Date: 2022/01/03 12:18:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Online-Seminar „Hörst Du nicht die Glocken?“ |
Date: 2022/01/04 08:55:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
gestern erschien in der SZ ein Artikel von Bodo Bost über den
Hauptmann von Köpenick. Heute morgen auf der Suche im Netz fand
ich einen zweiten Artikel gleichen Titels, aber anderen Autors
und Inhalts.
Bodos kommt zuerst, mit 2ter Email der andere.
Roland Geiger
--------------------------
Saarbrücker
Zeitung, B6 Kultur in der Region, Montag, 3. Januar 2022
Wie der „Hauptmann“ nach Luxemburg kam
Von Bodo Bost
Luxemburg Am 3. Januar 1922 starb der Hochstapler Wilhelm Voigt
(1849-1922),
der als „Hauptmann von Köpenick“ den preußischen Untertanengeist
auf die
Schippe nahm und zur Legende wurde. Die letzten zwölf Jahre
seines Lebens
verbrachte er in Luxemburg, sein Grab genießt dort heute
Kultstatus.
Wilhelm Voigt, genannt „Hauptmann von Köpenick“, der durch die
spektakuläre
Besetzung des Landratsamtes in Köpenick bei Berlin im Jahre 1906
Weltberühmtheit erlangte, versuchte nach seiner Haftentlassung
1908 seine
Geschichte zu vermarkten. Trotz eines Verbots tourte er in
Dresden, Wien und
Budapest in Varietés, Restaurants und Vergnügungsparks. 1909
veröffentlichte er
in Leipzig ein Buch „Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde“, das
sich gut
verkaufte. Obwohl seine USA-Tournee fast an der Verweigerung
eines Visums durch
die Einwanderungsbehörden scheiterte, kam er 1910 über Kanada
auch in die USA.
Exil und Freiheit in Luxemburg
Da Voigt als meldepflichtiger Krimineller in Deutschland unter
Polizeiaufsicht
stand, musste er immer wieder Belästigungen und sogar
Verhaftungen durch die
örtlichen Behörden über sich ergehen lassen, denen der bei
seinem Auftreten
latent mitschwingende Spott über Staat und Militär missfiel.
Daher war er auf
der Suche nach einer neuen Heimat. Diese fand er 1910 in
Luxemburg, wo er sich
nicht mehr ständig melden musste. Im kleinen Luxemburg ließ sich
seine
Köpenickiade jedoch nicht mehr so gut vermarkten – deshalb
arbeitete Voigt in
Luxemburg auch als Kellner und in seinem eigentlichen Beruf als
Schuhmacher.
Dank seiner Popularität brachte er es dennoch zu einem gewissen
Wohlstand und
gehörte zu den ersten Besitzern eines Automobils im
Großherzogtum. 1912 kaufte
er ein Haus in der Rue du Fort Neipperg in Bonneweg/Bonnevoie,
das heute nicht
mehr existiert.
Noch einmal kam Voigt mit preußischem Militär in Berührung,
als
Luxemburg während des Ersten Weltkriegs von deutschen Truppen
besetzt wurde.
Als am Morgen des 2. August 1914 eine Abteilung deutscher
Soldaten den
Luxemburger Bahnhof besetzt hatte, erschien Voigt auf der
Bonneweger Brücke und
meinte: „Ich hab’s ja immer gesagt, die haben solche Sehnsucht
nach mir, daß
sie noch einmal herkommen, um sich unter mein Kommando zu
stellen.“ Seinen
Humor hatte er sich in Luxemburg bewahrt, auch wenn ihm diese
Bemerkung wieder
Verhör und kurzzeitige Inhaftierung durch die deutsche
Militärverwaltung
einbrachte.
Im September 1914 trat in Belgisch Luxemburg sogar ein zweiter
„Hauptmann von
Köpenick“ in Erscheinung. Er hatte sich in Trier die Uniform
eines
Unteroffiziers verschafft, ein Auto gemietet und war damit nach
Belgisch-Luxemburg gefahren. Dort erhob er in einzelnen
Ortschaften
Kriegssteuern. Als er ein hübsches Sümmchen – 30 000 Francs –
zusammen
hatte, zeigte ihn sein Chauffeur bei der Militärbehörde an. Der
falsche
Unteroffizier wurde daraufhin verhaftet und nach Trier
verbracht.
Tod und Grab in Luxemburg
In den letzten Jahren trat Wilhelm Voigt in der Öffentlichkeit
nicht mehr in
Erscheinung. Am 3. Januar 1922 starb er im Alter von 72 Jahren,
schwer
gezeichnet von einer Lungenerkrankung und durch Krieg und
Inflation völlig
verarmt; begraben wurde er auf dem Liebfrauenfriedhof. Am 11.
Mai 1922 wurde
sein Tod im Sterberegister der Stadt Luxemburg eingetragen und
im „Luxemburger
Wort“ veröffentlicht.
Das Armengrab an der Umfassungsmauer des Liebfrauenfriedhofs
hatte allerdings keinen Grabstein. Deshalb kaufte der Zirkus
Sarrasani, bei dem
Voigt auch zu Lebzeiten aufgetreten war, 1961 sein Grab für 15
Jahre und
stiftete zugleich erstmals einen Grabstein. Dieser zeigte die
Karikatur des
Kopfes eines Soldaten mit Pickelhaube, umrahmt von der
Aufschrift: „Der
Hauptmann von Köpenick.“ 1969 besuchte anlässlich einer
Aufführung von Carl
Zuckmayers Tragikomödie „Der Hauptmann von Köpenick“ im Escher
Stadttheater der
bekannte Darsteller Joseph Offenbach das Grab.
Seit 1976 wird das Grab von der Stadt Luxemburg gepfleg; auf
Betreiben einiger Abgeordneter des Europäischen Parlamentes
wurde 1977 der
Grabstein erneuert. Er zeigt seit damals eine Pickelhaube und
die Aufschrift
„Hauptmann von Köpenick“. Darunter steht in kleiner Schrift:
„Wilhelm Voigt
1850-1922“, das Geburtsjahr ist falsch. Schöpfer des
Köpenick-Monumentes war
der Luxemburger Künstler Jean-Pierre Georg. Die Stadt Luxemburg
lehnte 1999 den
Antrag ab, die Grabstätte nach Berlin umzubetten. Damals hatte
das Grab des
„Hauptmanns von Köpenick“ in Luxemburg bereits Kultstatus
erlangt, es fehlt in
keinem deutschsprachigen Reiseführer. Es gehört heute zu den
meistbesuchten
Attraktionen der Hauptstadt des Großherzogtums. Viele Besucher
legen Geldmünzen
auf das Grab in Erinnerung daran, dass Wilhelm Voigt fast ein
Leben lang ein
armer Schlucker war.
Ein weiterer internationaler Hochstapler, der Russe
Alexander Zoubkoff, Gemahl der Prinzessin Victoria von Preußen
und Schwager des
letzten deutschen Kaisers, beendete ebenfalls in Luxemburg 1936
seine Tage.
1927 hatte er die 34 Jahre ältere Schwester des abgesetzten
deutschen Kaisers
Wilhelm geheiratet. Die Ehe zerbrach schon nach wenigen Monaten,
nachdem
Zoubkoff einen erheblichen Teil des Vermögens seiner Frau
durchgebracht hatte.
Er floh nach Luxemburg, wo er als Kellner arbeitet. Das
Restaurant im Hotel
Staat warb damals mit dem Schild „Hier bedient Sie der Schwager
des Kaisers“.
Date: 2022/01/04 08:57:20
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Quelle
(mit Fotos):
https://www.katholisch.de/artikel/32488-wie-der-hauptmann-von-koepenick-nach-luxemburg-kam
Ein preußischer Protestant auf dem katholischen Friedhof
Luxemburgs
Wie der "Hauptmann von Köpenick" nach Luxemburg kam
Zum 100. Todestag: Warum liegt der “Hauptmann von Köpenick”
ausgerechnet auf
dem wichtigsten Friedhof Luxemburgs begraben? Und warum gleicht
die Geschichte
seiner Grabstätte einer wahren Köpenickiade? Eine historische
Spurensuche.
Von Marc Jeck | Luxemburg - 03.01.2022
Berühmtheit erlangt der aus Tilsit stammende Schuster Wilhelm
Voigt, als er am
16. Oktober 1906 als verkleideter Hauptmann mit ein paar
Soldaten in das
Köpenicker Rathaus eindringt und dort die Kasse ausraubt. Kurze
Zeit später
wird er verhaftet, doch seine vierjährige Gefängnisstraße muss
der falsche
Hauptmann nicht aussitzen: Bereits im August 1908 wird Wilhelm
Voigt durch
Begnadigung des Kaisers
Wilhelm II. aus der Haftanstalt Tegel entlassen. Doch auch
nach seiner
"Köpenickiade" vom Oktober 1906 spielt der Gauner im Ruhestand
seine
Parodie auf die Kultur der Uniformierten weiter und lebt seine
Hauptmann-Figur
in vollen Zügen aus.
Drei Jahre nach dem legendären Husarenstück in Köpenick lässt
Voigt sich in
Luxemburg nieder. Eigentlich wollte er bereits 1906 nach Böhmen,
hätten ihm die
Behörden damals einen Pass dorthin ausgestellt. Auch jetzt hat
er andere
Reisepläne: Amerika. Doch aus dem provisorischen Halt in
Luxemburg wird ein
über zwölfjähriger Aufenthalt und seine letzte Ruhestätte.
