Date: 2015/05/04 22:08:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Salve,
wir lesen viel darüber, was unsere Altvorderen an Steuern
zahlen mußten.
Aber wer wurde eigentlich ab wann in die Pflicht
genommen?
D.h. wie alt mußte jemand sein, um seinen Zehnt oder was auch
immer bezahlen zu müssen?
Galt das nur für Familien resp. deren Oberhaupt oder auch für
Einzelpersonen?
Kennt sich da jemand aus?
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2015/05/04 23:26:34
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Ich verstehe das so: Die Abgabe des Zehnten betrifft keine Einzelpersonen oder Familien sondern bezieht sich auf das belehnte Land/ den Hof/ die Ortschaft ggf anteilsmäßig. Auch in Städten ist der Zehnt zu zahlen für "Belegung"eines Hauses/ Land.
LG
Anneliese
-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Regionalforum-Saar] Steuerpflicht im 18ten Jahrhundert
Datum: Mon, 04 May 2015 22:08:12 +0200
Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
An: regionalforum-saar(a)genealogy.net
Date: 2015/05/05 12:12:02
From: Dr. Gerhard Müller <mueller.mineral.sbr(a)t-online.de>
Zu bedenken sind die vielen indirekten Abgaben. Die Aufteilung in viele kleine Territorien ließ immer wieder Zollgebühren zu. Salz war hoch besteuert. Es gab Frondienste, Spanndienste, die zwar keine geldlichen Abgaben darstellten, aber die Zeit für den eigenen Lebensunterhalt verkürzten. Viele Leistungen durften nur dort eingekauft werden, wohin die Bewohner gebannt waren, das heißt die jeweilige Obrigkeit war über die Verpachtung dieser Einrichtungen immer beteiligt (Backöfen, Mühlen, Ziegeleien). Die Kirche zog ebenfalls für viele Kleinigkeiten Gebühren ein. Gerhard Müller. Am 04.05.2015 um 22:08 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>:
|
Date: 2015/05/05 12:13:52
From: Hans-Joachim Kühn <hans-joachim-kuehn(a)gmx.de>
Lieber Roland, was Deine kniffelige Frage betrifft,
glaube ich, d.h. ich weiß es nicht hundertprozentig, aber es hat sich im Laufe
langer Beschäftigung mit finanzrelevanten Unterlagen der Eindruck eingestellt,
daß nur Familienoberhäupter steuerpflichtig waren. Familie war ja eben gleichbedeutend
mit Wirtschafts- bzw. Produktionseinheit. Witwen werden weniger als Frauen,
sondern vielmehr als Haushaltsvorstände bis zur Erlangung der Volljährigkeit
(die im Übrigen auch nicht genau gerereglt war) des Nachfolgers erwähnt. Wie
hätten auf einem Hof miternährte Urgroßeltern, Tanten, Altersschwache, Knechte,
Kinder etc. Steuern und Abgaben entrichten sollen? Diese hafteten auf den
Gütern (Vogtei, Hof oder ähnlichen Begriffen), die die Grundlage zu ihrer Erwirtschaftung
darstellten. Soweit meine Beobachtungen, die für die Zeit des Alten Reiches
gelten. Ich weiß nicht auswendig, ob im Code
Civil geregelt ist, wer Steuern zahlen mußte. Vielleicht hilft Dir auch ein
Blick in Hans-Heinz Gerhard, Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken,
Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde des Saarlandes, Band 1,
Saarbrücken 1960. Beste Grüße Dr. D-66701 Düppenweiler ' 06832 801989 E-Mail: hans-joachim-kuehn(a)gmx.de Internet: www.hans-joachim-kuehn.de Von:
regionalforum-saar-bounces+hans-joachim-kuehn=gmx.de(a)genealogy.net [mailto:regionalforum-saar-bounces+hans-joachim-kuehn=gmx.de(a)genealogy.net]
Im Auftrag von Roland Geiger via
Regionalforum-Saar Salve, wir lesen viel darüber, was unsere
Altvorderen an Steuern zahlen mußten. Aber wer wurde eigentlich ab wann in die
Pflicht genommen? D.h. wie alt mußte jemand sein, um seinen
Zehnt oder was auch immer bezahlen zu müssen? Galt das nur für Familien resp. deren
Oberhaupt oder auch für Einzelpersonen? Kennt sich da jemand aus? Mit
freundlichem Gruß |
Date: 2015/05/05 21:45:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
From: Johanna E. Blume
<j.blume(a)mx.uni-saarland.de> Date: 06.05.2015 Subject: Tagber: Hexerei und Öffentlichkeit ------------------------------------------------------------------------ Petra Kurz, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart; Wolfgang Behringer, Universität des Saarlandes/Rita Voltmer, Universität Trier/Arctic University of Norway, Tromsø, Arbeitskreis Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH) 19.02.2015-21.02.2015, Stuttgart Bericht von: Johanna E. Blume, Historisches Institut, Universität des Saarlandes E-Mail: <j.blume(a)mx.uni-saarland.de> Zunächst begrüßte Akademiereferentin Petra Kurz alle Anwesenden und beglückwünschte die Mitglieder des Arbeitskreises zu dessen 30jährigem Bestehen. Pointiert ließ sie die Geschichte des Arbeitskreises Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH) Revue passieren und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die gute Zusammenarbeit weiterhin fortgesetzt werde. Nach der Begrüßung der Tagungsteilnehmer verwies Rita Voltmer, die aufgrund der Erkrankung von Wolfgang Behringer die Leitung übernahm, zunächst auf die beiden letzten Tagungen (2012 und 2014), bei denen "Hexerei in den Medien" im Mittelpunkt gestanden hatte. Interessiert habe dabei, wie das medial konstruierte "Wissen" um Magie und Hexerei sowie die damit verknüpften Tatbestände durch die gattungsbedingten Funktionen spezifischer Medien geprägt, wie Bilder und "Erzählungen" (narratives) von Hexerei und Magie in Predigten, Gerichtsakten, Traktaten und Zeugnissen der Publizistik erschaffen wurden. Diesmal konzentriere sich die Tagung noch mehr auf die Interaktion im öffentlichen Raum. Dabei hob Voltmer hervor, dass der Begriff Öffentlichkeit höchst schwierig zu definieren sei. Mit Ann C. Zimmermann lasse sich Öffentlichkeit am besten durch das erklären, was sie nicht sei: weder geschlossen, noch geheim oder privat. Sie verwies auf deren drei, in der Forschung unterschiedenen Bedeutungsebenen: Öffentlich seien 1.) Vorgänge von allgemeinem Interesse, 2.) Kommunikationsstrukturen, die sich an alle richteten und 3.) die Zugangsoffenheit von Räumen und Plätzen. In diesem Kontext sei die Hexenthematik daher durch ihre mediale und räumliche Breitenwirkung nicht nur von allgemeinem, also öffentlichem Interesse gewesen, sondern habe durch mediale Vermittlung einen öffentlichen Kommunikationsraum geschaffen. Sie sei sowohl im barocken Theater als auch bei der Exekution öffentlich zugänglich und erfahrbar gemacht worden. Auch heute, wo die Themen "Hexerei" und "Hexenverfolgung" in den Printmedien und im Film eine breite Rezeption erführen, werde immer wieder aufs Neue ein solcher öffentlicher Kommunikationsraum geschaffen. Dabei handele es sich nicht um die "eine" Öffentlichkeit, sondern jeweils um Teil-Öffentlichkeiten, die sich in der Interaktion mit unterschiedlichem Publikum konstituierten. Die Forschung differenziere dabei zwischen 1.) Encounter-Öffentlichkeiten (dem zufälligen Treffen mehrerer Personen), 2.) Versammlungs-Öffentlichkeiten (mit festgelegten Rollen und Inhalten) und 3.) der massenmedialen Öffentlichkeit, die sich nicht durch die Präsenz eines Publikums, von Zuschauern oder Teilnehmern etabliere, sondern durch die mediale Vermittlung. Dieser Einteilung wurden auch die Vorträge gerecht. Die erste Sektion "Theater" eröffnete GABRIELA DRAGNEA HORVATH (Florenz) mit ihrem Beitrag "Höllischer Ehrgeiz und himmlische Macht. Macbeth: Theater und Magie im Elisabethanischen Theater". Darin stellte sie die dämonologische Komponente im Stück "Macbeth" (1606) von William Shakespeare vor und erläutert die besonderen politisch-religiösen Hintergründe im zeitgenössischen England: Besonders James I. war der Überzeugung, dass allein der König als Oberhaupt der englischen Kirche Wunder tun könne und alle andere Magie vom Teufel käme. Das Stück bestätige auf den ersten Blick dessen "Demonology" (1597), indem es die Effekte der teuflischen Einmischung in die Natur (Unfruchtbarkeit Lady Macbeths, Vertauschung von Wahrheit und Lüge, Umkehrung der natürlichen Ordnung) thematisiere und als deren Konsequenzen die Vernichtung des Tyrannen und seiner Frau stehe. Dennoch könne man die Darstellung der drei Hexen, die im elisabethanischen Theater von älteren Männern verkörpert worden seien, auch als Fantasiefiguren oder gar männliche Schöpfungen lesen und einen ironischen Umgang Shakespeares mit Hexerei herauslesen. In der Diskussion wurde intensiv auf die Frage eingegangen, inwieweit es sich um die Umsetzung dämonologischer Vorstellungen der Zeit handele oder hauptsächlich theatralische Mittel angewendet worden seien. RITA VOLTMER (Trier/Tromsø) widmete sich zu Beginn der zweiten Sektion "Gericht und Öffentlichkeit" dem Ereignis, das häufig am Ende eines Hexenprozesses stand. In ihrem Vortrag "'Exekutionstheater' - Zur Bedeutung öffentlicher Hexenhinrichtungen" erörterte sie, inwieweit die Hinrichtung von Hexen ritualisiert war, welchen Zwecken sie diente und ob Unterschiede zu den Hinrichtungen in anderen Kriminalprozessen existierten. Zunächst skizzierte sie die generellen Charakteristika frühneuzeitlicher Exekutionen: Sie seien Manifestation obrigkeitlicher Autorität gewesen, sollten die Wiederherstellung der gestörten Ordnung bewirken und der Abschreckung dienen. Darüber hinaus sei der Straftäter als Büßender inszeniert worden, der eine öffentliche conversio zum armen Sünder unterlaufen habe. Auch die Zuschauenden hätten spezifische Rollen innerhalb dieses ritualisierten Spektakels eingenommen, wie auch die Ausführenden, denen ihre Tätigkeit keineswegs misslingen durfte. Mittels kritischer Analyse ikonographischer und schriftlicher Quellen legte Voltmer dar, dass Hexenhinrichtungen zwar die gleichen Eigenschaften aufgewiesen hätten wie andere, dass jedoch der Ablauf und die Ausgestaltung jeweils modifiziert worden sei, je nach Adressaten, Frequenz der Prozesse, juristischem Personal, rechtlichen Grundlagen sowie Geschlecht, Status, Rang und Konfession der Verurteilten. Zentrales Element sei jedoch die besondere Inszenierung der conversio gewesen, wobei die in den Prozessakten betonte Annahme der Rolle des Büßenden durch die Verurteilten kritisch hinterfragt werden müsse. Ein spezifisches, von den neuen halbstaatlichen iberischen Inquisitionen inszeniertes Ritual beschrieb