Date: 2016/11/04 18:27:21
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ:Nach 70 Jahren haben sie ihren Namen zurückGedenkstätte listet 32 Zwangsarbeiter auf – Neue Tafel auf Urweiler Judenfriedhof Einfach verscharrt, ohne einen Hinweis auf die Menschen, die ihr Leben verloren. Anonym in die Erde geworfen, fern der Heimat. Diesen Vergessenen ihre Würde zurückgeben, den Auftrag hatten sich Heimatfreunde in Urweiler auferlegt.Von SZ-Redakteur Matthias ZimmermannUrweiler. Die Lage ist alles andere als einfach. Nicht explosiv, so dramatisch wollte es am Donnerstag dann doch niemand titulieren. Aber vor dem Hintergrund einer „politisch angespannten Situation in der Welt“, in der Versöhnung nicht unbedingt zum Tagesgeschäft gehört, sei dieser Tag ein großes Zeichen. So zeigte sich der stellvertretende Generalkonsul Russlands, Vladimir Pyatin, wahrlich berührt von dem, was dort in Urweiler entstanden war und nun eingesegnet wurde: eine Gedenkstätte für 32 während der Nazi-Diktatur ins St. Wendeler Land verschleppte Menschen, die hier starben. 24 Männer und acht Frauen. Darunter 28 seiner Landsleute. Vier weitere in der Fremde ums Leben Gekommene stammen nach Recherchen der Initiatoren des Vereins Heimatfreunde Urweiler aus Polen. Russlands amtlicher Vertreter in Bonn sprach die Spannungen zwischen seiner Regierung in Moskau und den Nato-Staaten, zu denen auch Deutschland gehört, nicht direkt an. Indes deutete viel darauf hin. Denn er nannte das neue Mahnmal eine „gemeinsame Geste der Erinnerung über alle weltanschaulichen Grenzen hinweg“. Und diese Grenzen sind zuweilen ideologisch wie eine Mauer unüberwindbar gesichert. Und trotz alledem entstand gerade jetzt eine Erinnerung an jene Opfer, die auf Geheiß der Nationalsozialisten, auf Anweisung des Berliner Reichsinnenministeriums auch hier zwischen 1942 und 1945 „in abgelegene Gebiete zu beerdigen“ waren, wie es Heimatfreunde-Vorsitzender Franz Josef Marx beschrieb. Völlig anonym. Ohne einen noch so mickrigen Hinweis auf Namen, Lebensdaten, Todesursache. Eine Arbeitsgruppe seines Vereins sei während ihrer Spurensuche darauf gestoßen, woran jene Zwangsarbeiter zugrundegegangen waren, die hier beim Urweiler Judenfriedhof am Rande der Stadt St. Wendel verscharrt worden sind. An Tuberkulose oder Typhus starben die Opfer. Nahmen sich selbst das Leben. Oder wurden bei Fliegerangriffen getötet. Denn während Deutsche in Luftschutzbunkern Unterschlupf gefunden hätten, sei Zwangsarbeitern der Zutritt verwehrt geblieben, erinnerte Urweilers Ortsvorsteher Peter Zeyer (CDU). Diesen fern ihrer Heimat gestorbenen Menschen ihren Namen zurückgeben bedeute gleichfalls, ihre Menschenwürde zurückzuerlangen, sagte St. Wendels Landrat Udo Recktenwald (CDU). Welch aktuellen Bezug diese Erinnerungskultur habe, unterstrich auch St. Wendels Bürgermeister Peter Klär (CDU). Denn Vergessen führe zu Intoleranz. Hierbei komme der Jugend eine „besondere Rolle“ zu, sagte Pyatin. Junge Menschen allerdings waren an diesem Tag fernab.
HintergrundDie Heimatfreunde Urweiler, nach Angaben ihres Vereinsvorsitzenden Franz Josef Marx 2009 gegründet, erforschen die Ortsgeschichte. 2012 entschieden sich die Mitglieder nach Recherchen, den heutigen Standort des Zwangsarbeiter-Mahnmals auf dem Judenfriedhof am Rande des St. Wendeler Stadtteils näher untersuchen zu wollen.Die Arbeitsgruppe Zwangsarbeitergräber des Vereins mühte sich ab Juli 2015 darum. Den Lokalhistorikern ging es dabei um Hintergründe der Zwangsarbeiter, die in Urweiler eingesetzt waren, deren Namen, Geburts-/Sterbedaten sowie Todesursache. Gleichzeitig ging es um die Gestaltung der Gedenkstätte auf dem Judenfriedhof. Dieser gehört der saarländischen Synagogengemeinde, die dem Projekt zustimmte. Hilfe erhielten die Heimatfreunde von der Stadtverwaltung, die von Mitarbeitern des Bauhofs das Gelände herrichten ließ. Inschrift der Tafel auf dem Gedenkstein: „Hier ruhen 32 russische Soldaten und Arbeiter, die in der schweren Zeit 1942 – 1945 fern der Heimat starben.“ Vereinschef Marx konkretisierte während seiner Rede zur Einsegnung, dass es sich um Zwangsarbeiter aus Russland und Polen gehandelt habe. Eine weitere hölzerne Standtafel gibt Informationen zu den hier begrabenen Opfern in zwei Sprachen: auf Deutsch und Russisch (kyrillische Schrift). hgn
Auf einen BlickDeutschlandweit gibt es nach Angaben des russischen Vize Generalkonsuls Vladimir Pyatin aktuell 344 Gedenkstätten für 800 000 im Zweiten Weltkrieg umgekommene Sowjetbürger.Das Dritte Reich verschleppte 8,5 Millionen Zwangsarbeiter, 70 000 mussten im Saarland ihren Dienst verrichten. Wiederum 900 von ihnen waren in St. Wendel (Quelle: Landrat Udo Recktenwald). Einsatzorte laut Urweiler Ortsvorsteher Peter Zeyer waren unter anderem das St. Wendeler Werk der damaligen Reichsbahn, aber auch Werkstätten und Haushalte in Urweiler. hgn
|
Date: 2016/11/04 18:33:38
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Zum Artikel über die Einsegnung der
Gedenkstätte habe ich mir ein paar Gedanken gemacht.
Den harten Worten des Journalisten Herr Zimmermann, merkt man den Hass an gegen das, was die Nazis den Menschen damals angetan haben. Leider geht dieser Hass dort an die falsche Stelle, denn die Leute der St. Wendeler Stadtverwaltung, die zwischen 1942 und 1945 die Toten hier oben begruben, sind genau so nicht vorgegangen. Statt dessen haben sie die Gräber markiert und die Namen der Toten und ihre Lebensdaten - soweit bekannt - auf Holzkreuzen vermerkt, die an den genauen Positionen der Gräber aufgestellt wurden. Diese Holzkreuze waren 1960 noch vorhanden, das geht aus den Akten des hiesigen Friedhofsamtes hervor. 1960 wußte man auch noch genau, wo wer begraben lag. Irgendwann danach sind die Kreuze dann verschwunden, vermutlich durch Erosion einfach kaputtgegangen. Und wurden nicht mehr ersetzt. Was blieb, war der große Stein rechts oben mit der mehr oder minder falschen Aufschrift. Und natürlich die Erinnerung bei den Menschen. Und erst in unserer Zeit - heute - scheint der richtige Umgang mit diesen Relikten unserer Vergangenheit möglich zu sein. Das ist schön und traurig zugleich. Franz Josef Marx wird zitiert, daß die „Opfer“ auf Geheiß des Reichsinnenministeriums „in abgelegene Gebiete zu beerdigen“ seien. Das ist interessant, aber auch seltsam. Denn es galt wohl nur für Nicht-Kombattanten. Denn die russischen Kriegsgefangenen -wie die andere Nationalitäten (US-Amerikaner, Franzosen, Italiener z.B.) fanden ihre letzte, z.T. vorletzte Ruhestätte auf dem St. Wendeler Friedhof in der Werschweilerstraße, wo sie teilweise heute noch ruhen. Warum also die zivilen Zwangsarbeiter hier oben neben den jüdischen Friedhof? Andererseits ist mir der Fall der Besatzung einer amerikanischen B-17 bekannt, deren Toten auf dem jüdischen Friedhof von Thallichtenberg erstbestattet wurden. Gab es da überhaupt eine einheitliche Linie? Aber es gibt noch etwas anderes an Zimmermanns Artikel zu bemängeln. Etwa daß er die drei Geistlichen unterschlagen hat, die die Gedenkstätte eingesegnet haben. Neben der evangelischen Pfarrerin Christine Unrath und dem katholischen Pfarrer Klaus Leist auch den russisch-orthodoxen Priester Dimitrij Svistov, der in eindrucksvollem Singsang in russisch und deutsch den spirituellen Reigen anführte. Ich wußte, daß die Russisch-Orthodoxen das Kreuzzeichen anders schlagen als wir - nach Kopf und Brust kommt erst die rechte, dann die linke Schulter -, aber in natura gesehen habe ich es noch nie. Warum Zimmermann die Priester weggelassen hat, mag er allein wissen, und wir können nur darüber spekulieren. Ich habe mich nach der Feier ein wenig mit Pfarrer Svistov unterhalten; er ist ein sehr beeindruckender und sympathischer junger Mann und hat mich natürlich prompt zum Gottesdienst am Sonntagmorgen eingeladen. Auch der eigens zusammengestellte Bläserchor, der unter schwierigen Umständen sein bestes gab (ist immer schwer, aus kalten Instrumenten vernünftige Töne herauszubringen), fiel unter den Mantel des Vergessenwerdens. Roland Geiger |
Date: 2016/11/06 21:51:38
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Meier, Mischa: Der Völkerwanderung ins Auge blicken. Individuelle Handlungsspielräume im 5. Jahrhundert n.Chr. (= Karl-Christ-Preis für Alte Geschichte 2). Heidelberg: Verlag Antike 2016. ISBN 978-3-938032-99-2; 104 S.; EUR 19,90. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Oliver Schipp, Historisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz E-Mail: <schipp(a)uni-mainz.de> Das Büchlein entstand anlässlich der zweiten Verleihung des Karl-Christ-Preises für Alte Geschichte am 17. April 2015 in Bern. Neben Vortrag und Bibliographie des Preisträgers Mischa Meier umfasst der Band die Laudatio von Uwe Walter und eine Würdigung Karl Christs durch Hartmut Leppin und Stefan Rebenich. Der Leser erfährt hier zunächst einiges über die Höhen und Tiefen eines Gelehrtenlebens im Nachkriegsdeutschland. Dabei sind vom Schaffen Christs sicherlich die wissenschaftsgeschichtlichen Forschungen hervorzuheben. Seine biographischen Skizzen machten die wissenschaftlichen Leistungen einzelner Gelehrter sichtbar, und er habe das Kriterium der Standortgebundenheit in der Althistorik eingeführt. Vor allem aber der Umfang seines Werkes und die konzentrierte Arbeitsweise des Marburger Professors brachten ihm den ehrenhaften Ruf ein, er sei an seinen Schreibtisch gekettet gewesen wie einst Prometheus an seinen Felsen. Die Laudatio selbst ist ein schönes Beispiel für die blühende Rhetorik Uwe Walters. Auf Formulierungen wie "Tübingen, [...] das Bunzenscheiben-Rothenburg[1] ob der Tauber deutscher Gelehrtentradition" (S. 14) oder die "Versuchung, [...] die enkomiastische Biographie erneut als einen Akt rückblickender Kohärenzfiktion und Sinnstiftung zu erweisen," (S. 13) muss man erst einmal kommen. Jeder, der eine Laudatio auf einen Althistoriker zu schreiben hat, kann sich hier einige Anregungen holen. Erwähnt wird in der Laudatio das zu lobende Oeuvre des Preisträgers. Die abgedruckte Bibliographie beeindruckt schon durch ihre schiere Quantität: Sieben Monographien, zwei Übersetzungen aus dem Griechischen, zehn Herausgeberschaften von Sammelbänden, an die hundert Aufsätze, zahlreiche Lexikonartikel und unzählige Rezensionen stehen zu Buche. Und das mit 43 Jahren! Dabei ist die hohe Qualität der Werke Meiers in Fachkreisen hinlänglich bekannt. Aber bevor die Rezension in eine weitere Laudatio ausartet, soll noch der eigentliche, wissenschaftliche Kern besprochen werden. Meier knüpft in seinem Vortrag an die Gedanken Christs zur Zeitgebundenheit historischer Forschung an und bezieht diese auf die Forschungen zum Untergang des Römischen Reiches. So spiegele die internationale Forschergruppe "Transformation of the Roman World" den europäischen Einigungsprozess ihrer Gegenwart in die Vergangenheit zurück. Die britischen Historiker Peter Heather und Bryan Ward-Perkins wiederum seien unter dem Eindruck der Terrorattentate vom 11. September 2001 zu einer katastrophischen Sicht vom Ende der Römerherrschaft gelangt. So gesehen wäre aktuell zu fragen, wie sehr das Erlebnis der derzeitigen Migration über das Mittelmeer die Forschung zur sogenannten Völkerwanderung beeinflusst. Mithin stellt sich die Frage nach den Handlungsspielräumen europäischer Politiker im 21. Jahrhundert. Im Vortrag Meiers zu den Handlungsspielräumen im 5. Jahrhundert n.Chr. werden sodann einige interessante Gestalten der sogenannten Völkerwanderung exemplarisch herausgegriffen. Alarich I., dessen Truppen 410 n.Chr. Rom einnahmen und plünderten, steht als Sündenfall am Anfang des Reigens. Nachdem zunächst das Heldenhafte an seiner Erscheinung dekonstruiert wurde, bleibt noch der Anführer eines wilden Haufens kampferprobter Goten und anderer Barbaren übrig. Wenngleich die Eroberung Roms und die Bestattung im Busento zur Legendenbildung anregen, sei Alarich eher ein Getriebener gewesen, ein Spielball zwischen Ost- und Westkaiser, der letztendlich scheiterte. Dies zeigt sich an der gebetsmühlenartigen Abfolge der Ereignisgeschichte. Mehrfach ließen offenbar römische Heerführer die Alarich-Goten am Leben. Sie stellten einen Machtfaktor dar; ihre strategischen Einsatzmöglichkeiten waren ihre Überlebenschance. Der Überlegung Meiers, Alarich habe durch sein Lavieren zwischen römischer und der barbarischer Welt letztlich zu seinem Scheitern beigetragen, hat etwas für sich, müsste aber im Vergleich mit anderen Barbarenfürsten des frühen 5. Jahrhunderts diskutiert werden. Einen Anfang macht Meier, der die Versuche Alarichs, seinem Verband das Überleben zu sichern, mit der ersten Phase der Herrschaft des Vandalenkönigs Geiserich vergleicht. Beide waren Truppenführer auf der Suche nach einem Herrschaftsbereich, der sich auf Dauer sichern ließ, und beide strebten in die Kornkammer des Imperiums nach Nordafrika. Geiserich erreichte diese Ziele, und seine Herrschaft wurde 442 vom weströmischen Kaiser anerkannt. Das regnum Vandalorum sei aber letztlich teuer erkauft gewesen, zwinge doch die Königsherrschaft den Vandalen zur Außenpolitik und zu einer integrativen Innenpolitik. Beides sei aber mit dem Verband der Vandalen nicht zu bewältigen gewesen. Die Gestaltungsmöglichkeiten eines quasi autonomen Herrschaftsbereichs vollzogen sich zudem im Rahmen der römischen Ordnung. Diese bedrohte schließlich Attila, der mit seinen Scharen vehement in das Imperium Romanum einfiel. Solange der Hunnenherrscher durch ein kunstvolles Wechselspiel von Forderung, Drohung, Angriff und Vertragsabschlüssen agiert habe, sei dessen Strategie erfolgreich gewesen. Sobald er aber gezwungen war, die Trennung von römischer und hunnischer Sphäre allmählich aufzuweichen, sei er gescheitert. Die Kriegernomaden versammelten sich für Beute- und Plünderungszüge unter einem erfolgreichen Anführer. Blieb aber der Erfolg aus oder wurde versucht, in die Ränkespiele der römischen Innenpolitik einzugreifen, musste das Konstrukt scheitern. Ob er aber ähnlich wie Alarich ein Getriebener war, sei dahingestellt. Zutreffend ist mit Sicherheit die Einschätzung, dass Attila kein Visionär gewesen sei. Da ihm auch kein solcher nachfolgte, löste sich der Hunnenverband wieder auf. Auf römischer Seite steht Aëtius als "letzter Römer" inhaltlich am Ende der Überlegungen. Er stoppte zwar die Geisel Gottes mit seinen hunnisch-germanischen Verbänden, die Römerherrschaft in Europa konnte aber auch er nicht mehr retten. Die eigenen Kräfte seien zu schwach gewesen, und er habe darauf achten müssen, dass keine anderen Kriegerverbände, etwa die Westgoten, das Machtvakuum ausfüllten, welches durch das Zurückweichen der Hunnen entstanden sei. Es ist klar, dass ein Vortragstext keine durchdiskutierten Thesen bieten kann. Gleichwohl gibt Meier Impulse für die weitere Forschung, wie er sie auch schon durch andere Kurzformate zu geben vermochte.[2] Dabei ist der Titel nicht glücklich gewählt, denn er verspricht mehr als letztlich geboten wird. Jedenfalls sieht der Rezensent etwas anderes als Handlungsspielräume, wenn er der Völkerwanderung ins Auge blickt. Das Opusculum zeichnet sich, wohl nicht zufällig, durch einen starken Personenbezug aus. Nicht nur die Handlungsspielräume spätantiker Heerführer werden umrissen, sondern auch die neuzeitlicher Althistoriker - ganz im Sinne Karl Christs. Anmerkungen: [1] Eigentlich: Butzenscheibe. [2] Mischa Meier, Caesar und das Problem der Monarchie in Rom, Heidelberg 2014. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Udo Hartmann <hartmannu(a)geschichte.hu-berlin.de> |
Date: 2016/11/07 08:52:41
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Späte Ehre für einen MärtyrerPriester Antonius Joseph Marxen wurde in Albanien selig gesprochenAls Priester und Missionar wirkte Antonius Joseph Marxen, lange Mitglied des Ordens der Steyler Missionare in St. Wendel, in Albanien, auch unter der kommunistischen Dikatatur. Im November 1946 wurde Marxen nahe der Hauptstadt Tirana erschossen.St. Wendel. Ein guter Hirte lasse seine Schafe nicht im Stich, wenn er den Wolf kommen sehe – mit diesen Worten soll der Priester Antonius Joseph Marxen 1944 die Aufforderung abgelehnt haben, angesichts des kommunistischen Umsturzes in Albanien nach Deutschland zurückzukehren. Marxen, der von 1929 bis 1931 das Philosophiestudium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Augustin (PTH) absolvierte, wurde im November 1946 nahe der Hauptstadt Tirana erschossen. Am Samstag wurde der Priester im albanischen Shkoder selig gesprochen. Antonius Joseph Marxen wurde am 2. August 1906 als viertes von neun Kindern der Eheleute Nikolaus und Maria Marxen in Worringen bei Köln geboren. Das Abitur erwarb Joseph Marxen am Gymnasium der Steyler Missionare in St. Wendel, anschließend trat er in den Orden ein und absolvierte das Philosophiestudium an der ordenseigenen Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Augustin bei Bonn. 1931 wechselte Marxen an die zweite Hochschule der Steyler Missionare im deutschsprachigen Raum, die Hochschule St. Gabriel in Mödling bei Wien. Das Theologiestudium dort brach er ab und trat aus dem Orden aus. Sein Theologiestudium vollendete er schließlich am St. Andreas-Kolleg für die Ostmission. Nach seiner Priesterweihe im Juni 1936 brach er nach Albanien auf, wo er bis zu seinem gewaltsamen Tod im November 1946 als Priester und Missionar tätig war.
