Date: 2013/04/03 00:28:51
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Bowlus, Charles R.: Die Schlacht auf dem Lechfeld [8 Karten].
Stuttgart: Jan Thorbecke Verlag 2012. ISBN 978-3-7995-0765-3; 280 S.; EUR 26,99. Inhaltsverzeichnis: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_19586.pdf> Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Orsolya Heinrich-Tamáska, Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) Leipzig E-Mail: <heintama(a)uni-leipzig.de> Die vorliegende Studie stellt die deutsche Übersetzung des amerikanischen Originals "The Battle of Lechfeld and its Aftermath, August 955. The End of the Age of Migration in the Latin West" aus dem Jahre 2006 dar.[1] Die vorliegende Fassung - mit einem Vorwort von Stefan Weinfrurter - verfolgt das Ziel (S. 17), einen breiteren Kreis der deutschen Mediävistik zu erreichen. Das Thema sollte jedenfalls auch auf Englisch für Aufmerksamkeit sorgen, werden doch die Ereignisse auf dem Lechfeld am heiligen Laurentius-Tag des Jahres 955 und die Folgen des Sieges Ottos I. über die heidnischen Ungarn in der deutschen Geschichtswissenschaft schon seit Langem als ein besonderer historischer Wendepunkt eingestuft. Auch im vergangenen Jahrzehnt wurde ein breites wissenschaftliches und öffentliches Interesse für dieses Ereignis und seine Akteure bekundet, ob in Verbindung mit der Ausstellung "Otto der Große" in Magdeburg im vergangenen Jahr[2], im Rahmen des Forschungsprojektes "Reiterkrieger, Burgenbauer - Die frühen Ungarn und das 'Deutsche Reich' vom 9. bis zum 11. Jahrhundert" am Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz[3] oder durch ein Zinnsoldaten-Diorama über die Lechfeld-Schlacht in Königsbrunn.[4] Das Buch ist in sieben Kapitel unterteilt. Nach einem forschungsgeschichtlichen Überblick (S. 19 ff.) behandeln die folgenden drei Kapitel die Vorgeschichte und die Umstände, die zu der Schlacht führten: aus der Sicht der ungarischen Kriegsführung (S. 41 ff.), der Reichsgeschichte (S. 75 ff.) und des Verhältnisses der Ungarn zum Abendland (S. 114 ff.). In den zwei abschließenden Abschnitten werden dann die Ereignisse des Jahres 955 selbst analysiert (S. 144 ff.). Charles R. Bowlus' Argumentationskette für die Vorgänge bei Augsburg baut auf den ersten drei Abschnitten des Buches auf. Im zweiten Kapitel wird die Kriegsführung der Ungarn unter dem Aspekt ihrer Logistik und Technik untersucht. Die ungarischen Militär-Erfolge basierten demnach auf einem Überraschungseffekt, auf einen schnellen Angriff zu Pferd und mit Reflexbogen, wie es zuvor bereits bei anderen Steppenkriegern der Fall gewesen war.[5] Um die Mobilität und Schnelligkeit zu sichern, war das Mitführen mehrerer Pferde notwendig, und ihre dauerhafte Versorgung - die Suche nach Weideflächen - soll einen der Schwachpunkte der ungarischen Militärstrategie gebildet haben. Den zweiten Punkt liefert das Bogenschießen selbst, dessen Einsatz mit einer Entfernungskampf-Strategie einherging und bei feuchten Witterungsverhältnissen stark eingeschränkt gewesen sein soll. Im Kapitel drei unter dem Titel "Militärreformen Heinrichs I." wird die These der so genannten Verteidigung in der Tiefe als erfolgreich angewendeter Abwehrmechanismus formuliert, der bereits seit dem Beginn des zehnten Jahrhunderts in Bayern und später durch Heinrich I. auch in Sachsen angewendet wurde. Ihr strategisches Prinzip soll darin bestanden haben, die mit Beute beladenen Truppen auf ihrem Rückweg ins Karpatenbecken zu überfallen. Den Kern dieser Verteidigung sollen agrarii milites gebildet haben, die sich um Wehranlagen (urbes) organisierten. Die militärische Funktion dieser Gruppen ist allerdings in der Forschung stark umstritten, zudem werden aktuell auch Debatten über die Datierung und Funktion von Wehranlagen im süddeutschen Raum geführt, die deren die bisher gültige Einschätzung als ungarnzeitliche Fluchtburgen anfechten.[6] Im vierten Kapitel, bei der Analyse des Verhältnisses der Ungarn zum Abendland, stehen eindeutig die Beziehung zu Bayern selbst im Fokus der Ausführungen. Die Kernthese allerdings, dass die ungarischen Streifzüge oder ihre militärische Einmischung mit den inneren Konflikten des Ottonenreiches einhergingen, da die Rebellen die Ungarn als Söldner für ihre Vorhaben anwarben, wird schon seit längerem diskutiert.[7] Für die Rekonstruktion der Schlacht bei Augsburg selbst und die vernichtende Niederlage des ungarischen Heeres in den nachfolgenden Tagen greift Charles R. Bowlus auf diese Kapitel als Erklärung zurück. Die Vorkommnisse an den Augusttagen 955 bei Augsburg sind aus den Quellen - vor allem durch Widukind - gut bekannt: Am 8. August begann der ungarische Angriff auf Augsburg, das von Bischof Ulrich verteidigt wurde. Einen Tag später rückte Ottos Heer an, konnte den ersten Angriff der Ungarn abwehren, und am 10. August fand die eigentliche Schlacht statt. Charles R. Bowlus' Rekonstruktion zufolge fand diese aber nicht auf dem Lechfeld, sondern am Rand des Rauhen Forstes westlich von Augsburg statt (S. 243). Seine zentrale These bezieht sich jedoch nicht auf die Bestimmung des Ortes, an dem die Schlacht ablief, sondern auf die Annahme, dass die Vernichtung der ungarischen Kriegerverbände und der durchgreifende Sieg nicht am 10. August erreicht wurden, sondern erst in den darauffolgenden Tagen. Dieser zweite Abschnitt des Kampfes soll durch zwei Aspekte bestimmt worden sein: erstens durch unwetterartige, über Tage andauernde Regenfälle, die sowohl die Reflexbögen der Ungarn außer Kraft gesetzt als auch ihren Rückzug behindert hätten, da sie eine starke Überflutung der Flüsse verursachten. Zweitens sollen die zersplitterten ungarischen Truppen mit ständigen Attacken ottonischer Einheiten konfrontiert gewesen sein, ganz nach dem Prinzip der vorher geschilderten Methode der "Verteidigung in der Tiefe": Sie sollen von befestigten, an den Flussübergängen gelegenen Anlagen aus überfallen und vernichtet worden sein. Das von Charles R. Bowlus konstruierte komplexe Szenario einer vollständigen Niederlage der Ungarn bringt insgesamt eine neue militärhistorische Sicht auf die Ereignisse, auch wenn es in seiner Grundaussage die etablierte Forschungsmeinung über die Bedeutung dieses Sieges für Otto I. unterstützt. Ebenso übernimmt er die feststehende Ansicht über die Auswirkung dieser Schlacht auf die spätere Entwicklung der Ungarn: Die Beendigung der Streifzüge nach Westen soll den ersten Schritt auf dem Weg zur Integration der Ungarn in das christliche Abendland gebildet haben. Ob diese Niederlage tatsächlich diese Reichweite für die ungarische Geschichte besaß, bleibt allerdings umstritten. Die komplexen innenpolitischen Prozesse während der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts im Karpatenbecken sind mit Sicherheit nicht mit diesem Ereignis allein erklärbar. Es wäre wünschenswert, dass Charles R. Bowlus' Werk in der Zukunft auch durch die ungarische Forschung rezipiert wird. Bei der Durchsicht des Literaturverzeichnisses wird nämlich umgekehrt sogleich offenkundig, dass aus Ungarn nur wenige deutsch- und englischsprachige Beiträge für die Arbeit berücksichtigt worden sind. Auch wenn ungarische Sprachkenntnisse keine Voraussetzung für eine quellennahe und -kritische Studie sein müssen, geht der Arbeit damit ein wichtiger forschungsgeschichtlicher Aspekt verloren. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass die ungarische und die deutsche Forschung die Rolle der Ungarn während des zehnten Jahrhunderts teils bis heute unterschiedlich bewerten, was jedoch bisher kaum Berücksichtigung in den einschlägigen Arbeiten fand. Anmerkungen: [1] Deutsche Rezension durch Joachim Ehlers, in: Deutsches Archiv 63, 2007, S. 735. - Ausführlicher und kritischer: Jonathan R. Lyon, in: H-German(a)h-net.msu.edu (<http://h-net.msu.edu/cgi-bin/logbrowse.pl?trx=vx&list=h-war&month=0712&week=b&msg=FuRXF4iLvVR5nRwmU9egKQ&user=&pw>, [04.02.2013]). [2] Hartmut Leppin / Bernd Schneidmüller / Stefan Weinfurter, Kaisertum im ersten Jahrtausend. Wissenschaftlicher Begleitband zur Landesausstellung "Otto der Große und das Römische Reich. Kaisertum von der Antike zum Mittelalter", Mainz 2012; Matthias Puhle / Gabriele Köster (Hrsg.), Otto der Große und das Römische Reich. Kaisertum von der Antike zum Mittelalter. Ausstellungskatalog, Mainz 2001. [3] <http://web.rgzm.de/759.html>, [04.02.2013]. [4] <http://www.koenigsbrunn.de/index.php?id=10265,356>, [04.02.2013]. [5] Johannes Gießauf, Barbaren - Monster - Gottesgeißeln. Steppennomaden im europäischen Spiegel der Spätantike und des Mittelalters, Graz 2006, bes. S. 101-134. [6]Tagungsbericht "Das lange 10. Jahrhundert - struktureller Wandel zwischen Zentralisierung und Fragmentierung, äußerem Druck und innerer Krise. 14.03.2011-16.03.2011, Mainz", in: H-Soz-u-Kult, 28.05.2011, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3650>, [15.03.2013]. [7] Zuletzt detailliert zusammengefasst bei Gyöngyvér Bíró / Péter Langó, "Deo odibilis gens Hungarorum" oder "auxilium Domini" - Die Ungarn und die christliche Welt im 10. Jahrhundert, in: Orsolya Heinrich-Tamaska (Hrsg.), Rauben - Plündern - Morden. Nachweis von Zerstörung und kriegerischer Gewalt im archäologischen Befund, Hamburg 2013, S. 275-336. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Wolfgang Eric Wagner <wolfgang-eric.wagner(a)uni-muenster.de> |
Date: 2013/04/06 21:08:59
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Salü,
hier noch mal die Information über unser diesjähriges Seminar, zu dem noch
einige Plätze frei sind.
