Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Über die Geschichte der Pf arrei Alsweiler

Date: 2005/08/10 18:46:04
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Verein für Heimatkunde Alsweiler

 

Der Vorhang öffnet sich: Einblicke in das Buch

Über die Geschichte der Pfarrei Alsweiler

 

 

  Nach monatelangen Vorbereitungen ist es soweit: das neue Buch, das der Verein für Heimatkunde Alsweiler in diesem Jahr über die Geschichte der Pfarrei Alsweiler herausbringt, ist weitgehend fertiggestellt. Da es im Umfang allerdings aufgrund der vorzüglichen Beiträge verschiedenster Autoren und durch die Berücksichtigung zahlreicher interessanter Fotos fast doppelt so dick wird wie ursprünglich geplant, konnte der von uns beauftragte Verlag leider die Fertigstellung bis zum Pfarrfest in zwei Wochen nicht mehr gewährleisten. Der Vorstand des Vereins für Heimatkunde hat deshalb beschlossen, das Buch selber erst im Oktober/November herauszubringen. Allerdings wollen wir beim Pfarrfest in zwei Wochen schon einmal den Vorhang lüften und in einer abwechslungsreichen Abendveranstaltung einige der Beiträge vorstellen.

   Raimund Kirz gibt an diesem Abend einen gerafften Überblick über die 200-jährige Geschichte der Pfarrei Alsweiler, die im Sommer 1805 nach jahrhundertelanger Zugehörigkeit zurAbtei Tholey ihre Selbständigkeit erlangte. Winterbach und Wallesweilerhof gehörten damals ebenfalls für mehr als 100 Jahre noch zu unserem Kirchspiel.

   Raimund Kirz gibt in dem Buch die bisher ausführlichste Darstellung der Pfarrgeschichte, untermauert durch Dokumente aus verschiedenen Epochen. Er fasst damit die Forschungen zusammen, die er seit Jahrzehnten in den Archiven in Trier, Koblenz, Coburg und Metz sowie im Pfarrarchiv in Alsweiler betrieben hat. Eine große Zahl bisher unbekannter Einzelheiten kommt ans Licht – zum Beispiel ist auch einmal ein Alsweiler Pfarrer ins Gefängnis geworfen worden. Allerlei Neuigkeiten erfährt man auch über den Bau der Alsweiler Pfarrkirche und die Auseinandersetzungen, die es damals zwischen den Alsweilern und den Winterbachern gegeben hat. Edmund Groß schildert die Geschichte der einzelnen Bauten der Pfarrei.

   Außerdem enthält das Buch auch einen ausführlichen, sehr nachdenklichen und interessanten Beitrag unseres Pfarrers Leo Hofmann über die Kirche in der heutigen Zeit der fundamentalen Veränderungen, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingetreten sind. Durch Vermittlung von Pastor Hofmann konnte außerdem der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Wolfgang Seibrich dafür gewonnen werden, einen Beitrag über die Geschichte des Bistums Trier zu verfassen.

   Besondere Schwerpunkte bilden neben den historischen Kapiteln auch die Geschichte der kirchlichen Vereine sowie die Darstellung des traditionellen religiösen Brauchtums. Hier konnten wir uns auf die engagierte und qualifizierte Mitarbeit verschiedener Autoren aus den Vereinen stützen, sodass wir mit großer Genugtuung zum ersten Mal auch eine zusammenfassende Darstellung der Geschichte der kirchlichen Vereine anbieten können. Ferner hat Ruthmarie Böffel mit großem Aufwand die Biographien sämtlicher Ordensangehöriger aus Alsweiler recherchiert, soweit von ihnen Kenntnis zu erlangen war. Und neben Edmund Groß hat auch Wolfgang Trost mehrere Zeichnungen angefertigt, die die historischen Zusammenhänge anschaulich machen. Eine Reihe weiterer Beiträge sowie eine umfangreiche, ebenfalls in dieser Art in Alsweiler noch nie veröffentlichte Sammlung von Originaldokumenten, teilweise aus dem Lateinischen und Französischen übersetzt, runden das Buch ab.