Dialog mit anderen ReligionenNach den Informationen, die über das Wirken Marxens in Albanien gesichert vorliegen, bemühte sich der junge Priester in der Gemeinde Jubë nahe der Hafenstadt Durrës um den Dialog mit Muslimen und Orthodoxen vor Ort und war von Vertretern beider Seiten und den eigenen Gemeindemitgliedern gleichermaßen anerkannt. Albanien war in den zehn Jahren, die Marxen dort verbrachte, politisch instabil und umkämpft: Das Land hatte jahrhundertelang unter osmanischer Herrschaft gestanden, wurde 1912 ein unabhängiges Königreich und verlor seine Unabhängigkeit bald wieder. Versuche, eine Republik zu errichten, scheiterten. 1936 befand sich das Land unter autoritärer Herrschaft und wurde 1939 vom faschistischen Italien annektiert. 1944 vertrieben die Kommunisten unter Enver Hoxha die Besatzer und errichteten eine kommunistische Diktatur. Die kommunistische Regierung lehnte jegliche Form der Religionsausübung ab. Religiöse Schulen, Krankenstationen und weitere Institutionen wurden geschlossen, Kirchenangehörige eingeschüchtert und bedroht. Joseph Marxen, der weiterhin seine Aufgaben als Priester erfüllte, wurde im März 1946 erstmals festgenommen. Der Vorwurf: Zusammenarbeit mit der deutschen Gestapo und albanischen Kollaborateuren. Angesehene Bürger seiner Heimatgemeinde Jubë – darunter auch mindestens ein Muslim – konnten die Regierung zunächst überzeugen, Marxen wieder freizulassen. Doch kurze Zeit später wurde er wieder verhaftet, ins Gefängnis von Tirana gebracht und am 16. November 1946 unter ungeklärten Umständen erschossen.
40 Katholiken selig gesprochenDie Albanische Bischofskonferenz strengte 2002 ein Verfahren an, um rund 40 Katholiken, die unter kommunistischer Herrschaft ermordet wurden, selig zu sprechen – unter ihnen Joseph Marxen. Papst Franziskus erkannte den deutschen Priester am 26. April 2016 als Märtyrer an. Nun wurden Marxen und die weiteren Männer und Frauen, deren Seligsprechung die Albanische Bischofskonferenz beantragt hat, in Shkoder/Albanien selig gesprochen. Die Zeremonie leitete der Präfekt der römischen Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren, Angelo Kardinal Amato. Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln und Prälat Professor Helmut Moll nahmen gemeinsam mit einigen Verwandten Joseph Marxens an den Feierlichkeiten teil. red
|
Date: 2016/11/07 08:53:35
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ:Keltische Tracht steht im Fokusbei Vortrag und Basteltag Schwarzenbach. Der Freundeskreis keltischer Ringwall Otzenhausen organisiert am Samstag, 19. November, ab 10 Uhr in der Gaststätte „Zum Freihof“ in Schwarzenbach einen Bastel- und Werkeltag. Dabei gibt es Informationen zur Herstellung keltischer Kostüme und Hilfestellung zum Nähen und Anfertigen von Ausrüstungsgegenständen. Die Archäotechnik-Expertin für eisenzeitliche Textilien, Marled Mader, wird anhand eines Lichtbildvortrages über die Fein- und Besonderheiten der keltischen Tracht berichten. Der Fokus des Vortrages liegt hier auf der museumsdidaktischen Arbeit und dem Spannungsbogen zwischen Originalfund und Rekonstruktion. Das Treffen beginnt um 10 Uhr, um 11 Uhr ist der Vortrag geplant. Nach dem Mittagessen geht es mit Workshops weiter. Insbesondere im Hinblick auf die Kultur- und Bildungsarbeit des Freundeskreises im Keltenpark Otzenhausen ist es dem Verein wichtig, möglichst authentische Kostüme zu tragen. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Gäste und Interessierte sind willkommen. red Anmeldung wird erbeten, E-Mail info(a)hochwaldkelten.de.
|
Date: 2016/11/07 08:55:00
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Unterwegs zur GleichberechtigungKarl Josef Boussard hat ein Buch über die Rolle der Frauen im Saarland geschriebenInzwischen sind Frauen formal gleichberechtigt, sehen sich aber noch nicht am Ziel, meint Autor Karl Josef Boussard. Der lange Weg zur Gleichberechtigung hat aber gesellschaftliche Abläufe verändert. Im Nohfelder Rathaussaal hat der Selbacher Schriftsteller sein neues Buch „Frauen im Saarland – Von der Industrialisierung bis heute“ vorgestellt.Von SZ-MitarbeiterFrank Faber Nohfelden. Frauen hatten lange Zeit keine Rechte. Das hat Autor Karl Josef Boussard zum Anlass genommen, sich einmal mit der sozialen Rolle von Bergmannsfrauen und Frauen im Allgemeinen zu beschäftigen. Das Ergebnis seiner Recherche hat der 68-jährige Schriftsteller aus Selbach in seinem neuen Buch „Frauen im Saarland – Von der Industrialisierung bis heute“ den 35 Zuhörern im Nohfelder Rathaussaal vorgestellt. Eingangs drehte Boussard die Zeit zurück. Das Industriezeitalter sei die Zeit der Unterdrückung und fehlender Rechte des weiblichen Geschlechts gewesen. Frauenwelten veranschaulichte Boussard am Leben der Bergmannsfamilie im 19. Jahrhundert. „Die Familien konnten auch später nur mit der bezahlten Arbeit der Männer in den Staatsgruben und der unbezahlten Arbeit der Frauen zu Hause überleben“, berichtet der Diplom-Ingenieur. Auf einem langen Weg zur Gleichberechtigung geht er in seinem Werk auch auf die Anfänge der Frauenbewegung ein. Frauen wollten ihre Bildungschancen verbessern, ein Recht auf Arbeit haben, das Wahlrecht erhalten sowie eine rechtliche Gleichstellung erreichen. Auch im Saarland haben sich im 19. und 20. Jahrhundert engagierte Frauen zu Wort gemeldet, die Gleichberechtigung der Geschlechter gefordert und soziale und unternehmerische Qualitäten bewiesen. Ein weiteres Kapitel widmet Boussard der Frauenarbeit im Bergbau und in gewerblichen Berufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, so der Autor, seien Frauen die ersten gewesen, die angepackt hätten, um den Schutt wegzuräumen. Den Trümmerfrauen seien Zimmermänner, Maurer und Straßenarbeiter gefolgt. Des Weiteren hat sich Boussard mit Frauen aus drei Generationen getroffen, die ihren Alltag schildern. 70 Gespräche hat er mit jungen Männern und Frauen geführt, in denen aktuelle Problemlagen deutlich werden. Die oft propagierte Vereinbarkeit von Familie und Beruf besteht derzeit nur auf dem Papier, hat er dabei festgestellt. Er fragt zudem, warum Frauen immer noch benachteiligt sind. Primär sei der aktuelle Stand der Gleichberechtigung der Beharrlichkeit der Fraueninitiativen geschuldet. Mit seinem Buch hält Boussard eine nicht repräsentative, aber an der Wirklichkeit orientierte Studie vor, die den Prozess vom Patriarchat bis zur formalen Gleichberechtigung beschreibt. Als Beobachter beschleiche ihn noch immer das Gefühl, dass beide Geschlechter sich meistens in einem Hauen und Stechen beweisen wollten. Alle Akteure müssten an einem vernünftigen Miteinander von Familie und Beruf interessiert sein. Dazu bedürfe es der Mithilfe von Politik, Kirche und Wirtschaft. Musikalisch haben Marla Klemm und Leonie Zipf die Buchvorstellung begleitet. Das Buch „Frauen im Saarland – Von der Industrialisierung bis heute“, 100 Seiten, Preis 12,50 Euro. Es ist erhältlich im Buchhandel ISBN 978-3-9813149-9-1 oder bei Autor Karl Josef Boussard, Telefon (0 68 75) 7 09 02 23. Foto: Faber
|
Date: 2016/11/07 23:23:34
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Reulecke, Anne-Kathrin: Täuschend, ähnlich. Fälschung und Plagiat als Figuren des Wissens in Künsten und Wissenschaften. Eine philologisch-kulturwissenschaftliche Studie (= Trajekte). München: Wilhelm Fink Verlag 2016. ISBN 978-3-7705-5426-3; 469 S., zahlr. Abb.; EUR 49,90. Inhaltsverzeichnis: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_21452.pdf> Rezensiert für H-Soz-Kult von: Kathrin Ackermann-Pojtinger, Fachbereich Romanistik, Universität Salzburg E-Mail: <kathrin.ackermann(a)sbg.ac.at> Bei der Rezension einer Studie, in der das Problem der wissenschaftlichen Priorität im Mittelpunkt steht, ist es unumgänglich darauf hinzuweisen, dass ihr vor wenigen Jahren eine Publikation zuvorgekommen ist, mit der sie sich in Bezug auf Untersuchungsgegenstand, Fragestellung und Methode aufs Engste überschneidet: Martin Dolls "Fälschung und Fake".[1] Gleichwohl, soviel kann jetzt schon gesagt werden, ist Reuleckes Buch "Täuschend, ähnlich" keineswegs entbehrlich, denn auch wenn die Verfasserin in einigen Punkten zu Ergebnissen gelangt, die sich von denen ihres Vorgängers (der im Übrigen nicht im Literaturverzeichnis erscheint) kaum unterscheiden, basiert es auf einer anderen Textauswahl und setzt einen anderen Fokus. Beide Autoren gelangen zu dem Fazit, dass Fälschungen keine Betriebsunfälle der Wissensgeschichte sind, die sich aufklären und ausmerzen lassen, sodass der Betrieb reibungslos weiterlaufen kann. Vielmehr indizieren sie eine Störung des Systems, die dessen diskursive Regeln offenlegt. Fälschungen erlauben Rückschlüsse auf die einer kulturellen Ordnung zugrunde liegenden Begriffe, Konzepte und Funktionsweisen und weisen auf Beweismängel, Argumentationslücken, Definitionsschwächen oder Widersprüche hin. Ebenso wie Doll hebt Reulecke als den Vorzug ihrer Studie hervor, dass sie sich nicht darauf beschränke, Fallbeispiele aneinanderzureihen, wie dies bei einem Großteil der bisherigen Fälschungs- und Plagiatsforschung der Fall sei. Desgleichen distanziert sie sich von typologischen Ansätzen, wie sie unter anderem von Umberto Eco oder Nelson Goodman vorgelegt wurden, und unternimmt stattdessen eine kulturwissenschaftliche Revision des Untersuchungsgegenstandes, indem sie zum Verständnis eines Einzelfalls von Fälschung oder Plagiat die diskursiven Bedingungen der jeweiligen Disziplin miteinbezieht. Nicht zuletzt thematisiert auch Reulecke das epistemische Dilemma der Fälschungs- und Plagiatsforschung, welches darin besteht, dass beide nur als aufgedeckte - und somit als fehlgeschlagene - überhaupt untersucht werden können. Der wichtigste Unterschied zu Doll besteht in der Ausweitung der Fälschung auf das Phänomen des Plagiats. Beide beschreibt Reulecke als Verfahren der Täuschung, die mit Ähnlichkeiten operieren; dabei schreibe der Plagiator seinen eigenen Namen einem von einem anderen übernommenen Text zu, wohingegen der Fälscher umgekehrt seinem eigenen Produkt einen bereits eingeführten Autorennamen zuweise, häufig unter Verwendung plagiatorischer Praktiken. In beiden Fällen fand im 18. Jahrhundert eine entscheidende Umcodierung statt, welche Werte wie Ursprung, Originalität, Authentizität, Identität, Urheberschaft, Priorität, Schöpfung, Innovation, Echtheit - somit also grundlegende Werte der abendländischen Kultur - auf den Prüfstand stellte. Unterschiedlich sei jedoch die Inszenierung der beiden Praktiken, wie Reulecke an einer Vielzahl von Beispielen deutlich macht: Geschichten von Fälschungen manifestierten sich überwiegend komödiantisch, als gelungenes Schelmenstück, Plagiatserzählungen hingegen tendierten zum tragischen Register, insofern sie oft gescheiterte Existenzen zum Gegenstand hätten; bei der Darstellung von Fälschern werde meistens die Frage nach deren pathologischen Motivationen gestellt, während bei Plagiatoren der Fokus auf der Frage liege, ob diese überhaupt bewusst vorgegangen seien. Da im Gegensatz zur Fälschung bei Plagiaten eine große Grauzone von der Kryptomnesie bis hin zur bewussten Übernahme fremden Textes besteht, ist Reuleckes Untersuchungsgegenstand sehr viel breiter angelegt und bezieht auch das Thema des literarischen und wissenschaftlichen Einflusses mit ein. Und während Doll in erster Linie Fälschungsfälle mit einer ausgeprägten Skandalwirkung zum Ausgangspunkt nimmt, beschäftigt sie sich auch vielfach mit Texten, die bislang im Kontext der Fälschungs- und Plagiatsforschung wenig beachtet wurden, da sie die Begriffe "Fälschung" und "Plagiat" nicht explizit verwenden. Methodisch ergänzt Reulecke ihren kulturwissenschaftlichen Ansatz durch die Berufung auf die Philologie, die seit ihren Anfängen eine Fälschungslehre sei. Ein Schwerpunkt ihres Buches liegt demgemäß auf der Literatur, die hier nicht nur ein diskursives Feld unter anderen bildet, sondern einen privilegierten Status genießt, da sie zur Anschauung bringe, "vermöge welcher Mechanismen die Fälschung das kulturelle ,Kapillarsystem' bewohnt" (S. 17). Symptomatisch dafür ist, dass die Autorin in der Einleitung nicht nur auf Foucault, sondern gleichermaßen auf Goethe referiert, der für sie zu einem Diskurstheoretiker avant la lettre avanciert. Die Emergenz von Wissen beruhe, so paraphrasiert sie Goethe, nicht auf der Leistung individueller Forscher/innen, sondern werde vom Diskurs selbst hervorgebracht; Goethe weise auf den Widerspruch zwischen dem epistemischen Tableau hin, auf dem die Forscher agierten, und der akademischen Öffentlichkeit, die Wert auf die Autorschaft wissenschaftlicher Erkenntnisse lege. Die Disziplinen und Wissensgebiete, aus denen Reulecke ihre Beispiele auswählt, sind die Theorien und Konzepte der Autorschaft in der Antike und seit dem 18. Jahrhundert, die Begründung der Philologie durch Schleiermacher und die nachfolgende Etablierung der philologischen Methode zum Nachweis von Fälschungen, die Psychoanalyse (Sigmund Freud, Alfred Adler, Carl Gustav Jung, Hermine Hug-Hellmuth), die Wissenschaftstheorie (mit dem Fokus auf dem Problem der Priorität); als exemplarische Disziplin aus dem Bereich der Naturwissenschaften wählt sie wie Doll die ,Würzburger Lügensteine', wohingegen die anderen Beispielfälle literarische Bearbeitungen naturwissenschaftlicher Fälschungen und Plagiate darstellen (Franz Kafka, Carl Djerassi). In den eigens der Literatur gewidmeten Kapiteln nehmen Jorge Luis Borges und Georges Perec eine prominente Rolle ein, beides Autoren, die nicht nur das Thema Fälschung und Plagiat aufgreifen, sondern beide Verfahren produktiv einsetzen, um poetologische Fragen imaginativ zu verhandeln. Besonders eindrucksvoll schildert Reulecke die Verschiebungen des Fokus, die sich aus verschiedenen Diskurs- und Argumentationszusammenhängen des Plagiats ergeben, im Kapitel über die Psychoanalyse. Freud gelange zu ganz unterschiedlichen Bewertungen des Plagiats, je nachdem, ob er sich ihm als theoretischem Problem annähere oder ob es ihm darum gehe, seine eigene Priorität in der Psychoanalyse zu behaupten. Nicht minder interessant ist das letzte Kapitel, das, als paradigmatische Analyse eines aktuellen Plagiatsfalls, Helene Hegemanns Roman "Axolotl Roadkill" gewidmet ist. Die damals