Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Ein Blick auf die Nachkriegs-Notkultur

Date: 2018/04/05 09:26:25
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Gestern in der SZ, St. Wendeler Teil:

 

Ein Blick auf die Nachkriegs-Notkultur

 

Reichenbach/Gronig. Im Reichenbacher Ofenmuseum ist jetzt zu sehen, wie nach dem Krieg aus Kriegsgerät Alltagsgegenstände wurden.

 

Seit den Osterfeiertagen hat das Ofenmuseum in Reichenbach wieder seine Pforten geöffnet. Bei kostenlosem Eintritt kann das von Maria und Wolfgang Lengler betriebene Museum jeweils sonntags und an Feiertagen in der Zeit von 10 bis 17 Uhr bis zum Reichenbacher Weihnachtsmarkt besichtigt werden. Die Lenglers haben in diesem Jahr zu dem Thema „Nachkriegskultur – Wie aus Kriegsgerät Alltagsgegenstände wurden“ eine  Ausstellung zusammengestellt. Die Ausstellung, die im Nebenraum des Museums aufgebaut ist, spannt einen  Bogen von den Wirren des Zweiten Weltkrieges bis zur sinnvollen Verwendung von nicht mehr benötigtem Kriegsgerät.

 

Die Sonderausstellung zeigt seltene Alltagsgegenstände aus der oft schon vergessenen Nachkriegs-Notkultur, einer Zeit, in der Millionen von Menschen in bitterster Armut lebten. Zu sehen sind zwei originale Care-Pakete, die als Symbol der Hoffnung oder als Geschenk des Himmels betitelt wurden. Die Care-Pakete waren Nahrungsmittelpakete, die die Amerikaner  nach Westdeutschland brachten. Über die Berliner Luftbrücke wurden davon drei Millionen nach West-Berlin gebracht. Die „Rosinenbomber“ versorgten 100 000 Berliner und konnten so mindestens 10 000 Menschen vor dem Hungerstod retten. Einige, ganz seltene Fotos, die von den Landsern selbst während des Krieges aufgenommen wurden, zeigen, in welcher Tristesse so mancher Soldat seine letzte Ruhestätte fand.

 

Die Trümmerfrauen finden in einem Modell einen Platz in einer Vitrine. Zum Bild der Nachkriegszeit gehörte auch der Strom von Flüchtlingen, Ausgebombten und Vertriebenen, die oft orientierungslos umherirrten. Meist waren sie nur mit einem kleinen Handwagen unterwegs, Kinderwagen oder eben nur ein Rucksack mit ihren letzten verbliebenen Habseligkeiten. Hunger Kälte, Ungewissheit, Trauer und Not bestimmten den Alltag der Menschen, die im Nachkriegsdeutschland unerwünscht waren. Auch dieses düstere Kapitel der Nachkriegszeit wird mit ein paar Fotos, auf denen man die Angst der Flüchtlinge gut erkennen kann, vertieft

 

Während des Zweiten Weltkrieges war die Wirtschaft fast vollständig auf die Produktion von Rüstungsprodukten umgestellt, für die es nach Kriegsende keinen Markt mehr gab. Für zivile Produkte fehlten die Rohstoffe. Aus der Not und dem unerschütterlichen Überlebenswillen, der Gesellschaft der Überlebenden wurde der allernotwendigste Hausrat aus den Kriegshinterlassenschaften gebastelt und umgebaut. Kriegsgerätschaften wurden zu zivilen, friedlichen Gebrauchsgegenständen umfunktioniert. Solche Beispiele sind im Ofenmuseum ausgestellt. Englische, russische oder auch deutsche Stahlhelme wurden zu Kochtöpfen, Nachttöpfen, Jaucheschöpfer oder zu einer Küchenseihe umgewandelt. Patronenhülsen mussten zu Zinken von Gartenrechen herhalten und aus einem Nothek Tarnscheinwerfer wurde ein Bügeleisenuntersetzer. Gehäusen von Gasmasken wandelte man zu Milchkannen um. Aus Teilen einer Stielhandgranate 43 wurden Tassen und Becher hergestellt. Aus der Filtereinheit einer Volksgasmaske entstand ein Heberschaumlöffel und so wurde die Petroleumlampe erfunden. Kinderschuhe fertigten die  Erfinder aus Hosenbund, Schulterklappen und Tarnzeltplanen.

 

Die Ausstellung soll auch aufzeigen, wie wichtig es ist, Kriege zu verhindern. In der eigentlichen Ausstellungshalle, die um zwei erstmals gezeigte Öfen erweitert wurde, sind nach wie vor etwa 40 antike Öfen aus drei Jahrhunderten und  Industriegemälde zu sehen. Zum einen ein Bilderofen, gebaut um 1810, mit drei bunten, sehr guterhaltenen emaillierten Motivkacheln, auf denen eine Seenlandschaft mit einer Kapelle und einem Wanderer dargestellt sind. Der  gut gepflegte Ofen, auch Füll und Regulierofen genannt, ist mit einer vernickelten Schuhklappe ausgestattet. Hergestellt wurde er vor mehr als 200 Jahren in der Ofenfabrik Neufang in Kaiserslautern. Der zweite Ofen ist eine ganz besondere Rarität: Der Rund- und Schrankofen wird in der Branche oft als Möbelofen bezeichnet. Das in der Gründerzeit um 1870 entstandene Exponat wurde erst kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres von der Familie Lengler erworben. Zwei Besonderheiten weist der äußerst seltene Ofen auf. Zum einen wird das zwei Zentner schwere Teil durch seine vielen Verzierungen zu einem echten optischen Hingucker. Andererseits glänzt der zweiteilige Ofen durch seine vielseitige Verwendbarkeit. Im Schrankofen kann sowohl Essen warmgehalten als auch gekocht werden. Auf der Ofenfläche kann gleichzeitig Wasser in mehreren Kesseln aufgeheizt werden. Die Lenglers, die im saarländischen Gronig leben, hoffen mit dieser geschichtsträchtigen und historischen Sonderausstellung auch das Interesse der Besucher zu wecken, die der Ofenausstellung bereits einen Besuch abgestattet haben.

 

[Regionalforum-Saar] temporibus fuerunt

Date: 2018/04/05 15:11:44
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Bistumsarchiv Trier, Abt. 20 Nr. 29a
Generalvikariatsprotokoll 1801


Seite 24
am 4ten Mai 1801

Niklas Rectenwald und Anna Maria Bild von da, die im dritten Jahr verheiratet sind und nun schon anderthalb Jahr voneinander leben, erschienen, auf Zuspruch ihres Vicarii Weismüller (aus Alsweiler), freiwillig. Es ward ihnen mit allen möglichen Gründen zugesprochen, der Mann war sogleich bereit sich wieder zu versöhnen; und bat seine Frau, weil er zum ersten Mal von ihr gegangen wäre, um Verzeihung; allein diese, ob sie ihm schon keinen anderen Fehler vorwerfen konnte, sagte: Ich verzeihe ihm nicht.


Beschluß:

Angewiesen wird der Vikar Weismüller, bei den Anverwandten der Anna Maria Bild nichts unversucht zu lassen, um dieselbe wieder mit ihrem Mann zu versöhnen und so lange dieses nicht geschehen, sie von der heiligen Kommunion abzuweisen.



[Regionalforum-Saar] "Lenchen Demuth und Karl Marx - Wie ein saarländisches Hausmädchen Geschichte schrieb "

Date: 2018/04/06 09:48:08
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Morgen,

 

der Saarbrücker Regisseur Klaus Gietinger hat in den letzten Monaten das Doku-Drama "Lenchen Demuth und Karl Marx - Wie ein saarländisches Hausmädchen Geschichte schrieb" gedreht. Doku-Drama - das ist Historisches mit nachempfundenen und nachgedrehten Spielszenen. Der Film spielt in St. Wendel, Trier und London und wurde an Originalschauplätzen gedreht - die Innenaufnahmen im Alten Bauernhaus in Habach bei Eppelborn.

 

Der Film dauert eine gute Dreiviertelstunde und wird am Donnerstag, 26ter April, abends in SR3 ausgestrahlt. Wer ihn sich vorher schon anschauen und mit dem Regisseur und den Darstellern, u.a. Alice Hoffmann als ältere Helene Demuth, sprechen will, hat dazu am Montag zuvor, 23ter April, Gelegenheit. Ebenfalls anwesend sein werden Nachkommen aus der Familie Demuth - ein Urururenkel eines Sohnes von Lenchens älterer Schwester Katharina - sowie ein … hm … historischer Berater des Filmteams aus St. Wendel, die ebenfalls im Film vorkommen. Außerdem gibt es eine Passage aus dem hiesigen Pfarrarchiv.

