Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Tagungsbericht: Die Peutinger Tafel

Date: 2016/01/04 23:37:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Dort wäre ich gern hingefahren.

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Subject: Tagber: Die Tabula Peutingeriana
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Ernst-Kirsten-Gesellschaft. Internationale Gesellschaft für Historische
Geographie der Alten Welt; Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universität
Eichstätt
08.10.2015-10.10.2015, Eichstätt

Bericht von:
Silke Diederich, Köln
E-Mail: <mail(a)diederich-mayen.de>

Die Tabula Peutingeriana (TP), UNESCO Welterebe, ist die älteste
erhaltene antike Weltkarte. Sie liegt uns jedoch nur in einer um 1200
entstandenen Kopie vor. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit gibt sie der
Forschung zahlreiche Rätsel auf und entsprechend umstritten ist sie in
ihrer Deutung. Das breite Spektrum von Forschungsansätzen und
Deutungshypothesen spiegelte sich auch im Programm der hier
vorgestellten Eichstätter Tagung, die mit einer hochkarätigen
internationalen Besetzung im barocken Ambiente des Collegium
Willibaldinum stattfand. Ziel der Konferenz war es, die zahlreichen
Forschungsansätze der  letzten Jahre gebündelt zur Diskussion zu stellen
- und  zugleich das gesamte Themenfeld der antiken Geographie- und
Kartographiegeschichte in den Blick zu nehmen. Die maßgeblichen, oft
kontroversen Forschungspositionen zu den Aspekten Zeitstellung und
Entstehungsstufen, Bezüge zu anderen Kartenwerken sowie
literarischen-geographischen Quellen, Layout und Design, geographische
Korrektheit und Benutzbarkeit sowie Zweckbestimmung und Adressatenkreis,
die der Veranstalter, MICHAEL RATHMAN (Eichstätt), in seiner
einleitenden Ansprache umriss, waren in ihrer ganzen Bandbreite
vertreten.

Die Tagung gliederte sich fünf Sektionen. Die erste, mit dem Titel
"Grundlagen und mathematische Aspekte I", legte einleitend grundlegende
Fragen der Forschung dar: EKKEHARD WEBER (Wien) eröffnete die Sektion
mit einer chronologischen Übersicht über die verschiedenen
Datierungsansätze zur TP seit dem Humanismus. Webers eigner
Datierungsansatz ging von einer Abhängigkeit der TP von der
verschollenen sogenannten Karte des Agrippa aus augusteischer Zeit aus
(erschlossen aus Ähnlichkeiten mit Plinius und Pomponius Mela), mit
Einfügungen aus der Epoche der Antoninen, weiteren Bearbeitungsstufen im
4. Jh. und einer Endredaktion unter Theodosius II im Jahr 435 (gestützt
auf Dicuil). Weber folgte dabei grundsätzlich Talberts Hypothese, wonach
das antike Original der TP zu Repräsentationszwecken  genutzt worden
sei. Verorten möchte es Weber nach wie vor in der Säulenhalle des
Agrippa auf dem Marsfeld. Die Datierung Talberts in die Zeit um 300
lehnte Weber ab.

Auch MICHAEL RATHMANN (Eichstätt) ging in seinen Überlegungen zur TP von
verschiedenen Bearbeitungsstufen aus, die er medientechnisch mit dem
wenig haltbaren und daher etwa alle 50 Jahre erneuerungsbedürftigen
Material der Papyrusrolle begründete. Rathmann führte jedoch die
Gesamtkonzeption der Karte auf eine hellenistische Urform zurück. Dies
erschloss er aus verschiedenen auf diese Epoche verweisenden Einträgen
der TP (z. B. aus den rudimentären Eintragungen zu Germanien und Indien,
der Darstellung des Kaspischen Meeres als Golf, den eingetragenen
Landmarken der Alexanderzüge) sowie aus Ähnlichkeiten zum
hellenistischen Artemidoros-Parpyrus und zur humanistischen
Prisciani-Karte (der mutmaßlichen Kopie einer heute verlorenen älteren
Fassung der TP). Skepsis äußerte er hinsichtlich der oft geäußerten
Vermutung der sogenannten Agrippa-Karte als Hauptquelle der TP. Aus
einer anschließenden Bestandsaufnahme zur Darstellung Italiens auf der
TP ergaben sich weitere Stützen für die Hellenismus-Theorie.

Mathematisch-geographische Überlegungen zur TP stellte KURT
GUCKELSBERGER (Braunschweig) an, ausgehend von der Frage, was den
Zeichner dazu bewogen habe, die TP in dieser höchst ungewöhnlichen
extrem langgestrecken Form anzulegen. Er berechnete dazu die
verschiedenen Grade und Formen maßstäblicher Verzerrung und ermittelte
dabei eine Sonderstellung Kleinasiens in Form einer geringeren
Distortion. Insgesamt haben laut Guckelsberger ästhetische Aspekte bei
der Gestaltung den Ausschlag gegeben. So zeige auch eine Berechnung zur
Toponymenverteilung, dass hier Homogenität zum ästhetischen Vergnügen
eines römischen Bildungsbürgertums angestrebt worden sei.

DIMITRY SHCHEGLOV (St. Petersburg) nahm die begriffliche Trennung von
Chorographie und Geographie bei Ptolemaios in den Blick, die dieser in
seiner Abgrenzung von Marinos vorgenommen, aber nicht streng
durchgehalten habe. Danach verglich er die Distanzangaben der TP mit
denen auf der Ptolemaios-Karte am Beispiel Italiens mit seiner relativ
hohen "Auflösung" und stellte dabei nur geringe Abweichungen der
Gesamtdistanz fest (< 10 %), jedoch größere Abweichungen bei den
Teilstrecken. Dies erklärte er mit den Zickzacklinien der Straßen und
Ptolemaios' auf langen Distanzen basierenden Angaben.

Aus kunsthistorischer Sicht beleuchtete KATERINA ILYUSHECHKINA (Moskau)
die Darstellung von Flüssen auf der TP, wobei sie differenziert der
Forschungskontroverse nachging, ob diese rein dekorativen Zwecken
dienten oder als integrale Bestandteile der Karte eine topographische
Funktion besitzen. Zu den mannigfaltigen Aspekten, die sie dabei
berücksichtigte, gehörten Farbgebung, Positionierung der Flussquellen,
Auslassungen oder Fehlplatzierungen von Flussnamen, Brücken und Furten,
auch unter der Fragestellung, in welchen Produktionsstadien diese
Einträge in die TP gelangt seien. Die semantische Funktion von Flüssen
wurde am Beispiel des Entsprechungspaares Tanais-Nil mit Blick auf
schriftliche Zeugnisse (Plinius und Ptolemaios) untersucht.