"…um den ewigen
Schikanen zu
entgehen, will ich mich in Luxemburg niederlassen"
Eine Stunde vor der feierlichen Eröffnung der Marienwallfahrt
in der Kathedrale von Luxemburg wird Wilhelm Voigt am
Bahnhof Luxemburg an
einem Samstag Nachmittag im Mai 1909 von einem zahlreichen
Publikum erwartet.
Während seines Auftrittes – in Uniform - erzählt er seine
Gaunerstory "mit
der milden Schnoddrigkeit und dem gedämpften Galgenhumor, die
zur Devise habe
könnten: Mir kann keener" – und verteilt Autogrammkarten. Über
seine
Uniform sagt er : "Das is’n Hausrock, den darf jeder tragen. Der
wird zur
Uniform erst in dem Momang, wo ich Achselstücke dran befestige."
Und er
erzählt weiter: "Ich liebe das Theater, aber nur als Zuschauer,
ich habe
es stets abgelehnt, auf der Bühne zu erscheinen, obwohl man mir
die für eine
sechsmonatliche Vorstellungstournee in den Vereinigten Staaten
die nette Summe
von achtzigtausend Mark geboten hatte. Ich lebe von dem
Vertriebe der
Ansichtspostkarten, die mich in Uniform darstellen und die ich
selbst mit
meiner Unterschrift versehe." Auf die Frage, ob die deutschen
Behörden
diese Art des Broterwerbs nicht verboten haben, soll Wilhelm
Voigt geantwortet
haben: "In der Tat sahen sie den Ansichtskartenvertrieb nicht
gern, und um
den ewigen Schikanen zu entgehen, will ich mich in Luxemburg
niederlassen." Knapp ein Monat nach seiner Niederlassung in
Luxemburg
verrät Voigt, dass er verlobt sei und sich demnächst in
Luxemburg verheiraten
wolle, "trotz seiner sechzig Jahre, da er sich noch gesund und
kräftig
fühle".
Nach seiner frühzeitigen Entlassung im Jahr 1908 zog es den
berühmten Gauner
nach Luxemburg.
In der Tat liest man in der Luxemburger Presse: "Wie versichert
wird,
gefällt es dem Köpenicker außerordentlich gut in Luxemburg, da
er sich mit
Ehegedanken trägt und sich in der Landeshauptstadt
niederzulassen gedenkt. Eine
schöne und lustige Witwe hält sein Herz dauernd gefangen."
Offiziell geheiratet hat er diese Witwe Blum wohl nicht.
Anlässlich der
Veröffentlichung von Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick" (1931)
gibt
"Madame Köpenick" in der Luxemburger Presse ein Interview. Dort
wird
sehr nostalgisch über Wilhelm Voigts Lieblingsplatz im Lehnstuhl
berichtet,
dass er mit den Kindern der Witwe die Hausaufgaben gemacht haben
soll und dabei
stets zu wiederholen pflegte: "Je mehr du weißt, umso mehr wirst
Du den
Versuchungen gegenüberstehen." Er soll Harmonium gespielt haben
und dabei
so laut gesungen haben, dass die Leute auf der Strasse stehen
blieben - am
liebsten schmetterte er Choräle, von denen er alle Strophen
kannte. Sein
Lieblingslied war das Pilgerschaftslied: "Wo findet die Seele
die Heimat,
die Ruh". Voigt wird zu einer Stadtbekannten Persönlichkeit,
wenn er in
seiner Fantasieuniform durch die Straßen Luxemburgs schreitet.
Im Juni 1912 geht die Meldung durch die gesamte deutsche Presse,
der Hauptmann
von Köpenick sei in London in einem Krankenhaus gestorben. Durch
die Witwe Blum
wird in Erfahrung gebracht, Voigt habe sich in die Sommerfrische
in den
Thüringer Wald begeben.
Auf der Zugfahrt zwischen Duisburg und und Kassel liest der
Gauner im Ruhestand
sein Nekrolog in der Presse. An das Berliner Tageblatt schreibt
der ehemalige
Schuster: "Wenn ich auch in dem Nachruf einige bedenkliche
Stellen fand,
so bitte ich, diese nur zu berichtigen, und kann Sie versichern,
daß mir meine
eigene Todesnachricht viel Freude gemacht hat." Vier Wochen lang
ist Wilhelm
Voigt Kurgast in Lauscha und geniesst dort nicht nur die
Waldluft, sondern auch
die lebhafte Bewunderung in der Öffentlichkeit.
Als am Morgen des 2. August 1914 eine Abteilung deutscher
Soldaten den
Luxemburger Bahnhof besetzt hat, soll Wilhelm Voigt ausgerufen
haben: "Ich
hab's ja immer gesagt, die haben solche Sehnsucht nach mir, dass
sie noch
einmal herkommen, um sich unter mein Kommando zu stellen."
Mit den Schrecken des
Krieges vergeht
den Menschen das Lachen
Allerdings mochte niemand mehr während des Ersten
Weltkrieges augenzwinkernd über das preußische Militär
lachen. Noch während
des Krieges wird er in Luxemburg von der deutschen
Besatzungsmacht verhaftet.
Als die politische Harmlosigkeit des 65-jährigen offensichtlich
wird, lässt man
ihn wieder ziehen. Der zuständige Leutnant notiert in seinem
Tagebuch:
"Mir bleibt rätselhaft, wie dieser armselige Mensch einmal ganz
Preußen
erschüttern konnte."
Am Ende seines Lebens verblasst sein Ruhm sehr schnell. Völlig
verarmt stirbt
er in Luxemburg am 3. Januar 1922, er, der doch eigentlich
"nicht in
fremder Erde begraben sein wollte": Dieses Statement soll Voigt
dem
Untersuchungsrichter geliefert haben, als dieser ihn nach seiner
Verhaftung in
Köpenick fragt, warum er sich nicht mit der Stadtkasse ins
Ausland absetzen
wollte.
Bei der Beerdigung des falschen Hauptmanns, so will es zumindest
die Tradition,
habe sich eine wahre Köpenickiade abgespielt. Als der Trauerzug
mit den
sterblichen Überresten des "Hauptmanns" an einer französischen
Truppeneinheit vorbeikommt, soll jemand dem französischen
Offizier erzählt
haben, man trage den berühmten "Capitaine de Koepenick" zu
Grabe. Der
Offizier hat angenommen, es würde sich bei Voigt um einen
verdienstvollen
Hauptmann des Luxemburger Freiwilligenkorps handeln. Deshalb
befiehlt er seinen
Männern, gebührende Haltung anzunehmen und zu salutieren, um dem
toten
"Capitaine" die letzten militärischen Ehren zu erweisen.
Nach seinem Ableben sorgt die Grabstätte Voigts auf dem
Stadtluxemburger
Liebfrauenfriedhof, dem Hauptfriedhof der Europastadt, für ein
mediales
Interesse. Seine letzte Ruhestätte mutiert zu einer
Pilgerstätte, die zunächst
vom Zirkus Sarrasani werbewirksam in Szene gesetzt wird. Bei
einer 1961 vom
Zirkus Sarrasani gestifteten Grabinschrift hat sich allerdings
ein Datumsfehler
eingeschlichen: Der nach Luxemburg immigrierte Ganove ist nicht
1850, sondern
1849 geboren.
„Gerne würde ich zur Erhaltung oder Verschönerung dieses Grabes
einen Beitrag
stiften, und ich bitte Sie, mir mitzuteilen, ob es für die zu
diesem Zwecke
gestifteten Spenden ein bestimmtes Konto gibt, auf das ich
meinen Beitrag
einzahlen könnte.“
Zitat: Schriftsteller
Carl Zuckmayer
Als 1975 die Grabkonzession der letzten
Ruhestätte des "Hauptmanns von Köpenick" abläuft, kommt es
–
insbesondere in Deutschland – zu einem erhöhten Interesse an der
Grabstätte.
Sogar der Schriftsteller Carl Zuckmayer plädiert in einem Brief
an die
Bürgermeisterin für die Weiterpflege der Grablege für den am 3.
Januar 1922
verstorbenen Schuster: "Gerne würde ich zur Erhaltung oder
Verschönerung
dieses Grabes einen Beitrag stiften, und ich bitte Sie, mir
mitzuteilen, ob es
für die zu diesem Zwecke gestifteten Spenden ein bestimmtes
Konto gibt, auf das
ich meinen Beitrag einzahlen könnte." Der Abteilungsdirektor im
Hause
Henkel aus Düsseldorf suggeriert der Stadtbürgermeisterin sogar
die Einrichtung
eines "Gedenkraumes Voigt" und Berliner Senatoren schreiben nach
Luxemburg.
Dem Druck aus dem In- und Ausland haben die Stadtväter der
Hauptstadt des
Großherzogtums ein postives Echo verliehen und die
Grabkonzession übernommen.
Im Herbst 1975 schreibt die Stadt Luxemburg ein Ideenwettbewerb
zur Gestaltung
einer neuen Grabplatte aus. In Szene gesetzt werden sollte dabei
der
"Kleinmann", der in seinen Gesten eingeschränkt und sogar von
den
Strukturen der Gesellschaft erdrückt wird. Der luxemburgische
Künstler J.P.
Georg wird für den Auftrag gewonnen. Parallel macht sich die
Gemeindeverwaltung
Gedanken über die Grabinschrift und nimmt sogar diesbezüglich
Kontakt mit dem
Autor des tragigkomischen Stückes "Der Hauptmann von Köpenick"
auf.