 

Da wird der Film nämlich in St. Wendel im Kino „Neues Theater“ aufgeführt. Beginn ist um 20 Uhr. Anschließend gibt es einen Sektempfang.

 

Der Eintritt kostet 5 Euro. Karten gibt es abends an der Kinokasse.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger

 

 

[Regionalforum-Saar] 1854 Anweisung des Landrats f ür Ausstellung von Reise- und Wanderpässen

Date: 2018/04/06 17:26:33
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Hallo,

gestern stieß ich im hiesigen Stadtarchiv auf die o.a. Anweisung an den Bürgermeister von St. Wendel. Ich dachte mir, das interessiert sicher auch andere.

Roland Geiger

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Stadtarchiv St. Wendel, C2-69 Paßregularien, Seite 60-67



Anweisung des Landraths Engelmann vom 12. Februar 1854 an Herrn Bürgermeister Rechlin hier.

 

Die öfters unvollständig mehr vorgelegt werdenden, von den Herren Bürgermeistern formirten Anträge um Ausfertigung von Reise- und Wanderpässen veranlaßten mich, die nachfolgende Zusammenstellung der sämtlichen zu einem vollständigen Antrage im Sinne der bestehenden Bestimmungen bedurften Erfordernisse anzufertigen.

 

Es ist dies nur eine kurze Wiederholung der in dem Paß=Edikt vom 12. Juni 1817 über die Ertheilung von Pässen an Personen der niedern Stände schon enthaltenen Bestimmungen unter Beifügung der später ergangenen Reskripte höherer Behörden, welche jedoch beinahe blos das Verbot des Reisens nach verschiedenen Ländern und in auswärtigen Staaten zum Ziele haben.

 

Fragliche Bestimmungen sind nun zwar sämtlich Ihnen schon mitgetheilt resp. durch das Paß=Edikt erkannt und ich möchte in dieser Beziehung blos auf meine Verfügung vom 30. Mai 1846, Nummer 3473; 5. Mai 1850, Nummer 848; 25. Mai 1850, Nummer 2725; 6. Februar 1852, Nummer 756; 17. Juli 1852, Nummer 4012; verweisen, wenn Ihnen dieser den erforderlichen Zusammenhang gewähren könnten; und um diesen Zweck zu erreichen, wurde diesseits nachfolgende Zusammenstellung der in obgedachten Verfügungen enthaltenen Vorschriften veranstaltet.

 

Gegenwärtiges bezieht sich jedoch nur auf die Paß=Ertheilung an Personen der niedern Stände - wovon im hiesigen Kreise nur hauptsächlich die Rede sein kann - wogegen gegen höhere Stände mit aller durch das Paß=Edikt selbst als auch durch die dieserhalb nachgefolgten Änderungen und Erläuterungen vorgeschriebenen Rücksicht zu verfahren ist.

 

Auch auf Paß=Ertheilungen an Ausländer oder Fremde bezieht sich Gegenwärtiges nicht.

 

Inwieweit einen Paß=Antrag nach den gewerbepolizeilichen Bestimmungen zulässig, werden Sie aus den desfallsigen Bestimmungen leicht selbst ermessen können, und erwarte ich, daß mir nicht Anträge vorgelegt werden, in welchem Verstöße gegen diese zu entdecken [sind].

 

1, Zur Ertheilung eines Passes muß der Petent unverdächtig und unbescholten sein.

Steht er unter Polizeiaufsicht, so ist nach dem Cirk. Erlasse vom 26. Dezember 1853 zu verfahren.

 

2, Von dem zu ertheilenden Passe darf kein Missbrauch zu befürchten stehen, was Sie im Antrag zu attestieren haben.

 

3, Ebensowenig darf mit einem früher ertheilten Passe solches getrieben worden sein, widrigenfalls der Antrag zurückzuweisen bleibt.

 

4, Um dies erst sehen zu können, muß der alte Paß dem Antrag um einen neuen stets beigefügt sein. Kann derselbe nicht beigefügt werden, so erhält Petent keinen Paß mehr; außer in dem Falle, daß der alte nachweislich verloren und durch das Amtsblatt mortificirt worden.

 

5, Der Antrag um einen Paß muß auf einen bestimmten Ort und bestimmten Zweck der Reise lauten, sowie auf bestimmte Zeit, welche nach dem Reisezweck zu bemessen.

 

6, Die Mittel zur Bestreitung der Reisekosten müssen nachgewiesen und das daß und zu welchem Betrag er dies geschehen in dem Antrage bemerkt werden.

 

7, Militärpflichtige können Pässe nur bis zu dem Zeitpunkte erhalten, wo sie vor der Ersatz=Aushebungs=Commission zu erscheinen verpflichtet sind. Ist dies im wohlerwogenen Interesse der Interessirten nicht thunlich, so haben sie genügende Bürgschaft für ihre Rückkehr zu bestellen.

 

8, Landwehrleute I. Aufgebots und Reservisten haben einen Urlaub ihre Dienstbehörde, welcher auf den Reise=Ort und Zweck lauten muß, beizubringen, nach welchem der Paß nur ertheilt wird.

 

9, Widerspenstige Militärpflichtige erhalten keine Pässe.

 

10, Ebenso in gerichtlicher Untersuchung befindliche Individuen.

 

11, Der Paß nach Sucher muß gesund und namentlich von ansteckenden Krankheit, Krätze pp. frei sein. Kann irgendein Zweifel hierin gehegt werden, so muß der Nachsucher ein ärztliches Attest beibringen.

 

12, Handeltreibende mit Gewerbeschein bedürfen für das Inland keine Pässe.

 

13, Personen, die von anderen abhängig sind (: Dienstboten, Kinder unter väterlicher oder vormundschaftlicher Gewalt, geringere königliche Officianten, gemeiner Soldaten :) bedürfen deren Genehmigung und haben daher diese das Gesuch mit den Antragstellern zu unterzeichnen.

 

14, Dienstboten, und unter väterlicher Gewalt stehende Kinder, wenn sie nicht mehr schulpflichtig, können in den Paß des Familienhauptes, erstere mit vollständigem Signalement, letztere mit Angabe des Namens, Standes und Alters, jedoch nicht zur Reise nach Rußland aufgenommen werden.

 

15, Jede selbständige Person muß die Ertheilung eines besonderen Passes beantragen ohne Unterschied, ob die Mitreisenden Freunde oder Verwandten und der Ort und Zweck ihrer Reise ein gleicher ist.

 

16, Zum Arbeitssuchen werden keine Pässe ertheilt, sondern blos, um an einem bestimmten Ort in Arbeit zu treten.

 

17, Für die Versorgung der zurückbleibenden Familie, sowie den Schulbesuch der Kinder muß Vorsorge getroffen sein, und hat der Paßnachsucher dieserhalb eine Bescheinigung hierüber beizubringen, welche dem Antrage beizufügen.

 

18, Die an dem Inhaber bis zum Bestimmungs=Orte durchreist werdenden Hauptworte (: Reiseroute :) müssen im Passe, folglich auch im Antrage, angegeben sein, damit der Inhaber nicht jede beliebige Tour einschlagen kann.

 

19, Soll der Paß ins Auslands ertheilt werden, so ist in dem Antrage derjenige letzte diesseitige Ort zu erwähnen, bei welchem Inhaber die Gränze überschreitet.

 

20, Der Paß=Antrag muß das vollständige Signalement des Nachsuchers (: NB aus niedern Ständen :).

 

21, Verlängerung von Pässen findet nur innerhalb der ersten nach Ablauf des Passes verflossenen 6 Wochen statt.

 

22, Wanderbücher werden nur solchen Inländern ertheilt, die ein Handwerk erlernt, bei welchen das Wandern üblich und die Vervollkommnung in demselben vonnöten ist.

 

23, Deßfalls muß auch der Wanderpaßnachsucher sein Gesellenexamen vor der bestehenden Prüfungs=Commission gemacht haben, und daß, wann, und wie dies geschehen, in dem Antrage angegeben sein.

 

24, Der Wanderer darf das 30te Lebensjahr noch nicht überschritten haben (: bis zu welchem Zeitpunkte auch nur ein Wanderpaß gültig ertheilt werden kann :), auch nicht vorher 5 Jahr zusammen auf der Wanderschaft gewesen sein.

 

25, Bei Antritt der Reise muß der Wandernde mit der erforderlichen Wäsche und anderen Kleidungsstücken und mindestens 5 Thaler Reisegeld versehen sein.