     In Absprache mit der Pfarrgemeinde wollen wir in zwei Wochen am ersten Abend des Pfarrfestes, am Freitag, dem 26. August, durch Lesungen, Vorträge, Bildprojektionen und anderweitige Präsentationen einen ersten Einblick in das Buch und damit in einige Aspekte der Pfarrgeschichte geben und dabei einen besonderen Akzent auf das intensive Zusammenleben und –wirken in der dörflichen Gemeinschaft setzen. Außerdem soll an diesem Abend im Pfarrheim eine dreitägige Ausstellung zur Geschichte der Pfarrei eröffnet werden, bei der ebenfalls einige bisher noch nie gezeigte Exponate zu sehen sein werden. Zu diesem informativen historischen Unterhaltungsabend ist die gesamte Dorfbevölkerung herzlich eingeladen.

[Regionalforum-Saar] Kriegszeiten - Buchvorstellung

Date: 2005/08/15 23:52:39
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Kriegszeiten, 1. Folge

 

 

Aus dem Inhalt:

 

"Gestorben in St. Wendel" - über das Schicksal eines jungen amerikanischen Soldaten, der am 15. März 1945 im Hospital in der St. Wendeler Kaserne seinen schweren Verletzungen erlag und dessen Familie erst 50 Jahre später Genaueres über die Todesursache erfuhr.

 

"Hutier" - über den General, nach dem die St. Wendeler Kaserne ursprünglich benannt wurde.

 

"Nachricht aus der Vergangenheit" - über einen ehemaligen deutscher Landser, der von der Vergangenheit eingeholt wird - auf positive Art.

 

"Kriegsgefangene" - ein Kapitel aus Stephen Ambroses "Citizen Soldier" über die Behandlung von deutschen und amerikanischen Kriegsgefangenen durch amerikanische und deutsche Soldaten.

 

"Eisenhower und die deutschen Kriegsgefangenen" - die österreichische Journalistin Brigitte Bailer-Galanda rezensiert das gleichnamige Buch der Historiker Ambrose und Bischof, das sich kritisch mit den Mythen auseinandersetzt, die der Kanadier James Bacque in seinem Buch "Der geplante Tod" erfunden hat.

 

"Feldwebel Breuer hat genug" - über einen Unteroffizier aus St. Wendel, der von Hitlers Krieg die Nase voll hat.

 

"Kriegstagebuch" - die Monatsberichte von Captain Jacobs, des amerikanischen Stadtkommandanten von St. Wendel, vom April 1945 und vom 15. Mai bis 15. Juni 1945.

 

Preis: 9 Euro

plus 1,50 Euro Porto und Verpackung (Büchersendung)

Format A4, 50 Seiten, Schriftgröße 9, Abbildungen schwarz-weiß, Kopierverfahren, Heftbindung

 

zu beziehen bei:

 
Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
email rolgeiger(a)aol.com

[Regionalforum-Saar] Geschichte und Politik II: Saarländische Alltagsgeschichte

Date: 2005/08/16 09:03:59
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Geschichte und Politik II: Saarländische Alltagsgeschichte

Ref: Dr. Hans-Joachim Kühn

Ort: Bildungszentrum der Arbeitskammer, Kirkel

Datum: 10.09.2005   (Tagesseminare von 9.00 bis 17.00 Uhr)

 

Im Mittelpunkt des Seminars, das einen Gesamtüberblick über die historische Entwicklung der Saarregion von der Antike bis in die Gegenwart bietet, stehen nicht in erster Linie politische Machtverhältnisse und häufige Kriege, sondern vielmehr das alltägliche Leben breiter Bevölkerungsschichten (Siedlung und Wohnen, wirtschaftliche, religiöse und soziale Verhältnisse, alltägliche Probleme). Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Situation der ländlichen und kleinstädtischen Bevölkerung. Nach einer gerafften Darstellung von der keltisch-römischen Periode über das Mittelalter bis in die frühe Neuzeit werden der gesellschaftliche Umbruch infolge der Französischen Revolution und die Entwicklung der Arbeiterschaft im 19. Jahrhundert unter regionalspezifischen Vorzeichen sowie Charakteristika des saarländischen Sonderweges im 20. Jahrhundert eingehend behandelt.

