Date: 2016/02/01 08:47:15
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Tagber: "Von der römischen Villa zum frühmittelalterlichen Dorf" in Bayern. Strukturveränderungen der Siedlungslandschaft in spät- und nachantiker Zeit Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Institut für Bayerische Geschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München 05.10.2015-06.10.2015, Benediktbeuern Bericht von: Jochen Haberstroh, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Irmtraut Heitmeier, Institut für Bayerische Geschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München E-Mail: <jochen.haberstroh(a)blfd.bayern.de>; <irmtraut.heitmeier(a)lmu.de> Das 2. Benediktbeurer Kolloquium, organisiert vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Jochen Haberstroh) und vom Institut für Bayerische Geschichte der Universität München (Irmtraut Heitmeier), setzte die 2010 neu aufgenommene interdisziplinäre Diskussion zur bayerischen Frühgeschichte [1] fort mit der Frage nach der Veränderung der Siedlungslandschaft von der späten römischen Kaiserzeit bis in die früh-karolingische Epoche. Eine beträchtliche Zunahme archäologischer Siedlungsbefunde in den letzten 15 Jahren, insbesondere auf der Münchner Schotterebene, ermöglichte nicht nur, den Hiatus im spätantiken Fundspektrum zu schließen, sondern lässt auch spezifische Entwicklungen erkennen, nach deren politischer, sozio-ökonomischer und kultureller Bedingtheit zu fragen ist. Die Tagung unternahm einen ersten Anlauf, die Charakteristika der bayerischen Befunde im Vergleich mit anderen Regionen zu verdeutlichen und unter Einbeziehung der schriftlichen Überlieferung, sprachlicher Relikte und landeskundlicher Beobachtungen Ursachen und Folgen von Transformationsprozessen bzw. Neuansätzen in der Siedlungslandschaft zu diskutieren. Für diese Fragen bilden die Kategorien Zeit, Raum und Ort ein 'Koordinatensystem', das die Perspektiven vorgab, unter denen die Quellen vorrangig betrachtet werden sollten. Einführend betonte Irmtraut Heitmeier die politische Bedeutung des nördlichen Voralpenlands, dessen strategische Funktion als nördlicher Grenzraum Italiens (Raetia II) und in der Folge als südöstlicher Grenzraum des Frankenreichs (Agilolfingisches Herzogtum) eine durchgehende herrschaftliche und organisatorische Erfassung erforderte, vor deren Hintergrund auch die Siedlungsentwicklung zu betrachten sei. Jochen Haberstroh forderte auf, die Komplexität der Prozesse wahrzunehmen und wissenschaftliche Vorurteile, insbesondere das Postulat allgemeingültiger Regelhaftigkeiten, über Bord zu werfen. Verfeinerte Methoden (Keramikanalyse) seien nötig, um zeitlich und regional differenzierte Entwicklungen zu erkennen. Der erste Vortragsblock diente der Vorstellung der beteiligten Disziplinen, sollte aber auch einen kritischen Blick auf Forschungstraditionen, Methoden und Denkmuster in den einzelnen Fächern werfen. Hier begann BERND PÄFFGEN (München) mit einem vergleichenden Überblick über den archäologischen Forschungsstand im Rheinland und in Bayern. Trotz des Fundüberhangs im Rheinland zeige sich bei der Frage nach Kontinuitäten zwischen Spätantike und Frühmittelalter in beiden Regionen kein großer Unterschied. Auch die methodischen Probleme etwa hinsichtlich Siedlungskeramik oder unterschiedlichen Erhaltungsbedingungen für Siedlungsbefunde aus römischer oder frühmittelalterlicher Zeit seien ähnlich. Perspektiven der Forschung lägen in der Untersuchung kleinräumiger und auch historisch definierter Siedlungseinheiten. Den siedlungsgeschichtlichen Diskurs in der bayerischen Landesgeschichte analysierte MARTIN OTT (Maynooth). Dieser war vom Humanismus (Aventin) bis ins 20. Jahrhundert gekennzeichnet vom Topos der ereignishaften Einwanderung (Landnahme) in ein entvölkertes Gebiet. Erst ab den 1950er-Jahren sei ein Umdenken zugunsten einer längerdauernden Ethnogenese (Karl Bosl) und schließlich eines partiellen Strukturwandels erfolgt, für den die Forschungen Gertrud Diepolders richtungsweisend waren, insbesondere durch ihre Zusammenarbeit mit der Archäologie. HANS-PETER VOLPERT (München) stellte die Ergebnisse aus großflächigen Grabungen in der Münchner Schotterebene seit den 1970er-Jahren vor. Besonders die Befunde im Norden und Osten lieferten grundlegende Erkenntnisse zu frühmittelalterlichen Dorfstrukturen: Einzelhöfe, Weiler und Straßen- bzw. Angersiedlungen deuteten sich an. Die Fundarmut in Siedlungen des Frühmittelalters sei eventuell fehlenden Zerstörungshorizonten geschuldet. Eine neue Sicht auf die Lex Baiwariorum unternahm HANS-GEORG HERMANN (München), indem er deren Bedeutung als Zeitdokument für Fragen der Raumordnung des frühen 8. Jahrhunderts herausstellte, die unabhängig von allen quellenkritischen Problemen bestehe. Sie liefere nicht nur Angaben zur Abgrenzung privater Vermögen und zur Definition öffentlicher Räume, sondern sei mit ihrer territorialen Gültigkeit auch Bezugsgröße für die politische Ordnung. Hier könnte die Lex mehr konkrete historische Bezüge widerspiegeln als bisher vermutet. Mit seinem Beitrag zur mittelalterlichen Agrartechnologie wandte sich HUBERT FEHR (Freiburg) gegen das Bild einer statischen, wenig effektiven Landwirtschaft. Er stellte einen Innovationshorizont des frühen Mittelalters vor ("Agrarrevolution"), der eine Weiterentwicklung der Geräte zum Ackerbau und neue Anbau- und Erntemethoden beinhaltete. Dieser länger andauernde, kontinuierliche Prozess habe die Grundlagen für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft gelegt. Neuen Erkenntnissen aus Paläobotanik und Dendroarchäologie widmeten sich BARBARA ZACH (Bernbeuren) und FRANZ HERZIG (Thierhaupten). Zach wies auf die spürbaren Veränderungen in der Lebensweise hin, die Anbau und Verwendung von Kulturpflanzen anzeigten. Signifikant sei der Wechsel des Getreidespektrums und der Rückgang der Kulturobstarten wie des Gewürzimports. Herzig betonte die tiefgreifende Zäsur des 5. und 6. Jahrhunderts, wo für Süddeutschland kaum noch der Nachweis eines Holzeinschlages gelänge. Erst im Verlauf der Jüngeren Merowingerzeit sei ein solcher wieder zunehmend messbar, entsprechend sei vermehrt Jungholz verwendet worden. Die diachronen Betrachtungen im Block "Zeit" eröffnete MICHAELA KONRAD (Bamberg) mit einem Blick auf die vielfältigen spät- und nachrömischen Nutzungsformen römischer Villen, bei denen sich öfter ein Funktionswandel hin zu befestigten burgi oder einer gewerblichen Nutzung zeige, verbunden mit Änderung der Baustruktur bzw. der Entstehung neuer dörflicher Siedlungen innerhalb dieser Areale. An Akteuren sei neben einer romanischen Restbevölkerung auch an (gezielt angesiedelte) germanische Gruppen zu denken. MARCO VALENTI und VITTORIO FRONZA (beide Siena) berichteten über den Forschungstand der Siedlungsarchäologie in der Toskana und Lombardei, wo sich ebenfalls dynamische Anpassungsprozesse und Veränderungen zeigen. Der drastische Rückgang der Siedlungstätigkeit auf dem Land vom 5. bis in die 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts habe sich erst im Verlauf des 8. Jahrhunderts erholt. Zwischenzeitlich gewannen befestigte Orte an Bedeutung. Holz sei das wichtigste Baumaterial bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts gewesen, wie Fronza betonte. Das Auftreten von Grubenhäusern könne mit der langobardischen Integration erklärt werden. Dem stellte FRANS THEUWS (Leiden) die Meuse-Demer-Scheldt-Region in den südlichen Niederlanden gegenüber, die während der Spätantike und im Frühmittelalter mehrfach (planmäßig?) besiedelt und wieder verlassen wurde. Nach der Mitte des 7. Jahrhunderts seien neue Siedlungen mit zugehörigen Nekropolen entstanden. Dieser Prozess könnte im Zusammenhang mit einer grundherrschaftlich organisierten Raumerschließung stehen, wie ihn die Quellen des Klosters Echternach spiegelten. Der Frage, wie sich die Besiedlung im Umfeld der beiden einzigen römischen Städte im Bereich des späteren bairischen Herzogtums entwickelte, fand quellenbedingt unterschiedliche Antworten. VOLKER BABUCKE (Augsburg) erläuterte, dass für den ländlichen Raum um Augsburg eine ähnlich kontinuierliche Entwicklung nachweisbar sei wie in der Provinzhauptstadt selbst, die bei systematischer Verkleinerung der Siedlungszonen durchgehend besiedelt und ein regionales Zentrum blieb. Frühmittelalterliche Siedlungsplätze (Gablingen, Friedberg) lägen eindrücklich in der Nähe ehemaliger villae. PETER HÖGLINGER (Salzburg) musste dagegen für das Salzburger Umland auf die Diskrepanz von archäologischen Befunden und schriftlicher Überlieferung hinweisen. Die Aufgabe von Gebäuden im 3. Jahrhundert ohne eine spätere Nach- oder Wiedernutzung sei noch immer der Regelbefund. Abgesehen von Anif-Niederalm seien kaum frühmittelalterliche Siedlungsstrukturen erfasst. Für Salzburg selbst sei weiter mit einer kontinuierlichen, wenn auch schwer nachweisbaren Entwicklung zu rechnen. Mit den Namen thematisierte LUDWIG RÜBEKEIL (Zürich) die neben den archäologischen Befunden wichtigste Quelle für die schriftarme Frühzeit und erläuterte die Problematik