Date: 2014/09/01 15:45:09
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Salve,
hoit abend um 19 Uhr im Cusanushaus in St. Wendel am Fruchtmarkt gibt es
einen Vortrag von Dr. Kockler über das Handwerk seiner Vorfahren.
Der Eintritt ist frei.
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2014/09/06 08:36:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der SZ:
Ein gewaltiges Mühlrad treibt die Säge anDie Mühle von Eschviller im Tal der Schwalb hat ein Museum, ein Sägewerk und eine Imkerei zu bietenEinige Überraschungen hält die Moulin d'Eschviller im Bitscher Land für die Gäste bereit. Sie können sehr viel über früher übliche Techniken und Arbeiten auf dem Lande erfahren.Von SZ-Mitarbeiter Willy StorckVolmunster. Man kann nicht sagen, dass der Schwalb ein langer Weg beschieden ist. Das nur 22 Kilometer lange Flüsschen hat seinen Ursprung im Gebiet von Lemberg bei Bitsch als Zusammenfluss zweier Quellbäche, von wo es ziemlich genau nach Norden fließt, über den Loschersbacher Weiher an Lambach und Sierstal vorbei, wo es von rechts Verstärkung durch den Schwangersbach erhält. Hinter Holbach wird die Besiedlung des Tales dünner, aber dafür reihen sich von der Froschmühle an Mühlen hintereinander. Aber nur eine der Getreidemühlen, die im Kantonshauptort Volmunster, arbeitet noch kommerziell. Zu Volmunster gehört auch die Moulin d'Eschviller, wohin wir von der D 35a, die von der Staatsgrenze hinter Hornbach nach Bitche führt, auf ein schmales Sträßchen abgebogen sind. Dann geht es durch den kleinen Ort Eschviller und vorbei an Kopfweiden in ein grünes, erkennbar wasserreiches Tal. Von hier aus hat es die Schwalb nicht mehr weit bis zur Mündung in den Hornbach.
Beliebtes FreizeitzielEin idyllisches Bild: Auf der hinteren Talseite die Schwalb, vorne der sich nochmals teilende Mühlkanal und dann die Mühle selbst, bei es sich allerdings um einen bemerkenswerten Wiederaufbau handelt, der sich – auch einiger innovativer Angebote sowie der Gastronomie wegen – als Freizeitziel einiger Beliebtheit erfreut. Die Moulin d'Eschviller geht auf das Jahr 1731 zurück, wie eine von Jean Daniel Frédéric de Zoller, Seigneur d'Eschviller, unterzeichnete Urkunde belegt. Pächter war ein Sébastien Muller, der ab 1732 als Steuer 32 Sack Getreide (mutmaßlich Dinkel), ein 170 Pfund schweres Schwein und zwei Kapaunen abzuliefern hatte. Der Seigneur de Zoller, von dessen Schloss im Ort nur noch die Kapelle zu sehen ist, verkaufte das Anwesen 30 Jahre später an seinen Schwiegersohn, einen Baron Marotte de Montigny, der sie seiner Gattin Wilhelmine vermachte, die Herrschaft und Mühle 1781 an einen Seigneur de Doering verkaufte. 1794 wurde sie, ein Opfer der revolutionären Zeit, mit der Guillotine hingerichtet. Auch dem neuen Ortsherrn de Doering, zwischenzeitlich Kanzleidirektor des Hauses von der Leyen, brachte der Besitz kein Glück. 1793 kam er als Geisel der Franzosen in die Koblenzer Festung Ehrenbreitstein, wo er im folgenden Jahr starb. Erbin wurde seine mit einem Baron Louis Vitzthum von Egersberg verheiratete Tochter. Die Mühle, zu der später zeitweilig auch eine Brennerei, eine Kelter, ein Sägewerk und eine Herberge gehörten, blieb in Familienbesitz, bis sie 1884 der Weinhändler Salomon Meyer aus Ingwiller (Elsass) kaufte. Unter wechselndem Besitz blieb sie bis zu einem Brand 1935 in Betrieb. Allerdings wurde da nur noch Schrot als Viehfutter produziert. Den vorläufigen Rest besorgten die deutschen Besatzer. Da diese den Truppenübungsplatz Bitsch erheblich erweiterten, mussten bis 1941 rund 10 000 Einwohner der Gegend ihre Heimat verlassen. Die Moulin d'Eschviller verfiel, kriegsbedingte Zerstörungen kamen hinzu. Nach Kriegsende stand nicht mehr viel. Um ein Haar wäre dort eine Abdeckerei entstanden, was allerdings auf heftigen Widerstand der Bevölkerung stieß. Das ist alles in allem eine Geschichte mit düsteren Momenten, die gar nicht so recht passen wollen zu dem idyllischen Bild, das sich den Besuchern heute bietet. Letzteres ist dem 1975 gegründeten Regional-Naturpark Nordvogesen zu danken. Seine „Väter“ hatten die Idee, aus der inzwischen der Gemeinde Volmunster gehörenden Mühle ein „Zentrum der ländlichen Techniken“ (Centre des Techniques Rurales) zu machen. 1979 begann der Wiederaufbau, vier Jahre später wurde die Wirtschaft eröffnet, weitere vier Jahre danach das Museum. Die Mühle funktionierte erneut und es wurde auch zu Demonstrationszwecken wieder Mehl hergestellt. 2003 kam dann das Sägewerk in einem als Holzkonstruktion errichteten Bau hinzu. Und seit 2011 gibt es als neueste Attraktion das recht große Imkerhaus, wo sich interessierte Gruppen in die Welt der Bienen und der Imkerei einführen lassen können. Derweil halten zottige Galloway-Rinder die feuchten Talwiesen kurz, an deren Bewirtschaftung professionelle Landwirte schon lange nicht mehr interessiert waren. Loïc Herrgott ist heute der „Herr“ über die Mühle und das dazugehörige Ensemble, von der verpachteten Gastwirtschaft abgesehen. Der 30-Jährige ist als Einziger vom Zweckverband Bitscher Land fest angestellt. Ihn unterstützen zwei Praktikantinnen, die für jeweils sechs Monate hier arbeiten. Hinzu kommen Führer des Vogesen-Vereins (Club Vosgièn) und nicht zuletzt an die 60 Freiwillige, die ihrerseits wieder in Gruppen organisiert sind, die sich um Bienenzucht, um den Obstbaumgarten mit Kirschen, Mirabellen, Birnern und Äpfeln sowie um Mühle und Sägemühle kümmern.
Funktionsfähige MaschinenDenn es gibt viel zu tun. Die Moulin d'Eschviller ist Anlaufpunkt für viele Schulklassen, ferner für Wandergruppen oder Interessenten für Workshops. Ein funktionierendes Mühlrad fasziniert zudem immer, auch wenn es nicht mehr ein ganz altes ist, immerhin aber noch von der Mühle vor dem Krieg stammt. Ganz in seinem Element ist Herrgott im Sägewerk. Dort wird das Thema Forstwirtschaft vom Fällen des Baumes bis zum fertigen Brett erläutert. Eine Vielzahl unterschiedlichster, für die Waldarbeit und Holzverarbeitung nötiger Werkzeuge ist zu besichtigen. Und da sind natürlich auch die funktionsfähigen Maschinen, bis hin zu einer Mehrblätterkreissäge von 1940. Die Maschinen stammen aus dem Betrieb Lejeune in Sierstal und zeigen die Entwicklung von einem von Wasserkraft getriebenen Sägewerk über vier Generationen bis zur industriellen Fertigung. Auch gibt es (immer zweisprachig) sehr gute Informationen zur Holzwirtschaft und zur Entwicklungsgeschichte eines Baumes. Und wenn Loïc Herrgott, dessen Vielseitigkeit übrigens auch das private Bierbrauen einschließt, auf den Knopf drückt, rattert es los . . . Dass auch ausgesprochene Mühlenfans auf ihre Kosten kommen, versteht sich. Vom vor 2000 Jahren gebräuchlichen einfachen Antriebsrad über das Wasserschöpfrad oder das unterschlächtige vertikale Rad mit gekrümmten Schaufeln bis zur Hochleistungsturbine des 19. Jahrhunderts wird auf Informationstafeln in Texten und Zeichnungen ein umfassender Überblick gegeben. Auch in der Mühlentechnik hat sich eben alles fortentwickelt.
Auf einen BlickAnfahrt: Von Hornbach auf der D 35a in Richtung Bitche und dann dem Wegweiser zur „Moulin d'Eschviller“ folgen. Öffnungszeiten: Bis zum 31. Oktober ab 10 Uhr; Führungen montags bis freitags um 10, 14 und 16 Uhr, samstags und sonntags um 14 und 16 Uhr. Eintritt: Erwachsene vier Euro, Kinder 2,50 Euro (Führung inklusive). Kontakt: Site du Moulin d'Eschviller, F-57720 Volmunster, Tel.: (00 33) 3 87 96 76 40. sto moulindeschviller.fr |
Date: 2014/09/08 09:37:36
From: hans via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Vielleicht kann jemand hier im Forum etwas zur Klärung beitragen: Warum ist da immer ein Punkt über der 1 ?? Es handelt sich um Keramikmedaillen. Vielen Dank im Voraus. Hans |
Date: 2014/09/08 09:45:15
From: hans via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Am 14.07.2014 22:58, schrieb Roland
Geiger via Regionalforum-Saar:
Guten Tag und bitte die späte Antwort entschuldigen Die Darbietungen der Stuntgruppe (Ich wusste erst gar nicht, dass das Kelten sein sollten) dienten der Unterhaltung des Publikums, nicht der Belehrung. Zum Lebensalter der Kelten: Es stimmt, dass viele Kinder in den ersten Lebensjahren starben. Auch bei Frauen kann von einer geringeren Lebenserwartung ausgegangen werden. Und die Sterblichkeit der Männer wurde nur zum geringen Teil durch kriegerische Aktivitäten beeinflusst. Das Sterbealter lag nach Grabfunden im Schnitt zwischen 40 und 50 Lebensjahren. Aber es gibt auch Gräber von Personen, welche 60 erreicht oder überschritten hatten. Das gilt für beide Geschlechter. Das nur mal als kurze Berichtigung des Zeitungszitates. Gruß H Mader |
Date: 2014/09/08 11:36:30
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
der September hat angefangen, da ist
der Oktober nicht mehr weit. Und wenn der rum ist, sind es noch genau acht Tage,
bis das diesjährige Seminar auf Schloß Dhaun
beginnt. Aufgrund der schwachen Resonanz bei
den Anmeldungen im vergangenen April haben wir es kurzerhand auf den November
verlegt. Wie ich mich erinnere, war das ursprünglich auch der übliche
Austragungsmonat gewesen. Bisher sind meines Wissens eine oder
zwei Anmeldungen eingegangen, und ich hoffe, daß die, die kommen wollen, sich
diesmal etwas früher entscheiden und sich melden. Das Programm ist bis auf einen Punkt
identisch mit dem vorgesehen für April. Frau Gernand mußte leider absagen. Nun,
so Gott will, werden wir diesen Vortrag, bei dem es um Votivtafeln als Quelle
genelagischer Daten geht, im nächsten Jahr hören. Ansonsten gab es nur Verschiebungen.