erst 17-jährige Autorin hatte mit ihrem Erstlingswerk zunächst für eine literarische Sensation gesorgt, bevor ihr mehrere Plagiate nachgewiesen wurden, was zu einer Kehrtwende in den Urteilen der Feuilletons führte. Bei der Diskussion dieses Falls zeigt sich, wie schwer auch und gerade im Zeitalter der Postmoderne die Abgrenzung zwischen dem Phänomen der universellen Intertextualität, bestimmten Techniken der Avantgarde wie Montage, Collage, Patchwork, Remix und dem Plagiat ist. Reuleckes These ist, dass wir auch heute noch Konzepte des Originalschriftstellers mitschleppen und - ungeachtet dessen, dass wir die Rede von der absoluten schriftstellerischen Originalität für obsolet halten - von Autor/innen erwarten, dass sie, selbst dann wenn sie sich explizit auf eine Poetik der ré-écriture berufen - innovativ, kreativ und originell sind. Reulecke selbst kritisiert an Hegemann, dass sie die Mühen der künstlerischen Transformation vermieden habe, gleichzeitig aber die narzisstischen Belohnungen, die ihr das traditionelle Konzept von Autorschaft verschaffte, gerne mitzunehmen bereit war. Geht es also nur darum, dass wir die Arbeit als solche, die handwerklich solide Fleißarbeit des Schreibens schätzen? Auch an einer anderen Stelle tritt Reulecke aus ihrer Rolle als Fälschungs- und Plagiatsanalytikerin heraus, wenn sie nämlich Carl Djerassis Roman "Cantors Dilemma" bezüglich der Wahl seiner ästhetischen Mittel als trivial kritisiert. Doll ist insofern konsequenter, da er sich jeglicher Wertung enthält und sich darauf beschränkt, die von ihm untersuchten Fälle von Fälschung und Fake im Rahmen der Foucaultschen Diskusanalyse zu verorten und theoretisch zu begründen. Der Vorzug von Reuleckes Buch besteht wiederum in ihrem engagierten Plädoyer für eine Literatur, die in der Lage ist, "die Spannung zwischen dem Eigenen und dem Fremden auszuhalten und in Produktivität zu überführen" (S. 431) und in ihrer luziden Analyse der Widersprüche des heutigen Wissenschaftsbetriebs. Diesen Widersprüchen entkommt man nur, wenn man sich zum bedenkenlosen Plagiieren bekennt, und zwar nicht nur auf dem Gebiet der Literatur, sondern auch des Wissens. Dies würde aber das gesamte Gebäude unserer künstlerischen und wissenschaftlichen Praktiken zum Einsturz bringen. Anmerkung: [1] Martin Doll, Fälschung und Fake. Zur diskurskritischen Dimension des Täuschens, Berlin 2012; vgl. die Rezension von Kathrin Ackermann-Pojtinger, in: H-Soz-u-Kult, 10.08.2015 http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-21244 (19.09.2016). Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Christoph Classen <classen(a)zzf-pdm.de> |
Date: 2016/11/09 08:52:55
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Stele, wo einst die
Synagoge stand Projekt war schon lange angedacht – Mahnmal wird
heute feierlich
enthüllt Bildhauer bannt alte Postkarte mit Sandstrahltechnik
auf glänzenden
Stein „Nichts zeigt den Verlust besser“, ist Egon Dewes
überzeugt. Der
Marpinger Bildhauer meint damit das alte Foto des einstigen
jüdischen
Gotteshauses in St. Wendel, das seine Erinnerungsstele ziert.
Den Auftrag
hierfür bekam der 57-Jährige von dem Verein Wider das
Vergessen und gegen
Rassismus. Von SZ-Redakteurin Evelyn
Schneider Marpingen.
Es muss
ein imposantes
Gebäude gewesen sein in der Kelsweilerstraße in St. Wendel. Mit
Rundbogenfenstern und auf der Spitze eines Turms der Davidstern.
1902 wurde die
einstige Synagoge eingeweiht. 26 Jahre später war sie
Geschichte. Am Abend des
10. November 1938 wurde sie in Brand gesteckt. Eine leicht
vergilbte Postkarte
aus den 1920er-Jahren [mein Exemplar wurde 1905 versandt -
Roland Geiger] zeigt das Gebetshaus der jüdischen Gemeinde in
St.
Wendel. Sie diente Bildhauer Egon Dewes aus Marpingen als
Vorlage.] Im Auftrag
des Vereins
Wider das Vergessen und gegen Rassismus schuf er eine
Erinnerungsstele an das
jüdische Gotteshaus. „Es war ein architektonisches Kleinod“,
sagt der
57-Jährige und streicht über den glänzenden schwarzen Stein. Die
Konturen der
Synagoge sind spürbar. Mit Hilfe der Sandstrahltechnik hat er
das Foto des
Gebäudes auf den afrikanischen Naturstein, Gabbro genannt,
aufgetragen. Ein
Text darunter erläutert, was mit dem Gebetshaus geschah und
mahnt zur
Wachsamkeit. Am Kopf des 800 Kilo schweren Steins prangt der
Davidstern. „Nichts
verdeutlicht den
Verlust mehr als dieses Foto“, sagt Dewes. Knapp vier Wochen hat
er sich mit
der Stele beschäftigt. Seit etwa drei Jahren arbeitet der
Bildhauer mit der
Sandstrahltechnik. Diese sei auch im Bestattungswesen gefragt.
Nach 40 Jahren
im Beruf hat Dewes 2013 noch mal die Schulbank gedrückt. Er ist
fasziniert von
der Qualität der Arbeiten mit Sandstrahltechnik. „Aber es gehört
auch Erfahrung
dazu.“ Der
Schaffensprozess des
57-Jährigen begann am Computer. Dort hat er den passenden
Bildausschnitt der
Synagoge gewählt. Dieser wurde dann zunächst auf eine
Belichtungsvorlage
gedruckt. Die belichtete Vorlage kam dann auf die in diesem Fall
blaue
Sandstrahlfolie. Anschließend wurde diese mit dem
Hochdruckreiniger
ausgewaschen. „Die Folie wird dann getrocknet und auf den Stein
geklebt“,
erklärt Dewes. Im
nächsten Schritt kam
die Sandstrahlkabine zum Einsatz. „Sie lässt sich hinten
öffnen“, deutet der
Bildhauer auf die Rückseite der rechteckigen blauen Kabine,
unter der ein
Trichter angebracht ist. Dieser fängt den Sand auf. Der ist
übrigens nicht
goldgelb, wie man ihn von Stränden her kennt, sondern weiß und
wirkt auf den
ersten Blick so weich wie Mehl. Erst, wenn man ihn zwischen den
Fingerspitzen
verreibt, sind die Körner spürbar. Mit einem Druck von vier Bar
hat Dewes den
Stein, im Handel „black zulu“ genannt, von Hand gestrahlt. „Der
Moment, wenn
man die Folie abzieht, ist wie Weihnachten“, gesteht der
Bildhauer, der seit 30
Jahren selbstständig ist. Zufrieden
blickt er auf
die Stele. Der Stein sei unempfindlich, könne viele Jahrzehnte
überdauern. Die
Synagoge selbst, an die er erinnert, gab es nur 26 Jahre lang.
Inzwischen hat
das Mahnmal Dewes Werkstatt verlassen. Der Moment beim
Aufstellen, wenn der
800-Kilo-Koloss kippt, da sei jede Menge Adrenalin im Blut,
verrät der Künstler.
Aber es ging alles gut, die Stele steht. Noch abgedeckt vor
neugierigen
Blicken. Am heutigen Mittwoch, 16 Uhr, wird sie feierlich
enthüllt. Verein erinnert an
zerstörtes Gotteshaus Am heutigen Mittwoch, 9. November, vor 72 Jahren
wurden in der
Reichspogromnacht in ganz Deutschland Synagogen zerstört. So
auch in St.
Wendel. Der Marpinger Verein Wider das Vergessen will daran
erinnern. St.
Wendel. Die Idee
gab es schon
lange, jetzt wurde sie in die Tat umgesetzt: eine Stele zum
Gedenken an die einstige
Synagoge in St. Wendel. „Als wir den Verein Wider das Vergessen
und gegen
Rassismus vor 17 Jahren gegründet haben, war ich noch Lehrer“,
berichtet der
Vereinsvorsitzende Eberhard Wagner. „Damals habe ich
festgestellt, dass viele
Schüler nicht wussten, wo die Synagoge stand oder dass es sie
überhaupt einmal
gab.“ Das war die Motivation dazu, diese Wissenslücke zu
stopfen. Zunächst gab
es Überlegungen, mit einer Wandmalerei an das Gebäude zu
erinnern. Doch dann
entschied sich der Verein für das Kunstwerk aus Stein. 1902 ist
das Gotteshaus
der jüdischen Gemeinde in St. Wendel in der Kelsweilerstraße
eingeweiht worden.
„Alles, was Rang und Namen hatte, war dabei“, erinnert Wagner.
Etwas mehr als
zwei Jahrzehnte später, am Abend des 10. November 1938, stand
die Synagoge in
Flammen. Überlieferungen zufolge hätten bereits am Nachmittag
Kinder
Kultgegenstände aus dem Gebäude getragen. Das Feuer sei von
Einheimischen
gelegt worden. „1947 gab es zwei Gerichtsverhandlungen“,
berichtet der
Vereinsvorsitzende. Verurteilt wurde aber niemand. Hunderte
Schaulustige
seien zu dem brennenden Gotteshaus geeilt. Die herbeigerufene
Feuerwehr habe
sich darauf beschränkt, die Nachbargebäude zu schützen. Das, was
die Flammen
von der Synagoge übrig gelassen hatten, wurde am 24. November
1938 endgültig
abgerissen. So gerieten das Gebäude und die damit verbundenen
Gräueltaten
zunehmend in Vergessenheit. Zwar gab es seit 1981 eine
Erinnerungstafel, die am
Nachbarhaus in etwa drei Meter Höhe angebracht war. Doch die, so
der Verein,
wurde kaum wahrgenommen. Daher
wurde Bildhauer
Egon Dewes mit dem Schaffen einer Erinnerungsstele beauftragt.
Mit Kosten von
zirka 7000 bis 8000 Euro rechnet der Vorsitzende insgesamt.
Diese Summe werde
der Verein vorfinanzieren, hoffe aber auf Unterstützung. Den
glänzend schwarzen
Stein zieren das Foto der Synagoge, ein Davidsstern und ein
Text. „Der soll
erklären, was passiert ist“, so Wagner. „Einheimische Täter“,
„große
Menschenmasse“: Diese Begriffe waren dem ehemaligen Lehrer
wichtig. Gleichzeitig
wird an 34 jüdische Bürger St. Wendels erinnert, die zwischen
1940 und 1945 von
den Nazis deportiert und ermordet wurden. Enthüllt
wird das
Kunstwerk mit Botschaft am heutigen Mittwoch, 9. November, 16
Uhr, in der
Kelsweilerstraße, in Höhe der Hausnummer 13. Dieses Datum kommt
nicht von
ungefähr. Denn vor genau 78 Jahren wurden in der
Reichspogromnacht, vom 9. auf
den 10. November 1938, etwa 1400 Synagogen beschädigt oder
komplett zerstört.
Das waren mehr als die Hälfte aller Gebetshäuser in Deutschland
und Österreich.
evy Spendenkonto
zur
Errichtung der Erinnerungsstele: Kreissparkasse St. Wendel, IBAN:
DE095925 1020 0000
0924 78 widerdasvergessen.de
Hintergrund Als Reichspogromnacht
ging die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in die
Geschichtsbücher ein. In
ganz Deutschland wurden von Sturmabteilung (SA) und
Schutzstaffel (SS)
Synagogen beschädigt oder zerstört, Schaufenster jüdischer
Geschäfte
zertrümmert, Juden inhaftiert und getötet. Nach Angaben des
Vereins Wider das
Vergessen und gegen Rassismus wurden im Saarland 14 jüdische
Gotteshäuser
verwüstet, in fünf Orten im Kreis St. Wendel (Sötern, Bosen,
Gonnesweiler,
Tholey und St. Wendel) gab es Ausschreitungen gegenüber der
jüdischen
Bevölkerung. Im März
1935 lebten im
Kreis St.
Wendel laut Verein 291 Bürger jüdischen Glaubens. In der
Kreisstadt St. Wendel
waren es im Oktober 1938 noch zwölf. Bei dieser Zahl beruft sich
der Verein auf
das St. Wendeler Volksblatt. Ein knappes Jahr später, am 1.
September 1939,
begann der Zweite Weltkrieg. evy |
Date: 2016/11/09 08:53:40
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heut ein der SZ: Pogrom-Zeitzeuge: Vor Neunkircher Synagoge standen grölende NazisNeunkirchen. Es ist kein gutes Zeugnis, das Klaus Bohr seiner Heimatstadt Neunkirchen und dem Saarland im Zusammenhang mit der NS-Diktatur ausstellt. Der 89 Jahre alte ehemalige Diplomat, gebürtiger Neunkircher, lebt seit vielen Jahren in Toronto, Kanada. Jetzt hat er sich von dort zu Wort gemeldet. Er dürfte einer der letzten Zeitzeugen sein, die die Pogromnacht 1938 in Neunkirchen erlebt haben, sagt der 89-Jährige. Der Pogrom gegen die Juden geschah im Deutschen Reich in der Nacht vom 9. auf den 10. November, an manchen Orten wie in Neunkirchen brannte die Synagoge allerdings erst am Abend des 10. November. Das Nazi-Regime zeigte seine hässliche Fratze in all ihrer Brutalität und Menschenverachtung. Bohr erzählt davon, wie er am Nachmittag als Elfjähriger mit seinem Vater die Hohlstraße hinaufkam zum Oberen Markt. Er habe eine schweigende Menge vor der Synagoge gesehen und grölende Nazis gehört. Auch die Feuerwehr sei da gewesen, habe aber nur die Dächer der umliegenden Häuser mit Wasser bespritzt. Ein historisches Detail hat der promovierte Philosoph und Soziologe in seiner Erinnerung: Es sei nicht die SA gewesen wie an anderen Orten der Angriffe auf die jüdischen Gottes- und Gemeindehäuser, die damals Feuer legten, sondern die NSKK, das nationalsozialistische Kraftfahrkorps. Bohr mutmaßt, man habe Zweifel gehabt am für die Tat notwendigen Fanatismus der Neunkircher Nazis. Wie er aus Prozess-Unterlagen des saarländischen Oberlandesgerichtes wisse, seien damals eigens hohe NS-Funktionäre nach Neunkirchen gekommen. Ein prominentes Mitglied dieser Formation sei der ehemalige christdemokratische Landesvater Franz-Josef Röder gewesen, worüber nur wenig bekannt sei. Insgesamt, so Bohr, sei vieles aus dieser Zeit in Neunkirchen und dem Saarland insgesamt nicht aufgearbeitet. Auch dass Neunkirchen vier Jahrzehnte gebraucht habe, um 1978 eine Gedenktafel an dem Ort anzubringen, wo einst die Synagoge stand, bezeichnet er als „sehr unglücklich“. mbe Zu einer Mahnwache morgen, Donnerstag, 10. November, von 16 bis 17.30 Uhr lädt das Neunkircher Forum für Freiheit, Demokratie und Antifaschismus alle Bürgerinnen und Bürger an den Oberen Markt, Synagogenplatz, ein. Neunkirchens Bürgermeister Jörg Aumann und Erika Hügel von der Synagogen-Gemeinde Saar sind vor Ort, so das Forum.
|
Date: 2016/11/09 08:55:48
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Untersuchung zum Brand der
Synagoge in St. Wendel 1947-1950 Die Synagoge
in St. Wendel wurde 1902 in der Kelsweilerstraße errichtet. Am
10. November
1938 fiel sie einer Brandstiftung zum Opfer, die Trümmer
wurden nicht lange
danach von der Stadt entfernt. Zwei Jahre
nach Kriegsende – 1947 – nahm die Staatsanwaltschaft in
Saarbrücken
Ermittlungen auf, deren Ergebnis die Feststellung der
Ereignisse vom Tag der
Zerstörung und der Identität der Täter sein sollte. Nach drei
Jahren
Befragungen von Tatverdächtigen und Anwohnern wurden zwar alle
Beschuldigten
mangels Beweisen außer Verfolgung gesetzt, das Verfahren
selber aber nie
eingestellt. Es scheint bis heute offen zu sein. Der gesamte
Schriftverkehr des Verfahrens liegt im Landesarchiv
Saarbrücken in einer Akte,
die die Signatur „Staatsanwaltschaft 1529“ trägt. Sie enthält
alle amtlichen
Schreiben und Berichte, aber auch die Verhöre der
Beschuldigten und der Augenzeugen. Diese
Dokumentation enthält Abschriften der Dokumente dieser Akte,
dazu zwei Texte
aus dem Amtsblatt des Saarlandes, auf die die
Staatsanwaltschaft 1950 Bezug
genommen hat, und zwei Fotos der Synagoge aus meiner
Ansichtskartensammlung. Auf eine Kommentierung bzw. Erläuterungen habe ich bewußt verzichtet. Der Text spricht für sich.
|
Date: 2016/11/09 08:57:04
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Die
Einweihung der St. Wendeler Synagoge im Jahre 1902 Nahe-
und Blies-Zeitung, Nr. 153, 27.12.1902 Lokales
und Vermischtes St.
