Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Luisenausstellung in St. Wendel - Info zur Eröffnungsveranstaltung

Date: 2019/04/01 19:40:09
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

mir ist bei der u.a. Ankündigung ein Fehler unterlaufen.

Die Eröffnungsveranstaltung ist auf geladene Gäste beschränkt. Eine zusätzliche Anmeldung - wie von mir vorgeschlagen - ist leider nicht möglich.
Tut mir leid, ich hätte vorher nachfragen sollen. Mein Fehler.

Mit freundlichem Gruß

Roland Geiger




-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: neue Ausstellung in St. Wendel
Datum: Tue, 26 Mar 2019 22:18:34 +0100
Von: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
An: Regionalforum <regionalforum-saar(a)genealogy.net>


Guten Abend,

vom 16. April bis 9. Juni findet im Mia-Münster-Haus eine Ausstellung mit dem Titel

"St. Wendel zur Zeit von Herzogin Luise" statt.


Ihr findet hier mehr darüber:

https://www.sankt-wendel.de/kultur/kulturelle-highlights/prinz-albert-jahr/


Die Eröffnung findet am Sonntag, 14. April, um 15 Uhr im Mia-Münster-Haus statt.

Wenn Ihr daran teilnehmen wollt, schickt bitte eine Email an das Stadtarchiv St. Wendel <mgrothusmann(a)sankt-wendel.de
Da wird die Ausstellung eröffnet, es gibt Musik von Philipp Jakob Riotte, einen Kurzfilm über Luise, und die neue Herzogin-Luise-Stiftung wird vorgestellt.

--
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger
 

[Regionalforum-Saar] Jüdisches Leben im Landkreis Merzig-Wadern 1650 - 1940

Date: 2019/04/01 19:41:55
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Neuerscheinung

Mitteilungen der „Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.“

Sonderband 25

 

Hans Peter Klauck

Jüdisches Leben im Landkreis Merzig-Wadern 1650 - 1940

594 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Hardcover-Einband

Preis: 38 Euro

Im 17. Jahrhundert sind im Raum Merzig die ersten jüdischen Familien nachweisbar. 1652 wird in einem Vogteigerichtsprotokoll ein "Roffel auch Raphael Jud" genannt. Es ist jedoch nicht sicher, ob er selbst in Merzig wohnte. 1683 wurde erstmals die Familie des Moyses Hanau in Merzig erwähnt Im 18. Jahrhundert zogen weitere jüdische Familien in Merzig zu. 1768 und 1782 gab es fünf jüdische Familien in der Stadt, die überwiegend vom Viehhandel lebten. Drei von ihnen waren allerdings nach einer Beschreibung von 1782 "bettelarm". In letztgenanntem Jahr zählte die jüdische Gemeinde, zu der auch die jüdischen Familien in den späteren Filialgemeinden Brotdorf und Hilbringen gehörten, etwa 12 Familien. Die Arbeit soll die Entwicklung der jüdischen Gemeinden im Landkreis Merzig-Wadern über einen Zeitraum ab der Mitte des 17. Jahrhunderts dokumentieren. Bis zum Jahre 1940 konnten insgesamt 4687 Bewohner jüdischen Glaubens im Landkreis dokumentieren und in 638 Familien zusammenführen. Die Geschichte der jüdischen Bevölkerung endete wie im gesamten Saarland am 22.10.1940. An diesem Tag wurden die letzten Juden in das französische Lager Gurs deportiert. Den Nationalsozialisten war es in kurzer Zeit gelungen ein gutes und konfliktloses Zusammenleben von Christen und Juden zu zerstören.

 

Zu der Buchvorstellung laden wir Sie alle herzlich ein!

Am 8. Mai um 19 Uhr in der Buchhandlung

Bock & Seip, Merzig, Poststraße 38.

 

Bestellungen an:

Vereinigung für die Heimarkunde im Landkreis Saarlouis e.V.

Kaiser-Wilhelm-Str. 4-6

66740 Saarlouis

heimatkunde(a)vfh-Saarlouis.de

[Regionalforum-Saar] ie Einwohner von,,Losheim – am - See,,vor 1909

Date: 2019/04/01 19:42:55
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Quellen zur Genealogie im Landkreis Saarlouis

und angrenzenden Gebieten

Neue Reihe 6

 

 

Die uns jetzt vorliegenden Dokumentation der Einwohner von Losheim und den Ortsteilen Bergen, Britten, Mitlosheim, Niederlosheim, Rimlingen, Scheiden und Waldhölzbach in drei Bänden ist eine Arbeit der erfahrenen Genealogin Inge Riedel. Die Arbeit fußt auf der Auswertung der Kirchenbücher und Standesamtsregister und auf der umfangreichen familien- und heimatkundlichen Literatur. Alles dies ist in dem umfangreichen Verzeichnis der Quellen und Literatur erfasst. Frau Riedel sei herzlich gedankt.

Das Buch ist ein wertvoller Beitrag zur Heimat- und Familiengeschichte der Gemeinde.

Das Einwohnerbuch Losheim am See mit den Ortsteilen schließt wieder eine Lücke in unserem Bestreben, alle Orte des Landkreises Saarlouis und den angrenzenden Gebieten genealogisch zu bearbeiten und auf den neuesten Stand zu bringen.

 

Inge Riedel

 

Die Einwohner von

Losheim – am - See

vor 1909

mit den Ortsteilen

Bergen, Britten, Mitlosheim, Niederlosheim, Rimlingen, Scheiden und Waldhölzbach

 

2634 Seiten

3 Bände, fest gebunden

 

 

140 Euro

 

 

 

Bestellungen bitte an:

 

Cardamina-Verlag

Pielau 2; D-56675 Weißenthurm

 

kontakt(a)cardamina.de

 

[Regionalforum-Saar] Auf Augenhöhe – Gesic hter der Armut

Date: 2019/04/01 21:24:15
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Im Rahmen des Literaturfestivals »erLesen!« findet am Sonntag, 7. April, um 11.00 Uhr im Kulturzentrum Bosener Mühle eine Ausstellung des Fotografen Pasquale D’Angiolillo mit seinen Bildern »Auf Augenhöhe – Gesichter der Armut« statt. Die Edition Schaumberg, die das gleichnamige Fotobuch erstellt hat, veranstaltet um 11.00 Uhr eine Lesematinée mit dem Hasborner Dichter Johannes Kühn und der aus Mettlach stammenden Lyrikerin Helga Koster. Dazu findet eine Diskussionsrunde zum Thema »Armut in Deutschland im 21. Jahrhundert« statt, an der neben dem Fotografen Pasquale D’Angiolillo und dem Verleger Thomas Störmer auch der Vorsitzende der Saarländischen Armutskonferenz Wolfgang Edlinger und Betroffene teilnehmen. Die Moderation übernimmt Susanne Wachs vom Saarländischen Rundfunk. Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung gestalten Clara und Jürgen Brill. Alle Teilnehmer verzichten auf ein Honorar. Der Eintritt von 5,00 Euro und der Erlös der Veranstaltung kommt der Saarländischen Armutskonferenz zugute. Karten zu der Veranstaltung gibt es ab 10.30 Uhr an der Tageskasse.

[Regionalforum-Saar] Unterlagen über Verstorbene a uf Auswandererschiffen

Date: 2019/04/03 08:41:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Morgen,

letztens kam in einem anderen Forum die Frage auf, wo sich


Craig R. Scott, ein amerikanischer Genealoge, der sich professionell mit Genealogie beschäftigt, gab diese Antwort:

(Übersetzung)

Zwischen 1855 und 1894 kassierte die US-Regierung durch die US-Zollbezirke Gebühren (bzw. erhoben eine Geldstrafe) vom Kapitän eines Schiffes für jeden Passagier über 18 Jahren, der während der Reise nach Amerika starb, mit Ausnahme der in Kajüten reisenden Passagiere (also für alle in den Zwischendecks etc.).

 

Diese Aufzeichnungen finden sich im US National Archives in:

 

Records of the Accounting Officers of the Department of the Treasury, Entry 271, Abstracts of Accounts for Fees for Deceased Passengers.

 

Einige der Einträge in den obigen Fällen sind in Entry 297, Settled Customs Accounts und Claims beschrieben.

 

Dazu gibt es Register unter "Entry 268", Register of Customs Accounts

 

------------ Originalemail---------------

 

Between 1855 and 1894 the U.S. Government, through the U.S. Customs districts, collected fees (aka imposed a fine) from the master of a ship for every passenger over the age of 18 who died during the voyage to America, except cabin passengers. 

