Date: 2016/08/03 00:12:59
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Konf: Gebrauchtwaren und Second Hand-Markt in der Antike - Trier 09/16 ------------------------------------------------------------------------ Patrick Reinard / Christoph Schäfer 06.09.2016-07.09.2016, Trier, Universität Trier, Raum B16 In der Erforschung der antiken Wirtschaft hat die Beschäftigung mit der Qualität von verhandelten Waren bisher keine große Bedeutung. Lediglich der Handel mit Luxusgütern wurde vereinzelt untersucht. Schlechte, billige oder minderwertige Waren haben das Interesse der Forschung nicht geweckt. In Spezialstudien zu einzelnen Wirtschafts- und Produktionszweigen fehlt ebenfalls eine Problematisierung verschiedener Gütestufen. Neben den unterschiedlichen Qualitätsstufen wurde auch die Nutzungsdauer und damit einhergehend die Ausbesserung, Reparatur und Umfunktionierung von Waren und Gütern nicht erforscht. Lediglich die kultisch-religiöse sowie die politische Umfunktionierung, etwa im Bereich der damnatio memoriae, wurde in der Forschung behandelt, allerdings blieben dabei ökonomische Inhalte unberücksichtigt. In der archäologischen Forschung wurde die Wiederverwendung von Spolien unterschiedlicher Art sehr häufig beobachtet, aber bisher kaum unter ökonomischen Gesichtspunkten analysiert. Dabei war gerade das wirtschaftliche Interesse an Wiederverwendung, Ausbesserung und Recycling in der antiken Welt weitverbreitet, was nicht zuletzt daran lag, dass ein Großteil der Bevölkerung in prekären Lebensverhältnissen bzw. in Armut lebte. Die Tagung möchte die Themenfelder "Gebrauchtwaren" bzw. "Wiederverwendung" in unterschiedlichen Produktions- und Wirtschaftsbereichen in den Blick nehmen, den materiellen Befund mit den schriftlichen Quellen kontrastieren und unter gemeinsamen Fragenstellungen analysieren: Wie können Gebrauchtwaren identifiziert werden? In welchen Produktionsbereichen gab es einen Handel mit Gebrauchtwaren? Wo fand Wiederverwendung statt? Was war die ökonomische Motivation? Welche Berufszweige partizipierten an diesem Handel? Woher bezogen die Händler ihre "Altwaren"? Gab es einen dauerhaften überregionalen Gebrauchtwaren-Markt oder herrschte eine regionale Distribution vor? Welchen Einfluss hatten Qualität und Alter von Waren auf die Preisbildung? Welche Rolle spielt der bloße Materialwert von Gegenständen, die in ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr verwendbar waren? Inwieweit ist die Umfunktionierung von irreparablen Gebrauchsgegenständen Teil eines ökonomischen Autarkiebestrebens? ------------------------------------------------------------------------ Dienstag, 6. September 14.00 Uhr Begrüßung und Einleitung Christoph Schäfer / Patrick Reinard Sektion 1: Ökonomische Bedeutung von Gebrauchtwaren in Griechenland Chair: Patrick Reinard (Trier) 14.30-15.00 Uhr Sven Günther (Changchun) Wiederverwendung - ein ökonomisches Konzept bei Xenophon? 15.00-15.30 Uhr Dorothea Rohde (Bielefeld) Öffentliche Versteigerungen konfiszierter Güter im Athen des 5./4. Jh. v. Chr. 15.30-16.00 Uhr Moritz Hinsch (Berlin) Der gebrauchte Mensch. Erwerb, Verwendung und Veräußerung von Sklaven im klassischen Griechenland Kaffeepause 16.15-16.45 Uhr Christian Rollinger (Trier) Zur Wiederverwendung erbeuteter Kriegsschiffe im klassischen und hellenistischen Griechenland 16.45-17.15 Uhr Monika Frass (Salzburg) Gebrauchte Kleidung. Leihen - Borgen - Schenken Kaffeepause Abendvortrag: 18.00 Uhr Helmuth Schneider (Kassel) Die Erforschung der antiken Wirtschaft. Eine Wissenschaftsgeschichte vom Hume bis Finley Gemeinsames Abendessen Mittwoch, 7. September Sektion 2: Wiederverwendete Güter in der materiellen Alltagskultur Chair: Andrea Binsfeld (Luxemburg) 8.30-9.00 Uhr Lucretiu Birliba / Iulia Dumitrache (Iasi) "Nothings is lost, everything is transformed". A few remarks on the re-use of Roman pottery from ancient Dobrudja (Romania) 9.00-9.30 Uhr David Weidgenannt (Frankfurt a.M.) Only in It for the Money? Zur Wiederverwendung von Statuen(-basen) im kaiserzeitlichen Griechenland Kaffeepause 9.45-10.15 Uhr Laura Willer (Heidelberg) Eine Tempelbibliothek, Mumien und anderer Altpapyrus 10.15-10.45 Uhr Philipp Sesterhenn (Trier) Wiederverwendung von Marmor im römischen Ägypten Kaffeepause Sektion 3: Gebrauchtwaren - Ökonomische und rechtliche Kontexte in der Kaiserzeit Chair: Sven Günther (Changchum) 11.00-11.15 Uhr Christoph Schäfer (Trier) Gebrauchte Schiffe - Potenzial oder Risikofaktor? 11.15-11.45 Patrick Reinard (Trier) Altkleider und andere Gebrauchtwaren im griechisch-römischen Ägypten: Beobachtungen zu Warenqualität und Preisbildung Mittagspause 13.15-13.45 Uhr Kai Ruffing (Kassel) Berufsbezeichnungen und der Handel mit gebrauchten Waren 13.45-14.15 Uhr Dennis Mario Beck (Berlin) Distribution, Einsatz und Wiederverwendung des marmor numidicum anhand ausgewählter Beispiele vom 2. Jh. v. Chr. bis in die römische Kaiserzeit 14.15 Uhr Abschlussdiskussion ------------------------------------------------------------------------ Patrick Reinard reinard(a)uni-trier.de Christoph Schäfer christoph.schaefer(a)uni-trier.de Homepage der Alten Geschichte an der Universität Trier <https://www.uni-trier.de/index.php?id=5108#c5319> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=31646> |
Date: 2016/08/14 10:22:42
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Fieseler, Christian: Der vermessene Staat. Kartographie und die Kartierung nordwestdeutscher Territorien im 18. Jahrhundert (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 264). Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung 2013. ISBN 978-3-7752-6064-0; 393 S.; EUR 44,00. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Martin Knoll, Fachbereich Geschichte, Universität Salzburg E-Mail: <martin.knoll(a)sbg.ac.at> "Im Ganzen genommen", so lautete die Bilanz des Geographen Theophil Friedrich Ehrmann im Jahre 1809, sei die Zahl geographischer Schriften "zu einer ungeheuern Größe angewachsen, und nimmt noch täglich zu, wie ein Schneeball, der sich über das beschneite Alpengebirge herabwälzt" (zitiert nach S. 318). Man könnte die Genese dieser Konjunktur geradezu als kulturgeschichtliche Signatur der Frühen Neuzeit bezeichnen. Der Schneeball - um in Ehrmanns Bild zu bleiben - war bereits durch die humanistische Geographie und deren wechselseitige Rückkoppelung mit den buchstäblichen Horizonterweiterungen der europäischen Expansion ins Rollen gekommen. Die Territorialisierung von Herrschaft tat als Entwicklungsmotor ein Übriges, freilich stets in spannungsvoller Dialektik, kam dem geographischen Wissen doch je nach Interessenlage der historischen Akteure der Status des öffentlich zugänglichen (Welt-)Wissens oder der eines Arkanums zu. Die Sicht der Kartographiegeschichte auf diese Epoche hat sich von einem primär am technischen Fortschritt interessierten, teleologisch geprägten Verständnis hin zu einer Perspektive geweitet, welche die konstruktive Qualität von Karten betont und wissenssoziologisch argumentiert. Teil des vor allem mit den Publikationen John Brian Harleys (1932-1991) verbundenen kartographiehistorischen Paradigmenwechsels ist nicht zuletzt der Aufweis des symbolischen und repräsentativen Charakters von Karten und des funktionalen Zusammenhangs von Kartographie und politischer Macht. Darüber, dass auch diese Lesart weiterer Differenzierung bedarf, herrscht weitgehend Konsens innerhalb einer kartographiehistorischen Forschungslandschaft, die längst multidisziplinär verfasst ist. Im Zentrum der Studie von Christian Fieseler steht die Entwicklung im 18. Jahrhundert. Dieser Periode attestiert der Autor, sie habe in Europa das 17. Jahrhundert als "Jahrhundert der Atlanten" - also einer überwiegend privatwirtschaftlich organisierten Verlagskartographie - abgelöst und den Weg zur Einrichtung dauerhafter staatlicher Vermessungsbehörden im 19. Jahrhundert bereitet. Fieselers Arbeit entstand als Dissertationsvorhaben im Rahmen des Augsburger Graduiertenkollegs "Wissensfelder der Neuzeit. Entstehung und Aufbau der europäischen Informationskultur". Der regionale Fokus liegt auf vier nordwestdeutschen Territorien: dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, dem Kurfürstentum Hannover, dem Fürstbistum Osnabrück und dem Herzogtum Oldenburg - folglich mittelgroßen Territorien, in denen staatliche Projekte die Vermessung des ganzen Staatsgebiets und deren Abbildung in einem Kartenwerk anstrebten. Fieseler nimmt als Quellenbasis bewusst weniger die Karte selbst, das Endprodukt kartographischer Prozesse, als vielmehr Verwaltungsschriftgut und Publizistik in den Blick, die diese Prozesse begleiteten. Sein Vorgehen grenzt er vom Harleyschen Forschungsparadigma dahingehend ab, nicht anhand des symbolischen Gehalts der Karten erkunden zu wollen, "was man in den Karten alles hätte sehen können", sondern zu fragen, "was die Kartierungen für die Staaten des 18. Jahrhundert [sic!] leisten und darstellen sollten" (S. 22). Gerade im reichhaltig vorhandenen Verwaltungsschriftgut sieht Fieseler einen Schlüssel zu den einschlägigen empirischen und administrativen Praktiken der historisch Handelnden. Die Untersuchung der vier nordwestdeutschen Projekte bildet den Kern der Studie, ist aber umfassend kontextualisiert. Den Anfang macht ein Abriss zu zeitgenössischen Kartierungsvorhaben europäischer Staaten. Hier bilden die Mächte Frankreich, Dänemark und Schweden, die im Reich dominierenden Österreich und Brandenburg-Preußen sowie die süddeutschen Territorien Kurbayern, Kurpfalz und die Markgrafschaft Baden-Durlach die Vergleichsfolie. Auf die drei Letzteren geht Fieseler unterschiedlich ausführlich ein, am umfänglichsten und unter Hinzuziehung archivalischen Materials auf Baden. Als Gemeinsamkeit zwischen den europäischen Mächten arbeitet Fieseler die Priorität wissenschaftlicher, administrativer oder fiskalischer - mithin cum grano salis ziviler - Motive für die Kartierungsunternehmen des 17. und 18. Jahrhunderts heraus. Selbst in Österreich, dessen Landesvermessung aufgrund militärischer Belange initiiert wurde, spielten fiskalische Erwägungen eine wichtige Rolle. Ferner macht er als Parallele aus, dass die vielerorts durch Einzelpersonen begonnene Vermessung ganzer Territorien den Regierungen nicht die erhofften Informationen lieferte und institutionelle Akteure - Akademien, militärische Ingenieurkorps, Vermessungsbehörden - in diese Lücke stießen. Fieseler legt auch eine Typologie vor, die im Folgenden als Messlatte für seine nordwestdeutschen Detailstudien dient: Er unterscheidet in den unterschiedlichen Prozessen eine "französisch-dänische Vorgehensweise" von einer "schwedisch-österreichische[n] Methode" (S. 60). Spielten in der Ersteren Akademien die Rolle staatlich beauftragter Lieferanten wissenschaftlich exakter Vermessungsdaten, die auch veröffentlicht wurden, so waren bei Letzterer neben wissenschaftlichen Geographen auch Militär und Behörden in der Vermessung aktiv. Ihre Ergebnisse blieben unveröffentlicht. Mit seinem an die eigene Akademie der Wissenschaften gerichteten Verbot, das eigene Territorium zu kartieren, und dem gleichzeitigen Verzicht auf administrative Landesaufnahmen kam Preußen im retardierenden Sinne eine Sonderstellung zu, während Frankreich mit der Cassini-Vermessung sowohl methodisch (Triangulationsnetz) wie auch im Umfang der erfassten Fläche und im Umstand der Publikation der Ergebnisse eine Pionierrolle einnahm. Ein zweites Hauptkapitel widmet sich der Entwicklung der wissenschaftlichen Kartographie im Deutschland des 18. Jahrhunderts. Dabei wird der schon angedeutete Weg von der kommerziellen kompilierenden Verlagskartographie hin zur wissenschaftlich standardisierten, staatlich alimentierten Disziplin vor allem anhand des Schicksals der namhaften Homannschen Offizin in Nürnberg, der Berufung ihrer drei Kartographen Johann Michael Franz, Tobias Mayer und Georg Moritz Lowitz auf Lehrstühle für Geographie, Mathematik und Astronomie an der Universität Göttingen sowie des Wirkens der "Kosmographischen Gesellschaft" und der Schriften Anton Friedrich Büschings nachgezeichnet. In seinem Programm der "Kosmographischen Gesellschaft" propagierte Johann Michael Franz ein multidisziplinäres, gleichwohl in sich geschlossenes Lehrgebäude einer Weltbeschreibungswissenschaft, in der der Kartographie mit entsprechend unterschiedlichen Methoden zwei Hauptaufgaben zukamen: zum einen die exakte geometrische Vermessung, zum anderen die auf unterschiedlichen Modi der Informationserhebung basierende kritische Beschreibung von Territorien. Zu den tragischen Fußnoten von Franz' durch prekäre finanzielle Umstände behindertem Wirken gehörte, dass der Fränkische Reichskreis auf seinen Vorschlag der Erstellung einer Kreiskartographie und -topographie nur mit der wohlklingenden, aber undotierten Ernennung zum "fränkischen Kreyses Geographus" (S. 96) reagierte. Im dritten Hauptkapitel beleuchten vier Detailstudien zu nordwestdeutschen Territorien die Art und Weise, wie die kartographische Agenda staatlicherseits umgesetzt wurde. Im Falle des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel verwundert, dass in Fieselers Schilderung der Vorgeschichte der Landesaufnahmen des 17. Jahrhunderts die von Paul Zimmermann bereits 1902 aufgearbeitete Merian-Topographie keine Rolle spielt.