Date: 2011/09/01 08:05:18
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Auf Spurensuche:Wie die Kelten lebten Epochen-Seminar an der Europäischen Akadamie OtzenhausenDer keltische Ringwall in Otzenhausen ist ein beeindruckendes Zeugnis der Kelten. Wer aber waren sie, wie lebten sie? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt es bei einem zweitägigen Seminar an diesem Wochenende an der Europäischen Akademie in Otzenhausen.Otzenhausen. Dass die Saar-Lor-Lux-Region zu den keltischen Kerngebieten gehörte, ist inzwischen unstrittig. Doch wie lebten sie wirklich, unsere Vorfahren, die einst über nahezu ganz Europa verbreitet waren? Ein zweitägiges Seminar für alle Interessierten erweckt die keltische Zeit, die in unserer Region etwa 500 Jahre dauerte, zu neuem Leben. Das Programm umfasst Vorträge ebenso wie eine Exkursion zu den keltischen „Landmarken“ im St. Wendeler Land. „Die Kelten im St. Wendeler Land“ ist der Titel des Seminars an diesem Samstag und Sonntag, 3. und 4. September, in der Europäischen Akademie in Otzenhausen. Veranstalter ist die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land (Kulani) in Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie und den Forum Europa. Das Programm beginnt am Samstag, 3. September, um 14 Uhr. Manfred Peter referiert über die keltische Epoche, anschließend berichtet Thomas Fritsch, Projektleiter der Grabung auf dem Hunnenring, über die Kelten im St. Wendeler Land. Abends werden die Fakten im gemeinsam Gespräch vertieft. Am Sonntag geht es ab neun Uhr auf eine Rundfahrt zu den Spuren der Kelten unter der Leitung von Michael Koch, Vorsitzender des Freundeskreises Keltischer Ringwall. Das Seminar über die keltische Epoche ist der Auftakt einer ganzen Seminarreihe zur Geschichte der Region. Diese stehen im Zusammenhang des Kulani-Projektes mit dem Titel „St. Wendeler Land steinreich: Beispiel einer 2500-jährigen europäischen Kulturentwicklung“. Unter Mitwirkung möglichst vieler Interessenten geht es darum, die kulturgeschichtlichen Besonderheiten der Region zu benennen und auszuarbeiten. Start war mit einer großen Auftaktveranstaltung im Mai in der Akademie. Die großen Fragen, die bereits auf dieser Auftaktveranstaltung zu dieser Projektreihe gestellt wurden, werden nun ganz konkret in Bezug auf die Kelten beantwortet: Wie lebten, dachten, ernährten und kleideten sie sich, wie gelangten sie zu dem Reichtum, dessen Spuren noch immer bei uns zu finden sind? Der mächtige keltische Ringwall von Otzenhausen, die prunkvollen Fürstengräber zum Beispiel von Schwarzenbach, aber auch die reichhaltigen Erzgruben sind nur einige Beispiele für diese Entwicklung. Ebenso gilt, dass die Kelten im heutigen Saar-Lor-Lux-Raum nicht „für sich allein“ lebten. Welche Beziehungen bestanden zu anderen Keltenstämmen, gar zu anderen Völkern? Und was führte dazu, dass ihre Kultur unterging? Dabei begeben sich die Teilnehmer nicht nur theoretisch auf die Spuren der Kelten, sondern spüren auf einer Exkursion den Spuren keltischen Lebens nach, die auch heute noch im St. Wendeler Land zu finden sind. Auch wenn dieses Seminar sich dem Thema „Kelten“ widmet, so ist doch klar, dass diese zeitlich und räumlich gesehen in einen langen geschichtlichen Entwicklungsprozess eingebunden sind, an dessen Ende unsere heutige Welt steht, die ebenso nur eine Epoche der Weltgeschichte ist. Aus all diesen Epochen eine „große Erzählung“ zu formen, ist das Ziel dieser Seminarreihe, die mit dem Thema Kelten beginnt. Alle Interessierten sind laut Kulani eingeladen, daran mitzuwirken. Dieses Seminar ist das erste dieser Reihe zu den großen Epochen unserer Geschichte: die keltische Epoche (3. und 4. September), die römische Epoche (8. und 9. Oktober), die fränkische Epoche (12. und 13. November), die Epoche des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (14. und 15. Januar) sowie die Europäische Epoche (3. und 4. März). red/vf
Anmeldungen und weitere Auskünfte: Europäische Akademie Otzenhausen, Telefon (0 68 73) 66 24 47. Die Tagungsgebühr beträgt 50 Euro. Teilnahme nur an der Exkursion einschließlich Mittagessen: 25 Euro. |
Date: 2011/09/01 08:06:27
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Forschungsergebnisse zuNikolaus Cusanus in zwei Büchern Werner Martin hat sich mit dem Theologen und Gelehrten Nikolaus Cusanus befasst. Nun hat er zwei Bücher veröffentlicht. Untersucht wurde seine Bedeutung für die Geschichte St. Wendels.St. Wendel. Schon seit Jahren befasst sich Werner Martin mit Forschungen zu Nikolaus Cusanus, dem großen Theologen und Gelehrten aus Kues, und dessen Bedeutung für die Geschichte St. Wendels. Die Ergebnisse dieser Forschungen legt Werner Martin nun in zwei Büchern vor, denen noch ein dritter Band folgen soll. Cusanus, der auch Pfarrherr von St. Wendel war, hat die Entwicklung des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit mitgestaltet. Es stellt sich nun die Frage: Was hat er in St. Wendel bewirkt und was hat die Pfarrei ihm zu verdanken? Inwieweit nahm er Einfluss auf die Bauarbeiten an der Basilika, erwähnt sei hier das Medienensemble Kanzel - Wappenmalerei. Hierzu hat Werner Martin einige überraschende neue Erkenntnisse gewonnen. So lässt sich vielleicht das Phänomen eines Schattenwurfs am Mittelteil der Basilika auf das astronomische und mathematische Wissen des Nikolaus Cusanus zurückführen. Die Beziehungen des Nikolaus von Kues zu seiner Pfründe St. Wendel sind sowohl in der Cusanus-Forschung als auch in der lokalen Geschichtsschreibung ein vernachlässigter Aspekt. Diesem unbefriedigenden Zustand abzuhelfen bemüht sich Werner Martin seit Jahren. Vielleicht war der Einfluss eines der bedeutendsten Gelehrten der beginnenden Neuzeit auf die historische Entwicklung St. Wendels größer als gemeinhin angenommen, schreibt doch Erich Meuthen, der Herausgeber der Acta Cusana: „Nikolaus hat sich rastlos um die ihm anvertrauten Benefizien gekümmert“. Werner Martin erläutert die bisher von ihm publizierten Ergebnisse in einem Vortrag im Mia-Münster-Haus, zu dem Stadtarchiv und Stadt- und Kreisbibliothek am Donnerstag, 8. September, 19 Uhr, einladen. Der Eintritt ist frei. red |
Date: 2011/09/02 18:24:34
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
From: Stefan Heinz <heinzst(a)uni-trier.de> Date: 03.09.2011 Subject: Tagber: Frau und Herrschaft. Fürstliche Witwen in der höfischen Repräsentation in der Frühen Neuzeit ------------------------------------------------------------------------ Universität Trier 01.07.2011-02.07.2011, Trier Bericht von: Stefan Heinz, Fachbereich III Kunstgeschichte, Universität Tirer E-Mail: <heinzst(a)uni-trier.de> Der Kontext "Frau und Herrschaft" bildet in der Frühen Neuzeit keinen Einzelfall: Im 16. Jahrhundert standen insgesamt 15 Frauen als Königinnen oder Regentinnen an der Spitze europäischer Staaten - das 20. Jahrhundert zählt im Übrigen nur elf weibliche Staatsoberhäupter. Entgegen der im 19. Jahrhundert wurzelnden Forschungstradition, die Frauen nur in Ausnahmefällen eine politische Entscheidungsgewalt zubilligte, war das Herrschaftssystem der Frühen Neuzeit tatsächlich durch eine oft informelle aber bedeutsame Teilhabe von Frauen des höheren Adels am politischen und kulturellen Leben bei Hof charakterisiert. Dass diese Partizipation im verstärkten Maß für fürstliche Witwen galt, die vielfach als Regentinnen minderjährige Thronerben vertraten und so erheblichen Handlungsspielraum gewannen, stellte die Organisatorin des Symposiums ULRIKE ILG (Trier) in ihrer Einführung zu Beginn heraus. Belegt wurde die These durch die Beiträge der interdisziplinären Tagung, fokussierend auf die Bedeutung der Witwen als künstlerische Mäzenatinnen. Die erste Sektion "Witwen in der Topographie des Hofes" wurde von PAULINE PUPPEL (Wiesbaden/Berlin) eröffnet, die sich auf die weibliche Teilhabe an der Herrschaft unter bestimmten Voraussetzungen konzentrierte. Exemplifiziert wurde dies an der Grafschaft Nassau-Diez. Durch die Übertragung der Statthalterschaft in den niederländischen Provinzen wurde eine Stellvertreterregierung in der Grafschaft notwendig. Verschiedene Frauen aus dem gräflichen, später fürstlichen Hause Nassau-Diez (namentlich Sophie Hedwig, Albertine Agnes, Henriette Amalie, Marie Louise und Anna) übernahmen die Regierungsgeschäfte im 17. und 18. Jahrhundert aus recht unterschiedlichen Gründen: Sei es bei Abwesenheit, Krankheit des Ehemannes oder bei Unmündigkeit des Nachfolgers. Darüber hinaus verfügten sie über ihr Wittum, also eine eigenständige Hofhaltung. Die rechtshistorischen Grundlagen zur Teilhabe der Herrschaft von Witwen steuerte ARNE DUNCKER (Hannover) bei, der das Erbrecht adliger Frauen vorstellte und sich dabei auf die Witwenversorgung konzentrierte. Quellengrundlage war dabei die Literatur des 'Deutschen Privatrechts' im 19. Jahrhundert, primär hinsichtlich des Erb- und ehelichen Güterrechts. Das Erbrecht liefert allerdings keine einheitliche Rechtssituation, so lassen sich mehrere privatrechtliche Ausnahmeregelungen finden, zudem gibt es hunderte von regionalen Unterschieden beim Güterrecht. Die Sonderregeln im Adelsrecht bedeuteten häufig eine Schlechterstellung der Witwen, da die Frau als nicht waffenfähig galt, somit de jure nicht erbfähig war. Kompensiert werden sollte dies durch Eheverträge und sonstige Sonderregeln, die ihre Versorgung im Falle des Ablebens des Mannes regeln sollte. In der größten Sektion "Baukunst und Urbanistik" versammelten sich verschiedene Untersuchung zur Architekturgeschichte, beginnend mit CORDULA BISCHOFF (Dresden), die den Schwerpunkt auf die deutschen Fürstinnen legte und mit der hartnäckig zu findenden Vorstellung aufräumte, dass die Witwensitze rückständige Refugien gewesen seien. Nicht selten kümmerten Witwen sich um die Überwachung der sakralen und profanen Bauvorhaben (darunter der Umbau existenter Lustschlösser oder Landsitze). Witwen verfügten durchaus über entsprechende finanzielle Mittel und Möglichkeiten, häufig wenn der Regentin zur Geburt des Thronfolgers ein Grundstück oder Gebäude zugesprochen wurde; teilweise als Leihgabe, die nach dem Tod zurückfiel, um aufs Neue einer Witwe zugedacht zu werden. Die größte Rolle für die Gestaltung spielten die persönlichen Netzwerke, insbesondere dynastisch-familiäre Beziehungen. Obwohl die Fürstinnen keine Kavalierstouren unternahmen, kannten die meisten das Ausland aus eigener Anschauung. Die Auseinandersetzung mit Architektur war jedenfalls - so das Fazit - für adelige Frauen im 17. und 18. Jahrhundert eine normale Situation. Ein Fallbeispiel zu dieser Gesamtschau stellte MARKUS JEITLER (Wien) vor. Er untersuchte die Bauaufträge von Eleonora Magdalena Gonzaga in Wien, die nahezu 30 Jahre als Witwe des 1657 verstorbenen Ferdinand III. von Habsburg lebte. Durch die Erbschaft ihrer Tante, die selbst am Wiener Hof als Witwe residierte hatte, verfügte sie über ein Grundkapital; benötigte sie mehr, musste sie sich mit den entsprechenden Hofstellen auseinandersetzen. Neben finanziellen Mitteln fielen ihr auch die Lustschlösser Laxenburg, Favorita und Schönbrunn auf Lebzeiten zu. Darüber hinaus leistete sie einen Beitrag an den Umbauten der Hofburg. Die Unterbringung der Kaiserinwitwe war eine neue Herausforderung, denn die vorherigen Kaiser hatten die Ehefrauen meist überlebt. Dass diese Umbauten hauptsächlich aus Schriftquellen rekonstruierbar sind, belegt die Bedeutung zukünftiger Quellenarbeit, um das Bild von der Lebenssituation fürstlicher Witwen allgemein zu schärfen. Selbst wenn die Quellenlage nicht so hervorragend ist wie in Wien, lassen sich die Spuren der Architekturpatronage von Witwen nachzeichnen, wie die Hofhaltung von Frankreich belegt, die CAROLINE ZUM KOLK (Versailles) am Beispiel Katharinas de Medici in den Blick nahm. Katharina hatte nach dem Tode ihres Mannes Heinrichs II. 1559 die Regentschaft für die Söhne Franz II. und Karl IX. übernommen. Die Referentin konnte auf der Quellenbasis des Itinerars deutlich machen, dass Paris sich in den 1560er Jahren als Hauptstadt etablierte. Das Aufgeben der Reiseherrschaft geschah mit dem Ziel, eine Perpetuierung des Hofes mit entsprechender Hof-Etikette und die Disziplinierung der Höflinge zu etablieren. Eine Konsequenz war die Reglementierung der Zugänglichkeit zum Hofe, die eine stärkere Kontrolle ermöglichte. Eine Brücke von Frankreich nach Italien schlug ELISABETH WÜNSCHE-WERDEHAUSEN (München), indem sie sich der Baupolitik von Christine de Bourbon in Turin annahm. Nach dem Tod ihres Mannes 1637 wurde die französische Prinzessin Marie Christine zur Regentin, die Turin planmäßig zur savoyischen Haupt- und Residenzstadt ausbauen ließ. Während die ältere Forschung ihr ein rein französisches Mäzenatentum unterstellte, führte Wünsche-Werdehausen den Nachweis einer differenzierten Patronage, da Marie Christine sich als französisch-savoyische Herrscherin von hochadeliger Abkunft stilisierte: einerseits als Witwe, die eine Kontinuität des Bisherigen anstrebte, andererseits mit Verweis auf ihre französischen Wurzeln. Beispielsweise kombinierte sie italienische und französische Formensprache in den Palastfassaden, im Schloss selbst folgte die Raumdisposition dem spanischen Hofzeremoniell, während die Ausstattung der französischen Mode nachhing. Ergänzend zum Profanbau nahm SIGRID GENSICHEN (Heidelberg) die Patronage von Sakralarchitektur im Blick. Exemplifiziert an der Schlosskirche von Ettlingen und der Kreuzkirche in Rastatt - beide im Auftrag der Markgräfin Sibylla Augusta errichtet - wurde gefragt, welche Aspekte diese Bauten als typisch für eine fürstliche Witwe akzentuieren. Im Programm des Freskos der Kreuzkirche in Rastatt inszenierte sich die Witwe Ludwig Wilhelms von Baden, die eine starke Verehrerin des Kreuzes war, als neue Helena. Die Nepomukkapelle in Ettlingen visualisierte ein auf Herrscherinnen-Tugenden ausgerichtetes Programm, in dem auch die Marianische Verehrung zum Ausdruck kam. Die Nepomukvita lässt sich auf die Sachsen-Lauenburgische Tradition der Markgräfin beziehen. Abschließend betonte Gensichen die immanente biografische Prägung und die bewusste konfessionelle Auseinandersetzung, hinter der das Politische des Programms nicht zurückstand. Die beiden anderen Sektionen "Kulturelle Performationen" und "Witwen und Memoria" waren inhaltlich und methodisch weiter gefasst. Dass die Sektionen jedoch keine hermetischen Solitäre darstellten, zeigt sich daran, dass bereits angesprochene Mäzenatinnen unter neuen Gesichtspunkten berücksichtigt wurden, ohne dass es zu inhaltlichen Überschneidungen kam. So war Markgräfin Sibylla Augusta auch die Protagonistin des Beitrages von NINA TRAUTH (Trier), in dem der Gemäldebesitz der badischen Witwe anhand von Inventaren und Bestandslisten ausgewertet wurde. Die Sammlung stammte teils von ihrer Familie Sachsen-Lauenburg (darunter ein großer Bestand an Altdeutschen Gemälden) und teils aus dem badischen Besitz. Ferner gab es verschiedene Akquise-Phasen, allerdings konzentrierte sich die Markgräfin nach 1707 auf die Architektur und den Erwerb von Reliquien, Gemälde wurden weniger angekauft. Die akquirierten Werke zeugen von einer starken Marienfrömmigkeit; profane Themen sind selten. 