 

Eine schriftliche Anmeldung ist erforderlich:

Stiftung Demokratie Saarland, Bismarckstraße 99, 66121 Saarbrücken

Karoline Bommersbach 0681 / 90626-19, Fax: 90626-25

k.bommersbach(a)stiftung-demokratie-saarland.de

www.stiftung-demokratie-saarland.de

[Regionalforum-Saar] Manfred Peter, Der heilige Wendelin

Date: 2005/08/17 10:10:15
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Guten Morgen,
 
heftigste Reaktionen ruft zur Zeit das obengenannte Buch hervor. Hier sind Anmerkungen dazu von Dr. Franz-Josef Reichert.
 
mfg
 
Roland Geiger
 

Anmerkungen zu Manfred Peter: „Der heilige Wendelin – die Geschichte eines faszinierenden Lebens.“

 

Die Gestalt des Volksheiligen Wendalinus hat immer wieder die Phantasie des gläubigen Volkes angeregt und dazu geführt, dass seine Verehrung bis heute ungebrochen ist. Mittelpunkt ist die nach ihm benannte Stadt St. Wendel, wo seine Gebeine ruhen und Gegenstand religiöser Betrachtung sind.

 

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass uns in diesen Tagen ein Büchlein begegnet, das sich dieser Gestalt unter den verschiedensten Aspekten widmet (1).

 

Wir wollen uns mit den Gegenständen kritisch befassen, die Peter hinsichtlich des frühen Glaubensboten und Tholey, seiner angenommenen Wirkungsstätte als Abt, heranzieht. Grundlage meiner Befassung sind meine baugeschichtlichen Beobachtungen im Rahmen von Grabungen und Maueruntersuchungen unter und an der gotischen Abteikirche (2) und meine daraus abgeleiteten Ergebnisse zu Leben und Sterben des hl. Cuno von Pfullingen (3).

Eine sehr gute Zusammenfassung des kunst- und geistesgeschichtlichen Hintergrundes des heutigen Benediktinerklosters Tholey sind die Beiträge zum 1350-jährigen Jubiläums von Ort und Abtei Tholey (4).

 

Man kann es wenden und drehen wie man will. Die nachweisbare Historizität von Tholey und seiner bau- und klostergeschichtlichen Überlieferung beginnt mit dem Testament des fränkischen Adligen Adagisel-Grimo aus dem Jahr 634. In den Worten des Stifters wird erstmals schriftlich festgehalten, dass am Ort des heutigen Klosters so etwas wie eine Kirche und eine Klerikergemeinschaft entstanden, die in geistlichen Dingen der Diözese Trier unterstanden, grundrechtlich aber mit dem bischöflichen Stuhl von Verdun verbunden waren. Die Frage Klerikergemeinschaft – Kloster ist umstritten. Die Forschung neigt aber eindeutig der Annahme einer freien Klerikergemeinschaft zu. Insofern ist die Annahme eines ‚ersten Abtes’, welches Amt Peter dem Wendalinus zuschreiben will, ohne jede historische Begründung. Weder wissen wir sicher, dass es einen solchen ‚ersten Abt’ mit diesem Namen,  noch dass es ein solches ‚Amt’ gegeben habe. Weder Selzer (5) noch Haubrichs (6) dürfen als Zeugen für eine derartige Behauptung herangezogen werden.

 

Insofern geht der Versuch des Autors, Wendelinus in dieser Funktion zu sehen, ins Leere.

 

Ebenso ärgerlich ist der Versuch von Manfred Peter, das anlässlich der Ausgrabungen 1957 – 59 im nördlichen Nebenchor der Abteikirche freigelegte Mausoleum mit der Bestattung des Wendelinus in Verbindung zu bringen.

