Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Tagber: "Von der römische n Villa zum frühmittelalterlichen Dorf"

Date: 2016/02/01 08:47:15
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Tagber: "Von der römischen Villa zum frühmittelalterlichen
         Dorf" in Bayern. Strukturveränderungen der
         Siedlungslandschaft in spät- und nachantiker Zeit


Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Institut für Bayerische
Geschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München
05.10.2015-06.10.2015, Benediktbeuern

Bericht von:
Jochen Haberstroh, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Irmtraut
Heitmeier, Institut für Bayerische Geschichte,
Ludwig-Maximilians-Universität München
E-Mail: <jochen.haberstroh(a)blfd.bayern.de>; <irmtraut.heitmeier(a)lmu.de>

Das 2. Benediktbeurer Kolloquium, organisiert vom Bayerischen Landesamt
für Denkmalpflege (Jochen Haberstroh) und vom Institut für Bayerische
Geschichte der Universität München (Irmtraut Heitmeier), setzte die 2010
neu aufgenommene interdisziplinäre Diskussion zur bayerischen
Frühgeschichte [1] fort mit der Frage nach der Veränderung der
Siedlungslandschaft von der späten römischen Kaiserzeit bis in die
früh-karolingische Epoche. Eine beträchtliche Zunahme archäologischer
Siedlungsbefunde in den letzten 15 Jahren, insbesondere auf der Münchner
Schotterebene, ermöglichte nicht nur, den Hiatus im spätantiken
Fundspektrum zu schließen, sondern lässt auch spezifische Entwicklungen
erkennen, nach deren politischer, sozio-ökonomischer und kultureller
Bedingtheit zu fragen ist. Die Tagung unternahm einen ersten Anlauf, die
Charakteristika der bayerischen Befunde im Vergleich mit anderen
Regionen zu verdeutlichen und unter Einbeziehung der schriftlichen
Überlieferung, sprachlicher Relikte und landeskundlicher Beobachtungen
Ursachen und Folgen von Transformationsprozessen bzw. Neuansätzen in der
Siedlungslandschaft zu diskutieren. Für diese Fragen bilden die
Kategorien Zeit, Raum und Ort ein 'Koordinatensystem', das die
Perspektiven vorgab, unter denen die Quellen vorrangig betrachtet werden
sollten.

Einführend betonte Irmtraut Heitmeier die politische Bedeutung des
nördlichen Voralpenlands, dessen strategische Funktion als nördlicher
Grenzraum Italiens (Raetia II) und in der Folge als südöstlicher
Grenzraum des Frankenreichs (Agilolfingisches Herzogtum) eine
durchgehende herrschaftliche und organisatorische Erfassung erforderte,
vor deren Hintergrund auch die Siedlungsentwicklung zu betrachten sei.
Jochen Haberstroh forderte auf, die Komplexität der Prozesse
wahrzunehmen und wissenschaftliche Vorurteile, insbesondere das Postulat
allgemeingültiger Regelhaftigkeiten, über Bord zu werfen. Verfeinerte
Methoden (Keramikanalyse) seien nötig, um zeitlich und regional
differenzierte Entwicklungen zu erkennen.

Der erste Vortragsblock diente der Vorstellung der beteiligten
Disziplinen, sollte aber auch einen kritischen Blick auf
Forschungstraditionen, Methoden und Denkmuster in den einzelnen Fächern
werfen.

Hier begann BERND PÄFFGEN (München) mit einem vergleichenden Überblick
über den archäologischen Forschungsstand im Rheinland und in Bayern.
Trotz des Fundüberhangs im Rheinland zeige sich bei der Frage nach
Kontinuitäten zwischen Spätantike und Frühmittelalter in beiden Regionen
kein großer Unterschied. Auch die methodischen Probleme etwa
hinsichtlich Siedlungskeramik oder unterschiedlichen
Erhaltungsbedingungen für Siedlungsbefunde aus römischer oder
frühmittelalterlicher Zeit seien ähnlich. Perspektiven der Forschung
lägen in der Untersuchung kleinräumiger und auch historisch definierter
Siedlungseinheiten.

Den siedlungsgeschichtlichen Diskurs in der bayerischen Landesgeschichte
analysierte MARTIN OTT (Maynooth). Dieser war vom Humanismus (Aventin)
bis ins 20. Jahrhundert gekennzeichnet vom Topos der ereignishaften
Einwanderung (Landnahme) in ein entvölkertes Gebiet. Erst ab den
1950er-Jahren sei ein Umdenken zugunsten einer längerdauernden
Ethnogenese (Karl Bosl) und schließlich eines partiellen Strukturwandels
erfolgt, für den die Forschungen Gertrud Diepolders richtungsweisend
waren, insbesondere durch ihre Zusammenarbeit mit der Archäologie.

HANS-PETER VOLPERT (München) stellte die Ergebnisse aus großflächigen
Grabungen in der Münchner Schotterebene seit den 1970er-Jahren vor.
Besonders die Befunde im Norden und Osten lieferten grundlegende
Erkenntnisse zu frühmittelalterlichen Dorfstrukturen: Einzelhöfe, Weiler
und Straßen- bzw. Angersiedlungen deuteten sich an. Die Fundarmut in
Siedlungen des Frühmittelalters sei eventuell fehlenden
Zerstörungshorizonten geschuldet.

Eine neue Sicht auf die Lex Baiwariorum unternahm HANS-GEORG HERMANN
(München), indem er deren Bedeutung als Zeitdokument für Fragen der
Raumordnung des frühen 8. Jahrhunderts herausstellte, die unabhängig von
allen quellenkritischen Problemen bestehe. Sie liefere nicht nur Angaben
zur Abgrenzung privater Vermögen und zur Definition öffentlicher Räume,
sondern sei mit ihrer territorialen Gültigkeit auch Bezugsgröße für die
politische Ordnung. Hier könnte die Lex mehr konkrete historische Bezüge
widerspiegeln als bisher vermutet.

Mit seinem Beitrag zur mittelalterlichen Agrartechnologie wandte sich
HUBERT FEHR (Freiburg) gegen das Bild einer statischen, wenig effektiven
Landwirtschaft. Er stellte einen Innovationshorizont des frühen
Mittelalters vor ("Agrarrevolution"), der eine Weiterentwicklung der
Geräte zum Ackerbau und neue Anbau- und Erntemethoden beinhaltete.
Dieser länger andauernde, kontinuierliche Prozess habe die Grundlagen
für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft gelegt.

Neuen Erkenntnissen aus Paläobotanik und Dendroarchäologie widmeten sich
BARBARA ZACH (Bernbeuren) und FRANZ HERZIG (Thierhaupten). Zach wies auf
die spürbaren Veränderungen in der Lebensweise hin, die Anbau und
Verwendung von Kulturpflanzen anzeigten. Signifikant sei der Wechsel des
Getreidespektrums und der Rückgang der Kulturobstarten wie des
Gewürzimports. Herzig betonte die tiefgreifende Zäsur des 5. und 6.
Jahrhunderts, wo für Süddeutschland kaum noch der Nachweis eines
Holzeinschlages gelänge. Erst im Verlauf der Jüngeren Merowingerzeit sei
ein solcher wieder zunehmend messbar, entsprechend sei vermehrt Jungholz
verwendet worden.

Die diachronen Betrachtungen im Block "Zeit" eröffnete MICHAELA KONRAD
(Bamberg) mit einem Blick auf die vielfältigen spät- und nachrömischen
Nutzungsformen römischer Villen, bei denen sich öfter ein
Funktionswandel hin zu befestigten burgi oder einer gewerblichen Nutzung
zeige, verbunden mit Änderung der Baustruktur bzw. der Entstehung neuer
dörflicher Siedlungen innerhalb dieser Areale. An Akteuren sei neben
einer romanischen Restbevölkerung auch an (gezielt angesiedelte)
germanische Gruppen zu denken.

MARCO VALENTI und VITTORIO FRONZA (beide Siena) berichteten über den
Forschungstand der Siedlungsarchäologie in der Toskana und Lombardei, wo
sich ebenfalls dynamische Anpassungsprozesse und Veränderungen zeigen.
Der drastische Rückgang der Siedlungstätigkeit auf dem Land vom 5. bis
in die 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts habe sich erst im Verlauf des 8.
Jahrhunderts erholt. Zwischenzeitlich gewannen befestigte Orte an
Bedeutung. Holz sei das wichtigste Baumaterial bis zur Mitte des 6.
Jahrhunderts gewesen, wie Fronza betonte. Das Auftreten von
Grubenhäusern könne mit der langobardischen Integration erklärt werden.

Dem stellte FRANS THEUWS (Leiden) die Meuse-Demer-Scheldt-Region in den
südlichen Niederlanden gegenüber, die während der Spätantike und im
Frühmittelalter mehrfach (planmäßig?) besiedelt und wieder verlassen
wurde. Nach der Mitte des 7. Jahrhunderts seien neue Siedlungen mit
zugehörigen Nekropolen entstanden. Dieser Prozess könnte im Zusammenhang
mit einer grundherrschaftlich organisierten Raumerschließung stehen, wie
ihn die Quellen des Klosters Echternach spiegelten.

Der Frage, wie sich die Besiedlung im Umfeld der beiden einzigen
römischen Städte im Bereich des späteren bairischen Herzogtums
entwickelte, fand quellenbedingt unterschiedliche Antworten. VOLKER
BABUCKE (Augsburg) erläuterte, dass für den ländlichen Raum um Augsburg
eine ähnlich kontinuierliche Entwicklung nachweisbar sei wie in der
Provinzhauptstadt selbst, die bei systematischer Verkleinerung der
Siedlungszonen durchgehend besiedelt und ein regionales Zentrum blieb.
Frühmittelalterliche Siedlungsplätze (Gablingen, Friedberg) lägen
eindrücklich in der Nähe ehemaliger villae.

PETER HÖGLINGER (Salzburg) musste dagegen für das Salzburger Umland auf
die Diskrepanz von archäologischen Befunden und schriftlicher
Überlieferung hinweisen. Die Aufgabe von Gebäuden im 3. Jahrhundert ohne
eine spätere Nach- oder Wiedernutzung sei noch immer der Regelbefund.
Abgesehen von Anif-Niederalm seien kaum frühmittelalterliche
Siedlungsstrukturen erfasst. Für Salzburg selbst sei weiter mit einer
kontinuierlichen, wenn auch schwer nachweisbaren Entwicklung zu
rechnen.

Mit den Namen thematisierte LUDWIG RÜBEKEIL (Zürich) die neben den
archäologischen Befunden wichtigste Quelle für die schriftarme Frühzeit
und erläuterte die Problematik des Verständnisses historischer Namen.
Die kommunikative Effizienz von Namen beruhte im Mittelalter auf
Vorkenntnissen über den Namensträger. Informationen, die dessen
Identität, Beziehungskontext und subjektive Ansprüche vermittelten,
müsse die moderne Forschung erst erschließen.

Im folgenden Block "Raum" richtete sich der Blick auf das Gebiet des
nördlichen Voralpenlandes. Vor dem Hintergrund der Überlegung, dass nur
ein besiedelter Grenzraum funktionsfähig war, erörterte RALF BEHRWALD
(Bayreuth) die Frage einer spätrömischen Siedlungspolitik, die man
keineswegs auf ein rein reaktives Vorgehen der Kaiser reduzieren könne.
Geregelte Ansiedlung von barbarischen Truppenteilen im Rahmen des
spätantiken Heerwesens sei zu unterscheiden von bewusst grenzfernen
Ansiedlungen unterworfener Barbaren. Allerdings habe nach den
militärischen Debakeln von 378 und 407 erst Theoderich gestalterischen
Spielraum zurückgewonnen. Die Diskussion verwies auf den archäologischen
Befund, der trotz des Fehlens schriftlicher Nachweise eine Ansiedlung
von Truppenteilen in Raetien im 4. Jahrhundert belege.