Der Vortrag von Bernhard Planz über „Die Grenzen des Alten Reichs“ (ich habe ihn
im Frühjahr gehört und fand ihn klasse) wird nicht am Samstagmittag, sondern am
Sonntagmorgen stattfinden. Dafür wandert Helmut Kuhn mit seinem Vortrag über
Namen auf den Samstagmorgen. Herrn Fischer, der sein Fotoverwaltungsprogramm
„PhotoIdent“ vorstellen wird (sah ich vergangenes Jahr auf dem Genealogentag in
Heidelberg), rückt auf 17.15 Uhr, so daß nach dem Abendessen zunächst noch
nichts ansteht. Nun habe ich vor ein paar Wochen einen Vortrag über die Suche
nach dem Grab meines Urgroßvaters gehalten, der im August 1914 in Frankreich
gefallen ist. Vielleicht baue ich den in die Zeit zwischen 19 und 20 Uhr. Mal
schauen. Die Anreise erfolgt wahlweise am
Freitagnachmittag oder -abend oder Samstagmorgen. Hier nochmal alle Vorträge nach
derzeitigem Planungsstand: Programm: Samstag, 8. November
2014: 9.15 Uhr
Begrüßung und Vorstellung 10.00
Uhr Das Rezeptbuch des Dr.
Riedel - medizin- und pharmaziegeschichtliche Anmerkungen aus dem 19.
Jahrhundert Markus
Walther 11.00
Uhr Über die Entstehung
und Bedeutung von Namen Helmut
Kuhn
12.00 Uhr
Mittagspause 13.30
Uhr Verwehende Spuren! Was
tun mit Dokumenten, Gegenständen, mündlichen Zeugnissen und
Bildern? Rolf
Born 14.30 Uhr Kaffee und
Kuchen 15.00
Uhr Totenzettel als Quelle
für Familienforscher Beate
Busch-Schirm 16.00
Uhr Findelkinder,
Leichenfunde, Morde und Unglücke Johannes
Naumann 17.00 Uhr
Kaffee 17.15
Uhr PhotoIdent - Wer sind
die Personen auf dem Foto? Marco
Fischer 18.00 Uhr
Abendessen 19.00 Uhr (noch nicht
sicher) „Der Weg, den uns Gott
beschert hat“ Roland
Geiger Sonntag, 9. November
2014: 08.30 Uhr
Frühstück 10.00
Uhr Archivierung für den
privaten Haushalt / Das Genealogische Testament Friedrich
Denne 11.00
Uhr Die Grenzen des Alten
Reichs Bernhard
Planz
12.00 Uhr
Mittagsessen Leitung: Roland
Geiger Teilnehmerbeitrag: 145,-
€ (Übernachtung/“Vollpension“) Bei Anreise am Freitag zusätzlich
45,- € (Übernachtung/Frühstück) -
Ohne Übernachtung: 100,-
€ Anmeldung
an: Schlossakademie
Schloß Dhaun 55606
Hochstetten-Dhaun Tel.
06752/93840 Email:
info(a)schlossdhaun.de
oder Roland
Geiger Alsfassener
Straße 17 66606 St. Wendel Email:
rolgeiger(a)aol.com
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2014/09/08 13:23:55
From: Petra Thal <petra.thal(a)petrakreuzer.de>
Hallo Hans, wo weit ich weiß, wurde der Punkt über die 1 gesetzt, damit man sie nicht mit der 7 verwechselt. Mit herzlichen Grüßen aus der Blautopfstadt Blaubeuren Petra (Thal geb. Kaboth) Admin Saarland- und Hunsrück-L www.petrakreuzer.de Dauersuche: LAMBIO, LAMBIOT, LAMBEAU u.ä in Frankreich, Herkunft sehr wahrscheinlich aus Loix - Ile de ré Von: regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net [mailto:regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net] Im Auftrag von hans via Regionalforum-Saar Vielleicht kann jemand hier im Forum etwas zur Klärung beitragen:
|
Date: 2014/09/18 11:21:05
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Einladung zur feierlichen Einweihung der
Erinnerung-Stele für Nikolaus von Kues (Cusanus) und zur Vorstellung des Buchs
„St. Wendel und Cusanus“, erschienen im Verlag
Saarkultur, am 24. September um 17:30 Uhr in der Aula des
Cusanus-Gymnasium in der Missionshausstraße in St.Wendel, laden wir Sie
herzlich ein. Mit dieser Aktion soll an den bedeutenden
Kirchenmann und Philosophen und an seine Verbindung zu St. Wendel erinnert
werden. Gleichzeitig wird ein Buch zu Leben und Werk von Cusanus vorgestellt,
das von Kurt Bohr und Josef Alles herausgegeben und vom Verlag Saarkultur
publiziert wird. Folgender Programmablauf ist
vorgesehen: 1.
Begrüßung
durch den Hausherrn, den Direktor des
Cusanus-Gymnasiums 2.
Grußworte -
Landrat Udo
Recktenwald, -
Ministerialrat Peter Klär, Erster Beigeordneter der Stadt St.
Wendel, -
Dr. Kurt
Bohr, Vorsitzender der Saarländischen Gesellschaft für
Kulturpolitik. 3.
Festvortrag: Prof. Dr. Walter Andreas Euler, Leiter
des Cusanus-Instituts Tier zu Leben und Werk von
Cusanus 4.
Buchvorstellung 5.
Umtrunk Musikalische Umrahmung: Musikschule im Landkreis St.
Wendel Das Buch „St. Wendel und Cusanus“ wird
Ende November im Buchhandel und beim Verlag Saarkultur gGmbH zum Preis von 12
Euro erhältlich sein. Mit freundlichen
Grüßen Dr. Kurt
Bohr Vorsitzender Saarländische Gesellschaft für
Kulturpolitik |
Date: 2014/09/18 19:05:03
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Kuller, Christiane: Bürokratie und Verbrechen.
Antisemitische Finanzpolitik und Verwaltungspraxis im nationalsozialistischen Deutschland (= Das Reichsfinanzministerium im Nationalsozialismus 1). München: Oldenbourg Verlag 2013. ISBN 978-3-486-71659-7; 480 S.; EUR 39,80. Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Benno Nietzel, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität Bielefeld E-Mail: <benno.nietzel(a)uni-bielefeld.de> In den letzten Jahren gehörte die wirtschaftlichen Ausplünderung und Enteignung der Juden während des Nationalsozialismus zu einem der wichtigsten Forschungsfelder der NS-Geschichte. Standen dabei längere Zeit vor allem die gewerbliche "Arisierung" und die mannigfache Beteiligung der deutschen Bevölkerung daran im Mittelpunkt, verlagerte sich das Interesse allmählich hin zur fiskalischen Enteignung der jüdischen Bevölkerung, wodurch der NS-Staat und seine Verwaltung wieder mehr in den Blick rückten. In mehreren regionalen Verbundprojekten wurde die Rolle der Finanzbehörden in der antisemitischen Enteignungspolitik untersucht. Die Münchner Habilitationsschrift von Christiane Kuller geht ursprünglich auf eines dieser Projekte, das sich der bayerischen Finanzverwaltung widmete, zurück.[1] Nachdem nun auch das Bundesfinanzministerium ein groß angelegtes Projekt zur Geschichte des Reichsfinanzministeriums im Nationalsozialismus ins Leben gerufen hat, wurde ihre Arbeit als erster Band in die gleichnamige Buchreihe aufgenommen.[2] Die Finanzverwaltung als Akteur der NS-Judenverfolgung ist also alles andere als ein neues Forschungsthema. Viele der Fragen und Themen, mit denen sich Kuller in ihrem Buch beschäftigt, hatte etwa die Dissertation von Martin Friedenberger vor einigen Jahren bereits sehr überzeugend behandelt.[3] Die Autorin zieht den Rahmen aber noch einmal weiter, betrachtet auch einige bisher vernachlässigte Aspekte und verbindet die Analyse der politischen Ziele der Finanzverwaltung im Geflecht der verschiedenen Verfolgungsakteure mit der Untersuchung der Verwaltungspraxis bei der Umsetzung antisemitischer Verfolgungsmaßnahmen auf den unteren Ebenen. Zudem rückt sie das antisemitische Verwaltungshandeln in der NS-Zeit in eine längere zeitliche Perspektive und zieht aus ihrem Gegenstand Schlussfolgerungen, die auch die Rolle der Verwaltung in der NS-Diktatur im Allgemeinen betreffen. Die Darstellung gliedert sich nach einzelnen Aktionsfeldern der Judenverfolgung, in die die Finanzverwaltung in unterschiedlicher Weise als Akteur involviert war. Zunächst geht es aber erst einmal um die behördliche Organisation der Finanzverwaltung. Dieses etwas überlange Kapitel macht bereits deutlich, dass die deutschen Finanzbeamten keineswegs nur Ausführende andernorts gemachter Gesetze und Verordnungen waren. Stattdessen ergriffen einzelne Abteilungen bereits früh von sich aus die Initiative und trugen Vorschläge und Konzepte zur Diskriminierung der jüdischen Bürger zusammen. Hierzu bedurfte es keiner massiv "nazifizierten" Beamtenschaft, denn das personelle Revirement nach der NS-Machtübernahme fiel vergleichsweise mild aus, die Einstellung hoch ideologisierter Überzeugungstäter wie des Staatssekretärs Fritz Reinhardt war insgesamt die Ausnahme. Das zweite Kapitel wendet sich mit der Steuerpolitik einem zentralen Aufgabenbereich der Finanzverwaltung zu. Mit dem Steueranpassungsgesetz von 1934 wurde die Richtlinie festgeschrieben, die Steuergesetze nach nationalsozialistischer Weltanschauung auszulegen. Kuller hebt hervor, dass die Finanzverwaltung damit als erste öffentliche Verwaltung des Reiches offiziell der NS-Ideologie folgte. Dass sich den Finanzbeamten zahlreiche Spielräume für die informelle Diskriminierung jüdischer Steuerzahler auftaten, hatte aber auch mit längeren Traditionen deutscher Steuergeschichte zu tun. So dienten Steuerregelungen in Deutschland seit jeher auch außerfiskalischen Zielen und boten vielfältige Ermäßigungs- und Erlassmöglichkeiten, die ganz im Ermessen der Finanzbehörden lagen. Diese Instrumente zu nutzen bedurfte keiner grundsätzlichen Umgewöhnung, zumal die Rechtsposition der Steuerpflichtigen in Deutschland traditionell schwach war. Obwohl die Steuerabteilung des Reichsfinanzministeriums sich in den ersten Jahren der NS-Herrschaft zu einem Planungszentrum für die Judenverfolgung entwickelte, war die Steuerpolitik aber letztlich nicht das entscheidende Beraubungsinstrument gegenüber der jüdischen Bevölkerung. Mit der Judenvermögensabgabe 1938 ging der Fokus endgültig von der steuerlichen Diskriminierung zum Zugriff auf das jüdische Vermögen über. Dass Ende 1938 noch eine eigene Steuerklasse für Juden eingerichtet wurde, hatte praktisch keine großen Auswirkungen mehr. Die