IRIS GAREIS (Frankfurt am Main) in "Inszenierungen des Gottesgerichts: Zauberei- und Hexereidelikte im Autodafé". Dieser öffentliche "Akt des Glaubens" bestand aus Prozessionen vom Inquisitionssitz zum Ort des Autodafés und in der Verlesung der Anklagepunkte und Urteile derjenigen, die von den Inquisitoren eines Glaubensdelikts für schuldig befunden wurden, also unter anderem Magie Praktizierende, Bigamisten und conversos. Es habe auf die Wiederherstellung der politischen und religiösen Ordnung abgezielt, ihrer Repräsentation und Konstitution sowie der Vertreibung des Bösen (Purifikation) gedient. In den meist als Teil größerer Festlichkeiten aufwendig ausstaffierten Zeremonien wurden die reuigen Angeklagten in die Gemeinschaft der Gläubigen und damit in die Gesellschaft wiederaufgenommen und die unbußwilligen zum Tode Verurteilten endgültig ausgeschlossen. Das Publikum sollte ebenfalls durch dieses Übergangsritual geläutert und diszipliniert werden, indem die Anwesenden gemeinsam den rechten Glauben bestätigten und bekräftigten und so zu einer religiösen und politischen communitas verschmolzen. Die nur selten vor der Spanischen Inquisition verhandelten Hexereidelikte hätten größte Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wobei teilweise erst die öffentlich verlesene detaillierte Deliktbeschreibung Hexenpaniken in den entsprechenden Gebieten ausgelöst habe. Derlei Veranstaltungen hätten also unabsichtlich das Wissen über das Hexenwesen verbreitet und die Anwesenden erst von der Existenz der Hexen überzeugt. Daraus resultierende Selbstanzeigen und Denunziationen seien jedoch nicht von der Inquisition intendiert gewesen und den mit dem Autodafé verbundenen Zielen entgegengelaufen. Das Nachleben frühneuzeitlicher Medien stellte MARION GIBSON (Penryn) in der Sektion 3 mit ihrem Beitrag "English Witchcraft Pamphlets and their Afterlives in Contemporary Culture" in den Mittelpunkt. Sie untersuchte eine Reihe von Beispielen, die Motive der ersten in England publizierten Pamphlete über Hexerei verwendeten, welche zwischen den 1560er- und 1580er-Jahren veröffentlicht wurden: Abigail Dochertys Hörspiel "Ursula and Boy" (2011), die Folge "The Straw Woman" der Fernsehserie "Midsomer Murders" (2004), Caryl Churchills feministisches Theaterstück "Vinegar Tom" (1976) und das Internetblog einer jungen, unbekannten Frau, das eine für das Videospiel "The Sims 3: Supernatural" (2012) entworfene moderne Hexe zeigt. Jeder Text verwende Charaktere, die nach den Hexen in den Pamphleten benannt sind, um bestimmte Themen zu behandeln: die Ungleichbehandlung der Geschlechter, ökonomische Ungleichheit, die Hexe und das Recht und die Hexe und die dörfliche Gemeinschaft. Vor allem das Blog, dass zunächst als gedankenlose Wiederverwendung des Namens einer Hexe für einen Online-Avatar erscheine, zeige die bis heute andauernde Relevanz des Diskurses über Macht, Fantasie und Ausgrenzung, die mit der Hexe assoziiert würden. Ihr Motiv fungiere also bis heute als Mittel, auf gesellschaftliche Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Die medial verarbeitete Hexenfigur im 20. Jahrhundert veranschaulichte CHRISTINA SEITZ (Oftersheim) in der Sektion 4 "Film in Die Hexe im Film. Die Rezeption eines Stereotyps aus Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit in US-amerikanischen Kino- und Fernsehproduktionen". Anhand verschiedenster Filme aus mehreren Jahrzehnten, in denen eine stereotype Hexenfigur auftritt, machte sie zwei Typen aus: zunächst die Hexe als Täterin und Schadenszauberin, die sowohl in Trickfilmen wie "Disney's Snow White" (1937) in Form der "evil queen/old hag" zu finden sei, als auch als gezielt abstoßend gezeichnete Seherin Mortianna in "Robin Hood - King of Thieves" (1991) oder zerstörungswütige Geliebte Alex Forrest in "Fatal Attraction" (1987). Dabei bedienten sich die Filme antiker (Knochenschau) und frühneuzeitlicher ikonographischer Elemente (Katze und Kochtopf). Doch trete die Hexe auch als positiv besetzte Heldin auf, wie "The Witches of Eastwick" (1987) oder die Fernsehserie "Charmed" (1998-2006) zeige. Dabei seien Stilmittel wie der Rückgriff auf pseudo-mittelalterliche Welten sowie die Verwendung neuheidnischer Elemente (Wicca-Kult) zu beobachten. In den letzten Jahren sei noch die Figur der gelehrten Hexe wie Hermione Granger aus "Harry Potter" (2001-2011) dazugekommen, die eine bis dato männlich konnotierte Eigenschaft der aktiven Wissensaneignung verkörpere und durchweg als weibliche Identifikationsfigur herhalte. Vertieft auf die Geschichte "Die Hexen von Eastwick" ging WOLFGANG SCHILD (Bielefeld) ein. Er verglich John Updikes (1932-2009) Roman (1984), den darauf basierenden Film (1987), das Musical (2000/12) und die Fernsehserie (2009) miteinander und konzentrierte sich dabei auf die Präsenz frühneuzeitlicher dämonologischer Vorstellungen. Wenn der Romanautor auch nur rudimentäre Kenntnisse des elaborierten Hexereibegriffs besessen hätte, fänden sich bei ihm am stärksten dessen Motive wie Teufelsbuhlschaft, Tierverwandlung und Schadenszauber. Im Film dagegen werde der Protagonist zunächst entdämonisiert und der Schwerpunkt liege auf der Selbstverwirklichung und sexuellen Erfüllung der Hexen. Den Anforderungen an einen Bühnendarsteller sei es geschuldet, dass der Fokus im Musical nicht nur auf dessen wilde Tänze gelegt würde, sondern die ursprünglich als abgrundtief hässlich beschriebene Teufelsfigur zudem attraktiv wirken solle. Die Fernsehserie habe dagegen kaum mehr mit dem eigentlichen Plot zu tun, was eventuell zu ihrer Kurzlebigkeit beigetragen habe. Den zweiten Tag und damit die Sektion "Neues aus der Forschung" leitete ALEXANDRA KOHLHÖFER (Mainz/Münster) mit dem Vortrag "Lasterhafte Trunkenbolde oder von Gott Begnadete? Mythos und Verfolgung der saludadores in Nordspanien (Schwerpunkt 17. Jahrhundert)" ein, bei dem sie eine fast ausschließlich männliche Domäne von Heilern und Segenssprechern vorstellte, die nur im iberischen Raum auftrat. Auf der einen Seite seien diese durch bischöfliche Lizenzen befugt, Dörfern ihre Dienste als Heiler und Hexenerkenner anzubieten, auf der anderen Seite habe die Inquisition sie wegen Ausübung magischer Praktiken verfolgt. Öffentlichkeit habe dabei sowohl eine Rolle bei der Prüfung ihrer Fähigkeiten vor den Stadt- oder Gemeinderäten, als auch bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten gespielt. Durch die Untersuchung von Traktaten und Prozessakten konnte Kohlhöfer nicht nur zeigen, wie ambivalent das Gewerbe der saludadores von Dämonologen und kirchlichen wie weltlichen Gerichten bewertet wurde, sondern auch welche weiteren Faktoren dabei eine Rolle spielen konnten, wie Nichtsesshaftigkeit, Betrug, religiöse vs. magische Praktiken, deviante Sexualität und verschiedene Rechtsauffassungen. LAURA KOUNINE (Berlin) zeigte in "Emotions and gender in witch-trial narratives" am Beispiel eines Prozesses, der sich 1616 in Münchingen ereignete, wie Magistrate versuchten, dem in der Carolina und dem Landrecht nur unscharf gezeichneten Hexereidelikt auf die Spur zu kommen. Vor allem um die Schadensintention nachzuweisen, die in Württemberg ausreichte, um wegen eines Hexereideliktes angeklagt zu werden, habe die von der Angeklagten gezeigten Emotionen eine große Rolle gespielt. Im Vergleich mit anderen Prozessen in Württemberg konnte Kounine zeigen, dass Regungen wie Verzweiflung oder Gleichgültigkeit und deren physische Auswirkungen Tränen, Schweiß und Gesichtsfarbe unterschiedlich interpretiert wurden, je nach Geschlecht, Ehestatus und ob Emotionsregungen als authentisch eingeschätzt wurden oder nicht. Zudem wies sie auf verwandtschaftliche bzw. freundschaftliche Netze innerhalb der Ortsgemeinschaft hin, die unter Umständen vor Besagungen habe schützen können, so lange sich jedes Mitglied einem bestimmten Verhaltenskodex gemäß verhalten hätte. Dieser habe für Frauen auch das Zeigen bestimmter Emotionen wie Mitgefühl enthalten, deren Fehlen erst verdächtig gemacht habe, wie der Fall in Münchingen demonstriere. Den abschließenden Vortrag hielt JUDITH VENJAKOB (Bielefeld/Erlangen) mit dem Titel "Die Holzschnitte in Ulrich Molitors 'De laniis': Eine neue Ikonographie für das Hexenstereotyp? Verschiedene Fassungen im Vergleich mit Druckgrafiken des späten 15. Jahrhunderts". Sie wies nach, dass der Hexenflug von Beginn an das signifikanteste Zeichen bildlich dargestellter Hexen sei, da er sich von der Darstellung des klassischen Ketzerstereotyps besonders gut abgegrenzt habe. Dies illustriere nicht nur die erste belegte Darstellung einer fliegenden Hexe im "Le Champion des Dames" (1441/42), sondern auch die Bildserien in den verschiedenen Druckversionen Ulrich Molitors "De laniis" (1489). Indem Venjakob Verwandtschaften in Kleidung und Gesichtern der veranschaulichten Hexen sowie Ähnlichkeiten der Bildkulissen mit Drucken geographisch naher Werkstätten hervorhob, konnte sie zeigen, dass bei der ersten gedruckten Hexenbildserie auf bestehende Ikonographien - vermutlich aus finanziellen Gründen - rekurriert wurde. Bis auf die Einfügung von Attributen wie Ofengabeln und Kessel, Schlange, Hagelkörner wurde also für die Hexenbilder keine neue Bildsprache geschaffen. Während sich das Schadenszaubermotiv in der Bildwelt der Frühen Neuzeit nicht durchgesetzt habe, sondern zur Hexengruppe um einen Kessel ohne Unwetterwolke umgewandelt wurde, sei das Flugmotiv in zahlreichen Hexenbildern des 16. und 17. Jahrhunderts als signifikantes Symbol etabliert worden. In der Abschlussdiskussion wurde hervorgehoben, dass gerade die Interaktion mit dem Publikum in der Öffentlichkeit Hexennarrative konstituiert und produziert habe. Diese Wechselwirkung sei jedoch in verschiedenen Regionen Europas unterschiedlich vonstattengegangen, wie das Beispiel der iberischen Halbinsel zeigt. Hier wurden zwar ähnliche Wissensbestände in der Öffentlichkeit tradiert (z.B. der kumulative Hexereibegriff), aber andere magische Vorstellungen (z.B. das Wirken der saludadores) traten in den Vordergrund. Gerade die öffentlichen Inszenierungen bei Exekutionen oder durch die Inquisition leiteten die Wahrnehmungen in eine spezifische Richtung. Die Transferwege des ikonographischen Motivs vom Hexenflug haben wiederum gezeigt, wie andere Hexerei-Motive verdrängt werden konnten. Gerade das Neben- und Durcheinander heterogener wie homogener Narrative und Wissensbestände macht das Identifizieren von Transferwegen und Umdeutungen schwierig, zumal bei weitem noch nicht alle Texte, Topoi, Exempla, neue und alte Narrative europaweit entschlüsselt sind. Dies wäre aber notwendig, um Tradierungslinien und -ketten sowie Brüche nachverfolgen zu können. Einmal mehr hat auch diese Tagung - wie die vorangegangenen beiden Tagungen zum Thema "Hexerei und Medien" - gezeigt, dass die Forschung sich noch wesentlich intensiver mit der Frage beschäftigen muss, wie ganz konkret bestimmte Narrative, Konstrukte und Wissensbestände europaweit und in den Kolonien weitergegeben und modifiziert worden sind. Die nächste, große Tagung des AKIH (Weingarten, 28.09.