Date: 2015/10/05 16:28:14
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>
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Date: 2015/10/05 19:30:17
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>
An Interessierte des regionalforums, anlässlich des Tages des offenen Denkmals verfasste ich die Broschüre "Der Quakbrunnen in Ottweiler"; sie hat das Format DIN A 5, umfasst 134 Seiten, Broschur, fadengeheftet. Um Ihnen ein Bild des Inhaltes zu geben, füge ich das Inhaltsverzeichnis an. Die Broschüre kann zu einem Preis von € 14,80 (+ € 2,00 Verpackung und Versand) bei mir bezogen werden. Bei Abholung entfällt das Porto (Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler - 06824-7990). Mit freundlichen Grüßen Hans-Joachim Hoffmann
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Date: 2015/10/06 23:15:04
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Date: 2015/10/07 22:51:27
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ: Saarland feiert Abstimmung 1955Festakt und Bürgerfest 60 Jahre nach Referendum über Saarstatut – Merkel feiert mitMit Prominenz und einem großen Bürgerfest feiert das Saarland den 60. Jahrestag des Ereignisses, dem es seine Existenz als Bundesland verdankt: die Abstimmung über das Saarstatut am 23. Oktober 1955.Von SZ-Redakteurin Ute KlocknerSaarbrücken. Mit Spannung hat vor 60 Jahren die Welt für einen kurzen Moment auf das Saarland geblickt: Am 23. Oktober 1955 haben die Menschen an der Saar mit Zwei-Drittel-Mehrheit das vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann favorisierte Saarstatut abgelehnt, das aus dem Saarland ein autonomes europäisches Territorium und Standort verschiedener europäischer Institutionen machen sollte. Das Ereignis ebnete den Weg zum Anschluss an Deutschland im Jahr 1957. „Die erste kleine Wiedervereinigung hat hier bei uns im Saarland stattgefunden. Sie hat auch einen der größten Stolpersteine auf dem Weg zur europäischen Einigung beseitigt“, erinnerte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Hatte doch die bis dahin ungeklärte Saar-Frage die Beziehungen zwischen Frankreich und der Bundesrepublik belastet. Mit einem Festakt im Staatstheater und einem zweitägigen Bürgerfest auf dem Tblisser Platz in Saarbrücken wird der 60. Jahrestag der Volksabstimmung von 1955 gefeiert. Als prominente Gäste haben sich für den Festakt am Freitag, 23. Oktober, unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die die Festrede halten wird, der amtierende EU-Ratspräsident und luxemburgische Premierminister Xavier Bettel sowie der ehemalige französische Premierminister Jean-Marc Ayrault angekündigt. Zwischen 750 und 1000 Gäste werden zum Festakt geladen, darunter Vertreter der Großregion und Schülergruppen. Dabei soll sich das Saarland als „junges und jung gebliebenes Bundesland“ präsentieren, sagte die Regierungschefin. Dies spiegele sich auch in der Musikwahl wider: So werden das Landes-Jugend-Symphonie-Orchester, der Landesjugendchor Saar sowie die Thomas-Blug-Band spielen. Das SR-Fernsehen wird den Festakt ab 17.30 live übertragen. Im Anschluss werden Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel das Bürgerfest eröffnen. Bis 23 Uhr gibt es Livemusik mit Musikern und Bands aus der Region, wie Elaiza, The Real Hot Dynamites und Beyond the Black, einer Symphonic-Metal-Band. Der Samstag, 24. Oktober, ist Familientag mit Showprogramm und vielen Mitmach-Aktionen. Auf der Bühne stehen verschiedene Musik- und Show-Acts von Schulklassen über Breitenkultur bis zu Profigruppen. Neben 20 Ausstellern präsentieren sich auch der Landtag und die Landesregierung mit Infozelten. Ab 11.30 Uhr stellen sich die Landesminister nacheinander für jeweils eine halbe Stunde den Fragen der Bürger. Die Kosten für das Bürgerfest betragen rund 350 000 Euro, von denen 235 000 Euro von Sponsoren getragen werden. Die Feier steht am Abschluss eines im Januar gestarteten Jubiläumsjahres. Im Januar wurde die Ausstellung zur Geschichte des Saarlandes in den letzten 100 Jahren eröffnet (siehe Infobox). Diese hat neben dem Referendum 1955 auch die Volksabstimmung am 13. Januar 1935 im Blick. Vor 80 Jahren votierten die Menschen an der Saar dafür, dass das zu diesem Zeitpunkt vom Völkerbund verwaltete Saargebiet an das Deutsche Reich angegliedert wurde. Foto: dpa Foto: Becker&Bredel
HintergrundBis zum 30. Dezember können Bürger kostenlos und letztmalig die Wanderausstellung „Saarland. Eine europäische Geschichte“ im Historischen Museum im Saarbrücker Schloss besichtigen. Die Schau, die Station in Paris, Berlin und Schengen machte, zeigt anhand zahlreicher Fotos, Plakate und Videos die Geschichte des Saarlandes in den vergangenen 100 Jahren. Im Zentrum stehen die Saar-Referenden von 1935 und 1955.Das Museum ist geöffnet: dienstags und mittwochs von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr, freitags, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Auf dem Saarlandkanal des Google Cultural Institutes (www.damals-heute.saarland) sind fast 500 Fotos und Filme zur Saar-Geschichte zu sehen. ukl
-- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2015/10/07 22:53:38
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
heute in der SZ, morgen in Oberthal: Heimatforscher erzählt in Oberthal von der vorkeltischen EpocheOberthal. „Hunnenring und Mommerich – Gemeinsamkeiten und Unterschiede“: Das ist das Thema eines Vortrags von Manfred Peter. Darin behandelt der Heimatforscher am morgigen Donnerstag, 8. Oktober, 18 Uhr, im Oberthaler Rathaus sowohl die vorkeltische Zeit als auch die keltische Epoche. Abschließend geht es um Schicksal des Mommerichs. red
-- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2015/10/08 22:40:05
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
AG Angewandte Geschichte/Public History im Verband der
Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. 05.11.2015-06.11.2015, Potsdam, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Am Neuen Markt 9d, 14467 Potsdam Deadline: 25.10.2015 Mit der steigenden Zahl von Auftragsforschungen und einem wachsenden Angebot historischer Dienstleistungen ist seit der Jahrtausendwende vor allem unter UniversitätshistorikerInnen ein Unbehagen gegenüber einem expandierenden Geschichtsmarkt entstanden, der neben der gewünschten Popularisierung historischen Wissens eben auch zu einer kritisierten 'Kommerzialisierung' der Geschichtskultur führte. Vordergründig geht es dieser vielstimmigen Kritik an "Geschäften mit der Geschichte" um die Wahrung wissenschaftlicher Standards, dahinter stehen aber auch ethische Bedenken über Form und Inhalt einer wie auch immer angewandten Geschichte. Dass es sich bei dieser Entwicklung um ein grundlegendes Phänomen handelt, zeigt sich vor allem in den wiederholt vorgetragenen Forderungen nach speziellen Ethik-Kodizes für HistorikerInnen. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, aber auch zu anderen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen hat es von Seiten deutscher HistorikerInnen allerdings bisher kaum Initiativen gegeben, einen solchen Rahmen für gute historische Arbeit zu entwickeln. Die AG Angewandte Geschichte/Public History arbeitet seit dem Sommer 2014 zusammen mit Cord Arendes und Angela Siebold von der Universität Heidelberg sowie Thorsten Logge von der Universität Hamburg an der Formulierung eines Ethik-Kodexes, der für alle HistorikerInnen (in und außerhalb der Universitäten) einen Orientierungsrahmen bietet. Nachdem wir einen ersten Entwurf auf dem Historiker-Tag in Göttingen 2014 diskutiert und über die Homepage (https://www.public-history.uni-hamburg.de/agag/) allen Interessierten zugänglich gemacht haben, wollen wir im Rahmen der Potsdamer Tagung das Thema grundsätzlicher behandeln und nach den Möglichkeiten und Grenzen einer Geschichtsethik fragen. Dabei sollen (Zeit-)HistorikerInnen, GeschichtsdidaktikerInnen, VertreterInnen der Public History und historische DienstleisterInnen mit VertreterInnen anderer Disziplinen und Berufe diskutieren. Dabei soll es nicht nur um eine Theorie angewandter Wissenschaftsethik gehen, sondern auch und vor allem um eine Reflexion praktischer Probleme der historischen Arbeit. Organisatoren: Prof. Dr. Cord Arendes (Heidelberg), Dr. Thomas Prüfer (Köln), Dr. Irmgard Zündorf (Potsdam) Für die Verpflegung wird ein Beitrag von 10 Euro pro Person erhoben, der zu Beginn der Tagung in Potsdam zu zahlen ist. ------------------------------------------------------------------------ Donnerstag, 5. November 2015 14.30 Begrüßung Dr. Nora Hilgert (Geschäftsführerin des VHD) Dr. Irmgard Zündorf (ZZF; AG Angewandte Geschichte/Public History) 14.45 Einführung Prof. Dr. Cord Arendes (Universität Heidelberg) und Dr. Thomas Prüfer (Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer; AG Angewandte Geschichte/Public History) 15.00 - 16.30 Vom Nutzen und Nachteil einer Ethik für die Historie Vortrag: Prof. Dr. Christoph Kühberger, Salzburg Moderation: Frank Drauschke, Berlin 16.30 - 17.00 Pause 17.00 - 18.30 Horizonte angewandter (Wissenschafts-)Ethik Vortrag: Prof. Dr. Thomas Reydon, Hannover Kommentare: Susanne Mauersberg, Berlin Dr. Thomas Speckmann, Berlin Moderation: Dr. Thomas Prüfer, Köln 19.00 gemeinsames Abendessen Freitag, 6. November 2015 9.00 - 10.30 Emotion, Überwältigung, Staatsdoktrin - Problemlagen des Beutelsbacher Konsenses in Zeiten von Public History Vortrag: Prof. Dr. Martin Lücke, Berlin Kommentare: Dr. Gerhard Obermüller, Linz Dr. Thorsten Logge, Hamburg Moderation: Christine Bartlitz, Potsdam 10.30 - 10.45 Pause 10.45 - 12.15 Gute historische Arbeit - ethische Fragen im Geschichtsbüro Vortrag: Dr. Rainer Lächele, Aalen Kommentare: Prof. Dr. Christine Gundermann, Köln Dr. Achim Saupe, Potsdam Moderation: Susanne Wernsing, Wien 12:15 - 13:00 Mittagessen (Buffet) 13.00 - 14.30 Im Spannungsfeld von akademischer Forschung und Gedenkkultur Vortrag: Dr. Thomas Schaarschmidt, Potsdam Kommentare: Dr. Andreas Etges, München Dr. Clemens Tangerding, Berlin Moderation: Dr. Irmgard Zündorf, Potsdam 14.30 - 15.00 Pause 15.00 - 16.00 Praktikanten im Team - Stellenwert und Einsatzmöglichkeiten von kurzfristig Beschäftigten Vortrag: Dr. Florian Neumann, München Kommentare: Fabian Boehlke, Hamburg Juliane Hoheisel, Heidelberg Moderation: Anina Falasca, Berlin 16.00 - 17.00 Auf dem Weg zu einem Ethik-Kodex? Abschlussdiskussionsrunde Impulsreferat und Moderation: Prof. Dr. Cord Arendes, Heidelberg ------------------------------------------------------------------------ Anmeldungen gehen an: Dr. Irmgard Zündorf Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) Am Neuen Markt 1 14467 Potsdam 0331/28991-13 zuendorf(a)zzf-pdm.de URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=29069> -- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2015/10/12 18:11:38
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Von:
hhgoertz(a)t-online.de [mailto:hhgoertz(a)t-online.de] gerne
mache ich Sie auf meine neue Publikation
Reichskammergerichtspersonal und andere Personen in den
Taufbüchern von
Predigerkirche und St. Georgen zu Speyer 1593-1689 aufmerksam.