Die Sektionen 2-4 umfassten Fallstudien zu verschiedenen auf der TP
dargestellten Räumen. Sektion 2 beschäftigte sich mit dem Westen: Hier
stellte zunächst ULRICH FELMETH (Hohenheim) Überlegungen zur
"Alltagstauglichkeit", d. h. Verständlichkeit und Benutzbarkeit der TP
an, die er am Beispiel des Mittelraumes Gallien überprüfte. Auch er
untersuchte die Flüsse als wichtige Strukturelemente, mit dem Ergebnis,
dass deren Quellen und Mündungen teilweise fehlerhaft eingetragen sind.
Auch das für eine antike Karte ungewöhnlichen Straßennetz weise starke
Abweichungen auf, besonders bei den in N-S-Richtung verlaufenden
Strecken. Benutzbar wäre die TP, so Felmeths Resumé, allenfalls mit
einem erläuternden Begleittext. In diesem Zusammenhang stellte Fellmeth
sein Projektseminar vor, das die Erstellung eines digitalen interaktiven
Kommentars zur Galliendarstellung auf der TP plant.

Die Küstenitinerare der TP, des Ravennaten und der Guidonis Geographica
verglich LEIF ISAKSEN (Lancaster). Aus den Gemeinsamkeiten dieser
möglicherweise untereinander verwandten Quellen leitete er die Anzahl
der fehlenden Blätter am linken Rand der TP ab, nämlich drei, was auch
aus Gründen der Symmetrie des Kartenlayouts um die Achse Rom-Karthago
wahrscheinlich sei. Für das Original nahm er die Anbringung an drei
Seiten einer Kollonade an, was er durch Bruchstellen in den Toponymen an
den Positionen der ehemaligen Gebäudeecken bestätigt sah.

Die Darstellung der Donaumündung in der Kartographie des Ptolemaios
zwischen Aktualität und Antiquiertheit untersuchte KARL STROBEL
(Klagenfurt). Nach einem Vergleich der Darstellungen auf der TP und bei
Ptolemaios wies er die Überholtheit einiger Angaben bei letzterem nach,
z. B. das Fehlen der Erschließung Dakiens unter Hadrian und
vorneronische ethnographische Einträge, was zeigte, dass selbst von
einer Koryphäe wie Ptolemaios nicht immer Aktualität erwartet werden
kann.

ALEXANDER PODOSSINOV (Moskau) teilte seine Beobachtungen zur
kartographischen Technik und Nomenklatur in der Darstellung von
Osteuropa auf der TP mit. Die dortigen Karteneinträge, aus denen
Rathmann auf einen hellenistischen Ursprung der TP schließt, gehörten
Podossinov zufolge zum festen Grundstock griechisch-römischer
Geographie. Aus Detailuntersuchungen z. B. zu Maiotis, Sarmaten und
Skythen zog er das Fazit, dass die Darstellung Osteuropas auf der TP nur
wenig Hellenistisches und viel Römisches enthalte, das er mit Weber auf
die Agrippa-Karte zurückführen wollte. Agrippa habe die von der
hellenistischen Wissenschaft gelegten Grundlagen rezipiert und sei
seinerseits vom Hersteller der TP umgearbeitet und ergänzt worden.

MUSTAFA SAYAR (Istanbul) stellte die historische Geographie
Südostthrakiens auf der TP vor, das eine bedeutsame Grenzstellung
zwischen Asien und Europa einnahm und von zwei wichtigen Straßen
durchzogen war, der via militaris und der Via Egnatia, deren Knotenpunkt
bis heute unbekannt ist. Sayar informierte über den Forschungsstand zu
diesen beiden Straßen, stellte neue archäologische Funde, besonders von
Meilensteinen vor und setzte sie in Beziehung zu den Angaben auf der TP.
Dabei konstatierte er u. a., dass die Umbenennung von Perinthos zu
Herakleia (circa 400 v. Chr.) dort keinen Niederschlag gefunden habe,
und betonte die Bedeutung der TP für die Lokalisierung von Melanthias.
   
Sektion 3 galt den Räumen von Asia minor: ANDREAS KÜLZER (Wien)
analysierte im Zuge seiner Ausführungen zur Darstellung der thrakischen
Chersonesos und des westlichen Kleinasiens auf der TP nach einer kurzen
Vorstellung der Tabula Imperii Byzantini die Verzerrungen, Fehler und
Auslassungen auf der TP. Er wies dabei für Segment VIII1-4 eine hohe
Fehlerdichte nach, z. B. bei Straßen im Landesinneren oder bei
Städtenamen, bei denen alter und neuer Name einer Stadt als zwei Städte
figurieren, benachbarte Orte verwechselt oder Orte und Straßen in ein
falsches Verhältnis gesetzt werden. Ferner widersprach Külzer der
geläufigen Theorie, dass die Städtevignetten Übernachtungshinweise
darstellten. Der Vortrag schloss mit einer Warnung vor diversen
Internetplatformen und dem Barrington-Atlas, die derartige Fehler
übernommen hätten.

Die Stadt Machare, die beim Ravennaten auch als Machara aufgeführt, auf
TP VIII2 als Macara erscheint und nur in diesen Quellen Erwähnung
findet, identifierte SERGEY SAPRYKIN (Moskau) mittels
sprachgeschichtlicher Analyse als eine Koloniegründung zu Ehren des
Machares, des Sohnes von Mithridates VI aus dem Jahr 67/66 v. Chr.
Dieser Machares habe sich gegen seinen Vater auf die Seite der Römer
geschlagen, was erkläre, warum der von diesem Verräter abgeleitete
Ortsname nur in den Vorläufern der TP und des Ravennaten, nicht aber in
der späteren Literatur erscheine.

ERGYN LAFLI (Izmir) stellte neuere Forschungen im südlichen Galatien und
nördlichen Lykaonien vor, indem er archäologische Funde aus diesen
Regionen präsentierte, aus denen er auf eine starke phrygische
Beeinflussung dieses dichtbesiedelten Gebietes schloss.

Sektion vier war den Räumen von Asia maior gewidmet: Die Darstellung des
Kaspischen Meeres auf der TP analysierte JOHANNES ENGELS (Bonn)
hinsichtlich ihrer Aussagekraft für die Zeitstellung ihres Raumbildes.
Ein chronologischer Durchgang durch antike Quellen seit Herodot zeigte,
wie die Lückenhaftigkeit der Kenntnisse über dieses schwerzugängliche
Gebiet zu kontroversen Theorien führte, z. B. ob es sich um eine
Meeresbucht oder ein Binnenmeer bzw. einen See handle, oder ob
Verbindungen zum Assowschen Meer existierten. Die unterschiedlichen
Hypothesen lebten auch noch nach den Alexanderzügen nebeneinander
weiter, so dass die Darstellung des Gebietes auf der TP als Golf kaum
Rückschlüsse auf eine hellenistische Quelle zulasse, zumal die für ein
Randgebiet typische ungenaue Darstellung dieses Gebietes dort sich wenig
mit den Angaben bei Eratosthenes decke.