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger Genealogie-Seminar „Vertiefende Familienforschung“ am 20ten/21ten April 2013 auf Schloß Dhaun bei Kirn Vorträge Jeder hatte eine Mutter - Frauenbilder in
Schlaglichtern Beate
Busch-Schirm Nichteheliche Kinder, Mutter ledig - Vater
unbekannt Dr. Ernst
Schneck Eremitenkongregationen im Erzstift
Trier Helmut
Kuhn Vom Findelkind zum Opernheld - wer war Kaspar
Hauser?- Irene
Mattern Ein Polizist im Saarland vor 1945 - auf der Suche nach meinem
Großvater" Waisenkinder in Paris Roland
Geiger: Der entkommene
Apfelbaum - ein Zivilprozeß aus dem Jahre
1792 Eberhard
Stumm Die Mühlen im ehemaligen Fürstenthum Birkenfeld
und drumherum - über den Versuch, die Mühlen und ihre Bewohner
genealogisch zu erfassen Dr. Karl Ludwig
Jüngst Erzväter und Aborigines einer
Dorfgemeinschaft - zur Kritik an den Stammfolgeideologien
– Teilnehmerbeitrag: 145,- € für Übernachtung/“Vollpension“ und die Vorträge Bei Anreise am Freitag zusätzlich 45,- € (Übernachtung/Frühstück) Ohne Übernachtung: 100,- € Anmeldung an: Frau Miehlitz Schlossakademie
Dhaun
55606 Hochstetten-Dhaun
Tel. 06752/93840
Email: info(a)schlossdhaun.de
Roland
Geiger Alsfassener Straße
17 66606 St. Wendel Email: rolgeiger(a)aol.com |
Date: 2013/04/08 09:55:33
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Von: MOSELLEST CG [mailto:geneamosellest(a)gmail.com] Gesendet: Sonntag, 7. April 2013 23:38 Betreff: Cercle Genealogique de Moselle Est feiert 25 jähriges Jubiläum Cocheren , der 7 april 2013 Liebe Freunde, Der Cercle Généalogique de Moselle Est feiert sein 25 jähriges Bestehen Dazu organiseren wir ein Genealogen und Historisches Wochenende Genealogie und Heimatkund im Bassin Houiller de Lorraine am 21 und 22 september 2013 in Forbach Foyer du Creutzberg Zwei Tage Meinungs-und Informationsaustausch an denen jeder Verein seine Aktivitäten, seine Veröffentlichungen, seine Informatiksysteme, seine Arbeitsmethoden vorstellen wird ; in einem Wort, alles, was aktives,modernes und wirksames Recherchieren nachweist. Auf diese Weise trägt jeder zur Fortentwicklung seines Hobbies und der unverzichtbaren Hilfe bei, die erlaubt, das Vereinsleben und die Belange der Ahnenforscher weiter zu entwickeln. Das gute Ablauf der Veranstaltung wird durch Ihre Anwesenheit und Ihr Willkommensein in den beiden angenehmen und geräumigen Sälen vom Foyer du Creutzberg gewährleistet. Der Ablauf ist folgender : Samstag den 21 septembre 2013 Installation der Aussteller von 9 H bis 11 H Offizielle Einveihung um 11 H in gegenvart der Persönlichkeiten (wir erwarten Aurélie Filippetti unsere Kultur Ministerin) Einlass des Publikums von 13 H bis 19 H Sonntag den 22 septembre 2013 Einlass des Publikums von 10 H bis 19 H Alle materiellen Aspekte werden vom CGME übernommen, das heisst : Bereitstellung von Tischen und Stühlen, Schautafeln,Lautsprecheranlage… Veröffentlichung der Veranstaltung über Presse, lokale Radios und Fernsehen Die Mahlzeiten werden vom Foyer Creutzberg organisiert Kosten 12 € pro Essen
Date: 2013/04/09 04:34:14
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Die Beziehung zwischen St. Wendel und Frankreich im 20. JahrhundertSt. Wendel. Frankreich und St. Wendel – eine nicht immer unproblematische Nachbarschaft. Und eine wechselvolle Vergangenheit. Denn die Stadt St. Wendel lag im Spannungsfeld der Mächte und der westliche Nachbar beeinflusste den Lauf der Stadtgeschichte mehr als nur ein Mal. Die Beziehungen zwischen St. Wendel und Frankreich in den vergangenen 400 Jahren untersucht eine vierteilige Vortragsreihe der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land. Hintergrund ist der 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages und das deutsch-französische Jahr 2013. Reformationskriege und Absolutismus, Aufklärung und Französische Revolution, sowie die deutsche Nationalstaatsgründung und Frankreich waren bereits Themen der ersten drei Vorträge. Somit ist es nun an der Zeit, sich dem 20. Jahrhundert zu widmen. Dies wird der Geschichtslehrer Bernhard W. Planz am Dienstag, 9. April, im St. Wendeler Mia-Münster-Haus tun. Über zwei Weltkriege, die deutsch-französische Aussöhnung und europäische Einigung, über Frankreich und St. Wendel während dieser Zeit wird Planz referieren. Beginn des Vortrags ist 19 Uhr. red
----------------------- Eine Ergänzung: Das Thema Zweiter Weltkrieg, schreib: Luftkrieg und Kriegsende, werde ich übernehmen, außerdem habe ich vortragsbegleitend eine kleine Präsentation in Powerpoint zusammengestellt, um die z.T. trockenen Fakten zu untermalen. Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2013/04/09 14:38:51
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Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V. „Handwerk in früheren Zeiten“ „Historische Filme“ aus den Jahren 1934/35 Freitag, 19. April 2013 19.00 Uhr Im Großen Sitzungssaal im Landratsamt Saalouis (Eingang Neubau – Kaiser-Friedrich-Ring 33) Mit diesem Filmabend beginnt die Vereinigung eine Reihe von Filmvorführungen von historischen Filmen. Geplant sind weitere Filmabende u.a. zu den Themen Bergbau, Eisen und Stahl. Gezeigt werden am 19.04. Filme zu folgenden alten Handwerken: Küfer, Drechsler, Holzhauer, Köhler, Hufschmied, Seiler, Spinnen, Holzschuhmacher. Die Filme stammen aus der ehemaligen Sammlung der Kreisbildstelle des Landratsamtes Saarlouis und wurden von Herrn Rudi Zenner digitalisiert. Zu jedem Film gibt Hans Peter Klauck eine kurze Einführung und Erläuterung. |
Date: 2013/04/09 15:22:33
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Vereinigung
für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V. Einladung
zum Seminar und Erfahrungsaustausch
„Genealogieprogramm OMEGA"
am Samstag,
den 25.05.2013 um 15 Uhr im
Landratsamt Saarlouis „Großer Sitzungssaal44 (Eingang
Neubau) Der
Programmentwickler Herr Dr. Boris Neubert stellt die neueste Version und die
Anwendungsmöglichkeiten des Programms vor. Fragen und auftretende Probleme beim
Arbeiten mit dem Programm werden an diesen Nachmittag
erörtert. Themen
werden u.a. angesprochen: •
Einstellungen zum Erstellen von Familienbüchern • Arbeiten
mit Signaturen • Einbinden
von Bildern • Kopieren
und Einfügen •
Auswertungen und Ausdrucke • Import
und Export •
GEDCOM •
Backup • Häutig
gestellte Fragen Fragen und
Anregungen können Sie per Mail schon jetzt senden! Hans Peter Klauck. 2. Vorsitzender |
Date: 2013/04/10 18:16:14
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Thomas
Gais, Ph. D., Direktor des Rockefeller Institute of Government in Albany,
Hauptstadt des Staates New York
spricht zur
Föderalismusdebatte “Abolish the Small States, Abolish An American Perspective on Federalism“ am
Donnerstag, den 18. April, 19.00 Uhr, in
der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland, Saalbau, Raum 1 Franz-Josef-Röder-Straße
9, Saarbrücken. Die
IHK Saarland lädt
in Kooperation mit dem Deutsch-Amerikanischen Institut Saarbrücken (DAI) e. V.
zu diesem Vortrag ein. Weitere Infos und
Anmeldebogen im Anhang. |
Date: 2013/04/11 07:58:17
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heute in der SZ:
Regierung will Werke unbekannter Urheber für das Internet freigebenBerlin. Sogenannte verwaiste Werke, deren Urheber unbekannt sind, sollen künftig ins Internet gestellt und so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürfen. Wie das Bundesjustizministerium mitteilt, hat das Kabinett gestern einen entsprechenden Gesetzesentwurf verabschiedet. Die Nutzung dieser Werke war bislang nicht möglich, da sie urheberrechtlich geschützt sind und der Rechteinhaber unauffindbar war. Der Gesetzentwurf soll erlauben, dass Bibliotheken, Archive und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten die verwaisten Werke digitalisieren und online stellen dürfen. noe
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Date: 2013/04/11 07:59:06
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Mit Scheuklappen durchs NetzAutor Eli Pariser kritisiert in „Filter Bubble“ das personalisierte Internet als Entmündigung des NutzersGoogle bietet auf den Nutzer zugeschnittene Suchergebnisse, Amazon für jeden Käufer individuelle Angebote – nur zwei Aspekte des personalisierten Internets. Werden auf diese Weise Kreativität und Neugier im Keim erstickt? Ja, meint der amerikanische Autor und Aktivist Eli Pariser. In seinem Buch „Filter Bubble“ erklärt er, weshalb.Von SZ-Mitarbeiterin Karin JankerSaarbrücken. Das Internet beschränkt unsere Weltsicht, unsere Kreativität und unsere Persönlichkeit – davon ist Eli Pariser, Autor des Buchs „Filter Bubble. Wie wir im Internet entmündigt werden“, überzeugt. Ausgangspunkt für seine Argumentation ist eine Errungenschaft, die das Arbeiten im Netz bequemer, einfacher und schneller machen soll: Die Personalisierung der Google-Suche. Seit 2009 findet ein passionierter Autoliebhaber nicht mehr das Gleiche wie jemand, der sich für Raubkatzen interessiert, wenn beide den Begriff „Jaguar“ in die Suchzeile tippen. Seitdem beeinflussen etwa 60 Faktoren unser Suchergebnis. Dazu gehören neben dem verwendeten Browser und dem Ort, an dem man sich einloggt, auch die bisher gesuchten Begriffe. Google will seinem Nutzer genau die Seite anzeigen, die er gesucht hat, und nicht zusätzlich noch Hunderte anderer Seiten. Was zunächst komfortabel und effizient klingt, ist für Pariser der Beginn der Entmündigung: Wenn eine Technologie entscheidet, für was wir uns zu interessieren haben, weil es dem am nächsten kommt, wofür wir bisher Interesse gezeigt haben, dann drehen wir uns irgendwann nur noch um uns selbst. „Ich-Schleife“ nennt der Autor das. In einer Art selbsterfüllender Prophezeiung nehme der Nutzer irgendwann die Identität an, die ein Internetdienst wie Google oder Facebook von ihm entwerfe. Pariser wettert nicht nur gegen Google und Amazon, sondern auch gegen Facebook und dessen personalisierte Startseite, die ebenfalls zu wissen glaubt, was wir von welchen Freunden erfahren möchten. Denn die Startseite zeigt schon längst nicht mehr alles an, was unsere Freunde veröffentlichen. Die Auswahl trifft Facebook auf Basis unserer „Gefällt mir“-Klicks. Je mehr wir uns für bestimmte Freunde zu interessieren scheinen, desto mehr erfahren wir von diesen auch. Pariser räumt zwar ein, dass Filtern und Sortieren im Netz unumgänglich sind. Schließlich gebe es tagtäglich Hunderttausende Blogeinträge, Millionen von Tweets und Milliarden von E-Mails. Um diese Informationsflut zu kanalisieren und nutzbar zu machen, sind Filter nicht nur bequem, sondern notwendig. Die Idee von der Demokratisierung der Welt, in der jeder Zugang zu allen Informationen hat, wäre nichtig, würde die Information nicht auffindbar gemacht und geordnet. Doch mit den Informationen wächst auch ein Markt, der mit ihnen handelt: Jeder Klick ist heutzutage eine Ware. Werbetreibende kaufen Informationen über Nutzer, um personalisierte Anzeigen zu schalten. Gespeichert werden die Daten durch Cookies im Internetbrowser. Wer beispielsweise einen Flug nach Mallorca sucht, wird bei der nächsten Google-Suche auf Anzeigen stoßen, die ihm einen ebensolchen Flug anbieten. Auf die Idee, stattdessen mit dem Zug nach Prag zu fahren, wird er so vielleicht gar nicht kommen. Die Neugierde wird Pariser zufolge so ausgeschaltet. Man konzentriere sich auf das vermeintlich Wesentliche, gehe mit Scheuklappen durch die Welt. So werde Kreativität unterdrückt und Unbekanntes ausgeklammert. Denn die Personalisierung des Internets entferne „Schlüsselreize aus unserer Umgebung, die bewirken, dass wir etwas lernen möchten“, schreibt der Buchautor. Um aus dieser abhängig machenden personalisierten Online-Welt auszubrechen, empfiehlt Pariser vor allem, die tägliche Wiederholungsschleife zu durchbrechen: Sich auch mal auf neue Webseiten vorzuwagen, nicht immer nur die gleichen fünf Seiten pro Tag mehrmals aufzurufen, sondern selbst gezielt nach Alternativen und Neuem zu suchen. Außerdem könne man vorsorglich die Cookies im Browser löschen. Eli Pariser: „Filter Bubble. Wie wir im Internet entmündigt werden.“ Hanser Verlag, 288 Seiten, 19,90 Euro. |
Date: 2013/04/11 08:00:17
