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2017/07/02 19:27:30
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Einwohner von Hornbach 1798-1875
Datum 2017/07/07 22:03:58
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Das Buch als Medium - Mittelalterliche Handschriften und ihre Funktionen
2017/07/08 22:15:30
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Vortrag am Montagabend im Pfarrgarten St. Wendelin in St. Wendel
Betreff 2017/07/26 14:23:11
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Über die katholische Pfarrkir che von St. Wendel.
2017/07/02 19:27:30
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Einwohner von Hornbach 1798-1875
Autor 2017/07/07 22:03:58
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Das Buch als Medium - Mittelalterliche Handschriften und ihre Funktionen

[Regionalforum-Saar] Warum ist der Wendelskuchentag in St. Wendel am 5. Juli?

Date: 2017/07/05 18:33:05
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

Warum ist der Wendelskuchentag in St. Wendel am 5. Juli?

 

Heute feiert die katholische Kirche in St. Wendel ein Fest, das auf einer alten Tradition beruht, das Wendelskuchenfest. Hergeleitet wird es von einer Geschichte aus der Geschichte:

 

„Am 5. Juli ist der Wendelskuchentag. Für diesen Tag backen manche St. Wendeler Hausfrauen kleine Brote, die sie mit zur Kirche nehmen, wo sie neben dem Hochaltar hingestellt werdden. Nach dem Hochamt segnet der Priester die Brote, und die Leute nehmen sie wieder mit nach Hause. Dieser fromme Brauch erinnert an die Übertragung der Gebeine des hl. Wendelinus im Jahre 1360 aus der Magdalenenkapelle in das damals fertiggestellte Chor der Pfarrkirche. Von der Zeit an ließ der Kirchenvorstand alljährlich viele hunderte Brötchen backen und segnen und dann unter die Meßdiener und das Volk als „St. Wendels Kuchen“ verteilen. Als in der Franzosenzeit 1793 der Kirche viele Einkünfte verlorengingen, konnten keine Brötchen mehr ausgeteilt werden. Aber die Leute brachten nun selbst Brote und Kuchen und ließen sie segnen, und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag.“

 

So beschreibt es Nikolaus Obertreis in seinem Buch „Stadt und Land des hl. Wendelin“ im Jahre 1927.

 

Heute werden diese Brote von der hiesigen Pfarrgemeinde in Auftrag gegeben. Es gibt ein genaues Rezept dafür, das u.a. auch Rosinen enthält.

 

Ein ähnlicher Artikel im derzeitigen Pfarrbrief spricht von einer 657-jährigen Tradition. Das wollte ich genauer wissen und habe mir im Pfarrarchiv die alten Kirchenrechnungen angeschaut.

 

Die sog. „Kirchenrechnungen“ sind Jahresberichte über alle Einnahmen und Ausgaben, die der Kirchenrechner (nicht der Pfarrer) verwaltete. Die Abrechnung erfolgte für ein Geschäftsjahr, das von Johannis des einen bis Johannis des nächsten Jahres reichte. Johannis, das ist das Hochfest der Geburt Johannes’ des Täufers am 24. Juni.

 

Es ist in jedem Jahr ein umfangreicher Bericht mit zahlreichen Unterpositionen. Zunächst kommt eine Übersicht, in welchen Währungen gerechnet wird, dann erfolgen die Einnahmen - aus den Opferstöcken zunächst in der Pfarrkirche und bei St. Anna (eine Kapelle auf dem heutigen Golfplatz), später auch am Wendelsbrunnen; aus ausgeliehenem Geld; jede Menge Positionen aus verpachteten Grundstücken und Häusern; diPe „Priesterpräsenz“, das sind Einnahmen aus Selbstverpflichtungen, etwa fiktiven Zinsen, die entstünden, würde man Grundstücke oder Häuser verpachten. Ihr Zweck ist die Finanzierung der Geistlichen - quasi das frühere Pendant einer Kirchensteuer, die ja auch eine freiwillige Abgabe ist. Auf der Ausgabenseite stehen die Saläre für die Geistlichen in Form von Geld und Naturalien unddie Aufwendungen für Reparaturen und Neubauten an der Kirche und anderen, der Pfarrei gehörigen Gebäuden. Darunter befindet sich auch die Aufstellung von „Ausgaben an Korn“, das etliche Seiten vorher bei den „Einnahmen aus Korn“ eingegangen war.

