Date: 2016/01/04 23:37:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Dort wäre ich gern hingefahren. ---------------------- Subject: Tagber: Die Tabula Peutingeriana ------------------------------------------------------------------------ Ernst-Kirsten-Gesellschaft. Internationale Gesellschaft für Historische Geographie der Alten Welt; Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universität Eichstätt 08.10.2015-10.10.2015, Eichstätt Bericht von: Silke Diederich, Köln E-Mail: <mail(a)diederich-mayen.de> Die Tabula Peutingeriana (TP), UNESCO Welterebe, ist die älteste erhaltene antike Weltkarte. Sie liegt uns jedoch nur in einer um 1200 entstandenen Kopie vor. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit gibt sie der Forschung zahlreiche Rätsel auf und entsprechend umstritten ist sie in ihrer Deutung. Das breite Spektrum von Forschungsansätzen und Deutungshypothesen spiegelte sich auch im Programm der hier vorgestellten Eichstätter Tagung, die mit einer hochkarätigen internationalen Besetzung im barocken Ambiente des Collegium Willibaldinum stattfand. Ziel der Konferenz war es, die zahlreichen Forschungsansätze der letzten Jahre gebündelt zur Diskussion zu stellen - und zugleich das gesamte Themenfeld der antiken Geographie- und Kartographiegeschichte in den Blick zu nehmen. Die maßgeblichen, oft kontroversen Forschungspositionen zu den Aspekten Zeitstellung und Entstehungsstufen, Bezüge zu anderen Kartenwerken sowie literarischen-geographischen Quellen, Layout und Design, geographische Korrektheit und Benutzbarkeit sowie Zweckbestimmung und Adressatenkreis, die der Veranstalter, MICHAEL RATHMAN (Eichstätt), in seiner einleitenden Ansprache umriss, waren in ihrer ganzen Bandbreite vertreten. Die Tagung gliederte sich fünf Sektionen. Die erste, mit dem Titel "Grundlagen und mathematische Aspekte I", legte einleitend grundlegende Fragen der Forschung dar: EKKEHARD WEBER (Wien) eröffnete die Sektion mit einer chronologischen Übersicht über die verschiedenen Datierungsansätze zur TP seit dem Humanismus. Webers eigner Datierungsansatz ging von einer Abhängigkeit der TP von der verschollenen sogenannten Karte des Agrippa aus augusteischer Zeit aus (erschlossen aus Ähnlichkeiten mit Plinius und Pomponius Mela), mit Einfügungen aus der Epoche der Antoninen, weiteren Bearbeitungsstufen im 4. Jh. und einer Endredaktion unter Theodosius II im Jahr 435 (gestützt auf Dicuil). Weber folgte dabei grundsätzlich Talberts Hypothese, wonach das antike Original der TP zu Repräsentationszwecken genutzt worden sei. Verorten möchte es Weber nach wie vor in der Säulenhalle des Agrippa auf dem Marsfeld. Die Datierung Talberts in die Zeit um 300 lehnte Weber ab. Auch MICHAEL RATHMANN (Eichstätt) ging in seinen Überlegungen zur TP von verschiedenen Bearbeitungsstufen aus, die er medientechnisch mit dem wenig haltbaren und daher etwa alle 50 Jahre erneuerungsbedürftigen Material der Papyrusrolle begründete. Rathmann führte jedoch die Gesamtkonzeption der Karte auf eine hellenistische Urform zurück. Dies erschloss er aus verschiedenen auf diese Epoche verweisenden Einträgen der TP (z. B. aus den rudimentären Eintragungen zu Germanien und Indien, der Darstellung des Kaspischen Meeres als Golf, den eingetragenen Landmarken der Alexanderzüge) sowie aus Ähnlichkeiten zum hellenistischen Artemidoros-Parpyrus und zur humanistischen Prisciani-Karte (der mutmaßlichen Kopie einer heute verlorenen älteren Fassung der TP). Skepsis äußerte er hinsichtlich der oft geäußerten Vermutung der sogenannten Agrippa-Karte als Hauptquelle der TP. Aus einer anschließenden Bestandsaufnahme zur Darstellung Italiens auf der TP ergaben sich weitere Stützen für die Hellenismus-Theorie. Mathematisch-geographische Überlegungen zur TP stellte KURT GUCKELSBERGER (Braunschweig) an, ausgehend von der Frage, was den Zeichner dazu bewogen habe, die TP in dieser höchst ungewöhnlichen extrem langgestrecken Form anzulegen. Er berechnete dazu die verschiedenen Grade und Formen maßstäblicher Verzerrung und ermittelte dabei eine Sonderstellung Kleinasiens in Form einer geringeren Distortion. Insgesamt haben laut Guckelsberger ästhetische Aspekte bei der Gestaltung den Ausschlag gegeben. So zeige auch eine Berechnung zur Toponymenverteilung, dass hier Homogenität zum ästhetischen Vergnügen eines römischen Bildungsbürgertums angestrebt worden sei. DIMITRY SHCHEGLOV (St. Petersburg) nahm die begriffliche Trennung von Chorographie und Geographie bei Ptolemaios in den Blick, die dieser in seiner Abgrenzung von Marinos vorgenommen, aber nicht streng durchgehalten habe. Danach verglich er die Distanzangaben der TP mit denen auf der Ptolemaios-Karte am Beispiel Italiens mit seiner relativ hohen "Auflösung" und stellte dabei nur geringe Abweichungen der Gesamtdistanz fest (< 10 %), jedoch größere Abweichungen bei den Teilstrecken. Dies erklärte er mit den Zickzacklinien der Straßen und Ptolemaios' auf langen Distanzen basierenden Angaben. Aus kunsthistorischer Sicht beleuchtete KATERINA ILYUSHECHKINA (Moskau) die Darstellung von Flüssen auf der TP, wobei sie differenziert der Forschungskontroverse nachging, ob diese rein dekorativen Zwecken dienten oder als integrale Bestandteile der Karte eine topographische Funktion besitzen. Zu den mannigfaltigen Aspekten, die sie dabei berücksichtigte, gehörten Farbgebung, Positionierung der Flussquellen, Auslassungen oder Fehlplatzierungen von Flussnamen, Brücken und Furten, auch unter der Fragestellung, in welchen Produktionsstadien diese Einträge in die TP gelangt seien. Die semantische Funktion