Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Dummheit im Mittelalter

Date: 2015/07/01 04:57:11
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Subject: CFP: Dummheit im Mittelalter - Zur Begriffsgeschichte eines
         zeitlosen Phänomens - Marburg 09/16
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Dr. Christoph Galle, Philipps-Universität Marburg; Dr. Asami Kobayashi,
Universität Regensburg
09.09.2016-10.09.2016, Marburg, Philipps-Universität Marburg, Alte
Universität, Lahntor 3, 35037 Marburg
Deadline: 30.09.2015

Nur eine äußerst geringe Minderheit der mittelalterlichen Gesellschaft
verfügte über Bildung oder die Möglichkeit, Bildung zu erwerben. Während
zunächst der Klostereintritt fast den einzigen Zugang zu Bildung
darstellte, sorgten erst die Errichtung von Ausbildungsstätten im
Kontext des Renaissance-Humanismus im 15. Jahrhundert (in Teilen
Europas) sowie die Reform der Schul- und Universitätslandschaft während
der Reformationszeit (im Reich) für eine nennenswerte, in Relation zur
frühen Neuzeit jedoch wiederum bescheidene Veränderung. Das Gros der
mittelalterlichen Gesellschaft setzte sich daher zweifellos aus
Illiteraten zusammen, die folglich nicht einmal ihre eigene Volkssprache
beherrschten - geschweige denn das Lateinische, das gleichsam Medium für
Bildung und Wissenschaft war.

Dass sich die Forschung bislang hauptsächlich auf die Gelehrten in
unterschiedlichen Zeiträumen konzentriert hat, erklärt sich bereits aus
dem Faktum, dass sie es sind und waren, die die kulturelle Entwicklung
von Gesellschaften nachhaltig prägten. Auch für Bildung, Wissen etc.
insgesamt ist eine breite Forschung zu konstatieren, für das
Themenspektrum 'Dummheit' hingegen gibt es im Lexikon des Mittelalters
nicht einen Artikel, die Literaturdatenbank der Regesta Imperii listet
nur vier Veröffentlichungen älteren Datums. Die im Herbst 2016 in
Marburg geplante Tagung möchte daher den Versuch unternehmen, den Blick
zu richten auf jene Personen, die von Zeitgenossen als 'dumm'
charakterisiert wurden. Der Zugang zu formaler Bildung ist in diesem
Kontext sicher nur ein, hier exemplarisch genannter Aspekt unter den
vielen, die im Rahmen der Tagung berücksichtigt werden sollen - oder mit
anderen Worten: 'Dummheit' ist sicher mehr als nur Unbildung. Daher ist
zunächst zu fragen, wer von wem und aus welchen Gründen bzw. mit welcher
Intention als 'dumm' charakterisiert wurde. Galt ein Illiterat gleich
als 'dumm' - oder anders: gab es auch 'dumme' Gelehrte? Welches
Vokabular wird in Quellen zur Umschreibung von Dummheit verwendet? Durch
welche Verhaltens- oder Lebensweisen galt jemand seinen (ausschließlich
gelehrten?) Zeitgenossen als 'dumm'? Bot dieses Merkmal stets Anlass zur
Diffamierung des Anderen oder sind auch weniger negative Konnotationen
auszumachen?

Um Kontinuitäten sowie Unterschiede herausstellen zu können, ist der
zeitliche Rahmen bewusst weit gefasst, so dass das gesamte Mittelalter
(ca. 500 bis ca. 1500) in den Blick genommen werden soll. Da vermutlich
ein Großteil der als 'dumm' zu charakterisierenden Personen nicht
alphabetisiert war, folglich auch keine schriftlichen Zeugnisse
hinterlassen konnte, stellt sich die Frage nach passenden
Quellenkorpora. Um auch hier Vergleiche ziehen zu können, soll eine
möglichst große Bandbreite verschiedener literarischer Gattungen
angestrebt werden. Vorschläge zu sämtlichen Textsorten (theologische,
historiographische, hagiographische, poetische Texte ebenso wie
normative Quellen wie weltliche und geistliche Rechtstexte usw.) sind
daher willkommen!


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Christoph Galle

Universität Marburg, FG Kirchengeschichte, Lahntor 3
35037 Marburg


gallec(a)uni-marburg

[Regionalforum-Saar] Der Erste Weltkrieg und seine Folgen in der Gemeinde Tholey

Date: 2015/07/02 06:45:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 
 

Vortrag zum Ersten Weltkrieg und seinen Folgen für die Region

Tholey. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen in der Gemeinde Tholey und der Saarregion ist das Thema eines Vortrages des Historikers Johannes Naumann am Mittwoch, 8. Juli, 19 Uhr, im Rathaussaal in Tholey. Naumann geht auf den Verlauf des Krieges und auf das Empfinden der Bevölkerung vor und während des Krieges ein. Ebenso erläutert er Soldatenschicksale anhand von Feldpostbriefen. Auch die Konsequenzen für die Saargegend, die eine Sonderrolle laut des Versailler Vertrages einnahm, stellt der Historiker dar. So ist etwa der alte Schaumbergturm ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges gewesen.

Letztlich wird von Naumann auch Verdun, das als alter Verbindungsort zur Abtei Tholey (7. Bis 12. Jahrhundert) galt, als Ort der mörderischen Schlacht des Weltkrieges und als heutige Stadt des Friedens skizziert. Gemeinsame Veranstalter des Abends im Rathaussaal sind die Gemeinde Tholey und der Rotary-Club St. Wendel. Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Spende zugunsten des Kinderhospizdienstes Saar gebeten. red

Re: [Regionalforum-Saar] Der Erste Weltkrieg und seine Folgen in der Gemeinde Tholey

Date: 2015/07/02 15:30:31
From: Horst Geiger <horstgeiger(a)schlau.com>

Hallo Roland
fährst Du dahin ?
Papa

Am 02.07.2015 um 06:45 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar:
heute in der SZ:
 
 

Vortrag zum Ersten Weltkrieg und seinen Folgen für die Region

Tholey. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen in der Gemeinde Tholey und der Saarregion ist das Thema eines Vortrages des Historikers Johannes Naumann am Mittwoch, 8. Juli, 19 Uhr, im Rathaussaal in Tholey. Naumann geht auf den Verlauf des Krieges und auf das Empfinden der Bevölkerung vor und während des Krieges ein. Ebenso erläutert er Soldatenschicksale anhand von Feldpostbriefen. Auch die Konsequenzen für die Saargegend, die eine Sonderrolle laut des Versailler Vertrages einnahm, stellt der Historiker dar. So ist etwa der alte Schaumbergturm ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges gewesen.

Letztlich wird von Naumann auch Verdun, das als alter Verbindungsort zur Abtei Tholey (7. Bis 12. Jahrhundert) galt, als Ort der mörderischen Schlacht des Weltkrieges und als heutige Stadt des Friedens skizziert. Gemeinsame Veranstalter des Abends im Rathaussaal sind die Gemeinde Tholey und der Rotary-Club St. Wendel. Der Eintritt ist frei. Es wird um eine Spende zugunsten des Kinderhospizdienstes Saar gebeten. red



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[Regionalforum-Saar] Buchvorstellung in Schwarzenacker

Date: 2015/07/02 16:57:16
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Am Dienstag, 7. Juli 2015, um 19.00 Uhr wird im Römermuseum-Schwarzenacker, Edelhaus, die Veröffentlichung

 

Hans-Joachim Kühn,

Landesherrliche Finanzen und Finanzverwaltung im Spätmittelalter. Die Rechnungen der Kellerei Kirkel im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken (1434/35 – 1503/04),

erschienen im Februar 2015

 

der Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Das Buch wird an diesem Abend zum Sonderpreis angeboten.

 

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Hans-Joachim Kühn, Landesherrliche Finanzen und Finanzverwaltung im Spätmittelalter. Die Rechnungen der Kellerei Kirkel im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken (1434/35-1503/04), (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte, Band 47), Saarbrücken: Verlag Kommission für Saarländische Landesgeschichte, 2015,

846 S., 10 s/w  Abb.

Hardcover, ISBN 978-3-939150-08-4

Ladenpreis: 29,80 €

 

Die vorliegende Edition rückt eine bislang vernachlässigte Quellengattung in den Focus der landesgeschichtlichen Forschung, die für die Entwicklung des Finanzwesens der territorialstaatlichen Landesverwaltung wie auch für zahlreiche Aspekte der spätmittelalterlichen Alltagsgeschichte von großem Interesse ist. Der Autor hat annähernd 2000 beschriebene Seiten von 30 Rechnungsheften der Kellerei Kirkel aus dem 15. Jahrhundert ediert, die den umfangreichsten erhaltenen Bestand spätmittelalterlicher landesherrlicher Rechnungen aus dem südlichen Westdeutschland (Rheinland-Pfalz, Saarland) darstellen. Sie geben zunächst Auskunft über Einnahmen und Ausgaben der landesherrlichen Verwaltung an Geld, Roggen, Hafer, Wein und anderen Naturalien, enthalten darüber hinaus aber auch zahlreiche Informationen über Einwohner, Steuern und Abgaben, Landwirtschaft und Ernährung, Handwerk und Fronarbeit, Währung, Löhne und Preise.

 

Der 685seitige Editionsteil wird durch einen 65seitigen Kommentarteil ergänzt, der wichtige einführende Informationen zum territorialstaatlichen Rechnungswesen und zur Verfassung von Land und Leuten der Kellerei Kirkel enthält.

Ein Literaturverzeichnis, ein Glossar einschlägiger Begriffe und ein umfangreiches Orts- und Personenregister erschließen den 846 Seiten umfassenden Band. Abbildungen ausgewählter typischer Seiten der Rechnungshefte veranschaulichen die Textgliederung und die Transkriptionsweise.

 

Zu beziehen über den Buchhandel oder Direktbestellung bei der:

Kommission für Saarländische Landesgeschichte e.V.

Geschäftsstelle Dudweilerstr. 1 (c/o Landesarchiv), 66133 Saarbrücken

Tel.: 0681-501-1938; Fax: 0681-501-1920

E-Mail: kommission(a)landesarchiv.saarland.de

 

 

[Regionalforum-Saar] Führung Jüdischer Friedh of Ottweiler

Date: 2015/07/06 17:11:15
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>

Einladung zum Besuch des jüdischen Friedhofes in Ottweiler

    Foto: Margarete Singer, Ottweiler

 

Fragt man in Ottweiler Fremde, aber auch Einheimische nach Sehenswürdigkeiten in unserer Stadt, so erhält man (vielleicht) als Antwort: die historische Altstadt mit den Bürgerhäusern auf dem Rathausplatz, die Barockbauten Pavillon und Witwenpalais. Hinweise auf die Ottweiler Museen werden ebenfalls angesprochen: Saarländisches Schulmuseum, Stadtgeschichtliches Museum, Saarländisches Bäckereimuseum, Insektenmuseum Sticher, Handwerkerhof. Das gut erhaltene Kulturdenkmal „Jüdischer Friedhof“ findet jedoch keine Erwähnung. Um dies zu ändern, bieten Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann seit kurzem Führungen über den jüdischen Friedhof an.

Der Ottweiler Pfarrer Hartmut Thömmes unterstützt die kommende Führung am 11. Juli 2015 um 15.00 Uhr auf besondere Weise: Zu Beginn informiert er über jüdisches Brauchtum und zeigt und erläutert Kultgegenstände, die den jüdischen Ritus prägen: Thora-Rolle, Menora, Chanukka-Leuchter, Gebetsriemen, Sederteller, Kiddusch, Besonibüchse, Hawdala-Kerzen.... Diese Gegenstände sind weiten Bevölkerungskreisen nicht mehr bekannt, denn die Geschichte der jüdischen Gemeinde Ottweilers endete 1940 mit der Deportation der letzten jüdischen Bewohner unseres Ortes im Zuge der Aktion Bürckel nach Gurs und von dort in die Vernichtungslager des Ostens.