In seinem Antwortschreiben suggeriert Carl Zuckmayer in einer
etwas ironische
Formulierung: "Dem deutschen Eulenspiegel des 20. Jahrhunderts
zum
Gedächtnis."
Bis heute Legende – und Touristenmagnet: Der "Hauptmann von
Köpenick"
Zurückbehalten werden aber nur die Namen "Hauptmann von
Köpenick" und
Wilhelm Voigt sowie das – falsche – Geburtsdatum 1850
beziehungsweise Todesjahr
1922. Interessant ist die Tatsache, dass man den Irrtum beim
Geburtsdatum bei
der Gestaltung der neuen Grabplatte 1975 de
facto mit übernommen hat. Die Lebensdaten Voigts
werden also nicht
von Seiten der Gemeindeverwaltung überprüft. Erst später kann
der Fehler auf
luxemburgischer Seite entlarvt werden. Auf deutscher Seite
erscheint bereits
einige Monate vor der Fertigstellung der neuen Grabplatte in den
Ruhr-Nachrichten ein Artikel mit dem Titel "Maria Rensing deckt
'Ente'
auf". Frau Rensing stöbert in den Gästebüchern eines im
elterlichen Besitz
befindlichen Hotelbetriebes in Rünthe. Hier soll sich Wilhelm
Voigt als Gast
damals mit seinem richtigen Geburtsdatum – 13. Februar 1849 –
eingetragen
haben.
Die Stadt Luxemburg übernimmt die Grabkonzession "auf ewig" und
so
bleibt der "Hauptmann von Köpenick" samt Pickelhaube auf dem
Grabstein der Nachwelt erhalten. Bis heute bildet das Grab eine
sonderbare
Pilgerstätte für eine sonderbare Persönlichkeit.
Von Marc Jeck
Date: 2022/01/04 09:05:15
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Saarbrücker Zeitung, Saarlandteil, 4. Januar
2022
Als der Lothringer
Luftfahrtpionier
Pilâtre de Rozier den Sonnenkönig staunen lässt
Hagéville/Metz Der Lothringer Jean-François Pilâtre de Rozier
stürzte 1785 mit
seinem Ballon ab und gilt als erstes Luftfahrtopfer der Welt. Denn
dem Pionier
aus Metz gelang zugleich die erste Luftfahrt der Geschichte.
Von Volker Knopf
Man kennt die Gebrüder Wright oder Otto Lilienthal als Pioniere
der Luftfahrtgeschichte.
Auch die Gebrüder Montgolfier als Erfinder des Heißluftballons
mögen dem einen
oder anderen geläufig sein. Doch Jean-François Pilâtre de Rozier
haben wohl die
wenigsten auf der Rechnung. Der Physiker aus Metz gilt als das
erste Todesopfer
der Luftfahrtgeschichte. Am 15. Juni 1785 startete er mit
königlicher
Bewilligung mit einem Heißluft-Gas-Hybrid-Ballon von
Boulogne-sur-Mer in
Richtung britische Inseln. Auf der Fahrt entzündete sich das
Gemisch in etwa
900 Metern Höhe. Die Gondel stürzte mit dem bedauernswerten
Pilâtre de Rozier
in die Tiefe. Der Lothringer ist der erste Mensch, der vom Himmel
fiel. Aus
einer Höhe, die kaum ein Mensch zu jener Zeit für möglich gehalten
hätte.
Ein Museum in Hagéville westlich von Metz widmet sich dem Leben
des
Luftfahrtpioniers und der Entwicklung des Heißluftballons. Das
Aéromusée
Pilâtre de Rozier ist eng mit dem weltweit größten
Heißluft-Ballonfestival im
nahen Chambley verbunden. Die Macher des Festivals betreiben auch
das Museum
über den kühnen Adligen, der mit 31 Jahren mit seiner Gondel am
Boden
zerschellte. Damien Petit ist die Begeisterung über den Wagemut
seines
Landsmanns deutlich anzumerken. Er ist für das alle zwei Jahre
stattfindende
Ballon-Festival als Piloten-Koordinator tätig. Erst vergangenen
Juli ging das
Spektakel in der Nähe von Metz trotz Corona wieder über die Bühne.
Das Mondial
Air Ballons steht für Superlative und ist im Guinness Book of
Records notiert. Rund
400 000 Besucher sind bei der zehntägigen Leistungsschau der
Ballonfahrer regelmäßig
mit von der Partie – zuletzt wegen der Pandemie naturgemäß
deutlich weniger.
Für den jungen Piloten-Koordinator ist das historische Erbe sehr
wichtig.
„Pilâtre de Rozier war ein Freigeist. Er hat Geschichte
geschrieben, als er mit
seinem Ballon abhob. In letzter Konsequenz ist er für seine Vision
gestorben“,
sagt Petit. Es ist nicht so, dass das Mitglied einer
Freimaurer-Loge völlig
unbedarft gleich beim ersten Versuch und in Überschätzung des
technischen
Geräts das Zeitliche segnete. Es war der dritte Versuch des
Naturwissenschaftlers, der ihm kein Glück brachte. Zuvor gab es
eine Testfahrt
gänzlich ohne menschliche Crew. Ein Schaf, eine Ente und ein Huhn
kamen in den
zweifelhaften Genuss so hoch oben zu schweben. König Ludwig XVI.,
Marie-Antoinette und der royale Hofstaat beäugten das tierische
Spektakel
gespannt. Eigentlich wollte der absolutistische Herrscher danach
weitere Tests
mit Sträflingen unternehmen, unterließ es jedoch. Daraufhin wagte
der Mann aus
Metz am 15. Oktober 1783 die erste Fahrt mit einem Heißluftballon.
Fast 30
Meter ging es empor. Es ist die erste verbriefte Luftfahrt der
Menschheit.
Allerdings mit einem kleinen Makel versehen: Der Ballon war mit
Seilen am Boden
verankert.
Fünf Wochen später hob der Lothringer erneut ab. Gemeinsam mit
seinem Landsmann
François d’Arlandes hieß es diesmal: Leinen los. 25 Minuten
dauerte der Trip
über Paris. Fast 1000 Meter Höhe erreichte das tollkühne Duo. Zu
den
Augenzeugen zählten neben der royalen Familie auch Pilâtre de
Roziers
Logen-Freund und US-Gründervater Benjamin Franklin, der als
amerikanischer
Diplomat in Paris weilte. Über seine abenteuerliche Fahrt
berichtete Pilâtre de
Rozier in der Schrift „Première expérience de la Montgolfière" im
Jahr
1784. „Er war nicht nur als Ballonfahrer berühmt. Er entwickelte
die
Konstruktion des ersten Saugschlauch-Atemschutzgerätes. Auch an
der Entwicklung
von Phosphor-Leuchten war er beteiligt. Pilâtre de Rozier war ein
echter
Entdecker“, sagt Damien Petit.
Mit 18 Jahren verließ der Pionier, Sohn eines Unteroffiziers, der
Gastwirt
geworden war, seine Heimatstadt und arbeitete als Apotheker in
Paris. Er
studierte Mathematik, Chemie, Physik und lehrte
Naturwissenschaften. Der
Franzose eröffnete später ein Wissenschaftsmuseum in Paris und
pflegte beste
Kontakte zum Hof. Acht Monate nach seiner Heldentat startete der
Forscher mit
seinem Fluggefährten Pierre-Ange Romain den verhängnisvollen
dritten Versuch.
Zuvor entwickelte er aus der Montgolfière eine Mischung aus
Heißluft- und
Gasballon, die nach ihm als Rozière benannt wurde. Das Ende ist
bekannt:
Gemeinsam mit seinem Mitfahrer zerbarst der Gelehrte aus der
Mirabellenstadt an
der französischen Küste.
Im Museum bei Hagéville, das aktuell noch geschlossen ist, wird
sein posthumer
Ruhm sorgfältig gepflegt. Zahlreiche Exponate aus der Zeit des
Luftfahrt-Pioniers sind zu sehen. Heißluft-Ballons,
Zeitungsnachdrucke über die
visionäre Tat, Miniaturen oder eine Singer-Nähmaschine, auf der
die Außenhaut
des Ballons genäht wurde.
Date: 2022/01/04 09:18:53
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Saarbrücker
Zeitung, Regionalteil St. Wendel , 4. Januar 2022
Als St. Wendel ein Freiheitsfest feierte
So geschehen im
Jahr 1832, parallel zum Hambacher Fest. In diesem Jahr soll an
das Ereignis erinnert werden. Mit einer Vortragsreihe und einer
Publikation. Zu
letzterer verrät Historiker Josef Dreesen erste Details und
erklärt, wie es zu
dem sogenannten Bosenbergfest kam.
Es ist als Feier für die Freiheit in die Geschichte eingegangen – das Hambacher Fest, das vom 27. Mai bis 1. Juni 1832 stattfand. Bis zu 30 000 Menschen kamen zu dem gleichnamigen Schloss, um dort die Einheit Deutschlands sowie Werte wie Versammlungsfreiheit oder die Gleichberechtigung der Frauen einzufordern. Für damalige Verhältnisse eine Großveranstaltung, zu der auch Redner eingeladen waren. Darunter ein St. Wendeler: Advokat Nikolaus Hallauer. In seiner Heimat, dem Fürstentum Lichtenberg, das nach dem Wiener Kongress in den Besitz Ernst III. von Sachsen-Coburg-Saalfeld (ab 1826 Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha) übergegangen war, herrschte ein ausgeprägtes Staats- und Rechtsbewusstsein. Vor allem legte die akademische Oberschicht Wert auf Grundrechte wie Meinungs- oder Pressefreiheit.
