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2023/03/23 10:39:23 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Die Chronologiemaschine. Barbeu-Dubourgs Aufbruch in die historiografische Moderne |
Datum | 2023/03/23 14:11:40 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Neuerscheinung "Urkunden der Benediktinerabtei Hornbach 754-1400" |
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2023/03/31 18:08:00 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Die Tabula Peutingeriana – eine antike Weltkarte am mittelalterlichen Oberrhein? |
Betreff | 2023/03/02 09:13:10 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] heute abend: über die stand esamtliche Ehe im 19. Jahrhundert |
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2023/03/23 10:39:23 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Die Chronologiemaschine. Barbeu-Dubourgs Aufbruch in die historiografische Moderne |
Autor | 2023/03/23 14:11:40 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Neuerscheinung "Urkunden der Benediktinerabtei Hornbach 754-1400" |
Date: 2023/03/23 10:53:16
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Extremereignis
„Kältewinter“ im 18. Jahrhundert. Spuren in der zeitgenössischen
Literatur,
Kultur und Wissenschaft
Organisatoren: Anna Axtner-Borsutzky, Institut für Deutsche
Philologie,
Ludwig-Maximilians-Universität München; Joana van de Löcht,
Germanistisches
Institut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Förderer: Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der
Europäischen
Aufklärung (IZEA), Förderpreis für junge Aufklärungsforschung
2022;
Fritz-Thyssen-Stiftung
Ort Halle
Vom - Bis 06.10.2022 - 07.10.2022
Von Rebecca Thoss, Institut für Deutsche Philologie,
Ludwig-Maximilians-Universität München
Das 18. Jahrhundert darf – nicht allein aufgrund des Erdbebens von
Lissabon
1755 – als Wendepunkt in der Beschreibung und Deutung von
Extremereignissen
gelten. In den Ausläufern der kleinen Eiszeit legen vor allem
durch das Wetter
verursachte Unglücke und ihre Verschriftlichung Zeugnis von diesem
Wandel ab.
Der Workshop diente dazu, interdisziplinäre Konzepte und Methoden
im Umgang mit
Quellen des 18. Jahrhunderts am Beispiel der Kältewinter dieser
Zeit (in außergewöhnlichem
Maße in den Jahren 1709, 1740, 1783/84) zu erproben. Sind
historische
Klimaforschung und Umweltgeschichte mittlerweile fest
institutionalisierte
Teildisziplinen ihrer Fachkulturen, gilt anderes für die
Literaturwissenschaften: Noch ist die mediale und schriftliche
Tradierung von
Katastrophenerinnerung weder in ihrer narrativen noch
ideengeschichtlichen
Verfasstheit hinreichend erforscht, ihr möglicher Beitrag für eine
Unterstützung anderer Disziplinen bleibt schwach. Gerade aufgrund
der weiträumigen
Ausdehnung der Kältewinter über ganz Europa erscheint dieser
Ansatz so
ertragreich. Daher war auch der intereuropäische,
grenzüberschreitende
Wissenstransfer ein zentraler Gegenstand des Workshops.
Anlässlich der erstmaligen Vergabe des Förderpreises für junge
Aufklärungsforschung an Anna Axtner-Borsutzky und Joana van de
Löcht fand der
Workshop im Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der
Europäischen
Aufklärung (IZEA) in Halle statt. Ausgelobt wird der Förderpreis
vom IZEA
gemeinsam mit der Alexander von Humboldt-Professur für
Neuzeitliche
Schriftkultur und europäischen Wissenstransfer. Mit dem
Förderpreis sollen
gezielt jüngere Forscherinnen und Forscher angesprochen werden.
Gefördert wird
ein Workshop-Konzept, das von den Gewinner:innen des Preises
organisiert wird.
