Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Steuerpflicht im 18ten Jahrhundert

Date: 2015/05/04 22:08:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salve,
 
wir lesen viel darüber, was unsere Altvorderen an Steuern zahlen mußten.
 
Aber wer wurde eigentlich ab wann in die Pflicht genommen?
 
D.h. wie alt mußte jemand sein, um seinen Zehnt oder was auch immer bezahlen zu müssen?
 
Galt das nur für Familien resp. deren Oberhaupt oder auch für Einzelpersonen?
 
Kennt sich da jemand aus?
 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] Steuerpflicht im 18ten Jahrhundert

Date: 2015/05/04 23:26:34
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>

 

Ich verstehe das so: Die Abgabe des Zehnten betrifft keine Einzelpersonen oder Familien sondern bezieht sich auf das belehnte Land/ den Hof/ die Ortschaft ggf anteilsmäßig. Auch in Städten ist der Zehnt zu zahlen für "Belegung"eines Hauses/ Land.

LG

Anneliese

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] Steuerpflicht im 18ten Jahrhundert

Datum: Mon, 04 May 2015 22:08:12 +0200

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: regionalforum-saar(a)genealogy.net

 

 

 

Salve,
 
wir lesen viel darüber, was unsere Altvorderen an Steuern zahlen mußten.
 
Aber wer wurde eigentlich ab wann in die Pflicht genommen?
 
D.h. wie alt mußte jemand sein, um seinen Zehnt oder was auch immer bezahlen zu müssen?
 
Galt das nur für Familien resp. deren Oberhaupt oder auch für Einzelpersonen?
 
Kennt sich da jemand aus?
 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] Steuerpflicht im 18ten Jahrhundert

Date: 2015/05/05 12:12:02
From: Dr. Gerhard Müller <mueller.mineral.sbr(a)t-online.de>

Zu bedenken sind die vielen indirekten Abgaben.

Die Aufteilung in viele kleine Territorien ließ immer wieder Zollgebühren zu. Salz war hoch besteuert. Es gab Frondienste, Spanndienste, die zwar keine geldlichen Abgaben darstellten, aber die Zeit für den eigenen Lebensunterhalt verkürzten. Viele Leistungen durften nur dort eingekauft werden, wohin die Bewohner gebannt waren, das heißt die jeweilige Obrigkeit war über die Verpachtung dieser Einrichtungen immer beteiligt (Backöfen, Mühlen, Ziegeleien). 

Die Kirche zog ebenfalls für viele Kleinigkeiten Gebühren ein.

Gerhard Müller.


Am 04.05.2015 um 22:08 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>:

Salve,
 
wir lesen viel darüber, was unsere Altvorderen an Steuern zahlen mußten.
 
Aber wer wurde eigentlich ab wann in die Pflicht genommen?
 
D.h. wie alt mußte jemand sein, um seinen Zehnt oder was auch immer bezahlen zu müssen?
 
Galt das nur für Familien resp. deren Oberhaupt oder auch für Einzelpersonen?
 
Kennt sich da jemand aus?
 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger
_______________________________________________
Regionalforum-Saar mailing list
Regionalforum-Saar(a)genealogy.net
http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar

Re: [Regionalforum-Saar] Steuerpflicht im 18ten Jahrhundert

Date: 2015/05/05 12:13:52
From: Hans-Joachim Kühn <hans-joachim-kuehn(a)gmx.de>

 

Lieber Roland,

was Deine kniffelige Frage betrifft, glaube ich, d.h. ich weiß es nicht hundertprozentig, aber es hat sich im Laufe langer Beschäftigung mit finanzrelevanten Unterlagen der Eindruck eingestellt, daß nur Familienoberhäupter steuerpflichtig waren. Familie war ja eben gleichbedeutend mit Wirtschafts- bzw. Produktionseinheit. Witwen werden weniger als Frauen, sondern vielmehr als Haushaltsvorstände bis zur Erlangung der Volljährigkeit (die im Übrigen auch nicht genau gerereglt war) des Nachfolgers erwähnt. Wie hätten auf einem Hof miternährte Urgroßeltern, Tanten, Altersschwache, Knechte, Kinder etc. Steuern und Abgaben entrichten sollen? Diese hafteten auf den Gütern (Vogtei, Hof oder ähnlichen Begriffen), die die Grundlage zu ihrer Erwirtschaftung darstellten. Soweit meine Beobachtungen, die für die Zeit des Alten Reiches gelten.

Ich weiß nicht auswendig, ob im Code Civil geregelt ist, wer Steuern zahlen mußte. Vielleicht hilft Dir auch ein Blick in Hans-Heinz Gerhard, Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken, Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde des Saarlandes, Band 1, Saarbrücken 1960.

Beste Grüße

Hans-Joachim

 

Dr. Hans-Joachim Kühn

Kreuzstraße 26

D-66701 Düppenweiler

 

' 06832 801989

E-Mail: hans-joachim-kuehn(a)gmx.de

Internet: www.hans-joachim-kuehn.de

 


Von: regionalforum-saar-bounces+hans-joachim-kuehn=gmx.de(a)genealogy.net [mailto:regionalforum-saar-bounces+hans-joachim-kuehn=gmx.de(a)genealogy.net] Im Auftrag von Roland Geiger via Regionalforum-Saar
Gesendet: Montag, 4. Mai 2015 22:08
An: regionalforum-saar(a)genealogy.net
Betreff: [Regionalforum-Saar] Steuerpflicht im 18ten Jahrhundert

 

Salve,

 

wir lesen viel darüber, was unsere Altvorderen an Steuern zahlen mußten.

 

Aber wer wurde eigentlich ab wann in die Pflicht genommen?

 

D.h. wie alt mußte jemand sein, um seinen Zehnt oder was auch immer bezahlen zu müssen?

 

Galt das nur für Familien resp. deren Oberhaupt oder auch für Einzelpersonen?

 

Kennt sich da jemand aus?

 

Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] hexerei und öffentlichkeit

Date: 2015/05/05 21:45:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

From:    Johanna E. Blume <j.blume(a)mx.uni-saarland.de>
Date:    06.05.2015
Subject: Tagber: Hexerei und Öffentlichkeit
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Petra Kurz, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart; Wolfgang
Behringer, Universität des Saarlandes/Rita Voltmer, Universität
Trier/Arctic University of Norway, Tromsø, Arbeitskreis
Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH)
19.02.2015-21.02.2015, Stuttgart

Bericht von:
Johanna E. Blume, Historisches Institut, Universität des Saarlandes
E-Mail: <j.blume(a)mx.uni-saarland.de>

Zunächst begrüßte Akademiereferentin Petra Kurz alle Anwesenden und
beglückwünschte die Mitglieder des Arbeitskreises zu dessen 30jährigem
Bestehen. Pointiert ließ sie die Geschichte des Arbeitskreises
Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH) Revue passieren und gab der
Hoffnung Ausdruck, dass die gute Zusammenarbeit weiterhin fortgesetzt
werde. Nach der Begrüßung der Tagungsteilnehmer verwies Rita Voltmer,
die aufgrund der Erkrankung von Wolfgang Behringer die Leitung übernahm,
zunächst auf die beiden letzten Tagungen (2012 und 2014), bei denen
"Hexerei in den Medien" im Mittelpunkt gestanden hatte. Interessiert
habe dabei, wie das medial konstruierte "Wissen" um Magie und Hexerei
sowie die damit verknüpften Tatbestände durch die gattungsbedingten
Funktionen spezifischer Medien geprägt, wie Bilder und "Erzählungen"
(narratives) von Hexerei und Magie in Predigten, Gerichtsakten,
Traktaten und Zeugnissen der Publizistik erschaffen wurden. Diesmal
konzentriere sich die Tagung noch mehr auf die Interaktion im
öffentlichen Raum. Dabei hob Voltmer hervor, dass der Begriff
Öffentlichkeit höchst schwierig zu definieren sei. Mit Ann C. Zimmermann
lasse sich Öffentlichkeit am besten durch das erklären, was sie nicht
sei: weder geschlossen, noch geheim oder privat. Sie verwies auf deren
drei, in der Forschung unterschiedenen Bedeutungsebenen: Öffentlich
seien 1.) Vorgänge von allgemeinem Interesse, 2.)
Kommunikationsstrukturen, die sich an alle richteten und 3.) die
Zugangsoffenheit von Räumen und Plätzen. In diesem Kontext sei die
Hexenthematik daher durch ihre mediale und räumliche Breitenwirkung
nicht nur von allgemeinem, also öffentlichem Interesse gewesen, sondern
habe durch mediale Vermittlung einen öffentlichen Kommunikationsraum
geschaffen. Sie sei sowohl im barocken Theater als auch bei der
Exekution öffentlich zugänglich und erfahrbar gemacht worden. Auch
heute, wo die Themen "Hexerei" und "Hexenverfolgung" in den Printmedien
und im Film eine breite Rezeption erführen, werde immer wieder aufs Neue
ein solcher öffentlicher Kommunikationsraum geschaffen. Dabei handele es
sich nicht um die "eine" Öffentlichkeit, sondern jeweils um
Teil-Öffentlichkeiten, die sich in der Interaktion mit unterschiedlichem
Publikum konstituierten. Die Forschung differenziere dabei zwischen 1.)
Encounter-Öffentlichkeiten (dem zufälligen Treffen mehrerer Personen),
2.) Versammlungs-Öffentlichkeiten (mit festgelegten Rollen und Inhalten)
und 3.) der massenmedialen Öffentlichkeit, die sich nicht durch die
Präsenz eines Publikums, von Zuschauern oder Teilnehmern etabliere,
sondern durch die mediale Vermittlung. Dieser Einteilung wurden auch die
Vorträge gerecht.

Die erste Sektion "Theater" eröffnete GABRIELA DRAGNEA HORVATH (Florenz)
mit ihrem Beitrag "Höllischer Ehrgeiz und himmlische Macht. Macbeth:
Theater und Magie im Elisabethanischen Theater". Darin stellte sie die
dämonologische Komponente im Stück "Macbeth" (1606) von William
Shakespeare vor und erläutert die besonderen politisch-religiösen
Hintergründe im zeitgenössischen England: Besonders James I. war der
Überzeugung, dass allein der König als Oberhaupt der englischen Kirche
Wunder tun könne und alle andere Magie vom Teufel käme. Das Stück
bestätige auf den ersten Blick dessen "Demonology" (1597), indem es die
Effekte der teuflischen Einmischung in die Natur (Unfruchtbarkeit Lady
Macbeths, Vertauschung von Wahrheit und Lüge, Umkehrung der natürlichen
Ordnung) thematisiere und als deren Konsequenzen die Vernichtung des
Tyrannen und seiner Frau stehe. Dennoch könne man die Darstellung der
drei Hexen, die im elisabethanischen Theater von älteren Männern
verkörpert worden seien, auch als Fantasiefiguren oder gar männliche
Schöpfungen lesen und einen ironischen Umgang Shakespeares mit Hexerei
herauslesen. In der Diskussion wurde intensiv auf die Frage eingegangen,
inwieweit es sich um die Umsetzung dämonologischer Vorstellungen der
Zeit handele oder hauptsächlich theatralische Mittel angewendet worden
seien.

RITA VOLTMER (Trier/Tromsø) widmete sich zu Beginn der zweiten Sektion
"Gericht und Öffentlichkeit" dem Ereignis, das häufig am Ende eines
Hexenprozesses stand. In ihrem Vortrag "'Exekutionstheater' - Zur
Bedeutung öffentlicher Hexenhinrichtungen" erörterte sie, inwieweit die
Hinrichtung von Hexen ritualisiert war, welchen Zwecken sie diente und
ob Unterschiede zu den Hinrichtungen in anderen Kriminalprozessen
existierten. Zunächst skizzierte sie die generellen Charakteristika
frühneuzeitlicher Exekutionen: Sie seien Manifestation obrigkeitlicher
Autorität gewesen, sollten die Wiederherstellung der gestörten Ordnung
bewirken und der Abschreckung dienen. Darüber hinaus sei der Straftäter
als Büßender inszeniert worden, der eine öffentliche conversio zum armen
Sünder unterlaufen habe. Auch die Zuschauenden hätten spezifische Rollen
innerhalb dieses ritualisierten Spektakels eingenommen, wie auch die
Ausführenden, denen ihre Tätigkeit keineswegs misslingen durfte. Mittels
kritischer Analyse ikonographischer und schriftlicher Quellen legte
Voltmer dar, dass Hexenhinrichtungen zwar die gleichen Eigenschaften
aufgewiesen hätten wie andere, dass jedoch der Ablauf und die
Ausgestaltung jeweils modifiziert worden sei, je nach Adressaten,
Frequenz der Prozesse, juristischem Personal, rechtlichen Grundlagen
sowie Geschlecht, Status, Rang und Konfession der Verurteilten.
Zentrales Element sei jedoch die besondere Inszenierung der conversio
gewesen, wobei die in den Prozessakten betonte Annahme der Rolle des
Büßenden durch die Verurteilten kritisch hinterfragt werden müsse.