1717-20 kam es sogar zur Zerstörung "unsittlicher" Bilder. Letztlich wurden wegen laufender Bauprojekte hauptsächlich für die Ausstattung relevante Werke angekauft. Den innereuropäischen Bogen zwischen den spanischen und den österreichischen Habsburgern spannte KARL RUDOLF (Madrid). Sein Vortrag beleuchtete das Monasterio de las Descalzas Reales des spanischen Königshauses in der Hauptstadt (seit 1561) Madrid. Die Gründerin, Infantin Juana, hatte das Gebäude ihrer Geburt in ein Kloster umwandeln lassen, was das schwer zu trennende Verhältnis von "öffentlich" und "privat" in der Frühen Neuzeit veranschaulichte. Diese Frage reflektierte den Antagonismus von scheinbarer Zurückgezogenheit und einer nicht zu unterschätzenden Machtposition am Hof. Der Vergleich mit Wiener Klostergründungen - insbesondere den Salesianerinnen - zeigte, dass auch dort Witwensitz, Kloster und Wohnhaus die Grundlage für vergleichbare Konzepte bilden konnten. Eben jenem Monasterio de las Descalzas Reales widmete sich auch BIRGIT ULRIKE MÜNCH (Trier), lenkte den Blick jedoch auf einen Taperserie-Zyklus von 1626, an dem sie die Frage der Kunstöffentlichkeit diskutierte. Der aus 16 Teppichen bestehende Zyklus nach Vorlagen von Peter Paul Rubens verfolgte eine hochpolitische Intention (mit dem Triumph der Eucharistie im Mittelpunkt). Im Fokus stand ein bisher ignoriertes Detail, ein Emblem, welches die Weltkugel mit Schlage, Palmzweig und einem Ruder zeigt und den "niemals sterbenden Ruhm" (der Kirche) meint. Durch die Integration des Ruders als Symbol für das Steuerrad des Kirchenschiffes wird die Führungsrolle der Auftraggeberin betont. Entgegen der bisherigen Forschung, die in dem Zyklus einen Ausweis der persönlichen Gottesfurcht Isabellas sah, ist stärker von einer öffentlichen Idee auszugehen. Dass die Vorstellung einer privaten Frömmigkeit hinter verschlossenen Klostermauern viel zu kurz greift, resümierte Münch. Ebenfalls von Seiten der Bildwissenschaft näherte sich die Organisatorin der Tagung, ULRIKE ILG (Trier) dem Thema. Im Fokus ihres Vortrages stand ein Gemälde mit dem Bildnis von Maria de Medici, das Anthonis van Dyck um 1631/32 schuf. Die Forschung verfolgte bisher einen psychologisierenden Ansatz, der in dem Bildnis quasi ein Abdankungsbild sah. Diese Deutungen als Spiegelbild eines Seelenzustandes sowie die ex-post-facto-Argumentation von der Endgültigkeit ihres Exils (die politische Situation 1632 war noch unentschieden) sind unter modernen kunsthistorischen Gesichtspunkten nicht haltbar, wie Ilg herausstellte - die Kopien und Repliken sind hierfür ein eindeutiges Argument. Stattdessen wurde vorgeschlagen, das Gemälde als Visualisierung eines feierlichen Einzugs in Antwerpen zu lesen. Basierend auf der Emblematik und mit Motiven der christlichen Ikonographie stilisierte sich Maria de Medici als eine von der "Constantia" geprägte, katholische Fürstin, wobei sich als weiterer Aspekt die politische Ikonographie als "Mutter dreier Könige" herauskristallisierte. Als Schriftquelle für den feierlichen Adventus in Antwerpen liegt der gedruckte Bericht des Jean Puget de la Seere vor. Vom selben Autor stammt auch der Band 'Réveille-Matin des dames' von 1638, der 1651 als 'Frauenzimmers-Morgenwecker' in deutscher Übersetzung erschien. Basierend auf diesem Werk stellte HELGA MEISE (Reims) die Frage nach der Literaturrezeption von Witwen. Maßgeblich von der deutschen Übersetzung ausgehend, ging Meise besonders auf die aggressive Spannung der Schrift ein und bewertete die Bedeutung des "Erbauungsaspekts" für die Witwen. Der 'Wecker' (im Sinne von Aufruf) mahnte gegen das Verdrängen der Vergänglichkeit, wobei der Autor nicht zimperlich vorging. Er unterstellte den Damen Eitelkeit und weltliche Interessen und vermittelte in drastisch-schockierenden Metaphern, dass der Tod allgegenwärtig ist. Erst in den Schlusskapiteln wird die Sprache positiver konnotiert und damit das Element der Erbauung eingefügt, da hier Empfehlungen und Literaturhinweise (hauptsächlich Gebetbücher) ausgesprochen werden. Das Buch muss als Standardwerk fürstlicher Damen gedient haben, welches vielfach rezipiert, vermutlich sogar laut vorgelesen wurde. Den spezifischen Ausdruck einer Witwenmemoria stellte KERSTIN MERKEL (Eichstätt) am Beispiel Maria Theresias von Österreich vor. In dem bewusst zugespitzten Vortrag konzentrierte Merkel sich auf die mentalitätsgeschichtlichen Aspekte der Witwenmemoria. Die legendäre - und gleichwohl historisch belegte - Liebe Maria Theresias zu ihrem Ehemann bietet genügend Material zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Die einzelnen Maßnahmen und Handlungsweisen der verwitweten Kaiserin - vom Abschneiden der eigenen Haare, um demonstrativen Abschied von Jugend und Schönheit zu nehmen über ein memorial konzentriertes Mäzenatentum bis hin zu einer regelrechten "Reliquarisierung" des Verstorbenen - führten zu der These, dass Maria Theresia ein bewusstes Offenbaren der Lücke in ihrem Leben angestrebt habe, um ihre Witwenschaft zu visualisieren. Zu Recht sprach Merkel von einer "multiplizierten Witwenpräsenz". Erklärtes Ziel der Tagung war es, die Lebensbedingungen und möglichen Lebensentwürfe fürstlicher Witwen in der Frühen Neuzeit näher zu bestimmen und ihre Bedeutung als Schöpferinnen kulturhistorischer Prozesse und Objekte aufzuzeigen. Die Tatsache, dass die Vorträge - selbst, wenn die gleichen Protagonistinnen angesprochen wurden - neue und sehr unterschiedliche Aspekte aufzeigen konnten, belegt, welches Potential in diesem Forschungsfeld liegt. Die Witwen nutzten Bau- und Kunstaufträge sowie den sozialen Raum des Hofes dazu, ein prägnantes Bild ihrer spezifischen Identität zu entwerfen. Die Erkenntnis ist der Lohn einer interdisziplinären Herangehensweise, die neben genuin kunsthistorischen Fragestellungen auch Beiträge aus der Rechtsgeschichte, Zeremonialforschung, Literaturwissenschaft, politischen Ereignisgeschichte und der Memorialforschung aufnahm. Zudem war die Auswahl an Fallbeispielen groß genug, um dem Eindruck "nur" exzeptionelle Heroinnen zu präsentieren, vorzubeugen. Für weitere Forschungen dürfte es gewinnbringend sein, die europäische Vergleichsperspektive noch stärker in den Blick zu nehmen. Die Publikation der Beiträge wird eine unerlässliche Grundlage für weitere Analysen sein. Eindeutig zeigte sich, wie vielfältig die Rollen der fürstlichen Witwen in der höfischen Repräsentation der Frühen Neuzeit sein konnten, wie hochpolitisch aufgeladen diese Rolle war und wie wenig die gängige, moderne Vorstellung vom Witwendasein damit korrespondiert. Konferenzübersicht: Ulrike Ilg (Universität Trier): Einführung Witwen in der Topographie des Hofes Pauline Puppel (Hessisches Hauptstaatsarchiv, Wiesbaden): Die "Verweserinnen" der Grafschaft Nassau-Diez. Arne Duncker (Universität Hannover): Erbrecht adliger Frauen in der Frühen Neuzeit und dessen Verarbeitung in der Literatur des "Deutschen Privatrechts" im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Witwenversorgung. Baukunst und Urbanistik Cordula Bischoff (Staatliche Kunstsammlungen Dresden/Technische Universität Dresden): Status, Macht und Kunstpolitik. Die Fürstin als Bauherrin und Auftraggeberin. Markus Jeitler (Österreichische Akademie der Wissenschaften in Wien): "Zu höchstgedacht Ihrer Mtt: der Verwittibten Kayserin Besserer accomodirung" - Eleonora Magdalena Gonzaga und ihre baulichen Spuren in Wien. Caroline zum Kolk (Centre de Recherche du Chateau de Versailles): Zwischen Tradition und Moderne: Katharina von Medici und der französische Hof (1560-1589). Elisabeth Wünsche-Werdehausen (München): Savoyische Regentin - französische Königstochter: Die Baupolitik der Christine de Bourbon in Turin (1637-1663). Sigrid Gensichen (Heidelberg): Die Hofkirchen in Rastatt und Ettlingen im Kontext: Hofkirchen und -kapellen als Ort herrschaftlicher Repräsentation fürstlicher Witwen. Kulturelle Performationen Karl Rudolf (Instituto Histórico Austríaco, Madrid): Zwischen Kloster und Hof. El Monasterio de las Descalzas Reales in Madrid: Stiftung und Residenz der Witwen der Casa de Austria. Ulrike Ilg (Universität Trier): Witwe, Regentin, Emigrantin: Maria de Medici besucht Antwerpen. Helga Meise (Université Champagne-Ardenne, Reims): Bestseller und Standardlektüre fürstlicher Witwen: Jean Puget de la Serres "Réveille-Matin des dames" (1638) / "Frauenzimmers-Morgenwecker" (1651). Nina Trauth (Universität Trier): Besitzen und zerstören - Der Gemäldebesitz der Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden (1675-1733). Witwen und Memoria Birgit Ulrike Münch (Universität Trier): Kunstöffentlichkeit trotz Klostermauern - Inszenierung und Publikum der Kunstsammlung des Monasterio de las Descalzas Reales im 17. Jahrhundert. Kerstin Merkel (Universität Eichstätt): Maria Theresia von Österreich - die Visualität von Witwenschaft und Memoria. URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3786> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2011 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU. _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de _________________________________________________ |
Date: 2011/09/03 09:26:38
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Tag des Offenen Denkmals in St. Wendel in der Magdalenenkapelle am Sonntag, 11. September
2011 Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts kam es durch die Versteigerung
verstaatlichter Besitzungen des Adels und der Kirche zu weitreichenden
Umschichtungen. Davon war auch die der heiligen Maria Magdalena geweihte Kapelle
betroffen, die 1318 erstmals urkundlich erwähnt ist. Die Franzosen hatten die
Kapelle 1795 zu einem Hafermagazin umfunktioniert. Die Stadt St. Wendel erwarb
sie 1802 und baute sie zur Schule um. Nach weiteren Umbauten 1816/17 diente das
Bauwerk verschiedenen Zwecken, so als Oberbürgermeistereiamt, Kaserne, Schule
und als Wohn- und Geschäftshaus, in der „Braunen Zeit“ als Parteizentrale, nach
dem Zweiten Weltkrieg als Bücherei und Caritas-Zentrale. Heute wird das Haus
nach einer Sanierung der 1980er Jahre als Gast- und Wohnhaus genutzt. Die
Südseite mit ihren Strebepfeilern und die heute für gastronomische Zwecke
genutzte Krypta bewahren in weiten Teilen die Bausubstanz der gotischen Kapelle,
während die im spätbarocken Stil gestaltete Fassade stadtbildprägend wirkt. Die
Magdalenenkapelle steht somit für viele Bauten, die im Gefolge der
Säkularisation im 19. Jahrhundert tiefgreifende Umbauten und Umnutzungen
erfahren haben. Die Veranstaltung zum Tag des Offenen Denkmals findet im Restaurant
„Weintreff Magdalenenkapelle“ in der ehemaligen Krypta (heute Weinkeller) statt.
Jeweils um 11 Uhr morgens und um 17 Uhr nachmittags gibt es Vorträge zur
Geschichte des Hauses. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.
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Date: 2011/09/03 11:03:43
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Der Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. veranstaltet am: 11.09.2011 Tag des offenen Denkmals - Schmiede am Junkerhaus, Eisenbahnstr. 22 - 24 Die Schmiede ist von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Eine Verkostung von Senf und vor Ort gebackenem Barockbrot der Fa. Hanauer ist möglich. 24.09.2011 Führung durch den Kasbruch - Eine geführte Wanderung zu den Bodendenkmäler aus der gallo - römischen Besiedlungszeit. Treffpunkt: Parkplatz am Wasserwerk in Wellesweiler. Beginn 14.00 Uhr. Es führt Hans Günther Sachs. Die Führung ist kostenlos.
Date: 2011/09/09 22:09:06
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Der Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. veranstaltet am: 11.09.2011 Tag des offenen Denkmals - Schmiede am Junkerhaus, Eisenbahnstr. 22 - 24 Die Schmiede ist von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Eine Verkostung von Senf und vor Ort gebackenem Barockbrot der Fa. Hanauer ist möglich. 24.09.2011 Führung durch den Kasbruch - Eine geführte Wanderung zu den Bodendenkmäler aus der gallo - römischen Besiedlungszeit. Treffpunkt: Parkplatz am Wasserwerk in Wellesweiler. Beginn 14.00 Uhr. Es führt Hans Günther Sachs. Die Führung ist kostenlos.
Date: 2011/09/10 00:00:21
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
bei der diesjährigen Jahresfahrt des Historischen Vereins in Tholey am 17.
September sind noch Plätze frei.
Nachstehend das Programm mit allem drum und dran.
Roland Geiger
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Jahresausflug
2011 „Macht Euch auf nach Speyer“, so
hieß es schon bei Goethe. Noviomagus, Civitas Nemetum, Spira – Diese drei Namen stehen für eine über 2000-jährige
städtisch geprägte Siedlung auf dem linken Ufer des Rheins: Speyer. Aus diesem Grund bietet der Historische Verein zur
Erforschung des Schaumberger Landes Tholey e.V. seinen Mitgliedern und allen
Interessierten am Samstag, dem 17. September 2011, eine Fahrt nach Speyer ins
Historische Museum der Pfalz zur Ausstellung „Die Salier - Macht im Wandel“ an.
Für diese Reise haben wir 50 Sitzplätze im Bus reserviert. Organisiert wird die
Tagesfahrt von Walter John und Hermann J. Rauber. Termin: Samstag, 17. September 2011, 8
Uhr Teilnehmeranzahl: 49 Fahrgäste + 1 Reiseleiter = 50
Sitzplätze Reiseveranstalter: Historischer Verein zur Erforschung der Schaumberger
Landes Tholey e.V. Durchführung: Buchholz Reisen GmbH Nachfolgend das geplante
Tagesprogramm: 08:00 Uhr Abfahrt in Tholey vom Kirmesplatz
Sporstraße (Parkplatz gegenüber). 10:00 Uhr Ankunft in Speyer am Festplatz, zu Fuß vom
Busparkplatz zum Westportal des Kaiserdoms. 10:15 Uhr Besichtigung des Innenraums, der
Kaisergruft und der Außenansicht. Hörführung über ein Audioguide-System mit insgesamt
27 Stationen, 8 im Außenbereich vor dem Dom und 19 im
Innenraum. 12:15 Uhr Treffen auf dem Busparkplatz und Fahrt nach
Altlußheim auf der anderen Rheinseite gegenüber Speyer. 12:30 Uhr Mittagessen im Gasthaus zum
Hirsch. 14:15 Uhr Rückfahrt nach
Speyer. 14:30 Uhr Zu Fuß vom Busparkplatz zum
Museum. 14:45 Uhr Besichtigung der
Salierausstellung. Beginn der Führung für die erste Gruppe (25 Personen)
um 14:45 Uhr und für die zweite Gruppe um 15:00 Uhr. Die Führung dauert ca. eine
Stunde. 16:00 – 18:45 Uhr Aufenthalt im Stadtzentrum von
Speyer zur freien Verfügung: Historisches Rathaus, Altpörtel, Judenhof,
Heiliggeistkirche etc. 19:00 Uhr Abfahrt vom
Busparkplatz gegen 21:00 Uhr Ankunft in
Tholey Weitere Möglichkeiten am
Zielort: Stadtbesichtigung Altstadt mit Patrizier-, Kaufmanns- und
Pfaffenviertel, Handwerkerviertel, Fischer- und Schifferviertel, Judenviertel
mit Mikwe und Synagoge. andere Kirchen: St. Hedwig, St. Konrad, Dreifaltigkeitskirche, Barockes
Juwel, Gedächtniskirche, etc. Am
Rheinufer, Bauernmarkt auf der Maximilianstraße
zwischen Dom und Altpörtel. Menüauswahl: (A) Schweinerückensteak mit
Kräuterbutter und Pommes frites (grüner Punkt): 9,20 EUR (B) Putenschnitzel "Wiener Art" mit
Pommes frites (roter
Punkt): 10,70
EUR. (C) Grillteller nach Art des
Küchenchefs – mit verschiedenen Sorten Filet, mit Kräuterbutter,
gegrilltem Speck und Pommes frites (blauer Punkt): 13,40 EUR. Ein Salatteller ist bei allen Gerichten
dabei. Voranmeldungen nimmt ab sofort unser Schatzmeister
C.D. Heringer unter Angabe der Anzahl der Fahrtteilnehmer und jeweils der Wahl
des Mittagessens (siehe unter Menüauswahl) entgegen: Per Telefon (06853) 2203, Fax (06853) 30760, e-Mail carl_dieter_heringer(a)t-online.de oder persönlich in der Hirsch-Apotheke
Tholey. In der Teilnahmegebühr in Höhe von 35,00 EUR pro Person sind eingeschlossen: Busreise, Eintritt zur
Salierausstellung, Eintritt zum Kaiserdom (jeweils mit Führung).
Das Mittagessen und die Getränke zahlt
jeder selbst. Als verbindliche Anmeldung zählt
die Einzahlung der Teilnahmegebühr auf das Konto des Historischen Vereins Nr.
