Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] germanicus

Date: 2016/05/01 22:01:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Burmeister, Stefan; Rottmann,Joseph (Hrsg.): Ich Germanicus. Feldherr -
Priester - Superstar. Darmstadt: Theiss Verlag 2015. ISBN 9783806231410;
112 S.; EUR 19,95.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Philipp Altmeppen, Historisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität
Mainz
E-Mail: <paltmepp(a)uni-mainz.de>

Der die gleichnamige Ausstellung begleitende Sammelband betrachtet die
historische Persönlichkeit des Nero Claudius Germanicus aus den
verschiedenen Blickwinkeln der Alten Geschichte und der Archäologie.
Dabei geht es weniger um die Klärung von Fragen der Forschung als deren
Vorstellung und angemessen ausführliche Erörterung für ein breites
Publikum.

Behandelt werden im Wesentlichen drei Schauplätze aus dem Leben und
Wirken des Germanicus: Der Norden des Reiches mit ihm als Feldherr (was
hier mit neun der 14 Beiträge klar im Zentrum steht), der Osten des
Reiches mit seiner diplomatischen Tätigkeit und die Reichshauptstadt Rom
mit dem Ränkespiel der julisch-claudischen Dynastie. Alle Bereiche sind
stark mit zeitgenössischen und modernen Darstellungsarten des Germanicus
verknüpft.

Während die frühe römische Kaiserzeit allgemein (Stichwort Augustus) und
speziell ihre Spuren in Germanien (Stichwort Varusschlacht) in den
letzten Jahren ein hohes Maß an wissenschaftlicher Aufmerksamkeit
erfuhr, fehlt eine auf Germanicus zentrierte Darstellung. Insofern wird
im Kontrast zwischen der antiken Beliebtheit des Germanicus und seiner
marginalen Rolle in der heutigen Forschung ein mögliches Desiderat
aufgezeigt. Dies gilt umso mehr, als sich die Lebens- und Wirkungszeit
des Germanicus in Ausstellung und Begleitband als eine Epoche darstellt,
die durch eine insgesamt hohe Quellendichte mit einer relativen Vielzahl
sensationeller Einzelquellen (Tabula Siarensis, Fundplatz Kalkriese,
Gemma Augustea etc.) und hochinteressanten Fragestellungen geprägt ist.
Dies ermöglicht gute Einblicke in die komplexe politische Situation der
römischen Weltmacht und die persönlichen Konstellationen ihrer Leitung
um die Zeitenwende.

Die Abfolge der Beiträge ist zwar nicht chronologisch geordnet, die
Komposition folgt aber einem klarem Aufbau. So beleuchten drei
einführende Beiträge (zweimal S. Burmeister sowie W. Eck) die Situation
am Rhein vor dem Auftritt des Germanicus und erläutern dabei die
Bedingungen seiner Tätigkeit dort, während zwei abschließende (B.
Weisser und wiederum S. Burmeister) einen Ausblick auf die Nachwirkung
von Germanicus' Leben bieten. Letzterer zeigt, dass die Bedeutung des
Germanicus zwar in seiner Beliebtheit zu Lebzeiten begründet liegt, ihm
aber eigentlich erst von der Nachwelt beigemessen wurde, wie die
Instrumentalisierung der Verwandtschaft mit ihm durch spätere Kaiser des
ersten Jahrhunderts demonstriert. Auch ist die Masse der auf ihn
bezogenen Denkmäler durch sein Ableben inspiriert. Mehr über die Person
Germanicus selbst, die Stationen seines Lebens, seine Familie und seinen
Charakter (über den sich wenig Sicheres sagen lässt), wird tatsächlich
erst nach der ersten Hälfte des Bandes und im Verhältnis zu den viel und
ausführlich thematisierten quellenkritischen Problemen des germanischen
Schauplatzes summarisch behandelt (S. Burmeister und P. Kehne) (insofern
verwundert auch der Titel "Ich Germanicus", da dessen eigene Perspektive
quasi gar nicht eingenommen werden kann).