 

These records are found in RG 217, Records of the Accounting Officers of the Department of the Treasury, Entry 271, Abstracts of Accounts for Fees for Deceased Passengers.

 

Some of the entries in the above are described in Entry 297, Settled Customs Accounts and Claims

 

These are entered in the registers described in Entry 268, Register of Customs Accounts.

 

Mit freundlichem Gruß


Roland Geiger



 

[Regionalforum-Saar] Empfehlenswert

Date: 2019/04/08 19:54:14
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

zwar liegt Ingelheim nicht in unserem Beritt, aber ich finde die Umsetzung sehr interessant. Links das Original, daneben die Umschrift und rechts eine moderne Version.
Und manche Begriffe erfahren eine Erläuterung.

Schauts Euch einfach mal an.

Mit freundlichem Gruß

Roland Geiger

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Weitergeleitet von der Pfalz-Liste:

Nachdem die ersten drei Bände der Ingelheimer Haderbücher gedruckt vorliegen, geht das Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. mit Band 4 und 5 neue Wege und hat sie digital ins Netz gestellt.

Alle Geschichtsinteressierten können nun in den Protokollen stöbern und lesen lesen, denn neben dem handgeschriebenen Originaltext steht eine Transkription sowie eine Übertragung in die heutige Sprache.

Allgemeine Hinweise zu den Haderbüchern finden sich unter
<https://www.haderbuecher.de/>

Einstieg für Groß-Winternheim (1490-1502):
<https://www.haderbuecher.de/baende/1490-1502-gross-winternheim/>

Einstieg für Ober-Ingelheim (1518-1529):
<https://www.haderbuecher.de/baende/bd-5-gw-1490/1518-1529-ober-ingelheim/>

Eine spannende Lektüre wünscht
Ernst-Peter (Winter)
_______________________________________________
Pfalz-L mailing list
Pfalz-L(a)genealogy.net
https://list.genealogy.net/mm/listinfo/pfalz-l

[Regionalforum-Saar] U. Rublack: Der Astronom und die Hexe

Date: 2019/04/09 08:26:04
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Der Astronom und die Hexe. Johannes Kepler und seine Zeit

Autorin: Ulinka Rublack

Erschienen Stuttgart 2018: Klett-Cotta

Umfang 409 S.

Preis € 26,00

ISBN 978-3-608-98126-1

 

Rezensiert für H-Soz-Kult von Andrea Bendlage, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Universität Bielefeld

Wer heute Eltingen (Leonberg) besucht, trifft auf ein Denkmal, das an die bekannteste Bewohnerin der Gemeinde erinnert: Katharina Kepler, Mutter des berühmten Astrologen Johannes Keppler (1571–1630), die in Gestalt einer jungen Schnitterin verewigt wurde. Dass sich diese einfache Frau in die Geschichte der Gemeinde einschreiben konnte, hat sie jedoch nicht (nur) ihrem Sohn zu verdanken, auch sie selbst hat Spuren hinterlassen. Ulinka Rublack ist diesen Spuren von Katharina Kepler und ihrer Familie nachgegangen. Herausgekommen ist ein (nun auch in gelungener deutscher Übersetzung vorliegendes) ebenso beeindruckendes wie spannendes Buch über eine Familie, die sich Anfang des 17. Jahrhunderts plötzlich in einem lebensbedrohenden Konflikt in einer Zeit – kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg – wiederfindet, in der aufgeklärte Naturwissenschaften, Aberglauben, wirtschaftliche Krisen und Hexenverfolgungen aufeinanderprallten und in der das soziale Gefüge eines Dorfes oder einer Stadt schweren Turbulenzen ausgesetzt war. Aus dem in den Leonberger Akten dokumentierten Prozess gegen Katharina Kepler entwirft die in Cambridge lehrende deutsche Historikerin das detailreiche Bild einer Epoche und ihrer Akteure, die die Zumutungen und Herausforderungen einer Gesellschaft im Umbruch zu bewältigen hatten und deren Auswirkungen Nachbarschaften und Familien entzweiten.

Der Erzählweg, den Rublack beschreitet, ist nicht geradlinig auf das Gerichtsverfahren gerichtet, sondern führt über vielfältige Nebenstrecken und Schleifen zum Mittelpunkt der Erzählung, dem Hexerei-Vorwurf gegen Katharina. Die Autorin beginnt zunächst mit der Beschreibung der politischen und gesellschaftlichen Situation in Württemberg während der Hexenverfolgungen und damit, was Hexenfurcht und Aberglaube in einer Familie anrichten konnten. Die Biographie Katharina Keplers steht für die vieler Frauen, deren Handlungsräume durch Ehe, Geburt, Krankheit und Existenzsorgen bestimmt oder aber auch begrenzt wurden. Katharinas Ehe mit einem Mann, der sich der Familie immer wieder entzog und sie im Grunde schon zu seinen Lebzeiten zur „Witwe“ machte, war schwer und entbehrungsreich, und doch gelang es ihr, allein für den Lebensunterhalt ihrer vier Kinder aufzukommen und schließlich ein auskömmliches Leben zu führen. Ihre Welt wurde jedoch im Jahre 1615 durch Anschuldigungen, sie habe mit einem selbstgebrauten Trunk etlichen Menschen Schaden zugefügt, in den Grundfesten erschüttert. Diese Bezichtigung sollte die Familie über sechs Jahre hinweg in Atem halten. Die Vorwürfe und Gerüchte hatten auch in ihrem Fall, wie so häufig, ihren Ursprung in einflussreichen Gruppen ihres sozialen Umfeldes (und einem neuen und übereifrigen Vogt), die Unglücksfälle, Erkrankungen und allgemeine Krisen zu erklären suchten, indem sie Hexen dafür verantwortlich machten.

Als den zu dieser Zeit schon berühmten Sohn Johann Kepler die Vorwürfe im fernen Prag erreichten, unterbrach er seine wissenschaftlichen Arbeiten und kehrte zur Verteidigung der Mutter nach Hause zurück. Das war für ihn nicht ohne Risiko, denn in der Frühen Neuzeit war eine wissenschaftliche Laufbahn, auch das beschreibt Rublack eindrücklich, ohne Mäzenatentum und gelehrte Netzwerke nur schwer möglich, denn „wenn er andere beeindrucken und die eigene Karriere fördern wollte, waren sein Geschick als gewinnender Höfling und seine praktischen Kenntnisse mindestens genauso wichtig wie sein Ruf als ein Gelehrter, der in der Lage war, Gottes Universum zu ergründen“ (S. 139). Auch seine Welt geriet mit den Anschuldigungen gegen seine Mutter ins Wanken, eine Welt, die schon allein aufgrund der konfessionellen Spannungen – Kepler war evangelisch – ständig gefährdet war. Der Blick auf die innerfamiliären Konflikte der Keplers, das ambivalente Verhalten des jüngsten Sohnes – er hatte die Mutter selbst einmal im Zorn als Hexe bezeichnet und sah seinen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg durch das Verfahren gefährdet –, werfen einen Blick auf die große Bedeutung von Familie und Nachbarschaft und ihre besonderen Regeln für das Zusammenleben. Dieses verlangte besonders von alleinstehenden Frauen ein hohes Maß an Regelkonformität (S. 169). Die Verteidigung seiner Mutter ging Johannes Kepler wie ein wissenschaftliches Projekt an. Sein wichtigstes Instrument war die Sprache, weshalb er durchsetzte, dass das Verfahren schriftlich geführt wurde. Er machte sich mit den wichtigsten Schriften und Argumenten des zeitgenössischen Hexendiskurses vertraut und suchte den Kontakt zu einflussreichen Akteuren (Christoph Besold, Matthias Bernegger, Martin Delirio und Wilhelm Schickard). Kepler zeigte einmal mehr, dass auch im Verfahren seiner Mutter nicht der unbedingte Verfolgungswille der Landesherren, sondern häufig die fragwürdige oder ungeschickte Handhabung durch lokale Richter für die fatale Dynamik von Hexenprozessen verantwortlich war.