Wendel, 26. Dez. Die
Einweihung der neuen Synagoge fand heute Nachmittag in
feierlichster Weise
statt. Um ½3 Uhr hatte sich vor der alten Synagoge ein Festzug
aufgestellt, in
dem der Reihe nach die Festordner, die Schuljugend, die
Regimentskapelle des
30. Inf.-Rgts, der Synagogenchor, die Schlüsselträgerin mit zwei
Begleiterinnen, weißgekleidete Mädchen, der Vorstand der
Gemeinde, die
Thorarollen, getragen von den ältesten Gemeindemitgliedern, der
Rabbiner Lewit
aus Birkenfeld, Obercantor Fuchs aus Luxemburg, Cantor Fuchs,
die Ehrengäste,
unter denen wir die Herren Landrat Dr. Momm, Bürgermeister
Friedrich, Pfarrer
Back, Direktor Dr. Baar u.a. bemerkten, die Baukommission,
Bauunternehmer und
Architekt und schließlich die Gemeinderats-mitglieder folgten.
Der Zug bewegte
sich unter den Klängen eines Chorals bis an den Bahnübergang in
der
Kelsweilerstraße und dann zurück nach dem neuen Gotteshause.
Hier angekommen
überreichte die kleine Schülerin Emma Rothschild mit hübsch
gewählten Worten
dem Rabbiner den Schlüssel; dieser warf einen Rückblick auf die
vergangenen
Jahre, in denen in der jüdischen Gemeinde immer mehr der Wunsch
nach dem
Besitze eines eigenen Gotteshauses laut geworden sei. Dieser
Wunsch ist heute
erfüllt und er übergebe mit Freuden dem Vorstand der Gemeinde
den Schlüssel, um
nunmehr Besitz zu ergreifen von dem Gotteshause. Herr Moritz
Rothschild
übernahm den Schlüssel, dankte allen Feststeilnehmern für ihr
zahlreiches
Erscheinen, insbesondere den Behörden, und überreichte den
Schlüssel Herrn
Bürgermeister Friedrich, indem er die Synagoge in den Schutz der
Stadt stellte.
Letzterer versprach dem neuen Gotteshause den Schutz der Stadt
und drückte der
Gemeinde seine besten Wünsche aus. Hierauf eröffnete er die
Pforte der
Synagoge, die aufs schönste geschmückt und feierlich erleuchtet
war. Nachdem
der Rabbiner, der Cantor, der Vorstand und die
Thora-Rollenträger vor die heilige
Lade getreten waren, begann die Weihe des Gotteshauses durch ein
Präludium, dem
ein Begrüßungsgesang des Synagogenchores und ein dreimaliger
Umzug mit den
Thorarollen unter Chorgesang folgte. Hierauf sang der Obercantor
Fuchs aus
Luxemburg die Verkündigung des Bekenntnisses, nach welchem der
Geistliche die
Thorarollen in die heilige Lade einsetzte und dann die ewige
Lampe anzündete,
worauf die heilige Lade geschlossen wurde. Nach einem recht gut
vorgetragenen
Chorgesang "Ich will den Herrn loben" hielt Herr Landesrabbiner
Lewit
die Festpredigt, welcher die Versammelten andächtig zuhörten.
Als diese beendet
war, sang der Synagogenchor das herrliche Lied "Herr, deine Güte
reicht
soweit", der Geistliche betete für Kaiser und Vaterland und
sprach dann
noch ein Schlußweihegebet. Die offizielle Einweihungsfeier war
damit zu Ende,
und es folgte daran anschließend der Sabbatgottesdienst, dem
auch die
Ehrengäste anwohnten. Wir dürfen wohl sagen, daß die Feier einen
außerordentlich guten Eindruck machte und wir möchten auch
unsererseits der
jüdischen Gemeinde unsere besten Wünsche zu dem Gelingen des
gesegneten Werkes
ausdrücken. |
Date: 2016/11/10 13:16:40
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Max Mannheimer Studienzentrum (MMSZ); International Tracing Service Bad Arolsen (ITS); Holocaust Studies Program des Western Galilee College (WGC) Akko, Israel 30.05.2016-01.06.2016, Dachau Bericht von: Julia Reus, Historisches Institut, Ruhr-Universität Bochum E-Mail: <julia.reus(a)rub.de> In den letzten Jahren hat das Interesse an frühen Zeugnissen der Nachkriegszeit und den sozialen und individuellen Folgen von Shoah, Zwangsarbeit und NS-Verfolgung in der Forschung - mit besonderem Fokus auf Kindern und Jugendlichen - zugenommen. Um aktuelle Forschungs- und Bildungsprojekte zusammenzutragen, fand unter dem Titel "Nach der Befreiung - zur Situation von Überlebenden und Kindern als Displaced Persons. Neue Zugänge in Bildung und Wissenschaft" vom 30. Mai bis 1. Juni 2016 ein Workshop im Max Mannheimer Studienzentrum in Dachau statt. Organisiert vom Max Mannheimer Studienzentrum (MMSZ) und dem International Tracing Service (ITS) Bad Arolsen, mit Unterstützung durch das Holocaust Studies Program des Western Galilee College (WGC) Akko, Israel, bot die Tagung ein breites Programm, das besonders durch die Themenvielfalt und die internationale Zusammensetzung der Teilnehmer/innen bereichert wurde. Am Montag, den 30. Mai 2016 begann die Tagung offiziell mit der Begrüßung durch die Organisatoren und Förderer. FLORIANE HOHENBERG (Bad Arolsen) hob in ihrer Ansprache die Bedeutung der historischen Mission, Displaced Persons (DP) zu betreuen und Familien zusammenzuführen angesichts der aktuellen Fluchtbewegungen hervor. BOAZ COHEN (Akko, Israel); MARTIN BOCK (Berlin) und NINA RITZ (Dachau) betonten die Besonderheit des Umgangs mit den unbegleiteten DP-Kindern, deren Fürsorge ein wichtiges Anliegen von UNRRA und IRO war. Auch der identitätsbezogene Aspekt des DP-Status mache diese Personengruppe zu einem interessanten Gegenstand für Forschung und Bildung. Das Nachmittagspanel, moderiert von HENNING BORGGRÄFE (Bad Arolsen), begann mit einem Vortrag von ATINA GROSSMANN (New York) zu "Überlebenden im besetzten Deutschland". Grossmanns Fokus lag dabei auf den jüdischen DPs, die während des zweiten Weltkriegs in die Sowjetunion flohen und erst nach dem Kriegsende, häufig als Reaktion auf antijüdische Pogrome in Osteuropa, nach Deutschland kamen, um von dort aus zu emigrieren. Dabei vertrat Grossmann die These, dass viele polnische Juden, die aus Zentralasien die Lager erreichten, Aspekte ihrer Geschichten verschwiegen, um Teil der weiten Gemeinschaft der überlebenden Juden zu sein. Anschließend sprach BOAZ COHEN (Akko, Israel) über "Ziele und Herausforderungen der Forschung zu überlebenden Kindern als Displaced Persons". Dabei legte er nahe, die Heterogenität der Gruppe der unbegleiteten Kinder zu beachten und hinterfragte entsprechende Definitionen, sowohl bezogen auf das biologische bzw. psychologische Alter, als auch den Status "unbegleitet" sowie die problematische Zuordnung zu Nationalitäten in der Nachkriegszeit. Zum Abschluss den Panels präsentierte VERENA BUSER (Berlin) die "Akten und Sammlungen des Kindersuchdienstes des International Tracing Service und ihre Bedeutung für heute". Nachdem Kinder lange unterrepräsentiert in der Forschung gewesen seien, attestierte Buser ein boomendes "Zeitalter der Kindergeschichte". Trotz des eigenen Büros für die Betreuung unbegleitete Kinder sieht sie bei UNRRA und IRO das Fehlen eines Masterplans und skizzierte in ihrem Vortrag sowohl Aufgaben, als auch Probleme der Child Welfare Officer der UNRRA. Ein Höhepunkt der Tagung war die Eröffnung der Ausstellung "'Wohin sollten wir nach der Befreiung?' Zwischenstationen: Displaced Persons nach 1945" durch die Kuratorin SUSANNE URBAN (Worms), die zuvor eine Einführung zur Thematik und Entstehung der Ausstellung gab. In der Ausstellung werden Aspekte des Alltags und individuelle Lebensgeschichten verschiedener Displaced Persons zwischen Befreiung und Emigration, beeinflusst von alliierter Politik und im ständigen Spannungsfeld von Individuum, Alliierten und den Displaced Persons als kollektiver Gruppe anschaulich präsentiert. Den ersten Tag schloss eine Podiumsdiskussion mit SUSANNE URBAN (Worms), STEFFEN JOST (Dachau) und ESTER ALEXANDER-IHME (Frankfurt am Main) ab, die sich den Displaced Persons sowie dem Umgang mit Massenflucht in der Vergangenheit und heute (auch in der historischen-politischen Bildung) widmeten. Kritisch wurde die Fokussierung auf jüdische DPs in der Forschung diskutiert und auf die Vermittlung der Heterogenität der Gruppe appelliert, wobei Selbst- und Fremdzuschreibung bei dem Prozess der Anerkennung des DP-Status eine wichtige Rolle spielen. Eine intensive und angeregte Diskussion über Grenzen und Möglichkeiten des Vergleichs zwischen Flüchtlingen damals und heute in der pädagogischen Arbeit beschloss den Abend. Am zweiten Tag rückten die Displaced Persons als Thema in der (museums-)pädagogischen Arbeit in den Fokus; am Vormittag standen für die Teilnehmer/innen verschiedene Workshops und Exkursionen zur Auswahl. NICOLA SCHLICHTING (Bergen-Belsen) zeigte Möglichkeiten auf, das DP-Camp in Bergen-Belsen als wichtigen Teil der Nachgeschichte von Konzentrationslagern in der Bildungsarbeit zu thematisieren. KATHARINA ERBEN (Berlin) präsentierte und diskutierte in ihrem Workshop fotopädagogische Ansätze im Museum, die sich mit jüdischem Alltag und Neubeginn in DP-Lagern beschäftigten. ELISABETH SCHWABAUER und AKIM JAH (beide Bad Arolsen) stellten Konzepte und Materialien für die historische Bildung mit ITS-Dokumenten zu Kindern als DPs vor. Unter der Leitung von SYBILLE KRAFFT (Wolfratshausen-Waldram) ging es nach Foehrenwald, an den Ort eines der größten DP-Camps in Deutschland, das bis 1957 dort bestand. Mit ANNA ANDLAUER (Markt Indersdorf) begab sich eine weitere Gruppe zum Kloster Indersdorf, in dem das erste internationale Kinderzentrum der amerikanischen Zone eingerichtet worden war. Am Nachmittag gab es die besondere Möglichkeit der Begegnung und des Austauschs mit Zeitzeugen. In kleineren Gruppen erzählten MIRIAM SCHWARTZ, NAHUM BOGNER, ZIPORA SCHINDELHEIM, MASHA GOREN und ABBA NAOR ihre (Über-)Lebensgeschichten und berichteten von ihren individuellen Erfahrungen als Displaced Children, die nach den vorangegangenen Vorträgen und Diskussionen noch einmal neue Perspektiven eröffneten. Im Anschluss wurde, moderiert von ELISABETH SCHWABAUER (Bad Arolsen) und NINA RABUZA (Dachau), eine Zwischenbilanz zum ersten, pädagogisch ausgerichteten Teil des Workshops gezogen. Eine große Herausforderung für die Bildungsarbeit wurde in der Vielschichtigkeit und Komplexität des Themas gesehen, das sich einem eindeutigen Masternarrativ entzieht. Dies wurde gleichzeitig auch als Chance betrachtet, da sowohl multiperspektivische und multinationale als auch biografische Zugänge möglich sind, besonders im Kontext von aktuellen Debatten über Flucht und Migration. SERAFIMA VELKOVICH (Jerusalem) sprach anschließend als Auftakt des zweiten Teils über "das Phänomen des Babybooms bei DPs: Kinder, die in DP-Camps geboren wurden, in den Dokumenten des Yad Vashem-Archivs", in dem neben vielen Fotos, privaten sowie behördlichen Dokumenten auch Hochzeitszertifikate verschiedenster Art enthalten sind, die alltagshistorische Einblicke in die Strukturen von DP-Camps ermöglichen. Sie unterstrich die immense Bedeutung des Babybooms und von Hochzeiten im Prozess der physischen und mentalen Rehabilitation, sowie in der Wiederherstellung von individueller und kollektiver sowie nationaler Identität. Den zweiten Tag beschloss der öffentliche Abendvortrag von DIETER STEINERT (Wolverhampton, UK) zu "polnischen und sowjetischen Kinderzwangsarbeiter im nationalsozialistischen Deutschland und im deutsch besetzten Osteuropa 1939-1945". Steinert bot einen Überblick über die Entstehung und Rekrutierungspraxis von Kinderzwangsarbeitern während der nationalsozialistischen Besatzung in Osteuropa und zeigte die Besonderheit dieser kontrastierend zu Erwachsenen in Erfahrungen, Erinnerungen und den psychischen und physischen Folgen für das spätere Leben auf. Darüber hinaus machte er auf das Schicksal der nicht deportierten Kinder, die dennoch in den besetzen Gebieten Zwangsarbeit leisten mussten, aufmerksam. In der nachfolgenden Diskussion, moderiert von NINA RITZ (Dachau), wurde das Problem von Entschädigungsforderungen vertieft, da in ihren Heimatländern zur Arbeit gezwungene Kinder nicht den Entschädigungsrichtlinien entsprachen. Der dritte Tag des Workshops, der 1. Juni 2016, stand ganz im Zeichen von Kindern als Überlebenden und DPs in aktuellen Forschungsprojekten. Das erste Panel war der Sozialarbeit und Fürsorgekonzepten für minderjährige DPs gewidmet und wurde von BOAZ COHEN (Akko, Israel) moderierten. Zunächst präsentierte CHRISTIAN HÖSCHLER (München) seinen Vortrag mit dem Thema "Internationale Familien? Konzepte des Gemeinschaftslebens im IRO-Kinderdorf Bad Aibling, 1948-1951". Er ordnete das dortige pädagogische Konzept, angelehnt die Ideen des Philosophen Walter Robert Corti, unter dem Begriff "liberaler Internationalismus" ein. Höschler argumentierte, dass man im Gegensatz zu anderen, nach Nationalitäten trennenden Camps, im Kinderdorf einerseits nationale Identitäten anerkannte, aber andererseits auch auf Austausch und ein teilautonomes Zusammenleben der Kinder setzte, in dem das Individuum im Vordergrund stand. Um "mangelnden Respekt und pädagogische Ansätze der Betreuer im Umgang mit überlebenden Kindern in den DP-Kinderzentren" ging es anschließend bei INA SCHULZ (Berlin), die pädagogische Beschreibungen, Berichte und Einschätzungen von Mitarbeiter/innen in DP-Kinderzentren hinsichtlich ihrer pädagogischen Diagnosen und Maßnahmen analysierte und darlegte. "'Zerbrochen an psychischem und physischem Stress': Die Behandlung und Assimilation von 'geschädigten' überlebenden Kindern" lautete der das Panel abschließende Vortrag von MAGGIE FRASER KIRSH (Williamsburg, Virginia, USA). Auf anschauliche Weise präsentierte sie die Programme britischer Wohlfahrtsorganisationen und deren Rolle in der Integration überlebender Kinder, die im Sinnbild der "world wide jewish family" von jüdischen Gemeinden unterstützt wurden. Ein zentrales Interesse sieht sie neben der physischen und emotionalen Erholung in der intellektuellen Förderung, die zur Assimilation und Partizipation der Kinder in die britische Gesellschaft führen sollte. Ein grundlegendes Problem stellte jedoch laut Fraser Kirsh die mangelnde Ausbildung der betreuenden Personen in Kinderpsychologie und im Umgang mit traumatisierten Kinder dar. In der Diskussion standen neben dem Problem