Date: 2012/09/01 08:54:48
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Historisches Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität
München; Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; Arbeitskreis Stadtgeschichte München; mit freundlicher Unterstützung des Hauses der Bayerischen Geschichte 09.10.2012-11.10.2012, München, Historisches Kolleg, Kaulbachstr. 15 Deadline: 25.09.2012 Ludwig der Bayer, der erste Wittelsbacher auf dem deutschen Königs- und römischen Kaiserthron, gehört zu den schillerndsten Figuren des späten Mittelalters. An seiner Person und Regierung schied und scheidet sich bis heute das Urteil der Zeitgenossen und der Nachwelt. Während ihn die einen als entschlossenen Wahrer der Reichsinteressen und unbeugsamen Kämpfer für sein Recht würdigten und als Staatsmann von europäischem Rang feierten, hoben andere auf sein politisches Scheitern und seine mäßige herrscherliche Begabung ab. Anstatt konsequent einen dauerhaften Ausgleich mit der Kurie, seinem Hauptgegner, anzustreben, habe Ludwigs ganz unstaatsmännisches Gebaren vielmehr das Reich in ein Krise gestürzt, aus der erst sein Nachfolger Karl IV. (1347-1378) den Weg gewiesen habe. Die ältere Forschung hat Ludwigs Regierung, wie überhaupt die "vorkarolinische" Zeit bis 1347/49, vorrangig als historisches Intermezzo zwischen der hochmittelalterlichen 'Kaiserherrlichkeit' der Staufer und dem Hausmachtkönigtum europäischen Zuschnitts Karls IV. gedeutet. In Anbetracht einer vermeintlich offenkundigen Stagnation in Politik und Reichsverfassung erkannte sie diesem Zeitabschnitt allenfalls den Status einer Übergangszeit ohne jedes eigenständige Profil zu. Die in der jüngeren Forschung zu Recht geübte Kritik an diesem Konstrukt unterstreicht die Notwendigkeit einer neuerlichen Untersuchung und kritischen Würdigung der Regierungszeit Ludwigs des Bayern. Der Fokus der Tagung liegt auf den bislang kaum thematisierten tiefgreifenden Veränderungen in Reich, Verfassung und Herrschaftspraxis dieser Epoche. Sind sie Indizien für einen generellen, grundlegenden Wandel in zentralen Bereichen wie Herrschaft, Recht und Gesellschaft? Lässt sich die Herrschaft Ludwigs des Bayern nicht als "Sattelzeit" im Sinne Reinhard Kosellecks verstehen, als Periode des Aufbruchs und Wandels, in der sich wirkmächtige Umbrüche vollzogen und weitreichende Neuansätze auf unterschiedlichen Ebenen herausbildeten? Und welche Prozesse, Faktoren, Vorstellungen, Ideen und Werte generierten den politisch-herrschaftlichen Wandel, prägten ihn und trieben ihn an? Das historische Konzept "Wandel" soll anhand dieser Leitfragen erstmals konsequent auf die Herrschaft Ludwigs des Bayern angewandt und in zentralen Bereichen wie Politik, Herrschaft und Verfassung erprobt und überprüft werden. Erklärtes Ziel ist es, das spezifische Profil seiner Regierungszeit mit Hilfe neuer methodischer Zugänge zu bestimmen und im Kontext der bayerischen, deutschen und europäischen Entwicklung des 14. Jahrhunderts zu verorten. Aufgrund der begrenzten Anzahl von Plätzen ist eine vorherige Anmeldung unbedingt erforderlich. Die Tagung wird gefördert von S.K.H. Herzog Franz von Bayern, der Bayerischen Einigung e.V. und der Münchener Universitätsgesellschaft. ------------------------------------------------------------------------ Dienstag, 09. Oktober 2012 13.00-13.30 Uhr Begrüßung und Einführung Grußworte Margit Ksoll-Marcon (Generaldirektion der Staatl. Archive Bayerns) Richard Loibl (Haus der Bayerischen Geschichte) Einführung in das Tagungsthema Hubertus Seibert (München) 13.30-19.00 Uhr Sektion I: Kaisertum, Reich, Verfassung: Vorstellungen - Konzepte - Normen Moderation: Jörg Peltzer (Heidelberg) Franz-Reiner Erkens (Passau): Herrscher und Reich nach herrschaftstheoretischen Äußerungen des 14. Jahrhunderts Susanne Lepsius (München): Kaiser und König, Reich und Herrschaft bei Cynus von Pistoia (um 1270-1336) Kaffeepause Jean-Marie Moeglin (Paris): Der ideale Herrscher: Ludwigs Kaisertum im europäischen Vergleich (1320-1350) Jörg Schwarz (München): Das Kaisertum Ludwigs des Bayern und der römische Adel Gerald Schwedler (Zürich): Bayern und Österreich auf dem Thron vereint. Verfassungsinnovationen zwischen Aufbruch und Sachzwang am Beispiel des Doppelkönigtums von 1325 19.30-21.00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag im Plenarsaal der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Alfons-Goppel-Str. 11 (Residenz), in Kooperation mit dem Historischen Verein von Oberbayern Michael Menzel (Berlin): Kaiser Ludwig - Europas bayerische Jahre Mittwoch, 10. Oktober 2012 8.30-16.00 Uhr Sektion II: Herrschaftspraxis und Repräsentation: Orte - Symbole - Instrumente Moderation: Hans-Georg Hermann (München) Claudia Garnier (Vechta): Inszenierte Politik. Die Bedeutung symbolischer Kommunikation während der Herrschaft Ludwigs des Bayern Hans-Joachim Hecker (München): Privileg und Herrschaft bei Ludwig dem Bayern Kaffeepause Doris Bulach (Mainz/München): Organisieren von Herrschaft im späten Mittelalter: Ludwig der Bayer und der Nordosten des Reiches Michael Stephan (München): Metropolis Bavariae? Die Bedeutung Münchens für Ludwig den Bayern Mittagspause Mirjam Eisenzimmer (Mainz/München): Der herrscherliche Hof als Kommunikations- und Nachrichtenzentrum Matthias Weniger (München): Gezielte Normierung und Zeitstil. Die Thesen Robert Suckales zur Hofkunst Ludwigs des Bayern Kaffeepause 16.30-19.30 Uhr Sektion III: Öffentlichkeit und Öffentliche Meinung: Publikum - Verfahren - Medien Moderation: Dieter J. Weiß (München) Eva Schlotheuber (Düsseldorf): Öffentliche Diskurse über Ludwig den Bayern Georg Strack (München): Die Predigt - ein Medium öffentlicher Meinungsbildung im Konflikt Ludwigs des Bayern mit der Kurie? Sigrid Oehler-Klein (Mainz/Würzburg): Gestaltung öffentlicher Räume und Ordnungen: Interaktionen zwischen den wetterauischen Städten und dem Reich 19.30-21.00 Uhr Kleiner Empfang im Gartensaal des Historischen Kollegs Donnerstag, 11. Oktober 2012 9.00-13.00 Uhr Sektion IV: Erinnerung und Mythos: Bilder - Formen - Träger Moderation: Christine Reinle (Gießen) Martin Kaufhold (Augsburg): Vergessen und Erinnern: Das Verhältnis der Kirche zum gebannten Kaiser im Wandel des Mittelalters Karl B. Murr (Augsburg): Das Ringen um den mittelalterlichen Kaiser. Rezeptionen Ludwigs des Bayern in Deutschland in der Neuzeit Markus Huber (Starnberg): Das Angedenken an Ludwig den Bayern in der Kunst Schlussdiskussion mit Hans-Georg Hermann (München) Michael Menzel (Berlin) Jörg Peltzer (Heidelberg) Eva Schlotheuber (Düsseldorf) Moderation: Dieter J. Weiß (München) |
Date: 2012/09/03 08:41:10
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heute mal eine Meldung vom Sport - aber keine Angst, ich werde hier in
Zukunft keine Berichte von Autorennen reinsetzen, also wenn Schuumii mal vom Gas
geht, damit irgendein anderer "mii" die Kurve besser kriegt. Oder so.
heute in der SZ:
Ein Sieg der RitterlichkeitTurnier in St. Wendel: Zweitplatzierter schenkt Sieger Punkte zum GewinnSie stachen mit Lanzen, hieben mit Schwertern und Holzknüppeln zu – doch am Ende wurde der Sieg durch Fairness entschieden. So siegte der Neuseeländer Joram van Essen dank des Einsatzes seiner Mitstreiter.Von SZ-Redakteurin Ulrike OttoSt. Wendel. Nie hat der Begriff Ritterlichkeit für Sportsgeist oder Fairplay besser gepasst als an diesem Wochenende beim großen Ritterturnier in St. Wendel. Denn im sportlichen Wettkampf, dem Lanzenstechen und dem Schwertkampf zu Pferde, hatte der Sieger am Ende nicht nur wegen seiner Resultate die Nase vorn. Joram van Essen, gebürtiger Neuseeländer und heute in den Niederlanden lebend, holte sich mit 103 Punkten den Sieg – zwölf davon hatte er dem ritterlichen Einsatz seiner Mitstreiter zu verdanken. Die für ihn Punkte erstritten, als er selbst verletzt ausfiel. Und von demjenigen, gegen den er sich die Verletzung zugezogen hatte. Arne Koets, der das Turnier maßgeblich mitorganisiert hatte, gab fünf Punkte, die er von der Damenjury erhalten hatte, an seinen Kontrahenten ab – der entscheidende Vorsprung für den Turniersieg. „Arne weiß, was er damit getan hat. Das war absolut beeindruckend“, sagte van Essen. Koets blieb damit nur der zweite Platz – aber der erste im Herzen der Damenjury. Während der verletzte van Essen in rotem Gewand statt Rüstung stolz sein Siegerschwert präsentierte, nahm der Niederländer gerührt den Preis der Damenjury entgegen. Der Preis als bester Knappe ging an Andreas Wenzel aus Aschaffenburg. Mitgefiebert und mitgelitten hatten die Zuschauer in den vergangenen drei Tagen. 12 300 Besucher meldete die Stadt St. Wendel als Veranstalter. „Wir hatten ein sehr dankbares Publikum aus ganz Deutschland hier“, sagte Bürgermeister Klaus Bouillon. „Es ist nicht selbstverständlich, dass eine so kleine Stadt wie St. Wendel eine solch große Veranstaltung so hervorragend auf die Beine stellt“, lobte Kristin Krischke von der Hofreitschule Bückeburg, die durch die Veranstaltung führte. Drei Tage lang war im alten Bosenbachstadion in St. Wendel gekämpft, gejagt, gesungen und handwerklich gearbeitet worden. Neben der Hauptattraktion, dem Ritterturnier, füllten rund 200 Schausteller, Musiker und Fahnenschwenker das Heerlager mit Leben – Leben wie vor 500 Jahren, als Kaiser Maximilian I. St. Wendel besuchte. Söldner, Plattner, Waffenschmiede, ein venezianischer Hofstaat und vieles mehr zog die Besucher zu den Zelten rings um den Turnierplatz. Reenactment nennt es sich, wenn geschichtliche Ereignisse möglichst authentisch nachgestellt werden – ein Hauptanliegen des St. Wendeler Turniers, das damit einen bisher einmaligen Platz in der Welt einnimmt. „Selbst wir in der Reenactment-Szene haben nicht geglaubt, dass es möglich ist. Aber St. Wendel hat gezeigt, dass es möglich ist, ein Turnier nachzumachen, das in seiner Ausgestaltung historisch korrekt ist“, zeigt sich Jürgen Boos aus Baden, der als Herold Habsburg durchs Programm führte, begeistert. Er war zudem positiv überrascht, wie interessiert und fachkundig das Publikum war. |
Date: 2012/09/03 08:44:30
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heute in der SZ:
Trotz Sonnenbrille: Fast wie im MittelalterTausende strömen gut gerüstet und historisch ausstaffiert zum Ritterturnier nach St. WendelVon SZ-Mitarbeiter Lukas KowolKanonen donnern, Lanzen splittern, Fanfaren ertönen – den Zuschauern beim St. Wendeler Ritterturnier wurde Einiges geboten. Und sie kamen aus nah und fern, um bei diesem einmaligen Ereignis dabei zu sein. Wie Franziska Kiefer aus Bern. Die 19-Jährige lässt sich am Stand der Landsknechtgruppe Eisenbeißer und Schwartenhals Brustpanzer und Helm anlegen. „Meine Schwester hat mir von diesem Turnier erzählt, kurzerhand bin ich mit meiner Mutter im Auto aus der Schweiz angereist“, erzählt sie. Von Kindesbeinen an begeistere sie sich für das Rittertum: „Ich reite selber und finde es faszinierend, wie man damals aus Pferden Tötungsmaschinen machte.“ Ihre Begeisterung spiegele sich auch in ihrem Beruf wieder: Sie ist Hufschmied. Außerdem habe sie sich schon mal eine Lanze gebastelt, um mit ihrem Pferd zu tjostieren, im Galopp auf aufgestellte Ziele zuzureiten. In St. Wendel wolle sie nun sehen, wie es die Profis machen. Um vor allem das Lanzenbrechen mal live zu erleben, haben auch Udo Brögmann und sein zwölfjähriger Sohn Benedikt den Weg in die Kreisstadt gefunden. „Wir wohnen im Schwarzwald und sind gerade auf er Rückreise von unserem Urlaub in der Normandie. Uns war schon früh klar, dass wir unbedingt hier dabei sein müssen“, sagt der 60-Jährige. Sein Sohn ergänzt: „Wir sind richtige Mittelalter-Freaks und oft bei solchen Veranstaltungen.“ Daher haben sie sich auch richtig mittelalterlich in Schale geworfen. Etwas verärgert waren die beiden, weil sie ihre mitgebrachten Schwerter aus Sicherheitsgründen nicht mit auf das Gelände bringen durften. Kurz vor Beginn des Lanzenbrechens machen es sich Sonja Schirrer aus Saarbrücken mit ihrem Neffen Lukas und Freund Benedikt Hoster auf der ansteigenden Wiese neben dem Bosenbachstadion bequem. Die mitgebrachten Gummibärchen dienen als Wetteinsatz, denn jeder hat seinen gepanzerten Favoriten. Am Ende darf Lukas den Wettgewinn einstreichen, was ein strahlendes Lächeln auf das Gesicht des Fünfjährigen zaubert. Die drei sind begeistert von der Veranstaltung. Schirrer: „Hier wird alles erklärt, es ist alles echt, und für jeden wird was geboten.“ Freund Hoster, Gymnasiallehrer aus Saarbrücken, teilt ihr Lob und fügt an: „Es wird dank der Ausführungen mit vielen Klischees, die man aus Hollywoodfilmen kennt, aufgeräumt.“ Dies sieht auch Meiko Palm aus Bous so. Er sei oft auf Mittelalterveranstaltungen unterwegs, doch überwältigt vom St. Wendeler Turnier: „Dass die Kämpfe so spektakulär sind, hätte ich vorher nicht gedacht.“ Und seine beiden Söhne, die mit Plastikschwertern durch die Gegend tollen, haben nicht nur viel gesehen, sondern auch viel gelernt, wie der vierjährige Adrian Palm beweist: „Vorher wusste ich, dass Ritter Burgen und Pferde haben. Jetzt weiß ich, dass die Ritter verschiedene Lanzen haben und dass Leute ihnen Helme und Schwerter reichen.“ Viele Bücher zum Thema Mittelalter haben hingegen Jürgen Theusner (49) und Britta Holtgrefe (46) aus Osnabrück gewälzt. Schon auf vielen Mittelalter-Spektakeln seien sie gewesen und loben die Authentizität in St. Wendel. Theusner: „Normalerweise sind das eher Spektakel, eine Mischung aus Mittelalter und Fantasy. Doch hier gibt es einen geschichtlichen Hintergrund, einen Anlass und professionelle Teilnehmer, keine Wochenendritter.“ Wie einige Besucher des Turniers, tragen auch die beiden Niedersachsen mittelalterliche Gewänder. Holtgrefe: „Wir arbeiten beide im Büro. Durch unser Hobby kommen wir mal raus aus dem Alltag. Eigentlich würde ich gerne eine Zeitreise machen.“ Eine dreitätige Zeitmaschine war das St. Wendeler Ritterturnier, die die Welt vor 500 Jahren aufleben ließ. Mit Rittern, Söldnern, Spielleuten und begeisterten Zuschauern. Zwei Ritter verletzen sich leicht beim Kampf um Ruhm und Ehr St. Wendel. Außer erschrockenen Gesichtern, als die Geschütze der Brettener Artillerie den Turnierplatz krachend zum Beben brachten, verlief das Turnier reibungslos. Polizei, Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz meldeten lediglich ein paar Schürfwunden, je einen Kreislaufkollaps am Freitag und Samstag und ein kurzzeitig vermisstes Kind. Bei den Akteuren hingegen floß etwas Blut: Am Samstag verletzte sich Tobias Capwell. Die Lanze seines Gegners rutschte ab und schnitt ihm in die Hand. Selbiges wiederholte sich am Sonntag, diesmal war Joram van Essen der Leidtragende. Ihre Wunden wurden im Krankenhaus genäht. Kaum entlassen, kehrten die Ritter auf den Turnierplatz zurück. Turniersieger van Essen: „Ich bin voller Schmerzmittel, meine Wunde blutet, aber es war einfach brilliant.“ lk Zu Gast bei Rittern Drei Tage versetzte das Ritterturnier St. Wendel 500 Jahre zurück ins Mittelalter. Zu dem internationalen Festival reisten viele Fans der originalgetreuen Wettkämpfe in die Kreisstadt.
