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2015/04/27 22:08:02
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Vortrag in St. Wendel des V ereins für Landeskunde
Datum 2015/04/28 11:20:52
Johannes Naumann
Re: [Regionalforum-Saar] Stolpersteine
2015/04/16 07:57:30
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] repertorium tholey wird heute abend vorgestellt
Betreff 2015/04/28 11:20:52
Johannes Naumann
Re: [Regionalforum-Saar] Stolpersteine
2015/04/27 22:08:02
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Vortrag in St. Wendel des V ereins für Landeskunde
Autor 2015/04/28 23:00:20
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Jüd. Gemeinde Tholey

[Regionalforum-Saar] Stolpersteine

Date: 2015/04/28 09:17:49
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Hallo,
 
in Tholey wurden Stolpersteine gesetzt - von Gunter Demnig fürs Adolf Bender Zentrum.
In St. Wendel wurden Stolpersteine gesetzt - von Gunter Demnig für den Verein "Wider das Vergessen und gegen Rassismus".
 
Zwei Institutionen, die beide das gleiche Ziel verfolgen, aber sich so spinnefeind sind, daß sie nicht miteinander arbeiten können. Ist schon bekloppt.
 
heute in der SZ:
 

Gemeinsam mit dem St. Wendeler Adolf-Bender-Zentrum verlegte die Gemeinde Tholey fünf Stolpersteine. Inzwischen hat der Künstler Gunter Demnig europaweit rund 46 000 Stolpersteine in über 1100 Orten verlegt.

Rückblick: Im Jahre 1834 lebten knapp 90 Juden in Tholey, bereits 90 Jahre zuvor gehörten etliche Familien zum Dorfleben. Die jüdische Privatschule wurde im Laufe der Jahre in eine öffentliche Schule umgewandelt. 1863 weihten die Juden ihre Synagoge ein, die Synagogengemeinde wurde 1916 aufgelöst und das Gotteshaus 1937 verkauft. frf

[Übrigens eine Frage, die niemand wirklich beantworten kann - und ich habe den Eindruck: auch nicht beantworten will: Warum wurde die Synagogengemeinde in Tholey 1916 aufgelöst? Ich habe einmal in Tholey bei einer Veranstaltung des Adolf Bender Zentrums gewagt, die Frage zu stellen, erntete einen bösen Blick und eine Abfuhr, darum ginge es hier nicht. Ja, den Eindruck habe ich auch. Bei den Recherchen und Steinverlegungen hier geht es nicht um die Aufarbeitung der Geschichte, sondern die Aufarbeitung von Schuld und Schuldzuweisungen bzw. Schuldabweisungen. Hier geht es nicht um die Menschen, die damals lebten und litten; denn deren Lebensumstände sind nicht das Thema. Das interessiert erst ab dem Moment, wo sie zu Opfern wurden. Mein Eindruck. Roland Geiger]

Stolpersteine wider das Vergessen

Fünf neue Messingtafeln erinnern in Tholey an von den Nazis ermordete Juden

Im Tholeyer Matzenecken und in der Trierer Straße standen einmal die Anwesen von Moses Isaak und Emelie Katz. Dort wurden nun fünf Stolpersteine verlegt. Die Inschrift auf den Messingtafeln erinnert an das Schicksal der ehemaligen jüdischen Bürger. Sie wurden Opfer des Nationalsozialismus.

Von SZ-Mitarbeiter Frank Faber

Tholey. Künstler Gunter Demnig klopfte auf dem Bürgersteig mit dem Hammer die Stolpersteine im Tholeyer Matzenecken fest. 75 Jahre zuvor hatten an gleicher Stelle Schergen des Terror-Regimes der Naziregierung an die Haustür des jüdischen Bürgers Moses Isaak (geboren am 11. März 1860 in Tholey), geklopft. Zeitzeuge Walter Sens, damals sechs Jahre alt, erinnerte sich: „Wir wussten doch gar nicht, was los war.“

In Tholey sei Moses Isaak nur unter dem Namen „de Meus“ (jüdisch: Moses) bekannt gewesen. Der Händler hatte zwei Ziegen. „Die NS-Leute habe ihn und seine Frau auf einen Lastwagen gesetzt und sind mit ihnen weggefahren“, schilderte der heute 81-jährige Senior Sens. „Warum?“, habe der Händler Isaak die NS-Leute noch gefragt. Er habe sich in seinem ganzen Leben noch nicht mal zwei Mal satt essen können. „Hinterher haben wir als Kinder noch in dem leer stehenden Haus gespielt“, so Sens. Moses und seine Frau Bertha Isaak (geboren am 23. November 1870 in Walhaben) sind am 22. Oktober 1940 ins südfranzösische Gurs deportiert worden. Von dort ging es weiter in das Internierungslager Rébébédou, wo Moses Isaak am 19. Februar 1942 starb. Bertha Isaak wählte am 17. Dezember 1942 den Freitod.

Aus der Ehe waren vier Kinder hervorgegangen (Veronika, Helene, Melanie und Selma). Selma Isaak war 1938 in die USA ausgewandert. Ihre Schwester Veronika Katz (geboren 27. Dezember 1896) hat zum Zeitpunkt der Deportation nicht in Tholey gelebt. Gesichert ist ihre Deportation am 28. August 1942 ab Drancy ins Vernichtungslager Auschwitz, in dem sie ermordet wurde.

Helene Schu, geborene Isaak, (4. November 1898 in Tholey) hatte 1922 den Eisenbahner Johann Schu geheiratet und lebte mit ihm und den Kindern Harald und Henny-Ruth seit Ende der 1930er-Jahre in Oberthal. Sohn Harald war nach einem Fluchtversuch am 25. Mai 1942 vom Saarbrücker Gefängnis ins Konzentrationslager Dachau überstellt worden. Nach amtlichen Angaben ist er dort am 14. November 1942 an einer Lungenentzündung verstorben. Helene Schu wurde noch kurz vor Kriegsende am 8. März 1945 gemeinsam mit Camilla Fleck aus Tholey in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie am 26. Mai 1945 an Typhus starb.

Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU) unterstrich die Bedeutung der Stolpersteinverlegung: „Wir müssen uns der Erinnerung stellen, was die Deutschen damals angerichtet haben.“

Ein ähnlich tragisches Schicksal erlitt auch Emilie Kahn, geborene Katz. Sie wurde am 31. August in Oberhausen geboren und heiratete 1913 den Tholeyer Viehhändler Albert Kahn, der im Ersten Weltkrieg verstarb. Sie hatten zwei Söhne, Arthur (geboren am 9. Oktober 1914) und Alfred (geboren am 10. April 1918). Emilie Kahn verdiente ihren Lebensunterhalt mit einem Verkaufswagen. Sohn Arthur wanderte 1932 und Alfred 1936 in die USA aus.

Emilie Kahn wurde 1940 ins südfranzösische Gurs und über Drancy am 28. August 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Künstler Demnig erklärte: „Hintergrund für mich ist auch zu sagen, es ist kein Grund zur Freude, wenn ich die Steine verlege.“