antisemitischer Konflikte in Kinderzentren der historisierende Umgang mit zeitgenössischen pädagogischen Analysen und Bewertungen von Verhaltensnormen und Anomalien im Fokus. Das parallel stattfindende zweite Panel fasste die Situation von DPs nach der Befreiung in den Fokus. KELSEY NORRIS (Philadelphia, Pennsylvania, USA) sprach zu "Sowjetischen Displaced Persons und der Politik der Familienzusammenführung" in der Sowjetunion. Anhand eines Fallbeispiels zeigte sie (politische) Prozesse der Familienzusammenführung auf und analysierte, wie der aufziehende Kalte Krieg öffentlichkeitswirksame Auseinandersetzungen und politische Propaganda um die Repatriierung von sowjetischen Kindern unterstützte. Der anschließende Vortrag von OLGA GNYDIUK (Florenz, Italien) war dem Umgang der IRO mit DP-Kindern ukrainischer Herkunft gewidmet. Aufgrund der Grenzveränderungen zwischen Polen und der Ukraine und durch die sowjetische Kontrolle der Ukraine wurde die nach Nationalität organisierte Repatriierung der Kinder durch UNRRA und IRO vor verschiedentliche Probleme gestellt, wodurch sie, so Gnydiuk, eine Sondergruppe darstellen. AKIM JAH (Bad Arolsen) leitete die Diskussion, in der die Rolle der "verlorenen Kinder" im öffentlichen Diskurs und der Propaganda des beginnenden Kalten Kriegs auf großes Interesse stieß, ebenso die problematische Zusammenarbeit der verschiedenen alliierten Suchdienste. Das dritte Panel des Tages, moderiert von SUSANNE URBAN (Worms), war dem jüdischen Leben nach dem Zweiten Weltkrieg in Polen gewidmet. KAROLINA PANZ (Warschau) stellte erste Forschungsergebnisse ihrer mikrohistorischen Studie zum "Schicksal der jüdischen Waisen in Podhale zwischen 1945 und 1946" vor. In der Region Podhale entstanden 1945 Fürsorgezentren und Sanatorien für Juden, was jedoch von der ansässigen Bevölkerung in der Mehrheit abgelehnt wurde und zu antisemitischen Übergriffen, auch gegen jüdische Waisenhäuser, führte. Im Anschluss präsentierte JUDITH LINDENBERG (Paris) ihre methodologische Arbeit über den "'Fragebogen für Kinder' der Zentralen Jüdischen Historischen Kommission in Polen (CZKH)". Die Frage, wie die Kinder den Holocaust hatten überleben können und wie nun mit ihnen umzugehen sei, machte sie zum Forschungsfeld für Psychologen, Historiker, Soziologen und Pädagogen, deren Arbeiten Lindenberg erforscht. Mithilfe von Fragebögen sowie Bildern und Zeugenaussagen sollten verschiedene Methoden zum Umgang mit den überlebenden jüdischen Kindern erprobt und die Ergebnisse zur Förderung der Rehabilitierung genutzt werden. Eingehend wurde anschließend über die lokale Erinnerungskultur und tradierte Geschichtsbilder in Polen bezüglich des Zusammenlebens von Juden und Polen in der Nachkriegszeit diskutiert, sowie über Erfassungsmöglichkeiten der Fragebögen verschiedener Organisationen. Im vierten und letzten Panel zu post-Shoah Identitäten, das ATINA GROSSMANN (New York) moderierte, präsentierte die Soziologin ILDIKO BARNA (Budapest) eine eingehende "Analyse der Resozialisierungswege ungarisch-jüdischer DP-Kinder im Rahmen der Digital Humanities unter Nutzung des digitalen ITS-Archivs", in der sie neue methodische Zugänge und Auswertungsmöglichkeiten zu den umfangreichen DP-Beständen des ITS aufzeigte. "Emotionale Herausforderungen und Identitätsbildung in Zeugenaussagen von Kindern aus dem DP-Camp Bergen-Belsen, 1946" wurden von NOAM RACHMILEVITCH (Lochamej haGeta'ot, Israel) vorgestellt. Die Zeugenaussagen entstanden in der zionistisch ausgerichteten DP-Camp Schule, in der zur Identitätsförderung auf Hebräisch und Jiddisch unterrichtet wurde, und geben interessante Einblicke in die mentale Lebenswelt der Kinder, die schon zeitgenössisch von Traumatheoretikern intensiv diskutiert wurde. Am Ende dieser interessanten und vielseitigen Workshoptage stand die Abschlussdiskussion, moderiert von BOAZ COHEN (Akko, Israel) und STEFFEN JOST (Dachau). Als besonders gewinnbringend wurden die Atmosphäre und der angeregte internationale Austausch zwischen Zeitzeugen, Historikern, Archivaren und Pädagogen aus verschiedenen Bereichen hervorgehoben, der durch die thematische wie methodische Breite der Vorträge und Workshops noch gefördert wurde. Interessante Synthesen, Kontraste und Wechselbeziehungen waren zwischen mikro- und makrohistorischen Studien sowie nationalen und transnationalen Betrachtungen auszumachen. Diese zeigten auch die Vielseitigkeit und die globale Bedeutung des aktuell stark wachsenden Forschungszweigs auf, der durch transnationale und multikulturelle Zugänge neue Ansätze für pädagogische und museumspädagogische Konzepte bietet, deren Anwendung besonders angesichts der Aktualität des Themas jedoch noch weiter gefördert und globaler ausgerichtet werden sollte. Die eingangs und auch während der Tagung immer wieder diskutierte Herausforderung von politischer Positionierung und Vergleichen zwischen damaligen und heutigen Flüchtlingsbewegungen wurde als neue Herausforderung gesehen, die nicht abschließend beantwortet, aber künftig näher erörtert werden könnte. Konferenzübersicht: Floriane Hohenberg (ITS, Bad Arolsen), Boaz Cohen (WGC, Akko, Israel), Martin Bock (Stiftung EVZ, Berlin), Nina Ritz (MMSZ, Dachau): Begrüßung und Einführung Atina Grossmann (Cooper Union for the Advancement of Science and Art, New York, USA): Überlebende im besetzten Deutschland: Verwobene Geschichten und verlorene Erinnerungen Boaz Cohen (WGC, Akko, Israel): Ziele und Herausforderungen der Forschung zu Überlebenden und Kindern als Displaced Persons Verena Buser (Alice Salomon Hochschule Berlin und Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg): Die Akten und Sammlungen des Kindersuchdienstes des International Tracing Service und ihre Bedeutung für heute Susanne Urban (SchUM-Städte e.V., Worms): Ausstellung "Wohin sollten wir nach der Befreiung?" Zwischenstationen: Displaced Persons nach 1945 Esther Alexander-Ihme (Frankfurt am Main), Susanne Urban (SchUM-Städte e.V., Worms), Steffen Jost (MMSZ, Dachau): Podiumsdiskussion Nicola Schlichting (Gedenkstätte Bergen-Belsen): Die Geschichte der Displaced Persons als Thema für die Bildungsarbeit Katharina Erbe (Jüdisches Museum, Berlin): Jüdischer Alltag und Neubeginn in DP-Lagern: Fotopädagogische Ansätze im Museum Elisabeth Schwabauer / Akim Jah (ITS, Bad Arolsen): Kinder als Displaced Persons. Historische Bildung mit ITS-Dokumenten Sybille Krafft (Bürger fürs Badehaus Waldram-Foehrenwald e.V): Föhrenwald. Eines der größten DP-Camps in Deutschland (Exkursion) Anna Andlauer (Markt Indersdorf): Kloster Indersdorf. Das erste internationale DP-Kinderzentrum in der US-amerikanischen Zone Serafima Velkovich (Yad Vashem, Israel): Das Phänomen des Babybooms bei DPs: Kinder, die in DP-Camps geboren wurden, in den Dokumenten des Yad Vashem-Archivs Dieter Steinert (Universität Wolverhampton, UK): Polnische und sowjetische Kinderzwangsarbeiter im nationalsozialistischen Deutschland und im deutsch besetzten Osteuropa 1939-1945 Christian Höschler (Ludwig-Maximilians-Universität München): Internationale Familien? Konzepte des Gemeinschaftslebens im IRO-Kinderdorf Bad Aibling, 1948-1951 Ina Schulz (Freie Universität Berlin): "Mangelnder Respekt" - Pädagogische Ansätze der Betreuer im Umgang mit überlebenden Kindern in den DP-Kinderzentren Maggie Fraser Kirsh (College of William and Mary, Virginia, USA): "Zerbrochen an psychischem und physischem Stress": Die Behandlung und Assimilation von "geschädigten" überlebenden Kindern Kelsey Norris (University of Pennsylvania, USA): Sowjetische Displaced Persons und die Politik der Familienzusammenführung Olga Gnydiuk (EHI Florenz, Italien): Unbestimmte Nationalität: DP-Kinder ukrainischer Herkunft unter IRO-Betreuung Karolina Panz (Universität Warschau, Polen): "Sie wollten nicht noch mehr Juden dort". Das Schicksal jüdischer Waisen in Podhale zwischen 1945 und 1946 Judith Lindenberg (EHESS, Paris, Frankreich): "Der Fragebogen für Kinder" der Zentralen Jüdischen Historischen Kommission in Polen (CZKH): Eine methodologische Arbeit mit Bezug auf polnischjüdische Erziehungspraktiken vor dem Krieg Ildiko Barna (ELTE, Budapest, Ungarn): Analyse der Resozialisierungswege ungarisch-jüdischer DP-Kinder im Rahmen der Digital Humanities unter Nutzung des digitalen ITS-Archivs Noam Rachmilevitch (Ghetto Fighters' House, Israel): Emotionale Herausforderungen und Identitätsbildung in Zeugenaussagen von Kindern aus dem DP-Camp Bergen-Belsen, 1946 Boaz Cohen (WGC, Akko, Israel) und Steffen Jost (MMSZ, Dachau): Abschluss und Ausblick |
Date: 2016/11/10 13:22:07
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ
Alsweiler. Digitalisierung heißt das Zauberwort, mit dem das Geschichtsforum Alsweiler sein umfangreiches Dorfarchiv, bestehend aus Fotos, Zeitungsausschnitten, Dokumenten, Urkunden und Tondokumenten, in die Neuzeit heben will. Das Geschichtsforum (vormals Verein für Heimatkunde) wurde 1975 gegründet. Eines der Hauptanliegen des Vereins war es von Beginn an, ein Dorfarchiv aufzubauen und zu pflegen. Im Lauf der Jahre ist die Dokumenten-Sammlung beachtlich gewachsen, musste mehrfach umziehen und hat nun im alten Kindergarten in der Brunnenstraße sein Domizil. Um geschichtsinteressierten Bürgern zu zeigen, wie umfangreich und komplex die Digitalisierung der bestehenden Dokumentensammlung ist, lädt das Geschichtsforum am kommenden Samstag von 11 bis 16 Uhr zum Tag der offenen (Archiv-)Tür ins örtliche Pfarrheim in der Brunnenstraße ein. Gleichzeitig möchten die Heimatkundler laut eigener Aussage Danke sagen für die großzügige Unterstützung durch das Projekt Landaufschwung, das strukturschwachen ländlichen Regionen dabei helfen will, mit dem demografischen Wandel vor Ort aktiv umzugehen. Die Festveranstaltung, bei der Landrat Udo Recktenwald (CDU) und Bürgermeister Volker Weber (SPD) sprechen werden, beginnt um 11 Uhr im Pfarrheim. red/tog
|
Date: 2016/11/10 13:24:45
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in SZ:
St. Wendel. „Verfolgung und Widerstand der
Arbeiterparteien im Dritten Reich im Grenzgebiet
Saar/Westpfalz“ – das ist das Thema von Hans Kirsch. Der
Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Ostertal referiert
in einem historischen Vortrag am Donnerstag, 24. November,
19.30 Uhr, in der Stadt- und Kreisbibliothek im
Mia-Münster-Haus darüber. Der Eintritt zur Veranstaltung steht
allen Interssierten offen und ist frei.red |
Date: 2016/11/11 08:01:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Was ein Jahrhunderte alter Grabstein erzählen kann08. November 2016
Prof. Haubrichs erläutert neue Überlegungen zur
Frühgeschichte der Abtei Tholey
THOLEY „DOMN DRVC[TE]BODIS“ – diesen Namen und einige wenige Buchstaben mehr kann man auf auf einem Inschriftenstein lesen, der vor einiger Zeit vom Historischen Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes zusammengesetzt werden konnte. Die drei Bruchstücke des Steins stammen aus der Abtei Tholey und waren bereits vor mehreren Jahrzehnten gefunden worden. Zunächst hatte man vermutet, es handele sich um eine römische Inschrift, aber ein Expertengremium datierte die Inschrift in die unmittelbar nachrömische, frühmittelalteriche Zeit des 7. Jahrhunderts nach Christi. Dies ist insofern bemerkenswert, als es aus dieser Epoche nur sehr wenige Fundstücke und noch seltener schriftliche Überlieferungen gibt. Er fällt damit in die Zeit des Testamentes des Adalgisel Grimo aus dem Jahr 634, in dem Tholey erstmals urkundlich erwähnt wird. Wie kann man diese Inschrift interpretieren und welche Schlussfolgerungen für die Regionalgeschichte ergeben sich daraus? Dieser Frage geht Prof. Wolfgang Haubrichs aus Saarbrücken in einem Abendvortrag nach, der gemeinsam vom Historischen Verein für die Saargegend, dem Historischen Verein zur Erforsachung des Schaumberger Landes Tholey und der Gemeinde Tholey ausgerichtet wird. Der Vortrag mit dem Titel „DRVCTE-BODIS - Die moselländische Inschriftenkultur des frühen Mittelalters und ein Tholeyer Grabstein - Neue Überlegungen zur Frühgeschichte des ‚Klosters‘“ findet am Mittwoch, 23. November, 18 Uhr im Sitzungsaal des Rathauses Tholey statt. Der Eintritt ist frei.red./eck |
Date: 2016/11/15 08:40:00