- 01.10.2016) wird sich daher beschäftigen mit: Magie, Zauberei, Hexerei - Wissenskulturen im Kontext/Magic, sorcery, witchcraft - Cultures of knowledge in Context (OrganisatorInnen: Rita Voltmer, Iris Gareis, Hans de Waardt). Konferenzübersicht: Gabriela Dragnea Horvath (Florenz), Höllischer Ehrgeiz und himmlische Macht. Macbeth: Theater und Magie im Elisabethanischen Theater Rita Voltmer (Trier/Tromsø), "Exekutionstheater" - Zur Bedeutung öffentlicher Hexenhinrichtungen Iris Gareis (Frankfurt am Main), Inszenierungen des Gottesgerichts: Zauberei- und Hexereidelikte im Autodafé Marion Gibson (Penryn), English Witchcraft Pamphlets and their Afterlives in Contemporary Culture Christina Seitz (Oftersheim), Die Hexe im Film. Die Rezeption eines Stereotyps aus Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit in US-amerikanischen Kino- und Fernsehproduktionen Wolfgang Schild (Bielefeld), Die Hexen von Eastwick Alexandra Kohlhöfer (Mainz/Münster), Lasterhafte Trunkenbolde oder von Gott Begnadete? Mythos und Verfolgung der saludadores in Nordspanien (Schwerpunkt 17. Jahrhundert) Laura Kounine (Berlin), Emotions and gender in witch-trial narratives Judith Venjakob (Bielefeld/Erlangen), Die Holzschnitte in Ulrich Molitors De laniis: Eine neue Ikonographie für das Hexenstereotyp? Verschiedene Fassungen im Vergleich mit Druckgrafiken des späten 15. Jahrhunderts URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5955> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2015 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU. _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://www.hsozkult.de _________________________________________________ -- |
Date: 2015/05/05 22:07:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hallo, ich habe eine Frage: Bei uns in St. Wendel auf dem sog. Ehrenfriedhof liegen deutsche Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Bei einem ist mir etwas aufgefallen, und beim Nachprüfen hat sich das bei anderen bestätigt: Josef Przibille, + 17.03.1945 in St. Wendel bestattet auf dem Friedhof St. Wendel im Gräberfeld aus dem 2. Weltkrieg 4. Reihe von vorne, 4ter von rechts., Grab 495 Wenn jemand in St. Wendel stirbt, wird sein Tod festgestellt, ein Totenschein ausgestellt, dem Standesamt übermittelt, das daraufhin einen Sterbeeintrag vornimmt. Dann erfolgt die Beerdigung. Der o.a. Soldat starb laut Grabstein am 17. März 1945, lt. Gräberverzeichnis in St. Wendel. Im Standesamt ist er nicht vermerkt. Nun wurden gerade im Krieg nicht immer alle Standesamtseinträge zeitnah erledigt, weil das Amt nur auf offizielle Dokumente reagierte. Am Ende jedes Jahres findet sich ein Namensregister mit den Namen der Toten und der Registrierungsnummer. Wird ein Todesfall von 1945 erst 1946 dem Amt gemeldet, dann trägt das Amt den Todesfall im Buch von 1946 ein, macht aber hinter dem Register von 1945 einen entsprechenden Vermerk. Mir scheint, daß bei Soldaten das Militär bzw. eine besondere Stelle den Tod registrierte und meist erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus diesen Unterlagen eine Information ans Standesamt ging, weshalb so viele Einträge für 1944 oder 1945 erst 1946 oder noch später erfolgten. Frage 1: Weiß jemand, wie das genau vor sich ging? Frage 2: Warum ist mein gesuchter Soldat, der auf dem Friedhof liegt, im Standesamt nirgends vermerkt? Es ist kein Einzelfall, ich habe hier schon mindestens 10 solcher Fälle. Im Begräbnisbuch steht unter Bemerkungen „Hauptverbandsplatz“, was vermutlich die St. Wendeler Kaserne war (da bin ich mir aber nicht sicher). Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger |
Date: 2015/05/07 23:31:48
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Verein für Landeskunde lädt ein zur Tagung nach St. WendelThema ist unter anderem Geschichte der Familie BruchSt. Wendel. Zu ihrer monatlichen Tagung treffen sich die Mitglieder des Vereins für Landeskunde im Saarland (VLS) am Samstag, 9. Mai, 15 Uhr, in St. Wendel im Kasino Bruch in der Welvertstraße. Zu der Mai-Tagung, die traditionsgemäß gemeinsam mit der Kreisgruppe Kusel des Historischen Vereins der Pfalz organisiert wird, ist folgendes Programm vorgesehen: Der Historiker Bernhard Planz referiert über die „Geschichte der Familie und des Unternehmens Bruch“. Anschließend wird Thomas Bruch über „Aktuelle Situation und Unternehmensphilosophie“ sprechen. Dann werden Fragen beantwortet. Zum Schluss werden die Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt vorgestellt sowie Termine und Veranstaltungen zu Themen der Landeskunde bekannt gegeben. Nicht nur die Mitglieder des VLS, sondern alle an der saarländischen Geschichte interessierten Bürger sind eingeladen. hjl Information beim VLS-Vorsitzenden Friedrich Denne, Hauptstraße 90, 66578 Schiffweiler, Telefon (0 68 21) 96 21 56, E-Mail: Friedrich.Denne(a)t-online.de. |
Date: 2015/05/08 06:54:10
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>
Einladung |
Date: 2015/05/08 08:53:07
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
gestern in der SZ:
Wider das Vergessen“
Lesung, Andacht und Stolpersteine-Putzaktion erinnern an das Ende des 2. WeltkriegsDas Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich am kommenden Freitag zum 70. Mal. Millionen Menschen sind ums Leben gekommen; andere hatten überlebt, waren aber in Gefangenschaft, auf der Flucht, körperlich versehrt oder traumatisiert. Zum Jahrestag gibt es einige Veranstaltungen in der Region.Alsweiler/St. Wendel. Als 17-Jähriger wurde er 1942 in die Wehrmacht eingezogen und nahm als Panzersoldat am Zweiten Weltkrieg teil. So kämpfte der junge Siegfried Kleemann unter anderem in Stalingrad – und kam wieder heil aus dem Kessel heraus. 1944 geriet er in sowjetische Gefangenschaft. Über seine Erlebnisse in dieser Zeit hat der einstige Leutnant und spätere Schulrektor in Türkismühle 1981 auf der Basis umfangreicher Aufzeichnungen einen sehr persönlichen Bericht verfasst, den der Heimatforscher Robert Groß vor kurzem als Buch unter dem Titel „Ich war ein Plenni“ herausgegeben hat. Zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges wird Robert Groß dieses Buch am Freitag, 8. Mai, um 19.30 Uhr, bei einem Historischen Abend des Geschichtsforums Alsweiler im Hiwwelhaus in Alsweiler vorstellen und einzelne Passagen daraus lesen. Außerdem wird er die Schilderungen durch Anmerkungen zum historischen Hintergrund ergänzen. Unter anderem wird er das Kriegsgefangenenlager vorstellen, in dem Siegfried Kleemann gefangen war, und auf der Basis intensiver Recherchen auch zahlreiche Illustrationen präsentieren können. Auf diese Weise soll ein anschauliches Bild des Geschehens vor 70 Jahren vermittelt werden. Der Eintritt zur Lesung ist frei. Zu einer Andacht zum Gedenken des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren lädt die Evangelische Kirchengemeinde St. Wendel ein. Die Friedensandacht beginnt um 15 Uhr am Freitag, 8. Mai, in der evangelischen Stadtkirche St. Wendel und endet im Kirchgarten mit dem Einpflanzen einer Friedensrose (Gloria Dei). Der Heimat- und Kulturverein Ostertal hat im Jahr 2003 ein Buch herausgegeben, verfasst von Klaus Zimmer, in dem 50 Ostertaler Männer und Frauen von ihren Erlebnissen in Krieg und Gefangenschaft berichten. Da der Band bald vergriffen war, hat der Verein jetzt einen Neudruck aufgelegt. Das Buch mit 230 Seiten und zahlreichen Fotos kostet 18 Euro (plus Versandkosten) und kann bei Harry Weber in Niederkirchen, Tel. (0 68 56) 14 80, bestellt werden. Der Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“, wird diesen Tag am Freitag, 8. Mai, mit einer Stolpersteine-Putzaktion und einem Informationsstand auf dem Schlossplatz in St. Wendel würdigen. Ab 14 Uhr wird auf dem Schlossplatz an das Ende der Nazi-Diktatur und an das vergangene jüdische Leben der Kreisstadt erinnert. Die Putzaktion, bei der die 20 vorhandenen Stolpersteine gereinigt werden, wird unterstützt von Schülern der Projektgruppe „Wendalinum wider das Vergessen“. red widerdasvergessen.de |
Date: 2015/05/08 08:54:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der SZ, St. Wendeler Teil:
Ein Ende wurde zum NeuanfangHeute vor 70 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zuendeVor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Heimatforscher im Kreis wollen die Erinnerung an die Zeit des Schreckens wach halten. Denn viele Generationen wissen nicht mehr, was Krieg bedeutet. Auch in St. Wendel marschierten gegen Kriegsende die Amerikaner ein.Von SZ-Mitarbeiter Daniel AmesSt. Wendel. Vor genau 70 Jahren, am 8. Mai 1945, wurde die bedingungslose Kapitulation des Dritten Reichs unterzeichnet. Der von Deutschland entfachte Krieg war beendet. Für die Menschen im St. Wendeler Land begann die neue Zeitrechnung knapp zwei Monate davor – mit dem Einmarsch amerikanischer Soldaten. Es war das Ende, das zu einem neuen Anfang wurde. Generationen wissen heute nicht mehr, was Krieg bedeutet. Damit die Erinnerungen an damals nicht verblassen, beschäftigten sich Heimatforscher im Kreis mit dem Dritten Reich. „Es war das Ende, das ein Anfang war“. So lautet der Titel des dritten Bands der Winterbacher Hefte, 1995 herausgegebenen von den Heimatfreunden Winterbach. Er dokumentiert die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Orts vor und während des Krieges. Wie sich die Nazis etablierten und wie Bewohner den Einmarsch der amerikanischen Truppen am 18. März 1945 erlebten. Alban Braun (damals 17 Jahre) berichtet in dem Buch: „Vor dem Hintergrund vieler dramatischer Ereignisse des Zweiten Weltkrieges erscheint die Besetzung unseres Dorfes durch amerikanische Truppen nur wie eine Momentaufnahme aus dem routinemäßigen Vordringen der Alliierten im nördlichen Saarland.“ Von offizieller Seite seien die Winterbacher nicht über das Herannahen der Front unterrichtet worden. „In den Abendstunden des 17. März (1945) war jenseits des Schaumbergs das kurze, trockene Knallen von Panzergeschützen zu hören.“ Bei der Frühmesse am darauffolgenden Morgen musste Pater Willems seine Predigt unterbrechen, als die Geschosshülsen eines angreifenden Jagdbombers – damals Jabo genannt – auf das Kirchendach prasselten. Am 18. März 1945 drangen Teile der 80. amerikanischen Infanteriedivision sowie der zehnten Panzerdivision in den heutigen Landkreis St. Wendel vor. Auf dem Weg von Bliesen nach St. Wendel wurden sie von deutscher Artillerie, die sich auf der Kuppe bei Rassiers Mühle verschanzten, angegriffen und erlitten Verluste, wie Regionalhistoriker Roland Geiger berichtet. Eigentliches Ziel war der Rhein. General George Smith Patton gab den Befehl, schnellstmöglich in Richtung Kaiserslautern vorzustoßen. Die zehnte Panzerdivision umging St. Wendel über Namborn, während sich die Infanteristen auf den Einmarsch in die heutige Kreisstadt am 19. März vorbereiteten. Geiger: „Die Amerikaner erwarteten größeren Widerstand in St. Wendel.“ Sie beschossen die Stadt mit Haubitzen. „Die Granaten schlugen willkürlich in der Stadt ein. Dabei starben im damaligen Schuhhaus Wagner in der Luisenstraße zwei Frauen, die sich während des Angriffs im Treppenhaus aufhielten.“ Ein weiteres ziviles Opfer starb Tags zuvor in Bliesen bei einem Unfall. Das Mädchen versteckte sich im Keller. Durch das Milchglasfenster konnte ein patrouillierender Soldat nur dessen Umrisse erkennen und schoss los. Vom Durchmarsch der Amerikaner bis kurz vor St. Wendel existiert ein Film-Dokument. Es zeigt, wie die 80. Infanteriedivision am 18. März 1945 von Wadern über Primstal nach Bliesen vordrang. Es ist zu sehen, wie US-Truppen die deutsche Bevölkerung anweisen, Panzersperren zu räumen und endet mit einem Blick auf deutsche Kriegsgefangene, die abgeführt werden. Geiger hat das Zeitdokument über die Internetseite des National-Archivs in Collegepark im US-Bundesstaat Maryland (National Archives II) aufgespürt, sich zusenden und aufarbeiten lassen. Der Saaler Heimatforscher Klaus Zimmer berichtet in seinem Artikel „Als es auf den Bahnhof Bomben regnete“ (erschienen in „Die Nazis aus der Nähe“, 2014, Seite 362 bis 376): „Im Gebiet um St. Wendel fanden nur einzelne Rückzugsgefechte statt, die das schnelle Vordringen der Amerikaner kaum beeinträchtigten. Der Volkssturm (ein propagandistischer Aufruf an alle waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren, den Heimatboden zu verteidigen) sei nirgends in Erscheinung getreten. Laut Zimmer sei es im Gebiet des heutigen Landkreises, an den drei Tagen zwischen dem 17. und 19. März 1945, jedoch noch zu Kämpfen mit der Wehrmacht gekommen, die zirka 200 Todesopfer forderten. Die heftigsten Gefechte gab es in Kastel (34 gefallene Soldaten, ein Zivilist), Winterbach (22 gefallene Soldaten, sechs Zivilisten) und Dörrenbach (zehn gefallene Soldaten). Die amerikanische Militärverwaltung etablierte in den Kreisstädten je eine Militärverwaltung und ersetzte die Bürgermeister durch Personen ohne nationalsozialistische Vergangenheit. So folgte Josef Bruch am 24. März als kommissarischer Bürgermeister von St. Wendel auf Alfons Tholey. Beide gehörten, laut Zimmer, am 19. März zu einer Delegation von Bürgern der Stadt, die den Amerikanern im Ford V8 des Malermeisters Eduard Angel mit gehisster weißer Flagge an den Kasernen Richtung Winterbach entgegenfuhren.
Hintergrund
Regionalhistoriker Roland Geiger hat in Gedenken an die Geschehnisse das Buch „Kriegszeiten – Sonderausgabe zum 70. Jahrestag des Einmarschs der Amerikaner ins St. Wendeler Land“ herausgegeben. Es beinhaltet auf 172 Seiten 19 Texte von Historikern und Zeitzeugen. Darunter das Kriegstagebuch des amerikanischen Stadtkommandanten von St. Wendel, Captain Stanley R. Jacobs, vom April 1945 und Berichte aus britischer Gefangenschaft von Hans Colling. Das Buch kostet zwölf Euro und ist in der Buchhandlung Klein, dem Brunnenlädchen sowie bei Roland Geiger erhältlich. Klaus Zimmer arbeitet die Kriegsgeschehnisse im St. Wendeler Land in seinem Text „Als es auf den Bahnhof Bomben regnete“ auf. Er ist in dem Buch „Die Nazis aus der Nähe – Im Mikrokosmos der Hitler-Diktatur, Spurensuche im St. Wendelener Land“ erschienen. Der 2014 von Edition Schaumberg verlegte Band umfasst insgesamt 478 Seiten. Darin widmen sich Historiker in 37 Texten der Aufarbeitung der NS-Zeit vor allem auf der örtlichen und regionalen Ebene. Es ist im Buchhandel für 39,90 Euro erhältlich. „Die Amis kommen!“ lautet der Titel einer 1995 herausgegebenen Dokumentation. Nach Ortschaften gegliedert liefern 65 Autoren Schilderungen zum Kriegsende in unserer Heimat. Das Buch wurde vom Landkreis St. Wendel herausgegeben und ist mittlerweile schon vergriffen. ame
auf einen Blick
Wer hat Erinnerungen an das Kriegsende und den Einmarsch der Amerikaner? Wir suchen Menschen, die aus ihrer Sicht von den Ereignissen berichten. Kontakt: St. Wendeler Redaktion: Tel. (0 68 51) 9 39 69 50, E-Mail: redwnd(a)sz-sb.de. |
Date: 2015/05/08 08:56:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der SZ:
Künstlerseele und KriegseifererPaul Burgard über den Soldaten Albert Weisgerber, der am Sonntag vor 100 Jahren starbAm Sonntag jährt sich der Tod Albert Weisgerbers zum 100. Mal. Er starb im Kugelhagel britischer Maschinengewehre an der Westfront. Damit, dass der 1878 in St. Ingbert geborene Künstler nicht nur ein großer Vertreter der Münchner Moderne war, sondern auch ein Kriegsbefürworter, der im selben Regiment wie Adolf Hitler kämpfte, tun wir uns bis heute schwer, sagt der Historiker Paul Burgard vom Saarländischen Landesarchiv. SZ-Redakteur Johannes Kloth hat mit ihm gesprochen.Sie nähern sich Albert Weisgerber in Aufsätzen über die Umstände seines Todes. Warum?
Burgard: Weisgerber fiel im Ersten Weltkrieg an der Westfront – wie viele Soldaten, auch Künstler. Die „heroische“ Art allerdings, mit der er in den Tod ging, ist ungewöhnlich. Und sie irritiert heute viele, da sie nicht zu dem passt, was wir uns unter einer Künstlernatur vorstellen. Heute gilt – gerade unter Künstlern – der Pazifismus als selbstverständliche Grundvoraussetzung für das Leben. Weisgerber aber hat nicht nur den Krieg bejaht, er hat auch militärisch Karriere gemacht. Man kann also kaum von Naivität sprechen, mit der die Kriegseuphorie der Künstler im Ersten Weltkrieg ja oft erklärt wird.
Burgard: Aus heutiger Sicht wird oft gefragt: Wie konnten Künstler nur so blind sein? Man sucht Erklärungen, die zur heutigen politischen Kultur passen, und landet so schnell bei Erklärungsmodellen wie Verführung oder Ähnlichem. Wir dürfen aber nicht unsere moralischen Wertmaßstäbe ansetzen, sondern müssen den historischen Kontext verstehen lernen und von dort zu einer Interpretation kommen. In dieser Zeit war eine Art „heroische Kultur“ die Normalität. Auch im Künstler-Umfeld, in dem sich Weisgerber bewegte?
Burgard: Ja, die haben Nietzsches Vorstellung vom „Herrenmenschen“ genau gelesen. Wenn man die Schriften und Briefe von Franz Marc liest, sieht man, dass die Idee von einer „Reinigung“ der Menschheit weit verbreitet war. Sie beschreiben, wie sich Weisgerbers Biografie mit der Adolf Hitlers kreuzt: An der Westfront waren sie im selben Regiment. Ist das nicht reiner Zufall? Warum ist das von Bedeutung?
Burgard: Ich habe mich gefragt, warum sich viele Menschen heute mit der Vorstellung schwer tun, dass diese Begegnung stattgefunden hat. Es hat wohl damit zu tun, dass der Name Hitler in den Augen mancher einen so großen Schatten auf Weisgerber wirft, dass er den Künstler in gewisser Weise desakralisiert. Was natürlich Unsinn ist. Der verschämte Umgang hindert uns daran, zu sehen, wer Weisgerber auch war. Er hindert uns daran, zu verstehen, dass zwei so unterschiedliche Figuren wie Hitler und Weisgerber letztlich in ähnlichem kulturellen Klima sozialisiert werden konnten. Und er hält die Fiktion aufrecht, der Nationalsozialismus wäre uns gewissermaßen als „Heimsuchung“ von einem anderen Stern geschickt worden. In Wirklichkeit entstand er in der Mitte der Gesellschaft. Erstmals könnten sich die beiden 1913 in München über den Weg gelaufen sein, wo Weisgerber seit 1894 lebte.
Burgard: Ja, beide führten dort auf ihre Weise Künstlerexistenzen. Hitler zog aus dem ihm verhassten Wien nach München, wo er gerne Anerkennung als Künstler gefunden hätte, die ihm aber versagt blieb. Er schlug sich als Architekturmaler durch. Wie Weisgerber war er wohl auch viel in Cafés unterwegs, allerdings waren das nicht die Cafés der Künstlerischen Avantgarde. 1914 zogen beide in den Krieg. Burgard: Da Weisgerber schon Wehrdienst geleistet hatte, wurde er als Reservist eingezogen, Hitler gehörte zu den Freiwilligen. Anders als Weisgerber war Hitler nur relativ kurz im Schützengraben, ab 9. November 1914 wurde er zum Meldegänger. Weisgerber wurde Zugführer, Anfang 1915 Offiziersanwärter und dann Kompaniechef. Ab März sind dann beide in der gleichen Kompanie. Die letzten Wochen seines Lebens ist Weisgerber also formal Hitlers Vorgesetzter. Am 2. Dezember 1914 erhalten beide das Eiserne Kreuz.
Burgard: Hitler schrieb, dies sei der „größte Tag seines Lebens“. Auch Weisgerber fühlte sich sehr geehrt. Wenige Wochen später waren Weisgerber und Hitler auch dabei, als die Soldaten in den Kellerräumen eines halb zerstörten Klosters den Heiligabend feierten. Weisgerber hörte mit dem Eintritt in den Krieg auf, zu malen. Was sagt das über ihn?
