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2014/11/10 17:22:26 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag "Die Bürgermeiste rei Völklingen im Ersten Weltkrieg" |
Datum | 2014/11/14 08:54:02 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Bücher über Grenzsteine u nd Wegekreuze werden vorgestellt |
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2014/11/17 07:15:11 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Die Hessians - die Konferenz, die dem Buch vorausging |
Betreff | 2014/11/17 07:10:45 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Hessians im Amerikanischen Un abhängigkeitskrieg (1776 - 1783) |
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2014/11/10 17:22:26 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag "Die Bürgermeiste rei Völklingen im Ersten Weltkrieg" |
Autor | 2014/11/14 08:54:02 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Bücher über Grenzsteine u nd Wegekreuze werden vorgestellt |
Date: 2014/11/12 00:10:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Fuchs, Robert: Heirat in der Fremde.
Deutschamerikaner in Cincinnati im späten 19. Jahrhundert (= Studien zur
historischen Migrationsforschung 29). Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag
2014. ISBN 978-3-506-77857-4; 365 S.; EUR 44,90. Rezensiert für H-Soz-Kult
von: Jens Gründler, Institut für Geschichte
der Medizin der Robert Bosch Stiftung E-Mail:
<jensgruendler(a)...
Die historische Migrationsforschung hat
sich in den letzten Jahrzehnten als fester Bestandteil der mit
sozialwissenschaftlichen Methoden arbeitenden Geschichtswissenschaft etabliert.
Die von Robert Fuchs in der Reihe des Instituts für Migrationsforschung und
Interkulturelle Studien veröffentlichte Arbeit beschäftigt sich mit dem
Heiratsmarkt für Deutschamerikaner in Cincinnati (Ohio) vor der Wende zum 20.
Jahrhundert. Dabei vertritt Fuchs die These, dass die Wahl der Heiratspartner
als ein Indikator für den Grad der Akkulturation der Ehepartner angesehen werden
kann. Er folgt allerdings nicht älteren Ansätzen, die ausschließlich
inter-ethnische Ehen untersuchten, sondern blickt gerade auch auf die Heiraten
unter Deutschen. Er differenziert dabei die Deutschamerikaner nach verschiedenen
Herkunftsregionen innerhalb des Deutschen Reiches. Zwar kann man einwenden, dass
bei der Einteilung in 'Nordwestdeutsche' oder 'Preußen' immer noch Unterschiede
in den aggregierten Daten verloren gehen, Fuchs ist sich dessen aber bewusst und
macht auf mögliche Differenzen z.B. durch Konfessionszugehörigkeit oder Dialekte
nachdrücklich aufmerksam. Der Untersuchungs(zeit-)raum ist gut
überlegt gewählt. Cincinnati zählte im Zensus von 1880 mehr als 255.000
Einwohner, von denen mehr als 112.000 (44%) Deutschamerikaner der ersten und
zweiten Generation waren. Diese lebten über alle Teile der Stadt verstreut, mit
besonders hoher Konzentration aber in wenigen Nachbarschaften, die den Titel
'Over the Rhine' trugen. Darüber hinaus waren Deutsche aus allen Gebieten des
Reichs und aller Konfessionen in Cincinnati ansässig, so dass einerseits eine
ausreichend große Untersuchungsgruppe vorhanden war, die andererseits aber weder
homogen noch nahezu vollständig ethnisch abgeschottet war. Fuchs zieht für die
Untersuchung die Daten aller Einwohner Cincinnatis des Zensus von 1880 als
Grunddatensatz heran. Hinzu kommen eine Reihe verschiedener weiterer Quellen,
wie z.B. City Directories für die Überprüfung der im Zensus vermerkten Berufe
oder Tauf- und Vereinsregister, um die Konfessionszugehörigkeit der Einwohner
festzustellen. Ebenso versucht Fuchs, dass jeweilige Alter der Deutschamerikaner
bei der Einwanderung zu eruieren, um die Einflüsse der Sozialisation
nachvollziehbar zu machen. Insgesamt gelingt es ihm damit, für einen Teil der
Untersuchungsgruppe ein äußerst detailliertes Bild zu zeichnen. Diese
differenzierten Datensätze bilden die Grundlage der Analyse der separierten
Heiratsmärkte der Deutschamerikaner. Der erste Teil der Untersuchung
analysiert das Heiratsverhalten der Deutschamerikaner entlang verschiedener
Kategorien von Differenz: Zugehörigkeit zur ersten oder zweiten Generation der
Einwanderer, 'region of heritage', Geschlecht, Konfessionszugehörigkeit,
Sozialstatus, Alter und Wohnort in Bezug auf die Konzentration von Deutschen in
den Nachbarschaften. Die Ergebnisse dieser Kapitel sind im Einzelnen vielleicht
nicht immer überraschend, das schmälert die Leistung des Autors aber keineswegs,
weil er ein äußerst genaues Bild des Heiratsverhaltens darstellen kann. Viel
genauer, als das in den zuvor durchgeführten Untersuchungen der Fall war. Im
zweiten Teil der Arbeit führt er die Ergebnisse der einzelnen Kategorien in
einer multivariaten Analyse zusammen. Detailliert kann er Unterschiede zwischen
Frauen und Männern oder die Bedeutung der Zugehörigkeit zu verschiedenen
Einwanderergenerationen darstellen. So hat Fuchs festgestellt, dass insbesondere
die Männer der zweiten Generation im Heiratsverhalten diejenigen waren, die am
stärksten akkulturiert waren, also den Männern gleichen Alters mit
amerikanischen Eltern im Verhalten am ähnlichsten waren. Diese Männer der
zweiten Generation - in der Arbeit fallen in diese Kategorie die Männer, deren
Sozialisation maßgeblich in den USA stattgefunden hatte, die dort zur Schule
gegangen waren und eine spezielle Selbstidentifikation ausgebildet hatten -
heirateten nicht nur jünger als diejenigen der ersten, sondern auch verstärkt
über die Grenzen der Heimatregionen ihrer Eltern hinweg. Dieses Ergebnis gilt
mit Abstrichen auch für die Frauen der zweiten Generation, die bis zu einem
bestimmten Alter ebenfalls seltener Partner aus ihrer 'region of heritage'
wählten, die also schon weniger gut akkulturiert waren. Allerdings hatten die
Frauen, insbesondere mit wachsendem Sozialstatus, weniger Möglichkeiten,
Heiratsmärkte außerhalb der familiären und gemeindlichen Netzwerke
kennenzulernen, wie Fuchs erklärt. Ihre Heiratsentscheidungen waren auch in der
zweiten Generation noch stärker an tradierten Rollenvorstellungen, die die
Eltern aus Deutschland mitgebracht und weitergegeben hatten, orientiert. Dennoch
waren auch diese Frauen besser in der Lage, regionale Grenzen zu überwinden, als
ihre Eltern. Dagegen hatten die Väter und Mütter dieser Männer und Frauen noch
in sehr hohem Maße Personen aus ihren Heimatregionen geheiratet.