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Mag.a Katrin Auer, Museum Arbeitswelt; Bertrand Perz, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien; Stefan Hördler, KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora/Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora 09.09.2016-10.09.2016, Steyr Bericht von: Katrin Auer / Martin Hagmayr, Museum Arbeitswelt E-Mail: <katrin.auer(a)museum-steyr.at>; <martin.hagmayr(a)museum-steyr.at> Im Museum Arbeitswelt in Steyr fand am 9. und 10. September 2016 der Workshop "Zwangsarbeit in Europa unter NS-Herrschaft. Unfreie Arbeit im transnationalen Vergleich." statt. Das Museum Arbeitswelt präsentiert bereits seit dem 12. Mai und noch bis zum 18. Dezember 2016 exklusiv in Österreich die internationale Wanderausstellung "Zwangsarbeit im Nationalsozialismus", eine Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, initiiert und gefördert von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft". Im Zuge des Workshops sollte jungen Nachwuchswissenschaftler/innen die Möglichkeit gegeben werden, ihre Forschungen über Zwangsarbeit im Nationalsozialismus zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Zum Auftakt des zweitägigen Workshops begrüßte KATRIN AUER (Steyr) als Direktorin des Museum Arbeitswelt die Teilnehmer und Teilnehmerinnen und wies auf die Geschichte des Hauses als Ort der NS-Zwangsarbeit hin. BERTRAND PERZ (Wien) vom Institut für Zeitgeschichte ergänzte diese Ausführungen um die Bedeutung von Steyr als Ort der NS-Zwangsarbeit, insbesondere aufgrund der damals hier befindlichen Steyr-Daimler-Puch AG. STEFAN HÖRDLER (Weimar), Leiter der Gedenkstätte Mittelbau-Dora, erweiterte diesen Ansatz indem er Zwangsarbeit als europäische Erfahrungsgeschichte und damit als transnationale Geschichte hervorstrich. MARTIN BAUMERT (Leipzig) eröffnete den Workshop mit einem Vortrag über NS-Zwangsarbeit im Landkreis Leipzig anhand des Beispiels Böhlen-Espenhain. Der Braunkohleindustriekomplex war für das NS-Regime, die Kriegswirtschaft in Mitteldeutschland und den Rüstungsstandort Leipzig von großer Bedeutung. Im Industriekomplex wurden massiv Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Obwohl es in der Region unter anderem mehrere Lager für Kriegsgefangene, zivile Zwangsarbeiter/innen, sowie drei Arbeitserziehungslager gab, existieren heute in der Region wenige Gedenk- und Erinnerungsstätten. Baumert wies darauf hin, dass das unter anderem damit zusammenhängt, dass wenige authentische Orte erhalten geblieben sind. FREDERIC BONNESOEUR (Berlin) beleuchtete in seinem Vortrag die Oranienburger Stadtverwaltung und ihre Funktion bei der Organisation der Zwangsarbeit der Gefangenen des KZ Oranienburg in den Jahren 1933 - 1934. So wurde der Auf- und Ausbau sowie die Erweiterung des frühen Konzentrationslagers maßgeblich durch von der Oranienburger Stadtverwaltung vermittelte Darlehen finanziert. Weiterhin erläuterte Bonnesoeur, wie der damalige Stadtbaumeister Paul Hobeck im Mai 1933 ein vier Seiten umfassendes "Arbeitsbeschaffungsprogramm" erstellte, welches vorsah, die KZ-Gefangenen zu öffentlichen Arbeiten für die Stadt Oranienburg und Nachbargemeinden einzusetzen. Auf dessen Grundlage mussten die KZ-Gefangenen spätestens ab August 1933 fast täglich in Oranienburg und Umgebung kommunale Arbeiten leisten und zum Beispiel ein Strandbad anlegen. Am Beispiel Oranienburgs konnte Bonnesoeur deutlich darlegen, dass die Errichtung der ersten Konzentrationslager und auch die Organisation der Zwangsarbeit der Gefangenen kein Prozess war, der von den lokalen Akteuren von Verwaltung und Wirtschaft abgelehnt oder gleichgültig hingenommen, sondern von diesen maßgeblich beeinflusst und gefördert wurde. EVA HALLAMA (Wien) schloss ihren Vortrag "Zwangsmigration, Epidemie und Grenze" über die bisher wenig bekannten "Grenzentlausungslager an. In diesen Einrichtungen der NS-Zivilverwaltung im besetzten Osteuropa wurden Zwangsarbeiter/innen aus dem besetzen Osteuropa vor dem Grenzübertritt ins Deutsche Reich medizinischen Untersuchungen und einer obligatorischen "Entlausung" unterzogen. Aus der Perspektive der Zwangsarbeiter/innen waren die Entlausungspraxis und die medizinische Beschau in diesen Lagern eine der ersten Erfahrungen, die den Übergang in die Zwangsarbeit und die Unterwerfung unter das NS-Regime markierten, wie Hallama verdeutlichte. Neben der Heranziehung von Aktenbeständen der zivilen nationalsozialistischen Verwaltung möchte sie in weiterer Forschung vor allem Oral History Interviews auf Hinweise auf die "Grenzentlausungslager" untersuchen, um die Perspektive der Zwangsarbeiter/innen näher zu erforschen. VERENA MEIER (Heidelberg) lenkte mit ihrem Vortrag "Dehumanisierung und Instrumentalisierung von sowjetischen Kriegsgefangenen als 'menschliche Arbeitsmaschine'" den Fokus auf die Betrachtung der Sprache in Quellen und die Frage nach Ethik und Moral in diesem Zusammenhang. Über ihre Methode der diskursanalytischen Untersuchung von Metaphern wie "menschliche Arbeitsmaschine", machte sie deutlich, wie sowjetische Kriegsgefangene ausgebeutet, dehumanisiert und durch das NS-Regime instrumentalisiert wurden und wie über Sprache das Beziehungsverhältnis zwischen Profiteuren der Zwangsarbeit und den Zwangsarbeiter/innen dargestellt wurde. ARNE PANNEN (Berlin) konzentrierte sich in seinem folgenden Referat auf die Organisation des Arbeitseinsatzes von italienischen Militärinternierten durch die Wehrmacht und nahm damit Aspekte der Zwangsarbeit in den Blick, die in der bisherigen Forschung wenig beachtet wurden. Sein Forschungsschwerpunkt lag hierbei auf dem Wehrkreis III, der Region Berlin-Brandenburg, wo vor allem der Einsatz für die Rüstungsindustrie eine enorme Bedeutung hatte. Die Organisation des Arbeitseinsatzes durch die Wehrmacht endete im Juli/August 1944 durch die Überführung der italienischen Militärinternierten in den Zivilstatus, wodurch zivile Arbeitsämter für sie zuständig wurden. Nach den ersten wissenschaftlichen Vorträgen widmete sich die Veranstaltung der Frage, wie diese wissenschaftlichen Erkenntnisse pädagogisch aufbereitet werden können, um einen breiteren Personenkreis zu erreichen. ALEXANDER CORTES (Wien) berichtete, wie der Verein Gedenkdienst in Wien Stadtrundgänge zum Thema Zwangsarbeit erarbeitete und durchführte. Aufgrund ihrer nationalen Bedeutung findet ein Teil des Rahmenprogramms der Ausstellung "Zwangsarbeit im Nationalsozialismus" nicht nur in Steyr, sondern auch in Wien und Linz statt. Alexander Cortes erläuterte die Schwierigkeiten bei der Suche nach Geschichten für die Stadtrundgänge in Wien und welche Spuren sich zum Thema Zwangsarbeit heute noch im Stadtbild verorten bzw. finden lassen. Danach konnten die Teilnehmer/innen des Workshops die Zeit nutzen, um sich selbst ein Bild von der Ausstellung zu machen. Eingeleitet wurde dieser Besuch zuerst durch STEFAN HÖRDLER (Weimar) der den inhaltlichen Aufbau der Ausstellung, sowie ihre Genese erläuterte. MARTIN HAGMAYR (Steyr) vom Museum Arbeitswelt ergänzte diese Ausführungen indem er erläuterte, dass für die Station in Steyr die umfangreichsten Adaptierungen im Vergleich zu allen bisherigen Stationen vorgenommen worden waren. Besonders wichtig waren hierbei eine stärkere Präsentation von Regionalbeispielen und die Beschäftigung mit den beiden Firmen, die sich historisch gesehen im Museumgebäude befunden und Zwangsarbeiter/innen eingesetzt hatten. Im Anschluss erläuterte Martin Hagmayr noch das pädagogische Konzept und die dazugehörigen Vermittlungsmaterialien zur Ausstellung, die über einen exemplarischen Zugang, die umfangreiche Ausstellung auch Schülern und Schülerinnen ab der 8. Schulstufe zugänglich machen sollen. Im Anschluss an die Ausstellung wurde am Abend der Dokumentarfilm "Szukajac Emila - Looking for Emil" von ANGELIKA LAUMER (Berlin) gezeigt. In diesem Film über die Erinnerung an NS-Zwangsarbeit im ländlichen Bayern geht die Filmemacherin der Frage nach, wie sich ein Dorf an die NS-Zwangsarbeit erinnert. Mit der Kamera spürte sie Orten und Plätzen nach und führte viele persönliche Interviews mit Menschen, die in der NS-Zeit gelebt haben oder erst danach geboren wurden. Den zweiten Workshop-Tag eröffnete THOMAS PORENA (Berlin) mit seinem Vortrag über jugoslawische Zwangsarbeiter/innen. Der Schwerpunkt im Vortrag lag unter anderem auf der Zeit nach 1945 und der Frage der Repatriierung der jugoslawischen Arbeiter/innen nach Kriegsende nach Jugoslawien. Insbesondere beschäftigte sich Thomas Porena mit der Bedeutung der Vorstellung der Heimat als wichtiges Narrativ für die Überlebenden und wie diese Vorstellung der Heimat nach der Rückkehr nach 1945 mit der Realität in Verbindung trat. JUTTA FUCHSHUBER (Wien) beleuchtete in ihrem Vortrag die Situation von sogenannten "Mischlingen" und in "Mischehe" lebenden Personen als Zwangsarbeiter/innen in Wien 1941 - 1945. Anhand von Volksgerichtsakten als Quelle zeigte sie Beispiele von "Mischlingen" und in "Mischehe" lebenden Personen, die zur Zwangsarbeit herangezogen worden waren, und nach 1945 aufgrund in der Zwangsarbeit erlebten Misshandlungen Anzeigen einbrachten. Im letzten Vortrag des Workshops ging PHILIPP GREILINGER (Wien) auf die fast vergessene Geschichte der Wiener Ostmarkwerke im Wiener Arsenal ein. Ausgehend von der Frage nach der Geschichte eines Gebäudekomplexes legte Philipp Greilinger unter anderem den Einsatz der Zwangsarbeit unterschiedlicher Personengruppen, wie italienischer Kriegsgefangen und ungarischer Juden und Jüdinnen, in den Rüstungsbetrieben im Wiener Arsenal dar. Zum Abschluss führten KATRIN AUER, MARTIN HAGMAYR und KARL RAMSAIER (alle drei Steyr) durch den seit 2013 bestehenden Gedenkort "Stollen der Erinnerung". In der 140 Meter langen, hufeisenförmigen Stollenanlage unter dem Schloss Lamberg, im Stadtzentrum von Steyr, ist seit dem 26. Oktober 2013 eine Ausstellung über das KZ-Münichholz und Zwangsarbeiter/innen in Steyr zu sehen. Der Stollen war ab 1943 unter anderem von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeiter/innen gebaut worden und diente als einer von mehreren Luftschutzstollen für die Zivilbevölkerung der Stadt Steyr. Zwangsarbeiter/innen hingegen durften meist die Luftschutzeinrichtung nicht betreten. Im Stollen wurden den Teilnehmer/innen der Tagung neben der Ausstellung auch das pädagogische Konzept für die Vermittlung vorgestellt und besprochen. Bei der Abschlussdiskussion zogen die drei Vorsitzenden Alfons Adam (Prag), Stefan Hördler und Bertrand Perz ein Resümee des Workshops und gingen noch einmal auf die Erörterungen zu den einzelnen Vorträgen und Dissertationsobjekten ein. Bei dieser Diskussion und dem zweitägigem Workshop zeigten sich für die Teilnehmer/innen mehrere für ihre Forschungen wichtige Punkte. So muss bei Forschungen über die NS-Zeit vor allem eine Schärfung der Begriffe und eine Klärung von Kategorien und Definitionen vorgenommen werden. Gerade im Bereich der Selbst- und Fremdzuschreibung von Personen, ist hier Vorsicht geboten. Darüber hinaus wurde auf die Notwendigkeit der Zuspitzung einer Fragestellung bei großen Forschungsvorhaben hingewiesen, was in Kombination mit einer klareren Anwendung der Methoden (Vergleich, Verflechtung, Transfer) den Arbeitszugang immens erleichtert. Saubere Fragestellungen, klare Operationalisierungen und weniger dokumentarischer Charakter wurde den Teilnehmer/innen empfohlen. Ebenso sollte die Kategorie Gender grundlegend für jede Fragestellung und Analyse sein. Die Einordung von Case Studies in den großen Kontext würde außerdem Aussagen über deren Einzigartigkeit oder Beispielhaftigkeit erlauben. Es würde sich sogar anbieten aus den defensiven Formulierungen von "beispielhaften" Case Studies auszubrechen und durch Einordnung in den Gesamtkontext neue Sichten zu wagen. Generell sei die Quellenlage sehr groß, aber auf unzählige öffentliche und private Archive weltweit verteilt. Für viele Quellen existiere allerdings auch noch keine ausgewogene Quellenkritik (bspw. Fotoanalyse). Hier spielt natürlich der Zeitfaktor bei der Zeitzeugenschaft eine wesentliche Rolle. Doch sei der Bestand an Interviews doch sehr groß. Sprachbarrieren zwischen Forscher/innen und Zeitzeugen und Zeitzeuginnen stellen jedoch ein wesentliches Hindernis dar. Im Vergleich zur Rüstungsproduktion und Kernindustrie weisen bis heute die Forschungsfelder Landwirtschaft, karitative Organisationen, Kirchen, Organisation Todt, Zivilbevölkerung und Umfeld sowie die geographischen Regionen Skandinavien und Osteuropa noch einige Forschungslücken auf. Ebenso würde sich die Verschränkung mit den Methoden der Migrationsforschung empfehlen. Die Nutzung von geografischen Informationssystemen zur Erforschung der Zwangsmigration würde neue Erkenntnisgewinne bringen. Im zweitägigen Workshop wurden sowohl Dissertations- und Forschungsprojekte aus der Frühphase der Zwangsarbeit bis zur Nachkriegsgeschichte als auch Beispiele aus unterschiedlichen geographischen Regionen präsentiert. Es zeigte sich, dass trotz der guten Erforschung der NS-Zeit gerade im Bereich der Zwangsarbeit noch einige Desiderate der Erforschung harren. Einige neueste Forschungen von Nachwuchswissenschaftler/innen genau zu diesen Desideraten konnten in Steyr präsentiert und diskutiert werden. Konferenzübersicht: Martin Baumert (Leipzig): NS-Zwangsarbeit und Erinnerungskultur im Landkreis Leipzig. Das Beispiel Böhlen-Espenhain. Frederic Bonnesoeur (Berlin): Ein "Arbeitsbeschaffungsprogramm" für das Konzentrationslager. Die Oranienburger Stadtverwaltung und ihre Funktion bei der Organisation der Zwangsarbeit der Gefangenen des KZ Oranienburg 1933-34. Eva Hallama (Wien): Zwangsmigration, Epidemie und Grenze. Grenzentlausungslager der NS-Zivilverwaltung im besetzten Osteuropa. Verena Meier (Heidelberg): Dehumanisierung und Instrumentalisierung von sowjetischen Kriegsgefangenen als "menschliche Arbeitsmaschine". Arne Pannen (Berlin): Die italienischen Militärinternierten (IMI) im deutschen Herrschaftsbereich 1943 - 1945. Alexander Cortes (Wien): Pädagogische Vermittlungsformate in Wien. Stefan Hördler (Weimar) und Martin Hagmayr (Steyr): Ausstellungsbesuch "Zwangsarbeit im Nationalsozialismus" und Vorstellung der Pädagogik in Steyr. Angelika Laumer (Berlin): Filmvorführung: Synopsis Dokumentarfilm "Szukaja Emila - Looking for Emil". Thomas Porena (Berlin): Parallele Strukturen in der Zwangsarbeit. Die Selbstorganisation jugoslawischer Zwangsarbeiter/innen in den Arbeitslagern Wiens. Jutta Fuchshuber (Wien): "Mischlinge" und in "Mischehe" Lebende als Zwangsarbeiter/innen in Wien und die juristische Ahndung von Zwangsarbeit in Volksgerichtsverfahren. Philip Greilinger (Wien): Eine fast vergessene Geschichte: Die Wiener Ostmarkwerke im Wiener Arsenal. Aufbau - Kriegsbedeutung - Zwangsarbeit - Widerstand. Stefan Hördler (Weimar) / Bertrand Perz (Wien) / Alfons Adam (Prag): Feedback und Abschluss URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=6812> |
Date: 2016/11/18 18:33:11
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Hallo
Ich habe im Adressbuch meines Onkels die oben angeführte Berufsbezeichnung von 1939/1940 gefunden die so lautet
EB-ang.
Ich weiß nicht was es bedeutet.
Gruß
Michaela (Becker)
--
Diese Nachricht wurde von meinem Android Mobiltelefon mit GMX Mail gesendet.