Burgard: Die Künstler, die in den Krieg zogen, haben dies unterschiedlich verarbeitet. Manche konnten nicht mehr malen, andere malten, um zu verarbeiten. Dass Weisgerber sich vornahm, nicht zu malen und es tatsächlich nicht tat, ist außergewöhnlich. Man könnte es so interpretieren, dass er für den Kampf aus Pflichtgefühl heraus seine „Künstlerexistenz“ ablegte. Oder umgekehrt: Er wusste, dass er für die Kunst eine Kraft bräuchte, die er nicht hatte. Sicher ist: Er nahm seine Rolle als Soldat sehr ernst. Paul Burgards Aufsatz „Der Maler und das Monster“ ist erschienen in der aktuellen Ausgabe der „Saargeschichten“ (Edition Schaumberg). |
Date: 2015/05/09 09:54:08
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
„Über die Auswanderung nach Nordamerika im 18ten und 19ten
Jahrhundert“ Ein Vortrag mit Lichtbildern
(Powerpoint) von Roland Geiger, St. Wendel. Dienstag, 26. Mai, nachmittags um 17.30 Uhr
im Lesesaal des Landesarchivs Saarbrücken
Eintritt frei Sei gegrüßt,
Nachkommenschaft! Nachkommenschaft in
Germanopolis! Und
erfahre zuförderst, daß
deine Eltern und Vorfahren Deutschland, das holde
Land, das sie
geboren und genährt, in
freiwilliger Verbannung verlassen haben - oh,
ihr heimischen Herde! -, um in
diesem waldreichen Pennsylvanien, in der
öden Einsamkeit, minder
sorgenvoll den Rest ihres Lebens in deutscher Weise, das
heißt: wie Brüder, hinzubringen. Erfahre
auch ferner, wie mühselig es war, nach
Überschiffung des atlantischen Meeres in
diesem Striche Nordamerikas den deutschen Namen zu
gründen. Und du,
geliebte Reihe der Enkel, wo wir
ein Muster des Rechten waren, ahme
unserm Beispiel nach. Wo wir
aber, wie reumütig anerkannt wird, von dem
so schweren Pfade abgewichen sind, vergieb
uns, und
mögen die Gefahren, die andere liefen, dich vorsichtig
machen. Lebewohl, deutsche
Nachkommenschaft! Lebewohl, deutsches
Brudervolk! Auf
immer lebe wohl! Franz Daniel Pastorius, Germantown um
1700 |
Date: 2015/05/10 23:11:57
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
From: Dunja Houelleu
<DHouelleu(a)dhi-paris.fr> Date: 07.05.2015 Subject: Konf: Der Wiener Kongress 1814/15. Bilanz und Perspektiven - Paris 06/15 ------------------------------------------------------------------------ Deutsches Historisches Instituts Paris 15.06.2015-16.06.2015, Paris, Deutsches Historisches Instituts Paris Studientag des Deutschen Historischen Instituts Paris und des Österreichischen Kulturforums in Paris in Zusammenarbeit mit den Archives du ministère français des Affaires étrangères et du Développement international. Mit der Unterzeichnung der »Wiener Schlussakte« am 9. Juni 1815 wurde die Landkarte Europas neu definiert und ein Verhältnis seiner Staaten zueinander begründet, das für Jahrzehnte Bestand haben sollte. Das 200-jährige Jubiläum ist Anlass den Wiener Kongresse und seine Folgen in einer multiplen Perspektive zu diskutieren. Das Kongressgeschehen und die politischen Kommunikation werden dabei ebenso thematisiert wie Fragen der kulturellen und alltagsgeschichtlichen Begleiterscheinungen, der unmittelbaren Medialisierung oder der mittel- und langfristigen Gedächtnisbildung. ------------------------------------------------------------------------ Lundi 15 juin 2015 09h00 Accueil et introduction 9h30 - 11h00 Les acteurs et leurs perspectives Mark JARRETT Castlereagh's hundred days: a view from London Raphael CAHEN Friedrich Gentz (1764-1832): penseur, acteur et interprète du Congrès de Vienne et du »système des congrès« Michael ROHRSCHNEIDER Der Sekretär des Wiener Kongresses: Neue Quellen und Forschungsperspektiven zu Friedrich von Gentz (1764-1832) 11h30 - 12h30 Le congrès et la »périphérie« Claudia REICHL-HAM Die Habsburgermonarchie, das Osmanische Reich und die orientalische Frage auf und nach dem Wiener Kongress Friedemann PESTEL Das unmögliche Ancien Régime colonial. Restauration, Wiener Ordnung und das postkoloniale Haiti 13h30 - 15h30 Résultats Stella GHERVAS Du silence des canons à la paix des diplomates: deux visions de l'ordre politique européen en 1815 Milos VEC Verrechtlichung und Rechtsvermeidung: Der Wiener Kongreß und das europäische Völkerrecht des 19. Jahrhunderts Kathrin KININGER Die Schlussakte des Wiener Kongresses als völkerrechtliches Dokument Michel KERAUTRET Le débat sur les résultats du congrès de Vienne à la fin du XIXe siècle 17h00 Conférence du soir Heinz DUCHHARDT Die »Wiener Ordnung« und die Welt »jenseits von Wien« commentée par Jacques-Olivier BOUDON (université Paris-Sorbonne) 18h30 Concert Kreisler-Trio Wien Concert commenté par Wilhelm SINKOVICZ: musique viennoise du temps du congrès Mardi 16 juin 2015 9h00 - 12h00 Le congrès de Vienne: événement et forum M. KURZEL-RUNTSCHEINER Der Wiener Kongress Backstage: Ein logistisches Meisterwerk Marion KOSCHIER Die Rolle der Merchant Banker bei der Etablierung einer europäischen Friedensordnung auf dem Wiener Kongress Florian KERSCHBAUMER Die Frühsozialisten auf dem Wiener Kongress Sarah LENTZ »[K]ind[ling] a Flame all round Vienna, which will greatly aid our Cause« - Der Wiener Kongress als Schauplatz der Lobbyarbeit britischer Sklavereigegner am Beispiel ihrer Interaktion mit der preußischen Gesandtschaft Silvia RICHTER Die Frage der jüdischen Emanzipation auf dem Wiener Kongress - Das Beispiel Wilhelm von Humboldts 12h00 - 13h00 Discussion de clôture 14h00 Visite guidée de l'exposition autour du Congrès de Vienne au Musée Carnavalet ------------------------------------------------------------------------ Dunja Houelleu 8 rue du Parc-Royal, 75003 Paris dhouelleu(a)dhi-paris.fr URL zur Zitation dieses Beitrages http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=27890 |
Date: 2015/05/16 18:44:39
From: rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Date: 2015/05/18 10:12:58
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Heute in der SZ: Die Rolle des Hunnenringes: Neues Buch von Manfred Peter „Hochwald – Keltenland“, ist der Titel eines neuen Buches von Manfred Peter. Das Buch wird zur Eröffnung des Nationalparkes an Pfingstsonntag im Keltenpark am Hunnenring in Otzenhausen zum ersten Mal vorgestellt. Auf 305 Seiten mit zahlreichen Abbildungen behandelt Peter die Lebenswelt der Kelten, ihre Geschichte, Stammesstruktur, wirtschaftliche Ressourcen, Feste im Jahreskreislauf, die Bedeutung der Pflanzen sowie Essen und Trinken. Immer mit Bezug auf die Hochwaldregion. In einem zweiten Kapitel befasst er sich mit den Treverern, den beiden bei Caesar ausführlich erwähnten und beschriebenen Fürsten Indutiomarus und Cingetorix, ihrem Stammessitz sowie ihrem problematischen politischen Verhältnis. Der Autor schreibt über das Römerlager bei Hermeskeil und schließt auch daraus auf die Bedeutung des Hunnenrings im gallischen Krieg. Im dritten Kapitel schließlich beschreibt Manfred Peter den Hunnenring selbst, seine ursprüngliche Anlage zu Beginn der eigentlichen Keltenzeit (Latènezeit) sowie sein gewaltiger Ausbau kurz vor Ende der keltischen Epoche. Darüberhinaus werden die Ringwälle, Fürstengräber und Gräberfelder in seinem unmittelbaren Umfeld dargestellt. Auch die Frage nach dem wirklichen Namen des Hunnenrings wird erörtert. In seinen Schlussfolgerungen kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass der Hunnenring und die ihn umgebende Region sowohl zu Beginn als auch zum Ende der keltischen Epoche eine bedeutende Rolle gespielt haben. Manfred Peter beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte des Hunnenrings und hat schon zwei Bücher dazu veröffentlicht, „Das vergessene Erbe“ (1985) und „Indutiomarus – Der Herr des Ringwalls Otzenhausen“ (2009). Das Buch kostet 19 Euro. Es ist nach Pfingsten auch im örtlichen Buchhandel und bei der Tourist-Info in Nonnweiler erhältlich.
Date: 2015/05/18 10:17:49
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Der Freundeskreis keltischer Ringwall Otzenhausen hat mir gerade diese Information zugesandt:
Sehr geehrte Freunde des keltischen Ringwalls Otzenhausen,
dieses Wochenende findet über Pfingsten die offizielle Eröffnung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald statt!
In diesem neuen Naturpark bildet der keltische Ringwall das südliche Eingangstor, welches sich derzeit noch in der Aufbauphase befindet.
Zur Eröffnung des Nationalparks finden an verschiedenen Stellen im/am Nationalpark entsprechende Aktivitäten statt, so auch und ganz besonders im Keltenpark!
Überblick
Samstag, 23. Mai: Feierliche Eröffnung Nationalpark am Erbeskopf. Besuchen Sie uns am Infostand der Gemeinde Nonnweiler. Eine Vertretung unseres Vereins im Keltenkostüm werden Sie dort auch finden. Beachten Sie bitte die Verkehrsregelungen (Park&Ride, siehe in der Mail unten)
Sonntag, 24. Mai: Aktivitäten im Keltenpark rund um das Thema Natur und Waldpädagogik mit Abendkonzert. Freilich ist auch der Freundeskreis keltischer Ringwall e.V. vertreten und wir freuen uns auf Ihren Besuch im Handwerkerhaus! In diesem Rahmen möchten wir Sie auf das neue Buch von Dr. Manfred Peter aufmerksam machen, dass an diesem Tag vorgestellt wird: "Hochwald - Keltenland".