Dafür
machten sich die Bürger auch in der Öffentlichkeit stark. Und so
gab es –
quasi zeitgleich zum Hambacher Fest – in St. Wendel das
sogenannte
Bosenbergfest. Auch hier wurde von dem protestantischen Pfarrer
Carl Juch eine
Rede gehalten. Anschließend zogen die Teilnehmer in die Stadt.
Vor der
Kellerschen Wirtschaft, die den Widerständlern als Treffpunkt
diente, wurde ein
Freiheitsbaum aufgestellt.
2022 jährt sich das Freiheitsfest zu St. Wendel zum 190. Mal.
Für Bürgermeister
Peter Klär (CDU) der perfekte Anlass, an die Ereignisse zu
erinnern, sowie die
Rolle der heutigen Kreisstadt und die einzelner Akteure zu
würdigen. Wie
Historiker Josef Dreesen berichtet, nahm der Verwaltungschef
Kontakt zu
ihm auf. Schnell sei die Idee zu einer Vortragsreihe entstanden.
Kurz & Knapp
Der Absolutismus, die Macht eines einzelnen Herrschers, entwickelte sich in Europa zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. In Frankreich gilt König Ludwig XIV, auch Sonnenkönig genannt, als der Begründer des dortigen Absolutismus. Diese Herrschaftsform endete mit der Französischen Revolution 1789 und dem Sturm auf die Bastille.
Doch damit nicht genug. In Zusammenarbeit mit dem St. Wendeler Stadtarchiv soll ein Heft, begleitend zu der Reihe, aufgelegt werden. Dabei kann das Team zum Teil auf frühere Veröffentlichungen zurückgreifen. Bereits 1997 in einer ersten und 2007 in einer zweiten Auflage waren Schriften zum „Freiheitsfest der Deutschen zu St. Wendel“ erschienen. Verfasst wurden sie von Josef Dreesen und dem inzwischen verstorbenen Gerhard Schnur. Diese Publikationen werden nun überarbeitet.
„Wir
lassen darin Menschen aus der Zeit sprechen. Dann muss man
nicht viel
erklären“, sagt Dreesen. Es gehe nicht so sehr ums Analysieren,
denn die Leser
sollen sich ihre eigenen Gedanken machen. Als Neuheit kündigt
der Historiker
an, dass in dem Heft erstmals Otto Normalverbraucher [geb. 1789,
Sohn von Michel
Schweißnedd und Marianne geb. Hööch] zu Wort kommen soll. In
erster Linie geht
es um die Frage, wie die Bürger die Unruhen erlebt und die
Prozesse gegen die
Widerständler wahrgenommen haben. Antworten verspricht sich das
Stadtarchiv-Team aus den überlieferten zeitgenössischen
Zeugenvernehmungen.
Sicherlich, so wirft Dreesen ein, bestehe bei Zeugen die Gefahr,
dass bei ihren
Aussagen persönliche Befindlichkeiten eine Rolle spielten. „Aber
ich denke, das
lässt sich gut herausfiltern, wobei immer ein Restrisiko
bleibt.“ Allerdings
seien auch die auswärtigen Beobachter im Fürstentum Lichtenberg,
deren
Berichte in den ersten beiden Heften zitiert worden sind, stets
ihren
Landesherren verpflichtet gewesen, was sich in ihren
Ausführungen
niedergeschlagen haben dürfte.
Zurück zu
den historischen Ereignissen.
Am 11. September 1816 nahm Ernst III. seine
Gebietsentschädigung als
„überrheinisches Fürstentum St. Wendel“ in Besitz. 1819 wurde es
zum Fürstentum
Lichtenberg erhoben. Von Beginn an bewies der Herzog kein
glückliches Händchen.
Als ein Verfechter des französischen Absolutismus wusste er mit
der politischen
Mündigkeit seiner Untertanen nicht viel anzufangen. Erste
Konflikte entstanden,
als der Herzog gegen den Widerstand der Stadträte Johann Jakob
Hornung
zum provisorischen Oberbürgermeister von St. Wendel ernannte und
dadurch das
Wahlrecht des Rates ignorierte. Gleichzeitig beklagten die
Bürger zu hohe
Steuern sowie Eingriffe der herzoglichen Landeskommission in
Gerichtsverfahren.
Im Frühjahr 1831 gründeten der Pfarrer Karl Juch sowie die
Lehrer Johannes
Schue und Philipp Sauer einen Debattierclub, der sich regelmäßig
in der
Wirtschaft von Peter Keller, die an der Stelle des heutigen
Spinnrads war,
traf. „Hieraus entwickelte sich eine politische
bürgerlich-liberale
Opposition, die wirkungsvoller agierte, als die städtische“,
sagt Dreesen.
So gelang
es der bürgerlich-liberalen Opposition, die Menschen in St.
Wendel zu
mobilisieren, sodass sie am 27. Mai 1832 zum Fest auf dem
Bosenberg kamen. Als
Symbol des Widerstands wurde anschließend ein Freiheitsbaum nahe
der Basilika
aufgestellt. Dort blieb er allerdings nur zwei Tage lang stehen,
denn am
29. Mai rückten preußische Truppen in St. Wendel ein. Bereits
vor deren Ankunft
hatten Bürger den Baum entfernt. Nach eintägigem Aufenthalt
zogen die Preußen
wieder ab.
Doch in der Bevölkerung brodelte es weiter. Dazu trug auch ein
gewisser Johann
Adolph Bohemann bei, den die St. Wendeler als einen polnischen
Freiheitskämpfer
ansahen. Bohemann hielt sich zwei Mal für einige Tage in St.
Wendel auf. Bei
seinem letzten Besuch wurde er von der herzoglichen Regierung
aufgefordert, die
Stadt zu verlassen. Dies hatte heftige Proteste und nach dessen
Abreise
tagelange Ausschreitungen zur Folge. Erneut besetzten preußische
Truppen die
Stadt. Herzog Ernst I. hatte von all dem allmählich genug. Jetzt
sollte die
Unruhestifter die Härte des Gesetzes treffen. Sie wurden
verhaftet und kamen in
Arrest, darunter Schue, Juch, Sauer und Hallauer. „Uns liegen
Briefe Hallauers,
Juchs und Sauers aus dieser Zeit vor“, sagt Dreesen.
Die
Anklage lautete auf Hochverrat. Viele Zeugen wurden vernommen,
großer Aufwand
betrieben. Die Urteile fielen jedoch, so der Histeriker,
verhältnismäßig milde
aus. Geldstrafen und kurze Gefängnisaufenthalte wurden
ausgesprochen. Hallauer
hingegen traf es härter. Neben einer Geldstrafe wurde er zu zwei
Jahren und
drei Monaten Gefängnis verurteilt. Doch er konnte fliehen und so
der Haft
entgehen.
Kurzbiografien der Protagonisten und eine Chronik der Ereignisse gehören ebenfalls zu der geplanten Veröffentlichung. „Die Geschichte steht in den Quellen“, sagt Dreesen. Und an diesen mangelt es im Stadtarchiv nicht. Davon können auch die Referenten profitieren, die verschiedene Aspekte dieser unruhigen Zeit vorstellen wollen.
Date: 2022/01/04 11:00:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen, |
Date: 2022/01/06 13:12:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Im
letzten Jahr habe ich online zwei Vorträge gehalten - in Englisch,
von zuhause
aus nach Amerika. Und dann die Vorträge ausgeweitet in einem Buch
in Englisch
drucken lassen. Das Ergebnis ist „St. Wendelin travels to North
America“. Drucken ließ ich es wie immer bei der Online-Druckerei, bei der ich seit ein paar Jahren alle meine Sachen drucken lasse. Die ersten fünf Probeexemplare sahen gut aus; ich versandte sie gleich an meine Bekannten in den USA, die mir geholfen haben. Einen zweiten Druckauftrag gab ich im November ab, aber wegen den Lieferschwierigkeiten an Papier und ähnlichem, ausgelöst durch die Pandemie, dauerte es bis Mitte Dezember, bis die 10 Exemplare da waren. Ich prüfte die obenliegenden und fand sie in Ordnung. Mittlerweile waren einige Bestellungen eingegangen, und ich schickte Exemplare an die Besteller, eins nach West Virginia, sieben nach Maryland und das letzte in der Kiste nach Pennsylvania. Der Versand in die Staaten dauert zur Zeit wesentlich länger als vor Beginn der Pandemie. Im Dezember 2020 war ein Brief, Päckchen oder Paket gut zwei Monate unterwegs. Von Deutschland in die USA kam es schnell, aber in New York City, NY, beim Zoll lag es schon mal drei Wochen nur rum, bevor es weiterging. Mittlerweile ist die Lieferzeit auf erträgliche drei bis vier Wochen gesunken. Heute kam eine Reklamation aus Pennsylvania. Patrick L. hatte sein Exemplar erhalten, war aber doch erstaunt, als er das Buch öffnete. Denn darin ging es nicht um Auswanderungen in die USA., sondern um die „Modellierung weicher biologischer Gewebe mit mikromechanisch motivierten und datengetriebenen Ansätzen“. Natürlich war ich nicht der Verfasser, sondern Markus H.. Die Email enthielt meinen Buchumschlag und die Übersicht seines Buchs. Die Lösung fand ich auf dem Titelblatt. Es handelt sich um die Publikation seiner Dissertation, die er an der Rheinisch-Westfälischen TH Aachen abgegeben hatte. Ich fand ihn übers Internet und rief ihn an. Er hatte seine akzeptierte Doktorarbeit beim gleichen Drucker zum Drucken gegeben. Er bestellte fünf Exemplare im November als Probedruck, um festzustellen, wie die Bücher aussehen. Durch die Pandemie dauerte es auch vier Wochen, bis er seine Exemplare hatte. Aber es wurden nicht fünf geliefert, sondern nur vier. Ich hatte ziemlich gleichzeitig 10 Exemplare bestellt und fast genauso lange darauf gewartet. Und da unserer beider Bücher u.a. einen englischen Titel und englische Texte haben, ist beim Drucken seines Buches dessen Inhalt bei einer Gelegenheit in meinem Umschlag gelandet und kam aufgrund meines Umschlags beim Versand auch in meinen Karton. Autsch. Der gute Doktor hat’s am Telefon wie ich gemacht - er nahm es mit Humor auf. Anders läßt sich unsere chaotische Welt auch nicht ertragen. Patrick in Pennsylvania erhält natürlich ein neues Exemplar, und dort schaue ich vorher rein, bevor ich es versende. Er muß allerdings nochmal vier Wochen drauf warten. Roland Geiger |
Date: 2022/01/07 09:48:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der Saarbrücker Zeitung, St.
