Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Letzte Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler 2015

Date: 2015/10/05 16:28:14
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>

Einladung zum Besuch des jüdischen Friedhofes in Ottweiler

- Letzte Führung im Jahr 2015 -

 

 

Foto: Margarete Singer

 

Am kommenden Samstag, dem 10.10.2015 führen Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann zum letzten Mal im Jahr 2015 interessierte BesucherInnen über den Jüdischen Friedhof in Ottweiler. Nach einem kurzen einführenden Überblick über die Geschichte der Ottweiler jüdischen Gemeinde durch Klaus Burr richten die beiden Referenten den Schwerpunkt ihrer Ausführungen auf die Gestaltungsmerkmale der jüdischen Grabmale. Während uns von christlichen Friedhöfen eigentlich nur das Symbol des Kreuzes vertraut ist, finden sich auf den jüdischen Grabmalen vielfältige Symbole. Sie vermitteln – oft in Verbindung mit den hebräischen Inschriften – Glaubensinhalte und Wertvorstellungen des Judentums, die uns heute meist nicht mehr bekannt sind: Während die Kenntnis des Davidsterns als Symbol des Judentums und des Staates Israel weit verbreitet ist, fragt sich ein aufmerksamer Betrachter bestimmt: Wieso findet man Mohnkapseln auf den Grabsteinen? Was bedeuten die verschiedenen Bilder der Rose? Welcher Sinn lässt sich den „sich reichenden Händen“ im Sockel eines Grabmales entnehmen? Bei allen Führungen fragten Besucher auch: Was bedeuten die beiden nach oben gerichteten abgebildeten Hände, die auf zwei Grabstelen zu sehen sind? In einem dialogischen Vortrag versuchen Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann die Bedeutung dieser „segnenden Hände“ zu vermitteln.

Neben den Ausführungen zu den Grabsymbolen spricht Hans-Joachim Hoffmann nochmals die Bedeutung einzelner Familien sowie Besonderheiten von Grabinschriften an.

Diese letzte Führung für das Jahr 2015 erfolgt in Kooperation mit der KVHS Neunkirchen. Aus organisatorischen Gründen bat die KVHS um vorherige Anmeldung. Eine Teilnahme ist jedoch auch ohne Anmeldung bei der KVHS möglich.

Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann sowie die KVHS freuen sich auf Ihren Besuch.

Termin: Samstag 10.10.2015

Uhrzeit: 15.00 Uhr

Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (ca. 80 m hinter der Abzweigung Karl-Marx-Straße) Dauer: ca. 1 ½ Stunde

 

[Regionalforum-Saar] Broschüre "Der Quakbrunnen in Ottweiler"

Date: 2015/10/05 19:30:17
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>

An Interessierte des regionalforums,
anlässlich des Tages des offenen Denkmals verfasste ich die Broschüre "Der Quakbrunnen in Ottweiler"; sie hat das Format DIN A 5, umfasst 134 Seiten, Broschur, fadengeheftet. Um Ihnen ein Bild des Inhaltes zu geben, füge ich das Inhaltsverzeichnis an. Die Broschüre kann zu einem Preis von € 14,80 (+ € 2,00 Verpackung und Versand) bei mir bezogen werden. Bei Abholung entfällt das Porto (Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler - 06824-7990).
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim Hoffmann

Inhaltsverzeichnis

 

0.    Vorbemerkung                                                                      S.  4 – 7

 

1. Die künstlerische Gestaltung des Quakbrunnens          S.  8 – 30

 

1.1    Überlegungen zur Form des Brunnens                               S.  9

1.2    Der Brunnen – Symbol des „Jungbrunnens“?                    S. 10 – 11 

1.3    Die Gestalt des Pfingstquak                                                S. 12 – 21

1.4    Die Rückseite: Das Stadtwappen                                        S. 22 – 23

1.4    Die Vorderseite: Das Allianzwappen                                   S. 24 – 27

1.5    Das Gestaltungselement „Fisch“                                         S. 28 – 30

 

2. Der Quakbrunnen in der bisherigen

      lokalgeschichtlichen Literatur                                             S. 31 – 32

 

3. Der Ottweiler Quakbrunnen – Denkmal der

    StrömungHeimatschutz“ im Zuge des

    „Historismus“                                                                            S. 33 – 87

 

3.1    Der Architekt Ludwig Nobis                                                   S. 33 – 41

3.2    Der historische Kontext: Der Ottweiler

         Heimattag am 27. Mai 1934                                                   S. 42 – 68

3.3           Allgemeine Vorüberlegung zur kunst-

         historischen Einordnung                                                        S. 69 – 70

3.4    Grundzüge des „Heimatschutzes“                                        S. 71 – 75

3.5    Das Püttlinger Rathaus                                                          S. 76 – 78

3.6           Die kunsthistorische Einordnung des

         Quakbrunnens                                                                         S. 79 – 88

 

4. Der Quakbrunnen – Ein politisches Denkmal?                  S. 89 – 119

4.3           Die Leistungen des Hauses Nassau-Saarbrücken              S. 89 – 97

4.2    Einordnung des Quakbrunnens in die politisch

         motivierten Denkmale des Architekten Ludwig 

         Nobis                                                                                       S. 98 – 119

4.2.1 Das Denkmal für das Infanterie-Regiment Nr. 70

         in Saarbrücken                                                                        S. 99 – 104

4.2.2 Das Gefallenenehrenmal in Dillingen                                   S.105 - 119

 

5.      Schlussbemerkung                                                            S. 120 – 124 

 

Anhang: Brunnenmaße                                                               S. 125 – 127

 

Ansicht: Vertikal-Schnitt Ost/West                                                  S. 125

Ansicht: Horizontal-Schnitte                                                            S. 126

Ansicht: Abwicklung                                                                         S. 127

 

Literaturverzeichnis                                                                     S. 128 – 134

 

 

 

 

 

 

 

[Regionalforum-Saar] Feierliche Übergabe

Date: 2015/10/06 23:15:04
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Die gebündelten Aktivitäten des Heimat- und Verkehrsvereins Namborn in diesem Jahr waren  der Liebenburg gewidmet, unserem gemeinsamen historischen Glanzlicht und Denkmal. .

Am Donnerstag, den 15. Oktober um 17.00 Uhr werden wir bei einer kleinen Feier auf der Liebenburg die Ergebnisse unserer Bemühungen, der Burg mehr Attraktivität zu verleihen und diese somit touristisch aufzuwerten, an die Gemeinde als heutigen „Burgherrn“ übergeben.

Es wurden nach langwierigen Recherchen zur Geschichte der Burg vier Banner mit den 24 Wappen derjenigen Adelsgeschlechter und Geistlichen Herren bedruckt, die zu irgendeiner Zeit zwischen Erbauung und Zerstörung Anteile an der Burg besaßen oder als Burgmannen dort oben ihren Dienst taten. Diese Banner sind im Innenraum des Turmes aufgehängt.

Logischerweise gehört zu dieser Neugestaltung auch eine geänderte und ergänzte, passende Beleuchtung. Hier war ein Spagat erforderlich zwischen der Präsentation der Historie bei Führungen und der Funktion des Raumes als Trauraum mit romantischem Ambiente. Wir glauben, dass uns dies gut gelungen ist.

Als drittes wurde ein spezieller Hissmast auf dem Turm montiert, der es möglich macht, ein Burgbanner zu hissen. Das passende Banner wurde dazu kreiert und kann bei jedweden Anlässen, wie Festen, mittelalterliche Veranstaltungen, bei Trauungen etc. gehisst werden. Zur Probe hatten wir seitens des Vereins das Banner schon bei Trauungen aufgezogen – ein durchschlagender Erfolg.

Zur Übergabefeier sind alle, die das neue Ambiente interessiert, herzlich eingeladen.

Der HVV freut sich auf Ihr Kommen.  

-- 
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] ich weiß zwar nicht, was es da zu feiern gibt ...

Date: 2015/10/07 22:51:27
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ:

Saarland feiert Abstimmung 1955

Festakt und Bürgerfest 60 Jahre nach Referendum über Saarstatut – Merkel feiert mit

Mit Prominenz und einem großen Bürgerfest feiert das Saarland den 60. Jahrestag des Ereignisses, dem es seine Existenz als Bundesland verdankt: die Abstimmung über das Saarstatut am 23. Oktober 1955.

Von SZ-Redakteurin
Ute Klockner

Saarbrücken. Mit Spannung hat vor 60 Jahren die Welt für einen kurzen Moment auf das Saarland geblickt: Am 23. Oktober 1955 haben die Menschen an der Saar mit Zwei-Drittel-Mehrheit das vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann favorisierte Saarstatut abgelehnt, das aus dem Saarland ein autonomes europäisches Territorium und Standort verschiedener europäischer Institutionen machen sollte. Das Ereignis ebnete den Weg zum Anschluss an Deutschland im Jahr 1957. „Die erste kleine Wiedervereinigung hat hier bei uns im Saarland stattgefunden. Sie hat auch einen der größten Stolpersteine auf dem Weg zur europäischen Einigung beseitigt“, erinnerte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Hatte doch die bis dahin ungeklärte Saar-Frage die Beziehungen zwischen Frankreich und der Bundesrepublik belastet.

Mit einem Festakt im Staatstheater und einem zweitägigen Bürgerfest auf dem Tblisser Platz in Saarbrücken wird der 60. Jahrestag der Volksabstimmung von 1955 gefeiert. Als prominente Gäste haben sich für den Festakt am Freitag, 23. Oktober, unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die die Festrede halten wird, der amtierende EU-Ratspräsident und luxemburgische Premierminister Xavier Bettel sowie der ehemalige französische Premierminister Jean-Marc Ayrault angekündigt. Zwischen 750 und 1000 Gäste werden zum Festakt geladen, darunter Vertreter der Großregion und Schülergruppen. Dabei soll sich das Saarland als „junges und jung gebliebenes Bundesland“ präsentieren, sagte die Regierungschefin. Dies spiegele sich auch in der Musikwahl wider: So werden das Landes-Jugend-Symphonie-Orchester, der Landesjugendchor Saar sowie die Thomas-Blug-Band spielen. Das SR-Fernsehen wird den Festakt ab 17.30 live übertragen.

Im Anschluss werden Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel das Bürgerfest eröffnen. Bis 23 Uhr gibt es Livemusik mit Musikern und Bands aus der Region, wie Elaiza, The Real Hot Dynamites und Beyond the Black, einer Symphonic-Metal-Band.

Der Samstag, 24. Oktober, ist Familientag mit Showprogramm und vielen Mitmach-Aktionen. Auf der Bühne stehen verschiedene Musik- und Show-Acts von Schulklassen über Breitenkultur bis zu Profigruppen. Neben 20 Ausstellern präsentieren sich auch der Landtag und die Landesregierung mit Infozelten. Ab 11.30 Uhr stellen sich die Landesminister nacheinander für jeweils eine halbe Stunde den Fragen der Bürger. Die Kosten für das Bürgerfest betragen rund 350 000 Euro, von denen 235 000 Euro von Sponsoren getragen werden.

Die Feier steht am Abschluss eines im Januar gestarteten Jubiläumsjahres. Im Januar wurde die Ausstellung zur Geschichte des Saarlandes in den letzten 100 Jahren eröffnet (siehe Infobox). Diese hat neben dem Referendum 1955 auch die Volksabstimmung am 13. Januar 1935 im Blick. Vor 80 Jahren votierten die Menschen an der Saar dafür, dass das zu diesem Zeitpunkt vom Völkerbund verwaltete Saargebiet an das Deutsche Reich angegliedert wurde. Foto: dpa

Foto: Becker&Bredel

Hintergrund

Bis zum 30. Dezember können Bürger kostenlos und letztmalig die Wanderausstellung „Saarland. Eine europäische Geschichte“ im Historischen Museum im Saarbrücker Schloss besichtigen. Die Schau, die Station in Paris, Berlin und Schengen machte, zeigt anhand zahlreicher Fotos, Plakate und Videos die Geschichte des Saarlandes in den vergangenen 100 Jahren. Im Zentrum stehen die Saar-Referenden von 1935 und 1955.

