Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Kolloquium "Forschungen zur Geschichte des mittelalterlichen Europa"

Date: 2012/01/03 17:45:01
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Universität des Saarlandes

 

KOLLOQUIUM „FORSCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DES MITTELALTERLICHEN EUROPA"

 

Die Vorträge finden, wenn nicht anders angegeben, um 18 Uhr c.t. im Gebäude B3 1, Raum 2.18 statt.

 

Gäste, auch zu einzelnen Terminen, sind stets willkommen!

 

Zur Vorbereitung steht in der Institutsbibliothek ein Ordner mit Hinweisen zu Quellen und Schrifttum.

 

 

11. Januar 2012

Benjamin Marschall, cand. phil.

Reiste die Frau Heinrichs IV. auf Tierfellen über die vereisten Alpen?

 

18. Januar 2012 

Prof. Dr. Harald Haferland (Osnabrück)

Christus als Licht der Welt

Sächsische Christusdarstellungen aus dem 9. Jahrhundert.

 

01. Februar 2012

Manuela Fuchs

Buchvorstellung:

Arnold Esch:

Wahre Geschichten aus dem Mittelalter.

Kleine Schicksale selbst erzählt in Schreiben an den Papst, München 2010.

 

(Das o.a. Plakat habe ich heute im Landesarchiv Saarbrücken gesehen)

[Regionalforum-Saar] "laut vom Laiße"

Date: 2012/01/04 17:02:09
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Salü,

hat jemand eine Idee, was der Begriff im Betreff heißen könnte?

In einer Stellenausschreibung aus dem Jahre 1710 für eine Försterstelle werden folgende Eigenschaften genannt, die der Bewerber haben sollte:
 
Gottesfürchtig,
Schnelle Füße,
Nicht gebrechlich.
Einen gesunden Atem und dahero laut vom Laiße,
Wachsam,
Unverdrossen,
Unversoffen,
Treu,
Liebe zu Hunden haben,
Die  Reinlichkeit, zumal an seinem Gewehr, lieben.
Verschwiegen,
Nicht neidisch.

Dieses Wort „Laiße“ wurde in einem Zeitungsartikel wie folgt erklärt: Laut deutschem Wörterbuch der Sprachwissenschaftler Jacob und Wilhelm Grimm ist der Leis bzw. der Leise ein mitteldeutscher Ausdruck für geistlichen Volksgesang. Er soll sich gekürzt aus dem „Kyrie eleison“ gebildet haben. Aber das dürfte hier wohl kaum passen.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 

Re: [Regionalforum-Saar] "laut vom Laiße"

Date: 2012/01/04 20:57:24
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>

Dies ist der Originaltext aus dem Grimmschen Wörterbuch:

 

leis, leise, m. geistliches lied, mhd. leise als häufiger ausdruck für den geistlichen volksgesang, gekürzt aus dem rufe kyrie eleison (theil 5, 2916), den das volk melodisch beim gottesdienste erschallen liesz, und aus welchem sich der christliche gemeindegesang herausbildete: doch hettent etliche (der geiszler) mancher hande andere leisze die wil sü zogetent. aber z der busze hieltent sü alle einen leis. d. städtechron. 118, 11 (in gleichem sinne mit leich gebraucht 107, 29, vgl. sp. 611 unten); Spangenberg

[Bd. 12, Sp. 713]


gab 1545 heraus zwölf christliche lobgesenge und leiszen (Gödeke grundrisz 1, 180, 46). leise für einen psalmenabschnitt: da der hundert und neunzehend psalm, von zwei und zwenzig gesetzlin, oder leisen gelesen ward, sprach doctor Martinus Luther: welcher kan mir einen lateinischen oder griechischen historienschreiber oder redener anzeigen, und sagen, der so reich von worten sei, als David? der hat einen psalm von zwei und zwenzig leisen, in deren jegliche acht versz sind, gemachet, und ist doch nur einerlei meinung in allen. Luther tischr. 404a. der zusammenhang des wortes mit jenem alten bittrufe ist im andenken:

auf huben sie den narren
und truegen auf ein karren.
iren leis sungen sie do
vil laut kyrieleyso.
Keller erzähl. aus altd. hdschr. 321, 27;

und auch bei Luther: wenn ich dis liedlin einmal vol mache, wil ich dem zu Meinz seine leisen auch finden. 7, 430b, mit beziehung auf eine parodie des liedes vom armen Judas, die er auf Heinrich von Wolfenbüttel macht und von der jeder vers mit kyrioleis oder kyrieleison schlieszt. 
 



Von: Rolgeiger(a)aol.com

An: regionalforum-saar(a)genealogy.net

Betreff: [Regionalforum-Saar] "laut vom Laiße"

Datum: Wed, 04 Jan 2012 17:02:03 +0100



Salü,

hat jemand eine Idee, was der Begriff im Betreff heißen könnte?

In einer Stellenausschreibung aus dem Jahre 1710 für eine Försterstelle werden folgende Eigenschaften genannt, die der Bewerber haben sollte:
 
Gottesfürchtig,
Schnelle Füße,
Nicht gebrechlich.
Einen gesunden Atem und dahero laut vom Laiße,
Wachsam,
Unverdrossen,
Unversoffen,
Treu,
Liebe zu Hunden haben,
Die  Reinlichkeit, zumal an seinem Gewehr, lieben.
Verschwiegen,
Nicht neidisch.

Dieses Wort „Laiße“ wurde in einem Zeitungsartikel wie folgt erklärt: Laut deutschem Wörterbuch der Sprachwissenschaftler Jacob und Wilhelm Grimm ist der Leis bzw. der Leise ein mitteldeutscher Ausdruck für geistlichen Volksgesang. Er soll sich gekürzt aus dem „Kyrie eleison“ gebildet haben. Aber das dürfte hier wohl kaum passen.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 


[Regionalforum-Saar] Familienbuch Dillingen 1815 - 1901

Date: 2012/01/05 17:43:37
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Quellen zur Genealogie im Landkreis Saarlouis und angrenzenden Gebieten

 

Band 48

 

Anton Edel

 

Die Einwohner von Dillingen/Saar

1815 - 1901

 

2 Bände mit ca. 900 Seiten

mit Orts-, Berufs- und Familiennamenregister

 

Preis: 30 € (27 € für Mitglieder)

 

Vorbestellungen bitte an:

 

Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e. V.

Kreisarchiv Saarlouis

Postfach 1840

66718 Saarlouis

Tel.: 06831/444-425

 

Email: hp.klauck(a)t-online.de

 

[Regionalforum-Saar] der amerika-erklärer

Date: 2012/01/06 09:11:52
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

gestern in der SZ:
 
 

Der Amerika-Erklärer

Der neue Direktor Werner Kremp will dem Deutsch-Amerikanischen Institut ein neues Profil geben und die Jugend für die USA begeistern

Das Deutsch-Amerikanische Institut Saarbrücken steht vor Veränderungen. Der neue Direktor Werner Kremp, ein renommierter Amerika-Kenner, will der Einrichtung ein neues Profil geben und mehr junge Menschen erreichen.

Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Saarbrücken. Irgendwann vor dem Jahreswechsel hat sich Werner Kremp an seinen Schreibtisch unter einer US-Flagge und einer Amerika-Landkarte gesetzt und ein paar Gedanken zu Papier gebracht. Der 66-Jährige überlegte, wozu das kleine Saarland überhaupt ein Deutsch-Amerikanisches Institut (DAI) benötigt. Der neue Direktor des DAI kam schnell zu dem Schluss: Nur zur Pflege der Beziehungen zu den gut 700 hier lebenden US-Bürgern jedenfalls sei die Einrichtung „in der Tat fast überflüssig“.

Kremp, der im Oktober die Nachfolge des im August gestorbenen DAI-Direktors Hartmut Gimmler antrat, hat deshalb ehrgeizige Pläne: Er will das Institut in der Saarbrücker Talstraße trotz bescheidener Mittel – der Jahresetat beträgt rund 110 000 Euro aus Spenden und staatlichen Zuschüssen – zu „einem wichtigen Teil der saarländischen Bildungs- und Kulturlandschaft“ machen. Als seine Mission sieht Kremp „eine aufgeklärte Auseinandersetzung abseits von kritikloser Bewunderung und unreflektierter Ablehnung“. Umfassend und sachlich, aber nicht leidenschaftslos soll diese Aufklärung sein. Vor allem junge Menschen will Kremp erreichen. Aus der Forschung sei bekannt, dass Rechts- und Linksextremismus mit Anti-Amerikanismus einhergingen. Daher folgert Kremp: „Wer Sympathie, auch kritische Sympathie, für Amerika hegt, ist in der Regel gegen rechts- oder linksextremistisches Gedankengut gefeit.“

Kremp plant Workshops an Schulen, unter anderem zu moderner US-Musik oder den Präsidentschaftswahlen im November. In einem Wettbewerb sollen Oberstufenschüler außerdem historische Verbindungen zwischen dem Saarland und den USA herausarbeiten.

Man darf Kremp getrost als Glücksfall für das DAI bezeichnen – kaum jemand im Saarland kennt die USA so gut wie der umtriebige Riegelsberger. Aufgewachsen in Augsburg, kam Kremp nach dem Studium in München 1973 zur SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung nach Saarbrücken. Er veranstaltete USA-Seminare – und hielt Amerika in der hitzigen Nachrüstungsdebatte der 80er Jahre als einer der wenigen Sozialdemokraten die Stange. Nach seiner Habilitation über das Amerikabild der deutschen Sozialdemokratie an der Saar-Universität holte ihn der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) 1992 in die Mainzer Staatskanzlei, um die Kontakte zu den US-Streitkräften in Pfalz und Eifel zu pflegen. 1996 baute Kremp die Atlantische Akademie in Kaiserslautern auf, die er bis 2010 leitete. Seine saarländischen Wurzeln – sein Vater war aus Niederlinxweiler nach Bayern ausgewandert – hört man Kremp nicht an. Er klingt bayerisch – und doch wie ein überzeugter Saarländer, wenn er auf einen Unterschied zwischen Deutschland und Amerika zu sprechen kommt: „Kein Mensch käme in den USA auf die Idee, kleine Bundesstaaten abzuschaffen.“

[Regionalforum-Saar] Festschrift zum 750jährigen Bestehen des Ortes Selchenbach

Date: 2012/01/06 09:13:52
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ:
 
 

Selchenbach stellt Festzeitschrift auf Neujahrsempfang vor

Selchenbach. Die pfälzische Ortsgemeinde, die von 1818 bis 1947 zur Bürgermeisterei Niederkirchen im Ostertal gehörte, feiert im Jahr 2012 das 750-jährige Bestehen ihrer urkundlichen Ersterwähnung. Dazu finden im Verlauf des Jahres fünf verschiedene Veranstaltungen statt. Für kommenden Sonntag, 8. Januar, 15 Uhr, laden Ortsbürgermeisterin Melanie Jung und der Festausschuss zu einem Neujahrsempfang ein, bei dem die von Hans Kirsch, Klaus Zimmer und Marianne Kirsch verfasste Festschrift vorgestellt wird. Außerdem hat der Heimat- und Kulturverein Ostertal eine Fotoausstellung mit alten und neuen Bildern aufgebaut. Der Festkommers findet am Samstag, 14. Januar, 19 Uhr, ebenfalls im Dorfgemeinschaftshaus statt. red

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Weiß jemand, wo und wie und für wieviel man die Festschrift beziehen kann?

[Regionalforum-Saar] über den Ottweiler Bahnhof

Date: 2012/01/06 09:16:43
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ:

Rettung vorm „Vergammeln“?

 

Für 150 000 Euro hat die Stadt Ottweiler den Bahnhof gekauft. Auf dem Gelände soll zusätzlicher Raum zum Parken geschaffen werden. In den Räumen der früheren Bahnhofsgaststätte könnte ein Technikmuseum entstehen.

 

Ottweiler. Noch in der letzten Woche des alten Jahres ist der Vertrag notariell besiegelt worden: Der Bahnhof und das Umfeld einschließlich des Parkplatzes sind nun Eigentum der Stadt Ottweiler. „Die Verhandlungen waren schwierig, langwierig und mühsam. Aber alle für die Stadt wichtigen Positionen konnten positiv geregelt werden“, wird der Ottweiler Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus zitiert. Das 1887 erbaute denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude ist in einem vernachlässigten Zustand. Es befindet sich auf einem rund 4700 Quadratmeter großen Grundstück, das zum großen Teil als Parkraum genutzt wird.

Bereits Anfang September hatte der Bürgermeister dem Stadtrat vorgeschlagen, den Bahnhof zu dem „vertretbaren Kaufpreis von 150 000 Euro“ zu erwerben. Die Ratsmitglieder hatten dies bei lediglich zwei Gegenstimmen der FWG mit großer Mehrheit gebilligt.

Derzeit bestehen noch unterschiedliche Auffassungen zur künftigen Verwendung des Bahnhofs. Es gibt verschiedene Vorstellungen, über die nach Absicht der Verwaltung weiter beraten werden soll. Ziel sei es, so die Pressemitteilung der Stadt Ottweiler, den Bahnhof und das Bahnhofsumfeld aufzuwerten. Die Stadt habe das Projekt beim Land für Fördermittel im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung angemeldet und sei unter vielen Kommunen für eine Förderung ausgewählt worden. Zurzeit würden die Unterlagen für den Förderantrag erarbeitet.

Es sei unstreitig, dass möglichst viel öffentliche Zuschüsse und private Beteiligungen für das Sanierungsprojekt eingesetzt werden müssen, so Rödle. Der Bürgermeister weiter: „Auch ist es unser Ziel, in diesem Bereich so viel Parkraum wie möglich zu schaffen. Es wird ein Konzept erarbeitet werden, das Parkraum für Bahnkunden, für Park-and-Ride, für Dauerparker, aber auch für Kurzparker zum Besuch der Geschäfte und Praxen enthalten wird.“

Gedacht sei daran, den gesamten Parkraum in der Bahnhofstraße (auch zwischen den Platanen) dem kurzfristigen Parken zur Verfügung zu stellen und den Parkraum um den Bahnhof herum und auf dem Parkplatz für Tagesparken vorzusehen.

Neben dem vorhandenen Ticket-, Reise- und Tourismusservice mit Kiosk, bietet sich für die künftige Nutzung nach Ansicht des Verwaltungschefs an, die Räume der früheren Bahnhofsgaststätte für ein Museum für Kommunikation und Technik einzurichten. Ein großen saarländisches Unternehmen wolle sich hier finanziell beteiligen. In den ehemaligen Wohnungen könnte das Jugendzentrum untergebracht werden. Als erster Schritt wäre für das Nebengebäude auch eine Fahrradreparaturwerkstatt (ein sogenanntes Mobilitätszentrum) denkbar und wünschenswert, so Rödles Vorschläge. Für das Umfeld, insbesondere für den Parkraum, könnte mit Mitteln aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz eine schöne Gestaltung erfolgen. Erwähnenswert sei, dass die Stadt als nunmehrige Eigentümerin aus drei Mietverträgen Mietzins erziele – netto etwa 6000 Euro im Jahr. Die Bewirtschaftung des Parkraumes werde zu weiteren Einnahmen führen.

Wenn die Stadt den Bahnhof nicht erworben hätte, würde er „vergammeln“, zeigt sich Rödle überzeugt. Wenn ein Privater ihn erworben hätte, wäre die Einflussnahme der öffentlichen Hand sehr gering gewesen. Rödle abschließend: „Jetzt kommt es darauf an, das Beste daraus zu machen und die Finanzierung des Gesamtprojektes in den nächsten vier Jahren sicherzustellen.“ red

 

Bahnhof hat eine wechselvolle Geschichte erlebt

Als die DB den Standort aufgab, sprangen Stadt und ASB in die Bresche Stadt Ottweiler hat den Bahnhof und das angrenzende Gelände erworben

 

Ottweiler. Der Bahnhof ist Eingangstor und Markenzeichen für Ottweiler. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde im Jahr 1877 im Zusammenhang mit den Gründerzeithäusern in der Bahnhofstraße erbaut. Die Deutsche Bahn hat den Ottweiler Bahnhof nach Darstellung der Stadt im Jahr 1995 „aufgegeben“ und seit dieser Zeit wenig für Gebäude und Umfeld getan. Auf Drängen der Stadt wurde von 1996 bis 2001 der Bahnhof von der DB mit einer Juniorfirma geführt. Das war ein Vorzeigeobjekt der DB, sogar Bahnmanager aus Japan studierten vor Ort dieses Beispiel. Im August 2001 hieß es unvermittelt: Der Juniorbahnhof rechnet sich nicht mehr.

Dann kam die Firma Entrada aus Rheinland-Pfalz, die mit Finanzierung des Landes Rheinland-Pfalz und der Arbeitsverwaltung ältere Langzeitarbeitslose mit dem Fahrkartenbetrieb beschäftigte. Das ging bis März 2003 leidlich gut – der Bahnhof war besetzt und geöffnet und jeder konnte dort Fahrkarten kaufen, außerdem gab es eine soziale Kontrolle. Über Nacht wurden die dort tätigen Mitarbeiter abgelöst.

Erst intensives Nachforschen der Stadt führte zur Aufklärung: Die DB hatte wegen verschiedener Abrechnungsprobleme entschieden, den Bahnhof Ottweiler „dunkel“ zu lassen. Stadtrat und Verwaltung protestierten, eine Resolution wurde an DB und Politiker verschickt – ohne Erfolg. Seitens der DB gab es kein Interesse, den Bahnhof weiterzuführen.

Stadtrat und Verwaltung überlegten sich ein neues Modell. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) war schließlich dazu bereit, mit einem Beschäftigungsmodell den Bahnhof weiterhin zu betreiben. Die Finanzierung dieses Projektes, das seit 2004 läuft, erfolgt über Gelder der Europäischen Gemeinschaft, der Arbeitsverwaltung und der Stadt. red

 

Hintergrund

Der Bahnhof Ottweiler hat nicht nur eine städtebaulich wichtige und eine historische Bedeutung, sondern er ist für den öffentlichen Personenverkehr eine wichtige Größe. Werktags benutzen ihn nach Angaben der Stadt etwa 1300 Bahnreisende; es werden werktags rund 100 Zugverbindungen angeboten. Im Halbstunden-Takt gibt es eine Verbindung nach Saarbrücken, stündlich Richtung Türkismühle, alle zwei Stunden bestehen Verbindungen nach Mainz, Frankfurt und zum Flughafen. red

 

[Regionalforum-Saar] (Kein Thema)

Date: 2012/01/06 15:32:20
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Neues Heft der Saarpfalz – Blätter für Geschichte und Volkskunde erschienen

Homburg. Soeben ist das neueste Heft der „Saarpfalz“ erschienen, Heft 4/2011.  Sein Inhalt:

Christian Hausknecht: Wie kamen die kaiserlichen Truppen 1636 in den Besitz von Schloss Homburg?

·         Anna Michaela Loew: Ein Reitergrab der frühen Neuzeit in Niedergailbach.

·         Buchbesprechung zu: Nestler, Schaupp, Ziegler: Die Pfalz am Ende der Weimarer Republik

·         Bücherschau: Elke Gelzleichtner: Dorfbuch Reiskirchen

·         Gerd Imbsweiler: Die Grabsteine des ehemaligen Friedhofs hinter der protestantischen Kirche in Limbach

·         Buchbesprechung: Erna-Maria Folz-Philipp: Berta – eine Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert

·         Interessante Artikel aus der „Pfälzer Zeitung“ von 1863

·         Buchbesprechung: Beitrag zum Edith-Aron-Wettbewerb 2011 der Kreisstadt HOM (Thema „Migration und Integration“

·         Karl Lillig: Von der Handapotheke bis zur Filialapotheke

·         Gunther Altenkirch: Totenbrauchtum

·         Terminkalender

 

 

Noch ein kleiner Hinweis

Die „Saarpfalz“ Jg. 1998/Nr. 3 enthält einen nicht uninteressanten Artikel:

 ·         Elmar Peiffer: 120 Jahre Sterbekasse des Arbeiterhilfsvereins Walzwerk St. Ingbert – ein Stück Sozialgeschichte. Rede zum Festakt am 29. Juni 1996

 

[Regionalforum-Saar] Archäologie- und Keltenpark

Date: 2012/01/07 09:34:46
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 heute in der SZ:

Keltischer Ringwall wird zum Archäologie- und Keltenpark

Otzenhausen. In den kommenden fünf Jahren will die Gemeinde Nonnweiler den kelktischen Ringwall in Otzenhausen zu einem Archäologie- und Keltenpark auszubauen (wir berichteten). Das Wirtschafts-Ministerium unterstützt den ersten Bauabschnitt mit 370 000 Euro. Das 2,5 Hektar große Gelände wurde bereits vorbereitet, eine Freilichtarena für Veranstaltungen gebaut. In weiteren Bauabschnitten sollen ein Keltengehöft sowie ein Zentralgebäude mit Keltenmuseum entstehen.

Das Ministerium übernimmt von den Basiskosten für den Archäologie- und Keltenpark von rund 528 450 Euro 70 Prozent, also insgesamt 369 915 Euro, Geld aus EU- und Landesmitteln. Die EU kofinanziert das Projekt mit 50 Prozent. red

[Regionalforum-Saar] ist die Goldmark heute immer noch Gold wert?

Date: 2012/01/07 09:37:25
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ:
 
 

Ist die Goldmark heute immer noch Gold wert?

Was Kunden von Sparkassen und Volksbanken bekommen, wenn sie historische Sparbücher ihrer Vorfahren finden

Manch einer findet auf seinem Dachboden ein altes Sparbuch vom Urgroßvater, das dort vor Jahren vergessen wurde. Was aber damit tun?

Saarbrücken. Als Tagelöhner hatte der Urgroßvater von Michael Müller (der Name wurde geändert, weil der Leser in der Branche beschäftigt ist) gearbeitet und sein Geld bei der Volksbank St. Ingbert auf ein Sparbuch eingezahlt. Am 14. März war das – im Jahr 1922. Schön ordentlich vom Bankmitarbeiter in Sütterlin-Schrift dokumentiert – und später auch umgerechnet. 22 Goldmark seien die 1500 eingezahlten Mark wert, heißt es.

Wie viel allerdings heute dieser Goldmark-Betrag wert sei, fragte sich Müller, als er das Sparbuch gemeinsam mit Inflations-Banknoten von seiner Großmutter geschenkt bekam. Er forschte nach, fand Umrechnungstabellen, nahm eine Verzinsung im unteren Prozentbereich an und kam auf einen fünfstelligen Betrag, den er nun von der Bank1Saar erstattet haben wollte – schließlich war in dem Konto ja kein Auszahlungsvermerk zu finden, und die Bank1Saar war Rechtsnachfolgerin der Volksbank. Doch diese lehnte jede Zahlung ab – und bezog sich dabei auf das Gesetz zum Abschluss der Währungsumstellung von 1975, nach dem Goldmark-Konten ihren Wert verloren hätten. „Das Grundproblem besteht schon darin, dass wir heute wegen fehlender Unterlagen nicht mehr nachvollziehen können, ob vielleicht irgendwann ein Ersatzkonto ausgestellt wurde“, sagt Herbert Herget, Sprecher der Bank1Saar. Mit ihrer Ablehnung hat die Bank recht, schreibt die Bundesbank in einer Stellungnahme. Überhaupt sei es ungewöhnlich, dass ein Konto im Jahre 1922 in Goldmark umgerechnet wurde. Denn die Goldmark sei zu keiner Zeit eine Währung gewesen. Vielmehr war sie nur eine Festlegung dafür, dass eine Reichsmark dem Gegenwert von 0,358 Gramm entsprach.

Allerdings hätten entsprechende Goldmark-Klausen bereits im Jahr 1940 (Verordnung über wertbeständige Rechte) ihren Wertsicherungscharakter verloren.

Dass das Sparbuch, ursprünglich in Mark geführt, in Goldmark umgerechnet ist, könne auf eine Aufwertung im Jahr 1925 nach den Inflationen der Jahre 1923 und 1924 sowie der Umstellung auf die Reichsmark zurückzuführen sein, schreibt die Bundesbank. Doch selbst dann hätte das Konto keinen Wert mehr, denn durch das von der Bank1Saar angeführte Gesetz aus dem Jahr 1975 sind sämtliche Reichsmark Konten, die nicht bis Juni 1975 umgestellt waren, erloschen.

Commerzbank und Deutsche Bank gehen auch davon aus, dass solche Konten keinen Wert mehr haben. Allerdings würden die Filialen gerne prüfen, ob noch Ansprüche bestünden, sagt Andrea Michels von der Deutschen Bank.

Christian Molitor vom Sparkassenverband des Saarlandes sieht schon wegen der zwischenzeitlichen Hyperinflationen – mit beispielsweise einer Währungsumstellung im Jahr 1923 zum Kurs von eins zu einer Billion – kaum Chancen, hier noch Ansprüche geltend zu machen. Außerdem seien 1948 alle Sparbücher noch einmal auf einen Wert von 40 DM gekappt worden. Er sagt, dass solche Bücher rechtlich „vor allem historisch-immateriellen“ Wert haben. Doch könne es sein, dass einzelne Sparkassen sich da kulant zeigen.

