Salü,
ich bin zur Zeit auf Rügen, und gestern waren wir in Stralsund, davon möchte ich kurz berichten.
Gestern morgen wurden wir wach und erwarteten schönes Wetter -
pustekuchen, es hat geregnet wie ne Sau. Also haben wir alle Pläne
übern Haufen geworfen und sind nach Stralsund - auf halber Strecke
schon haben wir den Sonnensschein eingeholt. Da die Ausfahrt von der
Brücke nach Stralsund völlig dicht war, haben wir die nächste Ausfahrt
genommen und das war dann auch die richtige :-)
Wir parkten am Stadtrand nahe dem Bahnhof und haben mittags bis abends
die Stadt besichtigt. Die Meeresmuseen haben wir außen vor gelassen -
die nehmens hier oben sowieso von den Lebendigen - aber 14 Euro
Eintritt ist schon schweinsisch. Klar, wir haben in Bremerhaben ins
Auswandererhaus 10,50 und ins Klimahaus 12 Euro Eintritt bezahlt - aber
dafür mußten wir nicht noch ne Stunde anstehen. Gestern drängte
natürlich alles nach Stralsund, weil das Wetter rundherum so bescheiden
war.
Die Stadt hat mir auf den ersten Blick nicht so gefallen, auf den
zweiten aber schon. Spätestens als wir in Richtung alte Stadtmauer
kamen (ohne diese jemals zu sehen). Aber die Häuser, die dort standen,
erinnerten mich stark an St. Wendel, und prompt hieß diese Straße mit
den kleinen, super hergerichteten Häusern an der Mauer auch - die
Hintergasse. Aber diesmal offiziell.
Hier kostet alles Eintritt - sogar der Eintritt in die St.
Nikolai-Kirche. Die zwei Euro gehen dort direkt in den Erhalt - so
schreiben sie jedenfalls. Tolle Kirche. Eine richtige Basilika, die aus
einer Hallenkirche aus dem 14. Jahrh. hervorging. Ich habe viele
Parallelen zu St. Wendel entdeckt. Sogar die kleinen Löcher oben in der
Decke - und eine Kanzel an ungefähr gleicher Stelle wie bei uns. Und
natürlich niemand, der auch nur ungefähr ne Ahnung hatte, wozu die
vielen kleinen Löcher sind.
Im Hafen unten gab es noch die Gorch Fock - und das war ein ziemlicher
Reinfall. Es war nämlich gar nicht das deutsche Schulschiff, das wir
vom ollen 10-Mark-Schein kennen, sondern deren Vorläuferin, die schon
1933 gebaut worden war und den Nazis als Schulschiff diente. 1945 halb
versenkt und ein paar Jahre später gehoben und dann von den Russen als
Schulschiff in Towarischtsch umbenannt und verwendet. Sitzt hier im
Hafen aufm Wasser und rostet vor sich hin. Recht lieblos von einem
Förderverein als Museum zum Anschauen eingerichtet.
Auf dem Rückweg zum Auto stießen wir auf einer Nebenstraße auf ein
altes Haus aus dem 14. Jahrh., das von einem Hobbyarchäologen seit 1971
wieder hergerichtet worden war. Das war toll - und kostete keinen
Eintritt.
Habe viele Impressionen mitgenommen, u.a. ein plastisches Stadtmodell
vor der Nikolaikirche zum Tasten und mit Texten in Blindenschrift. Und
andere Sachen. So was könnten wir hier auch machen in St. Wendel, aber
- okay, okay, der Idealist bricht wieder durch.
Tschüs
Roland und Anne