[1] Zwar war diese kein im engeren Sinne kartographisches Unternehmen, doch ein frühes Beispiel staatlicher Intervention in ein kommerzielles topographisches Projekt und - in Form eines administrativ straff organisierten Prozesses geographischer Informationserhebung samt Einsatz standardisierter Fragebögen - mögliches Vorbild für die staatlichen Akteure des 18. Jahrhunderts. Im Fürstbistum Osnabrück wird die Rolle Justus Mösers, selbst unter anderem in Göttingen ausgebildet, ebenso gut konturiert wie der Ablauf der Landesaufnahme in den Jahren ab 1784. Die Fallstudie zum Herzogtum Oldenburg wartet mit einem sehr sprechenden Befund zur sozialen Praxis der Katastralvermessung auf. In einem Gutachten äußerte sich der Geometer Samuel Griese 1724 zu der Frage, ob in der Vermessung und Berechnung der Größe von Grundstücken die Arbeit mit dem Messtisch dem älteren und unpräziseren Vorgehen mit der Messkette vorzuziehen sei. Wenn man keine Karte herstellen wolle, so die Einschätzung Grieses, sei der Einsatz der Kette überlegen, nicht nur weil technisch einfacher und deshalb mit geringer geschultem Personal umzusetzen, sondern auch weil die Untertanen der ihnen funktional nicht begreiflichen "artificial Vermessung mit der Mensula" weniger vertrauten als der für sie nachvollziehbaren Kettenmessung (S. 232). Im Ergebnis übertraf die Oldenburger Landesvermessung die ihrer Nachbarterritorien an technischer Exaktheit; was die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse betrifft, ließ sie fast alle übrigen europäischen Staaten hinter sich. Im vierten Hauptkapitel werden die regionalen Befunde wissenschafts- und rezeptionsgeschichtlich zurückgebunden. Eine Sichtung zeitgenössischer Publizistik dokumentiert wissenschaftliche und öffentliche Debatten um Kartographie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie legt dabei nicht nur das damalige Expertenurteil über die zuvor analysierten kartographischen Projekte offen, sondern dokumentiert auch Kontroversen um so kritische Themen wie das Verhältnis von Aufwand und Ertrag der Kartierung oder Geheimhaltung versus Publizität geographischer Informationen. Besonders spannend sind hier etwa kontraintuitive Wortmeldungen von Militärs, die sich gegen die Geheimhaltung kartographischer Informationsbestände wendeten. Wie schnell die Kartographie im engeren Sinne methodisch über sich hinauswies, wird etwa offenbar, wenn Justus Möser in einem demographischen Traktat den Erfolg der Osnabrücker Wirtschafts- und Bevölkerungspolitik würdigen will. Wegen eines Umrechnungsfehlers bei der Flächenberechnung kam er auf eine erheblich zu hoch angesetzte Bevölkerungsdichte und musste sich von keinem Geringeren als Kaiser Joseph II. nach der Integrität seiner Zahlen fragen lassen. Kartographie wie Demographie waren Aspekte einer im Dienste staatlicher Reformanliegen stehenden Staatenbeschreibung und Statistik. Diese wiederum speisten das eingangs erwähnte übergeordnete Lehrgebäude einer multidisziplinären Weltbeschreibung. Es ist Fieseler nicht vorzuwerfen, sich in seiner Analyse auf die Kartographie im engeren Sinne konzentriert zu haben. Dennoch bleiben angesichts der vielen von ihm selbst benannten - aber eben nicht vertieften - programmatischen, methodischen und personellen Schnittmengen und Nahverhältnisse zur Staatenbeschreibung, der historisch-topographischen Literatur oder etwa der aufklärerischen Universalgeschichte eines Johann Christoph Gatterer Fragezeichen. Wenn Fieseler - zu Recht - die Relevanz empirischer Praktiken betont und etwa auf die Rolle von Fragenlisten für die Landesaufnahme eingeht, dann sollte er hier auch die Kriterienkataloge des Städtelobs, der Apodemik und der Staatenbeschreibung näher in den Blick nehmen.[2] Dass Kartographie methodisch auf zwei Säulen ruhte, macht der Autor mehrfach deutlich. Den medialen Verbundcharakter geographischer Publizistik leuchtet Fieseler dagegen nicht im wünschenswerten Maße aus. Die Beschreibung der Welt - auch die der Kartographie - war oft genug ein funktional enges, mitunter problematisches Gefüge von Text, Bild und Karte.[3] Diese Kontaktzonen noch intensiver zu erhellen, hieße dann vielleicht auch, manche wissenschaftsgeschichtliche Traditionslinie stärker zu würdigen, ohne die Innovationen des 18. Jahrhunderts prinzipiell in Abrede zu stellen. Dieser Kritikpunkte eingedenk kommt der materialreichen, gut recherchierten und konsequent vergleichend argumentierenden Arbeit das Verdienst zu, die europäische Kartographiegeschichte des 18. Jahrhunderts zwar nicht grundlegend revidiert, aber um wichtige Fallstudien erweitert und dadurch differenziert fortgeschrieben zu haben. Anmerkungen: [1] Paul Zimmermann, Matthäus Merians Topographie der Herzogtümer Braunschweig und Lüneburg, in: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte 1 (1902), S. 38-66. Auch als Separatdruck erschienen. [2] Vgl. etwa Mohammed Rassem / Justin Stagl (Hrsg.), Geschichte der Staatsbeschreibung. Ausgewählte Quellentexte 1456-1813, Berlin 1994; Justin Stagl, Eine Geschichte der Neugier. Die Kunst des Reisens 1550-1800, Wien 2002. [3] Vgl. Jürg Glauser / Christian Kiening (Hrsg.), Text - Bild - Karte. Kartographien der Vormoderne, Freiburg im Breisgau 2007. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Niels Grüne <niels.gruene(a)uibk.ac.at> |
Date: 2016/08/14 10:41:30
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
stätten (= Flossenbürger Forum 1) [Aus dem Französischen von Susanne Röckel]. Göttingen: Wallstein Verlag 2014. ISBN 978-3-8353-1398-9; Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag; 336 S.; EUR 19,90. Inhaltsverzeichnis: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_22631.pdf> Ben-Brith, Nathan: Mein Gedächtnis nimmt es so wahr. Erinnerungen an den Holocaust, bearb. und mit einem Nachwort von Inge Grolle, hrsg. im Auftrag des Vereins für Hamburgische Geschichte von Linde Apel (= Hamburger Selbstzeugnisse 1) [19 Abb.]. Göttingen: Wallstein Verlag 2015. ISBN 978-3-8353-1698-0; Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag; 184 S.; EUR 12,90. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Dominique Schröder, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Universität Bielefeld E-Mail: <dschroed(a)uni-bielefeld.de> Provokant wirft Jörg Skriebeleit in seinen Bemerkungen zum Auftakt der Reihe "Flossenbürger Forum", die dem Erinnerungsbericht von Carl Schrade vorangestellt sind, die Frage auf: "Noch ein Zeitzeugenbericht?" Der Herausgeber konzediert, dass viele, die dieses Buch in den Händen halten, sich dieselbe Frage mit einem gewissen "Unterton des Unbehagens - wenn nicht des Überdrusses" stellen mögen (S. 7). Auch die Herausgeber haben sich diese Frage gestellt. Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist mehr als begrüßenswert, dass sie sich für die Publikation entschieden haben. Carl Schrade begann bereits im Sommer 1945 auf Anraten eines Freundes seinen Bericht zu verfassen, wobei er selbst davon ausging, "dass es schon eine Menge ähnlicher Werke" geben würde, "wenn dieses Buch in die Welt tritt" (S. 320). Damit behielt er nur zum Teil Recht, denn Relevanz für die Forschung erhält der Text neben seiner Bedeutung als individuellem Zeugnis insbesondere aus der Tatsache, dass der Autor zur Gruppe der als "Berufsverbrecher" verfolgten Opfer des nationalsozialistischen Regimes gehörte - einer Gruppe, deren Stigmatisierung nach dem Ende der NS-Diktatur bis in die jüngere Vergangenheit ihre Fortsetzung fand. Auch aus diesem Grund fand Schrades Text zu Lebzeiten keinen Verlag. Erst im Jahr 2010 tauchte das Manuskript im Nachlass eines Mithäftlings wieder auf. Mit Schrades Erinnerungen liegt nun endlich ein erster Text vor, der Einblicke in die Erfahrungsgeschichte dieser Häftlingsgruppe und darüber hinaus in den "Alltag" der sogenannten frühen Lager gibt, die in der Erinnerungsliteratur bislang kaum eine Rolle spielen.[1] Carl Schrade, der 1896 in Zürich als Sohn deutscher Eltern geboren wurde, musste bereits bis 1934 erste Haftstrafen wegen verschiedener Eigentumsdelikte verbüßen und geriet dadurch frühzeitig ins Visier der nationalsozialistischen Verfolgungsmaschinerie. So nimmt sein Bericht den Leser mit auf eine "elf Jahre und drei Wochen" (S. 316) dauernde Tortur von den Lagern Lichtenburg und Esterwegen bis hin nach Sachsenhausen, Buchenwald und schließlich Flossenbürg, wo er am 23. April 1945 die Befreiung durch die Amerikaner erlebte. Sein detaillierter Bericht scheut nicht davor zurück, Grausamkeiten zu benennen - er will nichts verschweigen, damit "jeder Mensch, der nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Objektivität dürstet, seine eigenen Schlüsse daraus ziehen kann" (S. 320). Mehrfach erkrankt Schrade schwer oder wird zur Arbeit in unerträglichen Kommandos eingeteilt und überlebt durch Glück und die Hilfe anderer. Er erinnert an das Schicksal seiner Mithäftlinge, versucht ihre individuellen (Leidens-)Geschichten vor dem Vergessen zu bewahren. Er klagt schonungslos an und bleibt doch differenziert, wenn er über Täter wie Opfer schreibt. Deutlich wird in Schrades Text: Nicht alle Deutschen in den Lagern waren automatisch skrupellose Täter, auch wenn sie Uniform trugen; nicht alle Häftlinge waren automatisch Teil einer Solidargemeinschaft. Sein Wertmaßstab blieb dabei stets die Menschlichkeit eines jeden Einzelnen angesichts "einer Menschheit, die doch so unendlich hässlich und niedrig ist" (S. 221). Anders als Schrade wurde der am 11. Dezember 1923 in Hamburg geborene und dort im Kreise einer wohlhabenden Familie aufgewachsene Nathan Ben-Brith bereits als Kind Opfer der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik. Mit der Pogromnacht im November 1938, an die sich Ben-Brith jedoch selbst nicht aktiv erinnert - er vermutet einen "mentalen Schock" (S. 28) infolge der traumatischen Ereignisse -, endete mit der Verschleppung des Vaters ins KZ Oranienburg "eine schöne und glückliche Kinderzeit" (S. 12). Im März 1939 konnte sein Vater das Lager verlassen, nachdem er der "Arisierung" seines gesamten Besitzes zugestimmt hatte. Auf abenteuerlichem Weg gelang auch seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester die Flucht nach Belgien, wo Ben-Brith mit seinen vier Geschwistern bereits zuvor bei Verwandten untergekommen war und versuchte, Fuß zu fassen in einer für ihn fremden Umgebung und Sprache. Eine kurze Phase scheinbarer Normalität endete erneut mit dem Einmarsch der Deutschen am 10. Mai 1940, der gleichzeitig die Verhaftung des 16-Jährigen und den Beginn einer jahrelangen Internierung in verschiedenen Lagern markierte. In St. Cyprien und Gurs sammelte er erste Lagererfahrungen, zeitweise zusammen mit Familienangehörigen, die er rückblickend notiert - dabei stets reflektierend, dass seine Erinnerungen höchst subjektiv, lückenhaft und durch später hinzugewonnenes Wissen verändert seien. Anders als viele anderen Zeugen besteht Ben-Brith nicht darauf, dass es so und nicht anders gewesen sei. Er räumt Lücken ein, wenn er etwa schreibt: "Wie schon gesagt, erinnere ich mich nicht an Einzelheiten meiner Ankunft in dieser Stadt und habe auch nicht im Gedächtnis, dass ich dabei eine Überraschung erlebte." (S. 45) Überhaupt zeichnet sich sein Bericht neben der immer wieder eingezogenen Metaebene der Reflexion durch die sachliche, fast schon distanzierte Sprache aus, mit der er über das Erlebte berichtet, wozu er sich nach eigenem Bekunden erst "circa 45 Jahre nach Ende der Schoah" und dann "zuerst nur auf Hebräisch" (S. 11) durchringen konnte.[2] Über die Lager Nexon und Drancy wurde Nathan Ben-Brith in das oberschlesische KZ Ottmuth deportiert, wo er in einer Schuhfabrik Zwangsarbeit leisten musste. Dort erkrankte er schwer und überlebte wie Carl Schrade nur durch Glück und die Zuwendungen von Mithäftlingen, die sich des Jungen annahmen. Wie Schrade differenziert auch Ben-Brith hier, benennt Hilfe und verurteilt diejenigen, die wegsahen, obwohl sie hätten helfen können: "Noch heute, 70 Jahre später, werfe ich ihnen vor, uns in unserer Not nicht geholfen zu haben, obwohl sie die gewünschte Hilfe gar nichts gekostet hätte" (S. 80). Die Konzentrationslager Blechhammer, das er im Januar 1945 mit einem "Todesmarsch" verließ, Groß-Rosen und Buchenwald markieren weitere Stationen seines Erinnerungsberichts. Seine Befreiung erlebte Nathan Ben-Brith mehr tot als lebendig als Mitglied des sogenannten Gleiskommandos, das die Aufgabe hatte, durch Bombardements zerstörte Bahnstrecken für die Flucht von SS-Leuten zu reparieren, in der Nähe von Salzburg. Noch im Juli desselben Jahres ließ er sich nach Frankreich "repatriieren" (S. 106), wo ihn seine Mutter ausfindig machte, die, wie er, überlebt hatte. Von ihr erfuhr er "nach und nach all das [...], was sie und mein Vater, meine Geschwister, Onkel, Tanten, Vettern und Cousinen seit meiner Deportation durchgemacht hatten" (S. 109). Immer wieder ist die lange und weit verzweigte Familiengeschichte der Bundheims, so der Geburtsname Ben-Briths, in Deutschland begleitendes Thema des Buches. Neben den eindrücklichen Schilderungen der Erfahrungen in den Lagern verdeutlicht sie gleichsam als Buch im Buch die lebensgeschichtliche Zäsur, die die Jahre 1933-1945 für Deutsche jüdischer Abstammung markierten. Abschließend sei - da noch immer keine Selbstverständlichkeit bei der Veröffentlichung von Ego-Dokumenten - positiv hervorgehoben, dass beide Bücher sich durch sehr gründlich recherchierte und ausführliche