Brücker
nicht zuletzt das Engagement sowie die institutionellen Verflechtungen
und persönlichen Verbindungen seines Protagonisten - zunächst als
Mitglied der Dichtersektion der Preußischen Akademie der Künste, dann im
Luftwaffenstab Generalfeldmarschall Milchs, zuletzt auch beim
SS-Ahnenerbe. Mit der kolportierten Mär, Beumelburg habe sich in der
Folge der verlorenen Schlacht um Stalingrad 1943 zum Widerständler
gewandelt, wird am Ende aufgeräumt. In Wahrheit sei seine Haltung
durchgehend eine "ziemlich passive, das unvermeidliche Ende abwartende"
gewesen (S. 420).

Brückner hat Archivdokumente und Privatnachlässe, Korrespondenzen und
publizierte Schriften in einem beeindruckenden Maße gesichert und
verwertet. Zum ersten Mal ist Werner Beumelburg damit als Kriegsliterat
und politischer Akteur gleichermaßen durchleuchtet worden. Brückner
stützt sich in seiner Studie wesentlich auf Bourdieus Feldtheorie, um zu
zeigen, dass Literatur und Macht "miteinander verbundene Orte [sind], an
denen Intellektuelle und politische Entscheidungsträger unterschiedliche
Positionen besetzen, verteidigen, räumen müssen oder es ihnen sogar
gelingt, ihre Position in andere Felder auszudehnen" (S. 29). Die Studie
greift an verschiedenen Stellen immer wieder auf diese Vorüberlegungen
zurück. Das "Macht-Feld", so heißt es beispielsweise über die Zeit des
Präsidialkabinetts Papen 1932 etwas ominös, sei auf den jungen
Schriftsteller aufmerksam geworden, nachdem dieser "im Feld der
Literatur" "genügend symbolisches Kapitel" angesammelt hatte (S. 297 u.
461). Über den Aufstieg Beumelburgs im Nationalsozialismus schreibt
Brückner, jener habe sich "in den institutionalisierten,
feldverschränkten Bahnen von Kultur und Macht" vollzogen (S. 339). Sein
allmählicher Abstieg in die Bedeutungslosigkeit nach dem Zweiten
Weltkrieg wiederum sieht Brückner "wesentlich aus dem sodann erlittenen
Ausschluss vom Macht-Feld" (S. 461) begründet. Ergänzen ließe sich, dass
Beumelburg - eben anders als Autoren wie Jünger oder Salomon, dem einer
der größten Bestseller der unmittelbaren Nachkriegszeit gelang - weder
über die schriftstellerische Wandlungsfähigkeit noch Strahlkraft
verfügte.

Aus Sicht des Rezensenten fällt der Erkenntniswert der Feldtheorie, die
zu Beginn umfassend erläutert und auf die so häufig zurückgegriffen
wird, für die Studie insgesamt eher schmal aus. Zur Substanz von
Argumentation und Ergebnissen trägt sie erstaunlich wenig bei. Dieser
Eindruck wird dadurch verstärkt, dass auf ein umfassenderes Fazit,
welches die wesentlichen Argumentationslinien zusammenführen und
weitergehende Überlegungen zur Verschränkung von Literatur und Politik
in der Zwischenkriegszeit vorlegen würde, komplett verzichtet wurde.
Dafür ist eine lediglich fünfseitige Zusammenfassung eher mit dem
Charakter einer Studienskizze in den Anhang gelangt. Brückners Buch
weist einen ausgeprägten akademischen Stil auf; nicht alle
Formulierungen mag man als klar, flüssig lesbar und pointiert befinden.
Brückners Dissertation erweist sich gleichwohl als überaus material- und
kenntnisreiche Fundgrube. Für alle Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler wird sie von großem Wert sein, die sich in den
Themenfeldern Kriegsliteratur, Mentalitätsgeschichte, Konservative
Revolution oder Kulturpolitik und Propaganda in der Weimarer Republik
und im Nationalsozialismus forschend bewegen.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Jürgen Dinkel <juergen_dinkel(a)web.de>

[Regionalforum-Saar] Auf den Spuren des heiligen Mauritius. Geschichte und Legende

Date: 2017/10/20 22:22:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Beat Näf, Historisches Seminar, Universität Zürich / Fondation des
archives historiques de l'Abbaye de Saint-Maurice; Silvan Freddi,
Staatsarchiv Solothurn; Erich Weber, Historisches Museum Blumenstein,
Solothurn
07.09.2017-08.09.2017, Solothurn / St-Maurice

Bericht von:
Nikolas Hächler, Historisches Seminar, Universität Zürich
E-Mail: <nikolas.haechler(a)hist.uzh.ch>

Mit dem Ziel einer interdisziplinären Annäherung an die Ursprünge der
kultischen Verehrung der Thebäerheiligen im langen 6. Jahrhundert
einerseits und der Rezeption des Märtyrerkults im 14. Jahrhundert unter
Karl IV. andererseits lud die Fondation des Archives historiques de
l'Abbaye de Saint-Maurice zu einer Tagung in Solothurn und St-Maurice
ein. Organisiert und durchgeführt wurde das Symposium von BEAT NÄF
(Zürich) in Zusammenarbeit mit SILVAN FREDDI (Solothurn) und ERICH WEBER
(Solothurn).

Im Zentrum stand die Frage nach der Etablierung, Einbettung und
Ausbreitung der Heiligenverehrung im zweiten Burgunderreich (438-532).
In Auseinandersetzung mit literarischen, numismatischen, epigraphischen
und archäologischen Quellen ging es damit um die Rekonstruktion eines
Stücks historischer Topographie. Denn obwohl sich die Grenzen Burgunds
bis heute nicht präzise definieren lassen, bildet die Verehrung der
thebäischen Heiligen in einzelnen Ortschaften gleichsam eine kulturelle
Klammer, durch welche die räumliche Ausdehnung des Einflusses der
Burgunder- und Merowingerkönige greifbar wird. Gleichzeitig stand damit
auch ein Stück Herrschafts- und Kulturgeschichte im Zentrum der
Aufmerksamkeit. Denn wie sich an der Tagung mehrfach herausstellte,
verweist der Kult der Militärheiligen von St-Maurice d'Agaune vielfach
auf das Wirken der Könige Sigismund (516-523/524), Guntram (561-592) und
Theuderich (596-613), welche die Verehrung der Märtyrer von Acaunus im
gesamten Burgunderreich massgeblich förderten und damit ihren eigenen
Herrschaftsanspruch als christliche Könige wirkungsvoll unterstrichen.
Schliesslich spielte der Heiligenkult spätrömischer und
frühmittelalterlicher Zeit eine entscheidende Rolle in der
religiös-politischen Kommunikation innerhalb des Frankenreiches sowie in
der Auseinandersetzung mit Byzanz.

Die Tagung begann mit einem Besuch im Staatsarchiv Solothurn, wo ANDREAS
FRANKHAUSER (Solothurn) die Tagungsteilnehmenden begrüsste. SILVAN
FREDDI (Solothurn) bot im Rahmen einer Führung durch die Archivbestände
Einblicke in die Geschichte der Stadt und die dortige Verehrung der
thebäischen Märtyrer. Hierbei unterstrich er die Folgen der exponierten
Lage Solothurns an den Grenzen des Burgunderreiches. Während
Grabbeigaben auf der nördlichen Aareseite das Weiterbestehen einer
mehrheitlich romanischen Bevölkerung anzeigen, lassen die Befunde am
südlichen Flussufer auf die Existenz von Alemannen schliessen. Die
Verehrung der Heiligen Urs und Victor lässt sich dank archäologischer
Befunde bis ins 5. Jahrhundert zurückverfolgen. So fanden sich bei
Ausgrabungen unter der Solothurner Peterskapelle Reste einer cella
memoriae, die dem Kult des heiligen Victor gedient haben dürfte. Es
erscheint plausibel, dass ein zweiter Memorialbau für den heiligen Urs
unter der heutigen St. Ursenkirche existierte. Die Stadtbewohner waren
von der Macht der Heiligen überzeugt und baten häufig um Beistand bei
alltäglichen Nöten, wie Freddi anhand von Passionsbeschreibungen des 7.
und 9. Jahrhunderts sowie einem Mirakelbuch von 1642 verdeutlichte.
Zwischen dem Stadtrat und dem im 8. Jahrhundert begründeten
Chorherrenstift entstanden im Laufe der Zeit allerdings Konflikte, die
erst im 15. Jahrhundert zugunsten der Stadt beigelegt werden konnten.
1486 wurde auf Geheiss des Stadtrats ein silbernes Kopfreliquiar für die
Gebeine des heiligen Ursus erstellt (heute im Domschatz der St.
Ursenkirche). Der Schädel des Heiligen wurde allerdings erst 1519 im
Kirchenbau entdeckt, wobei die dort ebenfalls gefundene Lamina gemäss
SEBASTIAN SCHOLZ (Zürich) tatsächlich wohl ins 13. Jahrhundert gehört.
Ab dem 16. Jahrhundert fanden ausserdem vermehrt Mysterienspiele zu
Ehren des heiligen Urs statt. Ähnliche Schauspiele fanden im selben
Zeitraum auch in Zürich statt, wie CHRISTIAN SCHEIDEGGER (Zürich)
ergänzt.