Tatsächlich sagt Rainer Hero von der Sparkasse Merzig, dass das Institut noch alte Kladden über historische Sparbücher führt. „Wir würden da mit dem Kunden eine Lösung finden“, sagt er. Und auch die Sparkasse St. Wendel hat laut Christoph Backes ein Archiv, das noch weit in die Vorkriegszeit reicht.

Auch die Bank1Saar hat dem Leser letztlich ein Kulanzangebot gemacht: „Das Konto hat für uns historischen Wert. Deshalb würden wir es dem Kunden gerne abkaufen und in unser Archiv übernehmen“, sagt Herget. jwo

 

[Regionalforum-Saar] Die andere Seite des Saarlouiser „Helden“ Paul von Lettow-Vorbeck

Date: 2012/01/08 12:49:31
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Die andere Seite des Saarlouiser „Helden“ Paul von Lettow-Vorbeck

Aus Spiegel Online „Eines Tages“ Zeitgeschichten vom 8. Januar 2012

 

Lebensmittelskandal 1919

Schuld und Sülze

Von Johanna Lutteroth

Durch Zufall wurde im Juni 1919 in Hamburg ein Lebensmittelskandal bekannt: Der Industrielle Jacob Heil hatte aus Fleischabfällen Sülze hergestellt und an die hungernde Bevölkerung verscherbelt. Der Ekel-Eklat trieb die Bevölkerung auf die Barrikaden - bis die Reichswehr die Revolte brutal niederknüppelte. Formularbeginn

 

Formularende

Schweigend wuchtete Fuhrmann Rüssau ein Fass nach dem anderen auf seinen Wagen. Regelmäßig fuhr er für die Fleischwarenfabrik Heil & Co. Dieses Mal sollte er verdorbene Fleischabfälle nach Ochsenwerder bringen, die die Bauern dort als Dung verwendeten. Für ihn war dieser Morgen des 23. Juni 1919 wie alle anderen. Bis eines der Fässer aus Versehen auf den Boden fiel und zerbarst. Eine stinkende, undefinierbare gelbliche Masse ergoss sich über die Straße. Fassungslos starrten einige herumstehende Arbeiter den widerlichen Brei an.

War es möglich, dass die Fleischwarenfabrik Heil & Co. daraus ihre Sülze herstellte, die sie mit dem Spruch "Sülze von größtem Nährwert und delikatem Geschmack" bewarb? Aufgebracht stürmten die Arbeiter die Fabrik und förderten eine Reihe von Fellen und Häuten zutage, die mit einer dicken Schimmelschicht überzogen waren. Aus einem Fass zogen sie sogar einen vergammelten Hundekopf. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht. Bald tuschelte die ganze Stadt: In der Heilschen Fleischfabrik werden Hunde, Katzen und Ratten zu Sülze verarbeitet.

Hundertschaften erstürmten die Fleischfabrik. Aufgebracht. Wütend. Gewaltbereit. Es war der Auftakt der heftigsten Hungerproteste, die die Stadt je gesehen hatte. "Immer wilder schien die Masse, immer rasender tobte sie und wollte ihre Opfer haben", erinnerte sich ein Augenzeuge. Seit Jahren hungerten die Hamburger. Selbst das Kriegsende hatte keine Verbesserung der Versorgungslage gebracht. Dass Leute wie Heil aus dem Hungerelend auf so ekelerregende Weise Kapital schlugen, hatte das Fass buchstäblich zum Überlaufen gebracht.

Erste Todesopfer

"Wenn die Behörden uns nicht helfen, helfen wir uns eben selber", brüllte die Masse. Sie marodierten durch die Heilsche Fleischfabrik, verprügelten die Angestellten und den Fabrikbesitzer Jacob Heil, den sie schließlich auf den Rathausmarkt schleppten und dort publikumswirksam in die Alster schmissen. Am nächsten Tag stürmten die aufgebrachten Arbeiter weitere Fleischfabriken und machten dort ähnliche Entdeckungen wie bei Heil. Schließlich machte das Gerücht die Runde, die Angestellten hätten hohe Schweigegelder kassiert. Vom Gedanken der Lynchjustiz beseelt, zerrte die Masse die Fleischarbeiter durch die Straßen und zwang sie, die ekelhaften Fleischabfälle zu essen.

Polizei und Senat waren sich schnell einig, dass die KPD die Menschen systematisch aufhetzte und legten daher die Unruhen als Putschversuch der Kommunisten aus. Doch die KPD war genauso überrascht von den Tumulten wie alle anderen. Es war der Hunger, der die Menschen auf die Straße trieb. Die Massen, die sich im Laufe des Tages auf dem Rathausmarkt angesammelt hatten, waren auch ohne Zutun der KPD nicht mehr zu kontrollieren. Reihenweise versuchten die Arbeiter, in das Regierungsgebäude einzudringen, warfen Fenster ein und randalierten.

In seiner Not entschied der für die Sicherheit zuständige Kommandant von Groß-Hamburg, Walther Lamp'l, schließlich das Freiwilligenbataillon der Bahrenfelder um Hilfe zu rufen, in dem sich 600 Männer aus meist gutbürgerlichen Verhältnissen zusammengeschlossen hatten. Kaum tauchten die Bahrenfelder mit ihren Stahlhelmen und Maschinengewehren am Abend des 24. Juni 1919 auf dem Rathausmarkt auf, eskalierte die Situation.

Brennende Autos, geplünderte Läden

Die Menge der protestierenden Arbeiter stand nun den schwerbewaffneten Bahrenfeldern gegenüber, die sich ruppig ihren Weg zum Rathaus bahnten. Schließlich kam es zu einem Handgemenge, bei dem die ersten Schüsse fielen. Einige Demonstranten, die durch Plünderungen an Waffen gekommen waren, schossen zurück. Nicht nur der Lastwagen der Bahrenfelder ging in Flammen auf, sondern auch die Hamburger Börse. Die ganze Nacht hindurch wurde gekämpft. Bilanz des Tages: ein Todesopfer, 15 Verletzte.

Noch in der Nacht breiteten sich die Unruhen auf die ganze Stadt aus. Autos brannten, Fenster wurden eingeworfen, Läden geplündert und demoliert - selbst in den Nobelstadtteilen Harvestehude, Eppendorf und Rotherbaum. In seiner Verzweiflung rief Lamp'l am folgenden Morgen den Belagerungszustand aus. Doch die Zwangsmaßnahme verpuffte wirkungslos. Die Menge stürmte das Rathaus, erbeutete die dort gelagerten Waffen und nahm einige Bahrenfelder gefangen. 14 der freiwilligen Kämpfer kamen bei der Auseinandersetzung ums Leben. Wenig später zogen die Aufständischen weiter und eroberten das Untersuchungsgefängnis und das Polizeigefängnis in Altona.

Vollkommen überfordert bat der frischgewählte Hamburger Senat Berlin um Hilfe. Die Andeutung, dass es sich möglicherweise um einen Revolutionsversuch der KPD handeln könne, versetzte die Reichsregierung in Alarmbereitschaft. Eine neue Räte-Regierung wollte sie um jeden Preis vermeiden. Berlin ging es aber auch darum, die Kontrolle über den Hafen und damit über die Lebensmittelein- und Ausfuhren zu behalten. Reichswehrminister Gustav Noske signalisierte angesichts dieser Gemengelage sofort seine Unterstützung.

Reichswehr knüppelt den Aufstand nieder

Zeitgleich bemühten sich Betriebsräte, Arbeiterparteien und Gewerkschaften um eine Beruhigung der Lage, in der Hoffnung, so einen Einmarsch der Reichswehr verhindern zu können. Tatsächlich konnten sie einiges erreichen. Die festgesetzten Bahrenfelder wurden wieder freigelassen. Die Krawalle nahmen spürbar ab. Doch obwohl sich die Situation deutlich entspannt hatte, marschierten am 1. Juli 1919 insgesamt 10.000 Reichswehr-Soldaten in Hamburg ein. Noske rief den Belagerungszustand aus. Die politische und militärische Kontrolle in Hamburg lag damit in den Händen von General Paul Emil von Lettow-Vorbeck, dem Kommandanten der Truppe.

Laut Zeitungsberichten bereitete die Reichswehr dem Aufstand mit äußerster Brutalität ein Ende. Mit dem Ruf "Fenster zu, Straße frei" marschierte die Reichswehr durch die Stadt. Wer nicht schnell genug verschwand, wurde niedergeschossen. Eine Arbeiterin berichtete später, dass ihren Mann genau dieses Schicksal ereilt hatte. Die Soldaten marschierten an ihm vorbei, ohne von seiner Verletzung Notiz zu nehmen. Er starb Stunden später im Krankenhaus. Zu ähnlichen Zwischenfällen kam es immer wieder. Am Ende hatte die Reichswehr zwar die Zivilbevölkerung erfolgreich entwaffnet und damit endgültig für Ruhe gesorgt. Insgesamt waren aber auch 80 Menschen gestorben.

Sechs Monate sorgte die Reichswehr in Hamburg für Ordnung. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, sie hätte einen kommunistischen Revolutionsversuch vereitelt. Dabei hatte die KPD nichts mit den Ausschreitungen zu tun. Im Gegenteil: Sie versuchte sogar, gegenzusteuern. In der "Kommunistischen Arbeiterzeitung" ließ sie bereits am 25. Juni einen Aufruf veröffentlichen, der die Genossen zur Ruhe ermahnte: "Die Kommunistische Partei, die mit diesen Tumulten nichts zu schaffen hat, fordert Euch auf, Euch von Ansammlungen fernzuhalten und nicht vor die Maschinengewehre zu laufen." Und kurz nach dem Einmarsch der Reichswehr ließ die KPD verlauten: "Die Partei verwirft jeden Versuch, sich mit Waffengewalt dem Einmarsch der Regierungstruppen zu widersetzen."

Uneinsichtiger Lebensmittelfälscher

Ob Fleischfabrikant Heil tatsächlich Ratten, Hunde und Katzen zu Sülze verarbeite hatte, konnte nie eindeutig geklärt werden. Dass er aber aus Kalbskopfhäuten in zweifelhaftem Zustand - matschig, schimmelig und mit Maden durchsetzt - Sülze machte, war durch die Aussagen von Arbeiterinnen eindeutig zu beweisen. Auch dass sein Betrieb den hygienischen Anforderungen nicht genügte, war nach den Funden nur allzu offensichtlich. Und so wurde er am 25. Oktober 1919 zu drei Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 1000 Reichsmark verurteilt.

Heil zeigte sich angesichts der Vorfälle, die er ausgelöst hatte, überraschend uneinsichtig. Was er produziert habe, sei "geradezu ein Bedürfnis" der Menschen gewesen. Insofern habe man sich mit seiner Verurteilung "der Menschheit gegenüber versündigt". Den Grund für diese verzerrte Selbstwahrnehmung ließ sich einem psychatrischen Gutachten über Heil entnehmen. Darin hieß es, bei Heil sei "eine sich hauptsächlich in einem erhöhten Selbstbewusstsein ausdrückende Hypomanie festzustellen".

Kaum war der Sülzepanscher wieder auf freiem Fuß, eröffnete er eine neue Fleischfabrik.

Dieser Artikel ist in Kooperation mit dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten "Aufsehen, Empörung, Ärgernis: Skandale" 2010/2011 entstanden.

 

Literaturhinweis:
Eine umfangreiche und ideologisch unverbrämte Darstellung der Ereignisse ist nachzulesen bei Uwe Schulte-Varendorff in "Die Hungerunruhen in Hamburg im Juni 1919 - eine zweite Revolution?" (Beiträge zur Geschichte Hamburgs, herausgegeben vom Verein für Hamburgische Geschichte, Band 65). Sehr empfehlenswert - auch zur Rolle von Noske und Lettow-Vorbeck.
Volkmar Zimmermann, Elmshorn.

238 S., 48 Abb. s/w, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 25,80 EUR
Vorbestellungen unter: order.hup(a)sub.uni-hamburg.de; Fax: 040/42838-3352 oder telefonisch unter 040/42838-7146

 

Fazit:

In der Geschichtsschreibung der Bundesrepublik Deutschland blieben die „Sülzeunruhen“ nur eine Randnotiz, wenn auch zumindest seit den achtziger Jahren in der hamburgischen Historiografie eindeutig eine kritischere, wissenschaftlich seriösere und damit angemessene Betrachtung und Einordnung der Ereignisse feststellbar ist. Dies war lange Zeit nicht so. Die wissenschaftlichen Untersuchungen, in denen die „Sülzeunruhen“ zumindest als Teilaspekt aufgegriffen wurden, blieben rar und in ihrer Deutung der Ereignisse einseitig strukturiert. Dies lag eindeutig daran, dass fast ausschließlich Zeitzeugenberichte von konservativen und rechtsnationalistischen Beteiligten herangezogen wurden. Die vorhandenen Akten blieben weitestgehend unbeachtet. Damit wurde ein „schiefes“, um nicht zu sagen falsches Geschichtsbild der Vorkommnisse erzeugt, welches sich über Jahrzehnte hinweg halten und immer weiter verfestigen konnte.“

Aus: Uwe Schulte-Varendorff in: „Die Hungerunruhen in Hamburg im Juni 1919 - eine zweite Revolution?“  (Beiträge zur Geschichte Hamburgs, herausgegeben vom Verein für Hamburgische Geschichte, Band 65) Hamburg 2010, S. 211.

 

 ---------------

 

eingereicht von Edgar Schwer.

Re: [Regionalforum-Saar] Die andere Seite des Saarlouiser „Helden“ Paul von Lettow-Vorbeck

Date: 2012/01/08 13:18:10
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>


Hochinteressanter Aufsatz. Nur am Rande sei zitiert:


Dieser Artikel ist in Kooperation mit dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten "Aufsehen, Empörung, Ärgernis: Skandale" 2010/2011 entstanden.

[Regionalforum-Saar] Romans, Barbarians, and the Transformation of the Roman World

Date: 2012/01/08 20:12:28
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    Ulrich Lambrecht <lambre(a)uni-koblenz.de>
Date:    09.01.2012
Subject: Rez. AG: R. Mathisen u.a. (Hrsg.): Romans, Barbarians, and
         the Transformation
------------------------------------------------------------------------

Mathisen, Ralph W.; Shanzer, Danuta (Hrsg.): Romans, Barbarians, and the
Transformation of the Roman World. Cultural Interaction and the Creation
of Identity in Late Antiquity. Farnham: Ashgate 2011. ISBN
978-0-7546-6814-5; XIX, 378 S.; £ 65,00.

Inhaltsverzeichnis:
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_17139.pdf>

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Ulrich Lambrecht, Institut für Geschichte, Universität Koblenz-Landau
E-Mail: <lambre(a)uni-koblenz.de>

Das Verhältnis zwischen barbarischen - also nichtrömischen -
Völkerschaften und den Römern in der Spätantike ist seit Jahrzehnten ein
in diversen Richtungen intensiv untersuchtes Feld, an dem verschiedene
Forschungstraditionen Anteil haben. Der Auffassung vom unversöhnlichen
Gegeneinander barbarischer und römischer Welten in starren Fronten ist
durch die Ansätze der Ethnogenese-Forschung der "Wiener Schule" vieles
von ihrer Inflexibilität genommen worden. Zugleich haben
historisch-anthropologische Ansätze vom Wandel in der Spätantike das
Denken in Dichotomien zugunsten von Übergangsphasen verflüssigt, in
denen unterschiedliche Lebenswelten einander beeinflussten und
durchdrangen: So konnte durch Vorstellungen von sukzessiver und
wechselseitiger Transformation anstelle von einseitigen Einwirkungen die
eher integrativ orientierte Auffassung einer allmählichen Entwicklung
von gänzlich Neuem in den verschiedensten Lebensbereichen in den
Vordergrund treten. Allerdings wird auch in einigen aktuellen
Forschungsarbeiten Roms Untergang wieder primär auf die barbarischen
Völker zurückgeführt.[1]

Der von Ralph Mathisen und Danuta Shanzer herausgegebene Sammelband geht
auf eine Tagung der University of Illinois im Jahre 2005 zurück, deren
Beiträge nun - leider erst - nach sechs Jahren publiziert wurden. Die
Aufsätze sind dem Transformationsansatz verpflichtet und stellen die
Wechselseitigkeit der Einflussnahme in den Vordergrund: Veränderungen
der römischen Kultur und des barbarischen Selbstverständnisses werden
gleichermaßen berücksichtigt, Untergangsszenarien wegen der ihnen
inhärenten Bewertungen vermieden. Es geht also um die Identitätsbildung
von Barbaren unter dem Einfluss der auch nach 476 noch dominierenden
römischen Kultur und zugleich um die Veränderung der römischen Kultur
unter dem Einfluss dieser Völker. Damit wendet sich das Buch gegen die
Vorstellung einseitiger "Romanisierung" von Barbaren und ersetzt sie
durch das Konzept wechselseitiger Beeinflussung: Derartige Interaktion
sorgte für "a composite barbaro-Roman culture that integrated elements
of the cultures of all the peoples involved" (S. 4).

Im Interesse innerer Kohärenz der 25 Beiträge zu einem sehr offen und
weit gefassten, obendrein alle geographischen Räume in der Nachbarschaft
des Römischen Reiches tangierenden Thema sind diese nach übergeordneten
inhaltlichen Gesichtspunkten gruppiert: Die vier Teile untersuchen
Identitätskonstruktionen von Barbaren durch unterschiedliche Urheber und
Faktoren (zehn Beiträge), die wechselseitige Einwirkung von Römern und
Barbaren in den Grenzräumen (neun Beiträge), die Identitätsausformung in
der nachrömischen Welt (fünf Beiträge) und die in Rezeptionsaspekten zum
Ausdruck kommende moderne Konstruktion barbarischer Identität (ein
Beitrag). Damit werden vielfältige Aspekte angeschnitten, mit deren
Hilfe sich die Einwirkungen von Barbaren und Römern aufeinander
illustrieren lassen.

Der erste Unterabschnitt des ersten Teils behandelt mit literarischen
Konstruktionen barbarischer Identität Vorstellungen aus römischer
Perspektive. Man erwartet abgrenzende Zuschreibungen, doch bieten diese
angesichts der Veränderungen, die die Spätantike mit sich brachte,
darüber hinaus teilweise durchaus differenzierte Einsichten. Behandelt
werden hier unter anderem spätantike Barbarenkataloge (Ralph W.
Mathisen) zur Ab- und Ausgrenzung gegenüber den Römern, wobei auch der
teilweise feststellbare Wandel dieser Auffassung unter christlichem
Einfluss berücksichtigt wird. Nicht zu bemerken ist ein solcher Wandel
allerdings bei Augustinus (Gillian Clark), dessen Urteil alten
Stereotypen verhaftet bleibt. Ein Problem ist die Zuordnung der
Sasaniden zu den Barbaren: Auch wenn die Römer von ihrer Überlegenheit
überzeugt sein mochten, mussten sie den Persern doch einen
vergleichbaren Rang zuerkennen (Scott McDonough), so dass deren
"barbarische" Qualität - eine andere als die der nördlichen Nachbarn
Roms - die Römer Charakteristiken ihrer eigenen Identität erkennen ließ
(Jan Willem Drijvers).

Im zweiten Abschnitt des ersten Teils geht es um Deutungen barbarischer
Aktivitäten: Hierzu zählen politische Interpretationen im Zusammenhang
mit Einfällen barbarischer Gruppen in das römische Griechenland, die im
3. Jahrhundert n.Chr. im hergebrachten römischen Verständnis
dichotomische Vorstellungen bedienten, im späten 4. Jahrhundert aber die
Faktizität der innerrömischen Kämpfe zwischen Westen und Osten um
Einfluss und Macht kaum noch hinter ihren Klagen über die Aktivitäten
der Goten Alarichs verbergen konnten (Amelia Robertson Brown); ebenso
finden sich religiöse Deutungen, in deren Rahmen miaphysitische
Protagonisten im Osten das Ende des weströmischen Kaisertums als Gottes
Missfallen an den Ergebnissen des Konzils von Chalkedon interpretierten
(Edward Watts).

Unter den regierungsamtlichen Vorgaben zur Wahrnehmung von Barbaren, dem
Thema des dritten Abschnitts dieses Teils, wird zunächst die
Auseinanderentwicklung zwischen Juden und Samaritern im Gefolge der
religiösen Vereinheitlichungspolitik Diokletians anlässlich seiner
antichristlichen Maßnahmen behandelt, die für die Juden eine Ausnahme
vom kaiserlichen Opferbefehl vorsahen, nicht jedoch für die Samariter
(Yuval Shahar). Ein weiteres Thema ist das Verhältnis der Christen zum
römischen Staat anfangs des 4. Jahrhunderts: Diokletian grenzte in
Übereinstimmung mit neuplatonischen Vorstellungen nur die Christen,
verstanden als "challenge to Roman identity" (S. 123), aus dem römischen
orbis aus (Elizabeth DePalma Digeser). Eine von herkömmlichen Szenarien
abweichende Betrachtung der alemannischen Barbaren vertritt - der
militärisch unerfahrene - Symmachus (or. 2,10-12), indem er die von
Valentinian I. den Germanen gewährte Gelegenheit zur Flucht als
"strafende" indulgentia und damit als eine Strategie interpretiert, die
in Untertänigkeit einzumünden vermag; Symmachus sieht also die Barbaren
auf diese Weise in das Reich integriert (Cristiana Sogno).

Im zweiten Teil geht es im ersten Abschnitt um den Wechsel von
Völkerschaften auf die römische Seite der Grenze, die durchaus auf
römische Initiative zurückgehen konnte, wie der Kolonat als Modell für
die Ansiedlung von Barbaren auf römischem Boden, den Cam Grey am
Beispiel eines Gesetzes aus dem Jahre 409 (Cod. Theod. 5,6,3)
diskutiert. Desgleichen konnte es bei Barbaren im römischen Dienst zu
Loyalitätskonkurrenzen kommen (Kimberley Kagan). Der zweite Abschnitt
thematisiert die Bedeutung des sozialen und wirtschaftlichen Austauschs
für die Romanisierung von Barbaren, und zwar am Beispiel der Sklaverei
barbarischer Gefangener bei den Römern und von Römern bei den Barbaren
(Noel Lenski) sowie an der Diskrepanz zwischen ideologiegeprägten
Barbarenstereotypen und einer Realität, die es auch Barbaren
ermöglichte, Römer zu werden (Hartmut Ziche). Im dritten Abschnitt
werden Beispiele wechselseitiger Anpassung in Grenzregionen vorgestellt:
die religiöse Entwicklung an der Grenze zwischen dem südlichen Ägypten
und dem Reich von Kusch (Salim Faraji), die Begegnung der Einwohner von
Petra mit Arabern (Jason Moralee), Identitätsfragen in der Scythia minor
bis zu den Einfällen der Avaren und Slaven zu Beginn des 7. Jahrhunderts
(Linda Ellis) sowie von Augustinus (epist. 46-47) diskutierte Fragen des
Umgangs christlicher Römer mit nordafrikanischen Barbaren (Kevin
Uhalde).

Der dritte Teil bietet Beispiele für Identitätsausformungen barbarischer
Völkerschaften auf der Grundlage römischer Vorbilder. Einen Schwerpunkt
bildet dabei Spanien: Andreas Schwarcz fasst Argumente für die
Klassifikation der tertiae Romanae und der sortes Gothicae als
Grundlagen für die Landversorgung der Westgoten zusammen; Luis A. García
Moreno liefert anhand eines Ehevertrags von 615 ein Beispiel gotischen
wie römischen Einflusses angesichts eines ethnisch gemischten Adels in
Córdoba; Scott de Brestian spürt der Entwicklung des
Selbstverständnisses der Vascones in der Spätantike nach, die den
Niedergang der römischen Herrschaft zur Ausbildung ihrer Identität
nutzten. Ferner geht es anhand archäologischer Zeugnisse um Fragen
barbarisch-römischer Ethnogenese durch Ansiedlung in Gallien (Patrick
Périn und Michel Kazanski) sowie um Versuche, die Qualität der
angelsächsischen Einwanderung nach Britannien anhand genetischer Spuren
zu ermessen (Michael E. Jones). Der letzte Teil behandelt mit den
Ausgrabungen Auguste Moutiés auf einem spätrömisch-frühmerowingischen
Gräberfeld nahe Houdan (Île de France) in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts ein Beispiel für die Entwicklung moderner
Barbarenwahrnehmungen (Bailey Young und Barbara Oehlschlaeger-Garvey).

