Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] eigentlich nur die Glosse

Date: 2012/07/02 08:39:38
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ:
 

Entsorgte Liebespost

Von Oliver Schwambach

Das Porto soll teurer werden: Vor Jahren hätte das einen Aufschrei gegeben. Heute lässt das kalt, weil alle mailen, simsen oder gleich ganze Urlaubsfilmchen posten: Schaut mal, wir auf der Dachterrasse unseres sündteuren Hotels! Schade eigentlich, weil sich die Post mit den Markenmotiven richtig Mühe gibt. Früher waren meist bloß honorige Herren auf den Postwertzeichen, heute sind es fast kleine Bilderbücher. Leider gibt es auch immer weniger Jungs, die noch Marken sammeln. Und als Kontaktanbahnungsinstrument hat die Briefmarkensammlung auch ausgedient.

Apropos Freundinnen: Meine Frau hat neulich Briefe mir einst Zugetaner entsorgt. „Man muss sich auch mal von was trennen können“, sagte sie. Da habe ich ihr natürlich Recht gegeben – und die Briefe nachher wieder heimlich aus dem Papierkorb gefischt. Wie schön, wenn man noch greifbare Erinnerungen hat. Die Mail-Generation wird nicht mal was haben, von dem sie sich trennen kann.

[Regionalforum-Saar] ich traf Bernd Brill im Hiwwelhaus

Date: 2012/07/02 08:53:50
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Also, ich traf ihn dort nicht, aber Dieter Gräbner von der SZ hat ihn dort getroffen. Und darüber einen Bericht geschrieben, der letzten Samstag in der SZ erschienen ist:
 
 

Das Hiwwelhaus ist der Stolz des Dorfes

Heimatmuseen im Saarland

In Alsweiler wurde ein altes bäuerliches Anwesen stilgerecht restauriert – Historisches Kulturzentrum

Im Saarland gibt es mehr als 100 Museen, in denen die Besucher den Lebenswegen und den Arbeitswelten der Vorfahren begegnen können. In einer Serie stellen wir Museen vor und suchen Antworten auf die Frage: Wie war das anno dazumal?

Von SZ-Mitarbeiter Dieter Gräbner

Alsweiler. Vor dem gelbbraunen Haus, dem Hiwwelhaus in Alsweiler, sitzt ein Korbflechter und zeigt, wie man aus geschmeidigen Weidenzweigen Körbe „rundflechten“ kann. Rund um das Hiwwelhaus stehen Verkaufsstände. Es ist großer Markt wie früher. Das Hiwwelhaus hat Geburtstag, wird 300 Jahre alt, und Alsweiler feiert das am 10. Juni laut und fröhlich. Mit Musik, natürlich auch mit ,,gudd gess“. Dazu wird auch gezeigt, wie das früher war, wie man lebte im Dorf Alsweiler vor 300 oder 200 Jahren.

Ein Schmied entfacht mit dem Blasebalg ein Feuerchen, erhitzt das Eisen, bis es glüht, und schmiedet es dann mit dem großen Hammer. Ein Sensenmann „dengelt“ seine Sense. So heißt es, wenn man die Sense für die Ernte schärft. Um Punkt 15 Uhr klettern drei Männer auf ein drei Meter hohes Holzgerüst, auf dem ein Buchenstamm liegt, und zeigen, wie man anno dazumal, als es noch keine Motorsägen gab, aus einem Buchenstamm Bretter sägte. Dazu singt das Alsweiler-Kabarett zur Melodie des Sechziger-Jahre-Gassenhauers „Das alte Haus von Rocky Docky“, den damals Bruce Low und auch Peter Kraus sangen, eine Ortsversion des Liedes. Der Refrain geht so: „Das alte Haus von Hiwweleggen hat vieles schon gesehen. Und war im Lauf der Jahre nicht hübsch und auch nicht schön. Das alte Haus am Hiwweleggen sah Leute komm'n und geh'n, hat Freud und auch viel Leiden im Lauf der Zeit geseh'n.“

Das „Haus auf dem Hügel“ wurde in den Jahren 1711/1712 erbaut. Es zerfiel teilweise und wurde dann zwischen 1993 und 1997 wieder aufgebaut und mit alten Stilmitteln restauriert. Die Geschichte des Hiwwelhauses wird an den Innenwänden mit alten Fotos und Zeichnungen dokumentiert und erzählt. 1,4 Millionen Mark (rund 700 000 Euro) kosteten Sanierung und Wiederaufbau. Die 1,4 Millionen Mark waren größtenteils EU-Mittel, wie in der Dokumentation „300 Jahre Hiwwelhaus Alsweiler – Unsere Tür in die Geschichte“ des Hiwwelhaus-Vereins und Vereins für Heimatkunde Alsweiler nachzulesen ist.

In Alsweiler (2300 Einwohner) ist man mit Recht stolz auf das Hiwwelhaus, nicht nur, wie Bernadette Dewes, die Vorsitzende des Hiwwelhaus-Vereins, erzählt, weil es „eines der ältesten erhaltenen Bauernhäuser des Saarlandes, sondern inzwischen auch ein angesagter und beliebter Treffpunkt und ein lebendiges Kulturzentrum ist. Wir veranstalten Kunstausstellungen, Konzerte, Diskussionen, Lesungen. Das Hiwwelhaus ist Treffpunkt und Mittelpunkt des Ortes.“

Am 300. Geburtstag ist natürlich auch im Haus allerhand los. Dort, wo früher der Kuhstall war, sind die Tische gedeckt. Hier kann man die „Flammekuche“, die in der ehemaligen Küche im alten Steinofen gebacken wurden, bei einer Tasse Kaffee kosten. Im ersten Stock, dort wo früher die Schlafkammern waren, wird ein Vortrag gehalten – Thema: „Das Hiwwelhaus und seine Geschichte“.

Ich bin mit dem Architekten Bernd Brill (54) verabredet, der in der Festbroschüre den Grundriss des Hauses, wie er früher war, gezeichnet und auch die Geschichte der Familie Laub aufgeschrieben hat, die vor über 250 Jahren im Hiwwelhaus wohnte. Brill erzählt: „Das Hiwwelhaus ist ein sogenanntes süddeutsches Quereinhaus. Das ist ein Haustyp, bei dem sich alle Funktionsräume des Wohnens und Wirtschaftens – also Stall, Scheune und Wohnräume – unter einem einzigen Dach mit durchlaufendem First befinden. So waren hier oben im Saarland viele Häuser. Oben unter dem Dach wurde das Heu gelagert, unten waren Kuhstall und Scheune und daneben der Wohntrakt. Das Haus hat eine Grundfläche von rund 150 Quadratmetern. Überliefert ist, das hier im 18. Jahrhundert 13 Personen wohnten.“ Bernd Brill hat in der Dokumentation das Leben der Familie Johann Laub beschrieben. Er konnte dafür auf die Familienforschung des Schullehrers Robert Groß als Grundlage zurückgreifen. Brill schreibt: „1773, das war zwar eine friedliche, aber auch eine entbehrungsreiche Zeit. Der Dreißigjährige Krieg war vorbei. Es ist die Zeit des Absolutismus, des Barock und auch von feudalen Repressionen. Die französische Revolution des Jahres 1789 steht bevor. “ In dieser Zeit bewirtschaftet die Familie Laub den Bauernhof mit seinen Feldern. Johann Laub ist 39 Jahre alt, zählt als „,Gemeinsmann“ zum oberen Stand im Dorf und darf Holz im Wald schlagen. Weil das Haus eine Feuerstelle hat, muss der Bauer eine Herdsteuer bezahlen. Seine Frau Barbara hatte das Haus 1757 von ihren Eltern übertragen bekommen.

Brill dazu: ,,Der erste Sohn Johannes wird 1758 geboren. Er stirbt im Säuglingsalter. 1760 wird wieder ein Junge geboren. Er heißt auch Johannes. Er ist, als der Bauer das Hiwwelhaus 1773 übernimmt, 13 Jahre alt, arbeitet im Hof und auf dem Feld. Insgesamt hat die Familie sechs Kinder. Nach dem Sohn Johannes werden die Töchter Anna Maria, Barbara, Maria und Anna Katarina geboren. Jüngstes Kind ist Sohn Michel. Die Kinder können die Pfarrschule in Alsweiler besuchen. Auf dem Hof arbeiten zeitweilig Tagelöhner und Vaganten (Wanderhandwerker aus dem Hochwald). Im Jahr 1773 leben 13 Personen im Hiwwelhaus. Die Familie Laub mit sechs Kindern, Großeltern, Tante, Knecht und Magd.“

Sie leben vom Anbau von Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchten. Im Stall stehen bis zu acht Kühe, die auf die Weiden getrieben werden. Im Kuhstall werden auch Hühner und Gänse gehalten. Der angebaute Schweinestall befindet sich neben der Scheunen-Durchfahrt. Dort stehen auch die Pferde. Brill schreibt weiter: „Die Lebenssituation in Alsweiler ist im ausgehenden 18. Jahrhundert von Not und Entbehrungen geprägt, die ihren ersten Niederschlag in den Auswanderungen in das Banat haben, wo der österreichische Kaiser Joseph II. in dem von den Türken befreitem Gebiet deutsche Kolonisten angesiedelt hat.“

So viel zur Geschichte des Hiwwelhauses und der Lebenswelten damals in Alsweiler – vor 250 Jahren. Neugierig geworden, wie unsere Vorfahren im nördlichen Saarland lebten? „Das alte Haus am Hiwweleggen sah Leute komm'n und geh'n.“

Aus dem Jubiläumslied für das Hiwwelhaus

Auf einen Blick

Info: Hiwwelhaus Alsweiler, Reitersberg 1, 66646 Alsweiler, Träger: Gemeinde Marpingen, Tel.: (0 68 53) 40 02 42.

Öffnungszeiten: nach Vereinbarung.

Lesetipp: „300 Jahre Hiwwelhaus Alsweiler – Unsere Tür in die Geschichte“, herausgegeben vom Hiwwelhaus-Verein und Verein für Heimatkunde Alsweiler, Edition Schaumberg, Alsweiler 2012, 100 Seiten, ISBN 978-3-941095-11-3, 14 Euro. gräb

alsweiler.de

[Regionalforum-Saar] Mönche, Schreiber und Gel ehrte. Bildung und Wissenschaft im Mittelalter

Date: 2012/07/03 22:10:00
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Nonn, Ulrich: Mönche, Schreiber und Gelehrte. Bildung und Wissenschaft
im Mittelalter [43 s/w und 19 farb. Abb.]. Darmstadt: Wissenschaftliche
Buchgesellschaft 2012. ISBN 978-3-534-23072-3; geb. mit SU; 200 S.; EUR
29,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Sita Steckel, Exzellenzcluster 212 "Religion und Politik in den Kulturen
der Vormoderne und der Moderne", Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
E-Mail: <sita.steckel(a)uni-muenster.de>

Das Themenfeld der Wissenskulturen oder der Wissenschaft und Bildung in
der Vormoderne hat sich in der Forschung der letzten zwei Dekaden als
äußerst produktiv erwiesen, nicht zuletzt, was das europäische
Mittelalter betrifft. Gerade der Blick auf die Verbindungen von Wissen
und Macht - oder von Wissen und religiöser Autorität, von Wissen und
kulturellem Transfer etc. - kann dabei nicht nur das Bildungswesen
erhellen, sondern auch die Schnittstellen aufzeigen, die in der
Vormoderne etwa zwischen Politik, Religion, Literatur, Wissenschaft und
Recht bestanden.[1]

Nach wie vor ist das Themenfeld allerdings gerade in der Lehre schwer zu
vermitteln: Es fehlt vor allem an aktuellen Überblicksdarstellungen, die
Studierenden einen ersten Einstieg in die durchaus komplexe Materie
vermitteln könnten. Ein neuer Band, der sich nicht nur einen Überblick
über Bildung und Wissenschaft im gesamten Mittelalter vorgenommen hat,
sondern seinen Stoff noch für Studierende wie für eine breitere
Öffentlichkeit verständlich darbietet, ist von daher nur zu begrüßen. Es
dürfte auch unmittelbar einsichtig sein, dass Ulrich Nonn für den
vergleichsweise kompakten Band von 200 Seiten eine Auswahl aus dem
breiten Material treffen und bestimmte Schwerpunkte setzen musste.

Der von Nonn gewählten Darstellungsweise gelingt es dennoch, einen
kenntnisreichen, breiten Überblick über Schultypen und 'Schulfächer' in
den verschiedenen Epochen des Mittelalters von den karolingischen
Bildungsreformen bis zum Humanismus zu geben. Besonders gut gelingt dem
Alltagshistoriker Nonn die überaus anschauliche, vielfach direkt aus den
Quellen gegriffene Darstellung, die man kaum anders als farbenfroh
nennen kann. Dieser Eindruck wird von den über fünfzig teils farbigen
Abbildungen des Bandes verstärkt, die mittelalterliche Schulszenen und
Wissensideale sehr einprägsam illustrieren.

Der Aufbau des Buches folgt größtenteils der Chronologie, baut aber
mehrere thematische Schwerpunkte ein, die teilweise typische
Forschungsfelder zu Wissen, Bildung und Wissenschaft im Mittelalter
abdecken. Der mit drei Seiten recht knappen Einleitung folgen zunächst
mehrere thematische Kapitel zum Frühmittelalter. Nach kurzen
Überlegungen zum 'Verfall des römischen Bildungswesens?' (S. 10-15)
werden die karolingischen Bildungsreformen (S. 16-26) geschildert, bevor
ausführlich das Bildungsideal der artes liberales diskutiert (S. 27-56)
und das Schulwesen der Kloster- und Domschulen innerhalb der früh- und
hochmittelalterlichen Kirche dargestellt wird (S. 57-79). Ein
Übergangskapitel widmet sich dann der Entwicklung der Scholastik (S.
80-96) und schlägt den Bogen zum nächsten größeren Kapitel, zu den
mittelalterlichen Universitäten (S. 96-137). Darauf folgt ein eigenes
Kapitel zu städtischen Schulen des Spätmittelalters (S. 137-149) und ein
erneut recht ausführlich gehaltenes Kapitel zum Humanismus als 'neuer
Bildungsbewegung' (S. 150-190). Knapp gehaltene Schlussüberlegungen zu
Bildung im Mittelalter und heute (S. 190-192) beschließen den Band. Ein
Verzeichnis ausgewählter Quellen und Literatur und ein Personenregister
schließen sich an.

Innerhalb der einzelnen Kapitel kombiniert Nonn Zugriffe und
Darstellungsweisen, die das Gerüst der schulischen
Institutionengeschichte mit nuancierenden Einzeldiskussionen und
beispielhaft illustrierenden Gelehrtenbiographien mischt. Im Rahmen der
Kapitel zum Früh- und Hochmittelalter werden so nicht nur die
karolingischen Bildungsreformen angesprochen, sondern es wird auch
diskutiert, welche Variationen und Sinngebungen des Bildungsideals der
artes liberales sich auffinden lassen, noch untermischt mit einer
Diskussion diverser mittelalterlicher Bilddarstellungen der artes
liberales und mechanicae. Zusätzliche Anschaulichkeit gewinnt dieser
Teil aus einer exemplarischen Diskussion der Biographie des Hrabanus
Maurus (gestorben 856) und des Grundlagenwerkes der Etymologiae Isidors
von Sevilla. In ähnlicher Weise treten in der knappen, exemplarischen
Behandlung verschiedener Universitätstypen die wichtigsten
institutionellen Unterschiede und Besonderheiten mittelalterlicher
Universitäten hervor: Paris als Magisteruniversität wird gegen Bologna
als Scholarenuniversität gestellt. Unterschiedliche
organisatorisch-politische Kontexte werden an verschiedenen Gründungs-
oder Organisationsformen verdeutlicht, etwa an der Universität Neapel
als 'staatlicher' Gründung, Salerno als nur locker organisierter
'medizinischer Hochschule' und schließlich an Prag, Wien und Leipzig als
frühen Gründungen im komplizierten politischen Geflecht des Reichs
nördlich der Alpen. Auch in den Kapiteln zu Stadtschulen und Humanismus
werden immer wieder Vignetten aus dem schulischen Alltag eingebaut und
Persönlichkeiten wie Conrad Celtis und Erasmus vorgestellt. Mit Hilfe
reichlicher Zitate aus übersetzten Quellen (die dann allerdings oft nur
sehr verkürzt nachgewiesen werden) entsteht so ein lebendiger Eindruck
der komplexen mittelalterlichen Bildungswelt. Der Band stellt die
verschiedenen Schultypen des Mittelalters vor und macht mit
verschiedenen Gelehrten und wichtigen zeitgenössischen Konzeptionen von
Schulwissen bekannt.

Er tut, so könnte man abschließend andererseits auch kritisieren,
freilich nicht mehr als das. Der Platz, der den vielfältigen Vignetten
aus dem Schulalltag eingeräumt wird, steht nicht mehr zur Verfügung, um
zu zeigen, wie eng die Praktiken gelehrter Wissensorganisation mit der
sie umgebenden Welt verflochten waren und wie weit sie über bloße
Schulen und Pädagogik hinausgriffen. Tatsächlich merkt man dem Band
seine strikte Orientierung an der älteren, stark
institutionengeschichtlich orientierten Bildungs- und Schulgeschichte an
(obwohl hier und da auch von 'Wissenschaft' gesprochen wird - Begriffe
werden mit Ausnahme des Begriffs "Renaissance" [S. 150-151] nicht weiter
geklärt).

Obwohl zudem schulgeschichtliche Forschungsliteratur wahrgenommen und
öfters geschickt kurz eingeflochten wird, gilt dies leider zunehmend
weniger für die internationale und jüngere Forschung. Neuere
schulgeschichtliche Forschungen wie die wichtigen Arbeiten Mayke De
Jongs oder Stephen Jaegers zu früh- und hochmittelalterlichen Kloster-
und Domschulen aus den 1990er-Jahren bleiben so unbeachtet.[2] Nur in
knappsten Randbemerkungen erfahren wir zudem von der Rolle des Judentums
und des Islams für christliche Wissenskulturen. Die Fokussierung auf
'Schulfächer' bewirkt auch sonst, dass zentrale Wissensbereiche wie die
Theologie, das Recht oder beispielsweise die überaus wichtige
mittelalterliche ars dictaminis und Predigtlehre zugunsten des
Bildungsideals der artes liberales und des humanistischen Bildungskanons
stark ins Hintertreffen geraten. Es ist zuzugeben, dass diese
Problematiken zum Teil der notwendigen Kürze des Buchs geschuldet sind.
Als Einführungsliteratur für Studierende dürfte das Werk sich aber
aufgrund dieser Problematiken nur unter Zuhilfenahme zahlreicher
weiterer Einzelarbeiten eignen.

Doch zeigt Nonn mit seiner gelungenen Mischung aus
Überblicksdarstellung, thematischer Diskussion und exemplarischer
biographischer Veranschaulichung, die zudem äußerst flüssig geschrieben
ist, dass eine ansprechende, auch für Anfänger verständliche Darstellung
mittelalterlicher Wissenswelten möglich ist. Es wäre stark zu wünschen,
dass sich weitere Arbeiten in dieser Hinsicht von ihm inspirieren
lassen. Denn die interessierte Öffentlichkeit oder Studienanfänger
könnten noch weit über den mittelalterlichen Schulalltag hinaus davon
überzeugt werden, dass der Blick auf das Wissen des europäischen
Mittelalters auch heute noch Relevantes zutage fördern kann.