des Verständnisses historischer Namen. Die kommunikative Effizienz von Namen beruhte im Mittelalter auf Vorkenntnissen über den Namensträger. Informationen, die dessen Identität, Beziehungskontext und subjektive Ansprüche vermittelten, müsse die moderne Forschung erst erschließen. Im folgenden Block "Raum" richtete sich der Blick auf das Gebiet des nördlichen Voralpenlandes. Vor dem Hintergrund der Überlegung, dass nur ein besiedelter Grenzraum funktionsfähig war, erörterte RALF BEHRWALD (Bayreuth) die Frage einer spätrömischen Siedlungspolitik, die man keineswegs auf ein rein reaktives Vorgehen der Kaiser reduzieren könne. Geregelte Ansiedlung von barbarischen Truppenteilen im Rahmen des spätantiken Heerwesens sei zu unterscheiden von bewusst grenzfernen Ansiedlungen unterworfener Barbaren. Allerdings habe nach den militärischen Debakeln von 378 und 407 erst Theoderich gestalterischen Spielraum zurückgewonnen. Die Diskussion verwies auf den archäologischen Befund, der trotz des Fehlens schriftlicher Nachweise eine Ansiedlung von Truppenteilen in Raetien im 4. Jahrhundert belege. In Hinblick auf Roms letzte Verwaltungs- und Militäraktivitäten betonte MARCUS ZAGERMANN (München) zunächst die Entwicklung der römischen Kastelle von der Struktur eines Marschlagers noch im 3. Jahrhundert hin zur Festungsarchitektur der Spätantike. Aus spätantiken Gräbern stammende Zwiebelknopffibeln und Kerbschnittgürtel seien wichtige Zeugnisse für ranghohe Personen in Verwaltung und Militär (Gürtel), die wohl auch im Hinterland bei der Aufrechterhaltung provinzialer Strukturen (Annona) mitwirkten. Trotz des Zusammenbruchs der Geldwirtschaft um 400 sei weiter von einem funktionierenden Fernhandel auszugehen (Amphora-Funde). Kleinräumig unterschiedliche Befundsituationen spiegelten vielleicht die Neuorganisation militärischer Verbände als lokale Milizen. STEPHAN RIDDER (Berlin) wandte sich der strategischen, insbesondere verkehrsgeographischen Bedeutung der raetischen Provinzen wie des frühmittelalterlichen Bayern zu und betonte die Notwendigkeit der militärischen Sicherung des Straßennetzes vor allem in Hinblick auf die transalpinen Verbindungen. Die hierfür nötige Infrastruktur aus römischer Zeit, einschließlich des Zentralorts Augsburg, habe das militärische Rückgrat auch des frühmittelalterlichen Dukats und die Grundlage für dessen Raumordnung gebildet. JOCHEN HABERSTROH (München) kehrte zu den großflächig aufgedeckten Siedlungen der Schotterebene zurück, die ausnahmslos nicht vor der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts angelegt wurden. Damit fehle den bekannten südbayerischen Gräberfeldern des 4. -6. Jahrhunderts regelmäßig der zugehörige Siedlungsplatz, weshalb für das 5. und frühe 6. Jahrhundert der Blick besonders auf Plätze mit (verkehrs-) strategischer Funktion zu richten sei, die bereits in der Spätantike wichtig waren. Die Siedlungen der von ihm so genannten 'Gründerzeit' (ab 2. Hälfte 6. Jahrhundert) erschlossen dagegen überwiegend neue Siedlungskammern und erreichten ihre größte Ausdehnung im 7./8. Jahrhundert. Lang andauernde Kontinuitäten ließen sich anhand frühmittelalterlicher Siedlungsflächen innerhalb heutiger Dorfkerne erkennen. Die militärisch wie administrativ notwendige Raumerfassung habe nach IRMTRAUT HEITMEIER (München) im bairischen Herzogtum bereits ab dem 6. Jahrhundert eine geplante Siedlungsentwicklung veranlasst, die sich in Ortsnamen spiegle, wenn diese weniger nach Typen und Schichten als unter Berücksichtigung von Ensembles im räumlichen Kontext interpretiert würden. So ließen sich gezielte Neuansätze zur Wege- und Grenzkontrolle am Alpenrand ebenso erkennen wie der Anschluss an römische Ordnungsstrukturen in der Fläche des Herzogtums. In Hinblick auf die Frage der Siedlungsstrukturen befasste sich SEBASTIAN GRÜNINGER (Buchs) mit der Entwicklung der Grundherrschaft. Die wieder angezweifelte Polarität von 'klassisch'-bipartiter Grundherrschaft bei König/ Herzog/ Kirche und 'archaischen' Großhöfen mit hofansässigem Personal beim Adel sei auch im südlichen Bayern zu hinterfragen, wobei zudem die Herkunft bestimmter Leistungsmuster aus spätrömischer Tradition neu diskutiert werden müsse. Inwieweit die Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in den Salzburger und Freisinger Quellen strukturelle Unterschiede wiedergebe oder auf unterschiedlichen Überlieferungstraditionen beruhe, sei zu prüfen. Der letzte Block "Orte" stellte in Form von 'Tandem'-Referaten archäologische und historische Befunde zu bestimmten Siedlungssituationen nebeneinander. Am Beispiel Aschheims illustrierten DORIS GUTSMIEDL-SCHÜMANN (Bonn) und RAINHARD RIEPERTINGER (Augsburg) die Problematik, die aus der schriftlichen Überlieferung zu entnehmenden zentralörtlichen Funktionen der agilolfingerzeitlichen Siedlung auch im archäologischen Befund zu erfassen. Reiche Bestattungen des späteren 7. Jahrhunderts, Steinbauten (Brunnen) und horrea-ähnliche Gebäude deuteten in diese Richtung. Gewerbesiedlungen thematisierten MARTIN STRASSBURGER anhand von auf Metallproduktion ausgerichteten Siedlungen im weiteren Umfeld Augsburgs und ELISABETH WEINBERGER (beide München) mittels gewerbeanzeigender, mit dem Suffix "-ari" gebildeter Toponyme. Beide Befunde verweisen auf leistungsfähige spezialisierte Siedlungen bereits in der Merowingerzeit, die nur in einem hochorganisierten Umfeld denkbar sind. Traditionen zeichnen sich nach rückwärts in römische Zeit ebenso ab wie in Richtung Hoch- und Spätmittelalter. CHRISTIAN LATER (München) und HEIKE JOHANNA MIERAU (Göttingen) stellten sich der schwierigen Frage nach Kirchen in der ältesten Siedlungslandschaft. Trotz der frühen Christianisierung des Landes seien Kirchen als eigenständige Architekturform derzeit erst ab dem 7. Jahrhundert zu fassen, regelhafte Beziehungen zwischen Kirchenbau und Siedlung erst ab karolingischer Zeit auszumachen. Dem entspricht der Befund in den Freisinger Traditionen, wonach es zunächst keiner eigenständigen Bauten bedurfte (Tragaltäre), später Kirchen als Besitzpertinenzen erschienen, die weder hinsichtlich ihrer Funktion noch ihrer Verortung im Siedlungsraum eine nähere Differenzierung erführen. GÜNTHER MOOSBAUER (Straubing) und ANTON BRANDNER (München) beschäftigten sich abschließend mit Straubing als Siedlung in Grenzlage. Archäologisch zwar noch nicht sicher belegt sei, so Moosbauer, mit einer kontinuierlichen Siedlungstätigkeit im Bereich der "Altstadt" um St. Peter wie auch in Alburg zu rechnen, insbesondere mit einer Weiternutzung der römischen Infrastruktur, wie am bis in die Karolingerzeit offen gehaltenen Donauhafen ersichtlich sei. Auf diesen Strukturen baute das frühmittelalterliche Herzog- und Königtum auf, wie Brandner weit ausholend darlegte. Resümierend reiht sich die Entwicklung im südlichen Bayern ein in überregional ähnliche, wenn auch nicht völlig synchrone Tendenzen dynamischer Veränderungen spätantiker Siedlungslandschaften. Das scheinbare Paradox von Fundarmut und Kontinuität wie auch die teilweise Divergenz der Quellengattungen verlangen nach einer Verfeinerung der Methoden und Schärfung der Fragestellungen, nicht zuletzt durch die interdisziplinäre Diskussion. Es zeichnet sich ab, dass das frühmittelalterliche Herzogtum einerseits dem Weiterleben einer modifizierten römischen Infrastruktur die organisatorische Basis verdankte, in Hinblick auf die Siedlungsentwicklung in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts aber den Impuls für eine archäologisch deutliche, historisch noch nicht näher zu beurteilende 'Gründerzeit' gab. Dieser Befund erfordert weitere Aufmerksamkeit. Konferenzübersicht: Begrüßung: C. Sebastian Sommer (BLfD München) und Dieter Weiß (LMU München) Einführung: Irmtraut Heitmeier / Jochen Haberstroh (München) "Vorstellungen" Bernd Päffgen (München): Von der römischen villa zum frühmittelalterlichen Dorf? Archäologische Deutungsmuster im Rheinland und in Bayern. Martin Ott (Maynooth): Siedlungsgeschichte in der landeshistorischen Frühmittelalterforschung. Hans-Peter Volpert (München): Hof, Weiler, Dorf - frühmittelalterliche Siedlungsformen auf der Münchner Schotterebene. Hans-Georg Hermann (München): Deskriptiver Reflex und normativer Anspruch von raumordnenden Elementen in der Lex Baiwariorum. Hubert Fehr (Freiburg): Agrartechnologie und Effektivität frühmittelalterlicher Landwirtschaft. Franz Herzig (Thierhaupten) / Barbara Zach (Bernbeuren): Strukturwandel im Spiegel von Dendrochronologie und Paläobotanik Zeit - Raum - Ort: Diachrone, räumliche und lokale Dimensionen I. Zeit Michaela Konrad (Bamberg): Beispiele spät- und nachrömischer Nutzungsformen römischer Villen. Marco Valenti (Siena): Settlement structure in rural Italy (5th - 8th c. AD): patterns of discontinuity. Vittorio Fronza (Siena): Timber buildings in Italy (5th - 8th c. AD): a socio-economic indicator. Frans Theuws (Leiden): Early medieval settlements in the southern Netherlands: history of development and symbolic topography (late 5th to early 8th century). Volker Babucke (Augsburg): Spätantike und Frühmittelalter