ein Reisebericht von unbekannter Hand im Stadtarchiv St. Wendel, Akte A 39, Seiten 16-19
Date: 2017/06/04 12:58:51
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Rankin, William: After the Map. Cartography, Navigation, and the Transformation of Territory in the Twentieth Century. Chicago: University of Chicago Press 2016. ISBN 978-0-226-33936-8; VII, 398 S., 143 Abb.; EUR 52,49. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Bernhard Struck, School of History, University of St Andrews E-Mail: <bs50(a)st-andrews.ac.uk> Ist die Karte und damit die Kartographie tot, wie es der Titel von William Rankins Buch "After the Map" suggeriert? Jein. Traditionelle Karten, gedruckt auf Papier, die ein bestimmtes Gebiet zweidimensional abbilden, wird es wohl auch in Zukunft geben. Aber die Kulturtechnik des Messens, Abbildens, Navigierens und damit auch der Sinnstiftung von Territorialität hat sich radikal verändert während der vergangenen gut 100 Jahre, so eine Hauptthese bei Rankin. Um dem Kern seines faszinierenden Buches auf die Spur zu kommen, beginnt man am besten am Ende des Titels: "Territory in the Twentieth Century". Damit folgt der Band einer Reihe von Arbeiten, darunter jüngst eine Monographie von Charles Maier, die sich mit den Techniken zur Beherrschung und Kontrolle von Territorien befassen.[1] Rankin, der in Yale als Wissenschaftshistoriker arbeitet, geht vor allem um die Frage nach, wie wir Räume und Territorien wahrnehmen und mit welchen Techniken wir sie sichtbar machen. Mit einem Wink gen Foucault untersucht Rankin die Verschiebung einer "geo-epistemology" während eines langen 20. Jahrhunderts. Es erstreckt sich von etwa 1890 bis 2010, von den frühen Luftaufnahmen in die unmittelbare Gegenwart. Schon die ersten Fotos aus Zeppelin oder Heißluftballon waren punktuelle Aufnahmen eines größeren territorialen Ganzen - GPS ist lediglich die (vorläufig letzte) technische Weiterentwicklung, aber eine logische: von der Flächenaufnahme des Geodäten im Gelände zu punktuellen Aufnahmen aus einer Vogel- oder eben Satellitenperspektive. Bereits in der Einführung verdeutlicht Rankin, dass GPS-generierte Daten und Karten keineswegs besser sind als ältere Techniken, sondern schlicht anders. Damit hinterfragt er eine ältere Wissenschafts- und Kartographiegeschichte, die einer inneren Teleologie folgte. Rankin knüpft an Arbeiten der "Critical Cartography" an, die wichtige Impulse des "Linguistic Turn" zur Textualität von Karten sowie Ideen des Poststrukturalismus aufgenommen hat.[2] Wie der Titel andeutet, handelt das Buch natürlich auch von Karten - sehr vielen sogar. Noch im Ersten Weltkrieg, so Rankin, druckten die Alliierten etwa 50 Karten pro Soldat. Für den Autor geht es darum, eine Verschiebung der Logik der Kartierung ("logic of mapping") und des räumlich-territorialen Denkens nachzuzeichnen. Krieg und Militär spielten im 20. Jahrhundert eine wesentliche Rolle, aber auch nichtstaatliche Akteure wie Kartographen und geographische Gesellschaften. Wurde im Ersten Weltkrieg noch weitgehend räumlich begrenzt gekämpft, in den Schützengräben entlang der Ost- und Westfront, so wurde in den 1940er-Jahren zwischen Atlantik und Pazifik, zwischen Stalingrad, Singapur, Dresden oder Pearl Harbor, ganz anders gekämpft und räumlich gedacht - besonders durch die Erweiterung des Krieges in den Luftraum. Und die Bedürfnisse, nicht zuletzt militärische, Raum präzise abzubilden, waren 1940 ganz andere als 1900. Rankins Buch, entstanden als PhD-Dissertation in Harvard, denkt das Zusammenspiel zwischen Periodisierung und Raum neu. Die Bruchstellen liegen für ihn um 1940 und in der Mitte der 1960er-Jahre, was sich in der thematischen, projektbezogenen und chronologischen Ordnung des Buches spiegelt. Der Autor versteht es, das Große und Ganze der Globalgeschichte von Territorien anhand dreier konkreter Projekte anschaulich zu machen. Im Zentrum von Teil I steht das utopische Projekt einer standardisierten "International Map of the World" (IMW) um 1900. Eine Reihe von Arbeiten zur Kartographiegeschichte hat die tragende Rolle des Staates hervorgehoben. Das IMW-Projekt stand zwar im Zeichen von Staaten und Imperien: Es war quasi das letzte Puzzleteil einer globalen Weltschau im Anschluss an das "Scramble for Africa" und das Ende des "Age of Exploration".[3] Die IMW wurde jedoch vor allem von transnational vernetzten Kartographen und nichtstaatlichen geographischen Gesellschaften vorangebracht, wie Rankin betont. Am Ende war das Projekt zu groß, zu langsam; die Weltkriege trieben Keile zwischen die Vernetzung von Wissenschaftlern. Aber auch das Denken über Raum wandelte sich, und damit stellten sich neue Fragen zum Nutzen und zur Anwendung einer Papierkarte der Welt. Die Verschiebung veranschaulicht Rankin am Projekt, das in Teil II im Mittelpunkt steht: der Universal Transverse Mercator (UTM). Zwischen 1940 und den späteren 1960er-Jahren verlagerten sich räumliches Denken und kartographische Praxis vom Boden in die Luft, von der Fläche zu Punkt und Raster. Mörser, Raketen und Bomben mussten punktgenau abgefeuert und ins Ziel gelenkt werden. Anders gesprochen: Nicht mehr die präzise Kenntnis von Fläche und Territorium war entscheidend, sondern die Distanz zwischen den Punkten A und B. Koordinaten, Punkte, ein "grid-system" waren Teile der neuen "geo-episteme". Diese herauszuarbeiten ist für Rankin zentral. Sie war nicht nur kriegswichtig, sondern auch für die Etablierung der zivilen Luftfahrt nach 1945 entscheidend. Die Ablösung des IMW-Projektes hin zu UTM zeigt gleichzeitig die Verschiebung von einem multilateralen, transnationalen Kartographen-Netzwerk hin zur unilateralen und globalen Dominanz räumlichen Wissens durch die USA. Lediglich die USA verfügten nach 1945 über die Infrastruktur, die technischen und finanziellen Mittel (vermutlich auch die Motivation wegen des sich abzeichnenden Kalten Krieges), ein Projekt wie UTM voranzutreiben, das die Welt in 60 Nord-Süd-Raster gliederte. Anhand der gewählten Kernprojekte bietet Rankin vernetzte Perspektiven zur Globalgeschichte an. Handelte es sich beim IMW-Projekt noch um transnationale Kooperationen zur Herstellung territorialen Wissens, bedeutete UTM zwar eine neue globale Dimension von Technik, Raumwissen und -beherrschung, gleichzeitig aber auch die Entglobalisierung hin zu einem dominanten Player, den USA. Im Hintergrund der Großprojekte, die das Buch durchziehen, verlaufen eine Reihe internationaler Vertragsabschlüsse - bei der Montevideo-Konferenz 1933, in Helsinki 1975 sowie bezüglich der internationalen Luftfahrt oder der Nutzung der Arktis. Gleichzeitig hinterfragt Rankin bisherige Interpretationen zur globalen Ordnung und der Rolle der USA, zu einem neuen "Regime of World Order" seit den späten 1960er-Jahren und zur Stellung der USA als post-territorialem Empire beruhend auf einer nichtterritorialen Hegemonie - von Kapital und Militär, aber ebenso von räumlichem Wissen und Infrastruktur. Hierzu widmet sich Teil III der Entwicklung von GPS, nicht zuletzt durch Raumfahrt und NASA, das das punktgesteuerte Grid- und Rasterdenken in neue Höhen und Dimensionen hob: in den Weltraum. Im Kapitel rund um GPS zeigen sich die vielen Tricks und Kniffe, die Rankin (ein Pokerspieler der Ideen) im Ärmel hat. Ob als Historiker (wir mögen und konstruieren Kausalitäten und Verläufe) oder als schlichte Anwender (von Google Maps) - wir tendieren dazu, die Linearität und den Erfolg von Technik zu sehen. Wir übersehen gerne die Twists und Turns. Rankin belegt, dass das nutzbare Potenzial eines Geo-Positioning-Systems zwar früh erkannt wurde, aber es eigentlich niemand wirklich brauchte. Die drei US-Institutionen, die an der Entwicklung von GPS wesentlich arbeiteten - die zivile NASA, die Navy und das Department of Defense - hatten sehr unterschiedliche Interessen und Verwendungsabsichten. Und dass wir heute mit Karten auf dem Smartphone das nächste Café sicher ansteuern (wir folgen Punkten auf