16007005, St. Wendeler Volksbank (BLZ 59291000) mit dem Vermerk "Ausflug 2011"
oder in bar bei Herrn C.D. Heringer. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge
der Einzahlungen berücksichtigt. Sobald die Gesamtzahl der zur Verfügung
stehenden Sitzplätze erreicht ist, wird eine Warteliste erstellt. Bei
Überbuchung oder begründeter Verhinderung wird der Reisepreis zurück
erstattet. Einen interessanten und kurzweiligen Tagesausflug wünscht allen Teilnehmern der Historische Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes |
Date: 2011/09/14 09:29:09
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Pfeilergrabmal: Statt Nachbau abstrakte Kunst„Visualisierungsmodell” wird am Samstag eingeweihtEin Bild von der Größe des Pfeilergrabmals im Wareswald kann man sich bald machen. Denn das Monument aus der Römerzeit wird visualisiert, wird sichtbar. Allerdings nicht als Nachbau, sondern als ein abstraktes Modell. Ganz bewusst. Um die Geschichte des Originales nicht zu verfälschen. Am Samstag ist Einweihung.Von SZ-Redakteur Volker FuchsTholey. Montagmorgen am Parkplatz zum Wareswald: Behutsam hebt der Fahrer mit seinem Autokran das tonnenschwere, mehr als sieben Meter hohe Stahlgerüst an. Langsam lenkt er es zum 1,60 Meter hohen Betonsockel, auf dem es künftig seinen Platz haben wird. Minutenlang schwebt der Stahl über dem Sockel, Arbeiter richten das Gerüst genau aus, bevor sie es auf dem Sockel aufsetzen und dort verankern. Interessiert schauen die Kinder der Klassen 3 und 4 der Grundschule Tholey zu. Sie sind mit ihren Lehrerinnen und dem römischen Magister Montanus (Joachim Ohlmann) im Wareswald unterwegs, um einiges über die Römer am Schaumberg zu erfahren. Zurück zum Stahlgerüst: In einem weiteren Schritt kommt auf dieses noch eine fast fünf Meter hohe Pyramide aus Stahl drauf. Was auf der Zeichnung des Architekten wie ein Bleistift aussieht, ist die Visualisierung eines Pfeilergrabmals im Wareswald. Mit Visualisierung umschreiben die Experten, dass es sich hier nicht um einen Nachbau aus der Römerzeit handelt, sondern um ein abstraktes Modell, das den Betrachter die Größe dieses Grabmales vor Auge führen soll. Denn dieses Pfeilergrabmal, das im letzten Viertel des zweiten Jahrhunderts nach Christus an der Römerstraße am Ortseingang des Vicus Wareswald gebaut wurde, war etwa 14 Meter hoch. „Das ist gesichert“, sagt der Archäologe Klaus-Peter Henz, Terrex-Projektleiter der Grabung im Wareswald. So konnte ein Experte aus den gefundenen Bruchstücken des Daches nicht nur die Bauzeit bestimmen, sondern auch die Höhe des Daches. Und aus dieser ließ sich dann die Gesamthöhe des Grabmales ermitteln. Mehr als 1000 Fragmente haben die Wissenschaftler bei ihren Ausgrabungen im Bereich des Parkplatzes gefunden. Mindestens fünf Grabmale gab es hier. Dort, wo die Visualisierung steht, war eines, dessen Fundamente 1,60 Meter tief in die Erde reichen. „Wir haben zwar viele Einzelfunde gemacht,“ unterstreicht Henz. Darunter ein Hundekopf, eine Meeresszene, nackte, gefesselte Gestalten. Allerdings zu wenige, um sich ein Bild der Reliefs zu machen, die das Grabmal zierten. Das Grabmal selbst nutzten die späteren Schaumberganwohner nach der Römerzeit zudem als Steinbruch. Viele Steine wurden in anderen Gebäuden verbaut. „Weil wir zu wenig über das Aussehen dieses Grabmales wissen, wollten wir dem Betrachter keine Illusion vermitteln, wie das Grabmal ausgesehen haben könnte“, erklärt der Archäologe. „Deshalb haben wir uns für die abstrakte Darstellung entschieden.“ Die es so im Saarland bisher nicht gibt. Übrigens: Die Visualisierung zerstört nicht die Überreste des Denkmales im Boden. Der Betonsockel ist um diese herumgebaut, durch Sehschlitze im Beton kann man die ursprünglichen Steine noch sehen. An dem Pfeiler werden zudem Abgüsse der 20 schönsten hier gefunden Reliefstücke angebracht. Auf Info-Tafeln können die Gäste manch Wissenswertes nachlesen. Wissenswertes über die Visualisierung des Pfeilergrabmals und den römischen Vicus im Wareswald gibt es auch bei der offiziellen Einweihung des Modells an diesem Samstag, 17. September, 17 Uhr, am Parkplatz Wareswald. Die Veranstaltung ist öffentlich. |
Date: 2011/09/14 09:30:28
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heute in der sz:
Wie die Römer Straßen bautenHistorischer Verein Hasborn-Dautweiler lädt am Donnerstag zum Vortrag einHasborn-Dautweiler. Das römische Straßensystem steht im Mittelpunkt eines Vortrags des Historischen Vereins Hasborn-Dautweiler am Donnerstag, 15. September, um 19 Uhr im alten Rathaus in Hasborn. Referent ist Klaus-Peter Henz. Die Straßen der Römer bahnten sich möglichst geradlinig, bei nur mäßigen Steigungen, ihren Weg. Insbesondere die großen Metropolen der Römerzeit wie Metz, Straßbourg, Trier und Mainz wurden eben durch diese Verkehrsadern verbunden und führten durchs Schaumberger Land. Allein in Hasborn-Dautweiler führten zwei große römische Straßen von Tholey kommend, die eine über den Schwarzen Stock, Huhnerberg, dem Verlauf der Römerstraße entsprechend nach Dautweiler, durch den Allenwald vorbei über die Langheck und weiter nach Trier. Eine zweite Römerstraße, kommend vom Bitschberg über den Trausberg und Herzklöppchen, stößt dann auf die vom Allenwald kommende Römerstraße. Im Jahr 2010 wurde unter der Leitung von Henz und einigen Mitgliedern des Historischen Vereins aus Hasborn-Dautweiler ein Stück der ausgezeichnet erhaltenen Römerstraße im Allenwald freigelegt und im Mai 2011 geschichtet, das heißt, der Querschnitt dieser Straße wurde aufgenommen und dokumentiert. Auch diese neuesten Erkenntnisse über den römischen Straßenbau auf unserem Terrain werden in dem Vortrag beleuchtet. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. red |
Date: 2011/09/14 09:31:44
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heute in der sz:
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Date: 2011/09/16 18:08:48
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Die Kelten: Pferdezüchter, Eisenexperten, BiertrinkerErstes Themenseminar zur 2500-jährigen Kulturgeschichte im St. Wendeler Land blickte mehr als 2000 Jahre zurückWer mehr über die „Die Kelten im St. Wendeler Land“ (so der Titel der Veranstaltung) erfahren wollte, war bei einem zweitägigen Seminar in der Europäischen Akademie Otzenhausen genau richtig. Während sich der erste Seminartag dem Thema theoretisch näherte, konnten die Teilnehmer auf einer Exkursion am zweiten Tag offensichtliche, aber auch eher unscheinbare Spuren keltischen Lebens in Augenschein nehmen. Auf die Begrüßungen durch Vertreter der Projektträger – Europäische Akademie Otzenhausen, Stiftung europäische Kultur und Bildung sowie Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land – folgten am ersten Tag Vorträge von Manfred Peter und Thomas Fritsch, Leiter des Grabungsprojekts keltischer Ringwall. Sie ließen die Geschichte wieder auferstehen und gewährten einen tiefen Einblick in das Leben der Kelten. Die folgende Zusammenfassung bezieht sich auf beide Vorträge. Im St. Wendeler Land begann die keltische Zeit um 500 vor Christus (Latènezeit) und dauerte bis zur vorletzten Jahrtausendwende. Der Übergang von der Hallstatt- zur Latènezeit brachte eine große Veränderung für das St. Wendeler Land mit sich: die Verlagerung des Machtzentrums der Kelten in unsere Region. Um 500 vor Christus ereigneten sich zeitgleich mit diesen Veränderungen bei den Kelten auch in anderen Kulturkreisen der Welt Änderungen von großer geschichtlicher Bedeutung, so die Einführung der Demokratie in Griechenland, die Errichtung der Republik in Rom und das Verfassen der zentralen Bücher des Alten Testaments durch die Juden in der Babylonischen Gefangenschaft. Bis vor etwa 2000 Jahren bevölkerte der Stamm der Treverer, Adlige, Krieger und Druiden, aber auch das so genannte „einfache Volk“, unsere Region und hinterließ über 360 Spuren allein im St. Wendeler Land. Mit großer Sachkenntnis züchteten die Treverer Pferde, die sie nicht nur als Arbeitstiere einzusetzen wussten: Ihre militärischen Reitertruppen setzten Caesar bei seinen Eroberungszügen ab 58 vor Christus mächtig zu. Zum Stichwort „Kelten“ fallen vielen heute zuerst die Krieger ein, aber selbstverständlich gab es wie bei allen Völkern auch andere Berufsgruppen: Bauern bestellten das Land und bauten Getreide an wie Hafer, Spelzgerste und Einkorn, Linsen und Erbsen. Sie bereicherten den Speiseplan auch schon mal um Löwenzahn und Brennnessel oder um Rind- und Schweinefleisch. Wie auch ihre saarländischen „Nachfolger“ Jahrtausende später brauten und schätzten die Kelten Bier, von dem antike Zeitgenossen, die dem Wein den Vorzug gaben, mit Grausen berichteten. Händler zogen durchs Land und boten Waren aus anderen Regionen feil, von denen manche sogar aus dem Mittelmeerraum stammten, wie Ausgrabungen belegen. Dass die Fürsten sich Luxusgüter wie kostbare Gefäße, Schmuck oder Wein, die per Ochsenkarren über tausende Kilometer transportiert wurden, überhaupt leisten konnten, lag wahrscheinlich an der Findigkeit ihrer Handwerker. Alles deutet nämlich darauf hin, dass die ersten hochprofitablen Eisenschmelzen der heutigen Großregion im Hochwald standen. In so genannten Rennöfen schmolzen und bearbeiteten die Treverer am Ringwall von Otzenhausen Eisen in einem Verfahren, das das Eisen nahezu so hart wie Stahl machte. Diese Qualität wurde zu dieser Zeit nirgendwo anders erreicht. Und so waren Messer und Schwerter, aber auch Beile und Hämmer sowie feine Schmuckgegenstände aus trevererischer Produktion ein begehrtes Gut, gegen das die Völker im Süden auch gern Luxusgüter eintauschten. Druiden hielten den Kontakt zu den zahlreichen Göttern, leiteten die Opferzeremonien und interpretierten die religiösen Vorschriften. Gleichzeitig genossen sie als Lehrer, Mediziner, Naturforscher und Richter ein hohes Ansehen. Vieles von dem, was wir heute über „keltische Religion“ zu wissen meinen, scheint allerdings dem Reich der Esoterik zu entstammen. Da die Kelten keine Schrift kannten, wissen wir nur sehr wenig über ihre Religion, denn es ist auch nicht klar, inwiefern Römer, die über die keltische Religion berichteten, diese ihren eigenen Vorstellungen angeglichen haben. Was wir allerdings wissen, ist, dass die Kelten sehr religiös waren, die Natur verehrten und auch den Tod nicht fürchteten. Sie glaubten fest an ein Weiterleben nach dem Tod. Die Legionen Caesars, die um 58 vor Christus ins St. Wendeler Land kamen, besiegelten den Untergang der hiesigen trevererischen Kultur. Im Laufe der römischen Eroberungszüge wurden insgesamt etwa zwei Drittel der keltischen Bevölkerung getötet, ein unglaublicher Blutzoll. Die verbliebenen Menschen passten sich den römischen Besatzern und ihrer Lebensweise an, so dass die gallorömische Kultur entstand. Wohl ging Widerstand vom keltischen Ringwall von Otzenhausen (Hunnenring) aus, auch wenn er letztlich kampflos verlassen wurde. Auch wenn der letzte Beweis dafür fehlt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der von Caesar erwähnte Fürst Indutiomarus seinen Sitz hier gehabt haben könnte und dass die Bewohner des Ringwalls nach Indutiomarus' Tod im Kampf die Festung verlassen haben könnten, weil sie die Rache der Römer fürchteten. Kerstin Adams
HintergrundIn dem Projekt „St. Wendeler Land steinreich: Beispiel eine 2500-jährigen europäischen Kulturentwicklung“ geht es darum, die kulturhistorischen Besonderheiten des St. Wendeler Landes zu benennen und näher zu erforschen. Träger dieses Projektes ist die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land. Partner sind die Europäische Akademie Otzenhausen und das Forum Europa. Ziel ist es, den Menschen die kulturellen Besonderheiten des St. Wendeler Landes in Verbindung mit dem Thema Europa näher zu bringen und die einzelnen geschichtlichen Bausteine zu einer großen Erzählung über die Region zusammenzufügen. Epochenseminare sind Teil dieses Projektes, das zu den Kelten war das erste. Weitere folgen: am 8. und 9. Oktober zur römischen Epoche, am 12. und 13. November zur fränkischen Epoche sowie für 2012 die Epoche des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und die Europäische Epoche. red |
Date: 2011/09/16 18:10:23
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heute in der SZ:
Der Wanderführer von NambornRüdiger Andres interessiert sich für die Schönheit der Natur und DenkmälerIn der Gemeinde Namborn wird er als Wanderscout bezeichnet. Scout ist englisch und bedeutet soviel wie Pfadfinder. Rüdiger Andres aus Hirstein hat schon viele Pfade gefunden und seine Mitstreiter auf interessante Pfade geführt.Von SZ-Mitarbeiter Gerhard TrösterHirstein. „Ich habe mich schon immer für die Natur und die Denkmäler interessiert, für die Bodenschätze und für das Wandern. Deshalb engagiere ich mich auf diesen Gebieten für meine Gemeinde.“ Rüdiger Andres ist Wahl-Hirsteiner, stammt aus Winterbach und hat 35 Jahre lang in Frankfurt gewohnt und gearbeitet. Danach wollte er wieder in „sein“ Saarland zurück. Er war lange auf der Suche nach dem passenden Fleckchen Erde und blieb mit seiner Frau schließlich in Hirstein hängen. Die neue Heimat und ihre Umgebung, die Menschen, die hier wohnen, die Naturschönheiten und die Denkmäler waren das erste Ziel seiner Erkundungen. Die Suche bereitete Rüdiger Andres so viel Freude, dass er eines Tages beim Namborner Heimat- und Verkehrsverein landete, der damals nur noch wenige heimatkundliche Aktivitäten an den Tag legte. „Das wollte ich ändern, den Verein wieder flott machen und zu seinen ursprünglichen Aufgaben zurückführen“, erzählte er der SZ. 2008 wurde er zum Vorsitzenden gewählt. Bald sorgte er dafür, dass der Verein eine neue, zeitgerechte Satzung bekam. Und dann ging es zusammen mit den Vorstandskollegen an die Arbeit. Das erste größere Vorhaben waren die Infotafeln für die Ortsteile der Gemeinde. Furschweiler, Roschberg und Heisterberg haben sie inzwischen bekommen, die restlichen sieben werden bald fertig sein und aufgestellt. Der auf der Liebenburg gefundene Stein mit den vier Wappen – ein wertvolles und wichtiges historisches Dokument – lieferte eine weitere Geschichte aus dem wiederbelebten Heimat- und Verkehrsverein. Duplikate der verschiedenen Wappen wurden inzwischen neu und vergrößert angefertigt und zieren jetzt das Turmzimmer der Burg. „Es war eine teure Sache, sie konnte aber ganz durch Spenden finanziert werden“, freute sich Rüdiger Andres. Das anstehende Erfassen und Inventarisieren von Kleindenkmälern wie Wegekreuze und Grenzsteine wird eine ebenso aufwendige wie interessante Arbeit. Rüdiger Andres und etliche Vereinsmitglieder werden dabei mit der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land, mit dem Historischen Verein für die Saargegend und dem Landesdenkmalamt zusammenarbeiten. Der Hirsteiner hat dabei das Amt des Kurators für Namborn und Oberthal inne. Apropos Landesdenkmalamt: Rüdiger Andres arbeitet dort als ehrenamtlicher Beauftragter mit. Seine Aufgaben sind beispielsweise, die Vorgänge um die Denkmäler in seinem Bereich zu beobachten, Funde anzuzeigen und weiterzuleiten oder Bau- und Bodendenkmäler zu kennzeichnen und zu erfassen. Schließlich war Rüdiger Andres federführend, als es um den Premiumwanderweg der Gemeinde Namborn ging. „Fertig ist er seit September 2009“, berichtete er. „Er nennt sich Schmugglerpfad und hat das Deutsche Wandersiegel bekommen.“ Viel Lob für den Weg erfährt er immer dann, wenn er Gruppen über diese Rundstrecke führt und die geschichtlichen Zusammenhänge erklärt. Andres wird in der Gemeinde als „Wanderscout“ bezeichnet, ein Titel, der ihm, wie er sagte, nicht so sehr liegt. „Scout riecht mir zu viel nach Anglizismus.“ Ins Deutsche übersetzt bedeutet das Wort „Pfadfinder“. Sachlich gesehen trifft dieses Wort sicher besser zu, denn Pfade hat er bisher schon viele gefunden und sie den Natur- und Wanderfreunden gezeigt. Und auf der Suche will er bleiben. Rüdiger Andres, Heimat- und Verkehrsverein e.V. Buchenweg 2, 66640 Namborn, Tel 06857 - 921669
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Date: 2011/09/18 11:24:34
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gestern in der SZ:
Feuersbrünste und UmbautenGeschichte der Maria-Magdalena-Kapelle in St. Wendel im Blickpunkt des InteressesDie Maria-Magdalena-Kapelle ist das älteste Gebäude in der Stadt St. Wendel. Den Tag des offenen Denkmals haben 40 geschichtsinteressierte Besucher genutzt, um einen Blick hinter die Fassade der fast 700-jährigen Gemäuer des Baudenkmals in der Balduinstraße 38 zu werfen.Von SZ-Mitarbeiter Frank FaberSt. Wendel. Es wurde still im historischen Weinkeller als der Historiker Roland Geiger mit seinem Vortrag begann. „Genau dort wo wir uns befinden war einmal die Krypta der Kapelle“, erläuterte Geiger eingangs. Ein paar Meter weiter entfernt, im heutigen Innenhof, befand sich der ehemalige Friedhof der Maria-Magdalena-Kapelle. „Bei Grabungen um 1960 ist man dort auf menschliche Gebeine gestoßen“, erzählte Geiger. Am 23. September im Jahre 1318 wurde die Kapelle erstmals urkundlich erwähnt. „Ich persönlich halte es für unwahrscheinlich, dass der Heilige Wendelinus hier in der Kapelle ursprünglich sein Grab hatte, sonst wäre sie wohl Wendelinus-Kapelle genannt worden“, meinte Geiger. Im Laufe der Jahre hat das Bauwerk des Öfteren sein Aussehen verändert. 1515 geschah eine Zäsur, als im Pfarrhof ein Feuer ausbrach und auch die Kirche heimsuchte und verwüstete. Ein weiterer Brand ereignete sich im Jahre 1589. „Dann kommen die Franzosen, und alles wird anders“, schlug der Referent ein neues Kapitel auf. Im Jahre 1795 wurde die Glocke entfernt, und die Kapelle in ein Hafermagazin umgewandelt. Mit dem Beginn der Jahrhundertwende wurde das Gebäude als Schule genutzt. Bis zur Abtrennung des Saargebiets nach dem Versailler Vertrag ist das Finanzamt einer höheren Behörde, mit Sitz in Ottweiler unterstellt. Dann wurde es auf Kreisebene herunter gebrochen und in St. Wendel eingerichtet. Dessen neuer Sitz wurde 1921 die Magdalenenkapelle. Im Januar 1935 kamen infolge der ersten Saarabstimmung die Nationalsozialisten ganz offiziell ins Saargebiet, und auch nach St. Wendel. Unter dem Gewerbelehrer Peter Zewen richteten sie in der ehemaligen Kapelle ihre Kreiszentrale ein, der die Hitlerjugend folgte. „Deshalb wird das Gebäude im Volksmund oft „das Braune Haus“ genannt“, merkte Geiger an. Im März 1945 kehrte dann das Finanzamt wieder zurück, ehe zehn Jahre später die Stadt-und Kreisbücherei einzog. In den 1970 er Jahren war das Gebäude vom Abriss bedroht. „Stadt hat kein Geld zum Ankauf des Hauses“, stand als Überschrift in dem Artikel der SZ. Die Veröffentlichung wies deutlich auf die bedrohliche Situation des Gebäudes hin. Das Architektenehepaar Hanns und Liesel Schönecker aus Bliesen erwarb schließlich das Gebäude von der Kirchengemeinde und sanierte es von Grund auf. Heute wird es als Gast- und Wohnhaus genutzt. Johannes Naumann beleuchtete in seinem Vortrag die Kunstgeschichte der Maria-Magdalena-Kapelle „Der Baustil passt mitten in die Gotik und ist sehr qualitätsvoll“, meinte Naumann. Es sei zu vermuten, dass in der Zeit zwischen 1280 bis 1320 an der Kirche gebaut wurde. „Das belegt ja auch die Urkunde“, so Naumann. Insgesamt 40 Besucher tauchten mit den beiden Referenten am Tag des offenen Denkmals in die Geschichte ein.