am Lech. Augsburg und sein Umland. Peter Höglinger (Salzburg): Das Salzburger Umland zwischen Spätantike und frühem Mittelalter. Ludwig Rübekeil (Zürich): Huosi und Husibald. Tradition, Interferenz und Kommunikation mit Namen. II. Raum Ralf Behrwald (Bayreuth): Gab es eine spätrömische Siedlungspolitik? Marcus Zagermann (München): Von den Alpen bis zur Donau - Archäologische Spurensuche nach Roms letzten Verwaltungs- und Militäraktivitäten. Stephan Ridder (Berlin): Die Grenzorganisation im frühmittelalterlichen Dukat Bayern und ihre spätantiken Grundlagen. Jochen Haberstroh (München): Transformation oder Neuanfang? Archäologie des 6. Jahrhunderts in Südbayern. Irmtraut Heitmeier (München): Das "planvolle" Herzogtum. Beobachtungen zur Raumerschließung im frühen Mittelalter Sebastian Grüninger (Buchs): Die Suche nach dem Herrenhof. Zur Entwicklung der Grundherrschaft im südlichen Bayern. III. Ort Der zentrale Ort: Aschheim: Doris Gutsmiedl-Schümann (Bonn): Die archäologischen Befunde Rainhard Riepertinger (Augsburg) Die historischen Quellenbefunde - Eine Spurensuche. Gewerbesiedlungen: Martin Straßburger (München): Metallproduktion und -verarbeitung in Siedlungen des ländlichen Raums. Elisabeth Weinberger (München): Frühe Gewerbesiedlungen im Spiegel von Ortsnamen. Kirchen als Elemente der frühesten Siedlungslandschaft? Christian Later (München) Kirche und Siedlung im archäologischen Befund. Heike J. Mierau (Erlangen / Göttingen): Typen von Kirchen und die Diversität von Siedlungen. Siedlungsentwicklung in Grenzlage: Sorviodurum - Straubing Günther Moosbauer (Straubing): Archäologie des 4. bis 6. Jahrhunderts in und um Straubing. Anton Brandner (München): Strupinga - Straubing im Kontext der frühmittelalterlichen Fiskallandschaft Schlusswort: Dieter Weiß (München) Anmerkung: [1] Hubert Fehr / Irmtraut Heitmeier (Hg.), Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria (Bayerische Landesgeschichte und europäische Regionalgeschichte 1) St. Ottilien 2. Aufl. 2014. URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=6365> |
Date: 2016/02/01 08:50:32
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Tagber:
"Von
der römischen Villa zum frühmittelalterlichen Dorf" in Bayern. Strukturveränderungen
der
Siedlungslandschaft in spät- und nachantiker Zeit Bayerisches
Landesamt
für Denkmalpflege; Institut für Bayerische Geschichte,
Ludwig-Maximilians-Universität München 05.10.2015-06.10.2015,
Benediktbeuern Bericht
von: Jochen
Haberstroh, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Irmtraut
Heitmeier,
Institut für Bayerische Geschichte,
Ludwig-Maximilians-Universität München E-Mail:
<jochen.haberstroh(a)blfd.bayern.de>;
<irmtraut.heitmeier(a)lmu.de> Das
2.
Benediktbeurer Kolloquium, organisiert vom Bayerischen Landesamt
für
Denkmalpflege (Jochen Haberstroh) und vom Institut für
Bayerische Geschichte
der Universität München (Irmtraut Heitmeier), setzte die 2010
neu aufgenommene
interdisziplinäre Diskussion zur bayerischen Frühgeschichte [1]
fort mit der
Frage nach der Veränderung der Siedlungslandschaft von der
späten römischen
Kaiserzeit bis in die früh-karolingische Epoche. Eine
beträchtliche Zunahme
archäologischer Siedlungsbefunde in den letzten 15 Jahren,
insbesondere auf der
Münchner Schotterebene, ermöglichte nicht nur, den Hiatus im
spätantiken Fundspektrum
zu schließen, sondern lässt auch spezifische Entwicklungen
erkennen, nach deren
politischer, sozio-ökonomischer und kultureller Bedingtheit zu
fragen ist. Die
Tagung unternahm einen ersten Anlauf, die Charakteristika der
bayerischen
Befunde im Vergleich mit anderen Regionen zu verdeutlichen und
unter
Einbeziehung der schriftlichen Überlieferung, sprachlicher
Relikte und
landeskundlicher Beobachtungen Ursachen und Folgen von
Transformationsprozessen
bzw. Neuansätzen in der Siedlungslandschaft zu diskutieren. Für
diese Fragen
bilden die Kategorien Zeit, Raum und Ort ein
'Koordinatensystem', das die Perspektiven
vorgab, unter denen die Quellen vorrangig betrachtet werden
sollten. Einführend
betonte
Irmtraut Heitmeier die politische Bedeutung des nördlichen
Voralpenlands, dessen strategische Funktion als nördlicher
Grenzraum Italiens
(Raetia II) und in der Folge als südöstlicher Grenzraum des
Frankenreichs
(Agilolfingisches Herzogtum) eine durchgehende herrschaftliche
und
organisatorische Erfassung erforderte, vor deren Hintergrund
auch die
Siedlungsentwicklung zu betrachten sei. Jochen Haberstroh
forderte auf, die
Komplexität der Prozesse wahrzunehmen und wissenschaftliche
Vorurteile, insbesondere
das Postulat allgemeingültiger Regelhaftigkeiten, über Bord zu
werfen.
Verfeinerte Methoden (Keramikanalyse) seien nötig, um zeitlich
und regional differenzierte
Entwicklungen zu erkennen. Der
erste
Vortragsblock diente der Vorstellung der beteiligten
Disziplinen, sollte aber
auch einen kritischen Blick auf Forschungstraditionen, Methoden
und Denkmuster
in den einzelnen Fächern werfen. Hier
begann
BERND PÄFFGEN (München) mit einem vergleichenden Überblick über
den
archäologischen Forschungsstand im Rheinland und in Bayern.
Trotz des
Fundüberhangs im Rheinland zeige sich bei der Frage nach
Kontinuitäten zwischen
Spätantike und Frühmittelalter in beiden Regionen kein großer
Unterschied. Auch
die methodischen Probleme etwa hinsichtlich Siedlungskeramik
oder
unterschiedlichen Erhaltungsbedingungen für Siedlungsbefunde aus
römischer oder
frühmittelalterlicher Zeit seien ähnlich. Perspektiven der
Forschung lägen in
der Untersuchung kleinräumiger und auch historisch definierter
Siedlungseinheiten. Den
siedlungsgeschichtlichen
Diskurs in der bayerischen Landesgeschichte analysierte MARTIN
OTT (Maynooth).
Dieser war vom Humanismus (Aventin) bis ins 20. Jahrhundert
gekennzeichnet vom
Topos der ereignishaften Einwanderung (Landnahme) in ein
entvölkertes Gebiet.
Erst ab den 1950er-Jahren sei ein Umdenken zugunsten einer
längerdauernden Ethnogenese
(Karl Bosl) und schließlich eines partiellen Strukturwandels
erfolgt, für den
die Forschungen Gertrud Diepolders richtungsweisend waren,
insbesondere durch
ihre Zusammenarbeit mit der Archäologie. HANS-PETER
VOLPERT
(München) stellte die Ergebnisse aus großflächigen Grabungen in
der
Münchner Schotterebene seit den 1970er-Jahren vor. Besonders die
Befunde im
Norden und Osten lieferten grundlegende Erkenntnisse zu
frühmittelalterlichen
Dorfstrukturen: Einzelhöfe, Weiler und Straßen- bzw.
Angersiedlungen deuteten
sich an. Die Fundarmut in Siedlungen
des
Frühmittelalters sei eventuell fehlenden Zerstörungshorizonten
geschuldet. Eine
neue Sicht
auf die Lex Baiwariorum unternahm HANS-GEORG HERMANN (München),
indem er deren
Bedeutung als Zeitdokument für Fragen der Raumordnung des frühen
8.
Jahrhunderts herausstellte, die unabhängig von allen
quellenkritischen
Problemen bestehe. Sie liefere nicht nur Angaben zur Abgrenzung
privater
Vermögen und zur Definition öffentlicher Räume, sondern sei mit
ihrer
territorialen Gültigkeit auch Bezugsgröße für die politische
Ordnung. Hier
könnte die Lex mehr konkrete historische Bezüge widerspiegeln
als bisher
vermutet. Mit
seinem Beitrag
zur mittelalterlichen Agrartechnologie wandte sich HUBERT FEHR
(Freiburg) gegen
das Bild einer statischen, wenig effektiven Landwirtschaft. Er
stellte einen
Innovationshorizont des frühen Mittelalters vor
("Agrarrevolution"),
der eine Weiterentwicklung der Geräte zum Ackerbau und neue
Anbau- und
Erntemethoden beinhaltete. Dieser länger andauernde,
kontinuierliche Prozess
habe die Grundlagen für die weitere Entwicklung der
Landwirtschaft gelegt. Neuen
Erkenntnissen
aus Paläobotanik und Dendroarchäologie widmeten sich BARBARA
ZACH
(Bernbeuren) und FRANZ HERZIG (Thierhaupten). Zach wies auf die
spürbaren
Veränderungen in der Lebensweise hin, die Anbau und Verwendung
von
Kulturpflanzen anzeigten. Signifikant sei der Wechsel des
Getreidespektrums und
der Rückgang der Kulturobstarten wie des Gewürzimports. Herzig
betonte die
tiefgreifende Zäsur des 5. und 6. Jahrhunderts, wo für
Süddeutschland kaum noch
der Nachweis eines Holzeinschlages gelänge. Erst im Verlauf der
Jüngeren
Merowingerzeit sei ein solcher wieder zunehmend messbar,
entsprechend sei
vermehrt Jungholz verwendet worden. Die
diachronen
Betrachtungen im Block "Zeit" eröffnete MICHAELA KONRAD
(Bamberg) mit
einem Blick auf die vielfältigen spät- und nachrömischen
Nutzungsformen
römischer Villen, bei denen sich öfter ein Funktionswandel hin
zu befestigten
burgi oder einer gewerblichen Nutzung zeige, verbunden mit
Änderung der
Baustruktur bzw. der Entstehung neuer dörflicher Siedlungen
innerhalb dieser
Areale. An Akteuren sei neben einer romanischen Restbevölkerung
auch an
(gezielt angesiedelte) germanische Gruppen zu denken. MARCO
VALENTI
und VITTORIO FRONZA (beide Siena) berichteten über den
Forschungstand der
Siedlungsarchäologie in der Toskana und Lombardei, wo sich
ebenfalls dynamische
Anpassungsprozesse und Veränderungen zeigen. Der drastische
Rückgang der
Siedlungstätigkeit auf dem Land vom 5. bis in die 2. Hälfte des
6. Jahrhunderts
habe sich erst im Verlauf des 8. Jahrhunderts erholt.