------------------Was es mit der Sonnenbrille auf sich hat, gibt eine der Bildunterschriften wieder:Während eine Burgfrau ganz zeitgenössisch Sonnenbrille trägt, hält sich der Söldner ausschließlich an die Historie. Fotos: b&k |
Date: 2012/09/04 09:34:46
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Der Kaiser wäre stolz gewesenBlutende Finger und strahlende Sieger bei St. Wendeler RitterturnierVon SZ-Mitarbeiter Lukas KowolRitterturnier zu St. WendelEin Experiment sollte es sein: ein Turnier mit Bedingungen und Regeln wie vor 500 Jahren. 12 300 Zuschauer kamen, um die besten Ritter der Welt zu sehen. Diese wiederum zogen aus Schmerzen Konsequenzen für ihre gelebte Archäologie. Am Ende waren es Vier gegen Einen. Doch der Eine hatte einen Trumpf in der Hinterhand: Joram van Essen. Die dritte und letzte Melée, der Massenkampf zu Pferde, des St. Wendeler Ritterturniers, erregte die Zuschauer. Burgunder gegen Kaiserliche: Vier Kämpfer auf jeder Seite traten an, um mit gezielten Kolben- und Schwertschlägen das gegnerische Team zu besiegen. Nach zwei Treffern aus verschiedenen Richtungen musste der Geschlagene das Feld räumen. Schnell dezimierten die Burgunder den Gegner, bis nur noch der Norweger Per Estein Prøis-Røhjell in seiner Rüstung übrigblieb. Regelgemäß hatte er einen Knappen an seiner Seite, der zwar nicht angegriffen werden, durch reiterliches Geschick jedoch seine Teammitglieder vor den Gegnern schützen konnte. Am Sonntag übernahm van Essen diesen Part, da er sich beim Tjost verletzte. Der temporäre Knappe zeigte Einsatz, drängte die Gegner ab, ritt schützend neben Prøis-Røhjell. „Der Mann war einfach unglaublich“, urteilte der Norweger nach der Melée. Van Essen, gebürtiger Neuseeländer, begeisterte drei Tage lang mit seinem ritterlichen Können die über 12 000 Besucher. Am Sonntagabend, nach dem Turnier, hielt er sich die Hand. Seine frisch genähte Wunde war aufgeplatzt. Dennoch war er glücklich: „Das war das beste Turnier, an dem ich jemals teilgenommen habe.“ Glücklich war er auch, weil er die Gesamtwertung gewonnen hatte. Sein Preis: das Schwert von St. Wendel, von englischen Waffenschmieden eigens hergestellt. Auch Arne Koets, einer der Ritter und maßgeblich an der Organisation des Turniers beteiligt, strahlte, trotz dreier anstrengender Tage im Sattel: „Ich glaube, die Leute waren begeistert, und ich bin es auch. Ich freue mich, dass die Stadt uns so etwas ermöglich hat.“ Dazu gehören auch die zahlreichen Schausteller und Gruppen, die für mittelalterliches Flair sorgten. Alles zu Ehren des Kaisers Maximillian I., der vor 500 Jahren St. Wendel besuchte. Ein Wehrmutstropfen: Neben van Essen wurde auch Tobias Capwell durch die Lanze des Gegners verletzt. Koets: „Bei jedem Turnier lernen wir dazu. Nun wissen wir, dass an die Lanzen Brechscheiben gehören, um die Hände zu schützen.“ Jeder Kampf, ob mit Lanzen oder Knüppeln, werde analysiert. Das Ziel: so nah wie möglich an die Turniere, wie sie vor 500 Jahren stattfanden, heranzukommen. Daher waren die Tjoster und ihre Pferde mit Kameras ausgestattet. Um es beim nächsten Mal besser zu machen. Und um blutende Finger zu verhindern. ----------------------------- Leider fehlt bei diesem Artikel, den ich wie immer aus dem Archiv der SZ entnommen habe, das Beste, nämlich die Überschrift über der Überschrift. Dort steht in grauem Kasten: "Ritterturnier zu St. Wendel (.) Ein Experiment sollte es sein: ein Turnier mit Bedingungen und Regeln wie vor 500 Jahren. 12 300 Zuschauer kamen, um die besten Ritter der Welt zu sehen. Diese wiederum zogen aus Schmerzen Konsequenzen für ihre gelebte Archäologie." Ich finde, mit diesen paar Zeilen hat sich die SZ mal wieder selbst übertroffen. Ich weiß zwar nicht, welche Konsequenzen gemeint sind. Van Essen ist nach dem Krankenhausbesuch wieder aufgestiegen, worauf prompt seine frisch genähte Wunde wieder aufgeplatzt ist. Konsequent, alle Achtung. Bißchen deppert, aber konsequent. Konsequenzen: "Nun wissen wir, dass an die Lanzen Brechscheiben gehören, um die Hände zu schützen." Hm, war das früher so? Wenn nicht, dann können wir die Brechscheiben nicht benutzen, sonst geht die Authentizität flöten. Wenn doch, warum hatten die Lanzen denn diesmal nicht schon diese Scheiben? Ist die Authentizität etwa schon flöten gegangen? Apropos "Authentizität". Auf die wurde wirklich streng geachtet. Man sah es gestern schon in der Zeitung: eine Burgfrau mit Sonnenbrille. Und heute auch wieder bei einer der Bildunterschriften: "Ritter trifft Moderne: der Australier Luke Binks mit Kamera auf dem Helm und auf dem Kopf seines Pferdes. " Aber am besten hat mir die "gelebte Archäologie" gefallen. Aber da die Überschriften nicht auf des Textverfassers Mist wachsen, dürfte hier die Anerkennung dem Herrn Zimmermann und der Frau Otto gebühren, die für die Produktion der Seite Verantwortung tragen. Toll. |
Date: 2012/09/04 18:24:07
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Nun sind die Ritter wieder abgezogen, das große Turnier
von St. Wendel ist vorbei. Doch die Ausstellung im Stadtmuseum St. Wendel, die
sich mit der Person Kaiser Maximilians, mit der Geschichte des ritterlichen
Turniers und den unterschiedlichen Turnierformen befasst, ist noch bis einschl.
16. September zu sehen! Wegen des großen Interesses haben wir alles daran
gesetzt, die Ausstellung noch um eine Woche zu verlängern, was uns letztendlich
gelungen ist! So haben Sie ab heute immerhin noch zwei Wochen die Gelegenheit,
die wertvollen originalen Ausstellungsstücke aus der kaiserlichen Hofjagd- und
Rüstkammer in Wien zu bestaunen. Zusätzlich gibt es fotografische
Turnier-Impressionen des Fotografen Franz-Rudolf Klos, die auf beeindruckende
Weise die Leistungen der heutigen Ritter
dokumentieren. Im Rahmen der Ausstellung gestalteten Studierende der
Hochschule der Bildenden Künste Saar einen multimedialen Erlebnisraum mit
Filmen, Animationen, Sounds und interaktiven Elementen; auch diese Präsentation
bleibt für Sie eine Woche länger zugänglich. Eintritt: Erwachsene 3 Euro, Kinder, Jugendliche und
Studierende frei. Letzte Gelegenheit für alle neugierige Kinder: Am
Donnerstag 6. September, von 14 bis 16 Uhr, gibt es für Kinder die letzte
Gelegenheit, „mittelalterliche“ Lederbeutelchen zu basteln. All die kleinen
Dinge, die wir heute mit uns herumtragen, verstauen wir in unseren Hosen- und
Handtaschen. Auch im Mittelalter brauchten die Menschen Platz für ihre
Siebensachen. In die Kleidung eingenähte Taschen gab es noch nicht. Sie
benutzten deshalb kleine Schürbeutel. In diesem Workshop können Kinder selbst
solche Beutelchen machen, und mit nach Hause nehmen! Mitmachalter: 8-12 Jahre,
max. 15 Kinder. Anmelden erwünscht (aber nicht zwingend): 06851 809 1945, oder:
museum(a)sankt-wendel.de. Kosten: Material/Aufwandpauschale 3
Euro. -------------------------------------- Die Ausstellung im Stadtmuseum „Wenn Lanzen brechen...“
ist verlängert worden: Sie dauert noch – zu den üblichen Öffnungszeiten – bis
einschl. Sonntag, 16. September 2012. Führungen sind nach Voranmeldung möglich (pro Person 1
Euro; für Gruppen mit weniger als 10 Personen – sowie für Schulklassen – wird
eine Pauschale von 10 Euro berechnet). |
Date: 2012/09/04 22:46:59
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
momentan veranstaltet der Landkreis St. Wendel seine 20. Seniorentage unter
dem Motto "Älter werden im Landkreis St. Wendel"
In diesem Rahmen zeige ich übermorgen, Donnerstag, 6. September, im großen
Sitzungssaal des Landratsamtes St. Wendel ein paar alte Bilder aus meiner
Sammlung per Beamer, denen aktuelle Fotos zur Seite gestellt werden. Ich habe
mich dabei bemüht, die modernen Entsprechungen aus gleicher Perspektive - wenn
auch in Farbe - zu schießen.
Herausgekommen ist ein interessanter Rundgang durch St. Wendel - von der
Kelsweilerstraße hinauf zum Wendelinushof und wieder zurück in die Stadt bis zur
Unterführung zum Tholeyerberg.
Beginn der Veranstaltung wird um 10.30 Uhr sein, das Ende ist für 12 Uhr
mittags vorgesehen.
Der Eintritt ist frei.
Da man seitens des Seniorenbüros mit einem starken Andrang rechnet, wird um
eine Voranmeldung unter Tel. 06851-8015201 gebeten.
Mit
freundlichen Grüßen Roland Geiger -------------------- Roland Geiger Historische Forschung Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel Tel. 06851-3166 email rolgeiger(a)aol.com www.hfrg.de => ASF - Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung => APG - Association of Professional Genealogists => Historischer Verein für die Saargegend Themenbereiche: => Familienforschung => Regionalgeschichte => Transkriptionen (Schriftübertragung) => Stadtführungen in St. Wendel |
Date: 2012/09/05 08:49:27
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
hoit in der SZ:
Auf den Spuren der gallo-römischen ZeitOttweiler Bürgermeister unterstützt Gruppe „Legio XIIII Gemina“ – Weitere Darsteller gesuchtKeinen alltäglichen Besuch erhielt Hans-Heinrich Rödle. Der Bürgermeister von Ottweiler empfing eine Abordnung der „Legio XIIII Gemina“, die um seine Hilfe bat. Die Reenactment-Gruppe sucht nach Spuren der Vergangenheit.Ottweiler. Auf den ersten Blick war es schon von Weitem zu sehen: Das waren keine alltäglichen Besucher. Eine martialisch aussehende Gruppe, eine Abordnung der 14. römischen Legion, marschierte in voller Rüstung und in Begleitung ihres „scriptors“, Sextus Hortensius Magnus, alias Walter Siewert, durch den kleinen Rathauspark in Richtung Ottweiler Bürgermeisteramt. Flugs waren die Stufen genommen, auch wenn die Ausrüstung mit Helm und Schild Gewicht hat. Und schon standen die Legionäre vor dem Bürgermeister. Sie grüßten ihn, den „magister civium“. Die Legionäre waren in friedlicher Mission gekommen. Sie wollten dem Ottweiler Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle ihre Aufwartung machen, der sie seinerseits willkommen hieß. Ihm trugen sie ihr Begehr in lateinischer Sprache und schließlich auf Deutsch vor. Sie zollten ihm Respekt und Anerkennung und übermittelten ihre Bitte: Sie hoffen, dass ihr Besuch auch bei anderer Gelegenheit gefragt sein wird. Denn es gibt auch in Ottweiler und Umgebung Spuren aus gallo-römischer Zeit und somit Bezüge zu unseren heutigen Tagen. Erinnert sei an die verschiedenen Funde von Siedlungsresten oder Alltagsgegenständen und die Römerstraße, wie es in der Pressemitteilung aus dem Rathaus weiter heißt. Das Interesse an der Stadt begrüßte der Bürgermeister. Munter berichtete schließlich der „centurio“ Peter Klein von den Aktivitäten der altertümlichen Brauchtumspflege, den Auftritten im Wareswald oder in Bliesbruck-Reinheim.
