Date: 2016/10/01 08:59:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der SZ:
St. Ingbert/Mannheim. Wer die Epoche des Barocks –
ganz im Sinne der Reiss-Engelhorn-Museen – „jenseits von
Puder, Pomp und Dekadenz als ein europäisches Phänomen“
entdecken und mehr über ein die Welt veränderndes Zeitalter
zwischen Umbruch und Aufbruch, Mittelalter und Moderne
erfahren möchte, der sollte sich auf einen Streifzug durch das
St. Ingbert des 18. Jahrhunderts begeben. So findet man hier,
zwischen Bliesgau und Saarkohlewald, keine prunkvollen
Schlösser, dafür aber nicht minder interessante Zeugnisse
früher Industrialisierung, Handwerker-, Bürger- und
Gasthäuser, Grenzsteine und schließlich mitten im alten
Ortskern mit der St. Engelbertskirche den einzigen Sakralbau
an der Barockstraße SaarPfalz, der seine 1755 entstandene
Originalausstattung noch weitestgehend original bewahrt hat. Die meisten dieser unter der Regentschaft der Reichsgrafen
von der Leyen errichteten Gebäude befinden sich entlang der
Fußgängerzone, die im 18. Jahrhundert eine der wichtigsten
Fernstraßen zwischen Paris und dem Rhein war. Dabei wechseln
sie sich immer wieder mit später entstandenen Gebäuden ab, so
dass eine Entdeckungstour durch das barocke St. Ingbert
zugleich rund 300 Jahre Stadt- und Regionalgeschichte
erschließt. In der Fußgängerzone findet sich auch das älteste, auf 1726
datierte Haus der Stadt. Dass es hier keine ältere Bausubstanz
gibt, ist exemplarisch für die meisten Orte im heutigen
Saarland, die während des Dreißigjährigen Krieges untergingen.
So wurde 1637 auch das alte St. Ingbert zerstört. Nur vier
Männer und fünf Kinder konnten sich retten. Das
Barockzeitalter stellte mit dem Wiederaufbau des ruinierten
Landes und den damit verbundenen Einwanderungswellen hier
gleichsam eine „Stunde Null“ dar. Hinter barocken Fassaden wiederum werden Geschichten wie die
vom legendären St. Ingberter Waldstreit und seiner Beendigung
durch Reichstruppen im Winter 1789 und damit die sozialen,
gesellschaftlichen und politischen Spannungen am Vorabend der
Französischen Revolution lebendig. Spannungen indes gab es
auch zwischen den Einwohnern des katholischen Waldbauerndorfes
und den Bewohnern der 1732 nicht weit davon gegründeten
Eisenhütte, der „Alten Schmelz“, die ebenfalls Teil der
Barockregion Südwest ist. Noch heute finden sich in der Werksiedlung der „Alten
Schmelz“ die frühesten Zeugnisse der im 18. Jahrhundert
beginnenden Industrialisierung – so etwa die mit der
Jahreszahl 1750 geschmückte „Möllerhalle“ – sie gilt als das
älteste Industriedenkmal des Saarlandes – sowie die
benachbarten in der Zeit der Reichsgrafen von der Leyen
errichteten Arbeiterhäuser. Übrigens kann man sich in St. Ingbert künftig auch
kulinarisch dem 18. Jahrhundert nähern: „Wir bieten“, so
Melanie Fritsch von der Abteilung Tourismus der Stadt St.
Ingbert, „im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Barockregion
am 2. Oktober erstmals den Stadtspaziergang ‚Barocke
Lebenswelten à la Carte‘ mit einem Menü nach Originalrezepten
von 1769 an.“ Diese sind dem Kochbuch einer Zweibrücker
Familie entnommen.
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Date: 2016/10/04 08:57:35
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Das Superarchiv der DeutschenIn einem Bunker bei Freiburg lagern jetzt eine Milliarde Dokumente – Bund zahlt jährlich drei Millionen Euro400 Meter unter der Erde liegt das atombombensichere Gedächtnis der Deutschen. Im Barbarastollen in Oberried lagert der Staat Millionen historischer Dokumente. Seit gestern auch das Grundgesetz von 1949.Von SZ-MitarbeiterUlrich Traub Oberried. Mitten im Schwarzwald bei Oberried, ein paar Dörfer hinter Freiburg, schlängelt sich ein Wirtschaftsweg den Hang hinauf. wer ihn an einer Gabelung verlässt und ein paar Meter einem Trampelpfad folgt, steht plötzlich vor einem Stahltor. Der Weg endet hier. Drei mit der Spitze nach unten weisende, blauweiße Fünfecke markieren das Tor. Man hat dieses Zeichen, mit dem die Unesco schätzenswerte Kulturgüter auszeichnet, schon gesehen. An berühmten Bauwerken wie Kathedralen und Schlössern ist es angebracht, jedoch immer nur eines und nicht drei nebeneinander. „Drei Schutzschilde stehen nur an ganz besonders wichtigen Orten und in Deutschland nur hier“, empfängt Lothar Porwich vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die seltenen Besucher. Ein besonderer Ort? Das fällt schwer zu glauben. „Hier wird alles verraten“, führt der Diplom-Verwaltungswirt aus, „nur der Zahlencode des Eingangsschlosses nicht.“ Erfreulich, dass der Angestellte des Sicherheitsdienstes ein gutes Gedächtnis hat. Außer ihm kennt nur noch eine weitere Person den Code. Dann betritt man den nach der Schutzpatronin der Bergleute benannten Barbarastollen, der mit drei Alarm- und Überwachungssystemen gesichert ist. „Früher wurde hierdurch Erz aus den Silberminen abtransportiert, heute lagert hier die deutsche Geschichte.“ 400 Meter geht man in den Stollen. Zu sehen ist nicht viel, bis auf zwei mächtige Drucktüren. Sie schützen das dahinter liegende „Superarchiv“, wie es das BBK unbescheiden nennt. In den zwei mit Beton ausgebauten Seitenflügeln des Stollens lagern 1500 rostfreie Edelstahlbehälter, jeder 122 Kilo schwer. Ihr Inhalt: über 30 000 Kilometer Mikrofilmmaterial. „75 Mitarbeiter in zwei Bundes- und zwölf Landesarchiven sind damit beschäftigt, wichtige Dokumente zur Geschichte und Kultur unseres Landes zu verfilmen“, erklärt Porwich, erst nur in Schwarz-Weiß, seit einigen Jahren auch farbig. „Voraussetzung ist, dass es sich bei allen Dokumenten um Unikate handelt.“ Die 50 000 Euro teuren Spezialkameras ermöglichen sogenannte Sicherungsverfilmungen. Der Inhalt der Originale werde dabei nicht codiert, sondern um den Faktor 14 verkleinert. Drei Millionen Euro jährlich stellt der Bund für Verfilmungen von Archivgut zur Verfügung. „Mindestens 500 Jahre sind die Aufnahmen haltbar, sprich lesbar“, so der BBK-Mitarbeiter. Zu diesem Zweck werden die Stahlbehälter mit den zu 1,3 Kilometer langen Rollen zusammengeschweißten Filmen vier Wochen in einer Klimakammer bei konstant zehn Grad Celsius und 35 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit klimatisiert. Dann werden die Behälter luftdicht verschlossen und in den Stollen im Schwarzwald transportiert, wo vergleichbare Klimabedingungen herrschen, ohne dass technische Hilfe nötig wäre. Das erklärt, warum gerade hier eingelagert wird. Neben den geologischen Aspekten war auch die Lage ausschlaggebend. „Der Ort ist ideal, weil er abseits der Ballungs- und Industrieregionen liegt“, weiß Lothar Porwich. „Hier können die Filme Kriege und Naturkatastrophen unbeschadet überstehen.“ Mehrmals im Jahr muss das BBK nach dem Rechten sehen. „Wir führen Kontrollöffnungen der Behälter durch, um den Zustand der Filme zu prüfen.“ Einlagerungen finden ein- bis zweimal pro Jahr statt. Gestern wurde das eine milliardste Dokument hier gesichert. „Das Grundgesetz von 1949“, freut sich Porwich, der es als „irre Idee“ ansieht, Sachen für die Zukunft wegzupacken. „Meist läuft es ja anders: Man schmeißt weg“, bemerkt er lächelnd. In diesem Zusammenhang muss die Frage nach den digitalen Speichermöglichkeiten gestellt werden. Die sind doch sicher kostengünstiger? „Sehen Sie“, wendet einer der zuständigen Referenten für die Verfilmung, Dr. Martin Luchterhandt, ein, „zum Lesen von digitalen Informationen brauchen Sie ein Medium, für unsere Filme nicht“. Mit Lupe und Lichtquelle könne man leicht alles entziffern. Und warum macht man sich eigentlich die ganze Arbeit? „Die Bundesrepublik hat 1954 die Haager Konvention unterzeichnet“, erklärt der Berliner Oberarchiv-Rat. Vorrangiges Ziel der von der Unesco anberaumten Konferenz war die Sicherung von Kulturgut vor bewaffneten Konflikten. Mittlerweile ist auch der Schutz vor Katastrophen in Friedenszeiten wie in Köln oder Weimar ein zentrales Thema. „mit 6396 hier im Stollen gelagerten Filmen, auf denen Material aus dem verschütteten Kölner Archiv gesichert wurde, können wir helfen, den dortigen Bestand wieder aufzubauen“, freut sich Luchterhandt. Dabei seien auch die Baupläne des Kölner Doms. Andere Beispiele bedeutender Dokumente deutscher Geschichte sind die Krönungsurkunde Ottos des Großen von 936, die Goldene Bulle von 1356, der Vertragstext des Westfälischen Friedens von 1648 und die Urkunde, mit der Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, aber auch Spielpläne der Bayreuther Festspiele. Was sich nicht ganz so spektakulär anhört – Gesetzes- und Vertragstexte, Urkunden und Gerichtsakten, Grundbücher und Statistiken –, ist ebenfalls zentraler Bestandteil der deutschen Geschichte. Dass allerdings Archivgut nicht-staatlicher Institutionen, etwa der Kirchen, generell nicht verfilmt wird, ist dagegen eher ein Wermutstropfen. „Es gibt eigentlich keine festgelegten Kriterien für die Auswahl der zu verfilmenden Dokumente“, räumt Martin Luchterhandt ein. Das ist Angelegenheit der jeweiligen Verfilmungsstellen. Stichwort: Kulturhoheit der Länder. Alter und Bedeutung seien ausschlaggebend. Über Letztere kann man trefflich streiten. „Das entscheidende Kriterium ist die Singularität eines Dokumentes“, so der Berliner Archivar. Das Auswahlverfahren ist nicht öffentlich, was Luchterhandt nicht schlimm findet: „Es ist eine Expertenveranstaltung. Und die Bestände bleiben ja erhalten.