Rastern, genau wie ein atombetriebenes U-Boot unter arktischem Eis von A nach B kommt, aber das ist weniger relevant für den nächsten Espresso), verdanken wir (auch) institutionellen Konkurrenzen und bürokratischen Eitelkeiten. "After the Map" bietet eine sehr westliche Sicht auf die Globalgeschichte. Rankin stützt sich auf Archive und Materialien in den USA, in Großbritannien, Kanada und Frankreich. Es ist in vielerlei Hinsicht ein sehr technisches Buch. Aber es ist ein äußerst anregendes, das intelligent verschiedenste Stränge zusammenbringt: die Geschichte von Technik und Infrastruktur, der Kartographie, des Denkens von Territorialität zwischen Empire und Nationen, von Grenzen und Globalität. Es ist ein Buch, das auffordert, über die Periodisierung des 20. Jahrhunderts nachzudenken, das wir als kurzes kennen oder auch als das der Extreme (Eric Hobsbawm), der Ideologien oder der Weltkriege. William Rankins Blick auf räumliches Denken, Infrastruktur, Institutionen, Karten und GPS eröffnet eine Reihe neuer und ungewöhnlicher Perspektiven zu Territorialität, internationaler, nationaler und globaler Geschichte und dem Zusammenspiel staatlicher und nichtstaatlicher Akteure. Empfohlen sei schließlich auch die begleitende Website <http://www.afterthemap.info> (13.05.2017), wo das komplette Karten- und Bildmaterial sowie die Bibliographie des Buches abrufbar sind. Anmerkungen: [1] Charles S. Maier, Once within Borders. Territories of Power, Wealth, and Belonging since 1500, Cambridge 2016. [2] John B. Harley, The New Nature of Maps. Essays in the History of Cartography, hrsg. von Paul Laxton, Baltimore 2001. Siehe auch Rankins Website http://www.radicalcartography.net (13.05.2017). [3] Siehe hierzu Iris Schröder, Das Wissen von der ganzen Welt. Globale Geographien und räumliche Ordnungen Afrikas und Europas 1790-1870, Paderborn 2011. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Jan-Holger Kirsch <kirsch(a)zzf-pdm.de> |
Date: 2017/06/04 13:00:08
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Konf: Regesten und Register, Netzwerke und Karten - Neues und altes Werkzeug des Historikers - Bochum 06/17 ------------------------------------------------------------------------ Prof. Dr. Gerhard Lubich, Lehrstuhl für die Geschichte des Früh- und Hochmittelalters, Ruhr-Universität Bochum; in Kooperation mit der Deutschen Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e.V. bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz) 20.06.2017-20.06.2017, Bochum, Ruhr-Universität Bochum, NC 2/99 Deadline: 13.06.2017 Die vergangenen Jahrzehnte haben die "digital humanities" auch auf dem Feld der Geschichtswissenschaft zu einer eigenen Fachdisziplin werden lassen, die eigenständige Fragestellungen mit einem eigenen Instrumentarium beantwortet. Dies hat zu einer Entfernung von genuinen, traditionell historischen Forschungsinteressen geführt, wodurch sich eigenartige Parallelwelten abzeichnen, die nur noch begrenzt etwas miteinander zu tun haben. Kaum noch stellt sich die Frage danach, inwiefern der Import von IT-Lösungen den eingespielten historischen "Betrieb" verändern und beschleunigen kann - beide Disziplinen scheinen eher zu koexistieren, denn zu kooperieren. In einem Workshop, ausgehend von Akademieprojekten mit deutlichem digitalen Schwerpunkt, soll eine punktuelle Überprüfung von Perspektiven künftiger Zusammenarbeit anhand vorhandener Datenbestände, Programmen und Projekten vorgenommen werden. Es wird um eine Anmeldung bis zum 13.06.2017 in Form einer kurzen E-Mail an: gerhard.lubich(a)rub.de gebeten. ------------------------------------------------------------------------ 10.00-12.30 Regesten und Register Gerhard Lubich (Bochum): Zur Geschichte der Entwicklung von "digital humanities" und digitalen Arbeitsmitteln der Historiker Lisa Klocke (Bochum): Register als Problem: Was können und was wollen Historiker finden? Andreas Kuczera (Digitale Akademie Mainz): Vom Registereintrag zur Netzwerkdarstellung. Konzepte, Ansätze und Möglichkeiten der Graph-Technologie 12:30-14:00 Mittagspause 14:00-15:30 Datenbanken, Kartographierung und Analyse Alexander Watzinger (ÖAW): OpenAtlas - eine webbasierte Datenbank Anwendung für komplexe historische, archäologische und geospatiale Daten Johannes Preiser-Kapeller (ÖAW): Von der mittelalterlichen Quelle zur komplexen Analyse historischer Daten: Erfahrungen und Instrumente aus verschiedenen Wiener Projekten 16:00-17:30 Round Table: Perspektiven künftiger Entwicklungen ------------------------------------------------------------------------ Prof. Dr. Gerhard Lubich Lehrstuhl für die Geschichte des Früh- und Hochmittelalters Ruhr-Universität Bochum GA 4/40 44801 Bochum gerhard.lubich(a)rub.de |
Date: 2017/06/05 14:45:35
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
keine Karossen mehr.
Meine letzte Woche
Ich mach' jetzt mal was NeuesAcht Jahre und sieben Monate währte mein Einsatz für die St. Wendeler SZ. Wie meine Kollegen akribisch ausrechneten. Eine Herkulesaufgabe, stehen viele Journalisten mit der hohen Kunst der Mathematik auf Kriegsfuß. Acht Jahre und sieben Monate hatte ich also Zeit, um die Region zu erkunden. Da ich in der Nähe aufwuchs, war mir bewusst: Das sublokalpatriotische Herz divergiert von Dorf zu Dorf, tickt überall anders. Genau das reizte mich, stachelte meine Neugier an. Zuweilen meinen Hang, deswegen Leute liebevoll auf die Schippe zu nehmen. Acht Jahre und sieben Monate begleitete ich hier Themen, berichtete darüber. Wenn ich's für nötig befand, kommentierte ich. Damit eckte ich ein ums andere Mal bei Betroffenen wie Lesern an. Ist halt so, wenn jemand zu seinem Standpunkt namentlich steht. Ich wurde durch diverse Diskussionen dazu, die ich niemals scheute, um viele Erfahrungen reicher. Während der acht Jahre und sieben Monate steckte ich mir jeden Tag folgendes Ziel: mich niemals mit einer Sache gemein machen, seriösen, aber keinen arroganten Abstand wahren, stiller Beobachter bleiben. Dabei sein und nicht dazugehören. Wenn Euphorie mit einem durchzugehen drohte, hieß es erst recht, mit von persönlichen Befindlichkeiten losgelösten, wenn nötig unangenehmen Fragen den Finger in die Wunde legen, um möglichst objektiv an einer Sache dran zu bleiben. Ein Anspruch, bei dem mir sicherlich Fehler unterliefen. Sollte ich jemanden verletzt haben, so bitte ich von Herzen um Verzeihung. Acht Jahre und sieben Monate: Das sind Begegnungen mit interessanten Menschen und prägende Momente. Das sind berührende Geschichten wie die um das Missbrauchsopfer aus Scheuern, das einer Betrügerin aufsaß. Das sind politische Erdbeben, die durch schamlos ausgenutzte Arbeiter auf der Baustelle des Ferienparks am Bostalsee ausgelöst wurden. Das sind Stilblüten, bei denen ich schallend über mich selbst lachte, wie bei der von mir fabulierten: „Exhibitionist mit Pferdeschwanz gefasst“. Nach acht Jahren und sieben Monaten mache ich mich nun zu neuen Ufern auf. Ich verlasse das Arbeitsfeld St. Wendeler Land – mit dem Wissen, dass einige erleichtert aufatmen; und in der Hoffnung, dass dies nicht alle tun. Ich setze auf jene, die mich mit Zuschriften in meinem Tun bestärkten. Meinen aufrichtigen Dank dafür. Zum guten Schluss ein Riesen-Kompliment an meine geduldigen Kollegen in der Redaktion und unterwegs, die mich vor Schnellschüssen bewahrten, mir wertvolle Tipps gaben, den Rücken bei rechercheintensiven Aufgaben freihielten. Und für das enorme Vertrauen, das Informanten in mich setzten. Ich habe die Zeit fürwahr genossen. Gehabt Euch wohl. m.zimmermann(a)sz-sb.de |
Date: 2017/06/05 14:49:59
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Otzenhausen
Der letzte Fürst des Ringwalls(red) Beim Festival Celtoi 2017 wird der Konflikt zwischen Indutiomarus und Cingetorix, im gleichnamigen Theaterstück wieder aufleben. Das Theaterstück wird am Samstag 15. Juli, 20 Uhr, in der Arena des Keltenparks aufgeführt. Tickets zum Preis von 7,70 Euro gibt es im Rathaus Nonnweiler, Schreibwaren Feis, Otzenhausen, Kaufhaus Becker, Primstal und bei Ticket Regional. |