Lager an der alten StadtmauerAm 29. und 30. September wird ein Teil der Legionäre ein Lager an der alten Stadtmauer, nahe des Tenschplatzes, errichten. Gezeigt werden Szenen aus dem römischen Alltag. Den Hintergrund bietet der Mittelaltermarkt, der zu diesem Zeitpunkt stattfindet. Die Bekleidung, die Waffen und das Zubehör fertigen die Legionäre nach der Überlieferung an. Es solle schließlich alles echt aussehen. Aktuell sind die Legionäre auch in der Forschung aktiv. Nach ihrer Einschätzung müsste in Ottweiler oder in der Nähe eine „statio“, eine Pferdewechselstation, gewesen sein. Diese suchen sie seit längerer Zeit. Gesucht werden gleichermaßen weitere Legionäre für die Reenactment-Gruppe „Legio XIIII Gemina“, die sich für die Darstellung der römischen Geschichte in unsere Region begeistern, vor allem für den handwerklichen, militärischen, akademischen und medizinischen Bereich. red Interessenten melden sich bei Peter Klein: Esquilinus(a)gmx.de oder Telefon (0 68 24) 3 00 42 51, Mobil: (01 75) 6 82 89 28. |
Date: 2012/09/05 17:25:11
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
gestern in der SZ:
Doppelte Hilfe für Tholeyer AbteiDeutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt mit zwei Förderverträgen die SanierungsarbeitenDie Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) unterstützt die Sanierung von Kirche und Kloster in Tholey mit insgesamt 30 000 Euro. DSD-Ortskurator Saarland Ulrich Bollert überreichte je einen Fördervertrag an das Kloster und die Kirchengemeinde.Von SZ-Mitarbeiter Frank FaberTholey. Im Jahre 2009 wurde mit der umfangreichen Sanierung der Klosteranlage der Tholeyer Benediktinerabtei St. Mauritius begonnen. Im nächsten Schritt wird das Teehaus von 1715 saniert. Die Baumaßnahme wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit 10 000 Euro gefördert. DSD-Ortskurator Saarland, Ulrich Bollert, überreichte Pater Mauritius Choriol den Fördervertrag. „Darüber freue ich mich sehr“, bedankte sich Pater Choriol. Im Zuge der Reaktivierung des Gartenumfelds soll der barocke Gartenpavillon noch in diesem Jahr instand gesetzt werden, teilte der Vorsitzende des Fördervereins der Benediktinerabtei, Johannes Naumann, mit. „Derzeit wird der Gartenpavillon als Abstellraum mit Werkstatt genutzt“, so Naumann. Durch die Sanierung soll im Kellergeschoss ein Arbeitsraum für den Gärtner entstehen und das Obergeschoss als Tagungsraum für Gruppen des Gästehauses St. Lioba genutzt werden. „Die dafür nötigen Arbeiten sind umfangreich“, erklärte Naumann bei der Besichtigung des Gebäudes. Das Schieferdach und die völlig marode Decke zwischen Keller- und Obergeschoss müssen erneuert werden. Ein nachträglich eingebauter Schornstein wird abgebrochen und entfernt, genauso wie ein Dachfenster. Schadhafte Sandsteine werden ersetzt, die Mauern werden neu verputzt und erhalten einen neuen Anstrich. Das Sanierungsvolumen beträgt 106 000 Euro. Für die Schieferdeckung der Nordseite der Kirche nahm Andreas Bock von der Kirchengemeinde einen Bescheid über 20 000 Euro entgegen. Das Gesamtvolumen der Maßnahme beläuft sich auf etwa 260 000 Euro. Nach der Sanierung des Kirchenschiffdaches in den Nachkriegsjahren sind dort nun wieder Schäden aufgetreten. Die Dachdeckung ist desolat, die Schalung und die Gauben weisen bereits Feuchtigkeitsschäden auf. 2011 wurde die Südseite auf Vordermann gebracht, die Sanierungsmaßnahme an der Nordseite soll bis zum kommenden Jahr umgesetzt sein. Das ehemalige Benediktinerkloster Tholey zählt nun zu den über 30 Projekten, die die private Denkmalschutz-Stiftung mit Sitz in Bonn dank privater Spenden und Mitteln der Glücksspirale, der Rentenlotterie von Lotto, bisher allein im Saarland fördern konnte. „Wir erhalten sehr viele Anträge“, vermeldete Ortskurator Bollert. Die Stiftung arbeite dazu eng mit dem saarländischen Landesdenkmalamt zusammen. „Vom Landesdenkmalamt wird eine Expertise erstellt. Gefördert werden nur hochgradig gefährdete, wichtige Gebäude“, nannte Bollert als Kriterium. Als größte Bürgerbewegung für den Denkmalschutz verfolgt die Stiftung zwei Ziele: Zum einen die Erhaltung und Wiederherstellung bedeutsamer Kulturdenkmäler in Deutschland zu fördern. Zum anderen, die Menschen auf die Notwendigkeit der Pflege von Denkmalen aufmerksam zu machen. |
Date: 2012/09/07 10:22:27
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Guten Morgen, vor ein paar Monaten erhielt ich einen aufgeregten Anruf eines pensionierten Lehrers, der mir Nicola Marschalls Geschichte am Telefon erzählen wollte, wie er nach Amerika auswanderte und dort die erste Konföderiertenflagge und die Südstaatenuniform entwarf. Das war mir zwar längst bekannt, aber ich ließ ihn erst mal reden. Er war eh kaum zu stoppen. Dann stellte ich meine Fragen: Woher er denn wisse, daß es wirklich Marschall war, der die Fahne entworfen hätte und ob er schon mal etwas von dem Streit mit John Smith aus dem Jahre 1910 gehört habe? Ob er eine Quelle dafür habe, daß auch die Uniform auf Marschalls Mist gewachsen sei? Den Streit kannte er, eine solche Quelle nicht (was mich nicht verwunderte, meines Wissens gibt es keine gesicherte Quelle dafür). Ich hörte auch bald zu argumentieren auf, als ich merkte, daß er keine Argumente hören wollte. Er interessierte sich sehr für Marschalls Familiengeschichte. Die habe ich zurück bis ins frühe 18. Jahrh. hier in St. Wendel zusammengestellt, damals kamen die Marschalls aus Belgien hierher. Auch die Notariatsakten sind – was die Marschallsche Tabakfirma angeht – sehr ergiebig.
Er fragte dann irgendwann, ob ich ihm diese Daten übermitteln könne, worauf ich hinwies, daß ich eine kleine Firma betreibe, die derlei Daten gegen Honorar ermitteln. Nein, war seine Antwort, Geld wolle er dafür nicht ausgeben. Damit war unsere Zusammenarbeit im Keime erstickt. Nun ist das nicht so, daß man von mir nix kriegen kann, wofür ich nicht einen Gegenwert erhalte. Das habe ich nie gemacht; aber ich erwarte, daß die Leute sich bewußt sind, daß diese Informationen einen gewissen Wert darstellen, und wenn sie sie von mir für Umme erhalten, sollten sie sich dessen bewußt sein. Ich meine, ich kriege so viele Sachen von anderen umsonst, daß es manchmal mehr einem Tauschhandel ähnelt. Das war mir schon bewußt, als ich vor acht Jahren mit diesem Broterwerb anfing, vor allem, weil ich in den 13 Jahren zuvor immer alles bereitwillig zur Verfügung gestellt habe – und oft genug dann nicht genannt wurde, wenns zur Veröffentlichung kam oder jemand anders die Lorbeeren einheimste. Aber so plump wie diesmal, nee, das brauche ich nicht. Roland Geiger ----------------------- heute in der SZ: Leben jenseits des großen TeichesArbeiten des St. Wendeler Malers Nicola Marschall werden ausgestelltDer St. Wendeler Maler Nicola Marschall reiste im Alter von 20 Jahren, im Jahr 1849, nach Amerika. Er brachte die europäische Kultur mit in seine neue Heimat und entwarf unter anderem Uniformen für Soldaten.Von SZ-Mitarbeiter Lukas Kowol St. Wendel. Einer, der auszog, um in der neuen Welt sein Glück zu finden, war der St. Wendeler Maler Nicola Marschall. Fotografien seiner Werke und Kopien von Dokumenten, die das Leben des Künstlers nachzeichnen, sind seit Mittwoch in der St. Wendeler Volksbank zu sehen. Mit Unterstützung des Landkreises und unter tatkräftiger Mithilfe des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Lane County wurde die Ausstellung realisiert. „In der Saarbrücker Zeitung habe ich 2011 einen Artikel zu Marschall gelesen. Daraufhin hatte ich die Idee, einen Aufsatz über ihn zu schreiben und eine Ausstellung zu organisieren“, erklärt Initiator Wolfgang Ulbrich, Mitglied des Freundeskreises. Der pensionierte Lehrer stürzte sich in die Recherchearbeit. Immer mehr Material kam zusammen, sodass am Ende ein ganzes Buch über diesen Sohn der Stadt entstand. Parallel stand er in Kontakt mit Museen und Einrichtungen in den Vereinigten Staaten, um die Ausstellung zu organisieren. Ulbrich: „Es war natürlich finanziell nicht machbar, die Originale nach St. Wendel zu schaffen. Daher hängen hier bearbeitete Bilddateien, die uns zum Teil umsonst, zum Teil gegen Gebühr geschickt wurden.“ Marschall machte sich zu Lebzeiten vor allem als Porträtmaler in den amerikanischen Südstaaten einen Namen. Doch nicht seine Bilder sind der Grund für seinen bis heute bestehenden Ruhm. „Er gestaltete die erste Flagge der Südstaaten, die Stars and Bars, sowie die erste Südstaatenuniform“, erklärt Ulbrich. 1829 kam Marschall als zweiter Sohn des Tabakspinners Emanuel Marschall zur Welt. Die wohlhabende Familie förderte früh die künstlerische Ader Nicolas. 1849 fasste der 20-Jährige den Entschluss, es in Amerika zu versuchen. Ulbrich: „Er hatte keine wirtschaftlichen Probleme. Er wollte lediglich jenseits des großen Teiches seinen Lebensunterhalt als Künstler verdienen.“ Dort fand er schnell Förderer. In den Südstaaten malte er wohlhabende Plantagenbesitzer, zudem unterrichtete er. 1856 wurde Marschall amerikanischer Staatsbürger. Doch war er auch immer wieder auf dem alten Kontinent unterwegs, auch in seiner Heimatstadt, um sich als Maler fortzubilden, und um finanzielle Dinge zu regeln. Denn er blieb an der Tabakfabrik seiner Familie beteiligt. Im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) stand Marschall auf der Seite der Südstaaten. Ulbrich: „Nach kurzem Militärdienst ließ er sich für 1500 Dollar vertreten – das war damals möglich.“ Im Juni 1864 streifte er jedoch nochmals die Uniform über und wurde als Zeichner eingesetzt. Im Krieg siegte der Norden. Eine Inflation zerstörte das Vermögen vieler wohlhabender Südstaatler, auch das Marschalls. Er gründete eine Familie und kam als Lehrer über die Runden. Nebenbei malte er weiter und bereiste wohl wieder Europa – hier ist die Quellenlage nicht eindeutig. 1917 starb Marschall in Louisville (Kenntucky). „Er hat europäische Kultur nach Amerika getragen“, ist Ulbrich überzeugt. Daher freue er sich, dass die Volksbank zwei Wochen die Bilder des gebürtigen St. Wendelers ausstellt. Allerdings nicht die Originale. Jedoch: „Das Morris Museum of Art in Augusta, im US-Bundesstaat Georgia, hat mir zwei Marschall-Originale geschickt. Leider sind sie in einem schlechten Zustand. Wir suchen nun Sponsoren, um diese zu restaurieren.“
Auf einen Blick:
36 Werke des gebürtigen St. Wendelers Nicola Marschall (1829 – 1917) sind bis zum 21. September im Foyer der St. Wendeler Volksbank, Bahnhofstraße 20, zu sehen. Die Geschäftszeiten: Montag bis Freitag 8.30 bis 16 Uhr, Dienstag bis 18 Uhr. lk |
Date: 2012/09/07 10:25:53
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Ulbrich, Wolfgang Nicola Marschall (1829 -
1917). Ein Maler aus St. Wendel
in den amerikanischen Südstaaten Reihe: Röhrig Lebensbilder Issn: 978-3-86110-520-6 Hardback, 201 Seiten, Format: etwas kleiner als A5 Preis: 25,80 EUR Das Buch folgt den Spuren des Malers Nicola Marschall (1829 – 1917) in seiner Heimatstadt St. Wendel, in Düsseldorf, Alabama, München und Louisville, Kentucky, und beschreibt gleichzeitig in kompakter Form die sozialen und politischen Verhältnisse sowie die Kunstszene an den jeweiligen Aufenthaltsorten des Porträtisten und Musikers. Dabei wird der Textteil eng mit vielen abgebildeten Dokumenten und Porträts thematisierter Personen verknüpft, so dass vor den Augen des Lesers ein lebendiges Bild vom Lebensweg des Malers von 320 Ölgemälden entsteht.