“ Aber eine breite öffentliche Diskussion zu einem speziellen Thema könne die Verfilmungsregie auch beeinflussen. Insgesamt sollen 30 Prozent des Archivgutes aus den Jahrhunderten vor 1800 und 15 Prozent der Zeit danach verfilmt werden. Vor allem Letzteres gleicht aufgrund der ständig wachsenden Zahl der Dokumente einer Sisyphos-Anstrengung. Die Filmbestände der DDR, über 8000 Kilometer, die sich aufgrund des mangelhaften Materials zu zersetzen drohten, wurden nach der Wiedervereinigung umkopiert und lagern nun im Barbarastollen. Beide deutschen Staaten hatten 1961 mit der Verfilmung von Archivgut begonnen. Die erste Einlagerung im Schwarzwald fand 1974 statt. Vorher verwahrten die einzelnen Verfilmungsstellen das Material. 1978 wurde der Zentrale Bergungsort der BRD von der Unesco in das Register der Objekte mit Sonderschutz aufgenommen, damit rangiert der Stollen auf einer Bedeutungsebene mit dem Vatikan. Seitdem findet man auch die drei blauweißen Fünfecke am Eingangstor. |
Date: 2016/10/04 08:59:50
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: der Eisenbahnromantik St. Wendel. In seinem Buch „Ausbesserungs- und
Bahnbetriebswerk St. Wendel“ lässt der langjährige
Bahnarbeiter und passionierte Autor und Sammler Theo Schäfer
die goldene Ära der Dampflokomotiven in St. Wendel wieder
lebendig werden. Das Werk, das er am Donnerstag, 13. Oktober
in der Stadt- und Kreisbibliothek vorstellt, enthält
zahlreicher, meist unveröffentlichte Fotos und Dokumente. Nur
noch wenig erinnert heute an die einstige Bedeutung des
Eisenbahnstandortes St. Wendel. Dabei waren das
Ausbesserungswerk und das Bahnbetriebswerk mit zeitweise mehr
als 2000 Beschäftigten mehr als ein Jahrhundert lang der
wichtigste Bestandteil der Alltags- und Wirtschaftsgeschichte
des St. Wendeler Landes. Nach der Inbetriebnahme der Rhein-Nahe-Bahn im Jahre 1860
wurde St. Wendel rasch zu einem der größten Eisenbahnstandorte
im Saarland. Zu den wichtigsten der zahlreichen
Eisenbahndienststellen gehörten dabei das Ausbesserungswerk
und das Bahnbetriebswerk. Das Ausbesserungswerk war zuständig
für die Unterhaltung und Überholung der Lokomotiven, das
Bahnbetriebswerk für deren laufende Wartung sowie die Regelung
des Einsatzes. An das Bahnbetriebswerk St. Wendel erinnert heute am ehesten
noch die Ruine des 1905/06 errichteten Ringlokschuppens. 21
Dampflokomotiven waren am Standort St. Wendel beheimatet, ehe
sie im Laufe der 1960er Jahre zunehmend durch Dieselloks
verdrängt wurden. Das Ende der Dampflokära bedeutete auch das
Aus für die beiden Werke. Für das Ausbesserungswerk fand sich
die Bundeswehr als Nachnutzer, die auf dem Gelände das
bekannte Instandsetzungswerk einrichtete. Theo Schäfer, als langjähriger Bahnmitarbeiter vertraut mit
den Arbeitsabläufen der Eisenbahnwerke vor Ort, dokumentiert
die über 100-jährige Geschichte des Eisenbahnstandorts St.
Wendel, gewährt Einblicke in die historischen und überkommenen
Baulichkeiten und technischen Einrichtungen, präsentiert die
schönsten Dampflokomotiven und erinnert an die in den Werken
beschäftigten Arbeiter. red Buchvorstellung in der Stadt- und Kreisbibliothek St. Wendel
am Donnerstag, 13. Oktober. Beginn ist um 19.30 Uhr. Eintritt
frei. |
Date: 2016/10/10 09:01:49
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Johannes
Hoffmann ist der wahrscheinlich bis heute umstrittenste
Politiker der
unmittelbaren saarländischen Nachkriegszeit. Am 23. Oktober 1955
fand die
Saarabstimmung über das "Europäische Statut" statt und vor 60
Jahren
(am 1.1.1957) wurde unser Saarland "Bundesland". In seinem
Buch "Das Ziel war Europa" hatte Hoffmann seine politischen
Visionen
erläutert. Lange Zeit
vergriffen, ist das Buch von Dr. Markus Gestier neu
herausgegeben worden und
von Stefan Wirtz im St. Ingberter Conte Verlag verlegt, nun
wieder erhältlich.
Daniel Kirch, Redakteur der Saarbrücker Zeitung, hat im Buch in
einem
spannenden Interview mit Markus Gestier Person und Handeln
Hoffmanns
hinterfragt. Markus
Gestier und Stefan Wirtz werden das Buch Hoffmanns vorstellen
und sich kritisch
mit Persönlichkeit und Politik "JoHos" auseinandersetzen. Termin: Freitag,
14. Oktober 2016, 19 Uhr - Archivraum der Heimatfreunde Bahnhofstraße
36 - Rohrbach Karl Abel Ebertstraße 47 66386 St.
Ingbert-Rohrbach Telefon: 06894 – 5 35 65
und 582 4417 E-Mail: karlabel(a)gmx.de Webseite:
www.rohrbach-nostalgie.de |
Date: 2016/10/10 09:03:10
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Mythenjäger stellen ihre Aktionen vorDie Mythenjäger, eine Arbeitsgruppe der Völklinger Volkshochschule, machte sich einen Namen mit spektakulären Aktionen: In „Reeinactments“ stellen sie seit fünf Jahren historische Ereignisse aus der Stadt nach. Besondere Aufmerksamkeit erzielte dabei der Nachbau des Geislauterner Dampfwagens, der niemals wirklich fuhr. Alle Aktionen sind nun im Alten Rathaus auf Fotos noch einmal zu sehen. > |
Date: 2016/10/10 09:04:39
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Vortrag zur Kathedrale von BurgosSaarbrücken. Die Jakobusgesellschaft BOS/Saarbrücken lädt am Dienstag, 19 Uhr, zu ihrem Stammtisch ein. Anton Franziskus, Ex-Pfarrer von St. Wendelin, St. Wendel, hält seinen Vortrag „Steine erzählen, Bilder sprechen: die Kathedrale von Burgos“. Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert errichtet, gehört die Kirche zu den bedeutendsten gotischen Bauwerken Europas. Auch Baumeister aus Köln wirkten mit. Die Veranstaltung findet im Pfarrheim von St. Jakob in der Keplerstraße 13 statt. red |
Date: 2016/10/10 09:09:15
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Den nachfolgenden Artikel gibts nur im Lokalteil der SZ:
Rolf Ruppenthal Völklingen. Der Mythos lebt – Nomen est Omen, ihr
Name Auftrag. Die Völklinger Mythenjäger sorgen seit fünf
Jahren alljährlich für Furore – jedes Mal mit einem anderen
Projekt. Sie suchen dabei ein fast vergessenes Stück
Stadtgeschichte und erwecken es für eine kurze Zeit zum Leben.
Es sind fünf Jahre ins Land gegangen, seit sich die damals
frisch erfundenen Völklinger Mythenjäger in Frack und Fummel,
aber mit vor Lampenfieber schlotternden Knien, vor dem
Residenztheater in der Karl-Janssen-Straße einfanden und auf
Publikum warteten. Eine Kinopremiere im Stil von 1957 war
angekündigt, als es an dieser Stelle noch weit mondäner
zugegangen war. Dicke Limousinen und smarte „Stars“ warteten
auf ihren Auftritt. Im Straßenbild von 2011 lehnte sich ein
mäßig interessierter Herr im Unterhemd aus dem Fenster, und
der Pizzadienst schräg gegenüber nahm gerade ungerührt seinen
Betrieb auf. Das „Blitzlichtgewitter“ übernahm vorsichtshalber
ein Stroboskop, denn es war keineswegs sicher, dass sich ein
echter Journalist die Ehre geben würde. Als dann in dieser urbanen Einöde der rote Teppich ausgerollt
wurde, ein Kamerateam des SR die Passanten interviewte und
Stars und Sternchen leibhaftig Autogrammkarten bekritzelten,
war für einige kostbare Minuten alles wie damals. Die
Polizisten vom „Saarbataillon“ patrouillierten gut gelaunt mit
ihren modernen Kollegen und Menschen in Abendrobe durch die
Straßen, bestaunten im Kinosaal genau die banale Komödie, mit
der das Theater in den 50ern eröffnet hatte. Was für ein Aufwand für 15 Minuten Zeitreise? Stimmt! Aber
das war und ist Programm: „Stadtgeschichte erlebbar machen“
und zwar für die, die es angeht – die Bürger. In fünf Jahren
hat sich manches angesammelt, vom alten Kino über Carl
Röchling, den Schichtwechsel, den Geislauterner Dampfwagen bis
hin zum Fenner Harz, Dokumentarisches und Anekdotisches in
bunter Reihenfolge. Eine bunte, zum Teil amüsante Auswahl von Bildern dieser
Events präsentieren die Völklinger Mythenjäger jetzt und noch
bis zum 25. Oktober in ihrem Hauptquartier, der VHS, im Alten
Völklinger Rathaus.