Das Museum ist geöffnet: dienstags und mittwochs von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr, freitags, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Auf dem Saarlandkanal des Google Cultural Institutes (www.damals-heute.saarland) sind fast 500 Fotos und Filme zur Saar-Geschichte zu sehen. ukl



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Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] hunnenring und mommerich

Date: 2015/10/07 22:53:38
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

heute in der SZ, morgen in Oberthal:

Heimatforscher erzählt in Oberthal von der vorkeltischen Epoche

Oberthal. „Hunnenring und Mommerich – Gemeinsamkeiten und Unterschiede“: Das ist das Thema eines Vortrags von Manfred Peter. Darin behandelt der Heimatforscher am morgigen Donnerstag, 8. Oktober, 18 Uhr, im Oberthaler Rathaus sowohl die vorkeltische Zeit als auch die keltische Epoche. Abschließend geht es um Schicksal des Mommerichs. red



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Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Konf: Und die Moral von der Geschicht'? Ethische Problemlagen historischer Arbeit

Date: 2015/10/08 22:40:05
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

AG Angewandte Geschichte/Public History im Verband der Historiker und
Historikerinnen Deutschlands e.V.
05.11.2015-06.11.2015, Potsdam, Zentrum für Zeithistorische Forschung
Potsdam, Am Neuen Markt 9d, 14467 Potsdam
Deadline: 25.10.2015

Mit der steigenden Zahl von Auftragsforschungen und einem wachsenden
Angebot historischer Dienstleistungen ist seit der Jahrtausendwende vor
allem unter UniversitätshistorikerInnen ein Unbehagen gegenüber einem
expandierenden Geschichtsmarkt entstanden, der neben der gewünschten
Popularisierung historischen Wissens eben auch zu einer kritisierten
'Kommerzialisierung' der Geschichtskultur führte. Vordergründig geht es
dieser vielstimmigen Kritik an "Geschäften mit der Geschichte" um die
Wahrung wissenschaftlicher Standards, dahinter stehen aber auch ethische
Bedenken über Form und Inhalt einer wie auch immer angewandten
Geschichte. Dass es sich bei dieser Entwicklung um ein grundlegendes
Phänomen handelt, zeigt sich vor allem in den wiederholt vorgetragenen
Forderungen nach speziellen Ethik-Kodizes für HistorikerInnen. Im
Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, aber auch zu anderen geistes-
und sozialwissenschaftlichen Disziplinen hat es von Seiten deutscher
HistorikerInnen allerdings bisher kaum Initiativen gegeben, einen
solchen Rahmen für gute historische Arbeit zu entwickeln.

Die AG Angewandte Geschichte/Public History arbeitet seit dem Sommer
2014 zusammen mit Cord Arendes und Angela Siebold von der Universität
Heidelberg sowie Thorsten Logge von der Universität Hamburg an der
Formulierung eines Ethik-Kodexes, der für alle HistorikerInnen (in und
außerhalb der Universitäten) einen Orientierungsrahmen bietet. Nachdem
wir einen ersten Entwurf auf dem Historiker-Tag in Göttingen 2014
diskutiert und über die Homepage
(https://www.public-history.uni-hamburg.de/agag/) allen Interessierten
zugänglich gemacht haben, wollen wir im Rahmen der Potsdamer Tagung das
Thema grundsätzlicher behandeln und nach den Möglichkeiten und Grenzen
einer Geschichtsethik fragen. Dabei sollen (Zeit-)HistorikerInnen,
GeschichtsdidaktikerInnen, VertreterInnen der Public History und
historische DienstleisterInnen mit VertreterInnen anderer Disziplinen
und Berufe diskutieren. Dabei soll es nicht nur um eine Theorie
angewandter Wissenschaftsethik gehen, sondern auch und vor allem um eine
Reflexion praktischer Probleme der historischen Arbeit.

Organisatoren: Prof. Dr. Cord Arendes (Heidelberg), Dr. Thomas Prüfer
(Köln), Dr. Irmgard Zündorf (Potsdam)

Für die Verpflegung wird ein Beitrag von 10 Euro pro Person erhoben, der
zu Beginn der Tagung in Potsdam zu zahlen ist.

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Donnerstag, 5. November 2015

14.30 Begrüßung

Dr. Nora Hilgert (Geschäftsführerin des VHD)
Dr. Irmgard Zündorf (ZZF; AG Angewandte Geschichte/Public History)

14.45 Einführung

Prof. Dr. Cord Arendes (Universität Heidelberg) und
Dr. Thomas Prüfer (Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer; AG
Angewandte Geschichte/Public History)

15.00 - 16.30 Vom Nutzen und Nachteil einer Ethik für die Historie

Vortrag: Prof. Dr. Christoph Kühberger, Salzburg
Moderation: Frank Drauschke, Berlin

16.30 - 17.00 Pause

17.00 - 18.30 Horizonte angewandter (Wissenschafts-)Ethik

Vortrag: Prof. Dr. Thomas Reydon, Hannover
Kommentare: Susanne Mauersberg, Berlin
Dr. Thomas Speckmann, Berlin
Moderation: Dr. Thomas Prüfer, Köln

19.00 gemeinsames Abendessen

Freitag, 6. November 2015

9.00 - 10.30 Emotion, Überwältigung, Staatsdoktrin - Problemlagen des
Beutelsbacher Konsenses in Zeiten von Public History

Vortrag: Prof. Dr. Martin Lücke, Berlin
Kommentare: Dr. Gerhard Obermüller, Linz
Dr. Thorsten Logge, Hamburg
Moderation: Christine Bartlitz, Potsdam

10.30 - 10.45 Pause

10.45 - 12.15 Gute historische Arbeit - ethische Fragen im
Geschichtsbüro

Vortrag: Dr. Rainer Lächele, Aalen
Kommentare: Prof. Dr. Christine Gundermann, Köln
Dr. Achim Saupe, Potsdam
Moderation: Susanne Wernsing, Wien

12:15 - 13:00 Mittagessen (Buffet)

13.00 - 14.30 Im Spannungsfeld von akademischer Forschung und
Gedenkkultur

Vortrag: Dr. Thomas Schaarschmidt, Potsdam
Kommentare: Dr. Andreas Etges, München
Dr. Clemens Tangerding, Berlin
Moderation: Dr. Irmgard Zündorf, Potsdam

14.30 - 15.00 Pause

15.00 - 16.00 Praktikanten im Team - Stellenwert und
Einsatzmöglichkeiten von kurzfristig Beschäftigten

Vortrag: Dr. Florian Neumann, München
Kommentare: Fabian Boehlke, Hamburg
Juliane Hoheisel, Heidelberg
Moderation: Anina Falasca, Berlin

16.00 - 17.00 Auf dem Weg zu einem Ethik-Kodex?
Abschlussdiskussionsrunde
Impulsreferat und Moderation: Prof. Dr. Cord Arendes, Heidelberg

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Anmeldungen gehen an:

Dr. Irmgard Zündorf
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam
0331/28991-13

zuendorf(a)zzf-pdm.de

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=29069>

-- 
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] reichskammergerichtspersonal

Date: 2015/10/12 18:11:38
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Von: hhgoertz(a)t-online.de [mailto:hhgoertz(a)t-online.de]
Gesendet: Donnerstag, 8. Oktober 2015 13:40

Betreff: Neuerscheinung: Reichskammergerichtspersonal

 Sehr geehrte Damen und Herren,

 gerne mache ich Sie auf meine neue Publikation

 

                 Reichskammergerichtspersonal und andere Personen in den Taufbüchern von

                             Predigerkirche und St. Georgen zu Speyer 1593-1689

 

aufmerksam.

 

ISBN 978-3-00-050130-2

 XXI, 556 S., zahlreiche farbige Abbildungen,

 Preis: 48 €

 

Mit Angaben zu über 260  Angehörigen des Reichskammergerichts, zu etwa 150 weiteren Juristen und einer Vielzahl anderer Personen wird das Buch als Nachschlagewerk bei personengeschichtlichen Fragestellungen sicher nützliche Dienste leisten können.

 Bei Interesse können Sie den Titel gerne formlos über mich bestellen. Ich werde dann die Lieferung veranlassen, die allerdings wohl erst ab Mitte Oktober erfolgen wird.

 Mit freundlichen Grüßen

 

Hans-Helmut Görtz

 

 

 

Dr. Hans-Helmut Görtz

Am Wurmberg 11

67251 Freinsheim

[Regionalforum-Saar] Aluminiumfolie und alte Grabsteine

Date: 2015/10/13 23:11:47
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Hallo, dieser Eintrag kam heute über eine genealogische Liste herein. Ich habe das Verfahren selber (noch) nicht ausprobiert.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger



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Von: "Astrid Kreuz" <astrid.kreuz(a)t-online.de>
An: <niederschlesien-l(a)genealogy.net>
Gesendet: Samstag, 10. Oktober 2015 19:55
Betreff: [NSL] Aluminiumfolie und alte Grabsteine



Liebe Liste,

im Internet bin ich über einen Tip gestolpert, wie man verwitterte
Grabsteine wieder lesbar machen kann.

http://organizeyourfamilyhistory.com/reading-hard-read-gravestones/

Der Link führt auf eine englische Seite. Die Kurzform für diejenigen, die
nicht englisch sprechen können:
Die Tipgeberin verwendet Aluminiumfolie, die sie mit einem feuchten
Haushaltsschwamm vorsichtig auf den betreffenden Grabstein andrückt. Dadurch
werden die Linien wieder recht gut sichtbar und man kann ein Foto davon
machen. Aufheben kann man diese Abdrücke nicht. Der Vorteil gegenüber der
Methode mit dem Durchpausen per Papier und Bleistift ist, dass es für den
Grabstein schonender ist.

Ich finde die Fotos sehr vielversprechend und der Aufwand, eine Rolle
Alufolie, einen Schwamm und eine Wasserflasche bei einer Friedhof-Exkursion
mitzunehmen, hält sich im Rahmen.

Liebe Grüße und einen schönen Abend
Astrid (Kreuz)

[Regionalforum-Saar] Jüdische Soldaten im kollekti ven Gedächtnis Zentraleuropas. Die Erinnerung an den Ers ten Weltkrieg aus jüdischer Perspektive

Date: 2015/10/13 23:43:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

From:    Gerald Lamprecht <gerald.lamprecht(a)uni-graz.at>
Date:    09.10.2015
Subject: CFP: Jüdische Soldaten im kollektiven Gedächtnis
         Zentraleuropas. Die Erinnerung an den Ersten
         Weltkrieg aus jüdischer Perspektive / - Graz 05/16
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Centrum für Jüdische Studien, Karl-Franzens-Universität Graz
23.05.2016-25.05.2016, Graz, Karl-Franzens-Universität Graz
Deadline: 31.12.2016

