Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] 2. Heimattag des Landkreises am Sonntag

Date: 2013/11/08 08:44:14
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Grenzen existieren nicht - außer auf Karten und in den Hirnen kleiner Geister. Die Natur zieht keine Linien.
Leisha Tanner, Mulisolafa
 
heute in der SZ:  

Grenzen und ihre Bedeutung

Zweiter Tag des St. Wendeler Landes in der Freisener Bruchwaldhalle

Sie sind überall, allgegenwärtig, mehr oder minder deutlich wahrnehmbar: Grenzen. Politisch, geologisch, sprachlich, auch kulturell oder persönlich können sie sein. Grenzen verbinden und trennen, sind starr und dynamisch. Grenzen gab und gibt es im und um das St. Wendeler Land viele. Daher ist „Grenzen“ das passende Motto für den zweiten Tag des St. Wendeler Landes am Sonntag, 10. November, 10 bis 18 Uhr, in der Freisener Bruchwaldhalle.

Freisen. Als Forum für Vereine, die sich der Geschichte und Kultur der Region widmen, wurde der Tag des St. Wendeler Landes 2010 ins Leben gerufen. „Unsere Heimat- und Verkehrsvereine leisten das ganze Jahr über eine großartige Arbeit. Sie sind bemüht, Heimatverbundenheit der Bürger, Traditionsbewusstsein und Brauchtum zu fördern. Die Veranstaltung ist ein schöner Anlass, dies einem breiten Publikum vorzustellen, aber auch Gelegenheit, untereinander Kontakte zu knüpfen“, erklärt Landrat Udo Recktenwald.

Getreu dem Motto der diesjährigen Veranstaltung, dreht sich eine Podiumsdiskussion um 13.30 Uhr um das Thema Grenzen. Nicht nur die verschiedenen historischen Grenzverläufe des St. Wendeler Landes werden angesprochen. Auch aktuelle Grenzen sowie Grenzüberschreitungen sollen thematisiert werden. Passend dazu sitzt neben Recktenwald sein Birkenfelder Amtskollege Dr. Matthias Schneider im Podium. Denn die beiden Landkreise arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen zusammen, mit allen Vorteilen und Hürden, die eine grenzübergreifende Kooperation mit sich bringt. An der Diskussion über „Grenz“-Themen beteiligen sich ebenso die Heimatforscher Bernhard W. Planz und Hans Kirsch sowie Harry Hauch, Landkreis-Dezernent für Bildung, Kultur und Ehrenamt. Die Moderation übernimmt der gebürtige Alsweiler Buchautor und Auslandskorrespondent Klaus Brill.

Die Veranstaltung beginnt bereits um 10 Uhr mit einem Mundartgottesdienst. An diesem beteiligen sich der Gospelchor Oberkirchen und die Bosener Tanzgruppe La Volte. In einem Nebenraum der Halle referiert um 15 Uhr Bernhard W. Planz über „Grenzen im Alten Reich“ – denn, so der Studiendirektor, die heutigen Vorstellungen von Grenzen waren bis weit in die Neuzeit hinein nicht das, was heute darunter verstanden wird. Gerade im St. Wendeler Land. Der Mundartdichter Johannes Kühn, auch jenseits der Landkreisgrenzen kein Unbekannter, liest ab 15.30 Uhr aus seinen Werken „Zu Ende die Schicht“ und „Em Guguck lauschdre“.

Anschließend beschäftigt sich um 16 Uhr Hans Kirsch in einem Vortrag mit dem Anschluss von 13 Gemeinden an den Kreis St. Wendel im Juni 1947. Ferner gibt es von Gisela Müller um 16.30 Uhr Mundartgedichte zu hören.

Eigens für den zweiten Tag des St. Wendeler Landes schrieb der Landkreis einen Fotowettbewerb aus. Gesucht wurden die interessantesten Interpretationen des Mottos „Grenzen“. Die Sieger werden gegen 17 Uhr prämiert. Musikalisch wird es um 17.15 Uhr: Das Hasborner Ensemble Die Brühllerchen beendet den zweiten Tag des St. Wendeler Landes mit einem bunten Potpourri.