CHRISTIANE BRAUN (Stuttgart) ging den Spuren nach, welche die
Alexanderzüge auf dem XI. Segment der TP hinterlassen haben. Bei der
Verfolgung der einzelnen Etappen stellte sie fest, dass die auf der TP
angegebenen Distanzangaben nicht stimmten, dass jedoch ein Großteil der
Stationen, aber nicht alle Zwischenstopps verzeichnet und einige,
vielleicht später unwichtige, Städte ausgelassen worden oder einem
Kopistenfehler zum Opfer gefallen seien. Eine Alltagstauglichkeit der
Karte für Indien und Pakistan sei, so Braun, nicht gegeben. Eine
Klassifizierung als alexandrinisches Relikt sei nach dem bisherigen
Forschungsstand unklar.

Indien auf der TP war das Thema von MONIKA SCHUOL (Berlin). Nachdem sie
dem Einfluss exotischer Topoi nachgegangen war, konstatierte sie, dass
die Küstenorte teilweise das Wissen der frühen Kaiserzeit infolge des
Indienhandels widerspiegeln, jedoch unvollständig und ohne
Streckenangaben. Die Darstellung des Binnenlandes basiere auf
frühhellenistischer Zeit, wenn auch oft ungenau in den Lokalisierungen.
Das rätselhafte ringförmige Tigris-Euphrat-Ganges-System im Zentrum in
Südbabylonien deutete sie als einen Verweis auf die Paradiesflüsse des
biblischen Schöpfungsberichtes, also als ein Element christlicher
Geographie, das als ein Gegenstück zur Romvignette konzipiert worden
sei.

Die fünfte und letzte Sektion "Grundlagen und mathematische Aspekte II"
knüpfte an das Thema der ersten Sektion an, indem sie vor allem die
antiken Betrachter der TP und deren von ihrer geographischen Vorbildung
geprägten Seherwartung in den Blick nahm: KAI BRODERSEN (Erfurt) nahm in
seinem Vortrag "Vom Wert der Topologie für die Geographie" besonders das
Straßennetz der TP in den Blick. Er setzte dieses in Bezug zu den
Mental-Map-Theorien des 20. Jahrhunderts sowie zu modernen Routenplänen,
wie dem des Frankfurter Goethe-Instituts zu Europa, dem U-Bahn-Plan von
London des Jahres 1939 oder auch zu Afrikakarten des 19. Jahrhunderts.
Diese Darstellungen, ähnlich wie die Straßen- und Gebäudeabbildungen auf
dem byzantinischen Kiryat Gat-Mosaik oder die Gebäudereihe rings um den
Rand des Megalopsychia-Jagdmosaiks von Antiochia (zweite Hälfte 5. Jh.)
reagierten laut Brodersen auf ähnliche Betrachtenden-Erwartungen wie die
TP.

Den Adressatenbezug der TP stellte auch RICHARD TALBERT (Chapel Hill) in
den Mittelpunkt. Dazu wertete er im Schlussvortrag dieser Tagung
tragbare Sonnenuhren, wohl aus nachptolemäischer Zeit, mit zur
Bestimmung der Ortszeit eingravierten Breitengradangaben verschiedener
Städte des römischen Imperiums aus. Deren praktischer Wert sei schon
aufgrund der teilweise fehlerhaften Gradangaben als eher gering
einzustufen. Als Objekte der Repräsentation und Herrschaftsdemonstration
("Empire in your hand") im Besitz von Angehörigen der römischen
Senatsaristokratie dürften sie vielmehr eine ähnliche Funktion erfüllt
haben wie die TP.

Von den zahlreichen Aspekten, die jeweils im Anschluss an die einzelnen
Vorträge in den angeregten und ergiebigen Diskussionen anklangen, können
hier nur wenige genannt werden: so die Frage nach dem Umfang der
mittelalterlichen Modifikationen, nach möglichen Kopistenfehlern, nach
der Rolle von Symmetrien für das Kartenlayout oder nach den Problemen,
die sich aus den zuweilen unklaren Maßeinheiten (Leugen, Meilen,
Parasangen) ergeben.

Alles in allem hat die transdisziplinäre Ausrichtung dieser Tagung eine
Vielzahl von Ergebnissen gebracht, aber auch viele noch offene
Forschungsfragen zugespitzt und präzisiert. Damit wurde zugleich eine
Zwischenbilanz gezogen und eine ausgezeichnete Basis für weitere
Forschungen geschaffen. Die Vorträge werden in der Zeitschrift Orbis
Terrarum erscheinen.

Konferenzübersicht:

Gernot Michael Müller, Vizepräsident für Profilentwicklung, Vernetzung
und Internationales der Universität Eichstätt: Grußwort

Michael Rathmann (Eichstätt): Einführung

Sektion 1: "Grundlagen und mathematische Aspekte I"
Moderation: Gernot Michael Müller

Ekkehard Weber (Wien): Die Datierung des antiken Originals

Michael Rathmann (Eichstätt): Überlegungen zur Tabula Peutingeriana

Kurt Guckelsberger (Braunschweig): Mathematisch-kartographische
Überlegungen zur Tabula Peutingeriana

Dmitry Shcheglov (St. Petersburg): A Coparative Analysis of Distances on
the Tabula Peutingeriana and Ptolemy's Map (the Case of Italy)

Katerina Ilyushechkina (Moskau): Zur Darstellung von Flüssen auf der
Tabula Peutingerina. Zwischen Dekoration und Funktion.

Sektion 2: "Räume: Der Westen"
Moderation: Mustafa Sayar/Anne Kolb

Ulrich Fellmeth (Hohenheim): Überlegungen zur Alltagstauglichkeit der
Tabula Peutingeriana am Beispiel des Mittelraumes Gallien

Leif Isaksen (Lancaster): Comparing the Coastal Itineraries of the
Peutinger Table, Ravenna Cosmography and Guidonis Geographica

Karl Strobel (Klagenfurt): Der Donauraum in der Kartographie des
Ptolemaios: Zwischen Aktualität und Antiquiertheit

Alexander Podossinov (Moskau): Osteuropa auf der Tabula Peutingeriana:
einige Beobachtungen zur kartographischen Technik und Nomenklatur

Mustafa Sayar (Istanbul): Die historische Geographie Südostthrakiens
nach der Tabula Peutingeriana

Sektion 3: "Räume: Asia minor"
Moderation: Kristina Heubach

Andreas Külzer (Wien): Zur Darstellung der thrakischen Chersones und des
westlichen Kleinasiens

Sergey Saprykin (Moskau): Machare = Machara of Rav. Anonym. IV.3, V.10
and Macara of Tab. Peut. VIII.2: A New Mithridatic Katoikia at Bosporus

Ergün Lafli (Izmir): Galatien und Phrygien in der Tabula Peutingeriana:
Neue Forschungen im südlichen Galatien und nördlichen Lykaonien

Sektion 4: "Räume: Asia maior"
Moderation: Bardo Gauly

Johannes Engels (Bonn): Die Darstellung des Kaspischen Meeres auf der
Tabula Peutingeriana als Indiz für die Zeitstellung ihres Raumbildes?