Der Erste Weltkrieg stellt eine weitreichende Zäsur innerhalb der
jüdischen Geschichte Zentraleuropas dar. Die verheerenden
Kriegsereignisse zerstörten nicht nur die traditionellen Lebenswelten
und Gesellschaftsstrukturen des osteuropäischen Judentums, sondern durch
die Folgen des Krieges, die geopolitischen Veränderungen sowie durch
eine Radikalisierung des Antisemitismus wurden eingeübte
Identitätsnarrative der jüdischen Bevölkerung Zentraleuropas fundamental
in Frage gestellt. In vielen der neu entstandenen Staaten wurde im Zuge
nationaler Selbstfindungsprozesse die Position der Jüdinnen und Juden
innerhalb der Gesellschaft sowie ihre Beziehung zum Staat ungewiss.
Diese teils gewaltsamen Prozesse evozierten innerjüdische wie
gesamtgesellschaftliche Debatten, in denen Fragen jüdischer Loyalitäten
zu den alten und neuen Staaten, resp. Gesellschaften ebenso wie jüdische
Identitätsentwürfe unter den neuen Anforderungen verhandelt wurden. Ein
zentrales und umstrittenes Diskussionsfeld war dabei der Kriegsdienst
der jüdischen Soldaten, allgemein die Stellung der jüdischen Bevölkerung
zum und ihre Haltung und Tätigkeiten im Krieg. So sahen viele Jüdinnen
und Juden in Zentraleuropa und darüber hinaus in ihrem uneingeschränkten
Kriegsdienst während des Weltkrieges die Möglichkeit einer Beweisführung
ihres Patriotismus und ihrer Loyalität gegenüber den Heimatländern.
Allein in den Armeen Rußlands, Deutschlands und Österreich-Ungarns
kämpften rund 900.000 jüdische Soldaten, von denen circa 100.000 auf den
unterschiedlichen Kriegsschauplätzen fielen. Ihr Tod verlangte ebenso
wie der von hunderttausenden nichtjüdischen, christlichen und
muslimischen Gefallenen, eine politische Rechtfertigung und
Sinnstiftung, während und nach dem Krieg. Dies geschah in Form von
medialen Diskursen, in öffentlichen und privaten Erinnerungspraktiken
und Denkmalsetzungen sowie in Synagogenpredigten.
Für Zentraleuropa und die jüdische Bevölkerung ist von besonderer
Bedeutung, dass Kriegserinnerung, als öffentlicher und politischer Akt
der Sinnstiftung, stets mit der Rechtfertigung der Existenz der
politischen Einheit, des Staates, der Nation, für die gekämpft und
gestorben wurde, verbunden war. Nach dem Zerfall der beiden Imperien der
Habsburger und Romanows, dem Übergang Deutschlands von der Monarchie zur
Republik sowie den Versuchen, in Regionen struktureller Heterogenität
homogene Nationalstaaten zu etablieren, waren ab 1918 die Bezugnahmen zu
den alten, nicht mehr bestehenden kriegsführenden Staaten problematisch
geworden. Eine politische Sinnstiftung für das massenhafte Sterben im
Krieg musste daher den neuen politischen Realitäten angepasst werden.
Kriegserinnerung war damit stets Ort der Ausverhandlung der
gesellschaftlichen und staatlichen Einheit sowie der politischen und
gesellschaftlichen Partizipationsmöglichkeiten unterschiedlicher
Gruppen: eine davon waren die Jüdinnen und Juden.
Die Konferenz "Jüdische Soldaten im kollektiven Gedächtnis
Zentraleuropas" rückt die Debatten um den jüdischen Kriegsdienst in all
seinen unterschiedlichen Formen (Soldaten und Kriegsgefangene,
Flüchtlingsfürsorge und Zwangs- bzw. Fremdarbeiter, Wohlfahrt, ...)
sowie die Kriegserinnerung in ihren vielfältigen Ausprägungen während
und nach dem Ersten Weltkrieg ins Zentrum. Unter Zentraleuropa werden
dabei das Deutsche Reich, die Habsburgermonarchie und die westlichen
Gebiete des Russländischen Reiches sowie die in diesem Gebiet nach 1918
entstandenen neuen Staaten verstanden.

Im Rahmen der Tagung sollen vorrangig Fragen jüdischer Loyalitäten und
jüdischen Selbstverständnisses im Kontext des Krieges ebenso wie
unterschiedlichste Debatten um die Verortung der jüdischen Bevölkerung
innerhalb der jeweiligen Staaten während und nach dem Krieg behandelt
werden. Von besonderem Interesse ist hierbei, wie diese Debatten sich
angesichts der neuen politischen und nationalen Realitäten
Zentraleuropas nach 1918 wandelten. Konnten die jüdischen Soldaten und
der jüdische Kriegsdienst in die neuen nationalen Erinnerungs- und
Sinnstiftungsdiskurse integriert werden, oder wurden sie vielmehr,
ähnlich der Dolchstoßlegende in Deutschland, aus diesen ausgeschlossen?
Welche Rolle spielten hiebei der Antisemitismus und der Aufstieg des
Faschismus, Nationalsozialismus, Kommunismus und Bolschewismus? Wie
wirkten sich diese Entwicklungen in unterschiedlichen nationalen bzw.
staatlichen Kontexten aus? Wie organisierten sich jüdische
Erinnerungsmilieus (Veteranenorganisationen, Hilfsvereinigungen für die
Versehrten, Witwen und Waisen), und welche Ziele verfolgten sie? Gab es
gemeinsame jüdische und nichtjüdische Erinnerungsmilieus und
Überlappungen in den Erinnerungs- und Sinnstiftungsdebatten? Welche
Loyalitäts- und Identitätsidiskurse verbanden die unterschiedlichen
jüdischen Gruppierungen (zionistisch, religiös, akkulturiert) mit dem
Kriegsdienst und der Erinnerung an diesen? In welchen Formen
artikulierten sich die Erinnerungsdiskurse, und welche Manifestationen
in Form von Denkmälern, Gedenktafeln und Erinnerungsritualen gab es?
All diese Aspekte sollen nicht nur aus einer nationalen oder
(national)staatlichen Perspektive behandelt werden. Vielmehr möchte
diese Tagung zum einen eine zentraleuropäische, vergleichende
Perspektive eröffnen und zum anderen auch das transnationale Element
jüdischer Kriegserinnerung, wie es beispielsweise in der Gründung des
Weltbundes jüdischer Frontsoldaten 1935 zum Ausdruck kam,
berücksichtigen.

Die Tagung richtet sich an WissenschafterInnen unterschiedlichster
kultur- und geisteswissenschaftlicher Disziplinen. Von besonderem
Interesse sind dabei Beiträge zu nachfolgenden Themen.
- Jüdische Erinnerungsdiskurse mit ihren politischen,
gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Rückbezügen
- AkteureInnen jüdischer Kriegserinnerung - Erinnerungsmilieus
- Jüdische Veteranenorganisationen
- Medien der Erinnerung: Erinnerungsschriften, Zeitungen, Zeitschriften,
Bücher, Filme, autobiographische Texte, Kunstwerke, usw.
- Denkmalsetzungen, Heldenfriedhöfe
- Jüdische Kriegserinnerung in der Literatur
- Wechselbeziehungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen
Erinnerungsdiskursen und -Milieus
- Antisemitismus
- Transnationale Aspekte jüdischer Kriegserinnerung
- Weibliche Kriegserinnerungen
- Bildsprache: Fotografien, Postkarten

Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.

Die Organisatoren bemühen sich um eine ausreichende Tagungsfinanzierung,
sodass Reise- und Aufenthaltskosten übernommen werden können.

Eine Tagungspublikation (peer review) ist geplant (deutsch und englisch).

Bei Interesse senden Sie bitte einen Abstract (max. 500 Wörter) und
kurzen CV an:
gerald.lamprecht(a)uni-graz.at

Deadline: 31.12.2015
-- 
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Genealogie-Seminar auf Schloß Dhaun bei Kirn am 7ten und 8ten November

Date: 2015/10/14 19:27:25
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

 

ich möchte noch einmal auf das familienkundliche Seminar hinweisen, daß am Wochenende vom 7ten auf den 8ten November 2015 auf Schloß Dhaun bei Kirn stattfindet.

 

Diese Vorträge stehen auf dem Programm:

 

Dr. Helmut Priewer

Historisch-demographische Untersuchungen - ein Beitrag zur Familienforschung?

 

Marco Fischer

Historische Landkarten in Google Earth/neue Entwicklungen in PhotoIdent

 

Eva Gernand

Mirakelbücher und Votivtafel als Quelle für Familienforscher

 

Jürgen Frantz

Familienforschung in den ehemaligen deutschen Gebieten im Osten

 

Dr. Karl Ludwig Jüngst

Jüngst -  ein Name mit seltener Herkunft?

 

Rolf Born

Wie präsentiere ich die Ergebnisse meiner Forschungen?

 

Dr. Hans-Joachim Kühn

Die Einwohner der Herrschaft Kirkel im Lichte spätmittelalterlicher Rechnungsbücher

 

Helmut Kuhn

Genealogie in Stein gemeißelt

 

Die Leitung unterliegt meiner Wenigkeit.

 

Teilnehmerbeitrag: 145,- €

(Übernachtung/“Vollpension“)

 

Bei Anreise am Freitag zusätzlich 45,- €

(Übernachtung/Frühstück)

 

Ohne Übernachtung: 100,- €

 

Anmeldung an:

 

Schlossakademie Schloß Dhaun

55606 Hochstetten-Dhaun

Tel. 06752/93840

Email: info(a)schlossdhaun.de

 

oder

 

Roland Geiger

Alsfassener Straße 17

66606 St. Wendel

Email: rolgeiger(a)aol.com

(alternativ: alsfassen(a)web.de)

Tel. 06851-3166



Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Genealogie-Seminar auf Schloß Dhaun bei Kirn am 7ten und 8ten November

Date: 2015/10/14 19:28:11
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Guten Abend,

 

ich möchte noch einmal auf das familienkundliche Seminar hinweisen, daß am Wochenende vom 7ten auf den 8ten November 2015 auf Schloß Dhaun bei Kirn stattfindet.

 

Diese Vorträge stehen auf dem Programm:

 

Dr. Helmut Priewer

Historisch-demographische Untersuchungen - ein Beitrag zur Familienforschung?

 

Marco Fischer

Historische Landkarten in Google Earth/neue Entwicklungen in PhotoIdent

 

Eva Gernand

Mirakelbücher und Votivtafel als Quelle für Familienforscher

 

Jürgen Frantz

Familienforschung in den ehemaligen deutschen Gebieten im Osten

 

Dr. Karl Ludwig Jüngst

Jüngst -  ein Name mit seltener Herkunft?

 

Rolf Born

Wie präsentiere ich die Ergebnisse meiner Forschungen?

 

Dr. Hans-Joachim Kühn

Die Einwohner der Herrschaft Kirkel im Lichte spätmittelalterlicher Rechnungsbücher

 

Helmut Kuhn

Genealogie in Stein gemeißelt

 

Die Leitung unterliegt meiner Wenigkeit.

 

Teilnehmerbeitrag: 145,- €

(Übernachtung/“Vollpension“)

 

Bei Anreise am Freitag zusätzlich 45,- €

(Übernachtung/Frühstück)

 

Ohne Übernachtung: 100,- €

 

Anmeldung an:

 

Schlossakademie Schloß Dhaun

55606 Hochstetten-Dhaun

Tel. 06752/93840

Email: info(a)schlossdhaun.de

 

oder

 

Roland Geiger

Alsfassener Straße 17

66606 St. Wendel

Email: rolgeiger(a)aol.com

(alternativ: alsfassen(a)web.de)

Tel. 06851-3166



Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger
-- 
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Archäologentage

Date: 2015/10/16 13:02:34
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>

Zur Info:

 

Call for Papers: Archäologentage Otzenhausen (14.-17.04.2016), Einsendeschluss 15.12.2015

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

vom 14. – 17. April 2016 finden die dritten Archäologentage Otzenhausen in der Europäischen Akademie Otzenhausen statt.

 

Um eine möglichst breite Palette von Themen und Regionen abzudecken, haben wir uns entschlossen, auf diesem Wege Referenten für diese hochkarätige Veranstaltung zu suchen, zu deren ‚Vorgängerin‘ wir in diesem Jahr rund 200 Teilnehmer begrüßen konnten. Ebenso freuen wir uns über Rückmeldungen von Interessierten, die an unserem Markt der Möglichkeiten (Poster- oder sonstige Präsentationen) mitwirken möchten. Die Ausschreibung sowie eine allgemeine Projektinformation finden Sie in der Anlage.

 

Wir würden uns sehr freuen, von Ihnen zu hören, und stehen Ihnen für Fragen gern zur Verfügung. Bitte schicken Sie Ihre Antwort an koch(a)eao-otzenhausen.de

 

Da wir für den Versand unterschiedliche Verteiler nutzen, erhalten Sie diese Mail eventuell mehrfach. Dafür bitten wir um Verständnis.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Stefan Mörsdorf                            und        Michael Koch

Geschäftsführer                                         Projektleiter Archäologentage Otzenhausen

 

 

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

 

 

Appel à communications: Journées archéologiques d'Otzenhausen (14 -17/4/2016), Date limite de dépôt : 15.12.2015

 

Mesdames, Messieurs,

 

Les prochaines troisièmes Journées archéologiques d'Otzenhausen seront organisées du 14 au 17 avril 2016 à l'Académie européenne d'Otzenhausen. Nous souhaitons optimiser l'étendue des thèmes et des régions couvertes et cherchons dans cette optique des intervenants pour le colloque en 2016. Le précédent, en 2015, avait réuni presque 200 participants. Nous serions également heureux d'obtenir des réponses d'institutions et/ou associations désireuses de participer à notre " foire aux initiatives " (présentation d'affiches etc.) à l'occasion de cette manifestation. Vous trouverez en pièce-jointe l'appel à participation ainsi que des informations sur ce projet.