Zur Ausstellungseröffnung beleuchteten OB Klaus Lorig,
VHS-Direktor Klaus Schäffner und Mythenjäger-Chef Hendrik
Kersten die Projekte der vergangenen fünf Jahre jeder aus
seiner eigenen Sicht. OB Lorig ließ persönliche Erinnerungen
an die Geschehnisse der damaligen Zeit aufleben, Karl-Heinz
Schäffner beleuchtete Hintergründe und Motivation sowie die
Erlebnisse um die Realisierung herum, und Hendrik Kersten
schließlich schilderte die bisherigen Projekte und ihre
Umsetzung „von innen“ heraus. Welchen Mythos man sich als nächstes vornehmen will, verriet
er nicht. Fest steht aber, dass es, so Karl-Heinz Schäffner,
schwer sein wird, die vergangenen fünf Jahre zu toppen. Die Gruppe freut sich auf weitere Mythenjäger. Mehr Infos bei
der VHS Völklingen: Telefon (0 68 98) 13 25 97 |
Date: 2016/10/10 09:10:58
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ, RegTeil St. WendelWinterbach war einst von Römern besiedeltGeschichte vor OrtSZ-Serie Winterbacher Heimatfreunde stießen Ende der 90er bei einer Grabung auf Funde aus spätrömischer ZeitZeit, Geld und Mühe haben die Winterbacher Heimatfreunde 1998 investiert, um ein vermutetes Römergrab in ihrer Heimat auszugraben. Die Ergebnisse waren überraschend. Dies ist ein Bereich von vielen, in dem sich der Verein engagiert.Winterbach. Ein römisches Gräberfeld im Winterbacher Schuleck? 1998 kam ein Bürger auf die Heimatfreunde Winterbach zu. Bei Baggerarbeiten habe er ein Grab mit Beigaben gefunden. Darunter eine Münze aus der Römerzeit. Daher der Gedanke, dass sich vielleicht dort noch weitere römische Gräber befinden. Die Idee: Die Heimatfreunde sollen das vermutete Gräberfeld wissenschaftlich erforschen. Das Verständnis für Heimat, Kultur, Geschichte wecken, die Vergangenheit erforschen, Zeugnisse der Dorfgemeinschaft erhalten – das sind die Ziele der 1989 gegründeten Heimatfreunden. „Vielfältig waren und sind dabei die Aktivitäten unserer Mitglieder: Sie sammeln und archivieren alte Aufnahmen, fotografieren Objekte und Landschaften, erstellen Dia-Vorträge über das Winterbacher Kulturgut“, zählt die Vereinsvorsitzende Irmtraut Schneider auf. Dazu werden etwa Wegekreuze erhalten, Geschichten und Gedichte, auch auf Mundart, geschrieben. Und auch Bücher herausgegeben – bis dato neun an der Zahl. Jährlich kommt ein Dorfkalender heraus mit historischen Motiven. Außerdem stehen Führungen, Fahrten und Besichtigungen auf dem Plan. Zu den Interessen der Heimatfreunde gehört die Erforschung der Frühgeschichte ihrer Heimat. Daher zurück in das Jahr 1998. Die Idee, das vermutete Gräberfeld zu erforschen, nahmen die Vereinsmitglieder gerne auf. „Die Genehmigung des Landeskonservators hatten wir eingeholt, allerdings geknüpft an die Bedingung, einen fachkundigen Grabungsleiter während der Zeit zu bezahlen“, sagt Paul Recktenwald, damals Vorsitzender, heute Schriftführer. Zudem musste ein Bagger ran. Ein Glück, dass ein Vereinsmitglied seine Maschine zur Verfügung stellte. Auch das Finanzielle wurde dank einer Spende einer St. Wendeler Bank geklärt. Im Juli 1998 erfolgte der erste Spatenstich. Die ersten Grabungsfunde waren überraschend: Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg. Recktenwald: „Darunter verrostete Waffen, aber auch Orden und Abzeichen, die offenbar von Winterbacher Bürgern vergraben wurden.“ Nicht weniger überraschend die weiteren Funde: Kein römisches Gräberfeld, jedoch bemalte Putz- und Mauerreste. Sehr wahrscheinlich aus der spätrömischen Zeit. „Es muss sich um ein Haus gehandelt haben, das von wohlhabenderen Menschen bewohnt wurde“, meint Recktenwald. Dafür sprechen weitere Indizien: 1888 wurde in der Nähe ein Pfeilergrab gefunden, dazu Sandsteinköpfe. 1998, während der Grabungsarbeiten, in einiger Entfernung ein Abflussrohr. Drei Puzzlestücke, die vielleicht ein Bild ergeben. Recktenwald: „Möglich ist, dass Haus, Abflussrohr und Pfeilergrab zu einem Anwesen gehörten.“ Eine Wohnanlage betuchter römischer Bürger. Vielleicht. Um Genaueres herauszufinden, müsste weiter gegraben werden. Möglichweise machen sich die Heimatfreunde bald wieder ans Werk. red
HintergrundDer dritte Tag des St. Wendeler Landes am Sonntag, 30. Oktober, ab 11 Uhr in der Bosener Mühle am Bostalsee steht unter dem Motto „Persönlichkeiten aus dem St. Wendeler Land“. Präsentationen, Vorträge und Darbietungen behandeln Personen, die für die Region von Bedeutung sind oder waren. Diskussionsrunden widmen sich den Heimatkundevereinen. Der Eintritt ist frei. red
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Date: 2016/10/10 09:12:01
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Pfarrer spricht über die ReformationDer Männerkreis der evangelischen Kirchengemeinde trifft sich am heutigen Montag, 10. Oktober, zu einem literarischen Nachmittag. Pfarrer i.R. Hartmut Thömmes wird sich in einem Vortrag mit dem Thema „Reformation und die eine Welt“ befassen, kündigt Friedrich John vom Männerkreis an. Beginn des Vortrags ist um 15.30 Uhr, der Gemeindesaal ist aber bereits ab 14.30 Uhr geöffnet. hebNeunkirchen |
Date: 2016/10/10 15:36:43
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Salve, gerade eben habe ich von Herrn Seibert aus
Wolfersweiler eine Fuhre Holz für den Winter erhalten. Dabei hat er mir von einem Weltenbummler
erzählt, der in Nohfelden wohnte und im vergangenen Jahr
gestorben ist (sorry, ich habe vergessen, nach seinem Namen zu
fragen). In seinem Haus - so sagte er mir - befänden sich
allerlei Sachen, die jener im Laufe seines Lebens gesammelt
habe. Das Haus wird jetzt leergeräumt und soll dann versteigert
werden. Eine große Anzahl an Büchern hat ein Versteigerungshaus
aus Heidelberg abgeholt, aber es sollen immer noch viele da
sein, ebenso wie gemalte Bilder. Ein Schrank liegt voller archäologischer
Fundstücke, teils markiert, teils nicht. Ein paar sollen auch
aus dem Wareswald stammen. Herr Seibert hat mir eine kleine Kiste
mitgebracht, da sind mindestens drei oder vier Scherben dabei,
die aus der Türkei stammen. Weiterhin sollen dort Münzen liegen, die
schon älter sind. Ich habe mir die Sachen nicht angeschaut. Aber wer Interesse daran hat, dies zu tun,
der möge sich bitte an Herrn Seibert direkt wenden. Tel.
0162-3175836. Er hält sich meistens auf seinem Grundstück längs
der Straße am Ortsausgang Richtung Nohfelden auf. Das Haus soll versteigert werden, dann kommt
das meiste, was da drin ist, auf den Sperrmüll oder in die
Abfalltonne. Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger -------------------- Roland Geiger Historische Forschung Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel Tel. 06851-3166 email rolgeiger(a)aol.com oder alsfassen(a)web.de www.hfrg.de |
Date: 2016/10/14 09:07:08
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Der St. Wendeler Bahnhof im Sutton-Verlag Man merkte ihm schon an, daß er mal bei der
Eisenbahn war -
allein der „Fachjargon“ verriet ihn. Theo Schäfer aus Tholey, der
für den
Sutton-Verlag (spricht sich wohl „Sutton“, nicht „Sattn“, wie man
irrtümlich
annehmen könnte) stellte gestern abend im Mia-Münster-Haus sein
neues Buch vor,
das den etwas sperrigen Titel „Ausbesserungswerk und
Bahnbetriebswerk St.
Wendel. Ein Streifzug durch die Eisenbahngeschichte“ trägt und für
19,99 Euro
in St. Wendeler Buchhandlungen angeboten wird.
Die Buchvorstellung war gut besucht, wobei die
Zahl der
männlichen die der weiblichen Besucher klar überwog.
Festzustellen, wer von
ihnen bei der Bahn arbeitet, wäre einfach gewesen, in dem man
gefragt hätte,
wer arbeitet oder arbeitete nicht bei der Bahn; dann hätte man die
paar Finger
gezählt und der Rest … eben. Deshalb konnten Schäfer auch die
betriebsinternen
Abkürzungen so leicht von der Zunge gehen, weil fast jeder sie
verstand. Für
die anderen streute er sie aber nach und nach ein.
Schäfer hatte 36 Ansichten gewählt, die er mit dem hauseigenen Beamer zeigte. Leider hat dieser den nachteiligen Deffekt, daß er sich nicht scharfstellen läßt, was bei vorherigen Vorträgen schon aufgefallen, aber bisher noch nicht abzustellen war. Und als dann nach mehreren Lokomotivfotos, bei der sich der Autor durch die Nummern der Baureihen hangelte, die sicher dem Gros der Zuhörer etwas bedeutete, wenn auch sicher nicht jedem, ein Besucher fragte, ob man die Fotos nicht schärfer stellen könne, mußte der Vortragende leider verneinen. Aber nicht die Schärfe war es - bzw. deren Fehlen -, was bei den Fotos mehr oder minder negativ auffiel, sondern die Farbe, die sicher bei etlichen Fotos vorhanden war, aber hier komplett fehlte. Alle Fotos kamen in Schwarz-Weiß, wie auch alle Fotos im Buch in schwarz-weiß abgedruckt sind, auch die, die im Original in Farbe aufgenommen wurde. Denn auch wenn sich der Sutton-Verlag auf Fotobände spezialisiert, mehr als einen nostalgischen Braunton gibt es dort nicht zu sehen. Was schade ist, denn gerade durch die vorhandenen Farben kommen die Details erst richtig heraus. Klar, die Dampfloks sind wohl alle schwarz gewesen, so kennen wir sie nur, und der Rauch war entweder weiß oder grau oder schwarz, und das läßt sich auf SW-Fotos genügend darstellen. Aber Details der Loks waren in glänzendem Rot gehalten (oder anderen Farben), und die gehen bei dieser Darstellung völlig unter. So zeigte der Referent am Schluß ein paar aktuelle Fotos vom St. Wendeler Bahnhof, und der Zug der vlexx in seinem dunklen Blau mit weißen Streifen stand dort auf dem Gleis als dunkler Fleck mit ineinander verwaschenen Farben. Mir ist klar, warum der Sutton-Verlag so
darstellt - es ist
eine Frage der Kosten. Und mit Farbdarstellungen wäre vermutlich
der Preis
nicht zu halten. Schließlich ist das Streben nach Gewinn auch bei
einem
Buchverlag die Triebfeder und nicht Altruismus. Aber das Klientel,
das dieses
Buch kauft, gibt statt 20 Euro auch gut das Doppelte aus, wenn die
Fotos
entsprechend gestaltet sind.