Zwischenzeitlich gewannen
befestigte Orte an Bedeutung. Holz sei das wichtigste
Baumaterial bis zur Mitte
des 6. Jahrhunderts gewesen, wie Fronza betonte. Das Auftreten
von Grubenhäusern
könne mit der langobardischen Integration erklärt werden. Dem
stellte
FRANS THEUWS (Leiden) die Meuse-Demer-Scheldt-Region in den
südlichen
Niederlanden gegenüber, die während der Spätantike und im
Frühmittelalter
mehrfach (planmäßig?) besiedelt und wieder verlassen wurde. Nach
der Mitte des
7. Jahrhunderts seien neue Siedlungen mit zugehörigen Nekropolen
entstanden.
Dieser Prozess könnte im Zusammenhang mit einer
grundherrschaftlich
organisierten Raumerschließung stehen, wie ihn die Quellen des
Klosters
Echternach spiegelten. Der
Frage, wie
sich die Besiedlung im Umfeld der beiden einzigen römischen
Städte im Bereich
des späteren bairischen Herzogtums entwickelte, fand
quellenbedingt
unterschiedliche Antworten. VOLKER BABUCKE (Augsburg)
erläuterte, dass für den
ländlichen Raum um Augsburg eine ähnlich kontinuierliche
Entwicklung
nachweisbar sei wie in der Provinzhauptstadt selbst, die bei
systematischer
Verkleinerung der Siedlungszonen durchgehend besiedelt und ein
regionales
Zentrum blieb. Frühmittelalterliche Siedlungsplätze (Gablingen,
Friedberg)
lägen eindrücklich in der Nähe ehemaliger villae. PETER
HÖGLINGER
(Salzburg) musste dagegen für das Salzburger Umland auf die
Diskrepanz von
archäologischen Befunden und schriftlicher Überlieferung
hinweisen. Die Aufgabe
von Gebäuden im 3. Jahrhundert ohne eine spätere Nach- oder
Wiedernutzung sei
noch immer der Regelbefund. Abgesehen von Anif-Niederalm seien
kaum
frühmittelalterliche Siedlungsstrukturen erfasst. Für Salzburg
selbst sei
weiter mit einer kontinuierlichen, wenn auch schwer
nachweisbaren Entwicklung
zu rechnen. Mit
den Namen
thematisierte LUDWIG RÜBEKEIL (Zürich) die neben den
archäologischen Befunden
wichtigste Quelle für die schriftarme Frühzeit und erläuterte
die Problematik
des Verständnisses historischer Namen. Die kommunikative
Effizienz von Namen
beruhte im Mittelalter auf Vorkenntnissen über den Namensträger.
Informationen,
die dessen Identität, Beziehungskontext und subjektive Ansprüche
vermittelten, müsse
die moderne Forschung erst erschließen. Im
folgenden
Block "Raum" richtete sich der Blick auf das Gebiet des
nördlichen
Voralpenlandes. Vor dem Hintergrund der Überlegung, dass nur ein
besiedelter
Grenzraum funktionsfähig war, erörterte RALF BEHRWALD (Bayreuth)
die Frage
einer spätrömischen Siedlungspolitik, die man keineswegs auf ein
rein reaktives
Vorgehen der Kaiser reduzieren könne. Geregelte Ansiedlung von
barbarischen
Truppenteilen im Rahmen des spätantiken Heerwesens sei zu
unterscheiden von
bewusst grenzfernen Ansiedlungen unterworfener Barbaren.
Allerdings habe nach
den militärischen Debakeln von 378 und 407 erst Theoderich
gestalterischen Spielraum
zurückgewonnen. Die Diskussion verwies auf den archäologischen
Befund, der
trotz des Fehlens schriftlicher Nachweise eine Ansiedlung von
Truppenteilen in
Raetien im 4. Jahrhundert belege. In
Hinblick auf
Roms letzte Verwaltungs- und Militäraktivitäten betonte MARCUS
ZAGERMANN
(München) zunächst die Entwicklung der römischen Kastelle von
der Struktur
eines Marschlagers noch im 3. Jahrhundert hin zur
Festungsarchitektur der
Spätantike. Aus spätantiken Gräbern stammende Zwiebelknopffibeln
und
Kerbschnittgürtel seien wichtige Zeugnisse für ranghohe Personen
in Verwaltung
und Militär (Gürtel), die wohl auch im Hinterland bei der
Aufrechterhaltung
provinzialer Strukturen (Annona) mitwirkten. Trotz des
Zusammenbruchs der Geldwirtschaft
um 400 sei weiter von einem funktionierenden Fernhandel
auszugehen
(Amphora-Funde). Kleinräumig unterschiedliche Befundsituationen
spiegelten
vielleicht die Neuorganisation militärischer Verbände als lokale
Milizen. STEPHAN
RIDDER
(Berlin) wandte sich der strategischen, insbesondere
verkehrsgeographischen
Bedeutung der raetischen Provinzen wie des frühmittelalterlichen
Bayern zu und
betonte die Notwendigkeit der militärischen Sicherung des
Straßennetzes vor
allem in Hinblick auf die transalpinen Verbindungen. Die hierfür
nötige
Infrastruktur aus römischer Zeit, einschließlich des Zentralorts
Augsburg, habe
das militärische Rückgrat auch des frühmittelalterlichen Dukats
und die Grundlage
für dessen Raumordnung gebildet. JOCHEN
HABERSTROH
(München) kehrte zu den großflächig aufgedeckten Siedlungen der
Schotterebene zurück, die ausnahmslos nicht vor der 2. Hälfte
des 6.
Jahrhunderts angelegt wurden. Damit fehle den bekannten
südbayerischen
Gräberfeldern des 4. -6. Jahrhunderts regelmäßig der zugehörige
Siedlungsplatz,
weshalb für das 5. und frühe 6. Jahrhundert der Blick besonders
auf Plätze mit
(verkehrs-) strategischer Funktion zu richten sei, die bereits
in der
Spätantike wichtig waren. Die Siedlungen der von ihm so
genannten 'Gründerzeit'
(ab 2. Hälfte 6. Jahrhundert) erschlossen dagegen überwiegend
neue
Siedlungskammern und erreichten ihre größte Ausdehnung im 7./8.
Jahrhundert.
Lang andauernde Kontinuitäten ließen sich anhand
frühmittelalterlicher
Siedlungsflächen innerhalb heutiger Dorfkerne erkennen. Die
militärisch
wie administrativ notwendige Raumerfassung habe nach IRMTRAUT
HEITMEIER
(München) im bairischen Herzogtum bereits ab dem 6. Jahrhundert
eine geplante
Siedlungsentwicklung veranlasst, die sich in Ortsnamen spiegle,
wenn diese
weniger nach Typen und Schichten als unter Berücksichtigung von
Ensembles im
räumlichen Kontext interpretiert würden. So ließen sich gezielte
Neuansätze zur
Wege- und Grenzkontrolle am Alpenrand ebenso erkennen wie der
Anschluss an
römische Ordnungsstrukturen in der Fläche des Herzogtums. In
Hinblick auf
die Frage der Siedlungsstrukturen befasste sich SEBASTIAN
GRÜNINGER (Buchs) mit
der Entwicklung der Grundherrschaft. Die wieder angezweifelte
Polarität von
'klassisch'-bipartiter Grundherrschaft bei König/ Herzog/ Kirche
und
'archaischen' Großhöfen mit hofansässigem Personal beim Adel sei
auch im
südlichen Bayern zu hinterfragen, wobei zudem die Herkunft
bestimmter
Leistungsmuster aus spätrömischer Tradition neu diskutiert
werden müsse.
Inwieweit die Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in den
Salzburger und
Freisinger Quellen strukturelle Unterschiede wiedergebe oder auf
unterschiedlichen Überlieferungstraditionen beruhe, sei zu
prüfen. Der
letzte Block
"Orte" stellte in Form von 'Tandem'-Referaten archäologische und
historische Befunde zu bestimmten Siedlungssituationen
nebeneinander. Am
Beispiel Aschheims illustrierten DORIS GUTSMIEDL-SCHÜMANN (Bonn)
und RAINHARD
RIEPERTINGER (Augsburg) die Problematik, die aus der
schriftlichen
Überlieferung zu entnehmenden zentralörtlichen Funktionen der
agilolfingerzeitlichen
Siedlung auch im archäologischen Befund zu erfassen. Reiche
Bestattungen des
späteren 7. Jahrhunderts, Steinbauten (Brunnen) und
horrea-ähnliche Gebäude
deuteten in diese Richtung. Gewerbesiedlungen
thematisierten
MARTIN STRASSBURGER anhand von auf Metallproduktion
ausgerichteten Siedlungen im weiteren Umfeld Augsburgs und
ELISABETH WEINBERGER
(beide München) mittels gewerbeanzeigender, mit dem Suffix
"-ari"
gebildeter Toponyme. Beide Befunde verweisen auf leistungsfähige
spezialisierte
Siedlungen bereits in der Merowingerzeit, die nur in einem
hochorganisierten
Umfeld denkbar sind. Traditionen zeichnen sich nach rückwärts in
römische Zeit
ebenso ab wie in Richtung Hoch- und Spätmittelalter. CHRISTIAN
LATER
(München) und HEIKE JOHANNA MIERAU (Göttingen) stellten sich der
schwierigen
Frage nach Kirchen in der ältesten Siedlungslandschaft. Trotz
der frühen
Christianisierung des Landes seien Kirchen als eigenständige
Architekturform
derzeit erst ab dem 7. Jahrhundert zu fassen, regelhafte
Beziehungen zwischen
Kirchenbau und Siedlung erst ab karolingischer Zeit auszumachen.