Fußnoten auszeichnen, die personen- wie ortsbezogene Details ergänzen und kontextualisieren. Eine biographische Einordnung, die ebenfalls sehr überzeugend durch die jeweiligen Mitherausgeber vorgenommen wurde, leistet zur Einordnung der Texte wertvolle Hilfe. Anmerkungen: [1] Auch hierin scheint sich die fortgesetzte Stigmatisierung zu spiegeln, die Carl Schrade selbst als Zeuge in Ermittlungs- und Strafverfahrenen zu nationalsozialistischen Gewaltverbrechen zu erleiden fürchtete, woraufhin er seine Vergangenheit zu modifizieren begann (S. 17). Sein Antrag auf Entschädigung wurde 1958 abgewiesen: "Den Behörden galt er nach wie vor als 'Berufsverbrecher'" (S. 25). [2] So schreibt Ben-Brith beispielsweise über die Erkenntnis, dass er den eigenen Vater nie wiedersehen werde: "Nach längerer Zeit wurde uns bewusst, dass unsere Hoffnung auf die Rückkehr meines Vaters nicht realistisch war und dass auch er zu den sechs Millionen Opfern des Holocausts zählte. Deshalb bestand für unseren Verbleib auf europäischem Boden, auf dem das Leben ohnehin nicht anziehend war, keine weitere Notwendigkeit" (S. 113). Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Ulrich Prehn <prehnulr(a)geschichte.hu-berlin.de> |
Date: 2016/08/14 10:52:20
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft des Leo-Baeck-Instituts in der Bundesrepublik Deutschland 29.02.2016-01.03.2016, Berlin Bericht von: Arndt Engelhardt, Simon Dubnow Institute for Jewish History and Culture E-Mail: <engelhardt(a)dubnow.de> Am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin fand am 29. Februar und 1. März 2016 der von der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo-Baeck-Instituts in der Bundesrepublik Deutschland ausgerichtete Workshop "Unbekannte Jahre. Die vernachlässigte Epoche deutsch-jüdischen Aufstiegs: 1848-1880" statt, der sich anschließend an die Zäsur der Revolution von 1848 einer Periode der Akkulturation und Integration der Juden in Deutschland widmete. STEFANIE SCHÜLER-SPRINGORUM (Berlin), Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung und Vorsitzende der im Jahre 1989 gegründeten Arbeitsgemeinschaft, verwies darauf, dass diese Tagung mit ihrem zeitlichen und thematischen Fokus an ältere Vorhaben der Arbeitsgemeinschaft anschließe. Mitveranstalter MATHIAS BEREK (Berlin/Leipzig) erinnerte in seiner Einführung an die Schlüsseljahre jener Epoche, 1848, die Zeit der Reichsgründung 1869/1871 sowie 1881/1882 mit einer starken Migration aus den östlichen Gebieten Europas infolge der Pogrome. Im Fokus stehe damit eine Periode, die durch die Durchsetzung der rechtlichen Emanzipation der Juden, Prozesse der Urbanisierung und ein weiteres Aufgehen der jüdischen Bevölkerung in die deutsche, sich national gebärdende Umgebungskultur gekennzeichnet sei, die gleichzeitig jedoch Anzeichen einer Dissimilation in sich trage. Mögliche Sehepunkte für eine neuerliche Beschäftigung könnten aufbauend auf die Pionierstudien unter anderem von Jacob Toury (1915-2004) die Teilhabe bzw. der Ausschluss der jüdischen Bevölkerung im Prozesse der deutschen Nationalstaatsbildung, der liberale und universalistisch ausgerichtete Fortschrittsoptimismus, der Glaube auch der jüdischen Minderheit an Staat und Nation sowie der Übergang der Juden von "Außenseitern" zu einer "normalen" religiösen Minderheit sein. Zum Auftakt der Tagung führte REINHARD RÜRUP (Berlin) in seinem Vortrag "Emanzipation und bürgerliche Gesellschaft. Zur Dynamik der deutsch-jüdischen Geschichte 1848-1878" in die zentralen Ereignisse und Entwicklungslinien ein, die in jener "Abschlussphase der rechtlichen Gleichsetzung" einen politisch-kulturellen Prozess von über 100 Jahren zu Ende brachte. So sei im Jahre 1867die rechtliche Gleichstellung der Juden in Österreich-Ungarn und 1871 im deutschen Reich erreicht worden und damit an die Etablierung nationaler Gemeinwesen gebunden. Im Berliner Kongress des Jahres 1878 wurde die Einrichtung neuer Nationalstaaten von der Anerkennung ihrer jüdischen Minderheit abhängig gemacht. Bereits unmittelbar im Anschluss an die Revolution von 1848 hätten antijüdische Ausschreitungen stattgefunden und konservative Kräfte einen Aufwind erfahren. In den Revolutionsereignissen traten Juden sowohl in Wien und Berlin als Akteure und gestaltende Kraft auf, es gab auf den Barrikaden viele jüdische Opfer, und Juden wurden später auch in die entsprechenden Parlamente gewählt. Damit einher sei ein Wandel im Selbstverständnis der deutschen und europäischen Juden gegangen, der sich beispielsweise in Heinrich Graetz' (1817-1891) bahnbrechenden Werk der "Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart" in der damals heiß debattierten Formulierung von einer "israelitischen Ehre" im elften Band "Vom Beginne der Mendelssohnschen Zeit 1750 bis in die neueste Zeit 1848" aus dem Jahre 1870 gespiegelt habe. Auch wenn die Zeit also reif war für die rechtliche Emanzipation der Juden als Teil der allgemeinen Aufklärung, so habe gleichzeitig ein kultureller Wandel eingesetzt, der vor dem Hintergrund der fortschreitenden Agrarreform und der industriellen Revolution negative Stereotype über die vermeintliche Macht der Juden bewahrte, transformierte und damit dem zunehmend wissenschaftlich argumentierenden Antisemitismus zum Aufstieg verhalf. Infolge der Gründerkrise im Jahre 1873 und während der ab 1880 einsetzenden großen Depression sei nun die Festigung der inneren Einheit zur politischen Prämisse sowie der Nationalismus zur tragenden politischen Kraft der Rechten und damit die jüdische Integrationserwartung in Frage gestellt geworden. Das erste Panel unter dem Titel "Umbruch und Emanzipation" wurde mit dem Vortrag "Gemeinschaft - Vertrautes als Neues? Zu den konservativen Rückgriffen des deutschen Judentums der Emanzipationsphase" von ANDREAS GOTZMANN (Erfurt) eröffnet. Er wies im Anschluss an die vorhergehende Diskussion, in der die Tragweite der Wirtschafts- und Sozialgeschichte für aktuelle Vorhaben thematisiert worden war, darauf hin, dass sich Forschungsansätze immer zeitspezifisch verschieben und sich damit neue Themen sowie Formen der Darstellung ergeben. Ein Ziel seines Vortrages war es hervorzuheben, dass sich auf der Ebene des Gemeindelebens neben einem rasanten Anpassungsprozess auch Residuen traditioneller Strukturen erkennen lassen, die Stabilität erzeugen. Gotzmann erläuterte diese These anhand der besonderen Organisationsstrukturen jüdischer Gemeinschaften und deren Verwaltungsrahmen im Zeitalter der fortschreitenden Säkularisierung, in der die traditionelle jüdische Gemeinde in Religionsgemeinschaften wie andere auch transformiert wurde. Gerade durch einen genauen Vergleich der spezifischen Umstände