Ausplünderung der jüdischen Emigranten durch Reichsfluchtsteuer und Devisenbewirtschaftung, um die es im dritten Kapitel geht, sind in der neueren Literatur so ausführlich untersucht worden, dass hierzu nichts wesentlich Neues erwartet werden kann. Kuller hebt erneut die Initiative der Finanzverwaltung hervor, die von sich aus die für die jüdische Bevölkerung ungünstigste Auslegung der Reichsfluchtsteuergesetze erarbeitete und umsetzte. Das anschließende vierte Kapitel untersucht die gewerbliche "Arisierung", bei der die Finanzverwaltung eigentlich eher eine Nebenrolle spielte. In einzelnen Fällen, etwa bei der "Arisierung" des Petschek-Konzerns, erwiesen sich allerdings Steuernachforderungen der Finanzbehörden als das entscheidende Druckmittel gegenüber jüdischen Unternehmern. Ansonsten war die Tätigkeit der Reichsfinanzverwaltung vor allem darauf ausgerichtet, gegenüber Partei- und Privatinteressen die Profitinteressen des Staates zur Geltung zu bringen. Daher hatten die Finanzämter durchaus ein Interesse an einer gewissen Mindesthöhe von Erlösen aus Unternehmensverkäufen, da die jüdischen Eigentümer erst hieraus die ihnen auferlegten Steuern begleichen konnten. Die Ende 1938 eingeführte "Entjudungsgewinnabgabe" zielte schließlich auf die exzessiven privaten Profite bei der "Arisierung". Obwohl ihr Aufkommen nach den Berechnungen Kullers viel höher war als bisher angenommen, konnte der NS-Staat letztlich aber nur einen kleinen Teil dieser Profite abschöpfen. Mit der staatlichen Enteignung des jüdischen Vermögens beschäftigt sich das fünfte und letzte Kapitel. Auch hier rückt Kuller die Geschehnisse in eine längere zeitliche Perspektive und verweist darauf, dass bereits während der Weimarer Republik die rechtlichen Möglichkeiten der Enteignung erweitert wurden. Der Fokus des Kapitels liegt vor allem auf der Art und Weise, in der die Finanzverwaltung in Konkurrenz mit anderen Instanzen und Akteuren um den Zugriff auf das jüdische Vermögen rang. Erst im Laufe eines längeren Durchsetzungsprozesses rückte sie 1941 in die zentrale Position einer Hauptverwertungsinstanz für das Vermögen der deportierten jüdischen Bürger, musste indes weiterhin die Zugriffsversuche von Reichssicherheitshauptamt, Gestapo und kommunalen Akteuren abzuwehren suchen. Dabei verfolgten die Finanzbeamten die fiskalischen Interessen des Staates, nicht selten aber auch eigene Interessen. Die im Zuge der "Aktion 3", der Verwertung der Vermögensgegenstände deportierter Juden, propagandistisch herausgestellte Unterstützung von Luftkriegsgeschädigten mit jüdischem Hausrat rangierte in der Praxis keineswegs an erster Stelle, vielmehr sicherten sich der NS-Staat und seine Behörden den größten Teil der Beute. In ihren Schlussbetrachtungen bündelt Kuller noch einmal wichtige Erkenntnisse zur Rolle von Verwaltung in der NS-Judenverfolgung. Sie hebt heraus, dass gerade die Konkurrenz unterschiedlicher Behörden und Instanzen um das jüdische Vermögen eine radikalisierende Wirkung auf die Enteignungspolitik ausübte, da die verschiedenen Akteure sich mit immer rabiateren Methoden in den Vordergrund zu spielen versuchten. Im Laufe der Zeit veränderte sich dabei der Charakter von Verwaltung; einzelne Abteilungen der Finanzverwaltung begannen ihre Tätigkeit ganz auf die jüdische Bevölkerung auszurichten und entwickelten dazu spezielle Kenntnisse und Routinen. Ein völliger Ausbruch aus früheren Traditionen war dies nicht, denn die deutsche Finanzverwaltung verfügte bereits über Erfahrung damit, hochpolitische und tagesaktuelle Aufgaben umzusetzen. Sie blieb dabei kein reiner Normenstaat, vielmehr lassen sich an vielen Stellen die Auflösung geregelter Verfahren und das Eindringen von Willkür beobachten. Dennoch war, so Kuller, die scheinbare Legitimation durch Verfahren in vieler Hinsicht entscheidend, denn die Finanzverwaltung versah als Hauptverwertungsinstanz das ehemals jüdische Vermögen mit neuen, anerkannten Eigentumsrechten. Ohne die Aura eines geregelten Verwaltungshandelns hätte dies kaum gelingen können. Als eine thematisch gegliederte Gesamtdarstellung ist das Buch nicht so sehr auf einzelne Thesen oder eine zusammenhängende Erzählung hin komponiert. Der etwas unübersichtliche Aufbau und ein wenig pointierter Schreibstil sorgen bisweilen dafür, dass wichtige Interpretationen und Zwischenergebnisse in der Darstellungsfülle unterzugehen drohen. Für Experten des Themengebietes dürfte der Neuigkeitswert nicht besonders groß sein. Die Stärke des Buches ist es, auf der Basis einer breiten eigenen Quellenrecherche das Forschungsfeld um die Enteignung der jüdischen Bevölkerung im Nationalsozialismus empirisch noch einmal neu aufzurollen und in einen systematischen Zusammenhang zu bringen, der vielfältig anschlussfähig ist. Für künftige Forschungen zur Rolle der Verwaltung im Nationalsozialismus und zur NS-Judenverfolgung wird das Werk eine wichtige Referenz darstellen. Anmerkungen: [1] Vgl. Hans Günter Hockerts u.a. (Hrsg.), Die Finanzverwaltung und die Verfolgung der Juden in Bayern, München 2004; Christiane Kuller, Finanzverwaltung und Judenverfolgung. Die Entziehung jüdischen Vermögens in Bayern während der NS-Zeit, München 2008. [2] Zum Gesamtprojekt vgl. <http://www.reichsfinanzministerium-geschichte.de> (27.06.2014). [3] Martin Friedenberger, Fiskalische Ausplünderung. Die Berliner Steuer- und Finanzverwaltung und die jüdische Bevölkerung 1933-1945, Berlin 2008. |
Date: 2014/09/18 20:07:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Union Stiftung; Landschaftsverband Rheinland; Institut für
Landeskunde und Regionalgeschichte 15.05.2014-16.05.2014, Saarbrücken Bericht von: Alena Saam, Stadt- und Landesgeschichte, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte E-Mail: <alena.saam(a)gmail.com> Die Tagung "Widerstand an der Saar 1935-1945" wurde am 15. Mai 2014 durch den Abendvortrag von HELMUT RÖNZ (Bonn) eröffnet. Nach Begrüßung und Danksagung an die Union Stiftung stellte Rönz das Projekt "Widerstand an der Saar" als Teilprojekt des LVR-Projektes "Widerstand im Rheinland" vor, dessen Ergebnisse im Laufe der Tagung präsentiert und diskutiert werden sollten. Die Saarregion war seit 1815 überwiegend Teil des Rheinlandes. Mit der Abspaltung von der Rheinprovinz 1918 ging sie jedoch ihren eigenen Weg, so dass es durchaus auch im Widerstand gegen den Nationalsozialismus Saarspezifika gab. Das Verhalten der Saarbevölkerung gegenüber dem NS-Regime sei nicht nur aufgrund der spezifischen Milieustrukturen anders zu betrachten und zu werten als im Reich, sondern auch, weil diese zwischen 1933 und 1935 durchaus durch Propaganda, Presse und Erzählungen von Emigranten erfahren konnte, was sie bei einem "Anschluss" erwartete. Trotzdem verlief die Abstimmung über den Status des Saarlandes am 13. Januar 1935 zugunsten des NS-Regimes. Schnell bildeten sich an der Saar Widerstandsgruppen, die sich zunächst vornehmlich aus den ehemaligen Gegnern des "Anschlusses" rekrutierten. Rönz betonte, dass Opposition und Widerstand an der Saar breit gefächert waren und von passiver Resistenz, nonkonformem Verhalten, situativer Widersetzlichkeit bis zu organisiertem, auch gewaltsamem Widerstand reichten. Zum Abschluss stellte Rönz den Typus und die Struktur des saarländischen Widerstands genauer vor, wobei er feststellte, dass bis auf einen genuinen jüdischen Widerstand alle Formen anzutreffen seien, was er mit zahlreichen Beispielen belegte. Dabei sei aber der kommunistische, Alltags- und konfessionelle Widerstand am weitesten verbreitet gewesen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Union Stiftung, Rudolf Warnking, begann die erste Sektion am zweiten Konferenztag unter dem Titel "Der Raum und die Methode" und moderiert von Markus Gestier (Saarbrücken). Helmut Rönz eröffnete die Sektion mit einer detaillierten Erklärung der Methode und der Darstellung der Ergebnisse des Forschungsprojekts zum Widerstand an der Saar. Bei der Frage des Untersuchungsraumes, der in dem Projekt das heutige Saarland bildete, verwies der Referent auf die Schwierigkeiten der Abgrenzung der reichsdeutschen und der saarländischen Gebiete, die sich bei der Archivrecherche ergeben können. Als Arbeitsgrundlage galten Wiedergutmachungs- und Entschädigungsakten, Gestapo- und Prozessakten, die derzeitig greifbare Literatur und Zeitzeugeninterviews. Die so erfassten Widerstandsgruppen wurden dann nach folgenden Aspekten aufgearbeitet: Herkunft und Ort des Widerstands, Gruppengröße, politische/ideologische Positionierung der Widerstandsgruppe, Zeitraum und Dauer des Widerstands, Maßnahmen des NS-Regimes und die Intensität bzw. Form des Widerstands. Für die Präsentation der Ergebnisse wies Rönz einmal auf die Online-Publikation auf der LVR-Webseite hin.