ISBN
978-3-00-050130-2 XXI,
556 S., zahlreiche farbige Abbildungen, Preis:
48 € Mit
Angaben zu über 260 Angehörigen des Reichskammergerichts,
zu etwa 150 weiteren Juristen und einer Vielzahl anderer
Personen wird das Buch als Nachschlagewerk bei
personengeschichtlichen Fragestellungen sicher nützliche Dienste
leisten können. Bei
Interesse können Sie den Titel gerne formlos über mich
bestellen. Ich werde dann die Lieferung veranlassen, die
allerdings wohl erst ab Mitte Oktober erfolgen wird. Mit
freundlichen Grüßen Hans-Helmut
Görtz Dr.
Hans-Helmut Görtz Am
Wurmberg 11 |
Date: 2015/10/13 23:11:47
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger ------------------- Von: "Astrid Kreuz" <astrid.kreuz(a)t-online.de> An: <niederschlesien-l(a)genealogy.net> Gesendet: Samstag, 10. Oktober 2015 19:55 Betreff: [NSL] Aluminiumfolie und alte Grabsteine Liebe Liste, im Internet bin ich über einen Tip gestolpert, wie man verwitterte Grabsteine wieder lesbar machen kann. http://organizeyourfamilyhistory.com/reading-hard-read-gravestones/ Der Link führt auf eine englische Seite. Die Kurzform für diejenigen, die nicht englisch sprechen können: Die Tipgeberin verwendet Aluminiumfolie, die sie mit einem feuchtenHaushaltsschwamm vorsichtig auf den betreffenden Grabstein andrückt. Dadurch
werden die Linien wieder recht gut sichtbar und man kann ein Foto davon machen. Aufheben kann man diese Abdrücke nicht. Der Vorteil gegenüber der Methode mit dem Durchpausen per Papier und Bleistift ist, dass es für den Grabstein schonender ist. Ich finde die Fotos sehr vielversprechend und der Aufwand, eine Rolle Alufolie, einen Schwamm und eine Wasserflasche bei einer Friedhof-Exkursion mitzunehmen, hält sich im Rahmen. Liebe Grüße und einen schönen Abend Astrid (Kreuz)
Date: 2015/10/13 23:43:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
From: Gerald Lamprecht <gerald.lamprecht(a)uni-graz.at> Date: 09.10.2015 Subject: CFP: Jüdische Soldaten im kollektiven Gedächtnis Zentraleuropas. Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg aus jüdischer Perspektive / - Graz 05/16 ------------------------------------------------------------------------ Centrum für Jüdische Studien, Karl-Franzens-Universität Graz 23.05.2016-25.05.2016, Graz, Karl-Franzens-Universität Graz Deadline: 31.12.2016 Der Erste Weltkrieg stellt eine weitreichende Zäsur innerhalb der jüdischen Geschichte Zentraleuropas dar. Die verheerenden Kriegsereignisse zerstörten nicht nur die traditionellen Lebenswelten und Gesellschaftsstrukturen des osteuropäischen Judentums, sondern durch die Folgen des Krieges, die geopolitischen Veränderungen sowie durch eine Radikalisierung des Antisemitismus wurden eingeübte Identitätsnarrative der jüdischen Bevölkerung Zentraleuropas fundamental in Frage gestellt. In vielen der neu entstandenen Staaten wurde im Zuge nationaler Selbstfindungsprozesse die Position der Jüdinnen und Juden innerhalb der Gesellschaft sowie ihre Beziehung zum Staat ungewiss. Diese teils gewaltsamen Prozesse evozierten innerjüdische wie gesamtgesellschaftliche Debatten, in denen Fragen jüdischer Loyalitäten zu den alten und neuen Staaten, resp. Gesellschaften ebenso wie jüdische Identitätsentwürfe unter den neuen Anforderungen verhandelt wurden. Ein zentrales und umstrittenes Diskussionsfeld war dabei der Kriegsdienst der jüdischen Soldaten, allgemein die Stellung der jüdischen Bevölkerung zum und ihre Haltung und Tätigkeiten im Krieg. So sahen viele Jüdinnen und Juden in Zentraleuropa und darüber hinaus in ihrem uneingeschränkten Kriegsdienst während des Weltkrieges die Möglichkeit einer Beweisführung ihres Patriotismus und ihrer Loyalität gegenüber den Heimatländern. Allein in den Armeen Rußlands, Deutschlands und Österreich-Ungarns kämpften rund 900.000 jüdische Soldaten, von denen circa 100.000 auf den unterschiedlichen Kriegsschauplätzen fielen. Ihr Tod verlangte ebenso wie der von hunderttausenden nichtjüdischen, christlichen und muslimischen Gefallenen, eine politische Rechtfertigung und Sinnstiftung, während und nach dem Krieg. Dies geschah in Form von medialen Diskursen, in öffentlichen und privaten Erinnerungspraktiken und Denkmalsetzungen sowie in Synagogenpredigten. Für Zentraleuropa und die jüdische Bevölkerung ist von besonderer Bedeutung, dass Kriegserinnerung, als öffentlicher und politischer Akt der Sinnstiftung, stets mit der Rechtfertigung der Existenz der politischen Einheit, des Staates, der Nation, für die gekämpft und gestorben wurde, verbunden war. Nach dem Zerfall der beiden Imperien der Habsburger und Romanows, dem Übergang Deutschlands von der Monarchie zur Republik sowie den Versuchen, in Regionen struktureller Heterogenität homogene Nationalstaaten zu etablieren, waren ab 1918 die Bezugnahmen zu den alten, nicht mehr bestehenden kriegsführenden Staaten problematisch geworden. Eine politische Sinnstiftung für das massenhafte Sterben im Krieg musste daher den neuen politischen Realitäten angepasst werden. Kriegserinnerung war damit stets Ort der Ausverhandlung der gesellschaftlichen und staatlichen Einheit sowie der politischen und gesellschaftlichen Partizipationsmöglichkeiten unterschiedlicher Gruppen: eine davon waren die Jüdinnen und Juden. Die Konferenz "Jüdische Soldaten im kollektiven Gedächtnis Zentraleuropas" rückt die Debatten um den jüdischen Kriegsdienst in all seinen unterschiedlichen Formen (Soldaten und Kriegsgefangene, Flüchtlingsfürsorge und Zwangs- bzw. Fremdarbeiter, Wohlfahrt, ...) sowie die Kriegserinnerung in ihren vielfältigen Ausprägungen während und nach dem Ersten Weltkrieg ins Zentrum. Unter Zentraleuropa werden dabei das Deutsche Reich, die Habsburgermonarchie und die westlichen Gebiete des Russländischen Reiches sowie die in diesem Gebiet nach 1918 entstandenen neuen Staaten verstanden. Im Rahmen der Tagung sollen vorrangig Fragen jüdischer Loyalitäten und jüdischen Selbstverständnisses im Kontext des Krieges ebenso wie unterschiedlichste Debatten um die Verortung der jüdischen Bevölkerung innerhalb der jeweiligen Staaten während und nach dem Krieg behandelt werden. Von besonderem Interesse ist hierbei, wie diese Debatten sich angesichts der neuen politischen und nationalen Realitäten Zentraleuropas nach 1918 wandelten. Konnten die jüdischen Soldaten und der jüdische Kriegsdienst in die neuen nationalen Erinnerungs- und Sinnstiftungsdiskurse integriert werden, oder wurden sie vielmehr, ähnlich der Dolchstoßlegende in Deutschland, aus diesen ausgeschlossen? Welche Rolle spielten hiebei der Antisemitismus und der Aufstieg des Faschismus, Nationalsozialismus, Kommunismus und Bolschewismus? Wie wirkten sich diese Entwicklungen in unterschiedlichen nationalen bzw. staatlichen Kontexten aus? Wie organisierten sich jüdische Erinnerungsmilieus (Veteranenorganisationen, Hilfsvereinigungen für die Versehrten, Witwen und Waisen), und welche Ziele verfolgten sie? Gab es gemeinsame jüdische und nichtjüdische Erinnerungsmilieus und Überlappungen in den Erinnerungs- und Sinnstiftungsdebatten? Welche Loyalitäts- und Identitätsidiskurse verbanden die unterschiedlichen jüdischen Gruppierungen (zionistisch, religiös, akkulturiert) mit dem Kriegsdienst und der Erinnerung an diesen? In welchen Formen artikulierten sich die Erinnerungsdiskurse, und welche Manifestationen in Form von Denkmälern, Gedenktafeln und Erinnerungsritualen gab es? All diese Aspekte sollen nicht nur aus einer nationalen oder (national)staatlichen Perspektive behandelt werden. Vielmehr möchte diese Tagung zum einen eine zentraleuropäische, vergleichende Perspektive eröffnen und zum anderen auch das transnationale Element jüdischer Kriegserinnerung, wie es beispielsweise in der Gründung des Weltbundes jüdischer Frontsoldaten 1935 zum Ausdruck kam, berücksichtigen. Die Tagung richtet sich an WissenschafterInnen unterschiedlichster kultur- und geisteswissenschaftlicher Disziplinen. Von besonderem Interesse sind dabei Beiträge zu nachfolgenden Themen. - Jüdische Erinnerungsdiskurse mit ihren politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Rückbezügen - AkteureInnen jüdischer Kriegserinnerung - Erinnerungsmilieus - Jüdische Veteranenorganisationen - Medien der Erinnerung: Erinnerungsschriften, Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Filme, autobiographische Texte, Kunstwerke, usw. - Denkmalsetzungen, Heldenfriedhöfe - Jüdische Kriegserinnerung in der Literatur - Wechselbeziehungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Erinnerungsdiskursen und -Milieus - Antisemitismus - Transnationale Aspekte jüdischer Kriegserinnerung - Weibliche Kriegserinnerungen - Bildsprache: Fotografien, Postkarten Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Die Organisatoren bemühen sich um eine ausreichende Tagungsfinanzierung, sodass Reise- und Aufenthaltskosten übernommen werden können. Eine Tagungspublikation (peer review) ist geplant (deutsch und englisch). Bei Interesse senden Sie bitte einen Abstract (max. 500 Wörter) und kurzen CV an: gerald.lamprecht(a)uni-graz.at Deadline: 31.12.2015 -- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2015/10/14 19:27:25
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Abend, ich möchte noch
einmal auf
das familienkundliche Seminar hinweisen, daß am Wochenende vom
7ten auf den
8ten November 2015 auf Schloß Dhaun bei Kirn stattfindet. Diese Vorträge
stehen auf dem
Programm: Dr. Helmut Priewer Historisch-demographische
Untersuchungen
- ein Beitrag zur Familienforschung? Marco Fischer Historische
Landkarten
in Google Earth/neue Entwicklungen in PhotoIdent Eva Gernand Mirakelbücher
und Votivtafel
als Quelle für Familienforscher Jürgen Frantz Familienforschung
in den
ehemaligen deutschen Gebieten im Osten Dr. Karl Ludwig Jüngst Jüngst
- ein Name mit seltener
Herkunft? Rolf Born Wie
präsentiere ich die Ergebnisse meiner Forschungen? Dr. Hans-Joachim Kühn Die
Einwohner der Herrschaft Kirkel im Lichte spätmittelalterlicher
Rechnungsbücher Helmut Kuhn Genealogie
in Stein
gemeißelt Die Leitung
unterliegt meiner
Wenigkeit. Teilnehmerbeitrag: 145,- € (Übernachtung/“Vollpension“) Bei Anreise am Freitag zusätzlich 45,- € (Übernachtung/Frühstück) Ohne Übernachtung:
100,- € Anmeldung an: Schlossakademie Schloß Dhaun 55606
Hochstetten-Dhaun Tel.
