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2012/09/25 09:22:44
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] eintauchen in die kälte
Datum 2012/09/27 12:12:07
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Buchvorstellung in St. Wendel am 9. Oktober
2012/09/19 08:25:50
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[Regionalforum-Saar] Rezi: J.-C. Herrmann: Der Wendenkreuzzug von 1147
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[Regionalforum-Saar] Schuhnägel schreiben Geschi chte
2012/09/25 09:22:44
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[Regionalforum-Saar] eintauchen in die kälte
Autor 2012/09/27 12:12:07
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Buchvorstellung in St. Wendel am 9. Oktober

[Regionalforum-Saar] schon wieder ein buch übers saarlands geschichte

Date: 2012/09/25 09:28:21
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

von namhaften Autoren geschrieben, nun, was immer das heißen mag. Der Preis von 38 Euro wird mich erst mal abschrecken, einer der Namen, die genannt werden auch (von dem kenn ich schon einiges, und gefallen hat mir fast nix von ihm, schreibt mir zu akademisch). Da sich kaum einer der Herren hier oben in unserer Ecke wirklich auskennt, läßt sich (für mich) die Qualität eines solchen Buches oft leicht daran ablesen, was über den Kreis St. Wendel resp. die Geschichte der Stadt verzapft wird. Schaun wir mal.
 
heute in der SZ: 

Das Saarland: Vom Zankapfel zur Brücke

Saarbrücker Stadtarchivar Hans-Christian Herrmann über den Band „Das Saarland. Geschichte einer Region“

Der Historische Verein für die Saargegend, der Saarbrücker Stadtarchivar Hans-Christian Herrmann und Johannes Schmitt, Präsident des Landesverbands der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes, haben ein neues Werk mit dem Titel „Das Saarland. Geschichte einer Region“ herausgegeben. Morgen Abend um 18 Uhr stellen die Autoren den Sammelband in der Staatskanzlei vor. Herausgeber Herrmann erläuterte SZ-Redakteur Dietmar Klostermann Ziele des Bandes.

Herr Herrmann, Sie wollen mit dem Buch der „heranwachsenden Generation helfen, ihre saarländische Identität zu finden“, wie es auf dem Einband heißt. Was bedeutet denn heute „saarländische Identität“?

Herrmann: Zunächst mal die Erkenntnis, dass wir eine Region sind ohne lange gewachsene historische Tradition. Das ist etwas, was uns massiv unterscheidet von anderen Regionen Deutschlands. Wir sind eigentlich ein Gebilde, das erstmals als wirtschaftliche und politische Einheit im 20. Jahrhundert auftritt nach dem Ersten Weltkrieg. Als das Saargebiet, das unter Völkerbundsverwaltung steht. Ab diesem Zeitpunkt sind wir ein wirtschaftlich und verwaltungspolitisch in sich abgeschlossenes Territorium, dass dann auch aufgrund der Sondersituation nach dem Zweiten Weltkrieg weiter besteht. Dann als Saarland, als halbautonomes Land abgetrennt von der Bundesrepublik. Und dann eben als Bundesland Saarland. Das ist eine sehr, sehr kurze Geschichte. Dazu gehört auch, dass wir zwischen Deutschland und Frankreich stehen. Dass aus dem ehemaligen Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland ein Land geworden ist, das sich als Brücke zwischen Deutschland und Frankreich versteht. Mit Blick auf „Marke Saarland“ kann man sagen, dass sich bei uns die Grenzen im Alltag verwischt haben. Von den Lebensweisen her, gerade wenn wir an die Kulinarik und bestimmte Konsumverhalten denken, deutet sich an, dass wir eine Kultursynthese beobachten können. Wir Saarländer haben uns das Schönste und das Bedeutentste der französischen Kultur ausgesucht und zu einer Kultursynthese zusammengeführt.

Gabriele Clemens schreibt in ihrem Beitrag „Letztlich wurde mit den internationalen Friedensverhandlungen (1919/20) das moderne Saarland als eigenständige Gebietskörperschaft geschaffen.“ Wie vielen Saarländern ist heute bewusst, dass Frankreich die Mutter des Saarlands ist?

Herrmann: Also es ist schwer, wirklich angemessen das Geschichtsbewusstsein von einer Million Menschen im Saarland zu beurteilen. Das maße ich mir nicht an. Aber ich glaube schon, dass das Geschichtsbewusstsein in der allgemeinen Öffentlichkeit entwicklungsfähig ist.

Der Landesarchivar Paul Burgard schreibt in seinem Beitrag: „Man mag es nicht gerne hören im jüngsten der alten Bundesländer, und doch ist es wahr: Das Saarland ist namentlich eine Erfindung von Nazis und Pfälzern.“ Und meint damit, dass ausgerechnet Hitler und sein pfälzischer Gauleiter Bürckel die Schöpfung des verhassten Erbfeindes Frankreich 1935 ohne Federlesen übernommen haben. Das dürfte doch für viele Leser überraschend sein, oder?

Herrmann: Das mag schon für den heutigen Lesern überraschend sein. Gleichwohl beginnt die Geschichte des Saarlandes nicht mit den Nazis. Und das Saarland ist auch keine Erfindung der Nazis.

Der Name schon…

Herrmann: Ja, aber in dieser Schärfe kann man das auch nicht sagen, weil die Begriffe Saarland und Saargebiet auch schon vor 1935 auftauchen. Auf die offizielle Bezeichnung mag das zutreffen, aber vorher wird der Begriff Saarland auch schon verwandt. Burgards Buchbeitrag ist sicherlich sehr provokant. Aus Sicht der Herausgeber kann ich nur sagen: das Entscheidende an der Geschichte des Saarlandes im Dritten Reich ist eigentlich etwas, was für uns Saarländer besonders traurig ist: Dass die Saarländer vorauseilen. Und zwischen 1933 und 1935 NS-Politik umgesetzt haben, zu einer Zeit, zu der sie das gar nicht hätten tun müssen. Man hat hier bereits Antisemitismus in übelster Weise betrieben.

Das Saarland. Geschichte einer Region. Hrsg.: Historischer Verein für die Saargegend, H.-C. Herrmann und J. Schmitt. Röhrig Universitätsverlag St. Ingbert. 2012, 418 S., 38 Euro.