Nach den Grußworten der Direktorin des IZEA, Elisabeth Décultot
(Halle), ging
es in der Einführung von ANNA AXTNER-BORSUTZKY (München) und JOANA
VAN DE LÖCHT
(Münster) um grundlegende Beobachtungen zur Beschreibung und
Erfassung von
Wetterphänomenen im 18. Jahrhundert. Die zunehmende instrumentelle
Messbarkeit
des Wetters ermöglichte im Laufe dieses Jahrhunderts vermehrt
Zeugnisse zu
Extremereignissen. Die Auswirkungen auf die Ökonomie (u.a. in
Bezug auf
Getreide, Steuern, Ressourcenkontrolle) standen im direkten
Verhältnis zu den
Wetterverhältnissen. Die Veranstalterinnen wiesen auf literarische
Schriften
hin, in denen die Ursachensuche für die außergewöhnliche Kälte
betrieben wurde,
u.a. in Form der Verarbeitung von persönlichen Erfahrungen in
autobiographischen Texten. In diversen Medien wurde ein aktiver
Austausch von
meteorologischem Wissen forciert, wodurch eine Untersuchung von
Zeitschriften
eine gezielte politische Auswahl zeigen kann.
In der ersten Sektion begann MICHAEL KAHLE (Freiburg i. Br.) mit
einem Vortrag
über die Winterkälte im 18. Jahrhundert. Die vorgestellte, online
zugängliche
Datensammlung[1] setzt sich aus den
zeitgenössischen
Schriften seit der frühen Neuzeit zusammen, die
Extremwetterphänomene
beschreiben – vor allem Chroniken und faktuale Texte werden dabei
herangezogen.
In der digitalen Datenbank werden die historischen Quellen auf
meteorologische
Informationen hin ausgewertet. Kahle zeigte anhand der
ausgewerteten Daten auf,
welche Wirkpfade durch die Extremwinter rekonstruierbar sind. Die
längeren
Winter verkürzten die Frühlingsphase, was direkte Auswirkungen auf
die
Landwirtschaft und den Ernteertrag nach sich zog. Die Wirkpfade
der
außergewöhnlich kalten Winter reichen folglich in die
gesellschaftlichen
Strukturen hinein. So lassen sich etwa die damaligen neu
gegründeten
Hilfsorganisationen auf die Wetterereignisse zurückführen.
DOMINIK COLLET (Oslo) ordnete die Extremwinter historisch ein.
Neben Quellen,
die explizit auf die historischen Umweltverhältnisse Bezug nehmen,
werden auch
indirekte Zeugnisse ausgewertet, die über den Verlauf von
Klimaanomalien
Auskunft geben. So sind u.a. die Kindersterblichkeit im
Zusammenhang mit der
Geburtenrate, die Getreideproduktion und der Holzhandel
(Entwicklungen auf dem
Finanzmarkt) von Interesse. Für den genannten Zeitraum zeichnete
Collet nach,
wie die Infrastruktur durch die Kälte beeinflusst wurde. Vor allem
Versorgungssysteme müssten darauf ausgelegt werden, die Folgen der
Kälte zu
kompensieren oder zumindest abzufedern. Wie drastisch die Folgen
der Winter
waren, ließe sich an den horrenden Opferzahlen von geschätzt einer
Million
Toten in Mitteleuropa im 18. Jahrhundert ablesen. Die grassierende
Not in der
Bevölkerung stellte einerseits machtpolitische Herausforderungen
an den Staat,
habe jedoch andererseits die zeitgleich entstehende Diskussion
über Humanität
und Armenfürsorge befördert.
DORIS GRUBER (Wien) zeigte die vielfältigen Publikationsorgane
auf, in denen
der Kältewinter Aufnahme fand. Sie untersuchte, inwiefern sich die
Darstellungsformen und die Bewertung des Winters in den Medien
unterschieden.
Schreibkalender richteten sich an eine diversifizierte Leserschaft
und waren zu
einem geringen Preis zu erstehen. Witterungsprognosen sowie
astronomische und
astrologische Angaben sind für die Schreibkalender
gattungsspezifisch. Die
teureren, jedoch auch deutlich häufiger erscheinenden Zeitungen
sind eher am
aktuellen Geschehen orientiert. Sie nehmen schwerwiegende
Ereignisse und
Sensationsmeldungen auf, berichten über die Obrigkeit und deren
Maßnahmen, um
die Lebensbedingungen der breiten Bevölkerung zu verbessern. In
Flugblättern
und -schriften werden die Ereignisse des Kältewinters schließlich
empirisch
beschrieben. Neben Erklärungsversuchen und Spekulationen über die
Gründe für
die extreme Kälte wurden zudem Winterchroniken abgedruckt.
Kuriositäten, die im
Zusammenhang mit dem Kältewinter standen, verbreiteten sich in
verschiedenen
Sprachen über die Flugschriften in Europa.