von Flüssen wurde am Beispiel des Entsprechungspaares Tanais-Nil mit Blick auf schriftliche Zeugnisse (Plinius und Ptolemaios) untersucht. Die Sektionen 2-4 umfassten Fallstudien zu verschiedenen auf der TP dargestellten Räumen. Sektion 2 beschäftigte sich mit dem Westen: Hier stellte zunächst ULRICH FELMETH (Hohenheim) Überlegungen zur "Alltagstauglichkeit", d. h. Verständlichkeit und Benutzbarkeit der TP an, die er am Beispiel des Mittelraumes Gallien überprüfte. Auch er untersuchte die Flüsse als wichtige Strukturelemente, mit dem Ergebnis, dass deren Quellen und Mündungen teilweise fehlerhaft eingetragen sind. Auch das für eine antike Karte ungewöhnlichen Straßennetz weise starke Abweichungen auf, besonders bei den in N-S-Richtung verlaufenden Strecken. Benutzbar wäre die TP, so Felmeths Resumé, allenfalls mit einem erläuternden Begleittext. In diesem Zusammenhang stellte Fellmeth sein Projektseminar vor, das die Erstellung eines digitalen interaktiven Kommentars zur Galliendarstellung auf der TP plant. Die Küstenitinerare der TP, des Ravennaten und der Guidonis Geographica verglich LEIF ISAKSEN (Lancaster). Aus den Gemeinsamkeiten dieser möglicherweise untereinander verwandten Quellen leitete er die Anzahl der fehlenden Blätter am linken Rand der TP ab, nämlich drei, was auch aus Gründen der Symmetrie des Kartenlayouts um die Achse Rom-Karthago wahrscheinlich sei. Für das Original nahm er die Anbringung an drei Seiten einer Kollonade an, was er durch Bruchstellen in den Toponymen an den Positionen der ehemaligen Gebäudeecken bestätigt sah. Die Darstellung der Donaumündung in der Kartographie des Ptolemaios zwischen Aktualität und Antiquiertheit untersuchte KARL STROBEL (Klagenfurt). Nach einem Vergleich der Darstellungen auf der TP und bei Ptolemaios wies er die Überholtheit einiger Angaben bei letzterem nach, z. B. das Fehlen der Erschließung Dakiens unter Hadrian und vorneronische ethnographische Einträge, was zeigte, dass selbst von einer Koryphäe wie Ptolemaios nicht immer Aktualität erwartet werden kann. ALEXANDER PODOSSINOV (Moskau) teilte seine Beobachtungen zur kartographischen Technik und Nomenklatur in der Darstellung von Osteuropa auf der TP mit. Die dortigen Karteneinträge, aus denen Rathmann auf einen hellenistischen Ursprung der TP schließt, gehörten Podossinov zufolge zum festen Grundstock griechisch-römischer Geographie. Aus Detailuntersuchungen z. B. zu Maiotis, Sarmaten und Skythen zog er das Fazit, dass die Darstellung Osteuropas auf der TP nur wenig Hellenistisches und viel Römisches enthalte, das er mit Weber auf die Agrippa-Karte zurückführen wollte. Agrippa habe die von der hellenistischen Wissenschaft gelegten Grundlagen rezipiert und sei seinerseits vom Hersteller der TP umgearbeitet und ergänzt worden. MUSTAFA SAYAR (Istanbul) stellte die historische Geographie Südostthrakiens auf der TP vor, das eine bedeutsame Grenzstellung zwischen Asien und Europa einnahm und von zwei wichtigen Straßen durchzogen war, der via militaris und der Via Egnatia, deren Knotenpunkt bis heute unbekannt ist. Sayar informierte über den Forschungsstand zu diesen beiden Straßen, stellte neue archäologische Funde, besonders von Meilensteinen vor und setzte sie in Beziehung zu den Angaben auf der TP. Dabei konstatierte er u. a., dass die Umbenennung von Perinthos zu Herakleia (circa 400 v. Chr.) dort keinen Niederschlag gefunden habe, und betonte die Bedeutung der TP für die Lokalisierung von Melanthias. Sektion 3 galt den Räumen von Asia minor: ANDREAS KÜLZER (Wien) analysierte im Zuge seiner Ausführungen zur Darstellung der thrakischen Chersonesos und des westlichen Kleinasiens auf der TP nach einer kurzen Vorstellung der Tabula Imperii Byzantini die Verzerrungen, Fehler und Auslassungen auf der TP. Er wies dabei für Segment VIII1-4 eine hohe Fehlerdichte nach, z. B. bei Straßen im Landesinneren oder bei Städtenamen, bei denen alter und neuer Name einer Stadt als zwei Städte figurieren, benachbarte Orte verwechselt oder Orte und Straßen in ein falsches Verhältnis gesetzt werden. Ferner widersprach Külzer der geläufigen Theorie, dass die Städtevignetten Übernachtungshinweise darstellten. Der Vortrag schloss mit einer Warnung vor diversen Internetplatformen und dem Barrington-Atlas, die derartige Fehler übernommen hätten. Die Stadt Machare, die beim Ravennaten auch als Machara aufgeführt, auf TP VIII2 als Macara erscheint und nur in diesen Quellen Erwähnung findet, identifierte SERGEY SAPRYKIN (Moskau) mittels sprachgeschichtlicher Analyse als eine Koloniegründung zu Ehren des Machares, des Sohnes von Mithridates VI aus dem Jahr 67/66 v. Chr. Dieser Machares habe sich gegen seinen Vater auf die Seite der Römer geschlagen, was erkläre, warum der von diesem Verräter abgeleitete Ortsname nur in den Vorläufern der TP und des Ravennaten, nicht aber in der späteren Literatur erscheine. ERGYN LAFLI (Izmir) stellte neuere Forschungen im südlichen Galatien und nördlichen Lykaonien vor, indem er archäologische Funde aus diesen Regionen präsentierte, aus denen er auf eine starke phrygische Beeinflussung dieses dichtbesiedelten Gebietes schloss. Sektion vier war den Räumen von Asia maior gewidmet: Die Darstellung des Kaspischen Meeres auf der TP analysierte JOHANNES ENGELS (Bonn) hinsichtlich ihrer Aussagekraft für die Zeitstellung ihres Raumbildes. Ein chronologischer Durchgang durch antike Quellen seit Herodot zeigte, wie die Lückenhaftigkeit der Kenntnisse über dieses schwerzugängliche Gebiet zu kontroversen Theorien führte, z. B. ob es sich um eine Meeresbucht oder ein Binnenmeer bzw. einen