Hans-Joachim Hoffmann führt anschließend zu den Grabstätten und skizziert Biographien jüdischer Familien. Im Mittelpunkt stehen dieses Mal zwei Familien: die Familie Coblenz und die Familie Salm. Denn sie kennzeichen Anfang (Coblenz) und Ende (Salm) der Geschichte der jüdischen Gemeinde Ottweiler und verdeutlichen, wie sich Entscheidungen auf „großer politischer Bühne“ bis in die einzelnen Städte und Gemeinden auswirkten. Erläuterungen zu Grabinschriften und den Symbolen auf den Grabsteinen ergänzen die Ausführungen.

„Gegen das Vergessen“, unter diesem Leitgedanken freuen wir uns auf Ihren Besuch dieser einzigen, zugleich einzigartigen Erinnerungsstätte an die ehemalige jüdische Gemeinde in Ottweiler.

Samstag, den 11. Juli 2015 – 15:00 Uhr

Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (ca. 80 m hinter der Abzweigung Karl-Marx-Straße)Dauer: ca. 1 ½ Stunde

Klaus Burr/Hans-Joachim Hoffmann/Hartmut Thömmes

[Regionalforum-Saar] Konf: Familiengeschichten, Schatztruhen und andere Archive

Date: 2015/07/07 23:39:02
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Landesarchiv NRW Abt. Ostwestfalen-Lippe
26.08.2015, 32756 Detmold, Willi-Hofmann-Straße 2
Deadline: 20.08.2015

Geschichtsforschung und Genealogie funktionieren nicht ohne historische
Unterlagen und Erinnerungsstücke. Dabei verweisen öffentliche Archive,
private Sammlungen und familiäre Erzählungen meist aufeinander. Je nach
Fragestellung stößt man bei der Recherche durchaus auf Lücken. Auch das
ist eine Geschichte, nämlich die der Überlieferung.

Deshalb möchten wir beim 9. Detmolder Sommergespräch eine Diskussion
über das Archivieren, Tradieren, Vernichten und Vergessen und dessen
Bedeutungen für die personenbezogene und familienhistorische Forschung
anstoßen.

Mit einem z.T. erweiterten Archivbegriff gehen die Referentinnen und
Referenten beispielhaft und interdisziplinär der Frage nach, was wo und
zu welchem Zweck dokumentiert, überliefert und zugänglich ist oder wie
"weiße Flecken" zustande kommen.

Alle Interessierten sind eingeladen. Die Detmolder Sommergespräche
möchten eine Brücke schlagen zwischen Familienforschern,
Wissenschaftlern, Archiven und Behörden.


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Beginn: 9.30 Uhr
Begrüßung
Dr. Frank M. Bischoff, Landesarchiv NRW Präsident, Duisburg

Einführungen
Dr. Bettina Joergens, Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe

Sammeln? Tradieren? Überliefern? Archivieren - ein kulturhistorischer
Längsschnitt
Prof. Dr. Markus Friedrich, Universität Hamburg

Sektion I: Weiße Flecken: "nicht aktenkundig" / "Angaben gelöscht";
Moderation: Dr. Bettina Joergens

Das Recht auf Vergessenwerden - EU-Datenschutz-Grundverordnung und das
Bundesdatenschutzgesetz
Dr. Andrea Hänger, Bundesarchiv, Koblenz

Heimkinder - Kinder ohne Vergangenheit? Spurensuche und
Dokumentenpuzzle
Matthias Frölich, LWL-Institut für Regionalgeschichte, Münster

12:15-13:15 Mittagspause

13:15-14:00 Archivführungen zum Thema

Sektion II: Persönliche Schätze: was bleibt
Moderation: Roland Linde, Münster

Torbögen als Quelle für Familien- und Höfegeschichten. Ein Projekt des
Genealogischen Arbeitskreises Lippe
Hans-Christian Schall, Bad Lippspringe

Das Tagebuch als Lebensspeicher
Frauke Vrba, Tagebucharchiv Emmendingen, Freiburg

Sektion III: Systematisches Archivieren - warum?
Moderation: Dr. Joachim Eberhardt, Lippische Landesbibliothek, Detmold

Digitale persönliche Archive - der digitale Nachlass
Marie-Luise Carl, Verein für Computergenealogie, Mettmann

Persönliches und Familiäres im Archiv: Private Nachlässe und kleine
Erwerbungen
Dr. Hermann Niebuhr

"Familienobjekte" in einem kulturgeschichtlichen Museum: Überlegungen
und Fragen
Katharina Schlimmgen M.A., LWL-Freilichtmuseum Detmold

19:00 Uhr
Führung durch das Lippische Landesmuseum zum Thema der Tagung
(gesonderte Anmeldung erforderlich)


------------------------------------------------------------------------
Dr. Bettina Joergens,
Landesarchiv NRW Abt. OWL
Willi-Hofmann-Straße 2
32645 Detmold
T: 05231/766-0
Fax: 05231-114
owl(a)lav.nrw.de

Homepage <http://www.lav.nrw.de>
 

[Regionalforum-Saar] Tod und Sterben im Spätmitt elalter

Date: 2015/07/07 23:42:00
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Appleford, Amy: Learning to Die in London, 1380-1540 (= The Middle Ages)
[3 Abb.]. Philadelphia: University of Pennsylvania Press 2015. ISBN
978-0-8122-4669-8; 336 S.; $ 65.00.

Bruggisser-Lanker, Therese: Musik und Tod im Mittelalter.
Imaginationsräume der Transzendenz [mit 31 farbigen, 7 s/w Abb. und 2
Notenbeispielen]. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010. ISBN
978-3-525-56800-2; Geb.; 431 S.; EUR 79,00.


Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Manuel Kamenzin, Historisches Seminar,
Ruprecht-Karls-Universität-Heidelberg
E-Mail: <manuel.kamenzin(a)zegk.uni-heidelberg.de>

Das weite Themenfeld "Tod und Sterben im Mittelalter" genießt nach wie
vor großes Interesse in der Forschung. Dies schlägt sich auch in der
anhaltenden Publikation von Monographien nieder. Als aktuelle Beispiele,
die zugleich die Bandbreite der Forschungen veranschaulichen, seien die
Studie von Kathrin Pajcic zu spätmittelalterlichen Frauentestamenten aus
Lüneburg, Hamburg und Wien, Ashby Kinchs vielbeachtete Arbeit zur
bildlichen Darstellung des Todes und Romedio Schmitz-Essers
kulturgeschichtliche Aufarbeitung des Leichnams im Mittelalter
genannt.[1] Trotz der zahlreichen Arbeiten werden mit den hier
anzuzeigenden Bänden zwei Bereiche jeweils erstmals im Rahmen einer
Monographie behandelt: die Verbindung von Musik und Tod im Mittelalter
und die englischen Ars moriendi-Schriften des 15. und 16. Jahrhunderts.

Mit ihrer nun im Druck vorliegenden Habilitationsschrift hat Therese
Bruggisser-Lanker nicht nur die erste Monographie zum Zusammenhang von
"Musik und Tod im Mittelalter" verfasst, sondern sich auch einem
Gegenstand gewidmet, der auch im Rahmen von Aufsätzen bislang kaum
bearbeitet wurde. Anders als der Titel vermuten lässt, liegt allerdings
keine Überblicksdarstellung vor; stattdessen werden Beobachtungen zu
vier "Teilaspekten" (S. 7) mitgeteilt: Die "Zeit um 1000" (S. 35-121),
das Media vita in morte sumus als "Memento-mori-Lied" (S. 123-198),
Gesänge zur Zeit der Pest (S. 199-269) und Überlegungen zum
Schwanengesang (S. 271-354). Mit diesem Vorgehen soll exemplarisch das
Verhältnis von Musik und Tod beleuchtet werden (S. 7).

Im ersten Kapitel führt Bruggisser-Lanker zunächst anhand des
Evangelistars der Uta von Niedermünster (,Uta-Codex'/11. Jh.) in das
"Phänomen der Konsonanzen und de[r] damit korrelierten
Zahlenverhältnisse [als] universelles Ordnungsprinzip" (S. 63) ein und
zeigt damit auf, wie sich Musikalisches in Buchmalereien finden lässt.
Es folgen Einordnungen in die mittelalterliche Musiktheorie, in
Endzeit-Vorstellungen um 1000 und in die Verquickungen von Liturgie,
Memoria und Tod, die schließlich in epochenübergreifenden Überlegungen
zu "Kunst im Schatten des Todes" (S. 110-121) kulminieren.

Das zweite Kapitel widmet sich dem Motiv des Media vita in morte sumus
und verfolgt es ausgehend von der Narratio de morte Ottonis IV
imperatoris (S. 123-132) über andere Bereiche wie beispielsweise
liturgische Bezüge (S. 150-159) bis hin zur Rolle in den
spätmittelalterlichen Sterbebüchlein (S. 188-198). Unter dem Titel
"Gesänge im Angesicht des Schwarzen Todes" folgen im dritten Kapitel
zunächst eine Aufarbeitung zweier Werke des französischen Dichters und
Komponisten Guillaume de Machaut (Le Jugement dou Roy de Navarre;
Motette 21) (S. 204-221) und einige kurze Bemerkungen zu den Liedern der
italienischen Bruderschaften der Disciplinati (S. 221-225). Der
Hauptteil des Kapitels befasst sich in drei großen Teilabschnitten mit
den Liedern der Geißler (insgesamt S. 225-255), bevor das Kapitel
resümierend zusammengeführt wird (S. 255-269).

Im vierten und letzten inhaltlichen Kapitel wird schließlich das Motiv
des Schwanengesanges als letztes Lied vor dem Tod, zunächst bei Konrad
von Megenberg und Konrad von Würzburg (S. 271-277), darauffolgend in
Platons Phaidon (S. 277-284), verbunden mit den Vorstellungen von
Apollon und dem Schwan (S. 284-308) von Spätantike bis Spätmittelalter
betrachtet. Anschließend geht Bruggisser-Lanker auf einen
frühmittelalterlichen Schwanengesang (Planctus cigni) und eine in den
hochmittelalterlichen Carmina Burana enthaltene Schwanengesang-Parodie
ein, ehe der "Schwanen- und Orpheus-Mythos in der mittelalterlichen
Allegorese" (S. 321-332) in den Fokus rückt. Es folgt ein Ausblick unter
dem Titel "Die Nobilitierung der Musica poetica" (S. 333-354). Die
Monographie wird abgeschlossen mit einem zweigeteilten Epilog: "Musik
als Weltkonzept zwischen Zeit, Schönheit und Vergänglichkeit" (S.
355-373) und "Musik als Bewegung zwischen Leben, Sterben und Erlösung"
(S. 373-394).

Es wird ein breites Tableau geboten. Bruggisser-Lanker zeigt mehrfach
Verbindungen zwischen Musik und Tod auf, die nicht ohne weiteres
erwartet oder vorausgesetzt werden können. Die Ausführungen zum Motiv
des Media vita bieten die ausführlichste Darstellung dieser immer wieder
herangezogenen Worte seit dem maßgeblichen Artikel im
Verfasserlexikon.[2] Leider zeigt sich die Breite des Themas auch
teilweise an der Tiefe der Darstellung: Mehrfach bewegt sich die Arbeit
auch für das Jahr 2008 (als Datum der Abfassung; ob eine Überarbeitung
zur Drucklegung erfolgte, wird nicht angeführt) nicht auf der Höhe der
Forschung. So wird beispielsweise die mittlerweile ausführliche
Diskussion über die ,Endzeitstimmung' um die erste Jahrtausendwende auf
verkürzter Literaturbasis wiedergegeben.[3] Zudem vermisst man hier den
Hinweis, dass auch andere Jahreszahlen - etwa 1500[4] - ebenfalls
apokalyptisch aufgeladen wurden. Ein weiteres Beispiel ist die
Behandlung der Narratio de morte Ottonis IV imperatoris; hier wurden die
beiden einschlägigen Aufsätze von Claudia Lydorf nicht beachtet.[5]

Für den Zeitraum vom 10. bis zum beginnenden 16. Jahrhundert stellt
Therese Bruggisser-Lanker anhand von vier Themenbereichen das Thema
"Musik und Tod" exemplarisch vor. Die angeführten Monita schmälern dabei
den Wert des Bandes nur wenig, es handelt sich um die erste Anlaufstelle
zum Thema. Es bleibt zu hoffen, dass hierdurch weitere Forschungen
angeregt werden und auch die weiterhin fehlende Überblicksdarstellung
noch folgt.