[1] Dort, so Rönz, finde man eine Karte mit Zoomfunktion, die ähnlich wie Google-Maps funktioniere und in der die bisher erarbeiteten Widerstandsfälle durch Punkte markiert seien. Außerdem kündigte er die Veröffentlichung eines erweiterten Tagungsbandes an, der die Projektergebnisse enthalten werde. Im Anschluss daran referierte MARTIN SCHLEMMER (Duisburg) über "Politik und Raum an der Saar bis 1935". Er verfolgte in seinem Vortrag das Ziel, diejenigen Aspekte herauszufiltern, die die Rückgliederung des Saargebiets an das Reich 1935 beeinflussten. Zunächst fing er mit der Schaffung des Saargebiets durch den Versailler Vertrag an und erläuterte dessen Bestimmungen zum Untersuchungsgebiet: Dazu gehörte die Abstimmung, die 15 Jahre nach Abschluss des Vertrags abgehalten werden sollte, sowie der verwaltungstechnische Aufbau des nun unter der Regierungsgewalt des Völkerbund stehenden Saargebiets. Weiter ging er auf die negativen deutschen und saarländischen Reaktionen auf die französische Besatzung ein, die nicht selten mit nationalen Klischees und rassistischen Ressentiments aufgeladen waren. Anschließend stellte Schlemmer die politische Situation im Saargebiet vor, die sich ähnlich wie im Reich gestaltete und von der Forderung der Rückgliederung dominiert war. Dabei erzielte die NSDAP nur unterdurchschnittliche Wahlergebnisse, das Jahr 1933 markierte dahingehend jedoch einen Wendepunkt. Die Gegner des Nationalsozialismus rekrutierten sich aus dem katholischen und dem linken Milieu. Während es innerhalb der Gewerkschaften, der SPD und der KPD zu einer "Einheitsfront" kam, bildeten sich bei den Katholiken zwei Lager. Schlemmer veranschaulichte diese anhand des Streits zwischen dem Statuts-quo-Befürworter und Gründer der "Neuen Saarpost" Johannes Hoffmann einerseits und dem Trier Bischof und Anhänger der Rückgliederung, Franz-Rudolf Bornewasser, andererseits. Anschließend zog Schlemmer das Fazit, dass sich die Saarländer bei der positiven Abstimmung von 1935 nicht unbedingt für das nationalsozialistische Regime entschieden hätten, sondern für die Zugehörigkeit zur deutschen Nation. Die zweite Sektion mit dem Thema "Partei, Staat und Verfolgungsbehörden", die von Alexander Friedmann (Luxemburg/Saarbrücken) moderiert wurde, leitete ARMIN NOLZEN (Warburg/Bochum) mit seinem Vortrag über "Symbolische Gewalt. Die NSDAP an der Saar vor und nach dem 13. Januar 1935" ein. Grundlage des Vortrags war das Konzept der symbolischen Gewalt des französischen Soziologen Pierre Bourdieu. Nolzen formulierte dementsprechend die Fragestellung, wie es dazu kam, dass die Saarländer in der Abstimmung von 1935 den Status quo abwählten und wie der NS-Konformitätsprozess anschließend verlief. Dazu begann er mit der Bildung der "Deutschen Front" (DF), die strukturelles Abbild der NSDAP gewesen sei. Die DF übte insofern "symbolische Gewalt" aus, als dass sie NS-Ausdrücke und die operativen Praktiken der NSDAP, wie Institutionalisierung, Mobilisierung und Gewalt, übernahm. Die Androhung oder tatsächliche Ausübung von körperlicher Gewalt oder der Ausgrenzung aus sozialen Gefügen erzeugte einen Abschreckungseffekt, der damit eine symbolische Wirkung hatte. Anschließend ging Nolzen weiter auf die Zeit nach der Abstimmung und dem Aufbau der NSDAP im neu gegründeten Gau Rheinpfalz-Saar ein. Den ab März 1935 zu verzeichnenden Mitgliederansturm auf die NSDAP, ihre Gliederungen und angeschlossenen Verbände erklärte Nolzen mit den sozialen, materiellen und symbolischen Vorteilen, die eine Mitgliedschaft mit sich brachte. Die Mitwirkung an der NS-Herrschaft hielt Nolzen in sechs "operativen Praktiken" fest: Institutionalisierung, Kontrolle, Hilfe, Erziehung, Mobilisierung und Gewalt. In seiner Schlussbetrachtung kam Nolzen auf die eingangs gestellten Fragen zurück und legte seine Ausgangshypothese dar: Die DF/NSDAP im Saargebiet benötigte keine übermäßige Repression, um eine Änderung des Status quo zu erreichen, sondern musste lediglich bestehende Dispositionen verstärken. Schließlich merkte er an, dass die Forschungslage über die Organisation von Frauen in der DF/NSDAP und auf sie abgestimmte Propaganda äußerst schlecht sei. PETER WETTMANN-JUNGBLUT (Saarbrücken) folgte mit einem Vortrag über die Arbeit von Justiz, Polizei und Gestapo an der Saar 1935-1945. Er arbeitete Spezifika polizeilichen und behördlichen Handelns an der Saar heraus und verglich sie mit der Polizeiarbeit in anderen Regionen. Hierbei stellte er fest, dass noch einiges - auch empirisch - aufzuarbeiten sei. An der Saar bestanden die Behörden noch aus Beamten der Völkerbundszeit, nur die Gestapo wurde neu aufgebaut. Dies habe jedoch nicht zu einem milderen Klima an der Saar geführt. Denn auch hier entwickelte sich die Polizei bis 1939 zum willigen Vollstrecker der Gewaltherrschaft. Auch die Justiz war nicht unbedingt milder als anderswo im Reich - im Gegenteil - eine vergleichsweise weniger harte Urteilskultur lasse sich für das Sondergericht Saarbrücken auf keinen Fall feststellen. Nach der Pause eröffnete Stefanie Schild (Bonn) die dritte und letzte Sektion, die die Ergebnisse des Projekts vorstellte. RALF FORSBACH (Bonn) begann mit einem Vortrag über den linken Widerstand an der Saar. Das Saargebiet sei für die politische Linke vor der Wiedereingliederung 1935 von großer Attraktivität gewesen. Deswegen ging Forsbach zunächst auf die Rolle des Saargebiets für die linke Opposition im Reich und den aus dem Saargebiet ins Reich getragenen Widerstand ein. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass die Widerstandstätigkeit vor allem aus dem Schmuggel von kommunistischem Schriftgut bestand. Der Referent betonte dabei die Gefahr des Verrats. Weiterhin hatte das Saargebiet eine große Bedeutung als Rückzugsgebiet für NS-Gegner aus dem Reichsgebiet. So suchten Kommunisten dort entweder nach Unterstützung für ihren Kampf gegen den Nationalsozialismus im Reich oder sie sahen sich gezwungen, ins Saargebiet zu fliehen und von dort aus Widerstand zu leisten. Oft war das Saargebiet nur eine Durchgangsstation für die Verfolgten, denn nach dem "Anschluss" 1935 flohen viele von ihnen über Forbach nach Frankreich und leisteten von dort aus Widerstand. Abschließend stellte Forsbach den saarländischen Widerstand seit der Angliederung des Saargebietes an das Reich vor. Dabei unterschied er zwischen den öffentlichen Unmutsäußerungen und der geheimen politischen Arbeit. Insgesamt untermauerte er seinen Vortrag mit zahlreichen Beispielen aus dem Saarland. Der nächste Referent, HERMANN-JOSEF SCHEIDGEN (Köln), war für den konfessionellen Widerstand an der Saar zuständig. Zunächst begann er mit einem kurzen Überblick über die konfessionelle Entwicklung im Saarland, wobei er konstatierte, dass ab dem 19. Jahrhundert ein Wandel der konfessionellen Strukturen hin zum Katholizismus stattfand. Außerdem ging er auf den konfessionellen Widerstand und dessen Formen im Allgemeinen ein. Dabei lasse sich feststellen, dass diese Art des Widerstands aus dem jeweiligem Glauben resultiere, dessen religiös-ethische Maxime zum Handeln auffordere. Die Formen des Widerstands erstreckten sich über Verweigerung und öffentlichen Protest. Dabei sei die katholische Opposition wegen des gut organisierten katholischen Milieus im Saargebiet recht stark gewesen. Der Referent hob auch das Engagement von Frauen hervor. Bei den Protestanten stellte Scheidgen fest, dass es zwar eine große Anzahl von Aktionen zur innerkirchlichen Selbstbehauptung gab, jedoch kein übergreifendes Konzept zu erkennen gewesen sei. Das lag seiner Ansicht nach daran, dass die Zentren des protestantischen Widerstands in der Rheinprovinz, beispielsweise in Elberfeld, zu finden waren, wohingegen der Katholizismus ein "Bollwerk" in St. Wendel hatte. Zum Schluss erwähnte Scheidgen ausdrücklich, dass konfessioneller Widerstand nicht nur in den großen Kirchen entstand, sondern auch in kleinen Glaubensgemeinschaften, wie den evangelischen Freikirchen und den Zeugen Jehovas. Insbesondere für letztere sei eine numerisch und qualitativ hohe Widerstandsaktivität nachzuweisen, die vom Verweigern des "Hitler-Grußes" bis hin zur Verweigerung am Kriegsdienst teilzunehmen, reichte. Die Tagung endete mit dem Vortrag von ANSGAR KLEIN (Bonn) über den bürgerlichen, den Retter- und Alltagswiderstand gegen das NS-Regime an der Saar. Klein begann mit der Vorstellung des bürgerlich-liberalen Widerstands, bei dem er die reichsweite Vernetzung des Kölner-, Kreisauer- und Goerdeler-Kreises mit dem militärischen, kirchlichen oder gewerkschaftlichen Widerstand hervorhob. Danach ging Klein auf den Retterwiderstand ein, der anhand der Pogromnacht 1938 in zwei Phasen unterteilt werden könne. Die erste Phase, so der Referent, war von Solidarität mit jüdischen Mitbürgern gekennzeichnet, die meist ohne strafrechtliche Folgen war. Nach der Pogromnacht verschärfte sich jedoch die Diskriminierung der Juden, weswegen eine nennenswerte Zahl von ihnen die Flucht ins Ausland wagte. Dabei fanden die illegalen Grenzüberschreitungen oftmals mit Hilfe Dritter statt. Diese Helfer waren jedoch häufig von finanziellen Motiven getrieben, statt von humanen. Der Kriegsausbruch unterbrach dies. Die 1941 einsetzenden Deportationen lösten ein Untertauchen von Juden in die Illegalität aus, wobei sie ebenfalls auf die Hilfe von nicht-jüdischen Verwandten oder Freunden angewiesen waren. Ebenso erging es Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern oder Deserteuren. Der Alltagswiderstand lasse, so Klein, nicht immer auf grundsätzliche Kritik am oder die