in Karlsruhe und Breslau gelang es ihm, die Ausdifferenzierung jüdischer Gemeindeautonomie vor dem Hintergrund überlappender staatlicher Interessen im Erziehungswesen und der Steuergesetzgebung in den Besonderheiten des allgemeinen Vereinsrechts aufzuzeigen. ARNDT ENGELHARDT (Jerusalem/Leipzig) thematisierte in seinem Beitrag das auf Initiative von Ludwig Philippson (1811-1889) gegründete "Institut zur Förderung der israelitischen Literatur" als zentrale Buchgemeinschaft in den Jahren 1855 bis 1873 für Schriften zur jüdischen Geschichte, Kultur und Literatur. Mit einem auf das breite Publikum ausgerichtetem Programm sprach jene Buchgemeinschaft gezielt eine Leserschaft an, die über ein hohes Unterhaltungs- und Lesebedürfnis verfügte. Gleichzeitig war es ihr durch die Auswahl der edierten Werke möglich, die Richtung der angestrebten geistigen und religiösen Bildung zu bestimmen. In den siebzehn Jahren seines Bestehens verlegte das "Institut" mehr als 85 Werke zur jüdischen Geschichte und Literatur, darunter in den Jahren 1855 bis 1868 sieben Bände der "Geschichte der Juden" von Heinrich Graetz, aber auch bedeutende Werke der Belletristik und einen großen Teil der publizistischen Arbeiten von Ludwig Philippson. Vor dem Hintergrund der politischen, kulturellen und sozialen Ereignisse der 1860er Jahren wurde damit eine publizistische Ausrichtung diskutiert, die zwischen einer Reformierung und der Bewahrung traditioneller jüdischer Werte vermittelte. Im folgenden Panel "Das deutsche Judentum und die Nation" ordnete ULRICH WYRWA (Berlin) mit seinem Vortrag "Die Konstruktion der deutschen Nation mit den Juden. Deutsche Juden als Akteure auf dem nationalen Feld" im Anschluss an die theoretischen Implikationen des Feldbegriffs von Pierre Bourdieu die Ereignisse in der konstitutiven Phase der Gründung der deutschen Nation in allgemeine, auch europäische Entwicklungslinien ein. Wurde in der bisherigen Forschung häufig ein unmittelbarer Bezug zwischen der Nationsbildung und dem Aufkommen des Antisemitismus hergestellt, so ging es Wyrwa in seiner Präsentation darum, die Beteiligung jüdischer Deutsche als Akteure im nationalen Feld zu zeigen. Hierzu verwies er unter anderem auf die Gründungsgeschichte des deutschen Nationalvereins, die Etablierung neuer, eher national ausgerichteter Zeitschriften und eine zunehmende Militarisierung des nationalen Diskurses, die auch von den preußischen Juden mitgetragen wurde. HARALD LÖNNECKER (Koblenz) thematisierte in seinem Referat "Juden und Burschenschaft ca. 1848/49-1880" die Besonderheit der deutschsprachigen Studentenkultur mit einem starken Gruppenbewusstsein als zukünftige Elite und deren Leitfunktion für zeitgenössische Gesellschaft. Das Korporationsleben wurde als kollektives Erlebnis beschrieben, das gerade in den Universitätsburschenschaften im Gegensatz zu den technischen und freien Burschenschaften sehr gut dokumentiert ist. Die Beteiligung in korporativen Vereinigungen war somit gerade für Juden eine Form der Teilhabe und ein Zeichen für die Emanzipation. Das dritte Panel "Revolution, Reaktion, Universalismus" versicherte sich publizistischer Repräsentationen jener Epoche. MANJA HERRMANN (Berlin/Beer Sheva) erläuterte in ihrem Vortrag "Der frühe national-jüdische Diskurs: Moses Hess (1812-1875) und Wilhelm Herzberg (1827-1897)" das Zusammengehen von modernem zionistischen und säkularem Denken vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Europa und Palästina. In beiden seinerzeit aufsehenerregenden Texten wurde der Diskurs um das nationale Selbstverständnis der Juden mit Fragen der Authentizität in je besonderer Weise verknüpft. Im Zentrum der Darstellung stand dabei der hier konstruierte Gegensatz zwischen "Hebräern" und "Helenen" sowie die Verhandlung von jüdischen und christlichen Emblemen in den beiden jüdisch-national orientierten Schriftzeugnissen. Anhand der Arbeiten dreier jüdischer Autorinnen des 20. Jahrhunderts, Eva Reichmann (1897-1998), Hannah Arendt (1906-1975) und Eleonore Sterling (1925-1968), konnte KIRSTEN HEINSOHN (Hamburg) zeigen, wie diese in ihren Analysen den in Deutschland aufkommenden Antisemitismus aus der Retrospektive der 1950er Jahre bewerteten. Sie verwies auf die je spezifischen historischen Erfahrungs- und Schreibkontexte, in denen diese Schriften entstanden waren, und wie hier universalistische Werte gegenüber nationalistischen Einschränkungen verteidigt wurden. Darüber hinaus arbeitete sie die Bedeutung der drei Publizistinnen für die Entstehung der Zeitgeschichtsforschung als neuer Disziplin heraus, die sich mit ihren Schriften nur bedingt in seinerzeit vorherrschende Meistererzählungen über das 19. Jahrhundert einordnen lassen. Heinsohn betonte in ihren Ausführungen besonders den Übergangscharakter der Epoche im Fokus, der von diesen drei Autorinnen bereits früh aufgezeigt worden war. Im vierten Panel zu "Innerjüdische Perspektiven" stellte zunächst CHRISTIANE WENDLER (Trier) die Diskurse in der von dem orthodoxen Rabbiner Marcus Lehmann (1831-1890) redigierten Zeitschrift "Der Israelit" vor. Dieses zeitgenössische Organ war als ein Gegenentwurf zur "Allgemeinen Zeitung des Judentums" angelegt. Wendler machte sichtbar, wie gerade in den Debatten um die Modernisierung des Judentums ein ganzes Spektrum an divergierenden Einstellungen zu religiösen Fragen präsent war und auch skeptische Meinungen zur Emanzipation der Juden aufschienen, die in der Forschungsliteratur bisher häufig übersehen wurden. NADINE GARLING (Lübeck/Hamburg) thematisierte in ihrem Vortrag die Herausbildung der Neoorthodoxie als bedeutende Strömung innerhalb des deutschen Judentums im Zeitraum von 1848 bis 1880. Anhand der Entwicklungen in der jüdischen Gemeinde der Hansestadt Lübeck wurde in einem mikrohistorischen Ansatz der Frage nachgegangen, wie sich die innerjüdischen Debatten um Religionsreform in Synagoge, Rabbinat und Gemeindeorganisation auf der lokalen Ebene auswirkten. Den Wandlungsprozess, der sich innerhalb der deutsch-jüdischen Historiographie im jüdischen Selbstverständnis der Jahrzehnte zwischen 1848 und 1880 vollzog, untersuchte IMANUEL CLEMENS SCHMIDT (Leipzig) in seinem Vortrag, der sich der Publikations- und Übersetzungstätigkeit von Meir Wiener (1819-1880) widmete. Die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dabei als ein Einschnitt verstanden, in dem in der jüdischen Geschichtsschreibung in Abkehr vom Emanzipationsdiskurs auch eine Wiederkehr martyriologischer Erinnerungen zu verzeichnen sei. Schmidt band diese Entwicklung an den europäischen politischen Diskurs jener Jahre und markierte sie als eine kulturelle Verschiebung, jüdische Leidensgeschichte von christlichen Deutungen