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Künstler-Gen liegt in der FamilieWerke der Familie Mrziglod-Leiß aus vier Generationen sind in Theley zu sehenMaler, Restauratoren, Grafik-Designer, Architekten – einen Einblick in das Schaffen aus 100 Jahren Familiengeschichte der Künstlerfamilie Mrziglod-Leiß gibt eine Schau in der Johann-Adams-Mühle.Tholey. Eine Ausstellung in der Johann-Adams-Mühle in Theley zeigt Werke der Künstlerfamilie Mrziglod-Leiß aus vier Generationen. Wie kommt es, dass manche Menschen bereits von Kind auf einen Drang zur Bildenden Kunst verspüren und andere nicht? Für Celina Leiß (21) und Ramona Leiß (23) aus Tholey ist die Antwort klar: Kunst ist erblich! Denn bereits der Urgroßvater Lucas Mrzyglod (1884 bis 1952) war in Oberschlesien ein bekannter Portraitmaler und Restaurator. Nach einer Ausbildung an der Kunstakademie in Breslau schuf er vor allem Gemälde zur Ausstattung von Kirchen und Portraits und war Leiter der Provinzialrestaurierungswerkstatt in Neisse. Er gab seine Fähigkeiten an seinen Sohn Arnold Mrziglod weiter, der zunächst in Oberschlesien – ab 1958 dann im Saarland – die Tätigkeit als Restaurator und Kunstmaler fortführte. Zahlreiche Kirchenausmalungen, Sgraffiti und Entwürfe für Kunstverglasungen in unserer Region stammen aus seiner Hand. Seine Tochter Margit Mrziglod-Leiß studierte Grafik-Design und übernahm 1986 nach dem Tod des Vaters das Restaurierungsatelier. Seit dem hat sie sich als Restauratorin und bei einer Reihe von Wettbewerben zur Farbgestaltung von historischen Innenräumen und Wandmalereien einen Namen gemacht. Aber auch der väterlichen Linie ist die Kunst nicht fremd. Der Großvater Sepp Leiß (1917 bis 2011) war in Plaidt/Rheinland Architekt und hat ein bemerkenswertes Werk an Zeichnungen und Landschaftsaquarellen hinterlassen, das bereits mit einer eigenen Ausstellung an seinem Heimatort gewürdigt worden ist. Die Freude am Zeichnen hat er an seinen Sohn Niko Leiß weiter gegeben, der Architektur studierte und seit 1992 im familiären Restaurierungsatelier tätig ist. Diese künstlerische Tradition führen nun Celina Leiß mit dem Studium der Architektur in Kaiserslautern und Ramona Leiß mit dem Studium der Freien Kunst in Mainz fort. Eine Kostprobe ihres Könnens sowie einen kleinen Einblick in das Schaffen aus 100 Jahren Familiengeschichte gibt nun eine Ausstellung der Gemeinde Tholey in der Johann-Adams-Mühle in Theley mit dem Titel „Kunst ist erblich! 4 Generationen – eine Leidenschaft“. Die Ausstellung wird am 21. April, 17 Uhr, von Bürgermeister Hermann Josef Schmidt eröffnet. red Die Ausstellung ist zu sehen vom 21. April bis 20. Mai jeweils sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr. |
Date: 2013/04/13 15:33:36
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Von der Gotik zeugt an der Saar nicht gar so vielImmerhin blieben einige Großbauten und Pfarrkirchen sowie verschiedene Turm-Relikte und manche Skulpturen erhaltenVon SZ-Mitarbeiter Peter LempertSo nah und doch so fern …! Eigentlich wäre die Saarregion wegen ihrer vielfältigen Verbindungen zu Frankreich geradezu prädestiniert dafür gewesen, ein Vorreiter für einen neuen Stil in Architektur und Kunst in deutschen Landen zu werden. Ausgehend von der Abteikirche von Saint-Denis in Paris, der traditionellen Grablege des französischen Königshauses, die gemeinhin als erster gotischer Kirchenbau (um 1140) angesehen wird, breitete sich der Baustil recht zügig in Europa aus. Es folgten die Kathedralen von Senlis, Laon, Noyon sowie als erster Höhepunkt Notre Dame de Paris (ab 1163). Mit den Bischofskirchen von Chartres, Reims und Amiens hatte sich Anfang des 13. Jahrhunderts der Bautyp der klassischen französischen Kathedrale als dreischiffige Basilika mit Umgangs-Chor, Doppelturmfassade, Maßwerkfenstern und dreigeschossiger Wandgliederung (Arkaden im Erdgeschoss, bogengerahmter Laufgang namens Triforium im Mittelgeschoss und darüber liegender Fensterzone namens Obergaden) herausgebildet. Im nahen Metz wurde 1220 mit dem Bau einer der höchsten gotischen Kathedralen begonnen, im nahen Trier wurde wenig später (ab 1230) mit dem Zentralbau der Liebfrauenkirche das erste rein gotische Gotteshaus des Reiches in Angriff genommen. Auf dem Gebiet des heutigen Saarlandes konnte man ob dieser Prestigebauten fraglos nur staunen. Einen eigenen Bischofssitz hatte die Region nicht vorzuweisen, weshalb der Bau einer Kathedrale nicht in Frage kam. Auch größere Bürgerkirchen, wie sie manche aufstrebenden Reichsstädte als Demonstration ihrer Macht im architektonischen Wettstreit mit Fürsten, Adel oder Domkapitel errichten ließen, konnte es an der Saar mangels mächtiger Stadtansiedlungen nicht geben. Nein, an der Saar musste der Einstieg in die gotische Baukunst eine Nummer kleiner angegangen werden, allein schon aus finanziellen Gründen. Mit der Deutschherrenkapelle besitzt Saarbrücken das älteste gotische Bauwerk des Saarlandes. Wohl nach 1236 errichtet, war es Teil der Kommende (auch „Komturei“) St. Elisabeth. Dabei handelte es sich um die von Graf Simon III. gestiftete und der Ballei (eine Verwaltungseinheit) Lothringen mit Sitz in Trier unterstellte Niederlassung des Deutschherrn- beziehungsweise Deutschritterordens in Saarbrücken. Der Orden war eine im Zuge der Kreuzzüge gegründete caritative kirchliche Rittergemeinschaft. Saarbrücken war damals nicht mehr als eine kleine Ansiedlung rund um die Burg. Schon bald nach der Schenkung wurden Ordenshaus, Wirtschaftsgebäude und eben die als Kirche und Krankenpflegestätte genutzte Kapelle im nördlichen Teil der Kommende errichtet: Diese war Herberge, geistlicher Stützpunkt, Gerichtssitz und Gefängnis zugleich. Die Kapelle mit Spitzbogenfenstern, Kreuzgewölbe, einem quadratischen, zehn auf zehn Meter großen Schiff und einem ebenfalls quadratischen, an der Chorsüdseite angebauten Turm wurde vor einigen Jahren renoviert. Den Klappaltar des elsässischen Künstlers Jost Haller aus der Zeit um 1450 (in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatten sich Altarbilder endgültig etabliert, dazu kamen Holz- und Kupferstich) kann man nicht mehr vor Ort bewundern, dafür aber einige interessante Zeugnisse früher gotischer Bauskulpturen im Chor (Gewölbeschlusssteine mit reliefiertem Blattwerk, Engel, Frauenkopf). Die gotische Plastik wurde aus dem Wunsch geboren, die Fassaden und Portale der Kathedralen mit Standbildern, Reliefs oder Figuren zu schmücken. Das war eine Neuerung gegenüber dem eher schlichten romanischen Kirchenäußeren und ein erster Schritt in der europäischen Kunstgeschichte hin zur Freiplastik. Anno 1261 wurde am damaligen Saarbrücker Burggraben die Kapelle St. Nikolaus erbaut, die jedoch nach 1476 durch einen spätgotischen Neubau, die heutige Schlosskirche, ersetzt wurde. Bedingt durch die Hanglage hat der Bau mit Hauptschiff, südlichem Seitenschiff, in die Südwestecke eingebautem Turm und einem 5/8-Chor einen unsymmetrischen Grundriss. Das einstige Kreuzrippengewölbe wurde nach Zerstörungen durch eine Flachdecke ersetzt. Ab 1651 wurde die Kirche als Grablege des Hauses Nassau-Saarbrücken und bis zur Fertigstellung der Ludwigskirche 1775 als Hofkirche benutzt. Heute beherbergt sie ein Museum für Sakralkunst und lockt zudem die Besucher mit farbenprächtigen, von Georg Meistermann entworfenen Glasfenstern. Mit der Ende des 13. Jahrhunderts begonnenen und Ende des 14. Jahrhunderts fertig gestellten Stiftskirche St. Arnual kann die Landeshauptstadt Saarbrücken mit einer dritten gotischen Kirche aufwarten, die zu den bedeutendsten Baudenkmälern des deutschen Südwestens gezählt wird. Die dreischiffige Basilika mit Querschiff hat einen kreuzförmigen Grundriss und birgt Grabmäler der Grafen von Saarbrücken, darunter in der Apsis den Epitaph der Gräfin Elisabeth von Lothringen, der Fürstin, die zu einer wichtigen Wegebereiterin des Prosaromans in früh-neuhochdeutscher Sprache werden sollte. Sehenswert sind wiederum der Skulpturenschmuck am Westportal (aus der Zeit um 1315) und die Kapitelle im Chor. Ebenfalls wie die St. Arnualer Stiftskirche bereits der Spätgotik, die nördlich der Alpen um 1520-1530 von der Renaissance abgelöst wurde, zuzuordnen ist die Wendalinuskirche beziehungsweise Wendalinusbasilika in St. Wendel. Das ist eine Hallenkirche mit dreitürmiger Westfassade und netzgewölbtem, durch rostrote, kapitellose Rundstützen unterteiltem Langhaus (Länge 52 Meter, Höhe 17 Meter). Der Baubeginn wird um 1332 vermutet, ihr Chor wurde 1360 geweiht, und sie wurde um 1460 endgültig fertig gestellt (die südliche Vorhalle wurde 1465 angefügt). Die Hallenkirche ist eine Sonderform des gotischen Gotteshauses, Mittel- und Seitenschiffe sind im Unterschied zur Basilika gleich hoch, wodurch das Kircheninnere einer riesigen Halle ähnelt. In St. Wendel ist das Mittelschiff allerdings leicht überhöht, weshalb es sich streng genommen um eine Staffelhalle oder Pseudobasilika handelt. Sehenswert sind die Steinkanzel, die zweitälteste Deutschlands, das „Heilige Grab“ aus der Zeit um 1480 in einer Maßwerknische an der Nordostecke des Chores und natürlich im Chorhaupt das Hochgrab mit dem Reliquiensarkophag des hier verehrten Heiligen. Im Unterschied zu den Zisterziensern und den neuen Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner, die mit ihren berühmten universitären Wortführern wie Thomas von Aquin, Bonaventura von Bagnoregio oder Albertus Magnus die Gotik wegen deren Prachtentfaltung ablehnten, stand der bis ins Hochmittelalter bedeutsamste Orden der Benediktiner dem neuen Baustil positiv gegenüber. Da war es nicht verwunderlich, dass sich die Mönche der Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey, damals so etwas wie das geistliche Zentrum der Saarregion, beim Neubau ihrer Kirche zwischen 1264 und 1304 dieser zeitgeistigen Architektur-Vorlage annahmen. Der frühgotische Bau besteht aus drei Längsschiffen mit sechs Jochen, ein Querhaus wurde nicht errichtet. Allerdings wurde in Tholey, damit die Bettelordens-Architektur im deutschen Kulturraum des 13. Jahrhunderts durchaus nachahmend, auf den andernorts gebräuchlichen Reichtum der Bauzierde weitgehend verzichtet. Die große Halle beeindruckt mit mächtigen Säulen und imposantem Deckengewölbe, allein die skulpturale Ausschmückung fällt etwas üppiger aus (Verkündigungsengel, Portalfiguren).
Wehrkirche in DörrenbachDie Wehrkirche Sankt Martin in Dörrenbach hat in ihrem Chor noch ein frühgotisches Rippenkreuzgewölbe aus der Zeit um 1300 bewahrt, die dortige Wandbemalung stammt aus dem 14./15. Jahrhundert. Der achtseitige Spitzturm öffnet sich durch ein Spitzbogenportal aus dem 16. Jahrhundert in den Innenraum. Bei der spätgotischen Martinskirche in Köllerbach-Kölln handelt es sich um eine vierjochige Pseudobasilika mit einem kreuzgewölbten Chor aus dem 14. Jahrhundert samt mittelalterlichen Deckenmalereien, skulpturalem Schmuck und einem spätgotischen Sakramentsschrein. Bei der Pfarrkirche in Niederkirchen beeindruckt der dreischiffige Innenraum mit spätgotischem Netzgewölbe sowie wunderschönen Maßwerkfenstern aus der gleichen Zeit. In der Sakristei, dem ehemaligen Chor der um 1350 errichteten Kirche St. Martin in Medelsheim, wurden gotische Fresken sowie ein gotisches Sakramentshäuschen entdeckt, auf dem Hochaltar ist ein Retabel aus der Zeit um 1430 zu besichtigen. Beim Neuaufbau der Pfarrkirche St. Hubertus in Wallerfangen-Ihn im Jahr 1726 wurde der gotische Chor integriert. Auf eine wahrlich bewegte Vergangenheit kann die Maria-Magdalenenkapelle in St. Wendel zurückblicken. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1318, danach wurde sie während der Umbauphase der Wendalinusbasilika als interimistische Grablege des heiligen Wendelin genutzt. 1405 wurde in ihrem Kellergewölbe eine Krypta eingeweiht (ungewöhnlich für die Gotik), ab der Wende zum 19. Jahrhundert wurde sie profaniert, heute befindet sie sich in Privatbesitz. Am Besten erhalten mit gotischen Fensterrahmen ist die gastronomisch genutzte Krypta. Beim avantgardistischen Neubau der Pfarrkirche Kreuzerhöhung in Primstal im Jahr 1971 wurden vom spätgotischen Bau Turm und Chor aus der Zeit um 1450 erhalten. Ebenfalls noch erhalten ist der spätgotische Chor aus der Zeit um 1477 bei der einstigen Kapelle und heutigen evangelischen Pfarrkirche in Ottweiler. In Perl-Wochern ist der kleine Saalbau St. Nikolaus und St. Bernhard die Hauptsehenswürdigkeit, da sein gewölbter Rechtecks-Chor noch die ursprünglichen Maßwerkfenster aus dem 15. Jahrhundert vorweisen kann.