Obwohl es sich um einen Begleitband zu einer Ausstellung handelt und die
etwas reißerische Aufmachung durch die provokante Farbgebung und den
Titel auch keinen Hehl daraus macht, dass es sich um ein
populärwissenschaftliches Werk handelt, zeichnet sich die Mehrzahl der
Beiträge durch fachwissenschaftliche Tiefe und Differenziertheit aus.
Die altertumswissenschaftliche Arbeitsweise mit detaillierten Analysen
und (vor allem) kritischen Betrachtungen aller zur Lösung eines
Forschungsproblems zur Verfügung stehenden Quellen zieht sich wie ein
roter Faden durch den Band. Das Eingeständnis der Grenzen der Forschung,
die trotz der Vielzahl der möglichen Herangehensweisen an die gestellten
Fragen nur selten in der Lage ist, diese befriedigend zu beantworten,
ist Kennzeichen eines ehrlichen wissenschaftlichen Umgangs mit der
Thematik, der die Forschung nicht zugunsten der Publikumswirksamkeit
opfert. Insofern handelt es sich um eine sehr anspruchsvolle Lektüre für
Laien, keineswegs jedoch um eine Überforderung, da die behandelten
Probleme trotz der notwendigen Verkürzung nachvollziehbar bleiben und
durch qualitätsvolle Abbildungen und Kartierungen anschaulich gemacht
werden. Fachleute, die die neuesten Forschungsergebnisse der letzten
Jahre berücksichtigt haben, werden nichts Unbekanntes finden, ein
solcher Beitrag zur Forschung ist aber auch nicht beabsichtigt. Eine
Ausnahme hierzu bildet der Beitrag von S. Burmeister und R. Kaestner
(Oberst a.D.). Sie unternehmen den Versuch, sich den Motiven der
römischen Militäroperationen in Germanien auf andere, neue Weise zu
nähern, nämlich anhand der militärischen Lagebeurteilung, wie sie in den
Generalstäben der Welt üblich sei: Wie kann eine gegebene Armee mit
ihren Möglichkeiten unter den gegebenen Umständen operieren? Auch wenn
damit zweifelsohne neue Perspektiven und Ansätze für die Interpretation
der römischen Feldzüge geboten werden, bleibt hier die gleiche
Schwachstelle bestehen wie bei nahezu allen Theoriemodellen der Moderne,
die man für die Erforschung antiker Zustände nutzen möchte: ohne eine
drastische Vergrößerung der belastbaren Daten und Fakten wird jedes
Modell unbeweisbar bleiben. Neben dieser Anregung zum Beschreiten neuer
Wege können Fachleute auch von der prägnanten Darstellung der
Zusammenhänge und der für die Vermittlung guten Formulierung der anderen
Beiträge profitieren. Sowohl interessierte Laien (vielleicht
ursprünglich Besucher der Ausstellung) als auch Wissenschaftler haben
trotz fehlendem Anmerkungsapparat (der in diesem Format auch nicht
unbedingt nötig ist) die Möglichkeit zur Vertiefung des Gelesenen.
Häufigere Quellenzitate mit entsprechender Stellenangabe wären
allerdings für die Überprüfung des Zusammenhangs wünschenswert gewesen
(beispielsweise für die Nutzung durch Studenten oder an der Lektüre der
antiken Quellen Interessierte).

Auf die Publikumswirksamkeit wird aber auch nicht verzichtet: Ältere
(teils noch aus der Antike stammende) Stereotypen und Bilder des
Germanicus (aufstrebender, strahlender Liebling des Volkes in Konkurrenz
zu den despotischen, düsteren Kaisern Augustus und Tiberius) werden
aufgegriffen und mit dem modernen Vergleich des "Superstars" überspitzt
(der Begriff taucht nur im Titel, nicht in den Beiträgen auf). Dabei
wird die moderne Begrifflichkeit zur Erläuterung antiker Phänomene
bisweilen überdehnt: Der Begriff der "Patchworkfamilie" (S. 79) mag zwar
zur ersten assoziativen Einordnung hilfreich sein, wenn man mit dem
sozio-politisch komplexen römischen Familienbegriff nicht vertraut ist,
wird dem beschriebenen Gegenstand der kaiserlichen "Familie" der
julisch-claudischen Dynastie aber nicht gerecht. Ansonsten meistert Ch.
Kunst allerdings die schwierige Aufgabe, die sie sich gestellt hat: die
Abstammungs- und Verwandtschaftsverhältnisse im Kaiserhaus mit all den
persönlichen Animositäten und Intrigen nachvollziehbar zu erläutern und
zu demonstrieren, wie unzertrennlich persönliche Beziehungen und
politische Macht verbunden waren. Der Vergleich der "Trauerhysterie" (W.
Eck), die Rom bei der Nachricht des Todes des Germanicus erfasste, mit
der Reaktionen nicht nur der englischen Bevölkerung auf den Tod von
Prinzessin Diana 1997 ist einleuchtend, umso mehr, als die Emotionen
angesichts der Mittelmäßigkeit der Person unverständlich erscheinen.
Auch die Orientreise des Germanicus lässt sich mit dem Vergleich der PR-
oder "Werbetour" (S. 71) eines Prominenten gut umschreiben (S.
Burmeister und P. Kehne).

