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2015/11/01 18:07:35
Rolgeiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Klassiker im Degener-Verlag erschienen
Datum 2015/11/03 11:34:36
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Einwohnerbuch Güdesweiler 168 0-1900
2015/11/13 22:23:05
Michaela Becker
[Regionalforum-Saar] Vortrag 18.11.2015 "Metzer J uden und die Berliner Aufklärung" in Wellesweiler
Betreff

2015/11/01 18:07:35
Rolgeiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Klassiker im Degener-Verlag erschienen
Autor 2015/11/03 11:35:01
Rolgeiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Einwohnerbuch Güdesweiler 1 680-1900

[Regionalforum-Saar] Was wir Martin Luther verdanken

Date: 2015/11/01 18:09:25
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Was wir Martin Luther verdanken

Zum Reformationstag

Pfarrer Martin Vahrenhorst

Was wäre gewesen, wenn sich Martin Luther am 31. Oktober 1517 auf dem Weg zur Wittenberger Schlosskirche den Fuß verstaucht hätte? Statt der akademischen Öffentlichkeit seine Diskussionsthesen per Aushang vorzustellen, hätte er für ein paar Tage das Bett hüten müssen. Oder, was wäre gewesen, wenn die kirchlichen Autoritäten auf sein Anliegen positiv reagiert hätten: „Stimmt, der Mann hat eigentlich Recht. Es gibt in unserem Leben Dinge, mit denen man nicht einfach fertig wird, indem man eine bestimmte Geldsumme zahlt. Dazu gehört das, was wir anderen an Unrecht zugefügt haben, was wir ihnen und Gott schuldig geblieben sind, was unser Gewissen belastet.“ Der Petersdom in Rom wäre dann wohl ein paar Jahre später fertig geworden oder er wäre kleiner ausgefallen.

Wenn der 31. Oktober 1517 anders verlaufen wäre, dann hätten Sie, liebe Leserin und lieber Leser, heute vielleicht keine Zeitung aufgeschlagen, denn dass Sie zur Schule gegangen sind und dort Lesen gelernt haben, verdanken Sie nicht zuletzt Martin Luther – und der Unnachgiebigkeit derer, die er mit seinen 95 Thesen zum Nachdenken bewegen wollte. Luther hat seine Einsichten aus der Lektüre der Bibel gewonnen. Sie, und nicht die kirchliche Tradition, sollte Grundlage für das sein, was in der Kirche gelehrt und geglaubt wird. Darum sollte jeder Christenmensch selbst in diesem Buch lesen und mit ihm vor Augen seinen Glauben verantworten können, aber dazu musste er erst einmal lesen können. Darum setzte Luther sich für das ein, was wir heute als allgemeine Schulpflicht kennen.

Wenn der 31. Oktober 1517 anders verlaufen wäre, würde unser Grundgesetz (so wir denn überhaupt eins hätten) vielleicht nicht mit dem Satz beginnen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Dieser Satz stammt zwar nicht von Luther. Er setzt jedoch in säkularem Gewand eine Grundeinsicht der Reformation um: Noch bevor der Menschen etwas tun kann und auch trotz seiner manchmal schlimmen Taten, kommt ihm eine Würde zu, die ihm niemand nehmen kann und darf. In der Sprache Luthers hört sich das so an: Gott rechtfertigt den Gottlosen, das heißt, er setzt Menschen zu sich in Beziehung bevor sie etwas geleistet haben – er hält an dieser Beziehung trotz ihrer Taten fest, und gibt ihnen die Möglichkeit, neu anzufangen.
Wenn heute vor 498 Jahren die Dinge anders gelaufen wären, würden wir vielleicht anders darüber nachdenken, was wir tun oder lassen dürfen, wenn sich das Leben zu Ende neigt. In solchen Diskussionen fallen oft Sätze wie: „Grundsätzlich darf man Leben nicht nehmen – aber es kann Ausnahmen geben, in denen das Gewissen anders entscheiden muss.“ Dass wir das Gewissen ernst nehmen, verdanken wir Martin Luther. Und dass wir tapfer entscheiden dürfen, wenn wir uns in Situationen befinden, in denen wir zwischen zwei Alternativen wählen müssen, die uns beide schuldig werden lassen, entspricht dies Luthers Vertrauen auf den Gott, der dem Menschen seine Schuld vergibt.

Weil die Dinge am 31. Oktober 1517 nicht anders gelaufen sind, feiern wir den Reformationstag.