 

Nous serions ravis de vous compter parmi nous et restons à votre entière disposition pour d'éventuelles questions. Veuillez nous répondre à l'adresse suivante : koch(a)eao-otzenhausen.de

 

 

[Regionalforum-Saar] Vortrag 21.10.2015 "Feldpost briefe eines Wellesweiler Bürgers" und Die Grundsteinleg ung des HJ-Heimes in Wiebelskirchen 1938

Date: 2015/10/17 18:13:49
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>

Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. in Zusammenarbeit mit der Aleksandra-Stiftung zur Förderung
                                 der Westricher Geschichtsforschung lädt ein
                                                Zum Vortrag 
                                                  von 
                                            Franz Josef Schäfer
                                  „Feldpostbriefe eines Wellesweiler Bürgers“ 
                                                    und 
                     „Die Grundsteinlegung des HJ –Heimes Wiebelskirchen im Jahre 1938“

Der aus dem Saarland stammende Referent unterrichtet Schülerinnen und Schüler in Geschichte und Deutsch in Bensheim/Kreis Bergstraße und hat seit vielen Jahren über die saarländische Landesgeschichte publiziert. 1991 veröffentlichte er gemeinsam mit Bernhard Haupert in der Reihe „Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft‟ die Monografie „Jugend zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Biographische Rekonstruktion als Alltagsgeschichte des Faschismus".
Einer seiner Schüler stellte ihm kürzlich Dokumente aus dem Nachlass seines Urgroßvaters Anton Schmidt (1908-1944) zur Verfügung, darunter ein Fotoalbum der Kriegsjahre und Feldpostbriefe. Da der in Wellesweiler wohnende Obergefreite 1942 Erfrierungen zweiten Grades an der Ostfront Erfrierungen erlitt, wurde er in einem Lazarett in Altenberg/Erzgebirge behandelt. Während dieser Zeit schilderte er seiner Frau in ungewöhnlicher Präzision die unmenschlichen Bedingungen, denen die Soldaten ausgeliefert waren, und die Grausamkeiten des Krieges, sowohl auf russischer als auch auf deutscher Seite. Diese Dokumente werden im ersten Teil des Vortrages vorgestellt und kommentiert.
Im Jahre 2007 veröffentlichte der Referent in der „Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend‟ einen Beitrag über das HJ-Heim Wiebelskirchen. Vorgestellt werden Dokumente aus der schmiedeeisernen Kassette im Grundstein des Heimes. Die Kassette wurde bei Umbauarbeiten des Gebäudes in der Rembrandtstraße 17-19 sichergestellt. Im Vortrag wird auch der damalige Wiebelskirchener Bürgermeisters Josef Bromen näher vorgestellt und sein Anteil an der Reichspogromnacht 1938 in der Region.

Am Mittwoch 21.10.2015, 19.00 Uhr
im historischen Junkerhaus (1569)
Wellesweiler, Eisenbahnstr. 22


Von Nichtmitgliedern wird 5 Euro Eintritt erbeten

[Regionalforum-Saar] Rez. AG: W. Blösel: Die römische Republik

Date: 2015/10/18 22:19:06
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>


Blösel, Wolfgang: Die römische Republik. Forum und Expansion (=
Geschichte der Antike). München: C.H. Beck Verlag 2015. ISBN
978-3-406-67413-6; Broschur; 304 S., 8 Abb., 10 Karten; EUR 16,95.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Dirk Wiegandt, Historisches Seminar, Goethe-Universität Frankfurt am
Main
E-Mail: <dirk.wiegandt(a)em.uni-frankfurt.de>

In der neuen Reihe "Geschichte der Antike" des C.H. Beck Verlags, die
einem breiteren Publikum eine Einführung in die Großepochen der Alten
Geschichte geben will, widmet sich Wolfgang Blösel der römischen
Republik, zu der Beck bereits einen kürzeren Überblick von Martin Jehne
und einen ausführlicheren von Klaus Bringmann publiziert hat.[1] Blösel
gelingt es aber, innerhalb einer weithin traditionellen, sehr
ereignisgeschichtlich orientierten Erzählung neue Deutungen für den
Aufstieg und Fall der Republik zu präsentieren, die auf seinen
Spezialstudien beruhen und neueste Literatur mit einbeziehen.

In neun chronologisch aufgebauten und vom Umfang her ausgewogenen
Kapiteln spannt Blösel den weiten Bogen von den dunklen Ursprüngen in
der Königszeit bis zur Neuregelung der Republik durch Octavian im Jahre
27 v.Chr. Abgerundet wird das Buch durch einen knappen
Anmerkungsapparat, eine sehr detaillierte Zeittafel, einen gut
selektierten und kommentierten Literaturüberblick sowie ein Personen-
und Ortsregister.

Die seiner Meinung nach ausschlaggebenden Faktoren der historischen
Entwicklungen, denen auch der etwas sperrige Untertitel mit dem
ungleichen Begriffspaar "Forum und Expansion" geschuldet ist, legt
Blösel in der kurzen Einführung (S. 11-18) dar: im Inneren eine
Nobilität, die sich ab dem 2. Jahrhundert spezialisiert, dabei
demilitarisiert und auf das zivile Zentrum der Republik ausrichtet, was
Blösel mit Statistiken aus seinen Studien belegt (etwa S. 214); im
außenpolitischen Bereich das rapide Ausgreifen Roms und zuletzt der
stetig wachsende Einfluss der wenigen fähigen Feldherren in beiden
Sphären. Diese zentralen Elemente durchdringen die gesamte Darstellung
und werden immer wieder auch expliziert (besonders die Hauptthese der
Demilitarisierung, so S. 152-154).

Den Motor der außergewöhnlich dynamischen Expansion Roms sieht Blösel in
der Spitzengruppe der Aristokratie, der patrizisch-plebejischen
Nobilität, aus der man nur durch militärischen Ruhm herausragen konnte.
Gestützt auf die Ressourcen eines Bundesgenossensystems und ein
gestuftes Bürgerrecht konnten die Magistrate in ihren kurzen Amtszeiten
immer neue Armeen rekrutieren und Anlässe finden, um sich auszuzeichnen.
Dabei distanziert sich Blösel von Harris, dessen Sicht eines
imperialistischen und aggressiven Roms er für zu weitgehend hält
(besonders S. 139).[2] Zwar attestiert er Rom ein starkes
wirtschaftliches Interesse im Westen des Mittelmeers während der ersten
Römisch-Punischen Kriege (S. 97), aber für den Osten und Nordafrika
folgt er eher der schon von Mommsen und neuerdings mit
politiktheoretischer Akzentuierung von Eckstein vertretenen These, dass
Rom in diese Bereiche im zweiten Jahrhundert hineingezogen worden sei
und eine indirekte Herrschaft nicht ausgereicht habe (S. 139).[3]

Parallel zu diesem eher unfreiwilligen Ausgreifen sieht Blösel in dieser
Zeit auch einen Zerfall der bis dahin homogenen Führungsschicht: Weniger
sei die griechische Kultur ursächlich, mit der Rom seit Ende des dritten
Jahrhunderts verstärkt in Kontakt kam, als der ungeheure Reichtum, der
aus dem Osten nach Rom floss und zu vergeblichen Bemühungen führte,
durch gesetzliche Regelungen die massiven Vermögensunterschiede zu
nivellieren. Damals verschoben sich seiner Meinung nach die
Konkurrenzfelder der Aristokratie in den zivilen Bereich (S. 154), und
diese Demilitarisierung habe immer häufigere militärische Desaster nach
sich gezogen. Er bescheinigt den Senatoren "tiefgreifende Defizite bei
der Wahrnehmung ihrer Aufgaben" (S. 149), die das Vertrauen in die alten
Strukturen nachhaltig erschüttert und später die
Loyalitätsverschiebungen der Soldaten hin zu den Feldherren erleichtert
hätten.

Auch widerspricht Blösel dezidiert der alten These, die römische
Republik mit ihrer stadtstaatlichen Verfassung sei an der Überforderung
durch ein Weltreich gescheitert (S. 220). Die notwendigen Prorogationen
seien vielmehr durch die aus egoistischen Motiven rührende Weigerung
vieler Senatoren bedingt gewesen, Statthalterschaften zu übernehmen,
nicht dagegen durch einen Mangel an Amtsträgern.

Blösel bietet ein sehr gut lesbares Narrativ, das er gelegentlich durch
Erklärungen politischer und gesellschaftlicher Strukturen unterbricht
und in dem er mit scharfem analytischen Blick Gesamtzusammenhänge
verständlich machen kann. In den ersten Kapiteln über die Frühzeit mit
ihrer schlechten Quellenlage hat er mehr Raum, um detailliert und
souverän über die Formierung von Institutionen und Gesellschaft zu
schreiben und dabei auch viele Kontroversen zu berücksichtigen.[4]
Allerdings nehmen in historisch besser überlieferter Zeit die
Schilderungen einzelner Kriegszüge fast schon überhand, während
Kulturelles doch sehr kurz kommt.

Und damit zum wichtigsten Kritikpunkt aus Sicht des Rezensenten: Muss
eine Geschichte der römischen Republik stets so stark auf die
kriegerische Expansion fokussiert sein? Sicherlich ist es ein
Faszinosum, wie aus dem kleinen Stadtstaat ein Imperium werden konnte.
Doch ist das militärische Ethos der Aristokratie wirklich das
Alleinstellungsmerkmal Roms? Blösel deutet immer wieder die engen
Kontakte Roms, gerade in der Frühzeit, mit anderen italischen Städten
und Völkern an, aber verfolgt diese Vergleichsmöglichkeiten nicht.
Generell werden andere Aspekte wie Religion oder Literatur gestreift,
jedoch oft nur in wenigen Sätzen verstreut abgehandelt. Die reiche
Literaturlandschaft, das Fest- und Spielewesen, die Villenkultur, all
das findet hier nur wenig bis gar keinen Platz. Gerade für seine
zentrale These des Wertewandels im zweiten Jahrhundert wäre eine
intensivere Auseinandersetzung mit den kulturellen und nicht nur den
wirtschaftlichen Veränderungen dienlich.[5]

Das klassische, vor allem politisch-militärisch geprägte Bild Roms,
angereichert mit neuen Deutungen, hat den Vorzug erhalten. Das mag man
teilweise bedauern, nichtsdestoweniger hat Blösel eine gelungene,
kenntnisreiche und anregende Einführung geschrieben, die das
individuelle und kollektive Versagen der Nobilität fast wie einst schon
Sallust betont.