Beseitigung des Nationalsozialismus schließen, dennoch sah der NS-Staat jede öffentliche Unmutsäußerung als Angriff. Nicht nur die öffentliche Kritik, sondern auch das Hören von feindlichen Sendern lasse sich unter diese Kategorie fassen. Als letztes stellte Klein die Jugendopposition vor, für die er das Mitglied der "Weißen Rose" Willi Graf als Beispiel anführte. Auch Jugendcliquen, wie die in Saarbrücken aktive "Pogobande", nannte er hier. Diese in der Tradition der Bündischen Jugend stehenden Gruppen grenzten sich demonstrativ von der Hitlerjugend und dem Bund Deutscher Mädel ab. Sie druckten beispielsweise Plakate und Flugblätter oder beschrifteten Wände mit dem "PX"-Zeichen. Abschließend erfolgte eine Podiumsdiskussion, die von Michael Lentes, Redakteur des Saarländischen Rundfunks, geleitet wurde. Bei dieser ging es zunächst um Formen des Widerstands und Einordnungsprobleme. Hauptthema des Gesprächs mit Podium und Publikum war jedoch das "Saarländische Trauma" (Rönz). Warum stimmte eine Region, in der die Nationalsozialisten bei Wahlen stets schlecht abschnitten, mit einer so überwältigenden Mehrheit für den "Anschluss"? Auch auf dieser Tagung konnte die Frage nicht letztgültig beantwortet werden. Die Aufarbeitung des "Saarwiderstands" lässt auf neue Ansätze und Fragen zur Forschung hoffen. Nicht zuletzt erfolgten durch dieses empirische Projekt eine Verbreiterung der Datenbasis und eine beispielhafte Erfassung von Widerstandsaktivitäten für eine ganze Region. Die Erfassung der Fälle über Onlinekarte und Datenbank ist ein innovativer Ansatz, der nicht nur von der Forschung, sondern auch von Bildungsinstitutionen, Schulen und interessierten Laien vor Ort genutzt werden kann. Konferenzübersicht: Helmut Rönz (Bonn): Widerstand an der Saar 1935-1945 Rudolf Warnking (Saarbrücken): Begrüßung Helmut Rönz (Bonn): Widerstand an der Saar - Eine Einführung Martin Schlemmer (Duisburg): Politik und Raum Saar bis 1935 Armin Nolzen (Warburg/Bochum): Symbolische Gewalt. Die NSDAP an der Saar vor und nach dem 13. Januar 1935 Peter Wettmann-Jungblut (Saarbrücken): Justiz, Polizei und Gestapo an der Saar Ralf Forsbach (Bonn): Linker Widerstand gegen das NS-Regime im Saarland Hermann-Josef Scheidgen (Köln): Konfessioneller Widerstand an der Saar Ansgar Klein (Bonn): Bürgerlicher Widerstand, Retterwiderstand und Alltagswiderstand gegen das NS-Regime an der Saar 1935-1945 Podiumsdiskussion, Moderation: Michael Lentes, Redakteur, Saarländischer Rundfunk |
Date: 2014/09/18 21:01:16
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Die Pfarrei im späten Mittelalter -
Rezension Wohl kaum eine Institution prägte im späten
Mittelalter so sehr das Leben der Menschen wie die Pfarrei. Bei Historikerinnen
und Historikern hat sie dennoch wenig Aufmerksamkeit gefunden. Nicht zuletzt
liegt dies daran, dass sich die traditionelle Geschichtswissenschaft, wie sie im
19. Jahrhundert geprägt wurde, vor allem den überregionalen, politisch
relevanten Institutionen der katholischen Kirche zuwandte: dem Papsttum, den
Orden, den Bistümern. Um dem vernachlässigten Thema die gebührende
Aufmerksamkeit zu verschaffen, spannt der vorliegende Band einen weiten
thematischen Bogen. Nachdem Enno Bünz kurz in Geschichte und
Probleme der Forschung eingeführt hat, widmet sich Wolfgang Petke der
Entwicklung der Pfarrei in Früh- und Hochmittelalter, vor allem in
kirchenrechtlicher Hinsicht. Seine Ausführungen über die Entwicklung vom
Eigenkirchen- zum Patronatsrecht, über die Entstehung der Pfründe und der
Territorialpfarrei sind in Zukunft als Einstieg in die behandelten Sachverhalte
wie in die Forschungsfragen zu benutzen.
Harald Müller führt die kirchenrechtliche Betrachtung
weiter in das Spätmittelalter. Es zeigt sich, dass die Pfarrei in den Texten des
Corpus iuris canonici nicht systematisch abgehandelt wurde, doch regelten
einzelne Bestimmungen Punkte, die oft strittig waren. Dies entsprach der
Eigenart des mittelalterlichen Kirchenrechts. In diesem Fall war eine umfassende
Regelung ohnehin besonders schwierig, weil die Pfarrei zu vielgestaltig war und
zu viele Bereiche des Lebens betraf. Das Verhältnis der Pfarrei zu den Obrigkeiten
behandelt Christoph Volkmar anhand aussagekräftiger Beispiele vor allem aus
Thüringen und Sachsen. Die Bischöfe verfügten zwar über umfangreiche Befugnisse
und Pflichten zur Kontrolle der Geistlichen wie der Kirchen, konnten diese aber
nicht ausüben, teils aufgrund mangelnden Interesses, vor allem aber aufgrund
konkurrierender Ansprüche der Patrone, der Archidiakone – und der politischen
Gewalten. Denn viele Fürsten versuchten im späteren Mittelalter immer wieder,
Einfluss auf das Kirchenwesen ihres Machtbereichs zu nehmen, manche Städte taten
es ihnen gleich. Nicht aber größere Missstände oder geringerer Eifer bei deren
Bekämpfung hätten letztlich zur Kritik an der Kirche geführt, so schließt
Volkmar ganz richtig, sondern die gestiegenen Ansprüche der Laien – Ansprüche,
so müsste man hinzufügen, die gerade von Geistlichen geweckt worden waren.
Mit Pfarreien in Städten beschäftigt sich Felicitas
Schmieder. Sie stellt heraus, dass die Zahl der Pfarrkirchen und überhaupt die
Anzahl und Lage der Kirchen in einer Stadt von den jeweiligen rechtlichen,
politischen und siedlungsgeografischen Gegebenheiten und Entwicklungen abhing.
Insbesondere gab es keinen Zusammenhang zwischen der Größe der Stadt und der
Zahl der Pfarrkirchen. Andreas Odenthal bietet einen breit angelegten,
grundlegenden Überblick über ein Thema, das bislang noch nicht umfassend
behandelt wurde: die Liturgie in Pfarrkirchen. Neben einigen allgemeineren
Tendenzen zeigt sich, wie individuell sich die Praxis in jeder einzelnen
Pfarrkirche gestaltete. Eine weitgehend vernachlässigte Quellengattung stellt
Franz Fuchs vor: die Pfarrbücher, d. h. Aufzeichnungen, die Pfarrer oder ihre
Vertreter über den Besitz und die Einnahmen der Pfarrei anfertigten. Den
Reichtum dieser Quellen belegt Fuchs, indem er ein solches Buch und seinen Autor
Paul Gössel, Pfarrer von Gebenbach bei Amberg in der Oberpfalz, näher vorstellt.
Viele anschauliche Details zum Alltag des Pfarrers bieten sich hier, bis hin zu
Größe und Mobiliar des Pfarrhauses, wo sogar „zwei stul zu heimlicher notdurft“
belegt sind. Gabriela Signori behandelt die erhöhte Wertschätzung,
die dem Taufsakrament seit dem Basler Konzil zugemessen wurde, und spürt diesem
Phänomen nicht nur in Synodalstatuten, sondern auch in der Tafelmalerei nach und
wendet sich schließlich den Taufsteinen zu, die im 15. Jahrhundert in den
Pfarrkirchen vermehrt gestiftet wurden. Marc Carel Schurr behandelt exemplarisch städtische
Pfarrkirchen im deutschen Südwesten in Hinblick auf ihren Bau und Ausbau,
besonders aber als symbolischen Ausdruck von politischen und religiösen
Bestrebungen der jeweiligen Städte. Eine Stiftung von Laien, die durch ihren finanziellen
Umfang und ihre Strahlkraft ungewöhnlich war, behandelt der materialreiche
Aufsatz von Heinrich Dormeier. Insgesamt begünstigten nur wenige Stiftungen in
Lübeck die Pfarrkirchen der Stadt; bevorzugt wurden vielmehr Klöster und – ab
der Mitte des 15. Jahrhunderts – Bruderschaften. Eine Ausnahme bildeten die
Marienhoren, die 1462 in der Marienkirche, der größten Pfarrkirche der Stadt,
von 40 Angehörigen der führenden Familien eingerichtet wurden. Die Stiftung
wurde immer mehr ausgeweitet. Schließlich gründete man auch eine Bruderschaft,
die sich der Marienverehrung widmete. Bald entstanden ähnliche Marienhoren an
den anderen Pfarrkirchen Lübecks und in anderen Hansestädten.
Arnd Reitemeier beschreibt vor allem anhand von
Quellen aus der Pfalz und dem Südwesten des Reichs die sehr vielgestaltigen und
von Ort zu Ort unterschiedlich ausgeprägten Rechte, Pflichten und Funktionen der
Pfarrgemeinde. Diese sollte z.B. den Pfarrer ökonomisch unterstützen,
insbesondere durch die Zehntzahlung, sich finanziell am Unterhalt des
Kirchengebäudes beteiligen und den Glöckner entlohnen. Außerdem wirkte sie beim
Sendgericht mit, das ein Beauftragter des Bischofs jährlich abhielt. Zu guter
Letzt stellten die Kirche und der Friedhof als Orte, an denen sich die
Pfarrkinder trafen, auch Kommunikationszentren dar. Insgesamt trugen die
ländlichen Pfarrgemeinden schon im Mittelalter dazu bei, dass sich die Bewohner
eines Dorfs als Gemeinschaft verstanden und von anderen Siedlungen abgrenzten.
Die Funktionen von Dorfkirchhöfen in Westfalen
untersucht Werner Freitag. Ihre Nutzung beschränkte sich nicht darauf, ein
Begräbnisort zu sein. Vielmehr wurden sie häufig befestigt, wobei nicht die
„gezielte fortifikatorische Nutzung“ (S. 386) im Vordergrund stand, sondern die
Aufbewahrung der Agrarprodukte im sogenannten Spieker. Später wurde dieses
Speichergebäude auch als Aufwärmstube und Wohnung genutzt, ja es finden sich auf
manchen Kirchhöfen sogar mehrere Wohngebäude; es handelte sich um die
Unterkünfte der Dorfarmen. Wiederum erweist sich, dass der Kirchhof auch ein
Platz der Kommunikation unter den Lebenden war, ein Versammlungsort der
Dorfbewohner nämlich – auch deswegen, weil dort oft ein Wirtshaus stand. Alle
diese Nutzungen förderten wie ein Katalysator die Gemeindebildung.