Christiane Braun (Stuttgart): Der Alexanderfeldzug auf dem XI. Fragment
der Tabula Peutingeriana.

Monika Schuol (Berlin): Indien auf der Tabula Peutingeriana

Sektion 5: "Grundlagen und mathematische Aspekte II"
Moderation: Johannes Engels

Kai Brodersen (Erfurt): Vom Wert der Topologie für die Geographie

Richard Talbert (Chapel Hill): The Peutinger Map and 'Geographical'
Portable Sundials: A Shared Worldview?

Michael Rathmann (Eichstätt): Schlusswort

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=6297>


[Regionalforum-Saar] Stadt als Palimpsest. Zur Wechse lwirkung von Materialität und Gedächtnis.

Date: 2016/01/04 23:41:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Fängt kompliziert an, wird aber spätestens bei den Beispielen interessant.

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Binder, Julia: Stadt als Palimpsest. Zur Wechselwirkung von Materialität
und Gedächtnis. Berlin: Neofelis Verlag 2015. ISBN 978-3-95808-024-9;
222 S., 42 Abb.; EUR 24,00.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Andreas Ludwig, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
E-Mail: <ludwig(a)zzf-potsdam.de>

Stadt als Handlungs-, Diskurs- und Erinnerungsraum zu interpretieren ist
seit längerem Gegenstand einer Ethnologie, Kulturanthropologie und
Soziologie der Städte, die die Ortsgebundenheit von Gedächtnis in der
Forschung ebenso thematisiert wie die örtliche Verdichtung von Zeit im
städtischen Raum. Julia Binders Untersuchung, eine an der
Humboldt-Universität zu Berlin verteidigte stadtsoziologische
Dissertation, fügt dem zweierlei hinzu: eine vergleichende Perspektive
sowie die Einführung des Palimpsest-Begriffs als metaphorische
Zuspitzung von Wandel, Vergessen(machen) und Wiederaneignung.

Der Begriff "Palimpsest", der ursprünglich eine abgeschabte oder
abgewaschene und dann neu beschriebene Urkunde bezeichnet, suggeriert
ein Geheimnis, dessen Entdeckung eine zuvor entfernte historische
Schicht freilegt. Julia Binder hat ihn für ihre Untersuchung auf
städtische Orte übertragen - gemeint ist dabei das Entfernen eines alten
und das Einschreiben eines neuen Textes in die städtische Topographie.
Die Vorstellung der Stadt als eines Palimpsests öffne den Blick nicht
nur für die mehrschichtige materielle Substanz der Jetztzeit, sondern
zugleich auch für die Gegenwartsbezogenheit des Umgangs mit ihr (S. 57).
Wie solche Prozesse verlaufen können, soll in einer Verknüpfung von
raum- und gedächtnistheoretischen Ansätzen untersucht werden. Binder
bezieht sich raumtheoretisch zum einen auf Henri Lefebvres "La
Production de l'Espace" (1974) und dessen Unterscheidung von geplantem
und gelebtem Raum, zum anderen auf Kevin Lynchs "Image of the City"
(1960), worin die Stadt als Struktur von nutzungsbezogenen
Wiedererkennungspunkten beschrieben wird. Gedächtnistheoretisch verweist
die Autorin auf Maurice Halbwachs' Begriff des sozialen Gedächtnisses,
den sie in einer akteurszentrierten Erweiterung benutzt; Erinnerung sei
stets gegenwartsbezogen und werde durch soziale Prozesse immer wieder
neu hergestellt. Ausgewählt hat sie vier Orte - drei in Berlin, einen in
Buenos Aires -, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Diktatur und
Diktaturgedächtnis stehen. Hier, so Binder, lasse sich ein schneller
Wandel sozialer Bedingungen beobachten - im Gegensatz zum langfristigen
Inventar der historischen Stadtlandschaft (S. 11). Die vier
Fallbeispiele zeigen unterschiedliche Facetten eines
Aushandlungsprozesses, der die gebaute Stadt mit dem sozialen Gedächtnis
von Akteuren in Beziehung setzt.

Das erste Beispiel ist das Funkhaus in der Berliner Nalepastraße
(Oberschöneweide), ab 1952 Sitz des Rundfunks der DDR. Nach dem Ende des
Sendebetriebs wurde der Gebäudekomplex funktionslos, dann von
staatlichen Instanzen verwaltet und 2005 schließlich privatisiert.
Binder beschreibt zunächst die isolierte stadträumliche Situation, die
das teilweise denkmalgeschützte Ensemble von der täglichen Wahrnehmung
durch die Stadtgesellschaft trennt, und hat in einem zweiten Schritt
Akteure interviewt, die mit dem Funkhaus zu tun hatten oder haben:
ehemalige Redakteure, Mitarbeiter der Immobilienverwaltung, Techniker.
Das Funkhaus Nalepastraße wird gleichsam als ein Nicht-Ort (Marc Augé)
identifiziert, denn ehemalige Redakteure des Staatsrundfunks der DDR
haben offenbar kein ortsgebundenes Gedächtnis entwickelt. Paradigmatisch
sei die Neubezeichnung des ehemaligen Rundfunkgebäudes durch die
staatlichen Besitzer als "Einrichtung gemäß Artikel 36
Einigungsvertrag". Obwohl zahlreiche materielle Relikte der
Rundfunk-Nutzung weiterhin vorhanden sind[1], beziehe sich das soziale
Gedächtnis vor allem auf den Funktionsabbruch nach 1990, der das
Funkhaus als kontaminierten Ort der Diktatur kodiere.

Das zweite Fallbeispiel ist ein Bereich des ehemaligen Grenzstreifens im
Zentrum Berlins. Nach der Restitution der Alteigentümer lange Zeit
ungenutzt, wurde die Brache zwischen 2006 und 2010 von einer
Künstlergruppe als Skulpturenpark bespielt.[2] Inzwischen ist die Brache
mit einem historisierenden Neubaukomplex bebaut und lässt keinerlei
Spuren der früheren Situation im geteilten Berlin mehr erkennen. Binder
weicht bei der Beschreibung dieses Ortes vom Konzept der
Gegenwartsbezogenheit insoweit ab, als sie die mittlerweile eingetretene
Komplettierung einer geschlossenen Stadtlandschaft eher am Rande
erwähnt, der historisch gewordenen, ohne Spuren verbleibenden
künstlerischen Zwischennutzung jedoch breiten Raum einräumt.