Nordwestdeutsche Männer heirateten z.B. nahezu ausschließlich Frauen aus der
Region, in der Regel sogar aus den eigenen Dörfern oder den Nachbargemeinden.
Einwanderer aus den katholischen Enklaven des Nordens standen damit vor
erheblichen Problemen, war ihr potentieller Heiratsmarkt doch äußerst klein, so
dass sie eher Katholiken anderer Regionen heirateten. Ebenso regional-endogam
verheirateten sich die Südwestdeutschen, wobei Badener, Württemberger und
Bayern, wie Fuchs feststellt, aufgrund von Konfession und Mentalität nur äußerst
selten untereinander zusammenfanden. Die regionalen Grenzen wurden in der Regel
erst in der zweiten Generation aller Einwanderer durchlässig, wenn auch nicht
obsolet. Schließlich waren auch in Cincinnati die deutschsprachigen Einwohner in
einer Reihe landsmannschaftlicher Organisationen und Vereine organisiert, genau
wie in anderen Städten der USA. Auch die nur schwer zu überwindende
Konfessionsgrenze kann Fuchs anhand des Heiratsverhaltens belegen.
Interkonfessionelle Heiraten gab es in Cincinnati unter Deutschamerikanern nur
äußerst selten und wurden besonders von katholischen Geistlichen mit Sanktionen
belegt. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass auch die Gemeindemitglieder
selbst Ehen zwischen den Konfessionen eher kritisch betrachteten und versuchten,
diese zu unterbinden. Die Konfessionszugehörigkeit, so Fuchs, war eine
grundlegende Grenze, an der sich die Heiratsmärkte separierten. Die ausgeprägten
Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten im Deutschen Reich, so scheint
es, verschärften sich in Cincinnati noch. Leider sind in der sehr guten
Aufarbeitung der Daten die qualitativen Erklärungen für die gewählten
Heiratsoptionen nicht immer vollumfänglich überzeugend. So könnte man sich
fragen, ob die Entscheidung der Immigranten der ersten Generation für einen
Ehepartner aus der Herkunftsregion tatsächlich als eine bewusste Entscheidung
und damit als Zeichen der Regionalverbundenheit gedeutet werden kann, oder ob
nicht pragmatische Gründe, geteilte Erfahrungshorizonte und Dialekte ein
stärkere Rolle gespielt haben könnten. Bei Einwanderern der ersten Generation
fehlten vielleicht auch grundlegende Sprachkenntnisse, um eine emotionale
Beziehung über ethnische Grenzen hinweg in einer Ehe zu konstituieren und
aufrechtzuerhalten. Schließlich standen außerhalb der eigenen,
deutsch-amerikanischen Gruppen, im Prinzip nur englisch-sprachige Personen für
eine Ehe zur Verfügung. Für eine qualitative Analyse des Heiratsverhaltens
hätten allerdings viel stärker Ego-Dokumente wie Briefe, Tagebücher und
Autobiographien genutzt werden müssen, die hier eher selektiv verwendet werden.
Allerdings hätte das den Rahmen der Forschungsarbeit wohl
gesprengt. Das zentrale Ergebnis der Arbeit ist,
dass jenseits der Konfessionsgrenzen letztendlich zwei Hauptfaktoren auszumachen
waren, die die Wahl des Ehepartners/der Ehepartnerin beeinflussten: die
Generationszugehörigkeit und das Geschlecht. Erst in abgeschwächter Form
spielten das Alter, der Sozialstatus, die Heimatregion oder das Wohnviertel in
Cincinnati eine Rolle. Fuchs kann bestechend nachweisen, dass die Heiratsmärkte
in Cincinnati besonders für die erste Generation der Einwanderer stark
zersplittert waren. Auch wenn seine qualitativen Erklärungen für das
Heiratsverhalten nicht immer vollkommen überzeugen können, ist es ihm mit seiner
Beschreibung der Heiratsmärkte und der realisierten Heiratsoptionen der
Deutschamerikaner in Cincinnati gelungen, einen Standard zu setzen, an dem sich
ähnliche Studien, die er zum Vergleich für andere Städte anregt, messen lassen
müssen. Diese Rezension wurde redaktionell
betreut von: Daniel Menning
<daniel.menning(a)...
URL zur Zitation dieses
Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2014-4-104> |