See handle, oder ob Verbindungen zum Assowschen Meer existierten. Die unterschiedlichen Hypothesen lebten auch noch nach den Alexanderzügen nebeneinander weiter, so dass die Darstellung des Gebietes auf der TP als Golf kaum Rückschlüsse auf eine hellenistische Quelle zulasse, zumal die für ein Randgebiet typische ungenaue Darstellung dieses Gebietes dort sich wenig mit den Angaben bei Eratosthenes decke. CHRISTIANE BRAUN (Stuttgart) ging den Spuren nach, welche die Alexanderzüge auf dem XI. Segment der TP hinterlassen haben. Bei der Verfolgung der einzelnen Etappen stellte sie fest, dass die auf der TP angegebenen Distanzangaben nicht stimmten, dass jedoch ein Großteil der Stationen, aber nicht alle Zwischenstopps verzeichnet und einige, vielleicht später unwichtige, Städte ausgelassen worden oder einem Kopistenfehler zum Opfer gefallen seien. Eine Alltagstauglichkeit der Karte für Indien und Pakistan sei, so Braun, nicht gegeben. Eine Klassifizierung als alexandrinisches Relikt sei nach dem bisherigen Forschungsstand unklar. Indien auf der TP war das Thema von MONIKA SCHUOL (Berlin). Nachdem sie dem Einfluss exotischer Topoi nachgegangen war, konstatierte sie, dass die Küstenorte teilweise das Wissen der frühen Kaiserzeit infolge des Indienhandels widerspiegeln, jedoch unvollständig und ohne Streckenangaben. Die Darstellung des Binnenlandes basiere auf frühhellenistischer Zeit, wenn auch oft ungenau in den Lokalisierungen. Das rätselhafte ringförmige Tigris-Euphrat-Ganges-System im Zentrum in Südbabylonien deutete sie als einen Verweis auf die Paradiesflüsse des biblischen Schöpfungsberichtes, also als ein Element christlicher Geographie, das als ein Gegenstück zur Romvignette konzipiert worden sei. Die fünfte und letzte Sektion "Grundlagen und mathematische Aspekte II" knüpfte an das Thema der ersten Sektion an, indem sie vor allem die antiken Betrachter der TP und deren von ihrer geographischen Vorbildung geprägten Seherwartung in den Blick nahm: KAI BRODERSEN (Erfurt) nahm in seinem Vortrag "Vom Wert der Topologie für die Geographie" besonders das Straßennetz der TP in den Blick. Er setzte dieses in Bezug zu den Mental-Map-Theorien des 20. Jahrhunderts sowie zu modernen Routenplänen, wie dem des Frankfurter Goethe-Instituts zu Europa, dem U-Bahn-Plan von London des Jahres 1939 oder auch zu Afrikakarten des 19. Jahrhunderts. Diese Darstellungen, ähnlich wie die Straßen- und Gebäudeabbildungen auf dem byzantinischen Kiryat Gat-Mosaik oder die Gebäudereihe rings um den Rand des Megalopsychia-Jagdmosaiks von Antiochia (zweite Hälfte 5. Jh.) reagierten laut Brodersen auf ähnliche Betrachtenden-Erwartungen wie die TP. Den Adressatenbezug der TP stellte auch RICHARD TALBERT (Chapel Hill) in den Mittelpunkt. Dazu wertete er im Schlussvortrag dieser Tagung tragbare Sonnenuhren, wohl aus nachptolemäischer Zeit, mit zur Bestimmung der Ortszeit eingravierten Breitengradangaben verschiedener Städte des römischen Imperiums aus. Deren praktischer Wert sei schon aufgrund der teilweise fehlerhaften Gradangaben als eher gering einzustufen. Als Objekte der Repräsentation und Herrschaftsdemonstration ("Empire in your hand") im Besitz von Angehörigen der römischen Senatsaristokratie dürften sie vielmehr eine ähnliche Funktion erfüllt haben wie die TP. Von den zahlreichen Aspekten, die jeweils im Anschluss an die einzelnen Vorträge in den angeregten und ergiebigen Diskussionen anklangen, können hier nur wenige genannt werden: so die Frage nach dem Umfang der mittelalterlichen Modifikationen, nach möglichen Kopistenfehlern, nach der Rolle von Symmetrien für das Kartenlayout oder nach den Problemen, die sich aus den zuweilen unklaren Maßeinheiten (Leugen, Meilen, Parasangen) ergeben. Alles in allem hat die transdisziplinäre Ausrichtung dieser Tagung eine Vielzahl von Ergebnissen gebracht, aber auch viele noch offene Forschungsfragen zugespitzt und präzisiert. Damit wurde zugleich eine Zwischenbilanz gezogen und eine ausgezeichnete Basis für weitere Forschungen geschaffen. Die Vorträge werden in der Zeitschrift Orbis Terrarum erscheinen. Konferenzübersicht: Gernot Michael Müller, Vizepräsident für Profilentwicklung, Vernetzung und Internationales der Universität Eichstätt: Grußwort Michael Rathmann (Eichstätt): Einführung Sektion 1: "Grundlagen und mathematische Aspekte I" Moderation: Gernot Michael Müller Ekkehard Weber (Wien): Die Datierung des antiken Originals Michael Rathmann (Eichstätt): Überlegungen zur Tabula Peutingeriana Kurt Guckelsberger (Braunschweig): Mathematisch-kartographische Überlegungen zur Tabula Peutingeriana Dmitry Shcheglov (St. Petersburg): A Coparative Analysis of Distances on the Tabula Peutingeriana and Ptolemy's Map (the Case of Italy) Katerina Ilyushechkina (Moskau): Zur Darstellung von Flüssen auf der Tabula Peutingerina. Zwischen Dekoration und Funktion. Sektion 2: "Räume: Der Westen" Moderation: Mustafa Sayar/Anne Kolb Ulrich Fellmeth (Hohenheim): Überlegungen zur Alltagstauglichkeit der Tabula Peutingeriana am Beispiel des Mittelraumes Gallien Leif Isaksen (Lancaster): Comparing the Coastal Itineraries of the Peutinger Table, Ravenna Cosmography and Guidonis Geographica Karl Strobel (Klagenfurt): Der Donauraum in der Kartographie des Ptolemaios: Zwischen Aktualität und Antiquiertheit Alexander Podossinov (Moskau): Osteuropa auf der Tabula Peutingeriana: einige Beobachtungen zur kartographischen Technik und Nomenklatur Mustafa Sayar (Istanbul): Die historische Geographie Südostthrakiens nach der Tabula Peutingeriana Sektion 3: "Räume: Asia minor" Moderation: Kristina