Ganztags präsentieren sich die Vereine an zahlreichen Ständen. Neben dem Mittagessen ab 12 Uhr wird auch Kaffee und Kuchen angeboten, von den Landfrauen des Kreises. Der Eintritt ist frei. red

[Regionalforum-Saar] SZ: Vortrag über die Gesc hichte der Gemeinde Namborn

Date: 2013/11/19 09:23:24
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Von der Teilung zur Einheit

Die heutige Gemeinde Namborn veränderte in den vergangenen Jahrhunderten häufig ihr Gesicht

Verschiedene Herren hatte die heutige Gemeinde Namborn in der Vergangenheit. Ein Vortrag über Namborn und Umgebung thematisierte die einstigen Grenzen und die Geschichte der Gemeinde. Die Spuren der Vergangenheit sind da – man muss sie nur zu deuten wissen.

Namborn. „Das große Puzzle der saarländischen Geschichte spiegelt sich auch auf Gemeindeebene wieder – zum Beispiel in Namborn.“ Dies sagte der Historiker Johannes Naumann, der vor mehr als 30 Zuhörern in der Namborner Gemeinschaftsschule über die Gemeinde Namborn, ihre Geschichte und ihre historischen Grenzen referierte. Die Veranstaltung war Teil einer Reihe der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land (Kulani), die die Vergangenheit der Region thematisierte.

Überreste, die die einstige Teilung der heutigen Gemeinde Namborn symbolisieren, finden sich bis heute. Beispielsweise Grenzsteine, an denen es in der Gegend nicht mangelt. „Früher waren viele Menschen in der Landwirtschaft tätig, war das Wissen um Bedeutung und Position dieser Steine wesentlich höher“, bemerkte Naumann. Um dieses Wissen zu bewahren, läuft seit einiger Zeit ein Projekt, an dem der Namborner Heimat- und Verkehrsverein, die Kulani sowie das saarländische Landesdenkmalamt beteiligt sind: Die Grenzsteine der Gemeinde werden dokumentiert. Naumann: „Es sind erhaltenswerte Kleindenkmäler, Zeugen früherer Grenzverläufe.“

Und das heutige Gemeindegebiet ist durchzogen von einstigen Grenzen. Die Verwaltungsreformen der 1970er haben, so der Historiker weiter, nicht geschichtlich gewachsene Teile zusammengefasst. Denn die Kommune setze sich aus Ortschaften zusammen, die zu verschiedenen Herrschaften gehörten. Davon gab es in der Vergangenheit drei: das Kurfürstentum Trier, Pfalz-Zweibrücken und Lothringen. Sie alle hinterließen hier ihre Spuren.

Die ersten Urkunden, die auf Besitzverhältnisse in der Region hinweisen, stammen aus dem 13. Jahrhundert. Bäume, Flussläufe oder Steinkreuze dienten in Dokumenten als Anhaltspunkte, um den Verlauf einer Grenze zu beschreiben. Dies barg Konfliktpotenzial, waren die schriftlichen Einträge doch oft ungenau. „Streit gab es nur über das gute Land, nie um das Brachland – da waren die Grenzläufe fast immer klar“, bemerkte Naumann. Um klare Fronten zu schaffen, kamen Vertreter der Streitparteien zusammen, gingen die angenommene Grenze ab und verhandelten. Bei Einigkeit stellte man hier und da einen Grenzstein auf. In der Setzgrube wurden auch Scherben eines Gefäßes vergraben, die beteiligten Parteien nahmen zudem übriggebliebene Scherben mit. Naumann: „Dies war ein Kontrollmechanismus, falls ein Stein versetzt werden würde. Denn die Scherben wurden dann zusammengelegt.“

Die ältesten Grenzstein der Gemeinde Namborn stammen aus dem 18. Jahrhundert. Auf diesem sind die Embleme der jeweiligen Hoheiten zu sehen. Beispiel: Auf der einen Seite das lothringische Doppelkreuz, auf der anderen der steigende Löwe von Pfalz-Zweibrücken, zudem die Jahreszahl 1731. Warum ausgerechnet dieses Jahr, konnte bis dato nicht geklärt werden. Sicher sei indes, dass die Initiative auf Pfalz-Zweibrücken zurückgehe.