ERICH WEBER (Solothurn) hiess die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der
Tagung im Anschluss im 1952 eröffneten Museum Blumenstein willkommen. Er
wies auf die Geschichte und Bedeutung des im 17. Jahrhundert als
Landsitz für Angehörige des Solothurner Patriziats errichteten Gebäudes
hin. In diesem befindet sich heute das historische Museum der Stadt
Solothurn, wo sich Lokal-, Regional- und Weltgeschichte eng miteinander
verknüpft zeigen.

BEAT NÄF (Zürich) konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die
Etablierung und Ausbreitung des Kultes der Thebäischen Legion im zweiten
Burgunderreich. Besonderes Gewicht kam dabei dem Burgunderkönig,
magister militum und patricius Sigismund zu. 515 schuf er den zentralen
Ort der Thebäerverehrung in St-Maurice d'Agaune. Beim Kult der
Soldatenheiligen kam der in spätrömischer Zeit allgegenwärtigen
Militarisierung eine wichtige Rolle zu, da sich dieser militia-Gedanke
auch auf das frühe Mönchtum erstreckte. So wurde Sigismunds memoria nach
seinem Tod durch militärisch geordnete Mönchschöre in Form der laus
perennis gedacht.

534 wurde Burgund dem Merowingerreich angegliedert und fungierte dort
einerseits als Pufferzone zwischen Ostgoten, Franken und Westgoten und
übte andererseits die Schirmherrschaft über Rätien und die über den
Rhein kommenden Alemannen aus. Militärische Aspekte blieben relevant;
der Kult um die Heiligen der Thebäischen Legion behielt seine
Anziehungskraft. Sigismunds Vorgehen fand Nachahmung bei Guntram, der
sich um ein gutes Verhältnis zum Kloster St-Maurice bemühte. Im
Bruderstreit zwischen Theuderich II. und Theudebert spielte die
Auffindung der Gebeine des heiligen Victor durch Bischof Hiconius im
Jahr 602 in Genf eine Rolle. Theuderich II. liess die dortige Kirche des
Heiligen in der Folge reichlich beschenken.

Der Kult der thebäischen Legion bot den Merowingern ausserdem die
Möglichkeit, sich selbst als Nachfolger der römischen Herrscher, als
wehrhafte Krieger und als rechtschaffene Christen auch in Abgrenzung zu
Byzanz zu inszenieren, wie in Übereinstimmung mit NÄF (Zürich) auch
SEBASTIAN SCHOLZ (Zürich), STEFAN ESDERS (Berlin) und MARIA
WITTMER-BUTSCH (Zürich) in der Diskussion betonten. Im Hinblick auf die
Überlieferung der beiden Märtyrerberichte der Thebäischen Legion
informierte OTTO WERMELINGER (Fribourg) über die textkritischen und
inhaltlichen Zusammenhänge zwischen der Passio anonyma und der Passio
Eucherii.[1]

STEFAN ESDERS (Berlin) untersuchte die Rolle, welche der Kult des
Soldatenheiligen Polyeuctos, den Gregor von Tours als strafende Instanz
für Meineidige inszenierte, für die merowingischen Herrscher nach
Chariberts Tod spielte. Tatsächlich dürfte der Grund für die kurzzeitige
Etablierung dieses primär in Byzanz verehrten Heiligen in politischen
Vereinbarungen und der damit verbundenen Kommunikation zwischen dem
Merowingerkönig Sigibert und Justin II. (565-578) im Jahr 568 liegen.

Nach dem frühen Dahinscheiden Chariberts (561-567) sollte dessen Reich
ursprünglich in friedlicher Weise unter den verbliebenen Herrschern
aufgeteilt werden, wobei für Paris eine gemeinsame Verwaltung vorgesehen
war. Offenbar versuchte Sigibert (561-575) die für ihn vorteilhafte
Reichsteilung im Einverständnis mit Byzanz mittels der Einfuhr heiliger
Reliquien aus dem Osten offiziell abzusichern. So könnten die Gebeine
des Polyeuctos vielleicht zusammen mit Reliquien des heiligen Kreuzes
durch Königin Radegunde zwischen 566-568 nach Metz überführt worden
sein. Dass dem Vorhaben letztlich kein Erfolg beschieden war, zeigt sich
am Ausbruch des merowingischen Bruderkrieges. Charibert verstiess
öffentlich gegen die zuvor geschlossene Vereinbarung und zog in Paris
ein, ohne sich mit seinen Brüdern zuvor abgesprochen zu haben. Dieses
Vorgehen veranlasste Guntram dazu, sich weitere Gebiete des ehemaligen
Charibertreiches gewaltsam zu sichern. In der Folge verlor der Kult des
heiligen Polyeuctos im europäischen Westen rasch an Bedeutung.

SUZANNE FREY-KUPPER (Warwick) präsentierte einen Überblick über die auf
dem Gebiet der heutigen Schweiz gefundenen Münzen aus merowingischer
Zeit und beschloss damit den ersten Tag des Symposiums. Vergleichsweise
viele Zeugnisse finden sich unter Dagobert I. (629-639), was auf die
unter seiner Herrschaft bezeugte wirtschaftliche und politische
Prosperität des Merowingerreiches zurückzuführen ist. Als Prägestätten
sind Genf, Lausanne, St-Maurice, Sitten, Avenches, Basel und Windisch
bezeugt, wobei sich aus den drei zuletzt genannten Orten nur sehr wenige
Emissionen erhalten haben. Auf Prägungen der Abtei von St-Maurice findet
sich auch der Name des heiligen Mauritius verzeichnet, dessen Bedeutung
unter dem Nachfolger Sigismunds im Reich der Merowinger offenbar
ungebrochen war. Staatliche Bemühungen, die Kaufkraft des Münzgeldes
aufrecht zu erhalten, zeigen sich daran, dass minderwertige Münzen
eingeschmolzen und zu Barren verarbeitet wurden, die im Anschluss mit
königlichem Siegelstempel geprägt und so mit neuem Wert versehen
wurden.

Den zweiten Konferenztag in St-Maurice eröffnete OLIVIER RODUIT
(St-Maurice) mit einer Begrüssung der Tagungsteilnehmerinnen und
-teilnehmer vor der Abtei von St-Maurice d'Agaune. Im Anschluss gewährte
MARIE-PAULE GUEX (Sion) Einblicke in die komplexe archäologische
Situation der Abtei, deren Wurzeln bis ins 4. Jahrhundert zurückreichen.
Zu diesem Zeitpunkt wurde ein erster geosteter Kirchenbau an der Stelle
eines spätrömischen Mausoleums errichtet. Mit der Gründung und
Errichtung des Klosters 515 fand ein Ausbau der Kirchenstrukturen statt;
dazu zählen Erweiterungen des Chors. Weitere Arbeiten am Kirchengebäude
fanden zwischen dem 7.-9. Jahrhundert statt, worin sich die wachsende
Bedeutung des Ortes als frühmittelalterlicher Wallfahrtsort zeigt. Mit
der Reform des Klosters 1128, durch welche die im 9. Jahrhundert
eingesetzten weltlichen Kanoniker durch Augustiner Chorherren ersetzt
wurden, errichtete man eine neue Kirche, die 1148 geweiht werden konnte.
Die Fundamente des heutigen Kirchenbaus, welcher von Norden nach Süden
ausgerichtet ist, wurden 1627 gelegt, da sich am alten Standort
Felsstürze ereignet hatten. Oliver Roduit führte danach durch den
Klosterschatz. Er erläuterte dabei nicht nur die Geschichte einzelner
Exponate, sondern durch diese auch die Geschicke der Abtei, die durch
Fürsten und Könige im Laufe der Jahrhunderte durchgehend reichlich
beschenkt wurde. Im Besonderen wurde hierbei der Schrein des heiligen
Sigismund und seiner Söhne, der Mauritiusschrein, der
Theoderich-Schrein, das Kopfreliquiar des Heiligen Candidus und die
Wasserkanne Karls des Grossen in Augenschein genommen.