ANNE PURSCHWITZ (Halle) verglich die Kältewinter und die hallesche
Presse der Jahrgänge
1740 und 1783/84. Sie untersuchte, ob und wie sich die
Beschreibung und
Rezeption von Kältewintern in den halleschen Zeitungen veränderte.
In den
Zeitungen von 1740 erfolgt die Berichterstattung über den
Kältewinter mit
unterschiedlichen Schwerpunkten und Appellen. Während die
„Wöchentliche
Hallesche Zeitung“ abergläubische, göttlich und
naturwissenschaftliche
Erklärungen lieferte und sich dabei auf lokale Ereignisse und
Sensationen
beschränkte, richtete die „Privilegierte Hallesche Zeitung“ den
Blick auf
Europa und setzte den Schwerpunkt auf die wirtschaftlichen Folgen.
Die
„Wöchentlichen Relationen“ enthielten nur wenige Wetterberichte
und
beschränkten sich auf vereinzelte Sensationsschilderungen. Der
Kältewinter von
1783/84 hingegen war in den Zeitungen weniger präsent. Die
„Halleschen
Anzeigen“ beschrieben vor allem die Missstände unter der
Bevölkerung, die durch
die Kälte entstanden. Wetterbeobachtungen und eine Form von
Witterungslehre
lieferte die „Physikalische Zeitung“, die auf
Katastrophenbeschreibungen
verzichtete. Zusammenfassend nahm die Verwissenschaftlichung bei
Wetterbeschreibungen über das 18. Jahrhundert zu, ebenso wie der
Aufruf zum
Mitleid mit der ärmeren Bevölkerung.
Mit den kulturellen Folgen der Kälte setzte sich die zweite
Sektion
auseinander. Über den Kältewinter in C. C. L. Hirschfelds
Moralischer
Wochenschrift „Der Winter“ referierte ANNA AXTNER-BORSUTZKY
(München) und
stellte damit eine literarische Form vor, die einen Fokus auf die
positiven
Aspekte des Winters legte. Zu Beginn stellte sie den
Optimismus-Bruch im Jahr
1755 heraus, der aus dem verheerenden Erdbeben in Lissabon
hervorging. Die
skeptizistischen Deutungsmuster von Naturkatastrophen waren sich
auch für
Hirschfeld relevant, der vor allem für seine „Theorie der
Gartenkunst“ bekannt
wurde. In seiner Wochenschrift „Der Winter“ traf Hirschfeld
Beobachtungen zur
Ästhetik in der Natur, die vor allem im Winter ersichtlich seien.
Seine
physikotheologisch geprägte Argumentation stellte Thesen zum
Zusammenhang von
Geselligkeit und Armut im Winter auf. Hirschfeld bezeichnete den
langen Winter
als ein notwendiges Übel, das der Mensch zu ertragen habe.
Besonders für
Dichter sei diese Zeit jedoch hochzuschätzen, in der sie zur
Produktion von
Literatur angehalten und befähigt werden.
CHRISTOPH WEBER (North Texas) ging in seinem Vortrag zum
„Höhenrauch“ in den
Jahren 1783/84 der These nach, dass mit der zunehmend
naturwissenschaftlichen
Betrachtung der Welt (Wolff) – mit der auch die Entzauberung des
Winters und
anderer Naturereignisse einherging – kontingente Einzelereignisse
in der Natur
zu Kausalketten zusammengeführt wurden. Der Wunder- und Aberglaube
wurde damit
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmend
rationalisiert, wodurch
ein metaphysisch-religiöses Naturverständnis weniger überzeugen
konnte. Dadurch
wurden verschiedene Extremwetterereignisse, die einer Erklärung
bedurften,
miteinander in Verbindung gebracht. Dies zeigte Weber am Beispiel
des
sogenannten Höhenrauchs auf, einem Naturphänomen, das bei einer
vulkanischen
Eruption bzw. einem Erdbeben entstehe. Dieser Nebel oder Rauch
wurde als Indiz
und Voraussage für den Kältegrad eines Winters herangezogen. Auch
wurden
Kältewinter in Verbindung mit nebligen heißen Sommern gebracht,
die auf einen
solchen Winter obligatorisch folgen müssten. Auffallend war, dass
die Theorie
über den Höhenrauch nicht flächendeckend gültig, sondern innerhalb
Europas
lokal beschränkt erscheint.