Der große europäische Umbruch mit der Französischen Revolution und den folgenden Kriegen wirkte sich auch auf Namborn aus. „Es war ein großer Einschnitt im Denken, Handeln und der Administration. Denn damals wurde Ordnung in die chaotische Verwaltung gebracht“, sagte Naumann. Auch waren die Franzosen eifrige Kartografen, malten Karten der Gegend. Doch die französische Zeit währte nicht lange. Nach 1815 fielen Orte der Gemeinde an das neu entstandene Fürstentum Birkenfeld, zu Oldenburg gehörig. Andere wiederum gehörten von nun an zu Sachsen-Coburg, das, mit St. Wendel als Verwaltungszentrum, das Fürstentum Lichtenberg gründete. Dieses wurde allerdings 1834 an Preußen verscherbelt. Die Grenze zwischen beiden Ländern verlief durch das Namborner Gebiet.

Nach dem Ersten Weltkrieg ein weiterer bedeutender Schnitt in der saarländischen Geschichte: Gemäß des Versailler Friedensvertrages wurde das Saargebiet vom Deutschen Reich abgetrennt. Auch diese Grenze verlief unter anderem durch Namborn und Umgebung. Zahlreiche Grenzsteine bezeugen dies. Und auch die Zollhäuser, die nicht selten im Volksmund bis heute so heißen.

Einen langen Weg hat die Gemeinde Namborn zurückgelegt, bis sie zu dem wurde, was sie heute ist. Grenzen spielen kaum eine Rolle mehr, die Erinnerung an diese solle jedoch bewahrt werden, wünschte sich Naumann: „Die Beschäftigung mit diesem Thema kann zeigen, dass Europa mehr ist, als ein Wirtschaftsraum und dass die Alternative dazu eine Rückkehr zu den alten Nationalstaaten wäre. Und das kann sich keiner wünschen.“ lk

[Regionalforum-Saar] der Friedhof in St. Wendel

Date: 2013/11/23 19:19:03
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Salü,

heute stand in der SZ unter Momente ein Artikel über den St. Wendeler Friedhof, den Traudl Brenner aus SB verfaßte. Sie hatte mich Ende Oktober angerufen, wir haben uns auf dem Friedhof getroffen und waren gut 2 Stunden unterwegs. Sie hat mir eine Woche später einen ersten Entwurf zugesandt, den ich überarbeitete und zurücksandte. Ein paar Sachen hat sie übernommen, zwei Korrekturen leider weggelassen (Arzberger starb 1822, nicht 1922, und die Stele der Familie Riegel kann nicht von 1784 sein, weils damals den Friedhof dort noch nicht gab und die Riegels erst im 19ten Jahrhundert nach St. Wendel kamen). Ich hatte noch ein paar weitere Details im Artikel, die sie aber wohl aus Platzgründen wegließ.

Ich bringe deshalb anschließend nicht die SZ-Version, sondern meine Korrektur. Ist ein klein wenig mehr, als in der Zeitung drinnestand.

Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger

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Der Friedhof von St. Wendel   
Spaziergänge durch die Geschichte der Stadt
 
Traudl Brenner
 
Der Friedhof von St. Wendel liegt an der Werschweiler Straße, gegenüber dem Gymnasium "Wendalinum". Vor fast genau zweihundert Jahren ist er entstanden, dieser heute stattliche, große Friedhof mit den schönen alten Bäumen, der hohen Mauer - und den alten Gräbern, um die sich viele Geschichten ranken.
 
Roland Geiger, St. Wendeler Stadtführer und zudem professioneller Ahnenforscher,  hat zu unserem Treffen einen alten Plan mitgebracht, nach dem der Friedhof, der schon zwei Vorgänger hatte, damals gestaltet worden ist.  Auf einem Blatt ist da - mit wenigen Strichen und spitzer Feder - der erste Weg markiert. Ihn säumen die Namen der ersten Familiengräber,  in schnörkeliger, altmodischer  Handschrift geschrieben - Namen,  die auch heute noch in St. Wendel verbreitet sind.
 