06752/93840 oder Roland Geiger Alsfassener
Straße 17 66606 St.
Wendel Email:
rolgeiger(a)aol.com (alternativ:
alsfassen(a)web.de) Tel.
06851-3166 Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2015/10/14 19:28:11
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Guten Abend, ich möchte noch
einmal auf
das familienkundliche Seminar hinweisen, daß am Wochenende vom
7ten auf den
8ten November 2015 auf Schloß Dhaun bei Kirn stattfindet. Diese Vorträge
stehen auf dem
Programm: Dr. Helmut Priewer Historisch-demographische
Untersuchungen
- ein Beitrag zur Familienforschung? Marco Fischer Historische
Landkarten
in Google Earth/neue Entwicklungen in PhotoIdent Eva Gernand Mirakelbücher
und Votivtafel
als Quelle für Familienforscher Jürgen Frantz Familienforschung
in den
ehemaligen deutschen Gebieten im Osten Dr. Karl Ludwig Jüngst Jüngst
- ein Name mit seltener
Herkunft? Rolf Born Wie
präsentiere ich die Ergebnisse meiner Forschungen? Dr. Hans-Joachim Kühn Die
Einwohner der Herrschaft Kirkel im Lichte spätmittelalterlicher
Rechnungsbücher Helmut Kuhn Genealogie
in Stein
gemeißelt Die Leitung
unterliegt meiner
Wenigkeit. Teilnehmerbeitrag: 145,- € (Übernachtung/“Vollpension“) Bei Anreise am Freitag zusätzlich 45,- € (Übernachtung/Frühstück) Ohne Übernachtung:
100,- € Anmeldung an: Schlossakademie Schloß Dhaun 55606
Hochstetten-Dhaun Tel.
06752/93840 oder Roland Geiger Alsfassener
Straße 17 66606 St.
Wendel Email:
rolgeiger(a)aol.com (alternativ:
alsfassen(a)web.de) Tel.
06851-3166 Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger -- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2015/10/16 13:02:34
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Zur Info:
Call for Papers: Archäologentage Otzenhausen (14.-17.04.2016), Einsendeschluss 15.12.2015
Sehr geehrte Damen und Herren,
vom 14. – 17. April 2016 finden die dritten Archäologentage Otzenhausen in der Europäischen Akademie Otzenhausen statt.
Um eine möglichst breite Palette von Themen und Regionen abzudecken, haben wir uns entschlossen, auf diesem Wege Referenten für diese hochkarätige Veranstaltung zu suchen, zu deren ‚Vorgängerin‘ wir in diesem Jahr rund 200 Teilnehmer begrüßen konnten. Ebenso freuen wir uns über Rückmeldungen von Interessierten, die an unserem Markt der Möglichkeiten (Poster- oder sonstige Präsentationen) mitwirken möchten. Die Ausschreibung sowie eine allgemeine Projektinformation finden Sie in der Anlage.
Wir würden uns sehr freuen, von Ihnen zu hören, und stehen Ihnen für Fragen gern zur Verfügung. Bitte schicken Sie Ihre Antwort an koch(a)eao-otzenhausen.de
Da wir für den Versand unterschiedliche Verteiler nutzen, erhalten Sie diese Mail eventuell mehrfach. Dafür bitten wir um Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Mörsdorf und Michael Koch
Geschäftsführer Projektleiter Archäologentage Otzenhausen
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Appel à communications: Journées archéologiques d'Otzenhausen (14 -17/4/2016), Date limite de dépôt : 15.12.2015
Mesdames, Messieurs,
Les prochaines troisièmes Journées archéologiques d'Otzenhausen seront organisées du 14 au 17 avril 2016 à l'Académie européenne d'Otzenhausen. Nous souhaitons optimiser l'étendue des thèmes et des régions couvertes et cherchons dans cette optique des intervenants pour le colloque en 2016. Le précédent, en 2015, avait réuni presque 200 participants. Nous serions également heureux d'obtenir des réponses d'institutions et/ou associations désireuses de participer à notre " foire aux initiatives " (présentation d'affiches etc.) à l'occasion de cette manifestation. Vous trouverez en pièce-jointe l'appel à participation ainsi que des informations sur ce projet.
Nous serions ravis de vous compter parmi nous et restons à votre entière disposition pour d'éventuelles questions. Veuillez nous répondre à l'adresse suivante : koch(a)eao-otzenhausen.de
Date: 2015/10/17 18:13:49
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. in Zusammenarbeit mit der Aleksandra-Stiftung zur Förderung der Westricher Geschichtsforschung lädt ein Zum Vortrag von Franz Josef Schäfer „Feldpostbriefe eines Wellesweiler Bürgers“ und „Die Grundsteinlegung des HJ –Heimes Wiebelskirchen im Jahre 1938“ Der aus dem Saarland stammende Referent unterrichtet Schülerinnen und Schüler in Geschichte und Deutsch in Bensheim/Kreis Bergstraße und hat seit vielen Jahren über die saarländische Landesgeschichte publiziert. 1991 veröffentlichte er gemeinsam mit Bernhard Haupert in der Reihe „Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft‟ die Monografie „Jugend zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Biographische Rekonstruktion als Alltagsgeschichte des Faschismus". Einer seiner Schüler stellte ihm kürzlich Dokumente aus dem Nachlass seines Urgroßvaters Anton Schmidt (1908-1944) zur Verfügung, darunter ein Fotoalbum der Kriegsjahre und Feldpostbriefe. Da der in Wellesweiler wohnende Obergefreite 1942 Erfrierungen zweiten Grades an der Ostfront Erfrierungen erlitt, wurde er in einem Lazarett in Altenberg/Erzgebirge behandelt. Während dieser Zeit schilderte er seiner Frau in ungewöhnlicher Präzision die unmenschlichen Bedingungen, denen die Soldaten ausgeliefert waren, und die Grausamkeiten des Krieges, sowohl auf russischer als auch auf deutscher Seite. Diese Dokumente werden im ersten Teil des Vortrages vorgestellt und kommentiert. Im Jahre 2007 veröffentlichte der Referent in der „Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend‟ einen Beitrag über das HJ-Heim Wiebelskirchen. Vorgestellt werden Dokumente aus der schmiedeeisernen Kassette im Grundstein des Heimes. Die Kassette wurde bei Umbauarbeiten des Gebäudes in der Rembrandtstraße 17-19 sichergestellt. Im Vortrag wird auch der damalige Wiebelskirchener Bürgermeisters Josef Bromen näher vorgestellt und sein Anteil an der Reichspogromnacht 1938 in der Region. Am Mittwoch 21.10.2015, 19.00 Uhr im historischen Junkerhaus (1569) Wellesweiler, Eisenbahnstr. 22 Von Nichtmitgliedern wird 5 Euro Eintritt erbeten
Date: 2015/10/18 22:19:06
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Blösel, Wolfgang: Die römische Republik. Forum und Expansion (= Geschichte der Antike). München: C.H. Beck Verlag 2015. ISBN 978-3-406-67413-6; Broschur; 304 S., 8 Abb., 10 Karten; EUR 16,95. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Dirk Wiegandt, Historisches Seminar, Goethe-Universität Frankfurt am Main E-Mail: <dirk.wiegandt(a)em.uni-frankfurt.de> In der neuen Reihe "Geschichte der Antike" des C.H. Beck Verlags, die einem breiteren Publikum eine Einführung in die Großepochen der Alten Geschichte geben will, widmet sich Wolfgang Blösel der römischen Republik, zu der Beck bereits einen kürzeren Überblick von Martin Jehne und einen ausführlicheren von Klaus Bringmann publiziert hat.[1] Blösel gelingt es aber, innerhalb einer weithin traditionellen, sehr ereignisgeschichtlich orientierten Erzählung neue Deutungen für den Aufstieg und Fall der Republik zu präsentieren, die auf seinen Spezialstudien beruhen und neueste Literatur mit einbeziehen. In neun chronologisch aufgebauten und vom Umfang her ausgewogenen Kapiteln spannt Blösel den weiten Bogen von den dunklen Ursprüngen in der Königszeit bis zur Neuregelung der Republik durch Octavian im Jahre 27 v.Chr. Abgerundet wird das Buch durch einen knappen Anmerkungsapparat, eine sehr detaillierte Zeittafel, einen gut selektierten und kommentierten Literaturüberblick sowie ein Personen- und Ortsregister. Die seiner Meinung nach ausschlaggebenden Faktoren der historischen Entwicklungen, denen auch der etwas sperrige Untertitel mit dem ungleichen Begriffspaar "Forum und Expansion" geschuldet ist, legt Blösel in der kurzen Einführung (S. 11-18) dar: im Inneren eine Nobilität, die sich ab dem 2. Jahrhundert spezialisiert, dabei demilitarisiert und auf das zivile Zentrum der Republik ausrichtet, was Blösel mit Statistiken aus seinen Studien belegt (etwa S. 214); im außenpolitischen Bereich das rapide Ausgreifen Roms und zuletzt der stetig wachsende Einfluss der wenigen fähigen Feldherren in beiden Sphären. Diese zentralen Elemente durchdringen die gesamte Darstellung und werden immer wieder auch expliziert (besonders die Hauptthese der Demilitarisierung, so S. 152-154). Den Motor der außergewöhnlich dynamischen Expansion Roms sieht Blösel in der Spitzengruppe der Aristokratie, der patrizisch-plebejischen Nobilität, aus der man nur durch militärischen Ruhm herausragen konnte. Gestützt auf die Ressourcen eines Bundesgenossensystems und ein gestuftes Bürgerrecht konnten die Magistrate in ihren kurzen Amtszeiten immer neue Armeen rekrutieren und Anlässe finden, um sich auszuzeichnen. Dabei distanziert sich Blösel von Harris, dessen Sicht eines imperialistischen und aggressiven Roms er für zu weitgehend hält (besonders S. 139).