Einmal hob der Referent die Maxime seines Verlages hervor: möglichst viele Bilder, möglichst wenig Text. Deshalb wird die Geschichte selber wohl auch nur gestreift, und deshalb darf es in Bezug auf historische Details auch die eine oder andere Unschärfe geben. Etwa daß das zweite Bahnhofsgebäude nicht 1888 errichtet wurde, sondern erst 8 Jahre später. Die erste Datierung stammt vermutlich von einem Plan des Gebäudes, der im Landesarchiv Saarbrücken aufbewahrt wird und der in dieses Jahr datiert. Aber bevor das neue Gebäude in Angriff genommen werden konnte, mußte erst sein Vorgängerbau fallen. Das war das sog. „Niederweiler Gartenhäuschen“ gewesen, einst Baron Emil von Coburg errichtet und dann um 1860 irgendwie ins Eigentum der Bahn übergegangen. Es wurde im Sommer 1890 abgerissen. Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2016/10/14 09:17:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Nahe-Blies-Zeitung St. Wendel, 21. April 1890 „Tempora
mutantur
et nos mutamur in illis! Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen Dieser lateinische Ausspruch kann nunmehr auch auf das sogenannte Coburger Schlößchen hier Anwendung finden. Dasselbe ward 1823 vor der Stadt im Distrikte Niederweiler von dem Herzog von Coburg erbaut und diente später der geschiedenen Herzogin von Coburg als Sommeraufenthalt, nachdem die Fürstin sich mit einem Sachsen Coburgischen Offizier Namens Hanstein, dem in der Folge der Name eines Grafen von Pölzig beigelegt wurde, in morganastischer Ehe vermählte. Seit Erbauung der Rhein=Nahe=Eisenbahn diente das Schlößchen als Stationsgebäude. Nachdem sich aber das Bedürfnis für die Errichtung eines neuen Stationsgebäudes geltend gemacht hat, muß das Alte dem Neuen weichen. Bereits ist das Schlößchen geräumt und Thüre und Fenster daraus entfernt, noch wenige Tage und es ist verschwunden und fragst du nach dem Schlößchen, du findest es nicht mehr.“ Nahe-Blies-Zeitung Lokales und Provinzielles St. Wendel, 21. Juni 1890 Bald wird wieder ein gutes Stück des alten St. Wendel verschwinden, um einem modernen Gebäude Platz zu machen. Wir meinen das frühere Schlößchen und jetzige Stationsgebäude. Wohl selten knüpfen sich an ein Gebäude so zahlreiche und mit dem ganzen Leben einer Bevölkerung auf das Innigste verknüpfte Erinnerungen, als es bei diesem Bauwerke der Fall ist. Hier war der Sommeraufenthalt der Herzogin Luise, der Großmutter der Kaiserin=Wittwe Viktoria, hier hielt die leutselige hohe Dame, deren Andenken noch heute von den Armen unserer Stadt gesegnet wird, Hof, und hier an ihrem Lieblingsaufenthalte stand der Körper der Entschlafenen, bewacht von der Bürgerschaft St. Wendels, bis zur Ueberführung in die Dorfkirche zu Pfeffelbach. Gewiß würde sich unsere städtische Behörde den Dank Aller verdienen, wenn sie eine Aufnahme des Schlößchens vor dem Abbruche ermöglichen würde. Das Kusanische Haus ist spurlos von der Erde verschwunden, ohne daß man eine Abbildung von dem hochinteressanten Gebäude besitzt, soll jetzt das Schlößchen denselben Weg gehen? Nahe-Blies-Zeitung, 19.11.1890 Das herzoglich-koburgische Wappen, welches das ehemalige herzogliche Schlößchen (früheres Stationsgebäude) zierte, ist nun nebst der Inschrift an der Südseite des Amthauses reliefartig angebracht. |
Date: 2016/10/14 09:34:43
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Oberalben
Auf den Spuren der Amerika-AuswandererEin Deutsch-Pennsylvanischer Abend geht am Freitag, 14. Oktober, ab 20 Uhr im Auswanderermuseum in Oberalben über die Bühne. Douglas Madenford und Chris LaRose aus Pennsylvania (USA) präsentieren Folksongs und Geschichten der Nachfahren pfälzischer Auswanderer. red
|
Date: 2016/10/16 17:59:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Schauer, Markus: Der Gallische Krieg. Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk. München: C.H. Beck Verlag 2016. ISBN 978-3-406-68743-3; 271 S.; EUR 19,95. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Jonas Scherr, Abteilung Alte Geschichte, Historisches Institut, Universität Stuttgart E-Mail: <jonas.scherr(a)gmx.net> Bei diesem Werk handelt es sich nicht im engeren Sinne um eine wissenschaftliche Untersuchung, sondern um eine eher essayistisch-populäre Einführung. Dies tut indes der Qualität des Inhalts keinen Abbruch. Markus Schauer erweist sich vielmehr immer wieder als höchst kundiger Philologe mit Blick für die historischen Zusammenhänge. Er will mit seinem Buch "Caesars Schrift über den Gallischen Krieg" vorstellen und "in ihrer raffinierten Machart vor Augen" führen (S. 9). Seinen Anspruch formuliert Schauer so: "Was man Caesar glauben darf und wo Zweifel angebracht sind, darauf versucht unser Buch eine Antwort zu geben." (S. 10) Auch wenn, wie Schauer richtig bekundet, die Forschungsbeiträge zum Thema bereits Legion sind, verspricht er doch, dabei "viele eigene Akzente und neue Deutungsansätze" zu bieten (S. 11). Im Vorwort (S. 9-11) stellt Schauer in Kürze Entstehung, Kontext, Thema, Fragestellung und Aufbau des Buches vor. Der sich anschließende Hauptteil ist zweigeteilt. Teil eins führt den Leser zunächst auf recht konservativ-konventionelle Weise in den historischen Kontext ein (S. 13-78). Nacheinander widmet sich Schauer dabei zunächst politisch-sozialen Strukturen der römischen Republik (S. 20-33), dann den Entwicklungen und Neuerungen der späten Republik von den Gracchen über Marius (S. 33-41) und Sulla bis Pompeius (S. 42-49). Damit ist Schauer in Caesars Zeit angekommen, dessen früher Biographie bis zum Konsulat er nun näher nachgeht (S. 50-67). Hier betont er besonders den konventionellen, traditionellen Rollenvorstellungen römischer Aristokraten entsprechenden Charakter von dessen früher Laufbahn. Faktoren, die die dennoch einzigartige Karriere Caesars möglich gemacht hätten, seien aber dessen Selbstbewusstsein, Ehrgeiz, geschickte Selbstdarstellung und Überzeugungskraft sowie der schiere Erfolg gewesen. Als pragmatischer, risikobereiter und flexibler Redner, Politiker, Feldherr und Schriftsteller habe Caesar gewissermaßen die richtigen Eigenschaften zum rechten historischen Zeitpunkt besessen. Die Darstellung des revolutionär anmutenden ersten Konsulates bis zur Übernahme des Prokonsulates in Gallien bildet den Abschluss des ersten Teils (S. 67-78). Der zweite, längere und inhaltlich erheblich stärkere Block des Hauptteils ist vollständig dem Werk Caesars über seine Kriege in Gallien gewidmet (S. 79-231). Zunächst geht Schauer dabei auf dessen Entstehungszusammenhang ein. Ein geradezu allgegenwärtiger Bezug auf zeitgenössische römische Politik sei zwar ein genereller Grundzug der römischen Literatur, und in diesem Sinne sei auch Caesars Darstellung fest in der Tradition literarischer Selbstinszenierung römischer Aristokraten verwurzelt (S. 86-91). Zugleich schaffe er jedoch eine neue, eigene Gattung, indem er die Form des zuvor eher nüchtern-berichtshaften, meist lediglich Material für spätere, ausgearbeitete Geschichtswerke gesammelt darbietenden commentarius ausbaue, ja geradezu nur noch eine "Gattungsfassade" davon übriglasse (S. 95). So mische Caesar insbesondere Elemente der Historiographie mit hinein (etwa Exkurse, Reden und Exempla), und zwar von Buch zu Buch in wachsendem Ausmaß (so Schauer im folgenden Teilkapitel, S. 91-104). Auf diese Weise gelinge es ihm, den mit commentarii üblicherweise verbundenen Wahrheits- bzw. Objektivitätsanspruch mit den selbstdarstellerischen Möglichkeiten rhetorisierender Geschichtsschreibung zu verbinden. Nun wendet sich Schauer den sprachlich-stilistischen Charakteristika des Werkes zu (S. 104-112). Die bekannte Nüchternheit und Schlichtheit sind für Schauer vor allem ein weiteres Mittel zur gezielt subtilen und gerade dadurch wirksamen Beeinflussung des Lesers. Eben dies konstatiert Schauer auch in seiner folgenden Analyse der narrativen Strategien Caesars, dem längsten Teilkapitel des Buches (S. 113-162). Hier geht Schauer neuerlich auf die 'Er-Perspektive' des Werkes ein, die den Autor als 'allwissenden Erzähler' vom Geschehen distanziere und den Anschein neutraler Objektivität stärke, zugleich jedoch mannigfaltige Manipulationsmöglichkeiten eröffne (S. 114-123). Auch der Aufbau des Werkes erfülle mit seinem scheinbar annalistischen Schema eine vergleichbare Funktion (S. 123-130). Auch die Art und Weise, wie Caesar Informationen vermittelt, sowie seinen Umgang mit dem Erzähltempo ordnet Schauer als Mittel der gezielten Leserlenkung ein (S. 130-141). Indem der Diktator Ereignisse, Informationen und Informationsstände seiner selbst sowie anderer Protagonisten bewusst ganz spezifisch präsentiere und anordne, zugleich fallweise massiv das Erzähltempo variiere, gelinge es ihm, dem Leser bestimmte Interpretationen und Wertungen indirekt geradezu aufzudrängen. Eine deutliche Anleihe aus dem Genre der Historiographie stellen in Caesars Schrift die direkten und indirekten Reden dar, die Schauer als nächstes thematisiert (S. 141-150). Indem Caesar die indirekte Rede stark bevorzuge, römischerseits meist nur Subalterne sprechen lasse, wörtliche Reden dagegen überwiegend prominenten Gegnern zuordne, schaffe er einen Eindruck überlegen-distanzierter Neutralität und vermeide einen Konflikt zwischen seinen parallelen Rollen als Erzähler und als Protagonist der Erzählung. Den Exkursen im 'Bellum Gallicum' widmet Schauer relativ wenig Raum (S. 150-156). Im Wesentlichen befindet er sich im Einklang mit den gängigen Ansichten: Caesar nutze seine in die Handlung eingefügten Exkurse - überwiegend bloße Literaturprodukte, in die nur wenig Autopsie eingeflossen sei - um den Leser von bestimmten Dingen abzulenken.