 

„Korn“ oder „Getreide“ - so erzählt Frau wikipedia - sind die meist einjährigen Pflanzen der Familie der Süßgräser, die wegen ihrer Körnerfrüchte kultiviert werden, andererseits die geernteten Körnerfrüchte. Die Früchte dienen als Grundnahrungsmittel zur menschlichen Ernährung oder als Viehfutter, daneben auch als Rohstoff zur Herstellung von Genussmitteln und technischen Produkten.

 

Zum Korn zählen u.a. Weizen, Roggen, Gerste und Hafer. In unseren Breiten wurde bevorzugt Roggen und Hafer angebaut. Da der Hafer eine eigene Position in der Kirchenrechnung hat, bleibt der Roggen, vielleicht auch Weizen, für die Position „Korn“ übrig. Die Kirchenrechnung bleibt da unspezifisch - vermutlich wußte damals sofort jeder, was mit „Korn“ gemeint war - warum es also noch stärker differenzieren?

 

In unseren Kirchenrechnungen findet sich tatsächlich unter den Ausgaben für Korn ein jährlich ein Posten über die Menge an Korn, das für den Wendelskuchen ausgeben wurde.

 

Schauen wir zum Beispiel in die Rechnung von 1589-1590:

 

Quelle: Pfarrarchiv St. Wendel, Kirchenrechnung 1:

 

Seite 146

Außgab korn

„Item uff Trantzlationis St Wandalini verbacken in brodt                                        v mtr“

 

„v mtr“ ist die Mengen- und Maßangabe: „v“ ist die römische Zahl „5“, „mtr“ steht für „Malter“.

 

Ich habe die Getreidemaße zu St. Wendel nachgeschaut:

 

Ein Malter (222,4 Liter) = 8 Faß, 1 Faß = 4 Sester, 1 Sester = 4 Mäßchen.

1 Malter wog: Hafer 106,752 kg; Roggen 151,232 kg.

 

(Quelle: Erich Mertes Kolverath, „Alte Fruchtmaße in den ehemaligen Regierungsbezirken Koblenz-Trier und ihre Umrechnung in kg/Liter“, wgff.net/trier/download/Verzeichnisse/Fruchtmasse.pdf)

 

Die genannten 5 Malter Roggen waren demnach 750 kg. Das hört sich nach „viel“ an, aber wieviel Mehl und Teig und Brot gibt das tatsächlich? Dazu kommen wir später.

 

Es gibt eine weitere Position, die sich mit dem Thema „Wendelskuchen“ befaßt. Sie steht bei den allgemeinen Ausgaben:

 

Seite 138

„item von fünff maltr wendelsbrott zu backen geben                                                Cv alb“

 

Das bedeutet, man hat den Bäckern außer dem Material, sprich: Korn, noch Geld gegeben und zwar 105 Albus. Wofür erfahren wir in der Kirchenrechnung 1754-1755:

 

Seite 601:

„Ausgaab geldt

Itz denen beckeren 4 Malter Korn zum Wendels brodt zu backen

anjetzo wegen dem holtz                                                                                          7 Gulden 12 alb“

 

Hier ist die Menge an Korn um einen Malter herabgesetzt worden. Dafür erhalten sie eine stattliche Menge Geld für das Holz, das sie zum Backen brauchen.

 

 

In dieser Rechnung 1754-1755 wird auch zum ersten Mal ein Datum für den Wendelskuchentag genannt:

 

Seite 606:

„Restiert also 4 Mltr Vor künfftige Rechnung vor das Wendels brodt zu backen, weillen selbiges jedes jahr d 5ten Juli in nachfolgender Rechnung stehet“

 

Der hier genannte Rest kommt wohl daher, daß der Kirchenrechner die vier Malter Korn erst in der nächsten Rechnung verbuchen will oder wird oder kann. Die Abrechnung für die Rechnung ist der 24. Juni 1755, aber die Kornausgabe erfolgt erst am 5. Juli. Warum das so ist, wissen wir nicht; vielleicht wurde das Korn, das er für diese Ausgabe vorgesehen hatte, zu spät angeliefert.