Ein spezifisches, von den neuen halbstaatlichen iberischen Inquisitionen
inszeniertes Ritual beschrieb IRIS GAREIS (Frankfurt am Main) in
"Inszenierungen des Gottesgerichts: Zauberei- und Hexereidelikte im
Autodafé". Dieser öffentliche "Akt des Glaubens" bestand aus
Prozessionen vom Inquisitionssitz zum Ort des Autodafés und in der
Verlesung der Anklagepunkte und Urteile derjenigen, die von den
Inquisitoren eines Glaubensdelikts für schuldig befunden wurden, also
unter anderem Magie Praktizierende, Bigamisten und conversos. Es habe
auf die Wiederherstellung der politischen und religiösen Ordnung
abgezielt, ihrer Repräsentation und Konstitution sowie der Vertreibung
des Bösen (Purifikation) gedient. In den meist als Teil größerer
Festlichkeiten aufwendig ausstaffierten Zeremonien wurden die reuigen
Angeklagten in die Gemeinschaft der Gläubigen und damit in die
Gesellschaft wiederaufgenommen und die unbußwilligen zum Tode
Verurteilten endgültig ausgeschlossen. Das Publikum sollte ebenfalls
durch dieses Übergangsritual geläutert und diszipliniert werden, indem
die Anwesenden gemeinsam den rechten Glauben bestätigten und
bekräftigten und so zu einer religiösen und politischen communitas
verschmolzen. Die nur selten vor der Spanischen Inquisition verhandelten
Hexereidelikte hätten größte Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wobei
teilweise erst die öffentlich verlesene detaillierte Deliktbeschreibung
Hexenpaniken in den entsprechenden Gebieten ausgelöst habe. Derlei
Veranstaltungen hätten also unabsichtlich das Wissen über das Hexenwesen
verbreitet und die Anwesenden erst von der Existenz der Hexen überzeugt.
Daraus resultierende Selbstanzeigen und Denunziationen seien jedoch
nicht von der Inquisition intendiert gewesen und den mit dem Autodafé
verbundenen Zielen entgegengelaufen.
   
Das Nachleben frühneuzeitlicher Medien stellte MARION GIBSON (Penryn) in
der Sektion 3 mit ihrem Beitrag "English Witchcraft Pamphlets and their
Afterlives in Contemporary Culture" in den Mittelpunkt. Sie untersuchte
eine Reihe von Beispielen, die Motive der ersten in England publizierten
Pamphlete über Hexerei verwendeten, welche zwischen den 1560er- und
1580er-Jahren veröffentlicht wurden: Abigail Dochertys Hörspiel "Ursula
and Boy" (2011), die Folge "The Straw Woman" der Fernsehserie "Midsomer
Murders" (2004), Caryl Churchills feministisches Theaterstück "Vinegar
Tom" (1976) und das Internetblog einer jungen, unbekannten Frau, das
eine für das Videospiel "The Sims 3: Supernatural" (2012) entworfene
moderne Hexe zeigt. Jeder Text verwende Charaktere, die nach den Hexen
in den Pamphleten benannt sind, um bestimmte Themen zu behandeln: die
Ungleichbehandlung der Geschlechter, ökonomische Ungleichheit, die Hexe
und das Recht und die Hexe und die dörfliche Gemeinschaft. Vor allem das
Blog, dass zunächst als gedankenlose Wiederverwendung des Namens einer
Hexe für einen Online-Avatar erscheine, zeige die bis heute andauernde
Relevanz des Diskurses über Macht, Fantasie und Ausgrenzung, die mit der
Hexe assoziiert würden. Ihr Motiv fungiere also bis heute als Mittel,
auf gesellschaftliche Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.

Die medial verarbeitete Hexenfigur im 20. Jahrhundert veranschaulichte
CHRISTINA SEITZ (Oftersheim) in der Sektion 4 "Film in Die Hexe im Film.
Die Rezeption eines Stereotyps aus Antike, Mittelalter und Früher
Neuzeit in US-amerikanischen Kino- und Fernsehproduktionen". Anhand
verschiedenster Filme aus mehreren Jahrzehnten, in denen eine stereotype
Hexenfigur auftritt, machte sie zwei Typen aus: zunächst die Hexe als
Täterin und Schadenszauberin, die sowohl in Trickfilmen wie "Disney's
Snow White" (1937) in Form der "evil queen/old hag" zu finden sei, als
auch als gezielt abstoßend gezeichnete Seherin Mortianna in "Robin Hood
- King of Thieves" (1991) oder zerstörungswütige Geliebte Alex Forrest
in "Fatal Attraction" (1987). Dabei bedienten sich die Filme antiker
(Knochenschau) und frühneuzeitlicher ikonographischer Elemente (Katze
und Kochtopf). Doch trete die Hexe auch als positiv besetzte Heldin auf,
wie "The Witches of Eastwick" (1987) oder die Fernsehserie "Charmed"
(1998-2006) zeige. Dabei seien Stilmittel wie der Rückgriff auf
pseudo-mittelalterliche Welten sowie die Verwendung neuheidnischer
Elemente (Wicca-Kult) zu beobachten. In den letzten Jahren sei noch die
Figur der gelehrten Hexe wie Hermione Granger aus "Harry Potter"
(2001-2011) dazugekommen, die eine bis dato männlich konnotierte
Eigenschaft der aktiven Wissensaneignung verkörpere und durchweg als
weibliche Identifikationsfigur herhalte.

Vertieft auf die Geschichte "Die Hexen von Eastwick" ging WOLFGANG
SCHILD (Bielefeld) ein. Er verglich John Updikes (1932-2009) Roman
(1984), den darauf basierenden Film (1987), das Musical (2000/12) und
die Fernsehserie (2009) miteinander und konzentrierte sich dabei auf die
Präsenz frühneuzeitlicher dämonologischer Vorstellungen. Wenn der
Romanautor auch nur rudimentäre Kenntnisse des elaborierten
Hexereibegriffs besessen hätte, fänden sich bei ihm am stärksten dessen
Motive wie Teufelsbuhlschaft, Tierverwandlung und Schadenszauber. Im
Film dagegen werde der Protagonist zunächst entdämonisiert und der
Schwerpunkt liege auf der Selbstverwirklichung und sexuellen Erfüllung
der Hexen. Den Anforderungen an einen Bühnendarsteller sei es
geschuldet, dass der Fokus im Musical nicht nur auf dessen wilde Tänze
gelegt würde, sondern die ursprünglich als abgrundtief hässlich
beschriebene Teufelsfigur zudem attraktiv wirken solle. Die Fernsehserie
habe dagegen kaum mehr mit dem eigentlichen Plot zu tun, was eventuell
zu ihrer Kurzlebigkeit beigetragen habe.

Den zweiten Tag und damit die Sektion "Neues aus der Forschung" leitete
ALEXANDRA KOHLHÖFER (Mainz/Münster) mit dem Vortrag "Lasterhafte
Trunkenbolde oder von Gott Begnadete? Mythos und Verfolgung der
saludadores in Nordspanien (Schwerpunkt 17. Jahrhundert)" ein, bei dem
sie eine fast ausschließlich männliche Domäne von Heilern und
Segenssprechern vorstellte, die nur im iberischen Raum auftrat. Auf der
einen Seite seien diese durch bischöfliche Lizenzen befugt, Dörfern ihre
Dienste als Heiler und Hexenerkenner anzubieten, auf der anderen Seite
habe die Inquisition sie wegen Ausübung magischer Praktiken verfolgt.
Öffentlichkeit habe dabei sowohl eine Rolle bei der Prüfung ihrer
Fähigkeiten vor den Stadt- oder Gemeinderäten, als auch bei der Ausübung
ihrer Tätigkeiten gespielt. Durch die Untersuchung von Traktaten und
Prozessakten konnte Kohlhöfer nicht nur zeigen, wie ambivalent das
Gewerbe der saludadores von Dämonologen und kirchlichen wie weltlichen
Gerichten bewertet wurde, sondern auch welche weiteren Faktoren dabei
eine Rolle spielen konnten, wie Nichtsesshaftigkeit, Betrug, religiöse
vs. magische Praktiken, deviante Sexualität und verschiedene
Rechtsauffassungen.

LAURA KOUNINE (Berlin) zeigte in "Emotions and gender in witch-trial
narratives" am Beispiel eines Prozesses, der sich 1616 in Münchingen
ereignete, wie Magistrate versuchten, dem in der Carolina und dem
Landrecht nur unscharf gezeichneten Hexereidelikt auf die Spur zu
kommen. Vor allem um die Schadensintention nachzuweisen, die in
Württemberg ausreichte, um wegen eines Hexereideliktes angeklagt zu
werden, habe die von der Angeklagten gezeigten Emotionen eine große
Rolle gespielt. Im Vergleich mit anderen Prozessen in Württemberg konnte
Kounine zeigen, dass Regungen wie Verzweiflung oder Gleichgültigkeit und
deren physische Auswirkungen Tränen, Schweiß und Gesichtsfarbe
unterschiedlich interpretiert wurden, je nach Geschlecht, Ehestatus und
ob Emotionsregungen als authentisch eingeschätzt wurden oder nicht.
Zudem wies sie auf verwandtschaftliche bzw. freundschaftliche Netze
innerhalb der Ortsgemeinschaft hin, die unter Umständen vor Besagungen
habe schützen können, so lange sich jedes Mitglied einem bestimmten
Verhaltenskodex gemäß verhalten hätte. Dieser habe für Frauen auch das
Zeigen bestimmter Emotionen wie Mitgefühl enthalten, deren Fehlen erst
verdächtig gemacht habe, wie der Fall in Münchingen demonstriere.

Den abschließenden Vortrag hielt JUDITH VENJAKOB (Bielefeld/Erlangen)
mit dem Titel "Die Holzschnitte in Ulrich Molitors 'De laniis': Eine
neue Ikonographie für das Hexenstereotyp? Verschiedene Fassungen im
Vergleich mit Druckgrafiken des späten 15. Jahrhunderts". Sie wies nach,
dass der Hexenflug von Beginn an das signifikanteste Zeichen bildlich
dargestellter Hexen sei, da er sich von der Darstellung des klassischen
Ketzerstereotyps besonders gut abgegrenzt habe. Dies illustriere nicht
nur die erste belegte Darstellung einer fliegenden Hexe im "Le Champion
des Dames" (1441/42), sondern auch die Bildserien in den verschiedenen
Druckversionen Ulrich Molitors "De laniis" (1489). Indem Venjakob
Verwandtschaften in Kleidung und Gesichtern der veranschaulichten Hexen
sowie Ähnlichkeiten der Bildkulissen mit Drucken geographisch naher
Werkstätten hervorhob, konnte sie zeigen, dass bei der ersten gedruckten
Hexenbildserie auf bestehende Ikonographien - vermutlich aus
finanziellen Gründen - rekurriert wurde. Bis auf die Einfügung von
Attributen wie Ofengabeln und Kessel, Schlange, Hagelkörner wurde also
für die Hexenbilder keine neue Bildsprache geschaffen. Während sich das
Schadenszaubermotiv in der Bildwelt der Frühen Neuzeit nicht
durchgesetzt habe, sondern zur Hexengruppe um einen Kessel ohne
Unwetterwolke umgewandelt wurde, sei das Flugmotiv in zahlreichen
Hexenbildern des 16. und 17. Jahrhunderts als signifikantes Symbol
etabliert worden.

In der Abschlussdiskussion wurde hervorgehoben, dass gerade die
Interaktion mit dem Publikum in der Öffentlichkeit Hexennarrative
konstituiert und produziert habe. Diese Wechselwirkung sei jedoch in
verschiedenen Regionen Europas unterschiedlich vonstattengegangen, wie
das Beispiel der iberischen Halbinsel zeigt. Hier wurden zwar ähnliche
Wissensbestände in der Öffentlichkeit tradiert (z.B. der kumulative
Hexereibegriff), aber andere magische Vorstellungen (z.B. das Wirken der
saludadores) traten in den Vordergrund. Gerade die öffentlichen
Inszenierungen bei Exekutionen oder durch die Inquisition leiteten die
Wahrnehmungen in eine spezifische Richtung. Die Transferwege des
ikonographischen Motivs vom Hexenflug haben wiederum gezeigt, wie andere
Hexerei-Motive verdrängt werden konnten. Gerade das Neben- und
Durcheinander heterogener wie homogener Narrative und Wissensbestände
macht das Identifizieren von Transferwegen und Umdeutungen schwierig,
zumal bei weitem noch nicht alle Texte, Topoi, Exempla, neue und alte
Narrative europaweit entschlüsselt sind. Dies wäre aber notwendig, um
Tradierungslinien und -ketten sowie Brüche nachverfolgen zu können.
Einmal mehr hat auch diese Tagung - wie die vorangegangenen beiden
Tagungen zum Thema "Hexerei und Medien" - gezeigt, dass die Forschung
sich noch wesentlich intensiver mit der Frage beschäftigen muss, wie
ganz konkret bestimmte Narrative, Konstrukte und Wissensbestände
europaweit und in den Kolonien weitergegeben und modifiziert worden
sind. Die nächste, große Tagung des AKIH (Weingarten, 28.09.-
01.10.2016) wird sich daher beschäftigen mit: Magie, Zauberei, Hexerei -
Wissenskulturen im Kontext/Magic, sorcery, witchcraft - Cultures of
knowledge in Context (OrganisatorInnen: Rita Voltmer, Iris Gareis, Hans
de Waardt).