Das dritte Beispiel stammt aus Buenos Aires und beschreibt die
Bemühungen von überlebenden Opfern der argentinischen Militärdikatur
zwischen 1976 und 1983, ehemalige innerstädtische Folterorte wieder
kenntlich zu machen. Die Folterkeller waren temporär eingerichtet und
wurden später überbaut, so dass die Orte der Diktatur in der
Stadtlandschaft bald nicht mehr auffindbar waren; sie wurden erst durch
zivilgesellschaftliche Gruppen gesucht und im Wortsinn wieder
ausgegraben. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll die Bedeutung eines
ortgebundenen Gedächtnisses für die Betroffenen, jedoch zugleich den
Wandel der Erinnerungskultur, auf den die offizielle politische
Unterstützung der Akteure seit Beginn der 2000er-Jahre verweist.

Aushandlungsprozesse zwischen staatlichen und zivilgesellschaftlichen
Akteuren stehen auch im Zentrum des letzten Untersuchungsbeispiels, der
Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße.[3] Das hier in den
letzten Jahren entstandene Gedenkensemble ist der aktuellste Eingriff in
die Stadtlandschaft; vorangegangen waren der Mauerbau und die
nachfolgende Freiräumung des Ost-Berliner Grenzstreifens. Die DDR hatte
nach 1961 die direkt an der Grenze liegende Häuserzeile abgerissen,
einen Friedhof überbaut und zuletzt, noch in den 1980er-Jahren, die im
Grenzstreifen liegende Kirche gesprengt. Nach 1990 entwickelte sich eine
konfligierende Interessenlage, indem einerseits die von der Grenzanlage
betroffenen Grundstücke restituiert wurden, andererseits an der Bernauer
Straße eine Gedenkstätte errichtet werden sollte, die auch den
Mauerverlauf und das auf Ost-Berliner Seite liegende
sicherheitstechnische Hinterland erfahrbar machen sollte. Während die
Mauerteile, wie fast überall in Berlin, zu Beginn der 1990er-Jahre
entfernt wurden, sollte nun eine exemplarische Markierung des Ortes
erfolgen. Akteure für die Errichtung des Gedächtnisortes waren der Staat
sowie die örtliche Kirchengemeinde; Widerstand erfolgte durch einige
Bewohner der neu errichteten Häuser auf dem ehemaligen Mauerstreifen.

Wie unterscheiden sich diese Beispiele nun hinsichtlich einer
akteurszentrierten Gedächtnisbildung am konkreten Ort, und wie passen
sie in das Konzept der Stadt als Palimpsest? Am Berliner Rundfunkhaus
sind materielle Spuren erkennbar, eine soziale Gedächtnisbildung am Ort
ist jedoch nicht auszumachen - eine "Wechselwirkung von Materialität und
Gedächtnis", wie im Untertitel des Bandes formuliert, findet nicht
statt; es erscheint treffender, von einer kulturellen Neuaneignung zu
sprechen. Die zentralen Berliner Mauergrundstücke zeigten eine solche
Wechselwirkung nur temporär, und weder Materialität noch soziales
Gedächtnis konnten auf längere Sicht erhalten werden. Die Berliner
Mauergedenkstätte ist schon deshalb ein fragliches Beispiel, weil die
materielle Substanz abgetragen war und für eine Gedächtnisbildung am Ort
nachträglich neu organisiert werden musste. Buenos Aires erscheint im
Vergleich als positives Gegenbeispiel, denn hier gelang es durch
zivilgesellschaftliche Initiative, die verschütteten materiellen
Überreste im sozialen Gedächtnis der Stadt zu verankern.

Die vier sehr unterschiedlichen Fälle repräsentieren eine Spannbreite,
die auf die Möglichkeiten ortsbezogener und ortsgebundener sozialer
Gedächtnisbildung hinweist. Obwohl das Diktaturgedächtnis ihre
gemeinsame Klammer ist, vermag die Auswahl nicht recht zu überzeugen;
die kurzzeitige künstlerische Intervention im innerstädtischen
Mauerstreifen hat, folgt man Binders Ausführungen, wenig soziale oder
kommunikative Interaktion mit sich gebracht, und sie entfaltete keine
nachhaltige Wirkung. Die Auswahl der untersuchten Orte wird über ihre
Gemeinsamkeit als Orte der Diktatur hinaus nicht begründet. Vielleicht
deshalb wird eine Systematisierung der empirischen Befunde auch nur
angedeutet. Zudem fehlt eine Diskussion über die zeitliche Dimension der
aufgeführten Beispiele vor dem Hintergrund des Konzepts der "lieux de
mémoire" und der darin enthaltenen These eines Übergangs vom sozialen
zum kulturellen Gedächtnis. Zu problematisieren wäre in dieser Hinsicht,
ob die Gedenkstätte Berliner Mauer nicht eher einem kulturellen als
einem sozialen Gedächtnis zuzuordnen ist. Julia Binders Konzept der
Stadt als Palimpsest ist vor allem am Beispiel von Buenos Aires
einleuchtend, weil das Überschriebene wieder lesbar gemacht werden
konnte und damit die konkreten historischen Schichtungen im heutigen
Stadtraum sichtbar sind.


Anmerkungen:
[1] Für Bildmaterial siehe etwa <http://funkhausberlin.blogspot.de>
(30.11.2015).
[2] Vgl. <http://www.skulpturenpark.org> (30.11.2015).
[3] Vgl. <http://www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/de/> (30.11.2015).

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Jan-Holger Kirsch <kirsch(a)zzf-pdm.de>


[Regionalforum-Saar] Informationen zu Grab von 1870 bei Rosbruck gesucht

Date: 2016/01/10 17:15:49
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Tag zusammen!

Bei Rosbruck, an der Straße von Morsbach nach Cocheren, findet sich ein mittlerweile völlig verwahrlostes Grab, in dem mehrere Männer vom 15. bzw. 3. Ulanen-Regiment liegen sollen, die hier am 07.08.1870 (Tag nach der Schlacht um die Spicherer Höhen) bei Kämpfen mit französischen Einheiten ums Leben kamen.

Ich bin auf der Suche nach näheren Informationen zu diesem Vorfall, konnte aber bislang nichts finden. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir hier jemand weiter helfen könnte, entweder mit Details zum Vorfall oder mit Hinweisen auf Quellen bzw. Anlaufstellen zur weiteren Recherche. Vorab vielen Dank und einen schönen Sonntagabend an alle.