Auf einen BlickNeben der Maria-Magdalena-Kapelle war die Burganlage und das Museum für Mode und Tracht in Nohfelden am landesweiten Tag des offenen Denkmals im Landkreis St. Wendel beteiligt. In Nohfelden, so teilte die Gemeindeverwaltung auf SZ-Anfrage mit, wurden 25 Besucher gezählt. Die geplanten Vorführungen des alten Handwerks auf der Burg konnten wegen heftiger Regenfälle nicht stattfinden. frf
--------------- In eigener Sache dazu: In Vorbereitung meines Vortrages habe ich alle Daten zusammengetragen, deren ich in Bezug auf die Kapelle habhaft werden konnte. Daraus ist ein 56-seitiges Heft mit etlichen Schwarz-Weiß-Abbildungen geworden, das sich mit der Geschichte des Gebäudes von 1318 bis vorgestern beschäftigt. Wer ein Exemplar möchte, erhält dieses entweder in der Buchhandlung Klein in St. Wendel oder direkt bei mir. Der Preis beträgt 6 Euro (plus ggf. Versandkosten 1 Euro als Büchersendung). Roland Geiger |
Date: 2011/09/18 13:46:15
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Die neuen saargeschichte|n, ab 15. September
erhältlich
Die aktuelle
Ausgabe (3-2011) der saargeschichte|n beschäftigt sich mit folgenden
Schwerpunktthemen: »Teufelszeug und Hexenkarren« – Eine Entdeckungstour durch
die Geschichte des Automobils; »Mit Volldampf durch das Tal von Lebach bis
Völklingen« – Vor 100 Jahren wurde die Köllertalbahn eröffnet – sie war schon
Geschichte und erlebt jetzt eine Wiederauferstehung; »Das alte Dorf in der Au« –
Vom fränkischen Gutshof zum bedeutenden Gemüsebauerndorf, Lisdorf feiert den
1100. Jahrestag seiner Ersterwähnung; »Die Krönung von Blieskastel« – Wie die
von der Leyens mit ihrem Schloss fürstlichen Glanz in die saarländische Provinz
brachten.
=> edition-schaumberg.de/index.php?id=saargeschichten
Für Stefan Reuter: betr. Luftkrieg im 1. Weltkrieg: Auf Seite 29 oben ist das Wrack eines britischen Doppeldeckers abgebildet. Die Bildunterschrift lautet: "Am 24. Oktober 1917 bei Lisdorf notgelandetes englisches Riesenflugzeug"
Der Autor des Artikels ist Dr. Johannes Schmitt, johaschmitt(a)web.de.
Roland |
Date: 2011/09/19 10:31:37
From: Elmar Peiffer <e.peiffer(a)gmx.net>
Den Kauf des Heftchens "Maria-Magdalenen-Kapelle" kann ich jedem regional- und lokalgeschichtlich Interessierten wärmstens ans Herz legen. Das Heft ist akribisch aufbereitet, andererseits recht kurzweilig geschrieben. Beste Grüße Elmar Peiffer St. Wendel ************************************************************************ -------- Original-Nachricht -------- > Datum: Sun, 18 Sep 2011 05:23:26 -0400 (EDT) > Von: Rolgeiger(a)aol.com > An: regionalforum-saar(a)genealogy.net > Betreff: [Regionalforum-Saar] Feuersbrünste und Umbauten > gestern in der SZ: > Feuersbrünste und Umbauten > Geschichte der Maria-Magdalena-Kapelle in St. Wendel im Blickpunkt des > Interesses > Die Maria-Magdalena-Kapelle ist das älteste Gebäude in der Stadt St. > Wendel. Den Tag des offenen Denkmals haben 40 geschichtsinteressierte > Besucher > genutzt, um einen Blick hinter die Fassade der fast 700-jährigen > Gemäuer des > Baudenkmals in der Balduinstraße 38 zu werfen. > Von SZ-Mitarbeiter Frank Faber > St. Wendel. Es wurde still im historischen Weinkeller als der Historiker > Roland Geiger mit seinem Vortrag begann. „Genau dort wo wir uns > befinden war > einmal die Krypta der Kapelle“, erläuterte Geiger eingangs. Ein paar > Meter > weiter entfernt, im heutigen Innenhof, befand sich der ehemalige Friedhof > der Maria-Magdalena-Kapelle. „Bei Grabungen um 1960 ist man dort auf > menschliche Gebeine gestoßen“, erzählte Geiger. > Am 23. September im Jahre 1318 wurde die Kapelle erstmals urkundlich > erwähnt. „Ich persönlich halte es für unwahrscheinlich, dass der > Heilige > Wendelinus hier in der Kapelle ursprünglich sein Grab hatte, sonst wäre > sie wohl > Wendelinus-Kapelle genannt worden“, meinte Geiger. Im Laufe der Jahre > hat das > Bauwerk des Öfteren sein Aussehen verändert. 1515 geschah eine Zäsur, > als > im Pfarrhof ein Feuer ausbrach und auch die Kirche heimsuchte und > verwüstete. Ein weiterer Brand ereignete sich im Jahre 1589. „Dann > kommen die > Franzosen, und alles wird anders“, schlug der Referent ein neues > Kapitel auf. Im > Jahre 1795 wurde die Glocke entfernt, und die Kapelle in ein Hafermagazin > umgewandelt. Mit dem Beginn der Jahrhundertwende wurde das Gebäude als > Schule genutzt. Bis zur Abtrennung des Saargebiets nach dem Versailler > Vertrag > ist das Finanzamt einer höheren Behörde, mit Sitz in Ottweiler > unterstellt. > Dann wurde es auf Kreisebene herunter gebrochen und in St. Wendel > eingerichtet. Dessen neuer Sitz wurde 1921 die Magdalenenkapelle. > Im Januar 1935 kamen infolge der ersten Saarabstimmung die > Nationalsozialisten ganz offiziell ins Saargebiet, und auch nach St. > Wendel. Unter dem > Gewerbelehrer Peter Zewen richteten sie in der ehemaligen Kapelle ihre > Kreiszentrale ein, der die Hitlerjugend folgte. „Deshalb wird das > Gebäude im > Volksmund oft „das Braune Haus“ genannt“, merkte Geiger an. Im März > 1945 kehrte > dann das Finanzamt wieder zurück, ehe zehn Jahre später die Stadt-und > Kreisbücherei einzog. In den 1970 er Jahren war das Gebäude vom Abriss > bedroht. > „Stadt hat kein Geld zum Ankauf des Hauses“, stand als Überschrift in > dem > Artikel der SZ. Die Veröffentlichung wies deutlich auf die bedrohliche > Situation des Gebäudes hin. Das Architektenehepaar Hanns und Liesel > Schönecker > aus Bliesen erwarb schließlich das Gebäude von der Kirchengemeinde und > sanierte es von Grund auf. Heute wird es als Gast- und Wohnhaus genutzt. > Johannes Naumann beleuchtete in seinem Vortrag die Kunstgeschichte der > Maria-Magdalena-Kapelle „Der Baustil passt mitten in die Gotik und ist > sehr > qualitätsvoll“, meinte Naumann. Es sei zu vermuten, dass in der Zeit > zwischen 1280 > bis 1320 an der Kirche gebaut wurde. „Das belegt ja auch die > Urkunde“, so > Naumann. Insgesamt 40 Besucher tauchten mit den beiden Referenten am Tag > des > offenen Denkmals in die Geschichte ein. > Auf einen Blick > > Neben der Maria-Magdalena-Kapelle war die Burganlage und das Museum für > Mode und Tracht in Nohfelden am landesweiten Tag des offenen Denkmals im > Landkreis St. Wendel beteiligt. In Nohfelden, so teilte die > Gemeindeverwaltung > auf SZ-Anfrage mit, wurden 25 Besucher gezählt. Die geplanten > Vorführungen > des alten Handwerks auf der Burg konnten wegen heftiger Regenfälle nicht > stattfinden. frf > --------------- > In eigener Sache dazu: > In Vorbereitung meines Vortrages habe ich alle Daten zusammengetragen, > deren ich in Bezug auf die Kapelle habhaft werden konnte. Daraus ist ein > 56-seitiges Heft mit etlichen Schwarz-Weiß-Abbildungen geworden, das > sich mit der > Geschichte des Gebäudes von 1318 bis vorgestern beschäftigt. > Wer ein Exemplar möchte, erhält dieses entweder in der Buchhandlung > Klein > in St. Wendel oder direkt bei mir. Der Preis beträgt 6 Euro (plus ggf. > Versandkosten 1 Euro als Büchersendung). > Roland Geiger > -- Empfehlen Sie GMX DSL Ihren Freunden und Bekannten und wir belohnen Sie mit bis zu 50,- Euro! https://freundschaftswerbung.gmx.de
Date: 2011/09/19 11:11:15
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
From: Renate Lafer
<renate.lafer(a)uni-klu.ac.at> Date: 19.09.2011 Subject: Rez. AG: K. Matijevic: Zeugnisse im Norden Obergermaniens ------------------------------------------------------------------------ Matijevic, Kresimir: Römische und frühchristliche Zeugnisse im Norden Obergermaniens. Epigraphische Studien zu unterer Mosel und östlicher Eifel (= Pharos 27). Rahden: VML Verlag Marie Leidorf 2010. ISBN 978-3-86757-255-2; 485 S.; EUR 54,80. Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Renate Lafer, Institut für Geschichte, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt E-Mail: <renate.lafer(a)uni-klu.ac.at> In den letzten Jahren wurden zahlreiche Online-Datenbanken zu epigraphischen Denkmälern ins Leben gerufen, womit gezielte inhaltliche oder regionale Suchabfragen wesentlich erleichtert wurden. Die Inschriften sind darin meist nur spärlich bis gar nicht kommentiert und in der Regel ohne Fundzusammenhänge aufgelistet; sie verfolgen vor allem das Ziel, dem Leser Basisinformationen für eine weitere Bearbeitung der Objekte zu geben. Einerseits bringen derartige Online-Publikationen aufgrund ihrer ausgefeilten Such- und Abfragemöglichkeiten mitunter eine Ersparnis an Zeit- und Arbeitsaufwand mit sich, andererseits fehlen darin jedoch die ebenfalls wichtigen Hinweise auf Fundzusammenhänge, forschungsgeschichtliche Details oder text- und übersetzungskritische Ansätze. Aus diesem Grunde kommt man bei der Aufarbeitung epigraphischer Dokumente wohl meist nicht umhin, ebenfalls Inschriftencorpora oder einschlägige, regional ausgerichtete Inschriftenpublikationen zu Rate zu ziehen. Gerade neueren Publikationen mit aktuellen Daten zu den jeweiligen Dokumenten kommt hierbei eine große Bedeutung zu. Mit der vorliegenden Studie versucht Kresimir Matijevic einer solchen Zielstellung gerecht zu werden: Er stellt epigraphische, zum geringen Teil auch anepigraphische Denkmäler des nördlichen Obergermanien mit ausführlichen Beschreibungen sowie text- und literaturkritischen Kommentaren vor. Hervorgegangen ist diese Publikation aus Vorarbeiten zum Ergänzungsband des CIL XIII, 2 (Ober- und Niedergermanien), als dessen Projektmitarbeiter der Verfasser bereits langjährige Erfahrungen wie auch Material zu diesen beiden Provinzen sammeln konnte. Zusammengestellt sind in der vorliegenden Monographie die Inschriften aus dem nördlichen, linksrheinischen Obergermanien, also die Denkmäler aus den Steinbruchgebieten der östlichen Eifel (Brohltal und Pellenz), des Vinxtbaches, aus Mayen und Umgebung sowie aus Kobern-Gondorf. Der Hauptteil des Buches ist in vier große Unterabschnitte geteilt, welche den erwähnten Regionen der Germania superior gewidmet sind. Einer historisch-geographischen Einleitung in die entsprechenden Fundplätze folgt jeweils der Inschriftenkatalog mit abschließender Gesamtauswertung. Ein Abbildungs- sowie Literaturverzeichnis, eine Konkordanz und Indices, nach Göttern, Namen, Quellen und topographischen Gegebenheiten geordnet, stehen am Ende der Studie. Der erste Abschnitt ist den Steinbruchinschriften der östlichen Eifel gewidmet. Die hier gefundenen epigraphischen Dokumente sind im Wesentlichen - bis auf zwei tabulae ansatae zur Markierung von Abbauzonen militärischer Einheiten - recht einfach gehaltene Weihinschriften von Heeresabordnungen für bestimmte Gottheiten. Bei der zusammenfassenden Auswertung der Funde kommt der Verfasser zum Ergebnis, dass eine derartige Präferenz für Weihungen wohl auf die Dankbarkeit der Soldaten für heil überstandene Steinbrucharbeiten zurück zu führen sei. Grabinschriften sind dagegen in diesem Gebiet wohl keine gesetzt worden, da die Angehörigen der entsprechenden militärischen Einheiten es offenkundig bevorzugten, an einem anderen Ort bestattet zu werden. Hinsichtlich der Datierung ergibt sich ebenfalls ein interessantes Ergebnis: Der Steinabbau vom Brohltal ist wohl nicht, wie bisher angenommen, bereits mit dem beginnenden 2. Jahrhundert durch den Abbau in Kruft abgelöst worden; die Datierung einiger Inschriften in das späte 2. oder möglicherweise sogar noch 3. Jahrhundert spricht dagegen (S. 192f.). In diesem Zusammenhang wäre meines Erachtens die Zusammenarbeit mit Geologen zur Untersuchung der Tuffsteindenkmäler der Umgebung ein lohnendes Projekt. Möglicherweise könnte auf diese Weise eine nähere zeitliche Eingrenzung für die beiden Abbaugebiete gefunden werden. Die Auswertung des religiösen Weiheverhaltens ist wenig überraschend, wurden doch vom Militär häufig Iuppiter Optimus Maximus und hier im Speziellen mit Rücksicht auf die Steinbrucharbeiten Hercules Saxanus oder die Göttin des Handwerkes, Minerva, angerufen. Während die wenigen Weihinschriften und -altäre vom Vinxtbach ebenfalls als inhaltlich nicht sehr ergiebig bezeichnet werden können, sind die Denkmäler aus Mayen und Umgebung und jene aus Kobern-Gondorf inhaltlich und optisch wieder ansprechender. Der Basaltabbau in der Umgebung von Mayen und die wirtschaftliche Prosperität in diesem Gebiet, in dem auch viele villae rusticae errichtet wurden, brachten es mit sich, dass die Denkmäler mit einem größeren finanziellen Aufwand gestaltet wurden. Leider lässt sich die Datierung einiger Dokumente durch Matijevic nicht recht nachvollziehen, zuweilen bleiben seine Interpretationen unklar.