Date: 2016/11/24 10:31:28
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Morgen, das Jahresheft der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung (ASF) ist erschienen. Der Verein feierte in diesem Jahr sein 50tes Bestehen. Zum Inhalt: Markus DETEMPLE: 50 Jahre ASF Horst-Dieter GÖTTERT Harlinger Weistümer 1471 und 1559 mit Abgabenliste Tobias A. KEMPER Zur Herkunft des Völklinger Schmieds Hans Jacob Engelmann Tobias A. KEMPER Zur Herkunft der Schäferfamilie Wilhelm. Ein Beitrag zur Zuwanderung aus dem Hohenlohischen Günter STOPKA Nachkommen des Christian Jaggi aus Ch-Lenk, Kanton Bern, im "Krummen Elsass", im "Hanauerland" und in der Pfalz Uwe DETEMPLE Der König von Timor - Die Geschichte des Freiheitskämpfers Andreas Gebhardt Jörg SONNET Spuren des Künstlers Ernst Sonnet Jörg SONNET Spuren des Musikers Hermann Albert Sonnet Zum Gedenken an den 80ten Todestag (1936) Paul GLASS Evakuierte aus dem Saarland und ihre persönlichen Daten als »Helfer« der Familienforschung Roland GEIGER Tot und begraben und ... Über die Beurkundung gefallener deutscher Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg Rudolf-Vitus Schabbach Bischofsdhroner heiratet 1759 knapp 18-jährige Hundheimerin Das Buch erscheint im Format A5 als Taschenbuch, hat 143 Seiten und zeigt in der Regel Schwarz-Weiß-Abbildungen, lediglich vier Seiten der Jubiläumsveranstaltung in Blieskastel im September sind in Farbe. Es kostet 10 Euro plus Versand (1,50 Euro) und kann direkt bei mir bezogen werden (solange der Vorrat reicht). Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung (ASF) erhalten ihr Exemplar in diesen Tagen. Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger, St. Wendel |
Date: 2016/11/24 16:08:33
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hallo zusammen,heute aus aktuellem Anlass für alle Freunde_innen der saarländischen Mundart.
Soeben hat der saarländische Journalist und Mundartspezialist Gerhard Bungert eine Publikation vorgelegt, die das Zeug in sich birgt, die "Bibel" der saarländischen Mundart zu werden. Auf über 760 Seiten hat er ein Kompendium saarländischer Wörter zusammengetragen, über 3000 Begriffe werden erklärt und mit (meist) heiteren, also "kloaren" Beispielesätzen verständlich gemacht.
Das Buch dient nicht nur als Nachschlagewerk, es lässt sich auch vortrefflich unterhaltsam lesen. Erschienen ist es im Saarbrücker Geistkirch-Verlag, erhältlich in allen Buchhandlungen. (ISBN 978-3-946036-51-7, Titelblatt im Anhang, kostet 34,50 €).
Der Comic-Zeichner Bernd Kissel hat über 50 Illustrationen zu dem Lexikon beigetragen.
EIN SCHÖNES WEIHNACHTSGESCHENK! Beste Grüße Elmar Peiffer
Date: 2016/11/24 18:03:17
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Abend,
-------------------------
Camilo Erlichman, Amsterdam; Christopher Knowles, King's College, University of London; German Historical Institute London 29.09.2016-30.09.2016, London Bericht von: Lena Eggers, IMPRS Moral Economies, Max Planck Institute for Human Development E-Mail: <eggers(a)mpib-berlin.mpg.de> After many years of neglect, there is now renewed interest in the Allied occupation of Germany. The conference showcased new international research by both established academics and early career historians. Since there had been few opportunities within the last two decades for scholars of the different zones of occupation to meet and discuss, the conference created a forum for future exchange. The conference focussed on the Western zones because significant differences between the Western zones had previously been neglected as historians focussed on the emergence of a Cold War Europe, divided between West and East. The panels covered a broad range of themes: ideology and ruling strategies, interactions between occupiers and occupied, the handling of crimes and punishment, and the experience of occupation in daily life, which is now emerging as a major new research area explored by early career historians. Although most of the papers focussed mainly on one of the three Western zones, the conference aimed at bringing together those researching the postwar occupation of Germany and starting formulating comparative questions. Until now, historians have rarely undertaken an inter-zonal analysis of the occupation, and there have been few in-depth comparisons of the policies, activities, impacts, and legacies of the Western occupiers. As a result, the conference attempted to disseminate and encourage novel research that could contribute to a new integrated history of occupation. In an introduction, CHRISTOPHER KNOWLES (London) emphasized that occupation is a transnational phenomenon. At the end of the war nearly all countries in Europe had either been recently occupied, or were themselves now occupiers. However, occupations in different countries have been analysed and interpreted differently. One aim of the conference was to explore if a common framework can be applied to the study of different occupations. CAMILO ERLICHMAN (Amsterdam) suggested a new conceptual framework for analysing the period that revolved around an understanding of occupation as a dynamic power relationship. He proposed an exploration of the subject around four themes: ideologies and ruling strategies, interactions between the occupiers and occupied, placing the occupation in the context of the broader history of Germany and Europe in the mid-20th century, and analytical comparisons between and across zones. In the first panel on contextualising occupation, SUSAN CARRUTHERS (Rutgers) showed that research on occupation must also include consideration of the occupying country's previous experiences of war and of earlier occupations. In the case of the United States this extended back to the occupation of the defeated Southern states after the American Civil War. She showed that the occupation of Germany and Japan after World War II had a particular role in US history and popular memory as examples of "good" occupations. Carruthers discussed the training courses provided for future US occupation officers in Charlottesville, Virginia, during the war. She concluded that good planning and training was considered as essential for a successful occupation. However, she showed that officers in occupied Germany did not feel well prepared, despite their training, when faced with numerous practical problems. PETER STIRK (Durham) located the occupation of Germany within the broader history of the international law of occupation since the 19th century. Exploring the three themes of hostages, food, and regime transformation, all of which played a decisive role in the gradual codification of the law of military occupation, he emphasised the ambiguity of British and US policymakers in accepting that international law should apply to the case of Germany. Their recognition of the obligation to feed the population can be seen as a watershed in the practice of occupation, but the problem of how to deal with regime transformation, has had a contested legacy with implications for more recent debates on the legality of regime change. During the second panel, ANDREW BEATTIE (Sydney) provided a comparative study of managing cooperation and conflict through examining the internment of German civilians. According to Beattie, each of the three occupying powers understood internment (without trial) to be within their rights as occupiers and an important political means of removing former Nazis from positions of power. The American occupiers interned 170,000 German civilians in camps, the British almost 100,000, and the French 21,500. Most of the interactions between those interned and the occupiers can be described as conflicts. Nevertheless, there were also friendly contacts and cooperation with some German groups, who supported the policy of internment. TROND OVE TØLLEFSEN's (Florence) paper focused on the removal of industrial plants as reparations in the British occupation. He showed that by 1949, the peak year for dismantling in the British zone, the Germans were convinced that the British maintained dismantling purely for commercial reasons. It caused a crisis in the relationship between British and Germans, with the paradoxical outcome that German campaigns against dismantling resulted in the British continuing doing-so to demonstrate their strength. However, the dismantling program conflicted with the overall goals of reeducation and incorporating Germany into new political structures in Western Europe. Therefore, this is an example not only of conflicts between occupiers and occupied but also of internal conflicts within an occupying force. The high level of complexity was emphasized during the subsequent discussion. Conflict and cooperation took place on the same issue at the same time. In addition, neither the Germans nor the Allies were a single homogeneous group, due to the diversity and variety of different views among those involved. CAROLINE SHARPLES (Central Lancashire) presented a most interesting approach towards a comparative history of the occupation by investigating the question of how the Allies disposed of the bodies of Nazis executed for war crimes. Most were buried, but how these burials were handled affected public as well as private memories, as they concerned the families of those executed as well as attracting general public interest. The British occupiers gave no information to relatives about the grave or its location nor did they take into account family wishes. The Americans, on the other hand, created graves for war criminals and gave more information to families. But when the British occupiers left, some buried bodies were exhumed and buried at another place. This led to political protests and demonstrates that the treatment of executed Nazis was a long-lasting issue. Sharples showed that occupiers implemented different policies. Similarly, denazification policies need to be examined individually for each of the occupying powers. In her keynote presentation, REBECCA BOEHLING (Maryland) presented her current project on the comparative history of denazification in the Western zones. She outlined the major themes, which include the overall process, the responsible persons, the consistency or inconsistency of decisions and the involvement of Germans as well as the common understanding of denazification as the basis for democratization. From a comparative perspective, such an inter-zonal analysis of denazification can be connected to broader debates about the function and legacy of "transitional justice". HEATHER DICHTER (Western Michigan) examined the role of sport in implementing democracy. She described how sport was part of the Allied policy to reeducate the Germans. All the Western Allied forces employed experts who worked on transforming the Nazi sports system into a system with a democratic leadership. Ideas of reorganization and reeducation were promoted through exchanges and visits by sports leaders and organizers. Some Germans were sent to the United States to learn about training techniques, fair play, and leadership. Even though the Americans had the widest program, all three Western Allies recognized the importance of sports as part of a broader policy of cultural exchange. One of the most interesting panels covered experiences and encounters in daily life. BETTINA BLUM (Paderborn) presented her research on the requisitioning of houses by the British in Westphalia. Based on sources and testimonies provided by around 100 persons, Blum discussed some key problems that affected the relationship between victors and vanquished: requisitioned properties left empty and unoccupied for a long period, German resistance to requisitioning, and compensation for the loss of property. A building program that provided accommodation for British troops and their families reduced the need for requisitioning of German properties, but also led to the isolation of British forces and made contacts between Germans and British more difficult. ANN-KRISTIN GLÖCKNER (Magdeburg) illustrated in her paper German-French encounters in Freiburg under French occupation, using a gender studies approach to analyze the occupiers' power and interactions with the population. She suggested that comparing public spaces such as streets or bars to private houses was a useful framework to adopt, especially because many of the French occupiers (unlike the British or Americans) shared houses with German families. Glöckner highlighted that this could result in a power struggle within the shared home between the French and Germans, and concluded that the occupiers were not always in a stronger position. A different perspective on occupation was provided by DANIEL COWLING (Cambridge) who introduced two British women and their experiences of occupied Germany, as revealed in egodocuments, mostly letters and photographs. According to these documents, they experienced occupation as a form of personal enrichment and adventure. Despite the revealing insights provided by such documents, further research is needed to determine the extent to which private narratives such as these influenced British perceptions of the occupation more widely. Questions raised in the subsequent discussion included whether the presented case studies drew on a sufficiently large number of encounters between occupiers and occupied Germans to be representative, and how much significance should be given to individual cases. Complex interactions and the role of intermediaries were explored among others by JULIA WAMBACH (Berkeley). She pointed out that the French occupiers did not start an occupation from zero when they arrived in Germany in 1945. In contrast, they experienced occupation themselves on both sides - as occupiers and occupied. She demonstrated that Vichy officials were deeply involved in the French occupation and held high positions in Baden-Baden, the capital of the French zone. These officers appeared to possess expertise and experience, which seemed to those in the French postwar government who appointed them to be more relevant than the fact that they had cooperated with Nazi Germany. The multiple conflicts between Germans and occupiers illustrated the need for mediators. JOHANNES KUBER (Aachen) provided an insight into the relationship between the German Catholic Church and the French and American occupiers in Baden-Württemberg. Priests often acted as intermediaries between occupying officials and the local population. Relations between Catholic clergy and the occupiers were mostly friendly and respectful, as the occupiers generally allowed the Church to continue their spiritual and pastoral work without interference and priests were excluded from requisitioning. Shared religious beliefs seemed to facilitate encounters and encouraged interaction, allowing local priests to present themselves as the protectors of their congregation. DOMINIK RIGOLL (Potsdam) analysed the role of what he termed the "original 1945ers", those officials who took up leading positions in the immediate post-war period, and discussed their historiographical marginalization in the last three decades. Through a detailed analysis of individuals employed by the Federal Republic's Ministry of the Interior, he produced a typology of officialdom, showing how certain types of officials who had come to the fore during the occupation period took over key positions within a crucial ministry of the FRG. The question of the legacy of occupation was also addressed. DREW FLANAGAN (Brandeis) presented his findings on the role of German Francophiles during the occupation, followed by MICHAEL WALA (Bochum), who described a shift in the treatment by the British and American occupiers of a group of former SS, SD and Gestapo members. After being perceived initially as untrustworthy criminals, they were able to persuade their US interrogators that they were experts who possessed extensive knowledge which would be useful in uncovering communist agents. A significant number were recruited and worked for the new intelligence and secret services established by the FRG in the 1950s. A concluding discussion illuminated the high potential of comparative work on the different zones in order to achieve a better understanding of Germany during the immediate post-war period. Participants agreed that the Cold War is not a sufficient framework for either understanding occupation policies or the political and social history of the emerging Federal Republic. The complexity of occupation was described in many ways during the conference. Power relationships, everyday experiences and interactions between occupiers and occupied emerged as important themes for future research. To conclude, the conference brought out multifaceted aspects of occupation and revealed differences between the zones as well as the importance of studying the legacy of occupation and the long-term impact of occupation on both Germans and on the American, British, and French occupiers. Conference Overview: Andreas Gestrich (GHIL): Welcome Camilo Erlichman (Amsterdam) and Christopher Knowles (King's College, University of London): Introduction: Revisiting the Occupation Period Panel 1: Contextualising Occupation Chair: Felix Römer (GHIL) Susan Carruthers (Rutgers): Preoccupied: Wartime Training for Postwar Occupation in the United States, 1940-45 Peter Stirk (Durham): Benign Occupations? A Comparative Evaluation Panel 2: Managing Cooperation and Conflict Chair: Christopher Knowles (King's College London) Andrew Beattie (Sydney): The Allied Internment of German Civilians in Occupied Germany: Cooperation and Conflict in the Western Zones, 1945-1949 Douglas Bell (Texas): "Demokratie ist ein Fremdwort": German Hunters and the American Occupation, 1945-1952 Trond Ove Tøllefsen (Florence): Building Up and Tearing Down: The Conflict Between Industrial Dismantling and Overall Goals in the British Occupation of Germany Panel 3: Handling Crime, Punishment, and Restitution Chair: Bernd Weisbrod (Göttingen) Caroline Sharples (Central Lancashire): What do you do with a dead Nazi? Allied Policy on the Execution and Disposal of War Criminals, 1945-51 Beth Healey (Northwestern): The Business of Murder: Tesch & Stabenow and the British Zyklon B Trial Kristen Dolan (Duke): Reconsidering Arrest and Detention in the Western Zones of Occupation: The Case of Hessen, 1946-1949 Jeff Porter (Birkbeck): Restitution as a Prism for a Comparative Examination of some Aspects of the Western Occupation Zones in Germany Keynote Presentation & Discussion Chair: Camilo Erlichman (Amsterdam) Rebecca Boehling (Maryland): Transitional Justice? A Comparative Approach to Denazification in the Western Zones of Occupied Germany Panel 4: Doing Occupation: Contested Plans and Strategies Chair: Susan Carruthers (Rutgers) Heather Dichter (Western Michigan): Game Plan for Democracy: Public Diplomacy Programs for Sport and Youth in Occupied Germany Charlie Hall (Kent): Dissolution, Exploitation, or Reconstruction? British Approaches to German Science during the Occupation Period Laure Humbert (Manchester): UNRRA in French Occupied Germany: A Comparative Perspective, 1945-1947 Panel 5: Experiencing Occupation in Daily Life Chair: Christopher Knowles (London) Bettina Blum (Paderborn): "My home, your castle": The Requisitioning of Houses and Urban Quarters by the British Military Government in Westphalia 1945-1955 - Interactions between the Occupiers and the Occupied Nadja Klopprogge (Berlin): Sex, Love, and Race: The Intimate Landscape of Postwar Germany Ann-Kristin Glöckner (Magdeburg): German-French Encounters in the City of Freiburg under French Occupation 1945-1949 Daniel Cowling (Cambridge): Egodocuments and the History of the British Occupation of Germany Panel 6: Mediating Occupation: Complex Interactions and the Role of Intermediaries Chair: Camilo Erlichman (Amsterdam) Julia Wambach (Berkeley): Vichy in Baden-Baden: The Personnel of the French Occupation in Germany after 1945 Dominik Rigoll (Potsdam): The Original 45ers: Recruiting Trustworthy Staff in West Germany, 1945-1950 Johannes Kuber (Aachen): The Priests and the Occupation: The Catholic Clergy of Baden in its Early Post-War Interaction with the French and American Allies Panel 7: The Legacy of Occupation Chair: Peter Stirk (Durham) Drew Flanagan (Brandeis): The Bridge Builders: The French Occupation in Germany from Conquest to Cooperation, 1945-55 Michael Wala (Bochum): The Value of Knowledge. Western Intelligence Agencies and Former Members of SS, SD, and Gestapo During the Early Cold War Discussion: Towards a Future Research Agenda Chair: Christopher Knowles (London) Panellists: Rebbeca Boehling (Maryland), Bernd Weisbrod (Göttingen), Camilo Erlichman (Amsterdam) URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=6838> |
Date: 2016/11/25 16:06:53
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Hallo, letztens hat mir ein Freund einen Typ gegeben, als ich ihn fragte, wie er seine Etiketten beschriftet. Er empfahl mir einen speziellen Etikettendrucker vom Typ „Dymo LabelWriter 450“, den er schon seit Jahren verwendet. Das ist sicher nicht mehr das neueste Modell, aber ich hab mir einen bestellt und knapp 70 Euro dafür bezahlt. Da ich noch Windows XP habe, besuchte ich die Website der Firma und lud mir den entsprechenden Treiber herunter, was auch recht gut funktionierte. Der Drucker wird ans Stromnetz bzw. mit USB an den Rechner angeschlossen (erst installieren, dann mit USB verbinden). Die Etiketten gibt’s auf einer Rolle, die in den Drucker eingelegt wird. Ein spezielles Programm namens „Dymo label v.8 Software“ habe ich ebenfalls gratis bei Dymo heruntergeladen. Mit diesem Programm erstelle ich die Etiketten („Labels“), die ich verwenden will. Ich trage die Adresse ein oder kopiere sie aus einer Vorlage (drag-and-drop), verändere ggf. die Größe und klicke auf „drucken“. Der Drucker verwendet keine Tinte oder ähnliches, sondern arbeitet mit Thermodruck, also mit Hitze. D.h. außer dem Drucker, dem Band mit Etiketten, der Software, dem PC und elektrischem Strom braucht man nichts. Vom Einfügen bis zum Ausdrucken und Aufkleben - das dauert etwa 10-15 Sekunden. Bestimmt gibt’s noch andere Drucker dieser Art, aber ich bin mit diesem sehr zufrieden. Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2016/11/25 22:03:21
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
„Die Einwohner von Schwarzenholz vor 1906“ (2 Bände) erscheint in der Reihe „Quellen zur Genealogie im Landkreis Saarlouis und angrenzenden Gebieten“ als Band 56. Bernd Gauer hat in jahrelangen Recherchen, aufbauend auf das Anfang der 90er Jahre erschienene Familienbuch von Wilhelm Sauer, in seiner Neuauflage über 17.000 Personen erfasst. Zudem enthält das Buch eine Reihe von alten Fotografien, die ihm von Schwarzenholzer Bürgern zur Verfügung gestellt wurden. Der Abend wurde von Hans Peter Klauck, als Herausgeber der Buchreihe, eingeleitet. Er stellte die Arbeit des Kreisarchivs vor und gab einen kurzen Einblick in die Schwarzenholzer Geschichte. Bernd Gauer schilderte kurz, wie sein Buch zustande gekommen ist, bedankte sich bei seinen Unterstützern und präsentierte eine Reihe von alten Bildern, die er im Zuge seiner Arbeit gesammelt hat.