Heubach Andreas Külzer (Wien): Zur Darstellung der thrakischen Chersones und des westlichen Kleinasiens Sergey Saprykin (Moskau): Machare = Machara of Rav. Anonym. IV.3, V.10 and Macara of Tab. Peut. VIII.2: A New Mithridatic Katoikia at Bosporus Ergün Lafli (Izmir): Galatien und Phrygien in der Tabula Peutingeriana: Neue Forschungen im südlichen Galatien und nördlichen Lykaonien Sektion 4: "Räume: Asia maior" Moderation: Bardo Gauly Johannes Engels (Bonn): Die Darstellung des Kaspischen Meeres auf der Tabula Peutingeriana als Indiz für die Zeitstellung ihres Raumbildes? Christiane Braun (Stuttgart): Der Alexanderfeldzug auf dem XI. Fragment der Tabula Peutingeriana. Monika Schuol (Berlin): Indien auf der Tabula Peutingeriana Sektion 5: "Grundlagen und mathematische Aspekte II" Moderation: Johannes Engels Kai Brodersen (Erfurt): Vom Wert der Topologie für die Geographie Richard Talbert (Chapel Hill): The Peutinger Map and 'Geographical' Portable Sundials: A Shared Worldview? Michael Rathmann (Eichstätt): Schlusswort URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=6297> |
Date: 2016/01/04 23:41:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Fängt kompliziert an, wird aber spätestens bei den Beispielen
interessant. ---------------- Binder, Julia: Stadt als Palimpsest. Zur Wechselwirkung von Materialität und Gedächtnis. Berlin: Neofelis Verlag 2015. ISBN 978-3-95808-024-9; 222 S., 42 Abb.; EUR 24,00. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Andreas Ludwig, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam E-Mail: <ludwig(a)zzf-potsdam.de> Stadt als Handlungs-, Diskurs- und Erinnerungsraum zu interpretieren ist seit längerem Gegenstand einer Ethnologie, Kulturanthropologie und Soziologie der Städte, die die Ortsgebundenheit von Gedächtnis in der Forschung ebenso thematisiert wie die örtliche Verdichtung von Zeit im städtischen Raum. Julia Binders Untersuchung, eine an der Humboldt-Universität zu Berlin verteidigte stadtsoziologische Dissertation, fügt dem zweierlei hinzu: eine vergleichende Perspektive sowie die Einführung des Palimpsest-Begriffs als metaphorische Zuspitzung von Wandel, Vergessen(machen) und Wiederaneignung. Der Begriff "Palimpsest", der ursprünglich eine abgeschabte oder abgewaschene und dann neu beschriebene Urkunde bezeichnet, suggeriert ein Geheimnis, dessen Entdeckung eine zuvor entfernte historische Schicht freilegt. Julia Binder hat ihn für ihre Untersuchung auf städtische Orte übertragen - gemeint ist dabei das Entfernen eines alten und das Einschreiben eines neuen Textes in die städtische Topographie. Die Vorstellung der Stadt als eines Palimpsests öffne den Blick nicht nur für die mehrschichtige materielle Substanz der Jetztzeit, sondern zugleich auch für die Gegenwartsbezogenheit des Umgangs mit ihr (S. 57). Wie solche Prozesse verlaufen können, soll in einer Verknüpfung von raum- und gedächtnistheoretischen Ansätzen untersucht werden. Binder bezieht sich raumtheoretisch zum einen auf Henri Lefebvres "La Production de l'Espace" (1974) und dessen Unterscheidung von geplantem und gelebtem Raum, zum anderen auf Kevin Lynchs "Image of the City" (1960), worin die Stadt als Struktur von nutzungsbezogenen Wiedererkennungspunkten beschrieben wird. Gedächtnistheoretisch verweist die Autorin auf Maurice Halbwachs' Begriff des sozialen Gedächtnisses, den sie in einer akteurszentrierten Erweiterung benutzt; Erinnerung sei stets gegenwartsbezogen und werde durch soziale Prozesse immer wieder neu hergestellt. Ausgewählt hat sie vier Orte - drei in Berlin, einen in Buenos Aires -, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Diktatur und Diktaturgedächtnis stehen. Hier, so Binder, lasse sich ein schneller Wandel sozialer Bedingungen beobachten - im Gegensatz zum langfristigen Inventar der historischen Stadtlandschaft (S. 11). Die vier Fallbeispiele zeigen unterschiedliche Facetten eines Aushandlungsprozesses, der die gebaute Stadt mit dem sozialen Gedächtnis von Akteuren in Beziehung setzt. Das erste Beispiel ist das Funkhaus in der Berliner Nalepastraße (Oberschöneweide), ab 1952 Sitz des Rundfunks der DDR. Nach dem Ende des Sendebetriebs wurde der Gebäudekomplex funktionslos, dann von staatlichen Instanzen verwaltet und 2005 schließlich privatisiert. Binder beschreibt zunächst die isolierte stadträumliche Situation, die das teilweise denkmalgeschützte Ensemble von der täglichen Wahrnehmung durch die Stadtgesellschaft trennt, und hat in einem zweiten Schritt Akteure interviewt, die mit dem Funkhaus zu tun hatten oder haben: ehemalige Redakteure, Mitarbeiter der Immobilienverwaltung, Techniker. Das Funkhaus Nalepastraße wird gleichsam als ein Nicht-Ort (Marc Augé) identifiziert, denn ehemalige Redakteure des Staatsrundfunks der DDR haben offenbar kein ortsgebundenes Gedächtnis entwickelt. Paradigmatisch sei die Neubezeichnung des ehemaligen Rundfunkgebäudes durch die staatlichen Besitzer als "Einrichtung gemäß Artikel 36 Einigungsvertrag". Obwohl zahlreiche materielle Relikte der Rundfunk-Nutzung weiterhin vorhanden sind[1], beziehe sich das soziale Gedächtnis vor allem auf den Funktionsabbruch nach 1990, der das Funkhaus als kontaminierten Ort der Diktatur kodiere. Das zweite Fallbeispiel ist ein Bereich des ehemaligen Grenzstreifens im Zentrum Berlins. Nach der Restitution der Alteigentümer lange Zeit ungenutzt, wurde die Brache zwischen 2006 und 2010 von einer Künstlergruppe als Skulpturenpark bespielt.