[2] Zwar attestiert er Rom ein starkes wirtschaftliches Interesse im Westen des Mittelmeers während der ersten Römisch-Punischen Kriege (S. 97), aber für den Osten und Nordafrika folgt er eher der schon von Mommsen und neuerdings mit politiktheoretischer Akzentuierung von Eckstein vertretenen These, dass Rom in diese Bereiche im zweiten Jahrhundert hineingezogen worden sei und eine indirekte Herrschaft nicht ausgereicht habe (S. 139).[3] Parallel zu diesem eher unfreiwilligen Ausgreifen sieht Blösel in dieser Zeit auch einen Zerfall der bis dahin homogenen Führungsschicht: Weniger sei die griechische Kultur ursächlich, mit der Rom seit Ende des dritten Jahrhunderts verstärkt in Kontakt kam, als der ungeheure Reichtum, der aus dem Osten nach Rom floss und zu vergeblichen Bemühungen führte, durch gesetzliche Regelungen die massiven Vermögensunterschiede zu nivellieren. Damals verschoben sich seiner Meinung nach die Konkurrenzfelder der Aristokratie in den zivilen Bereich (S. 154), und diese Demilitarisierung habe immer häufigere militärische Desaster nach sich gezogen. Er bescheinigt den Senatoren "tiefgreifende Defizite bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben" (S. 149), die das Vertrauen in die alten Strukturen nachhaltig erschüttert und später die Loyalitätsverschiebungen der Soldaten hin zu den Feldherren erleichtert hätten. Auch widerspricht Blösel dezidiert der alten These, die römische Republik mit ihrer stadtstaatlichen Verfassung sei an der Überforderung durch ein Weltreich gescheitert (S. 220). Die notwendigen Prorogationen seien vielmehr durch die aus egoistischen Motiven rührende Weigerung vieler Senatoren bedingt gewesen, Statthalterschaften zu übernehmen, nicht dagegen durch einen Mangel an Amtsträgern. Blösel bietet ein sehr gut lesbares Narrativ, das er gelegentlich durch Erklärungen politischer und gesellschaftlicher Strukturen unterbricht und in dem er mit scharfem analytischen Blick Gesamtzusammenhänge verständlich machen kann. In den ersten Kapiteln über die Frühzeit mit ihrer schlechten Quellenlage hat er mehr Raum, um detailliert und souverän über die Formierung von Institutionen und Gesellschaft zu schreiben und dabei auch viele Kontroversen zu berücksichtigen.[4] Allerdings nehmen in historisch besser überlieferter Zeit die Schilderungen einzelner Kriegszüge fast schon überhand, während Kulturelles doch sehr kurz kommt. Und damit zum wichtigsten Kritikpunkt aus Sicht des Rezensenten: Muss eine Geschichte der römischen Republik stets so stark auf die kriegerische Expansion fokussiert sein? Sicherlich ist es ein Faszinosum, wie aus dem kleinen Stadtstaat ein Imperium werden konnte. Doch ist das militärische Ethos der Aristokratie wirklich das Alleinstellungsmerkmal Roms? Blösel deutet immer wieder die engen Kontakte Roms, gerade in der Frühzeit, mit anderen italischen Städten und Völkern an, aber verfolgt diese Vergleichsmöglichkeiten nicht. Generell werden andere Aspekte wie Religion oder Literatur gestreift, jedoch oft nur in wenigen Sätzen verstreut abgehandelt. Die reiche Literaturlandschaft, das Fest- und Spielewesen, die Villenkultur, all das findet hier nur wenig bis gar keinen Platz. Gerade für seine zentrale These des Wertewandels im zweiten Jahrhundert wäre eine intensivere Auseinandersetzung mit den kulturellen und nicht nur den wirtschaftlichen Veränderungen dienlich.[5] Das klassische, vor allem politisch-militärisch geprägte Bild Roms, angereichert mit neuen Deutungen, hat den Vorzug erhalten. Das mag man teilweise bedauern, nichtsdestoweniger hat Blösel eine gelungene, kenntnisreiche und anregende Einführung geschrieben, die das individuelle und kollektive Versagen der Nobilität fast wie einst schon Sallust betont. Wie gewohnt bei Beck ist das Buch bis auf einige Kleinigkeiten hervorragend lektoriert, die Abbildungen und Karten sind von sehr guter Qualität.[6] Die wenigen Endnoten beschränken sich auf markante Quellen, wenn auch die Selektionskriterien nicht immer klar sind.[7] Anmerkungen: [1] Martin Jehne, Die römische Republik. Von der Gründung bis Caesar, 3. durchgesehene Aufl., München 2013 (1. Aufl. 2006) und Klaus Bringmann, Geschichte der römischen Republik. Von den Anfängen bis Augustus, 2. durchgesehene Aufl., München 2010 (1. Aufl. 2002). [2] William V. Harris, War and Imperialism in Republican Rome: 327-70 B.C., Oxford 1979. [3] Arthur M. Eckstein, Mediterranean Anarchy, Interstate War, and the Rise of Rome, Berkeley 2006 und ders., Rome Enters the Greek East. From Anarchy to Hierarchy in the Hellenistic Mediterranean, 230-170 BC., Malden 2008. [4] Einzig hinsichtlich des umstrittenen foedus Cassianum lässt Blösel seine Leser verwirrt zurück: Auf S. 50 favorisiert er die Frühdatierung 493, auf S. 65 dagegen 358. [5] Das entsprechende Unterkapitel (S. 140-149) widmet kaum eine Seite der nicht weiter problematisierten, obwohl umstrittenen Hellenisierung Roms, sondern konzentriert sich auf die ökonomischen Auswirkungen der Expansion auf die Nobilität. [6] In der Bibliographie fehlen die Auflösungen für Flower (= Ancestor Masks and Aristocratic Power in Roman Culture, Oxford 1996) auf S. 287; für Beck (= Karriere und Hierarchie. Die römische Aristokratie und die Anfänge des cursus honorum in der mittleren Republik, Berlin 2005) auf S. 289; Mouritsen (1997) statt richtig (1998) auf S. 292. Die Kartenlegenden auf S. 81 und S. 183 stimmen teils nicht mit dem Sprachgebrauch im Text überein ("Sacra via", "Curie", "Arnus-Rubico-Linie"). [7] Auf S. 213 gibt es gleich zwei Endnoten zu Ciceros Rede über den Oberbefehl des Pompeius, auf S. 217 dann aber keine Endnote, obwohl Begriffe aus der Rede zitiert werden. Auf S. 234 in Endnote 10 wird einmalig und unerklärlicherweise auf einen Spezialaufsatz verwiesen. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Lennart Gilhaus lgilhaus(a)uni-bonn.de |
Date: 2015/10/22 18:25:16
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Vantoch, Victoria: The Jet Sex. Airline Stewardesses and the Making
of an American Icon. Philadelphia: University of Pennsylvania Press 2013. ISBN 978-0-8122-4481-6; 296 S.; $34.95. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Anke Ortlepp, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Universität Kassel E-Mail: <anke.ortlepp(a)uni-kassel.de> Stewardess werden - das war in den 1950er-Jahren ein amerikanischer Mädchentraum. Mit Pan Am um die Welt fliegen, eigenes Geld verdienen, den Lifestyle eines 'glamour girls' genießen. Das waren die wichtigsten Bestandteile dieses Traumes. Seitdem hat sich nicht allein die Berufsbezeichnung von Stewardessen geändert, die zu Flugbegleiterinnen wurden. Auch ihre Arbeitsbedingungen und ihr Image haben in den vergangenen Jahrzehnten einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Diesen Wandel von der amerikanischen Ikone zur schlechtbezahlten Servicekraft zeichnet Victoria Vantoch in "The Jet Sex" nach. Dabei bettet sie ihr Narrativ nicht allein in die Geschlechtergeschichte der Nachkriegsjahrzehnte ein, sondern sie verortet ihre Akteurinnen auch in der Geschichte der amerikanischen Konsumkultur und des Kalten Krieges. Debatten über Vorstellungen von idealer Weiblichkeit seien auf den Körpern und in den Arbeitsplatzbeschreibungen von Flugbegleiterinnen ausgetragen worden, argumentiert Vantoch. Dabei sei es jedoch nicht allein um die Wirkmächtigkeit dieser Ideale in einem nationalen politischen und kulturellen Zusammenhang gegangen. Vielmehr seien Flugbegleiterinnen zu internationalen Botschafterinnen des 'American Way of Life' stilisiert worden, die mit ihrem Aussehen und ihrem Verhalten einer um globale Vorherrschaft ringenden freiheitlich kapitalistischen Konsumgesellschaft körperliche Gestalt verliehen hätten. Vor diesem Hintergrund waren weder ethnische Zugehörigkeit noch gesellschaftliche Schicht oder Bildungsstand zufällige Merkmale der Frauen, die über die Jahrzehnte den Berufsstand ausmachten. Dem sich wandelnden Zusammenspiel von 'gender', 'class', 'race' und 'beauty' bei der Konstruktion der amerikanischen Ikone Flugbegleiterin und ihrer Entzauberung widmet sich Vantoch in insgesamt sieben Kapiteln. Dabei liefern die ersten beiden Kapitel einen Einstieg ins Thema. Im ersten Kapitel skizziert die Autorin die Entstehung des Berufs der Flugbegleiterin. Angeregt durch die approbierte Krankenschwester Ellen Church, die 1930 mit sieben Kolleginnen bei United Airlines anheuerte, stellten bald auch alle anderen Fluggesellschaften vornehmlich weibliche Kräfte als Kabinenpersonal ein. Einer wohlhabenden, männlichen Klientel vorbehalten, entwickelte sich die zivile Passagierluftfahrt zu einem schnell expandierenden Markt. Diese Tendenz setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso fort wie die Feminisierung des Flugpersonals, von der (natürlich) der Kapitänsberuf ausgenommen blieb. Wie Vantoch im zweiten Kapitel zeigt, stellte die Berufstätigkeit von Stewardessen keine Infragestellung konservativer Geschlechterideale dar, zu denen die amerikanische Gesellschaft im ersten Nachkriegsjahrzehnt zurückkehrte. Vielmehr wurde auch die Flugkabine zum wichtigen Ort für Inszenierungen von