Die mit meist wenig mehr als zehn Druckseiten überwiegend kurzen
Aufsätze bieten zahlreiche unterschiedliche Zugänge zu Beziehungen
zwischen Barbaren und Römern in der Spätantike und ihren Folgen, ohne
dass der Barbarenbegriff, wie es oft geschieht, auf die nördlichen
Nachbarn des Römischen Reiches an Rhein und Donau beschränkt wäre,
sondern vielmehr auch die Perser und Araber im Osten und Völker in
Afrika im Süden einschließt. Damit umfasst er in diesem Sammelband alles
Nichtrömische, wird als solcher aber nicht eigens reflektiert, wie es
beispielsweise angesichts der Qualifikation von Christen als Barbaren
bzw. Römer angebracht gewesen wäre: Durch Diokletian werden Christen aus
der zivilisierten römisch-griechischen Welt ausgegrenzt und damit
"barbarisiert", während später christliche Einflussnahme in Nubien und
im Donaudelta als "römisch" gilt. Eine zusammenfassende Darstellung des
Barbarenbildes und seiner Mutationen hätte in einem auswertenden
Schlussbeitrag erfolgen können, der aus einem anderen Blickwinkel als in
der Einleitung die wechselseitige Beeinflussung des Bildes von Römern
und Barbaren und ihre Folgen für Verschiebungen und Veränderungen des
Barbarenbegriffs bis in seine moderne Rezeption hinein thematisiert.
Dies hätte das Anliegen des Sammelbandes und seiner Beiträge im
Interesse der Historisierung des Transformationsgedankens
zusammenfassend und ergebnissichernd verdeutlichen können.

Trotz des eingangs erläuterten ganzheitlichen Zugangs zum Thema über den
Transformationsgedanken und eine wohlüberlegte Zuordnung der Aufsätze zu
übergeordneten Themen bleibt der Zusammenhang mancher Beiträge mit den
Zielen dieses Bandes eher locker, wie es vielleicht nicht ausbleibt,
wenn mit Ergebnissen von Spezialforschungen diverse allgemeine Aspekte
abgedeckt werden sollen. Eine Zusammenschau der gegenseitigen
Einflussnahmen zwischen den Römern und den Barbaren in konziser Form
versucht zu haben, darin liegt unbestreitbar ein Vorteil dieses Buches;
das verleiht ihm auch gegenüber der von der Europäischen
Wissenschaftsstiftung geförderten Reihe "Transformation of the Roman
World" mit ihren zahlreichen Bänden ein eigenes Profil.

Anmerkung:
[1] Vgl. Peter Heather, The Fall of the Roman Empire, London 2006; Bryan
Ward-Perkins, The Fall of Rome and the End of Civilisation, Oxford 2006.
Zu beiden Büchern die Rezension von Udo Hartmann in: H-Soz-u-Kult,
09.07.2007,
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2007-3-022>
(09.12.2011).

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann <hartmannu(a)geschichte.hu-berlin.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-1-014>

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[Regionalforum-Saar] unsere Nachbarn

Date: 2012/01/08 23:56:45
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Vortrag am 8.1.2012 im Tempel Emanuel in Kensington Maryland bei Dr. Itzik Eshel:

 

„Mein Vater Walter hat die Flucht aus seiner Vaterstadt nie überwunden. Nach dem grünen St. Wendel in der Wüste von Palästina leben zu müssen … In Israel ist er nie zuhause gewesen. Er richtete sich hier ein, baute ein Haus, gründete eine Familie, zog seine Kinder groß. Aber im Herzen ist er immer in Deutschland geblieben. In Israel nannte er sich mit seinem jüdischen Namen Benjamin. Walter nannte ihn nur seine Ehefrau, und auch nur, wenn sie richtig sauer auf ihn war“.

 

So berichtete Dr. Itzik Eshel am vergangenen Sonntag im Gemeindesaal des Tempels Emanuel in Kensington, Maryland, einer mittelgroßen jüdischen Gemeinde von ungefähr 540 Familien, nicht weit von Amerikas Bundeshauptstadt Washington, D.C., entfernt. Eshel ist Direktor des Bildungswesens, das die Gemeinde in eigenen Religonsschulen für rund 300 Studenten unterhält. Geboren wurde er in Israel; mit Deutschland, dem Land seiner Vorväter, hatte er nach eigenen Angaben bis vor ein paar Jahren nichts am Hut.

 

„Mein älterer Bruder Eli besuchte vor fünf Jahren die Heimatstadt unseres Vaters und Großvaters und kam begeistert zurück. Ich hatte bis dahin keinen Gedanken daran verschwendet. Aber als meine Frau Ronit und ich im vergangenen Jahr Deutschland besuchten, stießen wir in Baden-Baden auf die Freundlichkeit der Deutschen, und sie hat uns verzaubert. Wir mieteten ein Auto, und wie von allein kamen wir nach St. Wendel. Ich war noch nie hiergewesen, aber ich fand den Weg wie in einem Traum. Wir fuhren hinauf in die Hospitalstraße, wo ich mitten im Halteverbot parkte, um den Platz zu fotografieren, wo früher das Haus meiner Großeltern stand (Hospitalstraße 32). Zwei Polizisten fragten, was ich da mache, und meine Frau ging energisch auf sie zu und rief: Lassen Sie ihn in Ruhe, er kommt aus Amerika und fotografiert das Haus seiner Vorfahren. Aber gern, sagten sie, nehmen Sie sich ruhig Zeit. Dann stellten wir den Wagen im Rathaus ab und gingen zum Marktplatz ins Rathaus, um mit jemand Offiziellem zu sprechen. Und ob Sie’s glauben oder nicht, man empfing uns freundlich und zuvorkommend und war ganz neugierig, was aus unserer Familie geworden war.“

 

Nur drei der fünf Familienmitglieder sind 1936 den Nazis entkommen: Isaac Lehmann (1861-1937), sein Sohn Walter (1902-1973) und seine Tochter Paula (geb. 1895). Isaacs Ehefrau Rosa geb. Hess war 1934 gestorben, ihr Grabstein steht noch heute auf dem jüdischen Friedhof bei Urweiler. Tochter Thekla (geb. 1897), eine ehemalige Bankangestellte, wurde für geisteskrank und Eugen Berl gerichtlich zu ihrem Vormund erklärt; sie kam nach Sayn bei Koblenz in eine jüdische Nervenheilanstalt und von dort direkt ins KZ Auschwitz, wo sie 1941 ermordet wurde. Tochter Flora Maria (geb. 1907) war eine gelernte Säuglingsschwester. Als ihr Vater und ihre Geschwister St. Wendel verließen, blieb sie da und verzog im Sommer 1936 nach Frankfurt am Main. Ein Jahr lang arbeitete sie in einem jüdischen Heim für alleinerziehende Mütter und schwangere ledige Frauen, dann zog sie nach Berlin. Von dort wurde sie 1943 nach Auschwitz deportiert und umgebracht.

 

Anlaß für Dr. Eshels Bericht war eine Powerpoint-Präsentation über die Juden in St. Wendel, die ich über das Internet präsentierte. Ich hatte – basierend auf einem früheren Vortrag über die St. Wendeler Juden vom 14ten bis ins frühe 20te Jahrhundert, den ich vor zwei Jahren im Adolf-Bender-Zentrum gehalten hatte – eine kurze Vorstellung der Stadt St. Wendel und dann die Geschichte der Juden im Amt St. Wendel und dann ab 1860 zusammengestellt. Ich hatte den Vortrag per Internet übermittelt und kommentierte ihn nun über das Internet-Kommunikationssystem Skype. Einen großen Raum nahm die Synagoge in der Kelsweilerstraße im Vortrag ein, ihre Planung, ihr Bau und ihre Zerstörung. Über den jüdischen Friedhof leitete ich auf die Familie Lehmann, die 1893 aus Darmstadt nach St. Wendel übersiedelte, erst in der Kelsweilerstraße in einem Haus neben dem Bahnübergang, dann in der Balduinstraße im Haus von Mayer Eppstein (heute „El Corazon“) wohnte. 1902 kaufte Isaac Lehmann das Haus in der oberen Hospitalstraße, das er 1935 für 8.000 Goldmark wieder verkaufte.

 

Der Vortrag dauerte eine gute Stunde, während der die Verbindung ohne Probleme aufrechterhalten werden konnte. Jeder im Saal wußte, dass das Ende – der Holocaust – unausweichlich war; den Abschluß des Vortrages, der in englischer Sprache gehalten wurde, bildete der „Stolperstein“ von Erna Berl und die erste Textzeile des jüdischen Totengebetes „Kaddisch“, die Dr. Eshel vortrug. Das Publikum dankte mit einem kräftigen Applaus und stellte noch zahlreiche Fragen. Dr. Eshel sprach die Schlußworte und legte seinen Zuschauern nahe, bei ihrem nächsten Deutschlandbesuch doch auch einmal nach St. Wendel zu kommen. Er wird auf jeden Fall wiederkommen und dann seinen beiden Töchtern Neir und Inbal die Heimat ihrer Vorväter zeigen.

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] 750 Jahre Ersterwähnung von Selchenbach - Festschrift

Date: 2012/01/09 17:56:58
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Die Gemeinde Selchenbach im Kreis Kusel feiert in diesem Jahr das 750-jährige Jubiläum

ihrer ersten urkundlichen Erwähnung. Aus diesem Anlass hat sie eine Festschrift herausgegeben, die am 8. Januar im Rahmen eines Neujahrsempfangs vorgestellt wurde.

Autoren des Buches sind Hans Kirsch, Klaus Zimmer und Marianne Kirsch. Inhaltlich gliedert sich die Schrift in drei Teile: Einer kurzgefassten Geschichte und Beschreibung

des Dorfes folgen einzelne Bausteine der Geschichte, die bestimmte Ereignisse und Entwicklungen ausführlicher beschreiben. Der dritte Abschnitt beinhaltet amüsante Begebenheiten aus dem früheren Dorfleben.

 

Die Festschrift mit dem Titel „Selchenbach 750 Jahre Ersterwähnung 1262 – 2012“ umfasst

120 Seiten mit 28 Fotos und kostet 9,90 Euro (evtl. plus Versandkosten). Erhältlich ist sie

bei Hans Kirsch, Selchenbach, Tel. 06384/925703, E-Mail: hansakirsch(a)t-online.de.

[Regionalforum-Saar] Rez. MA: S. Neumann: Der gerichtliche Zweikampf im Mittelalter

Date: 2012/01/10 23:18:02
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    Christian Jaser <christian.jaser(a)mailbox.tu-dresden.de>
Date:    11.01.2012
Subject: Rez. MA: S. Neumann: Der gerichtliche Zweikampf
------------------------------------------------------------------------

Neumann, Sarah: Der gerichtliche Zweikampf. Gottesurteil - Wettstreit -
Ehrensache (= Mittelalter-Forschungen 31). Ostfildern: Jan Thorbecke
Verlag 2010. ISBN 978-3-7995-4284-5; geb.; 268 S.; EUR 49,00.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Christian Jaser, Institut für Geschichte, Technische Universität
Dresden
E-Mail: <christian.jaser(a)mailbox.tu-dresden.de>

Sarah Neumann markiert mit ihrer Studie zum gerichtlichen duellum des
Mittelalters, die 2008 als Dissertation an der Universität Oldenburg
angenommen wurde, eine wichtige Zwischenetappe der mediävistischen
Zweikampfforschung. Sie räumt ebenso sachdienlich wie begrüßenswert mit
der rechtshistorischen "Sehnsucht nach Eindeutigkeit" (S. 21) auf, die
mittelalterliche Zweikampfpraktiken in ein Korsett aus Definitionen und
Typologisierungen einzuzwängen suchte und daran
fortschrittsoptimistische Entwicklungshypothesen wie etwa einen Ausbruch
des Zweikampfs aus der vermeintlichen Irrationalität des Gottesurteils
anknüpfte.[1] Gegen diesen simplifizierenden Zugriff einer historischen
Rechtssystematik betont Neumann in ihrer diachron angelegten
"Bestandsaufnahme der Bedeutungsvarianten des gerichtlichen Zweikampfs"
(S. 30) mit Recht, dass "sich das duellum durch Mehrdeutigkeit und
gerade nicht durch Eindeutigkeit auszeichnet" (S. 27). Denn dieses
vielschichtige und variantenreiche historische Phänomen lässt sich
keinesfalls in einem entschiedenen Entweder-Oder monolithischer
Klassifikationen, sondern nur in der Interaktion von Wahrnehmungs- und
Deutungsebenen - Gottesurteil, Wettstreit, Ehrensache - hinreichend
interpretieren, wie bereits der differenzierende Untertitel von Neumanns
Arbeit nahelegt. Indem die Autorin konsequent der Analyse von
Rechtsnormen die Auswertung historiographischer und literarischer
Narrative zur Seite stellt und damit den "Mechanismen der erzählerischen
Sinnstiftung" (S. 30) breiten Raum gewährt, bewahrt sie ihren Gegenstand
vor dem Irrweg einer dezidiert essentialistischen Lesart und nimmt
stattdessen wechselseitige Durchdringungen und Bruchlinien beider
Quellentypen in den Blick.

Im Zuschnitt ihres Untersuchungsfeldes bemüht Neumann ein ambitioniertes
grand tableau, wie es gegenwärtig bei Dissertationen nur noch selten
anzutreffen ist: In zeitlicher Hinsicht deckt sie das gesamte
Mittelalter von den frühmittelalterlichen leges bis zu den "Ritter[n]
von sehr trauriger Gestalt" (S. 218) der beginnenden Neuzeit ab, während
der räumliche Horizont das Reich, Frankreich, England und Skandinavien
umfasst. Gegliedert ist der Hauptteil der Arbeit nach vier W-Fragen:
"Wo, wie und warum wird gekämpft und wer sind die Kombattanten" (S. 30)?
Im ersten Analyseabschnitt geht die Autorin nicht nur den Rechtsräumen
und typischen Schauplätzen des gerichtlichen Zweikampfes nach, sondern
rückt auch das traditionelle Bild, sowohl die Stadt als auch die Kirche
seien kategorische Duellfeinde gewesen, zugunsten eines eher
ambivalenten Meinungsspektrums zurecht. Die Verlaufsformen des
Zweikampfs stehen im Mittelpunkt des zweiten Fragekomplexes. In der
Zusammenschau von Regelwerken, die den Zweikampf als Rechtsmittel,
Sakralhandlung oder Wettkampf ausweisen, und narrativen Schilderungen
treten Interdependenz- und Transformationslogiken zutage, die im
Gefährdungsmoment des Regelverstoßes zusätzlich akzentuiert werden. Den
Gründen für den Einsatz des duellum als Beweis- und Rechtsmittel spürt
Neumann in der dritten Etappe ihres Fragekataloges nach: Privat- und
strafrechtliche Delikte - Auseinandersetzungen um Besitzrechte an Grund
und Boden, Raub, schwere Körperverletzung oder Mord - werden dabei
genauso diskutiert wie die typischen Konfliktstrukturen um Treubruch und
Verrat, die in der erzählenden Literatur regelmäßig mit spezifischen
Vorstellungen von Ehre und Reputation verknüpft werden. Den Abschluss
des Hauptteils bildet der Blick auf Identifikationsmuster,
Wertvorstellungen und Distinktionsinteressen derjenigen Personen, die in
die Schranken des Kampfplatzes eintreten oder darüber verhandeln. Die
erwartbar enge Verbindung von duellum und adlig-ritterlichem
Standesbewusstsein ist in der Dichtung und Chronistik ebenso gegenwärtig
wie hierarchische Binnendifferenzierungen zwischen Herren und Vasallen,
Ritterbürtigen und Aufsteigern. In diese aristokratische Logik des
Zweikampfs, der - abgesehen von entlohnten Kampfesstellvertretern - nur
von der funktional und moralisch definierten Elite der bellatores
adäquat ausgeführt werden kann, gliedern sich implizit auch inversive
literarische Sujets ein, die kämpfende Bauern, Bürger, Juden und Frauen
präsentieren. Insofern fungiert der Zweikampf in den erzählenden Quellen
als Instrument sozialer Integration oder Ausgrenzung, das in einem
fiktionalen Aushandlungsraum seinerseits die etablierte geistliche und
weltliche Ordnung reproduziert und stabilisiert.

Freilich bringt die auf den ersten Blick durchaus überzeugende
Architektur der Arbeit bei genauerem Hinsehen nicht unerhebliche Kosten
mit sich. Zwar gelingt die avisierte Bestandsaufnahme der
Bedeutungsvarianten, die - so Neumanns durchaus vorhersehbarer Befund -
"sowohl dem Gesetz der Tradition als auch dem Diktat des Wandels
unterworfen" (S. 215) sind und in der Schlussbetrachtung als
Schnittmenge von Rechtsvorstellungen, Gesellschaftsbildern, Positionen
und Ausdrucksformen resümiert werden. Allerdings bleibt der analytische
Geländegewinn bei der sich aufdrängenden historischen Frage, welche
spezifischen Funktionen, Bedeutungen und Eigenlogiken dem Zweikampf für
bestimmte soziale Räume und soziokulturelle Milieus zukam, doch eher
bescheiden. Verantwortlich hierfür ist das Zusammenhänge und Kontexte
zerschneidende Trennungsdenken der W-Fragen, das beispielsweise keinen
systematischen Zugriff auf mittelalterliche Städte als Rechtsräume,
Austragungsorte, Konfliktschauplätze und Aufenthaltsorte potenzieller
Zweikampfakteure erlaubt. Zwangsläufig verweist die Autorin regelmäßig
auf die unscharfe Totale der "mittelalterlichen Kultur" (S. 23),
"mittelalterlichen Rechts- und Lebenswelt" (S. 27), "mittelalterlichen
Vorstellungen von Recht und Gesellschaft" (S. 215) als analytischen
Fluchtpunkt, setzt aber nur sehr zaghaft das Instrumentarium einer
sozial- und kulturgeschichtlichen Feinanalyse an. Insofern bleibt auch
ihr Erkenntnisinteresse, eine "Re-Interpretation des duellum unter
kulturwissenschaftlichen Vorzeichen" (S. 30) zu leisten, auf halber
Strecke stehen. Hierfür hätte es einer konsequenteren Nahperspektive auf
die agonalen Praktiken kleinerer sozialer Einheiten in Selbst- und
Fremddeutung bedurft. Aus diesem Blickwinkel wäre vielleicht auch neu
und unverkrampft über den historischen Wandel des mittelalterlichen
Zweikampfs zum neuzeitlichen Ehrenduell nachzudenken, dem Neumann im
Abwehrkampf gegen jegliche entwicklungsgeschichtliche Fragestellung zu
wenig Aufmerksamkeit schenkt. An dieser Stelle erscheint es besonders
bedauerlich, dass Neumann zwar den Gerichtszweikampf mit Recht als
"gesamteuropäisches Element des mittelalterlichen Rechts" (S. 11)
begreift, zugleich aber ohne weitere Begründung den südeuropäischen Raum
ausspart. Denn die lebhafte italienische Duellforschung des letzten
Jahrzehnts, namentlich eines Marco Cavina, konnte zeigen, dass Italien
für die zukunftsweisenden Fortschreibungen des mittelalterlichen
Zweikampfs eine Schlüsselrolle zukommt.[2] Den gerichtlichen Zweikampf
des Mittelalters und das neuzeitliche Ehrenduell als gemeinsames
alteuropäisches Langzeitphänomen zu denken und in der Reziprozität von
mikrogeschichtlichen Logiken und makrohistorischen Wandlungsprozessen zu
begreifen, wird für die zukünftige Beschäftigung mit dem
Untersuchungsgegenstand maßgebend sein. Hierfür hat Sarah Neumann eine
bei allen genannten Defiziten höchst anregende, für den weiteren Gang
der Forschung grundlegende Arbeit geschaffen.


Anmerkungen:
[1] Der Generalmaßstab der 'Rationalität' zur Bewertung historischer
Phänomene steht auch vonseiten der Rechtswissenschaft selbst zunehmend
in Frage. Vgl. Helge Dedek, Die Schönheit der Vernunft -
(Ir-)Rationalität von Rechtswissenschaft in Mittelalter und Moderne, in:
Rechtswissenschaft 1 (2010), S. 59-86.
[2] Siehe Marco Cavina, Il sangue dell'onore. Storia del duello, Rom
2005; ders., Il duello giudiziario per punto d'onore. Genesi, apogeo e
crisi nell'elaborazione dottrinale italiana (sec. XIV-XVI), Turin 2003.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lioba Geis <geis(a)histinst.rwth-aachen.de>

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[Regionalforum-Saar] Teufel, Geister und Dämon en

Date: 2012/01/10 23:18:57
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    Cornelia Logemann <Logemann(a)uni-heidelberg.de>
Date:    11.01.2012
Subject: Rez. MA: W. Metternich: Teufel, Geister und Dämonen
------------------------------------------------------------------------

Metternich, Wolfgang: Teufel, Geister und Dämonen. Das Unheimliche in
der Kunst des Mittelalters [135 farb. Abb.]. Darmstadt: Primus Verlag
2011. ISBN 978-3-89678-725-5; geb. m. SU; 144 S.; EUR 39,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Cornelia Logemann, Transcultural Studies Program, Universität
Heidelberg
E-Mail: <Logemann(a)uni-heidelberg.de>

Kaum ein Dokumentar- oder Historienfilm über das Mittelalter, kaum ein
historischer Roman kommt ohne jene Prise von Dramatik und Finsternis
aus, die solange Zeit unsere Vorstellungen von mittelalterlicher
Lebenswirklichkeit bestimmt haben. Dabei ist es meist eine Inszenierung
düster-grauer Farben und höchst dramatischer Musik, die offenbar als
Fanal vom Ende der ebenso düsteren Epoche verstanden werden wollen. Die
nebulöse Stimmung und dumpfe Kälte sind es, die bis in die letzte
Sequenz die Verfilmung von Umberto Ecos "Name der Rose" prägen - und die
auch dem Zuschauer die finstere Epoche mit einfachen Stilmitteln
nahebringen soll. Dämonenglaube und Teufelsfurcht sind dem modernen
Betrachter nicht glaubwürdig vermittelbar, und so treten dramaturgisch
andere, nachvollziehbare Bedrohlichkeiten an diese Stelle.

Auch das vorliegende Buch beginnt bezeichnender Weise bei Ecos
Meisterwerk und daran anknüpfend mit dem Dictum Gregors des Großen
(gest. 604), nach dem die Bilder dem leseunkundigen Laien die Schrift
ersetzen würden. Es stellt die Frage, wie Bilder auf den
mittelalterlichen Betrachter wirkten und inwiefern diese eine
'unheimliche' Wirkung zeitigten, die sich dem modernen Rezipienten
allerdings völlig entzieht. Wovor sich der Mensch des Mittelalters
tatsächlich fürchtete, ist umso schwerer zu ermitteln, versucht man die
didaktisch motivierten Texte der Geistlichen und die Monstrositäten, die
unter Chorgestühl, an Kapitellen und im Portal so vieler
Sakralarchitekturen begegnen, miteinander in Einklang zu bringen. Eine
bunte Welt mit verstörendem bis scheußlichem Formenrepertoire erregte
nicht zuletzt das Missfallen des Bernhard von Clairvaux, das dieser für
seine Ordensbrüder artikulierte als "deformis formositas ac formosa
deformitas".[1] Seine Kritik richtete sich dabei gegen die
zeitgenössischen Ausgestaltungen von Klosterbauten, da er in den
unpassenden Bildwerken großes Ablenkungspotential sah. Seltsame und
absonderliche Dinge begegnen dem Gläubigen in der Kirche, an halb
verborgenen Orten oder oft auch prominent, den irritierten Blicken der
Betenden entgegengesetzt. Immer wieder transportieren Buchmalereien die
eine oder andere Mär von unheimlichen Planetenbewohnern am Ende der
Welt, ohne Kopf oder mit überdimensioniertem Fuß, nebst menschlichen
Körpern an tierischen Gesichtern, kurzum: Teufel, Geister und Dämonen
und Monstrositäten scheinen visuell omnipräsent zu sein in der
mittelalterlichen Kunst.

Wolfgang Metternichs Buch über Teufel, Geister und Dämonen ist an ein
breites Publikum adressiert, es ist eine Reise in ein fernes und fremdes
"Damals", in dem die Menschen nach gängiger Vorstellung in einem Zustand
permanenter religiöser Furcht zu leben schienen. In zwölf Kapiteln wirft
Metternich verschiedene Schlaglichter auf die Ausprägungen des
Unheimlichen in der mittelalterlichen Kunst. Zunächst wird die
Einflussnahme der Heiligen Schrift, die "in langen Passagen nichts für
zarte Gemüter" (S. 9) sei, auf das Leben im Mittelalter geschildert und
mit dämonischen Darstellungen in verschiedensten Medien, Buchmalerei und
Portalplastik verglichen. Die Relikte antiker Kulte und das Fortleben
mancher heidnischer Götterbilder im Mittelalter werden in einem zweiten
Kapitel kursorisch zusammengefasst. Imaginationen des Teufels und seiner
Helfer folgen ebenso wie Erörterungen zu wilden Männern, Fabelwesen und
himmlischen Geschöpfen. Als Allgemeinplatz im Kanon von Teufeln,
Geistern und Dämonen darf offenbar auch ein Kapitel zur Frau und
verderblicher Sexualität nicht fehlen, in dem der Autor durchaus auch
die humoristischen Seiten mittelalterlicher Bildfindungen erläutert,
wenngleich sehr fraglich ist, ob die eine oder andere Grimasse
tatsächlich durch die "unbewusste Antwort des Kirchenvolkes auf die
Verdrängung der Sexualität" (S. 102) zu erklären ist.