Das Besondere an der Studie von Rublack ist, dass es ihr auf überzeugende Weise gelingt, Brücken zwischen den unterschiedlichen (Lebens-)Welten der Familienmitglieder und ihren persönlichen Beziehungen zu schlagen, die zuweilen mehr trennte als verband (S. 180). Die Gründe für die Beschuldigungen sah der Sohn in der sozialen Situation seiner Mutter, einer alleinstehenden, alten Frau, die sich mit Kräuterkunde auskannte und in den Häusern ein- und ausging. Das Verhalten der Mutter befremdete den berühmten Sohn, der in einer gänzlich anderen Welt lebte, und es machte sie darüber hinaus verletzlich für Hexerei-Anklagen. Kepler entkräftete die zum Teil abstrusen Anschuldigungen mit der gleichen Präzision und Beobachtungsgabe, mit der er auch wissenschaftliche Irrtümer widerlegte. Er argumentierte jedoch auch in den traditionellen Geschlechterstereotypen der Zeit, wenn er in seinen Verteidigungsschriften auf die weibliche Unvernunft und Geschwätzigkeit seiner Mutter hinwies, sich dabei auch nicht scheute, den Grund für die Boshaftigkeit der Anklägerin in ihrer Kinderlosigkeit zu suchen und sie damit gleichfalls in die Nähe einer Hexe zu rücken. Überhaupt hielt der berühmte Sohn deutlichen Abstand zur Welt der Frauen (S. 191). Der erste Prozess mit umfangreichen Zeugenbefragungen veranschaulicht einmal mehr, was es für ein Opfer bedeutete, wenn langsam aber stetig die für Hexenanklagen häufig tödliche Gemengelage aus Gerede und Gerüchten in konkrete Anschuldigungen und Gerichtsverfahren mündete, auch weil Beleidigungen und Unglücke über Generationen hinweg erinnert wurden (S. 234f.).

Keplers Denken und seine Vorstellungen von Geschlecht, Harmonie und der Evidenz von Beobachtung waren ihm die wichtigsten Bezugspunkte für die Verteidigung seiner Mutter. Die harmonische Herrschaft und die Frage der Gerechtigkeit waren für ihn letztendlich die Leitfrage für die Legitimität einer Regierung. Das Verfahren seiner Mutter wurde damit auch zum Bedeutungsträger für das Land Württemberg stilisiert. Anders gewendet: Will man das Wirken Keplers in seiner Ganzheit verstehen, so Rublack, muss man auch auf die Beziehungen zu seiner Familie schauen (S. 293f.). Erst am Schluss erfährt der Leser schließlich, wie es Katharina Kepler erging. Nach 14 Monaten Haft wurde sie wieder auf freien Fuß gesetzt und von den Anschuldigungen freigesprochen. Sie überlebte ihren Freispruch jedoch nur wenige Monate (S. 325). Dass weder auf dem Denkmal noch in aktuellen Broschüren der Gemeinde ein Hinweis auf den Prozess und dessen Weiterungen zu finden ist, wirft ein interessantes Licht auf die bis heute andauernde ambivalente Rezeption Katharinas. Das Denkmal, das 1938 im Auftrag der Nationalsozialisten entstand und die Wehrhaftigkeit und Stärke der Keplerin als junge Frau in Szene setzt, an der sich die neue Bewegung ein Beispiel nehmen sollte, führte, so die Autorin, eine Tradition fort, in der alternde Frauen keinen Platz und häufig auch keine Stimme hatten: und noch heute finden sich Publikationen, in denen sie als „hexenartig“ dämonisiert werde (S. 356).

 

Die Autorin verbindet in ihrem Buch fundiertes Fachwissen mit anglo-amerikanischer Erzähltradition und macht ein komplexes wissenschaftliches Thema für ein allgemeines Publikum zugänglich. Sie erschließt frühneuzeitliche Lebenswelten, die weit über den Rahmen einer mikrohistorischen Studie zum Leben in der Stadt Leonberg im 17. Jahrhundert hinausweisen. Diese hat inzwischen sogar zu einer Oper inspiriert.

 

Zitation

 

Andrea Bendlage: Rezension zu: Rublack, Ulinka: Der Astronom und die Hexe. Johannes Kepler und seine Zeit. Stuttgart  2018 , in: H-Soz-Kult, 09.04.2019, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-30267>.

 

 

 

 

[Regionalforum-Saar] Kriegszeiten 2

Date: 2019/04/13 20:57:36
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

 

letzte Woche kam mein neues Buch „Kriegszeiten 2“ aus der Druckerei.

 

Auf 308 Seiten enthält es diese Artikel:

 

Das verheißene Land

=> Die Auswanderer von 1709 und das deutsche Abenteuer, das im Siebenjährigen Krieg zugrunde geht

 

Die Verwüstung der Wendelsbrunnenkapelle

=> Vom Einmarsch der Franzosen in St. Wendel am 1. Januar 1794

 

Ein paar Soldaten Napoleons

=> aus St. Wendel und Umgebung

 

Keine langen Kerls

=> wie groß diese Soldaten waren

 

Veränderungen

=> die politischen Verhältnisse nach der Besetzung der Franzosen in St. Wendel

 

Stellvertretervertrag

=> ein Mann übernimmt den Wehrdienst eines anderen

 

Inventur

=> Schicksal einer St. Wendeler Familie

 

Militair = Verhältnisse (1861)

=> Militärstatistik in St. Wendel 1861

 

König von Preußen

=> altes Spottlied

 

Die Entstehungsgeschichte der "Stars and Bars"

=> die erste Flagge der Südstaaten und wer sie entworfen hat

 

Die Musik der pfeifenden Kugeln

=> ein junger Mann aus St. Wendel im amerikanischen Bürgerkrieg

 

Der Krieg, der nicht stattfand.

=> die Schlacht an der Blies am 20. April?

 

Enemy Alien - ausländischer Feind

=> ein Mann aus Wadern wird in USA im 1. Weltkrieg interniert

 

Das verlorene Grab meines Großvaters

=> der Enkel eines jüdischen Flüchtling sucht das Grab seines Großvaters, der im 1. Weltkrieg starb

 

Der Weg, den uns Gott beschert hat

=> Auszug aus der Geschichte, wie ich das Grab meines Urgroßvaters fand

 

Ein junges Mädchen in Gurs

=> Weg einer jüdischen Familie von Merzig nach Koblenz nach Gurs nach ???

 

Der letzte Flug

=> ein britischer Pilot im Hunsrück nach dem Absturz seines Flugzeugs nahe Idar-Oberstein

 

Tot und begraben und …

=> über die standesamtliche Erfassung von gefallenen Landsern

 

Der Mut, den man braucht

=> aus den Lebenserinnerungen eines amerikanischen B-24-Bordschützen

 

Skizzen

=> Zeichnungen eines jungen Mannes aus Ensheim, der in St. Wendel beim RAD war

 

Pfarrer Seynches Kriegstagebuch

=> Fragment der Aufzeichnungen des St. Wendeler Pfarrers

 

Ermittlungen

=> ein US-Ermittler untersucht das Verhalten französischer Besatzungstruppen in Neunkirchen

 

Kriegswinter 1946

=> ein Artikel aus einer Zeitschrift für deutsche Kriegsgefangene

 

»Par ces motifs: ...«

=> über einen Gerichtsprozeß der Franzosen direkt nach dem Zweiten Weltkrieg

 

Der universelle Soldat

=> die deutsche Version eines Lieds gegen den Krieg

 

Ein Brief nach Hause

=> eine deutsche Sympathiekundgebung direkt nach 9/11

 

Beim Barte des Kalifen

=> ein Essay über die Hintergrunde des sog. „Islamischen Staats“

 

 

 

Kriegszeiten

2. Band: Von Krieg und Frieden und den Zeiten dazwischen

Format A5, broschiert, schwarz-weiße Abbildungen

308 Seiten

 

Preis 15,00 Euro plus 2 Euro Versand

 

Interessenten können sich ihr Exemplar besorgen in der Buchhandlung Klein, St. Wendel, oder direkt bei mir.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] morgen abend in Marpingen um 19.30 Uhr

Date: 2019/04/15 21:43:59
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Marpingen: Die „Lokalen Erzählung 5 x 100“ werden vorgestellt

 

Marpingen. Der Landkreis St. Wendel hat 2016 im Rahmen des LEADER-Programms das Projekt „Lokale Erzählungen St. Wendeler Land 5 x 100“ begonnen. Angelehnt an die „Erzählung Europa 5 x 500“, wird bei den „Lokalen Erzählungen St. Wendeler Land 5 x 100“ die Neuzeit, also die vergangenen 500 Jahre, jeder Gemeinde in 100-Jahr-Schritte unterteilt. Besondere regionale Ereignisse, Landmarken und Persönlichkeiten sowie überregionale Entwicklungen sind dargestellt. Diesem Prinzip folgend werden Flyer erstellt, die einen ersten, leicht zugänglichen Einblick in die reichhaltige Vergangenheit der Gemeinden unseres Landkreises bieten. Sie klären über die wichtigsten geschichtlichen Entwicklungen in unserer Heimat auf und wollen zur Beschäftigung mit der regionalen Historie einladen.  Nach einer grundsätzlichen Abstimmung mit den Bürgermeistern haben lokale Arbeitsgruppen in Zusammenarbeit mit der Koordinierungsgruppe, in der auch Historiker vertreten waren - mittlerweile nur noch einer -  Informationen zusammengetragen und die Flyer erarbeitet.  Von September 2018 bis zum Frühjahr 2019 werden die Flyer der sieben Gemeinden und der Kreisstadt St. Wendel in einer Veranstaltungsreihe in den einzelnen Kommunen vorgestellt.