BENJAMIN HARTMANN (Zürich) widmete sich der inschriftlichen
Überlieferung von St-Maurice d'Agaune. Besonderes Augenmerk schenkte er
der wirtschaftlichen Bedeutung des antiken Acaunus als Zollstation sowie
ausgewählten Vertretern der lokalen Nobilität, denen es im Laufe der
Kaiserzeit offenbar gelang, in den ordo senatorius aufgenommen zu
werden. Die Anzahl der Inschriften nahm im Laufe des 3. Jahrhunderts
aufgrund krisenhafter Veränderung allerdings drastisch ab, womit über
das Studium epigraphischer Zeugnisse alleine nur noch wenig über Acaunus
in spätrömischer Zeit in Erfahrung zu bringen ist.

DANUTA SHANZER (Wien) wandte sich unterschiedlichen Darstellungsformen
des Burgunderkönigs Sigismund in frühmittelalterlichen Quellen zu. Je
nach Intention der Autoren und Interpretationsabsichten heutiger
Exegeten scheint der Herrscher dabei gegensätzliche Rollen einzunehmen.
So charakterisiert Sidonius Apollinaris Burgunder in stereotypisierender
Weise zumeist als zwar tüchtige Kämpfer, gleichzeitig aber auch als
unzivilisierte Barbaren. Sigismund zählte ebenfalls zu diesen
kriegsversierten Burgundern, schlug er 507 doch die Westgoten auf dem
Schlachtfeld. Durch den Einfluss des Avitus von Vienne trat der König
dann aber vom Arianismus seiner Vorväter zum Katholizismus über, was
seine politische Position im Frankenreich stark beeinflusste. Dank
seiner Tätigkeiten in Acaunus wurde er dort nach seinem Tod als Heiliger
verehrt. In der tendenziösen Darstellung Gregors von Tours erscheint
Sigismund wiederum als Verbrecher und Mörder, der den eigenen Sohn auf
Anraten seiner zweiten Gemahlin erschlagen liess. Gottes gerechte Strafe
für diese frevelhafte Tat liess gemäss Gregor nicht lange auf sich
warten, so dass der Burgunderkönig durch Chlodomer (511-524) sein Ende
fand.

MARTIN BAUCH (Rom) ging auf die Rezeption und Etablierung des
Sigismundkultes in Böhmen unter Kaiser Karl IV. (1316-1378) ein. Dieser
eignete sich nach einem Besuch in St-Maurice Reliquien des heiligen
Königs an, die er sodann nach Prag überführen liess. Sigismund erschien
in der Folge häufig an der Seite des böhmischen Landespatrons Wenzel,
dem er sich auch im Erscheinungsbild anglich. Von der Popularität des
Kultes zeugen zahlreiche Mirakelberichte des 14. Jahrhunderts Im
Hinblick auf die Motivation des Kaisers, einen Heiligen einzuführen, der
eigentlich keinen direkten Bezug zu Böhmen aufwies, gab BAUCH zu
bedenken, dass Karl IV. im Burgunderkönig vielleicht ein spirituelles
und politisches Vorbild gesehen haben könnte. Sigismund sei es der
Überlieferung zufolge gelungen, seine menschlichen Schwächen kraft
seines Glaubens zu überwinden. Diesem Ideal eines erfolgreichen
christlichen Königs könnte auch Karl IV. nachgeeifert haben. Dabei
spielte die ursprüngliche Verbindung Sigismunds zum Burgunderreich
letztlich so gut wie keine Rolle mehr, wie sich in den anschliessenden
Diskussionen mit ROMAN HANKELN (Trondheim) und PETR KUBÍN (Prag)
herausstellte. HANKELN gab dabei Einblicke in seine laufenden Arbeiten
an der Edition des Mauritius-Offiziums.

Ein gemeinsamer Besuch der Kirche des heiligen Sigismund, die auf das 6.
Jahrhundert zurückgeht, bildete den Abschluss der Tagung. Die Konferenz
brachte Einsichten in die politischen und religiösen
Herrschaftsprogramme der Könige Burgunds sowie in deren
Selbstverständnis. Hinsichtlich der tatsächlichen Ausdehnung des
Burgunderreiches ist zu konstatieren, dass dessen Grenzen nicht allein
durch geographische, militärische oder wirtschaftliche Umstände bestimmt
waren. Auch kulturell-religiöse Faktoren spielen hierbei eine
fundamentale Rolle; so blieb die kultische Verehrung von Märtyrern der
Thebäischen Legion für die Identität des Burgunderreiches und seiner
Bewohner lange Zeit wichtig.

Konferenzübersicht:

Heiligenkult in Solothurn. Eine Stadt an der Grenze zweier Kulturräume

Silvan Freddi (Solothurn): Solothurn und der Kult der Thebäerheiligen
Urs und Victor

Beat Näf (Zürich) / Erich Weber (Solothurn): Heiligenkulte aus der Sicht
zweier Historiker

Stefan Esders (Berlin): Der Soldatenheilige Polyeuctos und die
Geschichte des Frühmittelalters

Suzanne Frey-Kupper (Warwick): Numismatische Zeugnisse

Sigismund - der erste heilige König Europas und sein Kult

Olivier Roduit (St-Maurice) / Marie-Paule Guex (Sion): Besuch der Site
culturel et patrimonial de l'Abbaye de Saint Maurice

Danuta Shanzer (Wien): Sigismund - Soldier, Sinner, Saint

Martin Bauch (Rom): Kaiser Karl IV. und die Auffindung der
Sigismundreliquien


Anmerkung:
[1] Die Duo Passiones Acaunensium martyrium werden aktuell von BEAT NÄF
(Zürich), WERNER STEINEMANN (Zürich), BRUNO SUDAN (Fribourg) und OTTO
WERMELINGER (Fribourg) ediert. Weiterführende Informationen zum Projekt
sowie Transkriptionen finden sich unter:
http://passiones.textandbytes.com/ (15.10.2017).

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=7368>

[Regionalforum-Saar] Rez. AG: D. Häußer: De r Brief des Paulus an die Philipper

Date: 2017/10/22 21:57:32
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Häußer, Detlef: Der Brief des Paulus an die Philipper (=
Historisch-Theologische Auslegung). Witten: R. Brockhaus Verlag 2016.
ISBN 978-3-7655-9732-9; 392 S.; EUR 39,90.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Andreas Gerstacker, Alte Geschichte, Helmut-Schmidt-Universität /
Universität der Bundeswehr Hamburg
E-Mail: <andreas.gerstacker(a)hsu-hh.de>

Die hier zu besprechende Kommentierung des Philipperbriefs gehört zur
Reihe "Historisch-Theologische Auslegung" (HTA), die zum besseren
Verständnis des Bandes zumindest kurz vorgestellt werden soll. Das Ziel
der Reihe ist es, ausgehend von einer offenbarungstheologisch und
heilsgeschichtlich orientierten Grundhaltung, anspruchsvolle
wissenschaftliche Exegese mit einem bewussten Brückenschlag hin zur
kirchlichen Praxis zu verbinden. Dazu wird jeder Textabschnitt in vier
Schritten bearbeitet: (I) eine Übersetzung des Textes aus dem
Griechischen; (II) Anmerkungen zu Textkritik sowie (je nach Bedarf)
Form, Hintergrund, Kontext, Aufbau und Struktur; (III) eine
Vers-für-Vers-Exegese des Textes; (IV) Zusammenfassung und Brückenschlag
in die (kirchliche) Gegenwart.

Detlef Häußer, der Autor des vorliegenden Bandes, ist studierter
Theologe und Gräzist, wurde in Dortmund mit einer Arbeit zu
Christusbekenntnis und Jesusüberlieferung bei Paulus[1] promoviert und
ist seit 2010 Professor für Neues Testament an der Evangelischen
Hochschule Tabor. Seine Doppelqualifikation als Theologe und Philologe
sowie seine Expertise zu Fragen der Jesusüberlieferung bei Paulus
scheinen bei der Interpretation des Philipperbriefes immer wieder durch
und gehören zu den unbestreitbaren Stärken dieser Kommentierung. Häußer
macht außerdem von der vorgegebenen Struktur exzellenten Gebrauch und
legt eine sehr übersichtliche Auslegung vor.