Weiblichkeit umfunktioniert und glich damit den überall aus dem Boden sprießenden Vorstädten. Im Flieger, so die PR-Abteilungen der Fluggesellschaften, erfanden junge, gutaussehende Frauen aus der amerikanischen Mittelschicht die Häuslichkeit neu, indem sie sich wie Hausfrauen einfühlsam und aufopferungsvoll um die Flugreisenden kümmerten. Ihre dauerhafte Unabhängigkeit war nicht zu befürchten: Beschäftigungsverhältnisse endeten automatisch bei Heirat, Schwangerschaft oder dem Erreichen des 31. Lebensjahres. Trotz dieser Rahmenbedingungen, so zeigt Vantoch, entschieden sich hunderttausende junge Frauen für eine Berufstätigkeit als Flugbegleiterinnen, aus Neugier, Abenteuerlust, dem Wunsch nach Selbstständigkeit und um die Zeit zwischen Collegeabschluss und Eheschließung mit einer gut bezahlten Tätigkeit zu überbrücken. Während diese beiden Kapitel auch viel Bekanntes rekapitulieren, leisten die folgenden drei wichtige neue Beiträge zur Geschichte der Flugbegleiterinnen. So befasst sich Kapitel drei mit afroamerikanischen Anwärterinnen auf den Stewardessenberuf. Auch junge, gut situierte Afroamerikanerinnen wie Patricia Banks, die im Zentrum dieses Kapitels steht, träumten den Traum von der weiten Welt. Sie wurden zwar zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, eingestellt wurde aber bis 1957 keine. Afroamerikanerinnen entsprachen schlicht nicht den Schönheitsidealen, die in den Personalabteilungen der Fluggesellschaften als normativ gesetzt wurden. Vantoch erkennt hierin eine Form von rassistisch motivierter Benachteiligung, die auch in anderen Berufsfeldern zur Diskriminierung afroamerikanischer Erwerbstätiger führte. Sie zeigt, wie Banks und einige andere Frauen mit Unterstützung verschiedener Bürgerrechtsorganisationen auf dem Rechtsweg für ihre Inklusion kämpften. Auch wenn diese Bemühungen in Einzelfällen zu Erfolgen führten und Patricia Banks schließlich für Capital Airlines flog, blieb der Beruf der Flugbegleiterinnen eine vornehmlich von weißen Frauen ausgeübte Beschäftigung. Vantoch erkennt dennoch eine weiterreichende Bedeutung dieser Erfolge: mit ihrer Anerkennung als berufstaugliche Jobanwärterinnen und ihrer Einstellung als Stewardessen erweiterten Afroamerikanerinnen akzeptierte Vorstellungen amerikanischer Weiblichkeit. Zugleich akzeptierten sie - wenig überraschend, wie auch Vantoch findet - einen Weiblichkeitsentwurf, der sich an konservativen, mittelständischen Idealen orientierte. Kapitel vier verfolgt die Weiterentwicklung der Flugbegleiterin zur Kulturbotschafterin in den 1960er-Jahren. Im Zeitalter des Düsenflugzeugs verkörperte die 'jet stewardess' die Errungenschaften des Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit: Überfluss, Freiheit, Konsum und - damals neu - Glamour. Damit repräsentierte sie, so Vantoch, "a particular version of the nation itself" (S. 119). Im Kampf der USA und der UdSSR um die globale Vormachtstellung während des Kalten Krieges kam ihr deshalb eine wichtige Funktion zu. In Designeruniformen gehüllte und dank gnadenloser Stylingvorschriften perfekt gepflegte Körper flogen um die Welt als Aushängeschilder amerikanischen kulturellen und technologischen Überlegenheitsgefühls. Vantoch beschreitet völliges Neuland, wenn sie diesen Weiblichkeitsentwurf in Kapitel fünf mit dem sowjetischen Pendant vergleicht. Dieses Kapitel basiert auf bislang wenig beachteten russischen Archivmaterialien zur Geschichte der sowjetischen zivilen Luftfahrt sowie Interviews mit ehemaligen Aeroflot Flugbegleiterinnen. Diese Frauen sahen sich und wurden gesehen als Service- und Sicherheitspersonal, das ähnlich zupackend und ideologisch linientreu agierte, wie ihre Zeitgenossinnen in vielen anderen, geschlechterintegrierten Beschäftigungsfeldern dies taten. Amerikanische Beobachter, die kaum sowjetische Stewardessen zu Gesicht bekamen, diagnostizierten einen Mangel an Glamour und sprachen - infiziert von 'red' und 'lavender scare' - allen sowjetischen Frauen ihre Weiblichkeit schlichtweg ab. Als völlig überrascht beschreibt Vantoch so auch die Reaktionen derer, die beim ersten Zusammentreffen amerikanischer und sowjetischer Flugbegleiterinnen am John F. Kennedy Flughafen anlässlich der Einweihung der Flugstrecke New York-Moskau 1968 zugegen waren. Purser Natasha Arutyunova und ihre Kolleginnen erwiesen sich als erstaunlich exporttaugliche Exemplare sowjetischer Weiblichkeit, die im Kampf der Kulturen auf Augenhöhe antraten. In Kapitel sechs betrachtet Vantoch die ab Mitte der 1960er-Jahre einsetzende zunehmende Sexualisierung der amerikanischen Flugbegleiterin, die sich in Imagekampagnen und materieller Kultur niederschlug. Damit greift sie einen vielfach thematisierten Zusammenhang auf, ohne den das Buch allerdings eine Leerstelle aufwiese. Deshalb hat es eher kursorischen Charakter, geht aber auf alle wichtigen Aspekte wie aufreizende Kleidung, Lockerung der Styling-Richtlinien und sexistische Werbekampagnen wie zum Beispiel die "Fly-Me"-Kampagne von National Airlines ein. Spannender ist das abschließende Kapitel, in dem die Verfasserin über die Herausbildung eines feministischen Bewusstseins bei Vertreterinnen einer Berufsgruppe nachdenkt, deren Image und Alltag stets normative, wenig fortschrittliche Weiblichkeitsentwürfe reflektierte. Hier knüpft sie an die Arbeiten von Kathleen Barry an, wenn sie sich mit arbeitsrechtlichen Fragen befasst und nachzeichnet, wie Gewerkschaften und Einzelpersonen (vor allem auf dem Rechtsweg) gegen Formen struktureller Diskriminierung des weiblichen Kabinenpersonals amerikanischer Fluggesellschaften vorgingen. Vantoch kommt zu dem einleuchtenden Schluss, dass sich Flugbegleiterinnen seit Ende der 1960er-Jahre erfolgreich gegen traditionelle Geschlechterrollen wehrten und damit einen wichtigen, bislang unterschätzten Beitrag zur amerikanischen Frauenbewegung leisteten. "The Jet Sex" ist eine vergnügliche Lektüre. Immer wieder stellt Vantoch einzelne Akteurinnen in den Vordergrund; Flugbegleiterinnen, die sie interviewt hat und deren Schicksale ihrer Erzählung Dynamik verleihen. Die Betrachtung ist quellengesättigt und gut geschrieben. Auch wenn die Anlage der Kapitel etwas ungleichgewichtig ist und nicht alle Einschätzungen zutreffen - in meiner Einschätzung waren Flugkabinen keine grundsätzlich rassengetrennten Räume - so schmälert dies nicht die Relevanz dieses Werkes. Dies ist ein empfehlenswertes Buch, nicht nur für Fans der Geschichte der kommerziellen Passagierluftfahrt und der amerikanischen Geschlechtergeschichte. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Jürgen Martschukat <juergen.martschukat(a)uni-erfurt.de> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-4-051> |
Date: 2015/10/22 18:35:36
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hallo,
an sich ist diese Email eine Rezension des Buches "Sintflut" von Adam Tooze. Aber ich empfehle wirklich, die ersten drei Absätze zu lesen. Mit freundlichem Gruß
Roland Geiger
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Tooze, Adam: Sintflut. Die Neuordnung der Welt 1916-1931. München: Siedler Verlag 2015. ISBN 978-3-88680-928-8; 719 S.; EUR 34,99. "Als sich die Tür zum 'amerikanischen Jahrhundert' im Januar 1917 öffnete, stand Wilson an der Schwelle bereit. Er kam nicht, um Partei zu ergreifen, sondern um Frieden zu stiften. Die erste wohl inszenierte Geltendmachung des amerikanischen Führungsanspruchs im 20. Jahrhundert zielte nicht darauf ab, zu gewährleisten, dass die 'richtige' Seite gewann, sondern darauf, dass keine Seite gewann." (S. 73) Eine Tür öffnet sich, und Wilson steht an ihrer Schwelle, um der Welt den Frieden zu bringen. Er tut, was an der Zeit ist und wozu die Umstände ihn ermächtigen. Seit 200 Jahren schreiben Historiker im Modus der Teleologie und der Kausalität. Sie geben dem Leben der Verstorbenen einen Sinn, indem sie es mit dem Leben ihrer Vorfahren und Nachfahren verbinden und in eine Erzählung integrieren, die einen Anfang und ein Ende hat. Jedes Ereignis soll durch ein Geschehen verursacht werden, das ihm vorausliegt, und Strukturen sollen darüber entscheiden, wie sich diese Verursachung vollzieht. Niemand stellt die Frage, woher die Geschichte eigentlich weiß, was sie tun soll? Denn nur wenige Menschen können die Vorstellung ertragen, ihr Leben sei nichts weiter als eine Zusammensetzung von Augenblicken, die nichts miteinander verbindet. Sie wollen Sinn und Struktur, und sie erwarten, dass Historiker Erwartungen erfüllen. Man will nicht verunsichert werden, sondern lesen, was alle für gewiss halten: dass es einen historischen Prozess, ein Ende und einen Anfang gibt und dass zwischen Anfang und Ende ein kausaler Zusammenhang besteht. Historiker dürfen unterschiedliche Geschichten schreiben, aber sie dürfen nicht gegen die Konventionen der Verursachungsprosa verstoßen, auf deren Beachtung sie sich verständigt haben. "Geschichte des Westens", "Das Zeitalter der Extreme", "Der dunkle Kontinent" - so lauten die Titel, die Historiker ihren Büchern gegeben haben.[1] Sie weisen den Leser schon darauf hin, dass es Gründe gab, warum alles so kommen musste, wie es kam. Aufklärung und Ignoranz, Licht und Dunkelheit. Zwischen diesen Polen bewegen sich die Erzählungen der Historiker. Ihre Bücher sind umfangreich, weil sie offenbar glauben, dass viel schreiben müsse, wer viel erklären will. Nun also "Sintflut", ein Buch aus der Feder des