[1] Interessant sind sodann auch die Inschriften aus dem letzten Untersuchungsgebiet Kobern-Gondorf, zumal Matijevic hier neben vielen christlichen Inschriften auch verschollene Dokumente oder Neufunde vorstellen kann. Zusammenfassend lässt sich der vorliegende Inschriftenkatalog für das nördliche Obergermanien als gelungene epigraphische Regionalstudie mit teilweise interessanten Auswertungsergebnissen beschreiben. Neben gut lesbaren photographischen Aufnahmen bzw. Umzeichnungen der Denkmäler zeichnet sich die Studie vor allem durch ihre Aktualität aus, bietet doch der detaillierte kritische Anmerkungs- und Literaturapparat zu den einzelnen Denkmälern jeweils den neuesten Forschungsstand. Bei der Datierung der Objekte kann man sich allerdings einige Male des Eindrucks nicht erwehren, dass Inschriften ohne genaue Datierungskriterien vom Verfasser automatisch in die Zeit der größten Inschriftenverbreitung im 2. und 3. Jahrhundert datiert wurden. Um - wie es so oft bei der Datierung von Inschriften ohne Datierungshinweise geschieht - einen Zirkelschluss zu vermeiden, wäre es daher besser gewesen, in solchen Fällen anzudeuten, dass eine derartige chronologische Einordnung lediglich möglich, aber nicht zwingend ist. Ebenfalls dürfte der Begriff titulus von Matijevic mitunter nicht wortgerecht gebraucht sein, wird doch etwa auch ein reliefierter Altar für die Nymphae (S. 239, Kat. Nr. 3) als solcher bezeichnet. Anmerkung: [1] Vgl. beispielsweise S. 258f., Kat. Nr. 67: Hier ist von einem M[ar?]cius Iu[cu]ndus und seiner Gattin Bi[ctor?]ia Rest[it]uta die Rede, deren Namen laut Matijevic unter anderem darauf hindeuten, dass man hier von einer wohlhabenden einheimischen Familie ausgehen könne. S. 259f., Kat. Nr. 68: Hier stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien sich ein Fragment mit sieben Buchstabenresten in das 2./3. Jahrhundert datieren lässt. S. 282, Kat. Nr. 74: Laut Verfasser datieren Weihinschriften für Gottheiten mit vorangestelltem deus/dea in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts, häufiger allerdings in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts. Eine Begründung fehlt allerdings. S. 282f., Kat. Nr. 75: Weshalb handelt es sich hier um eine Weihinschrift, da nur drei unsicher zu lesende Buchstaben auf diesem Fragment ersichtlich sind? Auch diese Inschrift wird wieder in das 2./3. Jahrhundert datiert. Auch S. 283f., Kat. Nr. 76 scheint aufgrund des allgemeinen Usus von Matijevic automatisch in diese Zeit gesetzt zu sein. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Udo Hartmann <hartmannu(a)geschichte.hu-berlin.de> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-3-173> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2011 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU. Falls Sie Fragen oder Anmerkungen zu Rezensionen haben, dann schreiben Sie bitte an die Redaktion von H-Soz-u-Kult: <hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de> _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de _________________________________________________ |
Date: 2011/09/19 11:13:25
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Konf: Chlodwigs Welt. Organisation von Herrschaft um 500 -
Weingarten
09/11 ------------------------------------------------------------------------ Dr. Dieter R. Bauer, Stuttgart; Prof. Dr. Mischa Meier, Tübingen; Prof. Dr. Steffen Patzold, Tübingen 30.09.2011-02.10.2011, Weingarten, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart Vor 1500 Jahren (511) starb mit dem Frankenherrscher Chlodwig eine der Gründungsgestalten Europas. In einer Umbruchsituation sondergleichen suchte er an das zerfallende römische Erbe anzuschließen, schuf gegen größte Widerstände ein geeintes fränkisches Großreich und prägte damit sowie nicht zuletzt mit seiner Entscheidung, das Christentum in katholischer Form anzunehmen, wirkmächtig die weitere Entwicklung. Das Gedenkdatum gibt nun Anlass, weniger den Aufstieg Chlodwigs und die Entstehung des Merowingerreiches minutiös nachzuzeichnen als vielmehr über Probleme nachzudenken, die sich unweigerlich ergeben, wenn man versucht, das politische Handeln Chlodwigs und seiner Zeitgenossen zu analysieren und zu verstehen. Um die Bedingungen und Ausdrucksformen politischer Praxis in dieser Zeit mit neueren methodischen Ansätzen konkreter zu fassen und so einen Beitrag zur Frage nach den vielfältigen Facetten der Transformationsprozesse zwischen Spätantike und Frühmittelalter zu leisten, werden die unterschiedlichen Ebenen untersucht, auf denen sich Politik realisieren konnte: die Reichsebene, geographische Großräume, einzelne Regionen und Städte. Gesonderte Aufmerksamkeit gilt in diesem Zusammenhang dem Papst und den oströmischen bzw. byzantinischen Patriarchen. Leitfragen zielen dabei unter anderem auf das "Imperium" als Referenzrahmen, die Repräsentation von sowie die Konkurrenzen um Herrschaft, Institutionalisierung und Verstetigung von Herrschaft, die Ausdifferenzierung geographischer, gesellschaftlicher und ideeller Herrschaftsräume (z.B. "geistlich" und "weltlich"), Formen von Klientelbildung, aber auch auf Tradition, Imitation, Kommunikation und Transformation. Besonders diejenigen, die sich wissenschaftlich mit der Zeit um 500 n.Chr. beschäftigen, darüber hinaus aber auch alle anderen an der Sache Interessierten laden wir herzlich nach Weingarten ins Tagungshaus der Akademie ein. ------------------------------------------------------------------------ Freitag, 30. September 2011 10.30 Uhr Begrüßung (mit einleitenden Informationen) - Einführung in das Tagungskonzept Prof. Dr. Steffen Patzold / Prof. Dr. Mischa Meier 11.15 Uhr I. Die Herrschaft Chlodwigs - konzeptionelle Probleme und Zugriffsmöglichkeiten - Chlodwig zwischen Biographie und Quellenkritik Prof. Dr. Matthias Becher, Bonn - Der strukturelle Ansatz Prof. Dr. Bernhard Jussen, Frankfurt a.M. 13.00 Uhr Mittagessen 14.30 Uhr II. Imperium und Kaisertum - Transformationen des römischen Kaisertums - das Kaisertum als Option Prof. Dr. Hartmut Leppin, Frankfurt a.M - Das Jahr 476 und die Folgen Prof. Dr. Mischa Meier, Tübingen 16.30 Uhr Kaffee/Tee 17.00 Uhr III. Großräume I - Gallien um 500, Überlegungen zur Integration römischer Substrukturen in die fränkische Herrschaft Prof. Dr. Stefan Esders, Berlin Odoakar und Theoderich - Herrschaftsmodelle nach dem Ende des Kaisertums im Westen Prof. Dr. Hans-Ulrich Wiemer, Erlangen Samstag, 1. Oktober 2011 9.00 Uhr IV. Großräume II - Herrschaft "am Ende der Welt"? Die Iberische Halbinsel post Romam Dr. Sabine Panzram, Hamburg/Madrid - The World of Hugleik, The Adaptation of Southern Scandinavia to a Changing World AD 450-600 Dr. Karen Høilund Nielsen, Århus 10.45 Uhr Kaffee/Tee 11.15 Uhr V. Regionen - Ethnische Identität und Imitatio imperii in den Kodifikationen der Barbarenkönige Prof. Dr. Karl Ubl, Köln - Das Königtum als Medium fränkischer Herrschafts- und Gesellschaftsorganisation um 500 Dr. Stefanie Dick, Kassel 13.00 Uhr Mittagessen 14.45 Uhr Handlungsspielräume römischer Heermeister um 500 n. Chr. Anne Poguntke M.A., Tübingen - The Political Structure of the Burgundian Kingdom Prof. Dr. Ian Wood, Leeds 16.30 Uhr Kaffee/Tee 17.00 Uhr Ein christlicher Herrscher - Ansichten des Bischofs Avitus von Vienne PD Dr. Uta Heil, Erlangen Sonntag, 2. Oktober 2011 9.30 Uhr VI. Die lokale Ebene - Bischöfe und die Organisation lokaler Herrschaft in Gallien um 500 Prof. Dr. Steffen Patzold, Tübingen - Recht und die Transformationen aristokratischer Herrschaft in den Städten des Westens, 4.-6. Jahrhundert Dr. Sebastian Schmidt-Hofner, Heidelberg 11.15 Uhr Kaffee/Tee 11.30 Uhr Between Capital and Countryside - Municipal and Provincial Elites in Early Byzantium Dr. Avshalom Laniado, Tel-Aviv - Lokale Herren um 500 Rang und Macht im Spiegel der Bestattungen Prof. Dr. Sebastian Brather, Freiburg i.Br. 13.15 Uhr Mittagessen 14.45 Uhr VII. Rom und Byzanz - Zwischen Byzanz und Ravenna. Das Papsttum an der Wende zum 6. Jahrhundert Prof. Dr. Hanns-Christof Brennecke, Erlangen - Finanzpolitik und Herrschaftspraxis in Byzanz Prof. Dr. Wolfram Brandes, Frankfurt a.M. 16.30 Uhr Abschließende Gesprächsrunde ------------------------------------------------------------------------ Prof. Dr. Mischa Meier Universität Tübingen mischa.meier(a)uni-tuebingen.de Homepage <http://www.akademie-rs.de/aktuell_einzel.html?tx_crieventmodule_pi1[showUid]=30692> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=17265> |
Date: 2011/09/21 08:16:24
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
12 Meter hohe stählerne Einladung mehr über den Vicus zu erfahrenMonumentales Stahlgerüst erzählt die Geschichte des Pfeilergrabmals und die des römischen Vicus im WareswaldDas Visualisierungsmodell des römischen Pfeilergrabmals im Wareswald bei Tholey ist offiziell eingeweiht worden. Rund um die 12 Meter hohe Stahlkonstruktion erfährt der Besucher alles Wissenswerte über die Geschichte des Pfeilergrabmals und den römischen Vicus im Wareswald.Von SZ-Mitarbeiter Frank FaberTholey. Beim ersten Blick auf das monumentale Stahlgerüst denkt der Betrachter vielleicht an einen riesigen Bleistift, oder eine gigantische Pfeilspitze. Erst wenn er sich der Konstruktion nähert, sieht er klarer, und erfährt das es sich um ein Vusualisierungsmodell des Pfeilergrabmals im Wareswald handelt, dass römische Geschichte erzählt und sichtbar macht. „Es wurde bewusst kein Nachbau des Pfeilergrabmals gewählt. Eine abstrakte Konstruktion soll dem Betrachter die Größe des Grabmals vor Augenführen“, erklärt Christian Kaster, der Geschäftsführer der Terrex gGmbH. Das ursprüngliche Pfeilergrabmal, dass im letzten Viertel des zweiten Jahrhunderts nach Christus an der Römerstraße am Ortseingang des Vicus Wareswald gebaut wurde, war etwa 14 Meter hoch. „Das Visualisierungsmodell soll das Entré für die Ausgrabungen sein“, sagt Kaster weiter. Bewusst habe man sich gegen einen 1:1-Nachbau des Grabmonumentes aus der Römerzeit entschieden. „Die gewählte Präsentationsform soll den Besucher zum Abenteuer Wissenschaft einladen, dabei seine Fantasie anregen“, so Professor Wolfgang Adler vom Landesdenkmalamt. Im wahrsten Sinne des Wortes, denkt der Archäologe, bilde das Stahlgerüst einen Rahmen, der grob die Form, die Dimension und die Proportion vorgebe. Die tatsächlich gefundenen Relikte seien eher spärlich. „Wir haben 1000 Fragmente gefunden“, informiert der Archäologe Klaus-Peter Henz, Terrex-Projektleiter der Grabung im Wareswald.. Ganz wichtig sei, führt Henz an, dass die Visualisierung nicht die Überreste des Denkmals im Boden zerstöre. An dem Pfeiler wurden Abgüsse der 20 schönsten gefundenen Reliefstücke angebracht, wie Nachbildungen von Körperteilen, Töpfen oder Weintrauben. Alles Wissenswerte ist auf mehreren Info-Tafeln nachzulesen. Seinerzeit diente das Pfeilergrabmal einer reichen Familie aus dem Vicus Wareswald der Repräsentation und Zuschaustellung von Macht und Wohlstand. Künftig soll der Pfeiler auf das sich im Aufbau befindliche Freiluftmuseum im Wareswald hinweisen. „Das Monument ist die Eingangstür zur Ausgrabungsstätte im Wareswald“, sagt Bürgermeister Hermann Josef Schmidt. Durch das stählerne Bauwerk werde ein Stück Tholeyer Geschichte aus der Römerzeit nachhaltig lebendig, und das auch demnächst in den dunklen Abendstunden. „Wir werden das Pfeilergrabmal entsprechend beleuchten“, kündigt Schmidt an. Das Visualisierungsmodell ist ein Teilprojekt innerhalb des Gesamtprojektes „St. Wendeler Land-steinreich“ der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land (Kulani). |
Date: 2011/09/22 20:51:49
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Der Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. veranstaltet am: 24.09.2011 Führung durch den Kasbruch - Eine geführte Wanderung zu den Bodendenkmäler aus der gallo - römischen Besiedlungszeit. Treffpunkt: Parkplatz am Wasserwerk in Wellesweiler. Beginn 14.00 Uhr. Es führt Hans Günther Sachs. Die Führung ist kostenlos.