Die Autorin des zweiten hier anzuzeigenden Bandes, Amy Appleford,
befasst sich bereits seit geraumer Zeit mit spätmittelalterlichen
englischen Ars moriendi-Schriften. In der Druckfassung ihrer
Dissertation behandelt sie eine Reihe solcher Texte, um auf dieser
Grundlage die Sterbekultur im London des 15. und 16. Jahrhunderts zu
untersuchen. Als Artes moriendi versteht sie dabei "texts that offer or
depict a way of dying well" (S. 4). Es wurden dabei Texte ausgewählt,
die nachweislich im Untersuchungszeitraum in London zirkulierten. Diese
werden in chronologischer Reihenfolge hinsichtlich ihrer Verbreitung in
London untersucht und kontextualisiert, um Veränderungen in den
Vorstellungen eines ,guten Todes' nachzuspüren.

So folgt Appleford im ersten Kapitel hauptsächlich dem Text des
Fürbittgebets Visitation of the Sick (S. 18-54), während im zweiten
Kapitel die Bemühungen des Londoner Klerikers John Carpenter, ein Bild
der Stadt als "mortality community" (S. 7) zu schaffen, vorgestellt
werden (S. 55-97). Im dritten Kapitel wiederum werden zwei Gruppen von
Schriften aus der Mitte des 15. Jahrhunderts behandelt, die beide auf
einem einschlägigen Kapitel von Heinrichs Seuses Horologium sapientiae
beruhen (S. 98-136). Mit einer Hinwendung zu dem Book of the Craft of
Dying erfolgt im vierten Kapitel eine Verschiebung des Fokus auf das
Ende des 15. Jahrhunderts (S. 137-180), wohingegen im fünften Kapitel
schließlich eine Reihe von Schriften aus den 1530er-Jahren (S. 181-216)
bearbeitet werden. Argumentation und Darstellung bleiben trotz der immer
wieder erfolgenden Wechsel von Quellengrundlage und Methoden schlüssig
und nachvollziehbar. Durch eine enge Verknüpfung von werkübergreifenden
Analysen, Kontextualisierung und kodikologischen Untersuchungen gelingt
es Appleford, die "death culture" Londons nachzuzeichnen.

Ein Augenmerk legt Appleford dabei auf die Rolle von Laien am
Sterbebett, besonders auf die Laikalisierung der Sterbebegleitung.
Detailliert wird, etwa an den verschiedenen Bearbeitungen der Visitation
of the Sick (besonders S. 43-54), eine Entwicklung geschildert, weg vom
obligatorischen priesterlichen Sterbebeistand, hin zu einem ,guten Tod',
der auch ohne priesterlichen Beistand oder Sakramente möglich sei (S.
151). Diesen Prozess macht Appleford auch anhand der Unterschiede
zwischen älteren und neueren Texten deutlich und bringt ihn mit
innerstädtischen Entwicklungen wie der Stiftung des Whittington
Almshouse, das Armen ein christliches Begräbnis ermöglichen sollte, in
Verbindung.

Auch Amy Appleford betritt Neuland. Der von ihr betrachtete Zusammenhang
wurde bislang nicht monographisch aufgearbeitet, auch liegen die
bisherigen Werke zur Ars moriendi-Tradition in England bereits etwas
zurück.[6] Gerade deshalb wäre ein detaillierter Forschungsüberblick mit
Einordnung der eigenen Position wünschenswert gewesen. Doch auch ohne
einen solchen bleibt "Learning to Die in London" eine Bereicherung für
den Blick auf die englischen Sterbe-Traktate und das London des 15. und
16. Jahrhunderts.

Die beiden hier angezeigten Bände zeigen, dass dem Thema "Tod und
Sterben im Mittelalter" auch nach langen Jahren intensiver Forschung
noch neue Facetten abzugewinnen sind. Sie bereichern nicht nur die
bereits vorhandene umfangreiche Forschungsliteratur, sondern eröffnen
ihrerseits neue Anknüpfungsmöglichkeiten.


Anmerkungen:
[1] Kathrin Pajcic, Frauenstimmen in der spätmittelalterlichen Stadt?
Testamente von Frauen aus Lüneburg, Hamburg und Wien als soziale
Kommunikation, Würzburg 2013; Ashby Kinch, Imago mortis. Mediating
Images of Death in late medieval Culture, Leiden 2013; Romedio
Schmitz-Esser, Der Leichnam im Mittelalter. Einbalsamierung, Verbrennung
und die kulturelle Konstruktion des toten Körpers, Ostfildern 2014. Vgl.
hierzu die Rezension von Jörg Rogge, in: H-Soz-Kult, 11.02.2015,
<http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-23178>
(01.07.2015).
[2] Walther Lipphardt, Art. "Media vita in morte sumus", in: Kurt Ruth
u.a. (Hrsg.), Die Deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon,
Bd. 6, Berlin 1987, Sp. 271-275. Ergänzungen: Bd. 11, Berlin 2004, Sp.
982.
[3] Keine der kritischen Studien hierzu kommt dabei zu Wort, wie etwa
Stephan Freund, Das Jahr 1000. Ende der Welt oder Beginn eines neuen
Zeitalters?, in: Enno Bünz / Rainer Gries / Frank Möller (Hrsg.), Der
Tag X in der Geschichte. Erwartungen und Enttäuschungen seit tausend
Jahren, Stuttgart 1997, S. 24-49.
[4] Exemplarisch: Johannes Schilling, Der liebe Jüngste Tag.
Endzeiterwartungen um 1500, in: Manfred Jakubowski-Tiessen u. a.
(Hrsg.), Jahrhundertwenden. Endzeit- und Zukunftsvorstellungen vom 15.
bis zum 20. Jahrhundert, Göttingen 1999, S. 15-26.
[5] Claudia Lydorf, Das Testament Kaiser Ottos IV. Diplomatische
Untersuchung, sowie vergleichende Analyse der urkundlichen Überlieferung
und der Wiedergabe des Testamentstextes in der "Narratio de testamento
et morte Ottonis IV. imperatoris", in: forum historiae iuris 11 (2007),
<http://www.forhistiur.de/fr/2007-08-lydorf/> (01.07.2015); Dies., "Wem
nützt es, dass wir über mein Leben verhandeln, da es keines mehr ist?"
Testament und Tod Kaiser Ottos IV., in: Bernd Ulrich Hucker / Stefanie
Hahn / Hans-Jürgen Derda (Hrsg.), Otto IV. Traum vom welfischen
Kaisertum, Petersberg 2009, S. 281-288.
[6] Zu nennen sind Mary Catharine O'Connor, The Art of Dying well. The
Development of the Ars Moriendi, New York 1942, sowie die einführenden
Worte bei David W. Atkinson, The English Ars Moriendi, New York 1992.


Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Wolfgang Eric Wagner <wolfgang-eric.wagner(a)uni-muenster.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-3-019>

[Regionalforum-Saar] Panorama-Freiheit bleibt erhalten

Date: 2015/07/10 09:13:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 
 

Gute Aussichten für Hobbyfotografen

EU will das Fotografieren öffentlicher Gebäude nicht weiter eingeschränken

Das Europäische Parlament hat mit deutlicher Mehrheit für den Erhalt der sogenannten Panorama-Freiheit gestimmt. Somit bleibt es in Deutschland erlaubt, private Fotos von bekannten Gebäuden ins Netz zu stellen.

Von dpa-Mitarbeiterin Petra Klingbeil

Straßburg. Das Fotografieren von öffentlichen Gebäuden und Kunstwerken wird europaweit nicht weiter eingeschränkt. Das EU-Parlament lehnte gestern einen Angriff auf die sogenannte Panoramafreiheit ab. Die Abgeordneten stimmten mit überwältigender Mehrheit gegen eine Erweiterung des Urheberrechts. „Bürgerinnen und Bürger können in den meisten Ländern weiterhin unbesorgt Selfies posten und sich berühmte Bauwerke in Wikipedia ansehen“, sagte die Berichterstatterin des Parlaments, die Piraten-Politikerin Julia Reda.

Für Deutschland und die meisten Staaten in der EU sind damit weiterhin Aufnahmen öffentlicher Gebäude und Kunstwerke erlaubt, auch wenn sie für kommerzielle Produkte erstellt werden. In Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg, und Griechenland gilt aber weiterhin keine Panoramafreiheit. So bedürfen zu kommerziellen Zwecken angefertigte Aufnahmen der Nachtbeleuchtung des Eiffelturms in Paris weiterhin einer Zustimmung.

Der Beschluss des Parlaments zur Reform des Urheberrechts ist noch nicht bindend. Der eigentliche Vorschlag für ein neues Gesetz kommt im Herbst von der EU-Kommission. Damit soll die bisherige Richtlinie von 2001 an das Internet-Zeitalter angepasst werden. „Damals gab es weder Smartphones noch YouTube oder Facebook. Der grenzüberschreitende Austausch von Werken, die unter das Urheberrecht fallen, hat seitdem rapide zugenommen“, sagte Reda.

Im Vorfeld hatte es heftige Diskussionen gegeben. Profi-Fotografen befürchteten, dass ihre Arbeit in der Öffentlichkeit massiv beeinträchtigt wird. Bürger waren besorgt, sich möglicherweise mit bei Facebook hochgeladenen Urlaubsfotos angreifbar zu machen. Auch der Deutsche Journalistenverband warnte davor, dass die Arbeit der Medien durch einer Einschränkung der Panoramafreiheit massiv behindert werden könnte.

Die Diskussion hatte der französische Liberale Jean-Marie Cavada ausgelöst. Er hatte im Rechtsausschuss des Parlaments die gewerbliche Nutzung von Fotos an die Einwilligung der Urheber koppeln wollen, entsprechend der Gesetzeslage in Frankreich. Dafür sprachen sich zunächst auch Christdemokraten und Sozialdemokraten aus. Dann begann ein Proteststurm im Netz. Der für Digitalwirtschaft zuständige EU-Kommissar Günther Oettinger sprach auf Twitter von einem „Missverständnis“. „Für die Kommission kann ich Entwarnung geben. Hier ist keine Einschränkung geplant“, sagte er.

Die Karte der Panoramafreiheit in Europa gleicht allerdings auch nach der Abstimmung noch einem Flickenteppich. In Großbritannien sind Aufnahmen nicht nur im Freien erlaubt, sondern auch in öffentlich zugänglichen Räumen. Deutschland, Österreich, die Schweiz, Spanien, Polen, Portugal und andere Länder gewähren auch Panoramafreiheit, schließen Innenräume aber aus. Schlecht sieht es für Fotografen in Frankreich, Italien, Griechenland, Belgien und Luxemburg aus: Hier gibt es keine Panoramafreiheit.

