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2011/03/23 08:18:02
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] SZ: Kelten-Vortrag in Hasborn
Datum 2011/03/23 18:43:38
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] "150 Jahre Bahnhof Türkis mühle"
2011/03/04 08:17:38
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[Regionalforum-Saar] SZ: Als der Fürst den Gla uben bestimmte
Betreff 2011/03/23 08:18:02
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[Regionalforum-Saar] SZ: Kelten-Vortrag in Hasborn
2011/03/23 08:18:02
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[Regionalforum-Saar] SZ: Kelten-Vortrag in Hasborn
Autor 2011/03/23 18:43:38
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[Regionalforum-Saar] "150 Jahre Bahnhof Türkis mühle"

[Regionalforum-Saar] SZ: echte und unechte frauen - Beispiel: Lenchen Demuth

Date: 2011/03/23 08:24:22
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

die war eine echte Frau - und zwar aus dem Volke! Und von den Toten auferstanden. Nach 121 Jahren.
 
Mal ne Frage:
Hat Karl Marx den Marxismus gegründet? In welchem Register ist er denn eingetragen?
Hehe, Erbsenzähler aller Länder, vereinigt euch! 

Eine echte Frau aus dem Volke

Frauenbund lud in St. Wendel zum Zwiegespräch zu Zeiten von Karl Marx ein

In der Person von Christel Ritter kam die St. Wendelerin Helena („Lenchen“) Demuth 120 Jahre nach ihrem Tod in die Oberstadt zurück, wo sie einst das Licht der Welt erblickte. Die frühere Haushälterin der Familie von Karl Marx führte ein Zwiegespräch mit Karls Ehefrau Jenny (Christine Hoff). Beide Frauen waren in der Mode des 19. Jahrhunderts gekleidet.

Von SZ-Mitarbeiter Gerhard Tröster

St. Wendel. Dass der Philosoph und Nationalökonom Karl Marx, der mit Friedrich Engels den Marxismus gründete, eine im politischen Leben der damaligen Zeit bekannte, aber auch umstrittene Persönlichkeit war, steht in jedem Geschichtsbuch. Weniger bekannt dagegen dürfte sein, dass Marx und seine Familie viele Jahre in bitterer Armut lebten. Diesen Umstand griff ein Zwiegespräch zwischen Jenny Marx (Christine Hoff), der Ehefrau von Karl Marx und der Haushälterin der Familie, Lenchen Demuth (Christel Ritter), auf. Die beiden Frauen waren schwarz gekleidet, wie es die Mode der damaligen Zeit vorgab, und trafen sich im Café Lerner in der Oberstadt. Es war ein historischer Ort, denn hier kam Lenchen Demuth im Jahre 1820 zur Welt. Das Geburtshaus existiert heute nicht mehr. Eingeladen zu dieser Veranstaltung hatte der Katholische Deutsche Frauenbund St. Wendel. Er stellt seit Langem Frauen aus der Bibel vor und wollte in diesem Jahr einmal „einer Frau aus dem Volke“ den Vorzug geben.

Das Gespräch datierte aus dem Jahr 1852 und spielte in einer Zweizimmerwohnung in London. Die große Armut der Familie und die Sorge um ihren Lebensunterhalt prägten den Dialog in vielen Abschnitten. „Rechnungen, Rechnungen, Rechnungen – was soll ich nur tun? Ich weiß nicht mehr weiter“, klagte Jenny Marx. „Keine Zeitung will die interessanten und für die Zukunft des Volkes so wertvollen Artikel meines Mannes mehr drucken. Niemand gibt uns einen Vorschuss auf sein großartiges Buch ,Das Kapital'. Warum hilft uns niemand?“ Lenchen Demuth, die gerade vom Pfandleiher zurückkam und ein Damasttuch gegen Kartoffeln, Mehl und Speck eingetauscht hatte, versuchte sie zu beruhigen: „Wir schaffen das schon. Bei uns in St. Wendel gilt das Motto: ,Es geht immer weiter, auch wenn es mal sehr schlimm ist. Man darf nur den Mut nicht verlieren.' Ich bin an Armut von daheim her gewöhnt.“

Im weiteren Verlauf des Gesprächs stieg in Jenny die Geschichte mit Lenchens unehelichem Kind hoch. Der Vater war vermutlich Karl Marx, aber Lenchen sprach nie darüber. „Ich kann diese Demütigungen nicht mehr ertragen“, jammerte Jenny. „Was habe ich nur getan? Ich habe alles aufgegeben für meinen Mann.“ Lenchen versuchte, die Geschichte zu überspielen: „Sobald der Bub abgestillt ist, kommt er zu der Familie Lewis.“ Als Lenchen Besuche bei ihrer Verwandtschaft im Saarland ankündigte, erschrak Jenny Marx zutiefst: „Um Gottes Willen, Lenchen, du darfst uns nicht verlassen, das wäre mein Ende.“ Sie beruhigte sich erst, als Lenchen versicherte, auf jeden Fall zur Familie Marx mit ihren Kindern nach London zurückzukehren.

Den Text der Autorin Gisela Hoffmann hatte Lenchen Demuth in Mundart gesprochen. So entstand gegenüber dem Hochdeutschen von Jenny Marx ein manchmal seltsamer Kontrast, der allerdings eine Brücke zu Lenchens Heimatstadt zu schlagen vermochte. Es ist gut möglich, dass die Haushälterin in London die Mundart ihrer Heimat sprach. Die Stadt plant, Lenchen Demuth demnächst in der Oberstadt ein Denkmal zu errichten.

Hintergrund

Helena („Lenchen“) Demuth wurde am 31. Dezember 1820 in St. Wendel geboren. Ihr Vater Michel war Tagelöhner, Bäcker und Bauer. Die Mutter Catharina stammte aus Oberlinxweiler und war eine geborene Creutz. Die Familie, die sieben Kinder hatte, wohnte in der heutigen Oberstadt.

1837 trat Lenchen Demuth in den Haushalt des Regierungsrates Johann Ludwig von Westphalen in Trier als Dienstmädchen ein. Der Intellektuelle Karl Marx heiratete 1843 dessen Tochter Jenny. Wegen seines radikalen politischen Schrifttums musste das junge Paar fliehen. Lenchen Demuth ging mit, um ihm den Haushalt zu führen. Von Paris über Brüssel kam das Paar nach London, wo es wohnen blieb.

Am 23. Juni 1851 gebar Lenchen einen Sohn und nannte ihn Frederik. Den Namen des Vaters wollte sie nicht nennen. Das Kind kam in eine Pflegefamilie. Um dem Gerücht Einhalt zu gebieten, Karl Marx sei der Vater des Kindes, erkannte der Sozialist Friedrich Engels, der mit Marx befreundet war, die Vaterschaft an. Lenchen war der gute Geist im Haus. Ihr war es zu verdanken, dass die arme Familie Marx immer das Nötigste zum Leben hatte. Außerdem war sie in vielen Lebenslagen eine kluge Ratgeberin. Jenny Marx starb 1881, Karl Marx 1883. Lenchen Demuth zog nach seinem Tod zu Friedrich Engels und führte dort noch sieben Jahre den Haushalt. Sie starb am 4. November 1890. gtr