 

26, Nach Frankreich und der Schweiz werden vorläufig keine Reise=und Wanderpässe ertheilt, es sei denn, daß dringende Umstände, und die auf nichts Verdächtiges schließen lassen, vorwalten.

 

27, Auf längere als 5jährige Zeit=Dauer wird einen Wanderpaß nicht ertheilt.

 

28, Bei Aushändigung des Wanderbuchs bleibt von Ihnen immer der Antritt der Wanderung gehörigen Orts einzutragen, bei einem zweiten Reiseantritt unter gleichzeitiger Angabe der ungewandert hingebrachten Frist.

Hierdurch wird ein längeres als 5 jähriges Wandern controllirt.

 

29, In einem Wanderpaß=Antrage muß neben dem vollständigen Signalement das Datum der Geburt genau angegeben werden; theils des Militair=Verhältnisses, theils um einen überzeitiges Wandern zu verhindern.

 

30, Der Paß=Antrag muß von dem Antragsteller unterschrieben, eventuell unterhandzeichnet sein.

 

31, Pässe können nachstehenden Preisen verabfolgt werden;

 

a, stempel und gebührenfrei (: zum Arbeiten :) bei notorischer Armuth

b, gebührenfrei auf Stempel à 5 Silbergroschen

c, auf Stempel à 5 Silbergroschen und Gebühren à 2 1/2 Silbergroschen

d, auf Stempel à 5 Silbergroschen und Gebühren à 10 Silbergroschen

e, auf Stempel à 15 Silbergroschen und Gebühren à 20 Silbergroschen

 

Wanderpässe

a, fürs Inland à 6 Sgr Stempel, und 1 1/2 Sgr Ausfertigungsgebühren

b, fürs Inland à 6 Sgr Stempel, und 9 Sgr Ausfertigungsgebühren

 

Hiernach haben Sie bei Beantragung der Pässe zu bemessen, in welche Cathegorie der Nachsucher fällt und die Kosten mit dem Antrage einzusenden.

 

32, Paßanträge sind Stempel und Gebührenfrei. Damit Sie stets im Stande sind, Auskunft über die Eingesessenen Ihrer Bürgermeisterwahl geben zu können, bleibt von Ihnen ein Register über die ertheilten Pässe nach dem beifolgendem Schema anzulegen.

 

(10 Formulare folgen hier bei)

 

a, Um die Vollständighaltung resp. sämtliche Notizen in demselben zu erhalten, ordne ich hiermit an, daß künftig unter keiner Bedingung mehr die Paßnachsucher selbst auf dem Landrathsamt mit den Anträgen erscheinen, sondern selbige bleiben von Ihnen mit der amtlichen Correspondenz nebst den Kosten mir vorzulegen, und werden Sie nach Ausfertigung des Passes denselben zur Aushändigung an den Interessenten - nach vorheriger Beisetzung der Namensunterschrift des Petenten oder Verhandzeichnung auf demselben, sowie nach Entnahme der für Sie erforderlichen Notizen, aushändigen.

 

Daß und wann der Paß ausgehändigt worden, bleibt von Ihnen mit folgenden Worten unter Ausfertigungs=Clausel zu vermerken:

 

No des Paß=Journals

"Dem p.N. durch den unterzeichneten Bürgermeister heute ausgehändigt mit dem Beimerken, daß derselbe am _ten die Reise anzutreten und direkt nach N. zu gehen gedenkt."

 

Bei der Aushändigung ist der Inhaber gleichzeitig vor Mißbrauch des Passes zu verwarnen und ihm die auf solchen folgenden Nachtheile vorzuhalten.

 

Das oben genannte Paß=Journal ist mir jährlich zweimal, nämlich am ersten Januar und am ersten Juli zur Einsicht vorzulegen, die etwa nicht abgenommenen Pässe sind unter Angabe der Gründe, warum sie nicht abgenommen worden, demselben beizufügen.

 

Da die Einwohner des hiesigen Cantons gewohnt sind, die Pässe selbst ab zu nehmen, so wollen Sie in den betreffenden Gemeinden eine Bekanntmachung in der Weise erlassen, daß Pässe forthin mindestens 2 Tage vor dem Empfange derselben bei Ihnen nachgesucht werden müßten.

 

Nachläßigkeiten in der Beförderung der Gesuche werden mit der verdienten Strafe geahndet werden.

 

Es bleibt ferner von Ihnen ein Register derjenigen Personen anzulegen, welche wegen Mißbrauchs der Pässe pp. keine solche nach den Vorschriften mehr erhalten sollen, damit Sie nicht in die Lage kommen, für solche Personen bestimmungswidrig Pässe zu beantragen.

 

b, Zu fraglichem Register wird das beigefügte Schema anzuwenden sein.

(10 Formulare folgen anbei)

 

Es kommt auch öfter der Fall vor, daß Ihnen und nicht mir, die Pässe, womit Mißbrauch getrieben worden, von den auswärtigen Behörden übersandt werden, in welchen Fällen ich außer Stande bin, ausdrücklich zu verfügen, daß diese keine Pässe ferner zu beantragen.

 

Dies haben Sie nach den bestehenden Bedingungen selbst zu ermessen, in Zweifelsfällen aber meine Entscheidung einzuholen.

 

Dieses zweite Register ist mir gleichzeitig an den vorbestimmten Tagen einzureichen, damit ich auch meine Notizen hiernach berichtigen könne.

 

Ich hoffe, daß Sie dieses Register pünktlich und pflichtgemäß führen und so dazu beitragen werden, daß ferner Niemanden, welchem wegen Zuwiderhandlung gegen paßpolizeilichen Bestimmungen ein Paß versagt werden muß, solchen zu erschleichen gelinge.

 

Zu Reisepaß=Anträgen habe ich das anliegende Muster "c" und zu Wanderpaßanträgen "d" entworfen, nach welchen künftig die Anträge zu formiren sind

 

Gleichzeitig habe ich die 4 vorgeschriebenen Formulare dem Buchdrucker Maurer hier mitgetheilt, damit Sie eventuell Ihren Bedarf an solchen bei ihm entnehmen können.

 

Die Kosten der hier bei folgendem Formulare mit 1 Thaler 6 Silbergroschen wollen Sie an Herrn Buchdrucker Maurer hier abführen.

 

St. Wendel den 12. Februar 1854.

Der königliche Landrat

Engelmann

 

 

 

 

 

[Regionalforum-Saar] Forsthistorisches Symposium: Mensch und Wald seit dem Mittelalter. Lebensgrundlage zwischen Furcht und Faszination

Date: 2018/04/07 09:54:52
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Forsthistorisches Symposium: Mensch und Wald seit dem Mittelalter. Lebensgrundlage zwischen Furcht und Faszination

Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, Schadweilerhof, 72108 Rottenburg

 

Institut für Geschichtliche Landeskunde der Universität Tübingen; Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, Sülchgauer Altertumsverein Rottenbuch a. N. e.V.; Stadt Rottenburg am Neckar

 

27.04.2018 - 28.04.2018

Die Beziehung zwischen Mensch und Wald steht für eine der ältesten Schicksalsgemeinschaften der Menschheitsgeschichte. Die Menschen rodeten Wälder, um sich Siedlungsraum zu schaffen. Sie waren durch Wälder bedroht und zugleich nutzten sie den Wald als Nahrungs-, Brennstoff- und Baustoffquelle.
Der Wald stellte Vermögen dar und versprach Liquidität als "Sparkasse" und "Kriegskasse".
Diese Wechselbeziehung hat buchstäblich ihre Spuren hinterlassen – Spuren, die als Denkmale in der Landschaft oder im Boden als archäologische und naturwissenschaftliche Befunde zu finden sind, ebenso wie in alten Gemälden und Urkunden, in Märchen und Liedern, in der Entwicklung von Bewirtschaftungstechniken und der Ausformung verschiedener Handwerke sowie im Wald selbst.
Die Hochschule für Forstwirtschaft, in Rottenburg am Neckar gelegen, bietet den idealen Tagungsort für dieses interdisziplinäre Symposium, das Grundlagenforschung mit anwendungsorientierter Forschung verbindet. Die Stadt ist bis heute eine der größten kommunalen Waldbesitzerinnen im Land.
Freuen Sie sich auf interessante Begegnungen, die Eröffnung verschiedener Sichtweisen auf und in den Wald und die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen Methoden dem Wald anzunähern und sich mit seiner Bedeutung, seiner Geschichte und seiner perspektivischen Veränderung zu befassen.