Date: 2011/09/23 21:41:04
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Konf: Das Bild vom Mittelalter. 15. Kolloquium Akademie in Friesach -
Friesach
10/11 ------------------------------------------------------------------------ Institut für Geschichte, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt; Stadt Friesach 27.10.2011-30.10.2011, Friesach, Festsaal Fürstenhof, Fürstenhofplatz 1 Akademie Friesach In der sehenswerten Mittelalterstadt Friesach in Kärnten, wo 2009 mit dem Bau einer Burg mit mittelalterlichen Methoden begonnen wurde, hat bereits 1990 das Institut für Geschichte an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt gemeinsam mit der Stadt Friesach eine internationale transdisziplinäre Kolloquiumsreihe eingerichtet, die ausgewählte Themenfelder zur Geschichte Europas mit Schwerpunkt Alpen-Adria-Raum bearbeitet. Das Bild vom Mittelalter Die diesjährige 15. Tagung widmet sich unserem "Bild vom Mittelalter". In drei breit gefächerten Sektionen ("Das Mittelalter und die 'Künste'"; "Das Mittelalter in der Bildung"; "Das Mittelalter im Vereinswesen") wird das Faszinosum "Mittelalter" für Menschen von heute von Fachleuten verschiedener Disziplinen beleuchtet. Damit soll die transdisziplinäre Diskussion zum Phänomen "Mittelalterrenaissance im 21. Jahrhundert" angeregt und zugleich das "echte" Mittelalter einem breiten interessierten Publikum näher gebracht werden. ------------------------------------------------------------------------ Donnerstag, 27.10.2011 19.00 Uhr Begrüßung und Einführung in die Thematik Abendvortrag: Unser Mittelalter. Das Denken über das Mittelalter heute (Prof. Mag. Dr. Johannes Grabmayer, Univ. Klagenfurt) Freitag, 28.10.2011 Das Mittelalter und die "Künste" 10.00 Uhr Kinder-, Jugend- und Fantasyliteratur (Prof. Dr. Ina Karg, Univ. Göttingen) 11.00 Uhr Der Mittelalter-Roman (Claudia Zdolsek, Univ. Klagenfurt) 12.00 Uhr Mittagspause 14.00 Uhr Das Nibelungenlied im Theater (Mag. Susanne Schul, Univ. Kassel) 15.00 Uhr Das Mittelalter in der zeitgenössischen Musik (Prof. Dr. Günter Zimmermann, Univ. Wien) 16.00 Uhr Pause 16.30 Uhr Mittelalterfilme (PD Dr. Michael Mecklenburg, Univ. Kassel) 17.30 Uhr Mittelalter-Spiele (Andreas Ahammer, Univ. Klagenfurt) 20.00 Uhr Empfang Samstag, 29.10.2011 10.00 Uhr Schule und Universität (Dr. Nicola Brauch, Univ. Freiburg) 11.00 Uhr Ausstellungen und Museen (Dr. Franz Glaser, Landesmuseum Kärnten, Klagenfurt) 12.00 Uhr Mittagspause 14.00 Uhr Besuch der Burgbaustelle 16.00 Uhr Mittelalter-Dokumentationen (Dr. Simona Slanicka, Univ. Bielefeld) 17.00 Uhr Das Mittelalter im Internet (Dr. Christian Domenig, Univ. Klagenfurt) 19.30 Uhr Stadtführung mit Nachtwächter Sonntag, 30.10.2011 09.30 Uhr Burgenvereine (Mag. Olaf Wagener, Univ. Heidelberg) 10.30 Uhr Mittelaltervereine (Dr. Marcel Dorfer, Soldknechte Compania Carantania, Klagenfurt) ------------------------------------------------------------------------ Gerald Krenn Institut für Geschichte Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ++43 (0) 463 2700 2277 ++43 (0) 463 2700 2299 akademie.friesach(a)uni-klu.ac.at Homepage <http://wwwg.uni-klu.ac.at/af/> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=17308> _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de _________________________________________________ |
Date: 2011/09/23 21:45:39
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Konf: Herrscherurkunden für Empfänger in Lothringen, Oberitalien und Sachsen (9.-12. Jahrhundert) - Magdeburg 10/11 ------------------------------------------------------------------------ Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, Historisches Seminar, Universität Leipzig; Lehrstuhl für Historische Hilfswissenschaften und Archivkunde, Historisches Seminar, Universität Bonn; Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt 06.10.2011-08.10.2011, Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Brückstraße 2, Magdeburg Vom 6. bis 8. Oktober 2011 richtet das Landeshauptarchiv in Magdeburg die gemeinsam mit den Historischen Seminaren der Universitäten Bonn und Leipzig, der Historischen Kommisssion für Sachsen-Anhalt e. V. und in Verbindung mit dem Zentrum für Mittelalterausstellungen Magdeburg veranstaltete Internationale Tagung »Herrscherurkunden für Empfänger in Lothringen, Oberitalien und Sachsen (9.-12. Jahrhundert)« aus. Neben einer während der Tagung im Dienstgebäude Brückstraße 2 präsentierten Ausstellung ottonischer und salischer Kaiser- und Königsurkunden lädt das Programm am 6. Oktober 2011 um 19.00 Uhr auch zu einem öffentlichen Abendvortrag ein. Das Thema des von Prof. Dr. Wolfgang Huschner, Lehrstuhlinhaber für Mittelalterliche Geschichte am Historischen Seminar der Universität Leipzig gehaltenen Vortrags lautet »Medien des Mittelalters: Herrscherurkunden mit außergewöhnlichen Erscheinungsbildern«. ------------------------------------------------------------------------ Donnerstag, 6. Oktober 9.15-10.00 Uhr Grußworte von Holger Stahlknecht (Minister des Innern des Landes Sachsen-Anhalt) und Dr. Lutz Trümper (Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg) sowie Einführung in das Thema 10.00-10.30 Uhr Reinhard Härtel (Graz): Herrscherurkunden für das Patriarchat Aquileja: Wann? Wozu? Wie? 10.30-11.00 Uhr Francesco Roberg (Marburg): Herrscherurkunden für Trier und Trierer Fälschungen. Eine Bestandsaufnahme 11.00-11.15 Uhr Diskussion 11.15-11.30 Uhr Kaffeepause 11.45-12.15 Uhr Antonella Ghignoli (Florenz): Salische Diplome für die erzbischöfliche Kirche von Ravenna 12.15-12.45 Uhr Wolfgang Huschner (Leipzig): Ottonische und salische Diplome für die erzbischöfliche Kirche von Magdeburg 12.45-13.00 Uhr Mittagspause 14.00-14.30 Uhr Benoît-Michel Tock (Straßburg): Diplome für die bischöfliche Kirche von Cambrai 14.30-15.00 Uhr Alexis Wilkins (Brüssel): Diplome für die bischöfliche Kirche von Lüttich 15.00-15.30 Uhr Joachim Dahlhaus (Heidelberg): Diplome für die bischöflichen Kirchen von Metz und Toul 15.45-16.00 Uhr Kaffeepause 16.15-16.45 Uhr François Bougard (Paris): Les diplômes des fonds ecclésiastiques de Plaisance 16.45-17.15 Uhr Karina Viehmann (Leipzig): Diplome des 9. und 10. Jahrhunderts für die bischöfliche Kirche von Parma 17.15-17.45 Uhr Marie Schmidt (Leipzig): Die Diplome Berengars I. für Bischof Petrus von Reggio Emilia (900-915) und seine Kirche 17.45-18.00 Uhr Diskussion 19.00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag: Medien des Mittelalters: Herrscherurkunden mit außergewöhnlichen Erscheinungsbildern Freitag, 7. Oktober 2011 9.00-9.30 Uhr Tom Graber (Leipzig/Dresden): Die ältesten Herrscherurkunden für die bischöfliche Kirche von Meißen 9.30-10.00 Uhr Markus Cottin (Merseburg): Herrscherurkunden für geistliche Institutionen in Merseburg - Forschungsstand und neue Erkenntnisse 10.00-10.15 Uhr Diskussion 10.15-10.30 Uhr Kaffeepause 10.30-11.00 Uhr Theo Kölzer (Bonn): Die Diplome für das Kloster St. Maximin vor Trier (9.-12. Jh.) 11.00-11.30 Uhr Michel Margue (Luxemburg): In ditione et mundiburdio imperii. Herrscherurkunden für das Kloster Echternach zwischen Tradition und Reform 11.30-12.00 Uhr Michele Ansani (Pavia): Diplomi per S. Salvatore di Pavia 12.00-12.30 Uhr Diskussion 12.30-13.30 Uhr Mittagspause 13.30-14.30 Führung durch das Landeshauptarchiv Magdeburg 14.30-15.00 Uhr Sebastian Roebert (Leipzig): Diplome des 9. und 10. Jahrhunderts für S. Maria Theodota Pavia 15.00-15.30 Uhr Nicolangelo D'Acunto (Mailand/Brescia): Diplome für das Kloster S. Ambrogio zu Mailand (9.-12. Jh.) 15.30-15.45 Uhr Diskussion 15.45-16.15 Uhr Kaffeepause 16.15-16.45 Uhr Karl Heinrich Krüger (Havixbeck): Das DF I. 11 von 1152 als 'Magna Charta' für das Kloster Corvey. Beobachtungen zur Entwicklung der Corveyer Immunitätsprivilegien 16.45-17.15 Uhr Ingrid Würth (Halle): Diplome für das Kloster Nienburg (10. Jh.) 17.15-17.30 Uhr Diskussion Samstag, 8. Oktober 2011 9.00-9.30 Uhr Andrea Stieldorf (Bamberg): Texte als Waffen? Die Rechtsstellung des Klosters Oeren in Trier im Spiegel seiner Herrscherurkunden 9.30-10.00 Uhr Cristina Mantegna S. Sisto di Piacenza e i suoi diplomi: riflessioni sulla documentazione pubblica nel medioevo 10.00-10.15 Uhr Diskussion 10.15-10.30 Uhr Kaffeepause 10.30-11.00 Uhr Thomas Vogtherr (Osnabrück): Halberstadt: Von karolingisch-ottonischer Urkundenfülle zu salisch-staufischer Normalität 11.00-11.30 Uhr Claudia Krahnert (Leipzig): Diplome für die Kanonissenstifte Quedlinburg und Drübeck (10.-12. Jh.) 11.30-12.00 Uhr Matthias Ludwig (Naumburg): Zeitz-Naumburg: Von der Nähe zum Herrscher an die Peripherie der Gunst 12.00-12.30 Uhr Diskussion 12.30-14.00 Uhr Mittagspause 14.00-14.30 Uhr Tobias Weller (Bonn): Diplome für weltliche Empfänger in Lothringen 14.30-15.00 Uhr Paolo Cammarosano (Trieste): Diplome für weltliche Empfänger in Oberitalien und der Toskana (850-1013) 15.00-15.30 Uhr Mathias Kälble (Leipzig/Dresden): Königtum und Adel in Sachsen im Spiegel der Herrscherurkunden für weltliche Empfänger 15.30-16.00 Uhr Diskussion 16.00-16.30 Uhr Kaffeepause 16.30-17.00 Herrscherurkunden für Empfänger in Lothringen, Oberitalien und Sachsen im Vergleich - Abschließende Diskussion ------------------------------------------------------------------------ Prof. Dr. Ulrike Höroldt Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Brückstr. 2, 39114 Magdeburg 0391/59806-0 0391/59806-600 poststelle(a)lha.mi.sachsen-anhalt.de Homepage <http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=32017> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=17332> |
Date: 2011/09/24 13:29:19
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
6. Deutsch Pennsylvanischer Tag Mennonitisches Gemeindezentrum
Weierhof Crayenbühlstraße 9 in 67295
Bolanden Sonntag, 16. Oktober 2011, 14.30 – 20.00
Uhr Veranstalter: Mennonitische Gemeinde
Weierhof (Kontakt: Jochen Schowalter, Tel. 06357/73
36) Deutsch
Pennsylvanischer Arbeitskreis e.V. (Kontakt: Dr. Michael Werner, Tel.
06136/7664546) unterstützt von: Fremdenverkehrsamt Pennsylvanien (Frankfurt am
Main) Veranstaltungsorte: Mennonitisches Gemeindezentrum, Weierhof bei
Bolanden (Pfalz) Der Eintritt ist frei. 14.30 Uhr Begrüßung: Frank Kessler (1. Vorsitzender des
Deutsch Pennsylvanischen Arbeitskreises) 14.45 Uhr Geführter Rundgang mit Dr. Horst Gerlach und Markus
Waltner über den Weierhof und durch die mennonitische
Forschungsstelle 15.30 Uhr Vortrag: Dr. Horst Gerlach (Mennonitische
Forschungsstelle) ʺDie Amischen in Europa – Anfänge in der Schweiz und in
Deutschland bis zu ihrem Ende im 19. Jhdʺ. 16.00 Uhr Kaffee und Kuchen 16.30 Uhr Musik: Michael Geib Auswanderer und Mundartlieder aus
der Pfalz, dem Saarland und Lothringen 16.45 Uhr Gastredner Don Breininger aus dem Weisenberg Township
in Pennsylvania: Geschichten und Sketche der Grundsau Lodges:
Einführung durch Dr. Michael Werner (2. Vorsitzender des
Deutsch Pennsylvanischen Arbeitskreises) 17.15 Uhr Musik: Michael Geib Auswanderer und Mundartlieder aus
der Pfalz, dem Saarland und Lothringen 17.30 Uhr Gastredner Don Breininger aus dem Weisenberg Township
in Pennsylvania: Geschichten und Sketche der Grundsau
Lodges 18.00 Uhr Musik: Michael Geib Auswanderer und Mundartlieder aus
der Pfalz, dem Saarland und Lothringen 18.15 Uhr Gastredner Don Breininger aus dem Weisenberg Township
in Pennsylvania: Geschichten und Sketche der Grundsau
Lodges (Ausklang ab ca. 18.30 Uhr im Gemeindehaus mit Möglichkeit
zum Abendessen) |
Date: 2011/09/25 21:30:39
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Heftner, Herbert: Alkibiades. Staatsmann und Feldherr (= Gestalten
der Antike). Darmstadt: Primus Verlag 2011. ISBN 978-3-89678-732-3; 240 S.; EUR 29,90. Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Sven Günther, Deutsche Schule Tokyo Yokohama E-Mail: <guenther(a)dsty.ac.jp> Anerkannter Politiker, begnadeter Redner und tatkräftiger Feldherr - das sind nach wie vor die gängigen, von antiken Autoritäten wie Thukydides und Xenophon vorformulierten modernen Urteile über Alkibiades (451-404 v.Chr.), einen der charismatischsten, aber auch umstrittensten Politiker des klassischen Athens. Opportunist, Demagoge und "Macchiavelli" der Antike - das sind demgegenüber bereits Wertungen der antiken Alkibiades feindlichen Literatur, die nach und nach auch wieder in die kritische Geschichtswissenschaft Einzug halten. Wie dieses von Widersprüchen gekennzeichnete Bild dieser die Politik Athens im letzten Drittel des 5. Jahrhunderts v.Chr. maßgeblich bestimmenden Figur zustande kommt, möchte der Wiener Althistoriker Herbert Heftner in seiner in der Reihe "Gestalten der Antike" erschienenen Biographie ergründen. Heftner ist damit zwar entgegen dem Klappentext des Verlages nicht der erste moderne Biograph dieser politischen Ausnahmeerscheinung[1], seine konzise und die Quellen kritisch abwägende Darstellung, die an seine wohlwollend aufgenommenen Studienbücher zur Römischen Republik erinnert[2] und wissenschaftlich fundiert in seiner Habilitationsschrift gründet[3], ist jedoch - um ein Gesamturteil vorwegzunehmen - als äußerst lesenswert einzustufen. Heftner beginnt seine Darstellung, die mit hilfreichen Endnoten versehen ist, dabei nicht, wie sonst in Althistorikerkreisen üblich, mit einem Überblick über Quellen und Forschungsliteratur, sondern geht gleich mediam in personam, zur Kindheit und Jugend von Alkibiades über (S. 11-40). Schon hier erweist sich Heftner als äußerst versierter Biograph in modernem Sinn, indem er nicht nur die Herkunft des Titelhelden, sondern auch den politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und geistigen Rahmen bei seinen Erwägungen mit in Betracht zieht. Dieser fruchtbringende Zugriff offenbart einerseits die hohe, aristokratische Abkunft des Alkibiades - väterlicherseits aus dem eupatridischen Hause des Kleinias, mütterlicherseits aus dem weithin bekannten und verzweigten Alkmeonidengeschlecht -, andererseits das politisch-gesellschaftliche Klima der entwickelten, jedoch für Demagogie anfälligen athenischen Demokratie in Form der "Herrschaft des ersten Mannes" Perikles, des Vormunds des Alkibiades nach dem Tod des Vaters in der Schlacht von Koroneia 447/46 v.Chr. Die geistig-kulturelle Blüte dieser Zeit vor dem Peloponnesischen Krieg, die sophistischen Rhetorikschulen sowie der in der antiken Literatur als Lehrer des Alkibiades so prominent erscheinende Sokrates werden mit ihrer Wirkung auf den jungen Aristokraten in gleichem Maße in Anschlag gebracht; die Wirkung des Sokrates auf die geistige Verfasstheit des sowohl hinsichtlich seiner Talente als auch seines Habitus exponierten wie extrovertierten Sprösslings wird von Heftner aber ob der problematischen Überlieferungslage zu Recht skeptisch beurteilt. Alkibiades' erste Umtriebe in der athenischen Politik nach einem militärischen Intermezzo im Vorfeld des Peloponnesischen Krieges bei Poteidaia 432 v.Chr. sind Gegenstand des zweiten Großkapitels (S. 41-116). Heftner bietet hier wiederum eine geschickte Verknüpfung von Ereignisgeschichte und Darstellung des persönlichen Ehrgeizes eines äußerst egozentrischen Aufsteigers. Die privaten Eskapaden und verbalen wie körperlichen Übergriffe kommen dabei ebenso zur Sprache wie die von Alkibiades bereits wahrgenommenen öffentlichen Funktionen, vor allem die Mitgliedschaft in der Kommission zur Neufestsetzung der Seebund-Tribute, bei der eine gewisse Nähe zum nach dem Tod des Perikles die Geschicke Athens lenkenden Kleon plausibel gemacht werden kann. Deutlich zeigt Heftner dann das kalkulierte Machtspiel, das Alkibiades nach der festgefahrenen Archidamischen Kriegsphase im Zuge des "faulen" Nikias-Friedens von 421 v.Chr. zwischen Athen und Sparta fuhr: Die Düpierung der spartanischen Gesandten vor der Ekklesia, die er zuvor im privaten Kreise als seine Gastfreunde noch in Zuversicht und Sicherheit gewogen hatte, und der damit erreichte Umschwung in der Bürgerschaft zugunsten eines gegen Sparta gerichteten (Kriegs-)Bündnisses mit Argos werden ebenso wie das hernach aus Zuckerbrot und Peitsche geschmiedete, letztlich jedoch allzu brüchige Bündnissystem auf der Peloponnes als rationale, risikoabwägende politische Meisterleistungen des Atheners verdeutlicht. Das innenpolitische Patt zwischen Alkibiades und Nikias, das auch das turbulente Ostrakismos-Verfahren von 416 v.Chr. nicht zu lösen vermochte, die Expansionsbestrebungen Athens bezüglich der Inselpolis Melos, die Thukydides in seinem berühmten Melierdialog als Exemplum für rigide Macht- und Realpolitik verarbeitete, sowie das prestigeträchtige, jedoch aufgrund der Diskrepanz zwischen aristokratischem Anspruch und demokratischem Ideal nicht unumstrittene siegreiche Auftreten des Alkibiades bei den Olympischen Spielen des Jahres 416 v.Chr. führen Heftner dann zu einer kurzen Zwischenbilanz (S. 79-86): Das in diesen Ereignissen deutlich werdende geltungsbedürftige Persönlichkeitsprofil von Alkibiades, gepaart mit einer äußerlich demokratisch verfassten athenischen Bürgerschaft, die innerlich jedoch weiterhin einer geschickten Demagogie Tribut und Ehrerbietung gezollt habe, dienen Heftner hernach auch als Erklärungsmuster für die letztliche Zustimmung zur Sizilienexpedition. Sowohl die undurchsichtige Überlieferung zum Hermenfrevel und den Mysterienexzessen als auch die konträren Forschungsmeinungen zur Rolle des Alkibiades werden dann von Heftner aufgearbeitet und