Konferenzübersicht:

Gabriela Dragnea Horvath (Florenz), Höllischer Ehrgeiz und himmlische
Macht. Macbeth: Theater und Magie im Elisabethanischen Theater

Rita Voltmer (Trier/Tromsø), "Exekutionstheater" - Zur Bedeutung
öffentlicher Hexenhinrichtungen

Iris Gareis (Frankfurt am Main), Inszenierungen des Gottesgerichts:
Zauberei- und Hexereidelikte im Autodafé

Marion Gibson (Penryn), English Witchcraft Pamphlets and their
Afterlives in Contemporary Culture

Christina Seitz (Oftersheim), Die Hexe im Film. Die Rezeption eines
Stereotyps aus Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit in
US-amerikanischen Kino- und Fernsehproduktionen

Wolfgang Schild (Bielefeld), Die Hexen von Eastwick

Alexandra Kohlhöfer (Mainz/Münster), Lasterhafte Trunkenbolde oder von
Gott Begnadete? Mythos und Verfolgung der saludadores in Nordspanien
(Schwerpunkt 17. Jahrhundert)

Laura Kounine (Berlin), Emotions and gender in witch-trial narratives

Judith Venjakob (Bielefeld/Erlangen), Die Holzschnitte in Ulrich
Molitors De laniis: Eine neue Ikonographie für das Hexenstereotyp?
Verschiedene Fassungen im Vergleich mit Druckgrafiken des späten 15.
Jahrhunderts

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<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5955>

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[Regionalforum-Saar] auf dem Friedhof, aber nicht im Standesamt

Date: 2015/05/05 22:07:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,
 
ich habe eine Frage:
 
Bei uns in St. Wendel auf dem sog. Ehrenfriedhof liegen deutsche Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Bei einem ist mir etwas aufgefallen, und beim Nachprüfen hat sich das bei anderen bestätigt:
 
Josef Przibille, + 17.03.1945 in St. Wendel
bestattet auf dem Friedhof St. Wendel im Gräberfeld aus dem 2. Weltkrieg
4. Reihe von vorne, 4ter von rechts., Grab 495
 
Wenn jemand in St. Wendel stirbt, wird sein Tod festgestellt, ein Totenschein ausgestellt, dem Standesamt übermittelt, das daraufhin einen Sterbeeintrag vornimmt. Dann erfolgt die Beerdigung.
 
Der o.a. Soldat starb laut Grabstein am 17. März 1945, lt. Gräberverzeichnis in St. Wendel. Im Standesamt ist er nicht vermerkt.
 
Nun wurden gerade im Krieg nicht immer alle Standesamtseinträge zeitnah erledigt, weil das Amt nur auf offizielle Dokumente reagierte. Am Ende jedes Jahres findet sich ein Namensregister mit den Namen der Toten und der Registrierungsnummer. Wird ein Todesfall von 1945 erst 1946 dem Amt gemeldet, dann trägt das Amt den Todesfall im Buch von 1946 ein, macht aber hinter dem Register von 1945 einen entsprechenden Vermerk.
 
Mir scheint, daß bei Soldaten das Militär bzw. eine besondere Stelle den Tod registrierte und meist erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus diesen Unterlagen eine Information ans Standesamt ging, weshalb so viele Einträge für 1944 oder 1945 erst 1946 oder noch später erfolgten.
 
Frage 1: Weiß jemand, wie das genau vor sich ging?
Frage 2: Warum ist mein gesuchter Soldat, der auf dem Friedhof liegt, im Standesamt nirgends vermerkt? Es ist kein Einzelfall, ich habe hier schon mindestens 10 solcher Fälle.
 
Im Begräbnisbuch steht unter Bemerkungen „Hauptverbandsplatz“, was vermutlich die St. Wendeler Kaserne war (da bin ich mir aber nicht sicher).
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 

[Regionalforum-Saar] Geschichte der Familie Bruch - Vortrag in St. Wendel am Samstag

Date: 2015/05/07 23:31:48
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

Verein für Landeskunde lädt ein zur Tagung nach St. Wendel

Thema ist unter anderem Geschichte der Familie Bruch

St. Wendel. Zu ihrer monatlichen Tagung treffen sich die Mitglieder des Vereins für Landeskunde im Saarland (VLS) am Samstag, 9. Mai, 15 Uhr, in St. Wendel im Kasino Bruch in der Welvertstraße. Zu der Mai-Tagung, die traditionsgemäß gemeinsam mit der Kreisgruppe Kusel des Historischen Vereins der Pfalz organisiert wird, ist folgendes Programm vorgesehen:

Der Historiker Bernhard Planz referiert über die „Geschichte der Familie und des Unternehmens Bruch“.

Anschließend wird Thomas Bruch über „Aktuelle Situation und Unternehmensphilosophie“ sprechen.

Dann werden Fragen beantwortet.

Zum Schluss werden die Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt vorgestellt sowie Termine und Veranstaltungen zu Themen der Landeskunde bekannt gegeben.

Nicht nur die Mitglieder des VLS, sondern alle an der saarländischen Geschichte interessierten Bürger sind eingeladen. hjl

Information beim VLS-Vorsitzenden Friedrich Denne, Hauptstraße 90, 66578 Schiffweiler, Telefon (0 68 21) 96 21 56, E-Mail: Friedrich.Denne(a)t-online.de.

[Regionalforum-Saar] Jüdischer Friedhof Ottweiler

Date: 2015/05/08 06:54:10
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>


Einladung
zum Besuch des  jüdischen Friedhofes in Ottweiler

Erste Hinweise auf jüdische Bewohner in Ottweiler datieren aus der 2. Hälfte des 18.Jh. Die Fürsten Wilhelm Heinrich und sein Sohn Ludwig hatten ein sehr distanziertes Verhältnis zum Zuzug jüdischer Familien nach Ottweiler. Erst nach dem Ende des Hauses Nassau-Saarbrücken im Anschluss an die Französische Revolution kam es zu Veränderungen. Napoleon ließ 1803 in Trier, der  Hauptstadt des Departements de la Sarre, alle Nationalgüter (Liegenschaften der Fürsten, Kirchen und Klöster) versteigern. Einige jüdische Familien nutzten dies und ersteigerten mehrere Liegenschaften in Ottweiler, vor allem rund um den Schlossplatz. Es entstand in unserer Stadt eine jüdische Gemeinde.
Bis 1843 bestatteten die Ottweiler Juden ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Illingen. Auf Anordnung des damaligen Landrates Carl von Rohr musste die hiesige Judengemeinde ab 1842/43 ihre Verstorbenen in Ottweiler bestatten. Seit dieser Zeit gibt es den jüdischen Friedhof in unserer Stadt.
Er ist die einzige noch wirklich existierende Erinnerungsstätte an die ehemalige jüdische Gemeinde in Ottweiler. Viele ältere Mitbewohner wundern sich, dass es den Friedhof noch gibt, jüngere Bürger unserer Stadt sind oft erstaunt, dass überhaupt ein jüdischer Friedhof existiert.  „Gegen das Vergessen“, dies ist ein Grund dafür, dass wir Führungen über den Friedhof anbieten. Wir laden Sie ein, die besondere Atmosphäre dieser Erinnerungsstätte zu erleben.
Samstag, den 9. Mai 2015 – 15:00 Uhr
Treffpunkt: Am Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (ca. 80 m hinter der Abzweigung Karl-Marx-Straße zum Schwimmbad)
Dauer der Führung: ca. 1 Stunde (Hans-Joachim Hoffmann/Klaus Burr)

[Regionalforum-Saar] wider das vergessen

Date: 2015/05/08 08:53:07
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

gestern in der SZ:
 
Wider das Vergessen“

Lesung, Andacht und Stolpersteine-Putzaktion erinnern an das Ende des 2. Weltkriegs

Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich am kommenden Freitag zum 70. Mal. Millionen Menschen sind ums Leben gekommen; andere hatten überlebt, waren aber in Gefangenschaft, auf der Flucht, körperlich versehrt oder traumatisiert. Zum Jahrestag gibt es einige Veranstaltungen in der Region.

Alsweiler/St. Wendel. Als 17-Jähriger wurde er 1942 in die Wehrmacht eingezogen und nahm als Panzersoldat am Zweiten Weltkrieg teil. So kämpfte der junge Siegfried Kleemann unter anderem in Stalingrad – und kam wieder heil aus dem Kessel heraus. 1944 geriet er in sowjetische Gefangenschaft. Über seine Erlebnisse in dieser Zeit hat der einstige Leutnant und spätere Schulrektor in Türkismühle 1981 auf der Basis umfangreicher Aufzeichnungen einen sehr persönlichen Bericht verfasst, den der Heimatforscher Robert Groß vor kurzem als Buch unter dem Titel „Ich war ein Plenni“ herausgegeben hat.

Zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges wird Robert Groß dieses Buch am Freitag, 8. Mai, um 19.30 Uhr, bei einem Historischen Abend des Geschichtsforums Alsweiler im Hiwwelhaus in Alsweiler vorstellen und einzelne Passagen daraus lesen.

Außerdem wird er die Schilderungen durch Anmerkungen zum historischen Hintergrund ergänzen. Unter anderem wird er das Kriegsgefangenenlager vorstellen, in dem Siegfried Kleemann gefangen war, und auf der Basis intensiver Recherchen auch zahlreiche Illustrationen präsentieren können. Auf diese Weise soll ein anschauliches Bild des Geschehens vor 70 Jahren vermittelt werden. Der Eintritt zur Lesung ist frei.

Zu einer Andacht zum Gedenken des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren lädt die Evangelische Kirchengemeinde St. Wendel ein. Die Friedensandacht beginnt um 15 Uhr am Freitag, 8. Mai, in der evangelischen Stadtkirche St. Wendel und endet im Kirchgarten mit dem Einpflanzen einer Friedensrose (Gloria Dei).

Der Heimat- und Kulturverein Ostertal hat im Jahr 2003 ein Buch herausgegeben, verfasst von Klaus Zimmer, in dem 50 Ostertaler Männer und Frauen von ihren Erlebnissen in Krieg und Gefangenschaft berichten. Da der Band bald vergriffen war, hat der Verein jetzt einen Neudruck aufgelegt. Das Buch mit 230 Seiten und zahlreichen Fotos kostet 18 Euro (plus Versandkosten) und kann bei Harry Weber in Niederkirchen, Tel. (0 68 56) 14 80, bestellt werden.

Der Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“, wird diesen Tag am Freitag, 8. Mai, mit einer Stolpersteine-Putzaktion und einem Informationsstand auf dem Schlossplatz in St. Wendel würdigen.

Ab 14 Uhr wird auf dem Schlossplatz an das Ende der Nazi-Diktatur und an das vergangene jüdische Leben der Kreisstadt erinnert. Die Putzaktion, bei der die 20 vorhandenen Stolpersteine gereinigt werden, wird unterstützt von Schülern der Projektgruppe „Wendalinum wider das Vergessen“. red

widerdasvergessen.de

[Regionalforum-Saar] Ein Ende wurde zum Neuanfang

Date: 2015/05/08 08:54:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ, St. Wendeler Teil:
 

Ein Ende wurde zum Neuanfang

Heute vor 70 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zuende

Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Heimatforscher im Kreis wollen die Erinnerung an die Zeit des Schreckens wach halten. Denn viele Generationen wissen nicht mehr, was Krieg bedeutet. Auch in St. Wendel marschierten gegen Kriegsende die Amerikaner ein.

Von SZ-Mitarbeiter Daniel Ames

St. Wendel. Vor genau 70 Jahren, am 8. Mai 1945, wurde die bedingungslose Kapitulation des Dritten Reichs unterzeichnet. Der von Deutschland entfachte Krieg war beendet. Für die Menschen im St. Wendeler Land begann die neue Zeitrechnung knapp zwei Monate davor – mit dem Einmarsch amerikanischer Soldaten. Es war das Ende, das zu einem neuen Anfang wurde.