 

Und da haben wir das Datum, um das es hier geht: den 5ten Juli. Dem Tag, an dem die Reliquie von der Magdalenenkapelle in die Pfarrkirche übertragen wurde. Nach heutiger Lesart am Pfingstmontag 1360.

 

Bleiben wir bei dem Datum.

 

Pfingsten wird am 50ten Tag der Osterzeit gerechnet, also am 49. Tag nach dem Ostersonntag. Das sind genau sieben Wochen. Da der Pfingstmontag 1360 am 5ten Juli war, muß Ostern demnach um den 17ten Mai gewesen sein. Etwas spät im Jahr für mein Dafürhalten, denn wir sind Ostern im März bzw. April gewöhnt.

 

Wann ist denn Ostern?

 

Das 1. Kirchenkonzil im Jahre 325 hat festgelegt, daß Ostern stets am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings stattfindet. Stichtag ist damit der 21. März, die "Frühlings-Tagundnachtgleiche". Damit ist der früheste mögliche Ostertermin der 22. März (wenn der Vollmond auf den 21. März fällt und der 22. März ein Sonntag ist.), der späteste ist der 25. April.

 

Und wie war das 1360?

 

Für solche Berechnungen verwende ich gern ein Computerprogramm, mit dem ich seit Jahren gute Erfahrungen beim Umsetzen von Datumsangaben aus und in den französischen Revolutionskalender gemacht habe: es heißt GenTool6.0, wurde 2008 von Heinz Georg Schlöder aus Troisdorf entwickelt und wird von ihm kostenlos als download zur Verfügung gestellt (http://www.gentools6.de).

 

Dieses Programm gibt das Osterfest, d.h. den Ostersonntag, mit dem 5ten April 1360 an, natürlich nach dem julianischen Kalender (der gregorianische wurde erst gut 200 Jahre später entwickelt un kam erst 1582 zur Anwendung).

 

Aber - Moment - wenn der Ostersonntag der 5. April war, dann war Pfingstsonntag der 23. Mai.

Wo kommt denn dann der 5. Juli her?

 

Es wird Zeit, sich das zugrundeliegende Ereignis genauer anzuschauen.

 

Trantzlationis St Wandalini“ heißt es 1589-1590.

 

In der ältesten, im Pfarrarchiv St. Wendel vorhandenen Rechnung aus dem Jahr 1519-1520 wird auf Seite 57 der Begriff nur in einer anderen Variante genannt: „tranßlationis Wandalen

 

Gemeint ist stets die Übertragung der Gebeine von der Magdalenenkapelle in die Pfarrkirche.

 

Welche Belege haben wir dafür? Max Müller verweist in Bezug auf das Datum „5. Juli 1360“ in seiner „Geschichte der Stadt St. Wendel“ auf das Wendelsbüchlein von Pfarrer Keller aus dem Jahre 1704.

 

Aber der Text dort nennt gar kein Jahr und ist an sich recht chaotisch:

 

„Diese Kirch war endlich von dem weltberühmten Cardinal Nicolao Causano Consecrirt und mit einer sillbernen Ampel und ewigen licht geziert und beschenckt. Am H. Pfingstfest erhöbte er den h. leichnam aus seinem Grab, darin er über 650 Jahre gelegen und verehrt worden, und übersetzte ihn in Jetzt gemeltete Kirch. Dieses Fest wirt noch Jehrlich den 5ten Heumonat gehalten und gesegnetes Bord ausgetheilt.“

 

Keller wirft hier wirklich alles durcheinander. Er - bei dem Jahr 617 als Todesjahr des hl. Wendelin zum ersten Mal auftaucht - legt die Translation auf das Jahr 1267 bzw. danach fest (617 plus „über 650“). Die silberne Ampel ist allerdings eine Stiftung des Trierer Erzbischofs Boemund an die Pfarrkirche, aber erst am 31. Mai 1361 (PfA St. Wendel, US 14), und Nikolaus von Cues hat mit St. Wendel gar erst im 15ten Jahrhundert zu tun, also nochmal 100 Jahre später.

 

Das Datum „1360“ als Fertigstellungsjahr des Kirchenneubaus und Übertragsjahrs der Reliquie wird zum ersten Mal in Christoph Brouwers „Antiquitatum et annalium Trevirensium libri“ auf, zunächst als kurzer Hinweis im chronologischen Index (Seite 70:

 

„Anno demum MCCCLX, crescente S. Wendalini oppido, templum eidem Divo excitatum consecratumque, corpore illius ex aede B. Magdalenae, eodem  translato.”