Wie gewohnt bei Beck ist das Buch bis auf einige Kleinigkeiten
hervorragend lektoriert, die Abbildungen und Karten sind von sehr guter
Qualität.[6] Die wenigen Endnoten beschränken sich auf markante Quellen,
wenn auch die Selektionskriterien nicht immer klar sind.[7]


Anmerkungen:
[1] Martin Jehne, Die römische Republik. Von der Gründung bis Caesar, 3.
durchgesehene Aufl., München 2013 (1. Aufl. 2006) und Klaus Bringmann,
Geschichte der römischen Republik. Von den Anfängen bis Augustus, 2.
durchgesehene Aufl., München 2010 (1. Aufl. 2002).
[2] William V. Harris, War and Imperialism in Republican Rome: 327-70
B.C., Oxford 1979.
[3] Arthur M. Eckstein, Mediterranean Anarchy, Interstate War, and the
Rise of Rome, Berkeley 2006 und ders., Rome Enters the Greek East. From
Anarchy to Hierarchy in the Hellenistic Mediterranean, 230-170 BC.,
Malden 2008.
[4] Einzig hinsichtlich des umstrittenen foedus Cassianum lässt Blösel
seine Leser verwirrt zurück: Auf S. 50 favorisiert er die Frühdatierung
493, auf S. 65 dagegen 358.
[5] Das entsprechende Unterkapitel (S. 140-149) widmet kaum eine Seite
der nicht weiter problematisierten, obwohl umstrittenen Hellenisierung
Roms, sondern konzentriert sich auf die ökonomischen Auswirkungen der
Expansion auf die Nobilität.
[6] In der Bibliographie fehlen die Auflösungen für Flower (= Ancestor
Masks and Aristocratic Power in Roman Culture, Oxford 1996) auf S. 287;
für Beck (= Karriere und Hierarchie. Die römische Aristokratie und die
Anfänge des cursus honorum in der mittleren Republik, Berlin 2005) auf
S. 289; Mouritsen (1997) statt richtig (1998) auf S. 292. Die
Kartenlegenden auf S. 81 und S. 183 stimmen teils nicht mit dem
Sprachgebrauch im Text überein ("Sacra via", "Curie",
"Arnus-Rubico-Linie").
[7] Auf S. 213 gibt es gleich zwei Endnoten zu Ciceros Rede über den
Oberbefehl des Pompeius, auf S. 217 dann aber keine Endnote, obwohl
Begriffe aus der Rede zitiert werden. Auf S. 234 in Endnote 10 wird
einmalig und unerklärlicherweise auf einen Spezialaufsatz verwiesen.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lennart Gilhaus lgilhaus(a)uni-bonn.de

[Regionalforum-Saar] The Jet Sex. Airline Stewardesses and the Making of an American Icon

Date: 2015/10/22 18:25:16
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Vantoch, Victoria: The Jet Sex. Airline Stewardesses and the Making of
an American Icon. Philadelphia: University of Pennsylvania Press 2013.
ISBN 978-0-8122-4481-6; 296 S.; $34.95.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Anke Ortlepp, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Universität
Kassel
E-Mail: <anke.ortlepp(a)uni-kassel.de>

Stewardess werden - das war in den 1950er-Jahren ein amerikanischer
Mädchentraum. Mit Pan Am um die Welt fliegen, eigenes Geld verdienen,
den Lifestyle eines 'glamour girls' genießen. Das waren die wichtigsten
Bestandteile dieses Traumes. Seitdem hat sich nicht allein die
Berufsbezeichnung von Stewardessen geändert, die zu Flugbegleiterinnen
wurden. Auch ihre Arbeitsbedingungen und ihr Image haben in den
vergangenen Jahrzehnten einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Diesen
Wandel von der amerikanischen Ikone zur schlechtbezahlten Servicekraft
zeichnet Victoria Vantoch in "The Jet Sex" nach. Dabei bettet sie ihr
Narrativ nicht allein in die Geschlechtergeschichte der
Nachkriegsjahrzehnte ein, sondern sie verortet ihre Akteurinnen auch in
der Geschichte der amerikanischen Konsumkultur und des Kalten Krieges.
Debatten über Vorstellungen von idealer Weiblichkeit seien auf den
Körpern und in den Arbeitsplatzbeschreibungen von Flugbegleiterinnen
ausgetragen worden, argumentiert Vantoch. Dabei sei es jedoch nicht
allein um die Wirkmächtigkeit dieser Ideale in einem nationalen
politischen und kulturellen Zusammenhang gegangen. Vielmehr seien
Flugbegleiterinnen zu internationalen Botschafterinnen des 'American Way
of Life' stilisiert worden, die mit ihrem Aussehen und ihrem Verhalten
einer um globale Vorherrschaft ringenden freiheitlich kapitalistischen
Konsumgesellschaft körperliche Gestalt verliehen hätten. Vor diesem
Hintergrund waren weder ethnische Zugehörigkeit noch gesellschaftliche
Schicht oder Bildungsstand zufällige Merkmale der Frauen, die über die
Jahrzehnte den Berufsstand ausmachten. Dem sich wandelnden Zusammenspiel
von 'gender', 'class', 'race' und 'beauty' bei der Konstruktion der
amerikanischen Ikone Flugbegleiterin und ihrer Entzauberung widmet sich
Vantoch in insgesamt sieben Kapiteln.

Dabei liefern die ersten beiden Kapitel einen Einstieg ins Thema. Im
ersten Kapitel skizziert die Autorin die Entstehung des Berufs der
Flugbegleiterin. Angeregt durch die approbierte Krankenschwester Ellen
Church, die 1930 mit sieben Kolleginnen bei United Airlines anheuerte,
stellten bald auch alle anderen Fluggesellschaften vornehmlich weibliche
Kräfte als Kabinenpersonal ein. Einer wohlhabenden, männlichen Klientel
vorbehalten, entwickelte sich die zivile Passagierluftfahrt zu einem
schnell expandierenden Markt. Diese Tendenz setzte sich nach dem Zweiten
Weltkrieg ebenso fort wie die Feminisierung des Flugpersonals, von der
(natürlich) der Kapitänsberuf ausgenommen blieb. Wie Vantoch im zweiten
Kapitel zeigt, stellte die Berufstätigkeit von Stewardessen keine
Infragestellung konservativer Geschlechterideale dar, zu denen die
amerikanische Gesellschaft im ersten Nachkriegsjahrzehnt zurückkehrte.
Vielmehr wurde auch die Flugkabine zum wichtigen Ort für Inszenierungen
von Weiblichkeit umfunktioniert und glich damit den überall aus dem
Boden sprießenden Vorstädten. Im Flieger, so die PR-Abteilungen der
Fluggesellschaften, erfanden junge, gutaussehende Frauen aus der
amerikanischen Mittelschicht die Häuslichkeit neu, indem sie sich wie
Hausfrauen einfühlsam und aufopferungsvoll um die Flugreisenden
kümmerten. Ihre dauerhafte Unabhängigkeit war nicht zu befürchten:
Beschäftigungsverhältnisse endeten automatisch bei Heirat,
Schwangerschaft oder dem Erreichen des 31. Lebensjahres. Trotz dieser
Rahmenbedingungen, so zeigt Vantoch, entschieden sich hunderttausende
junge Frauen für eine Berufstätigkeit als Flugbegleiterinnen, aus
Neugier, Abenteuerlust, dem Wunsch nach Selbstständigkeit und um die
Zeit zwischen Collegeabschluss und Eheschließung mit einer gut bezahlten
Tätigkeit zu überbrücken.

Während diese beiden Kapitel auch viel Bekanntes rekapitulieren, leisten
die folgenden drei wichtige neue Beiträge zur Geschichte der
Flugbegleiterinnen. So befasst sich Kapitel drei mit afroamerikanischen
Anwärterinnen auf den Stewardessenberuf. Auch junge, gut situierte
Afroamerikanerinnen wie Patricia Banks, die im Zentrum dieses Kapitels
steht, träumten den Traum von der weiten Welt. Sie wurden zwar zu
Vorstellungsgesprächen eingeladen, eingestellt wurde aber bis 1957
keine. Afroamerikanerinnen entsprachen schlicht nicht den
Schönheitsidealen, die in den Personalabteilungen der Fluggesellschaften
als normativ gesetzt wurden. Vantoch erkennt hierin eine Form von
rassistisch motivierter Benachteiligung, die auch in anderen
Berufsfeldern zur Diskriminierung afroamerikanischer Erwerbstätiger
führte. Sie zeigt, wie Banks und einige andere Frauen mit Unterstützung
verschiedener Bürgerrechtsorganisationen auf dem Rechtsweg für ihre
Inklusion kämpften. Auch wenn diese Bemühungen in Einzelfällen zu
Erfolgen führten und Patricia Banks schließlich für Capital Airlines
flog, blieb der Beruf der Flugbegleiterinnen eine vornehmlich von weißen
Frauen ausgeübte Beschäftigung. Vantoch erkennt dennoch eine
weiterreichende Bedeutung dieser Erfolge: mit ihrer Anerkennung als
berufstaugliche Jobanwärterinnen und ihrer Einstellung als Stewardessen
erweiterten Afroamerikanerinnen akzeptierte Vorstellungen amerikanischer
Weiblichkeit. Zugleich akzeptierten sie - wenig überraschend, wie auch
Vantoch findet - einen Weiblichkeitsentwurf, der sich an konservativen,
mittelständischen Idealen orientierte.

Kapitel vier verfolgt die Weiterentwicklung der Flugbegleiterin zur
Kulturbotschafterin in den 1960er-Jahren. Im Zeitalter des
Düsenflugzeugs verkörperte die 'jet stewardess' die Errungenschaften des
Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit: Überfluss, Freiheit, Konsum und -
damals neu - Glamour. Damit repräsentierte sie, so Vantoch, "a
particular version of the nation itself" (S. 119). Im Kampf der USA und
der UdSSR um die globale Vormachtstellung während des Kalten Krieges kam
ihr deshalb eine wichtige Funktion zu. In Designeruniformen gehüllte und
dank gnadenloser Stylingvorschriften perfekt gepflegte Körper flogen um
die Welt als Aushängeschilder amerikanischen kulturellen und
technologischen Überlegenheitsgefühls. Vantoch beschreitet völliges
Neuland, wenn sie diesen Weiblichkeitsentwurf in Kapitel fünf mit dem
sowjetischen Pendant vergleicht. Dieses Kapitel basiert auf bislang
wenig beachteten russischen Archivmaterialien zur Geschichte der
sowjetischen zivilen Luftfahrt sowie Interviews mit ehemaligen Aeroflot
Flugbegleiterinnen. Diese Frauen sahen sich und wurden gesehen als
Service- und Sicherheitspersonal, das ähnlich zupackend und ideologisch
linientreu agierte, wie ihre Zeitgenossinnen in vielen anderen,
geschlechterintegrierten Beschäftigungsfeldern dies taten. Amerikanische
Beobachter, die kaum sowjetische Stewardessen zu Gesicht bekamen,
diagnostizierten einen Mangel an Glamour und sprachen - infiziert von
'red' und 'lavender scare' - allen sowjetischen Frauen ihre Weiblichkeit
schlichtweg ab. Als völlig überrascht beschreibt Vantoch so auch die
Reaktionen derer, die beim ersten Zusammentreffen amerikanischer und
sowjetischer Flugbegleiterinnen am John F. Kennedy Flughafen anlässlich
der Einweihung der Flugstrecke New York-Moskau 1968 zugegen waren.
Purser Natasha Arutyunova und ihre Kolleginnen erwiesen sich als
erstaunlich exporttaugliche Exemplare sowjetischer Weiblichkeit, die im
Kampf der Kulturen auf Augenhöhe antraten.

In Kapitel sechs betrachtet Vantoch die ab Mitte der 1960er-Jahre
einsetzende zunehmende Sexualisierung der amerikanischen
Flugbegleiterin, die sich in Imagekampagnen und materieller Kultur
niederschlug. Damit greift sie einen vielfach thematisierten
Zusammenhang auf, ohne den das Buch allerdings eine Leerstelle aufwiese.
Deshalb hat es eher kursorischen Charakter, geht aber auf alle wichtigen
Aspekte wie aufreizende Kleidung, Lockerung der Styling-Richtlinien und
sexistische Werbekampagnen wie zum Beispiel die "Fly-Me"-Kampagne von
National Airlines ein. Spannender ist das abschließende Kapitel, in dem
die Verfasserin über die Herausbildung eines feministischen Bewusstseins
bei Vertreterinnen einer Berufsgruppe nachdenkt, deren Image und Alltag
stets normative, wenig fortschrittliche Weiblichkeitsentwürfe
reflektierte. Hier knüpft sie an die Arbeiten von Kathleen Barry an,
wenn sie sich mit arbeitsrechtlichen Fragen befasst und nachzeichnet,
wie Gewerkschaften und Einzelpersonen (vor allem auf dem Rechtsweg)
gegen Formen struktureller Diskriminierung des weiblichen
Kabinenpersonals amerikanischer Fluggesellschaften vorgingen. Vantoch
kommt zu dem einleuchtenden Schluss, dass sich Flugbegleiterinnen seit
Ende der 1960er-Jahre erfolgreich gegen traditionelle Geschlechterrollen
wehrten und damit einen wichtigen, bislang unterschätzten Beitrag zur
amerikanischen Frauenbewegung leisteten.