 

Die Vorstellung der „Lokalen Erzählung der Gemeinde Marpingen 5 x 100“ findet am Dienstag 16.April 2019, ab 19:30 Uhr im Kulturzentrum „Alte Mühle“ in Marpingen statt.

Den begleitenden Gastvortrag hält Tom Störmer aus Alsweiler.


Der Eintritt ist frei.

 

[Regionalforum-Saar] Juden in Illingen

Date: 2019/04/17 17:41:37
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

 

eine Amerikanerin mit Wurzeln in Illingen-Saar hat sich bei mir gemeldet. Sie sucht ein Buch oder Heft mit dem Titel „Juden in Illingen“, das von mehreren Leuten geschrieben wurde: Robert Kirsch, Volker Schmidt, Frank Hunsicker, Erick Hahn, Silke Stacker und Carolin Schroder. Es enthält etliche Familienlinien mit vielen Bildern.

 

Es geht nicht um "Die jüdische Gemeinde Illingen" von Otto Nauhauser.

 

Kann jemand helfen?

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] eine interessante Tagung in Saarbr ücken

Date: 2019/04/18 19:59:41
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

 

im vergangenen Jahr erhielt ich einen Anruf aus Saarbrücken von einem jungen Mann, der an der Uni Saarbrücken studierte. Er bat mich um Hilfe beim Finden von Leuten aus St. Wendel, die den hl. Wendelin verehren und auch darüber sprechen würden. Er suchte jemand, der den Kontakt herstellte. Ich nahm ihn mit zu Pastor Leist, wo wir eine Reihe von Familien aussuchten, an die er sich wenden konnte.

 

Ich habe das Projekt danach nicht weiter verfolgt. Aber es ist wohl etwas daraus geworden, denn Ende der nächsten Woche wird Vladislav Drilenko an der Uni in Saarbrücken im Rahmen einer wissenschaftlichen Nachwuchstagung der Historischen Anthropologie seine Ergebnisse in einem Referat vorstellen.

 

Die Tagung trägt den Namen „Glaube und Zukunft - Menschen zwischen Wallfahrt und Weltraum“ und findet von Donnerstag, 25. April, bis Samstag, 27. April, im Tagungsgebäude des Graduate Center, Campus C9 3 (Jägerheim), Saarbrücken, statt.

 

Veranstalter ist das FR „Kunst- und Kulturwissenschaft“ unter Univ.-Prof. Dr. Barbara Krug-Richter, Professur für Historische Anthropologie/Europäische Ethnologie.

 

Interessierte sind stets willkommen.

 

Ich habe vor, die Tagung am Donnerstag und Freitag zu besuchen.

 

Roland Geiger

 

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Glaube und Zukunft - Menschen zwischen Wallfahrt und Weltraum

 

Spätestens seit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 und verstärkt durch die Migrationsbewegungen im Gefolge des Krieges in Syrien 2015/16 kamen Diskussionen um Religion und religiöse Überzeugungen zurück nach Europa.

Gleichzeitig sehen viele Menschen des 21. Jahrhunderts die Gestaltung ihrer Zukunft nicht mehr in religiösen Fundierungen. Sie fragen vielmehr nach technischen Visionen und deren realer Umsetzbarkeit von der künstlichen Intelligenz bis hin zur Eroberung des Weltraums.

 

Die studentische Tagung an der Universität des Saarlandes verknüpft beide Perspektiven.

 

Universität des Saarlandes

 

Ort: Tagungsgebäude des Graduate Center, Campus C9 3 (Jägerheim), Saarbrücken.

 

 

 

 

Donnerstag, 25. April

 

Glaube und Spiritualität

 

15:45 Kaffee und Begrüßung

 

16:00

Die Suche nach Spiritualität in den 1960er/70er Jahren

Am Beispiel der Bhagwan-Bewegung und der Transzendentalen Meditation

(Alisa Silveira/Silja Huber)

 

17:00 „Egal welcher Kofession du angehörst, es interessieren sich alle für Taizé“

Gelebte Ökumene in der Communauté de Taizé

(Victoria Steinmetz)

 

17:20 „Mutter Gottes hilf!“

Die Wallfahrt zu „Unserer Lieben Frau mit den Pfeilen“

(Steffen Ruth)

 

18:00 Kaffeepause

 

18:20 Die Verehrung der Heiligen Barbara im saarländischen Bergbau

Soziale und kulturelle Funktionen im 20. Jahrhundert

(Corinna Kern)

 

18:40 „Ungläubige?“

Von Glauben und Zweifeln

(Mario Kühn)

 

19:00 Schlusswort

 

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Freitag, 26. April

 

Glaube und Spiritualität

 

09:00 Kaffee und Begrüßung

 

09:30 Pilgern heute am Beispiel von Jakobswegen

(Johanna Baumgärtel)

 

09:50 Die Verehrung des Heiligen Wendelinus

(Vladislav Drilenko)

 

10:30 Kaffeepause

 

10:45 Marienverehrung, Frömmigkeit und Katholizismus im Bistum Trier zwischen Vormärz und Reichsgründung

(Gastvortrag Maike Jung M.A)

 

 

Religion und Zukunft im intereligiösen Dialog

 

11:30 Halal einkaufen

Herausforderungen beim alltäglichen Lebensmitteleinkauf in Deutschland

(Anna Cornehl)

 

11:50 Machen Kleider Leute? Religiöse Kleidung bei deutschen Musliminnen

(Dorothee Holz)

 

12:30 Ein Tag, der die Welt veränderte

Die mediale Darstellung von Muslimen vor und nach dem 11. September

(Kristin Graf)

 

13:00 Mittagspause

 

14:00 Die Zukunft der Anderen?

Zivilgesellschaftliche Perspektiven auf Migration und Flucht in Saarbrücken

(Leonie Müller/Daniel Schumann/Selina Fuchs/Lea Klüß)

 

15:40 Kaffeepause

 

Popkulturelle Rezeption von Religion

 

16:00 Freddy Mercury

Made in heaven

(Stefanie Klos)

 

16:20 Kirchenmusik der 1960er/70er Jahre

(Kathrin Sawatzki)

 

17:00 „Die Kraft Jesu Christi bezwingt dich!“

Religiöse Praxis im Horrorfilm am Beispiel des Exorzismus

(Debbie Picco)

 

17:20 Geschichte und gegenwärtige Rezeption des Elfenglaube in Island

(Denise Borchers-Busch)

 

18:00 Schutzengel zu verkaufen

Zur Vermarktung eines christlichen Symbols

(Patricia Listwan)

 

18:20 „Zittert, zittert, die Hexen sind zurückgekehrt!“

Die Neuen Hexen in Deutschland

(Tara Walke)

 

19:00 Schlusswort

 

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Samstag, 27. April

 

Tod und Leben

 

09:00 Kaffee und Begrüßung

 

09:30 Kind des Krieges

Der Weltraumvertrag im Kontext der 1960er Jahre

(Stella Breitbach)

 

09:50 Astronomische Bildung

Zukunftsperspektiven in deutschen Lehrplänen und deren utopische und dystopische Formulierungen

(Junes Arib)

 

10:30 Die Weltraumträume der Tech-Milliardäre

(Janis Schumacher)

 

10:50 Todesanzeigen - Spiegel der Gesellschaft?

Glaube und Religion in Todesanzeigen des 20. und 21. Jahrhunderts

(Lara Wendel)

 

11:10 „Ein Ort für Lebende“

Zur spirituellen Aufladung von Natur am Beispiel des Friedwaldes

(Paula Bleschke)

 

11:30 Kaffeepause

 

11:50 Kinder herstellen?