Gotische TürmeBei einigen Pfarrkirchen sind nur die gotischen Türme erhalten: beispielsweise bei der Pfarrkirche St. Andreas in Altheim (Turmuntergeschoss aus dem 14. Jahrhundert mit Kreuzrippengewölbe, heute als Sakristei genutzt), bei der Remigiuskirche in Beeden (Turm aus dem 14. Jahrhundert), bei der Kirche St. Barbara in Blickweiler (Turm aus dem 12./13. Jahrhundert, nur kleine Schallöffnungen mit Spitzbogen im oberen Teil, ein schönes Beispiel des Übergangs von der Romanik zur Gotik), beim Alten Turm in Dudweiler (Relikt einer Kirche aus der Zeit um 1330 mit Maßwerkfenstern und Kreuzrippengewölbe), beim Alten Turm in Fürth im Ostertal (spätgotischer Satteldachturm, der im Volksmund als „Römerturm“ bezeichnet wird), bei der Pfarrkirche St. Katharina in Oberkirchen (spätgotischer Westturm mit zierlichem Portal, Taufstein aus dem Jahr 1473), bei der Pfarrkirche in Sötern (spätgotischer Turm 1578 mit Renaissance-Portal versehen) oder bei der Kirche St. Albanus in Thalexweiler (Turm aus dem 15. Jahrhundert). Gotische Bauskulpturen sind ebenfalls noch zu finden in der Wintringer Kapelle in Kleinblittersdorf (acht spätgotische Wasserschlagfiguren als Schmuck von Strebepfeilern). In Tholey wurde die Bettelorden-Architektur nachgeahmt
HintergrundDie Gotik wollte die christliche Ideenwelt verbildlichen, was ihr am Besten in der Kathedrale als einem Gesamtkunstwerk aus Architektur, Plastik und (Glas-)Malerei gelang. In theologischer Hinsicht wurden Gotteshäuser als ein gebauter Teil der Liturgie angesehen: Sie sollten wie der Kosmos eine vollkommene, von strahlendem Licht und perfekten Proportionen geprägte Einheit ausstrahlen – in Nachahmung des himmlischen Jerusalems. In der Gotik entstand eine neue Form von „Lichtarchitektur“, indem die Mauerflächen zunehmend aufgelöst und großflächig durch den Einbau von Glasfenstern ersetzt wurden und indem die Wandstärken und die Gewölbemasse auf ein Minimum reduziert wurden. Dadurch sollte der Innenraum mit seinem auf Bündelpfeilern ruhenden Gewölbe aus Kreuzrippen leicht und scheinbar schwerelos wirken. Neben dem Spitzbogen als zentralem Element kam mit dem Maßwerk aus geometrischen Formen ein neues Gestaltungsdetail hinzu, das erstmals um 1220 bei der Kathedrale von Reims auftauchte und fortan in spitzbogigen Maßwerkfenstern oder auch kreisru |
Date: 2013/04/13 15:45:42
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heute in der SZ:
Aus Rivalen wurden GefährtenVortrag über deutsch-französisches Verhältnis im Mia-Münster-HausKriege und Versöhnung prägten im 20. Jahrhundert das deutsch-französische Verhältnis. Die Beziehungen zwischen Frankreich und St. Wendel während dieser Zeit untersuchte ein Vortrag im Mia-Münster-Haus.St. Wendel. Vom Duell zum Duett – die deutsch-französischen Beziehungen erlebten im 20. Jahrhundert eine entscheidende Wende. 1963 wurde, nach zwei blutigen Weltkriegen, der Élyseé-Vertrag unterzeichnet, und der Versöhnungsprozess zwischen beiden Ländern begann. Das deutsch-französische Jahr 2013 erinnert an dieses epochale Ereignis vor 50 Jahren. Dies nahm die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land zum Anlass, in einer Vortragsreihe die Beziehungen zwischen Frankreich und St. Wendel in den vergangenen 400 Jahren zu beleuchten. Zum Abschluss der Reihe behandelte der Geschichtslehrer Bernhard W. Planz im St. Wendeler Mia-Münster-Haus das 20. Jahrhundert. Begleitet wurde er von dem Heimatforscher Roland Geiger. Wie überall im Deutschen Reich, brach wohl auch in St. Wendel 1914 die Kriegsbegeisterung aus. Die Waffen schwiegen erst 1918. Der Erste Weltkrieg forderte Millionen Tote, die Bevölkerung litt Hunger und Not. Das Deutsche Reich wurde besiegt. In St. Wendel marschierten im Dezember 1918 französische Soldaten ein. „Die Reaktionen waren unterschiedlich, sie reichten von Anpassung bis zu hinhaltender Renitenz“, erläuterte Planz. Das spätere Saarland rückte in den Fokus der Weltöffentlichkeit, denn Frankreich forderte die Annexion. Die Siegermächte einigten sich auf einen Kompromiss: Das Saargebiet wurde von Deutschland abgetrennt, die Verwaltung übernahm der Völkerbund. Nach 15 Jahren sollte die Bevölkerung an der Urne entscheiden, wie es weitergeht. Für das St. Wendeler Land bedeutete dieser Kompromiss allerdings auch, dass der Landkreis um etwa zwei Drittel schrumpfte. Denn Teile des alten Kreises wurden aus dem Saargebiet ausgegliedert. Planz: „Es verblieben 26 Gemeinden mit etwa der Hälfte der bisherigen Einwohnerzahl.“ Der Restkreis war weiterhin landwirtschaftlich geprägt, jedoch arbeiteten fast 3000 Männer aus dem Kreis in den Saargruben, in St. Wendel waren das Eisenbahnausbesserungswerk, die Tabakfabriken und Ziegeleinen bedeutende Arbeitgeber. Dennoch blieb die Nachkriegsnot groß. Die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre erschwerte die Lage. „Seit 1931 versuchten Kreis und Stadt, durch Notstandsarbeiten wie Wegbau, Bliesbegradigung oder Anlegung des Stadtparks der Not entgegen zu wirken“, erklärte Planz. Währenddessen blühte allerdings das kulturelle Leben, was etwa die vielen Vereinsgründungen beweisen. Am 13. Januar 1935 wurden die Einwohner des Saargebietes aufgerufen, über ihre Heimat abzustimmen: Anschluss an Frankreich, das Deutsche Reich, oder aber Beibehaltung des Status quo. 90,76 Prozent votierten für die Wiederangliederung an das Deutsche Reich, im Landkreis waren es 94,7 Prozent. Dies hieß auch: Anschluss an Hitlerdeutschland. Gleichschaltung und Gewalt, Mitwirkung und Widerstand prägten die zehn Jahre der NS-Herrschaft an der Saar. Mit dem deutschen Überfall auf Polen brach 1939 der Zweite Weltkrieg aus, der unermessliches Leid mit sich brachte. Sechs Jahre später war das Deutsche Reich erneut besiegt und von den Alliierten besetzt. Das Saargebiet fiel in die französische Besatzungszone und wurde wirtschaftlich an Frankreich angegliedert. Zugleich vergrößerte sich das Saarland nach Osten und Norden. Dadurch verdoppelte sich die Einwohnerzahl des Landkreises St. Wendel. Als Saarprotektorat erhielt das Saarland ab 1947 erneut eine Sonderstellung. Die Saarfrage blieb ein Zankapfel in den deutsch-französischen Beziehungen. 1954 handelten beide Länder eine Lösung aus: Das Saarland sollte einen europäischen Status haben. Ein Jahr später lehnten dies zwei Drittel der Saarländer ab. Das Signal war klar: Die Saarländer wollten zurück zu Deutschland. Frankreich akzeptierte. Wenige Jahre später kam es zur Unterzeichnung des Élyseé-Vertrages, Deutschland und Frankreich wurden Partner. Planz: „Selbstverständlich aber, das hat uns die Geschichte gezeigt, ist diese partnerschaftliche Verbundenheit nicht gewesen, umso mehr gilt es, sie weiterhin mit Leben zu füllen.“ lk --------------------- Begleitend zum Vortrag von Bernhard Planz gab es per Powerpoint insgesamt 71 Folien zu sehen, die ich - aufbauend auf dem Vortrag zusammengestellt habe, 27 mit den Kapitelüberschriften und 44 mit Bildern und Kommentaren versehen. Daran habe ich in der vorvergangenen Woche gut fünf bis sechs Stunden verbracht. Außerdem habe ich zum Kapitel "Luftkrieg und Kriegsende" einen vorhandenen Text "Das Ende vom Lied - Gedanken zum Krieg in der Heimat" so stark gekürzt, daß er in gut zehn Minuten vorzutragen war. Das hat Herr Kowol, Mitarbeiter der SZ in St. Wendel und - so scheint es mir - Gerd Trösters designierter Nachfolger in Sachen "Regionale Geschichte", gemeint, als er schrieb: "Begleitet wurde er von dem Heimatforscher Roland Geiger". Vielleicht sollte ich aber auch einfach nur froh sein, daß man mich bemerkt und meinen Namen richtig geschrieben hat. Roland Geiger
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Date: 2013/04/13 15:49:26
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heute in der SZ:
Rubenheimer Museum dokumentiert AberglaubenGersheim. Der Volkskundler Gunter Altenkirch hat sein „Museum für dörfliche Alltagskultur“ um ein „Museum des saarländischen Aberglaubens“ erweitert. Gezeigt werden in dem Bauernhaus in Rubenheim in einer Glasvitrine bis zu 240 Belege für bis in jüngste Zeit verbreiteten Aberglauben der Landbevölkerung: Hausrat, Amulette und sonstiger Schmuck mit eingravierten oder geschnitzten magischen Symbolen bis hin zu schriftlichen Dokumenten. Eines der spektakulärsten Exponate ist ein umformuliertes „Vater unser“-Gebet, in dem ein Messdiener in den 50ern des vorigen Jahrhunderts einen Pfarrer verflucht, der ihn offenbar zuvor sexuell missbraucht hatte. cas museum-alltagskultur.de |
Date: 2013/04/14 23:19:08
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
heuer gibt es eine nicht ganz leicht zu lesende noch zu verstehende, aber -
wie ich denke - sehr interessante Rezension. Ich weiß nicht, ob ich das Buch
lesen könnte (resp. durchkäme), aber allein schon die Rezi hat was.
Angenehme Woche wünsche ich Euch allen da draußen.
Roland Geiger
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Jureit, Ulrike; Schneider, Christian; Frölich, Margrit (Hrsg.):
Das Unbehagen an der Erinnerung. Wandlungsprozesse im Gedenken an den Holocaust. Frankfurt am Main: Brandes & Apsel Verlag 2012. ISBN 978-3-86099-926-4; 239 S.; EUR 24,90. Inhaltsverzeichnis: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_19784.pdf> Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Aleida Assmann, Fachbereich Literaturwissenschaft/Anglistik, Universität Konstanz E-Mail: <aleida.assmann(a)uni-konstanz.de> Unbehagen ist eine Intuition und daher ein vorreflexiver Zustand. Irgendetwas stimmt nicht, aber man weiß nicht so genau, was es eigentlich ist. Die Intuition kann ein Wegweiser für die Reflexion sein, die sich aufmacht und zu klären versucht, was das Problem ist und wie es behoben werden kann. In diesem Sinne werden die Thesen, die Ulrike Jureit und Christian Schneider bereits in einer vorangegangenen Publikation aufgestellt haben[1], im vorliegenden Band von anderen Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Disziplinen aufgenommen und diskutiert. So wie Alexander und Margarete Mitscherlich in den 1960er-Jahren der Kriegsgeneration ins Gewissen redeten und ihr ihre 'Unfähigkeit zu trauern' vorwarfen, werfen Jureit und Schneider nun vierzig Jahre später der Nachkriegsgeneration der 68er falsches Erinnern vor. Die Gefühlslage der 'nachholenden Trauer' sei absolut verfehlt, so die Botschaft an die 68er-Generation, weil sie auf einem falschen Bewusstsein gründe. Aus psychoanalytischer Perspektive hebt Schneider hier besonders die Überidentifikation mit den Opfern hervor, die zu einer einfachen Lösung des Schuldproblems durch Lossagung von den Eltern und dem deutschen Schuldkollektiv geführt habe. "Der ermordete Jude wurde das erste role model" (S. 89), dem andere Erniedrigte und Beleidigte der Dritten Welt gefolgt seien (von den auf Plakaten hochgehaltenen 'Helden' und Kämpfern dieser politischen Bewegung ist nicht die Rede). Der Opferbegriff spielt in weiteren Beiträgen eine wichtige Rolle. Mit klaren und griffigen Konturen arbeitet etwa Martin Sabrow den "Paradigmenwechsel von der historischen Heroisierung zur historischen Viktimisierung" heraus (S. 42). Diese Wende führt er jedoch nicht auf die 68er-Generation zurück, sondern bezieht sie auf die Gegenwart. Gleichzeitig rekonstruiert er die Kontinuität eines "deutschen Opferdiskurses", den er bis 1918 zurückverfolgt. Diese langfristige Perspektive wird möglich, weil er die heroische Opferbereitschaft der Deutschen nach dem ersten und ihre Selbstviktimisierung nach dem zweiten Weltkrieg als Manifestationen ein und derselben Grundhaltung darstellt. Mit ihrem 'Unbehagen an der Erinnerung' distanzieren sich die Autoren von einem vermeintlichen Grundkonsens der bundesdeutschen Erinnerungskultur. Jureits polemische Abwehr richtet sich dabei nicht nur gegen die Deutungsmacht der 68er, sondern viel grundsätzlicher auch gegen das Konzept einer gemeinsamen transgenerationellen Erinnerung, wie es weltweit praktiziert und seit Jahrzehnten in der internationalen Fachliteratur diskutiert wird. Für sie kann und darf es keine Erinnerung an Ereignisse geben, die man nicht selbst erlebt hat. Von kollektiver Identität und Gruppenzugehörigkeiten, die durch Übernahme einer nationalen Geschichte auf der Basis medialer und kultureller Überlieferung entstehen, hält sie nichts. Der Identitätsbezug der deutschen Holocaust-Erinnerung ist für sie deshalb ein reiner Selbstbetrug: "Wir tun schlicht so, als wenn es um Geschehnisse geht, die wir selbst erfahren und erlitten haben, und simulieren einen Selbstbezug, in den wir uns dann emotional hineinsteigern." (Der längere Abschnitt, in dem dieser Satz steht, findet sich textgleich auf S. 10 