TEILNAHMEGEBÜHR
Die Gebühr beträgt inkl. Teilnahme am Stehempfang sowie Kaffee und Kuchen pro Person jeweils:
25,- € regulär
10,- € für Studierende
Die Gebühr berechtigt zur Teilnahme an beliebig vielen Vorträgen, der Podiumsdiskussion und der Exkursion.

ANMELDUNG
Bis zum 13.04.2018 via E-Mail unter: archiv(a)rottenburg.de
(Bitte geben Sie bei der Anmeldung Ihren vollständigen Namen, die Preiskategorie und Ihre Anschrift an und teilen Sie mit, ob Sie an der Exkursion teilnehmen wollen. Eine Nachmeldung vor Ort ist am Veranstaltungstag, mit Ausnahme der Exkursionsanmeldung, möglich.)
Die Bankverbindung wird via E-Mail verschickt. Die Anmeldung ist mit dem Zahlungseingang wirksam. Sie erhalten keine Rechnung, die Stornierung ist bis 13.04.2018 kostenfrei. Danach bzw. bei Nichterscheinen ist die Gebühr in voller Höhe zu entrichten.

Programm

27.04.2018

08:30 Uhr Akkreditierung der Gäste (Laborgebäude der HFR)
09:00 Uhr Begrüßung der Gäste (Aula der HFR)
09:30 Uhr Kahlschlag im Urwald? - Archäologische Aspekte zum mittelalterlichen Landesausbau: PD Dr. Rainer Schreg, Universität Bamberg
10:30 Uhr Jagdpraxis und Brauchtum im Mittelalter: Prof. Dr. Christoph Schurr, HFR
11:45 Uhr Vom Floß ins Haus - Entwicklung und Wirkung der Bauholzflößerei an Neckar und Enz - M.A. Tilmann Marstaller, Büro für Archäologie und Bauforschung Rottenburg
12:30 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Wald und Herrschaft im späteren Mittelalter: Prof. Dr. Peter Rückert, Hauptstaatsarchiv Stuttgart
15:00 Uhr Energie - Werkstoffe - Nahrung. Wald als zentrale Rohstoffquelle der frühen Neuzeit: Dr. R. Johanna Regnath, Alemannisches Institut Freiburg i. Br. e.V.
16:30 Uhr Söldner, Schurken und Spione: Forstkonflikte im frühneuzeitlichen Herzogtum Württemberg: Dr. Georg Wendt, Amt für Kultur und Tourismus der Stadt Aalen
17:30 Uhr Stehempfang (Laborgebäude der HFR, L1.08)
19:00 Uhr Abendvortrag (Studium Generale, Eintritt frei). Der Wald in der Literatur der Romantik: Dr. Stefan Knödler, Universität Tübingen

28.04.2018

09:00 Uhr Die „Steuerung der Holznot“ - Reaktionen auf die Ressourcenkrise des 19. Jahrhunderts: Prof. Dr. Bernd-Stefan Grewe, Universität Tübingen
10:00 Uhr Nutzwald im 19./20. Jahrhundert: Prof. Dr. Sebastian Hein, HFR
11:30 Uhr Podiumsdiskussion. Moderation: Prof. Dr. Dr. h.c. Bastian Kaiser. Auf dem Podium: M.A. Karlheinz Geppert, Prof. Dr. Sigrid Hirbodian, Prof. Dr. Dorothee Kimmich, S.H. Maximilian Erbgraf zu Königsegg-Aulendorf
13:00 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Forsthistorische Exkursion in den Rammert: Prof. Stefan Ruge und Dr. Dorothee Ade. Abfahrt um 14:00 Uhr am Laborgebäude (separate Anmeldung und festes Schuhwerk erforderlich)

Kontakt

Tabea Scheuble

Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften, Universität Tübingen
Wilhelmstraße 36 D - 72074 Tübingen
+4970712977293

tabea.scheuble(a)uni-tuebingen.de

 

[Regionalforum-Saar] Lenchen Demuth und Karl Marx - Wie ein saarländisches Dienstmädchen Geschichte schrieb - Preview

Date: 2018/04/16 12:56:05
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Salve,

beigefügt finden Sie eine Einladung zur Preview (Vorschau) des neuen Films von Klaus Gietinger, der vor der Fernsehausstrahlung (am Donnerstag, 26.04.) am nächsten Montagabend, 23. April, um 20 Uhr im Neuen Theater in St. Wendel vorgestellt wird.


Der Eintritt ist frei.


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Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger

 

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Roland Geiger

Historische Forschung

Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel

Tel. 06851-3166

email alsfassen(a)web.de

www.hfrg.de

 

Attachment: Einladung_Preview_Lenchen_Demuth_und_Karl_Marx-1.pdf
Description: Adobe PDF document

[Regionalforum-Saar] Das Lager von Bild zu Bild

Date: 2018/04/16 19:46:31
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

J. Wendland: Das Lager von Bild zu Bild


Das Lager von Bild zu Bild. Narrative Bildserien von Häftlingen aus NS-Zwangslagern


Autor(en)Wendland, Jörn
ErschienenKöln 2017: Böhlau Verlag
Umfang409 S., ca. 43 s/w- u. 283 farb. Abb.
Preis€ 70,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Cornelia Brink, Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/Br.

Die (Erinnerungs-)Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager lässt sich auch im Comic erzählen. Das hat spätestens Art Spiegelmans Comic Strip „Maus“ gezeigt, dessen erste Folge 1980 in einem US-amerikanischen Comic-Magazin erschien. Dabei war Spiegelman keineswegs der erste, der diese Darstellungsform wählte. Hans Rosenthals „Mickey au Camp de Gurs. Publié sans autorisation de Walt Disney“ etwa entstand schon während seiner Lagerzeit. „Mickey au Camp de Gurs“ und weitere Bildserien, die Häftlinge in NS-Zwangslagern und unmittelbar nach ihrer Befreiung zeichneten, stehen im Zentrum der hier zu besprechenden Studie von Jörn Wendland.

Der Autor hat sich jedoch entschieden, statt von „Comic“ (bzw. von Alternativen wie „Lagerkunst“, „Bildgeschichte“, „Serie“ oder „Sequenz“) von „narrativen Bildserien“ zu sprechen und fünfzehn Bildserien mit Szenen aus Auschwitz, Bergen-Belsen und Schwarzheide, einem Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen, aus dem Ghetto Theresienstadt und dem französischen Internierungslager Gurs ausgewählt. Darunter finden sich Einzelblätter ebenso wie Werke, deren Bilder sich auf mehrere Blätter verteilen. Alle bestehen aus einer Sequenz, die mindestens zwei Bilder enthält, ein narratives Element ist zumindest in rudimentären Ansätzen vorhanden. Den Kunsthistoriker Wendland interessiert vor allem, ob die Form Bildserie den Häftlingen eine Möglichkeit bot, dem chaotischen Strom wiederkehrender Ereignisse inmitten einer lebensfeindlichen Umgebung im Lager eine gewisse Ordnung zu geben.

Um die Primärquellen zusammenzutragen, musste Wendland weit reisen: Die Originale werden in Museen, Gedenkstätten oder bei Privatpersonen in den USA, in Polen, Tschechien, Frankreich, Österreich und Israel aufbewahrt. Ausschlaggebend für die Auswahl waren neben der Verfügbarkeit der Zugang zu weiteren Informationen und die Möglichkeit, mit den Überlebenden oder deren Angehörigen in Kontakt zu treten. Mit einer Ausnahme stammen alle Werke von jüdischen Zeichnerinnen und Zeichnern, darunter ausgebildete Künstler wie István Irsai, Hilda Zadiková oder Joseph Spier, Häftlinge ohne künstlerische Ausbildung wie Helga Weissová und auch Laien, die sich vor oder nach ihrer Haft kaum bildnerisch bestätigten wie Thomas Geve oder Zsuzsa Merényi.[1] Die Bandbreite an Themen, Materialien und Umfang der Arbeiten ist groß. Nicht alle sind datiert und/oder signiert; Informationen aus Interviews, Selbstzeugnissen oder der Literatur, teils auch biografische Daten, inhaltliche oder stilkritische Analysen ermöglichten es, den Entstehungszeitraum zumindest einzuengen.