Der Kommentar beginnt mit einer ausführlichen Einleitung in den Brief
(S. 7-46). Darin informiert Häußer über Philippi (Colonia Iulia Augusta
Philippensis) im 1. Jahrhundert n.Chr. (S. 7-13), die Beziehung des
Paulus zur dortigen Gemeinde (S. 13-19), Anlass, Abfassungszeit und -ort
des Briefes (S. 20-31), die Diskussion über die Frage der literarischen
Integrität (S. 31-38), Charakter und Aufbau (S. 38-42), theologische
Anliegen (S. 43-45) und die Textüberlieferung (S. 45-46). Er entscheidet
sich unter anderem für a) die Annahme einer grundsätzlichen
Verlässlichkeit des Berichts in Apg 16 über die Gemeindegründung und
damit die Verwendbarkeit dieses Berichts für das Verständnis des
Briefes; b) (mit etlichen neueren Arbeiten[2]) die Abfassung während
einer angenommenen Gefangenschaft des Paulus in Ephesus circa 54/55
n.Chr.; c) die literarische Einheitlichkeit des Briefes gegenüber
Theorien einer Zwei- oder Dreiteilung.[3] Diese und weitere Positionen
werden angemessen diskutiert und begründet und mit einer Ausnahme dürfte
Häußer im Wesentlichen zuzustimmen sein. Bei der Bestimmung von
Abfassungsort und -zeit tendiert der Rezensent zur traditionellen
Verortung in Rom und einer damit verbundenen etwas späteren
Ansetzung.[4]

Die Interpretation der einzelnen Textabschnitte zeichnet sich durch hohe
philologische Genauigkeit, eine sehr ausgewogene und sachliche
Diskussion unterschiedlicher Forschungspositionen, großes
Fingerspitzengefühl bei der Herausarbeitung der Argumentationsstruktur
des Paulus sowie durch gute begründete Entscheidungen in historischen
und theologischen Fragen aus. Positiv herauszuheben ist, dass Häußer
keine Scheu hat, eigene, nicht immer der Mehrheitsmeinung entsprechende
Positionierungen einzunehmen, wo es ihm sachlich begründet erscheint.
Bei seiner Auslegung bindet er außerdem die theologischen Überlegungen
des Paulus traditionsgeschichtlich immer wieder an die
Jesusüberlieferung sowie darüber hinausgehend an
alttestamentliche-frühjüdische Traditionen zurück. Es gelingt ihm
insgesamt sehr schlüssig zu zeigen, wie sehr das Denken des
Heidenapostels in den Schriften des Alten Testaments und den
frühchristlichen Traditionen über Leben und Lehre Jesu von Nazareth
verwurzelt ist.

Die Kommentierung ist von sechs größeren und zahlreichen kleineren
Exkursen durchzogen, die, im Layout abgesetzt, philologische,
historische und theologische Detailfragen behandeln und die
Argumentation an den betreffenden Stellen untermauern. Bei den größeren
Exkursen diskutiert Häußer a) "Abfassung und historische Zuverlässigkeit
des lukanischen Berichts" über die Gründung der Gemeinde in Philippi in
Apg 16 (S. 14-16); b) die Bedeutung von "Evangelium im Philipperbrief"
(S. 65); c) "Das Sein bei/mit Christus" (S. 106-108); im Herrn und in
Christus im Philipperbrief (S. 214-216); "Phil 3,2-11 und die New
Perspective on Paul" (S. 239-245); "Freude bei Paulus und im
Philipperbrief" (S. 287-290).

In kleineren Exkursen behandelt er Detailfragen unterschiedlichster Art,
so zum Beispiel Vorschläge für die Deutung von Neid (pthónos) und Streit
(éris) in 1,15 (S. 91); die Verwendung von politeúesthai in 1,27 (S.
117-118); das Verhältnis von antik-paganer "Religiosität" zum Leiden bei
1,29 (S. 124); die grammatikalische Bestimmung des hína-Satzes in 2,2
(S. 135-136); die Bewertung der Demut im griechisch-römischen und im
jüdischen Denken der Zeit (S. 138); Deutungsansätze für den Hintergrund
des Traditionstextes in 2,6-11 (S. 146-147); und viele mehr.

Exemplarisch seien hier einige exegetische Einzelentscheidungen in
Auswahl angeführt:

In 1,1 (S. 51ff.) ist sùn episkópois kaì diakónois (mit den Bischöfen
und den Diakonen) nicht additiv, sondern inklusiv zu verstehen, beide
von einander zu unterscheidende Gruppen gehören zu den zuvor genannten
Heiligen. Die Verwendung von epískopoi stellt weder einen Anachronismus
noch eine Glosse dar, sondern bezeichnet wohl die "Vorsitzenden der
dortigen Hausgemeinden" (S. 55). Hier wäre noch auf die Dortmunder
Dissertation Jochen Wagners[5] hinzuweisen, der dieses Verständnis teilt
und ausführlich begründet.

Der vieldiskutierten "Philipperhymnus" 2,6-11 (S. 142ff.) wird von
Häußer gegen neuere, vor allem englischsprachige Beiträge[6] als von
Paulus aufgegriffenes und zu eigen gemachtes Traditionsstück gelesen.
Allerdings handele es sich gegen einem großen Teil der Forschung[7]
nicht um einen Hymnus, sondern um eine "katechetische Formel" (S. 144).
Nach einer Diskussion verschiedener Theorien zum Hintergrund des Textes
plädiert Häußer für eine judenchristliche Herkunft der Tradition und
hier vor allem für eine Aufnahme von Gedanken aus Jes 53 und aus der
synoptischen Jesusüberlieferung. Damit wendet er sich gegen die Annahme
einer Adam-Christologie in Phil 2. Die crux interpretum in 2,5
entscheidet er zugunsten eines ethischen Verständnisses, ohne dabei
paulinische Ethik auf eine reine imitatio Christi verkürzen zu wollen.

Bei der Interpretation von 3,1-11 (S. 211-246) argumentiert Häußer mit
guten Gründen dafür, die Wendung pístis Christoû als genitivus
obiectivus zu verstehen (Glaube an Christus), nicht als genitivus
subiectivus (S. 233-235). In einem längeren Exkurs setzt er sich
außerdem kenntnisreich und kritisch mit der sogenannten New Perspective
on Paul auseinander (S. 239-245). Zusammenfasend hält Häußer dabei fest:
"So bleibt denn auch die traditionelle Sicht der Rechtfertigung
vollkommen berechtigt, auch wenn sie zu ergänzen ist durch die
Bundesdimension, die seitens der New Perspective betont wird." (S. 245)

In 4,2-3 werden zwei Frauen, Euodia und Syntyche, ermahnt, einen Streit
beizulegen und ein ungenannter súzugos (Gefährte) wird ihnen als
Vermittler zur Seite gestellt. Häußer sieht in der namentlichen Nennung
einen Hinweis, dass beide "angesehene und führende Personen in der
Gemeinde gewesen sind, möglicherweise Leiterinnen von Hausgemeinden" (S.
282). Außerdem sieht er im Konflikt zwischen ihnen den Hintergrund für
die bereits in 2,2ff. thematisierten Spannungen innerhalb der Gemeinde.
Mit der Erklärung der unnötigen Wiederholung des parakalô (ich ermahne)
in 4,2 mittels der Performanzkritik bescherte Häußer dem Rezensenten ein
kleines und erheiterndes Aha-Erlebnis. Er schreibt: "Paulus hat schon
bei der Abfassung des Briefes im Blick, dass sich der Vorleser einmal
Euodia und einmal Syntyche zuwendet und diese beiden vermutlich nicht
nebeneinander sitzen." (S. 281)

Für den viel diskutierten Hintergrund zu 4,10-20 wägt Häußer in einem
Exkurs ausführlich die vorliegenden Alternativen ab (S. 308-311) und
entscheidet sich gegen eine Herleitung aus den Konventionen des
Patronats- bzw. Klientelwesens[8] oder aus denen des
Wirtschaftslebens[9]. Vielmehr ist der Text mit Gerald W. Peterman[10]
vor dem Hintergrund "der antiken Vorstellungen von Freundschaft und dem
Benefizialwesen" (S. 321) zu verstehen. Die Philipper sind durch das
Teilhaben an dem lógon dóseos kaì lémpseos (der Sache des Gebens und
Nehmens) (1,15) zu "Partnern am Evangelium" (S. 329) geworden. Insgesamt
bindet Häußer den Abschnitt zurück an 1,3-11 und versteht beide Texte
zusammen als eine den Brief rahmende inclusio.

Den Kommentar runden ein Abkürzungsverzeichnis, Quellenverzeichnis und
eine sehr ausführliche Bibliographie sowie Indices zu modernen Autoren,
Stichwörtern und wichtigen griechischen Begriffen ab.

Insgesamt hat Detlef Häußer eine Interpretation vorgelegt, die
historisch-philologisch Gründlichkeit und präzise Argumentation mit
theologischem Fingerspitzengefühl sowie einem Blick für das Wesentliche
verbindet und zugleich erfrischend zu lesen ist. Dem Band ist eine weite
Rezeption und intensive Diskussion in Wissenschaft und Kirche zu
wünschen.