"The Jet Sex" ist eine vergnügliche Lektüre. Immer wieder stellt Vantoch
einzelne Akteurinnen in den Vordergrund; Flugbegleiterinnen, die sie
interviewt hat und deren Schicksale ihrer Erzählung Dynamik verleihen.
Die Betrachtung ist quellengesättigt und gut geschrieben. Auch wenn die
Anlage der Kapitel etwas ungleichgewichtig ist und nicht alle
Einschätzungen zutreffen - in meiner Einschätzung waren Flugkabinen
keine grundsätzlich rassengetrennten Räume - so schmälert dies nicht die
Relevanz dieses Werkes. Dies ist ein empfehlenswertes Buch, nicht nur
für Fans der Geschichte der kommerziellen Passagierluftfahrt und der
amerikanischen Geschlechtergeschichte.


Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Jürgen Martschukat <juergen.martschukat(a)uni-erfurt.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-4-051>

[Regionalforum-Saar] unbedingt die ersten drei Abs ätze lesen

Date: 2015/10/22 18:35:36
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,

an sich ist diese Email eine Rezension des Buches "Sintflut" von Adam Tooze.

Aber ich empfehle wirklich, die ersten drei Absätze zu lesen.
 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger
 
------------------------


Tooze, Adam: Sintflut. Die Neuordnung der Welt 1916-1931. München:
Siedler Verlag 2015. ISBN 978-3-88680-928-8; 719 S.; EUR 34,99.

"Als sich die Tür zum 'amerikanischen Jahrhundert' im Januar 1917 öffnete, stand Wilson an der Schwelle bereit. Er kam nicht, um Partei zu ergreifen, sondern um Frieden zu stiften. Die erste wohl inszenierte Geltendmachung des amerikanischen Führungsanspruchs im 20. Jahrhundert zielte nicht darauf ab, zu gewährleisten, dass die 'richtige' Seite gewann, sondern darauf, dass keine Seite gewann." (S. 73)

Eine Tür öffnet sich, und Wilson steht an ihrer Schwelle, um der Welt den Frieden zu bringen. Er tut, was an der Zeit ist und wozu die Umstände ihn ermächtigen. Seit 200 Jahren schreiben Historiker im Modus der Teleologie und der Kausalität. Sie geben dem Leben der Verstorbenen einen Sinn, indem sie es mit dem Leben ihrer Vorfahren und Nachfahren verbinden und in eine Erzählung integrieren, die einen Anfang und ein Ende hat. Jedes Ereignis soll durch ein Geschehen verursacht werden, das ihm vorausliegt, und Strukturen sollen darüber entscheiden, wie sich diese Verursachung vollzieht. Niemand stellt die Frage, woher die Geschichte eigentlich weiß, was sie tun soll? Denn nur wenige Menschen können die Vorstellung ertragen, ihr Leben sei nichts weiter als eine Zusammensetzung von Augenblicken, die nichts miteinander verbindet. Sie wollen Sinn und Struktur, und sie erwarten, dass Historiker Erwartungen erfüllen. Man will nicht verunsichert werden, sondern lesen, was alle für gewiss halten: dass es einen historischen Prozess, ein Ende und einen Anfang gibt und dass zwischen Anfang und Ende ein kausaler Zusammenhang besteht.

Historiker dürfen unterschiedliche Geschichten schreiben, aber sie dürfen nicht gegen die Konventionen der Verursachungsprosa verstoßen, auf deren Beachtung sie sich verständigt haben. "Geschichte des Westens", "Das Zeitalter der Extreme", "Der dunkle Kontinent" - so lauten die Titel, die Historiker ihren Büchern gegeben haben.[1] Sie weisen den Leser schon darauf hin, dass es Gründe gab, warum alles so kommen musste, wie es kam. Aufklärung und Ignoranz, Licht und Dunkelheit. Zwischen diesen Polen bewegen sich die Erzählungen der Historiker. Ihre Bücher sind umfangreich, weil sie offenbar glauben, dass viel schreiben müsse, wer viel erklären will.
 
Nun also "Sintflut", ein Buch aus der Feder des amerikanischen
Wirtschaftshistorikers Adam Tooze. Er will nachweisen, dass nicht der
Kommunismus und nicht der Faschismus, sondern der amerikanische
Exzeptionalismus dem 20. Jahrhundert seinen Stempel aufgedrückt habe.
Das 20. Jahrhundert sei ein amerikanisches Jahrhundert gewesen, auch
wenn Lenin und Hitler versucht hätten, sich dem unausweichlichen Lauf
des Unabänderlichen entgegenzustellen. Aus dem Weltkrieg seien die USA
als eine unsichtbare Weltmacht hervorgegangen, die militärische Stärke
überhaupt nicht benötigte, um die Geschicke der Welt nach Belieben zu
lenken. Sie habe auf Kolonien und Schlachtschiffe verzichten können,
weil ihre Wirtschaftsmacht allein ausgereicht habe, allen Staaten ihren
Willen aufzuzwingen. Was immer die europäischen Mächte auch im Sinn
gehabt hätten, sie hätten sich an der amerikanischen Vormachtstellung
abarbeiten müssen. Aber wie entstand diese neue Weltordnung eigentlich
und worauf gründete sie sich? Wie konnte es geschehen, dass die USA zum
Universalreich des 20. Jahrhunderts wurden und warum scheiterten sie an
ihrer selbst gestellten Aufgabe, den Frieden dauerhaft in die Welt zu
bringen? Darauf gibt Tooze eine 600 Seiten lange Antwort.

In den Jahren des Ersten Weltkrieges seien die USA zu einer unsichtbaren
Supermacht geworden. Zuerst habe sich das Zentrum der Finanzwelt nach
Nordamerika verlagert. Die Regierungen Englands und Frankreichs hätten
sich Geld von privaten Banken in den USA geliehen, um den Krieg gegen
die Mittelmächte zu finanzieren. Ohne diese finanzielle Hilfe hätte die
Entente nicht einmal das erste Jahr des Kriegs heil überstehen können.
So aber sei die amerikanische Industrie für die Zwecke der Entente
mobilisiert worden. Alle Aufträge, die sie aus Übersee erhalten habe,
seien durch amerikanische Bankenkredite überhaupt erst ermöglicht
worden. Die amerikanische Wirtschaft wuchs, und die Entente begab sich
in die Abhängigkeit amerikanischer Banken. Aber die amerikanische
Wirtschaft war nun von europäischen Aufträgen abhängig geworden. Die
Regierung in Washington habe sich auf ihre Neutralität irgendwann gar
nicht mehr berufen können, weil sie bereits ökonomisch in den großen
Krieg verstrickt gewesen sei. Als die USA 1917 in den Krieg auf Seiten
der Entente eingetreten seien, hätten sie ihre finanzielle Unterstützung
mit der Auflage verbunden, dass Kredite aus den USA nur für Waren aus
den USA ausgegeben werden durften. Die gegenseitige Abhängigkeit war
also beschlossene Sache.

Nun lässt Tooze den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson auf die
Bühne treten. Manche Historiker hätten Wilson für einen weltfremden
Idealisten gehalten, dessen Programm, den Frieden in die Welt zu
bringen, am Zynismus des alten Europa gescheitert sei, schreibt Tooze.
In Wahrheit aber sei der amerikanische Präsident ein Realist gewesen,
der die Gunst der Stunde genutzt habe, um das System der internationalen
Beziehungen zu verändern. Er forderte einen Frieden ohne Sieg, und er
machte die amerikanische Hilfe für die Entente von der Erfüllung dieser
Verheißung abhängig. Die USA dürften nicht Partei ergreifen, weil sie
nur als neutrale Macht den Frieden erzwingen könnten. Der Zyklus der
Gewalt in der alten Welt müsse für immer unterbrochen werden, alles
andere sei ein "Verbrechen an der Zivilisation". Wilson sei keineswegs
ein Träumer gewesen, sondern ein Machtpolitiker, der von der moralischen
Überlegenheit seines Landes überzeugt gewesen sei. Die Erzwingung des
Friedens und die Weltmachtstellung der USA gehörten zusammen. Niemand
habe besser als Wilson gewusst, dass das Ende des Imperialismus der
Anfang der amerikanischen Hegemonie in der Welt sein würde.

In der alten Welt habe man auf den Ruf des amerikanischen Präsidenten
wie gewohnt reagiert. Das Ende aller geheimen Abkommen, ein Frieden ohne
Sieg und das Selbstbestimmungsrecht der Völker habe für sich nur in
Anspruch genommen, wer zum Sieg nicht mehr imstande war. Die deutsche
Reichsregierung zwang die USA nicht nur, in den Krieg einzutreten, sie
schlug die Friedensangebote Wilsons in den Wind, als ihre Armeen im
Herbst 1917 im Osten spektakuläre militärische Erfolge erzielten. Erst
als die Lage im Oktober 1918 aussichtslos wurde, bat sie um Vermittlung
auf der Grundlage jener 14 Punkte, die Wilson im Jahr 1915 formuliert
hatte. Wilson erkannte sogleich die Möglichkeiten, die sich ihm boten,
um seinen Willen durchsetzen. Er antwortete der Reichsregierung, ohne
die Verbündeten zu hören, und erklärte, Deutschland müsse den Nachweis
erbringen, dass es den Weg zur Demokratie beschritten habe. Die
Regierung in Berlin reagierte sofort. Der Kaiser musste ins Exil gehen,
die Exekutive unterwarf sich dem Willen der Legislative.

Zu Beginn der Friedenskonferenz in Versailles im Januar 1919 erklärte
Wilson, dass er nicht an der europäischen Politik und am europäischen
Frieden, sondern am Weltfrieden interessiert sei. Deshalb dürfe es
keinen Sieger geben. Wochen später kam die Enttäuschung. Es gelang
Wilson nicht, Frankreich und England einen Frieden aufzuzwingen, den sie
nicht wollten. Die Bestimmungen des Versailler Vertrages demütigten aber
nicht nur die deutsche Regierung. Sie waren auch das Gegenteil aller
Vorstellungen, die sich Wilson von der neuen Ordnung gemacht hatte.

Und dennoch sei der Anstoß Wilsons nicht folgenlos geblieben, glaubt
Tooze. Die Friedensverhandlungen in Versailles seien mit der Gründung
des Völkerbundes verknüpft gewesen, des ersten Versuchs, ein System der
kollektiven Sicherheit und Prävention zu begründen und den Krieg als
Mittel der Politik zu ächten. Überall auf der Welt hätten sich nationale
Minderheiten auf die 14 Punkte des amerikanischen Präsidenten berufen,
um ihr Verlangen nach Selbstbestimmung zu rechtfertigen. In den
Mutterländern habe kein Politiker noch ignorieren können, was in den
Kolonien gefordert worden sei. Im Zarenreich begehrten nationale
Bewegungen gegen die Zentralregierung auf, in der Türkei verlangten
Kurden, in Lybien die Nomadenstämme der Berber Autonomie und
Selbstbestimmung. In England kam es schon während des Krieges zu einer
Wahlrechtsreform, die den Kreis der Wähler ausweitete. Seither konnte
die Regierung den Willen des Volkes nicht länger ignorieren, wenn es
darum ging, über Krieg und Frieden zu entscheiden. Lloyd George erklärte
1918, dass England keinen Krieg gegen die russischen Bolschewiki führen
könne. Denn kein Wähler würde ihm noch glauben, dass ein Krieg gegen die
Kommunisten ein Feldzug für die Freiheit sei.

Aber auch auf der internationalen Bühne habe der Anstoß Wilsons mehr
bewegt, als mancher meint. Tooze glaubt, dass die Reparationsleistungen,
die dem Deutschen Reich durch den Friedensvertrag auferlegt worden
seien, nicht Ausdruck der Rache, sondern ökonomischer Vernunft gewesen
seien. Man habe die britischen und französischen Steuerzahler entlasten
müssen, die Wiederaufbau und Sozialleistungen niemals hätten finanzieren
können. Immerhin habe die deutsche Regierung doch anerkannt, dass
niemand anderes als sie selbst für die Kriegsschäden aufkommen musste.
In London und Paris habe man verstanden, dass der Frieden mit
Deutschland nur von kurzer Dauer sein würde, wenn ihn niemand erzwingen
konnte. Alle Beteiligten wussten, dass nur die USA die Macht hatten,
diesen Frieden zu garantieren.