Es folgen schließlich Abschnitte zu fremden und wundersamen Völkern, wie
sie bekanntermaßen in Reisebeschreibungen und Weltkarten visualisiert
wurden, ebenso wie klassische mittelalterliche Randgruppen von Jongleurs
bis zu den Juden. Ein letzter Abschnitt über Seuchen, Krankheit und Tod
öffnet dabei ein weiteres Feld, das auch mit dem Isenheimer Altar
zeitlich einen neuen Rahmen absteckt. Das Thema des Unheimlichen wurde
hierbei weitestgehend verlassen, selbst wenn, wie Metternich betont,
Unheimlichkeit "immer auch die Angst vor dem Fremden ist" (S. 103). Die
Teufel, Geister und Dämonen wären damit primär in den ersten acht
Kapiteln abgehandelt, während der zweite Teil des Buchs sich mehr auf
Fremde konzentriert - inwiefern dies die Kategorie des 'Unheimlichen'
wesentlich ergänzt, wäre zu hinterfragen. Statt dieses sehr großen
Parcours durch verschiedenste Themenbereiche wären vielleicht mehr
Beispiele mit engerem inhaltlichen Zuschnitt wünschenswert gewesen: Die
teils topographisch und zeitlich auseinander liegenden Objekte sind oft
schwierig zu verbinden.

Gesamtansichten über mittelalterliche Kunst, die an eine größere
Leserschaft gerichtet sind, erschienen in den letzten Jahren einige.
Michael Camille hat sich in seinen Forschungen immer wieder mit jenen
Erscheinungsformen der mittelalterlichen Bildproduktion
auseinandergesetzt, die hier in opulenter Farbigkeit zusammengestellt
sind. Neben Camilles mehrfach übersetztem Standardwerk zur
mittelalterlichen Kunst[2], das auch ohne größere Vorkenntnisse
gewinnbringend zu lesen ist, sei etwa auch Jacques Le Goffs
unterhaltsames und üppig illustriertes Werk zum Mittelalter in Bildern
hervorgehoben[3], das in sehr prägnanter Zuspitzung wesentliche Aspekte
mittelalterlicher Kunst nennt. Auch kleinere Buchformate wie etwa Bruno
Reudenbachs "Kunst des Mittelalters" gehen auf diese Präsenz Furcht
einflößender Bilder zweifelsohne ein.[4]

Doch die in "Teufel, Geister & Dämonen" zusammengestellten Bilder auf
ihre unheimliche Funktion zu reduzieren, erscheint schwierig,
funktionieren etwa die das strenge ikonographische Gesamtprogramm eines
Portals konterkarierenden dämonischen oder monströsen Bilder auch auf
anderer Ebene - in dem Sinne, dass sie durch Aufzeigen einer chaotischen
Gegenwelt die Ordnung des christlichen Weltbildes zementieren. Die im
Band verwendeten Beispielbilder wurden von Metternich dabei größtenteils
im sozialgeschichtlichen Kontext interpretiert: Verschiedene Medien und
Rezipientenschichten spielen bei der Analyse der Bilder jedoch durchaus
eine wichtige Rolle, und so scheint doch das Studium fremder Völker in
Jean de Mandevilles Reisebeschreibungen auf einer ganz anderen Ebene zu
liegen als etwa Fragmente heidnischer Ikonographie in
hochmittelalterlichen Portalen. Furchterregende Gestalten in der
Buchmalerei dienten nicht selten als Herausforderung, sich im Akt der
Kontemplation gegen die Geister der Einbildung zu wehren, während die an
das Massenpublikum gerichteten Dämonen an und in Kirchen nach Willen der
Geistlichen Furcht einflößend wirken sollten (aber vielleicht auch in
ihrer didaktischen Drohgebärde am Betrachter vorbeizielten).

Die im Rahmen eines solchen Buchs vielleicht auch notwendigen
Akzentuierungen, die von Metternich formuliert werden, manifestieren,
gewollt oder ungewollt, ein Bild des finsteren Mittelalters, das die
Mittelalterforschung eigentlich überwunden zu haben glaubte. Dabei wird
im üppigen Literaturverzeichnis des Werkes alles genannt, was eine
differenziertere Sicht auf die Dämonen mittelalterlicher Kunst erlaubt.
Denn letztlich, um nun auch auf den vorangehenden Passus in Bernhards
eingangs zitierten Äußerungen einzugehen, in dem er von lächerlichen
Monstrositäten spricht, ist die ironische Brechung des Unheimlichen und
der Übergang des Dämonischen zur Phantasie ein wesentliches Moment, auf
das das vorliegende Buch nicht eingeht.


Anmerkungen:
[1] Bernhard von Clairvaux, Apologia ad Guillelmum Sancti Theoderici
abbatem, in: Jacques Leclercq / Henri Marie Rochais (Hrsg.), S. Bernardi
Opera, Bd. III, Rom 1963, S. 106: "Ceterum in claustris, coram
legentibus fratribus, quid facit illa ridicula monstruositas, mira
quaedam deformis formositas, ac formosa deformitas?"
[2] Michael Camille, Die Kunst der Gotik. Höfe, Klöster und Kathedralen,
Ostfildern 1999.
[3] Jacques Le Goff, Das Mittelalter in Bildern, Stuttgart 2002.
[4] Bruno Reudenbach, Die Kunst des Mittelalters, Bd. 1: 800-1200,
München 2008. Vgl. auch den zweiten Teil zur mittelalterlichen Kunst von
Klaus Niehr, Die Kunst des Mittelalters, Bd. 2: 1200-1500, München 2009.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Wolfgang Eric Wagner <wolfgang-eric.wagner(a)uni-rostock.de>

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[Regionalforum-Saar] Ja, nein, gegebenenfalls . Gehören menschliche Überreste ins Museum

Date: 2012/01/11 23:22:33
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    Museum Joanneum Museumsakademie
         <museumsakademie(a)museum-joanneum.at>
Date:    10.01.2012
Subject: Konf: Ja, nein, gegebenenfalls. Gehören menschliche
         Überreste ins Museum? - Wien 01/12
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Museumsakademie Joanneum
19.01.2012-20.01.2012, Wien

In vielen Sammlungen befinden sich menschliche Knochen, Häute und
Leichenteile. Sie entstammen archäologischen Grabungen oder wurden zu
Studienzwecken präpariert. Teilweise handelt es sich um Relikte aus
einer Vergangenheit, in der für (pseudo)wissenschaftliche Zwecke Gräber
geschändet, Leichen geraubt und Menschen zu Anschauungs- und
Vergleichszwecken gesammelt wurden.

Es geht in der geplanten Veranstaltung weniger um die Aufarbeitung
einstiger, teils entwürdigender Sammelpraktiken und fragwürdiger
Umstände des Erwerbs, als vielmehr um die Frage, wie
Museumsverantwortliche heute mit diesem Erbe in Sammlungen und
Ausstellungen verantwortungsvoll umgehen können.

Wie steht es um das Bewusstsein in den betroffenen Museen und
Fachwissenschaften für die Problematik solcher Sammlungsbestände und
welches wissenschaftliche Interesse gibt es heute noch an diesen? Seit
wann erfolgen Rückgaben an wen auf Basis welcher ethischen, rechtlichen
und museologischen Grundlagen? Welche diesbezüglichen Empfehlungen geben
Museumsverbände in Europa, welche Richtlinien existieren? Welche
Argumente werden für und wider das Ausstellen von menschlichen
Überresten vorgebracht und gibt es Beispiele für einen sensiblen Umgang
damit in Ausstellungen? Wie könnte ein Kriterienkatalog für
Kuratorinnen/Kuratoren aussehen, der diesen im konkreten Fall hilft,
über eine Präsentation zu entscheiden?

mit
Wiebke Ahrndt, Ethnologin, Direktorin Übersee Museum Bremen (D) sowie
Leiterin einer Arbeitsgruppe des Deutschen Museumsbundes zum Thema Human
Remains
Gabriele Dorffner, Historikerin, Zahnärztliches Museum Wien (A)
Angelika Fleckinger, Archäologin, Direktorin Südtiroler
Archäologiemuseum Bozen (I)
Andre Gingrich, Professor für Ethnologie/Sozialanthropologie an der
Universität Wien (A)
Bettina Habsburg-Lothringen, Leitung Museumsakademie Joanneum, Graz (A)
Wolfgang Kos, Historiker, Direktor Wien Museum (A)
Maria Teschler-Nicola, Anthropologin Naturhistorisches Museum Wien (A)
sowie Leiterin des forMuse-Forschungsprojekts Euphorische Anfänge -
dysphorische Gegenwart: Anthropologische Sammlungen im Spannungsfeld von
Wissenschaft und Ethik

Kosten
140 EUR, ermäßigt 100 EUR

Ort
Wien Museum, Karlsplatz

Über Ihre Anmeldung freut sich
das Team der Museumsakademie Joanneum

------------------------------------------------------------------------
Donnerstag, 19. Januar 2012

13.00-14.30
Zur Einführung. Historische Hintergründe, verwandte Themen, notwendige
Debatten
Bettina Habsburg-Lothringen

Seit wann gibt es menschliche Überreste in archäologischen,
ethnologischen, historischen, naturwissenschaftlichen und
medizinhistorischen Museen? Inwiefern unterscheiden sich Sammlungs-,
Forschungs- und Präsentationstraditionen in den einzelnen Disziplinen?
Was sagt die Geschichte und Gegenwart des Sammelns, Forschens und
Zeigens dieser Bestände über das Institutionen- und Selbstverständnis
der Museumsverantwortlichen aus? Welche Themenaspekte und Fragen
beschäftigen Museumspraktiker/innen derzeit, welche sollten sie
beschäftigen?

15.00-17.30
Menschliche Überreste in Sammlungen und Forschung. Erhaltung versus
Restitution
Gabriele Dorffner
Maria Teschler-Nicola (angefragt)

Welche Wiener Museen besitzen menschliche Überreste in ihren Sammlungen?
Was lässt sich über die Umstände ihres Erwerbs und die Geschichte ihrer
Beforschung rekonstruieren? Welche heutigen Forschungsinteressen gibt
es? Wo und in welchem Rahmen gab und gibt es eine Befassung mit diesen
Beständen und ihrer Provenienz? Wo steht Österreich im diesbezüglichen
internationalen Kontext? Wir diskutieren an Beispielen.

18.30
Öffentliche Podiumsdiskussion:
Gehören menschliche Überreste ins Museum?
mit Wiebke Ahrndt, Andre Gingrich, Wolfgang Kos, Maria Teschler-Nicola
Moderation: Bettina Habsburg-Lothringen


Freitag, 20. Januar 2012

09.30-12.00
Richtlinien und Empfehlungen. Zur Verantwortung der Museumsverbände
Wiebke Ahrndt

Welche Richtlinien und Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen
Überresten gibt es in Europa? Wer entwickelt/e diese aus welchen
Anlässen? Woran orientieren sich Diskussionsprozesse und Zielsetzungen,
auf welchen Erfahrungen und internationalen Debatten bauen sie auf? Wie
verhält sich die Praxis zur Theorie? Und warum fehlen Richtlinien in
Österreich bislang?

13.30-16.00
Ausstellen und Vermitteln. Ja, nein, gegebenenfalls?
Angelika Fleckinger

Welche Argumente gibt es für und wider das Ausstellen von menschlichen
Überresten? Was kann man von der Präsentation anderer sensibler Themen
(wie z.B. Krieg, religiöse Themen) für das Ausstellen von Skeletten,
Mumien oder Schrumpfköpfen lernen? Gibt es eine Art Kriterienkatalog für
Kuratoren/Kuratorinnen, der ihnen im konkreten Fall zu entscheiden
hilft, ob man einen Körper(teil) überhaupt ausstellt? Welche Faktoren
entscheiden darüber, ob ein Zeigen menschlicher Überreste gerechtfertigt
ist? Welche Faktoren sind relevant für die Wahrnehmung menschlicher
Reste? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, dem Publikum bewusst zu
machen, was es da sieht?

------------------------------------------------------------------------
Sabine  Fauland
Mariahilferstraße 2-4, 8020 Graz
museumsakademie(a)museum-joanneum.at

Homepage <http://www.museumsakademie-joanneum.at>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=18187>


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[Regionalforum-Saar] Das Wunder von St. Wendel aus dem Jahre 2010

Date: 2012/01/12 12:53:24
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

[Regionalforum-Saar] tea party

Date: 2012/01/12 17:27:31
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Die Atlantische Akademie und die Techn. Universität Kaiserslautern, Fachbereich Politikwissenschaften, laden ein zu einem öffentlichen Forum in englischer Sprache

 

"The Tea Party Movement and American Populism: Historical and Contemporary Contexts"

 

Dienstag, 24. Januar 2012, 18 bis 19:30 Uhr
TU Kaiserslautern,
Gottlieb-Daimler-Straße, Gebäude 57, Raum 208/210 (Rotunde)

 

Weitere Informationen: Atlant. Akademie, info(a)atlantische-akademie.de, www.atlantische-akademie.de

Wegbeschreibung: http://www.uni-kl.de/fileadmin/prum/Lageplan/TU-PLAN-LEGENDE_2008__Rotunde_markiert.pdf


Im Sommer 2009 mobilisierten sich die Tea Partys als Opposition, gegen die von der Regierung Obama geplante Gesundheitsreform. Seit dieser Zeit beeinflusst die Tea Party Bewegung die Agenda der Republikanischen Partei und steht im Fokus der nationalen politischen Debatte. Was jedoch fehlt in der Medienberichterstattung ist das Verständnis der historischen Wurzeln des Tea Party Phänomens, welches oftmals als Teil der populistischen Tradition der USA beschrieben wird. In seinem Vortrag wird Prof. Postel den historischen Populismus des späten 19. Jahrhunderts diskutieren und darauf eingehen, warum die historischen Wurzeln der Tea Partys nicht im Populismus, sondern in der konservativen Politik des Kalten Krieges liegen. Außerdem wird er darstellen, wie und warum sich diese Politik in der aktuellen amerikanischen- sowie weltweiten Krise re-etabliert hat.

 

Dr. Charles Postel ist Dozent für Geschichte an der San Francisco State University. Er erhielt seinen Ph.D. in Geschichte an der University of California in Berkeley. Mit seinem Buch "The Populist Vision" (Oxford 2007) gewann er den Frederick Jackson Turner Award der Organization of American Historians und den Bancroft Prize, zwei der prestigeträchtigsten Preise der Geschichtswissenschaft in den USA

 

Information von Larry Zani, Kaiserslautern American German Business Club

[Regionalforum-Saar] das stück im sarg verkauft

Date: 2012/01/12 23:13:51
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Salü,

eben stieß ich auf diesen interessanten Text:

"Diejenige, die das Stück im Sarg ver-
kauft haben, müssen das an ihrem Erb-
teil abgehen lassen mit Ausnahme
von Joseph Paquè Gerber dem schenk
ich sein Anteil weil ich seine Tauf-
pathin bin.
 
St. Wendel, den 20. Januar 1894
gez. Sophie Laur"

Dabei sollte man wissen, daß die Familie Laur aus St. Wendel ein großes Wiesenstück hatte, das im Distrikt "Im Sarg" lag. Es hat also nichts mit Leichenfledderei zu tun.

Roland
 

[Regionalforum-Saar] über die Himmelsscheibe

Date: 2012/01/13 09:30:46
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ: :
 

Himmelsscheibe ist nationales Kulturgut

Halle. Die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra und ein 50 Millionen Jahre altes versteinertes Urpferdchen aus dem Geiseltal bei Halle sind nationales Kulturgut. Die Stücke wurden gestern dem „Verzeichnis national wertvolles Kulturgut“ zugefügt. Die Eintragung bedeutet eine besondere Würdigung und soll verhindern, dass die Stücke Deutschland verlassen. dpa

[Regionalforum-Saar] Vorträge zur k eltischen Kuns t im R GZM

Date: 2012/01/13 11:18:33
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>



Ich möchte folgene email weitergeben:

 



Sehr geehrte Freunde des keltischen Ringwalls,
im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM) finden regelmäßig Vorträge statt. Der Eintritt ist frei.
Die folgenden zwei Vorträge möchten wir hervorheben, da sie sehr gut zur derzeit intensiv geführten Diskussion zur keltischen Kunst sowie den keltischen Beziehungen nach Etrurien passen:
Dienstag 17. Januar 2012, 18.00 Uhr
Etruskische Kunst nördlich der Alpen: Der Dreifuß aus dem keltischen Prunkgrab von Bad Dürkheim
Giacomo Bardelli
Im Jahr 1864 wurde nahe  Bad Dürkheim in einem latènezeitlichen Prunkgrab, neben anderen Importen aus Italien, ein bronzener Dreifuß entdeckt. Die Funktion derartiger Untergestelle wird in der Forschung zwar konträr diskutiert, in einem der reichsten keltischen Bestattungen des 5. Jh. v. Chr. nördlich der Alpen handelt es sich aber zweifellos um ein Prestigeobjekt aus dem etruskischen Raum. Seine besondere Stellung innerhalb der Gruppe der spätarchaischen Stabdreifüße wird derzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes zur etruskischen Toreutik im RGZM erneut untersucht.


Dienstag 24. Januar 2012, 18.00 Uhr
Keltische Kunst zur Zeit der Oppida: Eberfiguren – Carnyx – Email
Dr. Martin Schönfelder
Beim Thema Keltische Kunst hat man meist Stücke des 5.-3. Jahrhunderts v. Chr. vor Augen – oder gar irische insulare Kunstwerke des Frühen Mittelalters. Doch auch in der Epoche der keltischen Oppida, im 2.-1. Jahrhundert v. Chr., gibt es in Mitteleuropa figürliche Kunstwerke und eine eigene Stilentwicklung. Der Einfluss römischer Kunst ist bereits deutlich zu spüren, jedoch sind auch die schöpferischen Eigenheiten in dieser Blütezeit der keltischen Stämme und Städte zu würdigen.

mehr Infos: http://web.rgzm.de/578.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=356&tx_ttnews%5BbackPid%5D=65&cHash=86447d133034fa4b2589273972e6c31b
mit besten Grüßen,
Michael Koch

Freundeskreis Keltischer Ringwall Otzenhausen
- Verein zur Förderung der Archäologie im Hochwald e.V.
http://www.hochwaldkelten.de
Büro: 06873 669 231
Mobil: 0151 503 762 35

Umfrageaktion zum Keltenpark: (hier klicken zur Weiterleitung)


[Regionalforum-Saar] Fwd: [Saar] Diakonissen im Krieg - gibt es Aufzeichnungen über Krankenschwest ...

Date: 2012/01/16 22:46:59
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

In einer eMail vom 16.01.2012 21:10:54 Westeuropäische Normalzeit schreibt idetemple(a)t-online.de:
Guten Tag,

nachdem ich erfolglos bei verschiedenen Diakonissenhäusern angerufen habe,
wende ich mich Hilfe suchend an euch.
Ich würde so gerne etwas mehr herausfinden als Geburt und Tod meiner Tante,
z.B. wo gelernt, wo gearbeitet, wo im Krieg eingesetzt. Der Status der
Diakonisse müßte eigentlich auch irgendwo festgehalten sein. Es ist nicht
klar, ob sie vom methodistischen Glauben zum evangelischen gewechselt ist.
Die Taufunterlagen wurden durch Wasserschaden vernichtet - sie waren in
Saarbrücken gelagert.

Diakonisse Gertrud FEYOCK * 09.09.1919 Spiesen-Elversberg Saarland

+ 29.09.1948 Ansbach bei Nürnberg.

Alles was ich habe ist ein Bild, ein Foto des Grabes und die Geburtsurkunde.
Ein bißchen wenig für ein Leben im Dienst des Nächsten.

Wer kann helfen?
beste Grüße

Irene (Detemple)
66265 Heusweiler
 
--- Begin Message ---
Guten Tag an alle Ahnenforscher,

nachdem ich erfolglos bei verschiedenen Diakonissenhäusern angerufen habe,
wende ich mich Hilfe suchend an euch.
Ich würde so gerne etwas mehr herausfinden als Geburt und Tod meiner Tante,
z.B. wo gelernt, wo gearbeitet, wo im Krieg eingesetzt. Der Status der
Diakonisse müßte eigentlich auch irgendwo festgehalten sein. Es ist nicht
klar, ob sie vom methodistischen Glauben zum evangelischen gewechselt ist.
Die Taufunterlagen wurden durch Wasserschaden vernichtet - sie waren in
Saarbrücken gelagert.

Diakonisse Gertrud FEYOCK * 09.09.1919 Spiesen-Elversberg Saarland

+ 29.09.1948 Ansbach bei Nürnberg.

Alles was ich habe ist ein Bild, ein Foto des Grabes und die Geburtsurkunde.
Ein bißchen wenig für ein Leben im Dienst des Nächsten.

Wer kann helfen?
beste Grüße

Irene (Detemple)
66265 Heusweiler

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--- End Message ---

[Regionalforum-Saar] heute im Fernsehen - aber zu unmöglicher Zeit

Date: 2012/01/18 08:57:52
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Vom Börsenmakler zum Lebensretter

ARD zeigt Dokumentation über einen britischen Helden – 669 Kindern die Flucht vor den Nazis ermöglicht

Sir Nicholas Winton rettete kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vielen jüdischen Kindern in der Tschechoslowakei das Leben. Die Dokumentation „Sir Nicky – Ein Held wider Willen" erzählt die Geschichte des Briten und ist heute erstmals in der deutschen Synchronfassung, erstellt im Auftrag von SR und SWR, in der ARD zu sehen.

Von SZ-Redaktionsmitglied Katrin Meyer

Saarbrücken. „An manchen Geschichten nehmen wir nicht nur Anteil, wir sind Teil von ihnen“, meint der Erzähler der Dokumentation „Sir Nicky – Ein Held wider Willen“ gleich zu Beginn des Films. Und tatsächlich ist der bekannte, inzwischen über 80-jährige BBC-Reporter Joe Schlesinger einer der Menschen, die als Kind von dem Briten Sir Nicholas Winton (geb. 1909) gerettet wurden. 669 Kinder aus der Tschechoslowakei – die meisten von ihnen jüdisch – rettete der heute über 100-Jährige kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor dem Abtransport ins Konzentrationslager – und damit vor dem sicheren Tod. Fast 50 Jahre lang schwieg Winton über das Geschehene, bis seine Frau Anfang der 80er sein Notizbuch entdeckte und ein „Familientreffen“ in einer Fernsehsendung organisierte. Die öffentliche Ressonanz war groß, Queen Elisabeth II adelte ihn 2003 sogar für sein heldenhaftes Verhalten mit dem Ritterschlag.

Die slowakischen Filmemacher Patrik Pass und Mateij Minàc drehten für ihr Doku-Drama sechs Jahre lang. Darin erzählen sie zunächst die ungewöhnliche Geschichte des britischen Helden. Im Jahr 1939, kurz vor dem Einmarsch der Nazis in der Tschechoslowakei, kam der damals 30-jährige Börsenmakler Nicholas Winton nach Prag. Dort wurde er Zeuge von verzweifelten Fluchtversuchen jüdischer Familien. Besonders das Schicksal der Kinder berührte ihn. „Für alles, was nicht vollkommen unmöglich ist, gibt es einen Weg“, sagt der gealterte Winton im Film. Aus dieser tiefsten Überzeugung heraus baute der Börsenmakler ein Hilfsnetz zwischen Prag und Großbritannien auf und organisierte Kindertransporte.

Die Dokumentation ist mehr als die Geschichte eines Helden, sie besteht aus mehreren Geschichten über viele Einzelschicksale. Die Regisseure lassen neben Winton selbst viele der geretteten Kinder zu Wort kommen – inzwischen sind sie über 70 Jahre alt und leben überall in der Welt verstreut. Sie erzählen von der schmerzhaften Trennung von den Eltern, von der langen Zugfahrt, von der Angst, als sie durch Nazi-Deutschland fuhren. Aber auch von der Ankunft in England, von einem Gefühl der Verlorenheit sowie vom herzlichen Empfang ihrer neuen Familien. Daneben kommen auch weitere Betroffene zu Wort wie Eltern, die ihre Kinder gehenlassen mussten oder britische Paare, die Kinder aufnahmen. Visualisiert wird das Erzählte sowohl durch dokumentarische Bilder als auch durch mitreißende Spielszenen. Die geschickte Dramaturgie, ein flottes Erzähltempo und die emotionalen Geschichten sorgen während des ganzen Films für Spannung und ergreifende Momente. Besonders rührend wird es gegen Ende, wenn er schildert, wie sich Kinder und Jugendliche, inspiriert durch das selbstlose Verhalten Nicholas Wintons, überall auf der Welt sozial engagieren. Szenen, bei denen es einem warm ums Herz wird.