Wendeler Teil:
Alter Gewölbekeller unter dem
Rathaus St. Wendel ist
einsturzgefährdet
St Wendel
Weil ein
alter Gewölbekeller
darunter instabil ist, musste der Haupteingang zum St. Wendeler
Rathaus abgesperrt
werden. Doch von wem wurde der Keller angelegt und warum?
Von Thorsten
Grim, Redakteur Lokalredaktion St. Wendel
Groß, mächtig und festlich geschmückt mit zahlreichen Lichtern –
so leuchtet er
gemeinhin auf dem Fruchtmarkt gegen die jahreszeitliche
Dunkelheit an. Der Christbaum
der Stadt St. Wendel.
In diesem Winter
sucht man ihn allerdings vergebens. Stattdessen sieht man einen
Bauzaun, der großräumig
den Eingangsbereich zum Rathaus und zur benachbarten
ADAC-Geschäftsstelle abriegelt.
Die Metallstäbe des Zauns liegen größtenteils hinter bedruckten
Sichtschutz-Bahnen
verborgen. Darauf sind Impressionen früherer Weihnachtsmärkte
abgedruckt. Zudem
ein Rathaus-Lageplan, der den Besuchern erklärt, wie sie denn
nun in die Stadtverwaltung
hinein kommen. Ebenfalls den Blicken der Passanten entzogen ist
der Grund für die
Absperrung. Denn der liegt einige Meter unter der gepflasterten
Straße. Den Schlüssel
dazu hat Michael Gard vom Bauamt der Kreisstadt St. Wendel.
Ab in den Untergrund
„So, und jetzt den Kopf einziehen“, sagt Gard bei unserem
Vor-Ort-Termin mehrere
Meter tief unter dem Rathaus-Haupteingang. Außer den dazu
berechtigten Personen
kommt hier normalerweise niemand rein. Für die Saarbrücker
Zeitung machen Rathaus-Chef
Peter Klär (CDU) und Gard aber eine Ausnahme. Sozusagen durch
den Hintereingang
sind wir ins Rathaus gelangt und dann rechts durch eine Glastür
gegangen, hinter
der in schier endlosen Regalreihen Aktenordner lagern. Am Ende
des Raums, der im
Neubau der Verwaltung liegt, verwehrt ein braunes Metallgitter
den Durchgang. Falls
man keinen Schlüssel hat. Wir haben einen. Beziehungsweise der
bei der Stadtverwaltung
für Hochbau zuständige Michael Gard. Obwohl es hier nicht hoch
hinaus geht, sondern
hinab. Wenngleich wir zunächst ein paar Treppenstufen hinauf
steigen müssen.
Dann stehen wir in einem alten Kellerraum, an dessen rechter
Stirnseite eine schwere
Holztür den Weg zum Schloßgässchen versperrt. Dieser ebenfalls
aus früheren Zeiten
stammende Keller ist jedoch nicht unser Ziel, wie Rupert
Schreiber vom Landesdenkmalamt
erklärt. Wir müssen tiefer. Tiefer in den Untergrund und somit
tiefer in die St.
Wendeler Vergangenheit.
Unser Weg in den Untergrund führt um Ecken und über betagte
steinerne Treppenstufen.
Schließlich gelangen wir in das Gewölbe, das ursächlich für die
Absperrung sechs
Meter über dem Kellerboden ist. Weil die Decke ein Stück weit
instabil ist. „Wir
prüfen in regelmäßigen Abständen den Zustand der alten Gewölbe“,
berichtet Gard.
„Bei der jüngsten Begehung ist uns aufgefallen, dass es hier ein
Problem gibt.“
Er spricht von „massivsten Wassereinbrüchen und Fäkalgerüchen“.
Das habe nahegelegt,
dass der Kanal, der zwischen Gewölbedecke und Erdoberfläche
verläuft, kaputt sein
muss. „Wir reden hier vom Hauptschmutzwasser-Kanal“, stellt Gard
klar. Alles Abwasser,
was von oberhalb besagter Stelle kommt, wird dort
zusammengeführt. Zudem liegen
in der rund vier Meter dicken Erdschicht über dem Keller Gas-,
Wasser-, Strom- und
Kommunikationsleitungen.
In diesem Zusammenhang erinnert Denkmalschützer Rupert Schreiber
an den Einsturz
des Kölner Stadtarchivs vor rund 13 Jahren. Das habe man vor
Augen gehabt, als die
Abriegelung des Areals an der Oberfläche angeordnet wurde.
Sicher ist sicher. Eine
weitere Folge war eben auch, dass kein Weihnachtsbaum
aufgestellt werden konnte.
Denn der hätte mit einem großen Lastwagen angeliefert werden
müssen. Und den hätte
der instabile Boden unter Umständen nicht
getragen.
Doch zurück in die Tiefe. „Wir haben uns entschieden, hier einen
regelrechten Stollenverbau
zu machen. Man kann sich das vorstellen wie in einer Grube“,
sagt Gard. Mit den
Arbeiten beauftragt sind die Bergbau-Spezialisten von
SaarMontan. Der Keller werde
so gesichert, „dass wir die Wandflächen nachher auf jeden Fall
noch sehen werden.
Wir stellen hier Eisenverstrebungen rein und dazwischen werden
Gittermatten mit
Krallen gelegt, die sich dann in den Fugen verkrallen und wir
somit eine stabile
Schale im kompletten Gewölbe haben“. Die Konstruktion werde der
des nachgebauten
Stollens am Marpinger Bergmannskreuz ähneln. „Wenn das passiert
ist und alles steht,
sanieren wir den Kanal“, umreißt Gard das weitere Vorgehen.
Mitte Januar sollen
die Arbeiten unter Tage anlaufen. „So bald hier eine Sicherheit
drin ist, werden
wir den Bauzaun oben wieder entfernen. Und dann wird auch wieder
alles zugänglich
sein.“
Doch was hat es mit dem alten Gewölbekeller eigentlich auf sich?
Aus welcher Zeit
stammt er und welche Funktion hatte er? Wiederentdeckt hat ihn
Architekt Bernd Brill
beim Umbau des Gebäudes zum städtischen Rathaus, wie Roland
Geiger berichtet. Der
Heimatforscher ist mit der St. Wendeler
Stadthistorie befasst und hat auch ein Buch zum Rathaus-Neubau
geschrieben – mit
Fokus auf die Geschichte der Vorgängerbauten. Demnach stand an
besagtem Ort einst
eine Burg. „Sie lag zwischen der Schloßstraße im Osten, dem
Schloßplatz im Süden,
dem Mia-Münster-Haus in der Mott im Westen und dem heutigen
Schloßgäßchen im Norden“,
weiß Geiger.
Unterhalb der Burg gab es einen tiefen Wassergraben, an den
heute noch die Straße
Im Graben erinnere. Gespeist wurde dieser vom Todtbach. Der
kommt von Urweiler her
und fließt am Fuße des Hanges entlang, auf dem das Hospital
liegt. Allerdings knickte
der Bach nicht wie heute nach Norden ab, um an der Brücke in der
Kelsweilerstraße
in sein letztes Stück entlang der Brühlstraße einzubiegen.
Sondern er floss geradeaus
weiter, unterquerte die Luisenstraße etwa in Höhe der ehemaligen
Metzgerei Sannikolo
und füllte den Graben unterhalb der Burg. Der Heimatforscher hat
herausgearbeitet,
dass der Wassergraben quasi quer durch das heutige
Mia-Münster-Haus lief. „Ungefähr
dort, wo jetzt der Kugelbrunnen liegt, stand ein Wehr, das den
Wasserlauf regulierte.
Und von dort ging in einem rechten Winkel ein Kanal in Richtung
Schloßstraße, der
dort endete, wo heute das Schloßgässchen beginnt, aber gut zehn
Meter tiefer.“ In
jener Zeit, so vermutet Geiger, sei auch der zur Burg gehörende
Gewölbekeller angelegt
worden. Den Untergang der Burg datiert Geiger auf den 2.