Anmerkungen:
[1] Aus einer reichen Forschungsliteratur vgl. beispielhaft Mia
Münster-Swendsen, The Model of Scholastic Mastery in Northern Europe c.
970-1200, in: Sally N. Vaughn / Jay Rubenstein (Hrsg.), Teaching and
Learning in Northern Europe, 1000-1200, Turnhout 2006, S. 307-342;
Andreas Speer / Lydia Wegener (Hrsg.), Wissen über Grenzen. Arabisches
Wissen und lateinisches Mittelalter, Berlin 2006; Johannes Fried, In den
Netzen der Wissensgesellschaft. Das Beispiel des mittelalterlichen
Königs- und Fürstenhofes, in: Johannes Fried / Thomas Kailer (Hrsg.),
Wissenskulturen. Beiträge zu einem forschungsstrategischen Konzept,
Berlin 2003, S. 141-193.
[2] Mayke De Jong, In Samuel's image. Child oblation in the Early
Medieval West, Leiden 1996; Mayke De Jong, From Scolastici to Scioli.
Alcuin and the Formation of an Intellectual Elite, in: Luuk A.J.R.
Houwen / Alasdair A. MacDonald (Hrsg.), Alcuin of York. Scholar at the
Carolingian Court - Proceedings of the Third Germania Latina Conference
held at the University of Groningen May 1995, Groningen 1998, S. 46-57;
C. Stephen Jaeger, The Envy of Angels. Cathedral Schools and Social
Ideals in Medieval Europe, 950-1200, Philadelphia 1994.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Wolfgang Eric Wagner <wolfgang-eric.wagner(a)uni-rostock.de>

[Regionalforum-Saar] St. Wendel dreht die Zeit z urück

Date: 2012/07/11 20:56:24
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Authentizität von verschiedenen aufgefundenen Artefakten (z. B. Kunstwerken, Bauteilen, Münzen, Schriftstücken) bedeutet, dass der zu untersuchende Gegenstand tatsächlich von den Personen, Autoren oder Quellen stammt, von denen er zu stammen vorgibt, also weder Fälschung noch Fehlzuschreibung ist.
 
Nun ist eine Kopie ja keine Fälschung, weil einer Fälschung die Absicht, Dritte zu täuschen, zugrundegelegt wird. Wird also eine Kopie erstellt, weil kein Original zur Hand ist, um Dritten zu zeigen, wie das Original aussah, handelt es sich nicht um eine Fälschung. Aber „authentisch“ ist es trotzdem nicht. „Historisch exakt“ paßt vielleicht besser oder „der Vorlage nachempfunden“.
 
Mir ist das Wort etwas aufgestoßen, da im folgenden Zeitungsartikel – heute in der SZ, St. Wendeler Teil – steht, daß die fünf authentischen Kanonen unter Verwendung von Industriestahl, aus einer Panzerabwehrkanone, aus dem Geschützrohr eines (russischen) T-34-Panzers sowie einer Bordkanone eines Militärflugzeugs– alle aus dem Zweiten Weltkrieg - hergestellt wurden. Äh, authentisch? Das bedeutet dann wohl, daß die Brettener damals aus diesen genannten Materialien ihre Kanonen hergestellt haben. Hm, vielleicht hatten sie das Bordgeschütz aus einem der Avenger-Bomber von Flug 19.
 
Mein Favorit ist allerdings der letzte Satz im Artikel – der hat’s in sich.
 
Roland Geiger
 
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St. Wendel dreht die Zeit zurück

Stadt erinnert mit einem dreitägigen Ritterturnier an den Besuch Kaiser Maximilian I.

1512 besuchte der „letzte Ritter“ Kaiser Maximilian I. St. Wendel. 500 Jahre später richtet die Stadt vom 31. August bis 2. September ein dreitägiges Ritterturnier aus. Die zehn weltbesten Ritter messen sich im Lanzenbrechen zu Pferde und im Schwertkampf. Die Zuschauer können dabei auch ein zeitgenössisches Lager besuchen.

Von SZ-Mitarbeiter

Lukas Kowol

St. Wendel. Wenn die Teilnehmer des St. Wendeler Ritterturniers vom 31. August bis 2. September zwischen den Wettkämpfen verschnaufen, sollten die Zuschauer die Pausen nutzen, das zeitgenössische Lager zu besuchen. Dort können sie Akteure in historischen Gewändern, alte Ausrüstungen oder Handwerker bei der Arbeit erleben. Aus ganz Europa sollen zudem verschiedene Gruppen anreisen, um für das richtige Flair im Lager zu sorgen, und zwar so, wie es um das Jahr 1512 gang und gäbe war. Denn damals besuchte Kaiser Maximilian I. St. Wendel. Daran soll das Turnier erinnern.

Authentische Musik, Söldnergruppen, Fahnenschwenker – sie alle werden den Übergang von der Spätgotik zur Frührenaissance mit ihrer Präsenz dem Besucher verdeutlichen. So, als ob für drei Tage das 16. Jahrhundert in der Stadt Einzug hält.

Eine der Gruppen, die vertreten sein wird, ist die Brettener Artillerie 1504. Die etwa 40 Mitglieder fanden sich 2005 zusammen. „Wir sind ganz normale Menschen, die das lebendige Darstellen von Geschichte reizt“, beschreibt Schriftführer Heiko Wacker seinen Verein. Der historische Hintergrund: 1504 wurde die baden-württembergische Stadt Bretten im Landshuter Erbfolgekrieg belagert. Jährlich erinnert das Brettener Peter-und-Paul-Stadtfest daran. Einwohner kleiden sich in zeitgenössische Gewänder, Söldner ziehen herum, Kanonen schießen. Die Brettener Artillerie 1504 verfügt nämlich über fünf authentische Kanonen, mit dreien wird sie nach St. Wendel kommen. Wacker: „Die Kanonen wurden zum Teil unter Verwendung von Industriestahl und mit einem Aufwand von vielen 100 Stunden gefertigt. Teilweise wurden auch ausgemusterte Militärgüter verwendet.“ Ein Geschütz sei aus einer Panzerabwehrkanone aus dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden, ein anderes aus dem Geschützrohr eines T34-Panzers. Auch ein Bordgeschütz eines Militärflugzeugs fand schon Verwendung. „Und eine neue Bestimmung in sehr viel friedlicherem Zusammenhang“, kommentiert Wacker. Wichtig sei es dem Verein, dass das Kriegsgerät der Zeit um 1504 entspreche. Dazu gehören auch selbst genähte Kleidung und eigens angefertigte Rüstungsteile, um wie zeitgenössische Söldner auszusehen.

Die Gruppe verstehe sich als lebendiges Museum, dass die Funktion und Bedienung frühneuzeitlicher Geschütztechnik begreifbar und erlebbar machen wolle. Der promovierte Historiker Wacker: „Es ist eine hässliche Sache, die wir darstellen, jedoch Teil unserer Geschichte. Aber keine Sorge, wir werden sehr friedlich bleiben.“ Das Kanonendonnern ließe sich mit keinem Kinofilm oder Computerspiel vergleichen. „Wenn die Geschütze feuern, dann hört, sieht, riecht und spürt man es. Ein Geschichtserlebnis für alle Sinne sozusagen“, beschreibt Wacker.

Viele Mitglieder seien schon mal im Saarland gewesen, auch Wacker hat für seine Doktorarbeit einige Tage in Saarbrücken geforscht. Jedoch wird die Brettener Artillerie das erste Mal an Blies und Saar vertreten sein. Wacker: „Wir freuen uns auf das Fest, zumal St. Wendel ja im Herbst 1522 durch Franz von Sickingen belagert und beschossen wurde. Damit haben wir ja einen direkten zeitlichen Bezug zu unserem Jahr 1504.“

[Regionalforum-Saar] zu den Schlössern von Walle rfangen

Date: 2012/07/11 20:57:43
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Rundgang führt zu den Schlössern von Wallerfangen

St. Wendel/Ottweiler. Zu ihrer Monatstagung treffen sich die Mitglieder des Vereins für Landeskunde (VLS) am Samstag, 16. Juli, 15 Uhr, auf dem Parkplatz vor dem Rathaus in Wallerfangen. Hans-Peter Klauck, der zweite Vorsitzende der Vereinigung für die Heimatfreunde im Landkreis Saarlouis, unternimmt eine Führung mit dem Thema: „Wallerfangen und seine Schlösser“. Nach der Besichtigung wird die Tagung im „Hochhaus“ in Beaumarais fortgeführt. Nach Aussprache und Diskussion zu dem Gehörten und dem Gesehenen werden die Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt vorgestellt und die geschichtlichen Termine bekannt gegeben. Nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern alle Personen, die sich für die Geschichte der Heimat interessieren, sind willkommen. hjl

Auskunft beim VLS-Vorsitzenden Dieter Robert Bettinger, Tel. (0 68 24) 42 80

landeskunde-saarland.de

[Regionalforum-Saar] Klosterfest in Tholey am Sonntag

Date: 2012/07/12 09:09:41
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Tholey verwandelt sich in einen großen Kräutergarten

Tholey. Bereits zum vierten Mal verwandelt sich Tholey beim Kräutermarkt in einen großen Kräutergarten. Viele helfende und kreative Hände aus verschiedenen Vereinen und Organisationen organisieren gemeinsam mit der Gemeinde zum Abschluss der Kräutertage am Sonntag, 15. Juli, von elf bis 18 Uhr den diesjährigen Kräutermarkt in Verbindung mit dem Klosterfest. Bei diesem gemeinsamen Fest feiert die Benediktinerabtei Tholey im Klostergarten die Erweiterung des Gästehauses St. Lioba und die Einweihung der barocken Toranlage. Auf dem Rathausplatz bietet der vierte Kräutermarkt der Gemeinde ein vielfältiges Angebot an Kräuterprodukten.

Mehr als 25 Anbieter präsentieren Öle, Gewürze, Spirituosen, Blumengestecke, Kräuterbücher, Tees und Naturarzneien oder Honig. Tastkästen und Dufträtsel laden zu einem spielerischen Kennenlernen der Natur ein. Um 11.15 Uhr begrüßt Bürgermeister Hermann Josef Schmidt die Marktgäste. Anschließend eröffnet Prior Administrator Mauritius Choriol das Klosterfest. Neben dem reichhaltigen Angebot an den Ständen gibt es ein Rahmenprogamm mit Führungen. Um 13 und 15.30 Uhr: Kirchenführungen. Um 14 Uhr lädt Vera Lauck-Schneider zu einer Kräuterführung durch den Ort unter dem Thema: „Überlebenskünstler am Wegesrand?“. Treffpunkt: vor dem Haupteingang des Rathauses. Ab 15 Uhr unterhält das Bläserensemble „Blechhaufen" auf dem Rathausvorplatz. Für die Bewirtung der Besucher sorgen die Tierfreunde Schaumberg. red

Infos: Tel. (0 68 53) 50 80.

[Regionalforum-Saar] Brunnenanlage der Wendelskapelle ist fertig restauriert

Date: 2012/07/12 09:14:12
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Hm, eigentlich handelt es sich hier nicht um die Brunnenanlage der Wendelskapelle, wie im Artikel geschrieben, sondern um die Wendelsbrunnenanlage mit Kapelle. Wie wir mittlerweile wissen, heißt die Kapelle nach dem Brunnen eigentlich Wendelsbrunnenkapelle, wobei der "Brunnen" irgendwann wegfiel. "Wendelskapelle" suggeriert z.B. daß die Kapelle dem hl. Wendalinus geweiht ist - aber das ist sie nicht.
 
Aber wer weiß das schon und wen interessiert das schon.
 
Roland Geiger
 
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Alter Brunnen erstrahlt in neuem Glanz

Brunnenanlage der Wendelskapelle ist fertig restauriert

Der über 200 Jahre alte Brunnen und die Brunnenanlage an der Wendelskapelle in St. Wendel sind fertig restauriert. Die 125 000 Euro teure Maßnahme wird finanziell größtenteils von der Bauhütte St. Wendelin getragen. Ein Brunnenfest mit Einsegnung ist für Sonntag, 19. August, vorgesehen.

Von SZ-Mitarbeiter Gerhard Tröster

St. Wendel. Jetzt wirkt sie wieder ansehnlich und einladend. In einer Rekordzeit von wenigen Wochen haben Baufirmen dem Brunnen und der sie umgebenden Brunnenanlage ein neues Aussehen gegeben. Die Stümpfe der alten Eschen sind verschwunden, die Wasserstelle angehoben, die einfriedenden Mauern und der Bodenbelag erneuert und steinerne Sitzgelegenheiten aufgestellt worden. Am Sonntag, 19. August, wird die Anlage mit einer heiligen Messe und einem großen Fest eingeweiht. Gleichzeitig wird an diesem Tag das 50-jährige Bestehen der Bauhütte begangen.

Altehrwürdiges Pilgerziel

Die Pfarrei St. Wendelin sowie die Bauhüttenmitglieder Willi Wagner als Bauingenieur und Professor Leo Kornbrust als künstlerischer Berater und Gestalter haben in Zusammenarbeit mit den Handwerkerfirmen das altehrwürdige Pilgerziel wieder zu einem ansprechenden Ort werden lassen. Das Material der alten Umfassungsmauern und die Stützmauer – es handelte sich nur um ein Verblendmauerwerk – waren vor langer Zeit aus St. Wendeler Sandsteinbrüchen genommen worden und hatten nur eine geringe Festigkeit. Ein kleiner Teil der Steine konnte wiederverwendet werden. Ansonsten wurde der härtere Vogesen-Sandstein verbaut. Der fast komplett zerstörte Bodenbelag musste erneuert werden. Gleichzeitig wurden Sitzgelegenheiten aus Sandstein angefertigt. Die hintere Wand des Brunnenhofes wurde neu verfugt und Schwachstellen verpresst. Das Kreuz, das vorher unter dem Baldachin stand, hat mit einem neuen Sockel in der Wiese über der Brunnenstube einen neuen Platz gefunden. Die Steinmetzfirma Brahm aus Oberwesel, die bereits die Fassade der Basilika restauriert hat, war für diese Arbeiten verantwortlich.

Zur Freude der Pilger ist die Wasserentnahmestelle höher gelegt worden. Nun fließt das Wasser aus einem Hirtenstab aus Edelstahl, den die Schlosserei Will aus Namborn angefertigt hat. Die Firma Horras aus Bliesen hat eine Säule mit einer Wasserschüssel aus Basaltlava erarbeitet. Die Wasserzufuhr wird über einen Infrarotsensor ausgelöst, installiert durch die Firma Weiant aus Urweiler. Das Wasser fließt, wenn Hände oder Becher unter den Auslauf gehalten werden. Der Zugang zum Brunnenhof ist über drei niedrige Stufen erreichbar.

Frisch gereinigt präsentiert sich die Figur des Heiligen Nepomuk. Auch die am Baldachin umlaufende Schrift ist restauriert worden. Darin ist vermutlich die geschichtlich bedeutsame Jahreszahl 1794 versteckt. Eine bis heute nicht bekannte Person hat vor vielen Jahren eine Engelfigur an den Wiesenhang gestellt, die jetzt im Garten des Klausnerhauses zu finden ist. In einer Legende wird erzählt, dass Gott dem heiligen Wendelin immer dann einen Engel vom Himmel als Schafhüter gesandt habe, wenn er im Gebet versunken war. An der Kapelle sind zwei Behindertenparkplätze eingerichtet und ein neuer Wendehammer angelegt worden. Demnächst soll noch eine Infotafel aufgestellt werden, die aus der Geschichte der Wendelskapelle erzählt.

Kosten 125 000 Euro

Mit 125 000 Euro wurde der Kostenrahmen eingehalten. Den Löwenanteil will die Bauhütte übernehmen. Ihre Vorsitzende Angela Hartmann sagte gegenüber der SZ: „Ganz allein können wir die Maßnahme nicht stemmen und brauchen noch ein paar Spenden.“

[Regionalforum-Saar] Was Cusanus in St. Wendel bewirkt hat

Date: 2012/07/12 09:16:11
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Was Cusanus bewirkt hat

Buchhändler Werner Martin aus St. Wendel veröffentlicht drittes Buch über Kardinal Nikolaus von Kues

In der Reihe „Cusanus und seine Beziehungen zu St. Wendel“ ist jetzt der dritte Band unter dem Titel „Cusanisches Nachwirken“ herausgekommen. Autor ist der St. Wendeler Buchhändler Werner Martin.

St. Wendel. Der Buchhändler Werner Martin hat jetzt sein drittes Bändchen über die Beziehungen des Kardinals Nikolaus von Kues (1401 – 1464) zu St. Wendel herausgebracht. Unter dem Titel „Cusanisches Nachwirken“ unternimmt es der Autor, „eine ziemlich sicher historisch gegebene Realität dieser Beziehungen aufzuzeigen, wobei davon ausgegangen werden muss, dass die Darstellung in Einzelheiten keineswegs im Detail die genaue historische Wirklichkeit wiedergibt“, wie es im Vorwort zu dem Buch heißt.

Eine wesentlich verbesserte Grundlage für neue Erkenntnisse, so schreibt der Autor, sei die Restaurierung der vorher übertüncht gewesenen Deckenmalerei im Mittelteil der Pfarrkirche St. Wendelin in den Jahren 1979 bis 1981 gewesen. Seit dieser Zeit seien die Malereien wieder so zu sehen, wie sie sich den Pilgern im 15. und 16. Jahrhundert dargeboten hätten.

Werner Martin hat auf breiter Basis viele seiner Erkenntnisse und die Ergebnisse seiner Forschungen in das Buch eingearbeitet. „Ohne Frage kommt dem Beitrag über den Kaiserbesuch in unserer Stadt vor 500 Jahren die größere Aktualität zu“, bemerkte Werner Martin gegenüber der SZ. „Auf Dauer gesehen ist jedoch der Beitrag über den Versuch des Cusanus, den Heiligen Wendelin geschichtlich abzusichern, wohl von größerer Wichtigkeit für die Ausbreitung der Wendelin-Verehrung und damit auch für die Stadtentwicklung als die Erinnerung an den Kaiserbesuch.“

Gegliedert ist die 158 Seiten umfassende Arbeit in zwei Hauptteile. In Teil eins geht es um die „Ausgangsbasis für die wirksamste Legende“ über Wendelin und unter anderem um „die belegten Initiativen des Cusanus, die Pfarrkirche St. Wendel in ein Kloster umzuwandeln“ und aus ihr eine Kathedralkirche zu machen. Werner Martin stellt in den Kapiteln sehr sorgfältig heraus, welche Zusammenhänge zwischen dem einstigen Pfarrherrn und der Wallfahrt sowie der Wendelinusverehrung als gesichert gelten. Die „Betrachtung zum Besuch des Kaisers Maximilian in St. Wendel im Jahre 1512“ im Teil zwei wirft viel Licht in die Geschehnisse dieser Zeit. Zum Beispiel, dass der Besuch des Kaisers eigentlich ein Jagdvergnügen war, dass der hohe Herr damals aber dennoch an der Verehrung des heiligen Wendelin und am Vermächtnis des Cusanus Interesse zeigte.

In weiteren Kapiteln geht es um die Wappenkonstellation an der Kirchendecke und um die durch Maximilian initiierte Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier. In dieser Reihe sind bisher die Bücher „Werdegang des Nikolaus von Kues bis zum Erhalt der Pfarrkirche in St. Wendel“ und „Cusanus – ein Pythagoreer und Vorläufer des Galilei“ erschienen. Ein vierter Teil ist bereits in Vorbereitung. gtr

„Cusanisches Nachwirken“, 158 Seiten, mit elf teils farbigen Abbildungen, kartoniert, 17,90 Euro. Zu beziehen über den Buchhandel oder über das Internet.

Re: [Regionalforum-Saar] St. Wendel dreht die Zeit zur ück

Date: 2012/07/12 10:15:22
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>

Steht im weiteren Verlauf so auch in Wikipedia:

 

Die Geschichtsdidaktik unterscheidet nach Hans-Jürgen Pandel verschiedene Formen der Authentizität. [8]



Von: Rolgeiger(a)aol.com

An: regionalforum-saar(a)genealogy.net

Betreff: [Regionalforum-Saar] St. Wendel dreht die Zeit zurück

Datum: Wed, 11 Jul 2012 20:56:11 +0200



Authentizität von verschiedenen aufgefundenen Artefakten (z. B. Kunstwerken, Bauteilen, Münzen, Schriftstücken) bedeutet, dass der zu untersuchende Gegenstand tatsächlich von den Personen, Autoren oder Quellen stammt, von denen er zu stammen vorgibt, also weder Fälschung noch Fehlzuschreibung ist.
 
Nun ist eine Kopie ja keine Fälschung, weil einer Fälschung die Absicht, Dritte zu täuschen, zugrundegelegt wird. Wird also eine Kopie erstellt, weil kein Original zur Hand ist, um Dritten zu zeigen, wie das Original aussah, handelt es sich nicht um eine Fälschung. Aber „authentisch“ ist es trotzdem nicht. „Historisch exakt“ paßt vielleicht besser oder „der Vorlage nachempfunden“.
 