[2] Inzwischen ist die Brache mit einem historisierenden Neubaukomplex bebaut und lässt keinerlei Spuren der früheren Situation im geteilten Berlin mehr erkennen. Binder weicht bei der Beschreibung dieses Ortes vom Konzept der Gegenwartsbezogenheit insoweit ab, als sie die mittlerweile eingetretene Komplettierung einer geschlossenen Stadtlandschaft eher am Rande erwähnt, der historisch gewordenen, ohne Spuren verbleibenden künstlerischen Zwischennutzung jedoch breiten Raum einräumt. Das dritte Beispiel stammt aus Buenos Aires und beschreibt die Bemühungen von überlebenden Opfern der argentinischen Militärdikatur zwischen 1976 und 1983, ehemalige innerstädtische Folterorte wieder kenntlich zu machen. Die Folterkeller waren temporär eingerichtet und wurden später überbaut, so dass die Orte der Diktatur in der Stadtlandschaft bald nicht mehr auffindbar waren; sie wurden erst durch zivilgesellschaftliche Gruppen gesucht und im Wortsinn wieder ausgegraben. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll die Bedeutung eines ortgebundenen Gedächtnisses für die Betroffenen, jedoch zugleich den Wandel der Erinnerungskultur, auf den die offizielle politische Unterstützung der Akteure seit Beginn der 2000er-Jahre verweist. Aushandlungsprozesse zwischen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren stehen auch im Zentrum des letzten Untersuchungsbeispiels, der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße.[3] Das hier in den letzten Jahren entstandene Gedenkensemble ist der aktuellste Eingriff in die Stadtlandschaft; vorangegangen waren der Mauerbau und die nachfolgende Freiräumung des Ost-Berliner Grenzstreifens. Die DDR hatte nach 1961 die direkt an der Grenze liegende Häuserzeile abgerissen, einen Friedhof überbaut und zuletzt, noch in den 1980er-Jahren, die im Grenzstreifen liegende Kirche gesprengt. Nach 1990 entwickelte sich eine konfligierende Interessenlage, indem einerseits die von der Grenzanlage betroffenen Grundstücke restituiert wurden, andererseits an der Bernauer Straße eine Gedenkstätte errichtet werden sollte, die auch den Mauerverlauf und das auf Ost-Berliner Seite liegende sicherheitstechnische Hinterland erfahrbar machen sollte. Während die Mauerteile, wie fast überall in Berlin, zu Beginn der 1990er-Jahre entfernt wurden, sollte nun eine exemplarische Markierung des Ortes erfolgen. Akteure für die Errichtung des Gedächtnisortes waren der Staat sowie die örtliche Kirchengemeinde; Widerstand erfolgte durch einige Bewohner der neu errichteten Häuser auf dem ehemaligen Mauerstreifen. Wie unterscheiden sich diese Beispiele nun hinsichtlich einer akteurszentrierten Gedächtnisbildung am konkreten Ort, und wie passen sie in das Konzept der Stadt als Palimpsest? Am Berliner Rundfunkhaus sind materielle Spuren erkennbar, eine soziale Gedächtnisbildung am Ort ist jedoch nicht auszumachen - eine "Wechselwirkung von Materialität und Gedächtnis", wie im Untertitel des Bandes formuliert, findet nicht statt; es erscheint treffender, von einer kulturellen Neuaneignung zu sprechen. Die zentralen Berliner Mauergrundstücke zeigten eine solche Wechselwirkung nur temporär, und weder Materialität noch soziales Gedächtnis konnten auf längere Sicht erhalten werden. Die Berliner Mauergedenkstätte ist schon deshalb ein fragliches Beispiel, weil die materielle Substanz abgetragen war und für eine Gedächtnisbildung am Ort nachträglich neu organisiert werden musste. Buenos Aires erscheint im Vergleich als positives Gegenbeispiel, denn hier gelang es durch zivilgesellschaftliche Initiative, die verschütteten materiellen Überreste im sozialen Gedächtnis der Stadt zu verankern. Die vier sehr unterschiedlichen Fälle repräsentieren eine Spannbreite, die auf die Möglichkeiten ortsbezogener und ortsgebundener sozialer Gedächtnisbildung hinweist. Obwohl das Diktaturgedächtnis ihre gemeinsame Klammer ist, vermag die Auswahl nicht recht zu überzeugen; die kurzzeitige künstlerische Intervention im innerstädtischen Mauerstreifen hat, folgt man Binders Ausführungen, wenig soziale oder kommunikative Interaktion mit sich gebracht, und sie entfaltete keine nachhaltige Wirkung. Die Auswahl der untersuchten Orte wird über ihre Gemeinsamkeit als Orte der Diktatur hinaus nicht begründet. Vielleicht deshalb wird eine Systematisierung der empirischen Befunde auch nur angedeutet. Zudem fehlt eine Diskussion über die zeitliche Dimension der aufgeführten Beispiele vor dem Hintergrund des Konzepts der "lieux de mémoire" und der darin enthaltenen These eines Übergangs vom sozialen zum kulturellen Gedächtnis. Zu problematisieren wäre in dieser Hinsicht, ob die Gedenkstätte Berliner Mauer nicht eher einem kulturellen als einem sozialen Gedächtnis zuzuordnen ist. Julia Binders Konzept der Stadt als Palimpsest ist vor allem am Beispiel von Buenos Aires einleuchtend, weil das Überschriebene wieder lesbar gemacht werden konnte und damit die konkreten historischen Schichtungen im heutigen Stadtraum sichtbar sind. Anmerkungen: [1] Für Bildmaterial siehe etwa <http://funkhausberlin.blogspot.de> (30.11.2015). [2] Vgl. <http://www.skulpturenpark.org> (30.11.2015). [3] Vgl. <http://www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/de/> (30.11.2015). Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Jan-Holger Kirsch <kirsch(a)zzf-pdm.de> |
Date: 2016/01/10 17:15:49
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Tag zusammen!Bei Rosbruck, an der Straße von Morsbach nach Cocheren, findet sich ein mittlerweile völlig verwahrlostes Grab, in dem mehrere Männer vom 15. bzw. 3. Ulanen-Regiment liegen sollen, die hier am 07.08.1870 (Tag nach der Schlacht um die Spicherer Höhen) bei Kämpfen mit französischen Einheiten ums Leben kamen.