Insgesamt ist der vorliegende Band eine Sammlung plastischer und
ansprechender Präsentationen von Spannungsfeldern: Zwischen Personen
(Germanicus und Tiberius bzw. auch zwischen allen Mitgliedern des
julisch-claudischen Kaiserhauses untereinander), zwischen Forschern
(Kontroverse um die Örtlichkeit der Varusschlacht), zwischen
Quellengattungen (literarische Überlieferung gegenüber archäologischen
Befunden und Funden), zwischen Propaganda und Realität
(Eroberungsrhetorik in Germanien gegenüber dem Ausbleiben
durchschlagender Erfolge), zwischen Wissen und Nicht-Wissen (trotz all
der Fortschritte in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung der
letzten Jahre bleiben immer noch klaffende Lücken in unserem Wissen von
Roms Präsenz in Germanien und der Person Germanicus), letztlich zwischen
Erfolg und Versagen bei der (Re-)Konstruktion des Bildes eines
"Superstars" der Antike.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lennart Gilhaus <lgilhaus(a)uni-bonn.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2016-2-073>

[Regionalforum-Saar] ein Bundesstaat voller Migranten

Date: 2016/05/04 07:20:16
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Morgen,

könnte bitte jemand einen Leserbrief an die SZ schreiben, ich muß leider weg und komme erst am Sonntag wieder.

Heute steht in der SZ, daß jeder Zugewanderte ab 1950 ein Mensch mit Migrationshintergrund ist. Nun, aus dem Geschichtsunterricht weiß ich, daß das Saarland ein eigener Staat war und erst 1956 oder so zur Bundesrepublik kam. Ha, wir sind nicht nur das einzige und erste neue Bundesland, wir haben auch alle einen Migrationshintergrund.

So stehts in diesem Artikel, der heute in der SZ erschien:


Ärmer, aber zufriedener

Report zur Lage von Migranten – Bildung entscheidend für Integration

Migranten sind weniger gebildet, stärker von Altersarmut bedroht, aber zufriedener als Menschen ohne Migrationshintergrund. Das geht aus dem aktuellen Datenreport des Statistischen Bundesamtes zu Migration und Integration hervor. Unser Berliner Korrespondent Stefan Vetter beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

Wer gilt als Migrant?

Rund jeder fünfte in Deutschland lebende Mensch hat ausländische Wurzeln. Das sind 16,4 Millionen Personen. Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen alle, die seit 1950 nach Deutschland zugewandert sind, oder in Deutschland mit ausländischer Staatsangehörigkeit geboren wurden. Auch, wer mindestens einen Elternteil hat, der seit 1950 nach Deutschland kam, oder einen Elternteil, der in Deutschland mit ausländischer Staatsangehörigkeit geboren wurde, zählt zu dieser Gruppe.

Was sind die größten Gruppen?

Die mit fast sechs Millionen größte Gruppe bilden immer noch Menschen mit Wurzeln aus den so genannten Gastarbeiter-Anwerbeländern, also Italiener, Griechen, Ex-Jugoslawen und vor allem Türken. Es folgen die Spätaussiedler und ihre Nachkommen (4,2 Millionen Personen), die insbesondere zwischen 1990 und 2000 nach Deutschland kamen. Aus den so genannten Drittstaaten stammen 3,7 Millionen Menschen. Weitere 2,6 Millionen Menschen sind EU-Zuwanderer.

Welche Besonderheiten gibt es?

Migranten sind mit durchschnittlich 35,4 Jahren deutlich jünger als Menschen ohne Migrationshintergrund. Es gibt mehr Ledige unter ihnen, mehr geringer Qualifizierte und weniger Menschen im Rentenalter. Je später die Zuwanderung erfolgte, desto größer ist der Anteil der Personen mit Abitur oder Uni-Abschluss. Besonders bei Frauen ist die Erwerbsbeteiligung vergleichsweise gering. Mehr als jede dritte Migrantin zwischen 15 und 64 Jahre (37 Prozent) hat keinen regulären Job.