 

Nach meinen Beobachtungen, die ich in meiner erwähnten Dissertation 1960 zu Papier gebracht hatte und den 2002 veröffentlichten weitergehenden Untersuchungen hinsichtlich des Tiefgrabes steht es völlig außer Frage, dass dieses Grab an ‚prominenter’ Stelle nur für Cuno von Pfullingen angelegt worden sein kann, der hier nach seiner Ermordung am 1. Juni 1066 bei Ürzig auf Betreiben des Bischofs von Verdun, Theoderich (1047-1089), unter Abt Abbo feierlich bestattet und während des Mittelalters verehrt wurde. Zeugnis für diese Zuschreibung ist die kurz nach der Beisetzung von dem Tholeyer Mönch Theoderich verfasste vita et passio (7) des als heiligmäßig verehrten Kirchenmannes.

 

In einer bevorstehenden Veröffentlichung zu diesem Thema werde ich nachweisen, dass das Tholeyer Mausoleum nach dem Vorbild des Grabes für den Klostergründer St. Pirminius im Benediktinerkloster Hornbach errichtet wurde. Der 753 verstorbene Pirmin wurde dort im 9. Jahrhundert beigesetzt. Sein heute mustergültig renoviertes und zu besichtigendes Ehrengrab in der Klosterkirche Hornbach ist bis auf unwesentliche Details genaues Vorbild für die Tholeyer Anlage. Insofern gibt es überhaupt keinen Anhaltspunkt, das Tholeyer Grab vor dem 9. Jahrhundert, und damit vor Hornbach anzusetzen, um es vielleicht mit Wendelinus in Verbindung zu bringen. Die räumliche und geistige Nähe der Benediktinerklöster Hornbach und Tholey ist ein zu starkes Argument. Auch ist mir kein älteres Beispiel für ein solches Grabgewölbe bekannt, von dem Hornbach und Tholey gleichermaßen abgeleitet sein könnten.

 

Leider ist der Autor des in Frage stehenden Büchleins der Versuchung nicht aus dem Weg gegangen, sich belegbare Fakten zur Stützung abenteuerlicher Thesen so zurecht zu biegen, dass sie seine Auffassung zu untermauern scheinen; auch seine Zitiertechnik vermag nicht immer zu überzeugen (8). Phantasie und Vorstellungskraft – an sich keine verwerflichen Eigenschaften – haben den 1943 in Primstal (Kreis St. Wendel) geborenen Verehrer des Heiligen Wendelin zu „faszinierenden“ Annahmen verführt, die der Nachprüfung leider nicht überall standhalten.

 

Man würde dem Autor die Abgeklärtheit und Wissenschaftlichkeit wünschen, die beispielsweise in der Untersuchung von Peter Volkelt (9) obwaltet und die, neben Selzer, zu den ‚Inkunabeln’ der Wendalinus-Forschung zu zählen ist.

 

(1) Manfred Peter: Der heilige Wendelin – Die Geschichte eines faszinierenden Lebens. Nonnweiler-Otzenhausen 2005. ISBN 3-9806866-5-5

(2) Franz-Josef Reichert: Die Baugeschichte der Benediktiner-Abteikirche Tholey. Veröffentlichung des Instituts für Landeskunde des Saarlandes Nr. 3. Saarbrücken 1960.

(3) Ders. Cuno von Pfullingen, Elekt von Trier – das Weiterleben eines Heiligen. Kurtrierisches Jahrbuch 2002. Trier 2002, S. 47-84.

(4) THOLEY 634. Sonderdruck aus: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, Band 96, 1985, Heft 3/4. ISSN 0303-4224.

(5) P. Alois Selzer SVD: St. Wendelin – Leben und Verehrung eines Alemannisch-Fränkischen Volksheiligen, Analyse eines Legenden-Heiligen. Mödling bei Wien, 1962 2   

(6) Wolfgang Haubrichs: Die Tholeyer Abtslisten des Mittelalters – Philologische, onomastische und chronologische Untersuchungen. Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung XV. Saarbrücken 1986.

(7) In: Monumenta Germaniae Historica, Scriptorum Tomus VIII,. Edidit Georgius Heinricus Pertz. Hannover 1848, S. 212-219.

(8) Auf  S. 92 zitiert er Reichert, THOLEY 634, mit der Beschreibung des Gewölbegrabes im nördlichen Seitenchor. Er geht aber nicht auf die weiterführenden Darlegungen ein, die dieses Grab dem Cuno von Pfullingen (+ 1066 und in Tholey feierlich bestattet)  zuordnen.