Ich bin auf der Suche nach näheren Informationen zu diesem Vorfall, konnte aber bislang nichts finden. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir hier jemand weiter helfen könnte, entweder mit Details zum Vorfall oder mit Hinweisen auf Quellen bzw. Anlaufstellen zur weiteren Recherche. Vorab vielen Dank und einen schönen Sonntagabend an alle.
Grüße aus Saarbrücken Stefan Reuter
Date: 2016/01/10 18:21:34
From: Friedrich.Denne(a)t-online.de <Friedrich.Denne(a)t-online.de>
Hallo Herr Reuter,
habe die Nachricht an den Leiter meiner Arbeitsgruppe Militärgeschichte weitergeleitet.
Viele Grüße
Friedrich Denne
Kommunikation:
Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS)
Friedrich Denne
Hauptstr. 90
(D) 66578 Schiffweiler
Tel.: 06821 - 962156
Mobil: 0177 - 2532142
Mail: Friedrich.Denne(a)T-Online.de
www.landeskunde-saarland.de
..........................................................................................................................................................................................
-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Regionalforum-Saar] Informationen zu Grab von 1870 bei Rosbruck gesucht
Datum: 2016-01-10T17:16:00+0100
Von: "Stefan Reuter via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
An: "Regionalforum Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Tag zusammen!
Bei Rosbruck, an der Straße von Morsbach nach Cocheren, findet sich ein
mittlerweile völlig verwahrlostes Grab, in dem mehrere Männer vom 15.
bzw. 3. Ulanen-Regiment liegen sollen, die hier am 07.08.1870 (Tag nach
der Schlacht um die Spicherer Höhen) bei Kämpfen mit französischen
Einheiten ums Leben kamen.
Ich bin auf der Suche nach näheren Informationen zu diesem Vorfall,
konnte aber bislang nichts finden. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir
hier jemand weiter helfen könnte, entweder mit Details zum Vorfall oder
mit Hinweisen auf Quellen bzw. Anlaufstellen zur weiteren Recherche.
Vorab vielen Dank und einen schönen Sonntagabend an alle.
Grüße aus Saarbrücken
Stefan Reuter
_______________________________________________
Regionalforum-Saar mailing list
Regionalforum-Saar(a)genealogy.net
http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar
Date: 2016/01/15 17:09:35
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Hallo, zur Verstärkung unseres Vorstandsteams suchen wir zum nächstmöglichen Termin eine/n Schriftführer/in die sich bei uns engagieren möchte. Die betreffende Bereiche wäre Protokollführung und Pressearbeit. Bei Interess bitte melden. Wir würden uns auf eine Zusammenarbeit freuen. Liebe Grüße Michaela Becker Beirat Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde u. Volkskultur e.V.
Date: 2016/01/17 22:26:01
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Abend, am Dienstag, 26ter Januar 2016, wird Hans-Joachim Hoffmann aus Ottweiler den ersten von zwei Vorträgen über die jüdische Kaufmannsfamilie Coblenz aus Ottweiler halten. Der Vortrag findet im Landesarchiv Saarbrücken in Scheidt im Rahmen der Monatstreffen der ASF statt. Er beginnt um 17.30 Uhr im Lesesaal des Landesarchivs. Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger ----------------- Die
jüdische Familie Coblenz Bedeutend und einflussreichAber: Nicht
nur
in Ottweiler weitgehend vergessen Zu Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten vier jüdische Familien aus Bliesbruck im Zuge der Versteigerung der Nationalgüter nach Ottweiler über: die Familien Jakob Coblenz – Gerson Coblenz – Emmanuel Coblenz und Bonnevit Coblenz. Sie engagierten sich in Ottweiler insbesondere in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts sowohl für den Auf- und Ausbau der jüdischen Gemeinde als auch auf kommunaler Ebene. Auf ihre Initiaven hin kam es zur Errichtung der Synagoge, der Begründung einer jüdischen Elementarschule und der Anlage des jüdischen Friedhofs. Dies führte durchaus zum vorübergehenden Aufblühen des Judentums in Ottweiler. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte jedoch ein langsamer, aber beständiger Niedergang der jüdischen Gemeinde ein, bedingt durch die Abwanderung der nachfolgenden Generationen. Hans
Joachim Hoffmann aus Ottweiler recherchierte die biographischen
Daten zu den
beiden über Ottweiler und das Saarland hinaus bedeutenden
Familienzweige. Im
ersten Vortrag stehen die Nachfahren der Familie Jakob und
Charlotte Coblenz im
Mittelpunkt der Darstellungen. Dabei skizziert Hoffmann die
Entfaltung von zwei
Linien:
Die
Ottweiler – Binger – Linie ergab sich dadurch, dass Jakob
Coblenz seine Tochter
DELPHINE mit dem Binger Weingutbesitzer Josef Philipp Meyer
verheiratete. Die
aus dieser Ehe stammende Emilie heiratete ihren Cousin SIMON,
Sohn aus der Ehe
Daniel Coblenz/Marianne Levi (Kirchheimbohlanden). Aus der Ehe
Emilie/Simon
Coblenz gingen fünf Kinder hervor. Davon machten drei Töchter
überregional von
sich reden, indem sie sich politisch und/oder als Mäzene und
Förderer von
Künstlern engagierten. Die bedeutenste Person ist wahrscheinlich
IDA DEHMEL,
seit 1901 mit dem damals sehr bekannten Schriftsteller Richard
Dehmel
verheiratet. Ihre Schwester Alice heiratete den linksliberalen
Mannheimer
Verleger JULIUS BENS-HEIMER und engagierte sich ebenso wie ihre
Schwester JULIE
HEDWIG für die Gleichstellung der Frauen in Politik und
Gesellschaft. Dieses
Engagement für die Frauenrechte ergab sich aus ihren
Erfahrungen, die sie in
ihrem patriarchalischen Binger Elternhaus machten mussten.