Diskurse über Genetik: Medizinische und alltägliche Perspektiven im Saarland

(Jennifer Fries/Anna Buwen/Henrike Sausen)

 

13:10 Abschlussdiskussion und Schlusswort

 

 

[Regionalforum-Saar] Mord auf der Grube Heinitz 1899

Date: 2019/04/25 10:35:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Neunkirchen, 19. November 1899.

 

Nach der Saar= und Blies- Zeitung ist es gelungen, gestern Nachmittag die beiden nach dem Morde bei Heinitz Betheiligten zu fassen. Dieselben sind zwei Bergleute aus Oberthal bzw. Guideswieler, Namens Geßner und Thiry, und haben das Verbrechen bereits gestanden. Man scheint ihnen dadurch auf die Spur gekommen zu sein, daß der Eine vielleicht aus Gewissensbissen, vom Morgen nach der Unthat ab nicht mehr zur Schicht gegangen ist.

 

St. Wendel, 21. November 1899

Der kaum 30 Jahre alte Jakob Geßner aus Guidesweiler, welcher dringend verdächtig erscheint, den Bergmann Biegel von Sotzweiler durch einen Schnitt in den Hals in der Nähe der Grube Heinitz ermordet zu haben, hat bis dahin in seinem Heimatsorte sich des besten Rufes und wegen seines unverwüstlichen Humors einer großen Beliebtheit zu erfreuen gehabt. Die brave Familie des bereits verhafteten Geßner, welche die Kunde von dem Verbrechen ihres Sohnes erhielt, als ein zur Verhaftung desselben erschienener Gendarm sie mit seinem Auftrag bekannt machte, genießt in Oberthal die größte Achtung und wird ob dieses Unglücks allgemein bedauert.

 

Quelle: Nahe-Blies-Zeitung 1899, eingesehen im Stadtarchiv St. Wendel

[Regionalforum-Saar] Interdisziplinäre Ansätz e in der Hexenforschung

Date: 2019/04/25 23:38:29
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Interdisziplinäre Ansätze in der Hexenforschung

Ort       Stuttgart

Veranstalter     Wolfgang Behringer, Lehrstuhl für Frühe Neuzeit, Universität des Saarlandes, Saarbrücken; Petra Steymans-Kurz, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart; Rita Voltmer, Geschichtliche Landeskunde, Universität Trier

 

21.02.2019 - 23.02.2019

 

Von Anne Sauder, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

 

Die diesjährige Tagung des Arbeitskreises Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH) integrierte, neben erfahrenen Hexenforscher/innen auch junge Referent/innen, die noch am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere stehen. Nach einem herzlichen Willkommensgruß seitens der Tagungsleitung referierte THERESA BAYER (Zürich) über die Notwendigkeit, Quellen im Kontext ihrer Entstehungsgeschichte zu betrachten. In ihrer Dissertation, die sich mit dem Umgang mit Magie zur Zeit Karls des Großen befasst, setzt sich Bayer unter anderem mit der Capitulatio de partibus Saxoniae auseinander, einem Dokument, das im Zuge der Sachsenkriege Karls des Großen verfasst wurde. Dieses Dokument sei zwar gut erforscht, allerdings sei dies auf inhaltlicher Ebene in der Regel nur in Auszügen geschehen. Zur Erforschung eines Sachverhalts, der in der Capitulatio erwähnt werde, seien nur die jeweils relevant erscheinenden Quellenpassagen herausgegriffen worden, ohne diese jedoch im Kontext der gesamten Quellelage und deren Entstehungsgeschichte zu untersuchen. Am Beispiel des Umgangs mit den Begriffen Striga und Sortilegus in der Capitulatio zeigte die Referentin, dass zur vollständigen Analyse nicht nur die jeweilige Passage herausgegriffen werden darf. Vielmehr bleiben Kontextualisierungen innerhalb des Dokumentes sowie die Konsultation weiteren zeitgenössischen Materials wie etwa Bußbücher, Priesterhandbücher oder Briefe nötig.

 

CHARLOTTE BÖSCH (Wien) stellte ihre abgeschlossene Masterarbeit über den direkten herrschaftlichen Einfluss auf Hexenprozesse im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert vor. Um herauszufinden, wie sich die An- beziehungsweise Abwesenheit von Herrschaftsträgern auf Hexenprozesse auswirkte, betrachtete sie vergleichend die Grafschaft Hohenberg und die Pfandherrschaft Hainburg: Hohenberg stand über mehrere Zwischeninstanzen unter der juristischen Weisungsgewalt Innsbrucks, während in Hainburg mit Johann Christoph Unverzagt der Gerichtsherr direkt vor Ort anwesend war. Durch den Abgleich der Urgichten und Prozessdokumente mit zwei Landesgerichtsordnungen und der Constitutio Criminalis Carolina stellte sich heraus, dass sich die Hainburger Prozesse strenger an die Rechtsvorlagen gehalten haben als die von Hohenberg. Hier fanden trotz staatlicher Supervision mehr Prozesse statt als in der Pfandherrschaft. Mithilfe des Analyseinstruments MAXQDA versuchte Bösch außerdem nachzuweisen, dass die Landesgerichtsordnung von 1640 bereits vor ihrem Inkrafttreten Anwendung gefunden hatte.

 

ANDREAS MÜLLER (Halle an der Saale / Wittenberg) stellte anhand von drei Beispielen den Umgang des Zedlerschen Universal-Lexicons (1731–1754) mit dem Hexereidiskurs vor. Die umfangreichen Artikel zu Zauberer, Zauberey und Hexerey lassen fundamental unterschiedliche Einstellungen der jeweiligen Autoren erkennen. Während der eine Artikel Zauberer als Betrüger bezeichnet und der andere die Existenz von Zauberey, unter Bezugnahme auf Martin Delrio, als schändliches Delikt betrachtet, weist der dritte und älteste Artikel über Hexerey eine vorsichtig-abwägende Haltung auf. Argumente für und gegen die Existenz von Hexerei werden hier vorgetragen. Müller zeigte anhand der Querverweise innerhalb der Artikel, dass die Autoren jeweils nur einen Teil des 68 Bände umfassenden Lexikons kannten. Weiterhin verdeutlichte er anschaulich, wie Universallexika im 18. Jahrhundert zustande kamen: Diese setzen sich aus einem bunten Kompendium verschiedener Texte zusammen, die fast wörtlich aus anderen Vorlagen kopiert wurden. Passagen, die nicht mehr aktuell erschienen, wurden gestrichen oder marginal umgearbeitet. Dadurch entstand eine inhaltliche und formale Inkonsistenz, da voraufklärerische Argumente adaptiert, aber nur in Teilen dem aufklärerischen Gedankengut angepasst wurden.

 

Einen Teil ihres Dissertationsprojektes, dessen Fertigstellung im Laufe des Jahres erwartet wird, stellte EVELINE SZARKA (Winterthur) vor. Anhand von Beispielen aus Zürich, Basel und Bern zeigte Szarka den Einfluss der Reformation auf den Geisterglauben und dessen Zusammenhang mit dem Glauben an Hexerei. Dabei ging der Vortrag besonders auf die Deutung von Imaginationen über (vermeintlich) angezauberte Geister und unsichtbare Menschen ein. Vor der Reformation seien Geister oft als Erscheinungen von Verstorbenen gedeutet worden, die sich aus dem Fegefeuer heraus Gehör verschafften. Diese Deutung passte freilich nicht mehr in das protestantische Weltbild. Die angeblichen Geistererscheinungen interpretierten Theologen und Pfarrer nun als teuflische Täuschungen, wobei Satan als von Gott beauftragt galt, die betreffende Person zu strafen oder zu prüfen. Auf die Erscheinung durfte nur mit Beten und Fasten, nicht aber mit Exorzismen oder sonstigen „papistischen“ Ritualen reagiert werden. Diese Umdeutung der Totengeister zu teuflischen Illusionen machte den Betroffenen verdächtig, göttliche Strafe verdient zu haben, was zu Ehrverlust und Ächtung führen konnte. Auch traten Geistererscheinungen auf, die angeblich der betreffenden Person angehext worden waren. Ab den 1690er-Jahren wurde zusätzlich darüber diskutiert, ob es sich bei derlei Erscheinungen um eine Hexe handelte, die sich mit Hilfe des Teufels unsichtbar machen könne. Szarka wies exemplarisch nach, dass viele Arten des Geisterglaubens parallel existierten. Selbst die protestantische Obrigkeit hielt sich nicht immer an ihre eigenen Deutungsmuster.