In Hinblick auf Roms letzte Verwaltungs- und Militäraktivitäten betonte
MARCUS ZAGERMANN (München) zunächst die Entwicklung der römischen
Kastelle von der Struktur eines Marschlagers noch im 3. Jahrhundert hin
zur Festungsarchitektur der Spätantike. Aus spätantiken Gräbern
stammende Zwiebelknopffibeln und Kerbschnittgürtel seien wichtige
Zeugnisse für ranghohe Personen in Verwaltung und Militär (Gürtel), die
wohl auch im Hinterland bei der Aufrechterhaltung provinzialer
Strukturen (Annona) mitwirkten. Trotz des Zusammenbruchs der
Geldwirtschaft um 400 sei weiter von einem funktionierenden Fernhandel
auszugehen (Amphora-Funde). Kleinräumig unterschiedliche
Befundsituationen spiegelten vielleicht die Neuorganisation
militärischer Verbände als lokale Milizen.

STEPHAN RIDDER (Berlin) wandte sich der strategischen, insbesondere
verkehrsgeographischen Bedeutung der raetischen Provinzen wie des
frühmittelalterlichen Bayern zu und betonte die Notwendigkeit der
militärischen Sicherung des Straßennetzes vor allem in Hinblick auf die
transalpinen Verbindungen. Die hierfür nötige Infrastruktur aus
römischer Zeit, einschließlich des Zentralorts Augsburg, habe das
militärische Rückgrat auch des frühmittelalterlichen Dukats und die
Grundlage für dessen Raumordnung gebildet.

JOCHEN HABERSTROH (München) kehrte zu den großflächig aufgedeckten
Siedlungen der Schotterebene zurück, die ausnahmslos nicht vor der 2.
Hälfte des 6. Jahrhunderts angelegt wurden. Damit fehle den bekannten
südbayerischen Gräberfeldern des 4. -6. Jahrhunderts regelmäßig der
zugehörige Siedlungsplatz, weshalb für das 5. und frühe 6. Jahrhundert
der Blick besonders auf Plätze mit (verkehrs-) strategischer Funktion zu
richten sei, die bereits in der Spätantike wichtig waren. Die Siedlungen
der von ihm so genannten 'Gründerzeit' (ab 2. Hälfte 6. Jahrhundert)
erschlossen dagegen überwiegend neue Siedlungskammern und erreichten
ihre größte Ausdehnung im 7./8. Jahrhundert. Lang andauernde
Kontinuitäten ließen sich anhand frühmittelalterlicher Siedlungsflächen
innerhalb heutiger Dorfkerne erkennen.

Die militärisch wie administrativ notwendige Raumerfassung habe nach
IRMTRAUT HEITMEIER (München) im bairischen Herzogtum bereits ab dem 6.
Jahrhundert eine geplante Siedlungsentwicklung veranlasst, die sich in
Ortsnamen spiegle, wenn diese weniger nach Typen und Schichten als unter
Berücksichtigung von Ensembles im räumlichen Kontext interpretiert
würden. So ließen sich gezielte Neuansätze zur Wege- und Grenzkontrolle
am Alpenrand ebenso erkennen wie der Anschluss an römische
Ordnungsstrukturen in der Fläche des Herzogtums.

In Hinblick auf die Frage der Siedlungsstrukturen befasste sich
SEBASTIAN GRÜNINGER (Buchs) mit der Entwicklung der Grundherrschaft. Die
wieder angezweifelte Polarität von 'klassisch'-bipartiter
Grundherrschaft bei König/ Herzog/ Kirche und 'archaischen' Großhöfen
mit hofansässigem Personal beim Adel sei auch im südlichen Bayern zu
hinterfragen, wobei zudem die Herkunft bestimmter Leistungsmuster aus
spätrömischer Tradition neu diskutiert werden müsse. Inwieweit die
Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in den Salzburger und Freisinger
Quellen strukturelle Unterschiede wiedergebe oder auf unterschiedlichen
Überlieferungstraditionen beruhe, sei zu prüfen.

Der letzte Block "Orte" stellte in Form von 'Tandem'-Referaten
archäologische und historische Befunde zu bestimmten
Siedlungssituationen nebeneinander. Am Beispiel Aschheims illustrierten
DORIS GUTSMIEDL-SCHÜMANN (Bonn) und RAINHARD RIEPERTINGER (Augsburg) die
Problematik, die aus der schriftlichen Überlieferung zu entnehmenden
zentralörtlichen Funktionen der agilolfingerzeitlichen Siedlung auch im
archäologischen Befund zu erfassen. Reiche Bestattungen des späteren 7.
Jahrhunderts, Steinbauten (Brunnen) und horrea-ähnliche Gebäude deuteten
in diese Richtung.

Gewerbesiedlungen thematisierten MARTIN STRASSBURGER anhand von auf
Metallproduktion ausgerichteten Siedlungen im weiteren Umfeld Augsburgs
und ELISABETH WEINBERGER (beide München) mittels gewerbeanzeigender, mit
dem Suffix "-ari" gebildeter Toponyme. Beide Befunde verweisen auf
leistungsfähige spezialisierte Siedlungen bereits in der Merowingerzeit,
die nur in einem hochorganisierten Umfeld denkbar sind. Traditionen
zeichnen sich nach rückwärts in römische Zeit ebenso ab wie in Richtung
Hoch- und Spätmittelalter.

CHRISTIAN LATER (München) und HEIKE JOHANNA MIERAU (Göttingen) stellten
sich der schwierigen Frage nach Kirchen in der ältesten
Siedlungslandschaft. Trotz der frühen Christianisierung des Landes seien
Kirchen als eigenständige Architekturform derzeit erst ab dem 7.
Jahrhundert zu fassen, regelhafte Beziehungen zwischen Kirchenbau und
Siedlung erst ab karolingischer Zeit auszumachen. Dem entspricht der
Befund in den Freisinger Traditionen, wonach es zunächst keiner
eigenständigen Bauten bedurfte (Tragaltäre), später Kirchen als
Besitzpertinenzen erschienen, die weder hinsichtlich ihrer Funktion noch
ihrer Verortung im Siedlungsraum eine nähere Differenzierung erführen.

GÜNTHER MOOSBAUER (Straubing) und ANTON BRANDNER (München) beschäftigten
sich abschließend mit Straubing als Siedlung in Grenzlage. Archäologisch
zwar noch nicht sicher belegt sei, so Moosbauer, mit einer
kontinuierlichen Siedlungstätigkeit im Bereich der "Altstadt" um St.
Peter wie auch in Alburg zu rechnen, insbesondere mit einer
Weiternutzung der römischen Infrastruktur, wie am bis in die
Karolingerzeit offen gehaltenen Donauhafen ersichtlich sei. Auf diesen
Strukturen baute das frühmittelalterliche Herzog- und Königtum auf, wie
Brandner weit ausholend darlegte.

Resümierend reiht sich die Entwicklung im südlichen Bayern ein in
überregional ähnliche, wenn auch nicht völlig synchrone Tendenzen
dynamischer Veränderungen spätantiker Siedlungslandschaften. Das
scheinbare Paradox von Fundarmut und Kontinuität wie auch die teilweise
Divergenz der Quellengattungen verlangen nach einer Verfeinerung der
Methoden und Schärfung der Fragestellungen, nicht zuletzt durch die
interdisziplinäre Diskussion. Es zeichnet sich ab, dass das
frühmittelalterliche Herzogtum einerseits dem Weiterleben einer
modifizierten römischen Infrastruktur die organisatorische Basis
verdankte, in Hinblick auf die Siedlungsentwicklung in der 2. Hälfte des
6. Jahrhunderts aber den Impuls für eine archäologisch deutliche,
historisch noch nicht näher zu beurteilende 'Gründerzeit' gab. Dieser
Befund erfordert weitere Aufmerksamkeit. 

Konferenzübersicht:

Begrüßung: C. Sebastian Sommer (BLfD München) und Dieter Weiß (LMU
München)

Einführung: Irmtraut Heitmeier / Jochen Haberstroh (München)

"Vorstellungen"

Bernd Päffgen (München): Von der römischen villa zum
frühmittelalterlichen Dorf? Archäologische  Deutungsmuster im Rheinland
und in Bayern.

Martin Ott (Maynooth): Siedlungsgeschichte in der landeshistorischen
Frühmittelalterforschung.

Hans-Peter Volpert (München): Hof, Weiler, Dorf - frühmittelalterliche
Siedlungsformen  auf der Münchner Schotterebene.

Hans-Georg Hermann (München): Deskriptiver Reflex und normativer
Anspruch von raumordnenden Elementen in der Lex Baiwariorum.

Hubert Fehr (Freiburg): Agrartechnologie und Effektivität
frühmittelalterlicher Landwirtschaft.

Franz Herzig (Thierhaupten) / Barbara Zach (Bernbeuren): Strukturwandel
im Spiegel von Dendrochronologie und Paläobotanik

Zeit - Raum - Ort: Diachrone, räumliche und lokale Dimensionen

I. Zeit

Michaela Konrad (Bamberg): Beispiele spät- und nachrömischer
Nutzungsformen römischer Villen.

Marco Valenti (Siena): Settlement structure in rural Italy (5th - 8th c.
AD): patterns of discontinuity.

Vittorio Fronza (Siena): Timber buildings in Italy (5th - 8th c. AD): a
socio-economic indicator.

Frans Theuws (Leiden): Early medieval settlements in the southern
Netherlands: history of development and symbolic topography (late 5th to
early  8th century).

Volker Babucke (Augsburg): Spätantike und Frühmittelalter am Lech.
Augsburg und sein Umland.

Peter Höglinger (Salzburg): Das Salzburger Umland zwischen Spätantike
und frühem Mittelalter.

Ludwig Rübekeil (Zürich): Huosi und Husibald. Tradition, Interferenz und
Kommunikation mit Namen.

II. Raum

Ralf Behrwald (Bayreuth): Gab es eine spätrömische Siedlungspolitik?

Marcus Zagermann (München): Von den Alpen bis zur Donau - Archäologische
Spurensuche nach Roms letzten Verwaltungs- und Militäraktivitäten.

Stephan Ridder (Berlin): Die Grenzorganisation im frühmittelalterlichen
Dukat Bayern und ihre spätantiken Grundlagen.

Jochen Haberstroh (München): Transformation oder Neuanfang? Archäologie
des 6. Jahrhunderts in Südbayern.

Irmtraut Heitmeier (München): Das "planvolle" Herzogtum. Beobachtungen
zur Raumerschließung im frühen Mittelalter

Sebastian Grüninger (Buchs): Die Suche nach dem Herrenhof. Zur
Entwicklung der Grundherrschaft im südlichen Bayern.

III. Ort

Der zentrale Ort: Aschheim:

Doris Gutsmiedl-Schümann (Bonn): Die archäologischen Befunde

Rainhard Riepertinger (Augsburg) Die historischen Quellenbefunde - Eine
Spurensuche.

Gewerbesiedlungen:

Martin Straßburger (München): Metallproduktion und -verarbeitung in
Siedlungen des ländlichen Raums.

Elisabeth Weinberger (München): Frühe Gewerbesiedlungen im Spiegel von
Ortsnamen.

Kirchen als Elemente der frühesten Siedlungslandschaft?

Christian Later (München) Kirche und Siedlung im archäologischen
Befund.

Heike J. Mierau (Erlangen / Göttingen): Typen von Kirchen und die
Diversität von Siedlungen.