Am Tor neben der Leichenhalle  beginnt der Weg, den wir vom Plan kennen.  Und tatsächlich gibt es heute noch an den dort eingetragenen Stellen die Gräber der alteinsgesessenen St. Wendeler Familien - etwa Riotte und Tholey. Und Cetto - diese geschäftstüchtige italienische Familie hat der Stadt zweimal Land zur Anlage von Friedhöfen verkauft (1785 und 1814).
 
Wir finden noch viel mehr Namen und Grabinschriften, aus denen man etwas von der Historie der Stadt entdecken kann. Am Ende des  Wegs,  schon im alten Plan vermerkt, sind zum Beispiel Gräber von hochwohlgeborenen Herrschaften aus Coburg - etwa das sehr aufwändig gestaltete "Sebaldtische Familienbegräbnis". Wir lesen, dass August Martin Friedrich Sebald im Jahre 1816 mit Frau und Kindern nach St. Wendel kam -  als Mitglied des Verwaltungsmannschaft, die Herzog Ernst III von Sachsen-Coburg-Saalfeld entsandte. Sein Sohn Friedrich Wilhelm Sebaldt wurde später Regierungspräsident in Trier und zeichnete sich unrühmlich aus, als er befahl, demonstrierende Bürger zusammenschießen zu lassen. Er ruht auf dem St. Wendeler Friedhof neben seiner Ehefrau Anna Katharina Demuth.
 
Und gleich gegenüber ist die Grabstätte des "Sachsen-Coburgischen Kammerherrn und Beamten" Graf Alexander Solms-Tecklenburg. Der Graf hat lange in St. Wendel gelebt und war in dritter Ehe mit einem St. Wendeler Mädchen verheiratet - Johanna Simon. Das sie 30 Jahre jünger war als er, hat wohl weder sie noch ihn gestört. Solms fiel 1831 in Ungnade, als ihm Bestechlichkeit nachgewiesen wurde – er hatte militärpflichtigen St. Wendlern Heiratsscheine ausgestellt, so daß sie vom Militär befreit wurden, dafür Geld genommen und sich dabei erwischen lassen.
 
Direkt neben Sebaldt findet sich eine vergleichsweise pompöse Grabanlage – ein großer Steinsockel, den vier schwarze metallene Platten zieren. Sie befanden sich ursprünglich an einem anderen Stein, der vor der evangelischen Kirche stand und auf dem eine Bronzefigur, die Concordia, thronte. Die Tafeln nennen die Namen der Toten aus den Kriegen von 1866 und 1870/1871. Die Concordia fiel den Nazis zum Opfer – sie machten Kanonenkugeln draus. Die Tafeln kamen in den 1970ern an den Stein auf dem Friedhof. Der war aber ursprünglich 1822 für einen hohen Beamten der Coburger namens Christoph Arzberger errichtet wurde, der auf Dienstreise in St. Wendel starb.
 
Ein verrücktes Stück Geschichte spiegeln diese Grabstätten wider -  und es ist gut, wenn man einen Kenner wie Roland Geiger dabei hat, der  erklären kann, wie St. Wendel Anhängsel des 390 Kilometer entfernten Coburg wurde. Tatsächlich war der Coburger Herzog Ernst für seine Verdienste in den Kriegen gegen Napoleon 1816 mit St. WEndel und auch Baumholder belohnt worden. So kamen also auch die Verwaltungsbeamten aus Coburg nach St. Wendel. Herzog Ernst hat dann 1834 das St. Wendeler Land an Preußen verkauft.
 
Aber dieser skurrilen Coburger Episode verdankt St. Wendel auch den Einzug in die Schmonzetten-Literatur:  Denn Herzog Ernst hat seine blutjunge Frau Luise wegen angeblichen Fremdgehens von Coburg in seine "Kolonie" St. Wendel verbannt. Ihre beiden kleinen Söhnchen musste die gerade mal 24 Jahre alte Luise zurücklassen. Sie hat sich aber in St. Wendel offenbar recht wohl gefühlt, war beliebt - eine Landesmutter. Nach der Scheidung vom Herzog heiratete Luise den  Stallmeister Maximilian Alexander von Hanstein. Sie ist, erst 31 Jahre alt, in Paris gestorben, wo sie Heilung von einer Krankheit gesucht hatte. Eine Odysee des Leichnams folgte: Luise wurde in Paris begraben, dann  1832 Richtung St. Wendel auf die Reise geschickt, dort aber nicht auf dem Friedhof bestattet, sondern zunächst in der Dorfkirche von Pfeffelbach bei Kusel. Von da musste sie nach weiteren 14 Jahren umziehen in die herzogliche Gruft in Coburg und von dort 1860 in das neue Mausoleum auf dem Coburger Friedhof.  
 