Date: 2017/06/06 09:34:10
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Neben
politischen Umbrüchen veränderte im 19. Jahrhundert die
sogenannte industrielle Revolution das Leben der Menschen
entscheidend. Über Hintergründe und Auswirkungen der Industrialisierung auf das Saarland und das St. Wendeler Land spricht Thomas Störmer am Dienstag, 6. Juni, 19 Uhr, Hiwwelhaus Alsweiler. Der Vortrag ist Teil einer Reihe, die die vergangenen 500 Jahre der Region beleuchtet. Der Eintritt ist frei. |
Date: 2017/06/07 19:30:51
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
letzte Woche in der SZ (kommt verspätet, weil ich extra Landes war): Als die Revolution auch St. Wendel ergriffWas hatte das St. Wendel des 19. Jahrhunderts mit Napoleon zu tun? So einiges – wusste der Historiker Bernhard W. Planz jetzt in einem Vortrag zu berichten.St. Wendel (red) Auch lange nach seinem Tod, als St. Wendel bereits preußisch war, soll sein Geburtstag, der 15. August, in der Stadt feierlich begangen worden sein. Manch ein Bürger soll gar auf eine Trikolore über seinem eigenen Sarg bestanden haben. Dies berichtet der St. Wendeler Stadthistoriker Max Müller (1862 bis 1937). Die Rede ist von Napoleon, dem Kaiser der Franzosen. Die Verehrung für seine Person hallte offenbar in der Region lange nach. Napoleon leitete mit seiner Krönung 1804 und seinen Kriegszügen das 19. Jahrhundert tosend ein. Ein Jahrhundert, das die Geschichtsschreibung nicht selten bereits mit der Französischen Revolution 1789 beginnen lässt. Und über dieses Jahrhundert und die Ereignisse im St. Wendeler Land referierte der Historiker Bernhard W. Planz vor mehr als 70 Zuhörern im Mia-Münster-Haus St. Wendel. Der Vortrag war Teil einer Reihe, die die vergangenen 500 Jahre in der Region näher beleuchtet. „Das 19. Jahrhundert ist ein Jahrhundert, das in mehrerlei Hinsicht revolutionäre Veränderungen gebracht hat, ohne die unsere heutige Welt nicht vorstellbar ist, im Positiven wie im Negativen“, eröffnete Planz. Die Ideen der Französischen Revolution, freilich erst später mit der prägnanten Formel Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit umschrieben, verbreiteten sich auch im St. Wendeler Land. Es kam zu ersten Akten zivilen Ungehorsams, zu ersten Plünderungen, etwa des Tholeyer Klosters. Planz: „Im Spätherbst 1792 gingen das Klosterarchiv und die allermeisten Akten in Flammen auf. Die Bauern wollten so jeglichen Nachweis über Abhängigkeiten, Abgaben, Fronden, Schulden für immer beseitigen.“ Ein Vorspiel. Denn die Revolution wurde von Frankreich aus mit Gewalt ins Ausland getragen. In der Stadt St. Wendel sah man den Revolutionsheeren mit gespaltenen Gefühlen entgegen. Zu Recht. Planz: „Auf der einen Seite gab es Freiheitsversprechungen, auf der andern Seite Furagelieferungen, Einquartierungen, Requisitionen und Plünderungen. Von Requisitionen besonders betroffen war die ländliche Bevölkerung, die teilweise ihr gesamtes Vieh, ihre Heuvorräte und ihr Saatgut verlor.“ Und dann kam Napoleon und die napoleonischen Kriege, die mit seiner Niederlage endeten. Die Wirren, die der Korse in Europa verursachte, versuchten nun die siegreichen, die alten Kräfte zu beseitigen, ihre ramponierte Macht wiederherzustellen. Etwa während des Wiener Kongresses 1814/15. Und dies hatte weitreichende Auswirkungen auf das St. Wendeler Land. Denn als Lohn dafür, dass er am Krieg gegen Napoleon teilgenommen hatte, bekam der sachsen-coburgische Herzog Ernst I. ein mehrere Tagesreisen von seinem Stammsitz entferntes Gebiet mit den Städten St. Wendel, Baumholder, Sien. Dieses erhob er 1819 zum Fürstentum Lichtenberg – die Keimzelle des heutigen Landkreises St. Wendel –, das er 1834 an Preußen verkaufte. Der nördliche Teil des heutigen Landkreises fiel hingegen an das Großherzogtum Oldenburg – und blieb es bis 1937. Auch das prägte das 19. Jahrhundert: Das Streben vor allem des Bürgertums nach nationaler Einheit, nach Grund- und Bürgerrechten, Beschränkung der Macht der Monarchen und gewählten Parlamenten. Begleitet von sozialen Missständen, begleitet von Unruhen und Aufständen. Wie in St. Wendel 1830/32: eine Auflehnung gegen Ernst I., der das Fürstentum ausquetschte. Oder wie 1848 im Fürstentum Oldenburg. Apropos 1848: Jenes Streben nach einem demokratischen deutschen Nationalstaat fand ein vorläufiges Ende, als der preußische Monarch, Friedrich Wilhelm IV., die ihm angebotene Kaiserkrone ablehnte. Ein Angebot der Frankfurter Paulskirchenversammlung, die eine Verfassung für einen zu schaffenden deutschen Nationalstaat erarbeitete. Als dem König 1849 in Berlin eben die Krone als „Diadem aus Dreck und Letten der Revolution“ verschmähte, war auch ein St. Wendeler dabei: Karl Phillip Cetto. Erst Jahrzehnte später, mit ganz anderen Vorzeichen, sollte ein deutscher Nationalstaat entstehen. Währenddessen kam es in der Region zu weiteren tiefreichenden Veränderungen während des 19. Jahrhunderts. Zum Beispiel in der Stadt St. Wendel. Planz: „1860 wurde die Stadt an die Rhein-Nahe-Bahn angeschlossen; weit unproblematischer als zuvor konnten nun Arbeiter die Bergwerke rund um Neunkirchen erreichen. In St. Wendel selbst wurde das im gleichen Jahr errichtete Eisenbahnausbesserungswerk zum wichtigsten Arbeitgeber, gefolgt von den Tabakfabriken und Ziegeleien.“ 1884 der Anschluss der Einzelhäuser an das Wasserleitungsnetz, 1889 die Einrichtung einer Gasanstalt, 1901 die Einführung des Fernsprechers. |
Date: 2017/06/10 17:56:17
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>
Für die Kurzentschlossenen „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart
verstehen und die. Zukunft gestalten.“ |
Date: 2017/06/12 09:09:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der SZ:
Alsweiler (red) Beinahe wäre die erste deutsche
Dampfeisenbahn nicht 1835 zwischen Nürnberg und Fürth, sondern
1819 im Saargebiet gefahren. Aber nur beinahe. Denn die aus
England importierte Lok konnte in Saarbrücken einfach nicht
zum Laufen gebracht werden. Daher fand die Geburtsstunde des
deutschen Eisenbahnwesens eben in Franken statt – und nicht im
Saarland. Der Eintrag in die Geschichtsbücher wurde verpasst.
Der saarländische Bahnlinienausbau nahm dann erst ab 1848
richtig Fahrt auf – eine wichtige Triebfeder der
Industrialisierung des Saarreviers im 19. Jahrhundert. Und
diese hatte unumkehrbare Auswirkungen auf das Leben der
Menschen, auf Wirtschaft und Gesellschaft. Auch im St.
Wendeler Land. Und dies sorgte dafür, dass das Saarland eine
politische und kulturelle Eigenständigkeit bilden konnte.
Darüber referierte Thomas Störmer im Hiwwelhaus. Ein Vortrag,
der Teil einer Reihe war, die die vergangenen 500 Jahre in der
Region beleuchtet. „Das heutige Saarland war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein
Agrarland und das St. Wendeler Land gehörte wegen der kargen
natürlichen Gegebenheiten zu den Armenhäusern Mitteleuropas“,
sagte Störmer vor über 50 Zuhörern. Beschwerlich somit das
alltägliche Leben der einfachen Menschen: Sie lebten von dem,
was die Felder hergaben, hielten Vieh, waren Handwerker oder
Tagelöhner, nicht wenige suchten ihr Glück in der Ferne. Doch
dies änderte sich allmählich. Denn die industrielle Revolution
setzte ein: Revolutionäre Fortschritte in Technik und
Wissenschaft – etwa bei der Dampfmaschine – sorgten dafür,
dass Kohle und Erze in Massen gefördert, vor Ort verarbeitet
werden konnten, dass Fabriken mit rauchenden Schloten aus dem
Boden sprießen, wo einstig Bauern und Handwerker im Schatten
der Fördertürme, im Takt der Maschinen ihr täglich Brot
verdienen konnten. Zollschranken wurden abgebaut, die
Massenproduktion begann. In Preußen, dann ab 1870/1 im neu
gegründeten Deutschen Reich, gab es drei wichtige Zentren
dieser Entwicklung: Oberschlesien, das Ruhrgebiet und das
Saarrevier. Kohle und Stahl prägten, dazu Glas und Keramik. Jedoch: Der nördliche Teil bleib weiterhin ländlich geprägt.