Dem entspricht
der Befund in den Freisinger Traditionen, wonach es zunächst
keiner eigenständigen
Bauten bedurfte (Tragaltäre), später Kirchen als
Besitzpertinenzen erschienen,
die weder hinsichtlich ihrer Funktion noch ihrer Verortung im
Siedlungsraum
eine nähere Differenzierung erführen. GÜNTHER
MOOSBAUER
(Straubing) und ANTON BRANDNER (München) beschäftigten sich
abschließend mit Straubing als Siedlung in Grenzlage.
Archäologisch zwar noch
nicht sicher belegt sei, so Moosbauer, mit einer
kontinuierlichen
Siedlungstätigkeit im Bereich der "Altstadt" um St. Peter wie
auch in
Alburg zu rechnen, insbesondere mit einer Weiternutzung der
römischen
Infrastruktur, wie am bis in die Karolingerzeit offen gehaltenen
Donauhafen
ersichtlich sei. Auf diesen Strukturen baute das
frühmittelalterliche Herzog-
und Königtum auf, wie Brandner weit ausholend darlegte. Resümierend
reiht
sich die Entwicklung im südlichen Bayern ein in überregional
ähnliche,
wenn auch nicht völlig synchrone Tendenzen dynamischer
Veränderungen
spätantiker Siedlungslandschaften. Das scheinbare Paradox von
Fundarmut und
Kontinuität wie auch die teilweise Divergenz der
Quellengattungen verlangen
nach einer Verfeinerung der Methoden und Schärfung der
Fragestellungen, nicht
zuletzt durch die interdisziplinäre
Diskussion.
Es zeichnet sich ab, dass das frühmittelalterliche Herzogtum
einerseits dem Weiterleben einer modifizierten römischen
Infrastruktur die
organisatorische Basis verdankte, in Hinblick auf die
Siedlungsentwicklung in
der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts aber den Impuls für eine
archäologisch
deutliche, historisch noch nicht näher zu beurteilende
'Gründerzeit' gab.
Dieser Befund erfordert weitere Aufmerksamkeit. |
Date: 2016/02/01 08:53:31
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ:
Otzenhausen. Wäre es ein Roman, könnte man jetzt sagen, dass die Trilogie vollendet ist. So aber ist zu vermelden, dass der Heimatforscher Manfred Peter seinen viel beachteten Büchern um den keltischen Ringwall bei Otzenhausen und die Epoche der Kelten in unserer Region ein drittes Werk hinzugefügt hat: Der soeben erschienene Band „Hochwald – Keltenland“ folgt auf seine Bücher „Das vergessene Erbe“ (1985) und „Indutiomarus, Herr des Ringwalls Otzenhausen“ (2009). Mit dieser neuen, mehr als 300 Seiten umfassenden Veröffentlichung möchte der Autor vor allem der Tatsache Rechnung tragen, dass in der Zeit zwischen 2008 und 2014 wichtige Fortschritte bei der Erforschung des Ringwalls und seines Umfelds gemacht wurden. Während diese bislang nur in voneinander unabhängigen Artikeln verschiedener Zeitschriften vorlagen, versucht der Autor nun mit „Hochwald – Keltenland“ eine Zusammenführung zu einer logischen Einheit. Der rote Faden, an welchem der passionierte Heimathistoriker seine Leser dabei führt, sind die Kelten im Allgemeinen, die keltischen Treverer in unserer Region im Besonderen und ganz speziell die Bewohner des Ringwalls während der etwa 500 Jahre andauernden keltischen Epoche in Europa. Wobei Peter sich sicher ist, dass die Region während des keltischen Zeitalters eine wichtige, möglicherweise sogar herausragende Rolle gespielt hat. be
Von den Wurzeln Europas
|
Date: 2016/02/09 08:41:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Hallo, weiß jemand, worum es sich bei dem St. Wendeler Prototyp handelt, von dem im kommenden Artikel die Rede ist? heute in der SZ: Citoyen, Kenner, Detektiv, OriginalZum Tod des literarischen Fährtenlesers und Saarlandkundlers Fred Oberhauser„Jedes Ereignis aus dem wirklichen Leben ruft in Fred die Erinnerung an eine Stelle hervor, die er in einem Buch gelesen hat: Fred Oberhauser ist der lebendige Zeuge dafür, dass das Leben ein Buch ist und ein Buch das Leben.“ Ludwig Harig schrieb dies 1993 zum 70. Geburtstag seines alten Freundes Fred Oberhauser. Am Sonntag ist Oberhauser 92-jährig gestorben. Aus Blieskastel stammend, in St. Ingbert in einem sagenhaften Bücherreich wohnend, war er einer der großen Literaturtopographen Deutschlands und ein liebenswerter, origineller Mensch.Von SZ-Redakteur Christoph SchreinerSaarbrücken. Erinnerungslosigkeit war ihm ein Gräuel. Mit Fred Oberhauser, der bis zuletzt ein wunderbares Temperamentsbündel, ein begnadeter Abschweifungsweltmeister und ein traumsicher wandelndes Literaturlexikon war, verliert das Saarland seinen größten regionalen Literaturhistoriker. Und die Republik ihren vielleicht unermüdlichsten literarischen Detailomanen. Mehr als 50 Jahre reiste er (meist mit seiner Frau Gabriele an der Seite) durch die saarländischen, lothringischen und deutschen Lande. Fred war ein literarischer Fährtenleser vor dem Herrn. Die voluminöseste Frucht dieser monomanischen Oberhauser'schen Exkursionen war sein 2008 erschienener, 1469-seitiger „Literarischer Führer Deutschlands“ (Mitherausgeber war Axel Kahrs). Ein Wälzer, mit dem sich, um an ein Bonmot des verstorbenen Saarbrücker Germanisten Gerhard Schmidt-Henkel zu erinnern, verlässlich „die Probe aufs Kaff machen“ ließ: Der „Oberhauser“, wie man schon den westdeutschen Vorläufer dieses gesamtdeutschen Nachschlagewerks (und, nicht zu vergessen, seinen „Literarischen Führer Berlin von 1983) nannte, hielt deutschlandweit sämtliche Bezüge zwischen Autoren und Orten fest (7100 Autoren, 3700 Ortsnamen). „Diese Arbeit war die Freude meines Lebens“, bekannte Oberhauser. Aufgehoben war darin auch, was die Nazis zerstörten oder aus dem Gedächtnis löschen wollten. Wann immer man Oberhauser traf, hatte er im Handumdrehen ein ganzes Anekdotenarsenal auf Lager, gestikulierte mitunter bühnenreif, kam vom Hundertsten ins Tausendste, sprühte vor Vitalität. Er schien über ein fotografisches Gedächtnis zu verfügen. Sein literaturgeographisches Wissen hatte er in den Jahrzehnten als Kultur- und Literaturredakteur des SR beständig ausgebaut. Neugier war sein Antriebsmotor und Verve sein modus vivendi. Oberhauser moderierte im Fernsehen den „Kulturspiegel“, verantwortete im Radio die „Bücherlese“ und die legendäre Reihe „Fahren Sie uns nach“. Er begründete das „St. Ingberter Literaturforum“, eine noch heute bestehende Institution literarisch gebildeter Bürger, und war auch sonst ein Citoyen im besten Sinne: Einmischung, Präzision, produktive Teilhabe gehörten zu seinen Lebensprinzipien. Er sprach, durchaus nicht uneitel, niemandem nach dem Mund, geizte nicht mit Kritik. Als man ihm 1994 in Mainz die Zuckmayer-Medaille verlieh, ließ er am Ende „Die Gedanken sind frei“ singen. Fred Oberhauser war mit Leib und Seele Spurenkundler. Niemand war denn auch prädestinierter als er, das ein Leben lang am touristischen Katzentisch hockende, stiefmütterlich übersehene Saarland in der Republik endlich angemessen zu würdigen. Fred Oberhausers 1992 erschienener Kunst-Reiseführer „Saarland“, in dem er der hiesigen Industriekultur breiten Raum gab (ein kaum hoch genug zu veranschlagendes Verdienst), leistete Pionierarbeit und gehörte noch heute in jeden Regionalhaushalt, der halbwegs bei Sinnen ist. Leider ist er inzwischen vergriffen. Zuletzt arbeitete Fred Oberhauser (zusammen mit seinem Sohn Martin sowie mit dem früheren SR-Redakteur Rainer Petto und dem Saarbrücker Germanisten Rainer Marx) an einem saarländischen Literaturportal, das sein enzyklopädisches Regionalwissen bündeln sollte. Es will den schlagenden Vorteil digitaler Kompendien nutzen und als work in progress jederzeit erweiter- und aktualisierbar sein. Wie sich „der Oberhauser“ die Sache vorstellte, zeigte ein von ihm am Beispiel St. Wendel ausgearbeiteter Prototyp. Vergeblich warb der spiritus rector bis zuletzt immer wieder um Sponsoren. Auch 2013, als ihm die Landesregierung in Anerkennung seiner großen Verdienste eine Ehrenprofessur antrug und er die Gelegenheit zum Trommeln nutzte. Vielleicht fühlt man sich ja jetzt hierzulande berufen, Fred Oberhausers großen Plan, der nun Vermächtnis geworden ist, zu beherzigen, zu unterstützen. |
Date: 2016/02/09 08:42:39