Am abschließenden Resümee von Enno Bünz zeigt sich
indirekt eine Eigenart des Bandes wie des Themas. Bünz fasst im Wesentlichen nur
die Erträge der einzelnen Beiträge zusammen und formuliert eine Reihe weiterer,
lohnender Forschungsaufgaben. Übergreifende Ergebnisse formuliert er nicht,
allenfalls scheinen Leitmotive auf. Ein oberflächlicher Leser könnte angesichts dieses
auffälligen Befunds womöglich weitergehen und mäkeln, dass es in einigen
Beiträgen gar nicht um eine Pfarrei oder um Pfarreien an sich gehe, sondern nur
um Dinge, die irgendwie mit Pfarreien zusammenhängen: um Pfarrkirchen
(hinsichtlich ihrer Lage und ihrer Architektur), um einzelne Dinge in der
Pfarrei (wie Kirchhof, Pfarrhaus oder Pfarrpfründe) oder in der Kirche (wie
Messstiftungen oder Taufbecken). Die Feststellung als solche wäre auch durchaus
richtig, ganz falsch aber die Auffassung, dass dieser Umstand einen Mangel
darstelle. Ganz im Gegenteil: Die Wichtigkeit der Pfarrei in der
spätmittelalterlichen Gesellschaft zeigt sich gerade daran, dass man sie nicht
isoliert betrachten kann. Derart eng verwoben ist jede Pfarrei mit ihrem Umfeld,
dass jeder Blick auf sie zwangsläufig zur Sozial-, Kirchen-, Rechts-, Alltags-
oder Liturgiegeschichte führt und wahrscheinlich gleich mehrere dieser Felder
berührt. Ferner ist jede Pfarrei durch ihr Umfeld derart stark geprägt, dass
kaum eine der anderen gleicht. Genau deswegen lässt sich der Ertrag des ganzen
Bandes gar nicht dadurch erfassen, dass man drei oder vier Ergebnisse
präsentiert, womöglich gar schlagwortartig verknappt. Der wichtigste Beitrag des
Bandes zur Forschung ist es vielmehr, diese Vielfalt und Anpassungsfähigkeit der
Pfarrei sowie die daraus resultierende unlösliche Verquickung mit
unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft gebührend hervorzuheben: „Die“
Pfarrei gab es nicht. „Pfarreien“ aber drängen sich der Geschichtswissenschaft
als attraktiver, erkenntnisträchtiger Gegenstand
auf. Titel:
Die Pfarrei im späten Mittelalter Reihe:
Vorträge und Forschungen 77 Herausgeber:
Bünz, Enno; Fouquet, Gerhard Ort:
Ostfildern Verlag:
Jan Thorbecke
Verlag Jahr:
2013 ISBN:
978-3-7995-6877-7 Umfang/Preis: 439 S., 49
Abb.; € 64,00 Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Copyright (c) 2014 by H-Net, Clio-online, and the
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Date: 2014/09/20 09:25:48
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Vortrag von Dr. Ulrike Grunewald im Mia-Münster-Haus
Am Freitag, 26. September hält ZDF-redakteurin Dr. Ulrike Grunewald einen Vortrag überHerzogin Luise von Sachsen-Cobburg-Saalfeld.
Jede St. Wendeler kennt Luise. Durch die Heirat ihres Sohnes Prinz Albert mit Königin Victoria gillt sie als Stammmutter des englischen Königshauses.Außerhalb unserer Stadt ist diese faszinierende Figur des frühen 19. Jahrhunndets dennoch weitgehend unbekannnt.
Mit ihrer Dissertation "Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1800 - 1831) - Lebensräume einer unangepassten Herzogin" legt Dr. Grunewald eine umfassende Biografie Luises vor. Sie untersucht das Schicksal der Herzogin vor dem Hintergrund adeliger Frauen im patriarchalischenObrigkeitsstaat des 19. Jahrhunderts.
Luises leben war geprägt von ihrem Streben nach Unabhängigkeit sowie von gravierenden Einschnitten. Mit nur 16 Jahren heiratete Luise Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Nachdem acht Jahre später die Ehe zerbbrochen war, wurde Luise vom Hof verbannt und nach St. Wendel geschickt. Hier war sie bald aufgrund ihres Liebreizes und ihres großen sozialen Engagements von derBevölkerung hoch geschätzt. Bevor Luise 1831 an Krebs starb, verlebte sie fünf glückliiche, selbstbestimmte Jahre in zweiter Ehe in St. Wendel.
Dr. Ulrike Grunewald ist stellvertretende Leiterin der Redaktion Zeitgeschehen beim ZDF. Sie ist Autorin mehrerer Bücher und TV-Dokumantationen, u.a. über das englische Königshaus. Ihre Dissertation über Herzogin Luise wurde im BBöhlau-Verlag als Buch veröffentlicht.
In ihrem Vortragam Freitag, den 26. September wird Dr. Grunewald ihr Buch vorstellen und über den Lebenslauf, den geschichtlichen Hintergrund sowie die Bedeutung Luises referieren.
Die Veranstaltung des Stadtarchivs St. Wendel findet in den Räumen der Stadt- und Kreisbibliothek im Miia-Münster-Haus statt. Beginn ist um 19:00 Uhr. Der Eintritt ist ffrei.
aus:Oberthaler Nachrichten vom 18. September
Date: 2014/09/21 17:48:30
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
"Freundeskreis Bleidenberg e.V."; Ortsgemeinde
Oberfell
07.11.2014-09.11.2014, Oberfell an der Mosel, Mosella-Halle, Schulstr. 2, 56332 Oberfell / Mosel Konf: "Die Hütte brennt." - Feuer im Kontext von Bauwerken
in Mittelalter und Früher Neuzeit - Oberfell an der Mosel 11/14 Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht Feuer im Kontext von mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bauwerken wie Burgen, Klöstern und Städten sowie die damit verbundenen baulichen Elemente. Feuer hatte im Mittelalter vermutlich eine wesentlich größere Bedeutung als im Europa des 21. Jahrhunderts und war den Menschen immer präsent. Sei es als Wärmequelle in Form von Kaminen, Öfen oder Fußbodenheizungen, sei es als zentraler Bestandteil der Küche. Feuer war aber auch eine Gefahr, der begegnet werden musste, beispielsweise durch Brandschutzverordnungen, und gar zu häufig kam es dennoch zu verheerenden Bränden. Feuer war aber auch eine Waffe für einen Angreifer bei einer Belagerung, und ab dem Spätmittelalter war es unverzichtbare Grundlage zur Benutzung von Feuerwaffen. Diesem Spannungsfeld zwischen Lebenselixier und Lebensbedrohung wollen sich die Vorträge der Tagung annähern. Es wird untersucht, wie die Menschen in den genannten Zusammenhängen und darüber hinaus mit den Möglichkeiten und Gefahren des Feuers umgingen, und welche baulichen und regulativen Lösungen zur Nutzung von oder zum Schutz vor Feuer gefunden wurden. Auch wenn der Bezug zu Bauwerken ausdrücklich intendiert ist, soll insbesondere die kulturhistorische Dimension des Themas im Zentrum der Tagung stehen. Ziel der Tagung soll es sein, anhand der Zusammenschau der Beiträge eine Annäherung an die Frage nach dem Umgang mit Feuer im Mittelalter zu finden, einen ersten Überblick zu schaffen und weitere Forschungsfragen zu formulieren. Die Tagungskosten betragen 30,- Euro, Tageskarten sind für 10,- Euro zu erwerben. Um Anmeldung wird gebeten durch Überweisung des Tagungsbeitrages auf das Konto der Ortsgemeinde Oberfell bei der Sparkasse Koblenz: Konto-Nr. 16 000 200, BLZ 570 501 20, IBAN: DE29 5705 0120 0016 0002 00, SWIFT-BIC: MALADE51KOB. Bitte als Verwendungszweck unbedingt angeben: "Burgensymposion 2014, Vorname / Nachname / Wohnort"! Unterkünfte stehen zur Verfügung im Tagungshotel "Zur Krone", E-Mail: info(a)krone-oberfell.de, Telefonnummer 02605 / 665; weitere Unterkünfte können bei der Ortsgemeinde Oberfell erfragt werden; E-Mail: gemeinde.oberfell(a)t-online.de, Telefonnummer 02605 / 4484 (Öffnungszeiten wochentags von 15.00 Uhr bis 17.30 Uhr). Bei weiteren Fragen können Sie sich gerne an die Ortsgemeinde Oberfell (s. o.) oder an Olaf Wagener, E-Mail: olaf.wagener(a)gmx.de, Telefonnummer 02732 / 30 30 18 oder 0151 / 56 04 59 95, wenden. ------------------------------------------------------------------------ Freitag, 07.11.2014 09.00 Uhr Grußworte und Einleitung 09.30 Uhr Andreas Priesters, Aachen: "... bie nahe die gantze Stadt ist in die aschen geleget worden..." Der Aachener Stadtbrand von 1656 und die Folgen für den Wiederaufbau 10.00 Uhr Patrick Sturm, Stuttgart: Feuerschutz und Brandbekämpfung in der mittelalterlichen Stadt 10.30 Uhr Kaffeepause 10.45 Uhr Thomas Wozniak, Marburg: Kirchen und Feuerschutz in Nowgorod im Mittelalter 11.15 Uhr Waltraud Friedrich, Karben: "Strohdächer sollen hinfuhro nicht geduldet werden, sondern man soll sie alle abbrechen..." Hessische Brandschutzverordnungen vom 16.-18. Jahrhundert zwischen landesherrlicher Fürsorge und ordnungspolitischem Gestaltungswillen 12.00 Uhr Mittag 14.00 Uhr G. Ulrich Großmann, Nürnberg: Brandspuren an Burgen als Hinweise zur Baugeschichte 14.30 Uhr Jürgen Wesche, Leverkusen: Bewertung historischer Bauteile unter Brandbeanspruchung 15.00 Uhr Kaffeepause 15.20 Uhr Olaf Wagener, Heidelberg: Die Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg anhand der baulichen Befunde 15.50 Uhr Bernhard Kreutz, Trier: Die Burgensprengungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg als Brandspur in der Historiographie 16.20 Uhr Jens Friedhoff, Hachenburg: Brandzerstörung und Wiederherstellung von Burgen im frühen 20. Jahrhundert: Die Brandkatastrophen von Burg Eltz und Schloss Burg an der Wupper 1920 16.50 Uhr Kaffeepause 17.10 Uhr Bernd Fuhrmann, Kiel: Kommunale Holzbeschaffung und Holzmangel in einem hölzernen Zeitalter 17.40 Uhr Gerold Bönnen, Worms: Stadtbrände in Worms im hohen Mittelalter anhand der chronikalischen Überlieferung 18.10 Uhr Michael Schlachter, Trier: "...und wir hatten große Furcht vor den Städtern." Vorwürfe und Übergriffe gegen Juden vor dem Hintergrund mittelalterlicher Stadtbrände. 