hinsichtlich ihrer weiteren Auswirkung auf Alkibiades' Kommando bei der Sizilienexpedition, die nach seiner Abberufung katastrophal scheiterte, skizziert. Die auf Grund der Enthüllungen in der Heimat erfolgte Abberufung des Feldherrn, die darauf folgende spektakuläre Flucht ins Exil und die Aburteilung wegen dieses offenbaren Schuldeingeständnisses führen Heftner sodann ins dritte Kapitel (S. 117-189), das vom Exil bis zum Tode reicht. Der Seitenwechsel zu den Spartanern, die Alkibiades bereitwillig als Informanten aufnahmen, jedoch machtpolitisch kaltstellten, sowie die gescheiterten Ränkespiele mit den athenischen Oligarchen zeigen erneut eindrucksvoll die Begabung des Alkibiades zum Taktieren. Sie bilden zugleich die Vorgeschichte zu Alkibiades' abermaligen Eingreifen in die Athener Politik: Er nutzt die sich ihm bietende günstige Gelegenheit und stellt sich der demokratischen Bewegung gegen die in Athen mittlerweile etablierte oligarchische Herrschaft der 400 zur Verfügung. Heftner macht hier deutlich, wie die teils zufälligen Ereigniskollisionen und die militärischen Erfolge zum Stimmungsumschwung zugunsten des Alkibiades in Athen führten und dieser seine zunächst triumphale Rückkehr auf die politische Bühne Athens feiern konnte. Das fast im gleichen Atemzug erfolgte erneute Drehen des Schicksalsrades durch den militärisch-taktischen Missgriff bei der Ausübung des Flottenkommandos und der daraufhin erfolgten Niederlage bei Notion 407 v.Chr. bildet dann bei Heftner den Auftakt des Endes der umstrittenen Führungspersönlichkeit: Das Scheitern einer Rückberufung nach dem Arginusen-Prozess dürfte so dem auf der Chersones im Exil als Feudalherr lebenden Alkibiades vor Augen geführt haben, dass seine Zeit abgelaufen war. Dies zeigt auch sein letzter Einmischungsversuch vor der kriegsentscheidenden Schlacht bei Aigospotamoi 405 v.Chr., bei dem seine isolierte Stellung ohne jeglichen politischen Rückhalt gegenüber den befehlenden Strategen mehr als deutlich wird. In der Analyse der widersprüchlichen Berichte über Alkibiades' Ermordung nach der Übersiedlung zum persischen Satrapen Pharnabazos kann Heftner wahrscheinlich machen, dass es sich nicht um eine lokale Racheaktion einer Familie wegen einer verführten Verwandten oder eine eifersüchtige Intrige des Satrapen Pharnabazos um die rechtzeitige Warnung des Perserkönigs Artaxerxes II. vor einem Aufstand seines Bruders Kyros handelte. Vielmehr dürfte es ein Auftragsmord der von Lysander nach der Niederlage in Athen installierten "Tyrannis der Dreißig" gewesen sein, der Alkibiades das Leben kostete. Im abschließenden Kapitel wirft Heftner den Blick auf die im Urteil über Alkibiades stark differierende antike wie moderne Literatur (S. 191-207). In Auseinandersetzung mit den teils bewundernden, teils verdammenden Stimmen über die Persönlichkeit und das Wirken des Alkibiades relativiert Heftner einerseits zu Recht die konkreten Leistungen des Politikers und Feldherrn, macht andererseits jedoch auch die antike wie moderne Faszination deutlich, die von seinem charismatischen Auftreten ausgeht. Indem er ihn in die Widersprüchlichkeit der athenischen Demokratie dieser Zeit einordnet, die zwar theoretisch das Gleichheitsideal beanspruchte, jedoch in der Praxis weiterhin von Führungsfiguren abhängig war, zeigt er deutlich auf, dass das Handeln der Einzelpersönlichkeiten nur im Rahmen der jeweiligen politischen Strukturen - hier der athenischen Polis - möglich war. Dass Alkibiades insofern mit seinem selbstgerechten und überhöhten Führungsanspruch an diesem vorgegebenen Rahmen scheiterte, da er weder willens noch fähig war, diesen zu sprengen, wie dies später beispielsweise Alexander der Große tat, ist sicherlich ein zutreffendes Schlussurteil. Mithin bietet Heftner also nicht nur eine Biographie dieser politischen Ausnahmeerscheinung, sondern erweist mit seiner scharfblickenden Studie zum Peloponnesischen Krieg in dessen Auswirkung auf Athen auch, wie und warum ein solcher Prototyp des Machtpolitikers im Athen des letzten Drittel des 5. Jahrhunderts v.Chr. auf- und absteigen konnte. Anmerkungen: [1] Vgl. nur die bewundernde Darstellung des Atheners bei Fritz Taeger, Alkibiades, Gotha 1925 (2. Aufl. München 1943); kritisch die Studie von Jean Hatzfeld, Alcibiade. Étude sur l'histoire d'Athènes à la fin du Ve siècle, Paris 1940 (2. Aufl. 1953); neuer, jedoch weitaus unergiebiger Walter M. Ellis, Alcibiades, London 1989. Vgl. nun auch Peter J. Rhodes, Alcibiades. Playboy, general and traitor, Barnsley 2011. Demnächst soll erscheinen: Harold Tarrant / Marguerite Johnson (Hrsg.), Alcibiades and the Socratic lover-educator, Bristol 2011. [2] Herbert Heftner, Der Aufstieg Roms. Vom Pyrrhoskrieg bis zum Fall von Karthago, Regensburg 1997 (2. Aufl. 2005); ders., Von den Gracchen bis Sulla. Die römische Republik am Scheideweg, Regensburg 2006. [3] Herbert Heftner, Der oligarchische Umsturz des Jahres 411 v. Chr. und die Herrschaft der Vierhundert in Athen, Frankfurt am Main 2001. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Udo Hartmann <hartmannu(a)geschichte.hu-berlin.de> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-3-191> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2011 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved. 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Date: 2011/09/26 23:10:20
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Battenberg, Friedrich; Schildt, Bernd (Hrsg.): Das
Reichskammergericht im Spiegel seiner Prozessakten. Bilanz und Perspektiven der Forschung (= Quellen und Forschungen zur höchsten Reichsgerichtsbarkeit 57). Köln: Böhlau Verlag Köln 2010. ISBN 978-3-412-20623-9; 427 S.; EUR 59,90. Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Matthias Bähr, Historisches Seminar, Westfälische Wilhelms-Universität Münster E-Mail: <matthias.baehr(a)uni-muenster.de> Die Verzeichnung der Prozessakten, die beim Reichskammergericht entstanden sind, ist eine der ehrgeizigsten Aufgaben, die die deutschen Archive in den letzten vierzig Jahren bewältigt haben. Die Bilanz ist beeindruckend: Bis heute sind knapp 96 Prozent der etwa 78.000 überlieferten Akten nach einheitlichen Grundsätzen inventarisiert worden. Damit ist ein Quellenbestand verfügbar, der noch eine Generation zuvor weitgehend unbeachtet in den Magazinen lag. Der Band "Das Reichskammergericht im Spiegel seiner Prozessakten", der aus einer Tagung im Jahr 2008 hervorgegangen ist, hat sich selbst die Aufgabe gestellt, Bilanz zu ziehen und nach vorn zu blicken. Die Herausgeber wollen die umfangreichen Befunde der Forschung an den Prozessakten bündeln, aber auch "Defizite" und Perspektiven aufzeigen (S. XVII). Das erste Wort hat dabei Bernhard Diestelkamp, der das Inventarisierungsprojekt maßgeblich angestoßen hat. In seiner Formulierung von der "realistischen Utopie" (S. 5) - gemeint ist die vollständige Verzeichnung der Bestände - schwingt das ungläubige Staunen mit, dem man sich kaum entziehen kann, wenn man auf die beeindruckende 'Karriere' der Kameralakten zurückblickt. Raimund J. Weber geht ausführlich auf die praktischen Probleme ein, die sich bei der Inventarisierung der Akten noch immer ergeben. Da die Prozessakten in der Regel "Konglomerate verschiedenster Archivaliengattungen" seien, erfordere die Verzeichnung große Umsicht (S. 27f.). Weber spricht von "russischen Puppen" (S. 28), was für jeden Historiker, der die Akten gegen den Strich liest und dabei immer wieder auf neues Material stößt, unmittelbar einsichtig sein dürfte. Bernd Schildt gibt einen Einblick in sein inzwischen viel genutztes Datenbankprojekt, das die Findmittel nach bestimmten Kriterien zusammenführt und über eine Eingabemaske zugänglich macht. Nach diesen grundsätzlichen Beiträgen behandelt der Band vier "Generalthemen" (S. XIX), die jeweils von einem Kommentar als "Klammer" (ebd.) zusammengehalten werden: "Personengruppen vor dem Reichskammergericht" (S. 63-122), "Streitgegenstände vor dem Reichskammergericht" (S. 123-202), "Das Reichskammergericht und andere Höchstgerichte im Reich" (S. 203-292) und "Die Erfassung des Raumes durch das Reichskammergericht" (S. 295-399). Die Sektionen sind hochkarätig besetzt. Man vermisst kaum jemanden, den man mit der Arbeit an den Prozessakten in Verbindung bringt. In der ersten Sektion ("Personengruppen") gibt Werner Troßbach einen souveränen Überblick über die Arbeiten, die in den letzten dreißig Jahren zu "Bauernprozessen" vor dem Reichskammergericht entstanden sind. Als einer der besten Kenner der Materie wendet er sich gegen neuere Ansätze, die den Zusammenhang von "Verrechtlichung" (W. Schulze) und Bauernkrieg in Zweifel ziehen.[1] Anette Baumann beschäftigt sich mit der Justiznutzung durch Frauen. Es gelingt ihr, den Leser für die entscheidenden Probleme, etwa die Geschlechtsvormundschaft, zu sensibilisieren. Allerdings bleibt das Fazit, mit dem Baumann den ersten Teil ihrer Untersuchung abschließt, unbefriedigend. Für die Justiznutzung durch Frauen hätten, so Baumann, "neben der Rezeption des Römischen Rechts die rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten des jeweiligen Territoriums eine bedeutende Rolle" gespielt (S. 101). Wenn man sich auf derartig allgemeine Ergebnisse zurückziehen muss, dann sind möglicherweise die Erkenntnismöglichkeiten quantitativer Untersuchungen ausgereizt. Folgerichtig sieht Baumann selbst die Notwendigkeit, auch "Einzelfallstudien" einzubeziehen (S. 105). Die Behauptung, Befunde aus der Arbeit am Einzelfall könne man "kaum verallgemeinern" (S. 102), fällt dabei jedoch hinter den Diskussionsstand zurück, der in der Debatte um den 'normalen Ausnahmefall' und die Mikrogeschichte erreicht worden ist. Der eigentliche Schwachpunkt des ersten Generalthemas ist allerdings, dass nur die Hälfte der Sektion überhaupt abgedruckt worden ist. Die Beiträge von Peter Oestmann (Hexen) und Christian Wieland (Reichsadel) muss man anderswo nachlesen. Jost Hausmann kommentiert damit über weite Strecken Dinge, die man in dem Band überhaupt nicht findet. Unter dem Generalthema "Streitgegenstände" gelingt es den Autoren, klare Schneisen in das umfangreiche Material zu schlagen. Anja Amend-Traut plädiert für eine stärkere Berücksichtigung von Zivilverfahren, die einen Großteil der überlieferten Prozessakten ausmachen, die aber vergleichsweise selten ausdrücklich erforscht werden. Ralf-Peter Fuchs geht es in seinem Beitrag um das Wechselverhältnis von Wahrheitsdiskurs und Juristenehre, das er im Umfeld des bekannten Hexenprozesses gegen Salome Gebweiler nachzeichnet. Er kann dabei zeigen, dass sich Injurienverfahren gerade auch als "Wettbewerb" (S. 166) um die überzeugendste 'Wahrheit' lesen lassen, um die im Medium der Ehre gekämpft wurde. Frank Kleinehagenbrock argumentiert in seinem Beitrag, dass sich Auseinandersetzungen um Herrschaftsrechte und Konfessionskonflikte vor dem Reichskammergericht auch nach 1648 vielfach überlagert hätten. Winfried Schulze geht in seinem Kommentar so weit, hier von einer allenfalls "katalysatorischen Funktion" zu sprechen, die die Konfession in Herrschaftskonflikten erfüllt habe (S. 198f.). Mit teilweise sehr eingängigen Zuspitzungen zeigt Schulze Perspektiven auf, die in der konkreten Arbeit an den Prozessakten noch ausgelotet werden müssen. Der dritten Sektion ("Das Reichskammergericht und andere Höchstgerichte im Reich"), in der das Reichskammergericht und seine Prozessakten mit Blick auf die 'Gerichtslandschaft' Altes Reich kontextualisiert werden, kommt eine wichtige Scharnierfunktion zu. Das Reichskammergericht ist nicht zuletzt deshalb vergleichsweise gut erforscht, weil die Quellen gewissermaßen 'vor der Haustür' in den einzelnen Staatsarchiven liegen und gut erschlossen sind. Bei anderen Höchstgerichten gibt es dagegen nach wie vor Nachholbedarf. Eva Ortlieb berichtet über den aktuellen Stand der Verzeichnungsarbeit an den Beständen des Reichshofrats, die sich an der Inventarisierung der Kameralakten orientiert. Bereits die Tatsache, dass die so genannten "Frankfurter Grundsätze", die für die Arbeit an den RKG-Beständen maßgeblich waren, sich nicht immer eins zu eins auf den Reichshofrat übertragen lassen, deute - so argumentiert Ortlieb überzeugend - auf die besondere Rolle des Reichshofrats hin. Siegrid Westphal zeigt am Beispiel der Ernestiner, dass die Reichsgerichte in dynastischen Konflikten ein wichtiges Instrument der Konfliktregulierung sein konnten, das nach Einführung der Primogenitur mit ihrem spezifischen "innerdynastischen Gefälle" (S. 246) gerade von benachteiligten Familienmitgliedern stark genutzt wurde. Paul L. Nève weist nach, dass die Sollicitatur, also die Bitte um Beschleunigung und Erledigung eines Prozesses, nicht auf das Reichskammergericht beschränkt war, sondern sich etwa auch am Parlement de Paris nachweisen lässt. Nils Jörn gibt einen Einblick in die Verzeichnungsarbeit am Aktenbestand des Wismarer Tribunals, dem Oberappellationsgericht für die schwedischen Reichslehen, das von Anfang an als Alternative zu den Reichsgerichten konzipiert war. Leopold Auer weist in seinem Kommentar auf die Möglichkeit hin, Aktenverluste der einzelnen Instanzen mit der Gegenüberlieferung der jeweiligen Unter- bzw. Obergerichte zu kompensieren. Die vierte Sektion steht unter dem Generalthema "Die Erfassung des Raumes durch das Reichskammergericht". Der Bezug zum Titel des Sammelbandes und zum "Raum" ist in den Beiträgen Bernd Schildts und Jürgen Weitzels offensichtlich. Schildt stellt die fast schon klassische Frage nach der Nähe und Ferne bestimmter Regionen zum Reichskammergericht. In seiner quantitativen Untersuchung kann er sich auf die über 36.000 Kameralprozesse stützen, die bereits in das Datenbankprojekt eingespeist worden sind. Weitzel resümiert die inzwischen sehr reichhaltige Forschung zu Exemtionen und Appellationsprivilegien, die zu einem großen Teil auf ihn selbst zurückgeht. Der Aufsatz von Ingrid Männl fällt dann allerdings aus dem Rahmen. Männl geht es in erster Linie um die Frage, aus welchen 'Juristenlandschaften' sich die gelehrten Juristen im Fürstendienst zwischen 1250 und 1440 rekrutierten. Erst auf den letzten Seiten spielen "personale Kontinuitäten" (S. 348) zwischen dem königlichen Kammergericht und dem Reichskammergericht eine Rolle. Männl leistet wichtige und quellenkritisch fundierte Grundlagenarbeit, gerade mit Blick auf weitergehende Fragen, die Sigrid Jahns in ihrem Kommentar anspricht: Wie wirken sich die "Juristenlandschaften" auf die Richterrekrutierung nach 1495 aus? Welche Rolle spielt das Präsentationssystem, das sich nach 1500 etabliert? Es kostet allerdings einige Mühe, den Anspruch, das Reichskammergericht "im Spiegel seiner Prozessakten" darzustellen, mit Männls Beitrag zu verbinden. Maximilian Lanzinner zeigt am Beispiel des Reichstags von 1566, dass gelehrte Juristen gewissermaßen das "Rückgrat der Reichstage" waren, die die Gewähr für eine "Kontinuität der Politik" und eine "Kontinuität der Inszenierung" boten (S. 384). Vieles von dem, was Lanzinner aus den Quellen herausarbeitet, ist bestechend klar. So kann er zum Beispiel nachweisen, dass bereits die bloße Beschäftigung mit der Justiz von den Akteuren als Dienst am Gemeinwohl gedeutet wurde - ganz unabhängig davon, ob tatsächlich auch konkrete Beschlüsse gefasst wurden. Mit dem Generalthema hat Lanzinners Beitrag allerdings nichts zu tun. Sigrid Jahns spricht diese Tatsache in ihrem Kommentar auch ausdrücklich an. Insgesamt wäre es also wünschenswert gewesen, wenn sich einige der Beiträge stärker an Fragen abgearbeitet hätten, die sich eindeutig mit der Chiffre "Raum" verbinden lassen. Auch der Bezug zu Prozessakten als Quelle ist nicht immer klar. Die von Sigrid Jahns aufgeworfene Frage, wie sich die Erfassung des Raumes durch das Reichskammergericht auf den Rechtspluralismus im Reich ausgewirkt hat, wäre hier anschlussfähig gewesen und hätte der aktuellen Forschungsdiskussion eher entsprochen.[2] Man hätte auch danach fragen können, ob und wie sich Kameralprozesse auf die Raumwahrnehmung des Gemeinen Mannes ausgewirkt haben.[3] Trotz dieser Kritikpunkte: Es ist eine erstaunliche Leistung, dass es den Herausgebern und den Autorinnen und Autoren gelungen ist, einen Band zu erarbeiten, der - wenn auch auf dem rechtshistorischen 'Kerngebiet' - die vielfältige Arbeit an den Prozessakten überzeugend dokumentiert. Eben weil die Akten "russische Puppen" sind, die für immer neue Fragen immer neue Quellen liefern, ist jede Bilanz eine besondere Herausforderung. Hier ist die Bilanz gelungen. Anmerkungen: [1] So zum Beispiel Malte Hohn, Die rechtlichen Folgen des Bauernkrieges von 1525. Sanktionen, Ersatzleistungen und Normsetzung nach dem Aufstand, Berlin 2004, bes. S. 316, 347f. [2] Grundlegend ist das Buch von Peter Oestmann, Rechtsvielfalt vor Gericht. Rechtsanwendung und Partikularrecht im Alten Reich, Frankfurt am Main 2002. [3] Ralf-Peter Fuchs, "Ob Zeuge wisse, was das Burggraftum Nürnberg sei?" Raumkenntnisse frühneuzeitlicher Untertanen, in: Achim Landwehr (Hrsg.), Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte des Wissens, Augsburg 2002, S. 93-114. |
Date: 2011/09/27 09:41:38
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Tausende
Splitter weisen den Weg Ringwall Otzenhausen: Auf der Suche nach einer alten Weihestätte Von SZ-Redakteur Volker Fuchs Otzenhausen.