Generationen wissen heute nicht mehr, was Krieg bedeutet. Damit die Erinnerungen an damals nicht verblassen, beschäftigten sich Heimatforscher im Kreis mit dem Dritten Reich. „Es war das Ende, das ein Anfang war“. So lautet der Titel des dritten Bands der Winterbacher Hefte, 1995 herausgegebenen von den Heimatfreunden Winterbach. Er dokumentiert die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Orts vor und während des Krieges. Wie sich die Nazis etablierten und wie Bewohner den Einmarsch der amerikanischen Truppen am 18. März 1945 erlebten. Alban Braun (damals 17 Jahre) berichtet in dem Buch: „Vor dem Hintergrund vieler dramatischer Ereignisse des Zweiten Weltkrieges erscheint die Besetzung unseres Dorfes durch amerikanische Truppen nur wie eine Momentaufnahme aus dem routinemäßigen Vordringen der Alliierten im nördlichen Saarland.“ Von offizieller Seite seien die Winterbacher nicht über das Herannahen der Front unterrichtet worden. „In den Abendstunden des 17. März (1945) war jenseits des Schaumbergs das kurze, trockene Knallen von Panzergeschützen zu hören.“ Bei der Frühmesse am darauffolgenden Morgen musste Pater Willems seine Predigt unterbrechen, als die Geschosshülsen eines angreifenden Jagdbombers – damals Jabo genannt – auf das Kirchendach prasselten.

Am 18. März 1945 drangen Teile der 80. amerikanischen Infanteriedivision sowie der zehnten Panzerdivision in den heutigen Landkreis St. Wendel vor. Auf dem Weg von Bliesen nach St. Wendel wurden sie von deutscher Artillerie, die sich auf der Kuppe bei Rassiers Mühle verschanzten, angegriffen und erlitten Verluste, wie Regionalhistoriker Roland Geiger berichtet. Eigentliches Ziel war der Rhein. General George Smith Patton gab den Befehl, schnellstmöglich in Richtung Kaiserslautern vorzustoßen.

Die zehnte Panzerdivision umging St. Wendel über Namborn, während sich die Infanteristen auf den Einmarsch in die heutige Kreisstadt am 19. März vorbereiteten. Geiger: „Die Amerikaner erwarteten größeren Widerstand in St. Wendel.“ Sie beschossen die Stadt mit Haubitzen. „Die Granaten schlugen willkürlich in der Stadt ein. Dabei starben im damaligen Schuhhaus Wagner in der Luisenstraße zwei Frauen, die sich während des Angriffs im Treppenhaus aufhielten.“ Ein weiteres ziviles Opfer starb Tags zuvor in Bliesen bei einem Unfall. Das Mädchen versteckte sich im Keller. Durch das Milchglasfenster konnte ein patrouillierender Soldat nur dessen Umrisse erkennen und schoss los.

Vom Durchmarsch der Amerikaner bis kurz vor St. Wendel existiert ein Film-Dokument. Es zeigt, wie die 80. Infanteriedivision am 18. März 1945 von Wadern über Primstal nach Bliesen vordrang. Es ist zu sehen, wie US-Truppen die deutsche Bevölkerung anweisen, Panzersperren zu räumen und endet mit einem Blick auf deutsche Kriegsgefangene, die abgeführt werden. Geiger hat das Zeitdokument über die Internetseite des National-Archivs in Collegepark im US-Bundesstaat Maryland (National Archives II) aufgespürt, sich zusenden und aufarbeiten lassen.

Der Saaler Heimatforscher Klaus Zimmer berichtet in seinem Artikel „Als es auf den Bahnhof Bomben regnete“ (erschienen in „Die Nazis aus der Nähe“, 2014, Seite 362 bis 376): „Im Gebiet um St. Wendel fanden nur einzelne Rückzugsgefechte statt, die das schnelle Vordringen der Amerikaner kaum beeinträchtigten. Der Volkssturm (ein propagandistischer Aufruf an alle waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren, den Heimatboden zu verteidigen) sei nirgends in Erscheinung getreten. Laut Zimmer sei es im Gebiet des heutigen Landkreises, an den drei Tagen zwischen dem 17. und 19. März 1945, jedoch noch zu Kämpfen mit der Wehrmacht gekommen, die zirka 200 Todesopfer forderten. Die heftigsten Gefechte gab es in Kastel (34 gefallene Soldaten, ein Zivilist), Winterbach (22 gefallene Soldaten, sechs Zivilisten) und Dörrenbach (zehn gefallene Soldaten).

Die amerikanische Militärverwaltung etablierte in den Kreisstädten je eine Militärverwaltung und ersetzte die Bürgermeister durch Personen ohne nationalsozialistische Vergangenheit. So folgte Josef Bruch am 24. März als kommissarischer Bürgermeister von St. Wendel auf Alfons Tholey. Beide gehörten, laut Zimmer, am 19. März zu einer Delegation von Bürgern der Stadt, die den Amerikanern im Ford V8 des Malermeisters Eduard Angel mit gehisster weißer Flagge an den Kasernen Richtung Winterbach entgegenfuhren.

Hintergrund

Regionalhistoriker Roland Geiger hat in Gedenken an die Geschehnisse das Buch „Kriegszeiten – Sonderausgabe zum 70. Jahrestag des Einmarschs der Amerikaner ins St. Wendeler Land“ herausgegeben. Es beinhaltet auf 172 Seiten 19 Texte von Historikern und Zeitzeugen. Darunter das Kriegstagebuch des amerikanischen Stadtkommandanten von St. Wendel, Captain Stanley R. Jacobs, vom April 1945 und Berichte aus britischer Gefangenschaft von Hans Colling. Das Buch kostet zwölf Euro und ist in der Buchhandlung Klein, dem Brunnenlädchen sowie bei Roland Geiger erhältlich. Klaus Zimmer arbeitet die Kriegsgeschehnisse im St. Wendeler Land in seinem Text „Als es auf den Bahnhof Bomben regnete“ auf. Er ist in dem Buch „Die Nazis aus der Nähe – Im Mikrokosmos der Hitler-Diktatur, Spurensuche im St. Wendelener Land“ erschienen. Der 2014 von Edition Schaumberg verlegte Band umfasst insgesamt 478 Seiten. Darin widmen sich Historiker in 37 Texten der Aufarbeitung der NS-Zeit vor allem auf der örtlichen und regionalen Ebene. Es ist im Buchhandel für 39,90 Euro erhältlich. „Die Amis kommen!“ lautet der Titel einer 1995 herausgegebenen Dokumentation. Nach Ortschaften gegliedert liefern 65 Autoren Schilderungen zum Kriegsende in unserer Heimat. Das Buch wurde vom Landkreis St. Wendel herausgegeben und ist mittlerweile schon vergriffen. ame

auf einen Blick

Wer hat Erinnerungen an das Kriegsende und den Einmarsch der Amerikaner? Wir suchen Menschen, die aus ihrer Sicht von den Ereignissen berichten. Kontakt: St. Wendeler Redaktion: Tel. (0 68 51) 9 39 69 50, E-Mail: redwnd(a)sz-sb.de.

[Regionalforum-Saar] über den Künstler Albert Weisgerber, der am Sonntag vor 100 Jahren starb

Date: 2015/05/08 08:56:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 

Künstlerseele und Kriegseiferer

Paul Burgard über den Soldaten Albert Weisgerber, der am Sonntag vor 100 Jahren starb

Am Sonntag jährt sich der Tod Albert Weisgerbers zum 100. Mal. Er starb im Kugelhagel britischer Maschinengewehre an der Westfront. Damit, dass der 1878 in St. Ingbert geborene Künstler nicht nur ein großer Vertreter der Münchner Moderne war, sondern auch ein Kriegsbefürworter, der im selben Regiment wie Adolf Hitler kämpfte, tun wir uns bis heute schwer, sagt der Historiker Paul Burgard vom Saarländischen Landesarchiv. SZ-Redakteur Johannes Kloth hat mit ihm gesprochen.

Sie nähern sich Albert Weisgerber in Aufsätzen über die Umstände seines Todes. Warum?

Burgard: Weisgerber fiel im Ersten Weltkrieg an der Westfront – wie viele Soldaten, auch Künstler. Die „heroische“ Art allerdings, mit der er in den Tod ging, ist ungewöhnlich. Und sie irritiert heute viele, da sie nicht zu dem passt, was wir uns unter einer Künstlernatur vorstellen. Heute gilt – gerade unter Künstlern – der Pazifismus als selbstverständliche Grundvoraussetzung für das Leben. Weisgerber aber hat nicht nur den Krieg bejaht, er hat auch militärisch Karriere gemacht.

Man kann also kaum von Naivität sprechen, mit der die Kriegseuphorie der Künstler im Ersten Weltkrieg ja oft erklärt wird.

Burgard: Aus heutiger Sicht wird oft gefragt: Wie konnten Künstler nur so blind sein? Man sucht Erklärungen, die zur heutigen politischen Kultur passen, und landet so schnell bei Erklärungsmodellen wie Verführung oder Ähnlichem. Wir dürfen aber nicht unsere moralischen Wertmaßstäbe ansetzen, sondern müssen den historischen Kontext verstehen lernen und von dort zu einer Interpretation kommen. In dieser Zeit war eine Art „heroische Kultur“ die Normalität.

Auch im Künstler-Umfeld, in dem sich Weisgerber bewegte?

Burgard: Ja, die haben Nietzsches Vorstellung vom „Herrenmenschen“ genau gelesen. Wenn man die Schriften und Briefe von Franz Marc liest, sieht man, dass die Idee von einer „Reinigung“ der Menschheit weit verbreitet war.

Sie beschreiben, wie sich Weisgerbers Biografie mit der Adolf Hitlers kreuzt: An der Westfront waren sie im selben Regiment. Ist das nicht reiner Zufall? Warum ist das von Bedeutung?

Burgard: Ich habe mich gefragt, warum sich viele Menschen heute mit der Vorstellung schwer tun, dass diese Begegnung stattgefunden hat. Es hat wohl damit zu tun, dass der Name Hitler in den Augen mancher einen so großen Schatten auf Weisgerber wirft, dass er den Künstler in gewisser Weise desakralisiert. Was natürlich Unsinn ist. Der verschämte Umgang hindert uns daran, zu sehen, wer Weisgerber auch war. Er hindert uns daran, zu verstehen, dass zwei so unterschiedliche Figuren wie Hitler und Weisgerber letztlich in ähnlichem kulturellen Klima sozialisiert werden konnten. Und er hält die Fiktion aufrecht, der Nationalsozialismus wäre uns gewissermaßen als „Heimsuchung“ von einem anderen Stern geschickt worden. In Wirklichkeit entstand er in der Mitte der Gesellschaft.

Erstmals könnten sich die beiden 1913 in München über den Weg gelaufen sein, wo Weisgerber seit 1894 lebte.

Burgard: Ja, beide führten dort auf ihre Weise Künstlerexistenzen. Hitler zog aus dem ihm verhassten Wien nach München, wo er gerne Anerkennung als Künstler gefunden hätte, die ihm aber versagt blieb. Er schlug sich als Architekturmaler durch. Wie Weisgerber war er wohl auch viel in Cafés unterwegs, allerdings waren das nicht die Cafés der Künstlerischen Avantgarde.

1914 zogen beide in den Krieg.

Burgard: Da Weisgerber schon Wehrdienst geleistet hatte, wurde er als Reservist eingezogen, Hitler gehörte zu den Freiwilligen. Anders als Weisgerber war Hitler nur relativ kurz im Schützengraben, ab 9. November 1914 wurde er zum Meldegänger. Weisgerber wurde Zugführer, Anfang 1915 Offiziersanwärter und dann Kompaniechef. Ab März sind dann beide in der gleichen Kompanie. Die letzten Wochen seines Lebens ist Weisgerber also formal Hitlers Vorgesetzter.

Am 2. Dezember 1914 erhalten beide das Eiserne Kreuz.

Burgard: Hitler schrieb, dies sei der „größte Tag seines Lebens“. Auch Weisgerber fühlte sich sehr geehrt. Wenige Wochen später waren Weisgerber und Hitler auch dabei, als die Soldaten in den Kellerräumen eines halb zerstörten Klosters den Heiligabend feierten.

Weisgerber hörte mit dem Eintritt in den Krieg auf, zu malen. Was sagt das über ihn?

Burgard: Die Künstler, die in den Krieg zogen, haben dies unterschiedlich verarbeitet. Manche konnten nicht mehr malen, andere malten, um zu verarbeiten. Dass Weisgerber sich vornahm, nicht zu malen und es tatsächlich nicht tat, ist außergewöhnlich. Man könnte es so interpretieren, dass er für den Kampf aus Pflichtgefühl heraus seine „Künstlerexistenz“ ablegte. Oder umgekehrt: Er wusste, dass er für die Kunst eine Kraft bräuchte, die er nicht hatte. Sicher ist: Er nahm seine Rolle als Soldat sehr ernst.

Paul Burgards Aufsatz „Der Maler und das Monster“ ist erschienen in der aktuellen Ausgabe der „Saargeschichten“ (Edition Schaumberg).