[1] Ähnlich betrachtet Schauer die Einzelerzählungen, die ab Buch vier immer öfter in den großen Handlungsbogen des 'Bellum Gallicum' eingeflochten sind (S. 156-162). Auch hier konstatiert er insbesondere eine Funktion als Ablenkungsmittel, weist aber auch auf die Aspekte der Exemplifizierung, der Veranschaulichung und der moralisierenden Reflexion hin. Nun wendet sich Schauer synthetisierend der Frage nach Geschichtsklitterung zu (S. 162-172). Zurecht hält er fest, dass Caesar zwar durchaus Tatsachen übergeht, tendenziös wertet und darstellt, dies jedoch im spätrepublikanischen Kontext vor allem als "gängige Praxis aristokratischer Selbstinszenierung" zu verstehen sei (S. 172). Überdies seien nur wenige grobe Unwahrheiten zu identifizieren, wohl schon wegen der vielen Zeugen des Geschehens. Caesar lenke vielmehr mit seinen commentarii zwar aktiv, jedoch überwiegend sehr geschickt und subtil die Leserschaft, was eine sensible Analyse umso wichtiger mache. Anschließend behandelt Schauer den geographischen Aspekt (S. 172-179), bezüglich dessen er konstatiert, dass Caesar das Gebiet seines Handelns geradezu neu erfinde und den geographischen Rahmen seiner Feldzüge ganz wesentlich von deren Ergebnissen her konstituiere. Breiteren Raum räumt Schauer den Protagonisten der caesarischen commentarii ein (S. 179-209). Auf römischer Seite herrschen hier relativ negative Darstellungen etwa von mangelnder Sorgfalt, übereiltem Aktionismus oder Feigheit vor, womit es Caesar stets darum gehe, sich selbst als alles überblickender Organisator und Herr des Geschehens zu positionieren. Auch die Gegner werden nach Schauer regelmäßig instrumentalisiert und zu Faktoren in Caesars Erfolgsgeschichte degradiert. Ob es etwa die Gallier sind, die - den Germanen zivilisatorisch über-, militärisch jedoch unterlegen - der Römer als Schutz- und Ordnungsmacht bedürfen, oder der "fürchterliche Barbarenkönig" Ariovist (S. 201): In Caesars Narrativ ist sein militärisch-politisches Handeln absolut ehrenwert, da dieses notgedrungen, zum Nutzen selbst der Mehrzahl der Gallier, jedenfalls des römischen Gemeinwesens, sowie gegen starke und daher ruhmvoll zu besiegende Feinde stattfindet. Dann befasst sich Schauer mit der Schilderung der Handlungen selbst (S. 209-231). Hier stellt er fest, dass Caesar durch "geschickte Gestaltung, manchmal Erfindung des Handlungsverlaufs" (S. 209) gleichermaßen indirektes Selbstlob wie prophylaktische Apologetik betreibe, sodass "sein Handeln jedem Leser als richtig oder notwendig erscheinen" (S. 209) müsse. All dies verdeutlicht Schauer ausführlich am 'Zug der Helvetier' und an der Belagerung von Alesia. Das Schlusskapitel des Buches fasst dessen Ergebnisse zusammen und bietet eine Reflexion über Gesamtcharakter und Bedeutung des caesarischen 'Bellum Gallicum' (S. 233-242). Ganz richtig stellt Schauer fest, dass es - maßgeblich durch Situation, Handlung sowie innenpolitische Notwendigkeiten bestimmt - vornehmlich der sieghafte Feldherr Caesar ist, den der Schriftsteller Caesar herausstellen will, wohingegen die Rollen als fähiger Statthalter und Zivilverwalter in den Hintergrund treten. Sehr plausibel bringt Schauer dies mit "Caesars Vorbild, Partner und Gegenspieler" Pompeius in Verbindung, der als Objekt impliziten Vergleiches im Hintergrund stehe (S. 238). Abschließend fragt Schauer nach der Wirkung des 'Bellum Gallicum' auf sein Publikum (S. 235-242). Hier weist er insbesondere auf die Diskrepanz zwischen dem langfristig bekanntlich enormen, kurzfristig aber mangelhaften Erfolg hin: trotz aller nun nachzulesenden Leistungen wurde Caesar das dadurch erhoffte zweite Konsulat verwehrt. Damit ist Schauer gemeinsam mit seinem Protagonisten bei den Auslösern des Bürgerkrieges angekommen, der so am Ende beider Werke als Vorahnung im Raume steht. Abgerundet wird Schauers Buch durch eine knappe, buchweise Zusammenfassung des 'Bellum Gallicum' (S. 243-245), einige Literaturhinweise und bibliographische Angaben (S. 246-261), ein knapp gehaltenes Register (S. 262-265), einen Stellenindex (S. 266-268), eine Zeittafel von 125 bis 44 v.Chr. (S. 269-271) sowie (im Vorsatz) eine Karte Galliens zur Zeit des Prokonsulates Caesars. Zusammenfassend gesprochen ist Schauers Büchlein sehr anregend und gerade wegen des essayistischen, gefälligen Stils gut lesbar und lesenswert. Zwar bietet es nur teilweise Neues, doch gelingt es Schauer, zentrale Erkenntnisse moderner Caesarforschung auch für eine breite Leserschaft verständlich und interessant aufzubereiten und erfahrbar zu machen. Mit der sensiblen, tiefgehenden Werkanalyse und den individuellen Akzenten, die Schauer gesetzt hat, bietet das Werk aber auch einem Fachpublikum Inspirationen und Anlässe zum eigenen Weiterdenken. Wer auf solch angenehme und kompetente Weise in die Charakteristika, die Funktionsweise, die Zeit- und Entstehungsgeschichte und allgemein in die Welt der commentarii rerum gestarum belli Gallici Iulius Caesars eingeführt werden möchte, dem sei dieser Band ans Herz gelegt.
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Date: 2016/10/18 08:41:05
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Das Leben der Hartfüßler und ihr Einfluss auf die RegionVortrag in Wadern über die GrubenarbeiterDer saarländische Autor Karl Josef Boussard hat zum Thema Grubenarbeiter mit mehr als 170 Zeitzeugen gesprochen. In seinem Vortrag „Die Erben der Hartfüssler“ befasst er sich eingehend mit dem Thema und dessen Einfluß auf die Region.Wadern. In der Veranstaltungsreihe „Treffpunkt Heimat“ des Vereins für Heimatkunde Wadern hält Karl Josef Boussard einen Vortrag über die als Hartfüßler bezeichneten Grubenarbeiter. Der Vortrag findet am Mittwoch, 19. Oktober, um 19 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Wadern statt. Mal eben ins Auto setzen und die 50 Kilometer oder mehr auf der Autobahn zur Arbeit fahren? Von diesem Luxus, der heute für uns selbstverständlich ist, konnten die als Hartfüßler bezeichneten Arbeiter vor über hundert Jahren nur träumen. Sie mussten zu Fuß den beschwerlichen Weg auf sich nehmen, was ihnen dann auch den eher wenig ehrenhaften Namen eintrug. In den nördlichen Landkreisen Merzig-Wadern und im Landkreis St. Wendel gibt und gab es keine Fördertürme, Bergehalden oder Bergschäden, aber zahlreiche Spuren des Steinkohlenbergbaus. Der saarländische Autor Karl Josef Boussard hat mit mehr als 170 Zeitzeugen aus dieser Region gesprochen und dabei viel über das Leben und Arbeiten der ehemaligen Bergleute erfahren. Er wird in seinem Vortrag auch auf die Situation im Hochwaldraum eingehen. Sein Buch „Die Erben der Hartfüßler“ befasst sich eingehend mit dem Thema und den Spuren, den der Bergbau in der Region hinterlassen hat. Karl Josef Boussard, Jahrgang 1948, arbeitete in der fünften Generation im Bergbau. Nach dem erfolgreichen Besuch der „Steigerschule“ übernahm er viele Jahre Führungsaufgaben in der betrieblichen Ausbildung. Sein Buch und sein Engagement in Vorträgen sind ein Beleg dafür, wie wichtig ihm eine intensive Erinnerungskultur ist. Der Eintritt zu dem Vortrag ist frei. red
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Date: 2016/10/18 08:53:23
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der SZ:
St. Wendel. Für Andrea und Jürgen Stetzer, die
Eigentümer der denkmalgeschützten St. Wendeler Villa Aurora,
war die Dachsanierung ein schmaler Grat. Es genügt nämlich
nicht, das Denkmal nach musealen Grundsätzen zu restaurieren,
vielmehr muss es zukünftig sowohl wirtschaftlichen wie auch
baukulturellen Ansprüchen gerecht werden. Ein hoher Anspruch.
„Die Bitumenschindeln waren nach ein paar Reparaturen völlig
hin, es hat sogar reingeregnet“, berichtete Jürgen Stetzer.
Beim Kauf der Jugendstilvilla im Jahre 1992 hat er das Gebäude
unter Denkmalschutz stellen lassen. Die vorbildliche
Dachsanierung hat nun die Deutsche Stiftung Denkmalschutz
(DSD) mit 10 000 Euro gefördert. „Wir haben das Dach wie im
Original mit Schiefer decken lassen“, sagte Jürgen Stetzer.
Im Beisein von Saartoto-Geschäftsführer Michael Burkert und
Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt brachte der Ortskurator
zur Erinnerung eine kleine Bronzetafel an der Villa Aurora an.