Was aus Luises Sohn Albert wurde, wissen wir Saarländer natürlich: Er heiratete die englische Kronprinzessin Victoria,  war der legendäre Prinzgemahl Albert - und die St. Wendeler Luise war somit die Urururgroßmutter  der heutigen Königin Eliabeth II. von England. Luise lebt in St. Wendel in Lebensgröße weiter: Vorm Rathaus-Eingang steht sie, in Bronze gegossen. 
 
Aber wir gehen jetzt wieder zurück zum Friedhof  und finden noch viele herausragend schöne Grabstätten aus späteren Jahren, treffen auf bekannte Namen: Die Stele der Familie Riegel zum Beispiel, einer Apothekerfamilie, die auch Bier braute. Und immer wieder Riotte:  Gab es da nicht einen  Komponisten dieses Namens? Und wirklich: Philipp  Jacob Riotte ist 1776 in St. Wendel geboren, ist aber in Wien bestattet, wo er als Kapellmeister Karriere gemacht hat. Nicht weit vom alten Rathaus steht sein Geburtshaus, wie uns eine Erinnerungstafel verkündet.
 
Dann taucht am Weg ein bildhübsches kleines Kapellchen aus gelblichem Chaumont-Sandstein auf.  Und auch darum rankt sich eine schöne Geschichte:  Bauen ließ es die in St. Wendel geborene und in Wiesbaden gestorbene Johanna Riefer für ihre Eltern. DAs Geld dafür hatte sie in zwei Koffern aus Amerika mitgebracht, wohin sie in den 1890ern auswanderte. Sie trat um die Wende zum 20. Jahrhundert als Haushälterin in Amerika in den  Dienst des Eisenbahntycoons Huntington.  1924 kam sie zurück nach St. Wendel, das ihr – die sich an das Leben in den Oberen Zehntausend gewohnt hatte – schnell viel zu klein wurde. Sie kaufte sich ein Haus in Wiesbaden, und dort ist sie 1943 gestorben. Aber begraben liegt sie in St. Wendel – in einem normalen Grab, nicht in der Kapelle.  Roland Geiger hat über Johanna, ihre Geldkoffer und ihr Kapellchen ein Büchlein mit dem Titel: "Die Dollartante" geschrieben. 
 
Was schauen wir uns jetzt noch an auf dem St. Wendeler Friedhof?
Da sind viele Soldatengräber aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Und auch die Gräber zahlreicher sog. „Fremdarbeiter“, die von den Nazis verschleppt wurden und hier fern der Heimat umkamen. Auch  die Opfer des Bombenangriffs auf St. Wendel vom Heiligabend 1944 haben ihren eigenen Bereich. Genau wie die St. Wendeler Priester seit 1800 und die Franziskanerinnen von Waldbreitbach, die das erste St. Wendeler Krankenhaus gegründet haben. 
Die Patres und Brüder der hier seit 1898  ansässigen Steyler Missionare haben dagegen einen eigenen Klosterfriedhof, tief im Wald oberhalb des Missionshauses. 533 Gräber von Patres und Brüdern reihen sich da exakt aneinander. Aber auch einen jüdischen Friedhof gibt es, weit außerhalb des Orts auf Urweiler Bann gelegen. Er wurde 1870 auf privatem Gelände errichtet und wird seit jeher von der Stadt gepflegt. Er hat die Nazis recht gut überstanden – im Gegensatz zur St. Wendeler Synagoge, die verwüstet, verbrannt und dann abgerissen wurde. Ihr Standort in St. Wendel ist heute nur sehr schwer zu finden.
 