[Regionalforum-Saar] Vortrag über Auswanderungen am Dienstag, 26.05.2015

Date: 2015/05/09 09:54:08
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

„Über die Auswanderung nach Nordamerika im 18ten und 19ten Jahrhundert“

 

Ein Vortrag mit Lichtbildern (Powerpoint)

von Roland Geiger, St. Wendel.

 

 

Dienstag, 26. Mai, nachmittags um 17.30 Uhr

im Lesesaal des Landesarchivs Saarbrücken

Eintritt frei

 

 

Sei gegrüßt, Nachkommenschaft!

Nachkommenschaft in Germanopolis!

 

Und erfahre zuförderst,

daß deine Eltern und Vorfahren

Deutschland, das holde Land,

das sie geboren und genährt,

in freiwilliger Verbannung verlassen haben

- oh, ihr heimischen Herde! -,

um in diesem waldreichen Pennsylvanien,

in der öden Einsamkeit,

minder sorgenvoll den Rest ihres Lebens in deutscher Weise,

das heißt: wie Brüder, hinzubringen.

 

Erfahre auch ferner, wie mühselig es war,

nach Überschiffung des atlantischen Meeres

in diesem Striche Nordamerikas den deutschen Namen zu gründen.

Und du, geliebte Reihe der Enkel,

wo wir ein Muster des Rechten waren,

ahme unserm Beispiel nach.

Wo wir aber, wie reumütig anerkannt wird,

von dem so schweren Pfade abgewichen sind,

vergieb uns,

und mögen die Gefahren, die andere liefen, dich vorsichtig machen.

 

Lebewohl, deutsche Nachkommenschaft!

Lebewohl, deutsches Brudervolk!

Auf immer lebe wohl!

 

Franz Daniel Pastorius, Germantown um 1700

[Regionalforum-Saar] Konferenz: Der Wiener Kongress

Date: 2015/05/10 23:11:57
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

From:    Dunja Houelleu <DHouelleu(a)dhi-paris.fr>
Date:    07.05.2015
Subject: Konf: Der Wiener Kongress 1814/15. Bilanz und Perspektiven -
         Paris 06/15
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Deutsches Historisches Instituts Paris
15.06.2015-16.06.2015, Paris, Deutsches Historisches Instituts Paris

Studientag des Deutschen Historischen Instituts Paris und des
Österreichischen Kulturforums in Paris in Zusammenarbeit mit den
Archives du ministère français des Affaires étrangères et du
Développement international.

Mit der Unterzeichnung der »Wiener Schlussakte« am 9. Juni 1815 wurde
die Landkarte Europas neu definiert und ein Verhältnis seiner Staaten
zueinander begründet, das für Jahrzehnte Bestand haben sollte. Das
200-jährige Jubiläum ist Anlass den Wiener Kongresse und seine Folgen in
einer multiplen Perspektive zu diskutieren. Das Kongressgeschehen und
die politischen Kommunikation werden dabei ebenso thematisiert wie
Fragen der kulturellen und alltagsgeschichtlichen Begleiterscheinungen,
der unmittelbaren Medialisierung oder der mittel- und langfristigen
Gedächtnisbildung.


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Lundi 15 juin 2015

09h00 Accueil et introduction

9h30 - 11h00 Les acteurs et leurs perspectives

Mark JARRETT
Castlereagh's hundred days: a view from London
Raphael CAHEN   
Friedrich Gentz (1764-1832): penseur, acteur et interprète du Congrès de
Vienne et du »système des congrès«
Michael ROHRSCHNEIDER    
Der Sekretär des Wiener Kongresses: Neue Quellen und
Forschungsperspektiven zu Friedrich von Gentz (1764-1832)

11h30 - 12h30 Le congrès et la »périphérie«

Claudia REICHL-HAM    
Die Habsburgermonarchie, das Osmanische Reich und die orientalische
Frage auf und nach dem Wiener Kongress
Friedemann PESTEL    
Das unmögliche Ancien Régime colonial. Restauration, Wiener Ordnung und
das postkoloniale Haiti

13h30 - 15h30 Résultats

Stella GHERVAS   
Du silence des canons à la paix des diplomates: deux visions de l'ordre
politique européen en 1815
Milos VEC    
Verrechtlichung und Rechtsvermeidung: Der Wiener Kongreß und das
europäische Völkerrecht des 19. Jahrhunderts
Kathrin KININGER
Die Schlussakte des Wiener Kongresses als völkerrechtliches Dokument
Michel KERAUTRET   
Le débat sur les résultats du congrès de Vienne à la fin du XIXe siècle


17h00 Conférence du soir

Heinz DUCHHARDT
Die »Wiener Ordnung« und die Welt »jenseits von Wien«             
commentée par Jacques-Olivier BOUDON (université Paris-Sorbonne)

18h30 Concert
Kreisler-Trio Wien
Concert commenté par Wilhelm SINKOVICZ: musique viennoise du temps du
congrès


Mardi 16 juin 2015

9h00 - 12h00 Le congrès de Vienne: événement et forum

M. KURZEL-RUNTSCHEINER
Der Wiener Kongress Backstage: Ein logistisches Meisterwerk
Marion KOSCHIER    
Die Rolle der Merchant Banker bei der Etablierung einer europäischen
Friedensordnung auf dem Wiener Kongress
Florian KERSCHBAUMER    
Die Frühsozialisten auf dem Wiener Kongress

Sarah LENTZ   
»[K]ind[ling] a Flame all round Vienna, which will greatly aid our
Cause« -  Der Wiener Kongress als Schauplatz der Lobbyarbeit britischer
Sklavereigegner am Beispiel ihrer Interaktion mit der preußischen
Gesandtschaft
Silvia RICHTER
Die Frage der jüdischen Emanzipation auf dem Wiener Kongress - Das
Beispiel Wilhelm von Humboldts
12h00 - 13h00 Discussion de clôture

14h00 Visite guidée de l'exposition autour du Congrès de Vienne au Musée
Carnavalet


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Dunja Houelleu

8 rue du Parc-Royal, 75003 Paris

dhouelleu(a)dhi-paris.fr

URL zur Zitation dieses Beitrages
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=27890

[Regionalforum-Saar] WG: Konf: Mittelalterliche und fruehneuzeitliche Rechnungen als Quellen der landesgeschichtlichen Forschung - Muenster 06/15

Date: 2015/05/16 18:44:39
From: rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>




Von Samsung Mobile gesendet


-------- Ursprüngliche Nachricht --------
Von: "HSK (Thomas Meyer)"
Datum:15.05.2015 20:43 (GMT+01:00)
An: H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU
Betreff: Konf: Mittelalterliche und fruehneuzeitliche Rechnungen als Quellen der landesgeschichtlichen Forschung - Muenster 06/15

From:    Dörthe Gruttmann <Doerthe.Gruttmann(a)uni-muenster.de>
Date:    12.05.2015
Subject: Konf: Mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechnungen als
         Quellen der landesgeschichtlichen Forschung -
         Münster 06/15
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Historische Kommission für Westfalen; LWL-Archivamt für Westfalen;
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
18.06.2015-18.06.2015, Münster, Vortragssaal des Landesarchivs NRW
Abteilung Westfalen, Bohlweg 2, 48147 Münster
Deadline: 10.06.2015

Die Historische Kommission für Westfalen lädt in Verbindung mit dem
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Westfalen und dem
LWL-Archivamt für Westfalen am 18. Juni 2015 zum Workshop
"Mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechnungen als Quellen der
landesgeschichtlichen Forschung" ein.
Der Workshop steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der
quellenbezogenen Grundlagenarbeit der Historischen Kommission und der
beiden Archive. Er wendet sich einer vernachlässigten Archivaliengattung
zu, die für die landesgeschichtliche Forschung wegen ihrer Vielfalt und
ihres Quellenwerts große Bedeutung besitzt. Der zeitliche Schwerpunkt
soll auf der Zeit vom Spätmittelalter bis zum Ende des Alten Reichs
liegen.
Die Einladung richtet sich an Vertreter der Landesgeschichte und an
Ortshistoriker, aber auch an allgemein historisch interessierte Personen
mit besonderem Interesse für die Erforschung der regionalen Geschichte.



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9.30 Anmeldung und Begrüßungskaffee

10.00 Dr. Mechthild Black-Veldtrup (Münster): Begrüßung

10.15 Prof. Dr. Michael Rothmann (Hannover): Zur Einführung - Rechnungen
des Mittelalters und der frühen  Neuzeit

11.00 Diskussion

11.15 Kaffeepause

11.45 Dr. Andreas Neuwöhner (Paderborn): Haushalt und Finanzen im
Spiegel kommunaler Rechnungen

12.15 Diskussion

12.30 Mittagspause

13.30 Prof. Dr. Gudrun Gleba (Osnabrück/Oldenburg): Klösterliche
Rechnungen

14.15 Dr. Ralf Maria Guntermann (Münster): Kirchliche Rechnungen in
Osnabrück

14.45 Diskussion

15.00 Kaffeepause

15.30 Elisabeth Heigl M. A. (Greifswald): Das Procuraturregister der
Universität Greifswald (1566-1769)

15.50 Simone Würz M. A. (Mainz): Die Augsburger Baumeisterbücher
(1320-1466)

16.15 Abschlussdiskussion

17.00 Ende der Veranstaltung

Den Flyer zum Workshop finden Sie auch noch mal unter folgender Adresse:
http://www.lwl.org/hiko-download/Workshop_Rechnungen_Prospekt.pdf


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Burkhard Beyer

Historische Kommission für Westfalen
48133 Münster
0251 - 591 4721

Burkhard.Beyer(a)lwl.org

Homepage <https://www.lwl.org/LWL/Kultur/HistorischeKommission>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=27943>

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    HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE
           H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU
Redaktion:
E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de
WWW:    http://www.hsozkult.de
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[Regionalforum-Saar] Neues Buch zum Hunnenring

Date: 2015/05/18 10:12:58
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>

 
Heute in der SZ:
 
Die Rolle des Hunnenringes: Neues Buch von Manfred Peter 
„Hochwald – Keltenland“, ist der Titel eines neuen Buches von Manfred Peter. Das Buch wird zur Eröffnung des Nationalparkes an Pfingstsonntag im Keltenpark am Hunnenring in Otzenhausen zum ersten Mal vorgestellt. Auf 305 Seiten mit zahlreichen Abbildungen behandelt Peter die Lebenswelt der Kelten, ihre Geschichte, Stammesstruktur, wirtschaftliche Ressourcen, Feste im Jahreskreislauf, die Bedeutung der Pflanzen sowie Essen und Trinken. Immer mit Bezug auf die Hochwaldregion.
 
 In einem zweiten Kapitel befasst er sich mit den Treverern, den beiden bei Caesar ausführlich erwähnten und beschriebenen Fürsten Indutiomarus und Cingetorix, ihrem Stammessitz sowie ihrem problematischen politischen Verhältnis. Der Autor schreibt über das Römerlager bei Hermeskeil und schließt auch daraus auf die Bedeutung des Hunnenrings im gallischen Krieg.
 
 Im dritten Kapitel schließlich beschreibt Manfred Peter den Hunnenring selbst, seine ursprüngliche Anlage zu Beginn der eigentlichen Keltenzeit (Latènezeit) sowie sein gewaltiger Ausbau kurz vor Ende der keltischen Epoche. Darüberhinaus werden die Ringwälle, Fürstengräber und Gräberfelder in seinem unmittelbaren Umfeld dargestellt. Auch die Frage nach dem wirklichen Namen des Hunnenrings wird erörtert. In seinen Schlussfolgerungen kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass der Hunnenring und die ihn umgebende Region sowohl zu Beginn als auch zum Ende der keltischen Epoche eine bedeutende Rolle gespielt haben.
 
 Manfred Peter beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte des Hunnenrings und hat schon zwei Bücher dazu veröffentlicht, „Das vergessene Erbe“ (1985) und „Indutiomarus – Der Herr des Ringwalls Otzenhausen“ (2009).
 
 Das Buch kostet 19 Euro. Es ist nach Pfingsten auch im örtlichen Buchhandel und bei der Tourist-Info in Nonnweiler erhältlich.


[Regionalforum-Saar] Eröffnung Nationalpark

Date: 2015/05/18 10:17:49
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>

 

 

Der Freundeskreis keltischer Ringwall Otzenhausen hat mir gerade diese Information zugesandt:

 

Sehr geehrte Freunde des keltischen Ringwalls Otzenhausen,

 

dieses Wochenende findet über Pfingsten die offizielle Eröffnung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald statt!

In diesem neuen Naturpark bildet der keltische Ringwall das südliche Eingangstor, welches sich derzeit noch in der Aufbauphase befindet.

 

Zur Eröffnung des Nationalparks finden an verschiedenen Stellen im/am Nationalpark entsprechende Aktivitäten statt, so auch und ganz besonders im Keltenpark!