Störmer: „Hier bleiben viele Menschen in ihren Dörfern und
wandern am Wochenanfang zu ihren Industriearbeitsplätzen. An
den Wochenenden kehrten sie zu ihren Familien zurück und
betreiben eine kleine Landwirtschaft.“ Der Bergmannsbauer
hatte hier sein zuhause. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes brachte Erleichterung, für die
Arbeiter, die nun bequemer an ihre Arbeitsstätte kamen, für
die Kohle, für die Waren, die nun schneller und in Massen
transportiert werden konnten. Ein Ausbau, der mit der 1860
eröffneten Rhein-Nahe-Bahn, die Neunkirchen und Bingerbrück am
Rhein verband, auch das St. Wendeler Land durchschnitt. Kein
einfacher Bau. Störmer: „An der Bahnbaustelle arbeiteten ab
1857 bis zu 10 000 Menschen. Das Projekt wurde jedoch aufgrund
des schwierigen Geländes zu einer der damals teuersten
Eisenbahnen in Deutschland. 15 Tunnels, 55 große Brücken
mussten gebaut werden. Hinzu kamen 17 Bahnhöfe oder
Haltepunkte, im heutigen Kreis mit St. Wendel und Türkismühle
jedoch bloß zwei.“ Die Industrialisierung führte freilich auch zu sozialen
Spannungen. Rechte hatten die Arbeiter in den Gruben und
Hütten zunächst kaum, mühsam mussten sie sich diese erkämpfen.
Ein Vorkämpfer: Nikolaus Warken aus Hasborn. 1851 geboren,
Bergmann, Mitbegründer des Bildstocker Rechtsschutzvereines,
Streikführer. Erbarmungslos ging die Obrigkeit gegen ihn und
den Verein, der die Rechte der Kumpel schützen wollte, vor.
Mit Erfolg. Der Verein wurde aufgelöst, Warken verbrachte
seine letzten Tage als Landwirt in Hasborn. Eine Episode der
Arbeiterbewegung, die deutschlandweit für Aufsehen sorgte. Wie
auch die Industrialisierung, die im 19. Jahrhundert begann,
das Saarland formte und zu dem machte, was es heute ist.
Störmer: „Am Vorabend des Ersten Weltkriegs hat sich die
Saargegend zum Industriewunder gemausert. Vor den
Schattenseiten der Industrialisierung verschließt man
allerdings die Augen: Stickige Luft und verschmutzte Flüsse
werden damals als Begleiterscheinung des Aufstiegs
hingenommen.“ [Irgendwo auf der Website der Kulani steht der ganze Vortrag
- allein, ich habe ihn noch die Website nicht mehr gefunden] Am Rande Die Abschlussveranstaltung der Vortragsreihe
beschäftigt sich mit dem 20. Jahrhundert: am Sonntag, 18.
Juni, 16 Uhr, in der Bosener Mühle am Bostalsee. Referenten:
Paul Burgard und Klaus Brill. |
Date: 2017/06/12 20:10:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Schwabenakademie Irsee 16.02.2018-18.02.2018, Irsee, Schwabenakademie Irsee, Klosterring 4, 87660 Irsee Deadline: 31.07.2017 [English Version Below] Das Fußballspiel ist der weltweit populärste Sport. In Vereinen und Verbänden organisiert bewegt er weit mehr finanzielle Mittel, lockt größere Zuschauermassen an, wird sehr viel stärker von den Medien beachtet und fußt auf einer umfassenderen Breitenarbeit als alle anderen Sportarten. Deshalb nutzen politische Kräfte jedweder Couleur - ebenso wie ihre Gegner und Kritiker - bevorzugt den Fußballsport, um auf sich und die von ihnen verfolgten Ziele aufmerksam zu machen. Zu dieser Politik MIT dem Sport (im Gegensatz zu einer Politik FÜR den Sport) gehören die unterschiedlichsten Mythen. "Mythos" wird dabei im weiteren Sinn des Wortes verstanden: Er umfasst Erzählungen, die einen wahren Kern enthalten, der aber um fiktionale Bestandteile erweitert wurde; die Erzählungen tragen zur Konstitution von Gruppenidentitäten bei und werden gegen Kritik weitgehend immunisiert. Die Beispiele sind Legion: So sagt man bestimmten Fußballspielen nach, sie hätten Staatsgründungen in die Wege geleitet, Nationen aufgebaut, diplomatische Initiativen lanciert, politische Regime gestürzt, Bürgerkriege entfacht oder verfeindete Nationen versöhnt. Reich gesäumt ist die Geschichte des Fußballsports von "Großerzählungen" über Märtyrer, Helden und Schurken, die den Zweck verfolgen, politische Überzeugungen zu bestätigen, ideologische Positionen zu untermauern oder Feindbilder zu verfestigen. Ebenso prominent sind Verschwörungstheorien über wirkliche oder nur vermeintliche Spielmanipulationen, Schiedsrichter- und Spielerbestechungen. Insbesondere der Sport unter Diktaturen bietet einen reichen Fundus an teils dramatisch ausformulierten Mythen, die von den Medien dankbar aufgegriffen und selbst dann weitererzählt werden, wenn ihre Glaubwürdigkeit grundlegend erschüttert oder gar durch die historische Forschung widerlegt ist. "Invented traditions" sind nicht zuletzt auch ein beliebtes Terrain der Fußballfanszenen. Leitende Fragestellungen der Tagung über politische Fußball-Mythen sind das Verhältnis des wahren historischen Ereignisses zu den jeweiligen fiktionalen Ergänzungen, der Beitrag zur Konstruktion von Gruppenidentitäten, ferner Anlass, Genese und Tradierung der Mythen und nicht zuletzt die Konfrontation der unhistorischen Elemente eines Mythos mit dessen Kritik und Dekonstruktion und den daraus entstehenden Deutungskonflikten. Die 12. Irseer Sporthistorische Konferenz über politische Mythen des Fußballsports will im Anschluss an den einschlägigen sporthistorischen Erkenntnisstand neue wissenschaftliche Forschungsergebnisse präsentieren. Vorgesehen sind noch nicht publizierte Vorträge von maximal 30 Minuten mit anschließender Diskussion von 15 Minuten. Arbeitstitel, maximal einseitige Projektskizze und Kurzvita sind einzureichen bei der Schwabenakademie Irsee (markwart.herzog(a)schwabenakademie.de) bis 31. Juli 2017. Das Konferenzprogramm wird bis Ende August 2017 aus den vorgeschlagenen Beitragsthemen erstellt und publiziert. Die Tagung findet statt von Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. Februar 2018. Eine Publikation der Tagungsergebnisse ist vorgesehen. Den Referierenden werden die Reisekosten erstattet (Standard ist DB, 2. Klasse), Unterkunft (im Einzelzimmer) und Verpflegung (ohne Getränke) gestellt. Kontakt: Dr. Markwart Herzog, Schwabenakademie Irsee, Klosterring 4, 87660 Irsee, markwart.herzog(a)schwabenakademie.de |
Date: 2017/06/13 07:56:41
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Paris – Rom 1658ein Reisebericht von unbekannter Hand im Stadtarchiv St. Wendel, Akte A 39, Seiten 16-19 Bei der Durchsicht alter Stadtakten finden sich immer wieder überraschende und ungewöhnliche Einzelstücke, die den Forscher oder Archivmitarbeiter vor ein Rätsel stellen. So auch in der Akte A 39 des Stadtarchiv St. Wendel, die verschiedenste Schriftstücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert enthält. Im Laufe der wechselvollen Stadtgeschichte wurden die enthaltenen Rechnungen, Protokolle, Verträge und sonstigen Unterlagen, vielfach lose Blätter, zwar stets aufbewahrt, ihr sachlicher und zeitlicher Zusammenhang ging jedoch mehr und mehr verloren. Um 1810 wurden Anstrengungen unternommen, die noch in St. Wendel vorhandene Überlieferung aus den vorangegangenen Jahrhunderten zu retten. Damals wurden viele Vorgänge, offenbar ohne Kenntnis von Datierung und Inhalt, in dicken Akten zusammengebunden. Dies sorgte zwar dafür, dass das Schriftgut erhalten blieb, stellt uns heute jedoch vor erhebliche Schwierigkeiten, da einigen der eingebundenen Dokumente jeglicher Kontext fehlt und wir nichts mehr über ihren Ursprung herausfinden können. Dennoch lohnt es sich zuweilen, einen genaueren Blick auf ein solches Schriftstück zu werfen. In der Akte A 39 findet sich auf den Seiten 16 bis 19 ein Briefentwurf in französischer Sprache. Hat man die Handschrift mit ihren vielen Durchstreichungen und Überschreibungen einmal entziffert, so zeigt sich, dass es sich um einen Reisebericht handelt. Beschrieben wird eine Reise von Paris nach Rom im Jahre 1658. Da der Entwurf weder datiert, noch unterschrieben, noch adressiert ist, lässt sich heute nichts weiteres über dieses interessante Dokument herausfinden. Es ist vollkommen unklar, wie der private Briefentwurf unter die städtischen Akten gelangt ist, von wem er stammt oder ob der Bericht tatsächlich 1658 verfasst, oder womöglich erst Jahre später aus der Erinnerung niedergeschrieben wurde. Trotz der oben beschriebenen Ungewissheiten soll der Text hier vorgestellt und in Gänze wiedergegeben werden, besitzt es doch bei aller Unklarheit des Entstehungszusammenhangs einen nicht zu verleugnenden Reiz, sich mit dem unbekannten Verfasser auf die Reise zu begeben. In 72 Tagen legt der Briefschreiber rund zweitausend Kilometer, zumeist zu Fuß, zurück und besucht dabei etwa 55 Ortschaften in Frankreich und Italien, darunter einige berühmte Pilgerstätten. Neben der reinen Reisebeschreibung gewährt der Brief auch Einblick in die politischen Verhältnisse – und Spannungen – jener Zeit und lässt uns durch seine eindrücklichen (teils etwas ausgeschmückten) Beschreibungen an den Abenteuern der weiten Reise teilhaben. Am besten nachvollziehen lässt sich die Strecke durch eine Verbindung von Landkarte und Text. Unter https://www.tripline.net/trip/1658-0673004375061012985DB72456031265 sind die besuchten Orte auf der Karte markiert und die ungefähre Reiseroute eingezeichnet. Weiter unten auf der Seite (herunterscrollen!) kann zu jedem Ort der zugehörige Briefabschnitt in deutscher Übersetzung nachgelesen werden. Bei einigen wenigen kleineren Ortschaften, die der Text nur kurz nennt, ist die geographische Zuordnung unsicher. Sie wurden daher nicht in die Karte aufgenommen.