Februar 1677.
Als St. Wendel dem Erdboden gleichgemacht wurde
Obwohl der 30-jährige Krieg offiziell beendet war, schickte der
französische König
Ludwig XIV. zu Beginn der 1650er-Jahre seine Soldaten in die
heutige Pfalz. Es war
der Beginn einer Zeit, die in Geschichtsbüchern gern in einige
kleinere Kriege unterteilt
wird. In jener Zeit wurden die Städte, die heute in oder nahe
der Pfalz liegen,
„der Reihe nach fast systematisch dem Erdboden gleichgemacht“,
erläutert der Geschichtsforscher.
Im Januar 1677 fiel Kusel, am 2. Februar
St. Wendel. „Einzig
der Dom, gegebenenfalls
die Magdalenenkapelle, ein Haus in der Marienstraße und das Haus
Schloßstraße 5
blieben verschont. Auch die Burg wurde verbrannt.“ Mit ihren
Trümmern wurde der
Graben aufgefüllt.
Schon bald darauf begannen die St. Wendeler
damit, das Gelände, das dem Kurfürsten von Trier gehörte, mit
Häusern neu zu bebauen.
Geblieben ist – neben ein paar Mauerresten im Boden – lediglich
das Kellergewölbe
unter der Erdoberfläche. Welche Funktion der Keller einst hatte,
ist heute nicht
mehr nachvollziehbar. Ebenso, warum das in den Fels getriebene
Gewölbe – das ist
an den Abschlüssen des Mauerwerks klar erkennbar – nie
fertiggestellt wurde.
Date: 2022/01/07 18:02:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
(Betreff:) Einladung zu einer Umfrage
Die COMPUTERGENEALOGIE-Redaktion lädt ein zu einer Umfrage. Es geht um den genealogischen Nachlass; aber auch um den Vorlass, also die Weitergabe von Dokumenten und Daten zu Lebzeiten. Die Redaktion hat sich schon vor einigen Jahren mit dem Thema beschäftigt und ist gespannt, ob sich seither etwas verändert hat. Denn es gilt, die Früchte jahrzehntelanger genealogischer Forschung für nachfolgende Generationen zu bewahren! Link zur Umfrage: https://cg-nachlassumfrage.questionpro.eu Die Umfrage ist anonym. Rückfragen dazu erreichen die Redaktion über die Mail-Adresse umfrage(a)computergenealogie.de. Mit den besten Grüßen und guten Wünschen für 2022 aus der COMPUTERGENEALOGIE-Redaktion |
Date: 2022/01/10 17:05:13
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten
Abend, die Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.Kaiser-Wilhelm-Straße 4-6, Postfach 1840, D 66718 Saarlouis, Tel.: (06831) 444 425 hat zwei neue CDs herausgebracht. Die eine heißt „Paris XIX“ und beinhaltet die Heiraten und Sterbefälle 1860-1870 sowie die Geburten von 1860-1865 - das sind rund 14100 Personen - aus der Großregion Saar-Lor-Lux und angrenzenden Gebieten. Die andere CD - Nr. 22 - enthält das lange vergriffene Familienbuch „Die Einwohner der alten Stadt Wallerfangen vor 1687“. Beide kosten jeweils 15 Euro plus Versandkosten. Bestellungen bitte nicht an mich, sondern an die Herausgeberin via heimatkunde(a)vfh-saarlouis.de Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2022/01/11 23:14:34
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Date: 2022/01/18 15:07:13
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hallo, |
Date: 2022/01/20 13:08:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hallo, letztens half ich, ein paar Saarbrücker Notariatsakten durchzusehen. Dabei stieß ich auf diesen Akt, der mich als gelegentlichen Freizeitmatrosen faszinierte und als Binnenländer zu kaum einem Gewässer, das groß genug ist, ein Schiff zu tragen, obwohl man auch in unseren gut ersaufen kann.
Kennt jemand den Pott? Mit freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2022/01/24 13:24:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
diese Email kam heute über die IGGP-Liste.
Roland Geiger
--------------------
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe
Freundinnen und Freunde,
es freut mich, euch informieren zu können, dass am Wochenende
die Digitalisate der Bremer Testamentsbücher 1500-1899 online
gestellt wurden.
105 vom Mikrofilm gescannte Bücher sind so bereits einsehbar, 8
befinden sich derzeit noch in der Digitalisierung (vom
Original), lediglich zwei Stücke sind verschollen. Ebenso ist
bereits der Großteil der Testamentsbücher in der gleichnamigen
MAUS-Datenbank
(https://die-maus-bremen.info/index.php?id=69)
indexiert.
Über den Namensindex gelangt man zu den einzelnen
Personeneinträgen. Über einen Klick auf die dort erfasste
Signatur kann man direkt ins Archivsystem Arcinsys springen und
dort die Erschließungsinformationen sowie die Digitalisate
betrachten.
Viel Spaß beim Stöbern und allen einen schönen Start in die
Woche wünscht
Freya Rosan
-Schriftführerin der DAGV, Deutsche Arbeitsgemeinschaft
genealogischer Verbände e.V.
-Vorsitzende der MAUS, Gesellschaft für Familienforschung e.V.
Bremen
-Vorstandsmitglied des VFFOW, Verein für Familienforschung in
Ost- und Westpreußen e.V.
Date: 2022/01/27 08:19:14
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
der nachstehende Artikel, den ich heute morgen im St. Wendeler
Teil der Saarbrücker
Zeitung fand, befaßt sich mit dem „evangelischen Zentralarchiv
Walpershofen“.
Es ist wichtig, sich die Konfession zu merken, denn mindestens
zwei Aussagen
treffen nur auf diese zu. Aus dem katholischen Pfarrarchiv in St.
Wendel, das
ich seit ein paar Jahren betreue, kenne ich das anders. In eckigen
Klammern
habe ich diese Passagen im Text ____ [sorry, mir fällt aufs
Verrecken das Wort
nicht ein; es war da, als ich den Satz anfing, jetzt isses weg.]
Schönen Tag.
Roland Geiger
„Evangelisches Zentralarchiv verrät unzählige Geschichten
RIEGELSBERG
Was uralte Kirchenakten verraten : Wie Inspektor Woytt beschämt
auswanderte
Wenn Geschichte in Geschichten lebendig wird: Evangelisches
Zentralarchiv Saar
in Walpershofen bietet Blicke in die Vergangenheit.
Von Thomas Annen
Manchmal reicht schon ein kleiner Fehler, um tief zu fallen. Wegen
einer
Bagatelle ging es auch dem hohen Würdenträger Georg Christian
Woytt vor etwa
250 Jahren an den Kragen. Woytt war Synodalinspektor in Ottweiler,
heute würde
er sich wohl Superintendent nennen. Seine Gutmütigkeit wurde ihm
zum
Verhängnis. Er hatte ein Darlehen gewährt, ohne sich durch einen
Schuldschein
abzusichern. Als das Geld nicht zurückgezahlt wurde, tobten die
Oberen. Trotz
seiner Verdienste feuerte die fürstliche Behörde den Inspektor.
Nach der
Demütigung wanderte Woytt nach Holland aus.
Professor Joachim Conrad hat die damaligen Geschehnisse mithilfe
von Akten aus
dem Evangelischen Zentralarchiv Saar für eine Publikation
nachgezeichnet. Der
evangelische Pfarrer aus Köllerbach ist nicht nur Nutzer, sondern
auch
ehrenamtlicher Leiter der Dokumentensammlung im Riegelsberger
Ortsteil
Walpershofen.
Erst 2019 zog das Archiv des evangelischen Kirchenkreisverbandes
an der Saar,
weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, von den beengten
Verhältnissen im
Gemeindehaus in Saarbrücken-Malstatt um ins Souterrain des
evangelischen
Gemeindehauses in Walpershofen. Zuvor hatte man die Räume in der
Herchenbacher
Straße fachgerecht sanieren und umbauen lassen: Unter anderem
wurden
Schwerlastregale und zwei Rollregalanlagen eingebaut. Um deren
Gewicht tragen
zu können, musste die Bodenplatte erneuert werden.
Kirchenhistoriker Professor Conrad hat das Archiv aufgebaut,
unterstützt wird
er von einer studentischen Hilfskraft. Herzstück ist das Magazin
mit sechs
Räumen. Hinzu kommen ein Büro und ein Leseraum, in dem Besucher in
den
Dokumenten recherchieren können.
Vor allem Heimatkundler und Doktoranden nutzen das Archiv.
Verträge, Pläne,
Gottesdienstordnungen, Briefe und Protokolle gehören zu den
Quellen aus längst
vergangenen Tagen, die dort lagern. Der Großteil des Materials
besteht aus
Verwaltungsakten der Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West. Aber
auch Altakten
der früheren Kirchenkreise Saarbrücken, Ottweiler, Völklingen und
St. Johann
werden im Gemeindehaus hinter der Kirche aufbewahrt.
Die gesammelten Dokumente belegen auch, dass die Dokumentationswut
in den
vergangenen 200 Jahren stark zugenommen hat. Die Jahresrechnung
einer
Kirchengemeinde mit den Einnahmen und Ausgaben passte im Jahr 1820
noch auf
vier Blätter . „2020 sind es vier pressvolle Aktenordner“, klagt
Synodalarchivpfleger Conrad.