 

Überblick

Samstag, 23. Mai: Feierliche Eröffnung Nationalpark am Erbeskopf. Besuchen Sie uns am Infostand der Gemeinde Nonnweiler. Eine Vertretung unseres Vereins im Keltenkostüm werden Sie dort auch finden. Beachten Sie bitte die Verkehrsregelungen (Park&Ride, siehe in der Mail unten)

 

Sonntag, 24. Mai: Aktivitäten im Keltenpark rund um das Thema Natur und Waldpädagogik mit Abendkonzert. Freilich ist auch der Freundeskreis keltischer Ringwall e.V. vertreten und wir freuen uns auf Ihren Besuch im Handwerkerhaus! In diesem Rahmen möchten wir Sie auf das neue Buch von Dr. Manfred Peter aufmerksam machen, dass an diesem Tag vorgestellt wird: "Hochwald - Keltenland".

 

Montag, 25. Mai: Erste Führungen durch Parkranger, so auch am Ringwall:

12.30 Uhr: "Ringtour", Treffpunkt Eingangstür Keltenpark (mit Nationalparkranger)

14.00 Uhr: "Thementour Wahrnehmungs-Paradies", Treffpunkt Eingangstür Keltenpark (mit Nationalparkführer)

 

 

Das Programm zur Veranstaltung finden Sie auf der Homepage der Gemeinde Nonnweiler, ebenso im Anhang dieser Mail:

http://www.nonnweiler.de/index.php?id=148&tx_mjseventpro_pi1[showUid]=1603

 

Das Programm der gesamten Nationalpark-Veranstaltung finden Sie auf der Homepage des Nationalparks:

http://www.nationalpark.rlp.de/fr/nationalpark-hunsrueck-hochwald/eroeffnungsfeier-des-nationalparks-hunsrueck-hochwald.html

 

[Regionalforum-Saar] Kriegserfahrungen erzählen

Date: 2015/05/25 19:48:58
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

From:    Davina Brückner <brueckn(a)uni-mainz.de>
Date:    26.05.2015
Subject: Tagber: Kriegserfahrungen erzählen
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Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Wien;
Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften, Johannes
Gutenberg-Universität Mainz
12.03.2015-13.03.2015, Wien

Bericht von:
Davina Brückner / Christine Waldschmidt, Forschungsschwerpunkt
Historische Kulturwissenschaften, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
E-Mail: <waldsch(a)uni-mainz.de>; <brueckn(a)uni-mainz.de>

Am 12. und 13. März 2015 fand am Internationalen Forschungszentrum
Kulturwissenschaften (IFK) in Wien in Kooperation mit dem
Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz die Tagung "Kriegserfahrungen erzählen"
statt. Ausgangspunkt für die Überlegungen war Walter Benjamins Diktum
vom nicht mehr erzählbaren Kriegserlebnis (so Benjamin in "Erfahrung und
Armut", 1933, und später in "Der Erzähler", 1937). Dieses Diktum diente
nicht nur als Einordnung der Kriegserfahrung in eine umfassende
Krisendiagnose, sondern auch als Anstoß für die Frage nach der
(Un)Möglichkeit, persönliche Kriegs- und Gewalterfahrungen mitzuteilen
bzw. objektivierbar zu machen.

Vom Krieg erzählen ist weniger der Zugang zur Kriegserfahrung als
derjenige zu ihrer Deutung, zu den Anstrengungen ihrer Objektivierung
und Archivierung und damit den kulturellen Paradigmen, welche die
Erfahrung und ihre erzählerische Gestaltung prägen. Dazu gehören nicht
zuletzt die Ausweise und Vermittlungsformen der Authentizität der
erzählten Kriegserfahrung. Die Tagung hatte eine kulturwissenschaftliche
Perspektive, die bereits durch die Zusammenstellung der Vorträge
hergestellt wurde: Jeweils zwei Vorträge waren exemplarisch einem
Kriegskontext (dem Hundertjährigen Krieg, dem Dreißigjährigen Krieg und
dem Zweiten Weltkrieg) gewidmet, wobei sich stets der Beitrag eines
Historikers und eines Literaturwissenschaftlers ergänzten.

HELMUT LETHEN (Wien) griff in seinem Grußwort Benjamins Befund vom Ende
des Erzählens und der Stummheit der Soldaten nach dem Ersten Weltkrieg
auf. Er betonte, dass Benjamin das Erzählen ganz explizit im Kontext
(einer existentiell ergreifenden) Erfahrung und eines
Gedächtnisdiskurses verstehe, während er im Gegensatz dazu die Flut der
Publikationen über den Krieg der Kategorie 'Nachricht' oder
'Information' zuordne.

JÖRG ROGGE (Mainz) schloss seine Einleitung an Benjamins Zuschreibung
der Unmöglichkeit, die unmittelbare Kriegserfahrung zu erzählen, an. Er
hob als ein zentrales Forschungsproblem hervor, dass die Erfahrung in
den Erzählungen nicht unmittelbar aufgehe. Es gehe darum, dieses
Erzählen, das immer schon gestaltete bzw. gedeutete Erfahrung
präsentiert, einerseits auf die Textstrategien der Kommunikation und der
Herstellung einer Unmittelbarkeit des Erlebten hin zu untersuchen. Dazu
müssten andererseits die methodischen Zugänge ausprobiert werden, die es
ermöglichen, diese Textstrategien zu identifizieren. Auf diese Weise
kann man die Leistung des Erzählens für die Objektivierung des subjektiv
Erfahrenen einschätzen. Damit wird die narrative Verfasstheit der
Mitteilung zum Gegenstand sowohl für die literatur- als auch die
geschichtswissenschaftliche Analyse. Narrative bzw. Erzählmuster werden
dabei als der Ort entdeckt, an dem sich die kulturelle Prägung jeder
deutenden Aneignung der Kriegswirklichkeit (in Auswahl- und
Bearbeitungsprozessen) manifestiert. Die Tagung unternehme den Versuch
zu klären, inwiefern und auf welche Weise im Erzählen und in seinen
Mustern die Vermittlung der Erfahrung zu Tage tritt und ob
epochenübergreifende Erzählparadigmen für den Ausdruck der Erfahrung von
Krieg und Gewalt erkennbar werden.

MARTIN CLAUSS (Chemnitz) untersuchte die Erzählmuster der Darstellung
des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) anhand der Chronik des
Hennegauers Jean Froissart. Vom Begriff der Erfahrung ('expérience')
ausgehend, stellte er fest, dass Erfahrenheit und Kriegserfahrenheit im
Speziellen in der Chronik durchweg als positive Eigenschaft dargestellt
wird. Grundlegend sei dafür, dass sich der Adel als soziale und
militärische Führungsschicht maßgeblich über kriegerische Handlungen
definiere. Damit wird Kriegserfahrung zu etwas, so Clauss, dass der
Ritter sammelt und nicht etwa erleidet. Analog dazu schreibt Froissart
im Prolog zu Buch III, dass die Chronik guten Männern, die sich durch
Waffentaten auszeichnen wollen, als Beispiel dienen solle. Zu diesem
Zweck sammelte Froissart Augenzeugenberichte von Kriegsteilnehmern
beider Seiten, wie etwa den des erfolgreichen und erfahrenen
Söldnerführers Bascot de Mauléon. Dieser schilderte Froissart seine
Erlebnisse - die überraschenderweise nicht als Gewalthandlung erzählt
werden, sondern den ökonomischen Aspekt des Krieges ins Zentrum der
narrativen Gestaltung stellen. Buchhalterisch werden Gewinne, etwa durch
eingenommene Löse- oder Schutzgelder, und Verluste gegeneinander
aufgerechnet. Nur selten berichtet er von Gewalt, etwa, wenn die Söldner
in einen Hinterhalt geraten. Wenn von Gewalt erzählt wird, dann nur
schemenhaft und emotionslos - sie wird als strategisches und taktisches
Mittel dargestellt, das zumindest auf narrativer Ebene der Heroisierung
der Aktanten dient. Kriegserfahrung wird dementsprechend nicht kritisch,
sondern glorifizierend dargestellt. Die Darstellung der erlebten Gewalt
lasse nicht auf eine Traumatisierung der Kriegsteilnehmer schließen,
sondern diene im Gegenteil der Heroisierung der Kämpfer, welche den
Krieg nicht als Ausnahmezustand, sondern als Raum der ritterlichen
Entfaltung und ökonomisches Unternehmen betrachten.

MATTHIAS DÄUMER (Mainz) legte dar, wie die Verbindung von
Kriegserfahrungen mit dem Gestus des Zeugnisablegens es erlaubt, den
Wahrheitsanspruch historiographischen Erzählens zu thematisieren.
Gleichzeitig gelte dies auch für die in der Aufnahme in das kulturelle
Archiv (nach Foucault) implizierte Entsprechung zu den Machtstrukturen
der Gesellschaft. Dazu wurde Thomas Malorys Le Morte d'Arthur auf die
Möglichkeiten gerade des poetischen Sprechens befragt, in der Abweichung
von historischer Authentizität ein 'wahrhaftes' Bezeugen zu
gewährleisten, indem es über historische Zeugenschaft und Archivierung
auf einer Metaebene reflektiert. Dargelegt wurde, wie der Artushof, wo
das wahrheitsgemäße Erzählen sich über Belege, Zeugnisse und juridische
Verfahren ausweisen muss, in der Lanzelot-Handlung in dieser Funktion
zunehmend problematisch wird. Mit Lanzelots Taten und der
Ehebruchsgeschichte, die von der Archivierung ausgeschlossen bleiben
soll, werden nicht nur die juridischen Verfahren des Beweises und der
Archivierung narrativ in Frage gestellt. Auch mit der Darstellung vom
Verfall des Artusreiches durch Belagerung und bürgerkriegsähnliche
Zustände, die sich als Reflex auf den Niedergang des englischen Heeres
im Hundertjährigen Krieg zu erkennen gibt, wird eine Metafiktion der
Geschichtserzählung entworfen. Über die Auseinandersetzung mit den
Grundlagen historischer bzw. chronikalischer Erzählformen verweise der
Text auf die Machtstrukturen, die das Archiv bestimmen. Malory, der
wegen verschiedener Delikte bis zu seinem Lebensende in Gefangenschaft
verbrachte, gewinne als dadurch vom Archiv Ausgeschlossener eine eigene
Stimme.

MATTHIAS SCHNETTGER (Mainz) analysierte anhand zweier zeitgenössischer
Chroniken die unterschiedliche Darstellung und Deutung des Sacco di
Mantova (1630), welcher als Höhepunkt des Mantuanischen Erbfolgekrieges
gilt. Die Besetzung der Stadt durch kaiserliche Truppen und die darauf
folgende Plünderung wurde von Zeitgenossen unterschiedlich geschildert
und bewertet. Der Mantuaner Bürger und Chronist der Ereignisse Scipione
Capilupi stellte die Ursachenforschung in den Vordergrund seines
Berichtes. Diese sieht er in den Sünden der Bewohner Mantuas, die
infolge derer von Gott mit Regen, Heu- und Nahrungsmangel, Pest und
Viehseuchen gestraft werden. Der erzählerische Schwerpunkt liegt auf der
Beschreibung der dadurch entstandenen Leiden und der damit verbundenen
Eindrücke. Bei der Darstellung der gegnerischen Truppen betont Capilupi
besonders das Plündern, vor allem das Plündern von Klöstern. Von
Gewalttaten jenseits dieser Plünderungen berichtet er hingegen nichts.
Dieser Darstellung gegenüber steht die Erzählung eines anderen Mantuaner
Bürgers, Giovanni Mambrino. Dieser berichtet zwar von Gewalttaten der
kaiserlichen Truppen auch gegen Frauen und Kinder, zentral für seine
Erzählung ist allerdings die dreitägige Plünderung der Stadt und nicht
etwa die vorherigen Kämpfe oder, wie bei Capilupi, die Pest oder
Hungersnot. Auffällig ist, dass keiner der beiden Chronisten von
Gewaltexzessen, wie etwa in Magdeburg, berichtet. Capilupi stellt die
Beschreibung der Seuchen und der damit verbundenen Leiden in den
Vordergrund, während für Mambrino die Plünderung der Stadt zentrale
Bedeutung annimmt. Dies deckt sich mit der Bezeichnung der Ereignisse,
die schließlich als Sacco di Mantova('Plünderung Mantuas') und nicht
etwa 'Fall Mantuas' in das kulturelle Gedächtnis der Region Eingang
finden sollten.