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Date: 2012/09/08 09:01:40
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Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch 29.02.2012-02.03.2012, Heidelberg Bericht von: Silke Frieling, Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch/ Heidelberger Akademie der Wissenschaften E-Mail: <stefanie.frieling(a)adw.uni-heidelberg.de> Was eigentlich ist historische Rechtssprache? Dieser zentralen Frage ging die Tagung der Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch nach. Und da das fokussierte Thema sowohl eines der Rechts- als auch der Sprachhistoriker ist, formulierten auch Vertreter beider Wissenschaftsdisziplinen ihre Antworten darauf. Während der dreitägigen Veranstaltung wurden einerseits grundlegende Punkte diskutiert und andererseits Untersuchungen zu einzelnen Aspekten der historischen Rechtssprache - von der Antike bis zum 20. Jahrhundert hin einen "chronologischen Bogen" spannend - vorgestellt. Bei ihrer Eröffnung der Tagung sprach SILKE LEOPOLD (Heidelberger Akademie der Wissenschaften, HAW), die über hundert Jahre alte Geschichte des Deutschen Rechtswörterbuchs (DRW) an. Die Akademie, die sich als "Hort" der Förderung wissenschaftlicher Langzeitprojekte sehe, würdige das Ergebnis der Bemühungen etlicher Mitarbeiter, die das DRW über Jahrzehnte hinweg zu einem Grundlagenwerk für mehrere Disziplinen machten. ANDREAS DEUTSCH (Heidelberg), Tagungsorganisator und Leiter der Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch, wies bei seiner Begrüßung auf die Verflechtung von Rechtssprache und Allgemeinsprache hin. Juristische Fachbegriffe, die auch allgemeinsprachlich verwendet werden, bedürften eines sensiblen Umgangs, sowohl seitens der Sprachwissenschaftler als auch der Juristen. Folglich diene die Tagung mit Vertretern beider Disziplinen auch dem fachübergreifenden Dialog über den gemeinsamen Forschungsgegenstand "Sprache". Die beiden ersten Vortragenden widmeten sich dem Aspekt Rechtssprache und Bedeutung. So ging EKKEHARD FELDER (Heidelberg) der Frage nach, wie Bedeutung im Recht entsteht, also wie juristische Funktionsträger rechtliche Wirklichkeit über Bedeutungsermittlung und -festsetzung herstellen. Der Germanist stellte in diesem Zusammenhang sein Modell der bedeutungskonstituierenden Rechtspraxis vor, in deren Zentrum die These der "unendlichen Semiose" steht. Ihr zufolge ist die Interpretation eines sprachlichen Zeichens einem nie endenden Prozess unterworfen, die Festlegung der Bedeutung eines Wortes im rechtlichen Kontext könne demnach auch seitens einer Normierungsinstanz wie der eines Richterspruches stets nur vorläufig sein, wenngleich diese Festlegung für die betroffenen Verfahrensbeteiligten von abschließender Gültigkeit sein kann. In welcher Form die Bedeutungen von Wörtern im Rahmen eines Wörterbuchs dennoch festgelegt, also beschrieben werden können, war Thema von OSKAR REICHMANN (Heidelberg). Am Beispiel des DRW stellte der Sprachwissenschaftler die verschiedenen Möglichkeiten bei der Gestaltung einer Bedeutungserklärung dar. Während die Erklärung durch Synonyme die Gefahr berge, historische Konstanzen zu konstruieren, sei die Erklärung mittels einer phrastischen Beschreibung hoch verdichtet. Häufig stoße man im DRW auf die Kombination beider Optionen - auf diese Weise scheine man der Besonderheit der komplexen historischen Rechtssprache gerecht werden zu wollen. Der Beitrag von INGRID LEMBERG (Heidelberg) knüpfte an die vorgestellte Thematik der lexikographischen Praxis unmittelbar an. Die Mitarbeiterin der Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch erläuterte, welche Wortschatzgruppen innerhalb der historischen Rechtssprache im DRW im Einzelnen wie bearbeitet werden; Fachtermini, Schlüsselwörter der Rechtskultur sowie Wörter der Allgemeinsprache mit einem rechtlichen Bezug seien hierbei unterschiedlich zu behandeln. Welche Aspekte es durch die Heterogenität der zu beschreibenden Lexeme bei der Formulierung der Bedeutungserläuterung oder bei der Artikelgliederung zu beachten gilt, konnte die Sprachwissenschaftlerin deutlich machen und gab somit einen anschaulichen Einblick in den Alltag des DRW. Auch der Vortrag von ANJA LOBENSTEIN-REICHMANN (Heidelberg/ Mannheim) zur Metapher in der Rechtssprache hatte unmittelbaren Bezug zum Deutschen Rechtswörterbuch. Im ersten Teil ihrer Ausführungen zeigte die Sprachwissenschaftlerin auf, dass Metaphern als "Bausteine der Rechtssemantik" zu begreifen seien: Ohne sie sei keine Fachsemantik möglich, war der Anfang der Rechtssprache doch stark von Metaphern geprägt. Dass auch das DRW die Entwicklung der Metapher im Recht widerspiegelt, legte die Referentin im zweiten Teil dar: Etliche Wörterbuchartikel illustrierten, dass diverse Bildspender, etwa der menschliche Körper inklusive der Sinnesorgane und der Kleidung, der Rechtssprache immanent sind. Der Bedeutung eines einzelnen Wortes nahm sich GERHARD KÖBLER (Innsbruck) an. Der Rechtshistoriker skizzierte den Weg von der "Sache" zum "Sachenrecht" nach: Zwar existierten Sachen, also Gegenstände, schon seit jeher, die Bezeichnung "Sachenrecht" kam allerdings erst Ende des 17. Jahrhunderts auf. Ursächlich hierfür könnte das Nebeneinander von lateinisch "res" und althochdeutsch "sahha" gewesen sein, die bis 1684 beide 'Angelegenheit, Rechtsstreit' bedeuteten. In der Folgezeit lassen sich jedoch verstärkt Quellen finden, in denen "Sache" auch auf das körperliche Ding rekurriert, das Rechtsgegenstand ist. Wie historische Rechtssprache mithilfe moderner Recherche-Tools analysiert werden kann, illustrierte ALMUTH BEDENBENDER (Heidelberg). Sie stellte die Möglichkeiten vor, die das Projekt "DRQEdit - Deutschsprachige Rechtsquellen in digitaler Edition" (www.drqedit.de) für die juristische Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts bietet. Am Beispiel des aus dem römischen Recht stammenden Kalumnieneides konnte veranschaulicht werden, wie sich einander ähnelnde Textstellen auffinden lassen und dass diese häufig über Textabhängigkeiten in Beziehung zueinander stehen. Der "chronologische Bogen" wurde am zweiten Tag von MICHELE FINO (Aosta) eröffnet. Er widmete sich der "Transactio", mit der im römischen Recht die Verabredung zwischen zwei miteinander in einer Rechtssache streitenden Parteien, ihren Streit zu beenden, gemeint ist. Während die romanischen Sprachen zur Übersetzung auf Wörter aus dem Lateinischen zurückgreifen, wird im Deutschen mit "Vergleich" übersetzt. Indem das Bürgerliche Gesetzbuch von 1896 den Vergleich als einen "Vertrag, durch den der Streit oder die Ungewissheit der Parteien über ein Rechtsverhältnis im Wege gegenseitigen Nachgebens beseitigt wird" festlegt, wird der Terminus um ein Charakteristikum ergänzt und somit ein Vergleich, bei dem die eine Partei auf alles verzichtet, unmöglich. Der Fachsprache in frühmittelalterlichen Zeugnissen des römisch-justinianischen Rechts wandte sich im Anschluss WOLFGANG KAISER (Freiburg im Breisgau) zu. Er erläuterte, dass die Terminologie der Gesetzgebung Kaiser Justinians nach dem Verfall des weströmischen Reiches nicht mehr lange verstanden wurde: Im siebten Jahrhundert fände man in Italien in begrenztem Maße noch einen Fortbestand spätantiker Fachterminologie (Summa Perusina zum Codex Iustinianus, Summaria capitum zur Epitome Iuliani). In späteren Werken sind zwar Rechtsbegriffe zu finden, die nicht unmittelbar aus den Quellen entnommen sind, diese sind freilich nicht spezifisch römischrechtlich, sondern auch in der anderweitigen Rechtssprache bezeugt. Fachsprachlichen Begriffen eines gänzlich anderen Rechtsgebietes ging CLAUSDIETER SCHOTT (Zürich) nach, indem er verschiedene deutsche Bezeichnungen für die 'Adoptio' vorstellte, wie sie in zentralen Rechtstexten vom Laienspiegel bis in die Gegenwart zu finden sind. Beim Gang durch diese Begriffsgeschichten ließ sich feststellen, dass bereits früh das Bedürfnis bestand, deutsch zu formulieren, und dass die Verwendung des Fremdwortes 'Adoptio(n)' möglichst vermieden wurde. Beispiele für die fachsprachliche Vielfalt sind etwa "Anwünschung eines Kindes", "Annahme als Kind", "Wahlkindschaft" oder "Ankindung". Dass dem Wort in der Rechtsgeschichte häufig eine entscheidende Unterstützung durch das Bild - in all seinen unterschiedlichen Ausprägungen - zuteil wurde, machte der Vortrag "Wort und Bild im alten Recht" von ADOLF LAUFS (Heidelberg) offenkundig. Er kehrte den Stellenwert des Bildes in der mündlich geprägten Welt des Mittelalters heraus. Dieser Umstand wird etwa bei der Betrachtung mittelalterlicher Bilderhandschriften oder symbolträchtiger Siegel deutlich. In Bezug auf die Gegenwart beklagte der Referent die "Bilderlosigkeit des Rechts", mit der seiner Ansicht nach auch die Rechtsferne der heutigen Gesellschaft zu erklären sei. Einer besonderen historischen Rezipientengruppe widmete sich EVA SCHUMANN (Göttingen) bei ihren Ausführungen zum Sprach- und Rechtstransfer am Beispiel der frühneuzeitlichen Praktikerliteratur: Diese Texte richteten sich - anders als die sogenannte "gelehrte Literatur" - vornehmlich an die nichtstudierten Rechtsanwender, unter anderem Anwälte und Notare. Mit rund 400 ermittelten Werken sei die Praktikerliteratur eine Textsorte, die weit verbreitet gewesen ist, und gerade auch hinsichtlich der historischen Rechtssprache in der Forschung noch mehr Aufmerksamkeit verdiene, so die Referentin. Der Tag wurde durch den Vortrag von ULRICH KRONAUER (Karlsruhe) abgerundet, der sich den Gefühlswörtern in der Rechtssprache und im Deutschen Rechtswörterbuch verschrieb. Dabei ging der ehemalige DRW-Mitarbeiter beispielsweise auf den Begriff "Verzweiflung" ein, dem man in Rechtstexten oft im Zusammenhang mit zum Tode verurteilten Delinquenten begegne. Die Ausführungen zum Stichwort "Zigeuner" machten darauf aufmerksam, dass bei der lexikographischen Bearbeitung eines Wortes ein sensibler Umgang mit dem Belegmaterial geboten ist, will man im Wörterbuchartikel kein 'Feindbild' zeichnen. Dass eine verständlich formulierte Rechtssprache in unmittelbarem Zusammenhang mit der sozialen Gleichheit des Rechts steht, illustrierte GERNOT KOCHER (Graz). Der Rechtshistoriker skizzierte die Geschichte der Rechtsvereinheitlichung in Österreich von ihrem Beginn unter Maria Theresia bis zu ihrem Ende unter Franz Joseph I. nach und thematisierte dabei verschiedene Bemühungen, die Sprache des Rechts und damit das Recht selbst möglichst vielen Bürgern mittels einer Vereinheitlichung der Terminologie verständlich zu machen. In dem Vielvölkerstaat war diesbezüglich auch die Übersetzung der Gesetze notwendig, wobei die deutsche Version stets die verbindliche darstellte. Eine literaturwissenschaftlich-linguistische Couleur verlieh der Tagung der Beitrag von JOCHEN A. BÄR (Aachen), in dessen Zentrum der Rechtswortschatz in der Literatur stand. Die Erzählung "Die Judenbuche" Annette von Droste-Hülshoffs, die um das Thema Recht und Gerechtigkeit kreist, diente dabei als Grundlage für die Untersuchung des Rechtsbegriffes der Autorin. Mittels einer exemplarischen semantischen Analyse des Wortfeldes 'Recht', die in einem Wortartikel 'Recht' resultierte, stellte der Linguist seine Methode einer sprachwissenschaftlichen Literaturinterpretation vor. Die Betrachtung der historischen Sprache des Rechts schloss HEINZ MOHNHAUPT (Frankfurt am Main) ab. Der Rechtshistoriker machte deutlich, dass - will man die Fachsprache der Juristen in der Wissenschaft verorten - auch der Blick auf die Fachsprachen anderer Disziplinen nötig sei. Unter Rückgriff auf juristische Texte des 19. Jahrhunderts veranschaulichte er, wie die Rechtssprache dieser Zeit von der Sprache und der Bilderwelt der Naturwissenschaft beeinflusst worden ist, was an (zum Teil heute noch geläufigen) Formulierungen wie "Auge des Gesetzes" oder "Aggregatzustand der Rechtssätze" ablesbar sei. Im Laufe des Symposiums zeigte sich deutlich, dass die historische Sprache des Rechts mehrere Forschungsdisziplinen angeht, deren wissenschaftlicher Austausch - etwa im Rahmen einer Zusammenkunft wie jener in Heidelberg - gepflegt werden sollte. Die verschiedenen angesprochenen Forschungsdesiderata machen für die Zukunft einige einzelne Forschungsvorhaben erwartbar, von deren Ergebnissen sowohl die Rechts- als auch die Sprachhistoriker profitieren dürften. Konferenzübersicht: Sektion 1: Zur Einführung Ekkehard Felder (Heidelberg): Juristische Fachsprache - oder: Wie entsteht Bedeutung im Recht? Oskar Reichmann (Heidelberg): Die Bedeutungserklärung - dargestellt am Beispiel des Deutschen Rechtswörterbuchs Sektion 2: Zugänge zur historischen Rechtssprache Ingrid Lemberg (Heidelberg): Einblicke in die Rechtssprach-Lexikographie Anja Lobenstein-Reichmann (Heidelberg/ Mannheim): Die Metapher im Recht - ein linguistischer Versuch Gerhard Köbler (Innsbruck): Zur Sache Almuth Bedenbender (Heidelberg): DRQEdit - ein Hilfsmittel zur Erkundung der Rechtssprache im 15. und 16. Jahrhundert Sektion 3: Ein chronologischer Bogen Michele Fino (Aosta): Das Wort "Vergleich" als Übersetzung der römischen "Transactio" Wolfgang Kaiser (Freiburg im Breisgau): Zur Fachsprache in frühmittelalterlichen Zeugnissen des römisch-justinianischen Rechts Clausdieter Schott (Zürich): Von der Affatomie zur Kindesannahme - fränkische und deutsche Entsprechungen zur "Adoptio" Adolf Laufs (Heidelberg): Wort und Bild im alten Recht Eva Schumann (Göttingen): Sprach- und Rechtstransfer am Beispiel der frühneuzeitlichen Praktikerliteratur Ulrich Kronauer (Karlsruhe): Gefühlswörter in Rechtstexten Gernot Kocher (Graz): Rechtsvereinheitlichung und Rechtssprache von Maria Theresia bis Franz Joseph I. Jochen Bär (Aachen): Rechtswortschatz in der Literatur - dargestellt am Beispiel Annette von Droste-Hülshoffs Heinz Mohnhaupt (Frankfurt am Main): Naturwissenschaftliche Begriffe und Sprache in juristischen Texten im 19. Jahrhundert Angelika Storrer (Dortmund): Nominalisierungsverbgefüge in der deutschen Rechtssprache des 20. Jahrhunderts [entfallen] |
Date: 2012/09/10 19:02:37
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
heuer habe ich im Landesarchiv Saarbrücken im Notariat Ottweiler den
Jahrgang 1834 des Notars Lautz durchgesehen und natürlich nicht gefunden, was
ich gesucht habe. Trotzdem gab es eine Ausbeute, hier kommt sie.