Mir ist das Wort etwas aufgestoßen, da im folgenden Zeitungsartikel – heute in der SZ, St. Wendeler Teil – steht, daß die fünf authentischen Kanonen unter Verwendung von Industriestahl, aus einer Panzerabwehrkanone, aus dem Geschützrohr eines (russischen) T-34-Panzers sowie einer Bordkanone eines Militärflugzeugs– alle aus dem Zweiten Weltkrieg - hergestellt wurden. Äh, authentisch? Das bedeutet dann wohl, daß die Brettener damals aus diesen genannten Materialien ihre Kanonen hergestellt haben. Hm, vielleicht hatten sie das Bordgeschütz aus einem der Avenger-Bomber von Flug 19.
 
Mein Favorit ist allerdings der letzte Satz im Artikel – der hat’s in sich.
 
Roland Geiger
 
---------------------------
 
 

St. Wendel dreht die Zeit zurück

Stadt erinnert mit einem dreitägigen Ritterturnier an den Besuch Kaiser Maximilian I.

1512 besuchte der „letzte Ritter“ Kaiser Maximilian I. St. Wendel. 500 Jahre später richtet die Stadt vom 31. August bis 2. September ein dreitägiges Ritterturnier aus. Die zehn weltbesten Ritter messen sich im Lanzenbrechen zu Pferde und im Schwertkampf. Die Zuschauer können dabei auch ein zeitgenössisches Lager besuchen.

Von SZ-Mitarbeiter

Lukas Kowol

St. Wendel. Wenn die Teilnehmer des St. Wendeler Ritterturniers vom 31. August bis 2. September zwischen den Wettkämpfen verschnaufen, sollten die Zuschauer die Pausen nutzen, das zeitgenössische Lager zu besuchen. Dort können sie Akteure in historischen Gewändern, alte Ausrüstungen oder Handwerker bei der Arbeit erleben. Aus ganz Europa sollen zudem verschiedene Gruppen anreisen, um für das richtige Flair im Lager zu sorgen, und zwar so, wie es um das Jahr 1512 gang und gäbe war. Denn damals besuchte Kaiser Maximilian I. St. Wendel. Daran soll das Turnier erinnern.

Authentische Musik, Söldnergruppen, Fahnenschwenker – sie alle werden den Übergang von der Spätgotik zur Frührenaissance mit ihrer Präsenz dem Besucher verdeutlichen. So, als ob für drei Tage das 16. Jahrhundert in der Stadt Einzug hält.

Eine der Gruppen, die vertreten sein wird, ist die Brettener Artillerie 1504. Die etwa 40 Mitglieder fanden sich 2005 zusammen. „Wir sind ganz normale Menschen, die das lebendige Darstellen von Geschichte reizt“, beschreibt Schriftführer Heiko Wacker seinen Verein. Der historische Hintergrund: 1504 wurde die baden-württembergische Stadt Bretten im Landshuter Erbfolgekrieg belagert. Jährlich erinnert das Brettener Peter-und-Paul-Stadtfest daran. Einwohner kleiden sich in zeitgenössische Gewänder, Söldner ziehen herum, Kanonen schießen. Die Brettener Artillerie 1504 verfügt nämlich über fünf authentische Kanonen, mit dreien wird sie nach St. Wendel kommen. Wacker: „Die Kanonen wurden zum Teil unter Verwendung von Industriestahl und mit einem Aufwand von vielen 100 Stunden gefertigt. Teilweise wurden auch ausgemusterte Militärgüter verwendet.“ Ein Geschütz sei aus einer Panzerabwehrkanone aus dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden, ein anderes aus dem Geschützrohr eines T34-Panzers. Auch ein Bordgeschütz eines Militärflugzeugs fand schon Verwendung. „Und eine neue Bestimmung in sehr viel friedlicherem Zusammenhang“, kommentiert Wacker. Wichtig sei es dem Verein, dass das Kriegsgerät der Zeit um 1504 entspreche. Dazu gehören auch selbst genähte Kleidung und eigens angefertigte Rüstungsteile, um wie zeitgenössische Söldner auszusehen.

Die Gruppe verstehe sich als lebendiges Museum, dass die Funktion und Bedienung frühneuzeitlicher Geschütztechnik begreifbar und erlebbar machen wolle. Der promovierte Historiker Wacker: „Es ist eine hässliche Sache, die wir darstellen, jedoch Teil unserer Geschichte. Aber keine Sorge, wir werden sehr friedlich bleiben.“ Das Kanonendonnern ließe sich mit keinem Kinofilm oder Computerspiel vergleichen. „Wenn die Geschütze feuern, dann hört, sieht, riecht und spürt man es. Ein Geschichtserlebnis für alle Sinne sozusagen“, beschreibt Wacker.

Viele Mitglieder seien schon mal im Saarland gewesen, auch Wacker hat für seine Doktorarbeit einige Tage in Saarbrücken geforscht. Jedoch wird die Brettener Artillerie das erste Mal an Blies und Saar vertreten sein. Wacker: „Wir freuen uns auf das Fest, zumal St. Wendel ja im Herbst 1522 durch Franz von Sickingen belagert und beschossen wurde. Damit haben wir ja einen direkten zeitlichen Bezug zu unserem Jahr 1504.“


[Regionalforum-Saar] Authentizität - Begriffskl ärung

Date: 2012/07/12 10:31:16
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>



Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (nach Pfeifer)

authentisch, ferner: Authentizität
authentisch Adj. ‘von der maßgeblichen Instanz ausgehend, mitgeteilt’. Griech. authéntēs (αὐθέντης) m. bezeichnet in ältester Zeit den Mörder, genauer den Selbst- oder Verwandtenmörder, später den Herrn und Gebieter (daher türk. efendi ‘Effendi’, vermittelt durch die ngriech. Form des Vokativs ἀφέντη, gesprochen aféndi), aber auch den, der selbst eine Tat verübt, vollbringt, den Urheber einer Tat. Erstes Kompositionsglied ist griech. autós (αὐτός) ‘selbst, eigen’ (s. auto-). Die Deutung des zweiten ist umstritten; vermutlich sind hier verschiedene Wörter zusammengefallen, vgl. Kretschmer in: Glotta 3 (1912) 289ff. Das Zugehörigkeitsadjektiv griech. authentikós (αὐθεντικός) bedeutet seiner Bildung nach ‘zum Urheber (einer Tat) in Beziehung stehend’, daher (bes. von Schriften und Äußerungen) ‘original, zuverlässig, maßgebend’. Spätlat. authenticus wird, wie das griech. Ursprungswort, zunächst vor allem auf Schriften und Schriftstücke bezogen (z. B. auf die ‘eigenhändige, urschriftliche’ Fassung im Gegensatz zur Kopie), erweitert dann aber seinen Anwendungsbereich, so daß das Adjektiv im Mlat. sowohl ‘original, echt, zuverlässig’ als auch ‘anerkannt, rechtmäßig, verbindlich’ bedeutet. In diesen Verwendungen erscheint authentisch seit dem 16. Jh. im Dt.; im 18. Jh. existiert daneben die frz. Form authentique. – Authentizität f. (Mitte 18. Jh.), vgl. frz. authenticité.

[Regionalforum-Saar] extra muros

Date: 2012/07/15 23:02:32
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    Martin Uhrmacher <martin.uhrmacher(a)uni.lu>
Date:    12.07.2012
Subject: CFP: Extra muros -  vorstädtische Räume in Spätmittelalter
         und früher Neuzeit - Luxemburg 02/13
------------------------------------------------------------------------

Forschungsprojekt "Histoire des villes luxembourgeoises",
Forschungseinheit IPSE (Identités. Politiques, Sociétés, Espaces),
Universität Luxemburg
21.02.2013-22.02.2013, Luxemburg, Campus Walferdange
Deadline: 15.10.2012

Stadt und Umland sind auf vielfältigste Weise miteinander vernetzt. Die
Beschäftigung mit diesem Themenbereich ist ein traditionelles
Forschungsfeld der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen
Stadtgeschichtsforschung. Seit Ende der 80er Jahre wurden dann im Zuge
des "Spatial Turn"in den Sozial- und Geisteswissenschaften neue Impulse
gesetzt: Geschichte wurde wieder verstärkt in räumlichen Bedingungen
gedacht und Veränderungen der Raumwahrnehmung intensiver in den Blick
genommen. Das städtische Umland erweist sich aber in dieser Hinsicht
vielfach noch als Desiderat. Hier möchte die Luxemburger Tagung ansetzen
und raumwissenschaftlichen Fragestellungen zum Beziehungsgeflecht von
urbanen und vorstädtischen Räumen nachgehen, bevorzugt mit
interdisziplinären und epochenübergreifenden Ansätzen.

Vier Themenschwerpunkte sind geplant:
- Städtische Einfluss- und Einzugsgebiete
- Kartographische Repräsentation des vorstädtischen Raumes
- Festungsstadt und Umland
- Soziale Räume als Bedeutungsträger im städtischen Umland

Der call for papers richtet sich insbesondere auch an junge
Forscherinnen und Forscher sowie Doktorandinnen und Doktoranden, denen
in einem internationalen Umfeld die Möglichkeit geboten wird, erste
Ergebnisse ihrer Forschungen zu präsentieren. Reisekosten und Unterkunft
werden vom Forschungsprojekt "Histoire des villes luxembourgeoises"
übernommen.

Vorgesehen sind 20-minütige Vorträge mit anschließender Diskussion;
Tagungssprachen sind Deutsch, Französisch und Englisch. Eine Publikation
der Tagungsergebnisse ist geplant.

Abstracts in deutscher, französischer oder englischer Sprache von nicht
mehr als 400 Wörtern sowie ein kurzer Lebenslauf werden bis zum 15.
Oktober 2012 erbeten an die Organisatoren: Dr. Martin Uhrmacher
(martin.uhrmacher(a)uni.lu) und Dr. Guy Thewes (g.thewes(a)musee-hist.lu)


------------------------------------------------------------------------
Dr. Martin Uhrmacher
Laboratoire d'Histoire
Université du Luxembourg
Route de Diekrich, BP 2
L-7201 Walferdange
martin.uhrmacher(a)uni.lu

Dr. Guy Thewes
Musée d'Histoire de la Ville de Luxembourg
L-2090 Luxembourg
g.thewes(a)musee-hist.lu

Homepage
<http://wwwen.uni.lu/research/flshase/laboratoire_d_histoire/recherche/histoire_des_villes_luxembourgeoises>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=19652>

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[Regionalforum-Saar] Werner Eckel gestorben

Date: 2012/07/16 15:22:37
From: Stefan Reuter <stefan.reuter62(a)googlemail.com>

Hallo zusammen,

wie ich soeben zufällig erfahren habe, ist Werner Eckel aus Kirkel-Limbach am 20.06.2012 im Alter von 84 Jahren verstorben. Werner Eckel war Autor von "Saarbrücken im Luftkrieg" (1985), einem Grundlagenwerk über den Luftkrieg im Saarland und gehörte zu den hilfsbereitesten Menschen, die ich bisher kennen lernen durfte.

Gruß, Stefan

[Regionalforum-Saar] Veranstaltung in Tholey, Olga Schwind betreffend

Date: 2012/07/19 11:14:19
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Zu meinen Freunden und Gönnern zähle ich Reger, Furtwängler, Orrf, Elly Ney, die Tochter des Saarbrücker Hüttenbesitzers Stumm, Gräfin Sierstorff und nicht zuletzt Kaiser Wilhelm II mit seiner liebenswürdigen Gemahlin.


Dieser Satz könnte von Olga Schwind stammen. Ihre Kindheit verbachte Sie in Tholey.


Die Casa Pineta zu Ronco am Lago Maggiore war bis zum Tode der bekannten Künstlerin Olga Schwind das Mekka für die Liebhaber antiker Musik aus der ganzen Welt.


Bei Kerzenlicht, gekleidet in mittelalterliche Gewänder, in einem mit schlichten alten Möbeln ausgestattetem Musikzimmer, gab Olga Schwind in Ronco ihre Hauskonzerte. Besucher aus allen Erdteilen fanden sich ständig ein. Verzaubert lauschten sie den Klängen antiker Instrumente und dem aller Erdenschwere entbundenen Jubilieren der begnadeten Künstlerin. Olga Schwind war über mehrere Jahrzehnte begehrter Gast der europäischen Fürstenhöfe. Sie spielte und sang in den alten Domen, historischen Rathäusern und den ältesten Universitäten Europas.


Im hohen Alter von 92 Jahren verstarb Olga Schwind am 12. Mai 1979 in ihrer Wahlheimat Ronco. Die Einrichtung ihres Musikzimmers mit einer Büste der Künstlerin und den wertvollen mittelalterlichen Instrumenten befindet sich heute in Tholey im Museum Theulegium.


Heute polarisiert die Person Olga Schwind sehr stark: manche schätzen ihr Lebenswerk sehr hoch ein, anderen ist nicht möglich die Romantik vergangener Tage in die heutige Zeit zu transportieren.


Werner Spaniol, ein pensionierter Schul- und Kirchenmusiker, hat sich wie kein anderer zuvor in das Leben von Olga Schwind vertieft und darüber ein bisher noch nicht veröffentlichtes Werk verfasst. In einer knappen Stunde wird er etwas Licht in die Biographie der ungewöhnlichen Persönlichkeit von Olga Schwind bringen.


Am Samstag, den 21. Juli 2012 laden wir Sie um 18 Uhr zu unserer Veranstaltung ein.


Wir werden Ihnen auch die bedeutenden Instrumente von Olga Schwind zeigen und originale Tondokumente zu Gehör bringen.


Veranstaltungsort ist um 18 Uhr der große Rathaussaal in Tholey.
Dauer: ca. 1 Stunde.,
Eintritt: frei.
Veranstalter: Historischer Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes und Gemeinde Tholey


Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Hasler
www.hasler.net

[Regionalforum-Saar] Tagber: Corpus Deutscher Landkarten

Date: 2012/07/19 17:50:11
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Historisches Institut, Leibniz-Universität Hannover
23.03.2012-24.03.2012, Hannover

Bericht von:
Nadine Holzmeier, Historisches Institut, FernUniversität Hagen
E-Mail: <nadine.holzmeier(a)fernuni-hagen.de>

Vom 23.-24.3.2012 fand am Historischen Institut der Leibniz-Universität
Hannover der Workshop "Corpus Deutscher Landkarten" statt. Unter der
Leitung von FELICITAS SCHMIEDER (Hagen) und MICHAEL ROTHMANN (Hannover)
sollte ein Forum geboten werden, Ansätze und Schwierigkeiten des
gleichnamigen Buchprojektes zur Diskussion zu stellen. Ziel war unter
anderem, einen Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen
Bearbeitern zu ermöglichen, den Rahmen dieses Buchprojektes praktikabel
abzustecken und die angestrebten Erkenntnisräume zu präzisieren.

Betrachtet man speziell die frühe Regionalkartographie, fällt einerseits
ein durchaus vorhandener, regional unterschiedlich verteilter
Materialreichtum auf, andererseits steht aber ein Gesamtüberblick über
die einzelnen Regionen noch aus. Diese Lücke zu schließen, das regional
vorhandene Wissen und Kartenmaterial auch im Vergleich sichtbar zu
machen, ist eine wesentliche Zielsetzung des Buchprojektes "Corpus
Deutscher Landkarten".

Ausgehend von der Überzeugung, dass durch die regionale Streuung des
Materials und den damit verbunden Schwierigkeiten diese Aufgabe nur
unter Einbeziehung regionaler Experten möglich ist, soll diese Aufgabe
mit Hilfe verschiedener Regionalbeiträger und ihrer Expertise bewältigt
werden. Der Workshop sollte dies in einem ersten Schritt koordinieren
und die bisherigen Erfahrungen zusammentragen.

Schon im einleitenden Vortrag MICHAEL ROTHMANNS (Hannover) wurde
deutlich, welchen methodischen Fragen es sich im Rahmen dieses Projektes
zu stellen gilt. Er skizzierte die kartographische Entwicklung von den
heilsgeschichtlichen Anfängen, hin zu eher pragmatischen Funktionen und
leitete auf dieser Basis über zu den konkreten Fragen, die dem Workshop
jenseits der speziellen Thematiken der einzelnen Bearbeiter vorgelagert
sein sollten. Schon der Arbeitstitel birgt manche Klippe, so könnte der
Begriff "Corpus" mit einem Vollständigkeitsanspruch verbunden werden,
der weder möglich noch angestrebt ist, auch die räumliche Grenzziehung
bedarf einer Präzision. Da der kartographisch dargestellte Raum nicht
zwingend mit dem Fundort der betreffenden Karte identisch sei, müsse an
dieser Stelle eine Auswahl stattfinden, gleiches gelte für den Begriff
"Landkarte" selbst. Dieser bewegt sich im weiten Feld zwischen ersten
visualisierten Wegbeschreibung, über "Augenscheine" die Grenzziehung und
Herrschaftsbereiche sichtbar machten, bis hin zu Karten, die sich um
maßstabsgetreue Genauigkeit bei der Darstellung eines Landstrichs
bemühen. Ihnen allen ist dabei gemein, Landschaft und Raum visuell
darzustellen, dennoch unterscheiden sie sich in Zweck und Form teilweise
ganz erheblich, sind unter Umständen zum Beispiel nur im Zusammenhang
mit anderen Dokumenten verwendet und betrachtet worden. Die Form folgte
dabei oft der Funktion und Karten konnten der Dokumentation von
Aushandlungsprozessen bei Grenzstreitigkeiten ebenso dienen, wie der
systematischen Landerfassung. Diese Bandbreite lässt die Notwendigkeit
einer Eingrenzung genauso deutlich werden, wie die damit verbunden
Schwierigkeiten.

Den Anfang machte ANDREAS RUTZ (Bonn) mit seinem Beitrag zur
Kartographie im Rheinland von den Anfängen bis ca.1600. Indem er eine
mögliche Systematisierung auf Grundlage des Gebrauchszweckes
voranstellte, lenkte er gleich zu Beginn den Blick auf den Aspekt der
Kategorisierung, welcher im Verlauf des Workshops an verschiedenen
Stellen zum Gegenstand der Diskussion wurde. In seinem, als
Vorüberlegung zum Buchprojekt angelegten, Vortrag stellte er
verschiedene Gebrauchskategorien vor (kommerzieller Gebrauch,
herrschaftlicher-administrativer und juridischer) und es wurde dabei
auch deutlich, dass sich diese teilweise nicht klar voneinander
abgrenzen lassen. Er konstatierte darüber hinaus für das Rheinland und
seine Kartographie einen großen Forschungsbedarf und gab einen kleinen
Einblick in die Schwierigkeiten der Erfassung: so sei zum Beispiel der
Kartenbestand des Landes-Archivs NRW nicht systematisiert, Karten seien
auf verschiedene Archive verteilt und eine Archivanfrage in der Breite
brachte sehr unterschiedliche Ergebnisse. Entlang der vorgenommenen
Kategorisierung beschrieb er verschiedene Ansatzmöglichkeiten zur
Auffindung kartographischen Materials und ihre Handhabung in Bezug auf
das Buchprojekt. So verwies er zum Beispiel auf Geschichtsblätter mit
ihren historischen Karten, empfahl weiterhin den Blick in die
niederländischen Deichbaupläne oder auf die teilweise sehr weit
zurückreichenden Flur- und Grundstückskarten .

Während dabei ein ländlicher Raum im Betrachtungsfokus stand, setzte
sich STEFAN FUCHS (Zürich) mit einem städtischen Territorium und seinem
Herrschaftsbereich auseinander. Sein Beitrag thematisierte bzw.
interpretierte kartographisches Wissen als Herrschaftswissen,
herausgearbeitet am Beispiel der Reichsstadt Nürnberg und ihren ältesten
kartographischen Darstellungen. Eine um 1500 einsetzende territoriale
Verdichtung in dieser Region wurde in Beziehung gesetzt zu verschiedenen
Kartendokumenten des 16. Jahrhunderts und der darin sichtbaren
Entwicklung. Wichtig war dabei auch die Frage nach der Sichtbarkeit und
dem Adressatenkreis solcher Stücke, hierbei rückte insbesondere eine
Karte der Reichsstadt Nürnberg von 1519 in den Vordergrund, da diese
zeitweise im Nürnberger Rathaus aufgehängt war. Die Frage an wen sich
eine solche visuelle "Festschreibung" eines Gebietes richtete, gewann
durch den im Vortrag vorgestellten Ansatz, sie als Herrschaftsinstrument
zu begreifen, eine besondere Brisanz. Wenig Hinweise gebe es auf einen
Gebrauch für Verwaltungsaufgaben, gleichzeitig lassen sich
repräsentativer und administrativer Gebrauch nicht immer eindeutig von
einander abgrenzen, ist in eine solche Gebietskarte natürlich auch
visualisiertes Verwaltungswissen.