ULRICH BREUER (Mainz) verglich die Courasche von Grimmelshausen mit dem
Kriegstagebuch des Söldners Peter Hagendorf unter dem Gesichtspunkt der
Rolle von Frauen und ihren Handlungsspielräumen im Dreißigjährigen
Krieg. In Hagendorfs Tagebuch stellen Frauen lediglich Randfiguren dar,
die ganz überwiegend perspektivisch verkürzt als Ehefrauen, Opfer oder
Teil der Beute Erwähnung finden. Hagendorf selbst war zwei Mal
verheiratet und beide Frauen begleiteten ihn in den Krieg. Die
Tätigkeiten seiner Ehefrauen beschreibt er vor allem unter ökonomischen
Gesichtspunkten. Einen eigenen Beitrag zum Wohlstand leisteten sie
dadurch, dass sie sich maßgeblich an den Plünderungen im Rahmen der
Kriegshandlungen beteiligten. Hagendorf berichtet nie explizit von
(sexueller) Gewalt gegen Frauen, sondern viel allgemeiner davon, dass
man eine Frau als Beute erhalten habe - was dies für die Frau bedeutete,
bleibt unklar. Eine Gemeinsamkeit des Tagebuchs von Hagendorf mit
Grimmelshausens Courasche besteht darin, dass die weibliche
Protagonistin Schutz vor den Söldnern nur in der Heirat finden kann.
Folgerichtig wird sie immer dann zum Opfer gewaltsamer Übergriffe, wie
etwa einer Massenvergewaltigung, wenn sie gerade unverheiratet ist. Ein
deutlicher Unterschied zu Hagendorfs Bericht ist die detaillierte
Darstellung von Gewalt und deren Einbindung in die Geschichte, die
gleichzeitig das Potential erzählerischer Objektivierung verdeutlicht.
Diese entfalte sich in der Kombination von retrospektiver
Erfahrungserzählung und der negativen Bewertung dieses Lebenslaufs durch
den fiktiven Schreiber. Dieser entwickle als auktorialer Erzähler in den
Paratexten eine exkludierende Energie der gegenüber das 'beichtsweis
erzählen' der Courasche als Gegenerzählung stehe. Der Vergleich beider
Texte verdeutlichte, dass die Textgattung Satire andere Möglichkeiten
der Gewaltdarstellung ausschöpfen kann als das Format des Tagebuchs oder
der Chronik. Der Modus des Fiktionalen scheint es zu erlauben, Gewalt
und Gewalthandlungen detaillierter zu beschreiben, als es in faktualen
Erzählungen, zumindest in diesem Zeitraum, der Fall ist.

SÖNKE NEITZEL (London/Berlin) befasste sich in seinem Vortrag mit der
Analyse von Abhörprotokollen von deutschen Offizieren in englischer
Kriegsgefangenschaft. Anhand dieser konnte Neitzel darlegen, dass
Soldaten nicht wie häufig postuliert verstummten, sondern in bestimmten
Kommunikationsräumen durchaus über ihre Kriegserfahrungen redeten. Die
Auswertung der abgehörten Gespräche zeigt, dass Gewalt und Krieg nie im
Mittelpunkt der Unterhaltungen standen, sondern immer die Sinnstiftung
des eigenen Handelns und die Verortung dieses Handelns im sozialen
Kontext. Bei Gesprächen über Gewalt erscheine deren Beschreibung
beiläufig und alltäglich, so werde etwa von "abknallen", "umbringen"
oder "wegmachen" geredet. Auffällig sei dabei besonders der distanzierte
Umgang mit Verbrechen. Grundsätzlich scheint jede Form von Gewalt
vorstellbar gewesen zu sein und Berichte über ausgeübte Gewalt riefen
unter den Gefangen selten Überraschung hervor. Auch die eindrückliche
Schilderung von Massengewalt, etwa im Rahmen von Erschießungskommandos,
erschüttere das Wertesystem der Gefangenen kaum. Dieser scheinbar
emotionslose Umgang mit Gewalt erklärt sich, so Neitzel, durch die
spezifische Situation der Soldaten, die einen eigenen Referenzrahmen
erzeuge, in dem die Gewaltausübung als Norm erscheine und nicht weiter
reflektiert werden müsse.

Der Vortrag von MATÍAS MARTÍNEZ (Wuppertal) widmete sich den Text- und
Wirkungsstrategien der Landser-Hefte, wobei nicht die ideologische
Kritik im Vordergrund stand, sondern die Analyse der eingesetzten
narrativen Mittel. Zum einen treten die Landser-Hefte mit einem
faktualen Geltungsanspruch auf, der durch diverse
Authentifizierungsstrategien - die Suggestion von authentischen
Erlebnisberichten aus der Perspektive des einfachen Soldaten und
Paratexte, die reale Personen und Waffentechnik aus dem Zweiten
Weltkrieg vorstellen - inszeniert wird. Zum anderen lösen die narrativen
Haupttexte diese paratextuelle Inszenierung nicht ein. Vielmehr zielen
die erzählten Geschichten auf Immersion, was durch den Sprachstil
(Dominanz des Szenisch-Dialogischen, Verzicht auf Auffälligkeiten der
sprachlichen Konstruktion, deiktische Erzählstrategie) und die
Darstellungsmittel erreicht wird: heterodiegetisches Erzählen,
stereotype Figuren, die lediglich Handlungsfunktionen repräsentieren,
geschlossene Handlung nach dem Muster einer Abenteuererzählung mit Happy
End, Heroisierung sowie das Aussparen jeglicher Fragen nach der
politischen oder psychologischen Handlungsmotivation. Dadurch werde ein
Leserpublikum angesprochen, das gerade keinen Unterschied zwischen
Kriegserzählung und Action-Darstellungen sucht und hinsichtlich der
Erzählmuster gerne in der eigenen Erwartung bestätigt wird.

Die Diskussionen während der Tagung vertieften anhand der vorgestellten
Texte die Frage nach den kulturellen Paradigmen und
epochenübergreifenden Erzählmustern (die Heroisierung, die
heilsgeschichtliche Einbettung, die Erzählung vom Krieg als Geschäft
etc.) und den narrativen Glaubwürdigkeitsstrategien, Authentizitäts- und
Objektivitätsausweisen (Augenzeugenschaft, Detaillierung, Anspruch auf
vollständige Erfassung). Dabei gingen zahlreiche Beiträge auf den
topischen Charakter der Kriegsdarstellung ein, der es im Abrufen der
Topoi erlaubt, das Erlebte als Bekanntes zu deuten und vermittelbar zu
machen. In der Diskussion wurde der Zusammenhang zwischen kulturellen
Erklärungsmustern und der Einordnung der individuellen Kriegserfahrung
in diese Muster besonders betont. Diskutiert wurden außerdem die je
zeitgenössischen Maßstäbe für die Bewertung von Gewalt im Kontext der
Kriegsführung, sowie deren narrative Stilisierung.

Konferenzübersicht:

Helmut Lethen (Wien), Begrüßung

Jörg Rogge (Mainz), Einführung

Martin Clauss (Chemnitz), Krieg der Ritter - Erzählmuster des Heroischen
in den Chroniken zum Hundertjährigen Krieg

Matthias Däumer (Mainz), Arthurische Archivierung. Die Objektivierung
subjektiver Kriegserfahrungen am Beispiel von Thomas Malorys "Le Morte
d'Arthur"

Matthias Schnettger (Mainz), Der Sacco di Mantova (1630) aus Täter- und
Opfersicht

Ulrich Breuer (Mainz), "beichtsweis erzählen". Krieg und Bekenntnis in
Grimmelshausens "Courasche"

Sönke Neitzel (London/Berlin), Kämpfen, Töten und Sterben.
Kameradengespräche über Krieg und Holocaust

Matías Martínez (Wuppertal), Der trivialisierte Krieg. Über
Authentizitätsstrategien in "Landser"-Heften

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<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5991>

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[Regionalforum-Saar] Das Mittelmeer und der Tod

Date: 2015/05/25 19:50:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

From:    Alexander Berner <alexander.berner(a)uni-muenster.de>
Date:    19.05.2015
Subject: Konf: Das Mittelmeer und der Tod. Mediterrane Mobilität und
         Sepulkralkultur - Bochum 06/15
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Alexander Berner, Jan-Marc Henke, Achim Lichtenberger, Bärbel Morstadt,
Anne Riedel
18.06.2015-20.06.2015, Bochum, Hörsaal des Instituts für Archäologische
Wissenschaften, Am Bergbaumuseum 31, 44791 Bochum

Das Mittelmeer ermöglicht eine hohe Mobilität von Menschen, ihren Gütern
und Ideen. Diese engmaschigen Kontakt- und facettenreichen
Austausch-Möglichkeiten fordern die daran Beteiligten aber auch stets
zur Hinterfragung von Zugehörigkeit und Abgrenzung, von Herkunft, Heimat
und Fremde heraus. Dabei spielt der Umgang mit dem Tod und den Toten
eine besondere Rolle: Alle Menschen sind mit dem Tod und dem Bewusstsein
um den Tod konfrontiert. Und so entwickelt jede Gemeinschaft im Einklang
mit ihren sozialen Konventionen und Jenseitsvorstellungen ritualisierte
Handlungen für die Bestattung und sorgt für deren ordnungsgemäße
Durchführung. Auf diese Weise werden der Abschied, der Übergang und die
Neuordnung des sozialen Gefüges nach dem Tod eines Mitglieds der
Gemeinschaft bewältigt. Bedingt durch die Mobilität kann die Bestattung
allerdings auf die gewohnte Weise oder von der betroffenen Gemeinschaft
nicht immer sicher gewährleistet werden: Welche Herausforderungen
ergeben sich und welche Lösungen werden gefunden, wenn beispielsweise
eine Gemeinschaft mit dem Tod von fremden Reisenden in ihrer Mitte
konfrontiert ist? Wie wird mit den Gefahren der Schiffsreisen selbst
umgegangen? Welche Spezifika des Umgangs mit dem Tod bietet der
Mittelmeerraum? In welchem Verhältnis steht der Tod zu mediterraner
Mobilität, und gibt es spezifisch mediterrane Phänomene der
Sepulkralkultur? Das Zentrum für Mittelmeerstudien hat es sich nun zum
Ziel gesetzt, im Rahmen einer zweitätigen Konferenz vom 18.-20.06.2015
das Spannungsfeld von Mobilität und Sepulkralkultur im Mittelmeerraum zu
beleuchten. Dafür sind vier Aspekte herausgegriffen, die anhand von
komplementären Vorträgen von der Antike bis zur Gegenwart
transdisziplinär behandelt werden.
Gäste sind herzlich willkommen, die Teilnahme ist kostenlos. Um eine
Anmeldung unter mittelmeerstudien(a)rub.de wird gebeten.


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Donnerstag, 18. Juni 2015:

18:00
Joachim Friedrich Quack: Die Furcht vor dem Meer und der Tod im Nil.
Wasserangst im Alten Ägypten

Freitag, 19. Juni 2015

09:00
Anne Riedel: Begrüßung

Panel 1: Mediterrane Identitäten in städtischen Nekropolen und
mediterrane Mobilität

09:15
Maria Echevarría Arsuaga: Burial Sites and Rites in a Multireligious
Context: the Iberian Peninsula in the Middle Ages

10:00
Bärbel Morstadt: Phönizier in der Fremde?

Kaffeepause

11:00
Dieter Richter: Heterodoxe Friedhöfe in Italien

11:45
Jan-Marc Henke: Fremde in den Nekropolen von Athen und Milet

Mittagspause

13:30
Eicke Granser: Die Nekropole von San Montano (Pithekoussai) und der
zentrale Mittelmeerraum: Ein Mosaik kultureller Diversität und
Dynamiken?

14:15
Hans-Peter Laqueur: Osmanische Friedhöfe in Istanbul - soziale Aspekte
zur Wahl des Bestattungsortes

Kaffeepause

15:15
Clarissa Blume: Fremde in Rom

16:00
Marc von der Höh: "Sepultus hac in terra pessima." Bestattungen als
Problemfall mediterraner Migration

Kaffeepause

Panel 2: Nekropolen als Räume des Konflikts

17:00
Thorsten Kruse: Zwischen Politik und Religion - Der Umgang mit den
griechischen und muslimischen Grabstätten Zyperns nach der gewaltsamen
Teilung der Insel 1974

17:45
Alexander Berner: Vom Friedhof zur Festung: die Mahumeria vor Antiochia
im Kontext des ersten Kreuzzugs

Samstag, 20. Juni 2015

Panel 3: Anonymer Tod

09:00
Anja Bettenworth: Der Tod und das Meer in Ovid, Heroides 18 und 19

09:45
Jürgen Hasse: "Und das Meer gab die Toten heraus, die darin waren" -
Sepulkralkulturelle Sonderwege im Umgang mit Strandleichen

10:30
Jens Lieven: "... in transeundo mare lerosolimam ... mortus." Zum
Totengedenken schiffbrüchiger Jerusalempilger und Kreuzfahrer im
Mittelalter

Kafeepause

11:30
Linda-Marie Günther: Der Tod im Meer - aphanoi und kenotaphia

12:15
Gerhild Perl: Uncertain Belongings. Tod, Bestattung und Repatriierung an
der EU-Außengrenze in Spanien

Mittagspause

Panel 4: Das Meer als Sinnbild des Todes

14:00
Joanna Töyräänvuori: The Symbolic Ambiguity of the Mediterranean in
Ancient Semitic Mythology

14:45
Cornelia Weber-Lehmann und Achim Lichtenberger: Meeresbilder im
Grabkontext - Etrurien und Rom

Kaffeepause

15:45
Lukas Raupp: "... maris Mediterranei famosissima insula." Zum Tod Eriks
des Guten auf Zypern im Jahr 1103

16:30
Abschlussdiskussion

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Alexander Berner

Westfälische Wilhelms-Universität, Historisches Seminar, Domplatz 20-22,
D-48143 Münster



alexander.berner(a)uni-muenster.de

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=28011>

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[Regionalforum-Saar] fährt jemand nach Rom?