amerikanischen Wirtschaftshistorikers Adam Tooze. Er will nachweisen, dass nicht der Kommunismus und nicht der Faschismus, sondern der amerikanische Exzeptionalismus dem 20. Jahrhundert seinen Stempel aufgedrückt habe. Das 20. Jahrhundert sei ein amerikanisches Jahrhundert gewesen, auch wenn Lenin und Hitler versucht hätten, sich dem unausweichlichen Lauf des Unabänderlichen entgegenzustellen. Aus dem Weltkrieg seien die USA als eine unsichtbare Weltmacht hervorgegangen, die militärische Stärke überhaupt nicht benötigte, um die Geschicke der Welt nach Belieben zu lenken. Sie habe auf Kolonien und Schlachtschiffe verzichten können, weil ihre Wirtschaftsmacht allein ausgereicht habe, allen Staaten ihren Willen aufzuzwingen. Was immer die europäischen Mächte auch im Sinn gehabt hätten, sie hätten sich an der amerikanischen Vormachtstellung abarbeiten müssen. Aber wie entstand diese neue Weltordnung eigentlich und worauf gründete sie sich? Wie konnte es geschehen, dass die USA zum Universalreich des 20. Jahrhunderts wurden und warum scheiterten sie an ihrer selbst gestellten Aufgabe, den Frieden dauerhaft in die Welt zu bringen? Darauf gibt Tooze eine 600 Seiten lange Antwort. In den Jahren des Ersten Weltkrieges seien die USA zu einer unsichtbaren Supermacht geworden. Zuerst habe sich das Zentrum der Finanzwelt nach Nordamerika verlagert. Die Regierungen Englands und Frankreichs hätten sich Geld von privaten Banken in den USA geliehen, um den Krieg gegen die Mittelmächte zu finanzieren. Ohne diese finanzielle Hilfe hätte die Entente nicht einmal das erste Jahr des Kriegs heil überstehen können. So aber sei die amerikanische Industrie für die Zwecke der Entente mobilisiert worden. Alle Aufträge, die sie aus Übersee erhalten habe, seien durch amerikanische Bankenkredite überhaupt erst ermöglicht worden. Die amerikanische Wirtschaft wuchs, und die Entente begab sich in die Abhängigkeit amerikanischer Banken. Aber die amerikanische Wirtschaft war nun von europäischen Aufträgen abhängig geworden. Die Regierung in Washington habe sich auf ihre Neutralität irgendwann gar nicht mehr berufen können, weil sie bereits ökonomisch in den großen Krieg verstrickt gewesen sei. Als die USA 1917 in den Krieg auf Seiten der Entente eingetreten seien, hätten sie ihre finanzielle Unterstützung mit der Auflage verbunden, dass Kredite aus den USA nur für Waren aus den USA ausgegeben werden durften. Die gegenseitige Abhängigkeit war also beschlossene Sache. Nun lässt Tooze den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson auf die Bühne treten. Manche Historiker hätten Wilson für einen weltfremden Idealisten gehalten, dessen Programm, den Frieden in die Welt zu bringen, am Zynismus des alten Europa gescheitert sei, schreibt Tooze. In Wahrheit aber sei der amerikanische Präsident ein Realist gewesen, der die Gunst der Stunde genutzt habe, um das System der internationalen Beziehungen zu verändern. Er forderte einen Frieden ohne Sieg, und er machte die amerikanische Hilfe für die Entente von der Erfüllung dieser Verheißung abhängig. Die USA dürften nicht Partei ergreifen, weil sie nur als neutrale Macht den Frieden erzwingen könnten. Der Zyklus der Gewalt in der alten Welt müsse für immer unterbrochen werden, alles andere sei ein "Verbrechen an der Zivilisation". Wilson sei keineswegs ein Träumer gewesen, sondern ein Machtpolitiker, der von der moralischen Überlegenheit seines Landes überzeugt gewesen sei. Die Erzwingung des Friedens und die Weltmachtstellung der USA gehörten zusammen. Niemand habe besser als Wilson gewusst, dass das Ende des Imperialismus der Anfang der amerikanischen Hegemonie in der Welt sein würde. In der alten Welt habe man auf den Ruf des amerikanischen Präsidenten wie gewohnt reagiert. Das Ende aller geheimen Abkommen, ein Frieden ohne Sieg und das Selbstbestimmungsrecht der Völker habe für sich nur in Anspruch genommen, wer zum Sieg nicht mehr imstande war. Die deutsche Reichsregierung zwang die USA nicht nur, in den Krieg einzutreten, sie schlug die Friedensangebote Wilsons in den Wind, als ihre Armeen im Herbst 1917 im Osten spektakuläre militärische Erfolge erzielten. Erst als die Lage im Oktober 1918 aussichtslos wurde, bat sie um Vermittlung auf der Grundlage jener 14 Punkte, die Wilson im Jahr 1915 formuliert hatte. Wilson erkannte sogleich die Möglichkeiten, die sich ihm boten, um seinen Willen durchsetzen. Er antwortete der Reichsregierung, ohne die Verbündeten zu hören, und erklärte, Deutschland müsse den Nachweis erbringen, dass es den Weg zur Demokratie beschritten habe. Die Regierung in Berlin reagierte sofort. Der Kaiser musste ins Exil gehen, die Exekutive unterwarf sich dem Willen der Legislative. Zu Beginn der Friedenskonferenz in Versailles im Januar 1919 erklärte Wilson, dass er nicht an der europäischen Politik und am europäischen Frieden, sondern am Weltfrieden interessiert sei. Deshalb dürfe es keinen Sieger geben. Wochen später kam die Enttäuschung. Es gelang Wilson nicht, Frankreich und England einen Frieden aufzuzwingen, den sie nicht wollten. Die Bestimmungen des Versailler Vertrages demütigten aber nicht nur die deutsche Regierung. Sie waren auch das Gegenteil aller Vorstellungen, die sich Wilson von der neuen Ordnung gemacht hatte. Und dennoch sei der Anstoß Wilsons nicht folgenlos geblieben, glaubt Tooze. Die Friedensverhandlungen in Versailles seien mit der Gründung des Völkerbundes verknüpft gewesen, des ersten Versuchs, ein System der kollektiven Sicherheit und Prävention zu begründen und den Krieg als Mittel der Politik zu ächten. Überall auf der Welt hätten sich nationale Minderheiten auf die 14 Punkte des amerikanischen Präsidenten berufen, um ihr Verlangen nach Selbstbestimmung zu rechtfertigen. In den Mutterländern habe kein Politiker noch ignorieren können, was in den Kolonien gefordert worden sei. Im Zarenreich begehrten nationale Bewegungen gegen die Zentralregierung auf, in der Türkei verlangten Kurden, in Lybien die Nomadenstämme der Berber Autonomie und Selbstbestimmung. In England kam es schon während des Krieges zu einer Wahlrechtsreform, die den Kreis der Wähler ausweitete. Seither konnte die Regierung den Willen des Volkes nicht länger ignorieren, wenn es darum ging, über Krieg und Frieden zu entscheiden. Lloyd George erklärte 1918, dass England keinen Krieg gegen die russischen Bolschewiki führen könne. Denn kein Wähler würde ihm noch glauben, dass ein Krieg gegen die Kommunisten ein Feldzug für die Freiheit sei. Aber auch auf der internationalen Bühne habe der Anstoß Wilsons mehr bewegt, als mancher meint. Tooze glaubt, dass die Reparationsleistungen, die dem Deutschen Reich durch den Friedensvertrag auferlegt worden seien, nicht Ausdruck der Rache, sondern ökonomischer Vernunft gewesen seien. Man habe die britischen und französischen Steuerzahler entlasten müssen, die Wiederaufbau und Sozialleistungen niemals hätten finanzieren können. Immerhin habe die deutsche Regierung doch anerkannt, dass niemand anderes als sie selbst für die Kriegsschäden aufkommen musste. In London und Paris habe man verstanden, dass der Frieden mit Deutschland nur von kurzer Dauer sein würde, wenn ihn niemand erzwingen konnte. Alle Beteiligten wussten, dass nur die USA die Macht hatten, diesen Frieden zu garantieren. Zwischen November 1921 und Februar 1922 kamen die Vertreter der Großmächte in Washington zusammen, um über die Rüstungsbegrenzung auf den Weltmeeren zu beraten. Die USA boten nicht nur an, alle Großkampfschiffe sofort zu verschrotten, sie setzten auch durch, dass die Tonnage der amerikanischen, britischen und japanischen Flotte im Verhältnis 5:5:3 fixiert werden müsse. Erstmals hatten die USA ihren Führungsanspruch offen demonstriert, und erstmals hatte sich ein europäischer Staat diesem Anspruch unterworfen und den USA das Recht zugestanden, die Regeln der internationalen Politik zu bestimmen. In Deutschland wurde der Versailler Vertrag zwar als ein Dokument schändlicher Unterwerfung verstanden. Aber die führenden Politiker, so Tooze, hätten doch auch die Vorteile gesehen, der sich aus der Unterwerfung ergaben. Denn die Unterschrift unter den Vertrag sei überhaupt erst die Voraussetzung für die Entstehung jenes Systems kollektiver Sicherheit gewesen, mit deren Hilfe das Abkommen in Frage gestellt werden konnte. Alle imperialistischen Regierungen hätten ihre Außenpolitik auf neue Grundlagen gestellt, und deshalb seien sie auch imstande gewesen, miteinander im Gespräch zu bleiben. Deutschlands Politiker hätten darauf gehofft, dass die USA in Europa dauerhaft im Spiel bleiben würden, weil sie sich von ihrer Vermittlung erhofften, was ihnen die Siegermächte nicht zugestehen mochten. Inzwischen aber hätten die Europäer begriffen, so Tooze, dass sie darauf angewiesen waren, miteinander zu kooperieren, und sie seien darin dem amerikanischen Vorbild gefolgt. Die Konferenz von Genua sei der erste Versuch gewesen, die Sowjetunion und Deutschland in ein System internationaler Beziehungen zu integrieren und Frankreichs Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen. Die Ruhrkrise war der Beweis dafür, dass es ohne eine gegenseitige Verständigung keinen dauerhaften Frieden geben würde, der Dawes-Plan im Jahr 1924 das Eingeständnis, dass von Kompromissen alle profitieren würden. Der Dawes-Plan regelte die Reparationsfragen auf eine Weise, die Deutschland und Frankreich zufriedenstellten, und er verschaffte der Regierung in Berlin jene amerikanischen Kredite, die sie überhaupt erst handlungsfähig machten. Gustav Stresemann habe begriffen, schreibt Tooze, dass Deutschland sich auf die amerikanische Hegemonie einstellen und den deutschen Markt für amerikanische Investitionen öffnen musste. Je mehr Kredite Deutschland aus den USA bekam, desto größer würde auch die Abhängigkeit beider Länder voneinander werden. Aus all diesen Einsichten sei am Ende das Projekt des geeinten Europa geboren worden. 