[In St. Wendalinus, St. Wendel, bestehen diese Jahresrechnungen,
die bei uns „Kirchenrechnung“
genannt werden, in der Regel aus meistens zwischen 10 und 20
Seiten. Die
älteste von 1464-5, die im Landeshauptarchiv Koblenz liegt, hat
alleine schon
acht Seiten.]
Immerhin: Die Kontoauszüge aus den Finanzakten darf er nach zehn
Jahren
wegwerfen. Ihnen weint Conrad keine Träne nach. Die alten
Kirchenbücher
hingegen hütet er wie seinen Augapfel. „Sie sind der schönste
Bestand“,
schwärmt der Theologe. Die teilweise kunstvoll gestalteten Bände
dokumentieren
Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Beerdigungen. Ein Exemplar
aus dem Kreis
Ottweiler hat sogar den Dreißigjährigen Krieg schadlos
überstanden. Der erste
Eintrag stammt von 1617. „Es ist das älteste mir bekannte
Kirchenbuch im
Saarland“, betont der Experte.
[Hier fehlt definitiv das Wort „evangelisch“, denn unsere
katholischen
Kirchenbücher in St. Wendel beginnen - was die Taufen und Heiraten
betrifft -
im Jahre 1580.]
Beim kurzen Rundgang durch das Zentralarchiv zeigt sich: Auf
Conrad wartet noch
viel Arbeit. Etliche Schriftstücke aus alten Tagen sind noch nicht
in die sogenannten
Findbücher eingetragen: Die Verzeichnisse enthalten alle wichtigen
Angaben zum
Archivgut. Der Nutzer sieht, was vorhanden ist. Und wo er es
findet. Die
Findbücher liegen nicht nur gedruckt vor, sie können auch digital
am Computer
durchforstet werden.
Kummer bereitet Joachim Conrad ein Raum, in dem alte Akten aus
Dörrenbach und
aus dem Ottweiler Nachkriegsbestand lagern: „Das muss ich alles
noch ordnen“,
seufzt er mit Blick auf das Durcheinander. Etwa 800 Stunden
braucht er, um die
Papiere eines Kirchenkreises fertig zu machen. Danach ist dann
aber auch wieder
mehr Platz im Archiv. Denn etwa ein Drittel des gesichteten
Materials landet im
Altpapier. Und alle Fremdkörper kommen in den Müll. Schnüre, mit
denen die
Papiere zusammengebunden sind, werden entfernt. Auch rostige
Büroklammern und
Klarsichtfolien schädigen die Archivalien. Gelagert werden die
Schriftstücke in
säurefreien Kartons. Und für wie lange? „Sie bleiben ewig hier“,
sagt Conrad.
Er freut sich immer, wenn er Akten findet, die ihm etwas verraten
über das
Leben in früheren Zeiten. So wie die Dokumente über den etwas
leichtsinnigen
Inspektor Woytt. Um das verlorene Geld wieder reinzuholen, wurde
dessen
theologische Bibliothek versteigert. Die bis heute erhaltene
Bücherliste lässt
jeden Historiker jubeln. Denn sie zeigt, was der Kirchenmann
gelesen hat. Die
Lektüre gibt Einblicke in die Frömmigkeit und den Bildungsstand
der damaligen
Pfarrer. „Durch Herrn Woytt wissen wir, was damals theologisch in
Mode war“,
betont Conrad und spricht von einem Sensationsfund.
Date: 2022/01/27 21:13:52
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Sehr geehrte Damen und Herren, zu den beiden nächsten Terminen des Ökumene-ImBiss – Bildung am Vormittag lade ich Sie herzlich ein. Wieder sind es Online-Vorträge per Zoom mit anschließendem Gespräch.
08.02.2022, 10-12 Uhr Sichtbar-Unsichtbar. Verlorene Kirchen als Imaginationsorte In Fantasiereisen oder Hypnose erschaffen sich Menschen Imaginationsorte, Wohlfühlorte, die das Innere zur Ruhe kommen lassen. Oft sind reale Sehnsuchts- und Imaginationsorte das Vorbild für den eigenen inneren Wohlfühlort. Nun hat das Wort Eingang gefunden in die Kunst und Architektur. Verlassene und abgebrochene Kirchen, von denen manchmal nicht einmal eine Ruine übriggeblieben ist, werden als künstlerische Erinnerung nachgebaut. Brauchen wir solche Avatare verschwundener Kirchengebäude, und wenn ja, wozu? Referent Dr. Martin Bredenbeck Anmeldung bis 06.02.2022, Stichwort „Sichtbar-Unsichtbar“ an anmeldung(a)eeb-sued.de .
08.03.2022, 10-12 Uhr Vom Septembertestament zur Basisbibel. 500 Jahre Bibelübersetzung Vor 500 Jahren übersetzte Martin Luther auf der Wartburg das Neue Testament innerhalb weniger Wochen in die deutsche Sprache. Als sogenanntes Septembertestament erschien es bald darauf und wurde ein Bestseller. Seine Übersetzung eröffnete vielen Menschen den Zugang zur Bibel und prägte die deutsche Sprache nachhaltig. Doch, was bedeutet überhaupt übersetzen oder dolmetschen, wie es Luther ausdrückte und verstand? War Luther der erste Übersetzer? Wie ging es weiter, damals in der Zeit der Reformation und danach bis zur Basisbibel 500 Jahre später? Welche Übersetzungen gibt es heute und was unterscheidet sie? Diesen und anderen Fragen werden wir an diesem Vormittag nachgehen, um so die Bibel in ihrer Vielfalt zu entdecken. Referent: Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Pfr. i.R., Vorsitzender des Ev. Bibelwerks im Rheinland Anmeldung bis 06.03.2022, Stichwort „Bibelübersetzung“ an anmeldung(a)eeb-sued.de
Auf Ihre Teilnahme freuen wir uns! Mit freundlichen Grüßen,
Margit Büttner
Ev. Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V. Außenstelle Koblenz
Postanschrift: Evangelischer Kirchenkreis Koblenz Margit Büttner Mainzer Str. 81 56075 Koblenz Telefon 0261-9116164
|
Date: 2022/01/28 20:20:03
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Regionale
Identität auf 200 Seiten Historisches,
Persönlichkeiten und aktuelle Geschehnisse: All das bietet
die 35. Ausgabe des
Heimatbuches des Landkreises St. Wendel, das ab heute
verkauft wird. Die SZ hat
bereits reingeschaut.
Vom Cover
des 35. Heimatbuchs blickt Esa-Astronaut Matthias Maurer in
die Wohnzimmer des
Landkreises. Allerdings ist der berühmte Oberthaler nicht
nur auf dem
Titelbild: Auf 14 Seiten wird sein beschwerlicher Weg von
Gronig ins Weltall
von der SZ-Redakteurin Sarah Konrad ausführlich beschrieben.
Doch er ist
keineswegs die einzige Persönlichkeit, der ein Text im
Heimatbuch gewidmet ist:
Von dem Philologen Dr. Alfons Klein wird an den 2021
verstorbenen Bildhauer Leo
Kornbrust erinnert und das Vermächtnis der Herzogin Luise,
die von 1824 bis
1831 in St. Wendel lebte, stellt der Historiker Dr. Josef
Dresen dar. Neben den
Berühmtheiten stellt das Heimatbuch aber auch die neuesten
Forschungen und
Pläne rund um den Mars-Tempel im Wareswald, die Sanierung
des historischen
Landratsamtes in der St. Wendeler Mommstraße oder
heimatgeschichtliche
Forschungen zum nationalsozialistischen Zwangsarbeiterlager
in Theley, von dem
heute kaum mehr etwas übrig geblieben ist, vor. „Wir wollen
einerseits die
Historie bedienen, die uns zu dem machte, was wir heute
sind, aber es sind eben
auch die aktuellen Dinge, die uns ausmachen“, erklärt
Landrat Udo Recktenwald
(CDU) die zugrundeliegende Konzeption des 35. Heimatbuchs. Deshalb
sind in dem Buch neben Themen aus den Bereichen Landeskunde
und Geschichte auch
Beiträge zum neuen Corporate Design des Landkreises
(öffentliches
Erscheinungsbild), dem Projekt Smart Wendeler Land, das
einen starken
Digitalisierungsschub in die Region bringen soll und den
Erlebnissen in der
Corona-Pandemie, zu finden. „Ich glaube, wenn in 30 Jahren
Nachkommen in den
Heimatbüchern blättern, wollen sie auch wissen, was uns
heute in dieser Zeit
geprägt hat und da ist Corona ein wichtiges Beispiel dafür.
So hat es die
Pandemie ins Heimatbuch geschafft, obwohl viele nichts mehr
davon hören
wollen“, erklärt Recktenwald die Entscheidung, auch dieses
Thema aufzugreifen. Welche
Themen es in das Heimatbuch schaffen und welche nicht,
entscheidet der
Redaktionsausschuss, dem seit 2008 auch der Verleger des
Heimatbuchs, Thomas
Störmer, angehört. „Es ist so, dass die Artikel zugeliefert
werden. Der
Redaktionsausschuss selektiert dann und so gibt es auch
etliche Artikel, die
rausfallen. Anschließend kümmert sich der Ausschuss noch um
die Bebilderung“,
erklärt Störmer. Deshalb sei er auch immer froh um dieses
Team gewesen.