Im Auftrag von SR und SWR wurde eine deutsche Fassung erstellt, jetzt läuft der Film erstmals im deutschen Fernsehen.

Heute, 23 Uhr, ARD

[Regionalforum-Saar] am Freitag ist Sebastianustag

Date: 2012/01/18 08:59:57
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Gemeinschaftsgefühl und Beistand in Notlagen

Sebastianus-Bruderschaft zelebriert Jahrestag der Heiligen Sebastian und Fabian in St. Wendel mit Festhochamt und Feierstunde

St. Wendel. Am kommenden Freitag, 20. Januar, dem Fest der Heiligen Sebastian und Fabian, feiert die Sebastianus-Bruderschaft den Jahrestag in St. Wendel. Er beginnt um 9.30 Uhr mit einem Festhochamt für die lebenden und verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft in der Basilika St. Wendelin. Ab 18 Uhr ist eine Feierstunde im „Vaterhaus“ Café Lerner, Balduinstraße. Brudermeister Anton Stier hält eine Ansprache mit Totengedenken und stellt ein neues Mitglied des Bruderrates vor. Bruderschreiber Gerd Schmitt berichtet über das „Prozessions- und Wallfahrtswesen im alten St. Wendel von den Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts“.

Als im Jahr 1441 in St. Wendel die Bruderschaft der Heiligen Sebastian und Fabian gegründet wurde, konnte niemand ahnen, dass sie so lange Zeit Bestand haben würde. In einer Pest- und Hungerzeit schlossen sich Angehörige aller St. Wendeler Stände – Geistliche, Kleinadlige und Handwerker – zusammen und versprachen sich gegenseitigen Beistand in den Notlagen der Zeit. Was nicht für die Brüder und ihre Familien gebraucht wurde, wurde unter die Bedürftigen der Stadt verteilt. Später gingen alle Einkünfte an die Armen. So geschieht es auch heute noch. Die Bruderschaft sieht sich heute überkonfessionell und steht allen, die sich für ihre bedürftigen Mitbürger mit einer Spende engagieren wollen, offen. red

Auf einen Blick

Ab dem Gottesdienstende am kommenden Freitag, 20. Januar, kann die Spende für die Bedürftigen den Tag über im „Vaterhaus“ – Café Lerner, Balduinstraße – entrichtet werden. Der Spendenbetrag kann auch auf das Konto der Kreissparkasse St. Wendel, Konto-Nr. 37333, BLZ 592 510 20, beziehungsweise der St. Wendeler Volksbank, Konto-Nr. 144410, BLZ 592 910 00, eingezahlt werden.

Als Bildandenken erhalten die Bruderschaftsmitglieder beim Entrichten ihrer Spende eine moderne Darstellung des Heiligen Sebastians. Sie stammt von der Hand des expressionistischen Malers Edvard Frank (*1900 in Korschenbroich, +1972 in Saarlouis). red

Re: [Regionalforum-Saar] am Freitag ist Sebastianustag

Date: 2012/01/18 14:42:22
From: Elmar Peiffer <e.peiffer(a)gmx.net>

"Als Bildandenken erhalten die Bruderschaftsmitglieder beim Entrichten ihrer Spende eine moderne Darstellung des Heiligen Sebastians. Sie stammt von der Hand des expressionistischen Malers Edvard Frank (*1900 in Korschenbroich, +1972 in Saarlouis)".

Donnerwetter, einen Heiligen hat er gemalt! Da kenn ich aber Edvard Frank bei der Auswahl seiner Sujets ganz anders.

Elmar Peiffer



**********************************************************************************************

-------- Original-Nachricht --------
Datum: Wed, 18 Jan 2012 02:59:30 -0500 (EST)
Von: Rolgeiger(a)aol.com
An: regionalforum-saar(a)genealogy.net
Betreff: [Regionalforum-Saar] am Freitag ist Sebastianustag

 

Gemeinschaftsgefühl und Beistand in Notlagen

Sebastianus-Bruderschaft zelebriert Jahrestag der Heiligen Sebastian und Fabian in St. Wendel mit Festhochamt und Feierstunde

St. Wendel. Am kommenden Freitag, 20. Januar, dem Fest der Heiligen Sebastian und Fabian, feiert die Sebastianus-Bruderschaft den Jahrestag in St. Wendel. Er beginnt um 9.30 Uhr mit einem Festhochamt für die lebenden und verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft in der Basilika St. Wendelin. Ab 18 Uhr ist eine Feierstunde im „Vaterhaus“ Café Lerner, Balduinstraße. Brudermeister Anton Stier hält eine Ansprache mit Totengedenken und stellt ein neues Mitglied des Bruderrates vor. Bruderschreiber Gerd Schmitt berichtet über das „Prozessions- und Wallfahrtswesen im alten St. Wendel von den Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts“.

Als im Jahr 1441 in St. Wendel die Bruderschaft der Heiligen Sebastian und Fabian gegründet wurde, konnte niemand ahnen, dass sie so lange Zeit Bestand haben würde. In einer Pest- und Hungerzeit schlossen sich Angehörige aller St. Wendeler Stände – Geistliche, Kleinadlige und Handwerker – zusammen und versprachen sich gegenseitigen Beistand in den Notlagen der Zeit. Was nicht für die Brüder und ihre Familien gebraucht wurde, wurde unter die Bedürftigen der Stadt verteilt. Später gingen alle Einkünfte an die Armen. So geschieht es auch heute noch. Die Bruderschaft sieht sich heute überkonfessionell und steht allen, die sich für ihre bedürftigen Mitbürger mit einer Spende engagieren wollen, offen. red

 

 

Auf einen Blick

Ab dem Gottesdienstende am kommenden Freitag, 20. Januar, kann die Spende für die Bedürftigen den Tag über im „Vaterhaus“ – Café Lerner, Balduinstraße – entrichtet werden. Der Spendenbetrag kann auch auf das Konto der Kreissparkasse St. Wendel, Konto-Nr. 37333, BLZ 592 510 20, beziehungsweise der St. Wendeler Volksbank, Konto-Nr. 144410, BLZ 592 910 00, eingezahlt werden.

Als Bildandenken erhalten die Bruderschaftsmitglieder beim Entrichten ihrer Spende eine moderne Darstellung des Heiligen Sebastians. Sie stammt von der Hand des expressionistischen Malers Edvard Frank (*1900 in Korschenbroich, +1972 in Saarlouis). red

 

 

 




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[Regionalforum-Saar] Unter Canadiensern, Irokesen und Rebellen

Date: 2012/01/21 12:42:20
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Hallo,
 
Dr. Sylvie Tritz aus Scheidt hat heute diese Info geschickt.
 
„Unter Canadiensern, Irokesen und Rebellen“
Johannes Scholten

Pressestelle

Philipps-Universität Marburg
19.01.2012 11:17

Holger Gräf, Lena Haunert (Hg.): Unter Canadiensern, Irokesen und
Rebellen. Das Tagebuch des Hessen-Hanauer Jägers Philipp Jakob
Hildebrandt aus den Jahren 1777-1781 (=Untersuchungen und Materialien
zur Verfassungs- und Landesgeschichte 29), Hessisches Landesamt für
geschichtliche Landeskunde 2011, ISBN 978-3921254790, 180 Seiten,
19,80 Euro

Abenteuerliche Erlebnisse im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und
persönliche Eindrücke von Land und Leuten stehen im Zentrum des
Tagebuchs eines hessischen Kriegsteilnehmers, das Marburger Historiker
nun erstmals in einer wissenschaftlichen Edition zugänglich gemacht
haben. Die Aufzeichnungen des Philipp Jakob Hildebrandt (1733-1783)
entstanden während seines Einsatzes mit den Hessen-Hanauer Jägern.
Hessen stellte zur Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges das
mit Abstand größte Kontingent in englischen Diensten, erläutert
Professor Dr. Holger Gräf, der das Werk zusammen mit Lena Haunert
herausgegeben hat: „Im Laufe des Krieges waren rund 20.000 hessische
Söldner in Nordamerika – er war somit in unser Landesgeschichte ein
Generationenerlebnis wie sonst nur der Erste und der Zweite
Weltkrieg!“

Gräf hatte die Aufzeichnungen erst vor wenigen Jahren in einem
privaten Nachlass entdeckt. Die Besonderheit, die diesem Tagebuch ihre
herausragende Bedeutung verleiht, lässt sich dem Historiker zufolge in
drei Punkte fassen: Anders als in den Regimentsjournalen werden hier
die sehr persönlichen Eindrücke von Land und Leuten ebenso wie die
Erlebnisse während der Kampfhandlungen und in den monatelangen
Winterquartieren beschrieben. Darüber hinaus liefert Hildebrandt den
einzigen Bericht über die Beteiligung der Hessen-Hanauer an der
abenteuerlichen Expedition des britischen Brigadegenerals Barry St.
Leger und der Belagerung des Fort Stanwix im August 1777, deren
Scheitern wiederum als eine Voraussetzung für den amerikanischen
Erfolg bei Saratoga und damit für die militärische Wende des Krieges
gilt. Schließlich lernte Hildebrandt die Lebensgewohnheiten und
Kriegsbräuche der Indianer und der „Canadienser“, also der
Frankokanadier, aus nächster Nähe kennen, wodurch seine Aufzeichnungen
als einzigartige Quelle für die Gesellschaft im erst anderthalb
Jahrzehnte zuvor in britischen Besitz gelangten Kanada gelten dürfen.

„Mit dieser Edition wird somit wichtiges Material zur Verfügung
gestellt, das die Geschichte des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges
und den Einsatz der hessischen Truppen ebenso berührt wie die frühe
Landeskunde und Ethnographie Kanadas sowie die Fragen der Selbst- und
Fremdwahrnehmung im inter- und transkulturellen Kontakt“, führt Gräf
aus. In Zusammenarbeit mit dem Marburger Zentrum für Kanadastudien
wird bereits an einer Übersetzung gearbeitet, die um die Jahreswende
2012/13 in einem kanadischen Verlag erschienen soll.

Nach den im Jahr 2010 erschienenen Briefen und dem Tagebuch des Georg
Ernst von und zu Gilsa (1740-1798) wird in Kooperation des Hessischen
Landesamtes für geschichtliche Landeskunde und dem Fachgebiet Frühe
Neuzeit mit diesem Band eine zweite, bislang unbekannte Quelle zum
Einsatz hessischer Truppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
vorgelegt.

Bibliografische Angaben: Holger Gräf, Lena Haunert (Hg.): Unter
Canadiensern, Irokesen und Rebellen. Das Tagebuch des Hessen-Hanauer
Jägers Philipp Jakob Hildebrandt aus den Jahren 1777-1781
(=Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte
29), Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde 2011, ISBN
978-3921254790, 180 Seiten, 19,80 Euro

Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Professor Dr. Holger Gräf,
Fachgebiet Frühe Neuzeit
Tel.: 06421 28-24579
E-Mail: graef(a)staff.uni-marburg.de

[Regionalforum-Saar] Archäologiemaßnahme am Ri ngwall Otzenhausen geht zu Ende

Date: 2012/01/21 23:45:11
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Mit diesem ereignisreichen Jahr 2011 geht in Folge bundesweiter Einspar- und

Umstrukturierungsmaßnahmen der Bundesregierung nun auch die Archäologiemaßnahme am Ringwall Otzenhausen zu Ende! Der damit verbundene Personalabbau (Grabungsleiter, Grabungsmannschaft, Ehrenamtliche) ist für die Arbeiten am Denkmal ein herber Rückschlag!

 

Trotz der Bemühungen seitens der Gemeinde, des Landkreises und sogar des Landes mit eilends berufener „Notfallgelder“ (>1,5 Mio. €) war es leider unmöglich, diese Einsparung einzuschränken bzw. zu stoppen. So endet nun die gemeinnützige und populäre Forschungsgrabung, die sich neben ihrem wissenschaftlichen Anspruch auch durch ihre soziale Beschäftigungskomponente ausgezeichnet hat. Immerhin konnte der Freundeskreis keltischer Ringwall e.V. mit der Gemeinde Nonnweiler eine kleine Unterstützung gewährleisten, so dass die Auswertungs-Arbeiten im Büro des Grabungshauses fortgesetzt werden können (wenn auch im bescheidenen Umfang). Vornehmliches Ziel ist es nun, das bisher gewonnene Fundmaterial und die Grabungsdokumentation einer mehrgliedrigen Publikation zuzuführen.

 

Während also ein völliges Zerbrechen der Forschungseinrichtung verhindert werden konnte, blieb die Frage der aufgelassenen Grabungsflächen ungelöst! Die Grabungen im Ringwall waren auf eine planbare Langfristigkeit angelegt; somit ist ein Großteil der Grabungsflächen nicht abgeschlossen bzw. unvollständig ausgegraben und liegt nun unbeaufsichtigt offen. Sie befinden sich in einer sensiblen, ja zerbrechlichen Situation, die nicht von langer Dauer sein darf! Die dort befindlichen Arbeiten des Jahres 2010/2011 haben den Eindruck eines besonderen Kultplatzes sowohl in der keltischen als auch römischen Epoche verstärkt. Die Grabungen befinden sich laut Grabungsleiter M. Koch „kurz vor einem neuen Highlight“, einer bislang unerkannten geschichtlichen Facette des Ringwalls. Leider sind die Spuren sehr schemenhaft und nur mit der neu entwickelten Grabungsmethode wahrnehmbar.

 

Der Vorstand des Freundeskreises Keltischer Ringwall e.V. beabsichtigt daher, im Jahr 2012 in Zusammenarbeit mit der saarländischen Denkmalpflege und der TERREX gGmbH ein Grabungscamp in den Sommer- und Herbstferien durchzuführen, um wenigstens einen Teil dieser Spuren noch retten zu können.

 

Quelle: Blickpunkt Hunnenring 32, Dezember 2011

[Regionalforum-Saar] Geld als Medium in der Antike

Date: 2012/01/22 19:02:19
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Eckhardt, Benedikt; Martin, Katharina (Hrsg.): Geld als Medium in der
Antike. Berlin: Verlag Antike 2011. ISBN 978-3-938032-46-6; 180 S.; EUR
32,90.

Inhaltsverzeichnis:
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_17584.pdf>

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Sven Günther, Deutsche Schule Tokyo Yokohama
E-Mail: <guenther(a)dsty.ac.jp>

"Geld regiert die Welt" - so scheint es uns momentan zumindest, wenn wir
auf die Wirtschafts- und Finanzkrise blicken und die täglichen
Hiobsbotschaften und Kassandrarufe vernehmen. Die "Sprache des Geldes"
ist so in der heutigen Welt anscheinend ein bestimmender Faktor unserer
Wahrnehmung und unseres Handelns geworden. Es stellt sich zurecht die
Frage, ob Geld tatsächlich nur noch als "Mittler", als Medium im
klassischen Sinne, gilt oder schon längst und darüber hinaus aktiv
Rahmenbedingungen vorzeichnet und seine Funktion(en) quasi autonom zu
bestimmen vermag. Die dahinter stehende Theoriediskussion um den
Medien-Begriff in den Sozial- und Kulturwissenschaften hat, so scheint
es, bislang die Altertumswissenschaften noch nicht recht erfasst. Denn
auch hier haben wir es mit Geld, vor allem in Form von geprägten Münzen,
als (Massen-)Medium zu tun. Insofern wird klassischerweise "Geld"
insbesondere die Funktion eines tertium comparationis bzw. Wertspeichers
im ökonomischen Bereich zugeschrieben, darüber hinaus wird im
kommunikativen Bereich auch seine Rolle bei der Verbreitung
(politischer) Botschaften in einem einfachen Sender-Empfänger-Modell vom
Herrscher zu den Beherrschten in Form von "Macht der Bilder" betont.
Dass dies jedoch unter vollständig anderen zivilisatorischen
Voraussetzungen geschah, in Gesellschaften, in denen es eben noch keine
Ausdifferenzierung der verschiedenen Systembereiche (Politik, Religion,
Wirtschaft usw.) gab oder verschiedene Formen von Massenmedien vorlagen,
blieb bislang eher unbeachtet.

Diesem Defizit entgegenzuwirken und die theoretische Durchdringung des
Medien-Begriffs in anderen Disziplinen auch für die
Altertumswissenschaften nutzbar zu machen, ist nun der schmale, aber
inhaltlich reiche Band "Geld als Medium in der Antike" angetreten.
Hervorgegangen aus einem Vortragsabend zur "Sprache des Geldes in der
Antike" im Berliner Museum für Kommunikation und theoretisch fundiert
durch die Arbeit der beiden Herausgeber im Münsteraner Exzellenzcluster
"Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne",
sind hier fünf Beiträge mit ganz unterschiedlichen Zugängen zum
Titelthema versammelt. In einer kurzen Einleitung (S. 7-13)
positionieren die beiden Herausgeber das Anliegen des Bandes im weiten
Spektrum des Medien-Diskurses und weisen auf die unterschiedlichen
Ansätze der Beiträger bei der Nutzung für und Implementierung von
methodisch-theoretischen Konzeptionen in altertumswissenschaftliche
Fragestellungen hin.

Als Paradebeispiel für eine gelungene Verbindung zwischen
systemtheoretischer Konzeption und Adaptation in die Alte Geschichte
darf gleich der erste Beitrag aus der Feder von Benedikt Eckhardt gelten
(S. 14-56). Unter dem Titel "Geld, Macht, Sinn. 'Überpekuniarisierte
Verhältnisse' im Athen des fünften und vierten Jahrhunderts v.Chr."
zeigt er Möglichkeiten und Grenzen des Luhmannschen Modells für die
Bedeutung des Geldes in der Zeit des klassischen Athens auf. Anders als
in einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft heutiger Prägung
seien in Athen die Grenzen zwischen Politik, Recht, Wirtschaft, Religion
noch nicht so starr vorhanden gewesen. Daher habe hier Geld als Medium
nicht nur auf den Wirtschaftssektor - wie im Modell Luhmanns -
eingewirkt, sondern auch politische, religiöse und personale Wahrnehmung
wie Kommunikation neu strukturieren können. Insofern sei tatsächlich von
"überpekuniarisierten" Verhältnissen zu sprechen, da diese
gesellschaftlichen Strukturen zumindest zum Teil von der Sprache des
Geldes mitgeformt und überformt gewesen seien. Zu ergänzen wäre hier
noch, dass aus Sicht des Rezensenten diese strukturschaffende und
-verändernde Funktion des Geldes nicht erst mit der klassischen Zeit der
athenischen Demokratie, wie Eckhardt meint, bzw. mit dem Ausprägen von
Münzen zum Ende des 6. Jahrhunderts v.Chr. in der Peisistratidenzeit
einsetzt, sondern mit den timokratischen Reformen Solons in Verbindung
zu bringen ist.

Mithilfe des Luhmannschen Kommunikationsmodells gelingt es anschließend
Gunnar Dumke (S. 57-90), eine einleuchtende alternative Deutung der
Goldprägungen mit der Legende nbw nfr des Pharaos Nektabenos II.
(360-343 v.Chr.) vorzustellen. Entgegen der communis opinio der
Forschung, die eine Prägung dieser Goldstücke für griechische Söldner
annimmt, zeigt Dumke, dass das Bildinformationsprogramm sowie die
Mitteilungsform dem Sinnhorizont des sozialen Systems der griechischen
Söldner nicht vollständig entspricht: Zwar wären die Goldstücke von den
Söldnern durchaus als Münzen verstanden worden, auch wäre die Abbildung
des Pferdes unter der Bedeutung "Agon" noch von ihnen nachzuvollziehen
gewesen; hingegen wären ihnen die Hieroglyphen auf dem Revers schlicht
unverständlich geblieben, auch wäre in diesem Fall eine Gold- statt
einer Silberausprägung ungewöhnlich gewesen. Demgegenüber hätten
gebildete ägyptische Schichten das Bildprogramm vollständig entziffern
können, nämlich als "gutes Gold" mit dem Prägeherrn "Pharao",
symbolisiert durch das Pferd auf dem Avers. Lediglich die
Mitteilungsform "Münze" sei im ägyptischen Kontext neu bzw. noch
gewöhnungsbedürftig geblieben. Plausibel versteht Dumke diese Goldstücke
nicht in der Funktion als Geld/Münze, sondern als Ehrenabzeichen an
verdiente Personen; mithin habe dies die Brücke zwischen beiden sozialen
Gruppen, den gebildeten Ägyptern und den griechischen Söldnern,
geschlagen.

Katharina Martin widmet sich hernach der Sprache der Bilder auf antiken
Münzen (S. 91-138). Im und durch den Vergleich mit der modernen
Medienikonographie kann sie dabei an verschiedenen Beispielen (so der
Paarrepräsentation oder dem Kindersegen) aufzeigen, wie Bildsprache in
der Antike funktionierte und wie, trotz unterschiedlicher
Rahmenbedingungen und gruppenspezifischer Ansprache, bestimmte Gesten
und Symbole auch heute noch "verstanden" werden. Da sich leider die
Effizienz der antiken Bildersprache kaum in der literarischen Reflexion
nachweisen lässt[1], sind der Erforschung dieses Phänomens natürliche
Grenzen gesetzt, wobei archäologische Auswertungen, etwa über die
Verteilung bestimmter Bildmotive oder Nominale in bestimmten Regionen,
hier (noch) weiterführen können.

Literaturwissenschaftlich nähert sich darauf Meike Kimmel dem Medium
Geld (S. 139-154). In den plautinischen Komödien kann sie dabei eine
doppelte Funktion von "Geld" nachweisen: Einerseits diente es als
effizientes Mittel, um das in den Komödien gespiegelte Alltagsleben zu
bestimmen sowie die Handlung voranzubringen, so etwa im Poenulus mit der
Einführung des Komödiengeldes; andererseits konnte es auch die Rolle als
effiziertes Objekt einer Handlung einnehmen, so beispielsweise im
Pseudolus, in dem ein Sklave Geld für seinen verliebten Herrn beschaffen
muss. Dass er dabei zum "Er-finden" des Geldes schreitet und dies
explizit mit der Tätigkeit des Dichters vergleicht, erweist zudem die
hohe Selbstreflexivität des Komödienschaffers Plautus.

Der abschließende Beitrag von Fabian Wittreck (S. 155-171) widmet sich
dem antiken Gerechtigkeitsdiskurs um Geld, vornehmlich in der späteren
Rezeption durch Averroes und Thomas von Aquin. Dabei geht er von der
aristotelischen Geldtheorie aus und führt an den beiden Faktoren
"Münzveränderung bzw. -manipulation" und "Wucher" vor, wie das antike
Verständnis in der islamischen wie christlichen Kultur des Mittelalters,
jeweils unterschiedlich wegen des verschiedenen kulturellen-religiösen
Kontextes, nachwirkte. Gerade bei der Beschreibung der aristotelischen
Geldtheorie fehlt jedoch das Aufzeigen der Gesamtzusammenhänge, in die
Aristoteles seine Überlegungen einbettet. Hier hat Birger P. Priddat auf
der Tagung "Ordnungsrahmen antiker Ökonomien" an der Universität Mainz
im September 2010 sehr deutlich den konservativen Ansatz des Aristoteles
herausgearbeitet, der in Kreditgeld und Zinsstreben eine Gefährdung der
wohlgeordneten Polis erblickt habe.[2]

Der mit einem Stellenindex sowie einem Stichwortregister versehene Band
zeichnet sich, insgesamt gesehen, durch einen erfrischenden Blick auf
das nur anscheinend alte Thema "Geld als Medium in der Antike" aus.
Insbesondere die Vernetzung zwischen theoretischen Konzepten und den
"harten" altertumswissenschaftlichen Disziplinen ist hier mit der
gelungenen Abwägung zwischen Übertragbarkeit und Modifizierung solcher
Modelle auf antike Verhältnisse als äußerst gelungen zu bezeichnen. Die
Aufsatzsammlung sei daher der Lektüre anempfohlen.


Anmerkungen:
[1] Es gibt jedoch einige, wenn auch wenige Hinweise. Vgl. dazu
beispielsweise die Sammlung von Stellen für die römische Kaiserzeit bei
Reinhard Wolters, Nummi signati. Untersuchungen zur römischen
Münzprägung und Geldwirtschaft, München 1999, S. 308-320.
[2] Birger P. Priddat, Aristoteles über Markt und Geld, in: Sven Günther
(Hrsg.), Ordnungsrahmen antiker Ökonomien. Ordnungskonzepte und
Steuerungsmechanismen antiker Wirtschaftssysteme im Vergleich, Wiesbaden
2012, S. 5-21 (erscheint voraussichtlich April 2012).