Worin liegen die Ursachen?

Die Berliner Sozialforscherin Mareike Bünning führt das Problem auf mangelnde Deutschkenntnisse der Flüchtlinge, aber auch auf Informationsdefizite zuständiger Behörden zurück. So würden die Schulabschlüsse der Neuankömmlinge nicht erfasst. Außerdem hake es an der Anerkennung von Qualifikationsnachweisen. Das A und O bleibt die Bildung. Sie sei „entscheidend für die Integration von Migranten“.

Wie zufrieden sind Migranten?

Angesichts ihrer unterdurchschnittlichen Erwerbsbeteiligung und niedrigeren Einkommen ist es nicht überraschend, wenn Migranten ihren Lebensstandard schlechter bewerten als die deutsche Stammbevölkerung. Ihr Optimismus und die allgemeine Zufriedenheit sind jedoch stärker ausgeprägt. Auch dafür hat Bünning eine Erklärung: „Migranten vergleichen auch die Situation im Herkunftsland, nicht nur die in Deutschland.“


--
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Vortrag am Dienstagabend, 31ter Mai, in Saarbrücken

Date: 2016/05/28 21:30:32
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

am Dienstag, 31ter Mai, des Abends um 17.30 Uhr halte ich in Saarbrücken-Scheidt im Lesesaal des Landesarchivs anläßlich des Monatstreffens der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde einen Vortrag über die Geschichte unseres Hauses hier in St. Wendel-Alsfassen. Der Titel lautet "Die alte Schäferei".

Grundlage des Vortrags (mit zahlreichen Fotos) ist ein kleines Buch, das ich im vergangenen Jahr im September herausgebracht habe, als meine Frau Anne und ich zusammen mit Freunden unser Haus beim Tag des Offenen Denkmals vorstellten.

Der Eintritt ist frei - wie immer bei diesen Veranstaltungen.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Buchvorstellung am 03.06.2016 „Von der Saar zum Ebro“

Date: 2016/05/29 10:11:53
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Buchvorstellung im Rathausfestsaal, Saarbrücken am Rathausplatz in Saarbrücken

am Freitag, 3. Juni, um 19 Uhr

 

Max Hewer

„Von der Saar zum Ebro“

ISBN: 978-3-945996-08-9

Preis: 26 Euro

 

Saarländer als Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg 1936-1939

 

2016 jährt sich der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs zum 80. Mal. Was bis heute nur wenigen bekannt ist: 244 Menschen aus dem Saarland eilten nach Spanien, um als Freiwillige der Republik gegen den Putsch Francisco Francos zur Seite zu stehen.


Keine Landsmannschaft aus Deutschland kämpfte, in Relation zur Bevölkerungszahl, in so großer Zahl auf Seiten der Republikaner wie die der Saarländer. Sie waren vor allem Bergleute, Hüttenarbeiter und Handwerker sowie aus politischer Sicht eine heterogene Gruppe aus Kommunisten, Sozialdemokraten, Katholiken und Parteilosen, die in Spanien ein gemeinsames Ziel verfolgten: Den Kampf gegen den Faschismus.

 

In diesem Buch werden ihre Biografien möglichst vollständig rekonstruiert, sofern die Quellenlage dies zuließ. Eine ausführliche Einleitung und eine gruppenbiografische Skizze soll die historische Einordnung erleichtern. Auch der schicksalhafte Weg vieler Überlebender nach dem spanischen Bürgerkrieg – über Internierungs- und Konzentrationslager, Verfolgung und Widerstand – sowie deren schwieriger Neuanfang in der Heimat, die sich nicht selbst vom Hitlerregime befreien konnte, erfahren hier erstmals eine umfassende Würdigung.

 

[Regionalforum-Saar] Wo einst Luises Wohnzimmer war

Date: 2016/05/30 20:02:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:

Wo einst Luises Wohnzimmer war

St. Wendel richtet zum Gedenken an Herzogin Raum im alten Rathaus ein

Die Kreisstadt St. Wendel würdigt eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadthistorie. Zu Ehren von Herzogin Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld ist ihr ehemaliges Wohnzimmer im alten Rathaus am Schlossplatz nun als Luise-Zimmer neu gestaltet worden. Es soll als repräsentativer Besprechungs- und Versammlungsraum dienen und in die Stadtführungen integriert werden.