und S. 27.) Ich stehe ratlos vor solchen Sätzen, weil ich außer Binjamin Wilkomirski alias Bruno Dössekker niemanden kenne, auf den diese Beschreibung zutrifft. Ungewöhnlich für eine Historikerin ist, dass solche Behauptungen nirgends durch den Verweis auf Texte illustriert oder empirische Daten untermauert werden. Kulturelle Erinnerung wird von Jureit offensichtlich perhorresziert, weil sie sie mit Identitätswechsel und Selbstbetrug gleichsetzt. Deshalb plädiert sie auch für eine Historisierung des Holocaust, mit der der falsche Identitätsbezug zu diesem Geschehen endgültig aufgelöst werden soll. So verwirrend für mich diese inzwischen mehrfach wiederholte Grundthese des Buches weiterhin ist, so dankbar nehme ich die begrifflichen Differenzierungen auf, mit denen der Sammelband entstandene Missverständnisse korrigiert. Werner Konitzer zum Beispiel unterscheidet zwischen 'Opferidentifizierung' und 'Opferorientierung' im Gedenken. Seine Unterscheidung kann helfen, unterschiedliche Rahmen transgenerationeller Weitergabe präziser zu beschreiben. Mit dem Label 'opferidentifiziertes' Erinnern würde ich zum Beispiel die zweite Generation der Holocaust-Überlebenden erfassen, die sich selbst als '2G' (Kürzel für 'zweite Generation') bezeichnen und ihre eigene Biografie als transgenerationelle Extension des elterlichen Traumas begreifen. In Deutschland dagegen kann man mit Konitzer argumentieren, dass der Durchbruch in Richtung auf eine Orientierung an den jüdischen Opfern erst 1979 mit der US-amerikanischen Fernsehserie "Holocaust" einsetzt. Diese Serie löste eine Empathie-Blockade in der deutschen Bevölkerung und legte damit den Grundstein zu einer neuen, generationenübergreifenden Erinnerungskultur. Mit der opferorientierten Erinnerungskultur ordnen sich die Deutschen, wie Konitzer schreibt, in die europäische und weltweite Erinnerungskultur ein. Im Anschluss daran wäre zu fragen, ob wir damit schon eine Erinnerungskultur haben wie andere Länder auch. Sicher fällt die Erinnerung im Land der Täter anders aus als in Ländern, die zwar kollaboriert haben, aber historisch auch durch starke Widerstandstraditionen geprägt sind. Deshalb gibt es in Deutschland zum Beispiel bis heute keine 'Straße der Deportierten' wie in Paris, aber inzwischen jede Menge Stolpersteine, die auf Initiativen der Zivilgesellschaft zurückgehen. Eine Welt ohne Empathie und Parteinahme für unschuldige zivile Opfer wäre, so Konitzer, "ungleich unbehaglicher als die gegenwärtige Erinnerungskultur" (S. 124). Aus psychologischer Sicht betont auch Gudrun Brockhaus, dass "die räuberische Aneignung einer unschuldigen Opfer-Identität" (Modell Wilkomirski) nur wenigen gelungen sei (S. 109). Sie plädiert für eine Entmoralisierung der Diskussion, die es erlaubt, das Gefühlsspektrum zu erweitern und auch politisch unkorrekte Gefühle zuzulassen. Vor allem wünscht sie sich für die nachfolgenden Generationen die Freiheit, endlich: 'Wir sind anders!' sagen zu können und sich damit aus einem kollektiven Identitätszwang zu lösen. Die Bedeutung der 68er für die deutsche Erinnerungsgeschichte steht im Mittelpunkt mehrerer Beiträge. Jörn Rüsen kritisiert die 68er-Generation, die die Schuld zwar thematisiert, aber sich selbst dabei moralisch von ihr distanziert habe. Diese Erinnerung sei zudem neurotisch, weil sie nicht auf Kontinuität, sondern auf einen Bruch gegründet sei (S. 152). Fortschritte für eine humanere Geschichtskultur ergeben sich für ihn erst mit fortschreitenden Inklusionen in eine lange Geschichte. Margrit Frölich steuert eine prägnante Lektüre von Bernhard Schlinks Roman "Der Vorleser" als Selbstporträt der 68er-Generation bei, in dem freilich nicht die Identifikation mit den Opfern, sondern mit einer Täterin als eine Allegorie der Schuldverstrickung mit der Erfahrungsgeneration der Eltern im Mittelpunkt steht. Die Verfilmung des Romans geht einen Schritt weiter und entlässt die dritte Generation aus diesem Nexus der Verstrickung, indem die Tochter am Schluss die Freiheit hat zu sagen: 'Ich bin anders!' Weitere Beiträge beziehen sich auf religiöse, philosophische und politische Dimensionen des Erinnerns. Johann Kreuzer untersucht den Zusammenhang von Erinnern und Vergessen an aufschlussreichen Zitaten von Plato bis Theodor Adorno. Hermann Düringer rekapituliert die Auseinandersetzung zwischen Max Horkheimer und Walter Benjamin über die Frage der Abgeschlossenheit oder Offenheit der Geschichte und betont damit die wichtige Unterscheidung zwischen Historisieren und Erinnern. Benjamins Einsicht bestand ja darin, "dass Geschichte nicht allein eine Wissenschaft, sondern nicht minder eine Form des Eingedenkens ist" (S. 57), womit sich, wie Jürgen Habermas dann später hinzufügte, "unsere Verantwortung auch noch auf die Vergangenheit ausdehnt" (S. 59). Weit über dieses Ziel hinaus schießt allerdings die Hoffnung auf Versöhnung zwischen Tätern und Opfern, die Düringer als "ein Angeld auf die große, die messianische Erlösung" versteht (S. 63). Wichtige aktuelle Probleme werden in dem Sammelband unter anderem von Harald Schmid angesprochen. Er verfolgt die beispiellose Karriere des Begriffs 'Erinnerungskultur' und untersucht ihre politischen und diskursiven Rahmenbedingungen. Das neue Unbehagen an derselben führt Schmid auf ihre erfolgreiche Institutionalisierung und den damit verbundenen affirmativen Charakter zurück, dem alles Beunruhigende und Verstörende abgehe. Auch er wünscht sich den Identitätswechsel von einem negativen zu einem positiven Freiheits- und Demokratieverständnis. Claus Leggewie schreibt über die Problematik der sogenannten 'Erinnerungsgesetze', die die Leugnung der jeweils staatstragenden Erinnerung unter Strafe stellen und als Machtmittel politischer Selbstimmunisierung eingesetzt werden. Jens Kroh erinnert an die Gründungsgeschichte der transnationalen Holocaust-Task-Force, die den institutionellen Kern der europäischen und globalen Holocaust-Erinnerung bildet, und beschreibt nationale Exkulpationsstrategien, die mit dieser Erinnerung verbunden werden. Am Ende, so stellt er in Aussicht, könnte sich Europa als eine inklusive Gemeinschaft der Opfer ohne Täter imaginieren. Der Opferbegriff wird in Astrid Messerschmidts Beitrag noch einmal erweitert, indem er nun auch noch die Opfer der Holocaust-Pädagogik mit einschließt. Sie kritisiert einen Ansatz, der zu moralischer Selbstbestätigung und Selbstversicherung führt und argumentiert, dass in der Migrationsgesellschaft eine größere Sensibilität für eine Pluralität historischer Schlüsselereignisse erforderlich sei. In postsouveränen Gesellschaften, so die Herausgeber, haben kollektive Identitäten, Moralisierung und absolut gesetzte Glaubensformeln keinen Platz mehr. Sie plädieren deshalb für eine konsequente Historisierung der deutschen Erinnerungskultur, tun dies aber paradoxerweise auf eine hochmoralische Weise durch die Entlarvung falscher Gefühle, Verschleierungstaktiken und Formen der Inauthentizität. Man gewinnt deshalb den Eindruck, dass hier das alte argumentative Rüstzeug der 68er noch einmal gegen die 68er in Anschlag gebracht wird. Ob dieses intergenerationelle Gefecht um Deutungsmacht wirklich den Nerv der aktuellen deutschen Erinnerungskultur trifft, müssen die Leserinnen und Leser für sich entscheiden. Umso mehr ist zu begrüßen, dass diese Thesen nun in einen vielstimmigen Sammelband eingelagert sind, der es ermöglicht, unterschiedliche Positionen zu vergleichen und sich dabei selbst ein Bild von der Geschichte und dem aktuellen Stand der deutschen Erinnerungskultur zu machen. Anmerkung: [1] Ulrike Jureit / Christian Schneider, Gefühlte Opfer. Illusionen der Vergangenheitsbewältigung, Stuttgart 2010; vgl. die Rezension von Cornelia Siebeck, in: H-Soz-u-Kult, 11.03.2011, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-1-181> (04.04.2013). Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Christoph Classen <classen(a)zzf-pdm.de> |
Date: 2013/04/15 08:58:43
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Fischer, Thomas (Hrsg.): Die Krise des 3. Jahrhunderts n. Chr. und
das Gallische Sonderreich. Akten des Interdisziplinären Kolloquiums Xanten 26. bis 28. Februar 2009 (= Schriften des Lehr- und Forschungszentrums für die antiken Kulturen des Mittelmeerraumes - Centre for Mediterranean Cultures - ZAKMIRA 8). Wiesbaden: Reichert Verlag 2012. ISBN 978-3-89500-889-4; 430 S.; EUR 39,90. Inhaltsverzeichnis: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_19764.pdf> Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Klaus-Peter Johne, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin E-Mail: <petra.machon(a)geschichte.hu-berlin.de> Das in der Forschung lange vernachlässigte 3. nachchristliche Jahrhundert hat in neuerer Zeit viel Beachtung gefunden. Davon zeugt auch der stattliche Band eines von der Universität Köln veranstalteten Kolloquiums, das Altphilologen, Althistoriker und vor allem Archäologen in Xanten zusammenführte. In 14 Beiträgen werden zentrale und spezielle Aspekte des Gallischen Sonderreiches der Jahre 260 bis 274 vorgestellt und diskutiert. Auf die schwierige Situation bei der Beurteilung der literarischen Quellen weist Bernd Manuwald hin (S. 13-27). Die lateinische Tradition beruht auf der sogenannten "Enmannschen Kaisergeschichte", die die Breviarienschriftsteller Aurelius Victor und Eutrop sowie das Biographienwerk der Historia Augusta in unterschiedlicher Weise benutzt haben. Die in den Geschichtswerken des Zosimos und des Zonaras erhalten gebliebene griechische Tradition ist so unterschiedlich, dass man verschiedene Überlieferungsstränge annehmen muss. Zu Recht schlussfolgert der Autor, dass die literarischen Zeugnisse oft nur in Kombination mit den epigraphischen und numismatischen historisch ausgewertet werden können. Dem Kampf zwischen Gallienus, dem Kaiser der Zentrale, und dem gallischen Usurpator Postumus widmet sich Karlheinz Dietz (S. 29-62). Er zeigt, dass es zwei Feldzüge des Gallienus gegen Postumus gegeben hat und Gallienus vor allem an der Rückgewinnung der Aufmarschbasis Raetien und der Beherrschung der Alpenpässe interessiert war. Eine Folge dieser Auseinandersetzungen könnte die Preisgabe des rechtsrheinischen Dekumatlandes in den 260er-Jahren gewesen sein. Auch die erst 1992 gefundene Augsburger Inschrift aus dem Jahre 260 wird von neuem analysiert. Eine Einführung zum Stand der Forschung im politischen Bereich bietet Werner Eck (S. 63-83). Die Ausdehnung des Herrschaftsgebietes der gallischen Kaiser bis nach Spanien und Britannien wird auf der Grundlage der Inschriften bestimmt und die Existenz eines eigenen Senats für das Sonderreich mit guten Gründen in Zweifel gezogen. In der seit langem kontrovers diskutierten Frage, welche Stellung Postumus vor seiner Machtübernahme bekleidete, spricht sich Eck jetzt für einen ritterlichen Amtsträger aus (S. 77, Anm. 49) und korrigiert damit seine frühere Ansicht, er wäre ein senatorischer Statthalter gewesen.