[Der vorgenannte Link führt auf die Reiseroute und zu einer
pdf-Datei mit der Abschrift und Übersetzung - ein sehr
interessanter Text!]
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Date: 2017/06/15 10:37:35
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Vor ein paar Jahren war eine Debatte um eine „nationalsozialistische Vergangenheit“ des saarländischen Ministerpräsidenten Franz Josef Röder im Gange, die mit viel Polemik und öffentlichem Radau geführt wurde. Zwei Journalisten, Julian Bernstein und Erich Später, versuchten in den „Saarbrücker Heften“ 2014, die braune Vergangenheit Röders aufzuarbeiten.
Mit welchen Mitteln sie dabei arbeiteten, die wohl mit seriösem historischen Arbeiten nicht viel zu tun hatten und auf welche Art sie dabei andere beinflußten, die sich mit diesem oder ähnlichen Themen beschäftigen, das beschreibt der Historiker Peter Wettmann-Jungblut in seinem Artikel „ Lügen und andere Wahrheiten, Anmerkungen zur "Röder-Debatte" und zur "kritischen" saarländischen Öffentlichkeit“, der gerade in den „Saargeschichten“, Nr. 2/2017, die vom Historischen Verein für die Saargegend und dem Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes herausgegeben werden.
Ich erlaube mir, zwei Sätze zu zitieren, die mich besonders beindruckten (Seite 14):
„Demokratische Gesellschaften leben von einem Pluralismus der Meinungen, aber nicht von einem Pluralismus der Fakten. Ihre Bürger und Bürgerinnen besitzen das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten und schon gar nicht darauf, offensichtliche Unwahrheiten im Stile Donald Trumps als „alternative Fakten“ zu deklarieren.
Wettmann-Jungblut nennt die Quellen Bernsteins und Später - es sind in der Hauptsache Internetrecherchen sowie „die Anregungen des in Kanada wohnenden Zeitzeugen Klaus Bohr, dessen Erinnerungen an seine Kindheit sie gerne heranziehen“.
[Das ist mir etwas sauer aufgestoßen, weil ich selbst schon einige Male mit Bohr telefoniert habe. Er hat eine Zeitlang aus Kanada angerufen und mich aufgefordert, einige seiner Artikel zu veröffentlichen. Doch irgendwann hat er nur noch genervt, und ich habe den Kontakt abgebrochen, gleichwohl mir der alte Mann (Jahrgang 1926) irgendwie leid getan hat.]
Wir sind oft schnell dabei, Offensichtliches herauszuposaunen, weil es offensichtlich ist. Aber ein zweiter Blick schadet oft nicht - und ein bißchen mehr Nachdenken schon gar nicht. Das hört sich einfach an und etwas pathetisch, aber so einfach ist es nicht, aber man kann es lernen.
Sonst könnte ich heute noch nicht abwägen, was ich mit einem Satz anfangen muß wie „er war in der Partei - also war er ein Nazi“. Beziehungsweise was mir das über einen „Historiker“ sagt, der solche Sätze bevorzugt von sich gibt und sie womöglich so oder so ähnlich aufschreibt und veröffentlicht. Roland Geiger
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Date: 2017/06/16 18:49:23
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Diktaturen der Vergangenheit und der Gegenwart - der Erfolg von Hitlers Ideen bis heute von Serdar Somuncu
Ob es Kafkas Bericht für eine Akademie war, in dem der zu Mensch gewordene Affe Rotpeter seinen Werdegang zum gefeierten Varietestar feiert oder Berthold Brechts „Der unaufhaltsame Aufstieg des Atori Ui“, schon bei meinen frühen Stücken interessierte mich vor allem der Kampf des einzelnen gegen die Obrigkeit.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Nationalsozialismus“ schloß sich daran nahtlos an.
Ich bin es im Gegensatz zu vielen anderen meiner Generation nicht leid, über die Grauen des Dritten Reichs sprechen zu müssen, und ich will auch weiterhin etwas dazu hören, weil mich brennend interessiert, wie es dazu kommen konnte, daß sich ein ganzes Volk dem Diktat eines Irrsinnigen unterworfen hat.
Für mich war dies - vielleicht auch, weil ich keine Verwandten habe, die in der Waffen-SS waren - kein Tabuthema, das ich verdrängen wollte, sondern es war die zentrale Frage der deutschen Identität: Wie gehen wir mit Hitler um?
Jüngsten Umfragen der Friedrich-Ebert-Stiftung zufolge gibt heute jeder 10te Jugendliche an, etwas gegen Juden zu haben. Mehr als 50 Prozent der Befragten haben etwas gegen Ausländer, und immer noch zu viele finden richtig und konsequent, was Hitler getan hat und wünschen sich sogar eine starke Führungspersönlichkeit an die Macht.
Haben die Deutschen also wirklich aus ihrer Vergangenheit gelernt oder wachsen die Täter nach? Sind die Deutschen wirklich schon so weit, daß sie dieses düstere Kapitel der Geschichte ad acta legen können und zurück zur Normalität kehren können?
Hitler ist eine ständige und immer noch gültige Mahnung daran, wie weit Menschen auf ideologische Irrwege geraten können und sich in ihrer Auffassung von Gerechtigkeit fremdbestimmen lassen. Dabei macht noch nicht einmal die Einzig-Abartigkeit der Person Hitlers die größten Sorgen, sondern der unheimliche Erfolg seiner Ideen bis heute. Jeder Mensch, der heute diskriminiert, verprügelt und ermordet wird, weil er eine andere Hautfarbe, einen anderen Glauben oder eine andere sexuelle Orientierung hat, ist ein stiller Erfolg für Hitler, und jeder Gedanke, den wir daran verschwenden, ein adäquates Zeitmaß für Verarbeitung zu finden, ein Schlag ins Gesicht derer, die um Erinnerung kämpfen.
aus: Die Wahrheit über Deutschland, PT. 11, Track 17, 2016 Wortart Köln |
Date: 2017/06/19 09:37:45
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Morgen,
am Dienstag, 27ter Juni, wird Roland Paul aus Kaiserslautern beim Monatstreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung (ASF) einen Vortrag mit dem Titel "Über die Auswanderung aus der Pfalz, dem Hunsrueck und der Saarregion nach Brasilien im 19. Jahrhundert" halten.
Landesarchiv Saarbrücken, Lesesaal Beginn: 17.30 Uhr
Der Eintritt ist frei, und Besucher sind stets willkommen.