(9) Peter Volkelt: Der hl. Wendalin in neuerer Forschung. Sonderdruck aus: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, XII-1962.

 

 

 

Dr. Franz-Josef Reichert  

[Regionalforum-Saar] Stellungnahme von Prof Haubrichs zu Peters "Wendalinus"

Date: 2005/08/19 17:50:07
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

FAKULTÄT 4 DER UNIVERSITÄT DES SAARLANDES PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT II:

SPRACH-, LITERATUR- UND KULTURWISSENSCHAFTEN

FACHRICHTUNG 4.1 - Germanistik

- Prof. Dr. W. Haubrichs -

Universität des Saarlandes –

FR 4.1 Germanistik Postfach 151150 –

 

D-66041 Saarbrücken

 

Saarbrücken, den 17.08.2005 Ha/Ge

 

Stellungnahme zum Buch von

Manfred PETER

,Der heilige Wendelin. Die Geschichte eines faszinierenden Lebens'.

Nonnweiler-Otzenhausen (Verlag Barr) 2005

 

Jeder, der sich mit Legenden, der sog. Hagiographie beschäftigt, weiß, dass man sich diesen, wenn man historische Information aus ihnen ziehen will, mit äußerster Vorsicht und Kritik nähern muss, und dies um so mehr, je entfernter ihre Entstehungszeit vom vorgeblich berichteten Geschehen anzusetzen ist. Die Legenden, die vom Leben und Wunderwirken des heiligen Wendalinus, des Patrons von St. Wendel, Erstaunliches zu erzählen haben, sind nicht vor dem 15. Jahrhundert, also ca. 900 Jahre nach der von M. Peter erschlossenen Lebenszeit des Heiligen zu datieren. Eine der Legenden, die nüchternste und noch am wenigsten entwickelte, nach der Klassifizierung des hier maßgebenden Buches von Aloys Selzer (St. Wendelin, 1962) L2 genannt, könnte mit ihrer Rezeption einer Verduner martyrologischen Notiz zum Heiligen bis ins 11. oder 12. Jahrhundert zurückreichen: Verdun ist der älteste bekannte Besitzer von St. Wendel, das ursprünglich Basonevillare ("Weiler des Baso"), später *Bosenweiler (vgl. noch den heutigen Bosenbach) hieß. Die frühesten Nachrichten zu Wandalinus - so die älteste Namensform des Heiligen - bietet die zwischen 994/1008 entstandene Vita des Bischofs Magnerich von Trier (f nach 587), die Eberwin, Abt von Tholey und St. Martin in Trier verfasste. Er erzählt , dass zu des Bischofs Zeiten im Vosagus (das sind die Vogesen, die aber nach Auffassung des 11. Jahrhunderts auch die Pfälzer Haardt und den gesamten Hunsrück umfassten, als Eremiten Paulus (der spätere Bischof von Verdun 626-643/47), Ingobertus (St. Ingbert), Disibodus (Disibodenberg an der Nahe) und Wandalinus wirkten. Er vergleicht sie lose mit anderen Heiligen und Klostergründern des (südlichen) Vosagus, wie z.B. dem berühmten irischen Mönch Columban, der Luxeuil gründete, und seinem Schüler Gallus, der später St. Gallen gründete, zu. Für Columban sagt Eberwin, dass er aus Hibernia, aus Irland, stammte, für die anderen Heiligen behauptet er dies nicht. Es kam ihm vor allem darauf an, das Trierer Land als ein Land der Heiligen und die Zeit seines Bischofs als eine "heilige Zeit" zu erweisen.

 

Seit dem 10. Jahrhundert gibt es auch großräumig in Ostfrankreich und Deutschland kalendarische Einträge, welche den Heiligen Basonevillari, damit St. Wendel, zuordnen. Im 11. Jahr-hundert entsteht in Verdun die schon erwähnte, weiter verbreitete martyrologische Notiz, welche auch von häufigen Wundern an seinem Grabe berichtet, was für die Kultgeschichte des Heiligen sicherlich wichtig ist. Dies ist alles, was wir in diesen ebenfalls schon ca. 400 Jahre nach der vermuteten Lebenszeit des hl. Wandalinus entstandenen Quellen über ihn erfahren, d.h. so gut wie nichts.