Grüße aus Saarbrücken

Stefan Reuter

Re: [Regionalforum-Saar] Informationen zu Grab von 1870 bei Rosbruck gesucht

Date: 2016/01/10 18:21:34
From: Friedrich.Denne(a)t-online.de <Friedrich.Denne(a)t-online.de>


Hallo Herr Reuter,
habe die Nachricht an den Leiter meiner Arbeitsgruppe Militärgeschichte weitergeleitet.

Viele Grüße
Friedrich Denne


Kommunikation:
Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS)
Friedrich Denne
Hauptstr. 90
(D) 66578 Schiffweiler
Tel.:   06821 - 962156
Mobil: 0177 - 2532142
Mail: Friedrich.Denne(a)T-Online.de
www.landeskunde-saarland.de


..........................................................................................................................................................................................



-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Regionalforum-Saar] Informationen zu Grab von 1870 bei Rosbruck gesucht
Datum: 2016-01-10T17:16:00+0100
Von: "Stefan Reuter via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
An: "Regionalforum Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Tag zusammen!

Bei Rosbruck, an der Straße von Morsbach nach Cocheren, findet sich ein
mittlerweile völlig verwahrlostes Grab, in dem mehrere Männer vom 15.
bzw. 3. Ulanen-Regiment liegen sollen, die hier am 07.08.1870 (Tag nach
der Schlacht um die Spicherer Höhen) bei Kämpfen mit französischen
Einheiten ums Leben kamen.

Ich bin auf der Suche nach näheren Informationen zu diesem Vorfall,
konnte aber bislang nichts finden. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir
hier jemand weiter helfen könnte, entweder mit Details zum Vorfall oder
mit Hinweisen auf Quellen bzw. Anlaufstellen zur weiteren Recherche.
Vorab vielen Dank und einen schönen Sonntagabend an alle.

Grüße aus Saarbrücken

Stefan Reuter
_______________________________________________
Regionalforum-Saar mailing list
Regionalforum-Saar(a)genealogy.net
http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar

[Regionalforum-Saar] Schriftführer/in gesucht Well esweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde u. V olkskultur e.V.

Date: 2016/01/15 17:09:35
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>


Hallo,
 
zur Verstärkung unseres Vorstandsteams suchen wir zum nächstmöglichen Termin eine/n Schriftführer/in die sich bei uns engagieren möchte.
Die betreffende Bereiche wäre Protokollführung und Pressearbeit. Bei Interess bitte melden. Wir würden uns auf eine
Zusammenarbeit freuen.
 
Liebe Grüße


Michaela Becker

Beirat Wellesweiler Arbeitskreis für
Geschichte, Landeskunde u. Volkskultur e.V.
 

 

 

[Regionalforum-Saar] Vortrag über jüdische Fa milie Coblenz am 26ten Januar

Date: 2016/01/17 22:26:01
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

am Dienstag, 26ter Januar 2016, wird Hans-Joachim Hoffmann  aus Ottweiler den ersten von zwei Vorträgen über die jüdische Kaufmannsfamilie Coblenz aus Ottweiler halten.

Der Vortrag findet im Landesarchiv Saarbrücken in Scheidt im Rahmen der Monatstreffen der ASF statt.

Er beginnt um 17.30 Uhr im Lesesaal des Landesarchivs.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Die jüdische Familie Coblenz

Bedeutend und einflussreich

Aber:

Nicht nur in Ottweiler weitgehend vergessen

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten vier jüdische Familien aus Bliesbruck im Zuge der Versteigerung der Nationalgüter nach Ottweiler über: die Familien Jakob Coblenz – Gerson Coblenz – Emmanuel Coblenz und Bonnevit Coblenz. Sie engagierten sich in Ottweiler insbesondere in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts sowohl für den Auf- und Ausbau der jüdischen Gemeinde als auch auf kommunaler Ebene. Auf ihre Initiaven hin kam es zur Errichtung der Synagoge, der Begründung einer jüdischen Elementarschule und der Anlage des jüdischen Friedhofs. Dies führte durchaus zum vorübergehenden Aufblühen des Judentums in Ottweiler. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte jedoch ein langsamer, aber beständiger Niedergang der jüdischen Gemeinde ein, bedingt durch die Abwanderung der nachfolgenden Generationen.

Hans Joachim Hoffmann aus Ottweiler recherchierte die biographischen Daten zu den beiden über Ottweiler und das Saarland hinaus bedeutenden Familienzweige. Im ersten Vortrag stehen die Nachfahren der Familie Jakob und Charlotte Coblenz im Mittelpunkt der Darstellungen. Dabei skizziert Hoffmann die Entfaltung von zwei Linien:

  1. die Linie Ottweiler – Bingen – Mannheim
  2. die Linie Ottweiler – Paris.

Die Ottweiler – Binger – Linie ergab sich dadurch, dass Jakob Coblenz seine Tochter DELPHINE mit dem Binger Weingutbesitzer Josef Philipp Meyer verheiratete. Die aus dieser Ehe stammende Emilie heiratete ihren Cousin SIMON, Sohn aus der Ehe Daniel Coblenz/Marianne Levi (Kirchheimbohlanden). Aus der Ehe Emilie/Simon Coblenz gingen fünf Kinder hervor. Davon machten drei Töchter überregional von sich reden, indem sie sich politisch und/oder als Mäzene und Förderer von Künstlern engagierten. Die bedeutenste Person ist wahrscheinlich IDA DEHMEL, seit 1901 mit dem damals sehr bekannten Schriftsteller Richard Dehmel verheiratet. Ihre Schwester Alice heiratete den linksliberalen Mannheimer Verleger JULIUS BENS-HEIMER und engagierte sich ebenso wie ihre Schwester JULIE HEDWIG für die Gleichstellung der Frauen in Politik und Gesellschaft. Dieses Engagement für die Frauenrechte ergab sich aus ihren Erfahrungen, die sie in ihrem patriarchalischen Binger Elternhaus machten mussten. Hoffmann bemüht sich in seinem Referat darum, nicht nur die biographischen Daten zu den genannten Personen zu ver-mitteln, sondern zugleich einen Eindruck von dem gesellschaftlichen Umfeld zu vermitteln, das von diesen Frauen mitgeprägt wurde. So geht er auf die Beziehung IDA DEHMEL – STEFAN GEORGE in der Jugendzeit Idas in Bingen ein, deutet das familiäre Umfeld RICHARD DEHMELS an, dessen erste Frau PAULA DEHMEL als Kinderbuchautorin evtl. noch bekannt ist. Ihr Bruder FRANZ OPPENHEIMER lehrte als Professor für Soziologie und Nationalökonomie u.a. an der Universität Frankfurt und betreute die Promotion LUDWIG EHRHARDS. Der große Einfluss IDA und RICHARD DEHMELS lässt sich u.a. daran ermessen, dass Freunde dem Ehepaar 1912 ein Haus in Hamburg-Blankenese schenkten, das zum Treffpunkt von Künstern aus allen Bereichen wurde. Ergänzend dazu stehen die Ausführungen zu den beiden Schwestern ALICE BENSHEIMER und JULIE HEDWIG NEUMEIER, die sich – teilweise in Verbindung mit IDA DEHMEL – in der Frauenbewegung engagierten.