Nun suchen wir aber auch noch die Gräber Prominenter aus jüngerer Zeit. Da ist zum Beispiel die Grabstätte des Ehrenbürgers  Max Müller. Der geborene St. Wendeler war Bürgermeister von Wadern und hat in den 1920ern das Standardwerk zur Geschichte der Stadt geschrieben. Auch das Grab seines Vorgängers im 19. Jahrhundert, Julius Bettingen, ist hier zu finden. Auch Werner Zeyer, von 1979 bis 1985  saarländischer Ministerpräsident, im Jahr 2000  gestorben, ist hier begraben.  Und nicht weit vom Eingang des Friedhofs entfernt ist das Ehrengrab der Künstlerin Mia Münster, nach der das "Mia-Münster-Haus" seinen Namen hat, die Herberge der Kreisbibliothek. Herausragend:  In der Mitte des Friedhofs finden wir  das Grab der Schriftstellerin Felicitas Frischmuth, mit dem von ihrem Ehemann, dem Bildhauer Leo Kornbrust - dem "Vater" der in der Nähe beginnenden Skulpturenstraße - geschaffenen Grabstein. Nicht zu übersehen ist natürlich auch das große Familiengrab der Familie Bruch, Gründer der Globus-Handelshöfe.
 
Schluss:
 
Der heute Friedhof ist schon der vierte in St. Wendel. Wann der erste angelegt wurde, wissen wir nicht. Er lag um die Wendelskirche herum und war ausschließlich Katholiken vorbehalten – kein Kunststück, denn schließlich durften bis 1784 nur Katholiken in St. Wendel wohnen. Er wurde 1785 entfernt – aus hygienischen Gründen. Damals schon lange außer Gebrauch war ein Friedhof im Hof hinter der Magdalenenkapelle, in deren Krypta (heute Weinkeller) noch bis 1780 verstorbene Kleinkinder bestattet wurden. Draußen vor der Stadt lag bei der St. Annenkapelle ein Ausweichfriedhof für „Zeiten großen Sterbens“. Dort liegt heute das Green der 2ten Bahn des neuen Golfplatzes. Der Friedhof um die Kirche wurde unmittelbar außerhalb der alten Stadtmauer verlegt, dort steht heute der Saalbau. 1814 wanderten die Toten erneut und zwar auf die Sprietacht, so lautet der Name der Flur, auf der der heutige Friedhof in der Werschweilerstraße liegt.
 
Und dann gibt es noch die vielen St. Wendeler, die zwar hier geboren, aber nicht hier begraben liegen. Das sind viele der Toten des Zweiten Weltkrieges, und das sind die vielen Auswanderer, die Mitte des 19. Jahrhunderts scharenweise nach Amerika gezogen sind – warum auch immer. Roland Geiger hat Kontakt mit ihren Nachkommen und reist oft nach Amerika, um Vorträge über die Geschichte der Heimat ihrer Ahnen zu halten.
 
Noch eine Episode aus der "Coburger Geschichte" zum Schluss: Die Stadt St. Wendel hat von Herzog Ernst 1859 ein tolles Geschenk bekommen: Er stiftete den Leichenwagen, in dem die Herzogin Luise schließlich von Pfefelbach nach Gotha befördert worden war.
 
 

[Regionalforum-Saar] Jahresband 2013 der ASF erschienen

Date: 2013/11/24 21:12:37
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Guten Abend,

 

heuer ist wieder der Jahresband der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) erschienen.

 

Neben drei Verschriftungen von Vorträgen, die im letzten Jahr bei den Monatstreffen der ASF gehalten wurden, welche da wären

 

Markus DETEMPLE

Stammen die saarländischen Elgass von Karl dem Grossen ab?