 

Keinen Konsens, sondern kritische Diskussionen fand der von STEIJE HOFHUIS (Utrecht) vertretene Ansatz. In seiner Dissertation befasst sich Hofhuis mit der Theorie der kulturellen Evolution, die er in seinem Vortrag exemplarisch auf das Phänomen der Hexenverfolgungen anwandte. Die an die Darwin’sche Evolutionstheorie angepasste These besagt, dass sich langlebige kulturelle Phänomene, in Analogie zu biologischen Merkmalen, durch eine kumulative Erhaltung zufälliger, ungerichteter Mutationen bildeten, die sich gegen den ursprünglichen Zustand durchsetzten, weil sich das Mutationskonglomerat der jeweiligen umgebenden Situation besser anpasste. Die mutierten Phänomene seien zwar nicht immer nützlich für die Gesellschaft, aber nützlich für den Selbsterhalt. Manche von ihnen können sich in Analogie zu Viren durch Mutationen in einer Gesellschaft festsetzen, die dann zum erkrankten Wirt dieses viralen Phänomens werde. Dies sei im Fall der Hexenverfolgungen geschehen, die so gut angepasst erscheinen, dass es sich dabei um ein mit agency ausgestattetes Evolutionsdesign handeln könne. Als einen Teil des mutierten Eigenschaftskonglomerats im Hexenglauben versteht Hofhuis den Glauben an eine mitgliederstarke Sabbatgesellschaft, der zu immer längeren Besagungsketten geführt und sich dadurch viral ausgebreitet habe. Das intelligente Design, das der Referent dahinter zu erkennen glaubt, sei aber nicht „erdacht“ worden, sondern habe sich quasi nach darwinistischer Art aus sich selbst heraus entwickelt und angepasst, um seine weitere Existenz zu ermöglichen.

 

Den Schlussvortrag des ersten Tages hielt ISABELLE ZEDER (Basel), die mit ihrer Masterarbeit auf ein bisher noch wenig beachtetes Phänomen aufmerksam machte. Sie stellte die Prozessakten dreier Frauen vor, die sich selbst anzeigten und darum baten, hingerichtet zu werden. Das Schlüsseldokument der Untersuchung bildet die Akte der 14jährigen Margaretha Schirm (1637). Im Verlauf des Prozesses, in dem sie mehrmals einen Sterbewunsch äußerte, wurde ein Gutachten eingeholt, in dem unter Bezugnahme auf den Rechtsgelehrten Johann Georg Gödelmann dazu geraten wurde, die vermeintliche Hexe nicht zu töten, sondern sich ihres gefährdeten Seelenheils anzunehmen. Gödelmann nahm an, dass nicht das Ausüben von Hexerei zu Reue führe, sondern dass eine innere Seelenqual die (imaginierte) Tat auslöse. Schirm wurde nach dem Prozess nicht hingerichtet, sondern zur Seelsorge ins Siechenhaus vermittelt. Auch die Prozessakten von Maria Ostertegin (1613) und Catharina Schmid (1644) lassen einerseits den Sterbewunsch der Frauen und andererseits Zweifel des Gerichts an ihrem Geisteszustand erkennen. Ein Indiz dafür, dass das Phänomen der Selbsttötung durch Selbststigmatisierung auch Zeitgenossen bekannt gewesen sein könnte, bieten die Schriften des Johann Weyer, der einen Zusammenhang zwischen vermeintlicher Hexerei und Melancholie herstellt. Unter den Teilnehmern der Tagung bestand Einigkeit darüber, dass diese drei Selbstanzeigen keine Einzelfälle gewesen sind. Zeder bereitet zur Zeit eine Dissertation zu diesem Thema vor.

 

Der zweite Vortragstag war in zwei Sektionen unterteilt. Die Sektion „Kontroverse“ bildete der Vortrag ROBERT MEIERs (Marburg), der im Staatsarchiv Wertheim auf bisher unbekannte Dokumente aus der Würzburger Zent Remlingen gestoßen war. Diese bieten neue Erkenntnisse bezüglich der Würzburger Hexenprozesse. Die zutage getretenen Akten und Briefe zeigen, dass Fürstbischof Julius Echter in seinen ersten Regierungsjahren für die Einhaltung von Verfahrensregeln bei der Verfolgung und Hinrichtung von Hexen in der Zent Remlingen plädiert hatte. Von einer fürstlichen Inszenierung oder Förderung der Würzburger Hexenverfolgungen sollte also nicht mehr die Rede sein, wenngleich Meier die politische Verantwortung des Fürstbischofs nicht negierte. Da alle neu entdeckten Dokumente sich auf bereits bekannte Hexenprozesse beziehen, sei es unwahrscheinlich, dass es in der Zent noch weitere Prozesse gegeben habe. Gleiches gelte mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für die anderen Zenten im Einflussgebiet Echters. Damit muss die Dunkelziffer hingerichteter Hexen im zersplitterten Territorium Würzburg wesentlich kleiner ausfallen, als bisher angenommen. Die Prozesswelle von Gerolzhofen mit ihren 145 nachgewiesenen Hinrichtungen bildet eine Ausnahme. Auch zieht Meier die Glaubwürdigkeit eines Tübinger Flugblatts in Zweifel, das den Würzburger Fürstbischof bezichtigt, 900 Menschen wegen Hexerei verbrannt zu haben. Nach seinen Forschungen dürfte es kaum mehr als 450 Hinrichtungen gegeben haben. Generell sieht er die Prozesse unter Echter eher im Kontext herrschaftspolitischer Konflikte, da mit ihrer Hilfe im stark zersplitterten Einflussgebiet des Hochstifts Würzburg vor Ort um die Gerichtshoheit gestritten wurde. Treibende Kräfte seien die Bevölkerung und die Amtleute vor Ort gewesen.

 

Die Sektion „Klärung klassischer Fragen“ bildeten zwei Vorträge. Die Mediävistin KATHRIN UTZ TREMP (Lausanne) hatte sich von 2016 bis Ende 2017 mit den Prozessakten des viel beachteten, aber bisher nur ungenügend aufgearbeiteten Falls der Anna Göldi beschäftigt, der vermeintlich letzten Frau, die in Westeuropa als Hexe hingerichtet wurde. Gleich zu Beginn ihres Vortrages wies Utz Tremp auf einen Fehler bei der Überlieferung des Falls hin, der so häufig wiederholt wurde, dass er inzwischen zum Konsens gehört: das Todesdatum der Anna Göldi, welches in den Akten mit dem 13. Juni 1782 angegeben wird, richtete sich nach dem zu dieser Zeit im Kanton Glarus gebräuchlichen Gregorianischen Kalender. Nach heutiger Zeitrechnung starb Göldi aber am 24. Juli 1782. Dabei handelt es sich nicht um den einzigen verbreiteten Irrtum bezüglich des Prozesses, weshalb Utz Tremp die Hoffnung äußerte, ihr „Vorprojekt“ mit der Sondierung und Ordnung der Prozessakten werde den Weg für eine künftige Edition bereiten. Bei den vier Versionen der Akten, die im Landesarchiv Glarus aufbewahrt werden, handelt es sich höchst wahrscheinlich um Kopien, die der Historikerin zufolge den Originalen aber sehr nahekommen. Weitere Quellen zum Göldi-Prozess bieten die Briefe des deutschen Publizisten Heinrich Ludwig Lehmann, die aufgrund ihrer literarischen Qualität aber mit äußerster quellenkritischer Vorsicht zu behandeln seien. Eines der vier Aktenbündel sei außerdem kein zeitgenössisches Dokument, sondern eine Zusammenstellung der drei anderen Bündel, angefertigt nach 1818. Als besonders bedeutsam bei der Ergründung des Entstehungskontextes der Akten hebt Utz Tremp die Überlieferungslücken hervor, die nur in der Gesamtsicht gefüllt werden können, da einige Aussagen und Indizien des einen Aktenbündels in anderen nicht auftauchen.