Den Abschluss dieses ersten Tages bildete ein gemeinsamer Besuch des
Hauptstaatsarchivs Hannover wo die kurzweilige und kenntnisreiche
Führung durch die Kartenabteilung durch MANFRED VON BOETTICHER
(Hannover) einige interessante  Aspekte bereithielt. Gleichzeitig
bestand die Möglichkeit sich verschiedenste, frühe Karten aus den
Archivbeständen aus der Nähe anzusehen. Dieser nahe Blick, in
Kombination mit der weitreichenden Kenntnis des Gastgebers, brachte
manche Details und Zusammenhänge zum Vorschein und stellte auch für die
versammelten Experten eine Bereicherung dar. 

Im ersten Beitrag des zweiten Tages stellte ARNOLD OTTO (Paderborn) mit
der Karte von Wewelsburg eine pragmatische Karte aus der Region
Westfalen vor, die deutlich andere Merkmale aufweist, als die zuvor
betrachteten  Exemplare. Sie stammt aus dem Kartular des Klosters
Bödekken und befindet sich im Bestand des Erzbistumsarchivs Paderborn.
Es handelt sich um eine Verhältnisdarstellung zur Ortsbeschreibung bzw.
Findung und die Verhältnisse der einzelnen Punkte zueinander werden in
eigezeichneten Ziffern und Zahlen ausgedrückt, vorhanden ist weiterhin
eine graphische Wiedergabe von Grenzelementen. Trotz der auf den ersten
Blick sehr knappen, schematischen Darstellungsweise, sei es jedoch mehr
als ein Itinerar, wie Arnold Otto in seinem Vortrag ausführte. Karte und
Kontext seien in diesem Fall eindeutig - es handle sich wohl um das
Protokoll einer Grenzbegehung. Damit habe sie Rechte festgelegt und
räumlich visualisiert und hebe sich daher - so die Argumentation -
qualitativ von einer rein etappenbezogenen Wegdarstellung ab, könne also
durchaus den frühen kartographischen Darstellungen zugerechnet werden

VOLKER RÖDEL (Karlsruhe) gab in seinem Vortrag einen reichen Überblick
über verschiedene Karten aus der deutschen Südwestregion. Angefangen mit
der sehr frühen Schweizerkarte von 1496 deckte er einen zeitlichen
Rahmen bis Ende des 16. Jahrhunderts mit verschiedensten
Kartenbeispielen ab. Eine inhaltliche Bündelung nahm er auf der Basis
dreier Überbegriffe vor, er unterteilte dabei in Landkarten,
Augenscheine und Militärkarten und problematisierte auch die
Schwierigkeit einer klaren Abgrenzung in einigen Fällen.

Ein weiterer wichtiger, doch gänzlich anders gelagerter Aspekt fand mit
dem Vortrag von ASTRID KRÜGER (Bad Homburg) den Weg in die Diskussion.
Thema ihres Beitrages war die Überlieferungssituation und die
unwahrscheinlichen Wege, die Kartenmaterial bisweilen nehmen konnte.
Am Beispiel einiger "eigenartiger" Bestände aus dem Stadtarchiv Bad
Homburg vor der Höhe, zeichnete sie die bewegte Geschichte dieser
Archivalien nach und erklärte, wie diese aus den
Reichskammergerichtsakten in Wetzlar ihren Weg nach Bad Homburg fanden.
Sie machte damit einen wesentlichen Projektaspekt am konkreten Beispiel
nochmals augenfällig - den der Zuordnungs- und Auffindeproblematik
kartographischer Darstellungen zu den einzelnen Regionen, deren heutiger
Lagerungsort nicht selten Zufällen stärker geschuldet sein kann als
einer Systematik.

Im letzten Beitrag stellte ROLF HAMMEL-KIESOW (Lübeck) einige Bestände
aus dem Archiv der Hansestadt Lübeck vor, welches aufgrund von
Bestandsverlusten während des 2. Weltkrieges über keine sehr große Menge
an früher Kartographie verfügt. Mit dem ausgewählten Beispiel wurde eine
spezielle Variante in die Diskussion eingebracht, denn bei der
vorgestellten Karte handelte es sich um eine Projekt bzw. Planungskarte.
Sie zeigte den Stecknitzkanal, mit seiner schiffbaren Verbindung über
die Elbe bis nach Hamburg die erste künstliche Binnenwasserstraße.
Anlass für die Darstellung war ihr geplanter Ausbau, die Karte zeigt den
den Verlauf des Stecknitzkanals mit sämtlichen vorhandenen Windungen
sowie den vorgesehenen Begradigungen. Diese spezielle Kartenart warf
nochmals das Problem der Definition und Abgrenzung zu anderen
Visualisierungen auf, in diesem Fall bezogen auf eine Unterscheidung
zwischen technischer Zeichnung/Skizze und einer Raumdarstellung, die als
kartographisch im Sinne des Projektes gelten kann.

Die Abschlussdiskussion bündelte die in den Beiträgen angerissenen
Ansatzpunkte und Probleme, Diskutanten waren UTA LINDGREN (München), UTA
KLEINE (Hagen) und PATRICK GAUTIER DALCHE (Paris). Leitfrage und
Grundproblem war das weitere Vorgehen im Rahmen des Buchprojektes,
deutlich wurde Klärungsbedarf hinsichtlich Systematisierung und
Schwerpunktsetzung bei der Materialauswahl, außerdem wurden verschiedene
Arten der Erhebung und Auffindung von geeigneten Karten abgewogen. Die
Einrichtung einer regional übergreifenden Kartendatenbank erschien den
Teilnehmern mehrheitlich als eine im Rahmen dieses Projektes nicht zu
leistende Aufgabe. Es wurde weiterhin dafür plädiert, den Kartenbegriff
nicht zu eng zu fassen, da sonst gerade die frühen, noch viel stärker
experimentell angelegten Manuskriptkarten herausfielen. Damit würde aber
gerade die spannende Frage nach den Gründen für die sich herausbildende
Gebrauchskartographie ohne Not in den Hintergrund gerückt, könne doch
ein solches Corpus die Bearbeitung auch dieser Fragestellung künftig
zumindest im Ansatz erleichtern. Ein ordnender Zugriff ist jedoch gerade
angesichts der Verschiedenartigkeit der Untersuchungsgegenstände und
ihrer Herkunft unerlässlich. So wurde ein pragmatisches Vorgehen,
basierend auf dem vorhanden Bestand als sinnvoll empfunden, wobei die
Region einen ersten Schwerpunkt darstellen soll.

Die in vielen Beiträgen deutlich gewordene Dominanz der
Reichkammergerichtsakten im Gesamtbestand früher Kartographie, ließ eine
Sortierung nach Funktion insgesamt als eher ungeeignet und einengend
erscheinen - Offenheit scheint, besonders wegen der häufig fließenden
Übergänge und der teilweise deutlichen Sinnbezogenheit auf weitere
Dokumente, an dieser Stelle besonders geboten.So sollen regionale Typen
und Varianten, exemplarisch dargestellt und bestimmt durch das
vorhandene Material, in diesem Buchprojekt vergleichbar zur Darstellung
kommen - dies für möglichst viele unterschiedliche Regionen.
Gleichzeitig bleibt der konzeptuelle Fortgang in besonderem Maße von den
erschlossenen bzw. sich noch erschließenden Beständen aus den einzelnen
Regionen abhängig und damit in Bewegung.

Konferenzübersicht:

Vorsitz: Michael Rothmann (Hannover)

Michael Rothmann  (Hannover): Einführung

Andreas Rutz (Bonn): Kartographie im Rheinland von den Anfängen bis ca.
1600

Stefan Fuchs (Zürich): Kartographie als Herrschaftswissen: Die ältesten
kartographischen Aufnahmen des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg

Manfred von Boetticher (Hannover): Führung in der Kartenabteilung des
Hauptstaatsarchivs Hannover

Vorsitz: Uta Kleine (Hagen)

Arnold Otto (Paderborn): Die Karte von Wewelsburg - Anfänge
pragmatischer Kartographie in Westfalen

Volker Rödel (Karlsruhe): Frühe Kartographie im deutschen Südwesten

Astrid Krüger (Bad Homburg): Kartographische Überlieferung aus den Akten
des Reichskammergerichts am falschen Ort - das Beispiel des Stadtarchivs
Bad Homburg vor der Höhe

Vorsitz: Felicitas Schmieder (Hagen)

Rolf Hammel-Kiesow (Lübeck): Karten aus dem Bestand des Archivs der
Hansestadt Lübeck

Schlussdiskussion
Uta Lindgren (München)
Uta Kleine (Hagen)
Patrick Gautier Dalche (Paris)

[Regionalforum-Saar] Konf: Das Zollwesen des Imperium Romanum - Jena 09/12

Date: 2012/07/19 23:39:09
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Lehrstuhl für Alte Geschichte, Institut für Altertumswissenschaften,
Friedrich-Schiller-Universität Jena
13.09.2012-15.09.2012, Jena, Senatssaal im Universitätshauptgebäude,
Fürstengraben 1, 07743 Jena

Sowohl für den Handel als auch die Verwaltung des Römischen Reiches
spielte der Zoll eine bedeutende Rolle. Während jedoch der Handel und
die Administration des Imperium Romanum wiederholt im Fokus der
Altertumswissenschaften standen, erfuhr der Zoll weit weniger
Aufmerksamkeit.

Vor diesem Hintergrund möchten wir herzlich zum Kolloquium Das Zollwesen
des Imperium Romanum nach Jena einladen, auf dem sich Experten nahezu
aller Bereiche der Altertumswissenschaften zu verschiedenen Aspekten des
römischen Zollwesens austauschen werden.


------------------------------------------------------------------------
Donnerstag, 13. September 2012

18.00 Uhr: Eröffnung der Tagung, Prof. Dr. T. Stickler

im Anschluss: Abendvortrag, Prof. Dr. R. Haensch


Freitag, 14. September 2012

9.00 Uhr: Einführung, Dr. P. Kritzinger

9.30 Uhr: Die Lokalisierung der statio Maiensis, Prof. Dr. K. Dietz

11.00 Uhr: Die Zöllner am Plöckenpass: Zum Zollpersonal an den
Alpenstraßen nach Aguntum und Virunum, Dr. S. Froehlich

13.30 Uhr: Zarai et la question des tarifs africains, Prof. Dr. J.
France

14.30 Uhr: Die stadtrömischen Zollstationen und die
Lebensmittelversorgung Roms in severischer Zeit, Dr. K. Wojciech

16.00 Uhr: k.T., Dr. M. Cottier


Samstag, 15. September 2012

9.00 Uhr: Metallversorgung im Westen des Imperium Romanum und das
römische Zollwesen, Dr. P. Rothenhöfer

10.00 Uhr: k.T., Prof. Dr. K. Zimmermann

11.15 Uhr: Was Bleisiegel über das römische Zollwesen aussagen können,
Dr. P. Kritzinger

13.30 Uhr: Bemerkungen zur Archäologie des spätrömischen Zollwesens, S.
Matz, M.A.

14.30 Uhr: Das Zollwesen in den juristischen Quellen, F. Schleicher,
M.A.

15.30 Uhr: Zusammenfassung und Ausblick, Prof. Dr. T. Stickler



------------------------------------------------------------------------
Dr. Peter Kritzinger
Institut für Altertumswissenschaften
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 1
07743 Jena
<peter.kritzinger(a)uni-jena.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=19680>

[Regionalforum-Saar] Die letzte Million

Date: 2012/07/20 07:57:20
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Cohen, Gerard Daniel: In War's Wake. Europe's Displaced Persons in the
Postwar Order (= Oxford Studies in International History). Oxford:
Oxford University Press 2011. ISBN 978-0-19-539968-4; VIII, 237 S.; EUR
29,99.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Michael G. Esch, Centre Marc Bloch, Berlin
E-Mail: <emg(a)cmb.hu-berlin.de>

Die Klage, dass Migrationsphänomene in ihrer Bedeutung für die
allgemeine Geschichte - interessiere sie sich nun für soziale,
soziokulturelle, ökonomische, rechtliche oder politische Entwicklungen -
meist nicht oder nicht hinreichend berücksichtigt werden, ist zwar nicht
neu, aber auch heute noch selten unbegründet. Gerard Daniel Cohens
Studie über die International Refugee Organisation (IRO), eine
UNO-Einrichtung, die von 1946 bis 1951 für die Betreuung und Verteilung
europäischer Displaced Persons (DPs) zuständig war, verspricht hier in
mehrerlei Hinsicht Abhilfe. Cohens Zugang erinnert insofern an das
Konzept einer "Sozialgeschichte der Macht" des von ihm allerdings nicht
herangezogenen Gérard Noiriel[1], als er bestimmte Migrationsphänomene
(und die Versuche, sie verwaltbar zu machen) beschreibt und sie
gleichzeitig in den Kontext darüber hinausgehender politischer Diskurse
und Entscheidungswege stellt.

Cohen konzentriert sich auf die "last million", das heißt jene Gruppe
von Holocaust-Überlebenden, ehemaligen ZwangsarbeiterInnen, Deportierten
sowie Nachkriegsflüchtlingen aus dem Osten, die nach dem Abschluss der
Massenrückführungen durch die United Nations Relief and Rehabilitation
Administration (UNRRA) in DP-Lagern vor allem in Deutschland und
Österreich verblieben. Cohen interessiert sich allerdings weniger für
die DPs selbst. Sein Hauptinteresse liegt auf der Frage, wie die
politische und organisatorische Beschäftigung mit den europäischen DPs
zu Definitionen, Konkretisierungen und Weichenstellungen geführt oder
beigetragen hat, deren Bedeutung weit über den konkreten Anlass - 1,2
Millionen Menschen, die sich weigerten, in ihre Heimatländer
zurückzukehren - hinausging.

Das Buch verfolgt eine Reihe von Themenkomplexen, die jeweils im Rahmen
der Tätigkeit der IRO und ihres Umfelds - Politiker,
Nichtregierungsorganisationen - beleuchtet werden: den Stellenwert der
DPs für die Selbstverortung des westlichen Lagers im beginnenden Kalten
Krieg sowie die damit zusammenhängende Verschiebung der Definition von
"Flüchtling" im Sinne der UNO vom Opfer des Faschismus und
Nationalsozialismus hin zum politischen Flüchtling aus dem östlichen
Europa; die Institutionalisierung eines internationalen Humanismus und
die Etablierung eines neuen Begriffs von Menschenrechten; die
(partielle) Integration der DPs in ein globales Regime der
Arbeitskräfteverteilung; sowie schließlich die Kulmination der genannten
Aspekte - bzw. ihrer Auswirkungen - in der Legitimation einer
eigenständigen jüdischen Staatlichkeit. Bereits in dieser Anlage wird
deutlich, dass es Cohen weniger um einen Beitrag zur Geschichte von
Migrationen und ihrer Kanalisierung geht als um eine "Fallstudie zur
internationalen Geschichte nach 1945" (S. 8).

Das erste Kapitel zeigt, wie die große Zahl an DPs, die ab 1946 durch
eine erste Welle jüdischer und nichtjüdischer Flüchtlinge insbesondere
aus Polen noch anstieg, zu einem sowohl sozioökonomischen wie auch
politischen Problem wurde: Die Anwesenheit mehrerer hunderttausend
Hilfsbedürftiger belastete nicht nur die ab Frühjahr 1946 von
amerikanischer Seite initiierten Wiederaufbauanstrengungen - zumal ja
gleichzeitig die Zwangsaussiedlung der deutschen Bevölkerung aus
Ostmitteleuropa einsetzte. Die Auseinandersetzung über das Schicksal der
DPs markierte zugleich den Anfang des Kalten Kriegs: Der von der
Sowjetunion und Polen geforderten - zur Not zwangsweisen - Rücksiedlung
der DPs setzte das sich formierende westliche Lager eine Definition von
"Flüchtling" entgegen, in die DPs, die nicht in kommunistisch regierte
Länder zurückkehren wollten, eingeschlossen wurden. Zwar erscheint es
als nicht hinreichend belegt, dass "Menschenrechtspolitik nicht nur das
Ende des Kalten Kriegs beschleunigte, [...] sondern auch zu seinem
Ausbruch führte" (S. 19). Cohen übersieht hier die Bedeutung
strategischer Paradigmenwechsel im Frühjahr 1946: Der sich im Besuch des
US-Außenministers Byrnes ankündigende Wechsel hin zu einer Integration
Deutschlands in ein gegen den Osten gerichtetes westliches Lager
zeichnete sich nicht bei der Frage der Rückkehr der DPs ab, sondern beim
Problem der polnischen Verfügungsgewalt über die ehemaligen deutschen
Ostgebiete und der Aufteilung Europas bzw. der Welt in einen
amerikanischen und einen sowjetischen Einflussbereich. Mit anderen
Worten: Das Zerwürfnis der ehemaligen Alliierten entzündete sich nicht
an Menschenrechtsfragen, sondern wurde allenfalls über den
Menschenrechtsdiskurs vermittelt. Dort, wo Cohen sich auf die
detaillierte Beschreibung des westlichen Vorgehens beschränkt, wird
deutlich, dass ihm dies auch selbst klar ist. Richtig ist aber, dass der
Disput über die DPs insofern zur Frontstellung zwischen Ost und West
beitrug, als ein Diskurs über individualisierte Menschenrechte (im
Gegensatz zu kollektiven Schutzrechten, wie sie nach dem Ersten
Weltkrieg in Form der Minderheitenschutzrechte eingeführt worden waren)
maßgeblich für die Positionierung und Legitimierung des westlichen
Lagers wurde und schließlich in der Genfer Konvention von 1951
festgeschrieben wurde.

Die ersten drei Kapitel bieten eine anregende, wenn auch an manchen
Stellen nicht unproblematische Analyse der Art, wie der internationale
Umgang mit den europäischen DPs zur Entwicklung eines internationalen
Menschenrechtskatalogs führte, der von internationalen Organisationen im
Rahmen der UNO sowie von NGOs - hier in erster Linie kirchlichen
Akteuren - konkretisiert und garantiert wurde. Sehr überzeugend, wenn
auch nicht unbedingt neu, zeigt Cohen, wie dieser Katalog - insbesondere
was spezifische Asyl- und Fluchtrechte angeht - auf die Flüchtlinge aus
dem östlichen Europa zugeschnitten wurde und sich ausdrücklich auch nur
auf sie bezog, obwohl der einen Million Flüchtlinge und Deportierte in
Europa weitere Millionen weltweit gegenüberstanden.

Cohen belegt differenziert, wie der humanistische Idealismus seitens der
IRO-Akteure zusammentraf mit einer Mischung aus ideologisch-kultureller
Verengung des Blicks auf den idealen, erwünschten Flüchtling,
strategischem Kalkül im beginnenden Machtkampf mit dem Osten sowie
wirtschafts- und bevölkerungspolitischem Ordnungswillen seitens der USA
und Großbritanniens. Ein Missverhältnis in der Beschreibung östlicher
und westlicher Kalküle und gewisse Mängel in der historischen
Kontextualisierung werden allerdings beispielsweise im fünften Kapitel
deutlich, das den Umgang mit der durch die Flüchtlingswellen erzeugten
"Überbevölkerung" ("surplus population") beschreibt. Zum einen fehlt der
Hinweis, dass die IRO damit einen Diskurs aufgriff, der die europäische
bevölkerungspolitische Diskussion mindestens seit dem Ende des Ersten
Weltkriegs nachhaltig geprägt hatte. Zum anderen wird dem aufmerksamen
Leser nicht entgehen, dass die utilitaristische Einwanderungspolitik der
westlichen Länder, die sich die körperlich und von den kulturellen und
beruflichen Kompetenzen her attraktivsten DPs aussuchten, und die
Überlegungen der IRO zu einer planvollen globalen Distribution von
Arbeitskräften sich nur graduell vom Wunsch der östlichen Staaten
unterschieden, Arbeitskräfte zurückzubekommen, die ihre
Staatsangehörigkeit besaßen. Dies widerspricht der von Cohen
postulierten prinzipiellen Andersartigkeit der sowjetischen Politik. Das
letzte Kapitel wiederum zeichnet nach, wie die Diskussion um die
jüdischen DPs - für die die IRO faktisch nicht zuständig war -
wesentlich zur Legitimierung der 1948 deklarierten israelischen
Staatlichkeit beitrug.