Anmerkungen:
[1] Detlef Häußer, Christusbekenntnis und Jesusüberlieferung bei Paulus,
Tübingen 2006.
[2] Vergleiche zum Beispiel Ulrich B. Müller, Der Brief des Paulus an
die Philipper, 2. Aufl., Leipzig 2011, S. 16-23; Petr Pokorný / Ulrich
Heckel, Einleitung in das Neue Testament, Tübingen 2007, S. 285-286;
Donald A. Carson / Douglas J. Moo, Einleitung in das Neue Testament,
Gießen 2010, S. 610-614.
[3] Auch hier ordnet sich Häußers Kommentar in eine wachsende Zahl
neuerer Arbeiten ein, die zunehmend von Teilungshypothesen Abstand
nehmen. Vergleiche zum Beispiel Markus Bockmuehl, The Epistle to the
Philippians, London 1998, S. 20-25; Müller, Philipper, S. 5-16;
Pokorný/Heckel, Einleitung, 275-276; Carson/Moo, Einleitung, 617-619;
Udo Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 8., durchgesehene und
neubearbeitete Aufl., Göttingen 2013, S. 165-168.
[4] Vergleiche unter anderem Bockmuehl, Philippians, S. 25-32; Schnelle,
Einleitung, S. 159-163.
[5] Jochen Wagner, Die Anfänge des Amtes in der Kirche. Presbyter und
Episkopen in der frühchristlichen Literatur, Tübingen 2011, hier vor
allem S. 104-105, der allerdings sún additiv versteht (ebd., S. 105,
Anm. 168).
[6] So zum Beispiel Bockmuehl, Philippians, S. 116-120; vergleiche die
Diskussion bei Carson/Moo, Einleitung, S. 605-610, die letztlich
ebenfalls skeptisch gegenüber der Annahme einer vorpaulinischen
Tradition sind, s. ebd., S. 606.
[7] So zum Beispiel Müller, Philipper, S. 91-95; Schnelle, Einleitung,
S. 168-189; Pokorný/Heckel, Einleitung, S. 281-285, hier vor allem S.
281.
[8] Vgl. Lukas Bormann, Philippi. Stadt und Christengemeinde zur Zeit
des Paulus, Leiden 1995.
[9] Vgl. Julien M. Ogereau, Pauls's Koinonia with the Philippians. A
Socio-Historical Investigation of a Pauline Economic Partnership,
Tübingen 2014.
[10] Gerald W. Peterman, Paul's Gift from Philippi. Conventions of Gift
Exchange and Christian Giving, Cambridge 1997.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lennart Gilhaus <lgilhaus(a)uni-bonn.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2017-4-048>

[Regionalforum-Saar] Das Imperium in Wort und Bild. R ömische Darstellungsformen beherrschter Gebiete in Inschri ftenmonumenten, Münzprägungen und Literatur

Date: 2017/10/22 21:58:38
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Vitale, Marco: Das Imperium in Wort und Bild. Römische
Darstellungsformen beherrschter Gebiete in Inschriftenmonumenten,
Münzprägungen und Literatur (= Historia - Einzelschriften 246).
Suttgart: Franz Steiner Verlag 2017. ISBN 978-3-515-11554-4; Hardcover,
gebunden; 374 S.; EUR 68,00.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Kresimir Matijevic, Seminar für Geschichte und Geschichtsdidaktik,
Universität Flensburg
E-Mail: <kresimir.matijevic(a)uni-flensburg.de>

Bei dem angezeigten Buch handelt es sich um die Habilitationsschrift von
Marco Vitale. Ziel ist die Untersuchung der bildlichen und textlichen
Darstellungsformen der von Rom beherrschten Gebiete zwischen dem 3./2.
Jahrhundert v.Chr. und dem 4. Jahrhundert n.Chr. Dabei geht es
insbesondere um das Einbetten der 'Bilder' in ihren historischen
Kontext.

Das Einleitungskapitel (S. 13-48) widmet sich zuerst der Quellenlage.
Neben den Hinweisen auf die verschiedenen relevanten Quellengattungen,
stellt Vitale heraus, dass seine Arbeit keine vollständige
Berücksichtigung des Materials anstrebe, sondern exemplarisch vorgehe.
Verschiedenen allzu generellen Feststellungen der Forschung hinsichtlich
der von den diversen Medien anvisierten Zielgruppen (Personifikationen
beherrschter Gebiete haben insbesondere Analphabeten ansprechen sollen,
wertvollere Münzprägungen ausschließlich privilegierte
Bevölkerungsgruppen etc.) erteilt Vitale in diesem Abschnitt zurecht
eine Absage. Anschließend wird detailliert der Forschungsstand
dargestellt,[1] wobei Vitale verschiedentlich auf Desiderate in den
bisherigen Detailanalysen hinweist, so auf die bisher unbeantwortete
Frage, ob der politische Status eines Gebietes über die Darstellung
seiner Personifikation entschied (S. 27). Im Rahmen des
Forschungsstandes findet sich zudem ein Exkurs zu dem bekannten Umstand,
dass die Gebiete in aller Regel als weibliche Personen abgebildet
wurden. Hier wurden im Rahmen der Geschlechterforschung verschiedene
Spekulationen geäußert, die auf wenigen Seiten (S. 32-34) widerlegt
werden: Das Phänomen ist grammatikalisch bedingt. Zuletzt äußert sich
Vitale zu "Plan, Aufbau und Methode" seiner Studie. Er möchte die
verschiedenen Zeugnisse vor allem historisch-chronologisch analysieren,
das heißt er möchte nicht nur jede Darstellung für sich anhand von Bild
und Beischrift analysieren, sondern den gesamten Repräsentationskontext
berücksichtigen. Hierfür definiert er verschiedene nützliche
Kontextebenen (bildszenisch, historisch-politisch,
historisch-intermedial, topisch-diachron), mit denen die Form, das
Medium und die Logik der Darstellung eng verknüpft sind.

Das zweite Kapitel "Quellen römischer Reichsdarstellungen:
Darstellungslogik" (S. 49-181) behandelt die Darstellungen beherrschter
Gebiete in den verschiedenen Quellengattungen, und zwar wie angekündigt
in exemplarischer Form, wobei die Beispiele chronologisch sortiert sind
und die jeweilige Darstellungslogik herausgearbeitet wird. Dabei geht es
nicht nur um geographische Räume, sondern um Völker innerhalb wie
außerhalb des römischen Reiches sowie um die Provinzen desselben. Auch
die Siegerbeinamen der Kaiser spielen hierbei eine Rolle.

Zahlreiche nützliche Beobachtungen werden hier gemacht wie diejenige,
dass bei Triumphzügen offensichtlich unter den mitgeführten bildlichen
Darstellungen nicht zwischen Besiegten innerhalb und außerhalb des
römischen Reiches unterschieden wurde (S. 55, S. 96), oder diejenige,
dass symbolische Darstellungen und Personifikationen nicht nur für
Provinzen, sondern auch für Siegesorte und besiegte Herrscher in
Gebrauch waren (S. 59). Die Ausführungen (S. 85f.) zu der beschrifteten
Schale aus Puteoli (CIL X 8056,3) hätten noch berücksichtigen sollen,
dass die Aufschrift nicht nur zu [Ge]rman[ia], sondern ebenso gut und
vielleicht passender zu [Ge]rman[i] ergänzt werden kann und dass die
Existenz einer unter Augustus eingerichteten Provinz Germania bislang
nicht bewiesen ist. Nicht verständlich ist die Argumentation, dass
Cassius Dio den Begriff ethnos zwar für "Völkerschaften" benutze, "mit
ethnos in den meisten anderen Fällen [aber] provincia" meine (S. 134).
Denn wenige Seiten weiter (S. 154) wird dann festgestellt, dass Cassius
Dio diesen Terminus nur ein einziges Mal für die römischen Provinzen
verwende. Dennoch ist das Kapitel 2.9 zur juristisch-administrativen
Darstellung territorialer Erweiterungen (S. 148-181) mit großem Gewinn
zu lesen, auch wenn man in den Details zum Teil andere Ansichten
vertreten mag.

Der dritte große Abschnitt "Genese und Entwicklung von
Provinzpersonifikationen" (S. 183-324) betrachtet dann noch einmal en
Detail die Verbildlichung der Provinzen des römischen Reiches in Form
von Personen. Betrachtet wird zum einen die Entwicklung dieser
Darstellungsform, doch findet auch der Vergleich mit Tieren und Objekten
statt, die Provinzen repräsentieren sollten. Unter den
Personendarstellungen werden sowohl die Abbildungen von
Kriegsgefangenen, weiblichen Personifikationen wie auch diejenigen von
besiegten Herrschern analysiert. Die Darstellung
juristisch-administrative Sonderfälle, wie diejenige Italias oder
diejenige der Heimatprovinzen der Kaiser, finden ebenfalls Beachtung.
Auch die spätrömischen Sonderformen, die von Personifikationen einzelner
Völker und Gebiete abrücken und stattdessen auf Siege über Barbaren im
Allgemeinen verweisen, werden kurz behandelt. Zuletzt berücksichtigt
werden die verhältnismäßig seltenen Selbstdarstellungen der Provinzialen
und auswärtigen Völker/Gebiete.