 

Den Abschluss der Tagung bildete der Vortrag von RITA VOLTMER (Trier). Seit den Forschungen von Arno Borst und seines Schülers Andreas Blauert wurde der herrschaftspolitische Hintergrund von Hexenverfolgungen immer wieder betont, eine politische Nutzung oder gar Instrumentalisierung von Hexenglauben und Prozess jedoch kontrovers diskutiert. Vor allem die Diskussion und Abwehr der Akkulturationsthesen (Robert Muchembled), der überzogenen Thesen von Heinsohn und Steiger („Vernichtung der weisen Frauen“) sowie der „Hexenkrieg-These“ von Gerhard Schormann habe zu verstärkten Reaktionen gegenüber dem herrschaftspolitischen Paradigma (Hexenpolitik) geführt, wie Voltmer in ihrem Überblick zu den Forschungsdebatten um die Funktionalität von Hexenglaube / Hexenprozess ausführte. Ungefähr ab 1996 konnte Voltmer zeitgleich mit Gudrun Gersmann und anderen Forscher/innen, insbesondere aus dem Schweizer Arbeitskreis, auf die Bedeutung von „Hexenpolitik“ hinweisen. Anhand der Verfolgungen im Rhein-Maas-Raum arbeitete Voltmer die Spielarten von Hexenpolitik unter Einbeziehung des Konzepts einer politischen Dämonologie heraus. Ob die jeweilige Obrigkeit sowohl in städtischen wie feudal organisierten Einheiten die Hexenverfolgung förderte, kontrollierte oder behinderte, konnte von den jeweiligen ordnungs- und machtpolitischen Interessen abhängen. Voltmer stellte in diesem Zusammenhang die Gründe vor, sich für oder gegen die Verfolgung angeblicher Hexen zu engagieren. Der kalkulierende Einsatz von „Hexenpolitik“ wurde insbesondere deutlich bei Herrschaftsträgern, deren Position situations- oder ortsabhängig variierte. Das Konzept der „Hexenpolitik“ möchte keinen monokausalen Deutungsansatz bieten, wie Voltmer hervorhob. Die Gründe, warum Hexenprozesse durchgeführt oder eben nicht durchgeführt wurden, blieben vielfältig. Die Akteurs- und Handlungsebenen von Bevölkerung, Experten (etwa Juristen, Schreiber oder Scharfrichter) und Obrigkeit agierten dabei gemeinsam. Die Verknüpfung von Interessen, Überzeugungen sowie (evozierten) Bedrohungsszenarien bleibt kaum entwirrbar. „Hexenpolitik“ stellt aber als Teil politischer Willensbildung einen nicht zu unterschätzenden Faktor dar.

 

Wir danken den Veranstaltern Petra Steymans-Kurz, Wolfgang Behringer und Rita Voltmer sowie der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die reibungslos verlaufene Tagung. Allen Referenten sei für interessante und innovative Vorträge gedankt. Erinnert sei an die internationale Konferenz, die vom 25. bis zum 28. September unter dem Titel „Tiere und Hexen. Animal Turn in der Hexenforschung?“ im Tagungshaus Weingarten stattfinden wird.

 

Konferenzübersicht:

Sektion 1: Neue Forschungen

Petra Steymans-Kurz (Stuttgart) / Wolfgang Behringer (Saarbrücken) / Rita Voltmer (Trier): Begrüßung und Einführung

Theresa Bayer (Zürich): Magie im Frühmittelalter als Forschungsgegenstand. Weshalb es sinnvoll sein kann, Quellen nicht ausschließlich als "Steinbruch" zu betrachten

Charlotte Bösch (Wien): Macht, Staat, Hexen. Eine Untersuchung über den Einfluss von herrschaftlicher Macht auf Hexenprozesse am Beispiel der Herrschaft Hainburg und der Grafschaft Hohenberg im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert

Andreas Müller (Halle an der Saale / Wittenberg): Von A wie Aberglaube bis Z wie Zauberey. Hexerei und Magie im Zedlerschen Universal-Lexicon

Eveline Szarca (Winterthur): Von angezauberten Geistern und unsichtbaren Menschen. Über den Zusammenhang zwischen Spukphänomenen und Hexerei in der frühneuzeitlichen Schweiz

Steije Hofhuis (Utrecht): "Virale" Verfolgungen? Eine evolutionstheoretische Betrachtung der Hexenprozesse

Isabelle Zeder (Basel): Selbstbezichtigungen während der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung als "suicide by trial"

AKIH Internes. Berichte – Diskussionen – Planungen

Sektion 2: Kontroverse

Robert Meier (Marburg): Verschobene Perspektiven. Ein anderer Blick auf die Hexenprozesse im Hochstift Würzburg (1600–1626)

Sektion 3: Klärung klassischer Fragen

Kathrin Utz Tremp (Lausanne): Anna Göldi, letzte Hexe. Die Akten des Prozesses (1781–1782)

Rita Voltmer (Trier): "Hexenpolitik" – ein Forschungsparadigma

 

[Regionalforum-Saar] Der König vom Ostertal

Date: 2019/04/26 17:04:45
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Biografie „Der König vom Ostertal“ erscheint

Niederkirchen. Über Ludwig König, den legendären Bürgermeister der Bürgermeisterei Niederkirchen im Ostertal (1874 – 1940), erscheint demnächst ein neues Buch. Das teilte der Heimat- und Kulturverein Ostertal in einer Pressemeldung mit. Zwar wird in den Bänden 3 und 4 der „Chronik des mittleren Ostertals“ das Leben und Wirken Königs an vielen Stellen beschrieben, aber eine geschlossene Abhandlung gibt es noch nicht. Die jetzt von Hans Kirsch zusammengestellte Biografie umfasst 152 Seiten mit vielen Fotos und kostet voraussichtlich  sechs bis sieben Euro.

Gleich auf der ersten Seite, so die Mitteilung, finde sich ein origineller und für König typischer Ausspruch anlässlich eines Besuchs des bayerischen Prinzen Alfons im Krisenjahr 1932 in Niederkirchen: „Königliche Hoheit, die Könige stehen heute tief im Kurs. Ich bin noch der einzige regierende König in Bayern. Ich regiere sieben Gemeinden.“ Dementsprechend, so der Verein, laute der Titel des Buches auch „Der König vom Ostertal“.

Ludwig König hat für seine Ostertalgemeinden viel erreicht, sein legendärer Ruf speist sich aber vor allem aus seiner Volkstümlichkeit. Oft und gerne beteiligte er sich an Wirtshausgesellschaften, es wurde getrunken und gesungen. König war aber auch Mitglied der NSDAP, er hatte Beziehungen zum Gauleiter, scheute sich aber auch nicht – wie der St. Wendeler Arzt Dr. Fichtenmeyer berichtete – gegen Parteifunktionäre aufzutreten, „wenn sie die Partei über die Menschen stellten. Das Buch berichtet auch, wie das Bild Königs in der unmittelbaren Nachkriegszeit, in einer neuen politischen Ordnung, gesehen wurde.

Der Heimatverein weist jedoch darauf hin, dass das Buch nicht auf Vorrat gedruckt wird, die Auflage orientiert sich vielmehr daran, wie viele Exemplare vorher bestellt werden. Bestellungen seien bis zum 15. Mai 2019 möglich bei Ewald Wailersbacher, Niederkirchen, Telefon 06856/660, E-Mail: familie.wailersbacher(a)t-online.de oder bei Hans Kirsch, E-Mail: hansakirsch(a)t-online.de.

[Regionalforum-Saar] Marpingens Geschichte lokal erz ählt

Date: 2019/04/26 23:32:31
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Der nachstehende Artikel stand heute morgen in der SZ (jedenfalls bis zur Linie - alles dahinter ist von mir. Plus die Anmerkungen in []). Wenn Sie allerdings den Artikel in seiner Gänze unkommentiert genießen wollen, sollten Sie sich eine SZ kaufen.

 

Marpingens Geschichte lokal erzählt [nee, erzählt wurde sie nicht. Die haben ein Faltblatt ausgeteilt, auf dem man alles selber nachlesen muß]

 

Marpingen. In der Alten Mühle in Marpingen wurde der fünfte und somit letzte Flyer der Serie „Lokale Erzählungen – 5 x 100“ vorgestellt. Von Ralf Mohr [Ralf ist der Verfasser des Artikels, er hat nicht den Flyer vorgestellt.]

 

Als fünfter Flyer der Serie „Lokale Erzählungen – 5 x 100“, nach Tholey, Namborn, Nohfelden und Oberthal, wurde in der Alten Mühle der Flyer der Gemeinde Marpingen vorgestellt.