Für seine Untersuchung konnte sich Jörn Wendland auf wenige Vorarbeiten stützen, darunter die wichtigen Monografien von Mary S. Constanza und Ziva Amishai-Maisels[2]; in Deutschland haben seit den frühen 1990er-Jahren der von Thomas Lutz und anderen herausgegebene Sammelband „Über-Lebens-Mittel“ und zahlreiche Aufsätze des Kunsthistorikers Detlef Hoffmann auf die bildnerische Produktion in den Lagern aufmerksam gemacht.[3] Von dieser Grundlage aus fragt Wendland nach den Produktionsbedingungen der einzelnen Bildserien, nach Material, künstlerischen Ausdrucksformen und danach, wie die Ereignisse des Lageralltags in die Form der narrativen Bildserie umgesetzt wurden. Wendlands Anspruch, die Werke in ihrem geschichtlichen und sozialen Umfeld zu kontextualisieren, ihre kunstästhetische Eigenständigkeit zu würdigen und die jeweiligen Narrationen umfassend zu untersuchen, führt historische, kunstwissenschaftliche und narratologische Perspektiven zusammen.

Seiner Leitfrage nach der Narrativität der Bildserien nähert sich Jörn Wendland in mehreren Schritten. Zunächst skizziert er die Geschichte jener Lager, in denen die Bilder entstanden, und die jeweils gegebenen Möglichkeiten der Bildproduktion. Wie man in Auschwitz-Birkenau oder in Bergen-Belsen, in Gurs oder Theresienstadt an Papier, Stifte oder Farben kam, hing von der Funktion des Lagers ab und ebenso von der individuellen Stellung des Häftlings. Auch Zeit und Raum zum Zeichnen standen nicht in gleicher Weise zur Verfügung. Wendland stellt die verschiedenen Trägermedien und künstlerischen Techniken der Werke vor, diskutiert die Funktionen der Bildserien als dokumentarische Zeugnisse, als Mittel der Selbstbehauptung oder Rückbesinnung auf frühere künstlerische und berufliche Erfolge. Manchem Häftling mochte der künstlerische Prozess für einen kurzen Moment die Kontrolle über das eigene Leben, eine ironische Darstellungsweise auch die Distanzierung von den Schrecken des Lagers ermöglichen. Zudem konnten die Bilder als soziales Medium fungieren, Anerkennung oder Ablehnung bezeugen, eine Gruppenidentität bestärken oder, wie Spiers’ Bilder aus Theresienstadt, die dieser 1944 anlässlich des Besuchs einer Delegation des Roten Kreuzes zeichnete, als Mittel der NS-Medienpolitik eingesetzt werden.

Die beiden umfangreichsten Kapitel sind der Ästhetik und Narration der Bildserien gewidmet. Am Beispiel eines anonymen Skizzenbuchs und der farbigen Aquarelle von Waldemar Nowakowski, die beide in Auschwitz entstanden, untersucht Wendland Zeichenstil und Figurendarstellung: Ging es dem Künstler um eine möglichst realistische Darstellung des Lageralltags oder wollte er durch einen expressionistischen Stil seine Gefühle zum Ausdruck bringen? Den Unterschied zwischen deskriptiven und symbolischen Ausdrucksformen analysiert Wendland am Beispiel der Zeichnungen, die Helga Weissová und Hilda Zadiková in Theresienstadt fertigten. Pavel Fantls und Erich Lichtblau-Lesklys Bilder werden als politische Karikaturen betrachtet, die Arbeiten von Joseph Spier und Alfred Kantor darauf hin untersucht, welche Rolle der Auftraggeber für ihre Darstellungen des Lagers spielte. Mit dem Thema „Schlüsselmomente“ folgt Wendlands Studie dann einer thematisch organisierten Struktur: Existiert zu den Themen Ankunft im Lager, Essensausgabe und gemeinsames Waschen in den Lagerbildfolgen eine lagerübergreifende Bildsprache oder besitzt der jeweilige Ort einen Einfluss auf Wahl und Ausgestaltung eines Bildmotivs? Davon, wie „Zeit“ in den Bildern thematisiert und welche Bezüge zur Zeitgeschichte des Lagers oder Häftlings es gibt, handelt das fünfte Kapitel. Einzelbilder, so Wendland, enthistorisieren das Geschehen im Lager, die Zeitbezüge zwischen mehreren Bildern sind eher weit, die Szenen scheinen von Bild zu Bild zu springen. Das „langsame Dahinkriechen der Zeit“, wie es viele Häftlinge beschrieben haben, kann Wendland in den Bildserien nicht feststellen. Ausführlich diskutiert er die Lücke, die das Auschwitz-Skizzenbuch zwischen einem Vorher und einem Nachher der Morde in den Gaskammern lässt. Weil der Zusammenhang dieser Bilder insgesamt uneindeutig bleibe, könne auch die Fantasie des Rezipienten die Leerstelle nicht füllen. Das Buch beschließt ein Vergleich mit zwei Bildserien von Thomas Geve und Simon Wiesenthal, die in den Monaten nach der Befreiung entstanden.

Allein, dass Jörn Wendland diese Arbeiten in einem umfangreichen Katalog zusammengetragen hat, ist als Verdienst anzusehen. Die Bildserien sind vorzüglich (wenn auch nicht in jedem Fall vollständig) reproduziert, Wendland bietet, wo immer möglich, Informationen zum Titel[4], zu Entstehungsort und -zeit, zum Medium, zu Techniken, Maßen und Standort. Hinzu kommen Verzeichnisse von Ausstellungen und Veröffentlichungen, außerdem biografische Informationen. Die Untersuchung zeichnet sich durch eine systematische Argumentation sowie durch sorgfältige Interpretationen aus. Für seine Deutungen zieht Wendland weitere Kunstwerke und Fotografien heran, die in einem eigenen Bildteil belegt werden; regelmäßige Exkurse zu Begriffen (z.B. Propaganda, autobiografischer Pakt), Genres (Karikatur, Comic, Serie) oder zu bildnerischen Traditionen, in denen er die Lagerbildserien sieht (z.B. Monatsbilder) betten die Analysen in größere kulturhistorische Zusammenhänge ein. Überhaupt beeindruckt die umfassende Literaturkenntnis. Zuweilen führen die Exkurse fort vom Gegenstand, auch zahlreiche Redundanzen wären vermeidbar gewesen. Nicht immer leuchtet der Erkenntnisgewinn von Fragen ein wie der, ob es sich bei einer Bildserie um eine Autobiografie im Sinne Philippe Lejeunes oder um eine Karikatur nach der Definition Thomas Kniepers handelt. Wenn die Bildserien einerseits „als eigenständige Kategorie innerhalb der Lagerkunst mit der Sequenz als Unterscheidungsmerkmal“ (S. 16) von anderen visuellen Erzeugnissen abgegrenzt werden sollen, hört man den Kunsthistoriker, der aber zugleich darauf verzichtet, die Lagerbilder zum Kunstwerk zu erhöhen und stattdessen von „Bildwerken“ oder „Lagerbildern“ spricht – und immer wieder von „Künstlern“. Solche Uneindeutigkeiten dokumentieren, dass die Aufgabe, sich von der eigenen disziplinären Schulung zu lösen, nicht zu unterschätzen ist: Ein Gegenstand wie die Bildserien aus Konzentrationslagern, für den sich lange keine Fachwissenschaft zuständig sah, erfordert nicht nur eine interdisziplinäre Perspektive, sondern ebenso neue Fragen, die seiner Eigenart entsprechen.

Dem Betrachter, der Betrachterin führt Jörn Wendland in seinem sorgfältig gestalteten Buch Bilder vor Augen, die man selten zu sehen bekommt. Mit dem Autor schaut man genau hin und kann in den Bildserien vieles erkennen, das in Worten so nicht ausgedrückt werden kann. Das wäre ein weiterer Zugang: Was geben die narrativen Bildserien zu sehen, das so mit Worten nicht ausgedrückt werden konnte? Auch Wendlands Hinweis auf Lagerbildserien aus anderen Gefangenenlagern des Ersten Weltkriegs, der sowjetischen Speziallager der Nachkriegszeit oder der japanischen Lager aus dem besetzten Niederländisch-Indien, von denen in Amsterdam und Den Haag tausende Bilder aufbewahrt werden, sollten Forschungen folgen.

Anmerkungen:
[1] Dass weitere Bildserien zu ergänzen wären, ist naheliegend, darunter etwa Charlotte Salomons bekannte Arbeit „Leben oder Theater“ aus Gurs oder auch Georg Zielinskis nahezu unbekannte Zeichnungen aus deutschen Konzentrationslagern.
[2] Mary S. Constanza, The living witness. Art in the concentration camps and ghettos, New York 1982; Ziva Amishai-Maisels, Depiction & Interpretation. The Influence of the Holocaust on the Visual Arts, Oxford 1993.
[3] Vgl. Thomas Lutz / Wulff E. Brebeck / Nicolas Hepp (Hrsg.), Über-Lebens-Mittel: Kunst aus Konzentrationslagern und in Gedenkstätten für Opfer des Nationalsozialismus. Marburg 1992; Detlef Hoffmann, Relics of the Force Field of Art. Drawings Made in Concentration Camps, in: David Mickenberg / Corinne Granof / Peter Hayes (Hrsg.), The Last _expression_. Art and Auschwitz, Evanston 2003, S. 24–35.
[4] Bei den Bildern von Spier scheinen die Titel vertauscht worden zu sein.