Die Darstellung speist sich quellenmäßig aus den (offensichtlich nicht
sehr ergiebigen[2]) IRO-Records, vor allem jedoch aus Äußerungen von
Akteuren innerhalb und im Umfeld der IRO. Deren Tätigkeit wiederum wird
über eine recht einseitige Heranziehung der Literatur kontextualisiert:
Während die englische, französische und deutsche Literatur insbesondere
zur internationalen Politik der ersten Nachkriegsjahre sehr intensiv
genutzt wird, stützen sich Cohens Darlegungen sowjetischer und
polnischer Argumentationen und Vorstöße auf eine unzureichende Basis;
sie sind dementsprechend undifferenziert. So fehlt der Hinweis, dass das
Insistieren des östlichen Lagers, nur antifaschistische Kämpfer dürften
als DPs anerkannt werden, sich aus einem Heldendiskurs speiste, dem der
ab Ende der 1940er-Jahre - in der Tat nicht zuletzt am Fall der DPs -
entwickelte und durchgesetzte Opferdiskurs entgegenstand.[3]

Die Qualität der Arbeit, nämlich die Einbettung einer speziellen
migrationspolitischen Organisation in zeitgenössische politische
Diskurse sowie die Rekonstruktion ihrer Wirkung auf politische
Weichenstellungen, insbesondere die Entwicklung des westlichen
Menschenrechtsdiskurses und die darauf aufbauende Gründung des Staats
Israel, wird durch den eher vagen totalitarismustheoretischen Blick auf
das östliche Europa geschmälert. Ein ähnlich differenzierter und
scharfer Blick, wie Cohen ihn über weite Strecken auf die Westalliierten
richtet, wäre wünschenswert gewesen. Hinzu kommt als quasi
epistemologisches Problem, dass Cohen die Installation des
Menschenrechtsdiskurses an sich durchweg positiv konnotiert, was ihm die
Analyse der strategisch-ideologischen Dimension der "human rights
revolution" mitunter verstellt. Dieser Vorbehalt gilt nicht allein
angesichts problematischer Verwendungen von Menschenrechtsmotiven für
militärische Interventionen, sondern bereits für Cohens Auffassung, die
1946-1951 installierten individualisierten Menschenrechte seien
"einklagbar" bzw. durchsetzbar ("enforceable"): Individuen haben nicht
unbedingt Zugang zu internationalen Gerichtshöfen, Asylrechte hängen von
den Gesetzgebungen der Nationalstaaten ab, und die Durchsetzung
proklamierter Menschenrechte verläuft häufig eben über die militärische
Intervention staatlicher Großkollektive. Gerard Daniel Cohens Arbeit ist
dennoch eine insgesamt lesenswerte Mischung aus einer politischen
Diskurs-, Ideen- und Organisationsgeschichte und einem
antitotalitaristischen Plädoyer für aktive Menschenrechtspolitik.


Anmerkungen:
[1] Gérard Noiriel, Etat, nation et immigration. Vers une histoire du
pouvoir, Paris 2001.
[2] Siehe die Beschreibung des Bestands unter
<http://www.unhcr.org/440315582.pdf> (04.07.2012).
[3] Siehe dazu u.a. die Beiträge von Tanja Penter und Julia Landau in
den demnächst erscheinenden Ergebnissen eines Forschungsprojekts zur
Geschichte der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" und
ihrer Partnerorganisationen
(<http://www.ruhr-uni-bochum.de/lehrstuhl-ng2/forschung/evz.html>,
04.07.2012). Die Publikation ist für August angekündigt: Constantin
Goschler (Hrsg., in Zusammenarbeit mit José Brunner, Krzysztof
Ruchniewicz und Philipp Ther), Die Entschädigung von NS-Zwangsarbeit am
Anfang des 21. Jahrhunderts. Die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und
Zukunft" und ihre Partnerorganisationen, 4 Bde., Göttingen 2012.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Jan-Holger Kirsch <kirsch(a)zeitgeschichte-online.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-3-045>

[Regionalforum-Saar] Von Zeit und Raum und anderen Dingen

Date: 2012/07/20 08:04:03
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

(Mein Rat: Überfliegen Sie die vielen Fremdwörter in der Einleitung und schauen sich dann die Besprechung der einzelnen Vorträge an).
 
Yvonne Antoni, Helena Barop, Benjamin Brendel, Julia Harpers, Thomas
Hirt, Vít Kortus, Jonas Lindner, Daniel Stinsky (alle Freiburg im
Breisgau)
04.05.2012-06.05.2012, Freiburg im Breisgau

Bericht von:
Vít Kortus / Jonas Lindner, Historisches Seminar,
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
E-Mail: <Vit.Kortus(a)seznam.cz>; <JLindner84(a)googlemail.com>

Das semantische Feld des Begriffs Raum müsste - dies dürfte spätestens
seit dem spatial turn deutlich geworden sein - neu vermessen sowie
parzelliert werden. Jener Übergang der "sich drehenden" Historiographie
vom intuitiv gebrauchten Räumlichen (einer naiv-geographisch gedachten
Einheit) zu einer reflektierten, sozial und kulturell konstruierbaren
Raumvorstellung ermöglichte die Verwendung des Raums als analytische
Kategorie: Raum als erkenntnisorientierte Metapher; als eine von
historischen Akteuren erfahrene (und dementsprechend repräsentierte)
Wirklichkeit; als Ergebnis von persönlichen Praxen; als eine Größe, die
überhaupt Reisen, Handel oder Transfer ermöglicht und somit Verbindungen
mitkonstituiert. Alle diese Raum-Termini standen im Mittelpunkt der
Offenen studentischen Tagung, die vom 4. bis zum 6. Mai 2012 an der
Universität Freiburg stattfand und auf eine eigenständige studentische
Initiative zurückging.

Das theoretische Diktum, Raum und Zeit würden soziokulturell konstruiert
oder imaginiert, veranschaulichte CHRISTOF DEJUNG (Konstanz) in seinem
Eröffnungsvortrag. Er identifizierte hierbei die den Weltausstellungen
zugrunde liegenden Raum- und Zeitkonzeptionen: Die einzelnen
europäischen Staaten inszenierten sich mithilfe von Elementen der
Vergangenheit sowie der Zukunft. Den "heterochronen" Charakter des
Spektakels sowie dessen "Heterotopie" (Michel Foucault) unterstrichen
die zuweilen jenseits der Nationalpavillons befindlichen Nachahmungen
außereuropäischer sozialer Biotope, die sowohl als Räume der
Vergangenheit als auch als Essenz Außeneuropas wahrgenommen wurden.
Diese Repräsentationen sollten die koloniale Überlegenheit Europas
zementieren: eine ideologische Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen par
excellence. Die Welt wurde den Besuchern hiermit durch die räumliche
Abgrenzung als Mikrokosmos von Beziehungen unter Nationalstaaten sowie
zwischen denselben und Kolonien geradezu normativ vor-gestellt.

Die Begegnung mit dem Fremden, welche die Abgrenzung des Eigenen zutage
zu fördern vermag, bildete den thematischen Brennpunkt des ersten
Panels. PAUL SCHLIEFSTEINER (Graz) befasste sich im Kontext der
mittelalterlichen Reiseliteratur mit den Berichten der Rabbiner Benjamin
von Tudela und Petachja von Regensburg. Den Referenten interessierte
hierbei weniger das Dargestellte an sich, sondern vielmehr die Art und
Weise, wie das Fremde - freilich immer im Rückbezug auf das im Eigenen
erworbene Wissen - bewertet wurde. Dabei musste er sich zwischen der
Skylla der Tradition der jüdischen Reiseliteratur und der Charybdis der
mittelalterlichen "Autorschaft" bewegen, was klare Aussagen erschwerte.
Dennoch konnte man den Texten plausible inhaltliche Tendenzen entnehmen:
Diese hätten unter anderem in der Würdigung der jüdischen, durch die
Abgrenzung gegenüber der Außenwelt definierten Diaspora-Gemeinden
bestanden. In der Reisepraxis von Diaspora zu Diaspora scheine die
Spezifik des jüdischen Reisens zu bestehen.

Das Phänomen der Gastfreundschaft gegenüber den habsburgischen
Diplomaten des 16. Säkulums an der Hohen Pforte untersuchte ATTILA
MAGYAR (Berlin). Ohne den Terminus zu definieren, kategorisierte der
Referent die frühneuzeitliche osmanische Gastlichkeit: Erstens handele
es sich um die institutionalisierten Formen der Gastfreundschaft, die an
Karawansereien oder Gasthäuser gebunden waren. Ferner gehe es um die
ritualisierten Formen der Gastfreundschaft an den Höfen der Sultane.
Drittens sei der Umstand von Bedeutung, dass die europäischen Diplomaten
selbst als Gastgeber Delegationen empfingen. Die ausgewählten
Blickpunkte verdeutlichten die Ambivalenz der osmanischen Gastlichkeit:
Sie sei zwischen den in Europa bekannten Umgangsweisen und dem
Misstrauen den potentiellen Spionen gegenüber oszilliert, das jedoch
ebenso als Schutz der Christen vor Entführungen ausgelegt werden konnte.
Dadurch wurde aber die (wahrgenommene) Räumlichkeit der Gastlichkeit
reglementiert: Der Raum beeinflusste die Osmanenbilder des Abendlandes.

Das zweite Panel widmete sich den wissenschaftlichen Beschreibungen
eines zu erschließenden hic-sunt-leones-Raumes. FELIX LÜTTGE (Berlin)
stellte am Beispiel der Royal Society vor, wie ab dem 17. Jahrhundert
die Welt mithilfe von säkularisierten Apodemiken - theoretischen
Reiseinstruktionen - zum Labor der experimentierenden Wissenschaft
gemacht worden sei. Den Mitgliedern der Royal Society sei es zunächst
darum gegangen, neue geographische Daten im Zeichen der
wissenschaftlichen Überprüfbarkeit (mit genauen Angaben zur zeitlichen
und räumlichen Verortung der Messung) sammeln zu lassen. Bald
entwickelten sich aber die dazu bestimmten Instrumente zum
Untersuchungsobjekt: Die Daten bezogen sich nicht mehr direkt auf die
Welt, sondern auf das Messgerät selbst (Beobachtung zweiter Ordnung).
Sie ließen sich in der Londoner Zentrale zu Gesetzmäßigkeiten
aggregieren, woraus man schließlich Naturgesetze ableitete. Die
Universalisierung von Naturgesetzen habe den heterogenen Raum bestritten
und einen einheitlichen Welt-Raum erschaffen.

Einen auf die eigene Anschauung bedachten Gegenpart zu den Mitgliedern
der Royal Society belebte in seinem Vortrag CHRISTIAN SCHÄFER (Potsdam).
Berichtet wurde über Charles-Marie de La Condamine, der während seiner
Amazonasreise (1743-1745) jenes Gebiet kartographiert und weitere
Beobachtungen gesammelt hatte. Eine wichtige Rolle habe hierbei der
aufklärerische Zeitgeist gespielt: Das Kartieren des Amazonas sei auf
die Vorstellung zurückgegangen, dadurch das Unbekannte zu überwinden.
Obendrein lasse sich die Tendenz La Condamines beobachten, innerhalb des
seriösen wissenschaftlichen Diskurses zu verbleiben und das Abenteuer
als eine außerwissenschaftliche Motivation zu vermeiden. Neben
Kartographie wurden je nach Gelegenheit auch Mythen, Natur oder
Astronomie akribisch behandelt. Diese "zusätzliche" Schilderung
benötigte insofern ein schriftstellerisches Talent, als mit dem Bericht
der Anerkennung halber zwei Öffentlichkeiten angesprochen werden sollten
- die Wissenschaftler sowie die aufgeklärte Gesellschaft.

Das dritte Panel lotete Räume aus, deren Signum neben der geographischen
Qualität ein besonderes Maß an jeweils spezifischer Gewalt bildet.
KORBINIAN BÖCK (Freiburg) untersuchte, wie das Baltikum im Presseorgan
der ehemaligen Freikorps "Reiter gen Osten" gedeutet worden war. Ihre
Aufgabe bestand nach 1918 darin, den deutschen Abzug aus dem Baltikum
vor Ort zu koordinieren und die neuen Grenzen gegen die Ausbreitung des
leninistisch-bolschewistischen Gedankenguts sowie des russischen
Bürgerkrieges zu sichern. In der Vorstellungswelt der Freikorps wurde
das Baltikum zum Bollwerk, bei dessen Darstellung sie sich einer
gegenasiatischen Feindsemantik bedienten. Jener Topos, der auf die
mythisierte Tätigkeit des Deutschritterordens daselbst rekurrierte,
diente der Intention der Freikorps, deren Taten in
kolonial-kulturmissionarischer Manier zu legitimieren. Jene
Baltikum-Raummythen suggerierten somit einen
mittelalterlich-romantisierten Deckmantel für zeitgenössische Ziele:
Fortführung des Krieges, Kampf gegen den Bolschewismus sowie Aussicht
auf eine Besiedlung eines Raumes im Osten.

ZLATKO VALENTIC (Freiburg) analysierte - ausgehend von der klassischen
moralisch-historischen Fragestellung - die Gründe für den Staatszerfall
des ehemaligen Jugoslawien und den anschließenden Bürgerkrieg. Die
enorme Heterogenität der jugoslawischen Gesellschaft hätten drei
Elemente überbrückt, die nach dem Tod Titos (1980) sukzessiv geschwunden
seien: Wirtschaft, "Gesellschaft" und Politik. Das hermeneutische Prisma
der historischen Anthropologie von Valentic ("Jugologie") setzte hier
an: Das be-ding-te Denken habe die Entmenschlichung zur Folge gehabt,
weil die Akteure auf dem Balkan sich gegenseitig als Dinge aufgefasst
hätten. Dies impliziere zweierlei: Der gewaltsame Umgang mit den so
interpretierten Menschen unterliege nicht dem Völkerrecht und die
Sicherheit eines Raumes sei lediglich durch homogenisierende Gruppen mit
klaren Grenzen herzustellen. Die Herausforderung für die Historiker (des
Balkans) bestehe, so das Abschlussplädoyer, indes darin, bedingungslos
zu denken und somit Grenzen abzubauen.

Das vierte Panel der Tagung beschäftigte sich mit der Selbstverortung
von historischen Akteuren und Gruppen in Raum und Zeit. Dabei wurden
Fragen diskutiert, die auf die Konstituierung und Projizierung von
räumlichen Strukturen durch individuelles oder soziales Handeln
abzielten. TILL GROSSMANN (Berlin) analysierte in seinem Vortrag die
Praxis der Korrespondenz des "Großstadttheoretikers" Georg Simmel. In
Anlehnung an Judith Butlers Konzept der Materialisierung durch
regulierende Praktiken wird "Raum" in diesem Kontext als eine Einheit
verstanden, die durch soziale Handlungen entstehe und somit greifbar
werde. Großmann untersuchte Simmels Selbstbild und -verortung einerseits
an den Inhalten seiner überwiegend wissenschaftlich orientierten
Korrespondenz, andererseits an der Bewegung seiner Briefe im Raum an
sich. Der Referent bezeichnete dies als "objektivierende Praxis".
Gleichzeitig ordneten Simmels Briefe Personen, Lokalitäten und zeitliche
Strukturen und setzte diese miteinander direkt in Verbindung.

Der Beitrag von ANNA NEDLIN (Freiburg) widmete sich zeitgenössischen
Hoffnungen deutscher Juden auf Integration in die deutsche Gesellschaft
während der Weimarer Republik. Als Fallbeispiel diente ihr die
deutschnationale, jüdisch geprägte Studentenverbindung "Neo Friburgia"
an der Universität Freiburg, die sich vor allem im Konflikt mit anderen
Studentenverbindungen im universitären Raum gesehen hat. Die Referentin
legte dar, dass die Wahrnehmung der eigenen erfolgreichen Integration
der Verbindung in die Universitätslandschaft weitaus ausgeprägter
gewesen sei, als bislang von der historischen Forschung vermutet worden
sei. Diese habe sich laut Nedlin zu lang mit einer teleologischen, auf
den Holocaust und eine exklusive "Opferrolle" fixierten und somit
zeitlich ausgerichteten Perspektive auf deutsche Juden in der Weimarer
Republik beschäftigt.

Daran anschließend verknüpfte das fünfte Panel "Migration und Identität"
vorangegangene Aspekte mit Migrationsprozessen. LINDA RICHTER (Berlin)
legte in ihrem Beitrag die Bedeutung von Nahrungsmittelknappheit und
Hunger als eine der grundlegenden Motivationen für deutsche
Migrationsbewegungen nach Amerika in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts dar. Die durch die Hungersnot 1816/17 provozierte
Entwicklung liege einerseits in der Notlage in der Heimat begründet, sei
andererseits durch Briefe aus der "Neuen Welt" eigener zuvor
ausgewanderter Verwandter beflügelt worden, die Amerika als
"Schlaraffenland" mit paradiesischen Bedingungen für die Ernährung
darstellten. Die Imaginierung einer idealisierten Lokalität - Amerika -
und daran anschließende Migrationen seien laut Richter bedeutende und
bisher unterschätzte Faktoren für Auswanderungsbewegungen gewesen.

FARIBA MOSLEH (Wien) setzte mit ihrem Vortrag bei dem Resultat von
Migrationsbewegungen am Beispiel der sogenannten Wiener Chinatown an.
Aus der interdisziplinären Sicht von Kultur- und Sozialanthropologie
stellte Mosleh dar, ob und wie das Konzept der institutionalisierten,
historisch geprägten und stereotypisch tradierten Chinatown in Wien in
den 1980er- und 1990er-Jahren realisiert und als von innen und außen
konstruierter Raum etabliert wurde. Die Chinatown versteht Mosleh als
hybriden, dritten Raum, der mit dem Begriff des "kulturellen Clusters"
analysiert werden könne. Demzufolge habe sich das Stadtviertel von innen
durch Institutionen, soziale Praktiken, Infrastrukturen und Symbole, von
außen hingegen durch homogenisierend wirkende Einflüsse aus Medien und
Politik konstituiert.

Im sechsten Panel "Wissensräume" verbanden die Vortragenden das erhöhte
Interesse an räumlichen Kategorien mit Formen von Wissensakkumulation,
-transfer und -tradierung. MICHAEL SCHONHARDT (Freiburg) eröffnete mit
einer Untersuchung wissenschaftlicher Diagramme in der zweibändigen
Arnsteinbibel von 1172, aus der Rückschlüsse auf die Wissenskultur des
Prämonstratenserstifts Arnstein an der Lahn gezogen werden sollten.
Unter der Prämisse, dass Wissen immer verortet und somit räumlich
fixiert sei, verfolgte der Referent in seinen Ausführungen das Ziel der
Aufhebung einer strikten Trennung von Wissensräumen zwischen
mittelalterlichen Klöstern, Kathedralschulen und "Protouniversitäten".
Der primär über Bücher stattfindende Wissenstransfer zwischen diesen
Institutionen sei eine viel häufigere Praxis gewesen, als bisher
angenommen. Weiterhin stellte der Referent somit frühere
Interpretationen des Stadt-Land-Kontrastes als zeitliche
Entwicklungsstufen zugunsten von räumlich orientierten Arbeiten in
Frage.

ANNABELL ENGEL (Heidelberg) referierte über die Verbreitung von Wissen
durch Raum und Zeit in Form von apokalyptischen Vorhersagen über den
Untergang der bekannten Welt durch Sturm und Flut. Eine durch eine
bestimmte Konjunktion von Erde und gewissen Himmelskörpern verursachte
Naturkatastrophe wurde wiederholt vom 12. Jahrhundert bis ins 16.
Jahrhundert in Briefen und später Flugschriften angekündigt. Engel geht
von multipolaren Ursprüngen der Prophetien aus, die sich über große
Teile des Orients und Okzidents erstreckten, sich jedoch spätestens im
16. Jahrhundert auf Zentraleuropa zu konzentrieren schienen. Die
Nachrichten erhielten Autorität über den gesellschaftlich hohen Status
der Astrologie und verbreiteten sich horizontal über ein komplexes
Netzwerk von Herrscherhöfen, Klöstern, Kreisen des Weltklerus und
Universitäten, sowie vertikal durch mündliche Tradierung und populäre
Flugschriften.