Siedlungsentwicklung in Grenzlage: Sorviodurum - Straubing

Günther Moosbauer (Straubing): Archäologie des 4. bis 6. Jahrhunderts in
und um Straubing.

Anton Brandner (München): Strupinga - Straubing im Kontext der
frühmittelalterlichen Fiskallandschaft

Schlusswort: Dieter Weiß (München)

Anmerkung:
[1] Hubert Fehr / Irmtraut Heitmeier (Hg.), Die Anfänge Bayerns. Von
Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria (Bayerische
Landesgeschichte und europäische Regionalgeschichte 1) St. Ottilien 2.
Aufl. 2014.

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=6365>

[Regionalforum-Saar] gleiche Email nochmal, nur übersichtlicher

Date: 2016/02/01 08:50:32
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Tagber: "Von der römischen Villa zum frühmittelalterlichen Dorf" in Bayern.

Strukturveränderungen der Siedlungslandschaft in spät- und nachantiker Zeit

 

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Institut für Bayerische Geschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München 05.10.2015-06.10.2015, Benediktbeuern

 

Bericht von: Jochen Haberstroh, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Irmtraut Heitmeier, Institut für Bayerische Geschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München E-Mail: <jochen.haberstroh(a)blfd.bayern.de>; <irmtraut.heitmeier(a)lmu.de>

 

Das 2. Benediktbeurer Kolloquium, organisiert vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Jochen Haberstroh) und vom Institut für Bayerische Geschichte der Universität München (Irmtraut Heitmeier), setzte die 2010 neu aufgenommene interdisziplinäre Diskussion zur bayerischen Frühgeschichte [1] fort mit der Frage nach der Veränderung der Siedlungslandschaft von der späten römischen Kaiserzeit bis in die früh-karolingische Epoche. Eine beträchtliche Zunahme archäologischer Siedlungsbefunde in den letzten 15 Jahren, insbesondere auf der Münchner Schotterebene, ermöglichte nicht nur, den Hiatus im spätantiken Fundspektrum zu schließen, sondern lässt auch spezifische Entwicklungen erkennen, nach deren politischer, sozio-ökonomischer und kultureller Bedingtheit zu fragen ist. Die Tagung unternahm einen ersten Anlauf, die Charakteristika der bayerischen Befunde im Vergleich mit anderen Regionen zu verdeutlichen und unter Einbeziehung der schriftlichen Überlieferung, sprachlicher Relikte und landeskundlicher Beobachtungen Ursachen und Folgen von Transformationsprozessen bzw. Neuansätzen in der Siedlungslandschaft zu diskutieren. Für diese Fragen bilden die Kategorien Zeit, Raum und Ort ein 'Koordinatensystem', das die Perspektiven vorgab, unter denen die Quellen vorrangig betrachtet werden sollten.

 

Einführend betonte Irmtraut Heitmeier die politische Bedeutung des nördlichen Voralpenlands, dessen strategische Funktion als nördlicher Grenzraum Italiens (Raetia II) und in der Folge als südöstlicher Grenzraum des Frankenreichs (Agilolfingisches Herzogtum) eine durchgehende herrschaftliche und organisatorische Erfassung erforderte, vor deren Hintergrund auch die Siedlungsentwicklung zu betrachten sei. Jochen Haberstroh forderte auf, die Komplexität der Prozesse wahrzunehmen und wissenschaftliche Vorurteile, insbesondere das Postulat allgemeingültiger Regelhaftigkeiten, über Bord zu werfen. Verfeinerte Methoden (Keramikanalyse) seien nötig, um zeitlich und regional differenzierte Entwicklungen zu erkennen.

 

Der erste Vortragsblock diente der Vorstellung der beteiligten Disziplinen, sollte aber auch einen kritischen Blick auf Forschungstraditionen, Methoden und Denkmuster in den einzelnen Fächern werfen.

 

Hier begann BERND PÄFFGEN (München) mit einem vergleichenden Überblick über den archäologischen Forschungsstand im Rheinland und in Bayern. Trotz des Fundüberhangs im Rheinland zeige sich bei der Frage nach Kontinuitäten zwischen Spätantike und Frühmittelalter in beiden Regionen kein großer Unterschied. Auch die methodischen Probleme etwa hinsichtlich Siedlungskeramik oder unterschiedlichen Erhaltungsbedingungen für Siedlungsbefunde aus römischer oder frühmittelalterlicher Zeit seien ähnlich. Perspektiven der Forschung lägen in der Untersuchung kleinräumiger und auch historisch definierter Siedlungseinheiten.

 

Den siedlungsgeschichtlichen Diskurs in der bayerischen Landesgeschichte analysierte MARTIN OTT (Maynooth). Dieser war vom Humanismus (Aventin) bis ins 20. Jahrhundert gekennzeichnet vom Topos der ereignishaften Einwanderung (Landnahme) in ein entvölkertes Gebiet. Erst ab den 1950er-Jahren sei ein Umdenken zugunsten einer längerdauernden Ethnogenese (Karl Bosl) und schließlich eines partiellen Strukturwandels erfolgt, für den die Forschungen Gertrud Diepolders richtungsweisend waren, insbesondere durch ihre Zusammenarbeit mit der Archäologie.

 

HANS-PETER VOLPERT (München) stellte die Ergebnisse aus großflächigen Grabungen in der Münchner Schotterebene seit den 1970er-Jahren vor. Besonders die Befunde im Norden und Osten lieferten grundlegende Erkenntnisse zu frühmittelalterlichen Dorfstrukturen: Einzelhöfe, Weiler und Straßen- bzw. Angersiedlungen deuteten sich an. Die Fundarmut in  Siedlungen des Frühmittelalters sei eventuell fehlenden Zerstörungshorizonten geschuldet.

 

Eine neue Sicht auf die Lex Baiwariorum unternahm HANS-GEORG HERMANN (München), indem er deren Bedeutung als Zeitdokument für Fragen der Raumordnung des frühen 8. Jahrhunderts herausstellte, die unabhängig von allen quellenkritischen Problemen bestehe. Sie liefere nicht nur Angaben zur Abgrenzung privater Vermögen und zur Definition öffentlicher Räume, sondern sei mit ihrer territorialen Gültigkeit auch Bezugsgröße für die politische Ordnung. Hier könnte die Lex mehr konkrete historische Bezüge widerspiegeln als bisher vermutet.

 

Mit seinem Beitrag zur mittelalterlichen Agrartechnologie wandte sich HUBERT FEHR (Freiburg) gegen das Bild einer statischen, wenig effektiven Landwirtschaft. Er stellte einen Innovationshorizont des frühen Mittelalters vor ("Agrarrevolution"), der eine Weiterentwicklung der Geräte zum Ackerbau und neue Anbau- und Erntemethoden beinhaltete. Dieser länger andauernde, kontinuierliche Prozess habe die Grundlagen für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft gelegt.

 

Neuen Erkenntnissen aus Paläobotanik und Dendroarchäologie widmeten sich BARBARA ZACH (Bernbeuren) und FRANZ HERZIG (Thierhaupten). Zach wies auf die spürbaren Veränderungen in der Lebensweise hin, die Anbau und Verwendung von Kulturpflanzen anzeigten. Signifikant sei der Wechsel des Getreidespektrums und der Rückgang der Kulturobstarten wie des Gewürzimports. Herzig betonte die tiefgreifende Zäsur des 5. und 6. Jahrhunderts, wo für Süddeutschland kaum noch der Nachweis eines Holzeinschlages gelänge. Erst im Verlauf der Jüngeren Merowingerzeit sei ein solcher wieder zunehmend messbar, entsprechend sei vermehrt Jungholz verwendet worden.

 

Die diachronen Betrachtungen im Block "Zeit" eröffnete MICHAELA KONRAD (Bamberg) mit einem Blick auf die vielfältigen spät- und nachrömischen Nutzungsformen römischer Villen, bei denen sich öfter ein Funktionswandel hin zu befestigten burgi oder einer gewerblichen Nutzung zeige, verbunden mit Änderung der Baustruktur bzw. der Entstehung neuer dörflicher Siedlungen innerhalb dieser Areale. An Akteuren sei neben einer romanischen Restbevölkerung auch an (gezielt angesiedelte) germanische Gruppen zu denken.

 

MARCO VALENTI und VITTORIO FRONZA (beide Siena) berichteten über den Forschungstand der Siedlungsarchäologie in der Toskana und Lombardei, wo sich ebenfalls dynamische Anpassungsprozesse und Veränderungen zeigen. Der drastische Rückgang der Siedlungstätigkeit auf dem Land vom 5. bis in die 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts habe sich erst im Verlauf des 8. Jahrhunderts erholt. Zwischenzeitlich gewannen befestigte Orte an Bedeutung. Holz sei das wichtigste Baumaterial bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts gewesen, wie Fronza betonte. Das Auftreten von Grubenhäusern könne mit der langobardischen Integration erklärt werden.

 

Dem stellte FRANS THEUWS (Leiden) die Meuse-Demer-Scheldt-Region in den südlichen Niederlanden gegenüber, die während der Spätantike und im Frühmittelalter mehrfach (planmäßig?) besiedelt und wieder verlassen wurde. Nach der Mitte des 7. Jahrhunderts seien neue Siedlungen mit zugehörigen Nekropolen entstanden. Dieser Prozess könnte im Zusammenhang mit einer grundherrschaftlich organisierten Raumerschließung stehen, wie ihn die Quellen des Klosters Echternach spiegelten.

 

Der Frage, wie sich die Besiedlung im Umfeld der beiden einzigen römischen Städte im Bereich des späteren bairischen Herzogtums entwickelte, fand quellenbedingt unterschiedliche Antworten. VOLKER BABUCKE (Augsburg) erläuterte, dass für den ländlichen Raum um Augsburg eine ähnlich kontinuierliche Entwicklung nachweisbar sei wie in der Provinzhauptstadt selbst, die bei systematischer Verkleinerung der Siedlungszonen durchgehend besiedelt und ein regionales Zentrum blieb. Frühmittelalterliche Siedlungsplätze (Gablingen, Friedberg) lägen eindrücklich in der Nähe ehemaliger villae.

 

PETER HÖGLINGER (Salzburg) musste dagegen für das Salzburger Umland auf die Diskrepanz von archäologischen Befunden und schriftlicher Überlieferung hinweisen. Die Aufgabe von Gebäuden im 3. Jahrhundert ohne eine spätere Nach- oder Wiedernutzung sei noch immer der Regelbefund. Abgesehen von Anif-Niederalm seien kaum frühmittelalterliche Siedlungsstrukturen erfasst. Für Salzburg selbst sei weiter mit einer kontinuierlichen, wenn auch schwer nachweisbaren Entwicklung zu rechnen.

 

Mit den Namen thematisierte LUDWIG RÜBEKEIL (Zürich) die neben den archäologischen Befunden wichtigste Quelle für die schriftarme Frühzeit und erläuterte die Problematik des Verständnisses historischer Namen. Die kommunikative Effizienz von Namen beruhte im Mittelalter auf Vorkenntnissen über den Namensträger. Informationen, die dessen Identität, Beziehungskontext und subjektive Ansprüche vermittelten, müsse die moderne Forschung erst erschließen.

 

Im folgenden Block "Raum" richtete sich der Blick auf das Gebiet des nördlichen Voralpenlandes. Vor dem Hintergrund der Überlegung, dass nur ein besiedelter Grenzraum funktionsfähig war, erörterte RALF BEHRWALD (Bayreuth) die Frage einer spätrömischen Siedlungspolitik, die man keineswegs auf ein rein reaktives Vorgehen der Kaiser reduzieren könne. Geregelte Ansiedlung von barbarischen Truppenteilen im Rahmen des spätantiken Heerwesens sei zu unterscheiden von bewusst grenzfernen Ansiedlungen unterworfener Barbaren. Allerdings habe nach den militärischen Debakeln von 378 und 407 erst Theoderich gestalterischen Spielraum zurückgewonnen. Die Diskussion verwies auf den archäologischen Befund, der trotz des Fehlens schriftlicher Nachweise eine Ansiedlung von Truppenteilen in Raetien im 4. Jahrhundert belege.