Auch in diesem Abschnitt finden sich wieder viele gewinnbringende
Erörterungen. So ist Vitales Deutung des von Elephanten zertrampelten
Objektes auf den Prägungen Caesars (RRC 443) als keltische Carnyx nach
Ansicht des Rezensenten durchaus möglich (S. 215-218). Vitales
chronologische Verortung der Prägung in die Zeit des Gallischen Krieges
statt in den folgenden Bürgerkrieg ist dementsprechend ebenso in
Erwägung zu ziehen.[2] In der Diskussion um die Italia-Prägungen der
Bundesgenossen im bellum civile (S. 231-245) hätte man vielleicht noch
berücksichtigen müssen, dass unter Umständen mit Italia nicht
durchgängig die ganze Halbinsel, sondern lediglich das zur Hauptstadt
Italia ausgerufene Corfinium gemeint ist.[3]

Angehängt an die Untersuchung sind eine Zusammenfassung (S. 324-334),
ein Abbildungsnachweis (S. 335-341), ein Literaturverzeichnis (S.
343-370) und ein kurzer Sachindex, der Personen, Gottheiten,
Personifikationen und Symbole umfasst (S. 371-374). Zu bedauern ist,
dass kein Quellenindex angefügt wurde. Ein Anlegen eines derartigen
Verzeichnisses hätte nicht nur die Benutzbarkeit der Studie erhöht,
sondern sicherlich ebenfalls dazu beigetragen, die zahlreichen
unterschiedlichen Zitationsformen der antiken Zeugnisse zu
vereinheitlichen. Sehr nützlich und lobend hervorzuheben sind wiederum
die kurzen Abschnitte innerhalb der langen Kapitel, die unter dem Titel
"Zwischenbefund" immer wieder wichtige Erkenntnisse noch einmal in
zusammenfassender Form festhalten (wenngleich nicht für alle
Unterabschnitte).

Vitale hat sein eingangs formuliertes Ziel, die bildlichen und
textlichen Darstellungen der von den Römern eingerichteten Provinzen und
der von ihnen eroberten bzw. besiegten Gebiete, Völker und Potentaten zu
untersuchen, zweifellos erreicht. Auch die Einbettung in den
historischen Kontext ist durchweg gelungen. Zwar liegt ein deutlicher
Schwerpunkt auf der Analyse der numismatischen Quellen und der
literarischen Zeugnisse, doch kommen auch die weiteren archäologischen
und epigraphischen Nachweise zu Wort. Beeindruckend ist die Aufarbeitung
der zahlreichen Forschungskontroversen, die Vitale mit seiner Studie in
verschiedenen Fällen sicherlich fruchtbar beeinflussen wird. Alle
zukünftigen Studien über die Personifikation von Provinzen und Gebiete
in der römischen Kaiserzeit werden von Vitales Buch auszugehen haben.


Anmerkungen:
[1] Etwas verwunderlich ist der Hinweis auf eine Studie von Mommsen, die
dem Jahr 1905 zugewiesen wird (S. 23), als der große Gelehrte bereits
verstorben war. Die Publikation findet sich zudem nicht im
Literaturverzeichnis des Buches.
[2] Zu einem anderen Ergebnis kommt die von Vitale nicht benutzte
hervorragende Studie Bernhard Woytek, Arma et Nummi. Forschungen zur
römischen Finanzgeschichte und Münzprägung der Jahre 49 bis 42 v. Chr.,
Wien 2003, hier: S. 119-133.
[3] Die vorgeblich früheste nachweisbare Personifikation Italias wird
auf S. 244f. in die Zeit des Bundesgenossenkrieges selbst datiert, auf
S. 237 dagegen in die Jahre 71/70 v.Chr.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lennart Gilhaus <lgilhaus(a)uni-bonn.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2017-4-049>

[Regionalforum-Saar] Merkmale und Eigenheiten der Kleidung

Date: 2017/10/24 09:16:34
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ, St. Wendeler Teil:


Merkmale und Eigenheiten der Kleidung

 

Nohfelden. Ein neues Buch der Autorin Heidi Meier wird am 10. November in Nohfelden vorgestellt. In ihrem Werk „Trachten im Saarland“ geht es um regionaltypische Kleider.

 

() Das Museum für Mode und Tracht und die Gemeinde Nohfelden laden gemeinsam zu einer Buchvorstellung am Freitag, 10. November, um 18 Uhr in den Nohfelder Ratssaal. „Trachten im Saarland“ titelt das Werk von Heidi Meier. Umgangssprachlich und in der älteren volkskundlichen Forschung steht Tracht als das äußere Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Sie ist eine regionaltypische Bekleidungsform. Unter Tracht verstehen wir heute die Bekleidung der ländlich-bäuerlichen Bevölkerung. Deren Blütezeit lässt sich laut Veranstalter zwischen den Jahren 1750 und 1850 festmachen. Schon ab 1850 war die Tracht im Saarland fast gänzlich verschwunden.

 

Im Saarländischen Volkstanz- und Trachtenverband gibt es ein „Referat für Tracht und Museum“, in dem Andrea Mark-Fuchs und Heidi Meier als Referentinnen tätig waren. Auf Bundestagungen konnten sie die umfangreichen Dokumentationen und Präsentationen der Trachten in den übrigen Bundesländern bewundern. Im März 2000 wurde die Idee geboren, ein Trachtenmuseum für das Saarland zu schaffen. So entstand das Museum für Mode und Tracht in Nohfelden.

 

Die Suche nach entsprechenden Kleidungsstücken aus dem 19. Jahrhundert führte Heidi Meier zur Sammlung von Hermann Keuth, der vor 1939 das Heimatmuseum in Saarbrücken leitete (die Sammlung gehört heute der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und wird vom Saarland Museum Saarbrücken verwaltet); zur Sammlung von Pelser-Berensberg, der von Trier aus im Saargau und Hochwald gesammelt hatte (die Sammlung gehört zum Städtischen Museum Simeonstift Trier) und zu einer kleinen Sammlung im Städtischen Museum in Saarlouis.

 

Das Institut für Landeskunde im Saarland – früher Sitz Uni Saarbrücken heute in Landsweiler-Reden  – verwaltet Zeichnungen und Notizen von Hermann Keuth. In diesen werden Merkmale und regionale Eigenheiten der Kleidung beschrieben. Bücher und volkskundliche Schriften zur Tracht im Saarland konnte Heidi Meier zum größten Teil in Antiquariaten in ganz Deutschland erwerben. Ein Buch aus dem Jahre 1867 besorgte ihr die Stadtbücherei in St. Wendel als Fernausleihe in München. Unter Aufsicht konnte sie die Buchseiten über Tracht kopieren.

 

Weitere Informationen gibt es beim Kulturamt Nohfelden, Tel. (0 68 52) 88 51 15.

 

[Regionalforum-Saar] Der Heilige Wendelin – Nam ensgeber der Stadt St. Wendel

Date: 2017/10/24 09:20:10
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

letzten Freitag in der SZ, St. Wendeler Teil:


„Der Heilige Wendelin – Namensgeber der Stadt St. Wendel“ ist der Titel der Schau, die noch bis zum Sonntag, 29. Oktober, im St. Wendeler Museum läuft. Die Stadt St. Wendel würde heute wohl immer noch Bosenweiler heißen, wenn es den Einsiedler Wendelin nicht gegeben hätte und die Menschen nach seinem Tod nicht zu seinem Grab gepilgert wären. Anlässlich der Feierlichkeiten zu den diesjährigen Wendelswochen zeigt das Museum St. Wendel eine Wendelin-Ausstellung.

 

Bei der Betrachtung des heiligen Wendelin ist zwischen der historischen Person und dem legendären Wendelin zu unterscheiden. Wendelin lebte zu Zeiten des Bischofs Magnerich von Trier (nach 587) als Mönch und Einsiedler im Waldgebiet zwischen Saartal und Hunsrück. Er wird mit der iro-schottischen Mission in Verbindung gebracht, bei der Wandermönche die Britischen Inseln verließen, um auf dem Festland zu missionieren. Historisch belegt ist sein Name, der trotz mancherlei Schreibvarianten als fränkisch einzuordnen ist. Die Legende macht ihn aber zu einem schottischen Königssohn (Irland wurde damals als Scotia bezeichnet) und sogar zum Gründungsabt der Abtei Tholey.