Date: 2015/05/28 13:29:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Subject: Konf: Ablasskampagnen des Spätmittelalters, Martin Luther
         und der Ablassstreit von 1517 - Rom 06/15
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Deutsches Historisches Institut in Rom und die Facoltà Valdese di
Teologia
08.06.2015-10.06.2015, Rom, Deutsches Historisches Institut in Rom; Via
Aurelia Antica, 391; I-00165 Roma / Facoltà Valdese di Teologia; Via
Pietro Cossa, 42; I-00193 Roma

Als Beitrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom und der
evangelischen Waldenserfakultät zur Lutherdekade will die Tagung eine
Bilanz der Forschungen auf dem Gebiet des Ablasses ziehen. Um die
historische Wirkkraft zu verstehen, die Martin Luthers Widerspruch gegen
die Ablasspraxis seiner Zeit auslöste, werden die theologischen,
(kirchen-)rechtlichen, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen des
Ablasses sowie sein Einwirken in das religiöse Bewusstsein der Zeit
erörtert. Der interkonfessionelle Runde Tisch "Luther 1517 und die
Folgen" wird mit Beteiligung der Penitenziaria Apostolica und des
Melanchthon-Zentrums die damaligen Standpunkte thematisieren und ihre
theologische und ökumenische Relevanz ausloten.

Die Tagung wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

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Montag, 8. Juni, 9.00-18.30, Deutsches Historisches Institut Rom

9.00 Grußworte & Einführung / saluti & introduzione
9.30 Robert N. Swanson / Birmingham
The challenge of indulgences in the pre-Reformation medieval church
(Keynote)

I - Der Ablass in seiner theologischen und kulturgeschichtlichen
Bedeutung

Vorsitz / Presidenza: Andreas Rehberg / Roma

10.10 S. E. Kard. Kurt Koch / Roma
Einführung in die Ablasstheologie
10.50 Pause / Intervallo
11.30 Arnold Angenendt / Münster
Der Ablass in seiner Entstehung und seiner bleibenden Problematik
12.10 Philippe Cordez / München
Schatz und Schatz. Zum Verhältnis von Gnadenschatztheorie und
Kirchenschatzpraxis im Spätmittelalter
13.00 Mittagspause / pausa pranzo

II - Kanonistischer Hintergrund und kuriale Praxis

Vorsitz / Presidenza: Lothar Vogel / Roma

14.30 Roberto Rusconi / Roma
Predicazione penitenziale, ascolto delle confessioni e prassi
indulgenziale
15.10 Thomas M. Izbicki / Rutgers, USA
Canon law and the discussion of indulgences at the Council of Basel
15.50 Diego Quaglioni / Trento
L'indulgenza nella prassi del diritto ca. 1500
16.30 Pause / Intervallo
16.50 Andreas Meyer / Marburg
Der Ablass vor der päpstlichen Kanzlei: Beobachtungen zu den
Beichtbriefen
17.30 Ludwig Schmugge / Roma
Die Beichtbriefe der Pönitentiarie

Dienstag, 9. Juni, 9.00-21.00, Deutsches Historisches Institut Rom

III - Die Träger der Ablasskampagnen zwischen päpstlichen und regionalen
Interessen

Vorsitz / Presidenza: Enno Bünz / Leipzig

9.00 Karl Borchardt / München
Die spätmittelalterlichen Ablaßkampagnen der Johanniter und des
Deutschen Ordens bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts
9.40 Andreas Rehberg / Roma
Der Heilig-Geist-Orden und seine Ablässe
10.20 Robert W. Shaffern / Scranton, USA
Tetzel and the Mendicant Orders
11.00 Pause / Intervallo
11.30  Arnold Esch / Roma
In viaggio con un collettore di indulgenze. La contabilità di Angelo de'
Cialfis 1470-1472
12.10  Peter Wiegand / Dresden
Marinus de Fregeno (+ 1482), Raimund Peraudi (+ 1505) und die Wettiner
12.50 Daniel Le Blévec / Montpellier
Indulgences et quêtes, à propos des oeuvres de pont de la vallée du
Rhône
13.30 Mittagspause / pausa pranzo

Vorsitz / Presidenza: Daniele Garrone / Roma

14.30 Enno Bünz / Leipzig
Ablässe in regionaler Perspektive: Beobachtungen in der Kirchenprovinz
Magdeburg
15.10 Jan Hrdina / Prag
Kirchbau und Ablass: ein Beispiel aus Böhmen in mitteleuropäischer
Perspektive
15.50 Anna Esposito / Roma
Il ruolo delle confraternite: l'esempio italiano
16.30 Pause / Intervallo

IV - Die Rolle der Ablassmedien

17.00 Falk Eisermann / Berlin
Ablass und Buchdruck: neue Funde, neue Forschungen, neue Hilfsmittel
17.40 Hartmut Kühne / Berlin
Jenseitsvorsorge zwischen Objekt, Bild und Text in Mitteldeutschland
nach 1500. Einige "volkskundliche" Beobachtungen
18.20 Nine Robijntje Miedema / Saarbrücken
Gezählte Frömmigkeit? Die Ablässe in den "Indulgentiae ecclesiarum urbis
Romae" um 1500
19.00 Buffet / Rinfresco
20.00 Abendvortrag / Conferenza serale
Volker Leppin | Tübingen
"Das ganze Leben soll Buße sein". Der Protest gegen den Ablass im Rahmen
von Luthers früher Biographie

Mittwoch, 10. Juni, 9.00-17.00, Facoltà Valdese di Teologia

V - Luther und die Folgen

Vorsitz / Presidenza: Volker Leppin / Jena

9.00 Pavel Soukup / Prag
Jan Hus, der Prager Ablassstreit von 1412 und seine Folgen
9.40 Kerstin Hitzbleck / Bern
Gewissensdiskurs im Spätmittelalter: Traditionen und Brüche
10.20 Berndt Hamm / Ulm
Spätmittelalterliche Ablässe im Zusammenhang einer neuen Dynamik der
"nahen Gnade"
11.00 Pause / Intervallo
11.30 Wilhelm E. Winterhager / Marburg
Die Verkündigung des St. Petersablasses in Mittel- und Nordeuropa
12.10 Lothar Vogel / Roma
Todeskampf und Purgatorium in Luthers Ablassthesen
12.50 Mittagspause / pausa pranzo

Vorsitz / Presidenza: Fulvio Ferrario / Roma

14.00 Elizabeth C. Tingle / Plymouth
French Reactions to the 1517 debate in theory and practice
14.40 Peter Walter / Freiburg
Unbelehrbar? Die Reaktion der katholischen Kontroverstheologie auf
Luthers Ablasskritik

15.20 Runder Tisch
Luther 1517 und die Folgen

Vorsitz / Presidenza: Peter Walter / Freiburg

Teilnehmer / Partecipanti:

Bernard Ardura / Roma
Daniele Garrone / Roma
Gisela Muschiol / Bonn
Hermann Selderhuis / Apeldoorn
Theodor Dieter / Strasbourg

16.10 Schlussdiskussion / Discussione finale


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Susanne Wesely

Deutsches Historisches Institut in Rom

wesely(a)dhi-roma.it

Homepage <http://dhi-roma.it/tagungen.html>

[Regionalforum-Saar] Der Große Frieden? Der Wi ener Kongress und die europäische Ordnung

Date: 2015/05/29 22:24:15
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Konf: Der Große Frieden? Der Wiener Kongress und die
         europäische Ordnung - Ingolstadt 06/15
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Bayerisches Armeemuseum Ingolstadt; Bayerische Landeszentrale für
politische Bildungsarbeit
11.06.2015-13.06.2015, Ingolstadt, VHS Ingolstadt, Rudolf-Koller-Saal,
Hallstr. 5
Deadline: 10.06.2015

Der Wiener Kongress gilt - wie der Westfälische Frieden 1648 - als eine
Zäsur in der europäischen Geschichte: Zum einen endete 1815 eine über
zwanzigjährige Periode kriegerischer Auseinandersetzungen in Europa; zum
Anderen wurde durch die Wiener Ordnung ein relativ stabiles
internationales System geschaffen, das Europa nahezu 100 Jahre prägt.
Dem "Großen Krieg" der Jahre 1914 bis 1918 ging der "Große Frieden"
voraus, dessen Fundament am Ende der Ära Napoleons gelegt worden war.
Die Tagung nimmt den Wiener Kongress, der im Sommer 1815 seinen
Abschluss fand, als Zäsur der europäischen Ordnung in den Blick. Das
Geschehen in Wien und die Ergebnisse des Kongresses werden im Kontext
der Entwicklung von Diplomatie und politischer Kultur des frühen 19.
Jahrhunderts diskutiert. Die Tagung geht aber auch der Frage nach,
welche Formen der friedlichen Konfliktlösung sich auf der Basis des
Wiener Kongresses durchsetzten und welcher Stellenwert dem Wiener
Kongress in der Erinnerungskultur Europas zukommt.

Um eine Anmeldung wird gebeten bis 10.06.2015 unter info(a)armeemuseum.de

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Donnerstag, 11. Juni 2015
15.30 Eröffnung: Staatssekretär Bernd Sibler
Einführung: Prof. Dr. Günther Kronenbitter

15.45-17.15 Uhr I. Sektion:
Der Weg nach Wien - Diplomatie und Friedensschlüsse vor 1814

Prof. Dr. Johannes Burkhardt:
Die Wiener Ordnung von 1815 - mehr als eine Neuauflage des Westfälischen
Friedens?

PD Dr. Regina Dauser:
Diplomatie und Friedensverhandlungen in der Frühen Neuzeit

Sven Prietzel, M.A.:
Friedensschlüsse der Napoleonzeit. Krieg ohne Ende?

19:00 Führungen durch die Landesausstellung "Napoleon und Bayern"

Freitag, 12. Juni 2015

9.00 Uhr - 10.45 Uhr II. Sektion:
Der Wiener Kongress als Schauplatz der europäischen Politik

Prof. Dr. Wolf D. Gruner:
Die Großmächte und die Schaffung der neuen europäischen Ordnung auf dem
Wiener Kongress

Dr. Karin Schneider:
Das politische Kaleidoskop. Die italienische Halbinsel auf dem Wiener
Kongress

Prof. Dr. Brian Vick:
Friedensverhandlungen und Politische Kultur

11.15 - 12.00 Uhr Vortrag
Prof. Dr. Wolfram Siemann:
Metternich und die Spitzendiplomatie auf dem Wiener Kongress

14.30 - 16.00 Uhr III. Sektion:
Europäische Politik nach dem Wiener Kongress

Prof. Dr. Hans-Christof Kraus:
Ordnungsstrukturen in Mitteleuropa nach 1815 - Bedeutung und Probleme

Dr. Andreas Rose:
Kunst des Friedens - Friedensschlüsse nach 1815

16.30 - 18.00 Uhr IV. Sektion:

Ordnungsentwürfe des  19. Jahrhunderts jenseits der
Großmachtpolitik

Dr. Christoph Nübel:
Der lange Schatten der Revolutionen: Europäische Sicherheitskulturen
nach Wien

Prof. Dr. Glenda Sluga:
Internationalism in 19th century Europe

Samstag, 13. Juni 2015
9.30 - 10.30 Uhr V. Sektion:
Der Wiener Kongress in der Erinnerungskultur

Dr. Eva-Maria Werner:
Darstellungen und Deutungen des Wiener Kongresses in der DDR

Univ.-Doz. Dr. Werner Telesko:
Der Wiener Kongress - seine Visualisierung und Musealisierung bis zur
Gegenwart

11.00 - 12.15 Uhr
Diskussion: Was bedeutet die
Erinnerung an den Wiener
Kongress für die Gegenwart?
Dr. Markus Prutsch
Dr. Werner Telesko
Dr. Eva-Maria Werner
Moderation: Monika Franz


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Monika Franz

Bay. Landeszentrale f. politische Bildungsarbeit

089 2186 2194

monika.franz(a)stmbw.bayern.de

Tagungsflyer auf LZ-Webseite
<http://www.blz.bayern.de/blz/veranstaltungen/wiener_kongress/2015-04-23_flyer_tagung_final.pdf>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=28068>