Zwischen November 1921 und Februar 1922 kamen die Vertreter der
Großmächte in Washington zusammen, um über die Rüstungsbegrenzung auf
den Weltmeeren zu beraten. Die USA boten nicht nur an, alle
Großkampfschiffe sofort zu verschrotten, sie setzten auch durch, dass
die Tonnage der amerikanischen, britischen und japanischen Flotte im
Verhältnis 5:5:3 fixiert werden müsse. Erstmals hatten die USA ihren
Führungsanspruch offen demonstriert, und erstmals hatte sich ein
europäischer Staat diesem Anspruch unterworfen und den USA das Recht
zugestanden, die Regeln der internationalen Politik zu bestimmen.

In Deutschland wurde der Versailler Vertrag zwar als ein Dokument
schändlicher Unterwerfung verstanden. Aber die führenden Politiker, so
Tooze, hätten doch auch die Vorteile gesehen, der sich aus der
Unterwerfung ergaben. Denn die Unterschrift unter den Vertrag sei
überhaupt erst die Voraussetzung für die Entstehung jenes Systems
kollektiver Sicherheit gewesen, mit deren Hilfe das Abkommen in Frage
gestellt werden konnte. Alle imperialistischen Regierungen hätten ihre
Außenpolitik auf neue Grundlagen gestellt, und deshalb seien sie auch
imstande gewesen, miteinander im Gespräch zu bleiben. Deutschlands
Politiker hätten darauf gehofft, dass die USA in Europa dauerhaft im
Spiel bleiben würden, weil sie sich von ihrer Vermittlung erhofften, was
ihnen die Siegermächte nicht zugestehen mochten.

Inzwischen aber hätten die Europäer begriffen, so Tooze, dass sie darauf
angewiesen waren, miteinander zu kooperieren, und sie seien darin dem
amerikanischen Vorbild gefolgt. Die Konferenz von Genua sei der erste
Versuch gewesen, die Sowjetunion und Deutschland in ein System
internationaler Beziehungen zu integrieren und Frankreichs
Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen. Die Ruhrkrise war der Beweis dafür,
dass es ohne eine gegenseitige Verständigung keinen dauerhaften Frieden
geben würde, der Dawes-Plan im Jahr 1924 das Eingeständnis, dass von
Kompromissen alle profitieren würden. Der Dawes-Plan regelte die
Reparationsfragen auf eine Weise, die Deutschland und Frankreich
zufriedenstellten, und er verschaffte der Regierung in Berlin jene
amerikanischen Kredite, die sie überhaupt erst handlungsfähig machten.
Gustav Stresemann habe begriffen, schreibt Tooze, dass Deutschland sich
auf die amerikanische Hegemonie einstellen und den deutschen Markt für
amerikanische Investitionen öffnen musste. Je mehr Kredite Deutschland
aus den USA bekam, desto größer würde auch die Abhängigkeit beider
Länder voneinander werden. Aus all diesen Einsichten sei am Ende das
Projekt des geeinten Europa geboren worden. 1929 erklärte Stresemann
gegenüber Briand, dass die Europäer keine andere Wahl hätten, als sich
in einer Union zusammenzuschließen, um den Frieden zu sichern und den
Weltmachtanspruch der USA herauszufordern.

Und was ist  nun die Moral von der Geschichte? Die "abwesende Gegenwart"
der USA, glaubt Tooze, hätte die europäischen Mächte dazu gebracht,
Frieden zu halten und ein System der kollektiven Sicherheit zu
errichten, in dem die Interessen der einen mit den Wünschen der anderen
in Übereinstimmung gebracht werden konnten. Wilsons Idee vom Weltfrieden
unter amerikanischer Herrschaft sei eine höhere Form des Realismus
gewesen, dem sich die Europäer aus eigenem Interesse am Ende unterworfen
hätten. Hätten die USA über eine Strategie verfügt, um dieses Programm
zum Erfolg zu führen, so muss man Tooze wohl verstehen, hätte der Zweite
Weltkrieg verhindert werden können, die Europäische Union wäre vor ihrer
Zeit entstanden. Denn die neue Ordnung sei in den Augen ihrer
Repräsentanten stabil gewesen, und deshalb seien Hitler und Trotzki so
mutlos gewesen. "Was nach dem Ersten Weltkrieg aufkam, war eine
multipolare, polyzentrische Suche nach Strategien der Befriedung. Und
bei dieser Suche stützte sich das Kalkül aller Großmächte auf einen
zentralen Faktor: die Vereinigten Staaten." (S. 37)

Aber diese Rechnung ging nicht auf, weil der Ideologie der
Einzigartigkeit keine Strategie gefolgt sei. Und so hatten die
Nationalisten in Europa leichtes Spiel, ihre Vision der Vergeltung und
der ethnischen Säuberung zu verwirklichen. Fast überall in Europa
setzten sie sich am Ende gegen die Anwälte der Verständigung durch, weil
sie immerhin darauf verweisen konnten, dass die neue Ordnung an der
Bewältigung der großen Wirtschaftskrise gescheitert war. Aber selbst
darin gaben Nationalisten, Faschisten und Kommunisten nur Antworten auf
Fragen, die die amerikanische Herausforderung aufgeworfen hatte,
schreibt Tooze. Und dennoch war ihr Aufbegehren vergeblich, und sie
wussten, dass sie verlieren würden: die einen 1945, die anderen 1989.
Die Macht der USA beruhte auf moralischer Autorität, militärischer
Stärke und wirtschaftlicher Überlegenheit. Was hätte man dagegen schon
ausrichten können? Man könnte mit Tooze auch sagen, dass der
amerikanische Weltmachtanspruch überhaupt nicht herausgefordert werden
konnte. Man konnte sich allenfalls an ihm abarbeiten.

Was sollen Historiker mit dieser Interpretation anfangen? Es kommt
darauf an, was man wissen will. Wer eine Antwort auf die Frage erwartet,
warum die USA in den Jahren des Ersten Weltkrieges zur Weltmacht wurden
und warum Europa im System der internationalen Beziehungen an Bedeutung
verlor, wird in diesem Buch manches finden, was er noch nicht wusste.
Wer aber wissen will, warum Nationalisten und Kommunisten den Sieg über
die liberale Ordnung davontrugen, wird sich mit dem Hinweis, die USA
hätten keine Strategie verfolgt, kaum zufrieden geben können. Denn die
internationale Ordnung war keineswegs stabil, die Racheengel nicht
schwach, sondern stark. Wie mächtig die USA auch immer gewesen sein
mochten - im Horizont der Zeitgenossen stellte die Russische Revolution
alles in den Schatten, was bislang geschehen war. Der Bürgerkrieg
kostete Millionen Menschen das Leben, Millionen flüchteten aus dem Land,
ethnische Säuberungen und Hungerepidemien  dezimierten die Bevölkerung
des untergegangenen Imperiums. Inmitten der Gewalt versuchten die
Bolschewiki, mit harter Hand eine Ordnung zu errichten, die sich als
Antwort auf alle ungelösten Fragen verstand.

Niemand in Europa konnte ignorieren, was dort geschah. Die einen
fürchteten sich vor der elementaren Gewalt, die in der Sowjetunion zum
Stil der Politik geworden war, die anderen sahen in den Bolschewiki
Heilsbringer, die Wirtschaftskrisen, Armut und soziale Ungleichheit aus
der Welt schaffen würden. Nach den Exzessen des Ersten Weltkriegs war
die Ordnung des Liberalismus diskreditiert, und sie hatte auch nach dem
Ende des Krieges keines ihrer Versprechen einlösen können. Der
Kommunismus war eine Bedrohung, der sich alle Nachkriegsgesellschaften
stellen mussten. Manche begegneten ihm mit sozialen Reformen, andere
sahen im Faschismus und im Nationalsozialismus die Antwort auf alle
Fragen. In der Zwischenkriegszeit gab es in Europa fast nur noch
autoritäre Ordnungen, die sich als Alternative zum Kommunismus
verstanden. Wie hätte eine Strategie aussehen sollen, die dieser
Entwicklung gerecht geworden wäre? Denn es kommt nicht darauf an, was
der Fall ist, sondern wie Menschen wahrnehmen, was der Fall ist. Davon
weiß dieses Buch gar nichts zu erzählen. Die einzigen Menschen, die in
ihm überhaupt in Erscheinung treten, sind Woodrow Wilson, Lloyd George,
Georges Clemenceau und Gustav Stresemann. Sie erkennen, was an der Zeit
ist, und sie handeln so, wie es die Zeit von ihnen verlangt. Und was tun
ihre Gegner? Sie handeln, indem sie auf die amerikanische
Herausforderung mit Ablehnung antworten.

Aber haben wirklich alle Akteure das Gleiche gesehen? Es fällt schwer,
das zu glauben. Stalin und Hitler waren Bewunderer amerikanischer
Effizienz, aber Verächter der Demokratie, die sie für eine Staatsform
der Vergangenheit hielten. So aber urteilten in Europa nicht nur
Faschisten und Kommunisten. Aus der Perspektive vieler Menschen in
Europa waren die Sowjetunion und die faschistischen Regime die
eigentlichen Herausforderungen, auf die sie eine Antwort finden mussten.
Von den USA wussten sie nichts. Aber dieses Unwissen hatte eine
Bedeutung dafür, wofür und wogegen sie sich entschieden. So gesehen
könnte man auch vom sowjetischen Jahrhundert sprechen, und manche
amerikanische Zeitgenossen hätten diesem Urteil wahrscheinlich
zugestimmt.

Warum schreiben Historiker umfangreiche Bücher, wenn sie doch auf
wenigen Seiten erklären könnten, worauf es ihnen ankommt? Wahrscheinlich
ist es die Befürchtung, man werde von anderen Historikern nicht Ernst
genommen, die sie dazu verleitet, geschwätzig zu werden. Tooze ist kein
Schriftsteller, kein Erzähler. Seine Prosa ist umständlich, ungenau,
seine Sätze sind sperrig bis zur Unverständlichkeit. Er weicht vom Thema
ab, in manchen Kapiteln beschreibt er, was man schon weiß oder was man
nicht wissen muss, um sein Argument zu verstehen. So wird die Lektüre
zur Qual. Auch Geschichtsschreibung darf unterhaltsam sein. Sie ist eine
Kunst, die auf Wissen beruht, und auf der Begabung, dieses Wissen in
eine literarische Form zu bringen. Wer braucht schon einen Historiker,
der zwar viel weiß, aber nicht davon erzählen kann?

Anmerkung:
[1] Heinrich-August Winkler, Die Geschichte des Westens, 4 Bde., München
2011-2015; Eric Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme, Weltgeschichte des
20. Jahrhunderts, München 1995; Mark Mazower, Der dunkle Kontinent.
Europa im 20. Jahrhundert, Berlin 2000.

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-4-054>

[Regionalforum-Saar] “Das St. Wendeler Land u nd seine geheimnisvolle keltische Vergangenheit”

Date: 2015/10/22 21:32:00
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Am Donnerstag, 5. November 2015, hält Dr. Manfred Peter den Vortrag  “Das St. Wendeler Land und seine geheimnisvolle keltische Vergangenheit” .

Austragungsort: Stadtbibliothek St. Wendel (Mia-Münster-Haus)
Beginn: 19.30 Uhr
 

[Regionalforum-Saar] Vortrag über Auswanderung

Date: 2015/10/22 21:43:06
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Der Verein für Landeskunde VLS informiert:

 

Als die Saarländer auf echten Urwald trafen - Auswanderung in die unendlichen Waldgebiete Nordamerikas im 18. und 19. Jahrhundert und Rücksendung exotischer Baumarten in die alte Heimat

 

Saarbrücken. Auswanderung in die unendlichen Waldgebiete Nordamerikas im 18. und 19. Jahrhundert und Rücksendung exotischer Baumarten in die alte Heimat, so lautet der Vortrag von Prof. Dr. Uwe E. Schmidt, Universität Freiburg/Breisgau am Donnerstag, dem 29. Oktober 2015, um 18.00 Uhr. Veranstaltungsort ist die „Scheune Neuhaus“ am Forsthaus Neuhaus bei Saarbrücken

 

Die Begrüßung erfolgt durch Hans Albert Letter, dem Leiter des SaarForst Landesbetriebes.