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann <hartmannu(a)geschichte.hu-berlin.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-1-045>

[Regionalforum-Saar] Historische Sachverhalte in Karten darstellen

Date: 2012/01/22 19:04:03
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

ANR-DFG Forschungsgruppe "Euroscientia"; Historisches Institut,
Universität Köln; in Zusammenarbeit mit dem Cologne Center for
eHumanities
25.11.2011-26.11.2011, Köln

Bericht von:
Manuel Manhard/Markus Kohle, Lehrstuhl für Geschichte der Frühen
Neuzeit, Universität Augsburg
E-Mail: <manuel.manhard(a)phil.uni-augsburg.de>; <markus.kohle(a)gmx.net>

Historische Sachverhalte in Karten darzustellen, ist an sich gängige
Praxis. Durch die Fortschritte der computergestützten Kartographie
wurden deren Möglichkeiten in den letzten Jahren entscheidend
bereichert. Gleichzeitig stehen die Geschichtswissenschaften vor der
Herausforderung, sich digitale Arbeitsweisen zunutze zu machen, um
komplexere Raumkonzeptionen, wie sie im Gefolge des spatial turn ins
Zentrum historischen Interesses gerückt sind, erfassen und darstellen zu
können. Eben dieser Herausforderung möchte sich die von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft und der Agence nationale de la recherche
geförderte Forschergruppe "Euroscientia" stellen. Für ihr Projekt, das
die Zirkulation von "staatsbezogenem" Wissen in ihren geographischen,
sozialen und zeitlichen Dimensionen (ca. 1750-1850) erforscht[1], ist
die dynamische Darstellung komplexer historischer Prozesse von
besonderer Relevanz.

Zur Vorbereitung organisierte die deutsch-französische Forschergruppe
einen zweitägigen Workshop in Köln - für das technisch anspruchsvolle
Vorhaben ein nicht allein wegen seiner zentralen Lage sehr passender
Tagungsort. Schließlich sind an der dortigen Philosophischen Fakultät
deutschlandweit die meisten Lehrstühle für Digital Humanities
angesiedelt und arbeiten inzwischen zusammen im Rahmen des Cologne
Center for eHumanities (CCeH), einem der beiden Gastgeber der Tagung.
Dort wurde mit internationalen Gästen in englischer und französischer
Sprache über die kartographische Umsetzung des "Euroscientia"-Projekts
diskutiert: Experten aus dem Bereich der Digital Humanities wiesen auf
grundsätzliche Möglichkeiten und Schwierigkeiten eines solchen
Unterfangens hin, und Leiter, Entwickler beziehungsweise Koordinatoren
anderer - bereits fortgeschrittener oder abgeschlossener -
kartographisch arbeitender Projekte aus den Geschichtswissenschaften
brachten zusätzlich praktische Erfahrungen ein.

Die Erwartungen der Forschergruppe an die computergestützte Kartographie
skizzierten eingangs die beiden Projektleiter JAKOB VOGEL (Paris) und
CHRISTINE LEBEAU (Paris). Neben den klassischen Bestandteilen
geographischer Karten (wie Landschaftsformen und politischen Grenzen),
stünden für "Euroscientia" besonders Elemente sozialer Räume im Fokus:
die Vernetzung von Personen und Institutionen, die räumliche Verteilung
und Konzentration von Wissensbeständen und die Dynamik von
Wissensräumen. Um diese Phänomene in ihren räumlichen und zeitlichen
Zusammenhängen sichtbar zu machen, sei beabsichtigt, die im Rahmen der
Teilprojekte erhobenen Daten mittels automatisierter, benutzerseitig
kombinierbarer Auswertungsmodi in relationale Graphiken und thematische
Karten umzusetzen. Dafür wolle die internationale Forschergruppe mit
einer zunächst internen Online-Datenbank arbeiten. Langfristig plane sie
jedoch, deren Auswertung auch externen Interessenten anzubieten.

MANFRED THALLER (Köln), der Sprecher des gastgebenden CCeH, skizzierte
im ersten Beitrag Entwicklungen im Bereich der computergestützten
Kartographie für die historische Wissenschaft und stellte verschiedene
Anwendungsgebiete von Geoinformationssystemen (GIS) vor. Dabei schickte
er einige kritische Überlegungen zur technischen Umsetzung und
Finanzierbarkeit voraus. Thallers Vortrag und die anschließende
Diskussion verdeutlichten unter anderem die Tragweite pragmatischer
Fragen (etwa nach der Kompatibilität verwendeter historischer Karten mit
modernen Systemen oder dem möglichen Zugriff auf bestehende Daten) für
die Nutzung und Produktion historischer Karten innerhalb des Projekts.

Als praktisches Beispiel eines bereits weit fortgeschrittenen Projekts
wurde "Mapping the Republic of Letters"[2] von NICOLE COLEMAN (Stanford,
USA) vorgestellt. Das Projekt verfolge das Ziel, große Datenmengen zu
intellektuellen Netzwerken übersichtlich darzustellen. Dabei habe sich
die Projektgruppe früh von der Idee eines GIS verabschiedet. Stattdessen
seien verschiedene Formen abstrakterer Darstellungen erprobt worden, die
die Daten nicht mehr in geographische Zusammenhänge einbänden, sondern
in Kontexte, die jeweils konkreten Erkenntnisinteressen geschuldet
seien. Über benutzerdefinierte Parameter könnten dynamische
Darstellungen generiert werden, die es erlaubten, die vielfältigen
Korrespondenzbeziehungen innerhalb der République des lettres graphisch
zu verdeutlichen.

Grundsätzliche Überlegungen zur Infrastruktur kooperativer
Forschungsprojekte wurden von STÉPHANE LAMASSÉ, BENJAMIN DERUELLE und
JULIEN ALERINI (alle drei Paris) eingebracht. Angesichts zahlreicher, in
bereits abgeschlossenen historischen Forschungsprojekten erstellter
Datensets, die sich bald nach Fertigstellung als lückenhaft, ungenau und
damit für weitere Forschungen unbrauchbar erweisen[3], schlugen sie ein
Historical Information System (HIS) vor, das den Arbeitsprozess der
beteiligten Historiker/innen von der Quelle zur Interpretation unter
Zuhilfenahme eines Metamodells mitverfolge und dokumentiere.[4] Es
ermögliche anderen Forschern, vorgefundene Daten zu übernehmen, zu
ergänzen bzw. zu korrigieren und mit alternativen Ansätzen zu
bearbeiten. Eine derartige Forschungsinfrastruktur erlaube es, die
"Spuren" des Arbeitsprozesses der beteiligten Historiker/innen von der
Auswahl der ausgewerteten Quellen über die Normalisierung der Daten bis
hin zu ihrer Auswertung zurückzuverfolgen. Auf diese Weise könne der
Verlust relevanter Informationen minimiert werden.

Der zweite Tag diente vorrangig der internen Diskussion über die Nutzung
von Datenbanken und historischer Kartographie in der
"Euroscientia"-Forschergruppe. Einführend dazu stellte MARTIN STUBER
(Bern) zwei von ihm bearbeitete Forschungsprojekte zu Albrecht von
Haller[5] und der Oeconomischen Gesellschaft Bern[6] vor. Beide Projekte
basierten auf einer Kerndatenbank mit Informationen zum
Korrespondenznetz Hallers (derzeit etwa 17.000 Briefe von 1.200
Korrespondenten umfassend). Durch Verknüpfungen mit weiteren Datenbanken
- beispielsweise zu Institutionen, Gelehrtenpublikationen oder
untersuchten Nutzpflanzen - werde die Datenbankstruktur laufend
erweitert. Der Zugriff über das Internet erlaube Forschern mit
verbundenen Interessen, ihre eigenen Untersuchungen an das Projekt
anzuschließen. Auf diese Weise könne die Datenbank zum beiderseitigen
Vorteil genutzt und erweitert werden.

Im letzten Beitrag präsentierte ANDREAS KUNZ (Mainz) eine Auswahl der
kartographischen Projekte des Instituts für Europäische Geschichte in
Mainz[7], wobei die aus der Verwendung konkreter Daten und Dateiformate
resultierenden Möglichkeiten - teils aber auch deren Grenzen -
ersichtlich wurden. So gewährleiste die Verknüpfung mit GIS-Daten
insbesondere projektübergreifende Kompatibilität, ermöglicht also etwa
den Austausch und Export von Daten beziehungsweise das Einblenden
externer, ebenfalls georeferenzierter Elemente. Vektorisierte
historische Grenzen oder Verkehrsnetze, deren Entwicklung teils in
Jahresschritten in einer Reihe von Karten nachverfolgt werden kann,
erlauben die präzise Rekonstruktion historischer Verhältnisse in
Abhängigkeit von Raum und Zeit. In geographische Räume eingebettete
Diagramme erleichtern es außerdem, sozialhistorische Informationen in
ihren geographischen Zusammenhängen zu sehen. Gewisse Probleme bereite
dennoch die Abbildung der komplexen sozio-politischen Verhältnisse
vormoderner Gesellschaften: auch wenn die technischen Möglichkeiten der
kartographischen Darstellung beispielsweise der Territorien im Heiligen
Römischen Reich seit 1648 noch nicht ausgereizt seien, bleibe die
Recherche und Eingabe der Daten bei entsprechender Präzision sehr
zeitintensive Handarbeit. Dabei stellt sich stets die grundsätzliche
Frage, ob die Vielschichtigkeit vormoderner Herrschaftsverhältnisse in
einzelnen Karten überhaupt angemessen darstellbar ist.

Insgesamt ließ die Tagung zahlreiche Perspektiven für die
kartographische Umsetzung von Projekten wie "Euroscientia" erkennen.
Problematisiert wurden aber mit Blick auf die Vormoderne gerade die
Präzision und der Gegenwartsbezug bestehender GIS. Auch wenn
(weitgehend) vereinheitlichte Geodaten zur Verfügung stehen, beziehen
diese sich doch zunächst nur auf Orte in aktuellen Räumen und sind nur
sehr eingeschränkt auf historische Zustände übertragbar bzw. für sie
aussagekräftig. So haben die politischen Grenzen in Europa um 1800
mehrfach gravierende Veränderungen erfahren. Die Ausdehnung von Städten
hat sich in der Regel massiv verändert, doch auch Flussläufe und
Küstenlinien blieben keineswegs konstant. Die exakten Relationen
innerhalb historischer Räume umfassend und über eine längere Zeitspanne
hinweg zu rekonstruieren, bedeutet bei genauerer Betrachtung stets einen
immensen Forschungsaufwand.

An diese Feststellungen schlossen sich weitere Überlegungen zur
Kartographie als Analysewerkzeug in den historischen Wissenschaften an.
Zweifellos können in einem bestehenden Informationssystem schnell und
flexibel rechnerische Auswertungen durchgeführt und graphische Outputs
generiert werden. Wenn diese aber nicht nur zu Illustrationszwecken,
sondern auch für historische Analysen herangezogen werden sollen, müssen
wesentlich höhere Anforderungen an die zugrundeliegenden Daten in puncto
Vollständigkeit und Präzision gestellt werden. Um ein Beispiel zu
nennen: die geographische Distanz zweier Städte lässt sich mit modernen
Methoden ohne weiteres ermitteln und darstellen. Für die historische
Forschung nützt diese Information jedoch nur wenig, solange unklar
bleibt, welche Verkehrswege und Hindernisse sich zwischen den beiden
Städten im konkreten Untersuchungszeitraum befanden.

Wenngleich dieser Workshop in erster Linie dazu diente, die
kartographische Umsetzung des "Euroscientia"-Projekts vorzubereiten,
lassen sich - dank der durchwegs pragmatischen Konfrontation mit
konkreten Problemen - einige Aussagen über das Potential von Karten für
die historische Forschung allgemein formulieren. Besonders historische
Kartographieprojekte erfordern ausgiebige Reflexionen darüber, welche
Daten für ihre Ziele vonnöten und ermittelbar sind, bevor die technische
Aufbereitung in Angriff genommen werden kann. Sollten Daten nicht in
ausreichendem Maß erhoben werden können, um auf ihrer Grundlage
computergestützte Analysen durchzuführen, stellt die bewusste Abwendung
von exakten geographischen Informationen durchaus eine Option dar.
Schließlich kommt abstrahierenden, vorrangig relationalen, dynamisch
generierten Graphiken die Rolle eines wichtigen Zwischenschritts zu: Mit
ihrer Hilfe können komplexe Zusammenhänge sinnfällig gemacht werden, um
sie anschließend im Detail zu untersuchen. Falls hingegen die Analyse
der kartographischen Informationen selbst beabsichtigt und angesichts
der vorhandenen Datenmenge gerechtfertigt ist, stellt die
computergestützte Kartographie eine unschätzbare Hilfe dar. Mit
veränderlichen Parametern erlaubt sie, eine manuell nicht zu
bewältigende Zahl gleichförmiger Operationen durchzuführen. Die Erhebung
und methodisch saubere digitale Umsetzung der zugrundeliegenden,
möglichst umfassenden Daten bleibt freilich eine Herausforderung, die
den beteiligten Historiker/innen keine noch so ausgefeilte Software
abnehmen kann.

Konferenzübersicht:

Jakob Vogel, Paris/Manfred Thaller, Köln: Welcome

Christine Lebeau, Paris/Jakob Vogel, Paris: Introduction

Manfred Thaller, Köln: Mapping the Past for the Future: Trends in
computer supported historical and cultural cartography

Nicole Coleman, Stanford, USA: Mapping the Republic of Letters:
Visualizing Early Modern Intellectual Networks

Stéphane Lamassé/Benjamin Deruelle/Julien Alerini, Paris: Comprendre les
traces : usage et perspective d'un système d'information historique

Martin Stuber, Bern: Presentation of the database project on Albrecht
von Haller and the economical society of Bern. Some reflections on the
cooperation with "Euroscientia"

Andreas Kunz, Mainz: Cartographic projects at the Institute of European
History Mainz

Discussion of the cartographical- and database project "Euroscientia"

Anmerkungen:
[1] Inhaltlich wurde eine Auswahl der "Euroscientia"-Teilprojekte
bereits Mitte September auf einer Tagung in Augsburg vorgestellt. Siehe
Birgit Näther: Tagungsbericht Grenzen und 'Kontaktzonen' -
Rekonfigurationen von Wissensräumen zwischen Frankreich und den
deutschen Ländern 1700-1850. 15.09.2011-16.09.2011, Augsburg, in:
H-Soz-u-Kult, 29.10.2011,
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3869>
(21.12.2011).
[2] Mapping the Republic of Letters. Exploring Correspondence and
Intellectual Community in the Early Modern Period (1500-1800),
<https://republicofletters.stanford.edu/> (21.12.2011).
[3] Vgl. zu analogen Problemen in den Sozialwissenschaften Charles C.
Ragin, Fuzzy-Set Social Science, Chicago 2000.
[4] Die Idee baut auf dem in der Wirtschaftsinformatik bereits
etablierten Konzept des Data-Warehouse auf, welches die Aufnahme von und
Data-Mining in einer Sammlung ungleichförmiger Datenpakete erlaubt.
[5] Haller 300. 1708-2008, <http://www.haller300.ch/home.html>
(02.01.2012).
[6] Nützliche Wissenschaft, Naturaneignung und Politik. Die Oekonomische
Gesellschaft Bern im europäischen Kontext (1750-1850),
<http://www.oeg.hist.unibe.ch/4/startseite.html> (02.01.2012).
[7] Laufende Projekte sind unter anderem: IEG-Maps - Server für digitale
historische Karten am Institut für Europäische Geschichte Mainz,
<http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/> (21.12.2011); HGIS Germany -
Historisch-geographisches Informationssystem der Staaten Deutschlands
und Mitteleuropas seit 1820, <http://www.hgis-germany.de/> (21.12.2011);
The Atlas on European Infrastructures, Mainz, Germany/Eindhoven,
Netherlands, URL: <http://www.atlas-infra.eu/> (21.12.2011).

[Regionalforum-Saar] Vinland - Die Entdeckungsfahrten der Wikinger

Date: 2012/01/24 23:08:10
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    Anita Sauckel <Anita.Sauckel(a)campus.lmu.de>
Date:    25.01.2012
Subject: Rez. MA: J. Findeisen: Vinland - Die Entdeckungsfahrten der
         Wikinger
------------------------------------------------------------------------

Findeisen, Jörg-Peter: Vinland - Die Entdeckungsfahrten der Wikinger von
Island nach Grönland und Amerika. Erik der Rote, Bjarni Herjulfsson,
Leif Eriksson und Thorfinn Karlsefni [10 S/W-Abb.]. Kiel: Verlag Ludwig
2011. ISBN 978-3-86935-055-4; brosch.; 224 S.; EUR 19,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Anita Sauckel, Institut für Nordische Philologie,
Ludwig-Maximilians-Universität München
E-Mail: <Anita.Sauckel(a)campus.lmu.de>

Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse im Herbst 2011 mit ihrem Ehrengast
Island erschienen zahlreiche Neuveröffentlichungen zum mittelalterlichen
literarischen und historischen Erbe des Inselstaats im Nordatlantik.
Viele von ihnen richten sich an den interessierten Laien, so auch der
vorliegende Titel. In neun Kapiteln versucht der Neuzeithistoriker
Jörg-Peter Findeisen die Entdeckung und Besiedlung Grönlands durch die
Isländer und die sich daran anschließenden Entdeckungsfahrten an die
nordamerikanische Küste (altnordisch: Vínland) sowie das Ende der
wikingischen Besiedlung auf Grönland im Spätmittelalter zu skizzieren.
Darüber hinaus wird auf die Forschungsexpeditionen des 15. bis 17.
Jahrhunderts eingegangen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, sowohl den
wikingischen Siedlern auf Grönland nachzuspüren und deren Nachkommen
ausfindig zu machen, als auch die Küste Nordamerikas zu erkunden.
Findeisen unternimmt in diesem Zusammenhang den Versuch einer Synthese
aus Archäologie, Historie und Literaturwissenschaft.

Die ersten drei Kapitel widmen sich den Voraussetzungen für die
wikingische Expansion im Nordatlantik und stellen gleichzeitig die der
Forschung zur Verfügung stehenden Quellen über diese Zeit vor, die sich
aus archäologischen Funden und Befunden, lateinischen Schriftquellen und
den Vínlandsagas, der Eiríks saga rauða und der Groenlendinga saga,
zusammensetzen. Letztere sind der Textgattung der sogenannten
Isländersagas zuzuordnen, bei denen es sich um in altnordischer Sprache
verfasste, literarische Prosatexte handelt, die über die Zeit von 870
n.Chr. (Besiedlung Islands) bis circa 1030 n.Chr. über das Geschehen auf
Island berichten und hauptsächlich die Schicksale der führenden
isländischen Familien im Freistaat verfolgen. Das Textkorpus der
Isländersagas umfasst ungefähr drei Dutzend Werke, von denen ein
Großteil im 13. Jahrhundert entstanden ist, und in der Vergangenheit
lange Zeit als eine Sammlung historischer Quellen zur isländischen
Geschichte des Mittelalters betrachtet wurde. Noch im 19. und frühen 20.
Jahrhundert wurde die Theorie vertreten, die Isländersagas seien
mündlich tradierte, wahrheitsgemäße Berichte aus der isländischen
Freistaatzeit der Jahre 930-1030 n.Chr., die anschließend starr, in
unveränderter Form über die Jahrhunderte hinweg bis zum Zeitpunkt ihrer
Verschriftlichung tradiert worden, und somit als vollwertige,
historische Quellen zu betrachten seien. Obwohl heutzutage
ausgeschlossen werden kann, dass es sich bei den Isländersagas um
historische Quellen handelt, sind sie trotzdem keine rein fiktive,
literarische Gattung des Hoch- und Spätmittelalters. Immerhin haben
viele der Sagahelden tatsächlich gelebt, und auch bekannte historische
Ereignisse, wie etwa die Christianisierung Islands, finden Erwähnung.
Zudem wird vonseiten der Forschung die Existenz mündlich tradierter
Vorstufen der späteren, schriftlichen Isländersagas, nicht bezweifelt.

In den anschließenden Kapiteln begibt sich Findeisen auf die Spuren der
Eríks saga rauða und der Groenlendinga saga: Als historisch gesichert
gilt, dass Erik der Rote (Eiríkr rauði) aufgrund mehrfachen Totschlags
zuerst aus Norwegen verbannt wird, sich anschließend auf Island
niederlässt und letztlich wegen erneuter Vergehen das Land für einen
Zeitraum von drei Jahren verlassen muss. Während dieser Zeit (circa
982-985 n.Chr.) versucht er, das Land zu finden, das der Eiríks saga
rauða zufolge einst ein gewisser Gunnbjörn Úlfsson entdeckt hatte.[1]
Nach Ablauf der dreijährigen Bannfrist kehrt Erik der Rote in seine
Heimat zurück und wirbt dort Siedler für das neu erschlossene Gebiet an.
Um möglichst viele Isländer von einer Auswanderung überzeugen zu können,
nennt er das neue Land "grünes Land" (Groenland).[2] An der
grönländischen Westküste errichtet er seinen künftigen Wohnsitz
Brattahlíð am Eiríksfjörðr, der gleichzeitig Thingstätte und somit
politisches Zentrum des wikingisch besiedelten Teils der Insel wird. In
unmittelbarer Nähe lokalisieren Archäologen zudem die erste Kirche des
Landes, die sogenannte "Thjodhildskirche", die den beiden Sagas zufolge
von Eriks Ehefrau Thjodhild (Þjóðhildr) begründet wurde. Von diesem Ort
aus werden auch die Erkundungsfahrten nach Vinland unternommen, das den
Sagas zufolge von Eriks Sohn Leif entdeckt und von Archäologen an der
neufundländischen Küste lokalisiert wird.

Der Versuch einer Synthese aus Archäologie, Historie und
Literaturwissenschaft gelingt im Großen und Ganzen: Der Leser erhält in
chronologischer Abfolge klar und verständlich gegliederte Einblicke
sowohl in die archäologischen Untersuchungen auf Grönland und an der
neufundländischen Küste sowie in die Lebensgewohnheiten der wikingischen
Siedler. Besonders interessant ist die Untersuchung der Ereignisse des
Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit einschließlich der europäischen
Forschungsexpeditionen nach Grönland und Nordamerika - kommen diese in
den Analysen der Archäologen und in der altnordistischen Forschung doch
gelegentlich zu kurz. Die Forschungsdiskussion um die Lokalisierung
skandinavischer Überreste im neufundländischen L'Anse aux Meadows sowie
die Probleme der Toponymik in Bezug auf die Ortsnamenbezeichnung
"Vínland" im Altnordischen werden thematisiert, jedoch nicht vertieft
dargestellt, um ein Laienpublikum nicht unnötig zu strapazieren.

Verwirrend ist dagegen die uneinheitliche Orthografie von Orts- und
Personennamen, auch wenn Findeisen darauf bereits im Vorwort aufmerksam
macht (S. 17). So wird beispielsweise Erik der Rote mal "Eirik", "Erik"
oder "Erich" geschrieben. Bedauerlich ist außerdem, dass die
anschaulichen Rekonstruktionsbeschreibungen vom Wohnsitz Eriks des
Roten, Brattahlíð (S. 72-80), nicht durch entsprechende Bebilderung
unterstrichen werden. Zwar ist das Werk sowohl mit einer modernen als
auch einigen historischen Karten ausgestattet, doch sind sie entweder
sehr klein geraten oder nur in unscharfen Graustufen abgedruckt und
somit wenig wirkungsvoll.

Insgesamt stellt "Vinland" ein für den interessierten Laien informatives
Überblickswerk dar, das sowohl Archäologie als auch Historie und
Literaturwissenschaft berücksichtigt. Ein umfangreiches
Literaturverzeichnis am Ende sowie ein chronologischer Überblick über
die Wikingerzeit und die Geschichte der Besiedlung Grönlands und der
Amerika-Expeditionen von 778 bis zum Jahr 1978 sowie ein Orts- und
Personenregister runden die Monografie ab. Als Einstieg in die
historische Grönlandforschung ist Findeisens "Vinland" auch für
Studenten durchaus geeignet.


Anmerkungen:
[1] Vgl. Eiríks saga rauða, in: Eyrbyggja saga. Groenlendinga sögur,
hrsg. v. Einar Ólafur Sveinsson / Mathías Þorðarson, Reykjavík 1935, S.
193-237, hier: S. 199.
[2] Vgl. ebd., S. 201.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Wolfgang Eric Wagner <wolfgang-eric.wagner(a)uni-rostock.de>

URL for citation of this contribution
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-1-050>

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[Regionalforum-Saar] Wie sah man früher zur Erst kommunion aus

Date: 2012/01/25 10:19:02
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 heute in der SZ:

Wie sah man früher zur Erstkommunion aus?

Saarländisches Museum für Mode und Tracht sucht noch Aufnahmen für Sonderausstellung zu Kirchenfesten

Den Kirchenfesten Taufe, Kommunion und Konfirmation ist eine Sonderausstellung im Mai im Saarländischen Museum für Mode und Tracht in Nohfelden gewidmet. Hierzu werden alte Aufnahmen gesucht.