 

Bald nach Wendelins Tod (gegen 617) setzte seine Verehrung ein und es pilgerten viele Gläubige zu seinem Grabheiligtum. Die historische Überlieferung nennt erstmals 1180 zwei Geistliche zu St. Wendel – die Namensänderung des Ortes war hier bereits vollzogen.

 

Im Hoch- und Spätmittelalter blühte die Wallfahrt auf. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde diese durch die Reformation und durch Kriege sehr beeinträchtigt, um dann im 18. Jahrhundert nochmals einen großen Aufschwung zu erleben. Auswanderer brachten die Verehrung des heiligen Wendelin im 18. Jahrhundert nach Südosteuropa und im 19. Jahrhundert nach Amerika.

 

 

--------------------

 

Die Ausstellung Im St. Wendeler Museum dauert noch bis einschließlich Sonntag, 29. Oktober. Verschiedene Publikationen zum heiligen Wendelin, darunter auch ein bebildertes Kinderbuch, sind während der Ausstellung zu ermäßigten Preisen im Museum erhältlich. Öffnungszeiten des Museums St. Wendel sind: Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 16.30 Uhr; Donnerstag 10 bis 18 Uhr; Samstag 14 bis 16.30 Uhr; Sonntag (und an Feiertagen) 14 bis 18 Uhr.

[Regionalforum-Saar] Bildband "Unter dem Gewölbe des Himmels"

Date: 2017/10/24 09:30:27
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Unter dem Gewölbe des Himmels

 

Menschen, Tiere und andere Fabelwesen an der Decke des Hauptschiffs der Wendalinusbasilika in St. Wendel aus den Jahren 1463 - 1464

 

Während einer Renovierung der katholischen Pfarrkirche in St. Wendel, die damals noch keine Basilika war, aber aufgrund ihre Größe schon seit mehr als 100 Jahren „Wendelsdom“ genannt wurde, stieß man 1923 unter der Decke des Hauptschiffs unter etlichen Lagen Farbe auf Gemälde von Wappen und anderem. Gottlob versuchte man sich nicht an einer Restaurierung, sondern deckte die Bilder wieder mit Farbe ab und zeichnete phantasievoll ein paar Ranken und Vögel, den Kaiser und Cusanus auf der Decke nach.

 

Im Jahre 1960 wurde die Deckenmalerei unter Betreuung von Prof. Walter Hannig über das gesamte Mittelschiff entlang freiglegt. Professor Hannig entwikkelte seine Theorie einer Prozession der hohen Würdenträger zum Grab des hl. Wendelin vorn im Chor der Kirche. Diese Idee wurde im Laufe der Zeit mehr und mehr in Frage gestellt und wird heute als nichtzutreffend verworfen.

 

Bei der Renovierung von 1980/81 wurden alle Malereien freigelegt, gesäubert und restauriert.

 

Doch außer den Wappen gibt es da noch noch viele andere Figuren, deren Hintergrund ziemlich unbekannt ist. Anläßlich des Tages des Offenen Denkmals im September habe ich die einzelnen Figuren fotografiert und in einem A4 großen Band zusammengestellt. Es geht darin nicht darum, die unbekannten Hintergründe darzustellen, sondern die Bilder an sich aus der Höhe herunter in die Hand des Betrachters zu bringen.

 

Eine wissenschaftliche Arbeit über die Bilder an der Decke der Kirche ist meines Wissens in Arbeit.

 

 

Unter dem Gewölbe des Himmels

A4, 52 Seiten, vollfarbig

erschienen im Eigenverlag

für 15 Euro (plus Porto 1,20 Euro) bei mir beziehbar.

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Legendenbuch des hl. Wendelin

Date: 2017/10/24 09:36:28
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Beschreibung Deß Tugendtreichen Leben deß Heiligen WENDELINI Abbts und Einsidlers, Gebohrnen Königs Sohn in Schottland.

 

nebst einiger Stundenandachten, zur Prim, zur Terz, zur Sext, zur Non, zur Vesper und zum Complet zu lesen, einer Litaney und einer Neundienstätigen Andacht

sowie allerley Meß-, Morgen-, Beicht- und Commonion-Gebether

mit allerley Bildern versehen

 

verfaßt in der zweyten Hälfte des 18ten Jahrhunderts von einem unbekannten Geistlichen

 

vor dem Vergessen bewahrt von Elmar Landwehr

abgeschrieben und ins Licht gebracht von Roland Geiger

 

Die Vorlage ist eine Handschrift aus dem späten 18. Jahrhundert, frühestens aus der Zeit nach dem 22. November 1758. An dem Tag wurde die im Text genannte Wendelskapelle eingeweiht. Ihr Eigentümer ist Elmar Landwehr, der freundlicherweise die Genehmigung zum Einscannen bzw. zur Abschrift und Veröffentlichung erteilt hat. Sie besteht aus 270 nicht paginierten Seiten im Format 160 mm x 94 mm, deren Blätter am Rücken verleimt sind, womit das Büchlein 2,5 cm dick wird.

 

Die vorliegende Ausgabe zeigt jeweils links eine Abbildung der Originalseite, rechts den abgeschriebenen Text.

 

Die Herkunft der Vorlage oder ihr Verfasser sind unbekannt. Letztere hat den ersten Teil, die Lebensbeschreibung des Heiligen Wendelini, Wort für Wort von dem Druck der am 11. Oktober 1704 von Pastor Nikolaus Keller aus St. Wendel veröffentlichten Wendalinuslegende abgeschrieben. Deren Einleitung, die bischöfliche Druckerlaubnis und die ersten Seiten der Legende Kellers standen wohl auf den fehlenden Seiten, weshalb sie dieser Ausgabe ebenfalls vorangestellt werden.

 

Die Schreibweise des Originaltextes wird beibehalten, auch die Kommata und „Schreibfehler“; Ergänzungen erfolgen in eckigen Klammern [ ] oder in Form von Fußnoten.

 

Frau Dr. Margarete Stitz aus St. Wendel hat dankenswerterweise die Abschrift kritisch gegengelesen. Alle noch vorhandenen Fehler gehen auf die Kappe des Herausgebers.

 

---------------------------


Beschreibung Deß Tugendtreichen Leben deß Heiligen WENDELINI Abbts und Einsidlers, Gebohrnen Königs Sohn in Schottland.

 

A4, 144 Seiten, gebunden, vollfarbig

Auflage 20 Exemplare

 

für 29,99 Euro plus 1,85 Euro Porto bei mir beziehbar.

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Adenauer und die Tholeyer Sän gerknaben

Date: 2017/10/27 09:19:34
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ, St. Wendeler Teil

 

Wallfahrt in St. Wendel

Adenauer und die Tholeyer Sängerknaben

 

 

Vor 50 Jahren starb Konrad Adenauer (1876 bis 1967), der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Am Mittwoch gastierte sein Enkel Konrad (72) als Festredner während der Wendelinus-Wallfahrtswoche in der Basilika. Nur 70 Zuhörer interessierten sich für seinen Vortrag „Bundeskanzler Adenauer und die Religion“. Eine Stunde vor seinem Auftritt hatte Konrad Adenauer seine Unterlagen auf dem Pflaster vor dem St. Wendeler Rathaus abgelegt, um noch ein Erinnerungsfoto von der Basilika zu schießen, kurz darauf läuteten die Glocken. Dass der „dicke Pitter“ (Petrusglocke) für den Kölner Dom geschafft werden konnte, daran war der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer in den frühen 1920er-Jahren maßgeblich beteiligt. Zuvor war er Messdiener, hatte ein katholisches Gymnasium besucht und ist Mitglied im katholischen Studentenverein Saxonia gewesen. „Er hat diese Verbindung gehalten, was ihm später Türen öffnete, wodurch er aus einfachem Hause kommend später in Köln in bestimmte Kreise reinschauen konnte“, berichtete Adenauer über seinen Opa.

 

Die Lektüren des Schweizer Staatsrechtlers und Laientheologen Carl Hilty (1883 bis 1909) und dessen Lektüren hätte ihn über den Tod eines Freundes hinweggeholfen. Die Nationalsozialisten (NS) setzten Adenauer 1933 als Oberbürgermeister von Köln ab, sodass er ins Kloster Maria Laach ausweichen musste. „Wenn er nicht so gläubig gewesen wäre, hätte er sich wohl das Leben genommen“, meinte sein Enkel. Dem Widerstand gegen das NS-Regime habe er sich nicht angeschlossen. Ein gutes Verhältnis habe sein Großvater mit dem späteren Kardinal Josef Frings (1887 bis 1978) gepflegt. Ohne dessen Pfarrei anzugehören, besuchte er in seiner Oberbürgermeisterzeit mit der Familie den Sonntagsgottesdienst beim damaligen Pfarrer Frings. Den warb er später für den Eintritt in die CDU an, was allerdings der Papst in Rom untersagte. „Einen Bischofsring hätte er nie geküsst, so etwas lag ihm nicht“, erklärte der 72-jährige Enkel Adenauers.