 

In Hinblick auf Roms letzte Verwaltungs- und Militäraktivitäten betonte MARCUS ZAGERMANN (München) zunächst die Entwicklung der römischen Kastelle von der Struktur eines Marschlagers noch im 3. Jahrhundert hin zur Festungsarchitektur der Spätantike. Aus spätantiken Gräbern stammende Zwiebelknopffibeln und Kerbschnittgürtel seien wichtige Zeugnisse für ranghohe Personen in Verwaltung und Militär (Gürtel), die wohl auch im Hinterland bei der Aufrechterhaltung provinzialer Strukturen (Annona) mitwirkten. Trotz des Zusammenbruchs der Geldwirtschaft um 400 sei weiter von einem funktionierenden Fernhandel auszugehen (Amphora-Funde). Kleinräumig unterschiedliche Befundsituationen spiegelten vielleicht die Neuorganisation militärischer Verbände als lokale Milizen.

 

STEPHAN RIDDER (Berlin) wandte sich der strategischen, insbesondere verkehrsgeographischen Bedeutung der raetischen Provinzen wie des frühmittelalterlichen Bayern zu und betonte die Notwendigkeit der militärischen Sicherung des Straßennetzes vor allem in Hinblick auf die transalpinen Verbindungen. Die hierfür nötige Infrastruktur aus römischer Zeit, einschließlich des Zentralorts Augsburg, habe das militärische Rückgrat auch des frühmittelalterlichen Dukats und die Grundlage für dessen Raumordnung gebildet.

 

JOCHEN HABERSTROH (München) kehrte zu den großflächig aufgedeckten Siedlungen der Schotterebene zurück, die ausnahmslos nicht vor der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts angelegt wurden. Damit fehle den bekannten südbayerischen Gräberfeldern des 4. -6. Jahrhunderts regelmäßig der zugehörige Siedlungsplatz, weshalb für das 5. und frühe 6. Jahrhundert der Blick besonders auf Plätze mit (verkehrs-) strategischer Funktion zu richten sei, die bereits in der Spätantike wichtig waren. Die Siedlungen der von ihm so genannten 'Gründerzeit' (ab 2. Hälfte 6. Jahrhundert) erschlossen dagegen überwiegend neue Siedlungskammern und erreichten ihre größte Ausdehnung im 7./8. Jahrhundert. Lang andauernde Kontinuitäten ließen sich anhand frühmittelalterlicher Siedlungsflächen innerhalb heutiger Dorfkerne erkennen.

 

Die militärisch wie administrativ notwendige Raumerfassung habe nach IRMTRAUT HEITMEIER (München) im bairischen Herzogtum bereits ab dem 6. Jahrhundert eine geplante Siedlungsentwicklung veranlasst, die sich in Ortsnamen spiegle, wenn diese weniger nach Typen und Schichten als unter Berücksichtigung von Ensembles im räumlichen Kontext interpretiert würden. So ließen sich gezielte Neuansätze zur Wege- und Grenzkontrolle am Alpenrand ebenso erkennen wie der Anschluss an römische Ordnungsstrukturen in der Fläche des Herzogtums.

 

In Hinblick auf die Frage der Siedlungsstrukturen befasste sich SEBASTIAN GRÜNINGER (Buchs) mit der Entwicklung der Grundherrschaft. Die wieder angezweifelte Polarität von 'klassisch'-bipartiter Grundherrschaft bei König/ Herzog/ Kirche und 'archaischen' Großhöfen mit hofansässigem Personal beim Adel sei auch im südlichen Bayern zu hinterfragen, wobei zudem die Herkunft bestimmter Leistungsmuster aus spätrömischer Tradition neu diskutiert werden müsse. Inwieweit die Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in den Salzburger und Freisinger Quellen strukturelle Unterschiede wiedergebe oder auf unterschiedlichen Überlieferungstraditionen beruhe, sei zu prüfen.

 

Der letzte Block "Orte" stellte in Form von 'Tandem'-Referaten archäologische und historische Befunde zu bestimmten Siedlungssituationen nebeneinander. Am Beispiel Aschheims illustrierten DORIS GUTSMIEDL-SCHÜMANN (Bonn) und RAINHARD RIEPERTINGER (Augsburg) die Problematik, die aus der schriftlichen Überlieferung zu entnehmenden zentralörtlichen Funktionen der agilolfingerzeitlichen Siedlung auch im archäologischen Befund zu erfassen. Reiche Bestattungen des späteren 7. Jahrhunderts, Steinbauten (Brunnen) und horrea-ähnliche Gebäude deuteten in diese Richtung.

 

Gewerbesiedlungen thematisierten MARTIN STRASSBURGER anhand von auf Metallproduktion ausgerichteten Siedlungen im weiteren Umfeld Augsburgs und ELISABETH WEINBERGER (beide München) mittels gewerbeanzeigender, mit dem Suffix "-ari" gebildeter Toponyme. Beide Befunde verweisen auf leistungsfähige spezialisierte Siedlungen bereits in der Merowingerzeit, die nur in einem hochorganisierten Umfeld denkbar sind. Traditionen zeichnen sich nach rückwärts in römische Zeit ebenso ab wie in Richtung Hoch- und Spätmittelalter.

 

CHRISTIAN LATER (München) und HEIKE JOHANNA MIERAU (Göttingen) stellten sich der schwierigen Frage nach Kirchen in der ältesten Siedlungslandschaft. Trotz der frühen Christianisierung des Landes seien Kirchen als eigenständige Architekturform derzeit erst ab dem 7. Jahrhundert zu fassen, regelhafte Beziehungen zwischen Kirchenbau und Siedlung erst ab karolingischer Zeit auszumachen. Dem entspricht der Befund in den Freisinger Traditionen, wonach es zunächst keiner eigenständigen Bauten bedurfte (Tragaltäre), später Kirchen als Besitzpertinenzen erschienen, die weder hinsichtlich ihrer Funktion noch ihrer Verortung im Siedlungsraum eine nähere Differenzierung erführen.

 

GÜNTHER MOOSBAUER (Straubing) und ANTON BRANDNER (München) beschäftigten sich abschließend mit Straubing als Siedlung in Grenzlage. Archäologisch zwar noch nicht sicher belegt sei, so Moosbauer, mit einer kontinuierlichen Siedlungstätigkeit im Bereich der "Altstadt" um St. Peter wie auch in Alburg zu rechnen, insbesondere mit einer Weiternutzung der römischen Infrastruktur, wie am bis in die Karolingerzeit offen gehaltenen Donauhafen ersichtlich sei. Auf diesen Strukturen baute das frühmittelalterliche Herzog- und Königtum auf, wie Brandner weit ausholend darlegte.

 

Resümierend reiht sich die Entwicklung im südlichen Bayern ein in überregional ähnliche, wenn auch nicht völlig synchrone Tendenzen dynamischer Veränderungen spätantiker Siedlungslandschaften. Das scheinbare Paradox von Fundarmut und Kontinuität wie auch die teilweise Divergenz der Quellengattungen verlangen nach einer Verfeinerung der Methoden und Schärfung der Fragestellungen, nicht zuletzt durch die  interdisziplinäre Diskussion. Es zeichnet sich ab, dass das frühmittelalterliche Herzogtum einerseits dem Weiterleben einer modifizierten römischen Infrastruktur die organisatorische Basis verdankte, in Hinblick auf die Siedlungsentwicklung in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts aber den Impuls für eine archäologisch deutliche, historisch noch nicht näher zu beurteilende 'Gründerzeit' gab. Dieser Befund erfordert weitere Aufmerksamkeit. 

 

[Regionalforum-Saar] Dr. Peters Ideen zu der Geschichte der Kelten in seinem 3. Buch

Date: 2016/02/01 08:53:31
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:

Dritter Band zum Thema Kelten

Otzenhausen. Wäre es ein Roman, könnte man jetzt sagen, dass die Trilogie vollendet ist. So aber ist zu vermelden, dass der Heimatforscher Manfred Peter seinen viel beachteten Büchern um den keltischen Ringwall bei Otzenhausen und die Epoche der Kelten in unserer Region ein drittes Werk hinzugefügt hat: Der soeben erschienene Band „Hochwald – Keltenland“ folgt auf seine Bücher „Das vergessene Erbe“ (1985) und „Indutiomarus, Herr des Ringwalls Otzenhausen“ (2009). Mit dieser neuen, mehr als 300 Seiten umfassenden Veröffentlichung möchte der Autor vor allem der Tatsache Rechnung tragen, dass in der Zeit zwischen 2008 und 2014 wichtige Fortschritte bei der Erforschung des Ringwalls und seines Umfelds gemacht wurden. Während diese bislang nur in voneinander unabhängigen Artikeln verschiedener Zeitschriften vorlagen, versucht der Autor nun mit „Hochwald – Keltenland“ eine Zusammenführung zu einer logischen Einheit. Der rote Faden, an welchem der passionierte Heimathistoriker seine Leser dabei führt, sind die Kelten im Allgemeinen, die keltischen Treverer in unserer Region im Besonderen und ganz speziell die Bewohner des Ringwalls während der etwa 500 Jahre andauernden keltischen Epoche in Europa. Wobei Peter sich sicher ist, dass die Region während des keltischen Zeitalters eine wichtige, möglicherweise sogar herausragende Rolle gespielt hat. be


Von den Wurzeln Europas

Auf 300 Seiten geht es um neue Erkenntnisse rund um den Ringwall Heimathistoriker Manfred Peter spricht in Otzenhausen über Zeit und Bedeutung der Kelten

Manfred Peter hat sein aktuelles Buch „Hochland – Keltenland“ vorgestellt. In der Europäischen Akademie in Otzenhausen sprach er dabei über die Kelten als eine der Wurzeln des heutigen Europäertums.

Von SZ-Mitarbeiter
Heino Bernhardt

Otzenhausen. Nur einige Hundert Meter Luftlinie vom keltischen Ringwall entfernt, in der Europäischen Akademie, stellte Manfred Peter jetzt sein neues Buch während einer sehr gut besuchten Vortragsveranstaltung vor. „Er nähert sich den archäologischen Themen mit gesundem Menschenverstand“, meinte Stefan Mörsdorf, Geschäftsführer der Akademie. Und er hob in seiner Begrüßung weiter hervor: „Es ist der große Verdienst von Manfred Peter, dass wir mit Indutiomarus sozusagen den ersten namentlich bekannten Saarländer haben.“ Noch vor über einem Jahrzehnt, so Mörsdorf mit Blick auf die vielen Zuhörer, habe kaum jemand über diese Vorgeschichte geredet.

Dann kam der zu Wort, der es damals schon unablässig tat und der es auch bis auf den heutigen Tag nicht müde wird, zu tun: Manfred Peter, der seinen Vortrag mit „Das Keltentum als eine der Wurzeln des Europäertums“ betitelt hatte. Dabei verließ er sogleich den üblichen Weg der Geschichtsbetrachtung, die sich zumeist nur auf eine Kultur, einen Staat oder ein Volk konzentriert und alle übrigen zunächst einmal außer Acht lässt. Peter rückte den Zeitpunkt des Entstehens der keltischen Epoche genau in die historische Phase, während Konfuzius seine Lehren in China verbreitete, in Indien der Buddhismus entstand, in Babylon die Juden ihre heilige Schrift des Alten Testaments verfassten und die Mayas auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán ihre Städte errichteten.