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Medizin in den Zeiten der NazisTagung am Uniklinikum beschäftigt sich mit Zwangssterilisationen und EuthanasieJe mehr Zeit vergeht, desto unverfänglicher kann man über ein wenig ruhmreiches Kapitel des damaligen Homburger Landeskrankenhauses sprechen, aus dem nach 1945 das Uniklinikum wurde. Dort fanden in der NS-Zeit Zwangssterilisationen statt.Homburg. Das Thema ist heikel, und es gehörte jahrelang nicht gerade zu den Dingen, über die man am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg gerne diskutierte: die Medizin in der Zeit des Nationalsozialismus. Zumal einige Ärzte, die im Sinne der Nazi-Ideologie praktiziert hatten, auch nach 1945 noch in hohen Ehren standen, darunter der Chirurg und Leiter des damaligen Homburger Landeskrankenhauses, Oskar Orth. Wie so viele Krankenhäuser konnte auch das Klinikum in Homburg nach 1945 seine Hände nicht in Unschuld waschen, umso mehr, als seine Kernkompetenz zwischen 1922 und 1945 im Betrieb einer Heilanstalt für geistig behinderte Menschen bestand. Und diese Menschen waren den auf „Volksgesundheit“ versessenen Nazis ohnehin ein Dorn im Auge. Es ist erwiesen, dass im Landeskrankenhaus Homburg von Ende 1935 bis September 1939 Zwangssterilisationen an geistig behinderten Menschen durchgeführt worden sind. „Gegen das Vergessen – Symposium über die Medizin in der Zeit des Nationalsozialismus“ heißt nun eine Veranstaltung, die für Samstag, 13. Februar, in Homburg geplant ist. Veranstalter sind die Medizinische Fakultät und die Paul-Fritsche-Stiftung Wissenschaftliches Forum. Unter dem Titel „Erinnerungskultur an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes“ wollen die Veranstalter eine öffentliche Diskussion der Themen Zwangssterilisation und Euthanasie anstoßen. Die Veranstaltung findet von 9 Uhr bis 12 Uhr im Hörsaal der Biochemie (Geb. 45) auf dem Campus in Homburg statt. Der Eintritt ist frei. Zum Auftakt spricht der Saarbrücker Autor und Fernsehjournalist Mirko Tomic über den von ihm gemachten Fernsehfilm „Ich wäre so gerne heimgekommen – NS-Euthanasie im Dritten Reich“, der für den Grimme-Fernsehpreis eingereicht wurde. Es folgt die Historikerin Astrid Ley, die „Das Verhalten von Ärzten bei der NS-Zwangssterilisation und beim Krankenmord“ darstellen wird. Ley promovierte in Erlangen zu diesem Thema. Die Literaturwissenschaftlerin Susanne Knittel von der Universität Utrecht (Niederlande) referiert danach unter dem Titel „Fragmente einer kulturellen Erinnerung: NS-‚Euthanasie' und Zwangssterilisation“. Zum Abschluss besteht die Möglichkeit, mit den Referenten und Veranstaltern zu diskutieren. maa
--
Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2016/02/09 08:46:31
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Steht heute nicht in der SZ - und hat auch kaum eine Chance, je dort
zu erscheinen. Nee, hab ich gestern im Internet gefunden:
http://www.welt.de/debatte/kolumnen/deutsch-sued-west/article151980143/Der-Narr-solls-Maul-halten.html Der Narr soll's
Maul halten! Hieß es nicht
nach dem
Anschlag auf "Charlie Hebdo", Satire müsse alles dürfen? Aber in
der
aktuellen Fastnacht wird wieder ängstlich darauf geachtet, dass
niemand zu hart
rangenommen wird. Von Hannelore
Crolly Foto: dpa
Schwarzer Humor
oder Volksverhetzung? Ein Panzer mit der Aufschrift "Ilmtaler
Asylabwehr" beim Faschingsumzug im bayerischen Reichertshausen Der Narr der
Fastnacht steht
weder links noch rechts, und schon gar nicht in der Mitte. Er
sollte radikal
und mutig sein, kritisch, unbestechlich, exzentrisch. Ein
Ver-Rückter eben.
Einer, der ungestraft draufhauen darf, auch unter die
Gürtellinie. Das ist
zumindest die Idee. Falsch: Sie war
es mal. Als
der Hofnarr seinem Fürsten genüsslich unbequeme Wahrheiten auf
den Tisch
knallte, oder im Vormärz, als Presse- und Meinungsfreiheit ein
fragiles Gut
waren. Karneval taugte damals gut als gesellschaftliches Ventil,
für zu viel
Hormone im anbrechenden Frühling ebenso wie für angestaute
Bürger-Wut. Doch neuerdings
ist die
Fastnacht zum Agitprop für eine Kultur der politischen
Korrektheit verkommen.
Der Narr soll's Maul halten. Außer natürlich, er hat die
richtige Haltung.
Beispiel "Mainz bleibt Mainz". Bei der Mutter aller
Prunksitzungen
wurde unsere Angie aus der Bütt derart huldvoll für ihre
Willkommenskultur
gelobt, dass bei der CDU die Herzen gehüpft sein müssen. Horst Seehofer
dagegen hätte
sich beim Rosenmontagszug, wäre er nicht vom Winde verweht
worden, als
Vogelscheuche wiedergefunden, die sich wie ein Irrer
Flüchtlingen
entgegenstellt. In Oberbayern ermittelt die Staatsanwaltschaft
wegen möglicher
Volksverhetzung, weil ein Umzugswagen als Panzer mit der
Aufschrift "Ilmtaler
Asylabwehr"
dekoriert war. Scharfe Zoten
werden geahndet Der SPD-Mann und
Schauspieler
Florian Simbeck (ja, genau, der Simbeck, der sich als Teil von
'Erkan und
Stefan' jahrelang über die Kanak-Sprak von Migranten lustig
machte) empörte
sich auf Facebook über die "tiefe widerliche, moralische
Verwerflichkeit
dieser Monstrosität" und verlangte mehr Kontrolle. Also Zensur. In Sielmingen
bei Stuttgart,
mitten im politisch besenrein gekehrten Südwesten, schoss ein
Büttenredner ein
paar scharfe Zoten Richtung Politik und Flüchtlinge ab,
woraufhin diverse
Pfarrer und Politiker von Grünen und SPD den Raum verließen. Der
CDU-Oberbürgermeister ließ die Veranstalter danach zum Kotau
antreten.
|
Date: 2016/02/09 20:37:19
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Rez.
MA: J.
Zeune: Ritterburgen (=
C.H. Beck Wissen
2831). München: C.H. Beck Verlag 2015. ISBN 978-3-406-66091-7; Burgeninteressierte
werden
im Kapitel "1. Hogwarts und Camelot: Unser Leben mit dem
Mittelalter" (S. 6-11) mit den gängigsten Bildern moderner
Mittelalterrezeption
konfrontiert. Ausgehend von der fiktiven Burg "Hogwarts" aus den
Harry Potter-Romanen über weitere Romane, Comicserien und die
Möglichkeiten des
"Erlebens" von Burgen werden die mannigfaltigen Irrtümer der
traditionellen Burgenforschung herausgestellt, um über die
Aufzählung der
allgemeinen Innovationen des Mittelalters zum Kapitel "2.
Graben, Mauern,
Türme und Zinnen" (S. 11-18) hinüberzuleiten. Dass Burgen
heutzutage von
Jüngeren oft über die Darstellung in Computerspielen rezipiert
werden, fehlt
allerdings. Der folgende "Versuch einer Definition" (S. 11-13)
kann
letztlich nur wenig über Johann Nepumuk Cori[1] und Otto
Pieper[2] hinausgehen.
Die definitorischen Schwierigkeiten (bereits der Zeitgenossen),
was genau unter
einer Burg zu verstehen ist, hätten noch stärker chronologisch
sortiert werden
können. Das
Kapitel
"3. Bereit ze turneie und ze strite: Der Adel als Träger des
Burgenbaus"
(S. 18-33) enthält eine Darstellung zu mit dem Burgenthema
verwandten Bereichen
wie "Lehnswesen", "(Raub-)Rittertum", "Ministerialen",
"Reichsburgmannen", "höfische Kultur", "höfische Ritterromane
zum Gral", "Turniere" und "Jagd", allesamt Felder, die
in den letzten Jahren viele Forschungsumbrüche erlebt haben. Das
Kapitel endet
mit der Einstufung des 14. Jahrhunderts als
"Katastrophenjahrhundert des
Mittelalters" (S. 29) aufgrund eines Bestsellers von Barbara
Tuchmann.[3]
Die dabei gezeigten Erklärungsmodelle - so zum in den letzten
Jahren verstärkt
diskutierten Lehnswesen - entsprechen nicht immer dem derzeit
aktuellen Forschungsstand
der Geschichtswissenschaft.[4] Zeune
betont im
folgenden Kapitel "4. Die Burg als Machtsymbol und
Herrschaftsinstrument"
(S. 33-45) zu Recht die psychologischen Faktoren "Motivation"
und
"Moral" bei der Deutung von Burgen. Ob aber "[in] einer
unaufgeklärten
Welt [...] die Symbolhaftigkeit über die Funktionalität
dominier[te]" (S.
36), scheint doch fraglich. Nach
diesem
ersten Teil, in dem der Autor kaum seine fachlichen Stärken
ausspielen kann,
weil er sich teilweise zu sehr auf populäre Darstellungen
verlässt, wird der
Band stärker. Die Dynamik der sich beständig an die sich
wandelnden
Erfordernisse anpassenden Burgen wird im Kapitel "5. Die ewige
Baustelle" (S. 45-80) deutlich herausgestellt. Besonders die
Innovationen
der Waffen- und Kriegstechnik, aber auch die allgemeinen
technischen
Entwicklungen der Bau- und Gerätetechnik führen zu immer neuen
baulichen
Veränderungen. Hinzu treten die Notwendigkeiten, nach
Naturereignissen (S. 75-80)
(der "Katastrophen"-Begriff wird völlig unreflektiert
verwendet), wie
bspw. Erdbeben oder Überschwemmungen, die Burgen wieder instand
zu setzen und den
Erfordernissen anzupassen. So zeigt etwa die Erneuerung der
Brücke der Burg
Hohenfreyberg, die alle drei Jahre erforderlich war (S. 74),
eine dynamische
Bauanpassung. Im
Kapitel
"6. Stets im Wandel: Von der Burg über das Burgschloss zum
Schloss"
(S. 80-118) wird diese Adaption der Burgen anhand der
chronologischen
Darstellung von Burgelementen, ihrem Auftreten und ihren
Blütezeiten noch
weiter deutlich gemacht. Bemerkenswert sind die langsame
Entwicklung und
Verbreitung der Mörteltechnik im 10. und 11. Jahrhundert (S. 82)
sowie die
lange Zeit des parallelen Auftretens von hölzernen und
steinernen Burganlagen.