Den Tag beschloss ERIC ACHERMANN (Münster) mit seinen Überlegungen
zum
Holzfrevel und der Forstgerichtsbarkeit. Ausgehend von John
Lockes’ „Second
Theory“ (1690) und Thomas Abbts „Vom Tode für das Vaterland“
(1761) – Texten,
die sich mit der Gewaltenteilung und deren Verhältnis zum Wald
beschäftigten –
folgte eine Analyse von August Ifflands „Die Jäger. Ein ländliches
Sittengemälde in fünf Aufzügen“ (1785). Dabei ergab sich die
Frage, wer der
Verbrecher bei einem Holzfrevel sei und inwiefern kollektive und
individuelle
Eigentumsvorstellungen am Holzfrevel bzw. an der
Forstgerichtbarkeit aufgezeigt
werden können. Der von Iffland geschilderte Eingriff in die Natur
zeige
Unklarheiten bezüglich der Gerichtsbarkeit auf, so werde etwa das
Privateigentum mit der Tat des Holzfrevels infrage gestellt.
Die dritte Sektion War winterlichen Künsten gewidmet.
Winterdichtung und
literarische Produktion rund um diese Gattung im 18. Jahrhundert
wurden bisher
wenig berücksichtigt.
JOANA VAN DE LÖCHT (Münster) fragte daher nach Entwicklungen in
der lyrischen
Winterdarstellung, wobei der Fokus auf der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts
lag. Im Gegensatz zu vielen faktualen Texten erfolgte die Reaktion
auf
Kältewinter hier nicht zwingend unmittelbar. Auffällig dabei ist
die Rezeption
von antiken Naturbeschreibungen in der Anakreontik, die in Form
von
antikisierenden Motiven etwa in Johann Peters Uz’ „Der Winter“
(1755) zu finden
sind. Neben der Freude, die der Winter mit sich bringe, und
sexualisierten
Liebesbildern in Johann Christian Günthers „Lob des Winters“
(1717/18), stellt
sich der Winter in Barthold Heinrich Brockes’ „Der Winter“ (1721)
als ein Topos
dar, der für den natürlichen Kreislauf stehe und gottgegeben sei.
Eine neue
Form der Winterschilderung wurde durch die Entwicklung von
Schreibweisen der
Erhabenheit möglich, die in Deutschland dank Übersetzungen der
englischen
Winter-Lehrdichtung, vor allem von James Thompsons „Winter. A
Poem“ (1726),
früh einsetzte.
Im Anschluss sprach URS BÜTTNER (Düsseldorf) über den Wandel der
Meteopoetik
und die Anfänge der Literarischen Meteorologie und Meteopoetologie
im 18. Jahrhundert.
Büttner stellte den Gegensatz zwischen der literarischen
Meteorologie und der
physikotheologischen Argumentation an den Anfang seiner
Überlegungen, wozu er
den Schriftsteller Barthold Heinrich Brockes als Beispiel wählte,
der durch
seinen Lebenskontext in Hamburg spezifische Naturbeobachtungen
dokumentierte
und lyrisch verarbeitete. Die Verzeitlichung der Natur eines sich
im Laufe des
18. Jahrhunderts verändernden Klimakonzepts hatte Auswirkungen auf
meteopoetologische Dichtungsweisen. Naturkundliche Erläuterungen
zum Winter
emanzipierten sich von den theologischen Erläuterungen, doch ließ
sich noch
keine endgültige Trennung der beiden Zugriffsweisen auf die Natur
erkennen.
Doch sei es im Laufe des 18. Jahrhunderts und der Entwicklung der
empirischen
Wissenschaften zunehmend schwierig, eine übergreifende Ordnung zu
erkennen und
literarisch umzusetzen.
Eine kunsthistorische Einordnung leistete LENA MÄRZ (Konstanz).
Sie untersuchte
die Entwicklung und verschiedenen Inhalte der Wintermalerei, die
vor allem ein
holländisch-flämisches Phänomen war – obwohl die kleine Eiszeit
ganz Europa
betraf – und sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts bereits als
eigene Gattung
etabliert hatte. Während im 16. Jahrhundert überwiegend
Alltagsbeschäftigungen
im Winter sowie Winterlandschaften abgebildet wurden, wandelte
sich der Winter
im 17. Jahrhundert zu einem Schauplatz der Vergnügung. Diametral
entwickelte
sich die Verwendung von weißer und schwarzer Farbe, um den Winter
darzustellen.