[1] Der instruktive Beitrag endet mit der Interpretation einer neuen Bauinschrift aus Krefeld mit dem Hinweis auf einen Aufstandsversuch unter Postumus und einer Neudatierung der letzten Inschrift in Raetien nördlich der Donau erst in die Zeit nach 262. Auf den altphilologischen und die beiden althistorischen Beiträge folgen elf archäologische: Dietrich Boschung beschäftigt sich mit den Porträtdarstellungen der gallischen Kaiser (S. 85-96). Er kommt zu dem Ergebnis, dass sie sich um eine eigene Bildniskonzeption bemühten, die sie von den zeitgenössischen Herrschern in Italien abhob. Der Stadt Köln und ihrem Umland in der Soldatenkaiserzeit ist die Abhandlung von Bernd Päffgen gewidmet (S. 97-150). Archäologisch lassen sich mehrere Germaneneinfälle fassen, wobei bereits die frühesten in den 230er-Jahren das Ende der Pax Romana für dieses Gebiet bedeuteten. Von 256 bis 272 diente die Stadt als Herrscherresidenz und zwischen 257 und 269 auch als Münzprägestätte. In dieser Zeit wurde die Stadtmauer erneuert. Bei der Vorstellung von Mainz im dritten Viertel des 3. Jahrhunderts weist Alexander Heising auf die im Vergleich zu Köln ungleich schlechtere Überlieferungslage hin (S. 151-196). Eine spektakuläre Rolle spielte die Stadt allein im Jahre 269 mit der Ermordung des Postumus und den Usurpationen des Laelianus und Marius. Die öfter angenommene Existenz einer Münzprägestätte ist fraglich. Unstrittig war dagegen der Bau einer Stadtmauer seit 253 das für die Siedlungstopographie einschneidenste Ereignis der Zeit. Um die Colonia Ulpia Traiana bei Xanten geht es in den Beiträgen von Thomas Otten und Clive Bridger: Otten behandelt das Ende der Zivilstadt zwischen 260 und 275/76 und die Jahrzehnte bis zur Errichtung der Festungsanlage innerhalb des ehemaligen Stadtgebietes (S. 197-217); Bridger stellt die Gräber des 3. Jahrhunderts in und um Xanten vor (S. 219-231). Die Bedeutung Triers im Gallischen Sonderreich erörtert Jennifer Morscheiser (S. 233-247). Im Einzelnen geht es um die wenigen Inschriften, von denen eine allerdings partiell missverstanden wird (S. 236), die Prägungen der Münzstätte und die Anlage der Stadtmauer mit der Porta Nigra, wobei sich die Autorin für eine Datierung erst in das 3. Jahrhundert ausspricht. Wirtschaftsgeschichtlich orientiert ist der Beitrag von Eszter Harsányi über den Export von Trierer Spruchbechern nach Pannonien, von denen dort über 100 gefunden wurden (S. 249-274). Die Ursache für das Ende dieser Exporte um 260 wird jedoch nicht in der Existenz des Gallischen Sonderreiches, sondern in den Barbareneinfällen in den mittleren Donauraum und dem damit zusammenhängenden Niedergang des Wirtschaftslebens gesehen. Für den archäologisch gut erforschten Raum Mayen-Koblenz kann Angelika Hunold keine unmittelbaren Auswirkungen des Sonderreiches feststellen (S. 275-306). Münzschätze mit Schlussmünzen aus diesen Jahrzehnten, Siedlungsunterbrechungen und Anzeichen einer Stagnation stellen keine Besonderheiten für die Rheingrenze im 3. Jahrhundert dar. Mit dem vieldiskutierten Ende des obergermanischen Limes beschäftigt sich Marcus Reuter (S. 307-323). Während die Zerstörung des rätischen Limes inzwischen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Jahr 254 datiert werden kann, ist für die Aufgabe der obergermanischen Grenzbefestigung ein jahrzehntelanger Prozess anzunehmen, der mit dem Germaneneinfall von 233 begann. Das Kastell Osterburken wurde wohl 254 zerstört, Niederbieber sicher 260, und die letzten Limeskastelle dürften beim Zusammenbruch des Gallischen Sonderreiches verlassen worden sein. Die Behauptung, Aurelian habe bei dem Sieg über Tetricus auf den Katalaunischen Feldern 274 ein sinnloses Blutbad angerichtet, das zu einer immensen Schwächung der Rheinarmee führte (S. 319f.), findet in den Quellen keine Fundierung. Der Rückblick des Panegyricus von 311 bezieht sich auf den Aufstand von Autun 269/70 und nicht auf die Niederlage des Tetricus.[2] Die Entdeckung von fünf Gräbern aus dem letzten Drittel des Jahrhunderts in einem Villenareal im Rhein-Sieg-Kreis mit ungewöhnlich reichen Beigaben zeigt nach den Ausführungen von Sonja Schmutzler, dass es auch in diesen Jahrzehnten "Nutznießer der Krise" gegeben hat (S. 325-342). Der letzte, umfangreichste Beitrag von Andreas Rau ist nicht auf der Tagung in Xanten gehalten worden und greift thematisch auch weit über die Zeit des Sonderreiches hinaus. Er behandelt die archäologisch fassbaren Beziehungen des Römischen Reiches zum nördlichen Barbaricum, insbesondere nach Skandinavien im gesamten 3. Jahrhundert (S. 343-430). Unter Heranziehung ausgewählter Sachgruppen werden die verschiedenen Möglichkeiten erörtert, wie Objekte römischer Herkunft in den Norden gekommen sein können, wobei auch der innergermanische Austausch betont wird. Das Gallische Sonderreich und sein Umfeld ist in diesem Band unter sehr verschiedenen Aspekten so eingehend vorgestellt worden, dass keine künftige Behandlung des Themas wird daran vorbeigehen können. Anmerkungen: [1] Vgl. Werner Eck, Die Statthalter der germanischen Provinzen vom 1.-3. Jahrhundert, Köln 1985, S. 223f. [2] Vgl. Ingemar König, Die gallischen Usurpatoren von Postumus bis Tetricus, München 1981, S. 148-156; Klaus-Peter Johne u.a. (Hrsg.), Die Zeit der Soldatenkaiser, Berlin 2008, Bd. 1, S. 305 (Udo Hartmann) und S. 334f. u. 338 (Andreas Luther). Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Udo Hartmann <hartmannu(a)geschichte.hu-berlin.de> |
Date: 2013/04/16 18:31:17
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. in Zusammenarbeit mit der Aleksandrastiftung zur Förderung der Westricher Geschichtsforschung Einladung zum Vortrag von Wolfgang Ulbrich „Nicola Marschall – Ein Maler aus dem Saarland in den amerikanischen Südstaaten“ Wolfgang Ulbrich stellt sein Buch über den deutsch-amerikanischen Künstler Nicola Marschall vor und schildert den Lebensweg des 1849 ausgewanderten Porträtmalers von St. Wendel nach Alabama und Kentucky. Bekannt wurde Marschall, weil er die Fahne der Konföderierten entworfen hat und über 350 Ölporträts anfertigte. Parallel zur Biografie des Malers werden in dem Vortrag die damaligen Lebensbe-dingungen in unserer Region thematisiert: die wirtschaftliche Krise, die Auswanderungs-welle und 1848er-Revolution. Des Weiteren spielt die Sklavenhaltung im Baumwollstaat Alabama Mitte des 19. Jahrhunderts sowie der Weg zum Amerikanischen Bürgerkrieg eine Rolle. Auch Dokumente und ausgewählte Bilder des Malers werden gezeigt und erläutert. Mittwoch, den 24. April 2013, 19.00 Uhr im historischen Junkerhaus ( 1569 ), Wellesweiler, Eisenbahnstr. 22 Von Nichtmitgliedern wird ein Beitrag von 5 Euro erbeten Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. in Zusammenarbeit mit der Aleksandrastiftung zur Förderung der Westricher Geschichtsforschung
Date: 2013/04/17 00:09:08
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Altes aus dem Stadtarchiv - Umbettungsriten in St. Wendel 1819
Nikolaus Cetto (1790-1855), Sohn von Philipp Jakob Cetto und Maria Elisabeth Martina Wassenich, heiratet am 30.06.1814 in St. Wendel Katharina Jochem (1795-1876), Tochter von Konrad Jochem (1758-1795) und Maria Elisabeth Demuth (1757-1815). Nach ihrem Tod am 30.07.1815 wurde Maria Elisabeth auf dem zweiten St. Wendeler Friedhof am östlichen Ende der Stadt, unmittelbar an der Stadtmauer angrenzend, bestattet. Dieser wurde nicht lange danach zum heutigen Standort an der Sprietacht verlegt. 5. May
1819 An Sr.
Wohlgebohren den Herrn Hornung Oberbürgermeister
Allhier Da ich
gesonnen bin, meine verstorbene, und auf dem alten Gottes=Acker allhier
beerdigte Frau Schwieger=Mutter allda herausgraben, und Selbe auf meine auf
dem Neuen Gottsacker gesteigte
Familien Begräbnis=Stätte bringen zu lassen; bitte ich Ew: Wohlgebohren mir
gütichst Zu erlauben, den Sarg im sage (?) aufsuchen zu dürfen, wo ich selben nach dem ich Ihnen
gefunden, nach Vorschrift herausnehmen, und auf dem Neuen Gottes=acker
bringen lassen werde.
Jn erwartung
einer baldigen Antwort, habe ich die Ehre Ew. Wohlgebohren bestens zu Grüßen.
Nicola
Cetto (Bürgermeister Hornungs Antwort:) Es ist Ihnen
gestattet, den Sarg Ihrer verstorbenen Frau Schwiegermutter auf dem alten
Gottesacker aufsuchen, ausgraben und auf Ihre in dem neuen Gottesacker
acquirirte Begräbnißstätte wieder begraben zu laßen, jedoch so 1o daß der Sarg,
wenn sie das Ausgraben zur Tageszeit vornehmen lassen, mit Grund so lange bedekt
bleiben soll, bis die Wegbringung
erfolgt. 2o daß das geöffnete Grab
wieder geebenet werde; 3o daß der
Transport des Sargs mit der Leiche zur Mitternachtsstunde zu geschehen habe und
dieses, so wie die Stunde des Aufgrabens vorher dahier anzumelden ist.
St. Wendel
den 6. May 1819 Herzogl. S.
Oberbürgermeisterey Johann Jakob
Hornung Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2013/04/19 08:17:34
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Veranstaltungsreihe zu Nikolaus WarkenHasborn-Dautweiler. Zu den Vorkämpfern der saarländischen Arbeiterbewegung Ende des 19. Jahrhunderts gehörte der Bergarbeiter Nikolaus Warken, genannt Eckstein, aus Hasborn. Mit einer Veranstaltungsreihe möchten die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land, die Gemeinde Tholey, der Historische Verein Hasborn-Dautweiler und die IG BCE Ortsgruppe Eckstein Bohnental & Hasborn die historische Persönlichkeit Nikolaus Warken wieder mehr ins Bewusstsein rücken. Den Auftakt bildet ein Vortrag von Michael Sander (Landesarchiv Saarbrücken) zu Warken. Der Theaterverein Edelweiß Hasborn-Dautweiler spielt zudem vier Szenen aus dem Theaterstück „Eckstein ist Trumpf“ von Klaus-Michael Mallmann und Gerhard Bungert. Beginn ist am Dienstag, 23. April, um 19 Uhr in der Kulturhalle Hasborn. Die IG BCE Ortsgruppe Eckstein Bohnental & Hasborn lädt am Dienstag, 30. April, ab 17 Uhr zur Gedenkfeier am Eckstein-Denkmal in der Hasborner Römerstraße. Dem folgt um 18 Uhr die Eröffnung der Ausstellung „Nikolaus Warken gen. Eckstein. Dokumente aus seinem Leben“ im Alten Rathaus Hasborn. Die Ausstellung des Historischen Vereins Hasborn-Dautweiler stellt in Dokumenten und Bildern unter anderem die soziale Lage der Bergarbeiter an der Saar im 19. Jahrhundert dar. Bis zum 7. Mai ist die Ausstellung dienstags, donnerstags und sonntags von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Der Hasborner Lyriker Johannes Kühn liest am Dienstag, 7. Mai, Bergarbeitergedichte. Beginn der Lesung im Alten Rathaus Hasborn ist 19.30 Uhr. red |
Date: 2013/04/19 08:18:58
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
gestern in der SZ (mit zwei Anmerkungen und einer Frage meinerseits):
Zeichen gegen das Vergessen setzen Sieben Orte halten Geschichte wachProjekt als Baustein der Erinnerungskultur wird von Land und Kreis gefördert Bänke und Infotafeln in St. Wendel sollen an jüdische Mitbürger erinnernDas Umweltministerium und der Landkreis unterstützen das Projekt „Orte gegen das Vergessen im Landkreis St. Wendel“. In sieben Ortschaften sollen Plätze mit Bänken und Informationstafeln eingerichtet werden, um an das Leben früherer jüdischer Mitbürger und deren Kultur zu erinnern.Ausstellungen,Filmdokumentationen und eine Infobroschüre im Landkreis St. Wendel sollen an die jüdische Geschichte erinnern. Auch ein pädagogisches Schulprogramm ist geplant.Von SZ-Mitarbeiter Frank FaberSt. Wendel. Jüdische Glaubensgemeinschaften haben bis zu ihrer radikalen Auslöschung durch die Nationalsozialisten über Jahrhunderte das regionale Kulturgeschehen im Saarland beeinflusst und ihre Spuren hinterlassen. Im Landkreis St. Wendel sind diese Spuren jüdischen Lebens bis in das 16. Jahrhundert zurück zu verfolgen. Dazu gehören Schulen, Synagogen, Mikwen und Friedhöfe.
Ins Bewusstsein rufenDurch die Gestaltung von kleinen Plätzen mit Bänken und Informationstafeln soll die lange Geschichte jüdischen Lebens im Landkreis nun mit der Umsetzung des Projekts „Orte gegen das Vergessen“ nachhaltig ins Bewusstsein der Bürger gerufen werden und damit in der Region verankert werden. Sieben „Orte gegen das Vergessen“ (siehe weiteren Artikel) sind zum Zeichen der Erinnerungskultur für das Projekt, dass der Landkreis und das Adolf-Bender-Zentrum (ABZ) in St. Wendel auf den Weg gebracht hat, ausgesucht worden. Das saarländische Umweltministerium fördert das Vorhaben mit rund 65 000 Euro aus Mitteln des Landes und der Europäischen Union (Leader), mehr als 32 000 Euro steuert der Landkreis bei. „Es ist Aufgabe der Politik, das Wissen über unsere historischen Wurzeln künftigen Generationen zu vermitteln, damit das kulturelle Erbe lebendig bleibt“, betonte die Ministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Anke Rehlinger (SPD), bei der Übergabe des Zuwendungsbescheides im Adolf-Bender-Zentrum. Landrat Udo Recktenwald (CDU) verdeutlichte: „Der Landkreis möchte zur Verfestigung der Erinnerung an unsere jüdischen Mitbürger, an ihr Leben in unserer Region und das Unrecht, das sie vor allem während der nationalsozialistischen Diktatur erdulden mussten, beitragen.“ Mit jährlich 25 000 Euro wird das Adolf-Bender-Zentrum vom Landkreis finanziell unterstützt. „Seit vielen Jahren ist uns die Aufarbeitung der Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden in unserer Region ein Herzensanliegen. Wir sind sehr froh darüber, dass wir dieses Projekt jetzt umsetzen können.“, so ABZ-Geschäftsführer Willi Portz. Ab Herbst soll laut Portz die Baumaßnahme umgesetzt werden. Er werde nun mit den Bürgermeistern der betreffenden Gemeinden in Kontakt treten, um die Errichtung und Gestaltung der geplanten Plätze abzustimmen. Das Projekt ist als Partnerprojekt Teil des Kulturprogramms „St. Wendeler Land steinreich“ und wird einbezogen in die Leitbildarbeit „St. Wendeler Land steinreich: auf den Spuren einer 2500-jährigen europäischen Kulturgeschichte“.
St. Wendel. Sieben Orte im Landkreis St. Wendel sind für das Projekt ausgesucht worden. Geplant sind dort vier mal vier Meter große Plätze mit Sitzbänken zu gestalten. Dazu sollen Stelltafeln, auf denen dreisprachig in Kurzform die jüdische Geschichte des jeweiligen Ortes dargestellt wird, aufgestellt werden. Darüber hinaus sind Ausstellungen, Filmdokumentationen, die Herausgabe einer Informationsbroschüre und die Erarbeitung eines umfangreichen pädagogischen Schulprogramms geplant.