 

Frau Dr. Stitz hat den Text ins Deutsche übersetzt:

 

„Schließlich wurde im Jahre 1360, als die Stadt des heiligen Wendalinus wuchs, dort ebendiesem Heiligen eine Kirche gebaut und geweiht, nachdem sein Leichnam aus dem Haus [= Kapelle] der heiligen [eig. „seligen“] Magdalena dorthin überführt worden war.“

 

Der Haupttext auf Seite 232 weicht ein wenig von vorgenanntem Text ab:

 

„CLXXXI. S. Wendalini translatio. Annus Chr. 1360

Hoc etiam tempore, cum S. Wendalini oppidum jure Treverico probe communitum tectis aedificiisque jam frequens staret, visum incolis est Boëmundi ac decessorum ope, novam aptare patrono sedem; quare sat amplum Confessoris honori positum templum, anno recuperatae salutis 1360. Innocentii Pontificis VIII. consecratum est; hucque Sancti corpus, eximiâ mox venerationis pompâ illatum.“

 

Übersetzung (ebenfalls Frau Dr. Stitz)

 

„181. Übertragung des hl. Wendalin. Christi Jahr 1360

Zu dieser Zeit auch, als die Stadt des hl. Wendalin, mit trierischem Recht gehörig ausgestattet, bereits mit zahlreichen Häusern und Gebäuden dastand, schien es den Einwohnern richtig, mit Boemunds und seiner Nachfolger Hilfe, ihrem Schutzpatron einen neuen Sitz anzupassen [eine neue Kirche zu errichten]; daher wurde zur Ehre des [hl.] Bekenners eine ziemlich geräumige Kirche gebaut [und] im Jahre des wiedererlangten Heils 1360, im achten Jahre des Papstes Innozenz eingeweiht; hierher wurde der Leichnam des Heiligen bald in einer ganz besonderen Prozession, die seiner Verehrung diente, übertragen.“

 

Haben Sie den kleinen Unterschied gemerkt?

In der Einleitung wird der Leichnam zuerst übertragen, dann erfolgt die Weihe. Im Hauptteil ist es anders herum: hier erfolgt erst die Weihe, dann die Übertragung.

 

Aber immer und auf jeden Fall soll das im Jahre 1360 geschehen sein.

 

Auf die Unmöglichkeit, daß die Kirche um diese Zeit fertiggestellt und deshalb eingeweiht wurde, will ich an dieser Stelle nicht eingehen, sonst ufert dieser Text völlig aus.

 

 

Irgendwas war los in dieser Zeit um 1360:

 

=> 11.07.1358

Arnold, genannt Kickuz, Priester und Frühmesser der Maria Magdalena Kapelle in St. Wendel, wird durch EB Boemund von Trier Rektor der Magdalenenkapelle in St. Wendel

 

=> Christi Himmelfahrt 1359

Der Generalvikar der Diözese Metz beurkundet die Consecration der Magdalenenkapelle zu St. Wendel und eines Altares zu Ehren S. Mariae Magdalenae und erteilt ihr einen 30-tägigen Ablaßprivilig

 

=> 04.04.1360

Ablaßbrief auf 40 Tage für die Pfarrkirche und die Magdalenenkapelle zu St. Wendel durch 18 Bischöfe aus Avignon

 

=> 08.06.1830

Ablaßbrief auf 40 Tage für die Pfarrkirche zu St. Wendel durch Erzbischof Boemund von Trier

(wird von Metz bestätigt)

 

=> 25.07.1360

Die Brüder Arnold und Jakob von Odenbach übertragen ihre Rechte an der Mühle zu Stegen auf die Frühmesse in der Kapelle St. Maria Magdalena zu St. Wendel

 

=> 31.05.1361

Erzbischof Boemund von Trier stiftet eine Messe in der Pfarrkirche St. Wendel. Die Priester versprechen, ein ewiges Licht in der Kirche zu unterhalten, wozu der Erzbischof eine silberne Ampel stiftet.

 

Aber das sind nur Einzelstücke, und niemand kennt ihren Zusammenhang.