Von SZ-Mitarbeiter Frank Faber

St. Wendel. Die Wände schmücken Bilder und Grafiken, die über die Zeit der Herzogin Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld als Mutter von Prinz Albert und Stammmutter der Windsors informieren. Der Raum, in dem Bürgermeister Klaus Bouillon von 1983 bis 2014 als Bürgermeister seine Amtsgeschäfte tätigte, ist nun in das Luise-Zimmer umbenannt worden.

Repräsentativ empfangen

„Es war das ehemalige Wohnzimmer von Herzogin Luise“, sagt der für das Stadtarchiv tätige Historiker Josef Dreesen. Dank überlieferter Pläne und Inventarien zu diesem heutigen Dienstgebäude, so Dreesen, sei bekannt wie die von Luise und Maximilian von Hanstein bewohnten Räume eingerichtet waren. Bürgermeister Peter Klär erklärt: „Das Luise-Zimmer soll als repräsentativer Besprechungs- und Versammlungsraum dienen und in die Stadtführungen integriert werden“.

Herzogin Luise und ihr zweiter Mann lebten seinerzeit in den Wintermonaten in dem Gebäude und in den Sommermonaten im Niederweiler Gartenhaus, das ursprünglich auf dem heutigen Bahngelände gestanden hat. Durch ihr soziales Engagement ist die Fürstin immer in Erinnerung geblieben. Luise setzte in St. Wendel fort, womit sie bereits in Coburg, sehr zum Leidwesen ihres ersten Mannes Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld, begonnen hatte. „Aus Aufzeichnungen und Briefen weiß man, dass sie jährlich etwa zehn Prozent ihrer Bezüge an die städtische Armenkasse überwies und darüber hinaus immer wieder Kinder armer Familien unterstützte“, berichtet der Historiker. Luise, wurde als Prinzessin von Sachsen Gotha-Altenburg am 21. Dezember 1800 in Gotha, Schloss Friedenstein, geboren. Sie verlebte am gothaischen Hof eine unbeschwerte Kindheit. Mit 15 Jahren wurde ihr der fast doppelt so alte Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld vorgestellt, in den sie sich offenbar auch verliebte. 1817 heiratete das Paar. Die Hochzeit wurde in Gotha und Coburg mit großem Pomp gefeiert. Und in St. Wendel ebenfalls, weil Ernst I. auf dem Wiener Kongress aus verschiedenen Landesteilen des ehemaligen Saardepartements willkürlich ein zusammengewürfeltes Gebiet erhalten hat. St. Wendel war 1817 Sitz einer provisorischen Sachsen-Coburg-Verwaltung des in den Akten als überrheinisches Fürstentum St. Wendel bezeichneten Gebietes. „In St. Wendel würdigte man diese Hochzeit durch farbig gestaltete Plakate. Philipp Jakob Riotte komponierte ein Bergmannslied zu Ehren der Hochzeit des Fürstenpaares und der St. Wendeler Bürgermeister Carl Cetto lieferte hierzu den Text“, schildert Dreesen. Später erkaltete die Beziehung und Ernst I. schickte Luise nach St. Wendel ins Exil, wo sie im März 1826 Maximilian von Hanstein heiratete. Am 30. August 1831 starb Luise, Gräfin von Pölzig und der Leichnam wurde in Paris einbalsamiert und sollte nach Deutschland gebracht werden. Der Sarg wurde nach Saarbrücken transportiert, von dort nach Ottweiler und in einem dortigen Gasthaus abgestellt. Anschließend wurde der Leichnam, nachdem die St. Wendeler Stadtväter die Genehmigung erteilten, nach St. Wendel gebracht und in dem Niederweiler Gartenhaus aufgestellt. Die Bürgerschaft erklärte sich spontan bereit, den Leichnam zu bewachen. Am 19. Dezember 1832 wurde Luise schließlich in Pfeffelbach bestattet.

Unter der Leitung von Gerhard Spengler wurde die Einweihungsfeier im neuen Kaiser-Maximilian-Saal musikalisch mit Werken aus der Feder des im Jahre 1776 in St. Wendel geborenen Komponisten Philipp Jakob Riotte begleitet.