In diesem Zeitabschnitt, so Peter, seien globale Dinge von ungeheurer Bedeutung entstanden, die bis heute gültig seien. In die Reihe dieser Entwicklungen stellte der Autor die keltische Kultur, von der sich bis auf den heutigen Tag noch zahlreiche mehr oder weniger verborgene Überbleibsel auch bis in unsere Zeit erhalten hätten. Unter anderem gebe es eine ganz enge Verbindung zwischen dem Keltentum und dem Christentum. Schließlich seien die eifrigsten Missionare, die im frühen Mittelalter das Christentum auf dem Kontinent verbreitet hätten, irischer Abstammung und damit keltischen Ursprungs gewesen. Peter machte seine Thesen auch fest an Relikten, die auch aktuell noch von einiger Bedeutung sind, wie zum Beispiel dem Aufstellen eines Maibaums mit der sich daran anschließenden Hexennacht oder dem Totenfest, welches heute als Halloween bekannt ist.

Im Zentrum vieler früher Entwicklungen sieht der Heimatforscher dabei unsere von keltischen Treverern besiedelte Region, deren Sprache sogar noch in der Gegend des heutigen Istanbuls von den Galatern gesprochen und verstanden worden sei. Insofern sei auch dies ein Indiz dafür, dass die Kelten tatsächlich als eine der Wurzeln des heutigen Europäertums anzusehen sind. An diese europäische Identität zu erinnern könne, das hatte Manfred Peter seinen Ausführungen vorangestellt, in der derzeit größten Krise nur gut tun.

Musikalisch gestaltet wurde der Vortrag von der Gruppe Pipes 'n' Strings, die sich gänzlich der Pflege der keltisch-irischen Musik verschrieben hat und die damit wirkungsvoll unterstrich, was auch bei der Buchvorstellung nicht unerwähnt blieb: Die hiesigen Kelten liebten das Fest und die Musik. Ähnlichkeiten mit ihren heutigen Nachfahren sind daher wohl nicht rein zufällig.

Das Buch „Hochwald – Keltenland“ von Manfred Peter ist im Verlag Burr, 66620 Nonnweiler-Otzenhausen, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich (ISBN: 978-3-9813149-8-4) und kostet 19 Euro.

[Regionalforum-Saar] Fred Oberhauser gestorben

Date: 2016/02/09 08:41:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Hallo,

weiß jemand, worum es sich bei dem St. Wendeler Prototyp handelt, von dem im kommenden Artikel die Rede ist?

heute in der SZ:

Citoyen, Kenner, Detektiv, Original

Zum Tod des literarischen Fährtenlesers und Saarlandkundlers Fred Oberhauser

„Jedes Ereignis aus dem wirklichen Leben ruft in Fred die Erinnerung an eine Stelle hervor, die er in einem Buch gelesen hat: Fred Oberhauser ist der lebendige Zeuge dafür, dass das Leben ein Buch ist und ein Buch das Leben.“ Ludwig Harig schrieb dies 1993 zum 70. Geburtstag seines alten Freundes Fred Oberhauser. Am Sonntag ist Oberhauser 92-jährig gestorben. Aus Blieskastel stammend, in St. Ingbert in einem sagenhaften Bücherreich wohnend, war er einer der großen Literaturtopographen Deutschlands und ein liebenswerter, origineller Mensch.

Von SZ-Redakteur
Christoph Schreiner

Saarbrücken. Erinnerungslosigkeit war ihm ein Gräuel. Mit Fred Oberhauser, der bis zuletzt ein wunderbares Temperamentsbündel, ein begnadeter Abschweifungsweltmeister und ein traumsicher wandelndes Literaturlexikon war, verliert das Saarland seinen größten regionalen Literaturhistoriker. Und die Republik ihren vielleicht unermüdlichsten literarischen Detailomanen. Mehr als 50 Jahre reiste er (meist mit seiner Frau Gabriele an der Seite) durch die saarländischen, lothringischen und deutschen Lande. Fred war ein literarischer Fährtenleser vor dem Herrn.

Die voluminöseste Frucht dieser monomanischen Oberhauser'schen Exkursionen war sein 2008 erschienener, 1469-seitiger „Literarischer Führer Deutschlands“ (Mitherausgeber war Axel Kahrs). Ein Wälzer, mit dem sich, um an ein Bonmot des verstorbenen Saarbrücker Germanisten Gerhard Schmidt-Henkel zu erinnern, verlässlich „die Probe aufs Kaff machen“ ließ: Der „Oberhauser“, wie man schon den westdeutschen Vorläufer dieses gesamtdeutschen Nachschlagewerks (und, nicht zu vergessen, seinen „Literarischen Führer Berlin von 1983) nannte, hielt deutschlandweit sämtliche Bezüge zwischen Autoren und Orten fest (7100 Autoren, 3700 Ortsnamen). „Diese Arbeit war die Freude meines Lebens“, bekannte Oberhauser. Aufgehoben war darin auch, was die Nazis zerstörten oder aus dem Gedächtnis löschen wollten.

Wann immer man Oberhauser traf, hatte er im Handumdrehen ein ganzes Anekdotenarsenal auf Lager, gestikulierte mitunter bühnenreif, kam vom Hundertsten ins Tausendste, sprühte vor Vitalität. Er schien über ein fotografisches Gedächtnis zu verfügen. Sein literaturgeographisches Wissen hatte er in den Jahrzehnten als Kultur- und Literaturredakteur des SR beständig ausgebaut. Neugier war sein Antriebsmotor und Verve sein modus vivendi. Oberhauser moderierte im Fernsehen den „Kulturspiegel“, verantwortete im Radio die „Bücherlese“ und die legendäre Reihe „Fahren Sie uns nach“. Er begründete das „St. Ingberter Literaturforum“, eine noch heute bestehende Institution literarisch gebildeter Bürger, und war auch sonst ein Citoyen im besten Sinne: Einmischung, Präzision, produktive Teilhabe gehörten zu seinen Lebensprinzipien. Er sprach, durchaus nicht uneitel, niemandem nach dem Mund, geizte nicht mit Kritik. Als man ihm 1994 in Mainz die Zuckmayer-Medaille verlieh, ließ er am Ende „Die Gedanken sind frei“ singen.

Fred Oberhauser war mit Leib und Seele Spurenkundler. Niemand war denn auch prädestinierter als er, das ein Leben lang am touristischen Katzentisch hockende, stiefmütterlich übersehene Saarland in der Republik endlich angemessen zu würdigen. Fred Oberhausers 1992 erschienener Kunst-Reiseführer „Saarland“, in dem er der hiesigen Industriekultur breiten Raum gab (ein kaum hoch genug zu veranschlagendes Verdienst), leistete Pionierarbeit und gehörte noch heute in jeden Regionalhaushalt, der halbwegs bei Sinnen ist. Leider ist er inzwischen vergriffen. Zuletzt arbeitete Fred Oberhauser (zusammen mit seinem Sohn Martin sowie mit dem früheren SR-Redakteur Rainer Petto und dem Saarbrücker Germanisten Rainer Marx) an einem saarländischen Literaturportal, das sein enzyklopädisches Regionalwissen bündeln sollte. Es will den schlagenden Vorteil digitaler Kompendien nutzen und als work in progress jederzeit erweiter- und aktualisierbar sein.

Wie sich „der Oberhauser“ die Sache vorstellte, zeigte ein von ihm am Beispiel St. Wendel ausgearbeiteter Prototyp. Vergeblich warb der spiritus rector bis zuletzt immer wieder um Sponsoren. Auch 2013, als ihm die Landesregierung in Anerkennung seiner großen Verdienste eine Ehrenprofessur antrug und er die Gelegenheit zum Trommeln nutzte. Vielleicht fühlt man sich ja jetzt hierzulande berufen, Fred Oberhausers großen Plan, der nun Vermächtnis geworden ist, zu beherzigen, zu unterstützen.


[Regionalforum-Saar] Medizin in den Zeiten der Nazis

Date: 2016/02/09 08:42:39
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:

Medizin in den Zeiten der Nazis

Tagung am Uniklinikum beschäftigt sich mit Zwangssterilisationen und Euthanasie

Je mehr Zeit vergeht, desto unverfänglicher kann man über ein wenig ruhmreiches Kapitel des damaligen Homburger Landeskrankenhauses sprechen, aus dem nach 1945 das Uniklinikum wurde. Dort fanden in der NS-Zeit Zwangssterilisationen statt.

Homburg. Das Thema ist heikel, und es gehörte jahrelang nicht gerade zu den Dingen, über die man am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg gerne diskutierte: die Medizin in der Zeit des Nationalsozialismus. Zumal einige Ärzte, die im Sinne der Nazi-Ideologie praktiziert hatten, auch nach 1945 noch in hohen Ehren standen, darunter der Chirurg und Leiter des damaligen Homburger Landeskrankenhauses, Oskar Orth.

Wie so viele Krankenhäuser konnte auch das Klinikum in Homburg nach 1945 seine Hände nicht in Unschuld waschen, umso mehr, als seine Kernkompetenz zwischen 1922 und 1945 im Betrieb einer Heilanstalt für geistig behinderte Menschen bestand. Und diese Menschen waren den auf „Volksgesundheit“ versessenen Nazis ohnehin ein Dorn im Auge. Es ist erwiesen, dass im Landeskrankenhaus Homburg von Ende 1935 bis September 1939 Zwangssterilisationen an geistig behinderten Menschen durchgeführt worden sind.

„Gegen das Vergessen – Symposium über die Medizin in der Zeit des Nationalsozialismus“ heißt nun eine Veranstaltung, die für Samstag, 13. Februar, in Homburg geplant ist. Veranstalter sind die Medizinische Fakultät und die Paul-Fritsche-Stiftung Wissenschaftliches Forum. Unter dem Titel „Erinnerungskultur an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes“ wollen die Veranstalter eine öffentliche Diskussion der Themen Zwangssterilisation und Euthanasie anstoßen. Die Veranstaltung findet von 9 Uhr bis 12 Uhr im Hörsaal der Biochemie (Geb. 45) auf dem Campus in Homburg statt. Der Eintritt ist frei.

Zum Auftakt spricht der Saarbrücker Autor und Fernsehjournalist Mirko Tomic über den von ihm gemachten Fernsehfilm „Ich wäre so gerne heimgekommen – NS-Euthanasie im Dritten Reich“, der für den Grimme-Fernsehpreis eingereicht wurde. Es folgt die Historikerin Astrid Ley, die „Das Verhalten von Ärzten bei der NS-Zwangssterilisation und beim Krankenmord“ darstellen wird. Ley promovierte in Erlangen zu diesem Thema. Die Literaturwissenschaftlerin Susanne Knittel von der Universität Utrecht (Niederlande) referiert danach unter dem Titel „Fragmente einer kulturellen Erinnerung: NS-‚Euthanasie' und Zwangssterilisation“. Zum Abschluss besteht die Möglichkeit, mit den Referenten und Veranstaltern zu diskutieren. maa



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Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Der Narr soll's Maul halten!

Date: 2016/02/09 08:46:31
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Steht heute nicht in der SZ - und hat auch kaum eine Chance, je dort zu erscheinen. Nee, hab ich gestern im Internet gefunden: http://www.welt.de/debatte/kolumnen/deutsch-sued-west/article151980143/Der-Narr-solls-Maul-halten.html


Der Narr soll's Maul halten!

 

Hieß es nicht nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo", Satire müsse alles dürfen? Aber in der aktuellen Fastnacht wird wieder ängstlich darauf geachtet, dass niemand zu hart rangenommen wird.