Meinung

Überzogene Forderungen

Von unserem Korrespondenten Detlef Drewes

Wer Kunst, Kultur, Filme, Bücher, Texte oder Musik auch künftig genießen will, muss die Künstler bezahlen. Das mag manchen Internet-Nutzern, die alles, was im Netz steht, für „Freiwild“ halten, widerstreben. Aber das Urheberrecht ist eben nicht nur eine Vergütung für Kreativität, sondern auch eine Voraussetzung dafür, dass es solche Ergebnisse schöpferischer Freiheit auch künftig noch gibt. Deshalb braucht der digitale Binnenmarkt einen fundierten, aber eben auch praktikablen Schutz des geistigen Eigentums. Aber sicherlich nicht derart unsinnige Vorschläge wie sie von einigen Abgeordneten zur Einschränkung der Panoramafreiheit vorgelegt worden waren. Auch wenn der Entschluss des Europäischen Parlamentes eher eine Vorbereitung auf das war, was EU-Kommissar Oettinger im Dezember als Vorschlag für den digitalen Binnenmarkt präsentieren wird, kann es deshalb nur gut sein, dass derart überzogenen Forderungen schnell Grenzen gesetzt

[Regionalforum-Saar] nicht unsere Region, aber unsere Geschichte - leider

Date: 2015/07/10 09:18:14
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ: 

„Der Film ist erschreckend aktuell“

Interview zur Kinoproduktion „Wir sind jung. Wir sind stark“ – Montag in Saarbrücken

Am Montag beginnen in Saarbrücken die Filmtage der Arbeitskammer des Saarlandes. Eröffnet werden sie mit dem preisgekrönten Film „Wir sind jung. Wir sind stark“, der die Ausschreitungen gegen Asylbewerber 1992 in Rostock-Lichtenhagen behandelt. Der Drehbuchautor Martin Behnke, 1978 in Ostberlin geboren, stellt den Film im Kino Achteinhalb vor. SZ-Redakteur Tobias Kessler hat mit ihm gesprochen.

Ihr Film zeichnet die tagelangen Ausschreitungen gegen Asylbewerber nach. Zurzeit brennen wieder Unterkünfte. Handelt der Film, so gesehen, auch von unserer Gegenwart?

Behnke: Darum ging es uns nicht. 2010 kam der Regisseur Burhan Qurbani mit der Idee zu mir, einen Film über Lichtenhagen zu drehen – mit dem Ziel, dass das nicht vergessen wird, was manche ja gerne täten. Es gibt ja einige Dokumentationen, aber ein Spielfilm kann einem das nochmal emotionaler nahe bringen.

Der Film kann dann zur Hoch-Zeit der Pegida-Bewegung ins Kino.

Behnke: Das war reiner Zufall. Aber plötzlich war der Film erschreckend aktuell. Denn das, was in diesen Demonstrationen skandiert wurde, ist nichts anderes als eine Vorbereitung für Gewalt – und jetzt brennen ja wieder Asylbewerberheime.

Hat das Aufkommen von Pegida Sie überrascht?

Behnke: Dass man Leute mit einfachen Parolen gewinnt, ist nichts Neues. Aber in der großen Masse hat mich Pegida schon überrascht. Es gibt einen Unmut in der Bevölkerung, den man nachvollziehen kann – Angst vor der Zukunft, das Gefühl, sich in der Gesellschaft nicht wiederzufinden. Das mag verständlich sein. Unverständlich ist aber, hinter einer menschenverachtenden Fahne hinterzulaufen. Wer das tut, begeht einen Fehler. Eigene Frustration ist keine Entschuldigung.

Wie nahe an Ihrer eigenen Biografie liegen die Ereignisse von Lichtenhagen?

Behnke: Ich komme aus Ostberlin und habe diese Umbruchzeit erlebt, ich war damals so alt wie die Figuren im Film. Mich hat die Frage interessiert, wieso diese Gewalt und diese rechten Strömungen in der Wendezeit so schnell hochkamen, auch in meinem Freundeskreis. In gewisser Weise war das Drehbuch auch eine Art persönliche Suche.

Wie sind Sie bei der Arbeit am Drehbuch vorgegangen?

Behnke: Wir haben ein Jahr lang recherchiert, mit vielen Zeitzeugen gesprochen, sind in die Archive gegangen und haben daraus die Figuren gestaltet. Es war uns klar, dass wir nie alle Aspekte abbilden können – alleine um das Versagen der Polizei darzustellen, hätten wir einen eigenen Film gebraucht. Wir wollten zeigen, wie ein Pogrom entsteht – unter welchen Umständen Menschen wie wir zu Tätern werden können.

Was ist für Sie das besonders Erschreckende am Fall Lichtenhagen? Gewalt von einigen – oder der Beifall von Tausenden, die zusehen wie beim Volksfest?

Behnke: Erschreckend ist natürlich beides. Diese Art von Gewalt wird es immer geben – aber wenn Eltern am Straßenrand stehen und die Gewalt ihrer Kinder beklatschen, erschreckt das besonders. Genau wie die zynische Reaktion der Politik. Viele Politiker hatten danach erklärt, Lichtenhagen zeige, dass die Deutschen mit dem Zustrom von Einwanderern überfordert seien. So wurde den Einwanderern eigentlich die Schuld zugeschoben, was ekelhaft ist.

Man konnte damals vom Osten Deutschlands das Bild gewinnen, dass sich kein Ausländer nachts auf die Straße wagen kann, ohne Gesundheit oder sein Leben zu riskieren. Ist das eine verzerrte Wessi-Sicht auf den Osten?

Behnke: Leider nicht. Das Problem hat man in Ostdeutschland ja heute noch in manchen Teilen. Nicht dass es in Westdeutschland keine Nazis gäbe, aber das verbreitete Ressentiment, dieses Gefühl von Ablehnung anderer, das ist hier im Osten stärker. Das hat ja paradoxerweise auch damit zu tun, dass im Osten wenige Ausländer leben. Je weniger die Leute mit ihnen zu tun haben, umso stärker basteln sie sich eine bizarre Vorstellung zusammen, wie Muslime so sind oder afrikanische Einwanderer. Es gibt Dörfer in Brandenburg, die mehr oder weniger komplett braun sind. Da machen die Rechten die Jugendarbeit, die Sozialarbeit, die Hartz-IV-Beratung. Kein anderer macht das, und so haben die Rechten da die Macht.

Was unterscheidet die Rechtsradikalen im Osten und Westen?

Behnke: Ich glaube, dass der ostdeutsche Rechtsradikalismus vor allem in der Wendezeit weniger durchdacht, weniger durchpolitisiert war, sondern eher eine Form von Aufbegehren gegen die Zustände und auch gegen die Eltern, was im Film ja auch kurz zur Sprache kommt: Wenn die Eltern Kommunisten sind, kann man sie mit nichts stärker schockieren als mit dem Hitlergruß.

Haben Lichtenhagen oder auch Hoyerswerda das Fundament für den NSU gelegt?

Behnke: Hoyerswerda und Rostock haben gezeigt, dass Gewalt ein Mittel zur politischen Einflussnahme ist. Es war ein politischer Erfolg für die Rechte: Danach wurde das Asylgesetz verschärft, alle Täter sind gewaltfrei ausgegangen. Die Leute des NSU waren damals so 16, 17, die haben das mitbekommen. Es gab damals in der rechten Szene sogar den Glauben, dass Lichtenhagen zu einer Art „Völkischen Revolution“ wird – dass man im Osten eine ausländerfreie Zone errichtet und sich dann nach Westen vorarbeitet. Diesen Glauben gab es.

Gibt es ihn noch?

Behnke: Ich bin kein Experte für die rechte Szene. Aber die jüngsten Verfassungsberichte über die drastische Zunahme von rechter und fremdenfeindlicher Gewalt und die Islamfeindlichkeit der Pegida-Spaziergänger zeigt auf jeden Fall, dass es doch einen beachtlichen Anteil von Menschen in diesem Land gibt, die die Vision eines „Deutschlands der Deutschen“ leider als etwas Erstrebenswertes ansehen.

Termin: Montag, 19 Uhr,

Kino Achteinhalb (Sb). Nach dem Film kann mit Martin Behnke und dem Darsteller Joel Basman diskutiert werden. Die weiteren Filme: „Kriegerin“ (Di), „Im Labyrinth des Schweigens“ (Mi), „Lauf, Junge lauf“ (Do) und „Freistatt“ (Fr), jeweils 20 Uhr. Programm unter www.arbeitskammer.de

[Regionalforum-Saar] ein historischer Grenzstein in Eitzweiler

Date: 2015/07/10 09:20:09
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:  

„Ein großer Schatz für unser Dorf“

Replikat eines historischen Grenzsteins ziert jetzt Eitzweilers Gemeinschaftshaus

Die Grenze zwischen Freisen und Eitzweiler ist eine der ältesten in der Region. Das bezeugt auch ein Stein aus dem Jahr 1731, der jetzt einen neuen Zwilling hat. Das Landesdenkmalamt fertigte ein Replikat an.

Von SZ-Mitarbeiter Oswin Sesterheim

Eitzweiler. Das Replikat eines historischen Grenzsteines aus dem Jahre 1731 steht jetzt in Eitzweiler. Zur Einweihung kam auch Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) und Freisens Bürgermeister Karl-Josef Scheer (SPD). Innerhalb des Leader-Programms der EU zur Entwicklung des ländlichen Raumes wurden mithilfe der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land (Kulani) von 2010 bis 2013 die historischen Grenzsteine des St. Wendeler Landes erfasst.

Für Eitzweiler wurde diese Dokumentation von Iris Seibert vom Heimatverein erstellt. Auf der Gemarkungsgrenze zwischen Eitzweiler und Freisen, die zu den ältesten der Region zählt und unter Denkmalschutz gestellt wurde, befindet sich ein besonders gut erhaltender Grenzstein. Von den ehemals 14 beschriebenen Steinen konnten noch neun aufgefunden werden.

Auf der Nord-West-Seite des betroffenen Grenzsteines ist der Wappenlöwe von Pfalz-Zweibrücken zu sehen, darüber die Jahreszahl 1731 und darunter die Buchstaben P und Z (Pfalz-Zweibrücken). Auf der Süd-Ost-Seite befindet sich das Lothringer Doppelkreuz. Auf der Oberseite ist der Verlauf der Grenzlinie eingekerbt. Der Grenzstein wurde in Sandstein ausgeführt und ist im Original etwa einen Meter lang, wovon die Hälfte über den Boden ragt.

Das Landesdenkmalamt hat ein Replikat dieses Steines angefertigt. Christoph Walisko-Schütz hat die Reproduktion des Grenzsteines vorgenommen und Iris Seibert hat den Grenzstein für die Infotafel beschrieben. Die Gemeinde Freisen übernahm die Finanzierung des Replikates, das im Foyer des Dorfgemeinschaftshauses aufgestellt wurde.

Feierstunde im Dorf

Umweltminister Reinhold Jost überreichte einen Zuwendungsbescheid für eine Akustikdecke mit Beleuchtung im kleinen Gemeinschaftsraum des Dorfgemeinschaftshauses und kündigte an, die Erweiterung des Spiel- und Festplatzes in der Etzwies zu unterstützen. Das anspruchsvolle Projekt sei in kurzer Zeit realisiert worden, betonte Bürgermeister Karl-Josef Scheer.

Sabine Linn, Vorsitzende des Heimatvereins Eitzweiler, sprach von einem großen Schatz für das kleine Dorf und war stolz auf ihre Vorgängerin im Vorsitz Iris Seibert. Musikalisch gestaltet wurde die Übergangszeremonie von der Singgruppe Eitzweiler unter der Leitung von Erich Jener. Wegen der großen Hitze war auf die vorgesehene Wanderung verzichtet worden. Der Tag endete mit einem Bürgerfest auf dem Spiel- und Festplatz.

Re: [Regionalforum-Saar] Panorama-Freiheit bleibt erhalten

Date: 2015/07/10 13:33:30
From: Elmar Peiffer <e.peiffer(a)gmx.net>

Ein guter Tag für Viele, auch für mich. Nämlich als langjähriger freiwilliger Mitarbeiter von WIKIPEDIA. In dieser Online-Enzyklopädie habe ich im Laufe eines Jahrzehnts Aberhunderte von eigenen Fotos aus dem Öffentlichen Raum veröffentlicht, die ich, wie Tausende meine WIKI-Kollegen, hätte löschen müssen, wäre das EU-Votum anders gelaufen. Heute feiern wir....
 