Daneben wird deutlich, wie sehr staufische Anlagen die heutigen
Bilder von
Befestigungen im Früh- und Hochmittelalter anachronistisch
verstellen.
Eindrucksvolle Beispiele, wie vor der Stauferzeit Befestigungen
errichtet
wurden, finden sich beispielsweise in den beschriebenen
archäologischen
Befunden der slawischen Burgwälle, die aus gewaltigen Holzkästen
baukastenartig
zusammengesetzt worden waren (S. 84 f.). Mit
vielen
Klischees und romantisierenden Vorstellungen der früheren
Burgenforschung muss
Zeune aufräumen, wie dem Bergfried als letztem Zufluchtsort. Er
betont dessen
stark symbolische Funktion in der Fernsicht, überzeugender
scheint aber die
ebenfalls genannte Funktion als feuerfestes Depot für
Wertgegenstände und
rechtsrelevante Dokumente (S. 96-98). Zwei
Herrscher
werden immer wieder genannt: Heinrich I. und seine so genannte
Burgenordnung,
die etwas überbetont erscheint, und Friedrich I. Barbarossa als
wichtigster
Burgenbauer (S. 94 f.), dessen aus Buckelquader errichtete
Burgen zwar über steinerne
Ringmauern, Torbauten und Mauertürme (S. 106) verfügten, dessen
Tortürme aber
kaum wehrhaft gewesen seien (S. 106 f.). Aus den vielen
Beispielen Zeunes zur Entwicklung
von Wehrelementen im Burgenbau seien nur zwei genannt: So wird
auf die
Verbreitung von Bliden in unterschiedlichen Größen ab 1200 (S.
112) mit der
Schildmauer reagiert, deren Blütezeit von 1250 bis 1350
angegeben wird. Im 15.
Jahrhundert lässt sich eine große Vielfalt an Schießscharten
beobachten, bevor
sich dann zwei Arten von Scharten durchsetzten. Die Reaktion auf
die
Innovationen in der Militärtechnik, wie Batterietürme und
Rondelle, die sich ab
1500 verbreiteten (S. 116), musste auch finanziert werden, was
sich viele
Städte in der Frühen Neuzeit aber nicht immer leisten konnten. Im
Kapitel
"7. Das Nachleben der Burg" (S. 118-122) zeigt Zeune anhand der
im
Jahr 1410 erbauten Burgen Hohenfreyberg und Ludwigstein, wie in
dieser Zeit der
frühen Artilleriebefestigungen anachronistisch auf staufische
Bauformen
zurückgegriffen wurde (S. 119). In Kapitel "8. Die Burg als
lebendiges
Denkmal" (S. 122-126) hätten einige Redundanzen zu Kapitel 1
eingespart
werden können. Dann wäre auch mehr Platz für eine etwas größere
Schrift in
Kapitel "9. Statt eines Nachworts: Die zwölf schlimmsten
Irrtümer über
Burgen" (S. 126f.) gewesen, das die Quintessenz des kleinen
Bändchens
darstellt, das leider etwas abrupt mit dem Bildnachweis (S. 128)
abbricht. Ein
Literaturverzeichnis ist zwar derzeit im Internet zu finden[5],
die
Nachhaltigkeit solcher Web-Link-Angebote ist aber
erfahrungsgemäß oft nur kurz,
sodass eine gedruckte Auswahl wichtiger Titel langfristig
sinnvoller gewesen
wäre. Zudem wäre statt der online angegebenen zwölfseitigen
"Bibliographie
Joachim Zeune (Auswahl)" die Angabe der benutzten und teilweise
zitierten
Literatur, als Beispiele seien genannt Ehlers (S. 32)[6], Meyer
(S. 48)[7],
Schmaedecke (S. 49)[8], hilfreicher gewesen. Fazit:
Unter dem
irreführenden historisierenden Titel "Ritterburgen" werden hier
viele
Anachronismen und romantische Vorstellungen früherer
Burgenforscher
dekonstruiert und durch moderne, überwiegend
archäologisch-bauforscherische
Erkenntnisse ersetzt. Für die akademische Lehre setzt das erste
Drittel des
Bändchens zu viel Vorwissen über die Fallstricke der behandelten
geschichtswissenschaftlichen
Themenfelder voraus, während die beiden folgenden Drittel einen
kompakten und schnellen
Einstieg in die moderne Burgenkunde ermöglichen. Anmerkungen: |
Date: 2016/02/11 13:45:10
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Der
Verein für
Landeskunde VLS informiert: Illingen. Wie schon berichtet, lädt der Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) im Monat Februar zu einem besonderen Vortrag recht herzlich ein. Uwe BENKEL aus dem pfälzischen Heltersberg referiert zu dem Thema: „Vergessene Schicksale aus der Tiefe holen - Auf der Suche nach verschollenen Flugzeugen und gefallenen und vermissten Flugzeugführern des Zweiten Weltkriegs im Saarland“. Benkel ist Leiter der Grabungen nach vermissten Flugzeuginsassen und Flugzeugwracks des Zweiten Weltkrieges in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und den angrenzenden Gebieten, darüber hinaus aber auch bundesweit. Mit seiner Arbeitsgruppe “Vermisstenforschung” ist er ein Novum ungewöhnlicher ehrenamtliche Geschichtsforschung. Seit 1989 besteht die Gruppe inzwischen und ist mit ihrer bundesweiten Suche nach Bergung und Identifizierung vermisster Piloten des Zweiten Weltkrieges bundesweit bekannt. Weit über 100 Fundstellen von Flugzeugwracks, wobei auch die sterblichen Überreste von 30 Flugzeugführern geborgen und identifiziert werden konnten, wurden inzwischen geortet, aufgefunden und geöffnet. Sehr wichtig ist hier nicht nur die Bergung, sondern auch die Beseitigung von gefährlichen Altlasten wie Bomben und Munition. Die Arbeitsgruppe hat unter www.flugzeugabstuerze-saarland.de ihre umfangreichen Ergebnisse der letzten Jahre in ausführlichen und gut recherchierbaren Dokumentationen und Präsentationen eingestellt. Diese überregionale Veranstaltung findet am Samstag, dem 13. Februar 2016, um 15.00 Uhr im Nebenraum des „Cafe Schmidt“, Eisenbahnstr. 5 in 66557 Illingen, unmittelbar am Bahnhof Illingen, statt. Der Eintritt ist frei. |
Date: 2016/02/15 07:01:54
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Morgen, geht das eigentlich, daß man sich entschuldigt? Wird man so seine Schuld los? Müssen nicht die Betroffenen jemanden von der Schuld freisprechen? Muß es also nicht heißen: "Wir bitten um Entschuldigung" statt "Wir entschuldigen uns"? Oder ist das nur semantischer Unsinn? heute in der SZ: „Wir trauern und wir entschuldigen uns“Homburger Uni-Klinik arbeitet Verbrechen der Nazi-Zeit aufMehr als 2300 Menschen wurden hierzulande während der Nazi-Zeit zwangssterilisiert. Zentrum dieser menschenverachtenden Maßnahmen war das Landeskrankenhaus in Homburg.Von SZ-MitarbeieterinSilvia Buss Homburg. Im Saarland wurden in der Nazi-Zeit zwischen 1935 und 1944 nach Erkenntnissen des Historikers Christoph Braß etwa 2350 Menschen zwangssterilisiert, die Mehrzahl im damaligen Landeskrankenhaus Homburg. Dessen mitverantwortlicher Leiter, Oscar Orth, war noch bis 1997 Namensgeber für die Zufahrtsstraße zur Homburger Uniklinik. Es war ein wichtiger Satz, den Professor Michael Menger am Samstag am Anfang der Tagung über den Umgang mit den NS-Verbrechen Zwangssterilisation und den als Euthanasie („Gnadentod“) titulierten Krankenmord aussprach. „Wir gedenken, wir trauern und wir entschuldigen uns bei den Opfern und deren Angehörigen“, erklärte der Dekan der Medizinischen Fakultät der Saar-Uni in Homburg. An den beiden Arten von NS-Verbrechen an geistig oder körperbehinderten, psychisch kranken oder sonstwie von der „Norm“ abweichenden Menschen waren damals Mediziner maßgeblich beteiligt. Daher sieht sich die Fakultät in der Verpflichtung, auch die junge Generation über Motive, Täter und Begründungszusammenhänge aufzuklären und eine „Erinnerungskultur“ – so der Titel der Tagung – zu schaffen. Vom NS-Euthanasieprogramm, das selbst nach NS-Recht strafbar war, war das Saarland besonders betroffen. Von den zwischen 1150 bis 1600 Patienten der psychiatrischen Anstalten Homburg und Merzig wurden in der Nazizeit deutlich über 1000 deportiert und ermordet, nur 80 bis 260 überlebten. Auch diese Forschungsergebnisse sind Christoph Braß zu verdanken. Er wäre ein wichtiger Referent gewesen, musste krankheitsbedingt jedoch absagen. Die Fernsehdokumentation „Ich wäre so gern heimgekommen“ über NS-Euthanasie in unserer Heimat von SR-Journalist Mirko Tomic, die sich unter anderem auf Braß stützt, zeigte, dass nicht nur Ärzte dafür Mitverantwortung trugen. Auch Krankenschwestern, die schwiegen oder mitmachten, ebenso Angehörige: Manche gaben ihre behinderten Kinder in die Anstalt, in der Annahme, es wäre das Beste. Es habe durchaus Handlungsspielraum gegeben, betonte die Historikerin Astrid Ley in ihrem Vortrag über das Verhalten der verschiedenen Ärztegruppen bei der NS-Zwangssterilisation und dem Krankenmord. Ärzte, die sich weigerten, Gutachter für das Euthanasie-Programm zu werden oder ihre Patienten zu melden, seien unbehelligt geblieben, so Ley. Erst seit 2014 gibt es eine nationale Gedenkstätte für die Opfer von Zwangssterilisation und NS-Euthanasie, wie die Literaturwissenschaftlerin Susanne C. Knittel in ihrem Vortrag über Erinnerungskultur berichtete. Auch die Homburger Fakultät, die die Tagung gemeinsam mit der Paul Fritsche Stiftung ausrichtete, sähe gern ein Denkmal auf dem Campus. Wichtiger aber ist ihre die „lebendige Erinnerungskultur“. Künftig wolle man Schulklassen einladen, um mit ihnen über den Tomic-Film zu diskutieren, sagte Menger und griff damit Anregung aus dem rund 100-köpfigen Publikum auf. |