 

Auch wenn man niemals weiß, wie zuverlässig selbst eine zeitgenössische Quelle ist, bleibt hier die Frage, ob Brouwer, der zwischen 1559 und 1617 lebte, als Quelle angesehen werden kann, obwohl er ja eigentlich wie wir nur Zweitverwender ist.

 

Tatsächlich gibt es noch einen älteren Beleg, in dem von einer Translation die Rede ist.

 

Dabei handelt es sich um eine Ablaßurkunde aus dem Jahre 1318, in der die Magdalenenkapelle zum ersten Mal schriftliche Erwähnung findet. Das Original wird im Landeshauptarchiv Koblenz unter der Signatur 1 A 3596 geführt. Ich folge hier einer Abschrift und Übersetzung, die Dr. Margarete Stitz vorgenommen hat. Das Original wurde am 23. September 1318 in Metz ausgestellt.

 

Bruder Daniel, durch Gottes Gnade Bischof von Arka und Vikar des Metzer Kapitels während der Sedisvakanz, erteilt einen 40-tägigen Ablaß allen, die die Kirche des heiligen Wandelinus aufsuchen und zwar an folgenden Tagen:

 

„an seinem Fest und [am Fest] seiner Übertragung und am Weihefest dieser Kirche,

ebenso an den Festen der seligen Maria, der seligen Katharina, Maria Magdalena, des seligen Nikolaus und [am Fest] der Weihe der Magdalenenkapelle,

und am Karfreitag und an den einzelnen Festen der Vorgenannten und in den Oktaven ihrer Weihen,

wenn sie ihre Sünden gebeichtet haben und bereuen (…)“

 

Das Problem ist jetzt nur, daß wir nicht wissen, um welche Übertragung es sich handelt. Ich denke, es ist unstrittig, daß seine Gebeine übertragen worden.

 

Fragt sich, wohin.

Aus einem Erdgrab in die Magdalenenkapelle.

Aus dem Vorgänger der Pfarrkirche in die Magdalenenkapelle.

Aus der Magdelenenkapelle in die Pfarrkirche.

 

Daß die Leute in St. Wendel immer angenommen haben, daß er in der Magdalenenkapelle geruht und in die Pfarrkirche übertragen wurde, ist unstrittig … aber Vorsicht: die Annahme ist unstrittig. Wie oft wurde die Magdalenenkapelle bis zu ihrer Säkularisierung um 1800 „Wendelskapelle“ genannt, wie oft allein in den Kirchenrechnungen.

 

Aber daß die Gebeine 1360 [noch?] in der Magdalenenkapelle aufbewahrt wurden, dagegen spricht eine Aussage aus der obengenannten Ablaßurkunde von 1318:

 

„Weil wir überdies den heiligen Wandelinus festlicher verehren wollen, wohin er auch aus der Kirche, in der er ruht, getragen wird, wie es gewöhnlich geschieht [bei Bittgängen], um heiteres oder ruhiges Wetter oder an den Bitttagen, wenn alle sich fromm bei ihm [zur Prozession] versammeln und mit ihm wieder zur Kirche zurückziehen, gewähren wir für immer barmherzig im Herrn zehn Tage Nachlass, im Vertrauen auf unsere vorgenannte Autorität, auf Gnade und Verdienste, von den ihnen auferlegten Bußen.“

 

Hier ist explizit von der Kirche die Rede, in der er ruht, aus der er getragen wird und zu er von den Gläubigen zurückbegleitet wird. Also liegt er 1318 schon oder noch oder schon wieder in der Pfarrkirche.

 

Und jetzt gehen die Fragen erst richtig los:

Worin hat das Fest der Übertragung von 1318 seinen Ursprung?

Wenn er 1318 schon in der Kirche war, welchem Zweck diente die Tumba, die 1802 aus der Magdalenenkapelle in die Pfarrkirche gebracht wurde und vermutlich aus dem 14ten Jahrhundert stammt?

Und vielleicht bezieht sich ja das unmögliche Datum „5. Juli“ wirklich auf eine Übertragung der Gebeine - aber schon lange vor 1360, die nichts mit Pfingsten zu tun hat.

 

Weder auf die Fragen noch die Spekulation werden wir wohl je eine Antwort bekommen.

Aber fragen kann man ja mal.

 

St. Wendel, 5. Juli 2017

 

Roland Geiger