„Dadurch bleibt das Engagement der privaten Förderung sichtbar
und kann zu weiterer Unterstützung motivieren“, meinte
Bollert. Die Jugendstil-Villa gehört zu 43 Denkmälern, die
bislang im Saarland von der Stiftung unterstützt wurden. |
Date: 2016/10/18 17:58:21
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Date: 2016/10/18 18:01:28
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hehe, und wer morgen nicht kann, der kommt heute in einer Woche nach
SB-Scheidt ins Landesarchiv, da haben wir bei der ASF ab 17.30 Uhr genau
den gleichen Vortrag :-)
Roland Geiger
In einer eMail vom 18.10.2016 17:58:28 Westeuropäische Sommerzeit schreibt
Michaela-Becker(a)gmx.net:
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Date: 2016/10/18 18:06:08
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. in Zusammenarbeit mit der Aleksandra-Stiftung zur Förderung der Westricher Geschichtsforschung lädt einZum VortragvonMax Hewer„Von der Saar zum Ebro –Neunkircher Bürger im Spanischen Bürgerkrieg 1936 – 1939“2016 jährt sich der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs zum 80. Mal. Was bis heute nur wenigen bekannt war: 243 Menschen aus dem Saarland eilten nach Spanien, um als Freiwillige der Republik gegen den Putsch Francos zur Seite zu stehen. 63 Personen, also als ein Viertel von ihnen stammte aus dem heutigen Landkreis Neunkirchen.Keine Landsmannschaft aus Deutschland kämpfte, in Relation zur Bevölkerungszahl, in so großer Zahl auf Seiten der Republikaner wie die Saarländer. Sie waren vor allem Bergleute, Hüttenarbeiter und Handwerker,die in Spanien ein gemeinsames Ziel verfolgten: Kampf und Sieg über den Faschismus.In jahrelanger Arbeit hat der Historiker Max Hewer für sein Buch „Von der Saar zum Ebro“ deren Biografien rekonstruiert. Auch der schicksalhafte Weg vieler Überlebender nach dem spanischen Bürgerkrieg, über Internierungs – und Konzentrationslager, Verfolgung und widerstand, so deren schwieriger Neuanfang in der Heimat, erfahren erstmals eine umfassenden Würdigung.Bei seinem Vortrag im Junkerhaus stehen die Schicksale Neunkircher Bürger im Vordergrund.Am Mittwoch 19.10.2016, 19.00 Uhrim historischen Junkerhaus (1569)Wellesweiler, Eisenbahnstr. 22Von Nichtmitgliedern wird 5 Euro Eintritt erbeten
Date: 2016/10/25 23:54:49
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Abend, alles hat seine Zeit, und wir sollten sie genießen, solange sie währt. Aber wir sollten auch erkennen, wenn sie vorbei ist. Und reagieren. Das tut zwar weh, aber ist nun mal der Lauf der Dinge. So geht es auch mit unserem Seminar „Vertiefende Familienforschung“ auf Schloß Dhaun. Ich komme seit 18 Jahren einmal im Jahr nach Dhaun - mit Ausnahme eines Jahres, da fand es nicht statt. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt hier, auch wenn es - seit ich die Organisation übernommen habe - für mich (gefühlt) anders geworden ist. Früher kamen immer so zwischen 25 und 30 Teilnehmer, und manchmal mußten wir jemanden in die Mitte setzen, weil der Platz nicht ausreichte. Doch seit drei oder vier Jahren ist es geradezu ein Vabanquespiel, das Seminar vorzubereiten. Mit Referenten zu reden, Vorträge zu organisieren, Leute einzuladen. Viele Vorbereitungen zu treffen und dann die letzten Wochen bangend zu warten, ob sich genügend Leute anmelden. Vor zwei Jahren haben wir die Veranstaltung deshalb vom April wieder in den November verschoben (der mir persönlich immer besser gefallen hat), trotzdem wurde es im November eng. Letztes Jahr war die Hängepartie noch knapper, und dieses Jahr werden wir die Mindesteilnehmerzahl von 15 vermutlich nicht mehr erreichen. Trotzdem wollten wir - die „Frau“schaft des Schlosses und ich - das Seminar nicht so einfach in der Versenkung verschwinden lassen, deshalb werden wir es auf Biegen und Brechen noch einmal durchführen und dann … nun, zu neuen Ufern aufbrechen (oder so). Vergangene Woche gabs noch einen bangen Moment,
als ein
langjähriger Teilnehmer und gern gesehener Referent
krankheitsbedingt
ausgefallen ist, aber gottseidank haben sich letztes Wochenende
bei der
Genealogentagung in Saarlouis zwei Mitglieder der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft
e. V. spontan bereit erklärt, nicht nur teilzunehmen, sondern
auch je einen
Vortrag zu halten. Deshalb steht dieses letzte
Seminar der Reihe
„Vertiefende Familienforschung“ mit gleich drei Vorträgen ganz
stark im Zeichen
der Hugenotten und Chalonen und ihren Wanderungsbewegungen vor
ein paar hundert
Jahren. Nachstehend also das laufende
Programm. Wenn Sie sich noch anmelden
wollen, wir haben
noch Platz. Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger, St. Wendel Programm Samstagmorgen 10.00 Roland Geiger Zur Beurkundung von Sterbefallanzeigen 11.00 Dr. Margarete Stitz Verweigerte Ostereier und skandalträchtige Prozessionen 12.00 Mittagspause 13.30 Florian Kunz Wie die Pfarreien entstanden sind 14.30 Dr. Christian Decker Die Hugenotten 15.30 Kaffeepause 16.00 Beate Busch-Schirm Was können uns Schulchroniken aus dem Leben unserer Vorfahren berichten? 17.00 Dr. Dierk Loyal Die Quellen zur Genealogie der Hugenotten
Sonntagmorgen 08.00 Frühstück 09.00 Irene Mattern Ein weiterer Vortrag zum Thema „Hugenotten“ (Titel steht noch nicht fest) 10-12 Dr. Helmut Priewer Sterblichkeit und Todesursachen - ein Beitrag zur Familienforschung aus historisch-demographischer Sicht --------------------------- Teilnehmerbeitrag inkl. Übernachtung
im EZ/Frühstück: 145,- € => Kaffee/Kuchen,
Kaffee/Gebäck und
Mittagessen (Suppe mit
Wurst) am Samstag Teilnehmerbeitrag
ohne Übernachtung: 100,- € => Kaffee/Kuchen,
Kaffee/Gebäck und Mittagessen (Suppe mit Wurst) am Samstag Mittagessen optional am Sonntag 10,- € Bei Anreise am Freitag plus 45 Euro für Übernachtung und Frühstück --------------------------- Anmeldung: Schlossakademie Schloß Dhaun 55606 Hochstetten-Dhaun, Tel. 06752/93840 Email: info(a)schlossdhaun.de oder Roland Geiger Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel Tel. 06851-3166 Email: alsfassen(a)web.de |
Date: 2016/10/25 23:57:23
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Abend, alles hat seine Zeit, und wir sollten sie genießen, solange sie währt. Aber wir sollten auch erkennen, wenn sie vorbei ist. Und reagieren. Das tut zwar weh, aber ist nun mal der Lauf der Dinge. So geht es auch mit unserem Seminar „Vertiefende Familienforschung“ auf Schloß Dhaun. Ich komme seit 18 Jahren einmal im Jahr nach Dhaun - mit Ausnahme eines Jahres, da fand es nicht statt. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt hier, auch wenn es - seit ich die Organisation übernommen habe - für mich (gefühlt) anders geworden ist. Früher kamen immer so zwischen 25 und 30 Teilnehmer, und manchmal mußten wir jemanden in die Mitte setzen, weil der Platz nicht ausreichte. Doch seit drei oder vier Jahren ist es geradezu ein Vabanquespiel, das Seminar vorzubereiten. Mit Referenten zu reden, Vorträge zu organisieren, Leute einzuladen. Viele Vorbereitungen zu treffen und dann die letzten Wochen bangend zu warten, ob sich genügend Leute anmelden. Vor zwei Jahren haben wir die Veranstaltung deshalb vom April wieder in den November verschoben (der mir persönlich immer besser gefallen hat), trotzdem wurde es im November eng. Letztes Jahr war die Hängepartie noch knapper, und dieses Jahr werden wir die Mindesteilnehmerzahl von 15 vermutlich nicht mehr erreichen. Trotzdem wollten wir - die „Frau“schaft des Schlosses und ich - das Seminar nicht so einfach in der Versenkung verschwinden lassen, deshalb werden wir es auf Biegen und Brechen noch einmal durchführen und dann … nun, zu neuen Ufern aufbrechen (oder so). Vergangene Woche gabs noch einen bangen Moment,
als ein
langjähriger Teilnehmer und gern gesehener Referent
krankheitsbedingt
ausgefallen ist, aber gottseidank haben sich letztes Wochenende
bei der
Genealogentagung in Saarlouis zwei Mitglieder der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft
e. V. spontan bereit erklärt, nicht nur teilzunehmen, sondern
auch je einen
Vortrag zu halten. Deshalb steht dieses letzte
Seminar der Reihe
„Vertiefende Familienforschung“ mit gleich drei Vorträgen ganz
stark im Zeichen
der Hugenotten und Chalonen und ihren Wanderungsbewegungen vor
ein paar hundert
Jahren. Nachstehend also das laufende
Programm. Wenn Sie sich noch anmelden
wollen, wir haben
noch Platz. Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger, St. Wendel Programm Samstagmorgen 10.00 Roland Geiger Zur Beurkundung von Sterbefallanzeigen 11.00 Dr. Margarete Stitz Verweigerte Ostereier und skandalträchtige Prozessionen 12.00 Mittagspause 13.30 Florian Kunz Wie die Pfarreien entstanden sind 14.30 Dr. Christian Decker Die Hugenotten 15.30 Kaffeepause 16.00 Beate Busch-Schirm Was können uns Schulchroniken aus dem Leben unserer Vorfahren berichten? 17.00 Dr. Dierk Loyal Die Quellen zur Genealogie der Hugenotten
Sonntagmorgen 08.00 Frühstück 09.00 Irene Mattern Ein weiterer Vortrag zum Thema „Hugenotten“ (Titel steht noch nicht fest) 10-12 Dr. Helmut Priewer Sterblichkeit und Todesursachen - ein Beitrag zur Familienforschung aus historisch-demographischer Sicht --------------------------- Teilnehmerbeitrag inkl. Übernachtung
im EZ/Frühstück: 145,- € => Kaffee/Kuchen,
Kaffee/Gebäck und
Mittagessen (Suppe mit
Wurst) am Samstag Teilnehmerbeitrag
ohne Übernachtung: 100,- € => Kaffee/Kuchen,
Kaffee/Gebäck und Mittagessen (Suppe mit Wurst) am Samstag Mittagessen optional am Sonntag 10,- € Bei Anreise am Freitag plus 45 Euro für Übernachtung und Frühstück --------------------------- Anmeldung: Schlossakademie Schloß Dhaun 55606 Hochstetten-Dhaun, Tel. 06752/93840 Email: info(a)schlossdhaun.de oder Roland Geiger Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel Tel. 06851-3166 Email: alsfassen(a)web.de |
Date: 2016/10/27 08:04:21
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Wendelin in der Titelrolle Die
Dreharbeiten zum dokumentarischen Roadmovie „Wendelin
weltweit“ haben begonnen.
Im Spätsommer 2017 soll der Streifen über den Mythos des St.
Wendeler
Stadtheiligen fertig sein. Von
SZ-Mitarbeiter Frank Faber St.
Wendel. Die
Stadt St. Wendel und ein ganzer Landkreis trägt seinen Namen,
das
Autokennzeichen WND hat mit ihm zu tun. Der heilige Wendelin
ist in der Region
allgegenwärtig. Ein junger Mann, gespielt vom 24-jährigen Max
Kern, gesteht,
wenig über diesen Wendelin zu wissen. Er will herausbekommen,
was es mit dem
Mythos Wendelin auf sich hat. Während der Wallfahrtswoche
starteten die
Dreharbeiten zum dokumentarischen Roadmovie „Wendelin
weltweit“ (so der
Arbeitstitel). In
dem Film begibt sich ein Saarländer auf Spurensuche, denn aus
dem St. Wendeler
Land ist der Name Wendelins in die Welt hineingetragen worden.
„Der Zuschauer
hat so eine Identitätsfigur“, erklärt Regisseur und Kameramann
Philipp Majer.
Ziel ist, mit der Geschichte um die Legende Wendelins auch ein
jüngeres
Publikum zu konfrontieren und es zu begeistern. „Ich finde das
unheimlich
spannend. Wendelin transportiert Kultur und gleichzeitig eine
Menge an
geschichtlichen Themen“, sagt der Saarbrücker Schauspieler Max
Kern.