Die Bücher enthalten neben den Lebensdaten von mehr als 17000 erfassten Personen zahlreiche Abbildungen, Anmerkungen und – wenn bekannt – Hinweise zu Spitznamen von Familien- und Vornamen.
Die
Bände sind erhältlich beim Kreisarchiv, Landratsamt Saarlouis,
Kaiser-Wilhelm-Str. 4-6, heimatkunde(a)vfh-saarlouis.d, Tel.: 06831 444425, im Rathaus
Saarwellingen an der
Infotheke, Adresse?, sowie in der „Kaktusblüte“, Dorfstraße 4,
Schwarzenholz. „Die Einwohner von
Schwarzenholz vor
1906“ (2 Bände) 1191 Seiten, zahlreiche
Abbildungen und
Anmerkungen, 32,-- € |
Date: 2016/11/26 12:40:10
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
gestern in der SZ:
Krippenausstellung erinnert an deren Schöpfer Karl HeindlSt. Wendel. Sie gehört fast zwingend zur Adventszeit in St. Wendel: Karl Heindls Krippenausstellung im Missionshaus. In diesem August ist der 72-Jährige gestorben. Doch sein Vermächtnis wird bleiben. Wie sein langjähriger Freund Ernst Wilhelm Kiefer berichtet, haben er und Heindls Familie dem leidenschaftlichen Krippenbauer am Sterbebett versprochen, die Krippenausstellung weiter ehrenamtlich zu betreuen. Allerdings müssten die Öffnungszeiten verändert werden. Am Adventssonntag, 27. November, öffnet die Schau ihre Pforten. Bis 15. Januar können Besucher täglich von 14 bis 18 Uhr die 550 Exponate anschauen. Während des St. Wendeler Weihnachtsmarktes, vom 3. bis 11. Dezember, ist die Ausstellung durchgehend von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Mehr als 50 Jahre lang baute und sammelte der Maler, Grafiker und Krippenbauer Karl Heindl Weihnachtskrippen. Was als Projekt mit Schülern des Arnold-Janssen-Gymnasiums begann, entwickelte sich nach und nach zu einer Ausstellung. Heindl baute zunächst gemeinsam mit den Jugendlichen die Krippen, um diese auf dem hausinternen Weihnachtsbasar für eine Spende zugunsten der Mission zu verkaufen. Statt Spenden wurde bei der entstandenen Ausstellung Eintritt erhoben, dessen Erlös ebenfalls der Missionsarbeit zugute kam und kommt. Als Gegenleistung stellt das Missionshaus die Räumlichkeiten für die Lagerung und Ausstellung der Krippen zur Verfügung.
Lebenswerk erhaltenIn den vielen Jahren seiner ehrenamtlichen Tätigkeit baute Heindl immer wieder neue Weihnachtskrippen zur eigenen Freude und für die Besucher der Ausstellung, berichtet Kiefer. Auch geschenkte Krippen fanden einen Platz. Eine besondere Herausforderung war die Herstellung von Krippen aus nur einem Material. Auch die Restaurierung alter Ställe und Figuren war seine Spezialität.Es sei das Anliegen der Familie Heindl, so Kiefer, das vom Künstler geschaffene Lebenswerkes zu erhalten. Er habe mit der Sammlung stets Besuchern eine Freude und anderen Krippenbauern eine Anregung geben wollen. red/evy Krippenausstellung im Missionshaus ist vom 27. November bis 15. Januar, nachmittags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Vom 3. bis 11. Dezember gelten verlängerte Zeiten von 10 bis18 Uhr. Die Besichtigung von Schulklassen, die in der Regel nur vormittags stattfinden können, bedürfen einer vorherigen Vereinbarung. |
Date: 2016/11/26 12:41:39
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
gestern in der SZ: 200 Jahre Schulgeschichte auf 500 SeitenBuchvorstellung an diesem Samstag in der Hasborner KulturhalleKein Wunder, dass das Buch 2,5 Kilogramm wiegt, denn mehr als vier Generationen Schüler aus finden sich auf alten Klassenfotos der vergangenen 120 Jahre wieder. Autor Gerd Zöhler und der Historische Verein Hasborn-Dautweiler veröffentlichen ein Stück Zeitgeschichte.Von SZ-Mitarbeiter Frank FaberHasborn-Dautweiler. Uralte Klassenfotos wollte der Historische Verein Hasborner-Dautweiler zu einer größeren Veranstaltung zusammenführen. „Die Idee ein Buch mit einem Treffen zu verbinden, hat dann nicht mehr geklappt“, berichtet der stellvertretende Vereinsvorsitzende Gerd Zöhler. Nachträglich vielleicht ein Glücksfall. Zöhlers neuerliche Überlegung war, gleichermaßen an zwei Jubiläen zu erinnern: 200-jährige verwaltungsmäßige Zugehörigkeit von Hasborn-Dautweiler zur Gemeinde Tholey und 60-jähriges Bestehen der heutigen Grundschule in Hasborn. „Drei Jahre habe ich daran gearbeitet, es war reine Sisyphusarbeit“, sagt ein grinsender Autor, der im Hauptberuf bei der Deutschen Bahn in einer leitenden Position tätig ist. An diesem Samstag, 19.30 Uhr, präsentiert er sein Buch „200 Jahre Schulgeschichte in Hasborn-Dautweiler“ in der Kulturhalle. Ohne Frage ein Mammutwerk lokaler Zeitgeschichte. Im Archiv der Gemeinde Tholey hat Zöhler dafür gestöbert, mit der Hasborner Schulchronik jongliert und in alten Kirchenbüchern recherchiert. Aufwendig sind die Diagramme über die Einschulungsjahrgänge. Farblich gekennzeichnet stellt Zöhler dabei den Anteil der Schüler aus Hasborn, Überroth-Niederhofen, Sotzweiler oder Bergweiler heraus. Er beschäftigt sich ausführlich mit dem Lehrpersonal und führt alle Schulleiter und deren weiteren Werdegang auf. „Die Hasborner Schule hat allgemein einen guten Ruf genossen“, meint der Heimatforscher. Derzeit sind in Hasborn 80 Lehrer und zwei Hochschulprofessoren beheimatet, fand er heraus. Neben den schulischen Ereignissen der vergangenen 200 Jahre im Zeitraffer brachte er bewusst auch gesellschaftliche und kirchliche Aspekte mit ein, um so das dörfliche Geschehen im Kontext zu betrachten. 1777 gab es in Hasborn bereits eine Schule, den späteren und neuen Schulsaal bezeichnet der Volksmund als „Sauställi“. Anfang der 1960er-Jahre wurde die alte Schule abgerissen; zudem war rund um den Schaumberg der Nachkriegs-Kinderboom zu beobachten. „Die Bürger wurden damals gefragt, wo denn sie die neue und größere Schule hin haben wollen“, so Zöhler und packt damit eine legendäre Anekdote aus. Als Standorte seien „Auf der Heide“ in Dautweiler und der Hasborner „Brühl“ ins Auge gefasst worden. Die Mehrheit der Bürger habe für Dautweiler gestimmt. Danach habe das Landesbauamt Ottweiler seine Vorstellung unterbreitet und der Gemeinderat mit 9:7-Stimmen gegen die Dautweiler Heide und für Hasborn gestimmt. „Der Gemeinderat hat über das Wählervotum abgestimmt“, erklärt Zöhler. Daraufhin brach in Dautweiler ein Schulstreik aus. „Aus Protest haben die Eltern ihre Kinder eine Woche lang nicht in die Schule geschickt“, berichtet er. Die Einweihung der Schule erfolgte am 11. November 1956. 60 Jahre später sitzt an diesem Samstag der ehemalige Schüler Zöhler nebenan in der Kulturhalle und stellt sein Buch zur Schulgeschichte vor. activweb.com/hasborn „Drei Jahre habe ich daran gearbeitet, es war reine Sisyphusarbeit.“ Gerd Zöhler
Auf einen BlickBuchvorstellung „200 Jahre Schulgeschichte in Hasborn-Dautweiler“ an diesem Samstag, 26. November, 19.30 Uhr, in der Kulturhalle Hasborn. Laudator ist Bruder Wendelinus (ehemals Johannes Naumann) von der Benediktinerabtei Tholey, Musik: Ensemble Schaumgebläse. Das vom Historischen Verein Hasborn und Gerd Zöhler herausgegebene Buch beinhaltet 270 Farbtafeln und Illustrationen. Startschuss für den Verkauf ist am Tag der Buchvorstellung. Das Werk wird bis 31. Dezember zum Vorzugspreis für 24,90 Euro angeboten. Ab dem 1. Januar kostet es dann den Normalpreis von 29,90 Euro. frf
|
Date: 2016/11/26 12:44:12
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
gestern in der SZ:Neues aus der DorfgeschichteHeimatheft beleuchtet unter anderem kirchliches und schulisches Leben in UrexweilerUrexweiler. Die Nummer 4 der Urexweiler Hefte stellte die Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Heimat- und Verkehrsverein Urexweiler in der Mehrzeckhalle vor. Die Zeitschriftenreihe „Urexweiler Hefte“ hat die Aufgabe, das 1987 erschienene Heimatbuch in nicht festgelegten Zeitabständen fortzuführen. Das Vorstellungsprogramm wurde umrahmt von Musikstücken der kleinen Gruppe des Seniorenorchesters des Mandolinenvereins unter Leitung von Horst Holzer. Vorsitzender Werner F. Morgenthal referierte zum Thema „Heimatforschung und Regionalgeschichte in der Gesellschaft“ und stellte dann vor zahlreichem Publikum die Hefte vor. Zum Einleitungsteil der Hefte gehören neben dem Vorwort Nachrufe auf verstorbene Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde sowie auf Mitbürger, die im Ort selbst und darüber hinaus für ihr Wirken bekannt geworden sind. Der Kernteil des Heftes gliedert sich in die Kapitel „Dorfleben einst und jetzt“, „Kirchliches Leben“, „Schulisches Leben“ und „Urexweiler im Spiegel der Presse“. Dabei gibt das Autorenteam zu bedenken, dass „Dorfleben“, „kirchliches Leben“ und „schulisches Leben“ nicht strikt voneinander zu trennen seien. Zum Redaktionsteam gehören Anton L'hoste, Hans Keßler, Werner Meiser und der Vorsitzende Werner F. Morgenthal. Folgende Autoren haben ebenfalls Aufsätze beigesteuert: Pia Fischer, Ägidius Kunz, Wolfgang Massone, Edith Reis, Anne Schirra, Hannelore Staub, Josef Welter und Heinrich Werth. red Urexweiler Hefte Nr. 4, umfasst 194 Seiten, Auflage 250 Stück und kostet je 30 Euro. |
Date: 2016/11/26 12:46:49
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Angehörige von Spanien-Kämpfern der Jahre 1936-39 gesucht
Saarbrücken. Rund 240 Saarländer haben als Freiwillige
an der Seite der Republik am Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis
1939 teilgenommen. Daran erinnert das Buch „Von der Saar zum
Ebro“ des Saarbrücker Historikers Max Hewer (die SZ berichtete).
Jetzt sucht die
Rosa-Luxemburg-Stiftung/Peter-Imandt-Gesellschaft Angehörige der
ehemaligen Spanien-Kämpfer und lädt diese für kommenden Freitag,
2. Dezember, ab 16 Uhr zu einem Workshop im Saarbrücker
Kulturzentrum am Eurobahnhof (Europaallee 22) ein.
Thema seien die unterschiedlichen Erinnerungen in den Familien
an diese Zeit. In einigen Familien werde bis heute über das
„Spanien-Abenteuer“ der Verwandten geschwiegen. Auch die
französische Generalkonsulin im Saarland, Catherine Marie Nicole
Robinet, nehme an der Tagung teil, hieß es. 30 der 240
Saar-Interbrigadisten kämpften später in der französischen
Resistance gegen Hitler. red
Informationen zur Tagung unter Tel. (01 60) 95 20 94 35.
|
Date: 2016/11/26 12:48:46
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Das technische Wunder von CamphausenNeuer Band zum Hammerkopf-Förderturm, dem Wahrzeichen des FischbachtalsDie Saarländer könnten so stolz auf ihn sein wie die Hamburger auf ihren Alten Elbtunnel. Doch viele wissen nicht mal, dass es ihn gibt, den Förderturm Camphausen IV. Dabei ist er ein einzigartiges Zeugnis der Ingenieurskunst.Von SZ-Redakteur Oliver SchwambachQuierschied. Ein Förderturm ist ein Fördertum und kein Fördergerüst. Was gern landläufig als Förderturm tituliert wird, ist meistens gar keiner. Oft handelt es sich bei den historischen Landmarken des Saarlandes um Fördergerüste wie etwa auf der Grube Itzenplitz aus Eisenfachwerk gebaut. In Fischbach-Camphausen aber steht ein echter Förderturm. Sogar ein deutschlandweit einzigartiger. So besonders, dass ihn die Bundesingenieurkammer zum „Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“ kürte (wir berichteten), eines von nur 18 in der gesamten Republik. Damit auch in bester Gesellschaft: Der Stuttgarter Fernsehturm und der Alte Elbtunnel in Hamburg gehören dazu. Derart bekannt ist Camphausen – leider – noch nicht. Dabei war der Hammerkopf-Förderturm, als er von 1910 bis 1912 gebaut wurde, eine technische Großtat. Schon weil der Konstrukteur, Stahlbetonpionier Karl Walter Mautner, der engen Platzverhältnisse auf der Grube Camphausen wegen die beiden Fördermaschinen, die die Förderkörbe aus der Tiefe des Schachtes wuchteten, oben im Turm selbst unterbrachte; üblicherweise standen die Maschinen neben dem Turm. Daher auch die charakteristische Hammerkopf-Form. Auch heute noch ist der 40 Meter hohe Beton-Gigant das Wahrzeichen des Fischbachtals, obwohl bereits 1990 die Förderung eingestellt wurde. Der 104-Jährige aber stehe immer noch da „wie eine Eins“, attestiert ihm der saarländische Bergbauexperte Delf Slotta. Der Direktor des Instituts für Landeskunde hat nun in einer Schriftenreihe der Bundesingenieurkammer dem Förderturm Camphausen IV einen äußerst lesenswerten Band gewidmet. Natürlich steht die Technik im Vordergrund. Doch Slotta und sein Co-Autor, der Architektur-Historiker Alexander Kierdorf, betten dies gekonnt in den (industrie-)historischen Kontext ein und zeigen auch künftige Nutzungsoptionen auf. Zudem bietet das Buch eine Fülle historischer Fotografien. Wer bei hiesiger Industriegeschichte immer bloß an Dreck, Ruß und Plackerei am Hochofen oder unter Tage denkt, kann nun geradezu exemplarisch auch Ingenieurskunst und Innovationskraft entdecken. Gaben, die das Saarland auch heute noch dringend braucht. Der Förderturm Camphausen IV: Delf Slotta, Alexander Kierdorf, hrsg. von der Bundesingenieurkammer, Bd. 18, 108 Seiten, ISBN 978-3-941867-20-8 |