Elmar Peiffer
 
Elmar Peiffer
Birkenstr. 14
66606 St. Wendel
0176-222 333 09
info(a)elmar-peiffer.de
www.elmar-peiffer.de
 
 
Gesendet: Freitag, 10. Juli 2015 um 09:13 Uhr
Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
An: regionalforum-saar(a)genealogy.net
Betreff: [Regionalforum-Saar] Panorama-Freiheit bleibt erhalten
heute in der SZ:
 
 

Gute Aussichten für Hobbyfotografen

EU will das Fotografieren öffentlicher Gebäude nicht weiter eingeschränken

Das Europäische Parlament hat mit deutlicher Mehrheit für den Erhalt der sogenannten Panorama-Freiheit gestimmt. Somit bleibt es in Deutschland erlaubt, private Fotos von bekannten Gebäuden ins Netz zu stellen.

Von dpa-Mitarbeiterin Petra Klingbeil

Straßburg. Das Fotografieren von öffentlichen Gebäuden und Kunstwerken wird europaweit nicht weiter eingeschränkt. Das EU-Parlament lehnte gestern einen Angriff auf die sogenannte Panoramafreiheit ab. Die Abgeordneten stimmten mit überwältigender Mehrheit gegen eine Erweiterung des Urheberrechts. „Bürgerinnen und Bürger können in den meisten Ländern weiterhin unbesorgt Selfies posten und sich berühmte Bauwerke in Wikipedia ansehen“, sagte die Berichterstatterin des Parlaments, die Piraten-Politikerin Julia Reda.

Für Deutschland und die meisten Staaten in der EU sind damit weiterhin Aufnahmen öffentlicher Gebäude und Kunstwerke erlaubt, auch wenn sie für kommerzielle Produkte erstellt werden. In Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg, und Griechenland gilt aber weiterhin keine Panoramafreiheit. So bedürfen zu kommerziellen Zwecken angefertigte Aufnahmen der Nachtbeleuchtung des Eiffelturms in Paris weiterhin einer Zustimmung.

Der Beschluss des Parlaments zur Reform des Urheberrechts ist noch nicht bindend. Der eigentliche Vorschlag für ein neues Gesetz kommt im Herbst von der EU-Kommission. Damit soll die bisherige Richtlinie von 2001 an das Internet-Zeitalter angepasst werden. „Damals gab es weder Smartphones noch YouTube oder Facebook. Der grenzüberschreitende Austausch von Werken, die unter das Urheberrecht fallen, hat seitdem rapide zugenommen“, sagte Reda.

Im Vorfeld hatte es heftige Diskussionen gegeben. Profi-Fotografen befürchteten, dass ihre Arbeit in der Öffentlichkeit massiv beeinträchtigt wird. Bürger waren besorgt, sich möglicherweise mit bei Facebook hochgeladenen Urlaubsfotos angreifbar zu machen. Auch der Deutsche Journalistenverband warnte davor, dass die Arbeit der Medien durch einer Einschränkung der Panoramafreiheit massiv behindert werden könnte.

Die Diskussion hatte der französische Liberale Jean-Marie Cavada ausgelöst. Er hatte im Rechtsausschuss des Parlaments die gewerbliche Nutzung von Fotos an die Einwilligung der Urheber koppeln wollen, entsprechend der Gesetzeslage in Frankreich. Dafür sprachen sich zunächst auch Christdemokraten und Sozialdemokraten aus. Dann begann ein Proteststurm im Netz. Der für Digitalwirtschaft zuständige EU-Kommissar Günther Oettinger sprach auf Twitter von einem „Missverständnis“. „Für die Kommission kann ich Entwarnung geben. Hier ist keine Einschränkung geplant“, sagte er.

Die Karte der Panoramafreiheit in Europa gleicht allerdings auch nach der Abstimmung noch einem Flickenteppich. In Großbritannien sind Aufnahmen nicht nur im Freien erlaubt, sondern auch in öffentlich zugänglichen Räumen. Deutschland, Österreich, die Schweiz, Spanien, Polen, Portugal und andere Länder gewähren auch Panoramafreiheit, schließen Innenräume aber aus. Schlecht sieht es für Fotografen in Frankreich, Italien, Griechenland, Belgien und Luxemburg aus: Hier gibt es keine Panoramafreiheit.

 

Meinung

Überzogene Forderungen

Von unserem Korrespondenten Detlef Drewes

Wer Kunst, Kultur, Filme, Bücher, Texte oder Musik auch künftig genießen will, muss die Künstler bezahlen. Das mag manchen Internet-Nutzern, die alles, was im Netz steht, für „Freiwild“ halten, widerstreben. Aber das Urheberrecht ist eben nicht nur eine Vergütung für Kreativität, sondern auch eine Voraussetzung dafür, dass es solche Ergebnisse schöpferischer Freiheit auch künftig noch gibt. Deshalb braucht der digitale Binnenmarkt einen fundierten, aber eben auch praktikablen Schutz des geistigen Eigentums. Aber sicherlich nicht derart unsinnige Vorschläge wie sie von einigen Abgeordneten zur Einschränkung der Panoramafreiheit vorgelegt worden waren. Auch wenn der Entschluss des Europäischen Parlamentes eher eine Vorbereitung auf das war, was EU-Kommissar Oettinger im Dezember als Vorschlag für den digitalen Binnenmarkt präsentieren wird, kann es deshalb nur gut sein, dass derart überzogenen Forderungen schnell Grenzen gesetzt

_______________________________________________ Regionalforum-Saar mailing list Regionalforum-Saar(a)genealogy.net http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar

[Regionalforum-Saar] Vortrag am 15.07.2015 "Unste rblich schön" von Sabine Emser (Römermuseum Hombu rg-Schwarzenacker) in Wellesweiler

Date: 2015/07/13 19:11:47
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>

Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. in Zusammenarbeit mit der Aleksandra-Stiftung zur Förderung der Westricher Geschichtsforschung lädt ein


Zum Vortrag
von
Sabine Emser
Römermuseum Homburg - Schwarzenacker

„Unsterblich schön“
ein Begleitvortrag zu der Sonderausstellung FEMINAE im Römermuseum Schwarzenacker

Zahlreiche Statistiken beschäftigen sich heutzutage mit Zahlen rund um die Frauen. Themen dabei sind u.a. die Geburtenhäufigkeit, Entbindung, Schwangerschaftsabbruch, das allgemeine Bildungsniveau, Familienstand, Mutterschaft und Kinderbetreuung. Inhalte also, die seit 2000 Jahren nichts von ihrer Brisanz verloren haben. Bei der eingehenden Beschäftigung mit den Lebensbedingungen und -gewohnheiten römischer Frauen lassen sich in vielen Fällen Parallelen zur Moderne ziehen. Hilfreich wirkt sich bei der Analyse der Thematik das Studium der zeitgenössischen Literatur aus. Und so vermögen die antiken Autoren viel über die Frauen jener Zeit zu berichten: Ihre Rolle innerhalb der Gesellschaft, ihre Pflichten und die nicht allzu zahlreich gestreuten Rechte. Sie schreiben über weibliche Idealbilder und über Damen, die aus eben dieser Rolle fielen. Im Flirt zwischen Quelltexten und themenbezogenen Originalfunden aus Schwarzenacker und der näheren Umgebung beleuchtet die Sonderausstellung Sachgebiete, die auch heute noch in keiner Illustrierten fehlen dürfen.
Wie nun die Römerinnen auch anhand ihrer Grabreliefs und Grabinschriften, anhand von Wandmalereien und Mosaiken, von Münzbildern, Rundplastiken und Mumienporträts an Körperlichkeit gewinnen, soll der Vortrag im Junkerhaus in Wellesweiler beleuchten.


Am Mittwoch 15.07.2015, 19.00 Uhr
im historischen Junkerhaus (1569)
Wellesweiler, Eisenbahnstr. 22


Von Nichtmitgliedern wird 5 Euro Eintritt erbeten
 

[Regionalforum-Saar] Besatzungskinder und Wehrmachtskinder

Date: 2015/07/14 08:09:38
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Elke Kleinau, Universität zu Köln; Ingvill C. Mochmann, GESIS -
Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften / Cologne Business School
07.05.2015-08.05.2015, Köln

Bericht von:
Daniela Reinhardt, Institut für vergleichende Bildungsforschung und
Sozialwissenschaften, Universität zu Köln
E-Mail: <daniela.reinhardt(a)uni-koeln.de>

Das Kriegsende und die Befreiung vom deutschen Faschismus jährt sich
dieses Jahr zum 70. Mal. Viele Gedenkfeiern und wissenschaftliche
Tagungen, die zu diesem Jubiläum stattfinden, widmen sich höchst
unterschiedlichen Themen. Ein Thema erfreut sich jedoch erst jüngst
größeren wissenschaftlichen Interesses: die Gruppe der Wehrmachts- und
Besatzungskinder. Auf der zweitägigen Tagung in Köln wurden diese Kinder
in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses gerückt.
WissenschaftlerInnen aus verschiedenen Disziplinen präsentierten und
diskutierten ihre Forschungsergebnisse und auch Betroffene selbst kamen
zu Wort.

Die Tagung begann mit der Begrüßung und mit organisatorischen Hinweisen
der Veranstalterinnen Elke Kleinau (Universität zu Köln) und Ingvill C.
Mochmann (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften / Cologne
Business School). Das Grußwort von Mechthild Rawert (MdB) hob hervor,
dass sich die Politikerin, die bereits verschiedene Initiativen zur
Verbesserung der Rechtslage von Kriegs- und Besatzungskindern angestoßen
hat, von der Tagung neue Erkenntnisse und Denkanstöße für ihr
politisches Handeln erhoffte.

BARBARA STELZL-MARX (Graz) stellte anhand von biografischen Beispielen
dar, welchen Formen von Diskriminierung Besatzungskinder in Österreich
ausgesetzt waren und welche Strategien ihnen zur Bewältigung dieser
Erfahrungen zur Verfügung standen. Die Referentin ging von 30.000
Kindern aus, die in der ersten Zeit der Besatzung gezeugt wurden, die
Hälfte davon von Rotarmisten. Das Aufwachsen, umgeben von einer Mauer
des Schweigens, habe bei vielen Kindern zu Identitätskrisen geführt. Zur
Bewältigung ihrer traumatischen Erfahrungen hätten viele Kinder
versucht, den Makel aus einer unvollständigen Familie zu kommen, zu
kompensieren, indem sie einen speziellen Stolz auf ihre Herkunft
entwickelten. Diese Strategie wurde als Resilienzfaktor angeführt, was
in der anschließenden Diskussion in Frage gestellt wurde.

Im Folgenden stellte RAINER GRIES (Wien) Ergebnisse des gemeinsam mit
SILKE SATJUKOW (Magdeburg) durchgeführten Forschungsprojektes vor, das
am Beispiel von sowjetischen und französischen Besatzungskindern die
historischen Bedingungen von Zeugung, Geburt und Aufwachsen beleuchtet.
Das Projekt wertete zahlreiche archivalische Quellen und oral-history
Interviews aus. In der SBZ und der späteren DDR waren Besatzungskinder
offiziell kein Thema. Sie wurden unter die unehelichen Kinder
subsumiert. In Westdeutschland wurde anfänglich die Meinung vertreten,
man müsse die Besatzungskinder in die Heimat ihrer Väter
'zurückschicken'. Nachdem jedoch die ersten Besatzungskinder Ostern 1952
eingeschult wurden, rückten sie verstärkt in den Fokus der medialen
Öffentlichkeit, der von dem Gedanken getragen war die Kinder in die
Gesellschaft zu 'integrieren'. Diese Forderung habe dazu geführt, dass
aus den "Kindern des Feindes" "Kinder der Freunde" wurden. Ausgehend von
einem Fallbeispiel, in dem ein kleiner Junge den unbekannten Vater als
mächtigen, ihn beschützenden Gendarmen imaginierte, wurde der abwesende
Vater zum Resilienzfaktor erklärt. Diese These wurde in der
anschließenden Diskussion äußerst kritisch hinterfragt, wobei deutlich
wurde, dass die VertreterInnen der verschiedenen
Wissenschaftsdisziplinen von einem höchst unterschiedlichen
Resilienzbegriff ausgingen.