Diesbezüglich weiß St. Wendels Pastor Klaus Leist: „Wendelin
gehört nicht nur
uns hier in St. Wendel, er ist ein weltweit bekannter
Heiliger“. Deshalb
wird die Filmcrew demnächst mit dem Flugzeug abheben und in
der
südbrasilianischen Stadt São Vendelino ihre Suche nach den
Spuren Wendelins
fortsetzen. Seit dem Jahr 2003 hat São Vendelino eine
Städtepartnerschaft mit
St. Wendel und deren erste Siedler sind aus dem Landkreis St.
Wendel
eingewandert. „Wir werden die Brasilianer fragen und Orte
aufsuchen, um
festzustellen, welche Relevanz Wendelin dort bis zum heutigen
Tage hat“, so
Kern. Weiter geplant ist ein Trip in die USA und in die
chinesische Provinz
Shandong. „Für Shandong haben wir noch keine Drehgenehmigung.
Die politischen
Verhältnisse in China sind schwierig. Wenn das Thema Religion
in den
Vordergrund gestellt wird, ist das von der chinesischen
Regierung nicht gern
gesehen“, berichtet Barbara Wackernagel-Jacobs, die
Produzentin. Finanziell sei
die Stadt Wendel und die Pfarrei an der Produktion beteiligt.
Da bei einem
Filmdreh auch der Faktor Geld Regie führt, muss die
Produzentin noch ein paar
Förderanträge einreichen. Die Dreharbeiten sind für die
kommenden drei bis vier
Monate vorgesehen, im Spätsommer 2017 soll der Streifen fertig
sein und
rechtzeitig vor der Wendelinus-Wallfahrtswoche Premiere
feiern. Nach der
Produktion aus dem Jahre 2010 „Der heilige Wendelin. Auf den
Spuren eines
Volksheiligen“ beschäftigt sich Wackernagel-Jacobs erneut mit
dem Stadtheiligen. |
Date: 2016/10/28 16:54:34
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der SZ:
Urweiler. Zur Einsegnung der neu gestalteten
Gedenkstätte für Zwangsarbeiter am Judenfriedhof in Urweiler
laden die Heimatfreunde Urweiler (HFU) für Donnerstag, 3.
November, 13.30 Uhr. Neben dem Judenfriedhof gibt es einen
Gedenkstein für die dort beerdigten Zwangsarbeiter aus der
NS-Zeit. Die Heimatfreunde haben sich in einer Arbeitsgruppe mit dem
Thema Zwangsarbeitergrab beschäftigt und eine
Informationstafel für das Zwangsarbeitergrab erstellt, die
neben dem Gedenkstein errichtet wurde. Da die Mehrzahl der
hier namenlos beerdigten Zwangsarbeiter aus Russland stammt,
wird die Einsegnung der Gedenkstätte durch den
russisch-orthodoxen Geistlichen im Saarland, Dimitrij
Sivistov, gemeinsam mit der katholischen und evangelischen
Geistlichkeit aus St. Wendel erfolgen. Eine Bläsergruppe wird
auftreten. hjl |
Date: 2016/10/28 23:34:07
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Reichhaltig ist die Geschichte des St. Wendeler Landes. Verschiedene Herrschaften, verschiedene Landesherren, verschiedene politische Zugehörigkeiten. Jeder Ort hat seine Geschichte, jeder Ort wurde durch seine Vergangenheit geformt, wurde so zu dem, was er heute ist. Reich ist das Land auch an Menschen, die die Region, die Orte geprägt, hier ihre Spuren hinterlassen haben. Oder weiterhin prägen. Dem Erforschen der Vergangenheit, ihrer Höhen und Tiefen, ihrer Menschen und Orte, ihrer Wegemarken und Überreste widmen sich die Heimatkundevereine im Landkreis St. Wendel. Um die Arbeit der Heimatkundevereine zu honorieren, ihnen eine Plattform zu bieten, sie einer breitere Öffentlichkeit vorzustellen, aber auch um Menschen für die reichhaltige Vergangenheit des St. Wendeler Landes zu begeistern, führt der Landkreis St. Wendel alle drei Jahre den Tag des St. Wendeler Landes durch: 2016 am Sonntag, 30. Oktober, ab 11 Uhr in der Bosener Mühle am Bostalsee, An der Bosener Mühle 1, 66625 Nohfelden. Persönlichkeiten aus dem St. Wendeler Land — so das Motto des diesjährigen Tages. Dazu gibt es Vorträge zu Menschen, die sich in den Geschichtsbüchern der Region verewigt haben: das Universalgenie Nicolaus Cusanus und der Komponist Philipp Jakob Riotte (Dr. Alfons Klein, Philologe, pensionierter Lehrer), die ins St. Wendeler Exil geschickte Herzogin Luise (Dr. Ulrike Grunewald, ZDF, und Dr. Josef Dreesen, Stadtarchiv St. Wendel), die Familie Bruch, untrennbar mit der „Globus"-Handelskette verbunden (Bernhard W. Planz, Historiker, pensionierter Lehrer), der jüdische Schüler Fritz Berl, der 1938 als 16-jähriger nach Palästina floh (Schüler des Gymnasiums Wendalinum). Zusätzlich gibt es einige Szenen aus einem Theaterstück zu Nikolaus Warken, dem Hasborner Streikführer (Theaterverein „Edelweiß" Hasborn-Dautweiler). Informationen zu weiteren Persönlichkeiten aus der Region, die insbesondere für die Orte von Bedeutung sind, werden auf Plakaten ausgestellt. Diese Informationen haben unter anderem die teilnehmenden Heimatkundevereine zusammengetragen. In Diskussionsrunden wird die Situation der Vereine näher beleuchtet: Wie sieht der aktuelle Stand aus, wie sind die Zukunftsperspektiven, wo gibt es Unterstützungsmöglichkeiten, was kann getan werden, um das Fortbestehen der Vereine zu sichern? Zum Abschluss gibt es Musik in Mundart mit Charles Gräber und Band. Der Eintritt ist frei. Den Programmablauf finden Sie im Anschluß. ------------- 3. Taq des St. Wendeler Landes Sonntag, 30. Oktober, Bosener Mühle 11 Uhr: Begrüßung durch Landrat Udo Recktenwald 11.30 Uhr: Vortrag Dr. Alfons Klein: In St. Wendel geboren — mit St. Wendel verbunden — in der Welt zu-hause. Der Komponist und Kapellmeister Philipp Jakob Riotte und der Theologe und Kardinal Nikolaus von Kues 12.30 Uhr: Diskussionsrunde mit Landrat Udo Recktenwald und Bürgermeister Andreas Veit 13 Uhr: Vortrag Bernhard W. Planz: Franz Bruch und seine Nachfahren. Geschichte und Gegenwart einer St. Wendeler Unternehmerfamilie 13.45 Uhr: Darbietung Schülergruppe „Wendalinum wider das Vergessen" (Gymnasium Wendalinum) über Fritz Berl 14.30 Uhr: Diskussionsrunde mit Thomas Störmer (Geschichtsforum Alsweiler) und Niko Leiß (Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes Tholey) 15 Uhr: Darbietung Theaterverein „Edelweiß" HaHasborn-DautweilerAuszüge aus dem Theaterstück „Eckstein ist Trumpf' zu Nikolaus Warken 15.40 Uhr: Diskussionsrunde mit Stefan Kunz (Projektmanager Regionale Entwicklungsagentur Land(Auf)Schwung) und Tina Schwan (Koordinatorin des Bundesmodellprojekts „Zusammenhalt durch Teilhabe") sowie Landrat Udo Recktenwald 16.15 Uhr: Vortrag: Dr. Ulrike Grunewald, Dr. Josef Dreesen: Herzogin Luise in St. Wendel — kritische Anmerkungen zu ihrem Schicksal 17 Uhr: Musik Charles Gräber und Band Mundart mit Schmagges 4 |
Date: 2016/10/31 23:20:55
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
From: Eckart Conze <conze(a)uni-marburg.de> Date: 01.11.2016 Subject: Rez. NS: H. Büschel: Hitlers adliger Diplomat ------------------------------------------------------------------------ Büschel, Hubertus: Hitlers adliger Diplomat. Der Herzog von Coburg und das Dritte Reich (= Die Zeit des Nationalsozialismus). Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 2016. ISBN 978-3-10-002261-5; Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag; 336 S.; EUR 24,99. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Eckart Conze, Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte, Philipps-Universität Marburg E-Mail: <conze(a)uni-marburg.de> Der Herzog sei in "seinem guten Glauben, seinem aufrechten und edlen Sinn und seiner unerschütterlichen Treue missbraucht und schließlich im Stich gelassen" worden, betonte der Dekan des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Coburg auf der Trauerfeier für den am 6. März 1954 verstorbenen Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha. Und der Kirchenmann, der sein Amt schon in der Zeit des Nationalsozialismus bekleidet hatte, vergaß nicht, seine Abscheu darüber zum Ausdruck zu bringen, "welche Schmach und welche Demütigung Seine Königliche Hoheit [...] nach dem Zusammenbruch durch die brutale und rücksichtslose Siegermacht zu erdulden hatte". So wurde der "Herzog von Coburg", wie ihn die Nationalsozialisten nannten, posthum zum Opfer stilisiert, nachdem schon das 1950 abgeschlossene Entnazifizierungsverfahren in ihm lediglich einen Mitläufer und Minderbelasteten gesehen hatte. Weder die Geschichtsschreibung noch die lokale Öffentlichkeit interessierten sich in den folgenden Jahrzehnten sonderlich für den letzten Herzog des kleinen thüringischen Fürstentums. Ein Laienhistoriker aus der Coburger Honoratiorengesellschaft veröffentlichte 1977 eine über weite Strecken apologetische Biographie und bemühte dabei die in diesen Zusammenhängen stets beliebte Kategorie der Tragik.[1] Dass Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha zwischen 1933 und 1945 Präsident des Deutschen Roten Kreuzes gewesen war, wurde ihm lange Zeit eher zugutegehalten. Man hielt es dabei mit dem Schweizer Diplomaten und Völkerbundkommissar Carl Jakob Burckhardt, der dem Coburger Herzog schon während der Entnazifizierung ein humanitäres Engagement in den Kriegsjahren und eine zunehmende Distanzierung von Hitler und dem NS-Regime attestiert hatte. Erst die jüngere Forschung zum DRK hat hier ein kritischeres Bild gezeichnet, das allerdings mit Blick auf die nationalsozialistische Belastung Carl Eduards lediglich die Spitze eines Eisbergs freilegte. Für Karina Urbach war Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha einer der in ihrer jüngsten Studie untersuchten "Go Betweens", einer jener Hochadeligen, die nicht zuletzt auf Grund ihrer dynastischen Verbindungen immer wieder als Vermittler zwischen europäischen Regierungen wirkten, insbesondere im deutsch-britischen Kontext und auch in der Zeit des Nationalsozialismus.