 

Die späten Legenden des Heiligen sind ganz entsprechend für ihre Entstehungszeit und für die Kultgeschichte wertvolle Quellen, nicht aber fir des Wandalinus Leben. Wenn nun M. Peter diese späten Quellen für bare Münze nimmt, so begeht er, übrigens ohne diese in sich differenten Texte zu analysieren, einen schwerwiegenden Verstoß gegen historisch-kritische Methoden. Gehen wir seine auf die späten Legenden gestützten Behauptungen im Einzelnen durch:

 

1) Wandalinus soll Ire gewesen sein, wovon die frühesten Quellen nichts wissen. Die viel-leicht älteste Legende (11./12. Jh.?) L2 gibt dem Heiligen eine irische Abkunft und befindet sich dabei in modischer Übereinstimmung mit anderen Legenden über Heilige des Maas-Mosel-Raumes, von denen man nichts oder wenig wusste, so etwa mit dem hl. Chraudingus, dem Gründer von Beaulieu in den Argonnen, der irgendwann im späten 7. Jahrhundert aus Tholey gekommen war. Erst die Legenden des 15./16. Jahrhunderts machen Wendelin (so die deutsche Namensform) zum irischen Königssohn. Der Name Wandalinus ist eindeutig ein fränkisch-romanischer Mischname aus dem beliebten germ. Stamm * Wanda- 'sich wenden, bewegen' und dem romanischen Suffix -linus, so wie übrigens auch die Heiligen Landolinus und Fridolinus (von Säckingen am Oberrhein), denen man ebenfalls im 10./11. Jh. eine irische Herkunft andichtet. die Identifizierung mit dem irischen Namen Findalân, die M. Peter vornimmt, ist sprachwissenschaftlich unhaltbar.

 

2) Nach M. Peter soll Wandalinus auch der erste Abt des Klosters Tholey gewesen sein, zusätzlich auch der Lehrer des vorher schon erwähnten Paulus, des späteren Bischofs von Verdun gewesen sein. Dies ist eine kühne Kombination aus der späten deutschen, 1471 im Augsburger ,Wenzelspassional' zuerst gedruckten Legende und der Tholeyer Abtsliste, deren ältester Zeuge 1489/1517 entstand. In dieser wird W. als Abt von Tholey bezeichnet. Die Abtsliste entnahm der im 10. Jahrhundert in Verdun "erfundenen" Vita des hl. Paulus die nachweislich falsche Nachricht, dass dieser Mönch in Tholey gewesen sei und seine monastische Prägung von seinem Abt, als namentlich nicht genanntem magister, d.h. Lehrer, erfahren habe, beförderte Paulus jedoch auch zum Abt, was der Tholeyer Überlieferung der Vita noch im 16. Jahrhundert fremd war. Dieser Lehrer sei Wendalinus gewesen, so M. Peter: er folgt damit dem Kirchenhistoriker Caspar Bruschius, der dies zuerst 1551, indem er die Vita des ,Wenzelspassionals' interpretierte, behauptete. Die ältesten Quellen wissen von dieser Würde des Eremiten Wandalinus nichts; erst die Legende L2 (11./12. Jahrhundert ?) spricht davon, dass er - entsprechend der Spiritualität der Zeit - Mönch geworden sei. Auch dies ist späte Konstruktion: auf der sicheren Basis des Testaments des Adalgisil Grimo von 634 wissen wir nur, dass dieser Verduner Diakon die Klerikergemeinschaft in Tholey einrichtete, diese also kaum allzu lange vorher gegründet worden sein kann.

 

Mit sonstigen, oft recht fantasiereichen Vermutungen des Autors sich zu befassen, lohnt nicht. Das Beste, was sich zu diesem auf späte Legenden gestützten Buch sagen lässt, ist, dass es diese bereichert. Dem hl. Wandalinus oder Wendelin tut das nichts: seine in den ältesten Quellen auf mündliche Überlieferung und tradierten Kult gestützte Existenz im frühen Mittel-alter ist, wie auch die für die Zeit charakteristische alte Namensform zeigt, durchaus wahrscheinlich.