Roland Geiger
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Notar Lautz 161 11.03.1834 Ehevertrag zwischen Isaac Lion, Handelsmann, 30, S.v. Salomon Lion, tot, Handelsmann, und der noch lebenden Regina Henlé in Spiesen, und Appolonia Beer, 21, T.v. Wendel Beer, Handelsmann, und Philippina August in St. Ingbert ---------------------- Notar Lautz 164 13.03.1834 Sophie Vandenbruck, Witwe des Herrn Dr. Friedrich Wilhelm Pustkuchen, Evangelischer Pfarrer in Wiebelskirchen Inventarium => 203 Immobilienversteigerung ---------------------- Notar Lautz 213 13.04.1834 Margarethe Gräser, Witwe des am 7. Januar lezthin in der Kohlengrube erschlagenen Georg Thome, zeitlebens Bergmann in Wiebelskirchen Inventarium ---------------------- Notar Lautz 245 09.05.1834 Daniel Kuhn, Mahlmüller auf der sog. Russys-Mühle, Gemeinde Neunkirchen, ist am 19.5.1834 gestorben. Inventarium im Auftrag seiner Witwe Appolonia Stucky ---------------------- Notar Lautz 275 040.6.1834 Kinder und Erben der verlebten Eheleute Johann Brabänder, Glashäfner in Lanzweiler, Gde. Schiffweiler, und Katharina John, namens: 1. Catherine Brabänder, Ehefrau des Bergmanns Nikolaus Ferdinand … Mobiliarversteigerung Brabänder war Glashäfner zuerst in Lanzweiler und dann auf der St. Ingberter Glashütte |
Date: 2012/09/11 23:21:27
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:Uni Mainz: In Hermeskeil stand das älteste Militärlager der Römer in DeutschlandHermeskeil und Nonnweiler haben schon ein paar Zeilen Weltgeschichte geschrieben, da hat es die Kommunen mit diesem Namen noch lange nicht gegeben. Denn um 50 vor Christus standen sich römische Soldaten und keltische Krieger hier gegenüber. Archäologen der Uni Mainz konnten jetzt nachweisen, dass in Hermeskeil in Sichtweite des Hunnenringes das älteste römische Militärlager in Deutschland stand.Von SZ-Redakteur Volker FuchsHermeskeil/Nonnweiler. Über das Stoppelfeld in der Nähe des Hermeskeiler Waldstadions weht an diesem warmen Montagmorgen sanft der Wind. Von einem Hauch der Weltgeschichte ist allerdings nichts zu spüren. Und doch haben hier Archäologen der Universität Mainz das älteste römische Heerlager auf deutschem Boden nachgewiesen. „Mit 90-prozentiger Sicherheit handelt es sich um ein Militärlager aus der Zeit des Gallischen Krieges von Julius Caesar“, erklärt Projektleiterin Sabine Hornung vom Institut für Vor- und Frühgeschichte der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz bei einer Pressekonferenz. Und das lag an einer Straße aus der Keltenzeit in Sichtweite des Hunnenringes. Die keltische Festungsanlage war nur fünf Kilometer entfernt. „Wir haben bislang hier das einzige Zeugnis des Gallischen Krieges auf deutschem Boden“, betont die Wissenschaftlerin. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben römische Soldaten an dem leicht abfallenden Hang im Jahr 53 vor Christus ihre Zelte aufgeschlagen, eventuell auch 51 vor Christus. Das Militärlager war 18,2 Hektar groß. Es war umfriedet von einem Graben und einem Wall, bot Platz für mehrere tausend Soldaten. Teile des Erdwalles sind in einem nahe gelegenen Wald noch als kleine Bodenunebenheiten zu sehen, wenn man denn weiß, was man vor sich hat. Vom Lager selbst ist auf dem abgeernteten Getreide- und angrenzendem Maisfeld nichts mehr zu entdecken. Um das Lager und seine Grenzen zu vermessen, haben die Mainzer Wissenschaftler in den Boden geblickt, mit Hilfe geomagnetischer Vermessung. Hier kommen unterschiedliche Strukturen im Erdboden zu Tage. Anschließende Grabungen können dann zentimetergenau vorbereitet werden. So haben Hornung und ihr Team im vergangenen Jahr ein Eingangstor des Lagers ausgegraben. Und dabei die Funde gemacht, die die Datierung des Lagers ermöglichen. Unscheinbare 2,6 Zentimeter lange Schuhnägel zum Beispiel. Die in die Sandalen der Legionäre geschlagen wurden, damit diese nicht so leicht ins Rutschen kommen. Von denen diese aber im gepflasterten Eingangsbereich des Lagers eine ganze Reihe verloren haben. Die Machart dieser Nägel und die gefundenen Keramikscherben sowie von zwei Münzen machen laut Hornung eine Datierung in die 50er-Jahre vor Christus sehr wahrscheinlich. In diese Zeit fallen die kriegerischen Auseinandersetzungen der Römer und der Treverer. 53 vor Christus führte der Feldherr Titus Labienus drei Legionen gegen die Treverer, zwei Jahre später sind erneute Unruhen im Stammesgebiet der Treverer belegt, die Labienus von seinen Soldaten niederschlagen ließ. Die Römer konnten von ihrem Lager aus die keltische Festung auf dem Dollberg im Auge behalten, belagern oder aushungern. Für eine gewaltsame Zerstörung des Hunnenringes gibt es keine Belege. Die ehemaligen Bewohner scheinen vertrieben worden zu sein oder haben ihre Siedlung freiwillig verlassen. Das Militärlager haben die Römer mindestens mehrere Wochen, wenn nicht gar einige Monate benutzt, so Hornung. Dies belegten die Abnutzungsspuren auf den Pflastersteinen im Torbereich. Die Soldaten selbst lebten in dieser Zeit in Zelten, Hilfstruppen waren in einem eigenen Bereich untergebracht. An das Lager angrenzend hatte sich vermutlich der Versorgungstross niedergelassen. Auf einem kleinen Areal dort läuft seit einigen Wochen die jüngste Grabung der Universität, die diese Woche abgeschlossen werden soll. Die nächste Grabung ist 2013 geplant. „Wir müssen auf jeden Fall weiterforschen“, unterstreicht Sabine Hornung. Übrigens: Das Militärlager selbst habe sie nicht entdeckt, sagt Hornung. Schon im 19. Jahrhundert haben nach ihren Angaben Heimatforscher hier ein Militärlager vermutet. 2005 und 2007 gab es erste Grabungen der Terrex gGmbH unter Federführung von Thomas Fritsch und des Rheinischen Landesmuseums. Es folgten ab 2010 die geomagnetische Vermessung des Geländes und Ausgrabungen der Universität Mainz im Rahmen des Forschungsprojektes „Mensch und Umwelt – Besiedlungsgeschichte, Kulturlandschaftsgenese und sozialer Wandel im Umfeld des Hunnenringes von Otzenhausen“. Dieses Projekt leitet Sabine Hornung. |
Date: 2012/09/11 23:22:08
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ: Nonnweiler. Sabine Hornung von der Universität Mainz weist die Vorwürfe von Thomas Fritsch, Projektleiter der Terrex auf dem Hunnenring, zurück, die Uni habe den Forschungserfolg der Terrex als den ihren verkündet. (SZ vom Montag). Sie habe nicht behauptet, das Lager entdeckt zu haben, unterstreicht Hornung. Ihr sei es aber gelungen, nachzuweisen, dass es sich um ein römisches Militärlager aus der Endphase des Gallischen Krieges handelt. Die dazu gehörigen Funde habe das Mainzer Team 2011 bei einer Grabung gemacht (siehe Haupttext). Hornung: „Ich halte mich generell an die Regeln der wissenschaftlichen Praxis und zitiere selbstverständlich alle Forschungsergebnisse der Kollegen, nehme darauf Bezug. Ich habe dies auch selbstverständlich bei der jüngsten Veröffentlichung getan.“ vf |
Date: 2012/09/12 10:25:35
From: Elmar Peiffer <e.peiffer(a)gmx.net>
Aus der Saarbrücker Zeitung (Ausg. WND) vom 12.09.2012
Auf den Spuren Franz von Sickingens
St. Wendeler Vortragsreihe „Uni vor Ort“ beschäftigt sich mit dem Leben des Ritters
St. Wendel. „Franz von Sickingen an Saar, Mosel und Maas“ ist der Titel eines Vortrages in der Stadt- und Kreisbibliothek St. Wendel. Im Rahmen der Reihe „Uni vor Ort“ stellt Hans-Joachim Kühn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters der Universität des Saarlandes, die wichtigsten gesicherten Erkenntnisse über den Ritter vor. Die Veranstaltung ist am Donnerstag, 13. September, um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Franz von Sickingen, geboren 1481, war Anführer der rheinischen und schwäbischen Ritterschaft. Als Unterstützer von Anhängern der Reformation stritt er für die Säkularisation der kirchlichen Güter und führte seine Standesgenossen im Ritterkrieg an. In der historischen Literatur wurden die Kriegszüge des pfälzischen Ritters Franz von Sickingen an Saar und Mosel immer wieder am Rande erwähnt, woraus sich aber bisher kein zusammenhängendes Bild gewinnen ließ. Es gibt Hinweise darauf, dass Franz von Sickingen bei verschiedenen militärischen Aktionen das Kloster Tholey, die Deutschordenskommende Saarbrücken, Medelsheim, Blieskastel, die Schaumburg, die Grimburg, Saarburg, St. Wendel, Wallerfangen und Sierck passiert, besetzt oder geplündert hat. Reflexe dieser Kriegszüge wurden auch in saarländischem Sagengut bis ins 20. Jahrhundert tradiert. Der Autor versucht, die Beziehungen Franzens zur Saargegend aufgrund der historischen Quellen neu zu beleuchten. Schließlich finden sich dazu in St. Wendel und Medelsheim einige Originalzeugnisse aus dem frühen 16. Jahrhundert. red
Date: 2012/09/14 20:01:00
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Römische
Woche in der Gemeinde Tholey Einladung
zum Vortrag „Ein
fränkischer Kleinkönig in Tholey?" Ein
frühmittelalterlicher Inschriftenstein gibt Anlass zu Spekulationen am Dienstag, den 25. September 2012, Referent:
Dipl.-Ing. Niko Leiß, Restaurator,
Tholey In
Tholey werden drei Inschriftenfragmente aufbewahrt, die bereits vor etlichen
Jahrzehnten gefunden wurden
und bislang als „römisch" galten. Kürzlich
gelang es erstmals, die Zusammengehörigkeit der Steine zu erkennen und
die Teile aneinander zu
fügen. Statt einzelner Buchstaben sind nun Wörter bzw. Namen zu
lesen. Zur
großen Überraschung stellte sich heraus, dass die Inschrift nicht aus antiker
sondern frühmittelalterlicher
Zeit stammt. Eine Expertenrunde datierte sie in die fränkische Epoche etwa in
das 6./7. Jh. nach Christus, aus der sehr wenige Zeugnisse überliefert
sind. Der
immer noch fragmentarische Zustand des Steins lässt eine Reihe von
Interpretationen zu. Neben einem
frühchristlichen Hintergrund ist auch denkbar, dass die Inschrift einem
Angehörigen des fränkischen
Königshauses oder regionalen Kleinkönig gewidmet
war. Im
Vortrag werden die verschiedenen Deutungsansätze aufgezeigt und anhand von
Vergleichsbeispielen jener Epoche die Einzigartigkeit der Tholeyer Inschrift und
ihre Bedeutung für die Regionalgeschichte anschaulich gemacht. Der Eintritt zu
dieser Veranstaltung ist
frei. |
Date: 2012/09/19 08:25:50
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
From: Kristin Skottki
<kristin.skottki(a)uni-rostock.de> Date: 19.09.2012 Subject: Rez. MA: J.-C. Herrmann: Der Wendenkreuzzug von 1147 ------------------------------------------------------------------------ Herrmann, Jan-Christoph: Der Wendenkreuzzug von 1147 (= Europäische Hochschulschriften. Reihe III: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 1085) [zahlr. Abb.]. Frankfurt am Main: Peter Lang/Frankfurt am Main 2011. ISBN 978-3-631-60926-2; Pb.; 261 S.; EUR 49,80. Inhaltsverzeichnis: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_17442.pdf> Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Kristin Skottki, Theologische Fakultät, Universität Rostock E-Mail: <kristin.skottki(a)uni-rostock.de> Betrachtet man die Vielzahl an Publikationen, die in den letzten Jahren zu den Kreuzzügen erschienen ist, so ergibt sich ein zweifacher Befund: Erstens lohnt es sich auch heute noch, neue Überblicks- und Einführungsdarstellungen zu den Kreuzzügen zu schreiben, da die älteren Standardwerke heutigen Ansprüchen in mancherlei Hinsicht nicht mehr genügen - sei es angesichts des veralteten Stils (wie bei Runciman) oder aufgrund der Beschränkung auf die Orientkreuzzüge (wie bei Mayer).[1] Dies hängt unmittelbar mit dem zweiten Befund zusammen, denn tatsächlich scheint sich in der Kreuzzugsforschung mehrheitlich die "pluralistische Sichtweise" durchgesetzt zu haben, der zufolge eben nicht nur die klassischen Orientkreuzzüge als "echte" Kreuzzüge gelten können, sondern auch solche gegen innere und andere äußere "Feinde des Christentums", die teilweise bis in die Frühe Neuzeit hineinreichen.[2] Umso mehr erstaunt es, dass dem Wendenkreuzzug von 1147 seit der Arbeit von Friedrich Lotter aus dem Jahre 1977 keine Monographie mehr gewidmet wurde.[3] Auch die skandinavische Kreuzzugsforschung, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel zum Verständnis der nordischen Kreuzzüge beigetragen hat, behandelt ihn zumeist nur am Rande.[4] In der deutschen Forschung hat sich zuletzt vor allem Hans-Dietrich Kahl mit dem Wendenkreuzzug auseinandergesetzt, jedoch vorwiegend unter der spezifischen Fragestellung nach den eschatologischen Dimensionen des "Heidenkrieges" bzw. der "Heidenmission".