Nohfelden. Die Sonderausstellung des Saarländischen Museums für Mode und Tracht in Nohfelden wird am Sonntag, 20. Mai, eröffnet. Unter dem Titel „Kleine Leute – Große Feste“ widmet sie sich den Kirchenfesten Taufe, Kommunion und Konfirmation. Museumsleiterin Heidi Meier erklärt die Motivation zu der Ausstellung und die kirchliche Tradition der Feste. In vielen Familien gebe es laut Meier Taufkleider, die von Generation zu Generation weitergereicht würden. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts habe die Taufe im Volksglauben als Schutz vor bösen Geistern und Dämonen gegolten. Daher sei das Kind bis zur Taufe, spätestens acht Tage nach der Geburt, im Haus geblieben. Die protestantische Kirche habe indes keinen festen Tauftermin gekannt. Doch auch sie habe eine baldige Taufe vorgesehen. Heute würden Kinder oft frühstens vier Wochen, nachdem sie auf die Welt kamen, getauft. Meier: „Somit passen die Taufkleider der früheren Generationen nicht mehr. Viele Taufkleider wurden daher im Museum abgegeben.“

Die katholische Kirche bezeichne mit Erstkommunion oder erste heilige Kommunion den erstmaligen Empfang des Leibes Christi in Gestalt der Hostie. Heute werde die Erstkommunion im dritten Grundschuljahr gefeiert. Bis 1918 sei das Zulassungsalter zur Kommunion 14 Jahre gewesen, dann zwischen zehn und zwölf Jahre. Meier hierzu: „Das Museum verfügt über Bilder aus der Zeit vor 1918, die 14-jährige Jungen als Schulentlassene in Erwachsenenkleidung in Anzug mit langer Hose und Hut zeigen. Ein Foto zeigt ein Mädchen in schwarzem Kommunionskleid.“ Die Konfirmation habe sich in der Reformationszeit entwickelt und in der evangelischen Kirche große Bedeutung.

Mit 14/15 Jahren erfolge damit die Aufnahme der Christen als vollgültige Mitglieder der Gemeinde. Während eines feierlichen Gottesdienstes werden die Jungen und Mädchen erstmals zum Abendmahl zugelassen. „Die Bilder der Konfirmanden vor 1900 unterscheiden sich nicht von den Fotos der Kommunionsjungen. Die Konfirmation markierte den Übertritt in das Erwachsenenalter. Daher tragen die Jungen ihren ersten Anzug und einen Hut. Die Kleider der Mädchen waren schwarz“, erläutert Meier.

Die Bekleidung der Kommunionkinder und der Konfirmanden habe sich mit der Mode geändert. Dies lasse sich anhand der Fotos nachvollziehen. lk

Das Museum sucht noch alte Aufnahmen von Taufe und Konfirmation sowie Kommunion, insbesondere aus der Zeit vor 1918. Kontakt: Museum für Mode und Tracht, Altes Amtshaus, An der Burg, 66625 Nohfelden. Weitere Infos unter der Telefonnummer  (0 68 52) 80 91 54 oder auch online.

museum-nohfelden.de

[Regionalforum-Saar] Heiliger Rock gibt Rätsel a uf

Date: 2012/01/25 10:21:03
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ: 

Heiliger Rock gibt Rätsel auf

Wissenschaftler in Trier möchten die Tuchreliquie erneut untersuchen

Der Heilige Rock von Trier gibt Wissenschaftlern Rätsel auf. Ein Theologe und Kunsthistoriker hat eine neue Theorie, wann die Tuchreliquie entstanden sein könnte – und würde das angebliche Gewand Jesu Christi gerne nochmal wissenschaftlich untersuchen lassen.

Von dpa-Mitarbeiterin Birgit Reichert

Trier. Der Heilige Rock von Trier birgt noch viele Geheimnisse. Ob es tatsächlich das Gewand ist, das Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen hat, wird wohl nie zu klären sein. Andere Fragen aber, etwa zur Entstehung der vielschichtigen Textil-Tunika und ihrer Veränderungen über die Jahrhunderte, könnten möglicherweise noch genauer erforscht werden. Aber: Der Heilige Rock liegt normalerweise verschlossen in einem klimatisierten Schrein in einer eigenen Kapelle im Trierer Dom. Nur ganz selten, wie demnächst bei der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier vom 13. April bis 13. Mai, können Pilger das Gewand überhaupt sehen. Dazu werden 500 000 Menschen erwartet.

Der Trierer Theologe und Kunsthistoriker Markus Groß-Morgen würde den Rock nach der Wallfahrt gerne erneut wissenschaftlich untersuchen lassen. „Es geht darum, der Geschichte der Reliquie auf die Spur zu kommen. Nicht um deren Echtheit“, sagte der Wissenschaftler, der das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum in Trier leitet und sich intensiv mit der Tuchreliquie beschäftigt hat. Zuletzt für die Ausstellung „Das Gewand – 500 Jahre Wallfahrt zum Heiligen Rock nach Trier“, die am 23. März im Museum beginnt.

Bei den Vorbereitungen hat er eine neue Theorie entwickelt. Dazu muss man wissen: Das Gewand, das wir heute sehen, ist eine Hülle und nicht die eigentliche Tuchreliquie. Diese steckt – in Form eines stark verfilzten Wollteils – im Rückteil des Gewands. Bislang gingen Forscher davon aus, dass die Hülle im Jahr 1512 geschaffen wurde, als man den Heiligen Rock im Hochaltar des Trierer Doms fand. Groß-Morgen aber ist der Ansicht, dass der Heilige Rock bei seiner Auffindung bereits die Form und Hülle hatte, die wir heute kennen.

Heißt: Er wurde bereits 1196 bei der Weihe des Hochaltars in Tunika-Form in eine Truhe gelegt und im Altar verborgen – so seine Theorie. Er begründet dies mit Beobachtungen von Augenzeugen, die 1512 ein blumiges Muster mit Figuren (Vogelmuster) beschrieben und von dem äußerst feinen Stoff angetan waren. Dabei handele es sich um byzantinische Seidenstoffe aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. Wann diese Hülle angebracht wurde, sei unklar. „Wir wissen nichts über den Rock vor 1196“. Der Legende nach hat die Heilige Helena das Gewand auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem im 4. Jahrhundert entdeckt und es der Trierer Kirche zum Geschenk gemacht.

Die neue Theorie von Groß-Morgen könnte stimmen, meint Textilarchäologin und Kunsthistorikerin Regula Schorta, Direktorin der Abegg-Stiftung in Riggisberg bei Bern. Sie kommt regelmäßig nach Trier, um Zustandskontrollen am Rock zu machen. „Da schauen wir in der Regel, ob das Klima stimmt, oder ob sich Schimmel gebildet hat.“ Auch sie fände ein Forschungsprojekt zur Untersuchung der Tunika sinnvoll. Man müsse aber abwägen: „Jede große Untersuchung ist ein Eingriff, bei dem man möglicherweise Nähte öffnen muss“, sagt sie. Und der Rock sei ohnehin in einem schlechten Zustand. „Ganz klar: Er verfällt“, sagt Groß-Morgen.

Die Abegg-Stiftung ist seit den 1970er Jahren für die Restaurierung des Rocks zuständig. Die letzte größere wissenschaftliche Untersuchung war in den Jahren 1973/74. Über die Jahrhunderte waren immer wieder neue Schutzhüllen dazukommen, immer wieder blätterten Teile ab. Besonders geschadet hat eine Gummilösung, die man 1890 als Kleber verwendet hatte, um das Ablösen zu stoppen. Auch Schimmel habe dem Gewand zugesetzt. Nach Angaben des Trierer Wallfahrtsleiters Georg Bätzing steht eine wissenschaftliche Untersuchung derzeit nicht auf der Agenda. „Da gibt es momentan keine konkrete Planung.“ Foto: dpa

„Wir wissen nichts über den Rock vor 1196.“

Groß-Morgen

Re: [Regionalforum-Saar] Heiliger Rock gibt Rätsel auf

Date: 2012/01/25 12:57:28
From: Stefan Reuter <stefan.reuter62(a)googlemail.com>

Hallo,

aus gegebenem Anlass hier ein Link zu einem älteren, aber dennoch interessanten Artikel im "Spiegel" Nr.16/1959 zum so genannten "Heiligen Rock" (Titel: "Der gemanagte Rock"): http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42625060.html

Gruß, Stefan Reuter

Am 25. Januar 2012 10:20 schrieb <Rolgeiger(a)aol.com>:
heute in der SZ: 

Heiliger Rock gibt Rätsel auf

Wissenschaftler in Trier möchten die Tuchreliquie erneut untersuchen

Der Heilige Rock von Trier gibt Wissenschaftlern Rätsel auf. Ein Theologe und Kunsthistoriker hat eine neue Theorie, wann die Tuchreliquie entstanden sein könnte – und würde das angebliche Gewand Jesu Christi gerne nochmal wissenschaftlich untersuchen lassen.

Von dpa-Mitarbeiterin Birgit Reichert

Trier. Der Heilige Rock von Trier birgt noch viele Geheimnisse. Ob es tatsächlich das Gewand ist, das Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen hat, wird wohl nie zu klären sein. Andere Fragen aber, etwa zur Entstehung der vielschichtigen Textil-Tunika und ihrer Veränderungen über die Jahrhunderte, könnten möglicherweise noch genauer erforscht werden. Aber: Der Heilige Rock liegt normalerweise verschlossen in einem klimatisierten Schrein in einer eigenen Kapelle im Trierer Dom. Nur ganz selten, wie demnächst bei der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier vom 13. April bis 13. Mai, können Pilger das Gewand überhaupt sehen. Dazu werden 500 000 Menschen erwartet.

Der Trierer Theologe und Kunsthistoriker Markus Groß-Morgen würde den Rock nach der Wallfahrt gerne erneut wissenschaftlich untersuchen lassen. „Es geht darum, der Geschichte der Reliquie auf die Spur zu kommen. Nicht um deren Echtheit“, sagte der Wissenschaftler, der das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum in Trier leitet und sich intensiv mit der Tuchreliquie beschäftigt hat. Zuletzt für die Ausstellung „Das Gewand – 500 Jahre Wallfahrt zum Heiligen Rock nach Trier“, die am 23. März im Museum beginnt.

Bei den Vorbereitungen hat er eine neue Theorie entwickelt. Dazu muss man wissen: Das Gewand, das wir heute sehen, ist eine Hülle und nicht die eigentliche Tuchreliquie. Diese steckt – in Form eines stark verfilzten Wollteils – im Rückteil des Gewands. Bislang gingen Forscher davon aus, dass die Hülle im Jahr 1512 geschaffen wurde, als man den Heiligen Rock im Hochaltar des Trierer Doms fand. Groß-Morgen aber ist der Ansicht, dass der Heilige Rock bei seiner Auffindung bereits die Form und Hülle hatte, die wir heute kennen.

Heißt: Er wurde bereits 1196 bei der Weihe des Hochaltars in Tunika-Form in eine Truhe gelegt und im Altar verborgen – so seine Theorie. Er begründet dies mit Beobachtungen von Augenzeugen, die 1512 ein blumiges Muster mit Figuren (Vogelmuster) beschrieben und von dem äußerst feinen Stoff angetan waren. Dabei handele es sich um byzantinische Seidenstoffe aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. Wann diese Hülle angebracht wurde, sei unklar. „Wir wissen nichts über den Rock vor 1196“. Der Legende nach hat die Heilige Helena das Gewand auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem im 4. Jahrhundert entdeckt und es der Trierer Kirche zum Geschenk gemacht.

Die neue Theorie von Groß-Morgen könnte stimmen, meint Textilarchäologin und Kunsthistorikerin Regula Schorta, Direktorin der Abegg-Stiftung in Riggisberg bei Bern. Sie kommt regelmäßig nach Trier, um Zustandskontrollen am Rock zu machen. „Da schauen wir in der Regel, ob das Klima stimmt, oder ob sich Schimmel gebildet hat.“ Auch sie fände ein Forschungsprojekt zur Untersuchung der Tunika sinnvoll. Man müsse aber abwägen: „Jede große Untersuchung ist ein Eingriff, bei dem man möglicherweise Nähte öffnen muss“, sagt sie. Und der Rock sei ohnehin in einem schlechten Zustand. „Ganz klar: Er verfällt“, sagt Groß-Morgen.

Die Abegg-Stiftung ist seit den 1970er Jahren für die Restaurierung des Rocks zuständig. Die letzte größere wissenschaftliche Untersuchung war in den Jahren 1973/74. Über die Jahrhunderte waren immer wieder neue Schutzhüllen dazukommen, immer wieder blätterten Teile ab. Besonders geschadet hat eine Gummilösung, die man 1890 als Kleber verwendet hatte, um das Ablösen zu stoppen. Auch Schimmel habe dem Gewand zugesetzt. Nach Angaben des Trierer Wallfahrtsleiters Georg Bätzing steht eine wissenschaftliche Untersuchung derzeit nicht auf der Agenda. „Da gibt es momentan keine konkrete Planung.“ Foto: dpa

„Wir wissen nichts über den Rock vor 1196.“

Groß-Morgen


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Re: [Regionalforum-Saar] Heiliger Rock gibt Rätsel auf

Date: 2012/01/26 12:24:06
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

In einer eMail vom 25.01.2012 23:35:25 Westeuropäische Normalzeit schreibt stefan.reuter62(a)googlemail.com:
aus gegebenem Anlass hier ein Link zu einem älteren, aber dennoch interessanten Artikel im "Spiegel" Nr.16/1959 zum so genannten "Heiligen Rock" (Titel: "Der gemanagte Rock"):
Hallo, Stefan,
 
interessanter Artikel. Besonders gut gefiel mir Luthers "Bescheißerey". Nur hat Maximilian damals den Reichstag in Trier gehalten, nicht in Köln (oder besser: erst im August in Köln). Aber sonst ein wirklich interessanter Artikel.
 
Roland

Re: [Regionalforum-Saar] Heiliger Rock gibt Rätsel auf

Date: 2012/01/26 12:49:23
From: Stefan Reuter <stefan.reuter62(a)googlemail.com>

Salü Roland!

Ja, wie gewohnt erfrischend direkt der Herr Luther :-)

Gruß, Stefan

Am 26. Januar 2012 12:24 schrieb <Rolgeiger(a)aol.com>:
In einer eMail vom 25.01.2012 23:35:25 Westeuropäische Normalzeit schreibt stefan.reuter62(a)googlemail.com:
aus gegebenem Anlass hier ein Link zu einem älteren, aber dennoch interessanten Artikel im "Spiegel" Nr.16/1959 zum so genannten "Heiligen Rock" (Titel: "Der gemanagte Rock"):
Hallo, Stefan,
 
interessanter Artikel. Besonders gut gefiel mir Luthers "Bescheißerey". Nur hat Maximilian damals den Reichstag in Trier gehalten, nicht in Köln (oder besser: erst im August in Köln). Aber sonst ein wirklich interessanter Artikel.
 
Roland

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[Regionalforum-Saar] karl marx

Date: 2012/01/27 09:46:26
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ:
 
 

Trier zeigt Schau über Karl Marx

Ausstellung „Ikone Karl Marx – Kultbilder und Bilderkult“ stellt 2013 mehr als 100 Exponate aus

Die Stadt Trier widmet ihrem berühmtesten Sohn Karl Marx zum 130. Todestag 2013 eine große Schau mit mehr als 100 Exponaten. Dabei geht es um die Frage, weshalb Marx-Darstellungen bis heute präsent sind.

Von dapd-Mitarbeiter Von Marcus Stölb

Trier. Er war nie ihr Ehrenbürger, doch der berühmteste Sohn der Stadt ist Karl Marx allemal. Aus Anlass seines 130. Todestages widmet das Stadtmuseum Trier der „Ikone Marx“ 2013 eine große Ausstellung. Etwas Vergleichbares habe man noch nicht gesehen, versprechen deren Macher. Für Aufsehen dürfte eine Installation des Aktionskünstlers Ottmar Hörl sorgen: Er will Hunderte Marx-Skulpturen aufstellen.

Nur einen Steinwurf vom Stadtmuseum entfernt verbrachte Marx seine Jugend. Wer etwas über sein Leben und Wirken erfahren möchte, wird eher in seinem Geburtshaus fündig. In früheren Jahrzehnten gaben sich hier Staatschefs aus dem Ostblock die Klinke in die Hand, auch SPD-Größen schauten in dem Museum vorbei. Heute sind prominente Gäste selten, doch noch immer zieht es jedes Jahr mehr als 40 000 Besucher in das Geburtshaus, darunter Tausende Chinesen. In der Volksrepublik ist Trier dank Marx so bekannt wie Berlin, doch auch außerhalb Chinas gilt er bis heute als eine Größe – ob als Heiliger, Hass-Objekt oder Kultfigur. Sein Konterfei findet sich in Schneekugeln und auf Aschenbechern, auf Postern und Postkarten. „Das hat den Charakter von Devotionalien“, sagt Sonja Mißfeldt. Mißfeldt ist Kunsthistorikerin im Trierer Stadtmuseum. Hier laufen die Vorbereitungen für die große Schau „Ikone Karl Marx – Kultbilder und Bilderkult“. Mehr als 100 Exponate werden zwischen März und Oktober 2013 gezeigt. „Das wird keine Ausstellung zu Leben und Werk“, stellt Mißfeldt klar, im Mittelpunkt stehe vielmehr die Frage, weshalb Darstellungen von Marx bis heute derart präsent seien. „Erstaunlicherweise hat in der Forschung bisher noch niemand versucht, einen Gesamtüberblick der bildlichen Repräsentation von Karl Marx zu geben“, erklärt die Direktorin des Stadtmuseums, Elisabeth Dühr. „Nie wurde systematisch die Frage nach den visuellen Konsequenzen dieser für die politische wie die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts so prägenden Figur gestellt“, ergänzt sie.

Ähnlich wie Che Guevara profitiert Marx posthum von einem enormen Wiedererkennungswert: Der gewaltige Kopf, vor allem aber der weiße Rauschebart, verleiht ihm etwas Unverwechselbares. Während sich die wenigsten ein Bild von Friedrich Engels machen können, scheint Karl Marx noch vielen präsent; auch Menschen, die ihn nur aus der Werbung kennen. Apple nutzte das Antlitz von Marx ebenso für eine Anzeigenkampagne, wie die schwedische Möbelkette Ikea, die mit dem Slogan „Wie man gute Ideen erfolgreich umsetzt“ warb. Doch Marx wurde bekanntlich auch heroisiert und propagandistisch genutzt, was sich in zahlreichen Gemälden niederschlug. Die Trierer Ausstellung will die verschiedenen Facetten abbilden und auch Werke des „sozialistischen Realismus“ zeigen.

Läuft alles nach Plan, könnte Marx im nächsten Jahr allgegenwärtig sein – zumindest im Schatten der Porta Nigra. Hunderte Skulpturen sollen im Umfeld von Triers weltbekanntem Wahrzeichen aufgestellt werden. Ottmar Hörl soll sie entwerfen. Der Aktionskünstler sorgte schon bundesweit für Aufsehen; etwa mit seinen Zwergen, die den Mittelfinger oder den Hitlergruß zeigen. „Marx ist die Botschaft“, antwortet er auf die Frage, ob er sich auch für diese Skulpturen eine besondere Geste ausgedacht habe. Welche Farben die rund einen Meter großen Kunstobjekte haben werden, hat er noch nicht entschieden: „Rot ist naheliegend“, sagt Hörl, aber denkbar sei auch ein „solides Grau“.

[Regionalforum-Saar] Bannsteine in Mainzweiler

Date: 2012/01/27 09:47:43
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heute in der SZ:
 
 

Bannsteine erzählen von der Geschichte des Dorfes

Mainzweiler Arbeitskreis ließ vier Grenzsteine restaurieren sowie sieben Steine neu anfertigen

Die restaurierten beziehungsweise neu angefertigten Steine wurden an ihrem ursprünglichen Standort aufgestellt. Das Projekt war nur möglich mit Hilfe zahlreicher Sponsoren. Geplant ist auch eine Bannsteinwanderung.

Mainzweiler/St. Wendel. Die heutigen Gemeindegrenzen wurden bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Grafen von Nassau-Saarbrücken weitgehend festgelegt. Das Gemeindegebiet, auch als Gemeindebann bezeichnet, wurde zunächst von Landmessern eingemessen und mit massiven Grenzsteinen, auch Bannsteine genannt, markiert. Vielerorts sind die über 300 Jahre alten und mit eingeschlagenen Grenzzeichen versehenen Kleindenkmale noch recht gut erhalten.

Seit fünf Jahren beschäftigen sich Werner Butz und Hermann Wälder vom Arbeitskreis Bannsteine in Mainzweiler mit Verlauf und Abgrenzung des dortigen Gemeindebannes. In einer ersten Bestandsaufnahme waren im Jahr 2007 von insgesamt 63 Steinen noch über die Hälfte in mehr oder weniger gutem Zustand erhalten. Nachdem 2009 mit weiteren Helfern des Arbeitskreises die Restaurierung eines zerstörten Steines fachmännisch gelungen war, wagte man sich 2011 auch an die Herstellung von neuen Grenzsteinen, die nicht mehr vorhandene Steine ersetzen sollen. Neben der Finanzierung, ein Stein kostet in der Fertigung zwischen 500 und 900 Euro, waren auch behördliche und technische Probleme zu meistern. So schaffte man es 2011 im Mainzweiler Arbeitskreis, vier Steine zu restaurieren sowie sieben Steine neu anzufertigen und an ihrem Standort aufzustellen. Eine Rekonstruktion der Grenzsteine war durch die Auswertung alter Bannbuchbeschreibungen und Vergleiche mit noch vorhandenen Nachbarsteinen möglich.

Als Dankeschön an die Sponsoren sowie alle, die an der Umsetzung der Maßnahmen beteiligt waren, hatte der Arbeitskreis zur Projektvorstellung in das Mainzweiler Sängerheim eingeladen.

Werner Butz ging dabei in seiner Präsentation auf die Entwicklung des Projektes ein. Wichtige finanzielle Hilfen zum Bannsteinprojekt kamen von der Staatskanzlei aus Saarbrücken, der St. Wendeler Volksbank, der Kreissparkasse St. Wendel, dem Neunkircher Unternehmen Teralis und der Vereinsgemeinschaft Remmesweiler. Das Katasteramt Neunkirchen und die Stadtverwaltung Ottweiler halfen bei der Umsetzung der Maßnahmen. Klaus Gessner aus Remmesweiler, Landwirt Hans Rose, Julian Baldes und Edgar Gapp aus Mainzweiler sowie der ortsansässige Steinmetz- und Bildhauermeister Lars Gräß waren mit technischem Gerät zugegen und leisteten fachliche Hilfe. Unterstützung fand das Vorhaben auch durch die Gemeindeverwaltungen, die Ortsvorsteherin Margret Geiger aus Urexweiler sowie die Ortsvorsteher Leander Alles aus Remmesweiler, Hartmut Schiffler aus Niederlinxweiler und Udo Zägel aus Mainzweiler.

Neben einer Bannsteinwanderung will der Arbeitskreis in diesem Jahr auch ein Patenschaftsmodell zur Erhaltung der Bannsteine vorstellen. red

[Regionalforum-Saar] Bildungsreise nach Israel im Herbst 2012

Date: 2012/01/29 21:14:18
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VHS Marpingen

 

Bildungsreise nach Israel

22.10. – 31.10.2012 (Herbstferien 2012)

 

Das Bild Israels in Deutschland ist hauptsächlich geprägt vom „Nah-Ost- Konflikt“ und davon, wie dieser in unseren Medien dargestellt wird. Über das eigentliche gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben in diesem Land ist bei uns in aller Regel ziemlich wenig bekannt. Diese Reise soll dazu beitragen, das ein wenig zu ändern. Israel ist ein Staat in schwieriger politischer Lage – außen umgeben von Feinden, die ihn vernichten wollen, und innen voller Widersprüche und Dynamik. Die einzige parlamentarische Demokratie nach westlichem Muster im Nahen Osten zeigt eine tiefe politische Spaltung, die von den säkularen Bürgerrechtsbewegungen bis hin zu den ultraorthodoxen Siedlern reicht. Sie ist geprägt von einer ethnischen Vielfalt, wie wir sie in Deutschland nicht kennen und die von den alteingesessenen Juden dieses Gebietes über die Überlebenden des Holocaust und ihren Nachkommen bis hin zu Einwanderern aus aller Welt von Äthiopien bis Russland reicht. Israel ist ein spannendes Land in jeder Beziehung, was man auf dieser Bildungsreise hautnah erleben wird. Schwerpunkt der Reise wird sein, Israel in politischer, kultureller und geographischer Hinsicht näher kennenzulernen, wobei neben der Erkundung Jerusalems auch der Besuch vieler biblischer Orte auf dem Programm steht.  