ERIK RICHTER (Magdeburg) schloss das Panel mit einer Untersuchung zweier
Schriften von Martin Waldseemüller (1509) und Sebastian Franck (1534),
in der er mögliche Rückwirkungen von Seefahrten, die neue Teile der
bekannten Welt entdeckten, auf das naturphilosopisch-theologische
Weltbild im Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit prüfte. Er
zeigte hierbei, wie kartographische und theologische Vorstellungen
nebeneinander existiert und sich mit unterschiedlichen Dynamiken
verändert haben. Die Rückbindung an Gott als Schöpfer und Ordnungsmacht
sei dabei immer präsent gewesen. Der Referent arbeitete den Konflikt
zwischen althergebrachtem autoritärem und neuem empirischem Wissen
heraus und illustrierte auf diese Weise die doppelte Projektion von
"Weltbild" in räumlicher wie mentaler Dimension.

In der Abschlussdiskussion wurde primär die Frage nach der
Sinnhaftigkeit und Verwendungsfähigkeit des sogenannten spatial turn für
die Geschichtswissenschaft und "Raum" und "Räumlichkeit" als
Forschungskategorien auf teils methodischer, teils theoretischer Ebene
diskutiert. Unter Bezugnahme auf neuere Forschungen wurde weiterhin zwar
hinter der Metapher des turns eine gewisse Trendhaftigkeit vermutet, den
es genauer zu definieren und einzuordnen gilt. Allerdings wurden
gleichzeitig damit verbundene Konjunkturen in der Forschungswelt
grundsätzlich begrüßt. Die Tagung zeigte, dass das Konzept nicht
universal einsetzbar sei, wie beispielsweise bei
identitätsgeschichtlichen Forschungen. Allerdings waren für die
Teilnehmer klare Vorzüge durch die ergänzende räumliche Perspektive zu
erkennen. Bei der methodischen Umsetzung wurden individuelle, klare
Definitionen von "Raum" und "Räumlichkeit" als notwendig erachtet, wie
sie während der Tagung allerdings nicht gebildet werden konnten. Als
einen Aufgabenbereich für die Geschichtswissenschaft formulierte das
Plenum schließlich die Auflösung bzw. Relativierung des klassischen,
rein chronologischen Narrativs. Als ein Beispiel für die bereits
bestehende Praxis diente dabei die histoire géographie, wie sie in der
französischsprachigen akademischen Welt praktiziert wird. Dass die
unbedingte Einbeziehung von "Raum" in historische Betrachtungen,
besonders durch ihre Institutionalisierung in der Lehre und Forschung
wie im letztgenannten Beispiel, nicht durchgehend vorteilhaft ist, wurde
dabei ebenfalls verdeutlicht.

Konferenzübersicht:

Öffentlicher Einführungsvortrag

Einführung: Helena Barop

Christof Dejung (Konstanz): Zeitreisen durch die Welt. Temporale und
territoriale Ordnungsmuster auf Weltausstellungen während der
Kolonialzeit

Panel I: Bewegung und Erkenntnis

Leitung: Vít Kortus, Benjamin Brendel

Paul Schliefsteiner (Graz): Wenn Rabbis reisen. Jüdische Reisende im
Mittelalter und ihre Begegnung mit dem "Fremden"

Attila Magyar (Berlin): Reisen als Gast im Osmanischen Reich. Eine
Untersuchung zu Phänomenen von Gastfreundschaft in Berichten von
Diplomaten über das Osmanische Reich im 16. Jahrhundert

Panel II: Vermessung der Fremde

Leitung: Benjamin Brendel, Helena Barop

Felix Lüttge (Berlin): 1666 - Die Welt als Labor oder die Kunst,
wissenschaftlich zu reisen

Christian Schäfer (Potsdam): Charles-Marie de La Condamine (1701-1774).
Reisende Wissenschaft in der Aufklärung

Panel III: Raum- und Gewaltvorstellungen

Leitung: Julia Harpers, Daniel Stinsky

Korbinian Böck (Freiburg): "Reiter gen Osten". Das Baltikum im Spiegel
der Freikorpsliteratur der 1920er-Jahre und 1930er-Jahre

Zlatko Valentic (Freiburg): Die ethnischen Vertreibungen im ehemaligen
Jugoslawien der 1990er-Jahre - eine hermeneutische Perspektive

Panel IV: Selbstverortung in Raum und Zeit

Leitung: Thomas Hirt, Yvonne Antoni

Till Großmann (Berlin): Simmels Raum. Das Briefeschreiben als Strategie
der Selbstverortung am Beispiel Georg Simmels vor und während des Ersten
Weltkrieges

Anna Nedlin (Freiburg): Selbstwahrnehmung und historische Bewertung der
Integration von Juden in der Weimarer Republik: Zwei Seiten derselben
Medaille?

Panel V: Migration und Identität

Leitung: Jonas Lindner, Thomas Hirt

Linda Richter (Berlin): "Könnt ihr denn diesem Lande nicht den Rücken
kehren?" Essen im Migrationsprozess deutscher Auswanderer in die USA
1816-1856

Fariba Mosleh (Wien): Vienna Chinatown (In-)Visible. Zur Verortung der
chinesischen Community in Wien

Panel VI: Wissensräume

Leitung: Daniel Stinsky, Jonas Lindner

Michael Schonhardt (Freiburg): Ortus ventorum sunt comfi philosophorum.
Die wissenschaftlichen Diagramme der Arnsteinbibel - Wissensformen
zwischen Bernhard und Abelard

Annabell Engel (Heidelberg): Vom Toledobrief zur Sinnflutdebatte.
Verbreitung einer Unglücksprophetie durch Raum und Zeit

Erik Richter (Marburg): Von der antik-mittelalterlichen Kugelspekulation
zur realen Erfahrung des Raumes und dessen Deutung am Beginn der Frühen
Neuzeit

Abschlussdiskussion

Leitung: Jonas Lindner, Vít Kortus

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4314>

[Regionalforum-Saar] Konf: Buergerliche Lebenswelten im Spaetmittelalter und in der fruehen Neuzeit

Date: 2012/07/20 17:47:35
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Abteilung für Rheinische Landesgeschichte des Instituts für
Geschichtswissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn; in Verbindung mit dem Verein für geschichtliche Landeskunde der
Rheinlande; mit Unterstützung des Landschaftsverbandes Rheinland
24.09.2012-25.09.2012, Bonn, Festsaal des Universitäts-Hauptgebäudes,
Regina-Pacis-Weg 3, 53113 Bonn
Deadline: 07.09.2012

Im Spätmittelalter ist in den deutschen Städten neben der pragmatischen
Schriftlichkeit des Stadtregiments und der Verwaltung eine formenreiche
private Schriftlichkeit entstanden, die tiefe Einblicke in die
Lebenswelten der Bürger gewährt. Es handelt sich um Briefe, Tagebücher,
Memoiren und Familienbücher, um Geschäftsbücher und Rechnungen, um
Geschichtsschreibung, wissenschaftliche Abhandlungen, religiöse Traktate
und vieles andere. Diese Texte geben Auskunft sowohl über das Handeln,
Denken und Fühlen der Individuen als auch über deren sozialen Einbindung
in Netzwerke unterschiedlicher Zusammensetzung.

Aus der Perspektive der schreibenden Bürger werden Solidaritäten und
Bindekräfte innerhalb der einzelnen Stadtgesellschaften sichtbar. Sie
liefern Hinweise auf die Bedeutung von Nachbarschaften, religiösen
Gemeinschaften, Berufsverbänden und politischen Organisationen. Sie
erlauben die Rekonstruktion von Vernetzungen zwischen verschiedenen
Stadtgesellschaften und mit ländlichen Gesellschaften und adligen
Kreisen.

Für Köln steht das durch das DFG-Projekt der Abteilung online zugänglich
gemachte Oeuvre Hermann Weinsbergs als ergiebige Quelle zur Verfügung.

Die Tagung bietet ein Forum für die Präsentation einschlägiger
Forschungsergebnisse bzw. - vorhaben und die Diskussion von aktuellen
Forschungsansätzen.

------------------------------------------------------------------------
Montag, den 24. September 2012

10.00 Uhr
Prof. Dr. Manfred Groten, Bonn
Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema

10.30 Uhr
Janusch Carl M.A. (Bonn)
Der Kölner Rembold Scherfgin: Bürger, Schöffe, Verbannter

11.30 Uhr
Dr. Marc von der Höh (Bochum)
Wissen als Erbe. Die persönlichen Aufzeichnungen des Werner Overstolz

Mittagspause

15.00 Uhr
Dr. Christian Kuhn (Bamberg)
Familiengeschichte und lebensweltliche Dynamik. Neue Perspektiven an
Beispielen aus dem Nürnberg des 16. und frühen 17. Jahrhunderts

16.30 Uhr
Andreas Litschel (Bielefeld)
Rechenschaft, Vermittlung und soziale Dauer. Praktiken und Dynamiken der
Stellvertretung im spätmittelalterlichen Lüneburg

18.00 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag
Prof. Dr. Dietrich Poeck (Münster)
Die Herren der Hanse


Anschließend Empfang im Senatssaal der Universität


Dienstag, den 25. September 2012

10.00 Uhr
Dr. Oliver Plessow (Kassel)
Geschichte schreiben zwischen Bistum, Adel und Stadt. Historiographische
Vernetzungen in Stadt und Stift Münster vom 14. bis zum 17. Jahrhundert

11.00 Uhr
Dr. Ursula Paintner (Berlin)
Der abwesende Bürger. Zur (fehlenden) Darstellung von Menschen im
Stadtlob der Frühen Neuzeit

Mittagspause

14.00 Uhr
Dr. Gunnar Meyer (Kiel)
Testamente als Quelle für die Untersuchung sozialer Strukturen. Lübeck
1400-1449

15.00 Uhr
Dr. Henning Steinführer (Braunschweig)
Der Leipziger Rat und die kaufmännische Einwanderung im 15. Jahrhundert

Schlussdiskussion

------------------------------------------------------------------------
Birgit Bettzuege-Steinsieck

Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn Abteilung für
Rheinische Landesgeschichte 

0228 737553

landesgeschichte(a)uni-bonn.de

Homepage <http://www.landesgeschichte.uni-bonn.de/index.htm>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=19675>
 

[Regionalforum-Saar] Soldatenleben.

Date: 2012/07/25 23:17:33
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Furrer, Daniel: Soldatenleben. Napoleons Russlandfeldzug 1812.
Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag 2012. ISBN 978-3-506-77408-8; 328
S.; EUR 34,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Dierk Walter, Hamburger Institut für Sozialforschung
E-Mail: <Dierk_Walter(a)his-online.de>

"Eine Geschichtsschreibung, die als Wissenschaft an der Universität
betrieben wird und es nicht versteht, sich in verständlicher Form an ein
breites Publikum zu wenden, hat geringe Daseinsberechtigung." (S. 315f.)
So motiviert der Kulturhistoriker Daniel Furrer seine quellennahe
Alltagsgeschichte des Russlandfeldzuges von 1812. Zweifellos wendet sich
die Darstellung eher an ein "breites Publikum". Schon das an ein
Schulbuch erinnernde Design des Bandes, mit illustrierten und mehrfarbig
hinterlegten Kapitelvorsatzblättern, auf deren Rückseite sich jeweils
ein (übrigens nicht nachgewiesenes) Mottozitat findet, und mit
zahlreichen (allerdings bezaubernden zeitgenössischen) Illustrationen
legt das nahe. Die Sprache Furrers ist entsprechend anschaulich und
allgemeinverständlich, dabei aber dennoch präzise; für einen
wissenschaftlichen Text allerdings würde sie wohl als etwas zu
emphatisch ("Das war ein gravierender Fehler!", S. 303) und malerisch
empfunden.

Sehr für das "breite Publikum" gedacht ist sicher auch der Aufbau des
Bandes, der nach einer Vorstellung der wesentlichen Zeitzeugen, die in
den Quellen zu Wort kommen, in vier kürzeren Kapiteln auf sehr
einführendem Niveau die historischen Hintergründe darstellt, vom
napoleonischen Kaiserreich über die Mächtekonstellation und die
Kriegführung um 1800 zu den unmittelbaren Umständen des
Russlandfeldzuges. Stellenweise fühlt man sich hier erneut an ein
Schulbuch erinnert, etwa wenn mit einer entsprechenden Schulatlaskarte
erneut die Zersplitterung des Heiligen Römischen Reiches
hervorgestrichen wird (S. 78f.). Ins Bild passt schließlich auch der
sehr spärliche wissenschaftliche Apparat; im Schnitt kommen auf jede
Textseite weniger als eineinhalb Endnoten.

Das jedoch nur zur Einordnung: Ein Forschungsbeitrag ist dieses Buch
nicht, und selbst wer als Historiker nicht eine der einschlägigen
vorliegenden Darstellungen des Russlandfeldzuges von 1812 gelesen
hat[1], wird bei Furrer wenig Neues entdecken. Vieles, was man hier über
das Soldatenleben im Jahr 1812 erfährt, sind letztlich nur die
allgemeinen Umstände der Kriegführung unter Bedingungen frühmoderner
Hygiene und Transportmittel und miserabler Logistik. Das aber stellt
Furrer für den interessierten Leser ohne große Vorkenntnisse ziemlich
umfassend, sehr anschaulich und ausgesprochen kenntnisreich und souverän
dar. Kern des Buches ist zweifellos das systematische Kapitel 6 zum
eigentlichen Soldatenleben. Übernachten im Freien und im Quartier,
(Gewalt-)Märsche, Hunger, Durst, Seuchen, Kälte, Gefecht,
Gefangenschaft, Plünderung, Desertion und Strafe sowie ein kurzer
Bauchladen-Abschnitt "Kurioses und Unglaubliches" (wo es um aufopfernde
Tierfreunde und heimwehkranke Schweizer geht) - alles wird quellennah im
Detail berichtet. Dem schließen sich ebenfalls quellennahe Vignetten zu
Wendepunkten des Feldzuges an: Die Hauptschlacht bei Borodino, blutigste
der napoleonischen Kriege; der Brand von Moskau; der Übergang über die
Beresina; die enttäuschte Hoffnung des Desasters von Wilna. Weitere
Kapitel widmen sich der Heimkehr der (wenigen) Überlebenden und der
Konfrontation zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung anlässlich von
Requisitionen bzw. Plünderungen. Die ausführlichen Zitate aus den recht
banalen Feldzugserinnerungen einer einzelnen Soldatenfrau, die das ganze
Kapitel 13 füllen, lösen allerdings den Anspruch einer "weiblichen Sicht
auf den Russlandfeldzug" (so der Covertext des Buches) nur rein formal
ein und sind mit "Kriegsamazonen" jedenfalls viel zu theatralisch
überschrieben. Dass auf dem Rückzug aus Moskau Soldatenfrauen auch
Kinder bekommen haben, die dann bei -20°C erfroren sind, ist ebenfalls
keine "unglaubliche Geschichte" (S. 280). Hier wird Alltägliches allzu
werbewirksam hochstilisiert. Abgeschlossen wird das Buch mit kurzen
Bemerkungen zur Erinnerung an die napoleonischen Kriege.

Die darstellenden Teile des Bandes basieren, wie bereits gesagt, auf
teilweise seitenlang wörtlich wiedergegebenen Zeitzeugenberichten. 28 an
der Zahl, reichen sie von der klassischen Memoirenliteratur
(Caulaincourt, Larrey, Marbot, Segur, Clausewitz) bis zu
Selbstzeugnissen einfacher Soldaten. Zählt man, wie es Furrer tut, den
Wahlfranzosen Jomini mit, so stammen zehn der 28 Berichte von Schweizern
und einer von einer Schweizerin. Und das führt uns zu einem veritablen
(und im Titel unbenannten) Nebenthema von Furrers Darstellung: Es
handelt sich nicht zuletzt um eine Geschichte der Schweizer Beteiligung
am Russlandfeldzug. Das ist aus mehrfacher Hinsicht interessant: Nicht
nur, weil es ein Licht darauf wirft, dass die Grande Armée, die eine
halbe Million Mann stark in Russland einfiel, nur zur Hälfte aus
Franzosen und gar nur zu einem Viertel aus dem eigentlichen
(vornapoleonischen) Frankreich stammte: Unter anderem marschierten vier
Schweizer Regimenter nach Moskau (und rund 300 Mann kamen zurück).
Ferner ist dieser Umstand interessant wegen der - von Furrer denn auch
ausführlich gewürdigten - Tradition des Solddienstes von Schweizern für
fremde Heere. In vielen europäischen Kriegen bis ins 19. Jahrhundert
kämpften Schweizer, mitunter auf beiden Seiten, stets eng war ihre
Verbindung zur Bourbonenmonarchie und überrepräsentiert waren sie noch
im 20. Jahrhundert in der französischen Fremdenlegion. Aber für einen
Schweizer hat die Teilnahme von Schweizern am Russlandfeldzug von 1812
noch eine tiefere, spezifische Bedeutung: Beresina. Lassen wir noch
einmal Furrer selbst sprechen:

"In der Schweizer Geschichtsschreibung wird der Russlandfeldzug in die
(glorreiche) Geschichte der fremden Dienste eingeordnet. [...] Im
Russlandfeldzug erstrahlte nochmals in hellstem Glanz, wofür die Schweiz
bis heute gerne steht: Zuverlässigkeit, Präzision und vollkommene
Beherrschung eines Handwerks - wobei es sich in diesem Fall um das
Söldnerwesen handelt. Die Schlacht an der Beresina wird nämlich als Echo
des Heldenmuts der Altvorderen von Morgarten und Sempach verstanden."
(S. 300f.)

Bis heute kennt man denn auch in der Schweiz das im 20. Jahrhundert (!)
popularisierte "Beresinalied". Kein Wunder also, dass Furrer recht
ausführlich diskutiert, ob außergewöhnlicher Heldenmut der Schweizer
Truppen an der Beresina die Armee gerettet hat. Mag die Frage von
verständlichem Patriotismus beeinflusst sein, so ist die Antwort ein
sachliches Nein. Weder war die betreffende Aktion militärisch
ausschlaggebend, noch waren die Schweizer die einzigen Helden der
Beresina: Die französischen Kürassiere, die sie nach ihrem unklugen
Gegenangriff heraushauen durften, vor allem aber die Pioniere, die im
eiskalten Wasser die Pontonbrücken erbauten, über die sich die Reste der
Grande Armée in Sicherheit brachten, haben für Furrer wenigstens
denselben Anspruch auf den Lorbeerkranz - wenn denn Ruhm und Ehre
überhaupt relevante historische Kategorien sind, was Furrer klugerweise
stark relativiert. Eine gewisse Faszination mit dem Schweizer Heldentum
im Jahre 1812 kann die Darstellung dennoch nicht verleugnen.


Anmerkung:
[1] Zuletzt sehr anschaulich und erheblich quellenreicher: Adam
Zamoyski, 1812. Napoleon's Fatal March on Moscow, London 2004.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Daniel Menning <daniel.menning(a)uni-tuebingen.de>

[Regionalforum-Saar] Tagesexkursion nach Haroué

Date: 2012/07/26 23:21:41
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

 

LOGO email.jpg

 

 

Sehr geehrtes Mitglied des Historischen Vereins für die Saargegend,

 

hiermit möchten wir Sie aufmerksam machen auf die

 

Tagesexkursion nach Haroué

 

Termin:  18. August 2012

 

Leitung: Professor Dr. Hans-Walter Herrmann

 

Abfahrt: 8.00 Uhr in Saarbrücken am Parkplatz Waldhaus /Meerwiesertalweg schräg gegenüber vom Gasthaus Waldhaus

 

Programm:

-                   Führung durch Schloss Haroué mit einem ortsansässigen Führer mit Spaziergang durch die Parkanlage.

-                   Mittagessen in Tantonville

-                   Fahrt zum Aussichtspunkt Sion und seiner Wallfahrtskirche, das ist „der heilige Berg Lothringens“.

-                   Gang durch Vaudémont, Ansicht von Burgruine und Donjon; dies ist wohl der Geburtsort von Elisabeth von Lothringen – Gräfin von Nassau-Saarbrücken.

-                   Besuch des Ortes Vézelise mit gotischer Kirche und hölzerner Markthalle.

Kosten:  50 Euro für Omnibus und Führung

 

Ende ca. 19.00 Uhr  am Waldhausparkplatz

 

Anmeldung:

bis Fr, 10. August 2012. Angemeldet ist man durch Einzahlung der Reisekosten auf das Konto des Historischen Vereins für die Saargegend: Kto. 9003 4299 Sparkasse SB 590 501 01; Stichwort HAROUE.
Unbedingt hier auch Ihre Telefonnummer angeben wegen evtl. Rückfragen unsererseits!
Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihrer Eingänge berücksichtigt.