19.00 Uhr Abendessen Samstag, 08.11.2014 9.00 Uhr Dieter Barz, Alzey: Feuer im archäologischen Kontext der salierzeitlichen Burg Schlössel bei Klingenmünster 9.30 Uhr Tamás Pusztai, Miskolc: Typisch oder ein Einzelfall? Was hätte auf Burgen im Ungarn des 13. Jahrhunderts brennen können? 10.00 Uhr Kaffeepause 10.20 Uhr Beate Sikorski, Bochum: Feuer - moderne Prospektionsmethoden in der Archäologie 10.50 Uhr Eva Cichy, Olpe: Feuriges Ende für Motte und Fronhof - archäologische Zeugnisse zum Ende der Grundherrschaft des Grafen von Isenberg 11.20 Uhr Hermann Girhard, Montabaur: Brandermittlung bei der Polizei (Arbeitstitel) 12.15 Uhr Mittagessen 14.00 Uhr Klaus Freckmann, Berlin: Die Position der Feuerstelle an einer Außenmauer oder in der Hausmitte 14.30 Uhr Mieczyslaw Grabowski, Lübeck: Feuerungsanlagen (Feuerstelle - Ofen - Warmluftheizung) im bürgerlichen Haus des Mittelalters an Beispiel Lübecks 15.00 Uhr Achim Wendt, Heidelberg Abgebrannt und aufgeheizt - Gründe zum Wandel von Raumheizungen und Raumorganisation in spätmittelalterlichen Turmhäusern auf dem Hunsrück 15.30 Uhr Kaffeepause 15.50 Uhr Heiko Laß, Hannover: Funktion und Status - Öfen und Kamine im frühneuzeitlichen Schlossbau 16.20 Uhr Elizabeth den Hartog, Leiden: Sculpture on fireplaces in northern Netherlandish castles (and elite city dwellings) 16.50 Uhr Michael Burger, Freiburg: Im Schein des Feuers - die Kaminplatten der Burg Staufen 17.20 Uhr Benedikt Stadler, Mannheim: Barocke Heiz- und Kochtechnologie im Rhein-Neckar-Kreis 18.00 Uhr Abendessen 20.00 Uhr Festvortrag: Thomas Bitterli, Basel: Licht und Beleuchtung in mittelalterlichen Burgen Sonntag, 09.11.2014 9.00 Uhr Beatrix Petznek, Bruck / Leitha: Prometheus sei Dank - Fluch und Segen einer tollen Entdeckung 9.30 Uhr Hans-Joachim Kühn, Homburg: "Flüssiges Feuer". Brandkampfmittel im byzantinischen Militärwesen 10.00 Uhr Johannes Müller-Kissing, Hagen: "Wie man macht, dass die Hütte brennt" - Feuermittel bei Belagerungen vom Mittelalter bis in die Neuzeit 10.30 Uhr Siegrid Schmidt, Salzburg: Der Saalbrand im 'Nibelungenlied' - ein Brand mit Jahrhundertfolgen 11.00 Uhr Gert Ressel, Köln: Alles ist hell, aber es ist kein Tag 11.30 Uhr Kaffeepause 12.00 Uhr Daniel Burger, Nürnberg: Signalfeuer und Rauchzeichen auf Burgen 12.30 Uhr Michael Rykl, Prag: Die baugeschichtliche Aussage eines Brandes. Das Fallbeispiel der Feste Litovice bei Prag um 1450 13.00 Uhr Martin Wenz, Karlsruhe: Die Schönauer Hütte im Wasgau 13.30 Uhr Claudia Zdolsek, Klagenfurt: Kalkbrennen am Burgbau Friesach - Die Rolle des Feuers auf der mittelalterlichen Baustelle 14.00 Uhr Ulrich Knapp, Ludwigsburg: Brandschutz im Kloster Salem ------------------------------------------------------------------------ Dipl.Rpfl. Olaf Wagener M.A. Freundeskreis Bleidenberg 0151/56045995 olaf.wagener(a)gmx.de |
Date: 2014/09/22 21:44:54
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Eulenstein, Julia: Territorialisierung mit dem Schwert? Die
Fehdeführung des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg (1307/08-1354) im Erzstift Trier (= Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 115) [6 Karten]. Koblenz: Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 2013. ISBN 978-3-931014-86-5; X, 612 S.; EUR 44,00. Inhaltsverzeichnis: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_21396.pdf> Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Anne-Katrin Kunde, Institut d'Histoire, Université du Luxembourg E-Mail: <anne-katrin.kunde(a)uni.lu> Balduin von Luxemburg, Bruder des 1313 verstorbenen Kaisers Heinrich VII., Onkel des böhmischen Königs Johann und langzeitiger Unterstützer König Ludwigs des Bayern, amtierte nicht nur als Erzbischof von Trier, sondern zwischen 1328 und 1336 als Administrator des Erzbistums Mainz sowie zwischen 1331 und 1337 zeitweise auch als Administrator der Bistümer Speyer und Worms. Damit war er war nicht nur eine der einflussreichsten und mächtigsten Personen seiner Zeit, sondern seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Gegenstand etlicher Biografien, diverser Untersuchungen zu verschiedensten Aspekten der Geschichte des späten Mittelalters und natürlich auch zahlreicher landesgeschichtlicher Studien. So mag eine Dissertation zu einem vermeintlich derart "beackerten Feld" zunächst überraschen, zumal hier oft behandelte Themen wie Burgenbau bzw. -politik und Ausbau bzw. Territorialisierung der Kurlande vor dem Hintergrund einer ebenfalls nicht unbekannten Quellenlage abermals aufgegriffen werden. Die Autorin der 2009/10 an der Universität Gießen eingereichten Dissertation stellt daher das Instrument der Fehde bzw. der anschließenden Sühne in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung, um aus landesherrlicher Perspektive zu hinterfragen, ob "das Wechselspiel von Fehde und Sühne zur Konsolidierung und zum Ausbau der eigenen Einflussbereiche [zu] nutzen [war], und welchen Stellenwert [...] Fehdeführung und Sühneschluss als Mittel im Territorialisierungsprozess in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts" (S. 6) hatte, wobei sie betont, dass der "Blick gerade auf diesen Zeitraum [...] bisher ein Desiderat der Fehdeforschung" (S. 19) war. Wie in der Einleitung (S. 3-42) formuliert, war eine wesentliche Grundlage der Untersuchung zunächst das in Kopialbüchern, den sogenannten Balduineen[1], versammelte Urkundenmaterial, in das die "meisten erzbischöflichen Sühnen eingetragen wurden" (S. 14f.) und das somit für die Herausarbeitung des Fehdegrundes und der Intentionen Erzbischof Balduins besonders wichtig war. Doch zog die Autorin ebenfalls die Urkundenausfertigungen der Bestände zahlreicher vor allem südwestdeutscher Archive heran (ohne leider genaue Signaturen im Quellenverzeichnis auszuweisen), was nicht nur ein immenser Arbeitsaufwand gewesen sein dürfte, sondern der Beschreibung der einzelnen Fehden im Detail zu Gute kommt. Darüber hinaus wurde sogenanntes Verwaltungsschriftgut, ferner erzählende Quellen auch jüngeren Datums berücksichtigt, um die "Konfliktwahrnehmung und vor allem [die] Konfliktdarstellung auf der kurtrierischen Seite" (S. 14f.) zu untersuchen. In "Fortführung des von Otto Brunner initiierten Ansatzes" (S. 6f.)[2] versteht Julia Eulenstein Fehde als "Rechtsstreit unter Einsatz von Waffengewalt" (S. 27) bzw. als legitimes Rechtsinstrument, das in der Zeit des Spätmittelalters einen hohen Stellenwert besaß und bei dem am Ende der Fehde "das neue Recht in der die Gewalt beendenden Sühne festgeschrieben wurde" (S. 5). Den von ihr verwendeten "Arbeitsbegriff" Fehde, für den es "im Umkreis des Erzstifts Trier in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts keine feststehende Begrifflichkeit" (S. 31) gegeben zu haben scheint, möchte sie daher im Weiteren schärfen, indem sie Fehde mittels einer Binnendifferenzierung semantisch von anderen Streitformen, Straftaten oder auch vom Krieg abzugrenzen sucht. Als Unterscheidungskriterium gilt ihr die Intensität, mit der die Auseinandersetzungen geführt wurden, die sie anhand der Kombination der in den Quellen verwendeten überwiegend deutschen Begriffe auszumachen sucht. Auf Grund dessen unterscheidet die Autorin drei unterschiedliche Eskalationsstufen von Konflikten: Die erste sei durch die Vokabel zweiunge und Gewaltfreiheit gekennzeichnet. Stufe zwei lasse sich durch die Verwendung einer Begriffsreihe charakterisieren, in der die Ausdrücke schaden, zweyungen, missehelungen, ansprachen und ufleufe kombiniert werden können. Die oberste Eskalationsstufe weise "meistens die Begriffsreihe criege, urleuge, tzweiung, uffleufe und mishellunge" (S. 23f.) auf. Letztere seien immer an gewalttätige Konfliktlösung geknüpft. Aber nur für die höchste Stufe möchte die Verfasserin den Terminus 'Fehde' anwenden. Die von ihr definierte mittlere Ebene sei dagegen ein Gewalteinsatz unterhalb der Fehde (S. 26f.). Auch wenn hier eine sprachliche Gradation innerhalb der Quellen ablesbar ist, scheint eine solche etwas schematisch anmutende Unterteilung besonders der beiden letzten Ebenen eher schwierig begründbar. Da die Autorin selbst auf deren Variabilität bzw. fallweise eingeschränkte Verwendbarkeit verweist, bleibt fraglich, ob sich diese sprachlichen Beobachtungen und Klassifizierungen, die anhand des Trierer Materials getroffen wurden, verallgemeinern lassen. Ob sie für den Untersuchungsgegenstand Fehde wirklich weiterführend sind, kann daher nur mittels vergleichender weiterer Studien beantwortet werden. Die "Untersuchung der [die Fehden abschließenden] Sühnebestimmung und die Analyse ihrer Bedeutung für die Konsolidierung und den Ausbau der erzbischöflichen Einflussbereiche" (S. 20) benennt die Autorin als Ausgangspunkt für ihre Überlegungen. Die darin getroffene weitere Unterscheidung der Sühnen in solche mit erzbischöflicher Beteiligung unter militärischem Vorgehen (fehdebedingte Sühnen) und solche ohne "vorherige explizite Gegnerschaft des Erzbischofs" (frevelbedingte Sühnen) (S. 21) strukturiert die Arbeit im Wesentlichen. Für den ersten Teil (Fehden und Landfriedensexekutionen als Sühnegelegenheit, S. 43-484) macht Eulenstein innerhalb ihres Untersuchungszeitraums von fast 50 Jahren "38 Fehden kleineren, größeren und sehr großen