Hoffmann bemüht sich
in seinem Referat darum, nicht nur die biographischen Daten zu
den genannten
Personen zu ver-mitteln, sondern zugleich einen Eindruck von dem
gesellschaftlichen Umfeld zu vermitteln, das von diesen Frauen
mitgeprägt
wurde. So geht er auf die Beziehung IDA DEHMEL – STEFAN GEORGE
in der
Jugendzeit Idas in Bingen ein, deutet das familiäre Umfeld
RICHARD DEHMELS an,
dessen erste Frau PAULA DEHMEL als Kinderbuchautorin evtl. noch
bekannt ist.
Ihr Bruder FRANZ OPPENHEIMER lehrte als Professor für Soziologie
und Nationalökonomie
u.a. an der Universität Frankfurt und betreute die Promotion
LUDWIG EHRHARDS.
Der große Einfluss IDA und RICHARD DEHMELS lässt sich u.a. daran
ermessen, dass
Freunde dem Ehepaar 1912 ein Haus in Hamburg-Blankenese
schenkten, das zum
Treffpunkt von Künstern aus allen Bereichen wurde. Ergänzend
dazu stehen die
Ausführungen zu den beiden Schwestern ALICE BENSHEIMER und JULIE
HEDWIG
NEUMEIER, die sich – teilweise in Verbindung mit IDA DEHMEL – in
der
Frauenbewegung engagierten. Die
Linie Ottweiler – Paris entwickelte sich auf zwei Wegen: DANIEL,
der älteste
Sohn aus der Ehe Jakob/Charlotte Coblenz, siedelte von Ottweiler
über Trier
nach Paris über. Wahrscheinlich tätig im Bereich des
Bankenwesens erwarb er in
Absprache mit seinem nach Bingen verheirateten Bruder SIMON
Anteile an den
Eisenwerken in Saint Rémy-sur Orne (Calvados). Eine
zweite Verbindung mit Paris kam zustande durch die Heirat der
ältesten Tochter
GÜTEL/CHARLOTTE von Jakob und Charlotte Coblenz mit dem als
Phalsbourg
stammenden LEVY, MATHIAS. Denn ihre Tochter PAULINE ehelichte
1851 KALMUS
CALMANN, den Begründer des weltbekannten CALMANN-LÉVY-VER-LAGES,
für den ein
weiterer Nachfahre aus der Linie Jakob Coblenz, nämlich OSKAR
COBLENZ, in
Berlin eine Niederlassung leitete. Dank
der guten Verbindungen Hoffmanns zu Nachfahren der Familie
Coblenz und seinen
Kontakten zur Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg, die
große Teile des
Nachlasses von IDA und RICHARD DEHMEL verwahrt, sowie zur
DEHMELHAUS-STIFTUNG
in Hamburg, die z.Z. das Dehmelhaus in Hamburg-Blankenese in
Verbindung mit der
REEMTSMA-STIFTUNG restauriert, verfügt der Referent über
umfangreiches
Quellenmaterial, das einen interessanten Einblick in das Leben
der jüdischen
Familie COBLENZ und ihrer Nachfahren erwarten lässt. In
einem zweiten Vortrag (23.02.2016) widmet sich Hoffmann der
Familie BONNEVIT
COBLENZ und ihren Nachkommen, zu denen u.a der Filmproduzent
WALTER COBLENZ
gehört, der den Film über die WATERGATE-AFFAIRE „Die
Unbestech-lichen“ zu
verantworten hat und 2009 nach Ottweiler kam, um die Stätten
seiner Vorfahren
kennen zu lernen. Nähere Informationen zum 2. Vortrag folgen. |
Date: 2016/01/18 16:37:50
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ:
Waldgehöferschaft „Urweiler Erben“ trifft sich zur SitzungUrweiler. Die Generalversammlung der Waldgehöferschaft „Urweiler Erben“ findet am Mittwoch, 20. Januar, 20 Uhr, im Nebensaal des Gasthauses Rammacher 18, statt. Wichtigste Punkte sind der Jahresbericht des Vorstandes und ein Vortrag von Ortwin Kessler, Mitglied der Urweiler Erbengemeinschaft. Er befasst sich seit Jahren mit der Geschichte der Urweiler Waldgehöferschaft und spricht über die fühere Nutzung des Waldes und die Niederwaldwirtschaft. Die Waldgehöferschaften gibt es nur im Raum Trier und im nördlichen Saarland. Wie die Urweiler Erbengemeinschaft entstanden ist weiß heute niemand mehr so richtig. Es gibt verschiedene Theorien. Eine besagt, dass etwa im 17. Jahrhundert die kleinen Landwirte des Ortes unter dem Druck der hohen Steuern ihren Waldbesitz an einen zahlungskräftigen Bauern übertragen haben. Der musste nun die Steuern bezahlen, ließ aber die früherer Besitzer weiter ihren Holzbedarf im Wald decken und verpflichtete sie, im Frondienst die Arbeiten zu verrichten. Eine andere datiert diese Bewirtschaftungsform auf die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg. Als alle Einwohner ermordet oder vertrieben waren und die Bischöfe von Trier aus anderen Teilen von Europa Leute in unserer Gegend ansiedelten. Dies alles ist aber geschichtlich nicht belegt. Der Sinn einer Mitgliedschaft in der Erbengemeinschaft in den vergangenen 150 Jahren bestand darin, dass die Mitglieder ihren Holzbedarf im Gemeinschaftswald decken konnten. Ein Mitglied der Erbengemeinschaft besitzt Anteile und ist damit an der fast 180 Hektar großen Waldgehöferschaft beteiligt. Wer in die Gemeinschaft eintreten will, muss ein Mitglied finden, das seine Anteile verkauft. Meistens werden diese aber vom Besitzer an die Kinder vererbt. hjl
Infos: Hermann Jenni, Tel. (0 68 51) 17 27 oder E-Mail: ------------------------- Fragen: => Zwar bedeutet "Frondienst" einen unentgeltlichen Dienst dem Obrigkeit gegenüber, aber gab es auch Frondienste im privaten Bereich - also zwischen Landwirt und "Groß"-Bauer? => Haben die Trierer Bischöfe resp. Kurfürsten nach dem 30-jährigen Krieg Menschen im Amt St. Wendel angesiedelt?
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Date: 2016/01/19 10:01:12
From: Horst Geiger <horstgeiger(a)schlau.com>
Hallo Rolandsei so nett, und bestell mir bei Deiner nächsten Möglichkeit eine Druckerpatrone
für meinen Drucker mit. lG Papa
Date: 2016/01/19 23:55:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Hallo, Leute,ich wollte Euch nur mitteilen, daß ich meinem Papa eine Druckerpatrone bestellt habe.