 

Von Hannelore Crolly

 

Schwarzer
              Humor oder Volksverhetzung? Ein Panzer mit der Aufschrift
              „Ilmtaler Asylabwehr“ beim Faschingsumzug im bayerischen
              Reichertshausen

Foto: dpa Schwarzer Humor oder Volksverhetzung? Ein Panzer mit der Aufschrift "Ilmtaler Asylabwehr" beim Faschingsumzug im bayerischen Reichertshausen

 

Der Narr der Fastnacht steht weder links noch rechts, und schon gar nicht in der Mitte. Er sollte radikal und mutig sein, kritisch, unbestechlich, exzentrisch. Ein Ver-Rückter eben. Einer, der ungestraft draufhauen darf, auch unter die Gürtellinie. Das ist zumindest die Idee.

 

Falsch: Sie war es mal. Als der Hofnarr seinem Fürsten genüsslich unbequeme Wahrheiten auf den Tisch knallte, oder im Vormärz, als Presse- und Meinungsfreiheit ein fragiles Gut waren. Karneval taugte damals gut als gesellschaftliches Ventil, für zu viel Hormone im anbrechenden Frühling ebenso wie für angestaute Bürger-Wut.

Doch neuerdings ist die Fastnacht zum Agitprop für eine Kultur der politischen Korrektheit verkommen. Der Narr soll's Maul halten. Außer natürlich, er hat die richtige Haltung. Beispiel "Mainz bleibt Mainz". Bei der Mutter aller Prunksitzungen wurde unsere Angie aus der Bütt derart huldvoll für ihre Willkommenskultur gelobt, dass bei der CDU die Herzen gehüpft sein müssen.

 

Horst Seehofer dagegen hätte sich beim Rosenmontagszug, wäre er nicht vom Winde verweht worden, als Vogelscheuche wiedergefunden, die sich wie ein Irrer Flüchtlingen entgegenstellt. In Oberbayern ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Volksverhetzung, weil ein Umzugswagen als Panzer mit der Aufschrift "Ilmtaler Asylabwehr" dekoriert war.

 

Scharfe Zoten werden geahndet

Der SPD-Mann und Schauspieler Florian Simbeck (ja, genau, der Simbeck, der sich als Teil von 'Erkan und Stefan' jahrelang über die Kanak-Sprak von Migranten lustig machte) empörte sich auf Facebook über die "tiefe widerliche, moralische Verwerflichkeit dieser Monstrosität" und verlangte mehr Kontrolle. Also Zensur.

In Sielmingen bei Stuttgart, mitten im politisch besenrein gekehrten Südwesten, schoss ein Büttenredner ein paar scharfe Zoten Richtung Politik und Flüchtlinge ab, woraufhin diverse Pfarrer und Politiker von Grünen und SPD den Raum verließen. Der CDU-Oberbürgermeister ließ die Veranstalter danach zum Kotau antreten.


Hieß es nicht nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo", Satire müsse alles dürfen? Höchste Zeit, dass wir ein Satireministerium einrichten, das Büttenreden, Fastnachtswagen und Karikaturen rechtzeitig prüft und abnimmt. Heiko Maas, übernehmen Sie!

 


[Regionalforum-Saar] J. Zeune: Ritterburgen

Date: 2016/02/09 20:37:19
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Rez. MA: J. Zeune: Ritterburgen
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Zeune, Joachim: Ritterburgen. Bauwerk, Herrschaft, Kultur

(= C.H. Beck Wissen 2831). München: C.H. Beck Verlag 2015. ISBN 978-3-406-66091-7;
EUR 8,95.


Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Thomas Wozniak, Seminar für mittelalterliche Geschichte, Eberhard Karls
Universität Tübingen
E-Mail: <thomas.wozniak(a)uni-tuebingen.de>

Es ist ein erklärtes Ziel des hier zu besprechenden Bandes des promovierten Mittelalterarchäologen Joachim Zeune, den verbreiteten Klischees, Irrtümern und Anachronismen in Bezug auf Burgen zu begegnen. Unglücklicherweise sorgt der Titel des Buchs selbst dafür, dass der irreführende Begriff "Ritterburg" weiter zementiert wird, auch wenn im Buchvorsatz der Hinweis eingedruckt ist, dass der Buchtitel "einen historisierenden, inhaltlich problematischen Begriff birgt, [was] sowohl dem Autor als auch dem Verlag bewusst" (S. 4) sei. Während die alternativ vorgeschlagenen Begriffe "Adelsburg" oder "Feudalburg" nur Teilaspekte des Buchinhaltes treffen, hätte dieser vielleicht am ehesten mit "Burgen und Befestigungen" betitelt werden sollen.

 

Burgeninteressierte werden im Kapitel "1. Hogwarts und Camelot: Unser Leben mit dem Mittelalter" (S. 6-11) mit den gängigsten Bildern moderner Mittelalterrezeption konfrontiert. Ausgehend von der fiktiven Burg "Hogwarts" aus den Harry Potter-Romanen über weitere Romane, Comicserien und die Möglichkeiten des "Erlebens" von Burgen werden die mannigfaltigen Irrtümer der traditionellen Burgenforschung herausgestellt, um über die Aufzählung der allgemeinen Innovationen des Mittelalters zum Kapitel "2. Graben, Mauern, Türme und Zinnen" (S. 11-18) hinüberzuleiten. Dass Burgen heutzutage von Jüngeren oft über die Darstellung in Computerspielen rezipiert werden, fehlt allerdings. Der folgende "Versuch einer Definition" (S. 11-13) kann letztlich nur wenig über Johann Nepumuk Cori[1] und Otto Pieper[2] hinausgehen. Die definitorischen Schwierigkeiten (bereits der Zeitgenossen), was genau unter einer Burg zu verstehen ist, hätten noch stärker chronologisch sortiert werden können.

 

Das Kapitel "3. Bereit ze turneie und ze strite: Der Adel als Träger des Burgenbaus" (S. 18-33) enthält eine Darstellung zu mit dem Burgenthema verwandten Bereichen wie "Lehnswesen", "(Raub-)Rittertum", "Ministerialen", "Reichsburgmannen", "höfische Kultur", "höfische Ritterromane zum Gral", "Turniere" und "Jagd", allesamt Felder, die in den letzten Jahren viele Forschungsumbrüche erlebt haben. Das Kapitel endet mit der Einstufung des 14. Jahrhunderts als "Katastrophenjahrhundert des Mittelalters" (S. 29) aufgrund eines Bestsellers von Barbara Tuchmann.[3] Die dabei gezeigten Erklärungsmodelle - so zum in den letzten Jahren verstärkt diskutierten Lehnswesen - entsprechen nicht immer dem derzeit aktuellen Forschungsstand der Geschichtswissenschaft.[4]

 

Zeune betont im folgenden Kapitel "4. Die Burg als Machtsymbol und Herrschaftsinstrument" (S. 33-45) zu Recht die psychologischen Faktoren "Motivation" und "Moral" bei der Deutung von Burgen. Ob aber "[in] einer unaufgeklärten Welt [...] die Symbolhaftigkeit über die Funktionalität dominier[te]" (S. 36), scheint doch fraglich.

 

Nach diesem ersten Teil, in dem der Autor kaum seine fachlichen Stärken ausspielen kann, weil er sich teilweise zu sehr auf populäre Darstellungen verlässt, wird der Band stärker. Die Dynamik der sich beständig an die sich wandelnden Erfordernisse anpassenden Burgen wird im Kapitel "5. Die ewige Baustelle" (S. 45-80) deutlich herausgestellt. Besonders die Innovationen der Waffen- und Kriegstechnik, aber auch die allgemeinen technischen Entwicklungen der Bau- und Gerätetechnik führen zu immer neuen baulichen Veränderungen. Hinzu treten die Notwendigkeiten, nach Naturereignissen (S. 75-80) (der "Katastrophen"-Begriff wird völlig unreflektiert verwendet), wie bspw. Erdbeben oder Überschwemmungen, die Burgen wieder instand zu setzen und den Erfordernissen anzupassen. So zeigt etwa die Erneuerung der Brücke der Burg Hohenfreyberg, die alle drei Jahre erforderlich war (S. 74), eine dynamische Bauanpassung.

 

Im Kapitel "6. Stets im Wandel: Von der Burg über das Burgschloss zum Schloss" (S. 80-118) wird diese Adaption der Burgen anhand der chronologischen Darstellung von Burgelementen, ihrem Auftreten und ihren Blütezeiten noch weiter deutlich gemacht. Bemerkenswert sind die langsame Entwicklung und Verbreitung der Mörteltechnik im 10. und 11. Jahrhundert (S. 82) sowie die lange Zeit des parallelen Auftretens von hölzernen und steinernen Burganlagen. Daneben wird deutlich, wie sehr staufische Anlagen die heutigen Bilder von Befestigungen im Früh- und Hochmittelalter anachronistisch verstellen. Eindrucksvolle Beispiele, wie vor der Stauferzeit Befestigungen errichtet wurden, finden sich beispielsweise in den beschriebenen archäologischen Befunden der slawischen Burgwälle, die aus gewaltigen Holzkästen baukastenartig zusammengesetzt worden waren (S. 84 f.).

 

Mit vielen Klischees und romantisierenden Vorstellungen der früheren Burgenforschung muss Zeune aufräumen, wie dem Bergfried als letztem Zufluchtsort. Er betont dessen stark symbolische Funktion in der Fernsicht, überzeugender scheint aber die ebenfalls genannte Funktion als feuerfestes Depot für Wertgegenstände und rechtsrelevante Dokumente (S. 96-98).

 

Zwei Herrscher werden immer wieder genannt: Heinrich I. und seine so genannte Burgenordnung, die etwas überbetont erscheint, und Friedrich I. Barbarossa als wichtigster Burgenbauer (S. 94 f.), dessen aus Buckelquader errichtete Burgen zwar über steinerne Ringmauern, Torbauten und Mauertürme (S. 106) verfügten, dessen Tortürme aber kaum wehrhaft gewesen seien (S. 106 f.). Aus den vielen Beispielen Zeunes zur Entwicklung von Wehrelementen im Burgenbau seien nur zwei genannt: So wird auf die Verbreitung von Bliden in unterschiedlichen Größen ab 1200 (S. 112) mit der Schildmauer reagiert, deren Blütezeit von 1250 bis 1350 angegeben wird. Im 15. Jahrhundert lässt sich eine große Vielfalt an Schießscharten beobachten, bevor sich dann zwei Arten von Scharten durchsetzten. Die Reaktion auf die Innovationen in der Militärtechnik, wie Batterietürme und Rondelle, die sich ab 1500 verbreiteten (S. 116), musste auch finanziert werden, was sich viele Städte in der Frühen Neuzeit aber nicht immer leisten konnten.

 

Im Kapitel "7. Das Nachleben der Burg" (S. 118-122) zeigt Zeune anhand der im Jahr 1410 erbauten Burgen Hohenfreyberg und Ludwigstein, wie in dieser Zeit der frühen Artilleriebefestigungen anachronistisch auf staufische Bauformen zurückgegriffen wurde (S. 119). In Kapitel "8. Die Burg als lebendiges Denkmal" (S. 122-126) hätten einige Redundanzen zu Kapitel 1 eingespart werden können. Dann wäre auch mehr Platz für eine etwas größere Schrift in Kapitel "9. Statt eines Nachworts: Die zwölf schlimmsten Irrtümer über Burgen" (S. 126f.) gewesen, das die Quintessenz des kleinen Bändchens darstellt, das leider etwas abrupt mit dem Bildnachweis (S. 128) abbricht. Ein Literaturverzeichnis ist zwar derzeit im Internet zu finden[5], die Nachhaltigkeit solcher Web-Link-Angebote ist aber erfahrungsgemäß oft nur kurz, sodass eine gedruckte Auswahl wichtiger Titel langfristig sinnvoller gewesen wäre. Zudem wäre statt der online angegebenen zwölfseitigen "Bibliographie Joachim Zeune (Auswahl)" die Angabe der benutzten und teilweise zitierten Literatur, als Beispiele seien genannt Ehlers (S. 32)[6], Meyer (S. 48)[7], Schmaedecke (S. 49)[8], hilfreicher gewesen.