Date: 2016/02/16 10:43:54
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Aufführung erinnert an das Leben der Herzogin LuiseAnlässlich ihres Todestags vor 185 Jahren ist das Stück im St. Wendeler Museum zu sehenDas Schicksal der Herzogin Luise steht im Zentrum eines Theaterstücks, dass der Katholische Deutsche Frauenbund im vergangenen Jahr aufgeführt hat. Nun zeigen die Darstellerinnen es erneut im Museum St. Wendel.St. Wendel. Um Herzogin Luise geht es in einem Theaterstück, das am Montag, 22. Februar, um 18 Uhr, im Museum St. Wendel aufgeführt wird. Über das Leben und das Schicksal der Herzogin Luise wird bis heute spekuliert. Die besonderen Umstände ihrer Trennung von Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld im Jahre 1824 werfen viele Fragen auf, die wohl nie ganz geklärt werden können. Mit 16 Jahren heiratete Luise den viel älteren Herzog. Es kriselte bereits nach der Geburt des ersten Sohnes Ernst (1818). Ein Jahr später kam ihr zweiter Sohn Albert zur Welt. Schließlich kam es wegen angeblicher Untreue Luises 1824 zu einer Trennung und Luise wurde nach St. Wendel ins Fürstentum Lichtenberg verbannt. Luises jüngster Sohn Albert heiratete später seine Cousine Victoria, die spätere Queen von England. Luise ist also die Stammmutter der Windsors. Nach ihrer Scheidung im März 1826 heiratete Luise Maximilian, Graf von Pölzig und Beiersdorf. Bis zu Luises Tod im Jahre 1831 lebten die beiden in St. Wendel und prägten das gesellschaftliche Leben. Luise wurde als Landesmutter verehrt. In Erinnerung bleibt ihr großes soziales Engagement. Der Katholische Deutsche Frauenbund hatte bereits 2015 das Schicksal der Herzogin Luise ins Auge gefasst und beschlossen, in einem kleinen Theaterstück an sie zu erinnern. Die Premiere der „szenischen Darbietung“ fand eine so große Resonanz, dass in diesem Jahr die „zweite Auflage“ über die Bühne geht – passend zu ihrem Todestag, der sich zum 185. Mal jährt, aber auch zum 190. Geburtstag ihrer Ehe mit Maximilian von Pölzig. Der Text stammt von Gisela Hoffmann, die Regie übernahm Christine Hoff-Czar, die Organisation war in den Händen von Elisabeth Zimmermann. Das Museum für Mode und Tracht in Nohfelden stellte die Kostüme zur Verfügung. Der Eintritt ist frei. red museum-wnd.de |
Date: 2016/02/16 23:58:13
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Abend, am nächsten Dienstag, 23ter Februar, findet
der zweite
Vortrag von Hans-Joachim Hoffmann über die jüdische Familie
Coblenz aus
Ottweiler aus Ottweiler statt. Die Veranstaltung wird von der
Arbeitsgemeinschaft für
Saarländische Familienforschung ASF im Lesesaal des
Landesarchivs Saarbrücken organisiert
und beginnt um 17.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. --------------- Die jüdische Familie Coblenz |
Date: 2016/02/17 18:58:41
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Freitag,
26. Februar
2016 um 18:00
Uhr im
Gymnasium Wendalinum, Schorlemerstraße
28, 66606 St.
Wendel Der
SPD-Kreisvorstand hat in
seiner Sitzung am 17. November
2015 beschlossen,
der Projektgruppe „Wendalinum
—Wider das
Vergessen" den Eugen-Berl-Preis zu verleihen. Daher laden SPD
und Gymnasium
Wendalinum gemeinsam zur Preisverleihung ein. Die Laudatio
hält der Minister
für Bildung und Kultur, Ulrich
Commercon. |
Date: 2016/02/20 16:40:35
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Die
„Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.“
hat in
Zusammenarbeit mit dem „Landkreis Saarlouis“ ein umfangreiches
Werk über die
jüdischen Einwohner der Stadt Saarlouis und des Landkreises
Saarlouis
herausgegeben. Der Autor Hans Peter Klauck arbeitet seit Jahren
an einer
Dokumentation aller jüdischen Mitbürger von ihrem ersten
Auftreten im Landkreis
und der Stadt bis zur letzten Deportation durch die Nazis am
22.10.1940. 956
Seiten; Dokumentation von 12483 jüdischen Bewohnern des Landkreises
Saarlouis mit sehr vielen
historischen Fotos und Dokumenten. Die jüdischen Geschäfte und
Gewerbe in den
einzelnen Orten des Kreises sind ausführlich beschrieben. Das Buch kostet 44 €
zzgl. Porto und Verpackung Bestellungen
bitte an: Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis
Saarlouis e. V. Kreisarchiv Saarlouis Postfach 1840 66718 Saarlouis Tel.: 06831 444425 E-Mail: heimatkunde(a)vfh-saarlouis.de
Inhaltsverzeichnis Die
Juden in der Stadt und im Landkreis Saarlouis Die
Jüdischen Bethausgemeinden im Landkreis Saarlouis Die
Synagoge in Beaumarais Die
Synagoge in Dillingen Die
Synagoge in Hemmersdorf Die
Synagoge in Huttersdorf Die
Synagoge in Nalbach Die
Synagoge in Rehlingen Die
Synagoge in Saarlouis Die
Synagoge in Saarwellingen Die
Synagoge in Wallerfangen Der
Jüdische Friedhof in Dillingen Der
Jüdische Friedhof in Saarlouis Der
Jüdische Friedhof in Saarwellingen Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Saarlouis Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Roden Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Fraulautern Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Beaumarais Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Lisdorf Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Dillingen Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Diefflen Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Altforweiler und Felsberg Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Bettingen und Huttersdorf Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Lebach Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Nalbach Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Saarwellingen Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Schwalbach Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Bous Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Wadgassen Jüdische
Geschäfte und Gewerbe in Wallerfangen Stationen
des Terrors Die
Reichspogromnacht im Kreis Saarlouis Die
Deportation der letzten Juden aus dem Landkreis Saarlouis nach
Gurs Stolpersteine
für
Jüdische Mitbürger im Landkreis Saarlouis Die
Familien von A-Z Abkürzungsverzeichnis
Ortsregister Register
der Familiennamen Quellen-
und Literaturverzeichnis Fotonachweis
|
Date: 2016/02/27 17:56:10
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Programm im Landesarchiv
Saarbrücken am 5. März 2016, 10-16 Uhr ·
Archivführungen um 11, 13 und 15 Uhr Sie bekommen einen Einblick in die
für die Öffentlichkeit
sonst geschlossenen Bereiche des Landesarchivs und erfahren
Näheres über seine Arbeit
und seine vielfältigen
Nutzungsmöglichkeiten.
Ausgewählte Archivalien zeigen Ihnen die Vielfalt der in
einem Archiv aufbewahrten Unterlagen. So können Sie hautnah
erleben, welche
Schätze in einem Archiv schlummern und darauf warten, von Ihnen
entdeckt und ausgewertet
zu werden. ·
Fotoausstellung AUTOMOBILE. Impressionen aus einem bewegten
Jahrhundert.
Darin: Ein Auto-Mobile zum Mitmachen. ·
Präsentation
von
Archivgut Ausgewählte
Dokumente zu
Themen der saarländischen Verkehrsgeschichte sowie zum Thema
Archiv und
Mobilität ·
Hilfestellung
beim Lesen
alter Schriften Von 12-13
Uhr und von
14-15 Uhr können Sie sich beim Entziffern mitgebrachter
Dokumente helfen
lassen. ·
Universitätsarchiv Impressionen zur Saarbrücker Studentenbewegung um 1968
Das Landesarchiv und das
Universitätsarchiv
laden Sie zu diesem Tag der offenen Tür herzlich ein und freuen
sich auf Ihr
Kommen! |
Date: 2016/02/27 17:57:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
AUTOMOBILE Impressionen aus
einem bewegten Jahrhundert Das
Saarland ist ein Autoland. Das gilt nicht nur für die heutige
Wirtschaft des
Landes, sondern auch für dessen Geschichte. Ein Blick zurück
demonstriert
eindrucksvoll, wie sehr die Saarländer von Anfang an das
Automobil liebten.
Eine historisch hohe Verkehrsdichte, die grenzenlose Verehrung
französischer
Karossen, die im bundesdeutschen Vergleich kürzesten
Verbindungen zwischen
Garage und Autobahn, die Angst vor jedem länger als fünf Minuten
währenden
Stau, all das hat seine Wurzeln in der besonderen automobilen
Geschichte des
Saarlands. Schon deswegen war das 20. Jahrhundert an der Saar
ein besonders
bewegtes Jahrhundert. Am
Tag der Archive wird im Saarländischen Landesarchiv eine
Ausstellung eröffnet,
die der automobilen Geschichte des Landes ihre Reverenz erweist.
Auf etwa
hundert meist großformatig reproduzierten Fotografien erhält man
einen lebendigen
Eindruck von dieser spannenden und vielseitigen Historie. Zu
sehen sind nicht
nur besonders schöne oder ausgefallene Wagen aus vergangenen
Zeiten, in den
unterschiedlichsten Variationen, vom Spielauto bis zum
Rennwagen. Es lässt sich
hier auch nachvollziehen, wie das Auto das Land und seine
Menschen eroberte. Denn
die automobile Geschichte des Saarlandes ist auch ein wichtiger
Teil seiner
Kultur- und Gesellschaftsgeschichte gewesen. |