Die französischen Besatzungsmächte pflegten einen anderen Umgang mit
'ihren' Besatzungskindern. Frankreich organisierte Kindertransporte nach
Paris und bot den Müttern an, die Kinder zu ihren Vätern zu bringen. Die
Kinder seien allerdings in französische Adoptivfamilien vermittelt und
mit einer neuen Identität zu 'Franzosen' erklärt worden. Vor dem
Transport nach Paris hätten Ärzte diese Kinder untersucht und wer krank
oder 'behindert' gewesen sei, fiel durch das Raster, wurde an die Mütter
zurückgegeben oder kam in ein deutsches Heim. Daran entzündete sich eine
Diskussion um den verwendeten Selektionsbegriff, der von Teilen des
Publikums abgelehnt wurde, weil er die Bevölkerungspolitik der Franzosen
auf eine Stufe mit der der Nationalsozialisten stellte. Unbestritten war
jedoch, dass hier Eugenik praktiziert wurde.

WOLFGANG HARTUNG (Duisburg) begann seinen Vortrag mit dem Hinweis auf
die Notwendigkeit Begriffe wie "Kollateralschaden", "Bastarde",
"Besatzungssoldaten" und vor allem "Besatzungskinder" genau zu
definieren. In seinem Vortrag ging es um deutsch-marokkanische,
'schwarze' Besatzungskinder. Anhand von Archivmaterial sowie Interviews
wurde deren Fremdheitserfahrungen und Suche nach Identität analysiert.
Der Vortrag beleuchtete insbesondere die soziale Herkunft der Väter, von
denen viele bei der Rekrutierung noch minderjährig waren und heute als
'Kindersoldaten' bezeichnet würden. Die Goumiers[1] wurden bereits im
September 1945 wieder abgezogen. Im Gegensatz zu anderen
Besatzungssoldaten kamen sie meist aus sehr armen Verhältnissen, was ein
späteres Kennenlernen von Kindern und Vätern nahezu ausschloss.

CORNELIA BURIAN (Calgary) analysierte in ihrem Vortrag den
autobiografischen Roman "Neun Briefe, drei Fotos, ein Name - Biografie
einer deutschen Frau" von Petra Mitchell. Dieser skizziert den Lebensweg
der Deutschen Helene und des amerikanischen Soldaten Peter, deren
Tochter Petra 1947 geboren wurde. Petras früheste Erinnerung ist die,
dass sie als Problem wahrgenommen wird. Sie wird als "Bastard" und
"Ami-Kind" beschimpft, wächst zu einem unsicheren Menschen heran und ist
ihr Leben lang auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und ihrem
Vater. Ihre Identitätskrise wird jedoch zum positiven Motivationsfaktor.
Der Vortrag konzentrierte sich auf die Resilienz der Autorin, die mit
dem Niederschreiben ihrer Lebensgeschichte versucht hat eine
"ungebrochene Identität" zu rekonstruieren. In der anschließenden
Diskussion wurde mit Rekurs auf postkoloniale Theorien problematisiert,
ob es denn überhaupt eine "ungebrochene Identität" geben könne.

Im Anschluss leiteten Elke Kleinau und Ingvill C. Mochmann die
Podiumsdiskussion mit sechs Besatzungs- und Wehrmachtskindern ein. Auf
Fragen zu Resilienzfaktoren und welche Bedeutung die Vergangenheit als
Besatzungskind in der Gegenwart habe, wurden ganz unterschiedliche
Erfahrungen und Lebensgeschichten berichtet. Auf die Frage was sie
selbst für wichtig empfänden, plädierten alle für mehr Offenheit im
Umgang mit der Herkunft der Wehrmachts- und Besatzungskinder.

Nach der anschließenden Buchpräsentation "Besatzungskinder. Die
Nachkommen alliierter Soldaten in Österreich und Deutschland",
herausgegeben von Barbara Stelzl-Marx und Silke Satjukow (Böhlau Verlag,
Wien), wurde der erste Tag offiziell beendet und den TeilnehmerInnen der
Tagung die Gelegenheit gegeben, sich die Fotoausstellung über
europäische Wehrmachts- und Besatzungskinder - organisiert von Winfried
Behlau und Arne Øland - anzusehen.

Der zweite Konferenztag begann mit einem Vortragsblock, in dem Studien
präsentiert wurden, die sich vorwiegend quantitativer Methoden bedienen.
HEIDE GLAESMER und MARIE KAISER (beide Leipzig) stellten ihre - in
Zusammenarbeit mit Philipp Kuwert (Greifswald) - entstandene
Untersuchung über Risiko- und Schutzfaktoren beim Aufwachsen als
Besatzungskind vor. Ihre Ergebnisse sind das Resultat einer
Fragebogenbefragung mit 146 TeilnehmerInnen. Fragen waren unter anderem
wie die Lebensbedingungen in der Kindheit und Jugend wahrgenommen
wurden, ob es Erfahrungen mit Vorurteilen und Selbststigmatisierung gab,
nach der Identität als Besatzungskind oder Beziehungsgestaltungen im
Erwachsenenalter. Kategorische Einteilungen waren beispielsweise das
Herkunftsland des Vaters und die Art der Beziehung der Eltern. Die
Ergebnisse zeigten auf, dass über die Hälfte der Befragten Erfahrungen
mit Vorurteilen gemacht hatten. Als Ursachen für diese Vorurteile gaben
die Befragten die Auswirkungen des verlorenen Krieges, Rassismus, den
unehelichen Status der Kinder und die fehlende Aufklärung über die
Entstehung der Kinder an. Generell könne man zusammenfassen, dass
Besatzungskinder eine Gruppe mit vielen Risikofaktoren für psychische
Störungen bilden.

Im Anschluss referierte MARTIN MIERTSCH (Greifswald / Helse Bergen,
Norwegen) über die psychosozialen Konsequenzen von in Norwegen
aufgewachsenen Besatzungskindern. Das noch laufende Projekt, an dem eine
Gruppe von WissenschaftlerInnen aus Deutschland und Norwegen beteiligt
sind, startete 2013 und von insgesamt 370 Fragebögen, die an Mitglieder
des Norges Krigsbarnforbund (NKBF) und den Krigsbarnforbundet Lebensborn
geschickt wurden, konnten bis jetzt 75 ausgewertet werden. Im Laufe des
Krieges wurden in Norwegen 13 Lebensbornheime errichtet und knapp 8.000
Lebensbornkinder registriert. Zudem gab es 10.000 bis 12.000
Wehrmachtskinder in Norwegen. Als uneheliche Kinder und als "Kinder des
Feindes" wurden sie von ihrem sozialen Umfeld ausgegrenzt und
diskriminiert. Die bisher ausgewerteten Fragebögen ergeben, dass es eine
hohe Rate psychosozialer Belastungen und eine oder mehrere traumatische
Erfahrungen unter den Befragten gibt.

Ein weiterer Vortrag aus der gleichen Studie untersuchte die
Lebenszufriedenheit norwegischer Wehrmachtskinder 70 Jahre nach
Kriegsende. Der Vortrag wurde von ANDREA MECKEL (Köln) und INGVILL C.
MOCHMANN (Köln) gehalten und ging von dem theoretischen Hintergrund aus,
dass negative Erfahrungen in der Kindheit Auswirkungen auf späteres
Vertrauen zu anderen Menschen haben und dieses wiederum die
Lebenszufriedenheit beeinflusst. In der Studie haben die Befragten ihr
Verhältnis zu Bezugspersonen, ihr Vertrauensvermögen und ihre
Lebenszufriedenheit bewertet. Es konnte gezeigt werden, dass Personen,
die ein besseres Verhältnis zu ihren Bezugspersonen in der Kindheit
hatten ebenfalls eine höhere Lebenszufriedenheit hatten. Allgemein gaben
die StudienteilnehmerInnen an, ein gutes bis sehr gutes Verhältnis zu
ihren Bezugspersonen gehabt zu haben. Auch die Fähigkeit oder der Wille
anderen zu vertrauen war in der Regel recht hoch.
Der zweite Block des Tages wurde mit dem Vortrag von SIMONE TIBELIUS
(Stuttgart) begonnen, die sich mit den Unterhaltsprozessen von
Wehrmachtskindern aus Norwegen und deutsch-amerikanischen
Besatzungskindern beschäftigte. Auf der Grundlage von Akten des
Deutschen Instituts für Vormundschaftswesen untersuchte sie die
Vaterschaftsanerkennungen und Unterhaltszahlungen. Dieses Institut war
spezialisiert auf grenzüberschreitende Unterhaltsverfahren und vertrat
die Interessen der Mütter und Kinder. Von 1945 bis 1955 waren
Vaterschaftsklagen wenig aussichtsreich, da es an rechtlichen
Möglichkeiten fehlte. Für die Mütter waren Unterhaltszahlungen somit
keine zuverlässige Ressource. Erst in den 1960er-Jahren änderte sich die
Rechtslage.

Im anschließenden Vortrag erörterte AZZIZA B. MALANDA (Hamburg) die
biografischen Verläufe und lebensgeschichtlichen Erfahrungen von
ehemaligen afrodeutschen Heimkindern. Im Rahmen ihres
geschichtswissenschaftlichen Dissertationsprojekts untersuchte sie
anhand von 12 biografisch-narrativen Interviews mit Betroffenen die
Risikofaktoren in den Lebensläufen und die Auswirkungen dieser
Risikofaktoren auf die Persönlichkeitsentwicklung. Die Befragten
resümierten mehrheitlich, dass sie an ihren Erfahrungen nicht zerbrochen
seien. Anhand eines Fallbeispiels erläuterte Azziza B. Malanda die
Bewältigungsstrategie der Risikofaktoren und kam zu dem Schluss, dass
der Resilienzfaktor in den jeweiligen zeithistorischen Kontexten,
Lebenssituationen und Lebensbereichen variiere und ein komplexes
Zusammenspiel aus Individuum und Umwelt sei.

In den beiden folgenden Vorträgen wurde das Tagungsthema ausgeweitet auf
zwei zeitgenössische Vergleichsgruppen von Kindern. VERENA BUSER
(Berlin) thematisierte die Situation polnischer oder tschechischer
Kinder, die in der Zeit des Nationalsozialismus geraubt und
'germanisiert' werden sollten und stellte in ihrem Vortrag die beiden
Organisationen United Nations Relief and Rehabilitation Administration
(UNRRA) und die International Refugee Organization (IRO) vor. Die Suche
nach eingedeutschten Kindern, die von der UNRRA 1946 eingeleitet wurde,
war eine der größten Massensuchaktionen im befreiten Deutschland. Es
wurden Children's Center gegründet, die sich um die Renationalisierung
der Kinder kümmerte. Die Unwissenheit über die eigene Verschleppung und
ein bewusstes Vergessen der Vergangenheit seitens der Kinder machten die
Zurückführung jedoch oftmals unmöglich.

BAARD HERMAN BORGE (Harstad, Norwegen) ging in seinem Vortrag auf die
Kinder von norwegischen Nazikollaborateuren und deren Schulerfahrungen
ein. Diese Kinder von Eltern, die in der norwegischen Nazi-Partei waren
und den Einmarsch der Deutschen begrüßten, bezeichnete er als
"vulnerable school children" und untersuchte ihre Persönlichkeit, ihre
Charakteristika und ihre Stigmatisierung. Unter besonderer Beobachtung
des historischen Kontextes überlegte er, ob die Handlungsvarianten von
Lehrkräften einen Unterschied für die Persönlichkeitsentwicklung der
"Nazi-Kinder" haben konnten.