[5] Daher ist es nur zu begrüßen, dass Jan-Christoph Herrmann in seiner an der Fernuniversität Hagen eingereichten Dissertation aus dem Jahre 2010 versucht hat, den Wendenkreuzzug einmal in all seinen Dimensionen zu erfassen, und ihn, wie er selbst angibt, in den breiteren Zusammenhang der Kreuzzugsbewegung zu stellen (S. 21). Wie eingangs erwähnt, spiegelt Herrmanns Befund, dass es sich bei diesem Unternehmen um einen "echten" Kreuzzug gehandelt habe (S. 223), den heutigen Forschungskonsens wider. Dass es daran je Zweifel gegeben hat, erscheint allein deshalb unverständlich, da Papst Eugen III. in seinem Schreiben vom 11. April 1147 ausdrücklich Bezug auf den Ersten Kreuzzug nahm, und den von Papst Urban II. für den Jerusalemzug versprochenen Ablass auch den Teilnehmern dieses Zuges in Aussicht stellte. Diese zentrale Quelle und drei weitere hat Herrmann dankenswerterweise in Latein und Deutsch seiner Arbeit beigefügt (S. 237-254). Um seinem eigentlichen Anliegen, eine umfassende Darstellung des Wendenkreuzzuges zu liefern, gerecht zu werden, hat Herrmann seine Arbeit wie folgt gegliedert: Auf die Einleitung folgt das Kapitel "Vorgeschichte" (S. 24-43), in dem es neben allgemeinen Überlegungen zu den Kreuzzügen vor allem um die Aufrufe Bernhards von Clairvaux und Papst Eugens geht. Dann folgt ein längerer Abschnitt (S. 44-80), in dem Herrmann das Leben der Wenden vor dem Kreuzzug zu beschreiben versucht, wobei er der westslawischen Religion besonders viel Aufmerksamkeit schenkt (S. 63-78). Anschließend zeichnet er in drei Schritten das wechselvolle Verhältnis der verschiedenen christlichen Nachbarn zu den Lutizen nach (S. 81-121). Erst in der zweiten Hälfte des Buches geht es dann tatsächlich um den Wendenkreuzzug, vor allem um die verschiedenen Teilnehmer und deren Motive und Ziele. Darauf folgt ein Exkurs zu einer der wichtigsten Quellen, der Slawenchronik Helmolds von Bosau (S. 183-199), bevor die Untersuchung in einem Kapitel zur "Bewertung des Wendenkreuzzuges" mündet (S. 200-222), an das sich schließlich noch ein Fazit und Ausblick (S. 223-227) anschließen. Am Aufbau der Arbeit wird der Versuch des Verfassers deutlich, tatsächlich alle relevanten Dimensionen dieses historischen Phänomens einzufangen, doch werden an ihm auch zugleich die Probleme dieser Studie ersichtlich. Da es sich hierbei um die erste Qualifikationsarbeit des Verfassers handelt, kann er nicht auf ein großes Oeuvre eigener Spezialstudien zurückgreifen, sondern muss sich für die einzelnen Teilaspekte sehr stark auf die Sekundärliteratur verlassen. Sie wird allerdings zumeist affirmativ mit in die Interpretation des Quellenmaterials einbezogen, so dass es zu keiner wirklichen Auseinandersetzung mit dem bisherigen Forschungsstand kommt. Gerade weil es ein Hauptanliegen dieser Arbeit ist, den Wendenkreuzzug als Teil der allgemeinen Kreuzzugsbewegung darzustellen, hätte diese Einordnung sich nicht nur auf das Kapitel "Vorgeschichte" beschränken dürfen, und es wäre dafür auch eine wesentlich intensivere Auseinandersetzung mit der aktuellen Kreuzzugsforschung (nicht nur über den Wendenkreuzzug) notwendig gewesen. Dies hängt unmittelbar mit dem Problem zusammen, dass Herrmann keine spezifische Fragestellung entwickelt, so dass er der bereits vorhandenen Forschungsliteratur im Großen und Ganzen keine eigenen, neuen Ergebnisse oder Sichtweisen entgegen stellen kann. Dabei bietet er an einigen Stellen interessante Beobachtungen, wie beispielsweise zur möglichen Adaption christlicher Sitten durch die Wenden (S. 69), die er jedoch meist nicht weiter verfolgt, da er sich sogleich einem anderen Themenbereich zuwendet. Immerhin gelingt es Jan-Christoph Herrmann, sich wenigstens von einer bis heute vorherrschenden Interpretation des Wendenkreuzzugs zu lösen. So kann er deutlich zeigen, dass die negative Beurteilung des Kreuzzugs als "Farce" oder Misserfolg (die sich schon in den mittelalterlichen Quellen findet) zu kurz greift, da die Ziele und Motivationen der verschiedenen Promulgatoren und Teilnehmer auf je unterschiedliche Weise und mit je unterschiedlicher Langzeitwirkung erreicht oder befriedigt wurden (siehe dazu das Kapitel "Zur Bewertung des Wendenkreuzzuges"). Lobenswert ist zudem der Versuch, die Wenden stärker in die Betrachtung miteinzubeziehen. Dabei ergibt sich jedoch eine auffällige Diskrepanz - widmet Herrmann ihnen anfangs ganze 36 Seiten, kommt er am Ende doch zu dem Schluss: "Wir wissen im Grunde genommen sehr wenig über die Wenden." (S. 225) Was er über die Kultur, die Politik und die Religion der Wenden sagen kann, ist fast ausschließlich den christlichen Autoren wie Helmold von Bosau und Thietmar von Merseburg entnommen, deren Darstellungen der "Anderen" bereits ausführlich von Volker Scior und David Fraesdorff untersucht wurden.[6] Beide Arbeiten nennt Herrmann auch zu Beginn (S. 20f.), ohne jedoch deren Einsichten zur Identitäts- und Alteritätskonstruktion wirklich zu rezipieren. Das ist umso bedauerlicher, da diese Einsichten natürlich auch für die Auseinandersetzung mit anderen hier benutzten Quellen wichtig wären. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls kritisch zu bemerken, dass sich Herrmann auch im weiteren Verlauf der Arbeit zu oft auf die Suggestivkraft der vielen Quellenzitate verlässt und sie nur selten noch einmal kritisch kontextualisiert und interpretiert (vgl. zum Beispiel S. 194f.). Nimmt man zudem die Problematik der Darstellungen der "Anderen" in diesen Quellen ernst, so hätte das Kapitel über die Wenden sicher nicht an den Anfang gehört, denn nun erweckt es den Anschein, als könne Herrmann tatsächlich gesicherte, "objektive" Informationen über die Wenden vor dem Kreuzzug liefern. Freilich verweist er immer wieder auf die verzerrte Darstellung in den christlichen Quellen, versucht aber dennoch "den wahren Kern" (siehe etwa S. 195) zu extrahieren. Gleiches gilt auch für den Exkurs zu Helmolds Slawenchronik, der vermutlich besser zu dem Kapitel über die Wenden gepasst hätte, als zwischen den Kapiteln zu den Teilnehmern und der Bewertung des Kreuzzugs in gewisser Weise unterzugehen. Es mag nun eine Frage des historiographischen Ansatzes sein, ob und inwieweit man von solchen Alteritätsdarstellungen auf eine historische Faktizität hinter den Quellen schließen kann oder möchte. Deutlich problematisch wird dieser Ansatz allerdings, wenn Herrmann in seinem Fazit mehrmals von der kulturellen Assimilierung der Wenden spricht und sogar einen Wandel des Heidenbildes als ein Ergebnis des Wendenkreuzzuges postuliert (S. 226). Den Nachweis dieser beiden Veränderungen bleibt er jedoch schuldig und sie spielen in seiner Darstellung auch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dies korreliert wiederum mit dem bereits benannten Problem der fehlenden Fragestellung, denn um die Auswirkungen des Wendenkreuzzuges auf die Wenden selbst und auf die Wahrnehmung dieser slawischen Gruppen bei den christlichen Zeitgenossen zu untersuchen, hätte es sicherlich eines stärker kulturwissenschaftlich oder literaturwissenschaftlich geprägten Zugriffes bedurft. Ebenfalls sind einige handwerkliche Mängel anzumerken. Da die Kapitel und Unterkapitel nicht nummeriert sind, lässt sich das Verhältnis der einzelnen Unterpunkte zu einander nur sehr mühsam bestimmen, was es dem Leser sehr schwer macht, den roten Faden zu finden.[7] Der Fußnotenapparat ist ebenfalls sehr unübersichtlich gestaltet: Nicht nur variiert die Zitationsweise in den Anmerkungen immer wieder, zahlreiche Titel lassen sich auch überhaupt nicht auflösen, da sie einerseits nicht im Literaturverzeichnis vorkommen (das sich lediglich auf drei Seiten "Häufig zitierte Literatur" beschränkt), und andererseits auch nicht auf die Erstzitation in den Anmerkungen zurückverwiesen wird. Auch hätte die Arbeit noch einmal gründlich lektoriert werden müssen (Leerzeichen, Satzzeichen, fehlende und überflüssige Wörter etc.). Das Resümee muss entsprechend zwiespältig ausfallen: Jan-Christoph Herrmann hat eine große und wichtige Aufgabe in Angriff genommen und seine Arbeit wird sicherlich zu einem wichtigen Referenzwerk werden, da es eben die einzige umfassende Darstellung zum Wendenkreuzzug ist. Doch macht er es seinem Leser nicht gerade leicht. Für eine Überblicksdarstellung hätte das Material wesentlich stringenter und logischer geordnet werden müssen. Auch hätte man sich gewünscht, dass Herrmann als Erzähler oder eben als Historiker deutlicher hervortritt und seine Darstellung nicht so stark von den Quellenzitaten und Forschungsmeinungen anderer dominieren lässt. Wer sich davon jedoch nicht entmutigen lässt, wird immerhin dank dieser Arbeit feststellen können, dass unser Bild vom Phänomen Kreuzzug nach wie vor weiter vervollständigt werden muss. Im Wendenkreuzzug spielen eben nicht die in letzter Zeit so häufig betonten Motive wie Bußwallfahrt oder kulturelle Auseinandersetzung zwischen Islam und Christentum eine Rolle, sondern Motive wie die eschatologisch geprägte Heidenmission, territorialer Machtgewinn und schließlich auch die in der Kreuzzugsforschung so umstrittene Verbindung von Kreuzzug und Kolonisierung. Auch wenn Jan-Christoph Herrmann all dies nur am Rande behandelt, ist hierin sicherlich der größte Gewinn seiner Arbeit für die Kreuzzugsforschung zu sehen - der Wendenkreuzzug muss zukünftig noch viel deutlicher, als bisher geschehen, in allgemeine Überlegungen zur Entwicklung der Kreuzzugsidee miteinbezogen werden. Anmerkungen: [1] Steven Runciman, Geschichte der Kreuzzüge, 6. Aufl., München 2012 (Engl. Original in 3 Bänden 1951-1954); Hans Eberhard Mayer, Geschichte der Kreuzzüge, 10. überarb. u. erw. Aufl., Stuttgart 2005 (1. Aufl. 1965). - Die Neuauflagen zeigen allerdings, dass beide Werke nach wie vor populär sind. [2] Vgl. nur den "pluralistischen" Klassiker: Norman Housley, The later crusades 1274-1580. From Lyons to Alcazar, Oxford 1992. Als Beispiele für neuere Überblickswerke mögen diese beiden genügen: Nikolas Jaspert, Die Kreuzzüge, 5., bibliogr. aktual. Aufl., Darmstadt 2010 (1. Aufl. 2003); Jonathan Phillips, Heiliger Krieg. Eine neue Geschichte der Kreuzzüge, München 2011 (Engl. Original 2009). [3] Friedrich Lotter, Die Konzeption des Wendenkreuzzugs. Ideengeschichtliche, kirchenrechtliche und historisch-politische Voraussetzungen der Missionierung von Elb- und Ostseeslawen um die Mitte des 12. Jahrhundert, Sigmaringen 1977. [4] Vgl. etwa: Ane L. Bysted / Carsten Selch Jensen / Kurt Villads Jensen u.a. (Hrsg.), Jerusalem in the North. Denmark and the Baltic Crusades 1100-1522, Turnhout 2010 (Dän. Original 2004); Iben Fonnesberg-Schmidt, The popes and the Baltic Crusades. 1147-1254, Leiden 2007; Eric Christiansen, The Northern Crusades, 2. Aufl., London 1997 (1. Aufl. 1980). [5] Vgl. etwa die Aufsatzsammlung: Hans-Dietrich Kahl, Heidenfrage und Slawenfrage im deutschen Mittelalter. Ausgewählte Studien 1953-2008, Leiden 2011. [6] Volker Scior, Das Eigene und das Fremde. Identität und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen, Helmolds von Bosau und Arnolds von Lübeck, Berlin 2002; David Fraesdorff, Der barbarische Norden. Vorstellungen und Fremdheitskategorien bei Rimbert, Thietmar von Merseburg, Adam von Bremen und Helmold von Bosau, Berlin 2005. - Von Herrmann nicht berücksichtigt, aber ebenso wichtig: Thomas Foerster, Vergleich und Identität. Selbst- und Fremddeutung im Norden des hochmittelalterlichen Europa, Berlin 2009. [7] Vielleicht ist dies aber auch einem Fehler bei der Drucklegung zuzurechnen, denn auf S. 199 verweist Herrmann auf Kapitel 10.2, das nun aber gar nicht zu identifizieren ist. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Wolfgang Eric Wagner <wolfgang-eric.wagner(a)uni-muenster.de> URL zur Zitation dieses Beitrages http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-3-166 ------------------------------------------------------------------------ |
Date: 2012/09/19 08:26:52
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
From: Christine Kleinjung
