Guten Abend,
am nächsten Dienstag, 23ter Februar, findet
der zweite
Vortrag von Hans-Joachim Hoffmann über die jüdische Familie
Coblenz aus
Ottweiler aus Ottweiler statt.
Die Veranstaltung wird von der
Arbeitsgemeinschaft für
Saarländische Familienforschung ASF im Lesesaal des
Landesarchivs Saarbrücken organisiert
und beginnt um 17.30 Uhr.
Der Eintritt ist frei.
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Die jüdische Familie Coblenz
Bedeutend und einflussreich
Aber: Nicht nur in Ottweiler weitgehend vergessen
Neben der Familie Jakob Coblenz kam auch Bonnevit Coblenz
(1779 - 1858) im
Zuge der Versteigerung der Nationalgüter nach Ottweiler. Auch er
engagierte
sich in der jüdischen Gemeinde, erlangte darüber hinaus jedoch
keine Bedeutung.
Auch seine acht Kinder hinterließen so gut wie keine Spuren. Nur
das Grabmal
des 7. Kindes Emmanuel Coblenz (1824-1888) erinnert auf dem
jüdischen Friedhof Ottweiler
noch namentlich an diese Familie. Sie verdeutlicht auch die
Aussage Hoffmanns
in seinem 1. Vortrag, dass die Enkelgeneration der Familien, die
um 1800 sich
in Ottweiler niederließen, wieder verlassen hat: Denn alle vier
Söhne -
Bonnevit (1860 - 1932), Emile (1862- 1945), Felix (18963 - 1923)
und Leopold
(1866-?) - verließen spätestens nach dem Tode ihres Vaters unsere
Stadt. Von
Leopold, der gemeinsam mit seiner Mutter Henriette Aurbohr (*1830
in Trier- ?)
Ottweiler verließ, verliert sich die Spur in Wolfenbüttel, Emilie
ließ sich in
Hamburg nieder, entkam der Ermordung durch den NS durch seine
Heirat mit Anna
Nack in Hamburg, weil der dadurch den Schutz der Mischehe bekam.
Allerdings
musste er sein Eigentum verlassen, in ein Judenhaus Rutschbahn 25
a umziehen
und starb am 25.12.1945.
Bedeutung über Ottweiler und unsere Region hinaus gewannen
Bonnevit und Felix
Coblenz. Beide vertraten die Positionen des Reformjudentums und
engagierten
sich für dessen Zielsetzungen. Bonnevit Coblenz übernahm die
Leitung der großen
öffentlichen jüdischen Schule in Köln (1901) und führte sie bis
1926. Seine
Grabinschrift "Zu lehren gab ich in dein Herz" (Jüdischer Friedhof
Köln-Bocklemünd) kennzeichnet seinen Lebensinhalt: Pädagoge zu
sein im Sinne
des Reformjudentums. Lebenslang blieb er mit Ottweiler verbunden.
Seine Frau
Martha emigrierte nach England und verstarb 1940 in London.
Ihre Nachfahren - sowohl die Kinder als auch die Enkelkinder -
machten nach der
Überwindung der NS-Zeit erstaunliche Karrieren: Walter (*1929) und
John
((1932-2004), die Nachfahren ihres Sohnes Martin (1900-1991), der
in die USA
emigrierte, ergriffen verschiedene Berufe: Walter stieg in der
Filmbranche auf
zum erfolgreichen Filmproduzent in Hollywood, sein Bruder wurde
Börsenmakler.
Henny Coblenz-Nussbaum (1901-1996) wanderte mit ihrer Mutter nach
England aus.
Sie erlitt das Schicksal vieler Familienangehöriger der
Großfamilie Coblenz:
Sie erblindete. Doch das hinderte sie nicht an sozialem
Engagement: Sie
begründete die Jewish Blind Company und gab eine
Blindenzeitschrift heraus.
In der Familie wurde die Erinnerung an die deutsche Kultur wach
hehalten bis in
die heutige Generation.
Felix Coblenz ließ sich ebenfalls zum Lehrer, zusätzlich aber noch
zum Rabbiner
ausbilden. Über die Stationen Siegen und Bielefeld stieg er zum
Rabbiner der
Jüdischen Reformgemeinde Berlin auf. Sowohl in Siegen wie auch in
Bielefeld
initiierte er den Bau einer Synagoge. In Berlin sah er sich mit
zwei Problemen
konfrontiert: den Zionismus und der Zuwanderung aus dem
Ostjudentum. Beide
Strömungen lehnte er ab. Seine Forderung lautete
unmissverständlich:
Integration der Zuwanderer in die jeweilige aufnehmende
Gesellschaft. Sein
früher Tod ersparte ihm die Verfolgung durch den NS, die seine
Frau erleiden
musste. In der Pogromnacht wurde ihre Wohnung in Düsseldorf
verwüstet. 1939
gelang ihr in letzter Minute die Auswanderung nach England, die
Übersiedlung in
die USA gelang zunächst nicht mehr, erst nach dem Kriege ließ sie
sich in den
USA nieder.