Mit freundlichem Gruß
Roland Geiger |
Date: 2017/06/22 23:10:58
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Möller, Lenelotte; Rummel, Walter; Schlechter, Armin (Hrsg.): "auf ewige Zeiten zugehören". Die Entstehung der bayrischen Pfalz 1816 (= Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften). Ubstadt-Weiher: Verlag Regionalkultur 2016. ISBN 978-3-89735-954-3; 344 S.; EUR 24,80. Inhaltsverzeichnis: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_26560.pdf> Rezensiert für H-Soz-Kult von: Henning Türk, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam E-Mail: <henning.tuerk(a)uni-due.de> Mit dem Münchner Vertrag vom 14. April 1816 trafen das Königreich Bayern und das Kaiserreich Österreich eine wichtige Gebietsabsprache. Bayern trat das Hausruck- und Innviertel sowie das ehemalige Herzogtum Salzburg an Österreich ab und erhielt dafür unter anderem einen Teil der ehemals französischen linksrheinischen Gebiete zugesprochen. Dieses Gebiet wurde zunächst als "baierische Lande am Rhein" vom bayerischen Staat übernommen und erhielt 1817 den Namen "Rheinkreis". Als im November 1837 die bayerische Regierung die Kreise nach vermeintlich historischen Landschaften umbenannte, erhielt das Gebiet den Namen "Pfalzkreis". Das 200jährige Jubiläum des Münchner Vertrages nahmen das Landesbibliothekszentrum in Speyer, das Landesarchiv Speyer und die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften zum Anlass, eine Ausstellung zu diesem Thema zu konzipieren, die in der Landesbibliothek zu sehen war. Im Zusammenhang mit dieser Ausstellung ist auch der hier zu besprechende Sammelband entstanden. Dieser besteht aus einem ersten Teil mit 13 Aufsätzen, in denen der Übergang der Pfalz an Bayern aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird. Im zweiten Teil, der als Ausstellungskatalog konzipiert ist, werden dann zentrale Dokumente und Protagonisten der Zeit dargestellt. Im Folgenden werde ich mich auf die Einordnung des ersten Teils konzentrieren. Das wechselvolle Verhältnis der Pfalz zu Bayern ist zwar in einer längerfristigen Perspektive intensiv ausgeleuchtet worden, die Phase des Übergangs der Pfalz an Bayern spielte dabei jedoch nur eine geringe Rolle.[1] Daher ist es das Verdienst der Autoren, ein zentrales Thema für die pfälzische Geschichte in den Blick zu nehmen, das seit den Forschungen Heiner Haans in den 1970er-Jahren keine vertiefte Analyse mehr erfahren hat.[2] Der überwiegende Teil der Aufsätze behandelt politisch-administrative Aspekte. So stellt Gerhard Hetzer anschaulich dar, wie ungeschickt sich die bayerische Regierung in den Gebietsverhandlungen mit dem Kaiserreich Österreich verhielt. Sie musste daher auf ihre weitergehenden Ziele verzichten und letztendlich mit dem eher ungeliebten "Rheinkreis" vorlieb nehmen, der über keine direkte Landverbindung zum rechtsrheinischen bayerischen Staatsgebiet verfügte. Die ambivalente Haltung der bayerischen Regierung gegenüber dem linksrheinischen Gebiet wird auch in Walter Rummels Aufsatz über die seit 1814 bestehende provisorische Verwaltung der ehemaligen französischen linksrheinischen Gebiete durch Preußen, Österreich und Bayern deutlich. Nach der Abtrennung des nördlich der Mosel liegenden Gebiets, das an Preußen fiel, bildeten Österreich und Bayern eine gemeinsame "Landesadministrationskommission" für ihren Verwaltungsbereich. Rummel legt dar, wie dieses Gebiet, solange die Besitzverhältnisse ungeklärt waren, als "Besatzungsraum" (S. 56) behandelt wurde und von den Verwaltern finanziell ausgebeutet wurde. Die Frage, wie der "Rheinkreis" in den bayerischen Gesamtstaat integriert werden sollte, war eine zentrale Frage der Übergangszeit. Sollte er nach bayerischem Recht verwaltet werden oder sein französisches Erbe bewahren? Hier beließ die bayerische Regierung, wie Walter Rummel in einem weiteren Aufsatz verdeutlicht, ihrem neuen linksrheinischen Gebiet die bestehenden französischen Einrichtungen. Im Anschluss an Haans Forschungen zeigt er auf, dass man sich von Seiten bayerischer Reformer, wie etwa Maximilan von Montgelas, von dem politisch fortschrittlichen neuen Kreis Rückwirkungen auf den bayerischen Gesamtstaat erhoffte. Aus diesem Grund, aber auch aus pragmatischen Gründen, sicherte der bayerische König dem neuen Kreis den Fortbestand der französischen Reformen zu. Unter anderem blieben dadurch die Feudalrechte abgeschafft. Auch wirtschaftlich-soziale Reformen wie etwa die Gewerbefreiheit wurden nicht angetastet. Nach dem Sturz Montgelas' und des bisherigen Generalkommissärs des Rheinkreises Franz Xaver von Zwackh 1817 blieb das Reformpotential durch die bayerische Regierung allerdings ungenutzt. Der von Walter Rummel eher allgemein geschilderte Umgang mit dem französischen Erbe wird in einigen Aufsätzen dann weiter konkretisiert. Ulrich Burkhart nimmt dafür eine zentrale "rheinische Institution" in den Blick, den Landrat des Rheinkreises.[3] Dieser fungierte vor allem als Beratungsgremium der Kreisregierung und konnte Wünsche der Pfälzer auch direkt an den König adressieren. Wie Burkhardt verdeutlicht, ist der französische Generalrat, trotz seiner Bedeutungslosigkeit, durchaus als Vorläufer des Landrats anzusehen. Mit der Übertragung des Landrats auf die anderen bayerischen Kreise 1828 änderte sich jedoch für den "Rheinkreis" die Zusammensetzung. Während er zunächst als reines Gremium des Wirtschaftsbürgertums fungiert hatte, wurde er seitdem auf ständischer Basis gewählt. Anschließend zeigt Lenelotte Müller in einem prosopographischen Aufsatz über die leitenden Regierungs- und Gerichtsbeamten des Rheinkreises zwischen 1816 und 1818, dass die bayerische Regierung auch im Personalbereich zunächst auf Kontinuität setzte. Auch die Herrschaftsrepräsentation und die publizistischen Diskussionen über die politischen Entwicklungen im Rheinkreis werden in dem Sammelband in den Blick genommen. In seinem Aufsatz über die Repräsentation der bayerischen Herrschaft bleibt Franz Maier allerdings auf halbem Weg stehen. Anstatt konsequent die im ersten Teil seines Aufsatzes geschilderten performativen Aspekte der Regierungsübernahme zu analysieren und damit einen bisher wenig beachteten Aspekt der Machtübernahme zu beleuchten, widmet er sich in den anschließenden Abschnitten den Diskussionen über die Verwaltungsorganisation und die Rückkehr zu alten Maßen, Gewichten und Währungen. Dagegen beleuchtet Armin Schlechter die publizistischen Äußerungen in der Pfalz über die neuen bayerischen Machthaber zwischen 1815 und 1832. Hier erkennt Schlechter einerseits eine unkritische Panegyrik auf die bayerischen Könige. Andererseits kann er eine zunehmend positive Würdigung der napoleonischen Zeit herausarbeiten, die der Kritik an der bayerischen Regierung diente. Im Anschluss an die politisch-administrativen Themen folgen zwei knappe Überblicksaufsätze über die Bedeutung der bayerischen Herrschaft für die beiden Konfessionen, welche die bisherige Forschung zusammenfassen. Auf katholischer Seite war vor allem die zwischen 1817 und 1821 erfolgte Neugründung des Bistums Speyer zentral, das sich mit dem bayerischen Rheinkreis deckte. Dagegen stand auf evangelischer Seite die 1819 erfolgte Union der verschiedenen Glaubensrichtungen zur "protestantisch-evangelischen-christlichen Kirche" im Vordergrund. Zwei abschließende Aufsätze widmen sich der Kultur- beziehungsweise der Geschichtspolitik. Ludger Tekampe beleuchtet durchaus kritisch, dass der bayerische König außer Vorzeigeprojekten wie etwa der Erneuerung des Speyerer Domes oder dem Bau der Villa Ludwigshöhe wenig für die Pfalz getan habe, zumal die Finanzierung dieser Projekte zwar aus der Privatschatulle des Königs gestammt habe, diese aber letztendlich mit Steuermitteln gefüllt worden sei. Armin