[2] An der völkisch-nationalistischen Orientierung des Coburger Herzogs und seiner Nähe erst zum aufsteigenden Nationalsozialismus und dann zum NS-Regime und zu Hitler persönlich hat Urbach dabei keinen Zweifel gelassen. Hubertus Büschel, der jetzt die erste wissenschaftliche Biographie Carl Eduards vorlegt, schließt hier an, stellt sein Buch aber ausdrücklich in den Kontext der jüngeren Täterforschung. Denn als Täter wird Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha charakterisiert, als "Täter der zweiten Reihe", wie der Verfasser es nennt, ein Begriff, den er leider kaum weiter ausbuchstabiert. Die Täterschaft, die Büschel dem Herzog zuschreibt, geht in seinen diplomatischen Missionen, offiziell oder inoffiziell, beauftragt oder auf eigene Initiative, nicht auf. Natürlich begegnet uns Carl Eduard auch bei Büschel als DRK-Präsident, der bis zum Ende des Krieges die nationalsozialistischen Verbrechen - von der "Euthanasie" bis zum Holocaust - leugnete und ausländische Regierungen und internationale Organisationen zu beschwichtigen versuchte. Und auch seine Bemühungen, das NS-Regime in Großbritannien salonfähig zu machen, erhalten angemessenen Raum. Auf Grund seiner englischen Herkunft und seiner Zugehörigkeit zum englischen Königshaus - er war ein Enkel Queen Victorias - hielt nicht nur Carl Eduard selbst sich für geradezu prädestiniert, als deutsch-britischer Vermittler zu wirken. Auch Hitler, Goebbels und Ribbentrop sahen das so, genau wie wichtige Angehörige des Appeasement-Lagers in Großbritannien bis hin zu dem mit den Nationalsozialisten sympathisierenden kurzzeitigen König Edward VIII., der auch als Duke of Windsor in London eine einflussreiche Figur blieb. Doch Büschel bleibt dabei nicht stehen, denn anders als es der Buchtitel nahe legt, war Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha nicht nur "Hitlers adeliger Diplomat". Der angebliche "Mitläufer" war SA-Obergruppenführer, Ehrenvorsitzender des NS-Kraftfahrkorps, Senator der gleichgeschalteten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Präsident der Deutsch-Englischen Gesellschaft, Mitglied des Aufsichtsrats wichtiger Banken und Unternehmen, nicht zuletzt im Rüstungsbereich. All diesen Organisationen und Institutionen verlieh er Glanz, ließ sie teilhaben an seinen transnationalen Netzwerken und seiner Nähe zu den Spitzen des NS-Regimes, zu Göring, Goebbels, Himmler und zu Hitler selbst. Die Kontakte des Herzogs zu führenden Nationalsozialisten reichten zurück in die 1920er-Jahre, in die Frühphase der NS-Bewegung, deren Aufstieg Carl Eduard zunächst mit distanzierter, noch abwartender Sympathie verfolgte, bald aber schon mit aktiver Unterstützung. Dass das ehemalige Residenzstädtchen Coburg in den Jahren vor 1933 zu einem Zentrum des völkischen Nationalismus und bald zu einer Hochburg des Nationalsozialismus wurde, lag auch an Carl Eduard. Der Beistand freilich, den er der NS-Bewegung gewährte, war Teil eines Geschäfts auf Gegenseitigkeit, eines Gabentauschs, von dem der letzte Coburger Herzog insbesondere nach 1933 selbst profitierte - auch finanziell. Den privaten Herzog, wenn es ihn denn gegeben hat, mehr oder weniger ausblendend, schreibt Büschel zielstrebig auf 1933 zu. Nach den Motiven für die völkisch-radikale politische und ideologische Orientierung Carl Eduards fragt er nur in Ansätzen. Vermutlich hat hier eine Kombination mehrerer Faktoren die größte Erklärungskraft: ein auf den Ersten Weltkrieg und den deutsch-britischen Antagonismus zurückgehendes Bestreben des noch lange mit dem Stigma des "Engländers" versehenen Herzogs, als vaterländisch zuverlässig zu erscheinen; die auch antisemitisch gedeutete Erfahrung von Revolution und Thronverlust 1918/19; die republikfeindliche Hoffnung auf eine Restauration der Monarchie, aber auch ein im deutschen Adel weit verbreitetes Führerideal, das nicht zuletzt in der faschistischen Diktatur in Italien einen wichtigen Referenzpunkt fand. All diese Aspekte tauchen in dem Buch auf, werden aber nur in Ansätzen systematisiert. Das hat wohl mit der Perspektivierung der Studie zu tun, die von Anfang an auf die Zeit des Dritten Reiches zusteuert und sich in erster Linie für den "Täter" Carl Eduard nach 1933 und vor allem nach 1939 interessiert. Für diese Zeit freilich zeichnet der Verfasser auf breiter archivalischer Quellengrundlage (darunter das in den einschlägigen Beständen erstmals von einem Historiker konsultierte Hausarchiv der Stiftung Sachsen-Coburg und Gotha sowie die Royal Archives in Windsor) dann ein Bild des Herzogs, das seinen Anteil an den nationalsozialistischen Verbrechen klarer herausarbeitet und deutlicher beim Namen nennt, als es andere Arbeiten bislang getan haben. Das ist zugleich mehr und weniger als eine "transnationale Kulturgeschichte der Diplomatie des Dritten Reiches", wie Büschel seine Untersuchung einleitend charakterisiert. Mehr, weil es nicht nur um die im weitesten Sinne diplomatischen Aktivitäten des Herzogs geht und auch weil der Begriff "Kulturgeschichte", selbst wenn er primär methodisch gemeint sein sollte, der Beteiligung Carl Eduards von Coburg an den NS-Verbrechen nicht gerecht wird; weniger, weil der diplomatiegeschichtliche Rahmen, in den der Verfasser den Herzog stellt, allenfalls angedeutet wird. Der kurze Hinweis auf "Das Amt und die Vergangenheit"[3] reicht nicht aus, um die Entwicklung und Transformation von Diplomatie und Diplomaten in der Zeit des Nationalsozialismus so darzustellen, dass der Ort des Coburger Herzogs darin präzise erkennbar wird. Das Verhältnis von "Kulturgeschichte der Diplomatie" und "Täterforschung" - und in beide Forschungskontexte stellt sich der Autor - bleibt unterbestimmt. Fraglos steht auch die "diplomatische" Karriere Carl Eduards für jenen - tatsächlichen oder vermeintlichen - Funktionsverlust der offiziellen Diplomatie, gegen den sich die Angehörigen des Auswärtigen Amtes nicht zuletzt durch jenen vorauseilenden Gehorsam zur Wehr setzten, der auch sie zu Mittätern machte. Aber das ist nur ein Aspekt. Der noch immer nicht hinreichend untersuchten Adelsgeschichte des Dritten Reiches fügt Büschel eine wichtige Studie hinzu, die zusammen mit den Arbeiten von Karina Urbach und Jonathan Petropoulus[4] vor allem die spezifische Entwicklung von Angehörigen des Hochadels klarer hervortreten lässt: eine wichtige Ergänzung zu den von Stephan Malinowski (im Kern allerdings nur bis 1933/34) untersuchten Vertretern des niedrigen Adels.[5] Für beide Adelsgruppen kann mittlerweile der Zusammenhang zwischen Verlusterfahrungen und politischer Radikalisierung als etabliert gelten. Auch das zeigt das Beispiel Carl Eduards von Coburg, dessen Biographie in ihrer transnationalen Ausprägung freilich auch Auskunft gibt über die hohe Attraktivität von Faschismus und Nationalsozialismus im Adel und in den gesellschaftlichen Oberschichten überall in Europa. Vermutlich ist es auch diese Frage, die in jüngerer Zeit zu gleich zwei Studien über den Coburger Herzog Carl Eduard geführt hat: der englischsprachigen Studie von Karina Urbach und dem hier besprochenen Buch von Hubertus Büschel. Die zwei Arbeiten, jede für sich und beide zusammen, können sich eines auch über die Wissenschaft hinausreichenden Interesses sicher sein, und zweifellos vertragen Thema und Protagonist nach Jahrzehnten des Desinteresses, wenn nicht der Apologetik, nun auch zwei kurz hintereinander erschienene Werke. Für Konkurrenzgezänk gibt es da eigentlich keinen Anlass.[6] Beide Bücher haben ihre Stärken, beide ihre Schwächen.[7] Bei allen Überschneidungen, die sich zwangsläufig ergeben, setzen die Autoren unterschiedliche Akzente und rahmen ihre Untersuchungen ganz anders. In der Summe ergänzen sich deshalb beide Werke. Lokal, national und transnational: analytisch sind diese Ebenen nicht immer leicht zu verbinden. Es ist nicht ohne Ironie, dass ausgerechnet ein biographischer Zugang die Verknüpfung ermöglicht. Auch deswegen reicht die Studie von Büschel über ihren Gegenstand hinaus. Anmerkungen: [1] Rudolf Priesner, Herzog Carl Eduard zwischen Deutschland und England. Eine tragische Auseinandersetzung, Gerabronn 1977. [2] Karina Urbach, Go Betweens for Hitler, Oxford 2015. [3] Eckart Conze / Norbert Frei / Peter Hayes / Moshe Zimmermann, Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, München 2010, rez. von Gisela Diewald-Kerkmann in: H-Soz-Kult, 15.02.2011, www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-15773 (21.10.2016). [4] Jonathan Petropoulos, Royals and the Reich. The Princes von Hessen in Nazi Germany, Oxford 2006. [5] Stephan Malinowski, Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat, Berlin 2003. [6] Diesen Eindruck erweckt eine Auseinandersetzung der beiden Autoren in den "Sehepunkten" anlässlich einer Rezension des Büschel-Buches durch Urbach. Vgl. http://www.sehepunkte.de/2016/09/28779.html (21.10.2016) sowie http://www.sehepunkte.de/2016/10/kommentar/hubertus-bueschel-ueber-rezension-von-hitlers-adliger-diplomat-93/ (21.10.2016). [7] Vgl. auch meine Rezension der Studie von Urbach, in: H-Soz-Kult, 03.02.2016, www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-24866 (21.10.2016). Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Marc Buggeln <mbuggeln(a)gmx.de> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2016-4-070> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2016 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU. Falls Sie Fragen oder Anmerkungen zu Rezensionen haben, dann schreiben Sie bitte an die Redaktion von H-Soz-Kult: <hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de> ________________________________________________________________________ H-Soz-Kult: Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de <http://www.hsozkult.de> -- |