[Regionalforum-Saar] Karl Marx 1818-2018. Konstellationen, Transformationen, Perspektiven

Date: 2018/04/16 19:49:01
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Karl Marx 1818-2018. Konstellationen, Transformationen, Perspektiven


Veranstaltungsort
23.5. Promotionsaula, Jesuitenstr.; 24.5.: Universität Trier; 25.5.: TUFA, Wechselstr., Großer Saal

Veranstalter
Martin Endreß / Christian Jansen, Universität Trier

Datum
23.05.2018 - 25.05.2018
l

Von
Christian Jansen, Universität Trier

Anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx (*1818 in Trier, †1883 in London) im Mai 2018 soll eine internationale Tagung zu seinem Werk an der Universität Trier und an ausgewählten Orten in der Stadt Trier veranstaltet werden, die dessen Werk und Wirkung in historischer und systematischer Weise zur Diskussion stellt.
Karl Marx gehört – neben Max Weber, Ferdinand Tönnies, Georg Simmel und Karl Mannheim – zu jenen deutschsprachigen Klassikern, deren Werke sozialwissenschaftliche, politische, historische und gesellschaftliche Diskussionen und wissenschaftliche Forschungen interna¬tional nachhaltig geprägt haben und weiterhin prägen. Marx‘ Name steht zugleich für jene Generation von Gelehrten, für die eine Beschäftigung mit sozialen, politischen und historischen Fragestellungen ohne philosophische Fundierung undenkbar war. Marx begründet das Paradig¬ma einer »kritischen« Analyse und Theorie, das – abgesehen von den insbes. von Max Weber und der frühen Kritischen Theorie geführten Debatten – die theoretische Landschaft in den Sozial- und Geschichtswis¬senschaften seit Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre des 20. Jahrhunderts in den USA und in Europa – entscheidend prägt. Marx‘ Geschichts- und Kapitaltheorie beeinflussten sowohl das methodologische als auch das theoretische Verständnis sozialer Wirklichkeit in zahlreichen wissenschaftlichen Diskussionen nachhaltig und bis heute gehen von der Rezeption seines Werkes neue Impulse für deren Analyse aus.
Die Konferenz soll zentrale gegenwärtige und internationale, mit dem Werk von Karl Marx verbundene Forschungsstränge zusammenführen und die Weiterentwicklung sowie die theoretische und empirische Relevanz dieses Paradigmas für die Gegenwart diskutieren. Im Zentrum der Tagung steht dabei die konsequente Historisierung der Arbeiten von Marx mit dem Ziel einer Untersuchung ihrer systematischen Tragfähigkeit für aktuelle Analysen gesellschaftlicher Konstellationen.
Namhafte Vertreter und kritische Kenner des Ansatzes aus Europa, Asien und den USA sowie jüngere Forscher wurden gebeten, die theoretischen und empirischen Möglichkeiten und Anschlussfelder zu skizzieren, die Marx‘ Denken für ein Verständnis der gegenwärtigen sozialen Wirklichkeit bereithält, die aktuell durch Stichworte wie „Globalität“, „Multikulturalität“, „Migration“ und „Individualisierung“ geprägt sind.

Der Kongress unternimmt eine Bestandsaufnahme, wie weit die Rezeption und Weiterentwicklung von Marx’ Denken „nach dem Marxismus“, nach dem Scheitern der sich auf Marx berufenden politischen Regime, gediehen ist. Die wesentlichen Instrumente einer postmarxistischen Beschäftigung mit Marx als Person, als bis heute äußerst einflussreicher Denker und aktiver Politiker sind: Historisierung, Kontextualisierung, Entmystifizierung und eine nicht dogmatische Rezeption des gesamten, heterogenen und keineswegs widerspruchsfreien Oeuvres. Eines Oeuvre, das zudem erst in jüngster Zeit historisch-kritisch ediert worden ist (MEGA²). Zugleich hat Marx’ Denken – vor allem in popularisierten Versatzstücken und Einzelaspekten, aber durchaus auch in anspruchsvollen, „wissenschaftlichen“ und systematischen Aneignungen (Lesezirkel, Arbeitskreise) – angesichts der gegenwärtigen Krisen des Kapitalismus wieder große Aktualität gewonnen und Hoffnungen geweckt, aus dem Oeuvre von Marx Handlungsanleitungen und Lösungen für aktuelle politische Problem ableiten zu können.
Die Herangehensweise der neun thematischen Sektionen, einer Eröffnungs- und einer Abschlusssitzung für eine größere Öffentlichkeit sowie zweier Einzelvorträge des geplanten Kongresses ist in erster Linie geschichtswissenschaftlich und sozialwissenschaftlich. Dabei sind für den Kongress sowohl historische wie systematische und gesellschaftspolitische Fragestellungen von Interesse. Der Kongress richtet sich auch an ein breiteres, interessiertes Publikum und soll der Diskussion viel Raum bieten. Durch begleitende studentische Blogs und andere Formen der Öffentlichkeitsarbeit sollen die Ergebnisse auch unmittelbar in die Öffentlichkeit getragen werden. Darüber hinaus sollen die Beiträge der Tagung im klassischen Format von zwei Tagungsbänden dokumentiert und so einer weiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Einführungsveranstaltung wird grundlegende Fragen und Paradigmen einer undogmatischen Beschäftigung mit Marx und seinem Denken im 21. Jahrhundert aufwerfen und zur Diskussion stellen. Die beiden Sektionen 1 und 3 zielen sodann auf eine exemplarische Historisierung der Marxschen Theorie und fragen zugleich, wie weit diese Historisierung seit dem Ende des „marxistischen“ Ostblocks gediehen ist. In bewusster Abgrenzung von der im 20. Jahrhundert dominanten Deutung steht auf der Trierer Tagung auch die Hypothese auf dem Prüfstand, dass Marx nur als westlicher (d.h. in der preußischen Rheinprovinz und von westeuropäischen Diskursen geprägter) Denker zu verstehen sei. Gefragt werden soll: Welche biografischen Prägungen und intellektuellen Einflüsse charakterisieren das Denken von Karl Marx? Welche politischen Netzwerke haben es beeinflusst und sind durch es entstanden? Welche Leitmotive ergeben sich aufgrund dieser Rahmenbedingungen für einen konstruktiven Anschluss an Marx‘ Analysen im beginnenden 21. Jahrhundert?
Als Verbindung zwischen dem geschichtlichen Marx, der in den beiden historisch ausgerichteten Sektionen als Denker und Politiker des 19. Jahrhunderts begriffen wird, und der weltweiten Ausstrahlung sowie den aktuellen Fragen an Marx, die am zweiten und dritten Kongresstag im Mittelpunkt stehen sollen, rekonstruiert Sektion 7 die spannende Geschichte der Edition seiner Werke und zugleich den Prozess der Kanonisierung der von Marx äußerst zahlreichen hinterlassenen Manuskripte. Denn diese Editionen waren keine allein wissenschaftlichen Vorhaben zu einem der wichtigsten Denker des 19. Jahrhunderts, sondern immer auch politische Projekte unterschiedlicher Akteure (SPD, KPdSU, SED – um nur die wichtigsten zu nennen). In diesem Kontext behandelt die Sektion auch die Entstehung des Marxismus, um exemplarisch den Pluralismus der Marx-Rezeption – insbesondere im Gegensatz zu den russischen (leninistischen/ stalinistischen/ ehemals ostdeutschen (DDR)) und später chinesischen Orthodoxien – abzubilden.
In weiteren Sektionen widmet sich der Kongress vor allem systematischen Fragen. Dazu zählt insbesondere auch diejenige nach der Aktualität der in Marx‘ Werk entfalteten Analysen, Diagnosen und Prognosen für die Geschichte der Wohlfahrt. In zwei Sektionen wird nach Marx‘ Beiträgen und Impulsen für die „Modern History of Welfare“ gefragt, wie sie sich in den letzten 150 Jahren variantenreich institutionalisiert und transformiert hat (Sektionen 2 und 4). Im historischen Rückblick erweist sich die Entstehung der vielfältigen Varianten des Wohlfahrtsstaates als Ergebnis der Auseinandersetzung mit marxistischen Theorien und der sich darauf berufenden kommunistischen und sozialistischen Staatsformen. Verbunden mit dem Versuch der Abwehr und mit der Abgrenzung von kommunistischen und sozialistischen politischen Strömungen im Inneren und im Wettbewerb mit bereits etablierten kommunistischen und sozialistischen Varianten von Wohlfahrtlichkeit im Äußeren entwickelten sich wohlfahrtsstaatliche Institutionen, sozialpädagogische und sozialarbeiterische Dienstleistungen sowie theoretisch-konzeptionelle Entwürfe. Hier interessieren vor allem drei Epochen: die Zeit der Entstehung wohlfahrtsstaatlicher Institutionen ab dem späten 19. Jahrhundert bis zum Beginn des 2. Weltkrieg, die Blockkonfrontation nach dem 2. Weltkrieg bis 1990 mit ihrem Dualismus wohlfahrtlicher Welten und die Epoche der Transformation von Wohlfahrtlichkeit in den post-sowjetischen und -sozialistischen Staaten und der (Rhetorik der) Krise von Wohlfahrtlichkeit in den westlichen Wohlfahrtsstaaten.
Die globale Dimension der Marx-Rezeption nimmt Sektion 6 in den Blick und untersucht die Relevanz seines Werkes für gesellschaftliche Problemanalysen des und im „globalen Süden“. In diesem Rahmen soll das Erbe von Marx im Kontext kolonialer und post-kolonialer Situationen der Vergangenheit und Gegenwart erörtert und seine Bedeutung für soziale und politische Bewegungen sowie die intellektuellen Konstellationen in Lateinamerika, Süd-Asien und Afrika reflektiert werden.
In weiteren Sektionen des Kongresses sollen (jüngere) Versuche, Marx‘ Ansätze zur Lösung von Problemen in Gegenwartsgesellschaften zum Gegenstand werden. Diese werden in drei Blöcken aufgegriffen, die sich den ökonomischen, politischen und kulturellen Dimensionen des Werkes wie dieser Probleme zuwenden. Geht es mit Blick auf die ökonomischen Aspekte von Marx‘ Werk um Probleme, die sich im Zuge der Krisenanfälligkeit eines finanzmarktgetriebenen Kapitalismus einstellen (u.a. Erschöpfen der Wachstumsdynamik, Mobilität des Kapitals, Auslagerung von Verelendungsprozessen an nicht-westliche Gesellschaften), so mit Blick auf (sozial-)politische Probleme im Kern um die Frage nach forcierten sozialen Ungleichheiten aufgrund von Implikationen und Effekten einer fortschreitenden Privatisierung gesellschaftlicher Vorsorgemaßnahmen, Angst vor Armut, Gerechtigkeitsfragen und die Möglichkeiten staatlichen Handelns sowie schließlich in sozio-kultureller Hinsicht um die wechselseitige Durchdringung von ökonomischen und kulturellen Faktoren oder um Fragen der Möglichkeit einer normativen Theoriebildung (Sektionen 5, 8 und 9).