 

(Pro . Dr. W. Haubrichs)

 

Hausanschrift: Campus, Geb. 35, D-66123 Saarbrücken

Telefon: (0681) 302-0

Durchwahl Nr.: (0681) 302-2328

Telefax: (0681) 302-2293

Sekretariat: (0681) 302-3228 

E-Mail: w.haubrichs(a)mx.uni-saarland.de

 

 

[Regionalforum-Saar] Buchvorstellung aus der Pfalz

Date: 2005/08/29 21:26:22
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Salü,
 
im Genealogieforum Pfalz wurde dieses Buch angekündigt.
 
mfg
 
Roland Geiger
 
Friedewald, M. (Hrsg.) (2005):
"Manchen Idealisten habe ich aber versinken sehen im Strudel der Zeit":
Die Erinnerungen des Rumbacher  Altbürgermeisters Heinrich Kindelberger.
Landau i. d. Pfalz: Verlag  Pfälzer Kunst - Dr. Hans Blinn. 3-938214-04-X
---------
In früheren Zeiten wurden Geschichten über das Dorf und die Heimat
von einer zur anderen Generation weitererzählt, so mancher
Winterabend wird in den Zeiten vor Radio und Fernsehen mit
Geschichten der Großeltern aus vergangenen Zeiten gefüllt worden
sein. Heute geraten solche Geschichten leider zunehmend in
Vergessenheit, wenn es nicht immer wieder Leute gäbe, die ihre
Erlebnisse niederschreiben. Heinrich Kindelberger, der über 30 Jahre
Bürgermeister von Rumbach war und vor genau 50 Jahren gestorben ist,
war einer dieser Chronisten. Seine Erlebnisse aus diesen
wechselvollen Jahren füllen fast 100 Seiten eines großformatigen
Notizbuchs, das heute im Besitz seiner Enkel ist.
Dieses Lebenserinnerungen gibt es nun als Buch mit Fotos der Menschen
und Ereignissen aus dieser Zeit, sowie Erklärungen zu den geschichtlichen
Hintergründen.

Kindelberger, der 1885 geboren wurde, berichtet über seine Jugend in
der alten Rumbacher Mühle, das harte Leben der Bauern, ihrer
Verbundenheit mit dem Dorf und der Heimat. Nach dem ersten Weltkrieg,
dessen Schrecken er an der Westfront erlebte, wurde der gerade erst
35jährige im Jahr 1920 zum ersten Mal zum Bürgermeister gewählt und
blieb es mit kurzer Unterbrechung bis 1952. Detailreich berichtet er
über die Personen und Ereignisse, die während dieser Zeit das
Schicksal des Dorfs bestimmten: Von der Gründung der Rumbacher Spar-
und Darlehenskasse, vom Bau der Wasserleitung und der Wasgenwaldbahn,
über die Dorflehrer, Pfarrer und Ärzte. Mit Schmunzeln liest man die
Anekdoten über die kleinen und größeren Streitereien und Tragödien.

Die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs nehmen
besonders breiten Raum ein. Kindelberger erzählt vom Druck, in die
NSDAP einzutreten, von der Gleichschaltung der landwirtschaftlichen
Organisationen, der Einrichtung eines Reichsarbeitsdienstlagers,
schließlich vom Bau des Westwalls. Mit dem Beginn des Zweiten
Weltkriegs begann eine besonders schwere Zeit für Rumbach, der
Evakuierung der Bevölkerung folgte der „Wiederaufbau“ des Dorfes, bei
dem planlos alte Häuser abgerissen wurden. Eindruckvoll wird
geschildert, wie im Winter 1944/45 die Kämpfe auch Rumbach erreichten
und die Bevölkerung sich in Felsstollen verstecken musste.
Schließlich erfährt man von der schwierigen Nachkriegszeit, Besatzung,
Entnazifizierung und Wiederaufbau.