 

Norbert EMANUEL

Von Mühlen, Mühlenwesen und Müllerdynastien in der Saargegend

 

Roland GEIGER

Am Rand der Erkenntnis – über das Leben des Zionisten Max Bodenheimer,

 

sind vier weitere, quasi unabhängige Artikel darin veröffentlicht:

 

Rudolf-Vitus SCHABBACH mit den Artikeln „Frühe Bohn im Morbacher Raum“ und „Einstieg in die Vorfahrensuche Bohr“

 

Roland GEIGER mit „Ziegelhütten in St. Wendel bis ins 18. Jahrhundert“ und einer Abhandlung zum Thema „Müller und Mühlenrecht“  sowie

 

Paul GLASS

Saarländische Personenstandsdaten aus nichtsaarländischen Archiven — am Beispiel des Gemeindearchivs von Barchfeld an der Werra (Thüringen)

 

Nach dem Versand an die Mitglieder des Vereins sind noch ein paar Exemplare übriggeblieben. Das Büchlein hat 150 Seiten Umfang, Format A5, broschiert, mehrere schwarz-weiße Abbildungen, und kann für 10 Euro plus 1,20 Euro Versandkosten gegen Vorkasse bei mir bestellt werden (bitte möglichst direkt an mich, nicht über das Forum).

 

Natürlich nur so lange der Vorrat reicht.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger, St. Wendel

Re: [Regionalforum-Saar] Jahresband 2013 der ASF erschienen

Date: 2013/11/28 10:03:20
From: Gerald und Sabine Linn <gerald-sabine.linn(a)t-online.de>


 
----- Original Message -----
Sent: Sunday, November 24, 2013 9:12 PM
Subject: [Regionalforum-Saar] Jahresband 2013 der ASF erschienen

Guten Abend,

 

heuer ist wieder der Jahresband der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) erschienen.

 

Neben drei Verschriftungen von Vorträgen, die im letzten Jahr bei den Monatstreffen der ASF gehalten wurden, welche da wären

 

Markus DETEMPLE

Stammen die saarländischen Elgass von Karl dem Grossen ab?

 

Norbert EMANUEL

Von Mühlen, Mühlenwesen und Müllerdynastien in der Saargegend

 

Roland GEIGER

Am Rand der Erkenntnis – über das Leben des Zionisten Max Bodenheimer,

 

sind vier weitere, quasi unabhängige Artikel darin veröffentlicht:

 

Rudolf-Vitus SCHABBACH mit den Artikeln „Frühe Bohn im Morbacher Raum“ und „Einstieg in die Vorfahrensuche Bohr“

 

Roland GEIGER mit „Ziegelhütten in St. Wendel bis ins 18. Jahrhundert“ und einer Abhandlung zum Thema „Müller und Mühlenrecht“  sowie

 

Paul GLASS

Saarländische Personenstandsdaten aus nichtsaarländischen Archiven — am Beispiel des Gemeindearchivs von Barchfeld an der Werra (Thüringen)

 

Nach dem Versand an die Mitglieder des Vereins sind noch ein paar Exemplare übriggeblieben. Das Büchlein hat 150 Seiten Umfang, Format A5, broschiert, mehrere schwarz-weiße Abbildungen, und kann für 10 Euro plus 1,20 Euro Versandkosten gegen Vorkasse bei mir bestellt werden (bitte möglichst direkt an mich, nicht über das Forum).

 

Natürlich nur so lange der Vorrat reicht.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger, St. Wendel


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[Regionalforum-Saar] Der hl. Cusanus und die Stiftung der Kanzel im Dom

Date: 2013/11/28 21:35:36
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Gott zum Gruß,
 
ich hab heute mit Erstaunen Zeitung gelesen und mich gefragt, warum niemandem beim Gegenlesen aufgefallen ist, daß Cusanus nicht zu den Heiligen zählt. Ich meine, das war ja kein Schreibfehler, die Heiligkeit taucht ja gleich dreimal auf. Das sollte wirklich nicht passieren.
 
Über Herrn Tassottis Figuren könnte man trefflich streiten, wenn er sich eben nicht als Künstler verstehen würde. Denn damit sind alle Abweichungen von der Realität abgegolten. Denn mit historischer Realität hat weder Lenchen Demuths "geheimer Kinderwunsch" noch die Tafel zu tun, die die Cusanus-Skulptur in Händen hält. Zu beidem gibt es historisch keine Vorlage bzw. Hinweis. Der Kinderwunsch Demuths war - nach eigener Aussage - Herrn Tassottis Idee. Aber wenn man sich ein bißchen mit Cusanus beschäftigt, fällt auf, daß wir in St. Wendel außer seinem Wappen (beide Male im Dom) nichts auch nur ansatzweise aus seiner Zeit haben und auch nichts, was älter ist als 150 Jahre. Nichts im Stadtarchiv, nichts im Pfarrarchiv. Die einzige Urkunde, die Cusanus im Zusammenhang mit St. Wendel nennt, stammt aus dem Jahre 1452 und liegt im Archiv des Nikolausstifts in Bernkastel-Kues.
 