Ausmaßes" (S. 4) aus, wobei hier die Dauer das Unterscheidungsmerkmal darstellt. Diese Fälle scheidet sie anhand der Fehdegegner in Adlige und Städte. Die überwiegenden adligen Fehdeführer werden wiederum in fünf geografische Konfliktfelder gliedert: Westerwald, Mittelrhein, Hunsrück und Mosel, Eifel sowie schließlich Saar (woran sich noch ein Kapitel zu kleineren Fehden anschließt, S. 403-431). Die einzelnen Fehden und auch Landfriedensexekutionen werden weitgehend nach demselben Muster beschrieben: Vorstellung der Gegner, Auslöser der Fehde, Fehdeverlauf, Sühnebestimmungen, Motive und Gründe, Analyse. Diesem Muster folgt auch Teil zwei (Umdeutung von Fehde und fehdeähnliche Handlungen als Sühnegelegenheit, S. 485-511). Sprachlich klar gelingt es der Autorin die einzelnen, oft durchaus verworrenen Auseinandersetzungen, die an dieser Stelle keine nähere Vorstellung erfahren können, in zudem stark fragmentierten Gebieten übersichtlich und gut nachvollziehbar darzustellen. Im Ergebnis dieser Einzelfallbetrachtungen konstatiert sie (Fazit, S. 512-530), dass die Fehde ein wichtiges Element im Zusammenhang mit dem Territorialisierungsprozess bildete, da an ihrem Ende rechtsverbindliche Sühnen standen, die in 43 von 50 überlieferten Fällen "den Ausbau und in der Regel auch die Konsolidierung der erzbischöflichen Einflussbereiche zu Ungunsten der gegnerischen Rechte und Möglichkeiten" (S. 515) ermöglichten, wozu nicht nur die bischöfliche Finanzkraft und Infrastruktur des Erzstifts, der Kontakt Balduins zum entsprechenden Reichsoberhaupt und die militärische Überlegenheit des Luxemburgers, sondern auch "die außerordentlich gut organisierte Schriftgutverwaltung" (ebd.) beigetragen habe. Bei der Ausgestaltung der Sühnen agierte der Erzbischof keineswegs aus starrer Haltung heraus, sondern war auch zu Zugeständnissen bereit oder gezwungen und musste in Einzelfällen auch negative Konsequenzen für das Erzstift verzeichnen. Der mittels der Sühnen vorangetriebene Ausbau des Erzstiftes erfolgte in den meisten Fällen jedoch zu Gunsten des Erzbischofs durch die Reaktivierung alter oder den Gewinn neuer Rechte und die Herstellung von "Bindungen", die die Autorin in An- und Einbindungen unterteilt, wovon erstere "eine nicht allzu starke und vor allem (...) nicht exklusive" meint (Lehnsbindungen, Dienstverträge), die zweite hingegen "eine stärkere politische und personelle Bindung an das Erzstift [darstellt] und exklusiv sein" konnte (Ernennung zum Amtmann) (S. 37). Da Frau Eulenstein herausarbeitet, dass "die dauerhafte personelle Anbindung des Gegners (...) für die Entwicklung des späteren Kurstaates Trier einen besonderen Stellenwert" auch aufgrund ihres generationsübergreifenden Charakters beanspruchen kann, wird einmal mehr die Bedeutung der Amtszeit Erzbischofs Balduin von Trier für die Ausgestaltung des späteren Kurstaates unterstrichen. Der umfangreichen Studie sind sechs Karten beigegeben, die vermutlich farbig konzipiert waren, im Druck jedoch in Schwarz-Weiß gehalten sind. Dadurch und durch die geringe Größe und damit einhergehende inhaltliche Reduzierung verlieren sie ihre Informationskraft weitgehend und sind als Illustration der vorangegangenen Ausführungen nur bedingt nutzbar. Auch wenn das Literaturverzeichnis nicht alle zitierte Literatur ausweist (Schütz, "Ludwig der Bayer" oder auch Böhn, nicht Böhm, "Ausgriff in den pfälzischen Raum"[3]) und die Forschungsergebnisse der Luxemburger Mediävistik unberücksichtigt geblieben zu sein scheinen sowie die Gestaltung des Orts- und Personenindexes nicht immer zur Orientierung beiträgt, kann die vorliegende Monografie nahezu als ein Kompendium für die Landesgeschichte des umrissenen geografischen Raumes im 14. Jahrhundert bezeichnet werden, was neben dem Beitrag zur Diskussion um das mittelalterliche und frühneuzeitliche Fehdewesen ihren eigentlichen großen Wert ausmacht. Anmerkungen: [1] Johannes Mötsch (Bearb.), Die Balduineen. Aufbau, Entstehung und Inhalt der Urkundensammlung des Erzbischofs Balduin von Trier, Koblenz 1980. [2] Otto Brunner, Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, Wien 1965, Nachdruck Darmstadt 1990. [3] Alois Schütz, Ludwig der Bayer, König und Kaiser, in: Balduin von Luxemburg, Erzbischof von Trier - Kurfürst des Reiches 1285-1354. Festschrift aus Anlaß des 700. Geburtstages, hrsg. v. Franz-Josef Heyen / Johannes Mötsch, Mainz 1985, S. 55-88; Georg Friedrich Böhn, Der territoriale Ausgriff Balduins von Trier in den pfälzischen Raum, in: ebd., S. 403-412. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Harald Müller <mueller(a)histinst.rwth-aachen.de> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2014-3-179> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2014 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact H-SOZ-U-KULT(a)H-NET |
Date: 2014/09/23 00:02:03
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Salve,
am kommenden Donnerstag, 25ter September, um 19.30 Uhr hält meine Frau Anne
einen Lichtbildervortrag über ihre Wanderung auf dem Jakobsweg von Porto in
Portugal nach Santiago de Compostela in Spanien im vergangenen Mai.
Der Vortrag findet in St. Wendel-Alsfassen im Pfarrsaal der katholischen
Pfarrei St. Anna in der Dechant-Gomm-Straße statt. Der Eintritt ist frei.
Mit
freundlichen Gruessen Roland Geiger |
Date: 2014/09/25 16:55:44
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Salve,
Gestern wurde vor dem Cusanus-Gymnasium in St. Wendel eine Stele in Gedenken an Nikolaus von Cues, genannt „Cusanus“, aufgestellt. Im Rahmen einer Feierstunde in der Aula des Gymnasiums wurde sie der Öffentlichkeit präsentiert, zusammen mit einem Buch mit dem Titel „St. Wendel & Cusanus“. Herausgeber sind Josef Alles und Kurt Bohr bzw. die saarländische Gesellschaft für Kulturpolitik. Das Buch erscheint broschiert im Format A5 und hat 142 Seiten. Darin finden sich folgende Artikel: => „Auf der Bühne der Welt und in der Tiefe des Geistes. Zum Leben des Nikolaus von Kues“ von Eva-Maria Reuther Professor Walter Andreas Euler, Trier, hat zwei Artikel verfaßt => „Nikolaus von Kues - ein bedeutender Lehrer des christlichen Glaubens“ => „Die Schriften des Nikolaus von Kues“ Von Werner Martin aus St. Wendel, der im März gestorben ist, gibt es einen Artikel mit dem Titel „Warum hat Cusanus für die Stadt St. Wendel eine besondere Bedeutung?“. Es folgen zwei Texte aus meiner Feder: „Cusanus und St. Wendel - ein Blick auf die Quellenlage“ sowie „Stadtspaziergang zu Orten, die in St. Wendel an Nikolaus von Kues erinnern“ (wobei der letztere Artikel aus irgendeinem Grund vorn im Inhaltsverzeichnis fehlt :-) Zum Schluß werden Texte von Cusanus abgedruckt, ausgewählt durch Klaus Kremer. Das Opus hat die ISBN 978-3-98159-462.1 und ist im Buchhandel für 12 Euro erhältlich. Außerdem beim Verlag Saarkultur, Saaruferstraße 16, 66117 Saarbrücken, www.opus-kulturmagazin.de Ein paar Exemplare habe ich auch noch zur Verfügung. Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2014/09/27 22:05:37
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Salve,
weiß jemand, was sich hinter der Abkürzung "S.A.E." verbirgt? In alten Büchern gibt es sie massenhaft, aber jeder der Autoren ging davon aus, daß jeder weiß, was gemeint ist. Ich stieß darauf in dem Satz "conseiller aulique, et premier commissaire des guerres de S.A.E. de Trèves". Besagter Herr hieß Philipp Jakob Monreal, verheiratet mit Maria Agathe von
Hame (1659-1708 in St. Wendel).
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2014/09/27 22:45:32
From: Hans-Joachim Kühn <hans-joachim-kuehn(a)gmx.de>
Lieber Roland, S(on) A(ltesse) E(lectorale) = seine kurfürstliche Hoheit Beste Grüße Von: regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net
[mailto:regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net] Im Auftrag von Roland Geiger via Regionalforum-Saar Salve, Besagter Herr hieß Philipp Jakob Monreal,
verheiratet mit Maria Agathe von Hame (1659-1708 in St. Wendel). Mit
freundlichem Gruß |
Date: 2014/09/27 23:18:44
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
In einer eMail vom 27.09.2014 23:06:13 Westeuropäische Sommerzeit schreibt
wagnerphons(a)yahoo.de:
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Jerres,
da wär ich nie draufgekommen - vielen Dank.
Ich schicke es an die anderen Foren, damit jeder weiß, daß es gefunden ist.
Mit freundlichem Gruß
Roland Geiger
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Date: 2014/09/29 08:56:38
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
im Januar 1865 kam es in St. Wendel zu einem Unglücksfall. Kinder hatten in
einem defekten Ofen im oberen Stock des Wohnhauses vermutlich aufgrund der Kälte
ein Feuer angezündet. Zwei Jungen starben an Rauchvergiftung am 4. Januar,
laut Zeitungsmeldung soll ein dritter Junge am Tag darauf gestorben sein. Nun
sind im Standesamt aber nur zwei Jungen erfaßt.
Die Vermutung liegt nahe, daß der dritte in einem Krankenhaus ausserhalb
St. Wendels gestorben ist.
Wo gab es außerhalb St. Wendels damals 1865 ein Krankenhaus?
Weißt das jemand?
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2014/09/29 09:41:14
From: Dr. Max Lindemann <Maxlindemann(a)web.de>