-----------------------


[Regionalforum-Saar] Stadtarchiv St. Wendel: Max M üllers Quellen ab sofort zugänglich

Date: 2016/05/30 20:16:47
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:

Stadtarchiv St. Wendel: Quellen  von Heimatforscher ab sofort zugänglich

 St. Wendel. Eine Sammlung von Quellenzitaten aus dem Nachlass des Heimatforschers Max Müller ist ab sofort im Stadtarchiv St. Wendel einsehbar. Der gebürtige St. Wendeler Müller hinterließ als Zeugnis seiner akribischen Arbeit mehrere Zettelkästen mit tausenden von Belegen zu seiner Geschichte der Stadt St. Wendel, die im Stadtarchiv Trier aufbewahrt werden. Diese wurden von den Mitarbeitern des Stadtarchivs St. Wendel transkribiert und die enthaltenen Informationen, soweit möglich, den einzelnen Akten, überwiegend aus Stadt- und Pfarrarchiv St. Wendel, zugeordnet.

Die so entstandene Datei bietet eine wichtige Hilfe bei Recherchen zur Geschichte St. Wendels von den Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. red

Das Benutzen der Abschriften ist nach Voranmeldung in den Räumen des Stadtarchivs im Dienstgebäude Schloßstraße 7 möglich. Kontakt: Telefon (0 68 51) 8 09 19 60, E-Mail: archiv(a)sankt-wendel.de.

 

 

[Regionalforum-Saar] 950. Todestag des Kuno von Pfull ingen –Nebenpatron der Abtei Tholey und ermordeter Erzb ischof von Trier

Date: 2016/05/31 22:35:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

950. Todestag des Kuno von Pfullingen –Nebenpatron der Abtei und ermordeter Erzbischof von Trier

 

Vortrag mit PowerPoint Präsentation von Frater Wendelinus Naumann OSB

Donnerstag, 2. Juni 2016, 19.00 Uhr, Pavillon des Gästehauses

 

Kuno (Konrad) von Pfullingen, (* um 1016 in Pfullingen; † 1. Juni 1066 in Ürzig, begraben in Tholey) wurde auf Betreiben seines Onkels Erzbischof Annos II. von Köln im Jahre 1066 zum Erzbischof von Trier ernannt. Die Trierer Bürger und Dienstmannen (Ministerialen) fühlten sich bei dieser Entscheidung übergangen und äußerten ihren Unmut in der Gefangennahme und Ermordung des ernannten und gesalbten Trierer Erzbischofs.

Nachdem am 15. April 1066 Erzbischof Eberhard von Trier gestorben war, schlug Erzbischof Anno II. von Köln seinen Neffen Kuno für den frei gewordenen Erzstuhl von Trier vor. Kuno entstammte dem Geschlecht der Grafen von Pfullingen [Schwaben] und war damals Propst der Domkirche zu Köln. Da bei der Ernennung durch Kaiser Heinrich IV. die Bevölkerung, der Adel und der Klerus in Trier übergangen wurden, entstand in der Stadt großer Unmut und man rechnete mit Störungen bei der Einsetzung Kunos. So erhielt Bischof Einhard II. von Speyer den Auftrag, Kuno bewaffnetes Geleit zu geben.

 

Nördlich von Trier, bei Bitburg, schlug Kuno am 17. Mai 1066 sein Nachtlager auf. Am Morgen des 18. Mai 1066 überfielen Graf Theoderich (Vogt und zugleich Träger des burggräflichen Amtes Triers) und seine Männer das Lager und nahmen Kuno gefangen. Kuno wurde sodann ostwärts auf die Burg Ürzig verschleppt und eingekerkert. Nach zwei Wochen Gefangenschaft erhielten vier Kriegleute am 1. Juni 1066 den Befehl, Kuno zu ermorden. Nachdem er drei Mal von einem Vorsprung nahe der Burg gestürzt worden war und immer noch lebte, wurde Kuno enthauptet.

 

Nach einer vorläufigen Bestattung Kunos wurde sein Leichnam auf Betreiben Bischof Theoderichs von Verdun in die Klosterkirche der Benediktinerabtei Tholey überführt und dort am 10. Juli 1066 beigesetzt. Auf das Betreiben des Erzbischofs Siegfried von Mainz wurde Kuno I. kanonisiert und seine Mörder exkommuniziert. In Tholey entstand bald darauf eine Lebens- und Leidensgeschichte Kunos, der zu einem der Nebenpatrone des Klosters aufstieg. Das extra für ihn errichtete Grabgewölbe ist heute unzugänglich im nördlichen Seitenschiff der Kirche vor dem Tabernakel erhalten.