Programm

Mittwoch, 23.5.2018

12:30 Uhr Angebot: Geführter Rundgang durch die Ausstellung im Landesmuseum
„KARL MARX 1818 – 1883. LEBEN. WERK. ZEIT.“
Beatrix Bouvier (ca. 90 min.)

15:30-21:30 Uhr Offizielle Kongresseröffnung (Stadt Trier, Promotionsaula)
(Moderation: Christian Jansen, Einführung: Martin Endreß, Universität Trier)

15:30 Uhr Grußworte:
Bürgermeisterin der Stadt Trier Elvira Garbes
Präsident der Universität Trier Michael Jäckel
Geschäftsführer der Karl Marx 2018 Ausstellungsgesellschaft mbH Rainer Auts

16:15 Uhr Karl Marx 1818-2018 –
Fragestellungen und Paradigmen der Marxforschung im 21. Jahrhundert
(Moderation: Martin Endreß, Universität Trier)
Karl Marx zwischen 19. und 20. Jahrhundert
Jonathan Sperber (University of Missouri, Columbia)
Wirtschaft oder Gesellschaft? Größe und Grenzen der Marx‘schen Kapitalismusanalyse
Axel Honneth (Goethe Universität Frankfurt/M.)
Zur (ungebrochenen?) Aktualität eines Klassikers
Heinz Bude (Universität Kassel)

18:00 Uhr Imbiss

19:00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag
(Vorstellung: Christian Jansen, Moderation: Jürgen Kocka (FU Berlin)
Gareth Stedman Jones (London)
When would Capitalism End? Marx’s Changing View of History
anschließend Stehempfang

Donnerstag, 24.5.2018 (Universität Trier)

9:15-11:00 Uhr 1. Sektion: Marx‘ politisches Selbstverständnis
(parallel) (Moderation: Christian Jansen, Universität Trier)
Vom Junghegelianer zum Sozialisten und Kommunisten
Warren Breckman (University of Pennsylvania, Philadelphia)
Das „Kommunistische Manifest“ und Revolution von 1848/49
Jürgen Herres (BBAW MEGA, Berlin)
Marx‘ Vorstellungen von Politik
Wolfgang Schieder (Universität zu Köln)

9:15-11:00 Uhr 2. Sektion: Marx and the Modern History of Welfare I: Competition and Critique
(parallel) (Moderation: Stefan Köngeter, Universität Trier – Philip Sandermann, Universität Lüneburg)
The emergence of the Western welfare states against the backdrop of Marxist critique of welfare (states), and socialist and communistic counter projects
Göran Therborn (University of Cambridge)
Feminist Critique of welfare (care) policies, East and West, during the second half of the 20th century
Sonya Michel (Wilson Center, Washington DC)
Re-assembling Welfare, State and Nation: the new contradictions of the welfare state
John Clarke (The Open University, Milton Keynes)

11:00-11:30 Uhr Kaffeepause

11:30-13:15 Uhr 3. Sektion: Marx und die westlichen Traditionen des 19. Jahrhunderts
(parallel) (Moderation: Christian Jansen, Universität Trier)
„Fortiter in re, suaviter in modo“: Marx als Politiker in der Ersten Internationale
Detlef Mares (TU Darmstadt)
Die erste moderne Globalisierung und die Kritik der politischen Ökonomie Thomas Mergel (HU Berlin)
The Impact of the Non-European World on Marx and Engels
James M. Brophy (University of Delaware, Newark)

11:30-13:15 Uhr 4. Sektion: Marx and the Modern History of Welfare II:
(parallel) Marxist heritage in the recent history of welfare
(Moderation: Stefan Köngeter, Universität Trier – Philip Sandermann,
Universität Lüneburg)

Reflections on Marxism and Welfare: East and West
Paul Stubbs (The Institute of Economics, Zagreb)
Care Work and Welfare Policies – Explaining the Devaluation of Care from a Feminist-Marxist Perspective
Beatrice Müller (Universität Vechta)
A Marxist Analysis of Development Towns in Israel: Proletarian periphery or surplus population?
Jon Anson (Ben Gurion University, Beer-Sheva)

13:15-14:30 Uhr Mittagspause

14:30-16:15 Uhr 5. Sektion: Freiheit – Staat – Recht – Revolution
(parallel) (Moderation: Christian Jansen, Universität Trier)
Marx’ Vorstellungen über die Diktatur des Proletariats und die Revolution
Gerd Koenen (Frankfurt/M.)
Marx und der Staat in der freien Assoziation der Produzenten
Hannes Giessler Furlan (Köln)
Recht und individuelle Freiheit bei Marx
Andreas Arndt (HU Berlin)

14:30-16:15 Uhr 6. Sektion: Zur Marx-Rezeption im globalen Süden
(parallel) (Moderation: Lutz Raphael, Benjamin Zachariah, Universität Trier)
Marxism in Africa today
Christoph Marx (Universität Duisburg-Essen)
Marx and Social movements in Latin America
Jorge Grespan (Universidade de São Paulo)
Marx’ legacy in South Asia
Kavita Philip (University of California, Irvine)
Marx and Marxism in the Global South
Sudipta Kaviraj (Columbia University, New York)

16:15-16:45 Uhr Kaffeepause

16:15-18:30 Uhr 7. Sektion: Nach Marx – Die Herausgabe der hinterlassenen Manuskripte
(parallel) als politisches Projekt
(Moderation: Christian Jansen, Universität Trier)
Von Engels bis Kautsky
Wilfried Nippel (HU Berlin)
Marx in authentischer Form – die Manuskripte zur „Deutschen Ideologie“ in der MEGA
Gerald Hubmann (BBAW MEGA, Berlin)
Die Genese des Marx’schen Ideologiekonzepts
Ulrich Pagel (BBAW MEGA, Berlin)