Formal wird Cusanus die Pfarrei St. Wendel als Pfründe 1461 abgenommen, d.h. 1462 - das Datum auf der Kanzel im Dom - hat er mit St. Wendel schon nichts mehr zu tun. Auf der Kanzel sind drei Wappen zu sehen: Cusanus, das Bistum Trier und der Trierer Kurfürst und Erzbischof Johann II von Baden. Das war bisher allen Schreibern Grund genug, auf Cusanus' Urheberschaft zu tippen. Julius Bettingen schreibt in seiner Geschichte der Stadt und des Amtes St. Wendel 1865 von Cusanus u.a., die Kanzel "soll von diesem der Kirche verehrt worden sein". Mehr als diese Annahme hat er nicht, keine Quelle, nichts weiter. Die Behauptungen aller anderen nach ihm fußen auf Bettingens Aussage, wobei Bettingens "soll ... haben" immer mehr zu einem "hat" wird. Und dieses "hat" wird durch diese Figur "zementiert".
Richtiger wird es damit leider nicht.
 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger
 
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heute in der SZ:
 

Cusanus-Skulptur am Dom

grüßt seit gestern die Passanten

St. Wendel. Als Vierter im Bunde gesellte sich gestern der Heilige Cusanus, in Bronze gegossen, in die illustre Reihe historischer St. Wendeler Persönlichkeiten. „Alle Jahre wieder geben wir eine Skulptur frei“, sagte Bürgermeister Klaus Bouillon. Nach dem Heiligen Wendelinus, der Herzogin Luise und Lenchen Demuth hat sich Bildhauer Kurt Tassotti dieses Mal daran gemacht, ein Abbild vom Heiligen Cusanus zu schaffen. Die Skulptur des 1401 geborenen Juristen und Gelehrten steht vor dem katholischen Pfarrhaus mit Blick auf den Dom. Ein passendes Zusammenspiel. Warum? Das verrät die Skulptur selbst. Denn in Händen hält sie eine Stiftungsurkunde, die darauf verweist, dass Cusanus einst die Kanzel in der Basilika stiftete. Der Name des Heiligen ist in der Stadt allgegenwärtig. Als Beispiel sind das Cusanus-Haus und das Cusanus-Gymnasium zu nennen. Jetzt steht auch sein Bildnis an zentraler Stelle.

Lebensgroß hat Tassotti die Skulptur geschaffen. Insgesamt eineinhalb Jahre hat er daran gearbeitet. „Es ist ein großer technischer Aufwand damit verbunden“, begründete der Bildhauer die lange Arbeitszeit. Er habe zunächst ein Original in Gips hergestellt. Dieses sei dann in die Bronzegießerei gegangen. „Sie liegt nur wenige Meter von meinem Atelier entfernt“, sagte Tassotti. So konnte er jeden Fortschritt begutachten. Es sei Feinstarbeit, die Strukturen, die er vorgegeben habe, in die Bronze zu übertragen.

Der bronzene Cusanus wiegt zwischen 100 und 120 Kilo und kostete 35 000 Euro. Wenn es nach dem St. Wendeler Bürgermeister geht, ist dies nicht die letzte Skulptur, die er enthüllt hat. Vor fünf/sechs Jahren sei die Idee zu den Darstellungen historischer Persönlichkeiten entstanden. Seitdem habe man vier Skulpturen realisiert. „Es gibt aber noch weitere interessante Menschen in unserer Stadt“, sagt Bouillon und denkt dabei beispielsweise an den Pianisten Philipp Jakob Riotte. „In einigen Jahren können wir dann kunsthistorische Führungen anbieten“, so Bouillon. evy