1929 erklärte Stresemann gegenüber Briand, dass die Europäer keine andere Wahl hätten, als sich in einer Union zusammenzuschließen, um den Frieden zu sichern und den Weltmachtanspruch der USA herauszufordern. Und was ist nun die Moral von der Geschichte? Die "abwesende Gegenwart" der USA, glaubt Tooze, hätte die europäischen Mächte dazu gebracht, Frieden zu halten und ein System der kollektiven Sicherheit zu errichten, in dem die Interessen der einen mit den Wünschen der anderen in Übereinstimmung gebracht werden konnten. Wilsons Idee vom Weltfrieden unter amerikanischer Herrschaft sei eine höhere Form des Realismus gewesen, dem sich die Europäer aus eigenem Interesse am Ende unterworfen hätten. Hätten die USA über eine Strategie verfügt, um dieses Programm zum Erfolg zu führen, so muss man Tooze wohl verstehen, hätte der Zweite Weltkrieg verhindert werden können, die Europäische Union wäre vor ihrer Zeit entstanden. Denn die neue Ordnung sei in den Augen ihrer Repräsentanten stabil gewesen, und deshalb seien Hitler und Trotzki so mutlos gewesen. "Was nach dem Ersten Weltkrieg aufkam, war eine multipolare, polyzentrische Suche nach Strategien der Befriedung. Und bei dieser Suche stützte sich das Kalkül aller Großmächte auf einen zentralen Faktor: die Vereinigten Staaten." (S. 37) Aber diese Rechnung ging nicht auf, weil der Ideologie der Einzigartigkeit keine Strategie gefolgt sei. Und so hatten die Nationalisten in Europa leichtes Spiel, ihre Vision der Vergeltung und der ethnischen Säuberung zu verwirklichen. Fast überall in Europa setzten sie sich am Ende gegen die Anwälte der Verständigung durch, weil sie immerhin darauf verweisen konnten, dass die neue Ordnung an der Bewältigung der großen Wirtschaftskrise gescheitert war. Aber selbst darin gaben Nationalisten, Faschisten und Kommunisten nur Antworten auf Fragen, die die amerikanische Herausforderung aufgeworfen hatte, schreibt Tooze. Und dennoch war ihr Aufbegehren vergeblich, und sie wussten, dass sie verlieren würden: die einen 1945, die anderen 1989. Die Macht der USA beruhte auf moralischer Autorität, militärischer Stärke und wirtschaftlicher Überlegenheit. Was hätte man dagegen schon ausrichten können? Man könnte mit Tooze auch sagen, dass der amerikanische Weltmachtanspruch überhaupt nicht herausgefordert werden konnte. Man konnte sich allenfalls an ihm abarbeiten. Was sollen Historiker mit dieser Interpretation anfangen? Es kommt darauf an, was man wissen will. Wer eine Antwort auf die Frage erwartet, warum die USA in den Jahren des Ersten Weltkrieges zur Weltmacht wurden und warum Europa im System der internationalen Beziehungen an Bedeutung verlor, wird in diesem Buch manches finden, was er noch nicht wusste. Wer aber wissen will, warum Nationalisten und Kommunisten den Sieg über die liberale Ordnung davontrugen, wird sich mit dem Hinweis, die USA hätten keine Strategie verfolgt, kaum zufrieden geben können. Denn die internationale Ordnung war keineswegs stabil, die Racheengel nicht schwach, sondern stark. Wie mächtig die USA auch immer gewesen sein mochten - im Horizont der Zeitgenossen stellte die Russische Revolution alles in den Schatten, was bislang geschehen war. Der Bürgerkrieg kostete Millionen Menschen das Leben, Millionen flüchteten aus dem Land, ethnische Säuberungen und Hungerepidemien dezimierten die Bevölkerung des untergegangenen Imperiums. Inmitten der Gewalt versuchten die Bolschewiki, mit harter Hand eine Ordnung zu errichten, die sich als Antwort auf alle ungelösten Fragen verstand. Niemand in Europa konnte ignorieren, was dort geschah. Die einen fürchteten sich vor der elementaren Gewalt, die in der Sowjetunion zum Stil der Politik geworden war, die anderen sahen in den Bolschewiki Heilsbringer, die Wirtschaftskrisen, Armut und soziale Ungleichheit aus der Welt schaffen würden. Nach den Exzessen des Ersten Weltkriegs war die Ordnung des Liberalismus diskreditiert, und sie hatte auch nach dem Ende des Krieges keines ihrer Versprechen einlösen können. Der Kommunismus war eine Bedrohung, der sich alle Nachkriegsgesellschaften stellen mussten. Manche begegneten ihm mit sozialen Reformen, andere sahen im Faschismus und im Nationalsozialismus die Antwort auf alle Fragen. In der Zwischenkriegszeit gab es in Europa fast nur noch autoritäre Ordnungen, die sich als Alternative zum Kommunismus verstanden. Wie hätte eine Strategie aussehen sollen, die dieser Entwicklung gerecht geworden wäre? Denn es kommt nicht darauf an, was der Fall ist, sondern wie Menschen wahrnehmen, was der Fall ist. Davon weiß dieses Buch gar nichts zu erzählen. Die einzigen Menschen, die in ihm überhaupt in Erscheinung treten, sind Woodrow Wilson, Lloyd George, Georges Clemenceau und Gustav Stresemann. Sie erkennen, was an der Zeit ist, und sie handeln so, wie es die Zeit von ihnen verlangt. Und was tun ihre Gegner? Sie handeln, indem sie auf die amerikanische Herausforderung mit Ablehnung antworten. Aber haben wirklich alle Akteure das Gleiche gesehen? Es fällt schwer, das zu glauben. Stalin und Hitler waren Bewunderer amerikanischer Effizienz, aber Verächter der Demokratie, die sie für eine Staatsform der Vergangenheit hielten. So aber urteilten in Europa nicht nur Faschisten und Kommunisten. Aus der Perspektive vieler Menschen in Europa waren die Sowjetunion und die faschistischen Regime die eigentlichen Herausforderungen, auf die sie eine Antwort finden mussten. Von den USA wussten sie nichts. Aber dieses Unwissen hatte eine Bedeutung dafür, wofür und wogegen sie sich entschieden. So gesehen könnte man auch vom sowjetischen Jahrhundert sprechen, und manche amerikanische Zeitgenossen hätten diesem Urteil wahrscheinlich zugestimmt. Warum schreiben Historiker umfangreiche Bücher, wenn sie doch auf wenigen Seiten erklären könnten, worauf es ihnen ankommt? Wahrscheinlich ist es die Befürchtung, man werde von anderen Historikern nicht Ernst genommen, die sie dazu verleitet, geschwätzig zu werden. Tooze ist kein Schriftsteller, kein Erzähler. Seine Prosa ist umständlich, ungenau, seine Sätze sind sperrig bis zur Unverständlichkeit. Er weicht vom Thema ab, in manchen Kapiteln beschreibt er, was man schon weiß oder was man nicht wissen muss, um sein Argument zu verstehen. So wird die Lektüre zur Qual. Auch Geschichtsschreibung darf unterhaltsam sein. Sie ist eine Kunst, die auf Wissen beruht, und auf der Begabung, dieses Wissen in eine literarische Form zu bringen. Wer braucht schon einen Historiker, der zwar viel weiß, aber nicht davon erzählen kann? Anmerkung: [1] Heinrich-August Winkler, Die Geschichte des Westens, 4 Bde., München 2011-2015; Eric Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme, Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 1995; Mark Mazower, Der dunkle Kontinent. Europa im 20. Jahrhundert, Berlin 2000. URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-4-054> |
Date: 2015/10/22 21:32:00
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Am Donnerstag, 5. November 2015,
hält Dr. Manfred Peter den Vortrag “Das St. Wendeler Land und seine
geheimnisvolle keltische Vergangenheit” . Austragungsort: Stadtbibliothek St. Wendel (Mia-Münster-Haus) Beginn: 19.30 Uhr |
Date: 2015/10/22 21:43:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Der Verein für Landeskunde VLS informiert: Als die
Saarländer auf
echten Urwald trafen - Auswanderung in die unendlichen
Waldgebiete Nordamerikas
im 18. und 19. Jahrhundert und Rücksendung exotischer
Baumarten in die alte
Heimat Saarbrücken.
Auswanderung in die
unendlichen Waldgebiete
Nordamerikas im 18. und 19. Jahrhundert und Rücksendung
exotischer Baumarten in
die alte Heimat, so lautet der Vortrag von Prof. Dr. Uwe E.