Der letzte Vortrag dieser Tagung wurde von ELKE KLEINAU (Köln) und
RAFAELA SCHMID (Köln) gehalten, die erste Ergebnisse aus ihrem aktuellen
Forschungsprojekt zu Besatzungskindern präsentierten. Anhand von
biografisch-narrativen Interviews erarbeiten sie die Lebensläufe und
Sinnkonstruktionen von Besatzungskindern und gingen der Frage nach, aus
welchen Ressourcen diese Kinder schöpften, die als Erwachsene zumeist
erfolgreiche Bildungs- und Berufskarrieren aufweisen. Mit der
Vorstellung zweier ausgewählter Fallbeispiele verdeutlichten Rafaela
Schmid und Elke Kleinau, dass es - entgegen bisher geäußerter
Erwartungen - von den InterviewpartnerInnen durchaus positiv
thematisiert wurde, nicht bei der leiblichen Mutter bzw. dem leiblichen
Vater aufgewachsen zu sein. Verlässliche zwischenmenschliche Beziehungen
und Bildungsambitionen wurden gerade nicht mit Elternschaft assoziiert,
sondern in einem Fall sogar mit dem Aufwachsen im Kinderheim, das als
die "schönste Zeit" im Leben erinnert wird.

Die Abschlussdiskussion stand unter dem Titel "Kinder des Krieges in
Gegenwart und Zukunft". Sie brachte klare Forderungen zur Stärkung der
Position der Mütter und der Kinder hervor und betonte die Verantwortung
der Eltern, der Gesellschaft und des Staates. Man müsse darauf
hinarbeiten, dass erkannt wird, dass nicht die Kinder das Problem seien,
sondern die Gesellschaft, die sie zu 'Anderen' und zu ,Fremden'
stempele. Des Weiteren wurde die Problematik der Terminologie
besprochen. Sämtliche Begriffe bedeuteten eine Stigmatisierung dieser
Gruppe. Als neutraler Begriff wurde "Children born of War" (Kinder des
Krieges) aufgegriffen, der 2006 in den wissenschaftlichen Diskurs
eingeführt wurde. Zu guter Letzt wurde die Brücke geschlagen zu
aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen und daraus hervorgehenden
"Kindern des Krieges". Konsens war, dass die Vernetzung der
internationalen Friedensbewegung von Nöten sei, um diesen Kindern zu
helfen.

Konferenzübersicht:

Begrüßung und Einführung
Elke Kleinau (Universität zu Köln) / Ingvill C. Mochmann (GESIS -
Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften / Cologne Business School)

Grußwort:
Mechthild Rawert (MdB)

Barbara Stelzl-Marx (Ludwig Boltzmann-Institut für
Kriegsfolgen-Forschung), "Ich bin stolz, ein Besatzungskind zu sein."
Ressourcen und Resilienzfaktoren von Nachkommen alliierter Soldaten in
Österreich.

Silke Satjukow (Universität Magdeburg), "Kinder des Feindes - Kinder der
Freunde." Die Nachkommen sowjetischer Besatzungssoldaten in Deutschland
nach 1945.

Rainer Gries (Universität Wien / Sigmund Freud Privat-Universität Wien),
Les Enfants d'État - Kinder des Staates. Die Nachkommen französischer
Besatzungssoldaten in Deutschland nach 1945.

Wolfgang Hartung (Universität Duisburg-Essen), Marokkanische
Besatzungskinder in der Französischen Zone: Situation - Fremdheit -
Identität - Resilienz.

Cornelia Burian (University of Calgary), Trauma und Resilienz eines
Besatzungskindes: Die Rekonstruktion einer ungebrochenen Identität in
Petra Mitchells "Neun Briefe, drei Fotos, ein Name".

Paneldiskussion mit Wehrmachts- und Besatzungskindern

Buchpräsentation:
Barbara Stelzl-Marx / Silke Satjukow (Hrsg.), Besatzungskinder. Die
Nachkommen alliierter Soldaten in Österreich und Deutschland

Ausstellung von Fotos und Biografien europäischer Besatzungs- und
Wehrmachtskinder
Leitung: Winfried Behlau / Arne Øland

Heide Glaesmer / Marie Kaiser (Universität Leipzig) / Philipp Kuwert
(Universitätsmedizin Greifswald), Risiko- und Schutzfaktoren beim
Aufwachsen als Besatzungskind des Zweiten Weltkrieges in Deutschland.

Martin Miertsch (Universitätsmedizin Greifswald), Psychosoziale
Konsequenzen eines Aufwachsens als "Wehrmachtskindes" in Norwegen.

Andrea Meckel (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften) /
Ingvill C. Mochmann (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften /
Cologne Business Scholl), Die Lebenszufriedenheit norwegischer
Wehrmachtskinder 70 Jahre nach Kriegsende.

Simone Tibelius (Landesarchiv Baden-Württemberg),
Vaterschaftsanerkennungen und Unterhaltszahlungen als Ressource für
Wehrmachts- und Besatzungskinder.

Azziza B. Malanda (Universität Hamburg), "Normal müsst ich kaputt sein."
Erfahrungen ehemaliger afrodeutscher Heimkinder in der frühen
Bundesrepublik.

Verena Buser (Alice Salomon Hochschule Berlin / Zentrum Jüdische
Studien, Berlin-Brandenburg), "Case closed": UNRRA und die Suche nach
eingedeutschten Kindern.

Baard Herman Borge (Harstad University College), School experiences of
collaborators' children 1940-1960.

Elke Kleinau / Rafaela Schmid (Universität zu Köln), Bildungsbiografien
von Besatzungskindern.

Abschlussdiskussion: Kinder des Krieges in Gegenwart und Zukunft

Anmerkung:
[1] Die Bezeichnung, die aus dem maghrebinischen Arabisch stammt, wurde
von der französischen Armee verwendet, um Stammesunterschiede zu umgehen
und Freiwillige aus verschiedenen Regionen in gemischten Einheiten
zusammen zu fassen.

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=6069>

[Regionalforum-Saar] fotos identifzieren

Date: 2015/07/14 08:11:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,
hier wird um Mithilfe zur Identifizierung von franz. Soldaten gebeten.
Weiterleitung erwünscht.
www.lwl.org/LWL/Kultur/LWL-Freilichtmuseum-Detmold/aktuelles/aufruf


Gruß,
Andrea

[Regionalforum-Saar] Rosenkränze aus Amerika.

Date: 2015/07/16 18:39:34
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Wo der heilige Wendelin herkommt, wissen wir nicht, und es wird wohl auf immer sein Geheimnis bleiben. Aber wir wissen in vielen Fällen, wohin er gereist ist. Wir wissen von Reliquien innerhalb und außerhalb Deutschlands und Europas. Eine liegt in China und mindestens zwei in Kirchen in den USA. Da ist „Heiligherz“ (Sacred Heart) in Perkinsville, Steuben County, New York, und da ist St. Wendelin in Fostoria im Seneca County im Bundesstaat Ohio. Alois Selzer verweist auf einen Brief von 1925, in dem die Pfarrei von Fostoria eine Reliquie aus St. Wendel erbat und erhielt. Vor 17 Jahren reisten meine Frau Anne und ich nach Fostoria und wurden dort herzlich empfangen.

 

Letztes Wochenende kam ein Gegenbesuch: Richard und Peggy Basel (sprich: Bäissl), die nahe Fostoria ein weltweit bekanntes Labor für Lebensmittelanalysen betreiben. Richard ist Protestant, Peggy katholisch. Sie spricht recht gut Deutsch. Sie kamen am Freitag mit dem Zug. Ich führte sie durch die Stadt und natürlich in die Basilika. Im Pfarrhaus wurden sie von Pastor Leist begrüßt und nahmen einen Gruß an ihre Gemeinde in Amerika mit und eine Einladung zur großen Wallfahrt im Oktober 2017.

 

Am Samstagmorgen nahm Peggy am wöchentlichen Rosenkranzgebet um halb 12 in der Basilika teil, wo sie allen Teilnehmern Rosenkränze schenkte, die ihre Rosenkranzgruppe in Amerika hergestellt und Pfarrer Weibel dort in der Wendelskirche gesegnet hatte. Dann besuchten wir den St. Wendeler Friedhof, und die Gäste staunten über die Unterschiede zwischen dort und hier. Denn dort bleiben Gräber bis in alle Ewigkeit erhalten. Kauft man dort ein Grab, ist es wirklich ein Kauf und keine Miete.

 

Am Abend brachten wir unsere Gäste nach Großbundenbach bei Waldmohr, wo Richards Vorfahren herstammen. Von hier traten sie eine 14-tägige Deutschlandreise an. Peggy hat versprochen, im Oktober 2017 mit ihrer Rosenkranzgruppe auf Wallfahrt wiederzukommen.

 

Und so wandert noch etwas von St. Wendel nach Amerika aus - das Rezept für Oma Lenas Erdbeerkuchen.

[Regionalforum-Saar] ein Vortrag am Mittwochabend, 22. Juli

Date: 2015/07/21 23:23:55
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Pfarrei - Gemeinde

Pfarrgemeinde Pfarreiengemeinschaft

 

Ein Vortrag von Florian Kunz

 

Man soll die Kirche im Dorf lassen.

Alles soll dort bleiben, wo es hin gehört.

Und alles soll so bleiben, wie wir es kennen.

 

Im Vortrag geht es um die Pfarrei und ihre Geschichte. Er zeigt uns, wie eine Pfarrei aussehen kann, was bisherige Veränderungen bewirkt haben und zukünftige bewirken können.

 

Mittwoch, 22. Juli 2015

um 19.30 Uhr

im Pfarrheim St. Anna

Eintritt frei

 

 

Re: [Regionalforum-Saar] ein Vortrag am Mittwochabend, 22. Juli

Date: 2015/07/21 23:40:28
From: w.peifer <w.peifer(a)schlau.com>

Jetzt müsste man noch nen Ort wissen?

Am 21.07.2015 um 23:18 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar:

Pfarrei - Gemeinde

Pfarrgemeinde Pfarreiengemeinschaft

 

Ein Vortrag von Florian Kunz

 

Man soll die Kirche im Dorf lassen.

Alles soll dort bleiben, wo es hin gehört.

Und alles soll so bleiben, wie wir es kennen.

 

Im Vortrag geht es um die Pfarrei und ihre Geschichte. Er zeigt uns, wie eine Pfarrei aussehen kann, was bisherige Veränderungen bewirkt haben und zukünftige bewirken können.

 

Mittwoch, 22. Juli 2015

um 19.30 Uhr

im Pfarrheim St. Anna

Eintritt frei

 

 



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[Regionalforum-Saar] zwei gemälde von nicola mar schall werden ausgestellt

Date: 2015/07/22 08:58:10
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 

Unternehmerzentrum stellt Gemälde von St. Wendeler Künstler Nicola Marshall aus

Dem deutsch-amerikanischen Freundeskreis Lane County wurden Porträt-Gemälde des emigrierten St. Wendeler Malers Nicola Marshall übergeben. Die Porträts des Ehepaars Klauber hängen im UTZ.

St. Wendel. Zwei Ölgemälde des St. Wendeler Auswanderers Nicola Marshall (1829 bis 1917) haben ihre neue Heimat im Unternehmer- und Technologiezentrum (UTZ) gefunden. Diese werden am heutigen Mittwoch, 22. Juli, 18 Uhr, im UTZ vorgestellt. Die Porträts des Ehepaars Caroline und Samuel Klauber entstanden 1868 in Madison (Wisconsin). Samuel Klauber wanderte 1847 aus Muttersdorf (Böhmen) in die USA aus und brachte es in Madison als Textilkaufmann zu Wohlstand. Er war der erste Präsident der jüdischen Bürger der Stadt und besaß großes Ansehen. Caroline Klauber wanderte aus Bayern aus und wirkte als Geschäftsfrau in der Firma ihres Ehemanns. Nach dessen Tod führte sie die Geschäfte mit Sohn Moses fort.

Nicola Marschalls Porträt-Paar wurde dem deutsch-amerikanischen Freundeskreis Lane County St. Wendel für dessen Bemühungen um die Wahrung der Verdienste des für die Südstaaten bedeutenden Malers vom Morris Museum of Art in Augusta (Georgia) 2012 übergeben. Die beiden Gemälde wurden mit finanzieller Unterstützung der Totogesellschaft und der Stiftung der Kreissparkasse St. Wendel von Diplom-Restauratorin Katharina Deimel aufgearbeitet. Die Rahmung spendete die Stiftung Kulturbesitz St. Wendel. Im UTZ, der einstigen Marshall-Tabakfabrik, findet das Ensemble einen Platz.