 

Fazit: Unter dem irreführenden historisierenden Titel "Ritterburgen" werden hier viele Anachronismen und romantische Vorstellungen früherer Burgenforscher dekonstruiert und durch moderne, überwiegend archäologisch-bauforscherische Erkenntnisse ersetzt. Für die akademische Lehre setzt das erste Drittel des Bändchens zu viel Vorwissen über die Fallstricke der behandelten geschichtswissenschaftlichen Themenfelder voraus, während die beiden folgenden Drittel einen kompakten und schnellen Einstieg in die moderne Burgenkunde ermöglichen.

 

Anmerkungen:
[1] Nepomuk Cori, Bau und Einrichtung der deutschen Burgen im Mittelalter, Darmstadt 1899.
[2] Otto Piper, Burgenkunde. Bauwesen und Geschichte der Burgen. 3. Aufl., München 1912 (1. Aufl. München 1895).
[3] Barbara Tuchmann, Der ferne Spiegel. Das dramatische 14. Jahrhundert. Dt. von Ulrich Leschak und Malte Friedrich, 17. Aufl., München 2001 (1. Aufl. München 1978).
[4] Zum Lehnswesen vgl. etwa Jürgen Dendorfer / Roman Deutinger (Hrsg.), Das Lehnswesen im Hochmittelalter. Forschungskonstrukte - Quellenbefunde - Deutungsrelevanz, Ostfildern 2010; Steffen Patzold, Das Lehnswesen, München 2012; Karl-Heinz Spieß (Hrsg.), Ausbildung und Verbreitung des Lehnswesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert, Ostfildern 2013.
[5] Zu finden unter den "Leseproben" auf: <http://www.chbeck.de/go/Ritterburgen> (28.12.2015).
[6] Joachim Ehlers, Die Ritter. Geschichte und Kultur, 2. Aufl., München 2009 (1. Aufl. München 2006).
[7] Werner Meyer, Der frühe Burgenbau im südwestlichen deutschen Sprachraum, in: Mittelalter, in: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 4 (1999), S. 15-22.
[8] Michael Schmaedecke, Bemerkungen zur Standortwahl von Burgen im südlichen und südöstlichen Hinterland der Stadt Basel, in: Gründung im archäologischen Befund, bearb. von Andreas Diener, Paderborn 2014, S. 237-246.

[Regionalforum-Saar] (kein Betreff)

Date: 2016/02/11 13:45:10
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Der Verein für Landeskunde VLS informiert:

Monatstagung des Vereins für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS)

Illingen. Wie schon berichtet, lädt der Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) im Monat
Februar zu einem besonderen Vortrag recht herzlich ein.

Uwe BENKEL aus dem pfälzischen Heltersberg referiert zu dem Thema: „Vergessene Schicksale aus
der Tiefe holen - Auf der Suche nach verschollenen Flugzeugen und gefallenen und vermissten
Flugzeugführern des Zweiten Weltkriegs im Saarland“.

Benkel ist Leiter der Grabungen nach vermissten Flugzeuginsassen und Flugzeugwracks des Zweiten
Weltkrieges in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und den angrenzenden Gebieten, darüber hinaus aber
auch bundesweit. Mit seiner Arbeitsgruppe “Vermisstenforschung” ist er ein Novum ungewöhnlicher
ehrenamtliche Geschichtsforschung.

Seit 1989 besteht die Gruppe inzwischen und ist mit ihrer bundesweiten Suche nach Bergung und
Identifizierung vermisster Piloten des Zweiten Weltkrieges bundesweit bekannt. Weit über 100
Fundstellen von Flugzeugwracks, wobei auch die sterblichen Überreste von 30 Flugzeugführern
geborgen und identifiziert werden konnten, wurden inzwischen geortet, aufgefunden und geöffnet.
Sehr wichtig ist hier nicht nur die Bergung, sondern auch die Beseitigung von gefährlichen Altlasten
wie Bomben und Munition.

Die Arbeitsgruppe hat unter www.flugzeugabstuerze-saarland.de ihre umfangreichen Ergebnisse der
letzten Jahre in ausführlichen und gut recherchierbaren Dokumentationen und Präsentationen
eingestellt. Diese überregionale Veranstaltung findet am Samstag, dem 13. Februar 2016, um 15.00
Uhr im Nebenraum des „Cafe Schmidt“, Eisenbahnstr. 5 in 66557 Illingen, unmittelbar am Bahnhof
Illingen, statt. Der Eintritt ist frei.

[Regionalforum-Saar] die Sache mit der Schuld

Date: 2016/02/15 07:01:54
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Morgen,

geht das eigentlich, daß man sich entschuldigt? Wird man so seine Schuld los?
Müssen nicht die Betroffenen jemanden von der Schuld freisprechen?
Muß es also nicht heißen: "Wir bitten um Entschuldigung" statt "Wir entschuldigen uns"?
Oder ist das nur semantischer Unsinn?

heute in der SZ:

„Wir trauern und wir entschuldigen uns“

Homburger Uni-Klinik arbeitet Verbrechen der Nazi-Zeit auf

Mehr als 2300 Menschen wurden hierzulande während der Nazi-Zeit zwangssterilisiert. Zentrum dieser menschenverachtenden Maßnahmen war das Landeskrankenhaus in Homburg.

Von SZ-Mitarbeieterin

Silvia Buss

Homburg. Im Saarland wurden in der Nazi-Zeit zwischen 1935 und 1944 nach Erkenntnissen des Historikers Christoph Braß etwa 2350 Menschen zwangssterilisiert, die Mehrzahl im damaligen Landeskrankenhaus Homburg. Dessen mitverantwortlicher Leiter, Oscar Orth, war noch bis 1997 Namensgeber für die Zufahrtsstraße zur Homburger Uniklinik. Es war ein wichtiger Satz, den Professor Michael Menger am Samstag am Anfang der Tagung über den Umgang mit den NS-Verbrechen Zwangssterilisation und den als Euthanasie („Gnadentod“) titulierten Krankenmord aussprach. „Wir gedenken, wir trauern und wir entschuldigen uns bei den Opfern und deren Angehörigen“, erklärte der Dekan der Medizinischen Fakultät der Saar-Uni in Homburg. An den beiden Arten von NS-Verbrechen an geistig oder körperbehinderten, psychisch kranken oder sonstwie von der „Norm“ abweichenden Menschen waren damals Mediziner maßgeblich beteiligt. Daher sieht sich die Fakultät in der Verpflichtung, auch die junge Generation über Motive, Täter und Begründungszusammenhänge aufzuklären und eine „Erinnerungskultur“ – so der Titel der Tagung – zu schaffen.

Vom NS-Euthanasieprogramm, das selbst nach NS-Recht strafbar war, war das Saarland besonders betroffen. Von den zwischen 1150 bis 1600 Patienten der psychiatrischen Anstalten Homburg und Merzig wurden in der Nazizeit deutlich über 1000 deportiert und ermordet, nur 80 bis 260 überlebten. Auch diese Forschungsergebnisse sind Christoph Braß zu verdanken. Er wäre ein wichtiger Referent gewesen, musste krankheitsbedingt jedoch absagen.

Die Fernsehdokumentation „Ich wäre so gern heimgekommen“ über NS-Euthanasie in unserer Heimat von SR-Journalist Mirko Tomic, die sich unter anderem auf Braß stützt, zeigte, dass nicht nur Ärzte dafür Mitverantwortung trugen. Auch Krankenschwestern, die schwiegen oder mitmachten, ebenso Angehörige: Manche gaben ihre behinderten Kinder in die Anstalt, in der Annahme, es wäre das Beste. Es habe durchaus Handlungsspielraum gegeben, betonte die Historikerin Astrid Ley in ihrem Vortrag über das Verhalten der verschiedenen Ärztegruppen bei der NS-Zwangssterilisation und dem Krankenmord. Ärzte, die sich weigerten, Gutachter für das Euthanasie-Programm zu werden oder ihre Patienten zu melden, seien unbehelligt geblieben, so Ley. Erst seit 2014 gibt es eine nationale Gedenkstätte für die Opfer von Zwangssterilisation und NS-Euthanasie, wie die Literaturwissenschaftlerin Susanne C. Knittel in ihrem Vortrag über Erinnerungskultur berichtete.

Auch die Homburger Fakultät, die die Tagung gemeinsam mit der Paul Fritsche Stiftung ausrichtete, sähe gern ein Denkmal auf dem Campus. Wichtiger aber ist ihre die „lebendige Erinnerungskultur“. Künftig wolle man Schulklassen einladen, um mit ihnen über den Tomic-Film zu diskutieren, sagte Menger und griff damit Anregung aus dem rund 100-köpfigen Publikum auf.


[Regionalforum-Saar] Herzogin Luise

Date: 2016/02/16 10:43:54
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:

Aufführung erinnert an das Leben der Herzogin Luise

Anlässlich ihres Todestags vor 185 Jahren ist das Stück im St. Wendeler Museum zu sehen

Das Schicksal der Herzogin Luise steht im Zentrum eines Theaterstücks, dass der Katholische Deutsche Frauenbund im vergangenen Jahr aufgeführt hat. Nun zeigen die Darstellerinnen es erneut im Museum St. Wendel.

St. Wendel. Um Herzogin Luise geht es in einem Theaterstück, das am Montag, 22. Februar, um 18 Uhr, im Museum St. Wendel aufgeführt wird. Über das Leben und das Schicksal der Herzogin Luise wird bis heute spekuliert. Die besonderen Umstände ihrer Trennung von Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld im Jahre 1824 werfen viele Fragen auf, die wohl nie ganz geklärt werden können.

Mit 16 Jahren heiratete Luise den viel älteren Herzog. Es kriselte bereits nach der Geburt des ersten Sohnes Ernst (1818). Ein Jahr später kam ihr zweiter Sohn Albert zur Welt. Schließlich kam es wegen angeblicher Untreue Luises 1824 zu einer Trennung und Luise wurde nach St. Wendel ins Fürstentum Lichtenberg verbannt. Luises jüngster Sohn Albert heiratete später seine Cousine Victoria, die spätere Queen von England. Luise ist also die Stammmutter der Windsors.

Nach ihrer Scheidung im März 1826 heiratete Luise Maximilian, Graf von Pölzig und Beiersdorf. Bis zu Luises Tod im Jahre 1831 lebten die beiden in St. Wendel und prägten das gesellschaftliche Leben. Luise wurde als Landesmutter verehrt. In Erinnerung bleibt ihr großes soziales Engagement.

Der Katholische Deutsche Frauenbund hatte bereits 2015 das Schicksal der Herzogin Luise ins Auge gefasst und beschlossen, in einem kleinen Theaterstück an sie zu erinnern. Die Premiere der „szenischen Darbietung“ fand eine so große Resonanz, dass in diesem Jahr die „zweite Auflage“ über die Bühne geht – passend zu ihrem Todestag, der sich zum 185. Mal jährt, aber auch zum 190. Geburtstag ihrer Ehe mit Maximilian von Pölzig.