 

1962 habe sein Großvater als Bundeskanzler gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle einen Gottesdienst in der Kathedrale von Rennes besucht. „Es war in Frankreich nicht üblich, dass ein Staatspräsident in Frankreich wegen der Trennung von Kirche und Staat eine Messe besucht“, meinte Adenauer. In Rennes habe der Bundeskanzler auch schon 1950 gebetet und machte sich von dort nach Moskau auf, um die letzten deutschen Kriegsgefangenen zu befreien. Religiöse Bilder habe sein Opa gesammelt, die Weihnachtsansprache gehalten.

 

Durch seine Zeit im Kloster Maria Laach war Adenauer auch mit dem Tholeyer Pater Maurus Sabel (1912 bis 2012) befreundet, der 1952 den Chor der Tholeyer Sängerknaben gegründet hat. Auf einer Rheinlandfahrt besuchte der Chor den Bundeskanzler. „Ich freue mich über alle, die Menschen zu Gott führen“, sagte er im Sommer 1963, während er den US-amerikanischen Baptistenpastor und Erweckungsprediger Billy Graham, der dem Evangelikalismus zuzurechnen war, zur Tür begleitete. „Wissen sie, als Katholik muss man nicht so sicher sein; da genügt es, wenn man den aufrichtigen Wunsch hat, glauben zu können. Glaube ist eine Gnade, die man nicht erzwingen kann“, soll Adenauer ergänzt haben. 50 Minuten fasste der Jurist aus dem Leben des Opas zusammen. „Allzu viel handgeschriebene Aufzeichnungen darüber gibt es nicht“, so Adenauer. Er ist Vorstandsmitglied der öffentlich-rechtlichen Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Bad Honnef-Rhöndorf, die sich um das Haus und den Nachlass seines Großvaters kümmert.

 

[Regionalforum-Saar] Heimatfreunde Türkismühl e

Date: 2017/10/27 09:21:35
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ, St. Wendeler Teil

 

Retrospektive macht Geschichte greifbar

 

Türkismühle. Im Foyer der Türkismühler Gemeinschaftsschule wird am Sonntag das 25-jährige Bestehen der Heimatfreunde begangen.

Seit 25 Jahren erforschen die Heimatfreunde die Geschichte von Türkismühle. Das wird an diesem Sonntag ab 15 Uhr mit einer Retrospektive und musikalischen wie sportlichen Programm im Foyer der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle gefeiert. 1992 hat sich der Verein zur Aufgabe gemacht, durch die Sammlung und Erforschung schriftlicher und mündlicher Überlieferungen und Quellen, die Geschichte von Türkismühle zu untersuchen, zu dokumentieren und für die Nachwelt zu erhalten. Den Verein, der damals 28 Mitglieder gezählt hat, führte Walter Roth an, Vater des jetzigen Vereinschefs Volker Roth. Im Gründungsjahr haben die Heimatfreunde eine erste Bilderausstellung und eine Auswahl von Antiquitäten von Leo Herrmann präsentiert. „Türkismühle hat viel zu bieten, und es gibt noch sehr viel zu entdecken“, sagt Volker Roth, seit 2015 Vorsitzender der Heimatfreunde.

 

Ihr Vorläufer war ein Heimat- und Verkehrsverein, der sich bis zum Anfang der 1970er-Jahre weniger der Heimatforschung, sondern mehr der Dorfverschönerung gewidmet hat. „Danach war 20 Jahre nichts, dadurch ist ein Vakuum entstanden“, bedauert Roth. Ein Besuch in Dienstweiler bei Birkenfeld habe ihn seinerzeit auf eine Idee gebracht. „Ich habe da ein Heimatbuch gesehen und mir gedacht, so etwas könnte man auch in Türkismühle machen. Es gab dann zaghafte Überlegungen mit dem Ziel, einen Bildband zu konzipieren“, blickt Roth zurück. 1995 haben die Heimatfreunde unter dem Titel „Türkismühle damals und heute“ eine Dorfchronik erstellt, die in einer Auflage von mehr als 700 Exemplaren verkauft wurde. Seit 1998 bringen die Heimatfreunde ihren jährlich erscheinenden nostalgischen Türkismühler-Wegweiser „Hallo Nachbar“ heraus. „Entstanden ist alles aus der Idee, ein Begrüßungsblättchen für die neu in unserem Ort ansässigen Bürger anzubieten. Wir wollten aber ein Heft herausgeben, das den Lesern auch Interessantes aus der Geschichte unseres Dorfes vermittelt“, erinnert sich Roth. Die erste Broschüre „Hallo Nachbar“ erschien 1998 zum Thema „50 Jahre Kirmes in Türkismühle“. Das Heft ist kostenlos und wird von den Mitgliedern an alle Haushalte in Türkismühle verteilt. Dessen Finanzierung erfolgt ausschließlich aus den Einnahmen der Anzeigen, die Geschäfte und Unternehmen in der Broschüre platzieren. Die aktuelle Ausgabe 2017 beschäftigt sich unter anderem mit dem Wirken des ehemaligen Türkismühler Heimat- und Verkehrsvereins. „Mittlerweile umfasst die Ausgabe im Schnitt 44 Seiten und ist farbig gestaltet. Bis zur endgültigen Fassung und zur Druckreife, sind etwa zwei bis drei Monate an Arbeit nötig“, berichtet Roth.

Vor sechs Jahren sind die „Türkismühler Hefte“ hinzugekommen, mittlerweile ist das fünfte Geschichtsheft über die Jahre zwischen 1900 und 1930 in der Planung. „Wir können aus dieser Zeit auch Bilder zeigen“, sagt der Vorsitzende. Im Jahresrhythmus beleuchten die Heimatfreunde zudem mit einer thematisch aufbereiteten Bilderausstellung die Ortsgeschichte. 2016 wurde wegen der Jubiläumsvorbereitungen auf eine Fotoschau verzichtet.

 

Das Programm der Heimatfreunde

Die Heimatfreunde Türkismühle feiern am Sonntag, 29 Oktober, ab 15 Uhr ihr 25-jähriges Bestehen im Foyer der Gesamtschule Nohfelden-Türkismühle. Mit einer Retrospektive schaut der Jubiläumsverein zurück. Musikalische Gäste sind Sängerin Josephine Rohrschneider, die Melodien aus bekannten Musicals vorträgt und der Chor Singtonic Frauenpower aus Thallichtenberg. Dazu wird es mit dem Volti-Team aus Dambach sportlich zugehen.

[Regionalforum-Saar] Grenzsteinwanderung in Neipel

Date: 2017/10/27 09:24:08
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ, St. Wendeler Teil

 

Herbstliche Führung entlang der Waldgrenzsteine

 

Neipel. Die Interessengemeinschaft Ortsgeschichte Neipel sowie der historische Verein Bohnental laden zur herbstlichen Wanderung zur Fritschenheck. Am Sonntag, 29. Oktober, wird um die Gemeindewälder von Neipel gewandert. Treffpunkt ist 14 Uhr vor dem Neipeler Heimatmuseum. Es geht um die Wälder Blumenheck, Fritschenheck und wieder zurück zum Steinwald. Die Führung übernimmt Thomas Besse, der Vorsitzende des Thalexweiler Heimatvereins.

Neben historischen Erläuterungen werden die im Jahr 1754 gesetzten Waldgrenzsteine besichtigt, die in der aktuellen Broschüre zu den Schaumburger Wäldern untersucht wurden. Die Broschüre kostet 10 Euro. Festes Schuhwerk ist für die fünf Kilometer lange Tour notwendig. Die Veranstaltung ist kostenlos. Die Bundeswehr hat die Erlaubnis zum Betreten der Truppenübungsplatzes erteilt.


----------------------


Frage: Weiß jemand, wo in oder bei Neipel ein Truppenübungsplatz liegt?

 

[Regionalforum-Saar] Dampflok-Dias vom Bahnhof St. Wendel im internationalen Ebay

Date: 2017/10/27 10:55:00
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Morgen,


bitte diesem Link folgen: https://www.ebay.com/sch/i.html?_odkw=st.+wendel&_osacat=1&_from=R40&_trksid=p2045573.m570.l1313.TR0.TRC0.H0.Xsankt+wendel.TRS0&_nkw=sankt+wendel&_sacat=1


-- 
Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 
--------------------

Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
Tel. 06851-3166
email rolgeiger(a)aol.com oder alsfassen(a)web.de
www.hfrg.de