Montag, 25. Mai: Erste Führungen durch Parkranger, so auch am Ringwall:
12.30 Uhr: "Ringtour", Treffpunkt Eingangstür Keltenpark (mit Nationalparkranger)
14.00 Uhr: "Thementour Wahrnehmungs-Paradies", Treffpunkt Eingangstür Keltenpark (mit Nationalparkführer)
Das Programm zur Veranstaltung finden Sie auf der Homepage der Gemeinde Nonnweiler, ebenso im Anhang dieser Mail:
http://www.nonnweiler.de/index.php?id=148&tx_mjseventpro_pi1[showUid]=1603
Das Programm der gesamten Nationalpark-Veranstaltung finden Sie auf der Homepage des Nationalparks:
http://www.nationalpark.rlp.de/fr/nationalpark-hunsrueck-hochwald/eroeffnungsfeier-des-nationalparks-hunsrueck-hochwald.html
Date: 2015/05/25 19:48:58
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
From: Davina Brückner
<brueckn(a)uni-mainz.de> Date: 26.05.2015 Subject: Tagber: Kriegserfahrungen erzählen ------------------------------------------------------------------------ Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Wien; Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften, Johannes Gutenberg-Universität Mainz 12.03.2015-13.03.2015, Wien Bericht von: Davina Brückner / Christine Waldschmidt, Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften, Johannes Gutenberg-Universität Mainz E-Mail: <waldsch(a)uni-mainz.de>; <brueckn(a)uni-mainz.de> Am 12. und 13. März 2015 fand am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien in Kooperation mit dem Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz die Tagung "Kriegserfahrungen erzählen" statt. Ausgangspunkt für die Überlegungen war Walter Benjamins Diktum vom nicht mehr erzählbaren Kriegserlebnis (so Benjamin in "Erfahrung und Armut", 1933, und später in "Der Erzähler", 1937). Dieses Diktum diente nicht nur als Einordnung der Kriegserfahrung in eine umfassende Krisendiagnose, sondern auch als Anstoß für die Frage nach der (Un)Möglichkeit, persönliche Kriegs- und Gewalterfahrungen mitzuteilen bzw. objektivierbar zu machen. Vom Krieg erzählen ist weniger der Zugang zur Kriegserfahrung als derjenige zu ihrer Deutung, zu den Anstrengungen ihrer Objektivierung und Archivierung und damit den kulturellen Paradigmen, welche die Erfahrung und ihre erzählerische Gestaltung prägen. Dazu gehören nicht zuletzt die Ausweise und Vermittlungsformen der Authentizität der erzählten Kriegserfahrung. Die Tagung hatte eine kulturwissenschaftliche Perspektive, die bereits durch die Zusammenstellung der Vorträge hergestellt wurde: Jeweils zwei Vorträge waren exemplarisch einem Kriegskontext (dem Hundertjährigen Krieg, dem Dreißigjährigen Krieg und dem Zweiten Weltkrieg) gewidmet, wobei sich stets der Beitrag eines Historikers und eines Literaturwissenschaftlers ergänzten. HELMUT LETHEN (Wien) griff in seinem Grußwort Benjamins Befund vom Ende des Erzählens und der Stummheit der Soldaten nach dem Ersten Weltkrieg auf. Er betonte, dass Benjamin das Erzählen ganz explizit im Kontext (einer existentiell ergreifenden) Erfahrung und eines Gedächtnisdiskurses verstehe, während er im Gegensatz dazu die Flut der Publikationen über den Krieg der Kategorie 'Nachricht' oder 'Information' zuordne. JÖRG ROGGE (Mainz) schloss seine Einleitung an Benjamins Zuschreibung der Unmöglichkeit, die unmittelbare Kriegserfahrung zu erzählen, an. Er hob als ein zentrales Forschungsproblem hervor, dass die Erfahrung in den Erzählungen nicht unmittelbar aufgehe. Es gehe darum, dieses Erzählen, das immer schon gestaltete bzw. gedeutete Erfahrung präsentiert, einerseits auf die Textstrategien der Kommunikation und der Herstellung einer Unmittelbarkeit des Erlebten hin zu untersuchen. Dazu müssten andererseits die methodischen Zugänge ausprobiert werden, die es ermöglichen, diese Textstrategien zu identifizieren. Auf diese Weise kann man die Leistung des Erzählens für die Objektivierung des subjektiv Erfahrenen einschätzen. Damit wird die narrative Verfasstheit der Mitteilung zum Gegenstand sowohl für die literatur- als auch die geschichtswissenschaftliche Analyse. Narrative bzw. Erzählmuster werden dabei als der Ort entdeckt, an dem sich die kulturelle Prägung jeder deutenden Aneignung der Kriegswirklichkeit (in Auswahl- und Bearbeitungsprozessen) manifestiert. Die Tagung unternehme den Versuch zu klären, inwiefern und auf welche Weise im Erzählen und in seinen Mustern die Vermittlung der Erfahrung zu Tage tritt und ob epochenübergreifende Erzählparadigmen für den Ausdruck der Erfahrung von Krieg und Gewalt erkennbar werden. MARTIN CLAUSS (Chemnitz) untersuchte die Erzählmuster der Darstellung des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) anhand der Chronik des Hennegauers Jean Froissart. Vom Begriff der Erfahrung ('expérience') ausgehend, stellte er fest, dass Erfahrenheit und Kriegserfahrenheit im Speziellen in der Chronik durchweg als positive Eigenschaft dargestellt wird. Grundlegend sei dafür, dass sich der Adel als soziale und militärische Führungsschicht maßgeblich über kriegerische Handlungen definiere. Damit wird Kriegserfahrung zu etwas, so Clauss, dass der Ritter sammelt und nicht etwa erleidet. Analog dazu schreibt Froissart im Prolog zu Buch III, dass die Chronik guten Männern, die sich durch Waffentaten auszeichnen wollen, als Beispiel dienen solle. Zu diesem Zweck sammelte Froissart Augenzeugenberichte von Kriegsteilnehmern beider Seiten, wie etwa den des erfolgreichen und erfahrenen Söldnerführers Bascot de Mauléon. Dieser schilderte Froissart seine Erlebnisse - die überraschenderweise nicht als Gewalthandlung erzählt werden, sondern den ökonomischen Aspekt des Krieges ins Zentrum der narrativen Gestaltung stellen. Buchhalterisch werden Gewinne, etwa durch eingenommene Löse- oder Schutzgelder, und Verluste gegeneinander aufgerechnet. Nur selten berichtet er von Gewalt, etwa, wenn die Söldner in einen Hinterhalt geraten. Wenn von Gewalt erzählt wird, dann nur schemenhaft und emotionslos - sie wird als strategisches und taktisches Mittel dargestellt, das zumindest auf narrativer Ebene der Heroisierung der Aktanten dient. Kriegserfahrung wird dementsprechend nicht kritisch, sondern glorifizierend dargestellt. Die Darstellung der erlebten Gewalt lasse nicht auf eine Traumatisierung der Kriegsteilnehmer schließen, sondern diene im Gegenteil der Heroisierung der Kämpfer, welche den Krieg nicht als Ausnahmezustand, sondern als Raum der ritterlichen Entfaltung und ökonomisches Unternehmen betrachten. MATTHIAS DÄUMER (Mainz) legte dar, wie die Verbindung von Kriegserfahrungen mit dem Gestus des Zeugnisablegens es erlaubt, den Wahrheitsanspruch historiographischen Erzählens zu thematisieren. Gleichzeitig gelte dies auch für die in der Aufnahme in das kulturelle Archiv (nach Foucault) implizierte Entsprechung zu den Machtstrukturen der Gesellschaft. Dazu wurde Thomas Malorys Le Morte d'Arthur auf die Möglichkeiten gerade des poetischen Sprechens befragt, in der Abweichung von historischer Authentizität ein 'wahrhaftes' Bezeugen zu gewährleisten, indem es über historische Zeugenschaft und Archivierung auf einer Metaebene reflektiert. Dargelegt wurde, wie der Artushof, wo das wahrheitsgemäße Erzählen sich über Belege, Zeugnisse und juridische Verfahren ausweisen muss, in der Lanzelot-Handlung in dieser Funktion zunehmend problematisch wird. Mit Lanzelots Taten und der Ehebruchsgeschichte, die von der Archivierung ausgeschlossen bleiben soll, werden nicht nur die juridischen Verfahren des Beweises und der Archivierung narrativ in Frage gestellt. Auch mit der Darstellung vom Verfall des Artusreiches durch Belagerung und bürgerkriegsähnliche Zustände, die sich als Reflex auf den Niedergang des englischen Heeres im Hundertjährigen Krieg zu erkennen gibt, wird eine Metafiktion der Geschichtserzählung entworfen. Über die Auseinandersetzung mit den Grundlagen historischer bzw. chronikalischer Erzählformen verweise der Text auf die Machtstrukturen, die das Archiv bestimmen. Malory, der wegen verschiedener Delikte bis zu seinem Lebensende in Gefangenschaft verbrachte, gewinne als dadurch vom Archiv Ausgeschlossener eine eigene Stimme. MATTHIAS SCHNETTGER (Mainz) analysierte anhand zweier zeitgenössischer Chroniken die unterschiedliche Darstellung und Deutung des Sacco di Mantova (1630), welcher als Höhepunkt des Mantuanischen Erbfolgekrieges gilt. Die Besetzung der Stadt durch kaiserliche Truppen und die darauf folgende Plünderung wurde von Zeitgenossen unterschiedlich geschildert und bewertet. Der Mantuaner Bürger und Chronist der Ereignisse Scipione Capilupi stellte die Ursachenforschung in den Vordergrund seines Berichtes. Diese sieht er in den Sünden der Bewohner Mantuas, die infolge derer von Gott mit Regen, Heu- und Nahrungsmangel, Pest und Viehseuchen gestraft werden. Der erzählerische Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der dadurch entstandenen Leiden und der damit verbundenen Eindrücke. Bei der Darstellung der gegnerischen Truppen betont Capilupi besonders das Plündern, vor allem das Plündern von Klöstern. Von Gewalttaten jenseits dieser Plünderungen berichtet er hingegen nichts. Dieser Darstellung gegenüber steht die Erzählung eines anderen Mantuaner Bürgers, Giovanni Mambrino. Dieser berichtet zwar von Gewalttaten der kaiserlichen Truppen auch gegen Frauen und Kinder, zentral für seine Erzählung ist allerdings die dreitägige Plünderung der Stadt und nicht etwa die vorherigen Kämpfe oder, wie bei Capilupi, die Pest oder Hungersnot. Auffällig ist, dass keiner der beiden Chronisten von Gewaltexzessen, wie etwa in Magdeburg, berichtet. Capilupi stellt die Beschreibung der Seuchen und der damit verbundenen Leiden in den Vordergrund, während für Mambrino die Plünderung der Stadt zentrale Bedeutung annimmt. Dies deckt sich mit der Bezeichnung der Ereignisse, die schließlich als Sacco di Mantova('Plünderung Mantuas') und nicht etwa 'Fall Mantuas' in das kulturelle Gedächtnis der Region Eingang finden sollten. ULRICH BREUER (Mainz) verglich die Courasche von Grimmelshausen mit dem Kriegstagebuch des Söldners Peter Hagendorf unter dem Gesichtspunkt der Rolle von Frauen und ihren Handlungsspielräumen im Dreißigjährigen Krieg. In Hagendorfs Tagebuch stellen Frauen lediglich Randfiguren dar, die ganz überwiegend perspektivisch verkürzt als Ehefrauen, Opfer oder Teil der Beute Erwähnung finden. Hagendorf selbst war zwei Mal verheiratet und beide Frauen begleiteten ihn in den Krieg. Die Tätigkeiten seiner Ehefrauen beschreibt er vor allem unter ökonomischen Gesichtspunkten. Einen eigenen Beitrag zum Wohlstand leisteten sie dadurch, dass sie sich maßgeblich an den Plünderungen im Rahmen der Kriegshandlungen beteiligten. Hagendorf berichtet nie explizit von (sexueller) Gewalt gegen Frauen, sondern