Geführte TourenDes Weiteren ist vorgesehen, vor Ort öffentliche Veranstaltungen anzubieten, wo über die „Orte gegen das Vergessen“ berichtet wird, ebenso kann eine geführte Tour zu einigen Plätzen gebucht werden. Nachfolgend die geplanten „Orte gegen das Vergessen“. [Anmerkung: Mir fällt bei den nachgenannten Touren auf, daß zwei davon - die in Baltersweiler und die in Oberthal - überhaupt nichts mit Juden zu tun haben, denn weder Änne Meier noch die Mitglieder der Familie Schu waren Juden - wie aber m.E. im Text mehr als angedeutet wird - beide waren im Widerstand gegen die Nazis (zumindest weiß ich das von Änne Meier sicher, mit den Gründen, warum die Familie Schu ins KZ kam, weiß ich nicht). Roland Geiger] St. Wendel: Beim Novemberpogrom 1938 wurde die ehemalige jüdische Synagoge in der Kelsweilerstraße von SA- und SS-Leuten sowie Nazi-Anhängern geschändet und teilweise zerstört. Die Aktion fand in St. Wendel erst am Nachmittag des 10. November 1938 statt. Das Gotteshaus wurde geplündert, das Innere und Teile des Dachs demoliert. Am Abend wurde das Gebäude angezündet, gegen 20 Uhr gab es Brandalarm, die Feuerwehr schützte jedoch nur die umliegenden Häuser gegen ein Übergreifen des Brandes. Am 24. November 1938 wurde die Brandruine von städtischen Arbeitern abgebrochen. [Anmerkung: Zum Brand der Synagoge gab es zehn Jahre später eine landesgerichtliche Untersuchung mit einer großen Menge an Augenzeugenbefragungen. Die Akte liegt im Landesarchiv Saarbrücken; eine Abschrift habe ich gerade angefertigt. Dort gibt es auch Aussagen des Feuerwehrchefs über den Grund, warum in erster Linie die umliegenden Häuser geschützt und nicht das Feuer in der brennenden Synagoge bekämpft wurde. Bei einer Lektüre dieses Briefes, verbunden mit einer Rückfrage bei der örtlichen Feuerwehr, wie sie es gemacht hätten, würden sich die anklagenden Worte "jedoch nur" im vor-vorigen Satz erübrigen. Warum wird bei Sachverhalten wie diesem mehr Wert auf Anklage als auf Sachverstand gelegt? Roland Geiger] Urweiler: Der jüdische Friedhof in St. Wendel wurde bereits wenige Jahre nach Ansiedlung der ersten jüdischen Familien im Jahre 1872 außerhalb der Stadt nach Urweiler verlegt. [Frage: Seit wann legen die Juden ihre Friedhöfe innerhalb von Ortschaften an? Zum anderen wurde der Friedhof bei Urweiler nicht dorthin "verlegt", sondern dort an Ort und Stelle "angelegt". Denn vorher gab es für einen jüdischen Friedhof keine Notwendigkeit, weil es in St. Wendel und den eng umgebenden Orten keine Juden gab; die kamen erst mit dem Bau der Eisenbahn um 1860 hierher. Anders gefragt: Wo lag der jüdische Friedhof für St. Wendel vor 1872? Roland Geiger, St. Wendel] Baltersweiler: Änne Meier aus Baltersweiler wurde 1942 von der Gestapo festgenommen und in der Saarbrücker Haftanstalt Lerchesflur inhaftiert. Als politischer Häftling trug sie im Frauen-Konzentrationslager (KZ) Ravensbrück den roten Winkel. Unter anderem war sie Mitbegründerin des Adolf-Bender-Zentrums. Die Baltersweiler Schule trägt ihren Namen. Oberthal: Hier soll an das Schicksal der Familie Schu erinnert werden. Sohn Harald starb angeblich 1942 im KZ Dachau an Lungenentzündung, seine Mutter Helene wurde ins KZ Theresienstadt deportiert und starb 1945 an Flecktyphus. Sötern: Die wohl älteste jüdische Gemeinde im heutigen Landkreis befand sich in Sötern. Wahrscheinlich ließen sich dort schon im 17. Jahrhundert die ersten jüdischen Familien nieder. Gonnesweiler: Der jüdische Friedhof wurde wahrscheinlich um 1800 angelegt. Die letzte Bestattung fand 1935 statt. Tholey: Bis in die 1930er-Jahre war der jüdische Friedhof in Tholey belegt. Während des Krieges wurden die jüdischen Gräber geschändet und erst 1954/1955 auf Veranlassung der Synagogengemeinde Saar wieder instand gesetzt. Außerdem soll die Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Familie Eugen Berl aus St. Wendel in die Projektarbeit mit Jugendlichen eingebunden werden. frf |
Date: 2013/04/21 20:38:52
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
From: Michael Schäfer
<misc57(a)hotmail.com> Date: 18.04.2013 Subject: Rez. NEG: S. Zeumer: Die Nachfolge in Familienunternehmen ------------------------------------------------------------------------ Zeumer, Sandra: Die Nachfolge in Familienunternehmen. Drei Fallbeispiele aus dem Bergischen Land im 19. und 20. Jahrhundert (= Beiträge zur Unternehmensgeschichte 30). Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012. ISBN 978-3-515-09940-0; 389 S.; EUR 56,00. Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Michael Schäfer, Dresden E-Mail: <misc57(a)hotmail.com> Sandra Zeumers Arbeit gehört in die Reihe unternehmensgeschichtlicher Einzelfallstudien, die sich in den letzten Jahren mit dem weit verbreiteten Phänomen des Familienunternehmens beschäftigt haben. Gegenstand der Untersuchung sind hier drei Unternehmerfamilien aus einer frühindustriellen Pionierregion, dem Bergischen Land. Es sind dies die Hardts, Textilkaufleute und -fabrikanten aus Lennep, die Bagels, die in Düsseldorf und Ratingen ein Druckerei- und Papierunternehmen betrieben, sowie die Familie von der Heydt-Kersten, die mit einem Elberfelder Privatbankhaus verbunden war. Für alle drei Unternehmerfamilien standen der Autorin jeweils umfangreiche firmenarchivalische Bestände zur Verfügung. Im Mittelpunkt der Studie steht die Unternehmernachfolge, die Weitergabe von Besitz und Leitung des Unternehmens in der familialen Generationenfolge. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über das "lange" 19. Jahrhundert. Für ihr theoretisches Gerüst bedient sich Sandra Zeumer vornehmlich im allseits beliebten Baukasten der Neuen Institutionenökonomik (NIÖ). Dabei macht sie den Begriff der Property Rights als analytisches Instrument nutzbar, indem sie zwischen Nutzungs-, Gewinn-, Verfügungs- und anderen auf ein Unternehmen bezogenen Rechten differenziert. Zudem problematisiert die NIÖ die institutionellen Rahmenbedingungen (zum Beispiel das Erbrecht), die beim Transfer solcher Property Rights zu beachten sind, und lenkt den Blick auf institutionelle Arrangements, die den Nachfolgeprozess erleichterten. Weniger überzeugend erscheint mir dagegen Zeumers Nutzanwendung des Principal-Agent-Problems, wenn der Vorgänger-Principal den Nachfolger-Agent mit der Weiterführung des Unternehmens betraut oder wenn beide als "Vertrauensgeber" und "Vertrauensnehmer" agieren (S. 75). Eher satirisch klingt der Befund, die Transaktionskosten, "gemessen an Errichtungskosten für Verträge und Testamente", hätten nur wenige Mark betragen und rangierten somit im Promillebereich (S. 352). Im Hauptteil der Arbeit breitet Zeumer ihr empirisches Material nacheinander für jedes der drei Unternehmen aus. Sie macht dies jeweils in zwei Schritten: Zunächst widmet sie sich dem Transfer der Unternehmensleitung in der familialen Generationenfolge. Dann untersucht sie die Übergabe des Unternehmensbesitzes von einer Generation der Unternehmerfamilie zur nächsten. Hier kommen besonders die Probleme in den Blick, die der Transfer von Besitzrechten im Erbgang für die Kapitalbasis eines Familienunternehmens oft mit sich brachte, sowie die vertrags- und unternehmensrechtlichen Arrangements, mit denen die untersuchten Firmen und Familien diese im Laufe des 19. Jahrhunderts zu bewältigen versuchten. Schließlich fasst Zeumer für jedes der von ihr untersuchten Unternehmen die Ergebnisse zusammen. Die Darstellung folgt jeweils der Chronologie der Firmengeschichten und beschäftigt sich nicht allein mit den Nachfolgeprozessen. Zeumer verfolgt vielmehr recht breit die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung der drei Unternehmen, die unternehmerischen Strategien ihrer Leiter, deren unternehmerischen Erfolg, die Heiratskreise der Unternehmerfamilie und anderes mehr. In ihrer methodischen Einleitung kündigt sie an, durch Bilanz- und Marktanalysen das Desiderat einer Quantifizierung unternehmerischen Handelns umsetzen zu wollen (S. 60). Dies gelingt ihr mal besser, mal weniger gut. Insgesamt wirkt die Arbeit etwas unfokussiert, droht sich immer mal wieder im Detail zu verlieren und lässt stellenweise einen Bezug zum Thema vermissen. In ihrem abschließenden Fazit präsentiert Sandra Zeumer als Ergebnis ihrer vergleichenden Einzelfallstudien die Erfolgs- und Risikofaktoren des Nachfolgeprozesses in Familienunternehmen. Ihre Befunde und Thesen erscheinen im Einzelnen durchaus interessant und weiterführend. So blieben etwa alle untersuchten Unternehmen bis in die fünfte Generation auf Kapital aus dem Familienkreis angewiesen, der als eine Art "lender of last resort" fungiert habe (S. 352). Hier trägt die akribische Beschäftigung mit den Unternehmensbilanzen Früchte. Anderes wirkt dagegen banal: Es gebe zwei Gruppen von Nachfolgern, "zum einen diejenigen, die den Vertrauensvorschuss rechtfertigten [...] und ihre Eignung unter Beweis stellten, und zum anderen diejenigen, die sich selbst disqualifizierten (selfselection), pendelten oder ausschieden" (S. 350f.). So bleibt ein etwas ambivalenter Gesamteindruck. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Ralf Ahrens <ahrens(a)zzf-pdm.de> URL zur Zitation dieses Beitrages http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2013-2-049 |
Date: 2013/04/21 21:39:36
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
zu meiner Bemerkung letzten Freitagmorgen (s.u.) hat mir Edgar Schwer eine
Notiz geschickt. Danach waren zwei Mitglieder der Familie Schu aus Oberthal doch
Juden. D.h. die Mutter Helen Schu geb. Isaak war jüdischen Glaubens, worauf ihr
Sohn Harry Schu als Halbjude angesehen wurde. Er versuchte, in die Schweiz zu
emigrieren, wurde verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Von
Saarbrücken kam er nach Dachau, wieder nach Saarbrücken, dann nach Zweibrücken.
Am 14.11.1942 wurde er im KZ Dachau umgebracht. Seine Mutter starb in
Theresienstadt.
Edgar, vielen Dank für die Informationen.
Roland Geiger
In einer eMail vom 19.04.2013 08:16:20 Westeuropäische Sommerzeit schreibt
Rolgeiger(a)aol.com:
|
Date: 2013/04/22 22:00:31
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Archäologen-Herzen schlagen höherBei Bauarbeiten auf dem Schaumberg gelangten Reste einer alten Festung ans TageslichtWenn demnächst die ersten Besucher über den Sky-Walk auf dem Schaumberg-Plateau wandern, dann tun sie das streng genommen über einen History-Walk. Denn bei den Vorarbeiten trat Erstaunliches zutage.Tholey. Wer auf dem Schaumbergplateau mit dem Spaten in die Erde sticht, der buddelt fast automatisch in der Vergangenheit. So sind jetzt bei Ausschachtarbeiten für das Fundament des geplanten Sky-Walks Mauerreste eines Turmes gefunden worden. Joachim Zeune vom Büro für Burgenforschung identifizierte die Mauern als Reste eines Zwingerturmes der „jüngeren Hauptburg mit Wehrung“ aus der Zeit um 1530. Der Turm hatte an seinem Fuß einen Durchmesser von rund sechs Metern. Seine Mauern waren bis zu 1,10 Meter dick. Anhand des Mauerwerks, erklärt Zeune, seien die Mauerreste gut zeitlich einzuordnen. Während die Römer ihre Gebäude und Fundamente aus sauber zugeschlagenen Steinquadern errichteten, legten die Bauherren des Spätmittelalters zumindest bei den Verteidigungsanlagen keinen großen Wert auf Äußerlichkeiten. Stark mussten die Mauern sein, den um diese Zeit rückten potenzielle Angreifer mit Kanonen an, um eine Burg sturmreif zu schießen. Dementsprechend handelt es sich bei dem Fund um ganz grobes Bruchsteinmauerwerk, errichtet aus Tholeyit-Brocken und Kalksteinen. Zusammengehalten wird das Ganze von Kalk-Lehm-Mörtel. Rund 1,5 Meter hoch ist der Turmrest, der freigelegt wurde. Dabei stellten die Archäologen fest, dass der nördliche Teil des Turmes auf gewachsenen Fels, der mittlere auf älteren Mauerresten und der Teil am Abhang Richtung Tholey auf einer wohl aufgeschütteten und planierten Fläche gegründet wurde. Das ist für Zeune ein weiterer Hinweis darauf, dass die Spitze des Schaumberges im Laufe der Jahrhunderte entsprechend der jeweiligen Bebauung immer wieder verändert und auch aufgefüllt worden ist. Auch seien ehemalige Gebäude immer wieder als Steinbrüche genutzt und damit abgetragen worden. Besonders behauene Steine wurden in neuen Mauern verbaut. Spolien nennen die Archäologen solche Steine.