Die Linie Ottweiler – Paris entwickelte sich auf zwei Wegen: DANIEL, der älteste Sohn aus der Ehe Jakob/Charlotte Coblenz, siedelte von Ottweiler über Trier nach Paris über. Wahrscheinlich tätig im Bereich des Bankenwesens erwarb er in Absprache mit seinem nach Bingen verheirateten Bruder SIMON Anteile an den Eisenwerken in Saint Rémy-sur Orne (Calvados).

Eine zweite Verbindung mit Paris kam zustande durch die Heirat der ältesten Tochter GÜTEL/CHARLOTTE von Jakob und Charlotte Coblenz mit dem als Phalsbourg stammenden LEVY, MATHIAS. Denn ihre Tochter PAULINE ehelichte 1851 KALMUS CALMANN, den Begründer des weltbekannten CALMANN-LÉVY-VER-LAGES, für den ein weiterer Nachfahre aus der Linie Jakob Coblenz, nämlich OSKAR COBLENZ, in Berlin eine Niederlassung leitete.

Dank der guten Verbindungen Hoffmanns zu Nachfahren der Familie Coblenz und seinen Kontakten zur Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg, die große Teile des Nachlasses von IDA und RICHARD DEHMEL verwahrt, sowie zur DEHMELHAUS-STIFTUNG in Hamburg, die z.Z. das Dehmelhaus in Hamburg-Blankenese in Verbindung mit der REEMTSMA-STIFTUNG restauriert, verfügt der Referent über umfangreiches Quellenmaterial, das einen interessanten Einblick in das Leben der jüdischen Familie COBLENZ und ihrer Nachfahren erwarten lässt.

In einem zweiten Vortrag (23.02.2016) widmet sich Hoffmann der Familie BONNEVIT COBLENZ und ihren Nachkommen, zu denen u.a der Filmproduzent WALTER COBLENZ gehört, der den Film über die WATERGATE-AFFAIRE „Die Unbestech-lichen“ zu verantworten hat und 2009 nach Ottweiler kam, um die Stätten seiner Vorfahren kennen zu lernen. Nähere Informationen zum 2. Vortrag folgen.


[Regionalforum-Saar] Waldgehöferschaft

Date: 2016/01/18 16:37:50
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:
 
 

Waldgehöferschaft „Urweiler Erben“ trifft sich zur Sitzung

Urweiler. Die Generalversammlung der Waldgehöferschaft „Urweiler Erben“ findet am Mittwoch, 20. Januar, 20 Uhr, im Nebensaal des Gasthauses Rammacher 18, statt. Wichtigste Punkte sind der Jahresbericht des Vorstandes und ein Vortrag von Ortwin Kessler, Mitglied der Urweiler Erbengemeinschaft. Er befasst sich seit Jahren mit der Geschichte der Urweiler Waldgehöferschaft und spricht über die fühere Nutzung des Waldes und die Niederwaldwirtschaft. Die Waldgehöferschaften gibt es nur im Raum Trier und im nördlichen Saarland. Wie die Urweiler Erbengemeinschaft entstanden ist weiß heute niemand mehr so richtig.

Es gibt verschiedene Theorien. Eine besagt, dass etwa im 17. Jahrhundert die kleinen Landwirte des Ortes unter dem Druck der hohen Steuern ihren Waldbesitz an einen zahlungskräftigen Bauern übertragen haben. Der musste nun die Steuern bezahlen, ließ aber die früherer Besitzer weiter ihren Holzbedarf im Wald decken und verpflichtete sie, im Frondienst die Arbeiten zu verrichten.

Eine andere datiert diese Bewirtschaftungsform auf die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg. Als alle Einwohner ermordet oder vertrieben waren und die Bischöfe von Trier aus anderen Teilen von Europa Leute in unserer Gegend ansiedelten. Dies alles ist aber geschichtlich nicht belegt.

Der Sinn einer Mitgliedschaft in der Erbengemeinschaft in den vergangenen 150 Jahren bestand darin, dass die Mitglieder ihren Holzbedarf im Gemeinschaftswald decken konnten.

Ein Mitglied der Erbengemeinschaft besitzt Anteile und ist damit an der fast 180 Hektar großen Waldgehöferschaft beteiligt. Wer in die Gemeinschaft eintreten will, muss ein Mitglied finden, das seine Anteile verkauft. Meistens werden diese aber vom Besitzer an die Kinder vererbt. hjl

Infos: Hermann Jenni, Tel. (0 68 51) 17 27 oder E-Mail:

jenni.hermann(a)t-online.de

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Fragen:

=> Zwar bedeutet "Frondienst" einen unentgeltlichen Dienst dem Obrigkeit gegenüber, aber  gab es auch Frondienste im privaten Bereich - also zwischen Landwirt und "Groß"-Bauer?

=> Haben die Trierer Bischöfe resp. Kurfürsten nach dem 30-jährigen Krieg Menschen im Amt St. Wendel angesiedelt?

 


[Regionalforum-Saar] Drucker brother

Date: 2016/01/19 10:01:12
From: Horst Geiger <horstgeiger(a)schlau.com>

Hallo Roland
sei so nett, und bestell mir bei Deiner nächsten Möglichkeit eine Druckerpatrone
für meinen Drucker mit.
lG
Papa

Re: [Regionalforum-Saar] Drucker brother

Date: 2016/01/19 23:55:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Hallo, Leute,

ich wollte Euch nur mitteilen, daß ich meinem Papa eine Druckerpatrone bestellt habe.

Danke Euch allen, die mich dran erinnert haben.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

Am 19.01.2016 um 09:55 schrieb Horst Geiger:
Hallo Roland
sei so nett, und bestell mir bei Deiner nächsten Möglichkeit eine Druckerpatrone
für meinen Drucker mit.
lG
Papa
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[Regionalforum-Saar] fehlen uns ein paar Symbole aus kurtrierischer Zeit in St. Wendel?

Date: 2016/01/23 10:06:36
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Hallo,

letztens in Trier im Stadtarchiv fand ich diesen Artikel aus dem Jahre 1798:

 

Saar=Departement

Freiheit                            Gleichheit

 

Wegschaffung der Wappen und öffentlichen Zeichen der Lehnherrschaft.