Schmidt,
Universität Freiburg/Breisgau am Donnerstag, dem 29. Oktober
2015, um 18.00
Uhr. Veranstaltungsort ist die „Scheune Neuhaus“
am Forsthaus
Neuhaus bei Saarbrücken Die Begrüßung
erfolgt durch
Hans Albert Letter, dem Leiter des SaarForst
Landesbetriebes. In Zeiten
großer Not in
Landwirtschaft und Holzversorgung wanderten im 18. und 19.
Jahrhundert viele
Tausend Menschen - häufig fast die Hälfte der Dorfbewohner - aus
dem Saarland
und den angrenzenden Regionen nach Nordamerika aus. Die
Auswanderer trafen auf
unendliche Wald- und Landressourcen, die sie nach „Altvätersitte“
bewirtschafteten. Bald mussten sie die „Grenzen der
Ressourcen“ jedoch
erkennen und Grundsätze der Nachhaltigkeit beachten. Im 19.
Jahrhundert
brauchte die Industrie in ihrer alten Heimat schnellwüchsige
Baumarten:
Douglasie, Weymouthskiefer, Roteichen, Hickorys u.v.a. Sie
wurden aus der Neuen
Welt nach Europa geschickt und sind heute noch in unsern Wäldern
zu finden - in
kritischer Distanz vom Naturschutz beurteilt. Was Menschen
früherer Zeiten zum
Auswandern trieb, hat viele Bezüge zum Heute. Eine Veranstaltung von SaarForst, Forstverein Rheinland-Pfalz/Saarland und der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft. -- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2015/10/26 22:57:45
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>
Hoof. Für die traditionelle Herbstveranstaltung
des Heimat-
und Kulturvereins Ostertal, die am Sonntag, dem 1. November 2015,
im
protestantischen Gemeindehaus in Hoof stattfindet, hat sich der
Veranstalter ein ganz
aktuelles Thema
ausgesucht: „Auswandererschicksale“, allerdings solche aus dem
Ostertal und in
den vergangenen drei Jahrhunderten. Doch trotz der
unterschiedlichen Zeiträume
fehlt es nicht an Gemeinsamkeiten zwischen damals und heute:
„Wirtschaftsflüchtlinge“ und Parallelgesellschaften“ gab es früher
schon
genauso wie in der jetzigen Zeit. Nach einer allgemeinen
Einführung in das
Thema „Auswanderungen“ durch Klaus Zimmer wird Walter Harth über
den Bubacher
Auswanderer Hans Adam Klein berichten, der schon 1709 nach
Nordamerika ging,
„weil er sich ein besseres Leben erhoffte“. -- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2015/10/27 08:42:09
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der SZ:
Auf den Spurender Römer Der Kurs „Auf den Spuren der Römer im Saarland“ des Zentrums für lebenslanges Lernen (Zell) der Saar-Uni liefert den Teilnehmern Einblicke in die Römerzeit. Dabei werden unter anderem die Siedlungslandschaft, die Alltagswelt und die Ernährung der Römer im Saarland betrachtet. Der Kurs findet ab dem 19. November an acht Terminen, jeweils donnerstags um 10 Uhr, statt. Weitere Infos gibt es telefonisch unter (06 81) 302 35 33. lip |
Date: 2015/10/27 23:57:02
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Swenson, Astrid: The Rise of Heritage. Preserving the Past in
France, Germany and England, 1789-1946. Cambridge: Cambridge University Press 2013. ISBN 978-0-521-11762-3; 432 S.; £ 65.00. Rezensiert für H-Soz-Kult von: Aleida Assmann, Fachbereich Literaturwissenschaft / Anglistik, Universität Konstanz E-Mail: <aleida.assmann(a)uni-konstanz.de> Das Thema 'kulturelles Erbe' ist nach den Bildern gewaltsamer Zerstörung antiker Kulturstätten in aller Munde. Namen wie Timbuktu, Hatra, Nimrud und Palmyra zeichnen eine Spur mutwilliger Verwüstungen, die wohl noch nicht an ihr Ende gekommen ist. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Studie von Astrid Swenson, in der wir genaueres über die Geschichte der Vernichtung und Wertschätzung des Kulturerbes erfahren, eine besondere Aktualität. Wir werden von ihr zum Beispiel daran erinnert, dass demonstrative Kulturzerstörungen kein neues Phänomen sind, sondern in Europa schon immer als eine Waffe gegen religiöse und politische Gegner eingesetzt wurden. Ein Großangriff auf kulturelles Erbe erfolgte während der französischen Revolution, als Frankreich den Versuch unternahm, sich von seiner eigenen Geschichte zu trennen. Das war allerdings auch der Beginn einer entgegengesetzten Geschichte der Wertschätzung, Konservierung und Sicherung des kulturellen Erbes für die Zukunft, wofür der Name Alexandre Lenoir steht, der die aufwendigen königlichen Grabstätten gegen die Revolutionäre verteidigte. Der Stimmungsumschwung wurde damals durch Abbé Henri Grégoire eingeleitet, der 1794 den neuen Begriff 'Vandalismus' prägte, der als Lehnwort sofort in andere europäische Sprachen übernommen wurde. Als Vandale wurde fortan bezeichnet, wer materielles Kulturerbe zerstört und sich damit aus dem Kreis der zivilisierten Nationen ausschließt. Astrid Swenson hat die Entwicklung des Bewusstseins für kulturelles Erbe als eine transnationale Beziehungsgeschichte mit nationalen Besonderheiten, deutlichen Parallelen und bemerkenswerten Synergieeffekten erzählt. In ihrer vergleichenden Darstellung wird das Erwachen des Interesses an der nationalen Geschichte und ihren materiellen und ideellen Spuren in Frankreich ('patrimoine'), England ('heritage'), und Deutschland ('Heimat- bzw. Denkmalschutz') als wichtiges Element des Historismus des 19. Jahrhunderts rekonstruiert. Wir lernen die 'heritage makers' kennen, die ebenso von oben aus den Reihen der Staatsbeamten wie von unten aus Bürgervereinen kommen. Das neue Interesse an der eigenen Vergangenheit vollzog sich dabei vor dem Hintergrund einer allgemeinen internationalen Verwissenschaftlichung der Geschichte. Die bunte Zusammensetzung der Heritage-Bewegung aus Archäologen, Museums-Kuratoren, Architekturhistorikern, Künstlern, Schriftstellern und engagierten Bürgern macht deutlich, wie eng sich hier neue Standards der Professionalisierung mit einer affektiven Investition in die eigene Geschichte und Kultur verbanden. Gelehrsamkeit, Nostalgie und die Suche nach Ursprüngen gingen vielfältige Verbindungen ein. Es zeichnet Swensons Studie aus, dass sie die Heimatschutzbewegungen nicht von vornherein auf einen anti-modernen Trend festlegt und Sonderwege markiert, sondern im differenzierten Blick ihres europäischen Vergleichs die unterschiedlichen Richtungen und Interessen sorgfältig herausarbeitet, die sich in ihnen kreuzten. Überhaupt wird die Vorstellung vom Historismus als einer rein rückwärtsgewandten Einstellung in Frage gestellt. Am Beispiel des Ausstellungswesens im 19. Jahrhundert zeigt Swenson, dass die Präsentation von Geschichte oft als wirksamer Hintergrund für Fortschrittserzählungen eingesetzt wurde. Weltausstellungen schufen eine globale Arena für den internationalen Wettbewerb nationaler Selbstdarstellungen; die imperiale räumliche Ausdehnung erforderte auch die Konstruktion neuer großräumiger Geschichtsperspektiven. Gleichzeitig parzellierten sich diese weitreichenden Perspektiven im Display der Ausstellungen auch in kleinteilige pittoreske historische Milieus, die vor der Erfindung des Kinos die Imagination anregten und ganz unterschiedliche Interessen der Identifikation, der Belehrung und der Unterhaltung bedienten. Benedict Andersons Formel von der Nation als 'imagined community' ist als abstrakter Begriff weit verbreitet. Am Beispiel der Heritage-Bewegung hat Swenson ausbuchstabiert und anschaulich bebildert, wie dieser Vorgang des sich selbst Erfindens und Imaginierens der Nationen konkret von statten ging. Die Beschäftigung mit der nationalen Geschichte und ihrem kulturellen Erbe hatte eine affektive und emotionale Dimension: sie war eine Investition in den Wert des eigenen Landes, das damit reicher und anziehender wurde für eine patriotische Identifikation. Die Heritage-Bewegung steigerte aber nicht nur den Sinn für die Differenz der Nationen, sondern, das zeichnet Swenson in ihrer Studie ebenfalls überzeugend nach, schuf gleichzeitig auch die transnationale Bewegung der gegenseitigen Anerkennung und des Schutzes dieser Differenzen. Sie kulminierte um 1900 in der Konstruktion des Konzepts einer Menschheit, die sich das kulturelle Erbe aller Staaten zurechnet und als ein transnationaler Akteur mit Regeln und Gesetzen ausgestattet ist, um überall auf der Welt für den Erhalt des kulturellen Erbes einzutreten. Wir haben es hier mit einer noch wenig beachteten Dimension der Globalgeschichte zu tun, da bei dieser pragmatischen und selbstverpflichtenden Konstitution von Menschheit auch Länder wie China, Mexiko und Brasilien eine wichtige Rolle spielten. Diese Vision wurde mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs freilich brutal zerschlagen, wofür heute noch die Namen 'Löwen' und 'Reims' stehen. Doch mit diesem Vandalismus endete die Geschichte der Heritage-Bewegung nicht, genauso wenig wie sie mit den neuen Angriffen auf antike Kulturstätten durch den IS endet. Die Dialektik von Zerstörung und Schutz des kulturellen Erbes besteht seit der Französischen Revolution und wird weiterbestehen. Die transnationale Wertschätzung und die Anstrengung ihrer Erhaltung haben die Kulturstätten zu bevorzugten Zielen der Gegner gemacht; aber die Erfahrung ihrer Fragilität steigert wiederum ihre Bedeutung und die Dringlichkeit ihrer Bewahrung. Das Thema kulturelles Erbe war bislang kein bevorzugter Gegenstand der Historiographie. Mit diesem Thema konnte man in der Zunft nicht punkten, solange dort pauschal die 'heritage industry' als eine Verirrung der Gegenwartskultur angeprangert wurde. Das Buch von Astrid Swenson könnte an diesem Vorurteil etwas ändern. Sie hat eine materialreiche, anregende und anschauliche Untersuchung vorgelegt, die dazu anregt, das Thema in seiner historischen Tiefe und europäischen Dimension neu zu entdecken und als einen wichtigen Strang in größere historische Bezüge einzuflechten. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Daniel Menning <daniel.menning(a)uni-tuebingen.de> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-4-069> |