viel allgemeiner davon, dass man eine Frau als Beute erhalten habe - was dies für die Frau bedeutete, bleibt unklar. Eine Gemeinsamkeit des Tagebuchs von Hagendorf mit Grimmelshausens Courasche besteht darin, dass die weibliche Protagonistin Schutz vor den Söldnern nur in der Heirat finden kann. Folgerichtig wird sie immer dann zum Opfer gewaltsamer Übergriffe, wie etwa einer Massenvergewaltigung, wenn sie gerade unverheiratet ist. Ein deutlicher Unterschied zu Hagendorfs Bericht ist die detaillierte Darstellung von Gewalt und deren Einbindung in die Geschichte, die gleichzeitig das Potential erzählerischer Objektivierung verdeutlicht. Diese entfalte sich in der Kombination von retrospektiver Erfahrungserzählung und der negativen Bewertung dieses Lebenslaufs durch den fiktiven Schreiber. Dieser entwickle als auktorialer Erzähler in den Paratexten eine exkludierende Energie der gegenüber das 'beichtsweis erzählen' der Courasche als Gegenerzählung stehe. Der Vergleich beider Texte verdeutlichte, dass die Textgattung Satire andere Möglichkeiten der Gewaltdarstellung ausschöpfen kann als das Format des Tagebuchs oder der Chronik. Der Modus des Fiktionalen scheint es zu erlauben, Gewalt und Gewalthandlungen detaillierter zu beschreiben, als es in faktualen Erzählungen, zumindest in diesem Zeitraum, der Fall ist. SÖNKE NEITZEL (London/Berlin) befasste sich in seinem Vortrag mit der Analyse von Abhörprotokollen von deutschen Offizieren in englischer Kriegsgefangenschaft. Anhand dieser konnte Neitzel darlegen, dass Soldaten nicht wie häufig postuliert verstummten, sondern in bestimmten Kommunikationsräumen durchaus über ihre Kriegserfahrungen redeten. Die Auswertung der abgehörten Gespräche zeigt, dass Gewalt und Krieg nie im Mittelpunkt der Unterhaltungen standen, sondern immer die Sinnstiftung des eigenen Handelns und die Verortung dieses Handelns im sozialen Kontext. Bei Gesprächen über Gewalt erscheine deren Beschreibung beiläufig und alltäglich, so werde etwa von "abknallen", "umbringen" oder "wegmachen" geredet. Auffällig sei dabei besonders der distanzierte Umgang mit Verbrechen. Grundsätzlich scheint jede Form von Gewalt vorstellbar gewesen zu sein und Berichte über ausgeübte Gewalt riefen unter den Gefangen selten Überraschung hervor. Auch die eindrückliche Schilderung von Massengewalt, etwa im Rahmen von Erschießungskommandos, erschüttere das Wertesystem der Gefangenen kaum. Dieser scheinbar emotionslose Umgang mit Gewalt erklärt sich, so Neitzel, durch die spezifische Situation der Soldaten, die einen eigenen Referenzrahmen erzeuge, in dem die Gewaltausübung als Norm erscheine und nicht weiter reflektiert werden müsse. Der Vortrag von MATÍAS MARTÍNEZ (Wuppertal) widmete sich den Text- und Wirkungsstrategien der Landser-Hefte, wobei nicht die ideologische Kritik im Vordergrund stand, sondern die Analyse der eingesetzten narrativen Mittel. Zum einen treten die Landser-Hefte mit einem faktualen Geltungsanspruch auf, der durch diverse Authentifizierungsstrategien - die Suggestion von authentischen Erlebnisberichten aus der Perspektive des einfachen Soldaten und Paratexte, die reale Personen und Waffentechnik aus dem Zweiten Weltkrieg vorstellen - inszeniert wird. Zum anderen lösen die narrativen Haupttexte diese paratextuelle Inszenierung nicht ein. Vielmehr zielen die erzählten Geschichten auf Immersion, was durch den Sprachstil (Dominanz des Szenisch-Dialogischen, Verzicht auf Auffälligkeiten der sprachlichen Konstruktion, deiktische Erzählstrategie) und die Darstellungsmittel erreicht wird: heterodiegetisches Erzählen, stereotype Figuren, die lediglich Handlungsfunktionen repräsentieren, geschlossene Handlung nach dem Muster einer Abenteuererzählung mit Happy End, Heroisierung sowie das Aussparen jeglicher Fragen nach der politischen oder psychologischen Handlungsmotivation. Dadurch werde ein Leserpublikum angesprochen, das gerade keinen Unterschied zwischen Kriegserzählung und Action-Darstellungen sucht und hinsichtlich der Erzählmuster gerne in der eigenen Erwartung bestätigt wird. Die Diskussionen während der Tagung vertieften anhand der vorgestellten Texte die Frage nach den kulturellen Paradigmen und epochenübergreifenden Erzählmustern (die Heroisierung, die heilsgeschichtliche Einbettung, die Erzählung vom Krieg als Geschäft etc.) und den narrativen Glaubwürdigkeitsstrategien, Authentizitäts- und Objektivitätsausweisen (Augenzeugenschaft, Detaillierung, Anspruch auf vollständige Erfassung). Dabei gingen zahlreiche Beiträge auf den topischen Charakter der Kriegsdarstellung ein, der es im Abrufen der Topoi erlaubt, das Erlebte als Bekanntes zu deuten und vermittelbar zu machen. In der Diskussion wurde der Zusammenhang zwischen kulturellen Erklärungsmustern und der Einordnung der individuellen Kriegserfahrung in diese Muster besonders betont. Diskutiert wurden außerdem die je zeitgenössischen Maßstäbe für die Bewertung von Gewalt im Kontext der Kriegsführung, sowie deren narrative Stilisierung. Konferenzübersicht: Helmut Lethen (Wien), Begrüßung Jörg Rogge (Mainz), Einführung Martin Clauss (Chemnitz), Krieg der Ritter - Erzählmuster des Heroischen in den Chroniken zum Hundertjährigen Krieg Matthias Däumer (Mainz), Arthurische Archivierung. Die Objektivierung subjektiver Kriegserfahrungen am Beispiel von Thomas Malorys "Le Morte d'Arthur" Matthias Schnettger (Mainz), Der Sacco di Mantova (1630) aus Täter- und Opfersicht Ulrich Breuer (Mainz), "beichtsweis erzählen". Krieg und Bekenntnis in Grimmelshausens "Courasche" Sönke Neitzel (London/Berlin), Kämpfen, Töten und Sterben. Kameradengespräche über Krieg und Holocaust Matías Martínez (Wuppertal), Der trivialisierte Krieg. Über Authentizitätsstrategien in "Landser"-Heften URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5991> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2015 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved. 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Date: 2015/05/25 19:50:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
From: Alexander Berner
<alexander.berner(a)uni-muenster.de> Date: 19.05.2015 Subject: Konf: Das Mittelmeer und der Tod. Mediterrane Mobilität und Sepulkralkultur - Bochum 06/15 ------------------------------------------------------------------------ Alexander Berner, Jan-Marc Henke, Achim Lichtenberger, Bärbel Morstadt, Anne Riedel 18.06.2015-20.06.2015, Bochum, Hörsaal des Instituts für Archäologische Wissenschaften, Am Bergbaumuseum 31, 44791 Bochum Das Mittelmeer ermöglicht eine hohe Mobilität von Menschen, ihren Gütern und Ideen. Diese engmaschigen Kontakt- und facettenreichen Austausch-Möglichkeiten fordern die daran Beteiligten aber auch stets zur Hinterfragung von Zugehörigkeit und Abgrenzung, von Herkunft, Heimat und Fremde heraus. Dabei spielt der Umgang mit dem Tod und den Toten eine besondere Rolle: Alle Menschen sind mit dem Tod und dem Bewusstsein um den Tod konfrontiert. Und so entwickelt jede Gemeinschaft im Einklang mit ihren sozialen Konventionen und Jenseitsvorstellungen ritualisierte Handlungen für die Bestattung und sorgt für deren ordnungsgemäße Durchführung. Auf diese Weise werden der Abschied, der Übergang und die Neuordnung des sozialen Gefüges nach dem Tod eines Mitglieds der Gemeinschaft bewältigt. Bedingt durch die Mobilität kann die Bestattung allerdings auf die gewohnte Weise oder von der betroffenen Gemeinschaft nicht immer sicher gewährleistet werden: Welche Herausforderungen ergeben sich und welche Lösungen werden gefunden, wenn beispielsweise eine Gemeinschaft mit dem Tod von fremden Reisenden in ihrer Mitte konfrontiert ist? Wie wird mit den Gefahren der Schiffsreisen selbst umgegangen? Welche Spezifika des Umgangs mit dem Tod bietet der Mittelmeerraum? In welchem Verhältnis steht der Tod zu mediterraner Mobilität, und gibt es spezifisch mediterrane Phänomene der Sepulkralkultur? Das Zentrum für Mittelmeerstudien hat es sich nun zum Ziel gesetzt, im Rahmen einer zweitätigen Konferenz vom 18.-20.06.2015 das Spannungsfeld von Mobilität und Sepulkralkultur im Mittelmeerraum zu beleuchten. Dafür sind vier Aspekte herausgegriffen, die anhand von komplementären Vorträgen von der Antike bis zur Gegenwart transdisziplinär behandelt werden. Gäste sind herzlich willkommen, die Teilnahme ist kostenlos. Um eine Anmeldung unter mittelmeerstudien(a)rub.de wird gebeten. ------------------------------------------------------------------------ Donnerstag, 18. Juni 2015: 18:00 Joachim Friedrich Quack: Die Furcht vor dem Meer und der Tod im Nil. Wasserangst im Alten Ägypten Freitag, 19. Juni 2015 09:00 Anne Riedel: Begrüßung Panel 1: Mediterrane Identitäten in städtischen Nekropolen und mediterrane Mobilität 09:15 Maria Echevarría Arsuaga: Burial Sites and Rites in a Multireligious Context: the Iberian Peninsula in the Middle Ages 10:00 Bärbel Morstadt: Phönizier in der Fremde? Kaffeepause 11:00 Dieter Richter: Heterodoxe Friedhöfe in Italien 11:45 Jan-Marc Henke: Fremde in den Nekropolen von Athen und Milet Mittagspause 13:30 Eicke Granser: Die Nekropole von San Montano (Pithekoussai) und der zentrale Mittelmeerraum: Ein Mosaik kultureller Diversität und Dynamiken? 14:15 Hans-Peter Laqueur: Osmanische Friedhöfe in Istanbul - soziale Aspekte zur Wahl des Bestattungsortes Kaffeepause 15:15 Clarissa Blume: Fremde in Rom 16:00 Marc von der Höh: "Sepultus hac in terra pessima." Bestattungen als Problemfall mediterraner Migration Kaffeepause Panel 2: Nekropolen als Räume des Konflikts 17:00 Thorsten Kruse: Zwischen Politik und Religion - Der Umgang mit den griechischen und muslimischen Grabstätten Zyperns nach der gewaltsamen Teilung der Insel 1974 17:45 Alexander Berner: Vom Friedhof zur Festung: die Mahumeria vor Antiochia im Kontext des ersten Kreuzzugs Samstag, 20. Juni 2015 Panel 3: Anonymer Tod 09:00 Anja Bettenworth: Der Tod und das Meer in Ovid, Heroides 18 und 19 09:45 Jürgen Hasse: "Und das Meer gab die Toten heraus, die darin waren" - Sepulkralkulturelle Sonderwege im Umgang mit Strandleichen 10:30 Jens Lieven: "... in transeundo mare lerosolimam ... mortus." Zum Totengedenken schiffbrüchiger Jerusalempilger und Kreuzfahrer im Mittelalter Kafeepause 11:30 Linda-Marie Günther: Der Tod im Meer - aphanoi und kenotaphia 12:15 Gerhild Perl: Uncertain Belongings. Tod, Bestattung und Repatriierung an der EU-Außengrenze in Spanien Mittagspause Panel 4: Das Meer als Sinnbild des Todes 14:00 Joanna Töyräänvuori: The Symbolic Ambiguity of the Mediterranean in Ancient Semitic Mythology 14:45 Cornelia Weber-Lehmann und Achim Lichtenberger: Meeresbilder im Grabkontext - Etrurien und Rom Kaffeepause 15:45 Lukas Raupp: "... maris Mediterranei famosissima insula." Zum Tod Eriks des Guten auf Zypern im Jahr 1103 16:30 Abschlussdiskussion ------------------------------------------------------------------------ Alexander Berner Westfälische Wilhelms-Universität, Historisches Seminar, Domplatz 20-22, D-48143 Münster alexander.berner(a)uni-muenster.de URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=28011> ------------------------------------------------------------------------ H-Soz-Kult übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der von unseren Nutzern beigetragenen Inhalte. Bitte beachten Sie unsere AGB: <http://www.clio-online.de/agb>. _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://www.hsozkult.de _________________________________________________ -- |