<kleinjun(a)uni-mainz.de> Date: 19.09.2012 Subject: Rez. MA: C. Zwanzig: Gründungsmythen fränkischer Klöster ------------------------------------------------------------------------ Zwanzig, Christofer: Gründungsmythen fränkischer Klöster im Früh- und Hochmittelalter (= Beiträge zur Hagiographie 9). Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2010. ISBN 978-3-515-09731-4; Pb.; 539 S.; EUR 74,00. Inhaltsverzeichnis: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_16234.pdf> Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Christine Kleinjung, Historisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz E-Mail: <kleinjun(a)uni-mainz.de> Christofer Zwanzig widmet sich in seiner Dissertation den Konstruktionen und Transformationen klösterlicher Gründungserinnerungen am Beispiel der Klöster Heidenheim, Solnhofen, Ansbach und Kitzingen in der Zeit vom 8. bis zum 12. Jahrhundert. Er ordnet sich damit ein in die Reihe kulturwissenschaftlich ausgerichteter Arbeiten zu Erinnerung, Gedächtnis und Gemeinschaftsbildung im mittelalterlichen Religiosentum. Auch Christofer Zwanzig greift auf das von Aleida und Jan Assmann begründete Konzept des kollektiven und kommunikativen Gedächtnisses zurück, um die Entstehung, Kontinuitäten und Veränderungen von Gründungserinnerungen zu untersuchen und so die Bedeutung der Fundationsquellen für ihre jeweilige Gegenwart zu erschließen. Diese Fundierungserinnerungen begreift Zwanzig als Gründungsmythen und bezieht sich auf Assmanns Definition, wonach ein Mythos etwas sei, das nicht vergessen werden darf. Die Frage "Wer sind wir?" beantworte eine Klostergemeinschaft immer wieder neu mit dem Gründungsmythos, der entsprechend ausgestattet und angepasst werde. Wer aber nimmt in welchem Zusammenhang diese Transformationen und Anpassungen vor - und warum? Diese Fragen stellt Christofer Zwanzig in den Mittelpunkt seiner Untersuchung. Seine Arbeitsthese lautet, dass sich das Bemühen um Heiligkeit eines Gründers und seines Ortes nicht allein auf die Klostergemeinschaft beschränken lasse. So fragt er allgemeiner nach den "Trägergruppen der Erinnerung" und nimmt die soziale Umwelt der Klöster mit in den Blick. Die Arbeit ist in drei chronologisch gestaffelte Teile gegliedert. Im ersten Teil behandelt Christofer Zwanzig die Gründungserinnerungen im 8. und 9. Jahrhundert zur Zeit der Ausprägung der fränkischen Sakrallandschaft. Einen ersten Einschnitt sieht er im 10. Jahrhundert aufgrund eines tiefgreifenden Wandels der Klosterlandschaft durch herrschaftliche Veränderungen. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Gründungserinnerungen im 10. und 11. Jahrhundert vor dem Hintergrund bischöflicher und adliger Einflussnahme. Das abschließende Kapitel widmet Christofer Zwanzig dem 12. Jahrhundert. Ein erneuter Einschnitt erscheint hier aufgrund der Ausdifferenzierung der vita religiosa geboten. Am Ende eines jeden Großkapitels steht eine gut gegliederte Zwischenzusammenfassung. Den Abschluss bildet die Gesamtzusammenfassung. In einem umfangreichen Anhang bietet Christofer Zwanzig nicht nur den Abdruck der Gründungsberichte der behandelten Klöster, sondern auch Tabellen, die eine schnelle Erschließung des relevanten Quellenmaterials - über die untersuchten Klöster hinaus - bieten. So wurden Nachrichten über Reliquienbeisetzungen, Urkunden und Urkundenfälschungen aufbereitet, und es findet sich auch ein Verzeichnis aller adligen und bischöflichen Gründungen benediktinisch geprägter Klöster in Franken im 12. Jahrhundert. Ein Register rundet die Arbeit ab. Bereits für die Lebensbeschreibungen der Heiligen Wynnebald und Sola aus dem 8. und 9. Jahrhundert kann Christofer Zwanzig feststellen, dass die Gründungserinnerungen den Charakter von Gründungsmythen annahmen. Sie erklärten die Entstehung der Klostergemeinschaft und wiesen gleichzeitig in die Zukunft. Diese Zukunftsausrichtung kann jedoch mit Assmann in zweierlei Weise erfolgen: als kalte Erinnerung, die einen Status quo erhalten, und als heiße Erinnerung, die aktiv Veränderungen etwa in der herrschaftlichen und rechtlichen Stellung der Klostergemeinschaft herbeiführen möchte. Bei der Entstehung der Gründungserinnerungen lassen sich an den Beispielen Heidenheim und Solnhofen bereits Einflüsse von außen greifen. Die Trägergruppen waren zwar hierarchisiert, die Mönche, die das Grab des Gründers hüteten, spielten für die Heiligkeit des Ortes die entscheidende Rolle. Doch lässt sich die Heiligkeit nicht auf die Klostergemeinschaft allein beschränken, die Integration des sozialen Umfelds war laut Zwanzig wichtiger als Distinktion. Auch im 10. und 11. Jahrhundert blieb die Verehrung der Gründer nicht auf die Gemeinschaft allein beschränkt. Gründungserinnerungen sind daher nicht nur als Ausdruck einer ausschließlich klösterlichen Mentalität zu verstehen (S. 228). Vielmehr lässt sich für Ansbach, Heidenheim und Kitzingen festhalten, dass sich in den Texten nicht alleine das Selbstbild der dortigen Gemeinschaft spiegelt, sondern dass für die Erinnerung auch adlige Laien und das bischöfliche Umfeld zuständig sind. Allgemeine politisch-herrschaftliche Entwicklungen im Untersuchungsraum spiegeln sich in den Gründungsquellen wider: So geht mit einer Welle adliger Klostergründungen ein Anwachsen von Texten einher, die sich mit der Verehrung laikaler Klostergründer beschäftigen, zudem werden vermehrt frühmittelalterliche Klostergründungen in der Rückschau auf königliche Gründer zurückgeführt, um eine Nähe zeitgenössischer fränkischer Herrschaftsträger zum Königtum zu untermauern. Im abschließenden Teil zum 12. Jahrhundert legt Christofer Zwanzig den Schwerpunkt auf Klosterkonflikte wie Reformauseinandersetzungen. Auch im 12. Jahrhundert schuf keine Gemeinschaft ihren Gründungsmythos und ihre Identität ohne Einflüsse von außen (S. 412). Ein Vergleich mit zisterziensischen Gründungsquellen erlaubt die Relativierung der "Krise" des benediktinischen Mönchtums im 12. Jahrhundert: Die Gründungsquellen der benediktinischen Klöster lassen sich nicht alleine als Reaktion auf die zisterziensischen Neugründungen verstehen. Die Motive liegen vielmehr in der Gemeinschaft selbst und in der Stabilität oder der Veränderung ihres sozialen Umfelds begründet. In keinem der Fälle definierte die Gemeinschaft im engeren Sinne ihre Heiligkeit aus sich heraus: "Vielmehr begegnen uns in den Quellen auch die vielfältigen Erwartungen, die durch das engere und weitere Umfeld der Kommunitäten an sie herangetragen wurden" (S. 414). Das von Christofer Zwanzig angeführte Beispiel Kitzingen zeigt dies eindrücklich: Die Erwartungen konzentrierten sich im 12. Jahrhundert allein auf die Lebensweise der Nonnen. Das Grab und der Dienst am Grab bestimmten nicht mehr über die Heiligkeit des Ortes. Christofer Zwanziger legt eine methodisch durchweg überzeugende und theoretisch anspruchsvolle Studie vor. Das wichtigste Ergebnis der Arbeit ist ohne Zweifel die Bestätigung der eingangs formulierten Arbeitsthese, wonach monastische Fundationserinnerungen nicht Ausdruck einer ausschließlich klösterlichen Identität seien. Christofer Zwanzig kommt auf Basis seiner gründlichen Quellenanalyse zu dem Schluss, dass die soziale Konstruktion der Vergangenheit ein Werk ist, an dem die Klostergemeinschaft selbst, die Bischöfe und das laikale Umfeld über Jahrhunderte hinweg immer wieder neu Anteil hatten. Der Wunsch nach Teilhabe an der Heiligkeit eines Ortes vereinte die Klostergemeinschaft und ihr soziales Umfeld. Die klösterlichen Gründungsmythen sind daher als "lebendige Mythen" im Sinne Aleida und Jan Assmanns zu verstehen, da sie an die jeweilige Gegenwart angepasst und neu erklärt wurden. Christofer Zwanzigs Arbeit leistet so einen wichtigen Beitrag zu kulturwissenschaftlichen Fragen der Identitäts- und Gemeinschaftsbildung durch Erinnerung. Die integrative und kommunikative Funktion der Gründungsquellen ist bisher in der Forschung - gerade im Vergleich zu Stiftungen - noch nicht ausreichend berücksichtigt worden. Christof Zwanziger führt zwar die Unterschiede zwischen den betrachteten Klöstern an, bietet aber am Schluss keine Erklärungsangebote mehr für diesen Befund, was nach der Länge der Untersuchung nicht verwundert. Warum der Einfluss von Laien bei einem Klöster größer war als bei einem anderen, warum bei einem Kloster das Gründergrab für die Erinnerung entscheidend blieb, in einem anderen vergessen wurde, bleibt Gegenstand für weitere Forschungen. Reizvoll für zukünftige Studien wäre es z.B. nach dem Wirkungsgrad geschlechterspezifischer Faktoren zu fragen. Es dürfte kein Zufall sein, dass in Kitzingen, dem einzigen untersuchten Frauenkloster, die Gründerin Hadelog im Laufe des 12. Jahrhunderts zu Gunsten eines anonymen Klerikers aus dem Gründungsbericht verdrängt wurde und zeitgleich die rechte Lebensweise der Nonnen zum alleinigen Kriterium der Heiligkeit des Ortes wurde und das Grab der Hadelog in Vergessenheit geriet. Man hätte sich abschließend gewünscht, dass der Autor selbst in der Einleitung stärker das Profil seiner Arbeit konturieren würde. Auch hätten sich einige Passagen sicher straffen lassen. Doch trübt dies in keiner Weise den positiven Gesamteindruck: Mit seiner Dissertation hat Christofer Zwanzig nicht nur für die fränkische Landesgeschichte und die monastische Forschung einen gewichtigen Beitrag geleistet, sondern er bietet auch für zukünftige kulturwissenschaftliche Forschungen viele Anknüpfungspunkte. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Lioba Geis <lioba.geis(a)uni-koeln.de> URL zur Zitation dieses Beitrages http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-3-165 |
Date: 2012/09/21 12:34:47
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Leben in einer Zeit des UmbruchsVortrag über „den letzten Ritter“ Franz von Sickingen in der St. Wendeler Stadt- und KreisbibliothekDer wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni des Saarlandes, Hans-Joachim Kühn, hat in der St. Wendeler Stadt- und Kreisbibliothek über das Leben Franz von Sickingens gesprochen. Er trug den Beinamen „Der letzte Ritter“.Von SZ-Mitarbeiter Lukas KowolSt. Wendel. Nicht nur Kaiser Maximilian I. (1459-1519) erhielt den Beinamen „Der letzte Ritter“. Auch seinem Zeitgenossen Franz von Sickingen wurde dieser inoffizielle Titel verliehen. Über diesen kriegerischen Ritter, der sich auch in die St. Wendeler Stadtgeschichte eingeschrieben hat, sprach Hans-Joachim Kühn in der Stadt- und Kreisbibliothek. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität des Saarlandes referierte vor knapp 50 Zuhörern über das Leben Franz von Sickingens. „Ohne zeitgenössische, erzählende Quellen können wir uns kein vollständiges Bild über diesen letzten Ritter machen“, eröffnete Kühn. Daher stützte er sich auch auf Chroniken und Memoiren aus der Zeit Sickingens. Zudem habe sein Name in einigen Gegenden noch viele Jahre nach seinem Tod in die Erinnerung eingebrannt, auch in Liedern. Denn der Ritter war ein leidenschaftlicher Fehdenführer. Kühn: „Sickingen lebte in einer Zeit des Umbruchs. Städte übernahmen zunehmend die Macht, Ritter verlor an Bedeutung.“ Der Ritterstand wurde immer mehr von Landesherren abhängig, verarmte. Gegen diese Entwicklung stemmte sich Sickingen.
„Relikt aus dem Mittelalter“„Sein Mittel waren Fehden. Ein Relikt aus dem Mittelalter, in seiner Zeit antiquiert“, erläuterte Kühn. Diese Art, Rechtsbrüche – berechtigt oder nicht – zu verfolgen, erforderte ein Heer und war durch bestimmte Merkmale wie Fehdenbriefe geprägt. Kühn: „Sickingen nutzte Rechtsverletzungen als Anlass, sich als Freiheitskämpfer für die Gerechtigkeit darzustellen.“ Und ließ sich dafür bezahlen. Eine Fehde gegen Kurtrier führte zu seinem Ende. Dabei spielte zu Beginn auch St. Wendel eine Rolle. In einem Manifest an die Trierer Bevölkerung verkündete Sickingen, er wolle sie „von dem schweren antichristlichen Gesetz der Pfaffen erlösen und sie zur evangelischen Freiheit bringen.“ Denn Sickingen war Anhänger der Reformation. Doch auch ein persönlicher Zwist mit dem Kurfürst und Erzbischof von Trier, Richard von Greiffenklau zu Vollrads, führte zu Sickingens letztem Feldzug. Ende August 1522 setzte sich das Heer in Bewegung, mit Sickingen an der Spitze als Führer einer rheinisch-schwäbischen Ritterschaft. Das kurtrierische Blieskastel wurde belagert und erobert. Das nächste Etappenziel: St. Wendel, ebenfalls kurtrierisch. Kühn: „Am 1. September stand er vor den Mauern der Stadt. Am nächsten Tag begann der Beschuss. Tags drauf nahm er die Stadt ein.“ Eine Inschrift an der Basilika erinnert an diesen Sturm, 1853 von Johannes Demuth gemacht. Der Künstler mauerte noch eine Kugel daneben ein, die den Beschuss symbolisiert. Sickingen nahm alle kurtrierischen Adeligen in der Stadt gefangen und ließ eine Garnison in St. Wendel zurück. Der Zug ging weiter, über Saarburg bis vor Trier. Diese Stadt konnte Sickingen nicht knacken. Nach sechs Tagen brach er die Belagerung ab. Der Gegenschlag seiner Feinde, einer Fürstenkoalition, folgte. Sickingen zog sich auf seine Burg Nanstein bei Landstuhl zurück, wurde dort belagert. Kühn: „Nach drei Tagen ist das Bollwerk Nanstein gefallen. Eine Kanonenkugel schlug in der Nähe Sickingens ein, Holzsplitter verletzten ihn lebensgefährlich.“ An den Folgen dieser Verletzung starb der letzte Ritter am 7. Mai 1523. „Sickingen ist gescheitert. Er konnte den Untergang des Rittertums nicht aufhalten“, fasste Kühn zusammen. Im kollektiven Bewusstsein der Landbevölkerung habe er sich noch lange gehalten, nicht selten als Freiheitsritter – obwohl er mit seinen Fehden viel Leid über die Bewohner gebracht hatte. Foto: lk |
Date: 2012/09/23 17:29:57
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
folgende Info habe ich eben von Friedrich Denne erhalten.