Für ihn ist diese Ausgabe nun die letzte als Mitglied im
Redaktionsausschuss und obwohl er den Entschluss aufzuhören
aus voller
Überzeugung fasste, weil er „etwas auf die Bremse treten
muss“, fällt es ihm
nach eigener Aussage äußerst schwer aufzuhören. Seit er
dabei ist, wurden auch
einige Veränderungen im Heimatbuch vorgenommen. So
veränderte sich unter
anderem das Format, und die gebundene Buchform hat sich als
Standard etabliert.
Und wenn es nach ihm ginge, würde das Heimatbuch künftig
auch als E-Book
erscheinen.Vorerst beließ es der Landkreis bei 800
gedruckten Exemplaren der
35. Ausgabe, die die Zeitspanne von 2018 bis 2021 abdeckt.
Wenn die Ausgabe
ausverkauft ist, werde es laut Störmer auch keine Nachdrucke
mehr geben.
Allerdings finden alle, die sich informieren wollen, das
Heimatbuch in der St.
Wendeler Stadtbücherei, sodass die Informationen über die
Region auch ohne
Online-Version für jeden zugänglich sind. Das 200
Seiten starke Werk ist aufgeteilt in verschiedenen
Kategorien, mit denen das
Buch die Besonderheiten des St. Wendeler Landes – damals und
heute – aufzeigen
will. In welchem Bereich sich ein Text befindet, sieht der
Leser des
Heimatbuchs direkt, durch unterschiedliche farbige
Markierungen.
Date: 2022/01/30 09:33:31
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
am Freitag im Regionalteil der SZ:
Na, auf der Suche nach der historischen Altstadt?“, fragt mich unter der Woche ein Mitglied des St. Wendeler Stadtrates, als wir uns auf dem Rezé-Platz über den Weg laufen. Seine ironische verstandene Frage bezieht sich vermutlich auf den SZ-Artikel zum novellierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK), der am Dienstag unter der Überschrift „Die St. Wendeler ‚Altstadt der Spezialisten‘“ erschienen ist. Darin geht es um das Potenzial, das der Stadtkern bietet, und das es noch zu erschließen gilt. Auch das Wörtchen „historisch“ taucht darin auf. Und vermutlich wird der St. Wendeler nicht der einzige sein, der dabei denkt: St. Wendel hat eine historische Altstadt? Trier, Koblenz oder Rothenburg haben so etwas. Aber St. Wendel? Na klar. Was denn sonst? Als historisch wird der siedlungsgeschichtlich oder denkmalpflegerisch wertvolle Bestand eines Stadtkerns bezeichnet, der seine ursprüngliche Bausubstanz und das Stadtbild durch die Jahrhunderte hindurch bewahren konnte. Schaut man sich die Liste der denkmalgeschützten Häuser in der St. Wendeler Altstadt an, sieht man, dass diese recht lang ist. Zwar wurden die meisten Häuser erst nach 1677 gebaut, als St. Wendel bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurde – aber immerhin. Das sind ein paar Jahrhunderte. Keine Frage: Viele der alten Häuser fristen (noch?) ein unschönes Dasein unter unwürdigen Fassaden oder in einem unwürdigem Zustand. Zahlreiche Gebäude wurden aber auch schon denkmalgerecht saniert – zumindest äußerlich – und schmücken die Altstadt, die historische. Das sieht man möglicherweise besser, wenn man nicht aus St. Wendel ist. Zu viel Nähe kann manchmal den klaren Blick verstellen.
--------------------
Date: 2022/01/30 09:34:58
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
gestern in der SZ:
Die
Karikaturen von Roland Stigulinszky
sind saarländisches Kulturgut : Der Meister
des leisen Schmunzelns ist tot
Beinahe 70 Jahre war Roland Stigulinszky kreativ tätig.
Seine Spitze Feder
war in den 60er Jahren legendär. Am Ende schrieb er lieber als
zu zeichnen – mit
„Vergnügen am Unsinn“. Er wurde 95 Jahre alt.
Von Cathrin
Elss-Seringhaus, Reporterin
Er konnte so was von treu sein. „Stig“ rief an, noch in hohem
Alter. Mindestens
einmal im Jahr, nicht nur in alter Verbundenheit mit der
„Saarbrücker Zeitung“,
für die er einst arbeitete, zwischen 1962 und 1967. Damals wurde
Roland Stigulinszkys
Kürzel „Stig“ zum Kult, durch die
politische
Karikatur auf Seite 2 der SZ. Nein, Stig, wie ihn alle nannten,
wollte sich nur
mal bedanken für die guten Momente, die die Zeitungslektüre ihm
immer noch bot.
Komplimente konnte Stigulinszky gut,
Selbstironie
und Anekdotisches sowieso, und Bonmots gehörten
nun mal zum Gesprächs-Standard dieses Mannes, der beruflich als
Grafikdesigner,
Werbetexter und PR-Mann unterwegs gewesen war und als Autor und
Karikaturist zum
Meister des leisen Schmunzelns wurde. Altersscharfsinn und
Heiterkeit tanzten bei
Stigulinszky Ringelrein. „Das Leben besteht aus Ansätzen, Absätzen
und endet mit
Entsetzen“, konnte er beispielsweise unvermittelt sagen. Und
womöglich war es auch
bei ihm am Ende so, als er 2019 seine Frau Bruni verlor, mit der
er über 70 Jahre
verheiratet war. Eine unverbrüchliche Partnerschaft und große
Liebe, über die Stigulinszky
2015 im Gedichtband „Eiserne Hochzeit – Rostfreie Gedichte“
schrieb, humoristisch,
frivol, zärtlich. Als Bruni starb,
wurde
es auch um Stigulinszky, der bereits an Alzheimer erkrankt war,
dunkel. Sein letztes
Lebensjahr verbrachte er in einem Altersheim in Kleinblittersdorf.
Sein Sohn Bernhard berichtet, dass die Wortfindungsstörungen für
Stig, der ein Mann
des Wortes war, am Ende seines Lebens die ärgste Prüfung
bedeuteten. „Ausgezeichnet“
hatte er schon lange, die spitze Feder gehorchte nicht mehr. Als
Autor bediente
Stigulinszky dann ab den 80er Jahren nicht die große Form, sondern
liebte Lyrisches,
Episodisches, mischte alle nur möglichen Genres in seinen
Veröffentlichungen, etwa
in der jährlich herausgegebenen „Afternoonsense“-Reihe: kabarettistisch anmutende
Kommentare, Kurzgeschichten,
essayistische Abhandlungen, Reiseeindrücke,
Haikus, parodistische Szenen, schalkhafte, schrullige oder
anzügliche Einwürfe.
Als ihm die Stadt Sulzbach 2013 die Ausstellung „Querschnitt und
Rückblick“ widmete,
inszenierte Stigulinszky sein
Werk als wilde
Collage aus Cartoons, Plakaten, Signets, Werbeanzeigen,
Imagekampagnen und Kalendern.
Und natürlich war „Der Tintenfisch“ präsent, das „humoristische
Blatt“ aus dem Saarland,
für das Stig zwischen 1948 und 1953 Zeichnungen fertigte, der
damalige Ministerpräsident
Johannes Hoffmann, „der Dicke“, war
sein
Lieblings-Sujet. Diese
satirischen Polit-„Bilder“
sind nicht wegzudenken aus der hiesigen Regionalgeschichte, sind
identitätsstiftendes
Kulturgut. Stigulinszky dürfte einer der bedeutendsten Zeitzeugen
des saarländischen
französischen Sonderwegs in der Nachkriegszeit sein.
Ein politischer Kopf war er sowieso, ein engagierter
publizistischer Begleiter des
Saar-Polit-Lebens. Er stritt für Presse- und Meinungsfreiheit und
vertrat, was kaum
einer wusste, die Interessen von Freiberuflern, ehrenamtlich,
unter anderem als
Präsident des Bundes Deutscher Grafikdesigner. 1987 bekam er den
saarländischen
Verdienstorden.
1926 wurde Stigulinszky in Saarbrücken geboren, machte Notabitur,
zog in den Zweiten
Weltkrieg, kam in russische Kriegsgefangenschaft. Als sehr junger
Mann startete
er direkt nach dem Krieg seine freiberufliche Karriere als
Grafikdesigner, heuerte
beim Fernsehsender Telesaar (1953-58) an, wo er im Studio die Programmvorschau zeichnete.
Auch in überregionalen
Blättern platzierte er seine Karikaturen, bei der „Süddeutschen“,
im Magazin „Pardon“
oder bei „Twen“.
In der öffentlichen Wahrnehmung ging bei den zahlreichen
kreativ-künstlerischen
Aktivitäten meist unter, dass der „Broterwerb“ von Stig in der PR-
und Werbebranche
lief – und der vierköpfigen Familie ein angenehmes Leben
ermöglichte. Große Firmen
gehörten zu den Kunden, beispielsweise „Villeroy und Boch“, Saar
Metall, BASF. Als
Soldat hatte Stigulinszky das Fliegen gelernt – und behielt es als
Privatmann bei,
besaß eigene Maschinen, um in sein Haus auf Sylt zu fliegen. Bis
ins hohe Alter
gab es kaum eine Konzertreihe (Klassik, Jazz), für die er kein
Abonnement besaß.
Stig hatte zweifelsohne ein gutes, ein vitales Leben, verließ
seine Heimat nie und
eroberte sich im „Winkel“ Saarland die freigeistige Querköpfigkeit
und Originalität,
die ihn zu einer selten markanten Erscheinung im hiesigen
Kulturleben machten.