Alles wird dokumentiertZeune und sein Kollege Thomas Starke vermessen, kartografieren, fotografieren und zeichnen die Turmreste. Ist dies geschehen, werden die Mauern wieder unter der Erde verschwinden. Dort könnten sie am sichersten und günstigsten für die Nachwelt erhalten werden. Der Aufwand, die Turmreste komplett freizulegen und zu konservieren, ist nach Ansicht der Archäologen und Denkmalpflegen zu hoch und zu kostspielig. Mit Bürgermeister Hermann Josef Schmidt haben sich die Fachleute darauf verständigt, dass die Umrisse des Turmes und der Verlauf der Außenmauern der ehemaligen Burg, soweit bekannt, durch eine Steinreihe auf der Plateaufläche sichtbar gemacht wird. ddt |
Date: 2013/04/22 22:13:27
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Wie ich solche Anglizismen liebe! Es reicht kein Herzweg mehr - heute bauen wir einen Sky-Walk, der dann zum History-Walk mutiert. Erinnert irgendwie an Anniken Skywalker. "Rchhh Ich bin Dein Vater Rchchch!"
Vermutlich wird als nächstes aus der Burg ein Castle und dem Schaumbergturm der Foam Mountain Tower. Unten in Tholey - mit dem schönen TH - reden wir dann nur noch über the old abbey und the wasitwood.
Anneliese Schumacher
Tholey. Wer auf dem Schaumbergplateau mit dem Spaten in die Erde sticht, der buddelt fast automatisch in der Vergangenheit. So sind jetzt bei Ausschachtarbeiten für das Fundament des geplanten Sky-Walks Mauerreste eines Turmes gefunden worden.
Joachim Zeune vom Büro für Burgenforschung identifizierte die Mauern als Reste eines Zwingerturmes der „jüngeren Hauptburg mit Wehrung“ aus der Zeit um 1530. Der Turm hatte an seinem Fuß einen Durchmesser von rund sechs Metern. Seine Mauern waren bis zu 1,10 Meter dick. Anhand des Mauerwerks, erklärt Zeune, seien die Mauerreste gut zeitlich einzuordnen. Während die Römer ihre Gebäude und Fundamente aus sauber zugeschlagenen Steinquadern errichteten, legten die Bauherren des Spätmittelalters zumindest bei den Verteidigungsanlagen keinen großen Wert auf Äußerlichkeiten.
Stark mussten die Mauern sein, den um diese Zeit rückten potenzielle Angreifer mit Kanonen an, um eine Burg sturmreif zu schießen. Dementsprechend handelt es sich bei dem Fund um ganz grobes Bruchsteinmauerwerk, errichtet aus Tholeyit-Brocken und Kalksteinen. Zusammengehalten wird das Ganze von Kalk-Lehm-Mörtel.
Rund 1,5 Meter hoch ist der Turmrest, der freigelegt wurde. Dabei stellten die Archäologen fest, dass der nördliche Teil des Turmes auf gewachsenen Fels, der mittlere auf älteren Mauerresten und der Teil am Abhang Richtung Tholey auf einer wohl aufgeschütteten und planierten Fläche gegründet wurde. Das ist für Zeune ein weiterer Hinweis darauf, dass die Spitze des Schaumberges im Laufe der Jahrhunderte entsprechend der jeweiligen Bebauung immer wieder verändert und auch aufgefüllt worden ist. Auch seien ehemalige Gebäude immer wieder als Steinbrüche genutzt und damit abgetragen worden. Besonders behauene Steine wurden in neuen Mauern verbaut. Spolien nennen die Archäologen solche Steine.
Date: 2013/04/23 08:25:06
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Diavortrag informiert über Fundstellen der UmgebungMichael Glaser beschäftigt sich mit „Spuren der Kelten und Römer in unserer Region“ in BerschweilerBerschweiler. Zu einer Vortragsveranstaltung mit dem Thema „Spuren der Kelten und Römer in unserer Region“ lädt der Heimat- und Verkehrsverein Berschweiler für Donnerstag, 25. April, 19 Uhr in Gasthaus „Bruche Wirtschaft“ in Berschweiler ein. Referent der Veranstaltung ist Michael Glaser aus Marpingen. Glaser wird über das Leben der Menschen zur Zeit der keltischen und gallo-römischen Epoche sprechen und dabei über Kleinfunde und Siedlungsreste auf dem Berschweiler Bann berichten. Gegenstand des Vortrages werden weiterhin bekannte Fundstellen der umliegenden Großregion sein, deren Verbreitung bis in die Pfalz hinein reicht. Themen des Diavortrages sind beispielsweise keltische Hügelgräber mit den darin gefundenen Gegenständen, keltische Festungen wie der Hunnenring bei Otzenhausen, Aussehen, Standort und regionale Verbreitung der römischen „Villa rusticae“, der Vicus Wareswald oder die Kaiserstadt Trier. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. red
|
Date: 2013/04/23 08:42:04
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Dämmgen
Heinrich
(Seite
5) Landeskriminalpolizei, Dezernat II
St. Wendel, den
25.6.1947 vorgeladen erscheint der
Eisenbahnlademeister Heinrich Dämmgen, 52 Jahre alt, St. Wendel, Josefstraße
15, mit dem Gegenstand der Vernehmung vertraut gemacht und
erklärt: Bei dem Sirenenertönen an dem
fraglichen Tage der Judenaktion 1938 befand ich mich in meiner Wohnung. Ich
eilte darauf sofort zum Gerätehaus und erfuhr schon unterwegs, daß die Synagoge
brenne. Als stellvertretender Wehrführer und Führer des Motorlöschzuges rückte
ich nach kurzer Zeit zu der besagten Brandstelle. Ich traf unverzüglich die
erforderlichen Löschmaßnahmen, musste jedoch feststellen, daß die Synagoge
selbst nicht mehr zu retten war. Da die gesamte Inneneinrichtung, die Decke
sowie der Dachstuhl aus Holz war und zum größten Teil bereits eingestürzt war,
mussten die Löschmaßnahmen im wesentlichen auf den Schutz der umliegenden
Gebäude beschränkt bleiben. Wie schon vorher betont, war der Dachstuhl und die
Decke bereits eingestürzt, als ich mit dem Löschtrupp bei der Brandstelle
eintraf. Über die vermutlichen Täter kann ich
vom Hörensagen nur berichten, daß Angehörige der SA mithilfe von Benzin in Brand
entfacht hatten. Nähere Einzelheiten oder die Namen der SA-Leute anzugeben, ist
mir leider nicht möglich, da ich hierunter auch später nichts erfahren konnte.
Betonen möchte ich noch, daß die Löschmannschaften in keiner Weise von
irgendeiner Seite bei der Brandbekämpfung behindert wurden. Im Gegenteil blieb
noch eine Brandwache bis zum nächsten Morgen in Tätigkeit, um die einzelnen
Brandnester niederzukämpfen. Während der Brandbekämpfung sprach ich mit dem
damaligen Bürgermeister Eichner, welcher genauso wie ich der Ansicht war, daß
die Synagoge selbst nach Einsturz der Decke nicht mehr zu retten war und daher
besonders die Nachbargebäude gegen Funkenflug geschützt werden mußten.
Einwandfrei feststehen dürfte, daß mithilfe von Benzin oder einem anderen
feuergefährlichen Stoff der Brand entfacht worden sein muss, da bei normaler
Brandursache eine derartige Ausbreitung der Flammen innerhalb so kurzer Zeit
nicht möglich ist. Sonstige Angaben habe ich nicht zu machen.
aus: Landesarchiv SB, Staatsanwaltschaft 1529 |
Date: 2013/04/23 19:50:44
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Date: 2013/04/23 23:36:58
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
In einer eMail vom 23.04.2013 22:20:40 Westeuropäische Sommerzeit schreibt
Michaela-Becker(a)gmx.net:
„Nicola Marschall – Hallo, Frau Becker,
hier bei uns in St. Wendel hat Herr Ulbrich seinen Vortrag "ein Maler aus
St. Wendel" genannt. "Saarland" klingt zwar nicht schlecht, ist aber historisch
Banane. Geboren ist der Maler in St. Wendel im Fürstenthum Lichtenberg, das zum
Herzogtum Coburg gehörte. Das Saarland als zusammenhängendes Gebilde gab es
damals noch nicht mal als Idee.
Achten Sie bei Herrn Ulbrichs Vortrag mal darauf, daß er Marschall
nicht als den Opportunisten hinstellt, der er wirklich war - als die Sache für
seinen geliebten Süden böse ausging, ist er nicht dort geblieben, sondern
schnell nach Kentucky ausgewandert. Herr Ulbrich stellt ihn gern als
gescheiterten Mit-Revolutionär dar, wofür es keinerlei Hinweise gibt. Seine
Betrachtungen der schulischen Situation in St. Wendel sind sehr lückenhaft. Er
nimmt sich alles so, wie es ihm ins Konzept paßt.
Genauso die Sache mit der Konföderiertenfahne - es gibt keinen
stichhaltigen Beweis dafür, daß Marschall wirklich die Fahne entworfen hat. Um
1910 gab es einen Streit zwischen ihm und einem Amerikaner, der behauptete, er
habe die Fahne entworfen. Beide haben dann Augenzeugen berufen, die jeweils für
ihren Favoriten aussagten, und das gut 50 Jahre nach den mutmaßlichen
Ereignissen. Tatsächlich lief die Geschichte so, daß der Süden einen Ausschuß
einberief, der Entwürfe sammelte und sich nach eigener Aussage schließlich für
keinen der eingesandten Entwürfe entschied, sondern für einen selbstgefertigten
Entwurf. Dazu kommt, daß alle eingesandten Entwürfe im Nationalarchiv vorhanden
sind - aber nicht einer von Marschall noch von seinem Konkurrenten. Den Ausschuß
hat Ulbrich in seinem Buch unterschlagen, er nennt ihn einmal, ohne ansonsten
auf ihn einzugehen. Den Flaggenstreit nennt er "obskur", weil er ihm nicht ins
Konzept paßt. Sorry, aber so sollte mit der Geschichte nicht umgegangen werden.
Bei Herrn Ulbrichs Opus wie Vortrag ist meines Erachtens Vorsicht geboten.
Mit
freundlichen Gruessen Roland Geiger |
Date: 2013/04/25 22:37:11
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
war jemand am Dienstag in Hasborn und kann über den Warken-Vortrag etwas
schreiben?
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2013/04/29 12:12:57
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
...ABKRATZEN? Die Umgangssprache kennt viele anschauliche Ausdrücke fürs Sterben. Man kann „den Löffel abgeben", „ins Gras beißen", noch etwas derber ausgedrückt auch „verrecken" — letzteres Wort kommt vom „sich recken" nach dem Tode, wenn der Dahingeschiedene starr die Glieder ausstreckt. Die meisten dieser Begriffe sind also selbsterklärend. Beim Wort „abkratzen" aber stellte sich die Herkunft etwas komplexer dar, denn eigentlich schabt da ja niemand etwas ab oder kratzt es weg. Das Wort geht auf den sogenannten Kratzfuß zurück, eine höfische Sitte früherer Jahrhunderte. Wer sich damals besonders förmlich verabschieden wollte oder musste (etwa von einem Fürsten), der verbeugte sich, drückte dabei den Arm auf die Brust, hielt den anderen vom Körper weg und zog gleichzeitig einen Fuß nach hinten, wobei er über den Boden streifte. Im 18. Jahrhundert wurde der Begriff „einen Kratzfuß machen" bereits als spöttischer Kommentar für übertriebene Demut verwendet. Und 1820 taucht die Kurzform „abkraten" erstmals in der deutschen Literatur als Synonym für „sterben" auf. Der vulgäre Ausdruck geht also eigentlich auf ein höfliches Abschiedsritual zurück, das in der Umgangssprache auf makabre Weise veralbert wurde. (jb) Quelle: P.M. Fragen & Antworten, 4/2013 |
Date: 2013/04/29 12:13:43
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Was trieben die alten Römer im Vomitorium?
Sie liegen auf ihren Speisesofas um den Tisch; Lustknaben und Sklaven tragen Essen und Trinken in Hülle und Fülle auf. So viel, dass am Ende des großen Fressens das große Kotzen beginnen kann: Mit einer Pfauenfeder hätten sich die Römer den Rachen gekitzelt, um zu erbrechen — und anschließend, mit geleertem Magen, weiterschlemmen zu können.
Diese Vorstellung gehört zu den bekanntesten, die über das alte Rom erzählt werden. Ihr Ursprung liegt in einem satirischen Text, geschrieben von Titus Petronius im 1. Jahrhundert n. Chr. In seinem Bericht über „Das Gastmahl bei Trimalchio" erwähnt der Autor unter anderem die Sache mit der Pfauenfeder. Aus anderen Quellen weiß man wiederum, dass es im alten Rom „vomitoria" gab, was man als „Orte des Erbrechens" übersetzen könnte. Das brachte frühere Historiker auf den Gedanken: Zwischen den verschiedenen Gängen eines Gastmahls hätten sich die Genießer mitsamt ihrer Pfauenfeder in spezielle „Kotzräume" zurückgezogen, um sich zu erleichtern. Aber stimmt das? Höchstwahrscheinlich nicht. Die Geschichte mit der Pfauenfeder wurde von Petronius erfunden, um sich über einen gewissen Trimalchio lustig zu machen — einen neureichen, freigelassenen Sklaven.
Und die „vomitoria"? Die hatten, wie die moderne Geschichtsforschung weiß, eine ganz andere Bedeutung. Der Begriff tauchte erst im 4. Jahrhundert n. Chr. auf und bezeichnete die Gänge in Amphitheatem, durch die Zuschauer zu ihren Plätzen gelangten. (Der Anblick der ins Theater quellenden Massen muss die Römer wohl ans Erbrechen erinnert haben.) Im Kolosseum waren die „vomitoria" übrigens so geschickt angelegt, dass 50000 Menschen in nur 15 Minuten zu ihren Sitzen gelangten. (ss) Quelle: P.M. Fragen & Antworten, 4/2013 |