Date: 2015/05/28 13:29:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Subject: Konf: Ablasskampagnen des Spätmittelalters, Martin
Luther und der Ablassstreit von 1517 - Rom 06/15 ------------------------------------------------------------------------ Deutsches Historisches Institut in Rom und die Facoltà Valdese di Teologia 08.06.2015-10.06.2015, Rom, Deutsches Historisches Institut in Rom; Via Aurelia Antica, 391; I-00165 Roma / Facoltà Valdese di Teologia; Via Pietro Cossa, 42; I-00193 Roma Als Beitrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und der evangelischen Waldenserfakultät zur Lutherdekade will die Tagung eine Bilanz der Forschungen auf dem Gebiet des Ablasses ziehen. Um die historische Wirkkraft zu verstehen, die Martin Luthers Widerspruch gegen die Ablasspraxis seiner Zeit auslöste, werden die theologischen, (kirchen-)rechtlichen, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen des Ablasses sowie sein Einwirken in das religiöse Bewusstsein der Zeit erörtert. Der interkonfessionelle Runde Tisch "Luther 1517 und die Folgen" wird mit Beteiligung der Penitenziaria Apostolica und des Melanchthon-Zentrums die damaligen Standpunkte thematisieren und ihre theologische und ökumenische Relevanz ausloten. Die Tagung wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. ------------------------------------------------------------------------ Montag, 8. Juni, 9.00-18.30, Deutsches Historisches Institut Rom 9.00 Grußworte & Einführung / saluti & introduzione 9.30 Robert N. Swanson / Birmingham The challenge of indulgences in the pre-Reformation medieval church (Keynote) I - Der Ablass in seiner theologischen und kulturgeschichtlichen Bedeutung Vorsitz / Presidenza: Andreas Rehberg / Roma 10.10 S. E. Kard. Kurt Koch / Roma Einführung in die Ablasstheologie 10.50 Pause / Intervallo 11.30 Arnold Angenendt / Münster Der Ablass in seiner Entstehung und seiner bleibenden Problematik 12.10 Philippe Cordez / München Schatz und Schatz. Zum Verhältnis von Gnadenschatztheorie und Kirchenschatzpraxis im Spätmittelalter 13.00 Mittagspause / pausa pranzo II - Kanonistischer Hintergrund und kuriale Praxis Vorsitz / Presidenza: Lothar Vogel / Roma 14.30 Roberto Rusconi / Roma Predicazione penitenziale, ascolto delle confessioni e prassi indulgenziale 15.10 Thomas M. Izbicki / Rutgers, USA Canon law and the discussion of indulgences at the Council of Basel 15.50 Diego Quaglioni / Trento L'indulgenza nella prassi del diritto ca. 1500 16.30 Pause / Intervallo 16.50 Andreas Meyer / Marburg Der Ablass vor der päpstlichen Kanzlei: Beobachtungen zu den Beichtbriefen 17.30 Ludwig Schmugge / Roma Die Beichtbriefe der Pönitentiarie Dienstag, 9. Juni, 9.00-21.00, Deutsches Historisches Institut Rom III - Die Träger der Ablasskampagnen zwischen päpstlichen und regionalen Interessen Vorsitz / Presidenza: Enno Bünz / Leipzig 9.00 Karl Borchardt / München Die spätmittelalterlichen Ablaßkampagnen der Johanniter und des Deutschen Ordens bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts 9.40 Andreas Rehberg / Roma Der Heilig-Geist-Orden und seine Ablässe 10.20 Robert W. Shaffern / Scranton, USA Tetzel and the Mendicant Orders 11.00 Pause / Intervallo 11.30 Arnold Esch / Roma In viaggio con un collettore di indulgenze. La contabilità di Angelo de' Cialfis 1470-1472 12.10 Peter Wiegand / Dresden Marinus de Fregeno (+ 1482), Raimund Peraudi (+ 1505) und die Wettiner 12.50 Daniel Le Blévec / Montpellier Indulgences et quêtes, à propos des oeuvres de pont de la vallée du Rhône 13.30 Mittagspause / pausa pranzo Vorsitz / Presidenza: Daniele Garrone / Roma 14.30 Enno Bünz / Leipzig Ablässe in regionaler Perspektive: Beobachtungen in der Kirchenprovinz Magdeburg 15.10 Jan Hrdina / Prag Kirchbau und Ablass: ein Beispiel aus Böhmen in mitteleuropäischer Perspektive 15.50 Anna Esposito / Roma Il ruolo delle confraternite: l'esempio italiano 16.30 Pause / Intervallo IV - Die Rolle der Ablassmedien 17.00 Falk Eisermann / Berlin Ablass und Buchdruck: neue Funde, neue Forschungen, neue Hilfsmittel 17.40 Hartmut Kühne / Berlin Jenseitsvorsorge zwischen Objekt, Bild und Text in Mitteldeutschland nach 1500. Einige "volkskundliche" Beobachtungen 18.20 Nine Robijntje Miedema / Saarbrücken Gezählte Frömmigkeit? Die Ablässe in den "Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae" um 1500 19.00 Buffet / Rinfresco 20.00 Abendvortrag / Conferenza serale Volker Leppin | Tübingen "Das ganze Leben soll Buße sein". Der Protest gegen den Ablass im Rahmen von Luthers früher Biographie Mittwoch, 10. Juni, 9.00-17.00, Facoltà Valdese di Teologia V - Luther und die Folgen Vorsitz / Presidenza: Volker Leppin / Jena 9.00 Pavel Soukup / Prag Jan Hus, der Prager Ablassstreit von 1412 und seine Folgen 9.40 Kerstin Hitzbleck / Bern Gewissensdiskurs im Spätmittelalter: Traditionen und Brüche 10.20 Berndt Hamm / Ulm Spätmittelalterliche Ablässe im Zusammenhang einer neuen Dynamik der "nahen Gnade" 11.00 Pause / Intervallo 11.30 Wilhelm E. Winterhager / Marburg Die Verkündigung des St. Petersablasses in Mittel- und Nordeuropa 12.10 Lothar Vogel / Roma Todeskampf und Purgatorium in Luthers Ablassthesen 12.50 Mittagspause / pausa pranzo Vorsitz / Presidenza: Fulvio Ferrario / Roma 14.00 Elizabeth C. Tingle / Plymouth French Reactions to the 1517 debate in theory and practice 14.40 Peter Walter / Freiburg Unbelehrbar? Die Reaktion der katholischen Kontroverstheologie auf Luthers Ablasskritik 15.20 Runder Tisch Luther 1517 und die Folgen Vorsitz / Presidenza: Peter Walter / Freiburg Teilnehmer / Partecipanti: Bernard Ardura / Roma Daniele Garrone / Roma Gisela Muschiol / Bonn Hermann Selderhuis / Apeldoorn Theodor Dieter / Strasbourg 16.10 Schlussdiskussion / Discussione finale ------------------------------------------------------------------------ Susanne Wesely Deutsches Historisches Institut in Rom wesely(a)dhi-roma.it Homepage <http://dhi-roma.it/tagungen.html> |
Date: 2015/05/29 22:24:15
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Konf: Der Große Frieden? Der Wiener Kongress und die europäische Ordnung - Ingolstadt 06/15 ------------------------------------------------------------------------ Bayerisches Armeemuseum Ingolstadt; Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit 11.06.2015-13.06.2015, Ingolstadt, VHS Ingolstadt, Rudolf-Koller-Saal, Hallstr. 5 Deadline: 10.06.2015 Der Wiener Kongress gilt - wie der Westfälische Frieden 1648 - als eine Zäsur in der europäischen Geschichte: Zum einen endete 1815 eine über zwanzigjährige Periode kriegerischer Auseinandersetzungen in Europa; zum Anderen wurde durch die Wiener Ordnung ein relativ stabiles internationales System geschaffen, das Europa nahezu 100 Jahre prägt. Dem "Großen Krieg" der Jahre 1914 bis 1918 ging der "Große Frieden" voraus, dessen Fundament am Ende der Ära Napoleons gelegt worden war. Die Tagung nimmt den Wiener Kongress, der im Sommer 1815 seinen Abschluss fand, als Zäsur der europäischen Ordnung in den Blick. Das Geschehen in Wien und die Ergebnisse des Kongresses werden im Kontext der Entwicklung von Diplomatie und politischer Kultur des frühen 19. Jahrhunderts diskutiert. Die Tagung geht aber auch der Frage nach, welche Formen der friedlichen Konfliktlösung sich auf der Basis des Wiener Kongresses durchsetzten und welcher Stellenwert dem Wiener Kongress in der Erinnerungskultur Europas zukommt. Um eine Anmeldung wird gebeten bis 10.06.2015 unter info(a)armeemuseum.de ------------------------------------------------------------------------ Donnerstag, 11. Juni 2015 15.30 Eröffnung: Staatssekretär Bernd Sibler Einführung: Prof. Dr. Günther Kronenbitter 15.45-17.15 Uhr I. Sektion: Der Weg nach Wien - Diplomatie und Friedensschlüsse vor 1814 Prof. Dr. Johannes Burkhardt: Die Wiener Ordnung von 1815 - mehr als eine Neuauflage des Westfälischen Friedens? PD Dr. Regina Dauser: Diplomatie und Friedensverhandlungen in der Frühen Neuzeit Sven Prietzel, M.A.: Friedensschlüsse der Napoleonzeit. Krieg ohne Ende? 19:00 Führungen durch die Landesausstellung "Napoleon und Bayern" Freitag, 12. Juni 2015 9.00 Uhr - 10.45 Uhr II. Sektion: Der Wiener Kongress als Schauplatz der europäischen Politik Prof. Dr. Wolf D. Gruner: Die Großmächte und die Schaffung der neuen europäischen Ordnung auf dem Wiener Kongress Dr. Karin Schneider: Das politische Kaleidoskop. Die italienische Halbinsel auf dem Wiener Kongress Prof. Dr. Brian Vick: Friedensverhandlungen und Politische Kultur 11.15 - 12.00 Uhr Vortrag Prof. Dr. Wolfram Siemann: Metternich und die Spitzendiplomatie auf dem Wiener Kongress 14.30 - 16.00 Uhr III. Sektion: Europäische Politik nach dem Wiener Kongress Prof. Dr. Hans-Christof Kraus: Ordnungsstrukturen in Mitteleuropa nach 1815 - Bedeutung und Probleme Dr. Andreas Rose: Kunst des Friedens - Friedensschlüsse nach 1815 16.30 - 18.00 Uhr IV. Sektion: Ordnungsentwürfe des 19. Jahrhunderts jenseits der Großmachtpolitik Dr. Christoph Nübel: Der lange Schatten der Revolutionen: Europäische Sicherheitskulturen nach Wien Prof. Dr. Glenda Sluga: Internationalism in 19th century Europe Samstag, 13. Juni 2015 9.30 - 10.30 Uhr V. Sektion: Der Wiener Kongress in der Erinnerungskultur Dr. Eva-Maria Werner: Darstellungen und Deutungen des Wiener Kongresses in der DDR Univ.-Doz. Dr. Werner Telesko: Der Wiener Kongress - seine Visualisierung und Musealisierung bis zur Gegenwart 11.00 - 12.15 Uhr Diskussion: Was bedeutet die Erinnerung an den Wiener Kongress für die Gegenwart? Dr. Markus Prutsch Dr. Werner Telesko Dr. Eva-Maria Werner Moderation: Monika Franz ------------------------------------------------------------------------ Monika Franz Bay. Landeszentrale f. politische Bildungsarbeit 089 2186 2194 monika.franz(a)stmbw.bayern.de Tagungsflyer auf LZ-Webseite <http://www.blz.bayern.de/blz/veranstaltungen/wiener_kongress/2015-04-23_flyer_tagung_final.pdf> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=28068> |