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2012/04/20 14:32:51
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Philippe de Vigneulles: Die Entdeckung des Heiligen Rocks in Trier
Datum 2012/04/22 22:32:17
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Wenn der 24. April nicht au f Mittwoch fällt
2012/04/20 14:32:51
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Philippe de Vigneulles: Die Entdeckung des Heiligen Rocks in Trier
Betreff 2012/04/11 10:24:27
Elmar Peiffer
[Regionalforum-Saar] Saarpfalz-Ausgabe 1/2012
2012/04/30 10:07:08
Bernd Brill, Dipl.-Ing. Architekt BDA
Re: [Regionalforum-Saar] Besichtigung der Abteikirche mit Theulegium am 4. Mai 2012
Autor 2012/04/02 12:20:37
Elmar Peiffer
[Regionalforum-Saar] selbst graben in Reinheim

Re: [Regionalforum-Saar] Philippe de Vigneulles: Die Entdeckung des Heiligen Rocks in Trier

Date: 2012/04/21 16:22:28
From: Dr. Margarete Stitz <ma.stitz(a)...

Salve,

das ist natürlich ein Text sozusagen aus dritter Hand. Ich ziehe Enen und Seyboth entschieden vor.

Vielen Dank für die beiden Artikel „Visitation“. Leider hat wohl Herr Klein nicht notiert, woher sie stammen. Für meine Arbeit ist der Aufsatz von Hüllen (1906) über 1569, den Herr Besse ganz fotografiert hat, die ergiebigste Quelle.

Ich hoffe, die Tagung in Dhaun gelingt gut.

Herzlich M.S.

 

Von: regionalforum-saar-bounces(a)... [mailto:regionalforum-saar-bounces(a)... Im Auftrag von Rolgeiger(a)... Freitag, 20. April 2012 14:33
An: regionalforum-saar(a)... [Regionalforum-Saar] Philippe de Vigneulles: Die Entdeckung des Heiligen Rocks in Trier

 

Die Entdeckung des Heiligen Rocks in Trier

 

Der Kaiser hielt sich lange Zeit in Deutschland und zwar in Trier auf, und man erwartete ihn täglich in Metz, aber er zog immer nur zwischen Trier und Luxemburg hin und her. Überall gab es Gerüchte, der Kaiser suche mit dem Erzbischof von Trier und dem Grafen von Rineck zusammen nach dem Leibrock Unseres Herrn Jesus Christus, der vor langer Zeit im Hochaltar des Trierer Doms eingemauert worden sein soll. Die Geistlichen hatten schriftliche Aufzeichnungen darüber, dass die Kaiserin St. Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, ehemals die Reliquien an den heiligen Erzbischof von Trier geschickt hatte. Die Juwelen und Reliquien sollen mehr als zweihundert Jahre dort im Hochaltar gewesen sein — ich weiß nicht, warum.

 

Am 3. Mai suchte man nun an diesem Altar mit großer Ehrfurcht und Angst, und man fand drei kleine, alte Truhen aus Silber. In einer war das kostbare und ehrwürdige Kleid unseres Herrn mit einem großen Würfel, und man sagte, dass dies ein Würfel sei, mit dem der Leibrock ausgelost wurde. In den anderen Truhen fand man folgende Reliquien: Ein Stück vom Kreuz, ein Stück vom Kleid Unserer Lieben Frau, Windeln, in die Unsere Liebe Frau unseren Herrn als Kind gewickelt hatte und ein altes Messer, mit dem er beschnitten worden ist, wie man sagt. Es war auch entsprechend beschriftet. Bei einigen anderen Reliquien waren die Beschriftungen durch die lange Lagerung aber unleserlich geworden. Man fand auch noch eine Goldmünze, auf der der Name einiger dieser Reliquien eingeprägt war, und noch eine Menge anderer Reliquien, die ich übergehe. Alles war ganz wunderbar. Sie wurden also an diesem Tag gefunden und mit großer Ehrfurcht der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Ein ehrwürdiger Doktor der Theologie hielt zweimal am Tag einen Vortrag darüber, und zwar einen vor dem Essen und einen nach dem Essen, weil die zahlreichen Menschen, die zusammenkamen, den Vortrag nicht alle auf einmal hören konnten. Aber die Reliquien wurden nicht am selben Tag gezeigt.

 

Jedenfalls löste das die größte Begeisterung aus, die die Welt jemals erlebt hat. Die meisten Menschen beichteten und beteten mit größter Inbrunst. Dann wurde verkündigt, dass man die Reliquien, insbesondere den Rock Unseres Herrn, am Montag nach Pfingsten zeigen würde, was auch geschah. An diesem Tag fand sich eine so große Menschenmenge ein, und es gab ein solches Gedränge, dass man sich beinahe gegenseitig tottrat. So ging es einer sehr schönen, jungen Frau aus Köln. Sie wurde erdrückt und so zusammengepresst, dass sie in dem Gedränge starb, und drei Männer fielen in eine tiefe Ohnmacht.

 

Man hatte vier bis fünfhundert Männer aus der Stadt aufgeboten, die das Gedränge ordnen sollten. Diese schlugen von oben auf die Leute wie auf Hunde ein und konnten doch nichts erreichen. Man hatte die Stadttore geschlossen, denn draußen standen noch einmal 4.000 Leute, die nicht hereinkonnten. Die Trierer hatten nach Metz um Metzger geschickt, um Ochsen und Schafe heranzuschaffen, und nach den Fischern wegen zusätzlicher Fische, denn es mussten unvorstellbar viele Menschen verköstigt werden.

 

Dieser Tag war ein Tag der Begeisterung.

 

Gott sei dafür gelobt.

 

Amen.

 

 

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Quelle:

Das Journal des Philippe de Vigneulles.

Aufzeichnungen eines Metzer Bürgers (1471-1522)

 

Klappentext (gekürzt):

Lehr- und Wanderjahre, Geiselnahme, Naturkatastrophen, Krieg und Verbrechen, Liebesgeschichten, Pest, Pilgerfahrten und Stadtfeste: Das Journal des Metzer Kaufmanns Philippe de Vigneulles bietet die erstaunliche Vielfalt städtischer und sogar europäischer Lebensbezüge aus mittelalterlicher Sicht.

 

Übersetzt und herausgegeben von Waldtraut und Eduard Schuh und Monika Schlinkmann.

Erschienen im Conte Verlag, Saarbrücken, im Jahr 2005