 

Mit dieser Reihe soll die Geschichte Neuzeit, der vergangenen 500 Jahre, der Gemeinden des Landkreises St. Wendel den Menschen der Region näher gebracht werden. Der Erste Beigeordnete der Gemeinde, Rene Rohner, begrüßte die Gäste. „Die große Geschichte Europas, herunter gebrochen auf unsere Region, das sollen die Flyer vermitteln“, erklärte Landrat Udo Recktenwald in seinem Grußwort. Geschichte soll damit authentisch vor Ort näher gebracht werden. „Die Geschichte, die man aus Geschichtsbüchern kennt, erreicht nicht alle Menschen der Region, sondern ist oft mehr etwas für Spezialisten und Historiker“, erläuterte der Landrat. Es sei aber keine leichte Aufgabe, die Geschichte von 500 Jahren in einen Flyer zu packen, bemerkte er weiter. „Uns ist es dabei wichtig, die große Geschichte mit den Entwicklungen vor Ort zu verbinden“, so Recktenwald.

 

Persönlichkeiten, Bauwerke und Grenzzusammenhänge sollen anhand des regionalen Bezuges die Verbindung von Weltgeschichte und lokaler Historie veranschaulichen. Das Bewusstsein für die eigene Geschichte als ein Stück Heimatpflege festige die regionale Identität und gerade auch im Hinblick auf die beteiligten Vereine ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das wichtig für die funktionierenden Strukturen in den Gemeinden und im Landkreis sei.

 

Der Ehrenvorsitzende der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land, Kulani, und Mitinitiator der Flyer-Reihe, Werner Feldkamp, beleuchtete im Anschluss die Herangehensweise und den Werdegang der Darstellungen. Die regionale Identität stehe dabei im unmittelbaren Zusammenhang mit dem regionalen Geschichtsbewusstsein, erläuterte Feldkamp. Um die Flut an Informationen zu ordnen, wurde eine Koordinierungsgruppe bestehend aus Eva Henn vom Bildungsnetzwerk St. Wendeler Land, Lukas Kowol vom Landkreis St. Wendel und Werner Feldkamp ins Leben gerufen. Als beratende Historiker traten Bernhard W. Planz [noch] und Roland Geiger [früher] und Gerd Schmitt [noch früher] in Erscheinung. Die künstlerische Gestaltung und das Layout der Flyer übernahm Christoph M. Frisch von der Bosener Mühle.

 

Der Flyer beleuchtet die regionale Geschichte, angefangen mit der Plünderung und Brandschatzung des Schaumberger Landes durch Franz von Sickingen Anfang des 16. Jahrhunderts [Franz was here?], über die Erstellung des ersten Einwohnerverzeichnisses von Berschweiler 1542. Gut dreißig Jahre später wurden Berschweiler und Urexweiler katholisch [was waren die denn vorher?] bevor im Dreißigjährigen Krieg die beiden Orte fast vollständig zerstört wurden. 1699 gelobte zwölf Marpinger Familien im sogenannten Marpinger Gelübde, der Mutter Gottes zu huldigen, wenn sie von der Pest und anderen Seuchen verschont blieben. Im 18. Jahrhundert waren der Bau des Hiwwelhauses in Alsweiler, der Bau der Zehntscheune in Berschweiler, der Fall Marpingens und Alsweilers an Frankreich und die anschließende Überführung zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, sowie der Umstand, dass im Zuge der französischen Revolution das Oberamt Schaumberg erneut zu Frankreich kam, zu den herausragenden geschichtlichen Ereignissen [paßt „waren“ hier als Verb? Ich hätte „gehörten“ genommen].

 

Ins 19. Jahrhundert fallen der Bau der Brandt’schen Bauernhäuser in Berschweiler, der Beginn des Kohleabbaus in einer Kleinzeche in Marpingen und die Errichtung des ersten Bergmannskreuzes, sowie die ersten Marienerscheinungen im Härtelwald 1876. Nach den beiden Weltkriegen brachte die Gebietsreform von 1974 das Erscheinungsbild zu Tage, in dem sich die Gemeinde heute präsentiert.

 

Entgegen der Vorgehensweise bei der Präsentation der bisher erschienenen Flyer der Serie, stellte Thomas Strömer nicht den Inhalt des Flyers vor, sondern referierte über 100 Jahre Versailler Vertrag und die Entstehung des Saarlandes. Der zwar interessante Vortrag traf nicht überall den Geschmack des Publikums, das sich wohl mehr Informationen über die lokale Geschichte analog zum Flyer erhofft hatte. „Thema verfehlt“, bemerkte einer der Besucher im Weggehen und sprach das aus, was unausgesprochen im Raum stand [äh, wenn er es aussprach, wieso stand es dann unausgesprochen im Raum?]. Werner Feldkamp erklärte abschließend, dass die Entstehung des Saarlandes große Auswirkungen auf die Gemeinde Marpingen gehabt habe [ach darüber hat er gesprochen; ich hörte ihn wohl, allein der Sinn seiner Worte blieb mir fremd.].

 

Mitgewirkt an der Verwirklichung des Flyers haben der Heimat- und Verkehrsverein Berschweiler, das Geschichtsforum Alsweiler, der Heimat- und Verkehrsverein Urexweiler und die Stiftung Marpinger Kulturbesitz der Gemeinde Marpingen.

 

Der nächste Flyer der Serie wird am 7. Mai in der Gemeinde Freisen vorgestellt.

 

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Ich habe bisher an drei Veranstaltungen dieser Art teilgenommen. In der ersten in Tholey gab es zwei Referenten, von denen einer relativ kurz das 16te Jahrhundert und der zweite in relativ epischer Breite den Rest vorstellte.

 

Bei meiner zweiten in Oberthal stand vorne ein Künstlerpaar, von denen der eine in ziemlich chaotischer Manier ziemlichen Unsinn von sich gab (Beispielszitat: „Eckstein war ein Kommunist“), während der andere in Owadahla Platt Anekdoten einstreute. Das kam bei dem vollbesetzten Haus insgesamt gut an, jedenfalls protestierte niemand dagegen. Nun gut, ich habe nicht erwartet, daß jemand aufsteht und den Mist als Mist anprangert, aber auch danach kam nirgends nichts dazu. Das ham wir heute allerdings so. Wir ärgern uns über verzapften Blödsinn, aber klatschen dazu und lassen uns unseren Unmut nicht anmerken. Wäre auch schlecht, denn dann könnte es uns schnell ergehen wie manchem, der’s Maul aufmacht und dafür Prügel kassiert. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich schreibe. Und so gebührt uns wie manchem Volk die Regierung, die es erduldet, nun ja, eben.

 

Bei der dritten Veranstaltung, das war in Marpingen, habe ich vorher erfahren, daß abgesprochen war, daß der Referent nach der Präsentation des Flyers über ein Thema seiner Wahl sprechen soll, mit wenig oder gar keinem Bezug zum Flyer. In Tholey wie in Oberthal hat man sich daran gehalten, denn all die Details, die da erzählt wurden, standen - gottseidank - auf dem Flyer nicht mitdrauf, sonst hätten bei dem die zahlreichen Seiten nie im Leben ausgereicht. Das Gespräch in Oberthal hatte überhaupt keinen Bezug zum Flyer. Da erzählte der Mundartmann zum Bleistift, daß er und seine Freunde früher in den Körben der Steinbruchseilbahn mitgefahren seien und kurz vor der Talstation abgesprungen sein, weil man ihnen sonst den Hintern versohlt hätte. Davon habe ich im Flyer nix gelesen. Auch diese historisch nicht ganz nachvollziehbare über Ecksteins politischen Standpunkt ist da nicht zu finden. Anderseits steht im Flyer was über Martin Luther und die Entdeckung Amerikas und des Buchdrucks (stand jedenfalls in Tholey drin und im projektierten Flyer für St. Wendel) und darüber wurde an dem Abend kein Wort verloren.

 

Wenn also jetzt Tom Störmer über den Versailler Vertrag sprach, dann war das nicht am Thema vorbei. Denn erstens sollte dieser Vertrag unbedingt im Flyer erscheinen, und zweitens war das so abgesprochen.

 

Viel mehr habe ich mich gewundert, daß Herr Feldkamp in seiner ersten Ansprache (von zweien) zwei Bücher über den grünen Klee lobte, den Bildband von Didas und das Buch übers St. Wendeler Land von Peter, aber das Aushängeschild des Lankreises, das Kreisheimatbuch, völlig unter den Tisch fallen ließ. Mein Fazit: Thema verfehlt.