abzusetzen und eine spezifische Sinndeutung partikularer Geschichtserfahrung zu reflektieren. TILL VAN RAHDEN (Montreal) thematisierte in seiner Einführung zum abschließenden Panel "Liberalismus, Optimismus, Antisemitismus" die Notwendigkeit, der historischen Wandlung der Begrifflichkeiten nachzugehen, mit denen die Erfahrungen vergangener Zeiten beschrieben werden. CHRISTINE ACHINGER (Warwick) verwies mit dem Vortrag "Die Figur des Juden und die Erzählbarkeit der Welt: Realismuskonzeptionen und Antisemitismus bei Gustav Freytag" auf die Grenzen des bürgerlichen Liberalismus, die in dem wirkmächtigen Roman "Soll und Haben" (1855) in besonderer Weise aufscheinen. Mit einem genauen Blick auf Freytags literaturtheoretische Positionierung im deutschen Realismus rekonstruierte sie das Ineinandergehen von literarischen Antisemitismus und tiefgreifenden Wandlungen im Verhältnis von Subjekt und gesellschaftlicher Welt, das mit der Entwicklung der kapitalistischen Moderne unmittelbar verbunden sei. Anhand der in den Erinnerungen des Berliner Rabbiner Emil Bernhard Cohn (1881-1948) und im Familiennachlass überlieferten Materialien beschriebenen Bildungs- und Berufswege erläuterte CHRISTINE HARTIG (Göttingen) in ihrem Vortrag die Beziehungen der jüdischen Bevölkerung zur christlichen Mehrheitsgesellschaft. Dabei wurde deutlich, dass bereits vor 1880 die soziale Einhegung des Bürgertums bis dahin getragene Aufstiegshoffnungen der jüdischen Minderheit enttäuschte und in der Retrospektive der aufkommende Antisemitismus sowohl als Wendepunkt in individuellen Familiengeschichten wie als Vorgeschichte für den Zionismus interpretiert wurde. MARCEL STOETZLER (Bangor) stellte in seinem Beitrag die Reaktionen jüdischer Liberaler auf Heinrich von Treitschkes (1834-1896) antisemitische Angriffe in den Jahren 1879-1881 dar. Er verwies dabei auch auf die Besonderheiten der Argumentationsfiguren innerhalb dieser zentralen Debatte gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in der die Anschlussfähigkeit an nationale Positionen gewahrt blieb und der Antisemitismus gerade auch im (liberalen) Bürgertum sowie der akademischen Elite fest verankert wurde. In seinem Abschlussvortrag "Die nachrevolutionäre Epoche als Gründerzeit" rief CHRISTIAN JANSEN (Trier) noch einmal zentrale Positionen für die Deutung jener Zeit vor dem Hintergrund der deutschen Nationsbildung auf der Ebene der inneren Strukturbildung des Reiches, der politischen Kultur und im Parteiensystem in Erinnerung. In seinem Plädoyer, das historische Label einer "Begründung" für die Forschung nutzbar zu machen, verwies er auch auf die Eigenständigkeit jener Jahre, die bereits von den Zeitgenossen immer wieder betont wurde. Auch wenn die Reichsgründung ohne die Revolution von 1848 nicht zu verstehen sei, deren Ideen in jenen Jahrzehnten fortwirkten, so bildete sich später ein exklusiver Reichsnationalismus aus, in dem vor dem Hintergrund der fortschreitenden Industrialisierung und des Agrarwandels die Verbürgerlichung beschleunigt wurde. Die Abschlussdiskussion - und der Workshop im Ganzen - machte deutlich, dass die Meistererzählung über die Emanzipationsperiode und den Liberalismus im 19. Jahrhundert weiterhin forschend in Frage gestellt werden sollte: Das deutsche nationale Projekt war auch ein jüdisches und die antijüdische Ausgrenzung auch eine liberale. Gerade die Epoche zwischen 1848 und 1880 zeigt, wie eng verzahnt zentrale Fragen der Geschichte des 19. Jahrhunderts mit der Perspektive jüdischer Geschichte sind, und wie aus einem solchen Sehepunkt heraus allgemeine historische und gesellschaftliche Entwicklungen neu eingeordnet werden können. Konferenzübersicht: Stefanie Schüler-Springorum (Berlin): Begrüßung Mathias Berek (Berlin/Leipzig): Einführung und Vorstellung Workshop-Auftakt Reinhard Rürup (Berlin): Emanzipation und bürgerliche Gesellschaft. Zur Dynamik der deutsch-jüdischen Geschichte 1848-1878 Panel "Umbruch, Emanzipation" Andreas Gotzmann (Erfurt): Gemeinschaft - Vertrautes als Neues? Zu den konservativen Rückgriffen des deutschen Judentums der Emanzipationsphase Arndt Engelhardt (Jerusalem/Leipzig): Das "Institut zur Förderung der israelitischen Literatur" (1855-1873) zwischen Bewahrung und Reform Panel "Das deutsche Judentum und die Nation" Ulrich Wyrwa (Berlin): Die Konstruktion der deutschen Nation mit den Juden. Deutsche Juden als Akteure auf dem nationalen Feld Harald Lönnecker (Koblenz): Juden und Burschenschaft ca. 1848/49-1880 Panel "Revolution, Reaktion, Universalismus" Manja Herrmann (Berlin/Beer Sheva): Der frühe national-jüdische Diskurs: Moses Hess (1812-1875) und Wilhelm Herzberg (1827-1897) Kirsten Heinsohn (Hamburg): 1848 bis 1880 aus der Sicht jüdischer Publizisten Panel "Innerjüdische Perspektiven" Christiane Wendler (Trier): Orthodoxe Ansichten der innerjüdischen Emanzipationsdebatte Nadine Garling (Lübeck/Hamburg): "auf ererbter orthodoxer Basis gegründetes Gemeindewesen". Die Herausbildung der Neo-Orthodoxie am Beispiel des Übergangs der ländlichen Gemeinde in Moisling zur Stadtgemeinde in Lübeck zwischen 1848 und 1880 Imanuel Clemens Schmidt (Leipzig): Veröffentlichtes Leiden. Meir Wiener (1819-1880) und die Wiederkehr jüdischer Martyriologie Panel "Liberalismus, Optimismus, Antisemitismus" Christine Achinger (Warwick): Die Figur des Juden und die Erzählbarkeit der Welt: Realismuskonzeptionen und Antisemitismus bei Gustav Freytag Christine Hartig (Göttingen): Vom "liberalen Zeitalter" zur Dissimilation: Zäsuren zwischen 1850-1880 Marcel Stoetzler (Bangor): An euphoric moment of liberal optimism: Jewish liberals' rebuttals of Treitschke's antisemitism in the Berlin Antisemitism Dispute Abschlussvortrag "Vernachlässigte Jahre?" Christian Jansen (Trier): Die nachrevolutionäre Epoche als Gründerzeit - und warum die Historiker sich lange nicht für sie interessiert haben
-- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger -------------------- Roland Geiger Historische Forschung Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel Tel. 06851-3166 email rolgeiger(a)aol.com oder alsfassen(a)web.de www.hfrg.de |
Date: 2016/08/22 08:54:14
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Saarbrücker
Zeitung, 22. August 2016, Seite B5 Trumps Opa –
ein Glücksritter
aus der Pfalz Friedrich Trump
drückte sich
vor dem Militärdienst und verdiente sein Geld auch als
Bordell-Chef Friedrich alias
Frederick
Trump aus Kallstadt machte in den USA sein Vermögen mit Hotels,
Bordellen und
Immobilien. Die Behörden wollten den illegal ausgewanderten
Großvater von
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump nicht wieder heimkehren
lassen. Von
epd-Mitarbeiter
Alexander Lang Kaiserslautern.