Der Text stammt von Gisela Hoffmann, die Regie übernahm Christine Hoff-Czar, die Organisation war in den Händen von Elisabeth Zimmermann. Das Museum für Mode und Tracht in Nohfelden stellte die Kostüme zur Verfügung. Der Eintritt ist frei. red

museum-wnd.de

[Regionalforum-Saar] Zweiter Teil des Vortrags übe r die jüdische Familie Coblenz aus Ottweiler

Date: 2016/02/16 23:58:13
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

 

am nächsten Dienstag, 23ter Februar, findet der zweite Vortrag von Hans-Joachim Hoffmann über die jüdische Familie Coblenz aus Ottweiler aus Ottweiler statt.

 

Die Veranstaltung wird von der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung ASF im Lesesaal des Landesarchivs Saarbrücken organisiert und beginnt um 17.30 Uhr.

 

Der Eintritt ist frei.

 

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Die jüdische Familie Coblenz
Bedeutend und einflussreich
Aber: Nicht nur in Ottweiler weitgehend vergessen

Neben der Familie Jakob Coblenz kam auch Bonnevit Coblenz (1779 - 1858) im Zuge der Versteigerung der Nationalgüter nach Ottweiler. Auch er engagierte sich in der jüdischen Gemeinde, erlangte darüber hinaus jedoch keine Bedeutung. Auch seine acht Kinder hinterließen so gut wie keine Spuren. Nur das Grabmal des 7. Kindes Emmanuel Coblenz (1824-1888) erinnert auf dem jüdischen Friedhof Ottweiler noch namentlich an diese Familie. Sie verdeutlicht auch die Aussage Hoffmanns in seinem 1. Vortrag, dass die Enkelgeneration der Familien, die um 1800 sich in Ottweiler niederließen, wieder verlassen hat: Denn alle vier Söhne - Bonnevit (1860 - 1932), Emile (1862- 1945), Felix (18963 - 1923) und Leopold (1866-?) - verließen spätestens nach dem Tode ihres Vaters unsere Stadt. Von Leopold, der gemeinsam mit seiner Mutter Henriette Aurbohr (*1830 in Trier- ?) Ottweiler verließ, verliert sich die Spur in Wolfenbüttel, Emilie ließ sich in Hamburg nieder, entkam der Ermordung durch den NS durch seine Heirat mit Anna Nack in Hamburg, weil der dadurch den Schutz der Mischehe bekam. Allerdings musste er sein Eigentum verlassen, in ein Judenhaus Rutschbahn 25 a umziehen und starb am 25.12.1945.
Bedeutung über Ottweiler und unsere Region hinaus gewannen Bonnevit und Felix Coblenz. Beide vertraten die Positionen des Reformjudentums und engagierten sich für dessen Zielsetzungen. Bonnevit Coblenz übernahm die Leitung der großen öffentlichen jüdischen Schule in Köln (1901) und führte sie bis 1926. Seine Grabinschrift "Zu lehren gab ich in dein Herz" (Jüdischer Friedhof Köln-Bocklemünd) kennzeichnet seinen Lebensinhalt: Pädagoge zu sein im Sinne des Reformjudentums. Lebenslang blieb er mit Ottweiler verbunden. Seine Frau Martha emigrierte nach England und verstarb 1940 in London.
Ihre Nachfahren - sowohl die Kinder als auch die Enkelkinder - machten nach der Überwindung der NS-Zeit erstaunliche Karrieren: Walter (*1929) und John ((1932-2004), die Nachfahren ihres Sohnes Martin (1900-1991), der in die USA emigrierte, ergriffen verschiedene Berufe: Walter stieg in der Filmbranche auf zum erfolgreichen Filmproduzent in Hollywood, sein Bruder wurde Börsenmakler.
Henny Coblenz-Nussbaum (1901-1996) wanderte mit ihrer Mutter nach England aus. Sie erlitt das Schicksal vieler Familienangehöriger der Großfamilie Coblenz: Sie erblindete. Doch das hinderte sie nicht an sozialem Engagement: Sie begründete die Jewish Blind Company und gab eine Blindenzeitschrift heraus.
In der Familie wurde die Erinnerung an die deutsche Kultur wach hehalten bis in die heutige Generation.
Felix Coblenz ließ sich ebenfalls zum Lehrer, zusätzlich aber noch zum Rabbiner ausbilden. Über die Stationen Siegen und Bielefeld stieg er zum Rabbiner der Jüdischen Reformgemeinde Berlin auf. Sowohl in Siegen wie auch in Bielefeld initiierte er den Bau einer Synagoge. In Berlin sah er sich mit zwei Problemen konfrontiert: den Zionismus und der Zuwanderung aus dem Ostjudentum. Beide Strömungen lehnte er ab. Seine Forderung lautete unmissverständlich: Integration der Zuwanderer in die jeweilige aufnehmende Gesellschaft. Sein früher Tod ersparte ihm die Verfolgung durch den NS, die seine Frau erleiden musste. In der Pogromnacht wurde ihre Wohnung in Düsseldorf verwüstet. 1939 gelang ihr in letzter Minute die Auswanderung nach England, die Übersiedlung in die USA gelang zunächst nicht mehr, erst nach dem Kriege ließ sie sich in den USA nieder.

[Regionalforum-Saar] Verleihung des Eugen-Berl-Preises 2016

Date: 2016/02/17 18:58:41
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Freitag, 26. Februar 2016

um 18:00 Uhr im Gymnasium Wendalinum,

Schorlemerstraße 28, 66606 St. Wendel

 

Der SPD-Kreisvorstand hat in seiner Sitzung am 17. November 2015 beschlossen, der Projektgruppe „Wendalinum —Wider das Vergessen" den Eugen-Berl-Preis zu verleihen.

Daher laden SPD und Gymnasium Wendalinum gemeinsam zur Preisverleihung ein.

 

Die Laudatio hält der Minister für Bildung und Kultur, Ulrich Commercon.

[Regionalforum-Saar] Jüdisches Leben in der Stadt und im Landkreises Saarlouis

Date: 2016/02/20 16:40:35
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Die „Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.“ hat in Zusammenarbeit mit dem „Landkreis Saarlouis“ ein umfangreiches Werk über die jüdischen Einwohner der Stadt Saarlouis und des Landkreises Saarlouis herausgegeben. Der Autor Hans Peter Klauck arbeitet seit Jahren an einer Dokumentation aller jüdischen Mitbürger von ihrem ersten Auftreten im Landkreis und der Stadt bis zur letzten Deportation durch die Nazis am 22.10.1940.

Hans Peter Klauck

Jüdisches Leben in der Stadt und im Landkreises Saarlouis

1680 – 1940

 

956 Seiten; Dokumentation von 12483 jüdischen Bewohnern des Landkreises Saarlouis mit sehr vielen historischen Fotos und Dokumenten. Die jüdischen Geschäfte und Gewerbe in den einzelnen Orten des Kreises sind ausführlich beschrieben.

Das Buch kostet 44 € zzgl. Porto und Verpackung

 

Bestellungen bitte an:

Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e. V.

Kreisarchiv Saarlouis

Postfach 1840

66718 Saarlouis

Tel.: 06831 444425

E-Mail: heimatkunde(a)vfh-saarlouis.de


Vorgestellt wird das Buch am 9. März 2016  um 19 Uhr im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes Saarlouis.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Die Juden in der Stadt und im Landkreis Saarlouis

Die Jüdischen Bethausgemeinden im Landkreis Saarlouis

Die Synagoge in Beaumarais

Die Synagoge in Dillingen

Die Synagoge in Hemmersdorf

Die Synagoge in Huttersdorf

Die Synagoge in Nalbach

Die Synagoge in Rehlingen

Die Synagoge in Saarlouis

Die Synagoge in Saarwellingen

Die Synagoge in Wallerfangen

Der Jüdische Friedhof in Dillingen

Der Jüdische Friedhof in Saarlouis

Der Jüdische Friedhof in Saarwellingen

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Saarlouis

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Roden

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Fraulautern

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Beaumarais

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Lisdorf

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Dillingen

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Diefflen

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Altforweiler und Felsberg

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Bettingen und Huttersdorf

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Lebach

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Nalbach

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Saarwellingen

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Schwalbach

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Bous

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Wadgassen

Jüdische Geschäfte und Gewerbe in Wallerfangen

Stationen des Terrors

Die Reichspogromnacht im Kreis Saarlouis

Die Deportation der letzten Juden aus dem Landkreis Saarlouis nach Gurs

Stolpersteine für Jüdische Mitbürger im Landkreis Saarlouis

 

Die Familien von A-Z

Abkürzungsverzeichnis

Ortsregister

Register der Familiennamen

Quellen- und Literaturverzeichnis

Fotonachweis

 

[Regionalforum-Saar] 5. März 2016 - Tag der Arch ive (I)

Date: 2016/02/27 17:56:10
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Programm im Landesarchiv Saarbrücken

 

am 5. März 2016, 10-16 Uhr

 

 

·  Archivführungen um 11, 13 und 15 Uhr 

 

Sie bekommen einen Einblick in die für die Öffentlichkeit sonst geschlossenen Bereiche des Landesarchivs und erfahren Näheres über seine Arbeit und seine vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Ausgewählte Archivalien zeigen Ihnen die Vielfalt der in einem Archiv aufbewahrten Unterlagen. So können Sie hautnah erleben, welche Schätze in einem Archiv schlummern und darauf warten, von Ihnen entdeckt und ausgewertet zu werden.

 

 

·  Fotoausstellung

AUTOMOBILE. Impressionen aus einem bewegten Jahrhundert. Darin: Ein Auto-Mobile zum Mitmachen.

 

 

·  Präsentation von Archivgut

Ausgewählte Dokumente zu Themen der saarländischen Verkehrsgeschichte sowie zum Thema Archiv und Mobilität

 

 

·  Hilfestellung beim Lesen alter Schriften

Von 12-13 Uhr und von 14-15 Uhr können Sie sich beim Entziffern mitgebrachter Dokumente helfen lassen.

 

 

·  Universitätsarchiv

Impressionen zur Saarbrücker Studentenbewegung um 1968



 

Das Landesarchiv und das Universitätsarchiv laden Sie zu diesem Tag der offenen Tür herzlich ein und freuen sich auf Ihr Kommen!

 

[Regionalforum-Saar] 5. März 2016 - Tag der Arch ive (II)

Date: 2016/02/27 17:57:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

AUTOMOBILE

Impressionen aus einem bewegten Jahrhundert

 

 

 

Das Saarland ist ein Autoland. Das gilt nicht nur für die heutige Wirtschaft des Landes, sondern auch für dessen Geschichte. Ein Blick zurück demonstriert eindrucksvoll, wie sehr die Saarländer von Anfang an das Automobil liebten. Eine historisch hohe Verkehrsdichte, die grenzenlose Verehrung französischer Karossen, die im bundesdeutschen Vergleich kürzesten Verbindungen zwischen Garage und Autobahn, die Angst vor jedem länger als fünf Minuten währenden Stau, all das hat seine Wurzeln in der besonderen automobilen Geschichte des Saarlands. Schon deswegen war das 20. Jahrhundert an der Saar ein besonders bewegtes Jahrhundert.

 

Am Tag der Archive wird im Saarländischen Landesarchiv eine Ausstellung eröffnet, die der automobilen Geschichte des Landes ihre Reverenz erweist. Auf etwa hundert meist großformatig reproduzierten Fotografien erhält man einen lebendigen Eindruck von dieser spannenden und vielseitigen Historie. Zu sehen sind nicht nur besonders schöne oder ausgefallene Wagen aus vergangenen Zeiten, in den unterschiedlichsten Variationen, vom Spielauto bis zum Rennwagen. Es lässt sich hier auch nachvollziehen, wie das Auto das Land und seine Menschen eroberte. Denn die automobile Geschichte des Saarlandes ist auch ein wichtiger Teil seiner Kultur- und Gesellschaftsgeschichte gewesen.