 

Vorgesehenes Programm (Die Programmpunkte können sich je nach Bedarf ändern.)

 

1.Tag, Montag, 22.10.2012: Anreise ab Frankfurt/Main nach Tel Aviv, Transfer nach Jerusalem in ein Hotel in der Nähe der Altstadt. Zimmerbelegung, Abendessen. Je nach Ankunftszeit Gelegenheit zu einem ersten Rundgang in der Altstadt, Übernachtung in Jerusalem.

 

2. Tag, Dienstag, 23.10. 2012: Besichtigung der Altstadt von Jerusalem, Tempelberg, Felsendom, Ölberg, Stadtrundfahrt, Übernachtung in Jerusaem.

 

3. Tag, Mittwoch, 24.10.2012: Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem, Besuch der Knesset, Zeit zur freien Verfügung, Übernachtung in Jerusalem.

 

4. Tag, Donnerstag, 25.10.2012: Besuch von Bethlehem, nachmittags freie Zeit zur Erkundung Jerusalems auf eigene Faust, Übernachtung in Jerusalem.

 

5. Tag, Freitag, 26.10.2012: Fahrt zum Toten Meer, Besuch und Besichtigung von Qumran und der Festung Massada, Möglichkeit zum Bad im Toten Meer, Fahrt zum See Genezareth, Übernachtung in einem Kibbuz am See.

 

6. Tag, Samstag, 27.10.2012: Besuch der heiligen Stätten am See Genezareth (u.a. Tabgha, Kapernaum, Magdala), Ausflug zu den Golanhöhen und der Jordanquelle, Übernachtung im Kibbuz am See Genezareth.

 

7. Tag, Sonntag, 28.10.2012: Fahrt mit Besuch und Besichtigung von Nazareth und Akko, Übernachtung im Kibbuz am See Genezareth.

 

8. Tag, Montag, 29.10.2012: Fahrt nach Caesarea und Besichtigung der alten Römerstadt, Weiterfahrt nach Tel Aviv, Übernachtung in Tel Aviv.

 

9. Tag, Dienstag, 30.10.2012: Besichtigung und Erkundung von Tel Aviv und Jaffa, Zeit zur Erkundung Tel Avivs auf eigene Faust, Übernachtung in Tel Aviv.

 

10. Tag, Mittwoch, 31.10.2012: Rückflug von Tel Aviv nach Frankfurt/Main

 

Weitere Rückfragen bitte direkt an die VHS in Marpingen richten:

 

vhsmarpingengabywagner(a)hotmail.com

[Regionalforum-Saar] Appell gegen das Vergessen un d Verdrängen

Date: 2012/01/30 18:54:36
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 heute in der SZ:

Appell gegen das Vergessen und Verdrängen

Roland Jahn, der neue Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde, hat gestern bei einem Festbankett der Siebenpfeiffer-Stiftung dazu aufgerufen, auch in der Demokratie eine Kultur des Widerstands zu pflegen. Anlass des Banketts war der 180. Geburtstag des von Phillip Jakob Siebenpfeiffer mitinitiierten „Press- und Vaterlandsvereins“.

Homburg. Wie sieht es wirklich aus, das Leben in einer Diktatur? Wie viel Weiß, wie viel Schwarz und wie viele Zwischentöne prägen es? Auf diese Fragen wollte Roland Jahn, der Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde, gestern bei seinem Besuch in Homburg Antworten geben. Dabei wertete er die Realität der früheren DDR sehr differenziert. „Ja, Freiheit musste man sich nehmen. Aber wie sollte man das machen angesichts der Allmacht von SED und Stasi?“ Im Schatten dieser Allmacht skizzierte Jahn ein Gesellschaftsbild in vielen Graustufen, erzählte von Tätern, Mitläufern und Gegnern – mit durchaus fließenden Grenzen.

Als Festredner der Matinée der Homburger Siebenpfeiffer-Stiftung stellte Jahn dabei sein Leben im zunehmend offenen Widerstand gegen das SED-Regime, gipfelnd in Haft und Ausbürgerung 1983, in einen Kontext mit dem Leben der Täter. Diese müssten sich, so Jahn, ihrer eigenen Biographie stellen.

Jahns Rede gestaltete sich als Appell gegen das Vergessen und Verdrängen, als Fürsprechen für die historisch einmalige Chance, anhand der Stasi-Unterlagen das Wesen der Diktatur zu ergründen und als Mahnung, auch in der Demokratie eine Kultur des Widerstands zu pflegen. „Wenn ich in die Politik schaue, dann staune ich, was so alles durchgewunken wird. Regieren bedeutet oft, die eigene Partei auf Linie zu bringen, statt die Diskussion zu suchen. Widerspruch wird mir zu oft platt gemacht.“ Dabei sei es, so Jahn, vor allem das Ringen um die beste Lösung, die entscheidend sei: „Das ist das Lebensblut der Demokratie.“ Deswegen gelte es, vor allem bei den nachfolgenden Generationen das Demokratieverständnis zu stärken. thw

[Regionalforum-Saar] Völker der Endzeit. Apoka lyptische Vorstellungen und politische Szenari

Date: 2012/01/31 20:26:15
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Rebekka Voss, Seminar für Judaistik Frankfurt am Main; Wolfram Brandes,
Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main;
Felicitas Schmieder, Historisches Institut der FernUniversität in Hagen
23.10.2011-25.10.2011, Frankfurt am Main

Bericht von:
Felicitas Schmieder, Historisches Institut, Geschichte und Gegenwart
Alteuropas, Fernuniversität Hagen
E-Mail: <felicitas.schmieder(a)fernuni-hagen.de>

Nach den "Endzeitvorstellungen der großen monotheistischen Religionen"
im Jahre 2005 und der "Figur des Antichrist" 2007 nahm sich die dritte
interdisziplinäre Endzeiten-Konferenz den "Völkern der Endzeit" als
besondere Gruppe unter den Protagonisten der letzten Zeiten an. Alle
drei monotheistischen Kulturen in ihren unterschiedlichen Spielarten
kennen legendäre und utopische Völker, von denen am Ende der Zeiten eine
mehr oder weniger fest umrissene Rolle erwartet wird. Die Juden hoffen
auf die Rückkehr der sogenannten verlorenen zehn Stämme Israels, die bei
der Eroberung des Nordreichs Israel durch die Assyrer im 8. Jahrhundert
v.Chr. verschleppt worden waren, während den Christen und Muslimen ein
jüdisches Volk der Endzeit nicht fremd war. Während die Juden auf die
zehn Stämme als Retter warteten, evozierte ihre Ankunft als Gog und
Magog bei Christen des Westens wie des Ostens und Muslimen Furcht. Das
Reich der Söhne Moses, die nach der Bibel weinend an den Wassern
Babylons saßen, wurde nach arabischen Quellen auch vom Propheten
Mohammed besucht. Solche endzeitlichen Völker wurden zu
unterschiedlichen Zeiten mit verschiedenen, in heutigem Verständnis
realeren Völkern identifiziert. So fürchtete man im 13. Jahrhundert die
in Europa einfallenden Mongolen als Gog und Magog - wie man schon in der
Spätantike die Goten oder Hunnen (und andere) mit ihnen identifiziert
hatte. Sie fanden Eingang in den Koran und man meinte nach der
Entdeckung Amerikas in den Indianern die zehn verlorenen Stämme der
Juden wiederzuerkennen. Noch in der Moderne fanden Reisende die zehn
Stämme Israels endlich in China, Äthiopien oder dem Jemen. Noch heute
werden in vielen politischen Semantiken Anspielungen an diese alten
Traditionen wirksam.

Die Vorträge widmeten sich einem breiten Spektrum von Völkern und waren
grundsätzlich chronologisch angeordnet mit einem weiteren Augenmerk auf
Nähe im Thema oder in der Erzählstruktur. VERONIKA WIESER (Wien) begann
in der europäischen Spätantike, als Christen wie Heiden den permanenten
Niedergang des Römischen Reiches und dann den Fall Roms 410 angesichts
der Aufnahme oder des Eindringens zahlreicher fremder Völker an allen
Grenzen verarbeiten mussten. Kirchenväter wie Augustinus und Ambrosius
sowie die Geschichtsdeuter Orosius und Sulpicius Severus diskutierten
die Deutung der neuen Völker anhand biblischer Muster und stellten diese
Erklärungssuche in den Dienst christlicher Identitätskonstruktion.
WOLFRAM BRANDES (Frankfurt am Main) identifizierte in der gleichen
Epoche die Hunnen als den "echten" Hintergrund der negativen mit "den"
Endzeitvölkern Gog und Magog verbundenen Vorstellungen. Besonders
symptomatisch seien hierbei die in den zentralen historiographischen
Werken bis in späteren Jahrhunderten aufgegriffenen Beschreibungen von
Zauberei unter den Hunnen in Kombination mit besonders fremdartigen,
"skythischen" Verhaltensweisen und deren seit alter Zeit überlieferten
Konnotationen. Um 500 n.Chr., ein Datum, zu dem Berechnungen des
Weltendes kulminierten und dessen sich KATHARINA ENDERLE (Tübingen)
annahm, traten im Osten mit den persischen Sassaniden andere mächtige
heidnische, aber sesshafte Feinde dem griechischen Osten des Römischen
Reiches gegenüber und nahmen eine entsprechend wichtige Rolle in den
Endzeiterwartungen ein; Beispiele seien das "Orakel von Baalbek" und die
edessensichen Stadtgeschichte des Ps. Josua Stylites. In das lang
anhaltende Machtgleichgewicht zwischen Persern und Römern geriet zu
Beginn des 7. Jahrhunderts Bewegung, als nicht zuletzt die "Tore des
Nordens", hinter die einst Alexander der Große die Völker Gog und Magog
eingeschlossen hatte, sich öffneten und Angriffe des ersten türkischen
Großreiches in Zentralasien über den Vorderen Orient hereinbrachen. LUTZ
GREISIGER (Jerusalem) widmete sich den in der spannenden Zeit des
Umbruchs um 627 entstanden syrisch-christlichen eschatologischen
Deutungen.

In die Völkerbewegungen der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts im
Vorderen Orient griff vor allem mit dem Islam die entstehende und
machtvoll sich ausbreitende dritte monotheistische Weltreligion ein. Für
deren eschatologisches Gedankengut sind von hoher Bedeutung die
sogenannten Hadithe, in denen vor allem (angebliche oder tatsächliche)
Aussagen des Propheten Mohammed gesammelt wurden und die reich an
Aussagen über die Völkern der Apokalypse sind, vor allem in jenen
Teilen, die als apokryph gelten. ASMA HILALI (London) mahnte für die
Interpretation dieser Texte quellenkritische Vorsicht an, da die
verschrifteten Sammlungen nicht vor das 12. Jahrhundert zurückgingen,
als man begann, die mündliche Überlieferung (die gläubigen Muslimen als
unmittelbar auf Mohammed zurückgehend gilt) zu systematisieren und auch
als echt oder apokryph zu unterscheiden. Erneut der Türken, doch ihres
Bildes in der muslimischen Apokalyptik, nahm sich DAVID COOK (Houston)
an. Da die meisten dauerhaft in den Gesichtskreis arabischer und
persischer Interpretatoren getretenen Türken relativ bald wie diese
Muslime wurden, ergebe sich ein wechselhaftes Bild zwischen
Endzeitfeinden trotz Islam und andererseits Verteidigern des Islam (im
13. Jahrhundert gegen das noch "schrecklichere" Steppenvolk der
Mongolen). In den Westen der islamischen Welt und damit in ein politisch
bereits frühzeitig vom Kalifat in Bagdad abgetrenntes Gebiet begab sich
ANNA AKASOY (Oxford). Die Andalusier konnten Hoffnungsträger
verbliebener sunnitischer Umayyaden-Anhänger auf endzeitliche Eroberung
des schiitischen Ägypten sein, doch häufiger fänden sie sich (angesichts
ihrer geographischen Position) als marginales, manchmal unter
Häresieverdacht stehendes Volk, das nur selten explizit als eines der
Völker der Endzeit angesehen werde.

Während diese beiden Vorträge bestimmte historische Völker in ihrer
eschatologischen Rolle verfolgten, nahm sich FAUSTINA DOUFIKAR-AERTS
(Amsterdam) der biblischen Völker Gog und Magog an, die alle hier
interessierenden Religionen im eschatologischen Programm haben. Schon
die Erwähnung im Koran sei fast immer als eng mit den Erzählungen von
Alexander dem Großen (Ishkander) verwoben verstanden worden, dem damit
eine wichtige Rolle auch in der islamischen Eschatologie zuwächst.
Islam-spezifischer dagegen sei das Volk der Banu al-Asfar, dem in
Hadith-Tradition eschatologische Bedeutung zukomme, ohne dass klar sei,
wer das Vorbild für dieses "Volk der Gelben" war. Die
Forschungssituation, mit der sich MOHAMMAD MASAD (Dubai)
auseinandersetzte, sei hier uneinheitlich, zumal Bezüge wie der auf die
Byzantiner daran krankten, dass die Überlieferung teilweise räumlich
weit weg von Byzanz zu verorten sei. Die Byzantiner oder "Römer"
spielten eine wichtige Rolle auch in der armenischen Geschichte und
dementsprechend in armenischen eschatologischen Vorstellungen. ZARA
POGOSSIAN (Rom/Bochum) stellte eine Tradition eschatologischen
Schrifttums vor, das nicht zuletzt in Zeiten der Bedrängnis eine
gloriose Endzeitrolle des armenischen Königs beschwor.

Nachdem sich die letzten Vorträge bei aller Auseinandersetzung mit
älteren Traditionen vor allem im 12. und 13. Jahrhundert bewegt hatten,
griffen die nun folgenden Beiträge wieder deutlich zurück in die
frühmittelalterliche Geschichte der lateinisch-christlichen
Eschatologie. JAMES PALMER (St. Andrews) konnte für die einschlägigen
biblischen Anspielungen zum Beispiel an Gog und Magog neben
apokalyptischer Interpretation auch gut begründet nicht-prophetisches
Verständnis oder auch direkte "Deeschatologisierung" vermuten, so wenn
Isidor von Sevilla seinem westgotischen Publikum von den Goten als Gog
und Magog berichtete oder auch an anderen Stellen Gog und Magog zu
Insidern der römischen Welt werden. Den eschatologisch reichhaltigen
angelsächsisch-volkssprachigen Predigten um das Jahr 1000 wandte sich
anschließend KATIE CUBITT (York) zu. Die "Nordmänner", die in
unterschiedlichster Weise mit dem England der Jahrtausendwende in
Berührung kamen - von Überfällen über Ansiedlung bis hin zur
Herrschaftsübernahme - seien von Bischof Wulfstan so lange
eschatologisch interpretiert worden, bis er in ihren Dienst trat und
seine Endzeitmahnungen gegen andere richtete. Im Zusammenhang der
Kirchenreform des 11. Jahrhunderts wandte sich die christliche
Eschatologie vornehmlich nach innen und wurde teil des moralischen
Verfallsdiskurses, so ANKE HOLDENRIED (Bristol), die sich anhand vor
allem der im cluniazensischen Milieu zu verortenden Sibylla Tiburtina
mit Meinungen der Forschung auseinandersetzte, ob man prophetische
Eschatologie vom tatsächlich anstehenden Ende loslösen könne. Ebenfalls
im Kontext der Kirchenreform, und zwar als Repräsentation des "Kampfes
gegen das regnum" versteht DELIA KOTTMANN (Paris/Dresden) das
Bildprogramm in Saint-Savin-sur-Gartempe. Anhand von Auswahl und
Ausgestaltung der Szenen, ihrer Farbgebung und der Gewichtung von
Personen und Zusammenhängen lasse sich glaubhaft machen, dass Maler und
Auftraggeben offenbar den in die Zeitdiskussion eingreifenden
Apokalypsekommentar des Bruno von Segni ihrer Darstellung zugrunde
legten.

Die lateinisch-christliche Prophetie wurde vor allem im Spätmittelalter
immer reichhaltiger und ihre Erforschung wird zugleich durch eine nach
wie vor schlechte Editionssituation erschwert. Umso erfreulicher ist es,
dass vier junge Wissenschaftlerinnen für diese Zeit gewonnen werden
konnten. Ins hussitische Böhmen führte PAVLINA CERMANOVA (Prag/Wien).
Neben den Juden seien bei den hussitischen Eschatologen Gog und Magog
vor allem als Personifikationen der Probleme der Zeit aufgetreten, so
als Heuchler, Häretiker, falschen Propheten, Schismatiker, Begarden und
Beginen. Aus dem 13. Jahrhundert stammt der zuerst altfranzösisch
überlieferte, vielfach kryptische Livre de Sidrac, der in vielfachen
Handschriften und mehreren europäischen Volkssprachen aus dem gesamten
Spätmittelalter erhalten ist, dessen Überlieferungs- und
Rezeptionsgeschichte aber noch weitgehend ungeklärt sind. Es handelt
sich um einen enzyklopädisch angelegten Fragenkatalog mit passagenweise
deutlichen eschatologischen Zügen, die PETRA WAFFNER (Hagen) vorstellte.
Eine der Sprachen, in die der Sidrac übersetzt wurde und in denen er ein
Weiterleben durch Benutzung in anderen Werken fand, ist das
Mittelniederländische. ULRIKE WUTTKE (Gent) beschäftigte sich vor allem
mit dem "Laienspiegel" des Jan van Boendale, der Defizite des Sidrac zu
korrigieren scheint und die Griechen, die im Original zwar eine Rolle
spielen, doch dann nicht mehr erwähnt werden, auch in der Endzeit wieder
auftreten zu lassen. COURTNEY KNEUPPER (Chicago) schließlich hat
süddeutsche Handschriften auf volkssprachiges eschatologisches Material
gesichtet und stellte die Brüder Wirsberg vor, Laien, die visionäre
Interpretationen des Kommenden auf dem Herzen hatten und in Briefen an
Räte wichtiger Städte und an Herren ihrer Region vermittelten. Sie
hätten stets demütig um Weisung gebeten, wollten nichts falsch machen,
doch ihre Behandlung seitens kirchlicher Autoritäten zeige, wie stark
die Eschatologie im vorreformatorischen 15. Jahrhundert zu einem
"contested space" zwischen Geistlichen und Laien um die Geschichte der
Zukunft geworden war.

Zur Reformationszeit selbst sprach ANSELM SCHUBERT (Erfurt) zur
Eschatologie der Täufer als einer reformatorischen Gruppe, die immer
wieder in unmittelbarer und positiver Erwartung des Endes agierte, weil
sie sich selbst als das in der Endzeit übrigbleibende Volk verstanden
und ihr Zusammenleben in einer Monarchie nach biblischem Vorbild sowie
unter Rückgriff auf jüdisch-rabbinische Traditionen entsprechend
organisiert hätten. Doch das war eher die Ausnahme, der Normalfall war
auch in der Frühen Neuzeit die Konzentration auf negative Feinde, die
auch im England der Zeit um 1600 eher von außen kamen. ANDREAS PECAR
(Halle) stellte das reichhaltige Text- und Bildmaterials der Zeit vor,
in denen die Abwehr des spanischen Angriffs und des Gunpowder Plots
(1588 und 1605) als doppelte Errettung Englands vor den Angriffen von
Papst und Teufel gefeiert wurden.

Gog und Magog begleiteten die gesamte Tagung, und sehr oft, wenngleich
keineswegs immer, wurde die Tradition deutlich, sie mit Juden zu
identifizieren. Die letzten vier Vorträge der Tagung nun legten den
Fokus auf die Frage nach dem Bild der Juden als Endzeitvolk in
unterschiedlichen religiösen Diskursen. SABINE SCHMOLINSKY (Erfurt)
verfolgte Art und Wechsel der endzeitlichen Vereinnahmung der Juden (und
am Rande auch der Heiden und Ketzer) durch das reichhaltige Schrifttum
des lateinisch-christlichen Mittelalters. ALEXANDRA CUFFEL (Bochum) nahm
sich anschließend der islamischen Perspektive auf die biblischen Zehn
Verlorenen Stämme Israels an, die - wie im christlichen Bereich -
vielfach mit Gog und Magog identifiziert wurden. Doch auch die Juden
selbst waren in endzeitlichem Kontext interessiert an den verlorenen
Stämmen Israels und ordneten sie in ihren eigenen positiven,
messianischen Kontext ein. MOTI BENMELECH (Jerusalem) verfolgte die
Stämme anhand der Korrespondenz zwischen Juden aus Italien und Israel,
die Hinweise auf Informationsverbindungen nach Spanien, Frankreich und
Deutschland enthalten und unter anderem zeigten, dass die Suche der
Portugiesen nach dem Priesterkönig Johannes jüdische Hoffnungen auf ein
Auffinden der Zehn Stämme wecken konnte. Zu guter Letzt widmete sich
REBEKKA VOSS (Frankfurt am Main) den Roten Juden, einer spezifischen
Charakterisierung der Zehn Stämme im
spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Deutschland, die Juden und
Christen teilten und über deren Deutung innerhalb der eignen religiösen
Tradition sie miteinander rangen.

In mehr als tausend Jahren traten gleiche oder ähnliche Völker immer
wieder auf, in unterschiedlichen Kontexten aber zugleich, das ist
besonders deutlich geworden, religions- und konfessionsübergreifend.
Immer wieder ließ sich zeigen, dass die vormodernen religiösen Gruppen
in Europa, Nordafrika und dem Vorderen und Mittleren Orient einander
kannten und gerade auf dem Gebiet der Eschatologie deuteten, sich
gegenseitig Rollen zuwiesen, die Differenz zu erklären und Ähnlichkeiten
aushaltbar zu machen imstande waren. Die Sprache der Apokalyptik sollte
bei der Erforschung jener Zeiten sehr viel intensiver berücksichtigt
werden, als das üblicherweise geschieht.

Konferenzübersicht:

Veronika Wieser (Wien): Bewegungen des Untergangs. Barbaren und ihre
apokalyptische Deutung während der Völkerwanderungszeit

Wolfram Brandes (Frankfurt am Main): Gog, Magog und die Hunnen.
Anmerkungen zur eschatologischen "Ethnographie" der
Völkerwanderungszeit

Katharina Enderle (Tübingen): Beobachtungen zur byzantinischen
Apokalyptik um 500 n.Chr.

Lutz Greisiger (Jerusalem): Opening the Gates of the North in 627. War,
Anti-Byzantine Sentiment and Apocalyptic Expectancy in the Near East
prior to the Arab Invasion

Asma Hilali (London): Who are the Peoples of the Apocalypse in Hadith
Literature?

David Cook (Houston): The Image of the Turk in Muslim Apocalyptic
Tradition

Anna Akasoy (Oxford): The Andalusians in Islamic Eschatology

Faustina Doufikar-Aerts (Amsterdam): Religiöses, Fabulöses und Böses.
Gog und Magog im islamischen Raum

Mohammad Masad (Dubai): Banu Al-Asfar in Islamic Apocalyptic Literature

Zara Pogossian (Rom/Bochum): Romans, Armenians, Jews and the Infidel.
Peoples and Destinies in Armenian Apocalyptic Texts

James Palmer (St. Andrews): Apocalyptic Outsiders and their Uses in the
Early Medieval West

Katie Cubitt (York): Nation shall rise up against Nation. The Vikings
and Apocalyptic Fears in England around the year 1000

Anke Holdenried (Bristol): The Suffering People. Christian Tribulation,
Eschatological Narrative, and the Eleventh-Century Ecclesiastical Reform
Movement

Delia Kottmann (Paris/Dresden): Der Kampf gegen das regnum. Die
Konzeption des Bildprogramms des romanischen Apokalypsezylus in
Saint-Savin-sur-Gartempe als Kampf gegen die Völker Satans, Gog und
Magog

Pavlina Cermanova (Prag): Gog und Magog. Die Völker des Weltendes im
Hussitismus

Ulrike Wuttke (Gent): Tatars and Greeks. An Unholy Alliance in the
'Lekenspiegel' (The Laymen's mirror) of Jan van Boendale (14th c.)

Petra Waffner (Hagen): Der altfranzösische Livre de Sidrac und die
Endzeit

Courtney Kneupper (Chicago): The Wirsberger Brothers' Prophetic Letter
to the City of Nürnberg

Anselm Schubert (Erfurt): Der Heilige Rest als Volk der Endzeit. Münster
und christlicher Messianismus in der Reformationszeit

Andreas Pecar (Halle): Der letzte Angriff der Gottesfeinde Gog und
Magog? Die Bedrohung Englands durch die spanische Armada

Sabine Schmolinsky (Erfurt): Juden, "Heiden" und "Ketzer" in der
Endzeit

Alexandra Cuffel (Bochum): Lost Tribes of Israel in Medieval Islamic
Apocalyptic Speculation and Polemic

Moti Benmelech (Jerusalem): The Ten Lost Tribes in Sixteenth-Century
Jewish Messianic Discourse

Rebekka Voß (Frankfurt am Main): Die roten Juden. Jüdische und
christliche Färbung

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