16:45-18:30 Uhr 8. Sektion: Marx, Politische Ökonomie und gegenwärtige Sozialverhältnisse
(parallel) (Moderation: Martin Endreß, Universität Trier)
Aktualität und Systematik der Marx‘schen Krisentheorien: Finanzkrisen, Reproduktionskrisen, ökologische Krisen
Christoph Henning (Universität Erfurt)
Zum Arbeitsbegriff von Marx: Historische und systematische Kritik aus feministischer Perspektive
Gisela Notz (Berlin)
Zur Aktualität von Marx‘ Verständnis der Menschenrechte
Andrea Maihofer (Universität Basel)

19:30 Uhr Öffentlicher Abendvortrag (AudiMax)
(Moderation: Martin Endreß, Universität Trier)
Stephan Lessenich (LMU München)
Dialektik der Demokratie. Zur widersprüchlichen Dynamik sozialer Berechtigung

Freitag, 25.5.2018 (TUFA, Großer Saal, Stadt Trier)

9:00-11:00 Uhr 9. Sektion: Marx, Strukturen sozialer Ungleichheit und gegenwärtiger
Kapitalismus
(Moderation: Martin Endreß, Universität Trier)
Kritik der politischen Ökonomie bei Karl Marx. Marktwirtschaft, kapitalistische Produktionsweise und Politik
Thomas Petersen (Universität Heidelberg)
Von Marx bis Bourdieu: Klassengesellschaft als Struktur oder als Akteursfeld?
Michael Vester (Universität Hannover)
Globaler Kapitalismus und Klassenbildung: mit Marx und über ihn hinaus
Karin Fischer (Universität Linz)

11:00-11:30 Uhr Kaffeepause

11:30-13:30 Uhr Podiumsdiskussion
(Moderation Martin Endreß, Christian Jansen, Universität Trier)
Auf dem Podium: Heinz Bude (Universität Kassel)
Malte Faber (Universität Heidelberg)
Stephan Lessenich (LMU München)
Lutz Raphael (Universität Trier)

13:30 Uhr Mittagsimbiss (Textorium)
Möglichkeit zur Führung durch die Ausstellung „Geld“ in der TUFA (ca. 40 min.)
Möglichkeit zum Rundgang in der Ausstellung im Stadtmuseum (ca. 75 min.):
„KARL MARX 1818 – 1883. LEBEN. WERK. ZEIT.“

[Regionalforum-Saar] Ein Seminar über die "Pest "

Date: 2018/04/25 09:46:33
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

"Pest!" - Interdisziplinäres Kolloquium zur Vorbereitung der Sonderausstellung "Pest" im LWL-Museum für Archäologie - Westfälisches Landesmuseum Herne

 

LWL-Museum für Archäologie – Westfälisches Landesmuseum Herne

 

25.05.2018 - 27.05.2018

 

https://www.lwl-landesmuseum-herne.de/


Von Dr. Alexander Berner

Sehr geehrte Damen und Herren,

das LWL-Museum für Archäologie – Westfälisches Landesmuseum Herne plant für das Jahr 2019 eine Sonderausstellung zum Thema "Pest". Zur Vorbereitung der Ausstellung findet vom 25.-27.05.2018 ein interdisziplinäres Kolloquium statt. Anbei finden Sie das Programm. Wir bitten um Anmeldungen bis zum 18.05.2018 per Mail an alexander.berner(a)lwl.org. Die Teilnahmegebühr für die gesamte Veranstaltung beträgt 25,00 €, ermäßigt* 15,00 €.

 

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Alexander Berner

 

Programm

 

Freitag, 25.05.

12:30-13:30 Akkreditierung / Einlass

13:30-13:45 Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin)
Begrüßung

 

13:45-14:00 Dr. Josef Mühlenbrock (LWL-Museum für Archäologie)
Einführung

 

14:00-14:40 Prof. Dr. Kay Peter Jankrift
Vom „Pesthauch“ zu Yersinia Pestis. Eine Geißel der Menschheit im Wandel der Zeit

 

14:40-15:20 PD Dr. Valeska Becker
Katzen, Ratten und Flöhe. Zu Ausbreitungswegen und Übertragungsmöglichkeiten der Pest

 

15:20-16:00 PD Dr. Frank Siegmund
Justinianische Pest bei Franken und Alemannen

 

16:00-16:30 Kaffeepause

 

16:30-17:10 Dr. Rodo Pfister
Üble Kerne unter der Haut – Beulenpest im frühmittelalterlichen China?

 

17:10-17:50 Yasmin Koppen, M.A.
Die transnationalen Konsequenzen des Mongolensturms für die religiös-medizinische Praxis in Zentral- und Ostasien

 

17:50-18:30 Annabell Engel, M.A.
Die 1340er Jahre als Schlüsseljahrzehnt der Great Transition. Eine klimahistorische Perspektive auf den Vorabend des Schwarzen Todes

 

18:30-19:00 Abschlussdiskussion

 

Samstag, 26.05.

 

09:00-09:40 PD Dr. Christof Paulus
Die Toten von Byzanz

 

09:40-10:20 Dr. Ralf Lützelschwab
Papst und Pest - Avignon 1348

 

10:20-10:50 Kaffeepause

 

10:50-11:30 Stephan Tölke, M.A.
Geplagt von der Pest und die Zeit drängt? Lies diese Anleitung zur Selbsthilfe! Ibn Abī aǧalahs a-ibb al-masnūn fī dafʿ a-āʿūn

 

11:30-12:10 Dr. Christian Scholl
Die Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes am Beispiel der oberdeutschen Reichsstädte Ulm, Augsburg und Straßburg

 

12:10-12:50 Stefan Kötz, M.A.
Überlegungen zu einem – nicht nur jüdischen – Schatzfundhorizont der Großen Pest (Mitte 14. Jh.)

 

12:50-14:20 Mittagspause

 

14:20-15:00 Glänzer, Lisa, M.A.
Vm der grauſamen peſtilencz gedechtnủſz willen: Die Darstellung der Pest bei Konrad von Megenberg und in ausgewählten historischen und literarischen Zeugnissen des Mittelalters

 

15:00-15:40 Dr. Anica Schumann
Schriftzeugnisse als Auseinandersetzung mit der Pest

 

15:40-16:10 Kaffeepause

 

16:10-16:50 Dr. Ulf Wendler
Popularisierte Medizin in der frühen Neuzeit – eine unbekannte Pestschrift von Johann Bökel (1535–1605) als Beispiel

 

16:50-17:30 PD Dr. Görge Hasselhoff
Huldrych Zwinglis Pestlied: Die Pest als Wendepunkt der Reformation?

 

17:30-18:00 Abschlussdiskussion

 

18:00-18:30 Pause

Abendvortrag: 18:30-20:00 Prof. Dr. Johannes Krause
Die Genetische Geschichte des Schwarzen Todes: Von der Steinzeit bis in die Neuzeit.

Sonntag, 27.05.

 

09:00-09:40 Katharina Wolff, M.A.
Krankheit, Konzept und Kollektiv. Städtische Pestbewältigung und die Suche nach ihren Wurzeln

 

09:40-10:20 Dr. Annemarie Kinzelbach
Warum die Pest aus vormodernen Reichsstädten verschwinden musste

 

10:20-10:50 Kaffeepause

 

11:00-11:40 Prof. Dr. Marion Ruisinger
Fact or Fiction? Ein kritischer Blick auf die Pestarztmaske

 

11:40-12:20 Dr. Lars Banhold
Pest als Grenzsituation: Albert Camus‘ Die Pest und Der Belagerungszustand.

 

12:20-13:00 Abschlussdiskussion

ab 13:15 freie Führungen durch die Dauerausstellung oder die Sonderausstellung „Irrtümer & Fälschungen“ für Vortragende und Teilnehmer

 

Kontakt

Alexander Berner

LWL-Museum für Archäologie – Westfälisches Landesmuseum Herne, Europaplatz 1, 44623 Herne

02323 94628-25

alexander.berner(a)lwl.org



[Regionalforum-Saar] Helene Demuth - wie ein saarl ändisches Dienstmädchen Geschichte schrieb

Date: 2018/04/26 11:30:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Morgen,


der Film von Klaus Gietinger läuft heute abend um 20.15 Uhr im Saarländischen Rundfunk (SR) um 20.15 Uhr.

-- 
Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 
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Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
Tel. 06851-3166
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