Hinweis: Der Historische Verein für die Saargegend begrenzt seine Haftung bei Fahrlässigkeit für Schäden, die nicht Körperschäden sind, auf den dreifachen Reisepreis soweit ein Schaden weder vorsätzlich noch grob fahrlässig  herbeigeführt  wird oder soweit der HV  für entstehende Sachschäden allein wegen des Verschuldens eines Leistungsträgers für einen Reisenden verantwortlich ist.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Renate Lang-Koetz / Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Archäologie und Kunstgeschichte

 

Historischer Verein fuer die Saargegend e.V.

Geschaeftsstelle:  Landesarchiv Saarbruecken

Dudweilerstrasse 1

66133 Saarbruecken-Scheidt

Tel.: 0681/ 501-1922

Fax: 0681/ 501-1933

E-Mail: geschaeftsstelle(a)hvsaargegend.de

 

[Regionalforum-Saar] gedicht mit starker anmerkung

Date: 2012/07/26 23:28:29
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Salü,

auch diese Woche hat Elmar Peiffer einen Kästner auf Lager, der es in sich hat.

Roland Geiger

---------------

Helden in Pantoffeln
Erich Kästner

Auch der tapferste Mann, den es gibt,
schaut mal unters Bett.
Auch die nobelste Frau, die man liebt,
muß mal aufs Klosett.

Wer anläßlich dieser Erklärung
behauptet, das sei Infamie,
der verwechselt Heldenverehrung
mit Mangel an Phantasie.
 
(Kästner schrieb zu diesem Kurzgedicht folgende Anmerkung:
„Die Mannschaften reden sich noch immer darauf hinaus, dass sie bei dem
sehr schnellen Fahren der Autos des Generalkommandos nicht sehen können,
ob jemand darin sitzt oder nicht. Deshalb wird angeordnet, dass die Mannschaften
die Autos in jedem Fall zu grüßen haben, gleichgültig, ob jemand darin sitzt oder nicht“.
Befehl des 1. Bayerischen Armeekorps, 1917)
 

Re: [Regionalforum-Saar] gedicht mit starker anmerkung

Date: 2012/07/27 08:03:38
From: Elmar Peiffer <e.peiffer(a)gmx.net>

... der Gessler-Hut lässt grüßen ....

Schönes Wochenende & Gruß

Elmar Peiffer

**********************************************************************************

-------- Original-Nachricht --------
Datum: Thu, 26 Jul 2012 17:28:18 -0400 (EDT)
Von: Rolgeiger(a)aol.com
An: regionalforum-saar(a)genealogy.net
Betreff: [Regionalforum-Saar] gedicht mit starker anmerkung

Salü,

auch diese Woche hat Elmar Peiffer einen Kästner auf Lager, der es in sich hat.

Roland Geiger

---------------

Helden in Pantoffeln
Erich Kästner

Auch der tapferste Mann, den es gibt,
schaut mal unters Bett.
Auch die nobelste Frau, die man liebt,
muß mal aufs Klosett.

Wer anläßlich dieser Erklärung
behauptet, das sei Infamie,
der verwechselt Heldenverehrung
mit Mangel an Phantasie.
 
(Kästner schrieb zu diesem Kurzgedicht folgende Anmerkung:
„Die Mannschaften reden sich noch immer darauf hinaus, dass sie bei dem
sehr schnellen Fahren der Autos des Generalkommandos nicht sehen können,
ob jemand darin sitzt oder nicht. Deshalb wird angeordnet, dass die Mannschaften
die Autos in jedem Fall zu grüßen haben, gleichgültig, ob jemand darin sitzt oder nicht“.
Befehl des 1. Bayerischen Armeekorps, 1917)
 

[Regionalforum-Saar] noch ein Gedicht

Date: 2012/07/27 13:28:51
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Salü,
 
nicht unbedingt mit Heinz Erhardt, aber dafür mit anderen Gedichten mancherlei Art erfreut Elmar Peiffer jeden Donnerstag all die, die sich bei ihm gemeldet haben und in seine Verteilerliste aufnehmen ließen.
 
Ab und an - ganz nach gusto - bringe ich auch mal einen der Verse im Regionalforum.
 
Wer nicht auf meinen Geschmack sich verlassen will, der mag an Elmar schreiben und sich permanent in seinen Verteiler aufnehmen lassen. Koschd nix, erfreut aber immer wieder donnerstags.
 
Einfach ne Emaille schreiben: e.peiffer(a)gmx.net
 
Roland

[Regionalforum-Saar] den kelten auf der spur

Date: 2012/07/27 17:52:35
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

gestern in der SZ:
 
 

Mit moderner Technik den Kelten auf der Spur

Wissenschaftler erkunden Feld bei Sitzerath

Dass die Kelten vor mehr als 2000 Jahren im Hochwald lebten, weiß jedes Kind. Wie aber lebten sie, wie sah ihr Alltag aus? Auf diese Fragen suchen Wissenschaftler Antworten, indem sie wie bei einem Puzzle möglichst viele Teile zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Ein solches Puzzle ist die Suche nach einem Gräberfeld aus keltischer Zeit bei Sitzerath.

Von SZ-Redakteur Volker Fuchs

Sitzerath. Volkmar Schmidt steigt in das metallene Rohrgestell, an dem ein Messgerät und ein kleiner Computer befestigt sind. Er hängt sich das Gestell an Gurten über die Schulter und marschiert auf einer frisch gemähten Wiese bei Sitzerath hin und her. Dabei geht er immer einen Streifen von etwa einem halben Meter ab, den die Mitarbeiter der Grabungsgesellschaft Terrex nach Vorgaben des promovierten Geophysikers von der Uni Münster abgesteckt haben. In einem ersten Schritt haben die Experten zuvor das Gelände exakt vermessen.

Das sind grundlegende Voraussetzungen dafür, dass ihre Arbeit überhaupt erfolgreich sein kann. Volkmar Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Münster, und Bernd Bömer, Techniker an der Uni, gehen auf Einladung der Terrex seit Montag bis zum heutigen Donnerstag auf dieser Wiese auf Spurensuche. Sie suchen im Boden nach Hinweisen auf ein keltisches Gräberfeld. „Eigentlich erforschen wir am Institut für Geophysik die Struktur des nutzbaren Untergrundes, wir suchen nach Rohstoffen, Erdöl, Grundwasser, Mineralien zum Beispiel“, erklärt Schmidt im SZ-Gespräch. „Archäologie ist eher eine Nebenbeschäftigung.“

Mit dem unscheinbaren Rohrgestell und seinem Messegerät erfassen die Wissenschaftler das Magnetfeld im Boden. „Das ist unterschiedlich. Erze haben zum Beispiel ein starkes Magnetfeld“, erklärt Schmidt. Die Messdaten werden auf einen Computer übertragen und ausgewertet.

Gerade fahren zwei Traktoren auf die Wiese und bringen Heu ein. Die Landwirte müssen das schöne Wetter nutzen. Die kurze Pause nutzen Schmidt und Bömer auch. Sie zeigen an einem Laptop die ersten Daten. Ein abstraktes Bild mit viel grün, rot und blau erscheint. Ein rotes Band ist zu sehen. „Vermutlich ein Erzgang“, sagt Thomas Fritsch, Terrex-Projektleiter für den Hunnenring. Das mache Sinn, denn in unmittelbarer Nähe zur Wiese sei in der Neuzeit Erz gegraben worden, nicht weit entfernt stand die Hubertushütte.

Ein Gräberfeld allerdings ist auf diesem Bild (noch) nicht zu erkennen. Muss es auch nicht. „Denn die Kunst ist es, die Daten richtig zu interpretieren“, erläutert Volkmar Schmidt. Und das könne nach der Arbeit vor Ort an der Uni noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.

Die Wissenschaftler setzen neben der Messung des Magnetfeldes noch ein zweites Verfahren ein. Sie schicken Radarstrahlen, also elektromagnetische Wellen, in die Erde, die dann von den Gesteinsstrukturen unterschiedlich reflektiert werden. „Diese Reflexion kann man aufzeichnen“, sagt Schmidt. Sollten sich Hinweise auf ein Gräberfeld finden, dann werde man hier auch graben, kündigt Fritsch an.

Die Wiese vor Sitzerath unterscheidet sich aber kein bisschen von anderen. Warum vermutet der Archäologe gerade hier ein Gräberfeld? Fritsch: „1906 hat ein Bauer beim Ackern auf diesem Feld Gräber angeschnitten.“ Unter anderem habe man eine Weinamphore gefunden. Die darauf folgende Korrespondenz mit dem damaligen Provinzialmuseum in Trier hat Fritsch studiert und konnte so den Fundort eingrenzen. Dafür, dass Kelten hier ihre Verstorbenen begraben haben, spreche auch ein Adelsgrab, das nur etwa 200 Meter entfernt ausgegraben wurde.

Sollten tatsächlich Gräber gefunden und erforscht werden, dann erhoffen sich die Wissenschaftler weitere Informationen über das Leben und den Alltag der Kelten. „Dann werden wir auch die zu den Gräbern gehörende Siedlung suchen“, so Fritsch.

Dabei arbeitet Terrex mit dem Archäologieinstitut der Uni Münster zusammen. In einem gemeinsamen Projekt wollen sie sich beispielhaft ein Bild vom Leben in einem keltischen Dorf machen. Die Messungen könnte dazu eine erste Skizze liefern. „Eigentlich erforschen wir am Institut für Geophysik die Struktur des nutzbaren Untergrundes, wir suchen nach Rohstoffen, Erdöl, Grundwasser, Mineralien zum Beispiel.“

Volkmar Schmidt,

Uni Münster

[Regionalforum-Saar] Sellemols

Date: 2012/07/27 17:56:01
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Fotoausstellung zeigt Bilder von „Sellemols“

Verein für Orts- und Familiengeschichte präsentiert sich und seine Arbeit beim Oberlinxweiler Dorffest

Im Flur der Schule zeigt der Verein für Orts- und Familiengeschichte beim Oberlinxweiler Dorffest die Fotoausstellung zum Thema „Sellemols“. Der Verein freut sich auch immer über neues Material aus der Bevölkerung.

Oberlinxweiler. Am Sonntag, 5. August, präsentiert der Verein für Orts- und Familiengeschichte im Rahmen des Oberlinxweiler Dorffestes eine Fotoausstellung mit dem Thema „Sellemols“. Von elf bis 18 Uhr zeigt der Verein im Flur der Schule alte Ortsansichten und verspricht daneben weitere Fotoüberraschungen. Außerdem werden am Vereinsstand Vorbestellungen für den Dorfkalender 2013 „Sellemols bei uns im Dorf“ angenommen. Ebenso sind dort noch wenige Exemplare des Oberlinxweiler Familienbuches erhältlich.

Die Mitglieder sind zurzeit dabei, das von der Dorfbevölkerung zur Verfügung gestellte Bildmaterial zu sortieren, zeitlich einzuordnen und, soweit es möglich, ist zu benennen. Vorsitzender Manfred Caspari: „Ein Bild ist für spätere Generationen nur interessant, wenn dazu der Aufnahmezeitpunkt, der Anlass der Aufnahme sowie die abgelichteten Personen bekannt sind. Bei dieser Gelegenheit rufen wir die Dorfbevölkerung auf, Fotoalben durchzuschauen und dem Verein interessantes Bildmaterial zur Digitalisierung zur Verfügung zu stellen. Es fehlt zu vielen Bereichen des Dorflebens noch Bildmaterial, das sicherlich in dem einen oder anderen Fotoalbum schlummert.“

Neben diesem Schwerpunkt befasst sich der Verein zurzeit mit der Suche und Erfassung der noch vorhandenen Grenzsteine. Ferner ermittelt und dokumentiert Stefan Blasius die ehemaligen Bunkeranlagen auf dem Oberlinxweiler Bann. Dorfbewohner, die sich für ihre Vorfahren interessieren – auch wenn diese von außerhalb stammen – können auf die Erfahrungen der Vereinsmitglieder zurückgreifen. Im Vereinsarchiv oder den Privatarchiven der Mitglieder befinden sich viele familiengeschichtlichen Unterlagen der näheren und weiteren Umgebung. Auch bei weiter entfernten Gebieten kann sicherlich Hilfestellung für die Suche gegeben werden. red

Weitere Informationen zur Ausstellung: Manfred Caspari, Telefon (0 68 51) 8 15 15. Wer

Informationen über die ehemaligen Bunkeranlagen oder noch Unterlagen hat, wendet sich an Stefan Blasius, Telefon (0 68 51) 16 98.

[Regionalforum-Saar] Hotels in Saarlouis - Empfehlung erbeten

Date: 2012/07/29 09:52:59
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Guten Morgen,

 

ich habe im Oktober zwei Amerikaner zu Besuch, die unbedingt in Saarlouis oder Wallerfangen übernachten wollen (Vorfahren kommen von dort oder aus der Nähe).

 

Vier Hotels stehen zur Auswahl, und ich kenne mich in der Kante hotelmäßig überhaupt nicht aus.

 

Kann mir jemand einen Rat geben, was „am Besten“ ist.

 

Anreise erfolgt mit der Bahn:

 

=> Wallerfangen, Hotel Villa Fayence.
=> Altes Pfarr Haus Beaumaurais.
=>
Viktor Residenz Hotel, Saarlouis

=> Bahn Hof Hotel Saarlouis

 

Danke

 

Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] Hotels in Saarlouis - Empfehlung erbeten

Date: 2012/07/29 10:17:58
From: Bernd Brill, Dipl.-Ing. Architekt BDA <bernd.brill(a)brill-architektur.de>

Title: b e r n d b r i l l
Am 29.07.2012 09:52, schrieb Rolgeiger(a)aol.com:

Guten Morgen,

 

ich habe im Oktober zwei Amerikaner zu Besuch, die unbedingt in Saarlouis oder Wallerfangen übernachten wollen (Vorfahren kommen von dort oder aus der Nähe).

 

Vier Hotels stehen zur Auswahl, und ich kenne mich in der Kante hotelmäßig überhaupt nicht aus.

 

Kann mir jemand einen Rat geben, was „am Besten“ ist.

 

Anreise erfolgt mit der Bahn:

 

=> Wallerfangen, Hotel Villa Fayence.
=> Altes Pfarr Haus Beaumaurais.
=>
Viktor Residenz Hotel, Saarlouis

=> Bahn Hof Hotel Saarlouis

 

Danke

 

Roland Geiger



_______________________________________________
Regionalforum-Saar mailing list
Regionalforum-Saar(a)genealogy.net
http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar
Hallo Roland

"Altes Pfarrhaus" wäre für mich die erste Wahl. Top Restaurant und authentisches Haus (dort führte Lafontaine seine Gäste hin, als er noch Min.Prä. war)
Victors ist mit Sicherheit auch eine gute Adresse. Die anderen kenne ich nicht

Gruß

--

                                                                                       

 

BERND BRILL  ARCHITEKT BDA AKS

 

Tholeyer Str. 5

66606 St. Wendel

Tel. 06851-939883

Mob. 0173.66.0.77.56

 

bernd.brill(a)brill-architektur.de

 

 

 

Vertraulichkeitshinweis:

Diese Nachricht und jeder uebermittelte Anhang beinhaltet vertrauliche Informationen und ist nur fuer die

Personen oder das Unternehmen bestimmt, an welche sie tatsaechlich gerichtet ist. Sollten Sie nicht der

Bestimmungsempfaenger sein, weisen wir Sie darauf hin, dass die Verbreitung, das (auch teilweise) Kopieren

sowie der Gebrauch der empfangenen E-Mail und der darin enthaltenen Informationen gesetzlich verboten ist

und gegebenenfalls Schadensersatzpflichten ausloesen kann. Sollten Sie diese Nachricht aufgrund eines

Uebermittlungsfehlers erhalten haben, bitten wir Sie, den Sender unverzueglich hiervon in Kenntnis zu setzen.

Sicherheitswarnung: Bitte beachten Sie, dass das Internet kein sicheres Kommunikationsmedium ist. Obwohl

wir im Rahmen unseres Qualitaetsmanagements und der gebotenen Sorgfalt Schritte eingeleitet haben, um

einen Computervirenbefall weitestgehend zu verhindern, koennen wir wegen der Natur des Internet das Risiko

 eines Computervirenbefalls dieser E-Mail nicht ausschliessen.

 

 

Re: [Regionalforum-Saar] Hotels in Saarlouis - Empfehlung erbeten

Date: 2012/07/30 07:47:45
From: Elmar Peiffer <e.peiffer(a)gmx.net>

Title: b e r n d b r i l l
Hallo Roland,

ich sehe das genauso wie B. Brill: das Alte Pfarrhaus in Beaumarais ist Spitze, ebenso Victor's. Bahnhof-Hotel SLS ist vom Niveau her deutlich drunter. Hotel Villa Fayence ist ebenfalls Spitze (alte, stilvolle Villa mit ebenso stilvollem Innenleben).

Gruß
Elmar Peiffer

**************************************************************

-------- Original-Nachricht --------
Datum: Sun, 29 Jul 2012 10:17:55 +0200
Von: "Bernd Brill, Dipl.-Ing. Architekt BDA" <bernd.brill(a)brill-architektur.de>
An: regionalforum-saar(a)genealogy.net
Betreff: Re: [Regionalforum-Saar] Hotels in Saarlouis - Empfehlung erbeten

Am 29.07.2012 09:52, schrieb Rolgeiger(a)aol.com:

Guten Morgen,

 

 

 

 

ich habe im Oktober zwei Amerikaner zu Besuch, die unbedingt in Saarlouis oder Wallerfangen übernachten wollen (Vorfahren kommen von dort oder aus der Nähe).

 

 

 

 

Vier Hotels stehen zur Auswahl, und ich kenne mich in der Kante hotelmäßig überhaupt nicht aus.

 

 

 

 

Kann mir jemand einen Rat geben, was „am Besten“ ist.

 

 

 

 

Anreise erfolgt mit der Bahn:

 

 

 

 

=> Wallerfangen, Hotel Villa Fayence.
=> Altes Pfarr Haus Beaumaurais.
=>
Viktor Residenz Hotel, Saarlouis

 

 

=> Bahn Hof Hotel Saarlouis

 

 

 

 

Danke

 

 

 

 

Roland Geiger

 

 



_______________________________________________ Regionalforum-Saar mailing list Regionalforum-Saar(a)genealogy.net http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar 
Hallo Roland

"Altes Pfarrhaus" wäre für mich die erste Wahl. Top Restaurant und authentisches Haus (dort führte Lafontaine seine Gäste hin, als er noch Min.Prä. war)
Victors ist mit Sicherheit auch eine gute Adresse. Die anderen kenne ich nicht

Gruß

--

                                                                                       

 

 

 

 

BERND BRILL  ARCHITEKT BDA AKS

 

 

 

 

Tholeyer Str. 5

 

 

66606 St. Wendel

 

 

Tel. 06851-939883

 

 

Mob. 0173.66.0.77.56

 

 

 

 

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[Regionalforum-Saar] 750 Jahre Ersterwähnung Sel chenbach

Date: 2012/07/31 13:14:49
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Selchenbach. Am kommenden Wochenende, vom 3. bis 5. August, steigt das große Jubiläumsdorffest „750 Jahre Ersterwähnung Selchenbach“. Der Festbetrieb beginnt samstags um 14 Uhr und sonntags um 11 Uhr. Die Veranstaltungen finden auf dem Dorfplatz und rund uns Dorfgemeinschaftshaus statt. Hinter dem Dorfgemeinschaftshaus steht ein Festzelt, in dem am Freitag ab 21 Uhr die siebenköpfige saarländische Band „Five Seasons“ zum Partyrock aufspielt. „Happy Hour“ ist bis 22 Uhr.

 

Der Samstag steht unter dem Leitmotiv „Technik in früherer Zeit“. Eine große Zahl älterer Mopeds, Motorräder, Autos und Traktoren haben ihr Erscheinen angekündigt. Es können aber auch alle teilnehmen, die sich erst kurz vor „Toresschluss“ noch entscheiden. Die Schlepper werden um 14.30 Uhr zu einer Rundfahrt um das Dorf aufbrechen, und alle Fahrzeuge können danach auf dem Dorfplatz und Umgebung besichtigt werden. Ein historischer Feuerwehrtrupp wird einen Löscheinsatz „wie früher“ fahren. Derweil spielt der Musikverein Schellweiler zur Unterhaltung auf. Abends wird im Festzelt der „Albenkönig“ mit Band und zahlreichen Showeinlagen die Stimmung anheizen.