Das Buch hat 125 Seiten, 28 Abbildungen und kostet 9,90 Euro. Es ist
u.a. direkt bei den Herausgebern in Rumbach erhältlich
(Online-Bestellungen und Leseprobe unter http://www.kindelberger.de)

[Regionalforum-Saar] Eine Rückkehr in die Heima t der Ahnen

Date: 2005/08/31 08:23:41
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Verein für Heimatkunde Alsweiler

  

Eine Rückkehr in die Heimat der Ahnen:

Rick Neis aus Amerika besucht Alsweiler

und erzählt im Hiwwelhaus

 

  Es wird ein Wiedersehen mit Freunden aus Alsweiler und eine erste Begegnung mit der Heimat der Vorfahren:  Zusammen mit seiner Frau Paulette wird der Amerikaner Rick Neis aus Fond du Lac im US-Bundesstaat Wisconsin in der nächsten Woche zum ersten Mal in seinem Leben unseren Ort besuchen. Rick Neis ist ein Nachkomme einer Alsweiler Familie, die vor eineinhalb Jahrhunderten nach den Vereinigten Staaten ausgewandert war und dort ein wechselvolles Schicksal erlebte. Sein Vorfahre Jakob Neis, geboren im Jahr 1800 in Alsweiler, hatte 1831 in Oberthal Catherina Rauber geheiratet. 1846 hatten die beiden ihre Heimat verlassen und sich in Wisconsin niedergelassen, das im Nordosten der USA an der Grenze zu Kanada liegt. In Wisconsin siedelten sich damals sehr viele Deutsche an, gerade auch aus unserer Region, die seinerzeit zur Rheinprovinz des Königsreichs Preußen gehörte.

 

  Rick Neis, heute 57 Jahre alt, ist ein praktizierender Katholik und verdient seinen Lebensunterhalt zusammen mit seiner Frau als Kleinunternehmer mit der Produktion von Zierbetonprodukten und der Restaurierung alter Möbel. Außerdem ist er ein passionierter Angler.

 

    Zwölf Jahre hatte er nachgeforscht, bis er auf seine Wurzeln in Alsweiler stieß und war dann über das Internet auf die Website des Angelsportvereins Alsweiler und dessen Vorsitzenden Manfred Rauber gestoßen, in dem er einen entfernten Verwandten vermutete. Im Juli 2001 hatte er sich mit einem Brief an Manfred Rauber gewandt, der  dann im folgenden Jahr zusammen mit Rudi Kauth aus Alsweiler  nach Fond du Lac in Wisconsin reiste und dort Rick und Paulette Neis besuchte. Die beiden Alsweiler wurden sehr gastlich aufgenommen  – und empfangen jetzt ihre Gastgeber zum Gegenbesuch. Rick und Paulette Neis werden bei Rudi Kauth wohnen. 

 

   Durch Manfred Rauber war auch der Verein für Heimatkunde Alsweiler mit Rick Neis in Kontakt gekommen und hatte ihn als Mitglied gewonnen. Jetzt soll ihm, da er zum ersten Mal nach Alsweiler kommt, ein herzlicher Empfang bereitet werden . Deshalb veranstaltet der Verein für Heimatkunde    am Freitag, dem 9. September, um 19:oo Uhr im Hiwwelhaus in Alsweiler einen  Historischen Abend, bei dem Rick Neis und seine Frau über ihre Ahnenforschung, ihre Familie und ihr Leben in Amerika berichten werden. Manfred Rauber und Rudi Kauth erzählen von ihrer Reise, und Klaus Neis aus der Langwiesstraße, heute in Aschbach wohnhaft, der zum selben Zweig der Neis-Sippe gehört wie Rick Neis, wird Auskunft über die Familiengeschichte geben. Den historischen Rahmen steckt in einem Referat der Experte des Vereins für Heimatkunde für die historischen Auswanderungen, Armin Neis, ab. Zu dieser sicherlich sehr interessanten und unterhaltsamen Veranstaltung ist die gesamte Dorfbevölkerung herzlich eingeladen. Im Anschluss daran wollen wir auf Wunsch von Rick Neis gemeinsam ins Wirtshaus gehen.