 

Auszug aus dem Register der Berathschlagungen der Zentralverwaltung des Saardepartements, Sitzung vom 27. Ventos 6ten Jahrs der ein= und unzertheilbaren Franken=Republik, welcher beywohnten die Bürger: Lintz Präsident, Lafontaine Haan, Labourdiniere; Gerhards Verwalter, und Boucqueau Kommissär des Vollziehungs=Direktorium.

 

Die Centralverwaltung in Erwägung, daß alles dasjenige welches an die Herrschaft des Adels, und des Lehnrechts zurückerinnern kann, in dem Augenblicke aus diesem Lande verschwinden müsse, wo es auf Befehl der französischen Regierung eine republikanische Organisation erhält;

In Erwägung, daß dieser der Sinn der Proklamation des Regierungskommmissärs vom 21 Frimär l.J. ist, und nach vernommenem Kommissär des Vollziehungs=Direktoriums

Beschließt sie wie folgt:

 

Art. 1.

In acht Tagen, von Verkündigung des gegenwärtigen, sollen die Wappen, Pranger, und alle andere Zeichen, welche an die Herrschaft des Adels, und des Lehnsistems zurückerinnern önnen, wo sie sich immer befinden mögen, in allen Gemeinden des Umfangs unseres Departements weggeschafft werden.

 

Art. 2.

Die Eigenthümer, oder Miethsleute von partikulär Gebäuden sollen gehalten seyn, die im vorigen Artikel angeordnete Wegschaffung selbst bewerkstelligen zu lassen. Die Munizipalitäten oder andere Orts Obrigkeiten sind beauftraget dafür Sorge zu tragen, daß sie in Zeit einer Dekade von Verkündigung des gegenwärtigen an von öffentlichen Plätzen und öffentlichem Eigenthume entfernt werden.

 

Art. 3.

Es ist ausdrücklich befohlen, bey Ausführung der vorhergehenden Verfügungen die nothwendige Vorsicht anzuwenden, damit alle Beschädigung sowohl an öffentlichen ls privat Gebäuden verhütet werde.

 

Art. 4.

Wenn privat Eigenthum nach 5 Tagen der Bekanntmachung des gegenwärtigen noch verbothene Zeichen darböthe; so sollen die Munizipalitäten, und in deren Ermangelung die Kommissäre des Vollziehungs=Direktoriums in den Kantonen gehalten seyn, ihre Zerstöhrung auf Kosten der Säumigen zu bewerkstelligen.

 

Art. 5.

Die Munizipalverwaltung von Trier soll dieser Verwaltung ein Verzeichniß derjenigen Straßen dieser Gemeinde, deren Namen das Andenken an die alte Regierung erneuern können, mit den Benennungen, welche man an ihre Stellen setzen könnte, überreichen. Sie wird bedacht seyn, daß die Namen aller Straßen oben der deutschen Benennung französisch geschrieben werden.

 

Art. 6.

Gegenwärtiges soll in dem ganzen Umfange verkündet und angeheftet, und zu dem Ende in deutscher Sprache gedruckt werden.

 

Lintz Präsident                               Für gleichlautende Abschrift

                                                  Schmelzer einst. General=Sekretär


 

Quelle: Stadtarchiv Trier, FZ 44

 


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Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Ortsfamilienbuch Katzweiler

Date: 2016/01/26 22:02:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Das Ortsfamilienbuch Katzweiler ist erschienen.

Das Buch umfasst in 2 Bänden mit 1008 Seiten 3829 Familien mit 15236 Personen.

Der Doppelband ist zum Preis von 29,00 € + ggf. 6,99 € Portokosten erhältlich.

Bestellungen bitte ausschließlich richten an:

Kurt Weinkauf – 06371-51683 oder Kurt.Weinkauf(a)t-online.de

[Regionalforum-Saar] Artikel aus Mitteilungen der ASF von 1970 gesucht

Date: 2016/01/29 13:32:00
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Tag zusammen!

Ich suche einen 2-teiligen Artikel aus den Mitteilungen der ASF, der 1970 erschienen sein soll:

1. Soldatengräber und Denkmäler 1870/71, von Josef Friedrich, aus Mitteilungen der ASF, 1968-1971, Bd. 1/ 209, 237

2. Soldatengräber und Denkmäler 1870/71 (Schluss), von Josef Friedrich, aus Mitteilungen der ASF, 1968-1971, Bd. 1/ 237

Da hier viele Familienforscher mit an Bord sind, frag' ich einfach mal in die Runde: hat jemand hier im Forum Zugriff auf den Artikel und könnte ihn mir freundlicherweise zur Verfügung stellen (idealerweise in digitaler Form)?

Vorab besten Dank und viele Grüße vom Rodenhof

Stefan (Reuter)

[Regionalforum-Saar] vergessene Schicksale aus der Tiefe holen

Date: 2016/01/29 15:35:33
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>


Der Verein für Landeskunde VLS informiert:

13. Februar 2016
Monatstagung des Vereins für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS)
Illingen. Zu einem besonderen Vortrag lädt der Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) im
Monat Februar recht herzlich ein.

Uwe BENKEL aus dem pfälzischen Heltersberg referiert zu dem Thema: „Vergessene Schicksale aus
der Tiefe holen - Auf der Suche nach verschollenen Flugzeugen und gefallenen und vermissten
Flugzeugführern des Zweiten Weltkriegs im Saarland“.

Benkel ist Leiter der Grabungen nach vermissten Flugzeuginsassen und Flugzeugwracks des Zweiten
Weltkrieges in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und den angrenzenden Gebieten, darüber hinaus aber
auch bundesweit. Mit seiner Arbeitsgruppe “Vermisstenforschung” ist er ein Novum ungewöhnlicher
ehrenamtliche Geschichtsforschung.

Seit 1989 besteht die Gruppe inzwischen und ist mit ihrer bundesweiten Suche nach Bergung und
Identifizierung vermisster Piloten des Zweiten Weltkrieges bundesweit bekannt. Weit über 100
Fundstellen von Flugzeugwracks, wobei auch die sterblichen Überreste von 30 Flugzeugführern
geborgen und identifiziert werden konnten, wurden inzwischen geortet, aufgefunden und geöffnet.
Sehr wichtig ist hier nicht nur die Bergung, sondern auch die Beseitigung von gefährlichen Altlasten
wie Bomben und Munition.

Die Arbeitsgruppe hat unter www.flugzeugabstuerze-saarland.de ihre umfangreichen Ergebnisse der
letzten Jahre in ausführlichen und gut recherchierbaren Dokumentationen und Präsentationen
eingestellt. Diese überregionale Veranstaltung findet am Samstag, dem 13. Februar 2016, um 15.00
Uhr im Nebenraum des „Cafe Schmidt“, Eisenbahnstr. 5 in 66557 Illingen, unmittelbar am Bahnhof
Illingen, statt. Der Eintritt ist frei.