Schlechter geht anschließend auf das Pfalz-Jubiläum von 1916 ein. An eine große Inszenierung war in Kriegszeiten nicht zu denken. Dafür boomte die Geschichtsschreibung zum pfälzisch-bayerischen Verhältnis. Diese sei, so Schlechters Fazit, bis auf wenige Ausnahmen königstreu und, für die Zeit wenig überraschend, frankreichfeindlich gewesen. Insgesamt erhält der Leser mit diesem Sammelband eine solide Einführung in die verschiedenen Aspekte der Übernahme des späteren Pfalzkreises durch Bayern, wobei forschungsorientierte Aufsätze neben knappen Überblicksaufsätzen stehen. Auf diese Weise bietet sich der Sammelband als Ausgangspunkt für zukünftige Forschungen an. Dabei sollte man allerdings, wie insbesondere Walter Rummel es in seinen Beiträgen tut, über den Pfalzkreis hinausschauen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. So hatte eben nicht nur Bayern mit der Integration ehemals französischer Gebiete zu kämpfen, sondern auch Preußen mit "Rheinpreußen" oder das Großherzogtum Hessen mit der Integration "Rheinhessens". Bereits Heiner Haan hat in seiner Quellensammlung darauf hingewiesen, dass sich in den Akten der Kreisregierung in Speyer auch Abschriften der preußischen Kabinettsorders für die Etablierung der Verwaltung in der Rheinprovinz befinden. Offensichtlich schaute man sich in Speyer genau an, wie die Integration der Nachbargebiete in die neuen Herrschaftsräume stattfand. Es wäre daher zukünftig hilfreich, nicht immer nur den bayerisch-pfälzischen Fall zu untersuchen, sondern diesen zu vergleichen und einzuordnen. Damit könnte man die Gemeinsamkeiten und Spezifika der jeweiligen Integrationsleistungen präziser als bisher ausloten. Anmerkungen: [1] Siehe hierzu u.a. Hans Fenske (Hrsg.), Die Pfalz und Bayern 1816-1956 (= Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 64), Speyer 1998; Karsten Ruppert (Hrsg.), Wittelsbach, Bayern und die Pfalz: das letzte Jahrhundert (= Historische Forschungen 115), Berlin 2016 [2] Siehe hierzu vor allem die Quellenedition Heiner Haan (Hrsg.), Hauptstaat - Nebenstaat. Briefe und Akten zum Anschluß der Pfalz an Bayern 1815/1817, Koblenz 1977; Ein zentrales früheres Werk ist Adam Sahrmann, Pfalz oder Salzburg? Geschichte des territorialen Ausgleichs zwischen Bayern und Österreich von 1813 bis 1819 (= Historische Bibliothek 47), München 1921. [3] Als Nachfolgeorganisation des Landrats feierte der Bezirkstag der Pfalz vor kurzem sein 200jähriges Jubiläum. Auch dazu erschien ein Jubiläumsband: Ulrich Burkhart (Hrsg.), 1816-2016. 200 Jahre Bezirkstag Pfalz, Kaiserslautern 2016. |
Date: 2017/06/24 22:13:19
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
so stand es diese Woche im Blickpunkt St. Wendel: Bürgermeister lädt zum zweiten St. Wendeler Rathausfest einBürgermeister lädt zum zweiten St. Wendeler Rathausfest einAm 30. Juni ist es wieder soweit. Dann steht der letzte Freitag im Juni zum zweiten Mal ganz im Zeichen des St. Wendeler Rathausfestes. Nach dem großen Zuspruch bei der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr, lädt Bürgermeister Peter Klär auch in diesem Jahr zum Rathausfest ein. Beginn ist um 15 Uhr auf dem Gelände hinter dem Rathaus am Dom. „Ich freue mich sehr, die St. Wendeler Bürger zu diesem beschaulichen Sommerfest begrüßen zu dürfen, bei dem sich unser Rathaus von seiner besten Seite zeigt. Zusammen wollen wir den Auftakt in ein entspanntes Wochenende und den Beginn der Sommerferien in gemütlicher Runde feiern“, beschreibt Klär das „inoffizielle St. Wendeler Dorffest“. Neben geselligem Beisammensein in beschaulicher Dorffest-Atmosphäre spielt auch die St. Wendeler Geschichte erneut eine wichtige Rolle. Thema in diesem Jahr: das Freiheitsfest des Jahres 1832 in St. Wendel. Ein Vortrag der Historiker Dr. Josef Dreesen und Bernhard Planz lässt diese geschichtsträchtige Zeit im Sitzungsaal des Rathauses noch einmal anschaulich aufleben. Zudem begleiten die St. Wendeler Stadtführer (Roland Geiger und Ortwin Englert) alle historisch interessierten Besucher durch die denkmalgeschützten Gebäudeteile des Rathauses und berichten über dessen bewegte Vergangenheit. Dabei darf natürlich auch ein Blick auf die Gegenwart des Gebäudes nicht fehlen. Neben diesen historischen Ausflügen steht auch wieder eine Menge handgemachte Musik auf dem Programm und für das leibliche Wohl ist mit Getränken, Räucherfisch, Pizza und Pasta ebenfalls bestens gesorgt. Für die Kleinen gibt es unter dem Motto „Meine bunte Stadt“ ein abwechslungsreiches Programm. Es wird gebastelt, gespielt und wer möchte, kann sich schminken lassen. Bürgermeister Peter Klär lädt alle Bürgerinnen und Bürger und alle Besucher von St. Wendel herzlich zu dem Fest ein. Programm: 15.00 Uhr "Paper Street Soap Company" - Marius Gisch, Max Schmidt und Aaron Peter unterhalten die Gäste mit handgemachter Musik im Unplugged-Sound. Zu ihrem Repertoire gehören Chartsongs, Rap, Reggae und Rock für alle Altersklassen. 15.00 Uhr - 19.00 Uhr Spiel- und Bastelangebote für Kinder, Motto „Meine bunte Stadt.“ ab 16.00 Uhr Rathausführungen mit den Stadtführern (im 30-Minuten-Takt, Anmeldung vor Ort möglich). 16.30 Uhr Shanty-Chor MK "SSS Passat" Nordsaar e. V. - Lieder von der Waterkant über Fern- und Heimweh 18.00 Uhr "1832 - Freiheitsfest in St. Wendel" - historischer Vortrag von und mit Bernhard Planz und Dr. Josef Dreesen im Sitzungssaal des Rathauses am Dom. 18.00 Uhr Elisa Rauber - Die junge Sängerin und Gitarristin aus Oberthal wollte schon immer mit ihrer Musik auf der Bühne stehen. Dieser Traum erfüllt sich mit jedem Auftritt ein kleines Stückchen mehr. Auch beim diesjährigen Rathausfest. Elisa Rauber covert Lieder und Balladen aktueller Künstler und präsentiert ihre eigenen Songs. 20.00 Uhr "Old Southern Swing Band" - Die Band präsentiert Songs, Swing und Instrumentalhits der 50er Jahre bis heute, Gitarren-Hits der Shadows und Spotnicks. Die Band setzt sich aus bekannten Musikerinnen und Musikern aus Stadt und Stadtteilen zusammen. Herbert Schwöppe, Peter und Beate Maldener, Franz Josef Marx, Sepp Fischer, Peter Kirch, Albert Mathias, Rainer Meier und Pia Arnu sorgen für beste Unterhaltung und tolle Stimmung. ----------------------- Die Führungen durch das Rathaus beginnen am seitlichen Rathauseingang in der Grabenstraße und führen durch die Keller des mittleren Hauses hinauf in den ersten Stock und auf die Dachterrasse mit Blick auf die nicht mehr vorhandene Burg. |
Date: 2017/06/24 22:19:53
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Die TERREX gGmbH lädt Sie herzlich ein an die Grabung „Römischer vicus Wareswald“ zum 16. Grabungsfest am Sonntag, 25. Juni 2017,
Bezüglich der Zufahrt zum
Gelände - von Tholey her muß man erst über den Schaumberg und
dann unterhalb des jüdischen Friedhofs auf den Parkplatz vorm
Grabungsgelände. Ob die Zufahrt von Oberthal
her möglich ist, weiß ich nicht.
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Date: 2017/06/26 09:00:55
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute so oder so ähnlich in der SZ: Pfarrgarten-Gespräche legen Augenmerk auf Heiligen
Auch in diesem Jahr stehen die Gespräche im Pfarrgarten auf dem Programm. Sechs Vorträge drehen sich um den heiligen Wendelin.
St. Wendel (hjl) Die Katholische Kirchengemeinde St. Wendelin lädt auch in diesem Jahr wieder zu ihren Gesprächen im Pfarrgarten ein. An sechs Montagen in den Sommerferien behandeln Referenten wieder interessante Themen, die die Stadt und die Pfarrgemeinde gerade im Hinblick auf die Feierlichkeiten des 1400. Todesjahres des heiligen Wendelin berühren. Beginn ist jeweils um 19 Uhr.
Bei schlechtem Wetter finden die Vorträge im Cusanushaus statt. Bei einem kleinen Imbiss und Getränken besteht im Anschluss an die Vortragsveranstaltung die Möglichkeit des Beisammenseins.