Danke Euch allen, die mich dran erinnert haben. Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger Am 19.01.2016 um 09:55 schrieb Horst Geiger:
Hallo Rolandsei so nett, und bestell mir bei Deiner nächsten Möglichkeit eine Druckerpatronefür meinen Drucker mit. lG Papa _______________________________________________ Regionalforum-Saar mailing list Regionalforum-Saar(a)genealogy.net http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar
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Date: 2016/01/23 10:06:36
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Hallo, letztens in Trier im Stadtarchiv fand ich diesen Artikel aus dem Jahre 1798: Saar=Departement Freiheit Gleichheit Wegschaffung der Wappen und öffentlichen Zeichen der Lehnherrschaft. Auszug aus dem Register der Berathschlagungen der Zentralverwaltung des Saardepartements, Sitzung vom 27. Ventos 6ten Jahrs der ein= und unzertheilbaren Franken=Republik, welcher beywohnten die Bürger: Lintz Präsident, Lafontaine Haan, Labourdiniere; Gerhards Verwalter, und Boucqueau Kommissär des Vollziehungs=Direktorium. Die Centralverwaltung in Erwägung, daß alles dasjenige welches an die Herrschaft des Adels, und des Lehnrechts zurückerinnern kann, in dem Augenblicke aus diesem Lande verschwinden müsse, wo es auf Befehl der französischen Regierung eine republikanische Organisation erhält; In Erwägung, daß dieser der Sinn der Proklamation des Regierungskommmissärs vom 21 Frimär l.J. ist, und nach vernommenem Kommissär des Vollziehungs=Direktoriums Beschließt sie wie folgt: Art. 1. In acht Tagen, von Verkündigung des gegenwärtigen, sollen die Wappen, Pranger, und alle andere Zeichen, welche an die Herrschaft des Adels, und des Lehnsistems zurückerinnern önnen, wo sie sich immer befinden mögen, in allen Gemeinden des Umfangs unseres Departements weggeschafft werden. Art. 2. Die Eigenthümer, oder Miethsleute von partikulär Gebäuden sollen gehalten seyn, die im vorigen Artikel angeordnete Wegschaffung selbst bewerkstelligen zu lassen. Die Munizipalitäten oder andere Orts Obrigkeiten sind beauftraget dafür Sorge zu tragen, daß sie in Zeit einer Dekade von Verkündigung des gegenwärtigen an von öffentlichen Plätzen und öffentlichem Eigenthume entfernt werden. Art. 3. Es ist ausdrücklich befohlen, bey Ausführung der vorhergehenden Verfügungen die nothwendige Vorsicht anzuwenden, damit alle Beschädigung sowohl an öffentlichen ls privat Gebäuden verhütet werde. Art. 4. Wenn privat Eigenthum nach 5 Tagen der Bekanntmachung des gegenwärtigen noch verbothene Zeichen darböthe; so sollen die Munizipalitäten, und in deren Ermangelung die Kommissäre des Vollziehungs=Direktoriums in den Kantonen gehalten seyn, ihre Zerstöhrung auf Kosten der Säumigen zu bewerkstelligen. Art. 5. Die Munizipalverwaltung von Trier soll dieser Verwaltung ein Verzeichniß derjenigen Straßen dieser Gemeinde, deren Namen das Andenken an die alte Regierung erneuern können, mit den Benennungen, welche man an ihre Stellen setzen könnte, überreichen. Sie wird bedacht seyn, daß die Namen aller Straßen oben der deutschen Benennung französisch geschrieben werden. Art. 6. Gegenwärtiges soll in dem ganzen Umfange verkündet und angeheftet, und zu dem Ende in deutscher Sprache gedruckt werden. Lintz Präsident Für gleichlautende Abschrift Schmelzer einst. General=Sekretär Quelle: Stadtarchiv Trier, FZ 44 -- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2016/01/26 22:02:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Das Ortsfamilienbuch Katzweiler ist erschienen.Das Buch umfasst in 2 Bänden mit 1008 Seiten 3829 Familien mit 15236 Personen.
Der Doppelband ist zum Preis von 29,00 € + ggf. 6,99 € Portokosten erhältlich.
Bestellungen bitte ausschließlich richten an: Kurt Weinkauf – 06371-51683 oder Kurt.Weinkauf(a)t-online.de
Date: 2016/01/29 13:32:00
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Date: 2016/01/29 15:35:33
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Der Verein für Landeskunde VLS informiert: 13. Februar 2016 Monatstagung des Vereins für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) Illingen. Zu einem besonderen Vortrag lädt der Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) im Monat Februar recht herzlich ein. Uwe BENKEL aus dem pfälzischen Heltersberg referiert zu dem Thema: „Vergessene Schicksale aus der Tiefe holen - Auf der Suche nach verschollenen Flugzeugen und gefallenen und vermissten Flugzeugführern des Zweiten Weltkriegs im Saarland“. Benkel ist Leiter der Grabungen nach vermissten Flugzeuginsassen und Flugzeugwracks des Zweiten Weltkrieges in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und den angrenzenden Gebieten, darüber hinaus aber auch bundesweit. Mit seiner Arbeitsgruppe “Vermisstenforschung” ist er ein Novum ungewöhnlicher ehrenamtliche Geschichtsforschung. Seit 1989 besteht die Gruppe inzwischen und ist mit ihrer bundesweiten Suche nach Bergung und Identifizierung vermisster Piloten des Zweiten Weltkrieges bundesweit bekannt. Weit über 100 Fundstellen von Flugzeugwracks, wobei auch die sterblichen Überreste von 30 Flugzeugführern geborgen und identifiziert werden konnten, wurden inzwischen geortet, aufgefunden und geöffnet. Sehr wichtig ist hier nicht nur die Bergung, sondern auch die Beseitigung von gefährlichen Altlasten wie Bomben und Munition. Die Arbeitsgruppe hat unter www.flugzeugabstuerze-saarland.de ihre umfangreichen Ergebnisse der letzten Jahre in ausführlichen und gut recherchierbaren Dokumentationen und Präsentationen eingestellt. Diese überregionale Veranstaltung findet am Samstag, dem 13. Februar 2016, um 15.00 Uhr im Nebenraum des „Cafe Schmidt“, Eisenbahnstr. 5 in 66557 Illingen, unmittelbar am Bahnhof Illingen, statt. Der Eintritt ist frei. |