Roland Geiger
“Keltenwelten“ – Eine Erlebnistour zu verzauberten
Plätzen I. Reiseziele: Europäischer Kulturpark Bliesbrück-Reinheim – Museum für Vor-
und Frühgeschichte Saarbrücken – Ringwall
Otzenhausen II. Zeit: Termin; 16.10.2012 Dauer: 9.00 Uhr – 17.00 Uhr III. Tagesablauf (Änderungen
vorbehalten): 9.00 h Abfahrt in Ottweiler/Bahnhof ca. 9.45 h Ankunft Europäischer Kulturpark
Bliesbrück/Reinheim bis 11.15 h Führung und Besuch der
Grabkammer ca. 11.15 h bis 12.00 h Fahrt von Bliesbrück/Reinheim nach
Saarbrücken ca. 12.00 h bis 13.00 h Besichtigung Museum für Vor- und
Frühgeschichte Saarbrücken ca. 13.15 h bis 14.00 h Fahrt von Saarbrücken nach
Otzenhausen ca. 14.00 h bis 16.15 h Führung Ringwall
Otzenhausen ca. 16.15 h bis 17.00 h Rückfahrt nach Ottweiler
(Bahnhof) IV. Im Angebot enthalten: Alle Eintritte Alle Führungen Preis: € 39,- Information und Anmeldung bei: Hans-Jürgen Schäfer Kreisvolkshochschule Neunkirchen Wilhelm-Heinrich-Straße 36 66564 Ottweiler kvhs(a)landkreis-neunkirchen.de Tel.: +49 (0)6824 906-1121 |
Date: 2012/09/23 22:47:01
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
From: Stefan Schreiber
<stefan.schreiber(a)topoi.org> Date: 21.09.2012 Subject: Konf: Vom Wandern der Völker. Darstellungen und Erzählungen von Migrationen in den Altertumswissenschaften - Berlin 10/12 ------------------------------------------------------------------------ Eva Cancik-Kirschbaum / Hans-Joachim Gehrke / Kerstin P. Hofmann / Felix Wiedemann, Exzellenzcluster TOPOI 11.10.2012-12.10.2012, Berlin, Topoi Building Dahlem, Hittorfstr. 18, 14195 Berlin Das Thema Wanderung bzw. Migration ist in den Altertumswissenschaften immer schon von großer Bedeutung gewesen. Wanderungsbewegungen werden zur Erklärung kulturellen und historischen Wandels herangezogen: Sie fungieren als historische Wegmarken oder Epochenschwellen, manifestieren sich in kulturhistorischen Diffusionstheorien und spielen eine zentrale Rolle bei der Konstruktion geohistorischer und geopolitischer Großräume. Dieser historisch-archäologische "Migrationismus" ist in den Altertumswissenschaften selbst seit den 1960er Jahren zunehmend kritisiert worden. Dennoch haben sich Verweise auf "Völkerwanderungen" und "Völkerwellen" in Überblicks- und populärwissenschaftlichen Darstellungen bis heute nahezu ungebrochen gehalten. Die Attraktivität des Migrationismus scheint sich dabei in nicht unerheblichem Maße aus seiner vielfachen ideologischen Verwendbarkeit zu speisen: So spielen Herkunfts- und Wanderungsmythen eine zentrale Rolle in nationalen Identitätskonstruktionen und rassentheoretischen Modellen und sind auch als Rechtfertigung kolonialer Herrschaft herangezogen worden. Die Präsenz des Migrationismus in durchaus differenten Kontexten indes zeigt, dass von eindeutigen Korrespondenzen hier weder in wissensgeschichtlicher noch in ideologischer oder politischer Hinsicht die Rede sein kann. Woher aber bezieht dieses Modell bis heute seine vermeintliche Erklärungs- und Überzeugungskraft, und inwiefern lassen Aufkommen und Kritik entsprechender Vorstellungen Rückschlüsse auf die Wissensgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts zu? Da der altertumswissenschaftliche Migrationismus nur aus einer konsequent interdisziplinären Perspektive und unter Einbeziehung zeithistorischer Kontexte adäquat untersucht werden kann, richtet sich die Veranstaltung sowohl an disziplingeschichtlich interessierte Wissenschaftler/innen aus den Altertumswissenschaften als auch an Zeit- und Wissenschaftshistoriker/innen. Besonderes Gewicht wird dabei der Frage zukommen, inwieweit Persistenz und Überzeugungskraft altertumswissenschaftlicher Wanderungsmodelle auf einer bestimmten Art des historiographischen Erzählens basieren, also davon abhängen, wie Migrationsvorgänge dargestellt werden und welche typischen Rollen- und Erzählmuster dabei Verwendung finden. ------------------------------------------------------------------------ Donnerstag, 11.10 9:00 EVA CANCIK KIRSCHBAUM (Berlin) Begrüßung 9.15 MATTHIAS JUNG (Frankfurt a. M.) Wanderungsnarrative in der Ur- und Frühgeschichtsforschung 10:00 VERONIKA LIPPHARDT (Berlin) Migrationsgeschichten in populationsgenetischen Studien 10:45 Kaffeepause 11:15 MIJAL GANDELSMAN-TRIER (Hamburg) Migrationsforschung in der Ethnologie: Von der Chicago School zum Transnationalismus 12:00 PATRICIA DEUSER (Leipzig) Reassembling the Nation? Die Repräsentation von Mobilität und Sesshaftigkeit in Migrationsmuseen 12:45 Mittagspause 14:15 HANS-JOACHIM GEHRKE (Freiburg i. Br.) Antike Wanderungsnarrative und ihre Wirkung 15:00 BIRGITTA EDER (Freiburg i. Br.) Wanderungen in der Frühgeschichte Griechenlands: Konjunkturen eines Erklärungsmodells 15:45 Kaffeepause 16:15 ANCA DAN (Berlin/Paris) Die Sarmaten: Darstellungen und Erzählungen von westiranischen Migrationen in osteuropäischen Altertumswissenschaften 17:00 AYDIN ABAR (Berlin/Bochum) Migrationshypothesen in den Forschungen zur Bronze- und Eisenzeit Irans 19:00 Gemeinsames Abendessen Freitag, 12.10 9:15 FELIX WIEDEMANN (Berlin) Zirkuläre Verknüpfungen. Wanderungsnarrative in den Wissenschaften vom Alten Orient um 1900 und das Motiv der Wiederkehr 10:00 PETER ROHRBACHER (Wien) "Hamitische Wanderungen". Die Prähistorie Afrikas zwischen Fiktion und Realität 10:45 Kaffeepause 11:15 ELKE KAISER (Berlin) Das Wandern ist des Hirten Lust! Der osteuropäische Steppenraum und die Ausbreitung der indogermanischen Grundsprache 12:00 INGO WIWJORRA (Nürnberg) 'Nordic Walking' in der Urzeit. Völkerwanderungen aus dem Norden als makrohistorisches Konstrukt und Ideologem 12:45 Mittagspause 14:15 ROLAND STEINACHER (Wien) Völkerwanderung oder Invasion der Barbaren? Bruch oder Kontinuität? Neue und alte Bilder zum spätantiken und frühmittelalterlichen Europa 15:00 Kaffeepause 15:30 Abschlussdiskussion ------------------------------------------------------------------------ Felix Wiedemann Excellence Cluster Topoi, Topoi Building Dahlem, Hittorfstr. 18, 14195 Berlin felix.wiedemann(a)topoi.org Homepage <http://www.topoi.org/event/vom-wandern-der-volker/> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=20037> ------------------------------------------------------------------------ H-Soz-u-Kult übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der von unseren Nutzern beigetragenen Inhalte. 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Date: 2012/09/25 09:22:44
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der sz:
Eintauchen in das Leben der KeltenAktions- und Informationstag auf der Baustelle des Keltenparks in OtzenhausenOtzenhausen. Die Gemeinde Nonnweiler veranstaltet am kommenden Sonntag, 30. September, gemeinsam mit dem Freundeskreis Keltischer Ringwall einen Aktions- und Informationstag auf der Baustelle des Keltenparks Otzenhausen. Bereits um elf beginnt die neu inszenierte Führung „Der Fürst vom Dollberg – (fast) die ganze Wahrheit“. Treffpunkt ist am Vereinsheim des VfR Otzenhausen (Ringwallstraße 99), Teilnehmerbeitrag drei Euro. Das Programm im Keltenpark beginnt um 13 Uhr mit Handwerksvorführungen und Mitmachaktionen für Besucher. Töpfern, Herstellung von Lederbeuteln, Textilarbeiten oder auch Brotbacken werden angeboten.
Repliken und BücherDie Arbeitskreise des Freundeskreises Keltischer Ringwall stellen ihre Themen für den geplanten Keltenpark vor. An einem Infostand werden Repliken und Bücher ausgestellt, die über die keltische Kultur informieren. Für Kinder wird Bogenschießen angeboten. Um 14 Uhr begrüßen Bürgermeister Franz Josef Barth, Gemeinde Nonnweiler, und Vertreter des Freundeskreises Ringwall die Gäste. Gegen 15 Uhr startet die moderierte keltische Modenschau „Eine Zeitreise durch fünf Jahrhunderte“ (Dauer: etwa 30 Minuten) in der neuen Arena. Ende der Veranstaltung ist gegen 18 Uhr angesetzt. red |
Date: 2012/09/25 09:28:21
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
von namhaften Autoren geschrieben, nun, was immer das heißen mag. Der Preis
von 38 Euro wird mich erst mal abschrecken, einer der Namen, die genannt werden
auch (von dem kenn ich schon einiges, und gefallen hat mir fast nix von ihm,
schreibt mir zu akademisch). Da sich kaum einer der Herren hier oben in unserer
Ecke wirklich auskennt, läßt sich (für mich) die Qualität eines solchen Buches
oft leicht daran ablesen, was über den Kreis St. Wendel resp. die Geschichte der
Stadt verzapft wird. Schaun wir mal.
heute in der SZ:
Das Saarland: Vom Zankapfel zur BrückeSaarbrücker Stadtarchivar Hans-Christian Herrmann über den Band „Das Saarland. Geschichte einer Region“Der Historische Verein für die Saargegend, der Saarbrücker Stadtarchivar Hans-Christian Herrmann und Johannes Schmitt, Präsident des Landesverbands der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes, haben ein neues Werk mit dem Titel „Das Saarland. Geschichte einer Region“ herausgegeben. Morgen Abend um 18 Uhr stellen die Autoren den Sammelband in der Staatskanzlei vor. Herausgeber Herrmann erläuterte SZ-Redakteur Dietmar Klostermann Ziele des Bandes.Herr Herrmann, Sie wollen mit dem Buch der „heranwachsenden Generation helfen, ihre saarländische Identität zu finden“, wie es auf dem Einband heißt. Was bedeutet denn heute „saarländische Identität“? Herrmann: Zunächst mal die Erkenntnis, dass wir eine Region sind ohne lange gewachsene historische Tradition. Das ist etwas, was uns massiv unterscheidet von anderen Regionen Deutschlands. Wir sind eigentlich ein Gebilde, das erstmals als wirtschaftliche und politische Einheit im 20. Jahrhundert auftritt nach dem Ersten Weltkrieg. Als das Saargebiet, das unter Völkerbundsverwaltung steht. Ab diesem Zeitpunkt sind wir ein wirtschaftlich und verwaltungspolitisch in sich abgeschlossenes Territorium, dass dann auch aufgrund der Sondersituation nach dem Zweiten Weltkrieg weiter besteht. Dann als Saarland, als halbautonomes Land abgetrennt von der Bundesrepublik. Und dann eben als Bundesland Saarland. Das ist eine sehr, sehr kurze Geschichte. Dazu gehört auch, dass wir zwischen Deutschland und Frankreich stehen. Dass aus dem ehemaligen Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland ein Land geworden ist, das sich als Brücke zwischen Deutschland und Frankreich versteht. Mit Blick auf „Marke Saarland“ kann man sagen, dass sich bei uns die Grenzen im Alltag verwischt haben. Von den Lebensweisen her, gerade wenn wir an die Kulinarik und bestimmte Konsumverhalten denken, deutet sich an, dass wir eine Kultursynthese beobachten können. Wir Saarländer haben uns das Schönste und das Bedeutentste der französischen Kultur ausgesucht und zu einer Kultursynthese zusammengeführt. Gabriele Clemens schreibt in ihrem Beitrag „Letztlich wurde mit den internationalen Friedensverhandlungen (1919/20) das moderne Saarland als eigenständige Gebietskörperschaft geschaffen.“ Wie vielen Saarländern ist heute bewusst, dass Frankreich die Mutter des Saarlands ist?
Herrmann: Also es ist schwer, wirklich angemessen das Geschichtsbewusstsein von einer Million Menschen im Saarland zu beurteilen. Das maße ich mir nicht an. Aber ich glaube schon, dass das Geschichtsbewusstsein in der allgemeinen Öffentlichkeit entwicklungsfähig ist. Der Landesarchivar Paul Burgard schreibt in seinem Beitrag: „Man mag es nicht gerne hören im jüngsten der alten Bundesländer, und doch ist es wahr: Das Saarland ist namentlich eine Erfindung von Nazis und Pfälzern.“ Und meint damit, dass ausgerechnet Hitler und sein pfälzischer Gauleiter Bürckel die Schöpfung des verhassten Erbfeindes Frankreich 1935 ohne Federlesen übernommen haben. Das dürfte doch für viele Leser überraschend sein, oder? Herrmann: Das mag schon für den heutigen Lesern überraschend sein. Gleichwohl beginnt die Geschichte des Saarlandes nicht mit den Nazis. Und das Saarland ist auch keine Erfindung der Nazis. Der Name schon… Herrmann: Ja, aber in dieser Schärfe kann man das auch nicht sagen, weil die Begriffe Saarland und Saargebiet auch schon vor 1935 auftauchen. Auf die offizielle Bezeichnung mag das zutreffen, aber vorher wird der Begriff Saarland auch schon verwandt. Burgards Buchbeitrag ist sicherlich sehr provokant. Aus Sicht der Herausgeber kann ich nur sagen: das Entscheidende an der Geschichte des Saarlandes im Dritten Reich ist eigentlich etwas, was für uns Saarländer besonders traurig ist: Dass die Saarländer vorauseilen. Und zwischen 1933 und 1935 NS-Politik umgesetzt haben, zu einer Zeit, zu der sie das gar nicht hätten tun müssen. Man hat hier bereits Antisemitismus in übelster Weise betrieben. Das Saarland. Geschichte einer Region. Hrsg.: Historischer Verein für die Saargegend, H.-C. Herrmann und J. Schmitt. Röhrig Universitätsverlag St. Ingbert. 2012, 418 S., 38 Euro. |
Date: 2012/09/27 12:12:07
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Sehr geehrtes Mitglied des Historischen Vereins für die Saargegend, hiermit möchten wir Sie auf die folgende Veranstaltung aufmerksam machen: Vorstellung der Publikation: Das Saarland. Geschichte einer Region. Herausgegeben vom Historischen Verein für die Saargegend e. V. durch Hans-Christian Herrmann und Johannes Schmitt. Dienstag, 9. Oktober 2012, 19 Uhr im Mia-Münster-Haus, St. Wendel, mit Landrat Udo Recktenwald Mit freundlichen Grüßen Die Geschäftsstelle Historischer Verein fuer die Saargegend e.V. Geschaeftsstelle: Landesarchiv Saarbruecken Dudweilerstrasse 1 66133 Saarbruecken-Scheidt Tel.: 0681/ 501-1922 Fax: 0681/ 501-1933 E-Mail: geschaeftsstelle(a)hvsaargegend.de
Date: 2012/09/28 10:20:11
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Niederkirchen. Die Zeit von 1933 bis 1945 gilt nach Meinung von Historikern mittlerweile als der am besten erforschte Abschnitt der deutschen Geschichte. Das könne man allgemein zwar so sehen, meinte dazu der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Ostertal, Hans Kirsch, aber wenn man sich die örtliche Ebene ansehe, insbesondere die ländlichen Gemeinden, dann sei die Zahl der Untersuchungen doch eher gering. Fast unbeachtet bleibe auf dieser Ebene insbesondere die damals einzige Partei, die NSDAP als Mitgliederorganisation. Wer wisse schon, wieviel Mitglieder die Ortsgruppe seines Wohnortes gehabt habe, zu welchen Zeitpunkten oder Anlässen diese eingetreten seien, welche Berufe in der Ortsgruppe dominierten, wie alt die Mitglieder waren? Der Heimat- und Kulturverein Ostertal habe sich, so Hans Kirsch, in den vergangenen drei, vier Jahren bemüht, diese „weißen Flecken“ im Geschichtsbild für den Bereich des mittleren Ostertals zu entfernen, um an die darunter liegenden Informationen zu kommen. Durch Forschungen insbesondere im Bundesarchiv Berlin, wo viele Mitgliedsunterlagen der NSDAP aufbewahrt werden, habe man mittlerweile einen recht guten Überblick über die Mitgliederverhältnisse der NSDAP-Ortsgruppe Niederkirchen im Ostertal erlangt. Zu dieser Ortsgruppe hätten die sieben Gemeinden der Bürgermeisterei Niederkirchen gezählt, die damals noch zum Kreis Kusel gehörten. Die vom letzten Ortsgruppenleiter in der Nachkriegszeit genannte Zahl von 40 Parteimitgliedern treffe aber, so Kirsch, keinesfalls die Wirklichkeit. Der Heimat- und Kulturverein Ostertal habe sich nun entschlossen, die gewonnenen Erkenntnisse der Öffentlichkeit nicht vorzuenthalten. Man werde daher im Verlaufe des Herbstes im Rahmen einer öffentlichen Versammlung über das Thema informieren. Dabei werde man aber die Namen der einzelnen Parteimitglieder vorerst nicht nennen, außer bei Personen der Zeitgeschichte, wie etwa Ortsgruppen- oder Zellenleiter oder Amtsträger. |