Donald Trump
sollte etwas vorsichtiger sein, wenn er gegen Immigranten aus
Mexiko und aus
islamischen Ländern wettert, rät der Kaiserslauterer Historiker
Roland Paul.
„Er scheint vergessen zu haben, dass sein eigener Großvater ein
Einwanderer aus
der Pfalz war, der seine Heimat sogar illegal verlassen hat.“
Friedrich Trump
(1869-1918) aus Kallstadt an der Weinstraße machte in den USA
sein Geld „mit
Restaurants, Freudenhäusern und Immobilien“, sagt Paul, der ein
Experte für die
deutsch-amerikanische Auswanderungsgeschichte ist. Der ehemalige
Direktor des
Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde in
Kaiserslautern stöberte
in alten Akten und zeichnet nach, wie die Trump-Familie in der
Neuen Welt zu
Reichtum und politischem Einfluss kam. Sein Fazit: Der
schillernde
republikanische US-Präsidentschaftskandidat und
Immobilienmilliardär Donald
Trump, der gerne als Wortführer des einfachen Mannes auftritt,
setzte sich ins
gemachte Nest. Auch der Ketchup-König Henry John Heinz
(1844-1919) war ein Sohn
von Emigranten aus dem Pfälzer Weindorf, wie der Dokumentarfilm
„Kings of
Kallstadt“ (2014) erzählt. Weil er nach
einer
Friseurlehre keinen Job fand, wanderte Trumps Großvater
Friedrich 1885 aus der
zum Königreich Bayern gehörenden Pfalz nach Amerika aus – ohne
sich
ordnungsgemäß abzumelden. Der 16-jährige Wehrpflichtige hätte
wohl keine
Auswanderungserlaubnis erhalten, sagt Paul. In New York jobbte
Trump in einem
Friseurgeschäft, schließlich suchte er sein Glück im Westen. In Seattle im
US-Bundesstaat
Washington betrieb Trump ein Restaurant. 1892 wurde er
eingebürgert und änderte
seinen Vornamen in Frederick. In der Gold- und Silberminenstadt
Monte Cristo
führte er ein Hotel und ein Bordell. Dort engagierte sich Trump
für den
regionalen Kandidaten der Demokraten im
US-Präsidentschaftswahlkampf und wurde
mit 27 Jahren selbst zum „Friedensrichter“ gewählt. Gepackt vom
Goldrausch
folgte der Glücksritter 1898 den „Miners“ nach Norden. Am Lake Bennett
in der
kanadischen Provinz British Columbia eröffnete er ein Restaurant
und ein Hotel
mit zweifelhaftem Ruf. Das Haus warb nicht nur mit einer guten
Küche, sondern
auch mit seinen „private boxes for ladies“, erzählt der
Historiker Paul. Bei einem Besuch
in seiner
alten Heimat lernte Friedrich seine Frau Elisabeth kennen, die
er 1902 in
Ludwigshafen heiratete. Das Paar zog nach New York, doch
Elisabeth litt an
Heimweh. Der „Hotelkeeper“ Trump reiste mit seiner Familie und
einem Vermögen
von 80 000 Mark im Gepäck zurück nach Kallstadt, wo er 1904
einen Antrag
auf Wiedereinbürgerung stellte. Doch die Behörden schoben ihn in
die USA ab: Er
habe sich davongeschlichen und um den Militärdienst gedrückt,
lautete die
Begründung. 1905 kehrte
Friedrich Trump
wieder mit seiner Familie nach New York zurück. Er wurde
Geschäftsführer eines
Hotels und arbeitete als Immobilienunternehmer. Am 30. Mai 1918
starb der
„Selfmademan“ an der Spanischen Grippe. Sein Sohn Fred
C. („Freddy“)
stieg in den 1920er Jahren in das väterliche Immobiliengeschäft
ein, das seine
Mutter Elisabeth fortführte. Er profitierte von dem von
Präsident Franklin D.
Roosevelt gestarteten sozialen Wohnungsbauprogramm, baute
Mietskasernen und
Wohnsiedlungen. Freddy leugnete seine deutsche Herkunft und
behauptete, seine
Familie komme aus Schweden. Aus der Ehe
Freddys mit der
Schottin Mary Ann MacLeod (1912-2000) gingen fünf Kinder hervor
– darunter der
heute 70-jährige Donald Trump. Als der Bauunternehmer Fred C.
Trump 1999 in New
York starb, hinterließ er ein Vermögen von 250 bis 300 Millionen
Dollar, sagt
Historiker Paul. Sein Sohn Donald war da schon längst in seine
Fußstapfen
getreten. |
Date: 2016/08/28 10:23:21
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Salve, hier ist das vorläufige Programm für Schloß Dhaun im November 2016 (das ist in 11 Wochen). Vertiefende Familienforschung Schlossakademie Dhaun am 12ten und 13ten November 2016 Samstagmorgen 10.00 Roland Geiger Zur Beurkundung von Sterbefallanzeigen 11.00 Rolf Born Löhne und Preise 1600-1900; unsere Vorfahren und ihr Geld Samstagmittag 13.30 Florian Kunz Wie die Pfarreien entstanden sind 14.30 Christian Decker Hugenotten 15.30 Kaffeepause 16.00 Beate Busch-Schirm Was können uns Schulchroniken aus dem Leben unserer Vorfahren berichten? 17.00 hier fehlt noch ein Vortrag, und mir fällt einfach nix ein. Hätten Sie Lust und einen Vortrag? Das Honorar beträgt 50 Euro. Sonntagmorgen 10-12 Uhr Dr. Helmut Priewer Sterblichkeit und Todesursachen - ein Beitrag zur Familienforschung aus historisch-demographischer Sicht Alle Fachvorträge sind so angelegt, dass stets ausreichend Zeit für Fragen und Diskussionen gegeben ist, denn wie immer ist es ein Anliegen der Veranstalter, den Teilnehmern Gelegenheit zum Gespräch und zum persönlichen Austausch zu geben. Anmeldung an: Schlossakademie Schloß Dhaun 55606 Hochstetten-Dhaun Tel. 06752/93840 Email: info(a)schlossdhaun.de oder Roland Geiger Alsfassener Straße 17 66606 St. Wendel Email: alsfassen(a)web.de www.hfrg.de |
Date: 2016/08/29 10:57:02
From: Margarete Stitz <ma.stitz(a)gmx.de>
Salve, ich kann meinen Aufsatz „Verweigerte Ostereier und skandalträchtige Prozessionen“ aus dem Heimatbuch 2012-2015 anbieten, vielleicht unter „Sünden der Pfarrkinder“ noch etwas erweitert. Könnte ich dann mit Ihnen den Zeitpunkt tauschen, da ich gern am frühen Nachmittag zurückfahren möchte? M.S. Von: regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net [mailto:regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net] Im Auftrag von Rolgeiger via Regionalforum-Saar Salve, |