Der Künstler Nicola Marshall war der älteste Sohn des St. Wendeler Tabakfabrikanten Emanuel Johann Marschall. 1849 emigrierte Nicola Marshall in die Südstaaten von Amerika und kam über New Orleans und Louisiana nach Marion. Dort nahm er 1851 eine Stelle als Kunstlehrer an. 1861, während des Bürgerkriegs, schloss sich Marshall den Konföderierten Staaten an. Ihm wird nachgesagt, die erste Konföderierten-Flagge (Stars and Bars) entworfen zu haben, wofür es allerdings keine Belege gibt. Zu seinen Werken zählen Porträts von Abraham Lincoln sowie – nach Vorlagen gemalt – von Johann Wolfgang von Goethe und Otto von Bismarck. red

[Regionalforum-Saar] Römische Militärgeschicht e (= Geschichte kompakt).

Date: 2015/07/26 22:49:01
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Nemeth, Eduard; Fodorean, Florin: Römische Militärgeschichte (=
Geschichte kompakt). Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2015.
ISBN 978-3-534-06831-9; Broschur; VII, 134 S.; EUR 17,95.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Felix Schmutterer, Lehrstuhl für Alte Geschichte,
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
E-Mail: <felix.sch(a)t-online.de>

Eduard Nemeth und Florin Fodorean bieten im vorliegenden Buch aus der
Reihe "Geschichte Kompakt" eine für Studierende und interessierte Laien
gedachte Einführung in das Militärwesen der Römer. Der Band ist in fünf
größere, chronologisch arrangierte Kapitel eingeteilt. Die einzelnen
Abschnitte darin widmen sich den bekannten militärischen Episoden der
Römischen Geschichte, wie etwa der "Eroberung Italiens" (S. 22f.), dem
Krieg gegen Pyrrhus (S. 23-26) oder den drei Punischen Kriegen (S.
26ff., 28-34, 34-37).

Die Autoren lassen ihr Werk mit dem "Heer der Bürger" (S. 1), also der
Römischen Frühzeit, beginnen. Als Endpunkte der Darstellung wurden die
Armeereformen Diokletians beziehungsweise der Fall des Westreiches und
die "Barbarisierung" des Heeres gewählt, die das Kapitel "Neue
Herausforderungen - neue Armeen. Die spätrömische Zeit" (S. 108)
beschließen. Das Buch wird durch ein hilfreiches Register (S. 131-134)
sowie ein aktuelles Quellen- und Literaturverzeichnis beendet (S.
127ff.). Letzteres ist den jeweiligen Kapiteln entsprechend eingeteilt.

Der Leser wird über rund 1.200 Jahre Geschichte mit Fokus auf die
militärischen Ereignisse informiert. So wird anschaulich aufgezeigt, wie
das Heer der Königszeit vom Kampf in der Phalanx allmählich zum System
der Manipel übergegangen ist, obgleich hierzu von der Forschung zum
Großteil nur hypothetische Annahmen getroffen werden können. Nemeth und
Fodorean verbinden diese Entwicklung, wie in der Forschung gemeinhin
akzeptiert, mit den Ereignissen und der fortschreitenden Unterwerfung
Italiens. Allerdings wird dieser Punkt zusammen mit anderen
grundlegenden Fakten bereits im ersten Kapitel unter der Überschrift
"Die Legion" (S. 8-11) behandelt. Dass dies die chronologische
Gliederung des Buches durchbricht und an mehreren Stellen zu
Vorausgriffen führt, betrifft auch die methodischen Besonderheiten des
Formats.

Das Konzept der Reihe "Geschichte Kompakt", dem auch der vorliegende
Band folgt, sieht vor, dass einem jeden Kapitel tabellarisch die
wichtigsten Ereignisse und Jahreszahlen vorangestellt werden. Dies kommt
zweifellos dem intendierten Leserkreis zu Gute. Des Weiteren wird der
Haupttext regelmäßig durch didaktisch zweckmäßig eingesetzte
Informationsfelder unterbrochen. Diese bieten Erläuterungen
verschiedener Fachtermini oder kanonisch gewordene Quellenpassagen in
Übersetzung (darunter Livius, Polybios, die res gestae, Plutarch,
Cassius Dio, Ammianus Marcellinus und andere mehr). Dass die
"Erläuterungs-Felder" gerade zu Beginn des Bandes auch Informationen
enthalten, die frühestens für die Zeit nach Augustus relevant werden
(unter anderem lorica segmentata und squamata; S. 12), verwundert bei
der Lektüre. Auch die Kurzporträts der antiken Autoren hätten den
ausgewählten Quellenpassagen vorangestellt werden sollen. Schon aus
didaktischen Gründen und im Sinne eines angemessenen Umgangs mit den
zitierten Texten wäre dies empfehlenswert gewesen (unter anderem Livius
und Polybios; S. 15 und S. 36).

Die Punischen Kriege werden von den Autoren recht breit behandelt und
die Expansion der Römischen Herrschaft ebenso wie die damit verbundenen
Auswirkungen auf die Gesellschaft dargestellt. Ausführliche Exkurse über
die "Reformen" der Gracchen (S. 40), über die Problematik hinsichtlich
des Status der Bundesgenossen sowie über den innenpolitischen Zündstoff
zwischen Optimaten und Popularen sind breit angelegt und dienen
sicherlich zum besseren Verständnis der Entwicklung, wie die Römische
Armee "zu einem Instrument für hochrangige Generäle" wurde (S. 45). Die
Autoren entfernen sich dabei allerdings von einer Militärgeschichte im
engeren Sinne, sodass beispielsweise die Einführung der Kohorte als
Untereinheit der Legion sowie die nunmehr angeglichene Bewaffnung der
Legionäre nur kurz angesprochen werden. Ihre taktische Rolle im Gefecht
wird schlichtweg angenommen und nicht diskutiert. Die Abschnitte zur
Triumviratszeit und anschließend bis Actium vertiefen das gewonnene Bild
vom politischen Instrument zusätzlich.

Mit dem ersten Princeps und seinen Nachfolgern (Tiberius bis Domitian;
S. 84ff.) beschäftigen sich die Autoren ereignisgeschichtlich
hauptsächlich im Kontext der Expansion der Römischen Herrschaft im
Mittelmeerraum, wobei zunächst ein Überblick über Stationierung,
Organisation und Befehlsstruktur einer Legion gegeben wird. Beinahe
enzyklopädisch werden Informationen zu 44 Legionen, Alen, Kohorten und
Numeri aufgelistet. Von Trajans Dakerkriegen einmal abgesehen, setzt die
Darstellung der militärischen Konflikte erst wieder mit Informationen zu
"barbarischen Völkern" (S. 109) ein. Die wichtigen Neuerungen der
severischen Zeit werden nur unzureichend erwähnt. Die Autoren zeigen die
Herausforderungen der sogenannten Soldatenkaiser an den Beispielen von
Traianus Decius, Valerianus sowie Gallienus (S. 113ff.) repräsentativ
und verständlich auf.

Die Herrschaft sowie die Reformen Diokletians (284-305) an der Schwelle
zum "Dominat" (S. 116) interpretieren die Autoren unter dem
Gesichtspunkt der Beendigung der "Militäranarchie" (S. 116). Die
Wiederaufrichtung der Grenzen sowie Erkenntnisse über die
Truppenverteilung werden auf die Notitia Dignitatum, ein Dokument, das
um die Wende zum fünften Jahrhundert entstanden ist, zurückgeführt. Die
Vergrößerung des Heeres bei stetiger Verkleinerung der Legion wird sehr
informativ zusammen mit der Trennung zwischen limitanei und comitatenses
erläutert und mit Konstantin dem Großen zum Abschluss gebracht.

Die Rolle der Foederaten sowie die Niederlage Valens' bei Adrianopel
fungieren für die Autoren als Endpunkt ihrer Darstellungen zum östlichen
Reichsteil. Die "Auflösung des Weströmischen Reiches" und die Episoden
um Attila, Alarich und weitere weströmische Heermeister werden erwähnt
und mit einigen grundlegenden Fakten beschlossen. Ob die "Auflösung" des
westlichen Reichsteils 476 - nach Meinung der Autoren - allerdings auch
gleichzeitig das "Ende der Antike" (S. 126) bedeutet, sei
dahingestellt.

Das Buch stützt sich auf mehrere Abbildungen, darunter Fotographien aus
dem Reenactment-Bereich, Landkarten sowie schematische Darstellungen,
etwa zur Aufstellung der Legion im Feld. Sie sind größtenteils Wikimedia
Commons entnommen, was auch die uneinheitliche Formatierung erklärt.
Zudem ist damit die Übernahme strittiger Punkte, etwa zur Anordnung und
Aufstellung der Legion, und deren Präsentation als Tatsache verbunden.

Insgesamt bieten Nemeth und Fodorean ein informatives Buch zum Thema der
Römischen Expansionsgeschichte, genauer gesagt zur Römischen Kriegs- und
Ereignisgeschichte, die freilich unter militärischen Vorzeichen stehen.
Der gefällige Stil kommt einer angenehmen Lektüre des Studienbuches zu
Gute. Es ist jedoch anzumerken, dass der Band seinem Titel nur in Teilen
gerecht wird. Eine moderne Militärgeschichte im engeren Sinn wurde von
den Autoren nicht vorgelegt. Hierfür wäre einerseits eine stärkere
Auseinandersetzung mit der politischen, kulturellen und sozialen Rolle
der Römischen Armee nötig gewesen. Andererseits hätte gerade operatives
militärisches Handeln - auch im Sinne der älteren Forschung - integriert
werden müssen. Wer eine informative, knappe und verständliche
Zusammenstellung der Historie im Sinne einer wiederholenden Lektüre
wünscht, ist hier gut beraten. Insofern ist das Buch sicherlich ein
empfehlenswertes Arbeitsinstrument für Studierende, um einen Überblick
über Ausbreitung und Niedergang der Römischen Herrschaft unter
militärischen Gesichtspunkten zu erhalten.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lennart Gilhaus <lgilhaus(a)uni-bonn.de>

[Regionalforum-Saar] Tag des Offenen Denkmals im September

Date: 2015/07/28 09:32:57
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Tag des Offenen Denkmals in St. Wendel

 

Am 13ten September - sonntags - findet deutschlandweit - der jährliche "Tag des Offenen Denkmals" statt. Das diesjährige Motto ist "Technik, Handwerk, Industrie".

 

Die Veranstaltung in der Stadt St. Wendel findet in Alsfassen im Privathaus der Familie Anne und Roland Geiger in der Alsfassener Straße 17 statt. Das Haus wurde im Jahre 1655 zum ersten Mal schriftlich genannt, als die wohlbegüterte Familie von Hame aus St. Wendel das Gebäude von Sebastian Klein als Wohnhaus für den Verwalter ihrer Schafherde kaufte. Im Vertrag wird das Haus "das Brennhaus" genannt. Mittelalterliche und frühneuzeitliche Scherben bezeugen, daß es sich wohl um eine Töpferei gehandelt haben muß. In den Jahren 2000 und 2005 wurden bei umfangreichen Grabungen im Garten und der Umgebung ein römisches Anwesen (1tes bis 5tes Jahrh.) im Boden entdeckt, des weiteren Bestattungen aus dem 10ten Jahrhundert.

 

Bei der Veranstaltung in St. Wendel werden die Fundstücke präsentiert, Teile des Hauses stehen zur Besichtigung frei. Zwei Damen an Spinnrädern demonstrieren ihre Kunst („Wir spinnen und drehen am Rad“). Der Eintritt ist natürlich frei; für das leibliche Wohl ist gesorgt.

 

Ort: St. Wendel-Alsfassen, Alsfassener Straße 17

Zeit: 10 - 18 Uhr

 

Parken unten an der Straße oder in den Seitenstraßen (z.B. Falkenbösch)

Kontakt: Roland und Anne Geiger, Tel. 06851-3166, Email rolgeiger(a)aol.com