 

In Zeiten großer Not in Landwirtschaft und Holzversorgung wanderten im 18. und 19. Jahrhundert viele Tausend Menschen - häufig fast die Hälfte der Dorfbewohner - aus dem Saarland und den angrenzenden Regionen nach Nordamerika aus. Die Auswanderer trafen auf unendliche Wald- und Landressourcen, die sie nach „Altvätersitte“ bewirtschafteten. Bald mussten sie die „Grenzen der Ressourcen“ jedoch erkennen und Grundsätze der Nachhaltigkeit beachten. Im 19. Jahrhundert brauchte die Industrie in ihrer alten Heimat schnellwüchsige Baumarten: Douglasie, Weymouthskiefer, Roteichen, Hickorys u.v.a. Sie wurden aus der Neuen Welt nach Europa geschickt und sind heute noch in unsern Wäldern zu finden - in kritischer Distanz vom Naturschutz beurteilt. Was Menschen früherer Zeiten zum Auswandern trieb, hat viele Bezüge zum Heute.

 

Eine Veranstaltung von SaarForst, Forstverein Rheinland-Pfalz/Saarland und der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft.

-- 
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Auswandererschicksale

Date: 2015/10/26 22:57:45
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Hoof. Für die traditionelle Herbstveranstaltung des Heimat- und Kulturvereins Ostertal, die am Sonntag, dem 1. November 2015, im protestantischen Gemeindehaus in Hoof stattfindet, hat sich der Veranstalter  ein ganz aktuelles Thema ausgesucht: „Auswandererschicksale“, allerdings solche aus dem Ostertal und in den vergangenen drei Jahrhunderten. Doch trotz der unterschiedlichen Zeiträume fehlt es nicht an Gemeinsamkeiten zwischen damals und heute: „Wirtschaftsflüchtlinge“ und Parallelgesellschaften“ gab es früher schon genauso wie in der jetzigen Zeit. Nach einer allgemeinen Einführung in das Thema „Auswanderungen“ durch Klaus Zimmer wird Walter Harth über den Bubacher Auswanderer Hans Adam Klein berichten, der schon 1709 nach Nordamerika ging, „weil er sich ein besseres Leben erhoffte“.
Hans Kirsch erzählt von mehreren Ostertaler Familien, die 1724 nach Südungarn zogen und dort ein Dorf gründeten, in dem bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ausschließlich Deutschstämmige lebten. Marianne Kirsch musste im Jahr 1999 erfahren, dass schon seit 1784 Verwandte ihrer Familie in der Batschka lebten, von denen sie bis dahin gar nichts gewusst hatte. Nachfahren des Saaler Amerika-Auswanderers Daniel Seyler (1847) hat Dr. Gernot Spengler vor einigen Jahren in Washington besucht. Und Melanie Jung wird von zwei jungen Burschen aus Selchenbach berichten, die 1880 einen „Betrug der Welt“ begingen und sich danach nicht mehr im Ort halten konnten und in die USA flüchteten. Zum Abschluss wird Hans Kirsch das Leben von Helmut Berg aus Niederkirchen schildern, der 1929 nach Chicago auswanderte und ganz in der Nähe war, als dort der als Schwerverbrecher gesuchte John Dillinger von der Polizei erschossen wurde. Die Vorträge werden durch Bilder illustriert.
Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

-- 
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] auf den spuren der römer

Date: 2015/10/27 08:42:09
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 

Auf den Spuren

der Römer

Der Kurs „Auf den Spuren der Römer im Saarland“ des Zentrums für lebenslanges Lernen (Zell) der Saar-Uni liefert den Teilnehmern Einblicke in die Römerzeit. Dabei werden unter anderem die Siedlungslandschaft, die Alltagswelt und die Ernährung der Römer im Saarland betrachtet. Der Kurs findet ab dem 19. November an acht Terminen, jeweils donnerstags um 10 Uhr, statt. Weitere Infos gibt es telefonisch unter (06 81) 302 35 33. lip

[Regionalforum-Saar] The Rise of Heritage

Date: 2015/10/27 23:57:02
From: Rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Swenson, Astrid: The Rise of Heritage. Preserving the Past in France,
Germany and England, 1789-1946. Cambridge: Cambridge University Press
2013. ISBN 978-0-521-11762-3; 432 S.; £ 65.00.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Aleida Assmann, Fachbereich Literaturwissenschaft / Anglistik,
Universität Konstanz
E-Mail: <aleida.assmann(a)uni-konstanz.de>

Das Thema 'kulturelles Erbe' ist nach den Bildern gewaltsamer Zerstörung
antiker Kulturstätten in aller Munde. Namen wie Timbuktu, Hatra, Nimrud
und Palmyra zeichnen eine Spur mutwilliger Verwüstungen, die wohl noch
nicht an ihr Ende gekommen ist. Vor diesem Hintergrund gewinnt die
Studie von Astrid Swenson, in der wir genaueres über die Geschichte der
Vernichtung und Wertschätzung des Kulturerbes erfahren, eine besondere
Aktualität.

Wir werden von ihr zum Beispiel daran erinnert, dass demonstrative
Kulturzerstörungen kein neues Phänomen sind, sondern in Europa schon
immer als eine Waffe gegen religiöse und politische Gegner eingesetzt
wurden. Ein Großangriff auf kulturelles Erbe erfolgte während der
französischen Revolution, als Frankreich den Versuch unternahm, sich von
seiner eigenen Geschichte zu trennen. Das war allerdings auch der Beginn
einer entgegengesetzten Geschichte der Wertschätzung, Konservierung und
Sicherung des kulturellen Erbes für die Zukunft, wofür der Name
Alexandre Lenoir steht, der die aufwendigen königlichen Grabstätten
gegen die Revolutionäre verteidigte. Der Stimmungsumschwung wurde damals
durch Abbé Henri Grégoire eingeleitet, der 1794 den neuen Begriff
'Vandalismus' prägte, der als Lehnwort sofort in andere europäische
Sprachen übernommen wurde. Als Vandale wurde fortan bezeichnet, wer
materielles Kulturerbe zerstört und sich damit aus dem Kreis der
zivilisierten Nationen ausschließt.

Astrid Swenson hat die Entwicklung des Bewusstseins für kulturelles Erbe
als eine transnationale Beziehungsgeschichte mit nationalen
Besonderheiten, deutlichen Parallelen und bemerkenswerten
Synergieeffekten erzählt. In ihrer vergleichenden Darstellung wird das
Erwachen des Interesses an der nationalen Geschichte und ihren
materiellen und ideellen Spuren in Frankreich ('patrimoine'), England
('heritage'), und Deutschland ('Heimat- bzw. Denkmalschutz') als
wichtiges Element des Historismus des 19. Jahrhunderts rekonstruiert.
Wir lernen die 'heritage makers' kennen, die ebenso von oben aus den
Reihen der Staatsbeamten wie von unten aus Bürgervereinen kommen. Das
neue Interesse an der eigenen Vergangenheit vollzog sich dabei vor dem
Hintergrund einer allgemeinen internationalen Verwissenschaftlichung der
Geschichte. Die bunte Zusammensetzung der Heritage-Bewegung aus
Archäologen, Museums-Kuratoren, Architekturhistorikern, Künstlern,
Schriftstellern und engagierten Bürgern macht deutlich, wie eng sich
hier neue Standards der Professionalisierung mit einer affektiven
Investition in die eigene Geschichte und Kultur verbanden.
Gelehrsamkeit, Nostalgie und die Suche nach Ursprüngen gingen
vielfältige Verbindungen ein. Es zeichnet Swensons Studie aus, dass sie
die Heimatschutzbewegungen nicht von vornherein auf einen anti-modernen
Trend festlegt und Sonderwege markiert, sondern im differenzierten Blick
ihres europäischen Vergleichs die unterschiedlichen Richtungen und
Interessen sorgfältig herausarbeitet, die sich in ihnen kreuzten.

Überhaupt wird die Vorstellung vom Historismus als einer rein
rückwärtsgewandten Einstellung in Frage gestellt. Am Beispiel des
Ausstellungswesens im 19. Jahrhundert zeigt Swenson, dass die
Präsentation von Geschichte oft als wirksamer Hintergrund für
Fortschrittserzählungen eingesetzt wurde. Weltausstellungen schufen eine
globale Arena für den internationalen Wettbewerb nationaler
Selbstdarstellungen; die imperiale räumliche Ausdehnung erforderte auch
die Konstruktion neuer großräumiger Geschichtsperspektiven. Gleichzeitig
parzellierten sich diese weitreichenden Perspektiven im Display der
Ausstellungen auch in kleinteilige pittoreske historische Milieus, die
vor der Erfindung des Kinos die Imagination anregten und ganz
unterschiedliche Interessen der Identifikation, der Belehrung und der
Unterhaltung bedienten.

Benedict Andersons Formel von der Nation als 'imagined community' ist
als abstrakter Begriff weit verbreitet. Am Beispiel der
Heritage-Bewegung hat Swenson ausbuchstabiert und anschaulich bebildert,
wie dieser Vorgang des sich selbst Erfindens und Imaginierens der
Nationen konkret von statten ging. Die Beschäftigung mit der nationalen
Geschichte und ihrem kulturellen Erbe hatte eine affektive und
emotionale Dimension: sie war eine Investition in den Wert des eigenen
Landes, das damit reicher und anziehender wurde für eine patriotische
Identifikation. Die Heritage-Bewegung steigerte aber nicht nur den Sinn
für die Differenz der Nationen, sondern, das zeichnet Swenson in ihrer
Studie ebenfalls überzeugend nach, schuf gleichzeitig auch die
transnationale Bewegung der gegenseitigen Anerkennung und des Schutzes
dieser Differenzen. Sie kulminierte um 1900 in der Konstruktion des
Konzepts einer Menschheit, die sich das kulturelle Erbe aller Staaten
zurechnet und als ein transnationaler Akteur mit Regeln und Gesetzen
ausgestattet ist, um überall auf der Welt für den Erhalt des kulturellen
Erbes einzutreten. Wir haben es hier mit einer noch wenig beachteten
Dimension der Globalgeschichte zu tun, da bei dieser pragmatischen und
selbstverpflichtenden Konstitution von Menschheit auch Länder wie China,
Mexiko und Brasilien eine wichtige Rolle spielten.

Diese Vision wurde mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs freilich brutal
zerschlagen, wofür heute noch die Namen 'Löwen' und 'Reims' stehen. Doch
mit diesem Vandalismus endete die Geschichte der Heritage-Bewegung
nicht, genauso wenig wie sie mit den neuen Angriffen auf antike
Kulturstätten durch den IS endet. Die Dialektik von Zerstörung und
Schutz des kulturellen Erbes besteht seit der Französischen Revolution
und wird weiterbestehen. Die transnationale Wertschätzung und die
Anstrengung ihrer Erhaltung haben die Kulturstätten zu bevorzugten
Zielen der Gegner gemacht; aber die Erfahrung ihrer Fragilität steigert
wiederum ihre Bedeutung und die Dringlichkeit ihrer Bewahrung.

Das Thema kulturelles Erbe war bislang kein bevorzugter Gegenstand der
Historiographie. Mit diesem Thema konnte man in der Zunft nicht punkten,
solange dort pauschal die 'heritage industry' als eine Verirrung der
Gegenwartskultur angeprangert wurde. Das Buch von Astrid Swenson könnte
an diesem Vorurteil etwas ändern. Sie hat eine materialreiche, anregende
und anschauliche Untersuchung vorgelegt, die dazu anregt, das Thema in
seiner historischen Tiefe und europäischen Dimension neu zu entdecken
und als einen wichtigen Strang in größere historische Bezüge
einzuflechten.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Daniel Menning <daniel.menning(a)uni-tuebingen.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-4-069>