So drängte Schwarz als die dominierende Farbe für den Winter das
Weiß zurück.
Dies zeigte sich etwa in den Winterlandschaften, die im 17.
Jahrhundert raue
bis trostlose Landschaften abbildeten. Mit Blick auf das 18.
Jahrhundert hielt
März fest, dass kaum noch Wintermalerei praktiziert wurde.
Zuletzt sprach die Musikwissenschaftlerin ESMA CERKOVNIK (Zürich).
Die
musikalische Repräsentation von natürlichen Ereignissen sei schon
im frühen 18.
Jahrhundert zu finden, etwa in personifizierten Winddarstellungen
als
Bestandteil von Arien. Musikalische Bezüge zum Winter sind
allerdings seltener
zu finden als zu anderen Wetterphänomenen. Besonders produktiv sei
stattdessen
die Intonation des Erdbebens als Naturkatastrophe gewesen: Die
Erdbeben von
1703 in L’Aquila, die auch in Rom und im Vatikan zu Schäden
führten, wurden als
Stimme Gottes interpretiert, die auch in weiteren sinnlichen
Dimensionen
erfahrbar gemacht wurde.
Zum Abschluss der Tagung fand eine intensive Diskussion und
Rekapitulation der
Beiträge statt. Die interdisziplinäre Ausrichtung war in mehreren
Hinsichten
erkenntnisreich. Vor allem die über das 18. Jahrhundert zunehmende
Auseinandersetzung mit der Bedürftigkeit der ärmeren
Bevölkerungsschicht in
Extremsituationen und der Aufruf zum Mitgefühl konnte als eine
Verbindungslinie
herausgearbeitet werden.
Konferenzübersicht:
Elisabeth Décultot (Halle): Grußwort
Joana van de Löcht (Münster) / Anna Axtner-Borsutzky (München):
Begrüßung und
Eröffnung
Sektion
1:
Umweltwissenschaftliche und historische Perspektiven
Moderation: Alexander Kästner (Dresden)
Michael Kahle (Freiburg i. Br.): Winterkälte im 18. Jahrhundert:
Verlauf,
Extreme und Wirkpfade der Kälte – eine analoge und digitale
Spurensuche
Dominik Collet (Oslo): Drei Jahre Winter. Klimakulturen in der
Anomalie
1770–1772
Doris Gruber (Wien): Der Kältewinter von 1740 in der
zeitgenössischen
Druckpublizistik
Anne Purschwitz (Halle): Kältewinter und hallesche Presse (1740
und 1783/84)
Sektion
2:
Kulturelle Folgen der Kälte
Moderation: Rebecca Thoss (München)
Anna Axtner-Borsutzky (München): Kältewinter im Journal: C. C. L.
Hirschfelds
Moralische Wochenschrift „Der Winter“
Christoph Weber (North Texas): „Höhenrauch” in den Jahren 1783/84
Urs Büttner (Düsseldorf): Der Wandel der Meteopoetik und die
Anfänge der
Literarischen Meteorologie und Meteopoetologie im 18. Jahrhundert
Eric Achermann (Münster): Holzfrevel und Forstgerichtsbarkeit.
Kälte,
Energieversorgung und Delinquenz
Sektion
3:
Winterliche Künste
Moderation: Philipp Schad (Karlsruhe)
Joana van de Löcht (Münster): Zwischen Not und Gemütlichkeit. Zur
Entwicklung
der Winterdichtung im 18. Jahrhundert
Lena März (Konstanz): „… so weiß wie Schnee“ – Von Entstehung bis
Verlust der
Winterlandschaften des 17. Jahrhunderts
Esma Cerkovnik (Zürich): Der Klang der Katastrophen. Musikalische
Spiegelungen
der natürlichen Geschehnisse in Italien am Anfang des 18.
Jahrhunderts
Anmerkung:
[1] www.tambora.org.
Zitation
Tagungsbericht: Extremereignis „Kältewinter“ im 18. Jahrhundert.
Spuren in der
zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft, In:
H-Soz-Kult,
18.03.2023, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-134509>.