Folgende Termine und Themen sind geplant:
3. Juli: Die ältesten Wendelin-Legenden, Referentin Dr. Margarete Stilz.
10. Juli: Der heilige Wendelin reist nach Amerika: Referent: Roland Geiger.
17. Juli: Das Christentum in unserem Raum zur Zeit des heiligen Wendelin (um 600 nach Christus). Referent: Bernhard Planz;
24. Juli: Geschichten um St. Wendelin und St. Wendel. Referent Dr. Alfons Klein.
31. Juli: Der heilige Wendelin – ein Heiliger der Trierer Kirche? Referent: Frater Wendelinus Naumann OSB.
Der letzte (nur zeitlich gesehen) Vortrag findet am 7. August statt.
Dr. Manfred Peter referiert dann über das Thema: „Der heilige Wendelin – die historischen Fakten in der Legende“.
Der Eintritt ist frei.
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Bitte beachten: In der Zeitung steht noch, daß Bernhard Planz am 10ten seinen Vortrag und ich meinen am 17ten halte. Das wurde aus terminlichen Gründen (toller Begriff - hört sich stark an und besagt nix, außer daß die wahren Grunde unbekannt sind oder nicht angegeben werden sollen-wollen-dürfen) umgelegt.
Außerdem: Der Vortrag von Frau Dr. Stitz am
nächsten Montag,
3. Juli, wird am 29ten August in Saarbrücken-Scheidt im Lesesaal
des
Landesarchivs im Rahmen der Monatstreffen der Arbeitsgemeinschaft
für
Saarländische Familienforschung (ASF) wiederholt. Roland Geiger |
Date: 2017/06/30 08:49:17
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Morgen,
ein Buch über die Kleine Eiszeit zwischen 1500 und 1700 ist erschienen, und nachfolgend kommt eine Rezension, die es gar nicht gut damit meint. Sie sagt aus, daß nach Meinung des Rezensenten - wohl auch ein Fachmann gerade auf diesem Gebiet - der Verfasser des Buches dasselbe mehr auf Vermutungen basiert als auf tatsächliche Forschung und Fakten.
Leider gibt es die Rezension nur auf Englisch; ich habe Prof. Dr. Pfister gefragt, aber auf absehbare Zeit wird es keine deutsche Übersetzung geben.
Interessant sein Resumee:
„Insgesamt ist es schwer zu verstehen, warum es der Autor unterlassen hat, sein Buch vor der Veröffentlichung durch einen qualifizierten Wissenschaftler untersuchen zu lassen. Ein Grund mag sein, daß Bloms „alternative Fakten“ meine Person (Dr. Pfister) als Klima-Historiker beinhalten. Er bedankt sich für die Unterstützung, die ich ihm für dieses Buch gab, dabei standen wir niemals miteinander in Kontakt.“
Das hat doch was. Ich kenne Leute, die zitieren Gespräche mit Leuten, die nicht mehr am Leben sind (sind schwer nach zu prüfen, wenns nichts Schriftliches gibt), aber einen Lebenden an Bord zu nehmen, ohne daß er davon weiß, das ist schon … treist.
Zu diesem Thema „Klima“ bleiben wir also lieber bei dem Buch von Prof. Dr. Wolfgang Behringer, das vor etlichen Jahren im Verlag CH Beck erschienen ist: „Kulturgeschichte des Klimas: Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung“.
Einem ähnlichen Thema widmet sich übrigens Dr. Priewer am 11ten November beim Seminar „Vertiefende Familienforschung“ auf Schloß Dhaun in seinem Vortrag über das sog. „Jahr ohne Sommer“. Sein Vortrag lautet „Der Ausbruch des Vulkans Tambora 1815 und die Auswirkungen auf die Neuwieder Region im Spiegel der Kirchenbücher“.
Nun denn.
Roland Geiger, St. Wendel
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Blom, Philipp: Die Welt aus den Angeln. Eine Geschichte der Kleinen Eiszeit von 1570 bis 1700 sowie der Entstehung der modernen Welt, verbunden mit einigen Überlegungen zum Klima der Gegenwart. München: Carl Hanser Verlag 2017. ISBN 978-3-446-25458-9; 302 S.; EUR 24,00.
Rezensiert für H-Soz-Kult von: Christian Pfister, Historisches Institut, Universität Bern E-Mail: <christian.pfister(a)hist.unibe.ch>
Historicising climate requires working through a considerable body of knowledge. The German philosopher, journalist and historian Philipp Blom who graduated about Nietzsche has so far primarily written about the social and cultural upheavals in early twentieth century Europe. He became known through his books "Der taumelnde Kontinent. Europa 1900-1914" (2009) and "Die zerrissenen Jahre 1918-1938" (2014). His recent book deals with the Little Ice Age. The three themes mentioned in the subtitle are only loosely connected in the text.
About the climate of the Little Ice Age: "Long icy winters and short cool summers: climate in seventeenth century Europe changed dramatically. Grain supplies became short. Economies and societies plunged into a deep crisis. The Little Ice Age may give us an idea about the severe consequences of a change in climate." In these words the author propagates his book in the blurb. He visually underlines his description with the painting of a winter landscape created by the Dutch painter Hendrick Avercamp representing conditions during the severe winter of 1608.
In order to further stress the severity of the seventeenth century climate Blom quotes a text by Jean Nicolas de Parival (1654) who refers to St John's Book of Revelations: "Hence this is the terrible century which is described in the Holy Bible: the seven angels have poured out their bowls." Finally the author quantifies the drop in temperatures: "Until the mid-fourteenth century Europe had benefitted from a warm period during which [annual?] temperatures were two or three degrees higher. After 1400 temperatures plummeted two or three degrees below the twentieth century average which adds up to a difference of four to five degrees compared to the Medieval Warm Period." (p. 19) This is strong meat. Not considering the biased chronology the magnitude of the error is shocking. The difference of the annual temperatures between the Medieval Warm Period and the Little Ice Age is about 1.5 degrees, whereas the difference between the final decades of the Little Ice Age and the twentieth century is somewhat less than 1 degree. The author provides no proofs for his text except for source quotes. In compensation he presents an impressive bibliography of more than 300 titles. Blom's fake temperature data play directly into the hands of climate sceptics. If the Little Ice Age was two degrees colder than the present, concludes the Swiss conservative periodical "Weltwoche", why should we worry about a two degrees warming in the future? In fact, this argument rather needs to be turned around. Precisely because past temperature changes were rather small, there is a reason for concern about the future! But, in order to do justice to Blom, it needs to be stressed that he is not a sceptic. Rather, he worries about the anthropogenic climate change (p. 245).
The reasons for this "demonstrably dramatic change in climate" are enigmatic according to the author. There are only hypotheses including periodical fluctuations of solar irradiance, changes in the rotation of the earth's axis, volcanic eruptions and a high number of earthquakes. "But these are only theories" (p. 20). This unfounded claim avoids him coming to grips which the vast scientific literature on his topic. There is the reason why he fails to provide a scientifically adequate chronology of the Little Ice Age. This period lasting in Europe from the late thirteenth to the late nineteenth century was not a homogenous block of cold climate. Its worst effects were felt during the last three decades of the sixteenth century, when harvests simultaneously failed in many regions of Europe and when - resulting from a climatic change paranoia - thousands of witches were burnt on the stake. In contrast, the climate of the seventeenth century was rather heterogeneous, including short periods of rough climate alternating with clusters of higher temperatures.
About the development of the modern world: Through the cooling down of the climate by more than four degrees a social system that had been stable over several centuries was thrown off the track (p. 21). The dramatization of the Little Ice Age as a "mortal threat" (p. 44) provides him the stage for presenting his core thesis, according to which the development of new world views in the seventeenth century resulted to a considerable extent from the dramatic change in climate he depicts. Undoubtedly, religious world views were profoundly challenged during this period. Nature was no longer considered as a moral universe focused on religion. A new generation of intellectuals created new world views which separated morality and religion. For Baruch de Spinoza the new transcendence was to be found in the moral laws of nature. National greatness mattered for the philosopher John Locke. For Bernard de Mandeville the key to success was the "survival of the most ruthless gangsters." The projections of the leading intellectuals were hardly related to harsh climatic conditions. People suffered far more from the consequences of the brutal wars between Great Powers ravaging without interruption almost throughout the century. The dreams of the rationalists were geared for freedom, for universal Human Rights, but also for the freedom of the strongest and most efficient and the unbridled freedom of the market following Karl Polanyi's "Great Transformation (1944). In dealing with these topics Blom shows intellectual brilliance.
Reflexions about the present situation of the World: Bernard Mandeville's "Fable of the bees" (1705) serves him as an allegoric model leading over to the discussion of the present time. As a synthesis his thoughts are worth reading albeit they contain quite a few truisms, for instance that modern capitalism destroys its own foundations.
In sum, it is hardly understandable why the publisher did not ask for an editing of the book by a qualified scientist before submitting it to the public. One reason may be that Blom's fake data also include my person as a climate historian. He credits me for the support I should have provided him for his book though we never had any communication.
Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Stefan Gorißen <stefan.gorissen(a)uni-bielefeld.de>
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