 

Der Sonntag steht ganz unter dem Motto „Altes Handwerk und Leben auf dem Lande“. Um 10 Uhr findet im kleinen Zelt ein Gottesdienst statt, an den sich ein Frühschoppen im Festzelt mit den Langenbacher Blasmusikanten anschließt. Zum Mittagessen bietet Chefkoch Egbert eine pikante Gulaschsuppe aus der Feldküche an; daneben gibt es noch eine Anzahl spezieller Speisen wie Kartoffelwaffeln, Bratwurst, Schwenkbraten mit Kraut, Ziegenbratwurst und Ziegenkäse sowie die beliebte Selchenbacher Eierschmeer. Am Nachmittag spielen die „Fidelen Dorfmusikanten“ auf, während auf dem Dorfplatz und rund ums Dorfgemeinschaftshaus das frühere ländliche Leben pulsiert. Da demonstriert ein Hufschmied sein Handwerk, mit einem Pferd wird Holz gerückt, eine Dreschmaschine drischt das Getreide. Rolf Weyrich stellt eine große Anzahl landwirtschaftlicher Arbeitsgeräte aus: Wagen, Pflüge, Eggen, Rommelekrotzer, Schleifstein, Dezimalwaage, Sense und Reff. Auch Kleingeräte, die manch einem heute schon gar nicht mehr bekannt sind, werden gezeigt: Schlaurerfass und Wetzstein, Rübensetzholz, Distelmesser, Heurupfer, Sichel und mehr. Der Korbflechter zeigt ebenso seine Fertigkeiten wie der Kunstschmied, der Seiledreher, der Sensendengler und der Drechsler. Frauen stricken, spinnen und färben, stoßen Butter und bieten Leckeres aus der Bauernküche an wie Eingemachtes, Marmelade und Gemüse. Der Imker informiert über seine Arbeit und Produkte, Ziegen und Schafe können von den Besuchern betrachtet, vielleicht auch gestreichelt werden. Ein Falkner bringt einen Bussard und eine Eule mit, beide mit Flügelspannweiten von je 1,30 Meter. Kutschfahrten führen ums Dorf und informieren über Geschichte und Landschaft.

 

Im Dorfgemeinschaftshaus gibt es samstags und sonntags zum Teil sehr seltene Ausstellungsstücke zu sehen aus der Steinzeit, der keltischen und römischen Zeit, aus dem Mittelalter und bis ins 20. Jahrhundert hinein. Ortsbürgermeisterin Melanie Jung: „Soweit wir konnten, haben wir für alles vorgesorgt. Ein gutes Programm, Speis’ und Trank, auch genügend Parkplätze sind ausgewiesen. Selbst das Konker Verkehrschaos schreckt uns nicht. Jetzt hoffen wir – nach den monatelangen Vorbereitungen - nur noch auf eins: auf gutes Wetter an den drei  Festtagen.“ 

[Regionalforum-Saar] Lehnswesen

Date: 2012/07/31 23:20:06
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Dendorfer, Jürgen; Deutinger, Roman (Hrsg.): Das Lehnswesen im
Hochmittelalter. Forschungskonstrukte - Quellenbefunde -
Deutungsrelevanz (= Mittelalter-Forschungen 34). Ostfildern: Jan
Thorbecke Verlag 2010. ISBN 978-3-7995-4286-9; geb.; 488 S.; EUR 54,00.

Patzold, Steffen: Das Lehnswesen (= Beck'sche Reihe 2745) [mit 1
Schautafel]. München: C.H. Beck Verlag 2012. ISBN 978-3-406-63235-8;
Pb.; 128 S.; EUR 8,95.


Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Thomas Wittkamp, Graduiertenkolleg 1288: "Freunde, Gönner, Getreue",
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
E-Mail: <thomas.wittkamp(a)googlemail.com>

Über fünfzehn Jahre nach Susan Reynolds' Generalangriff auf das
mediävistische Konzept von Lehen und Vasallität widmet sich nun auch die
deutsche Forschung mit einem ganzen Sammelband dem Lehnswesen im
Hochmittelalter. Ausgehend von vereinzelten neueren Untersuchungen der
letzten anderthalb Jahrzehnte soll der Sammelband die Forschung auf eine
neue Grundlage stellen. Zu diesem Zweck sorgen die Herausgeber für eine
klare analytische Trennung von Forschungsgeschichte, Quellenbefunden und
Deutungsversuchen. Diese Dreiteilung ist äußerst sinnvoll, da ein
Hauptvorwurf gegen das Modell vom Lehnswesen gerade die Vermischung von
Quellenbefunden mit deren Interpretation ohne Berücksichtigung der
forschungsgeschichtlichen Altlasten war.

Nach einer längeren, die neuere Diskussion und die Beiträge des Bandes
vorstellenden Einführung von Jürgen Dendorfer folgen die drei Sektionen.
Den Anfang machen zwei Aufsätze von Werner Hechberger und Hans-Henning
Kortüm über die zeithistorischen Hintergründe der rechts- und
verfassungsgeschichtlichen Konstruktion des Lehnswesens im 19. und 20.
Jahrhundert. Sie zeigen, dass wesentliche Debatten der älteren Forschung
nicht ohne die damals aktuellen politischen Strömungen nachzuvollziehen
sind und wie abhängig die spätere Forschung davon blieb. Vor diesem
Hintergrund sind die Quellen im hochmittelalterlichen Reich erneut zu
betrachten. Dazu haben die Herausgeber fünf Leitfragen (Jürgen
Dendorfer, S. 26) formuliert, die die zentralen Kritikpunkte von Susan
Reynolds aufgreifen und die Quellenanalyse lenken.

In der zweiten Sektion werden zunächst verschiedene Quellen wie
Königsurkunden (Rudolf Schieffer), Lehnsverzeichnisse (Karl-Heinz
Spieß), Klosterchroniken (Steffen Patzold) und die volkssprachliche Epik
(Jan-Dirk Müller) gesichtet. Anschließend folgen sieben Beiträge zu den
Privaturkunden in den unterschiedlichen Regionen des
hochmittelalterlichen Reiches. Angeführt von Bayern (Hubertus Seibert),
geraten mit Schwaben (Thomas Zotz), den Hochstiften Mainz und Köln
(Stefan Burkhardt) und dem Nordosten (Oliver Auge) zunächst die nördlich
der Alpen gelegenen Gebiete in den Blick. Der Befund fällt ernüchternd
aus. Trotz zahlreicher Lehen und einiger weniger Vasallen lässt sich ein
regelrechtes Lehnswesen, bestehend aus einem zwingenden Zusammenhang von
Lehen, Vasallität und militärischen Dienstleistungen, vor dem Ende des
zwölften Jahrhunderts nicht erkennen. Das gilt grundsätzlich auch für
die aus deutscher Sicht peripheren Regionen im Westen und Süden des
Reiches. Allerdings sind in Flandern (Dirk Heirbaut), der Provence
(Florian Mazel) und der Mark Verona (Daniela Rando) Lehen, Eide und auch
Mannschaftsleistungen bereits weit häufiger auch schriftlich erhalten
und deutlich stärker aufeinander bezogen. Trotz dieser für das zwölfte
Jahrhundert fortschrittlichen Entwicklung ist aber auch in diesen
Regionen noch kein systematisches Lehnswesen nachzuweisen.

Angesichts dieser enttäuschenden Befunde gewinnt die Suche nach
alternativen Interpretationsangeboten an Stelle des Modells vom
Lehnswesen umso mehr Bedeutung. Diese Aufgabe übernehmen die Autor/innen
im dritten Teil des Buchs. Vom Wormser Konkordat (Jürgen Dendorfer) über
die Beziehungen zwischen Kaiser und Papst (Roman Deutinger) und die
lehnsrechtlichen Symbolhandlungen (Philippe Depreux) bis zu den
Treueiden (Stefan Weinfurter) stehen dabei die Folgen des
Investiturstreits eindeutig im Vordergrund. Einen zweiten Schwerpunkt
bildet in dieser Sektion die herrschaftliche Rolle des Lehnswesens. Sie
wird anhand der Ministerialität (Jan Keupp), der Grundherrschaft
(Gertrud Thoma), des Verhältnisses der Vasallität zu anderen Formen
personaler Bindung (Klaus van Eickels) und nicht zuletzt der Herzogtümer
(Gerhard Lubich) diskutiert. Insgesamt stellt sich heraus, dass bessere
Alternativen zur lehnsrechtlichen Deutung nicht nur möglich, sondern
notwendig sind. Mehr noch, viele der etablierten lehnsrechtlichen
Deutungen waren schlichtweg fehlerhaft oder ungenau. Daher können von
den Beitragenden wichtige Details der Geschichte des 12. Jahrhunderts
entscheidend korrigiert werden. Die weiteren Ergebnisse der Beiträge
fasst am Ende Roman Deutinger zusammen, bevor der Band von einem
Register beschlossen wird.

Dank der klugen Aufteilung durch die Organisatoren, der einheitlichen
Fragestellung und der erfreulich engen Orientierung der Autor/innen an
den Leitfragen lassen sich die Ergebnisse der zahlreichen Beiträge
leicht zusammenfassen. Drei Punkte fallen ins Gewicht: Erstens die
enorme Vielfalt und regionale Verschiedenheit der Elemente des
Lehnswesens. Von einem einheitlichen Lehnswesen im mittelalterlichen
Reich kann niemand mehr glaubwürdig sprechen. Zweitens die Veränderungen
um die Mitte des zwölften Jahrhunderts. Tatsächlich lassen sich in
dieser Zeit starke Tendenzen zur Verrechtlichung, Verschriftlichung und
Systematisierung von Lehen, Eiden und Mannschaftsleistungen in der
Praxis wie im zeitgenössischen Denken nachweisen. Die Konjunktur des
Begriffs feudum, der zunehmend das ältere beneficium verdrängt, ist
dafür genauso ein Symptom wie die erstaunliche "Renaissance" des
Begriffs vasallus (Hubertus Seibert, S. 156, Roman Deutinger, S. 468).
Drittens zeigen die Deutungsversuche, dass alternative Interpretationen
vieles weit plausibler erklären können als lehnsrechtliche
Argumentationsgänge.

Damit ist die Bedeutung lehnsrechtlicher Elemente zumindest vor dem Jahr
1200 stark relativiert. Die Untersuchungen bestätigen also im
Wesentlichen Susan Reynolds' Zweifel an der Reichweite des Lehnswesens
und ihre These von dessen Entstehung ab dem zwölften Jahrhundert.

Dennoch ergibt sich ein zwiespältiger Befund. Während von einem
regelrechten Lehnswesen vor dem dreizehnten Jahrhundert kaum etwas übrig
bleibt, waren die einzelnen Elemente des Lehnswesens schon vorher
quicklebendig, vielleicht lebendiger als manchem Rechts- und
Verfassungshistoriker alter Schule lieb sein kann. Bisweilen gewinnt der
Leser den Eindruck, dass man im Lehnswesen nach einer Art Gespenst
sucht, dass sich immer wieder in seinen einzelnen Elementen in den
Quellen zu zeigen scheint, aber jedes Mal erneut den Augen der
kritischen Historiker entzieht. Hieraus ergeben sich ganz grundsätzliche
Zweifel an der zugrunde gelegten Fragestellung. Vielleicht sollte
weniger nach dem von der älteren Rechts- und Verfassungsgeschichte
definierten Lehnswesen und dessen Beginn geforscht werden. Denn
ausgehend von dieser Suche nach dem Lehnswesen der Forschung schleichen
sich immer wieder lehnsrechtliche Zuschreibungen in einige der Beiträge
ein. Lehen, Vasallität, Handgang, Militärdienst, Eid und miles werden
gelegentlich noch einfach aufeinander bezogen oder auseinander
erschlossen, obwohl die Quellen das nicht hergeben. Gerade dieses
unbefangene Mitdenken anderer lehnsrechtlicher Elemente hat Susan
Reynolds zu Recht angeprangert. Insofern bleibt zweifelhaft, ob mit dem
Ersetzen von "lehnrechtlich" durch "belehnungssymbolisch" oder
"belehnungsrituell" (Stefan Weinfurter S. 457) tatsächlich etwas
gewonnen ist.

Stattdessen müsste noch viel intensiver nach der Rolle und Funktion der
einzelnen Elemente des Lehnswesens und deren Gewichtung im Vergleich zu
anderen Elementen der sozialen, ökonomischen und politischen Ordnung
gefragt werden. Im Grunde ist dieser Weg in vielen Beiträgen des
vorliegenden Bandes schon beschritten worden. So wird etwa die
bekräftigende und anerkennende Funktion der Mannschaftsleistung
vorgestellt (Jürgen Dendorfer, Klaus van Eickels), die wirtschaftliche
Flexibilität der Lehen thematisiert (Daniela Rando, Gertrud Thoma) und
die hierarchisierende Wirkung des hominium angesprochen (Klaus van
Eickels, Gerhard Lubich). Weitere Anknüpfungspunkte ergeben sich aus dem
Potential der Lehen und Eide für Konfliktlösungen und Kompromisse
(Steffen Patzold, Steffen Burkhardt, Florian Mazel) oder der
vertrauensbildenden Funktion des Eides (Stefan Weinfurter).

Besonders wichtig sind die in einigen Beiträgen diskutierten
zeitgenössischen Rangabstufungen (Steffen Patzold, Thomas Zotz, Jan
Keupp, Stefan Weinfurter) und die Vorstellungen der mittelalterlichen
Autoren über den Sinn oder Nutzen von Lehen (Steffen Patzold, Thomas
Zotz, Florian Mazel, Jan Keupp). Mit Hilfe solcher zeitgenössischer
Reflexionen lassen sich nämlich die Diskurse um Huld, Pflichten, Ehre,
Ansprüche, Verdienste, Hierarchien, Rangordnungen und Großzügigkeit, die
beispielsweise in literarischen Quellen (Jan-Dirk Müller, Jan Keupp)
mitschwingen, einbeziehen. Als Beispiel hierfür seien nur die
Forschungen von Stephen D. White genannt, der übrigens äußerst patente
Antworten auf Susan Reynolds' Herausforderung hat.[1]

Die Forschung sollte Lehen und Vasallität wie Stephen D. White mehr als
Teile von Klientelbeziehungen, eines Gabentausches oder politischer
Loyalität betrachten, um ein weniger starres Verständnis der dynamischen
Phänomene zu gewinnen. Die stärkere Berücksichtigung des jeweiligen
Kontextes würde dazu entscheidend beitragen. Insofern ist eine weitere
Diskussion und Interpretation der äußerst spannenden Befunde
wünschenswert. Besonders die Rollen und Eigenschaften von Lehen,
Handgängen und den anderen Elementen, die die Forschung lange unter dem
Lehnswesen subsumiert hat, sind weiter zu verfolgen. Die Forschung
sollte sich dazu verstärkt dem frühen und späten Mittelalter, sowie der
frühen Neuzeit zuwenden (Roman Deutinger, S. 470). Für diese Zeiträume
sind ergänzende und womöglich überraschende Erkenntnisse zu erwarten.

Diesen Schritt kann und darf man von einer grundsätzlich neuen
Bestandsaufnahme des Lehnswesens im hochmittelalterlichen Reich
allerdings noch nicht erwarten. Stattdessen hat der vorliegende Band als
Ausgangsbasis für weitere Untersuchungen und Neuinterpretationen eine
enorm wichtige Grundlage geschaffen. Das zeigte sich spätestens im
Frühjahr 2011 auf der einschlägigen Reichenauer Tagung des Konstanzer
Arbeitskreises zum Lehnswesen im hochmittelalterlichen Reich und in
Italien.[2] Dort waren der Sammelband von 2010 und seine Herausgeber
verständlicherweise in aller Munde.

Dieselbe Diskussion um das Lehnswesen ist die Grundlage und auch der
Anlass für das Buch von Steffen Patzold. Allerdings verfolgt der Autor
ein anderes Anliegen. Er schreibt für die gerade bei Studenten beliebte
Beck-Wissen-Reihe, die schnelle und wissenschaftlich gesicherte
Informationen über einzelne Sachgebiete bereitstellt, ohne den Leser mit
Fußnoten vom Inhalt abzulenken. Diese Ansprüche der Reihe, so darf
bereits gesagt werden, meistert Patzold mit Bravour. Das gilt umso mehr,
wenn man die Sperrigkeit des Themas berücksichtigt, das durch die neuere
Diskussion noch unübersichtlicher geworden ist, als es vorher schon war.
Es gelingt Patzold auf rund 120 Seiten einen umfassenden Überblick vom
Frühmittelalter bis zur frühen Neuzeit zu geben. Insofern bietet
Patzolds Buch trotz des geringeren Umfangs für diejenigen, die sich für
das gesamte Mittelalter interessieren, mehr als der Sammelband.

Besonders die gute Gewichtung und die zeitliche wie räumliche Aufteilung
überzeugen. Der Autor führt den Leser entlang wichtiger Quellenstellen
durch drei klassisch definierte Zeitalter. Im Frühen Mittelalter
konzentriert sich Patzold, ähnlich wie Susan Reynolds, auf das
Frankenreich. Auf dem Weg durch das Hochmittelalter werden auch die
Peripherie des Kaiserreichs und sogar Katalonien Stationen der Reise.
Zusätzlich wagt Patzold einen kurzen Abstecher nach England. Mehr als
Susan Reynolds in ihrem ungleich längeren Buch ist Patzold allerdings
gezwungen, sich auf Mittel-, West- und Südeuropa zu beschränken. Ab dem
13. Jahrhundert zwingt die reine Zahl der Quellen und die enorme
regionale Variabilität den Autor zur Konzentration auf das Reich
nördlich der Alpen. Und selbst dort kann Patzold nur stichprobenartig in
die vielfältigen Quellen und Formen des Lehnswesens einführen.

Dennoch oder gerade deswegen erfüllt das Buch seinen Zweck als
Einführung in das Thema perfekt. Das liegt auch daran, dass Patzold
immer die aktuelle Forschungskontroverse mitdenkt. Seine
Gegenüberstellung von mittelalterlichen Quellen und aktueller
Forschungsdiskussion erweist sich als überaus sinnvoll. Denn selbst
innerhalb der einschlägigen Forschung war die Unterscheidung zwischen
Forschungskonstrukt und Quellenaussagen oft nicht deutlich genug, was
Susan Reynolds und andere zu Recht kritisiert haben. So kann Patzold die
einschlägigen Quellenstellen doppelt problematisieren, nachdem er sie in
der deutschen Übersetzung vorgestellt hat. Dabei hält der Autor die
klare Trennung zwischen Forschungs- und Quellenaussagen stets durch und
beschließt jede Epoche mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse.

Abgerundet wird das Büchlein durch ein Glossar der wichtigsten Begriffe.
Dazu gesellen sich ein für so ein kleines Buch erfreulich umfassendes
Literaturverzeichnis, ein Register und sogar eine Schautafel zum
Lehnswesen. Diese Hilfsmittel erleichtern das Verständnis und den
Überblick gerade für interessierte Laien ungemein. Besonders Schüler und
Studenten dürften sich über diesen sehr guten Einstieg freuen, vor allem
wegen des angenehm kurzen Umfangs. Aber auch für Wissenschaftler, die
sich über die aktuelle Forschungskontroverse schnell und verlässlich
informieren wollen, ist das Buch die erste Wahl. Als kritische
Einführung in das Lehnswesen ersetzt Patzolds Buch somit endlich das
lange Zeit einzige vergleichbare Werk von François Louis Ganshof.[3]

Als Fazit lässt sich festhalten: Wer sich neuerdings mit dem
mittelalterlichen Lehnswesen beschäftigen möchte, ist mit den beiden
vorgestellten Büchern bestens bedient.

Anmerkungen:
[1] Stephen D. White, The Politics of Exchange: Gifts, Fiefs, and
Feudalism, in: Esther Cohen / Mayke de Jong (Hrsg.), Medieval
Transformations. Texts, Power, and Gifts in Context, Leiden 2001,
S.169-188.
[2] Immo Warntjes, Tagungsbericht: Ausbildung und Verbreitung des
Lehnswesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert.
12.04.2011-15.04.2011, Reichenau, in: H-Soz-u-Kult, 24.08.2011,
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3777>
(30.06.2012).
[3] François Louis Ganshof, Was ist das Lehnswesen?, Darmstadt 1989.