Zugegeben, der Laie
kann die Spuren nicht lesen, wenn er ohne Erklärung den Ausgräbern auf dem
Hunnenring zuschaut. Da knien Frauen und Männer auf dem Boden, kratzen behutsam
Erde von Steinen ab, fegen die Steine sauber, sammeln die Erde in Eimern. Die
Erde wird noch mal gesiebt, dass ja kein Fund verloren geht. Die
Ausgrabungsstellen sind mit Seilen in Rechtecke aufgeteilt, kleine gelbe
Plastiktäfelchen sind an vielen Stellen zu sehen, sie markieren Fundorte. Die
Funde selbst sind in durchsichtigen Plastiktütchen verstaut, die wiederum
beschriftet sind. Während die einen ihr
„Rechteck“ schon etwa einen halben Meter tief gegraben haben, entfernen andere
in ihrem erst die obere, dunklere Humusschicht. Aber genauso akribisch. Wir
stehen etwa 40 Meter vom römischen Tempelchen auf dem Plateau im Inneren der
keltischen Festungsanlage. Auf diesen Bereich konzentrieren sich in diesem Jahr
die Ausgrabungen der Terrex, der Grabungsgesellschaft von Landkreis und
Kommunen. Bis letztes Jahr war
hier oben nur das römische Tempelchen als Weihestätte bekannt. Dort fanden die
Forscher Lanzenspitzen, die wohl einer Gottheit geweiht waren. Durch Münz- und
Keramikfunde konnte der Bau des Tempels auf die Zeit zwischen 160 und 230 nach
Christus datiert werden. In 40 Meter Entfernung
zu dem Tempel fanden sich dann aber im letzten Jahr zahlreiche Bruchstücke von
Sandstein und Sandstein-Mauerwerk. Darunter auch Teile eines lebensgroßen
menschlichen Unterschenkels aus Stein, Mantelfalten und Architekturteile. Ja
sogar das Fragment einer weiblichen Stützfigur, eines Frauenkopfes mit
Matronenfrisur, wie sie die Treverer, also die Kelten, kannten. Dazwischen aber
entdeckten die Ausgräber römische Münzen, Scherben und Balkennägel. Für die
Experten ist klar: Hier könnte es eine bislang noch unbekannte Weihestätte
gegeben haben. Wo genau? Dieser Frage
widmen sich die Ausgrabungen in diesem Jahr. Insgesamt haben wir 2500
Sandsteinfunde gemacht, viele sind nur kleine Splitter“, erklärt Michael Koch,
Grabungsleiter auf dem Hunnenring. Jeder Fundort wird dokumentiert und in den
Computer eingegeben. Der zeigt dann an, wo sich die Funde häufen. Je mehr
Relikte, desto näher am gesuchten Heiligtum, so die Hoffnung der
Wissenschaftler. „Das ist
Knochenarbeit“, sagt Koch, denn seine Mitarbeiter verbringen einen Großteil
ihrer Zeit auf Knien. Schicht für Schicht wird die Erde abgetragen. Jede Schicht
mit allen größeren Steinen wird gezeichnet und fotografiert, bevor es wieder ein
Stück weiter in die Tiefe geht. Die Terrex-Mitarbeiter auf dem Hunnenring werden
auch durch ehrenamtliche Grabungshelfer unterstützt. „Sieben bis acht
Ehrenamtliche machen dieses Jahr immer wieder mit“, sagt der Archäologe und
Projektleiter Thomas Fritsch. „Zusätzliche können wir immer gebrauchen.“
Wie zum Beispiel
Mitglieder des luxemburgischen Archäologievereines mit dem Namen „De Georges
Kayser Altertumsforscher“ (siehe eigenen Artikel). Beim Tag der offenen
Grabung können sich Interessenten am Sonntag, 2. Oktober, 14 bis 17 Uhr, vor Ort
auf dem Hunnenring informieren. „Das
ist ein bisschen Abenteuer“ Ehrenamtliche
Ausgräber aus Luxemburg helfen gerne auf dem Hunnenring mit
Otzenhausen.
Der luxemburgische
Archäologieverein „De Georges Kayser Altertumsforscher“ hat mehr als 1200
Mitglieder. Drei Mal seit letztem Jahr haben Luxemburger schon auf dem
Hunnenring gegraben, zum Teil eine ganze Woche lang. Vor einigen Tagen waren es
erneut acht Mitglieder mit ihrem Vereinsvorsitzenden Jaques Bonifas, die zwei
Tage lang tatkräftig mit anpackten. Und sogar trotz nasskalten Wetters in der
Schutzhütte auf dem Hunnenring übernachteten. Der Erfahrungsaustausch, das
gemeinsame Arbeiten mit den saarländischen Kollegen, macht den luxemburgischen
Gästen großen Spaß. Die Jüngste, die 13-jährige Nicole Berg sagt: „Ich bin hier
bei Freunden. Zudem ist das ein bisschen Abenteuer.“ Zuhause in Luxemburg grabe
die Jugendgruppe jeden Samstag. Michael Baudet ist mit 84 Jahren der älteste
Ausgräber. Als Pensionär habe er die Zeit, sich seinem Hobby zu widmen. „Und das
bietet mir die Möglichkeit, an der frischen Luft in der Natur und mit guten
Freunden zusammenzuarbeiten und dazu noch körperlich aktiv zu sein.“ Für den
Vorsitzenden Jaques Bonifas ist der Erfahrungsaustausch ein Argument der
Zusammenarbeit: „Wir lernen auch dabei.“ Jedenfalls wolle man im nächsten Jahr
wiederkommen. Bis dahin hat sich vielleicht geklärt, wo die Weihestätte ist. Die
Spurensuche geht weiter. vf |
Date: 2011/09/27 09:44:49
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Am Sonntag, 2. Oktober, zeige ich im Gemeindesaal der evangelischen Pfarrei St. Wendel – der liegt direkt neben (südlich) der Stadtkirche St. Wendel – eine gute halbe Stunde lang alte Fotos aus St. Wendel, stets ergänzt durch ihre „modernen“ Pendants“. Die Schau beginnt etwa um halb vier (oder ein paar Minuten später). Der Eintritt ist frei.
Roland Geiger |
Date: 2011/09/27 21:44:46
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Tagber: Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur ------------------------------------------------------------------------ Matthias Frese / Katharina Stütz, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte; LWL-Literaturkommission für Westfalen; Westfälischer Heimatbund 12.07.2011, Münster Bericht von: Katharina Stütz, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte E-Mail: <katharina.stuetz(a)lwl.org> Ehren oder nicht ehren? Erinnern oder vom Straßenschild entfernen? Diese Fragen scheinen derzeit in vielen Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens zentraler Bestandteil der Debatten um die Umbenennung von Straßen zu sein, die den Namen von "belasteten" historischen Akteuren tragen. Es geht um Personen, deren Leben und Wirken - nach aktuellem Stand der historischen Forschung - diskussionswürdige Schnittmengen mit der Ideologie und Politik des Nationalsozialismus aufweisen. Die öffentliche Tagung "Fragwürdige Ehrungen!? - Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur", die am 12. Juli 2011 in Münster stattfand, wurde von Matthias Frese und Katharina Stütz (beide LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte) konzipiert und organisiert und vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte gemeinsam mit der LWL-Literaturkommission für Westfalen sowie dem Westfälischen Heimatbund ausgerichtet. Im ersten Teil der Tagung ging es darum, die Benennungspraxis von Straßen in Westfalen und Lippe seit dem 19. Jahrhundert nachzuvollziehen und speziell Umbenennungen während der NS-Zeit und nach 1945 zu thematisieren; im zweiten Teil wurden ausgewählte 'Grenzfälle' zur Diskussion gestellt, also die Biografie von Namensgebern, deren Leben und Wirken heute kontrovers beurteilt wird. Die Tagung zielte primär darauf ab, die bisweilen sehr emotional geführte Debatte um die Umbenennung von Straßen zu versachlichen. Auf Grundlage der Vermittlung von historischem Faktenwissen sollte zudem eine größere Sensibilität im Umgang mit den einzelnen Personennamen für zukünftig zu erwartende Debatten geweckt werden. Die erste Sektion der Tagung wurde von RAINER PÖPPINGHEGE (Paderborn) eröffnet, der seinen Ausführungen die Grundannahme voranstellte, dass Straßenbenennungen immer auf den Zeitpunkt ihrer Entstehung schließen und mehrere Etappen in der Erinnerungskultur einer Gesellschaft sichtbar werden ließen. Er arbeitete heraus, dass Straßennamen in der Frühen Neuzeit vorrangig eine Orientierungsfunktion besaßen, die dann seit dem späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert von einer Erinnerungs- und Repräsentativfunktion überlagert wurde, die im Wesentlichen der Legitimation politischer Systeme diente. Zudem machte Pöppinghege darauf aufmerksam, dass Straßenbenennungen Ehrungen darstellten und keine Mahnmale seien. Und schließlich vertrat er den Standpunkt, dass Straßennamen kein Spiegel der Geschichte seien, da sie selektiv seien und von denjenigen Bevölkerungsgruppen ausgewählt würden, die für einen bestimmten Zeitraum das Deutungs- und Meinungsmonopol besitzen. Abschließend arbeitete er zwölf "Benennungskonjunkturen" heraus: So waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter anderem dynastische Namen überdurchschnittlich präsent, wohingegen in den 1950er-Jahren NS-Opfer und Heimatdichter und in den 1980er-Jahren lokale Frauenpersönlichkeiten vermehrt durch Straßenbenennungen geehrt wurden. In seinen Ausführungen zu Straßenumbenennungen in Westfalen und Lippe im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit stützte sich MARCUS WEIDNER (Münster) unter anderem auf Ergebnisse einer schriftlichen Umfrage, die er im Vorfeld der Tagung bei allen Gemeinde- und Stadtarchiven in Westfalen durchgeführt hatte und deren Ergebnisse in ein Datenbankprojekt zu "NS-Straßennamen" einfließen sollen. Er hob hervor, dass während der NS-Zeit eine Politisierung des Straßenbenennungsverfahrens erfolgt sei. Bezugnahmen auf den Nationalsozialismus wurden im Straßenraum präsenter, wohingegen man gleichzeitig bemüht war, alles das zu verbannen, was regimekritisch war oder an die Weimarer Republik erinnerte bzw. anknüpfte ("negative Benennungspraxis"). Diese Praxis sollte unmittelbar nach 1933 dazu dienen, kollektive Identität zu stiften, und gleichzeitig eine Abgrenzung bzw. einen Bruch mit vergangenen Ehrungsbezeugungen und - damit einhergehend - Erinnerungskulturen herbeiführen. Erste Tendenzen, die sich auf Grundlage der neu gewonnenen Daten für die Benennungspraxis im Nationalsozialismus abzeichnen, sind demnach die Benennungen 1) nach Führungspersonen des NS-Regimes, 2) nach militärischen Führungskräften sowie 3) nach Gebieten, zu denen vor allem jene gehörten, die Deutschland infolge des Versailler Vertrages abtreten musste. Für die Zeit nach 1945 stellte Weidner zwei Phasen der Straßenbenennungspraxis fest: zum einen das unmittelbare Kriegsende 1945, zum anderen die Konsolidierung zwischen 1946 und 1949. Weidner konstatierte, dass die Straßenumbenennungen auf kommunaler Ebene im Rahmen demokratischer Verfahren verhandelt wurden und dass die Entscheidung, wer auf das Straßenschild durfte und wer nicht, letztlich von den politischen Mehrheitsverhältnissen abhängig war. Schließlich plädierte Weidner für eine umfassendere Untersuchung der jeweiligen lokalen Hintergründe von Straßen(um)benennungen, da auf dieser Ebene bisher wenige Studien vorlägen. In der zweiten Sektion der Tagung wurden verstärkt Akteure aus dem Bereich der westfälischen Literatur und der westfälischen Heimatbewegung vorgestellt, deren Leben und Wirken aufgrund der aktuellen Forschungen kontrovers beurteilt werden. Sowohl WALTER GÖDDEN (Münster/Paderborn) als auch KARL DITT (Münster) machten deutlich, wie eng die Bereiche westfälische Literatur, Heimatbewegung und NS-Ideologie miteinander verknüpft waren und sich gegenseitig bedingten. Gödden stellte seinem Vortrag einige Kennzahlen voran, die er im Rahmen einer im Vorfeld der Tagung durchgeführten quantifizierenden Analyse belasteter Straßennamen bereits gewonnen hatte. Auf dieser Grundlage ließ sich feststellen, dass sich unter den über 2.100 westfälischen Autor/innen, die in dem von ihm herausgegeben Westfälischen Autorenlexikon erfasst sind, rund 60 Schriftsteller/innen befinden, die sich in den Dienst des Nationalsozialismus gestellt haben. Ein Drittel dieser Autoren/innen wiederum sind auch heute noch in Westfalen und vereinzelt überregional auf Straßenschildern vertreten. Aus der inhaltlichen Analyse seiner statistischen Befunde in Bezug auf die Häufigkeit von Namensnennungen auf Straßenschildern leitete Gödden insgesamt zehn Kategorien ab. Hieraus geht hervor, dass 'Autor/innen der Heimatbewegung' eindeutig im Vordergrund der Benennungen von Straßen, Plätzen, Schulen etc. stehen. Trotz der von ihm vorgenommenen Kategorienbildung plädierte Gödden dafür, alle genannten Schriftsteller/innen für sich allein zu betrachten und zu bewerten. Hinsichtlich der weiteren Diskussion um die von ihm vorgestellten westfälischen Schriftsteller regte Gödden die Erstellung eines "objektivierbaren Kriterienkatalogs" an. Dieser könne sich beispielsweise an der Mitgliedschaft und leitenden Funktionen in NS-Organisationen und/oder Schriftstellerverbänden, der aktiven Verbreitung von NS-Gedankengut und der Parteimitgliedschaft vor oder nach 1933 orientieren; diese Kriterien eigneten sich dann zukünftig als Grundlage für Diskussionen über die Umbenennung von Straßen. Karl Ditt (Münster) stellte daran anschließend den wohl prominentesten Repräsentanten aus dem Kreis der westfälischen Heimatbewegung vor. Er thematisierte das Denken und Wirken von Karl Wagenfeld in der Interaktion zwischen Heimatdichtung/-bewegung und nationalsozialistischer Ideologie und warf die Frage auf, ob man Wagenfeld aus historischer Perspektive als Wegbereiter und Propagandist des Nationalsozialismus bezeichnen könne. Bereits während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik propagierte Wagenfeld eine (westfälische) Volkskultur auf religiöser Grundlage, schlug eine Siedlungsbewegung gen Osten (Stichwort: "Schollenverbundenheit") vor und plädierte für die Einhaltung eugenischer Regeln zum Schutz des "Stammes- und Blutserbes der Väter" gegenüber "Fremdrassigen". Dass Wagenfelds völkisch-konservatives Weltbild schließlich hohe Anschlussfähigkeit an die NS-Ideologie in sich barg, zeigte sich nach Ditt darin, dass Wagenfeld im April 1933 in die NSDAP eintrat und sich selbst als Vorläufer der Nationalsozialisten verstand. Überdies bemühte sich Wagenfeld um ein partnerschaftliches Bündnis zwischen der Heimatbewegung und dem Nationalsozialismus, was sich beispielsweise deutlich am Motto "Heimat und Reich" des Westfalentages von 1933 ablesen lasse. In seiner abschließenden Beurteilung der Person Wagenfeld hob Ditt hervor, dass dessen Weltanschauung mehr Anknüpfungspunkte als Unterschiede zur NS-Ideologie aufweise. Trotzdem sprach sich Ditt dafür aus, Wagenfeld auch weiterhin auf den Straßenschildern zu belassen und diese lediglich durch einen Index zu ergänzen. In der anschließenden Diskussion wurden aber eindeutigere Kriterien zur Klärung der Frage gefordert, wann eine Umbenennung unumgänglich sei. Im Anschluss stellte STEFFEN STADTHAUS (Münster) mit Agnes Miegel und Friedrich Castelle zwei Schriftsteller und deren Wirken während des Nationalsozialismus vor und beleuchtete den vergangenheitspolitischen Umgang mit diesen beiden westfälischen Heimatautoren nach 1945. Stadthaus machte gleich zu Beginn seines Vortrages deutlich, dass Miegels Engagement im "Dritten Reich" unumstritten sei und sie heute innerhalb der Literaturwissenschaft als nationalsozialistisch-belastete Autorin angesehen werde. Vor diesem Hintergrund führte er aus, dass ihre literarischen Werke während des Nationalsozialismus eine zunehmende Nationalisierung erfahren hätten und die inhaltliche Ausgestaltung ihrer Hauptmotive Heimat, Krieg, Gemeinschaft und Opferbereitschaft zunehmend Überschneidungen mit der NS-Ideologie aufwiesen. Bereits 1933 legte Miegel zusammen mit anderen deutschen Schriftstellern ein "Gelöbnis treuester Gefolgschaft" für Adolf Hitler ab. Umgekehrt wurde sie von den Nationalsozialisten 1944 als "gottbegnadete Dichterin" hochverehrt. Stadthaus wies darauf hin, dass es in den 1950er-Jahren keine öffentliche Auseinandersetzung mit der Rolle Miegels im Nationalsozialismus gegeben habe. Er erklärte diese unkritische Haltung mit der Vergangenheitspolitik der noch jungen Bundesrepublik, die im Wesentlichen durch Schuldverdrängung gekennzeichnet gewesen sei. Demgegenüber ging die Haltung des vor allem im Münsterland bekannten Friedrich Castelle (1879-1954) zum Nationalsozialismus über die bloße Verehrung der Person Adolf Hitlers und schriftstellerische Verbreitung der NS-Ideologie eindeutig hinaus, da Castelle als Obmann der NS-Kulturgemeinde des Kreises Burgsteinfurt oder in seiner Funktion als führender Mitarbeiter der Reichsschrifttumskammer die NS-Kulturpolitik aktiv mitgestaltet habe. Bereits in den späten 1920er-Jahren war Castelle Herausgeber der Monatsschrift "Der Türmer", die nationalistisch-völkisches Gedankengut propagierte. Gemeinsam mit Karl Wagenfeld gab er zudem die Westfälische Landeszeitung "Rote Erde" heraus, die sich thematisch im Dunstkreis der zeitgenössischen Diskurse um Eugenik, Rassismus und Modernisierungsängste bewegte. Eindeutiger noch als im Fall von Agnes Miegel plädierte Stadthaus gegen eine weitere Ehrung Friedrich Castelles auf Straßenschildern und stellte abschließend heraus, dass es würdigere Vertreter der Literatur gebe als die beiden vorgestellten westfälischen Schriftsteller, die sich vom NS-Regime vereinnahmen ließen, sich aktiv im kulturpolitischen Bereich engagierten und sich vor allem nach 1945 nicht von ihrer NS-Haltung distanzierten. Im Anschluss an den Vortrag wurde angemerkt, dass Castelle im "Dritten Reich" zum Leiter eines Senders aufgestiegen sei und sich damit zur Förderung seiner Karriere ganz bewusst in den Dienst der NS-Propaganda gestellt habe. Im letzten Vortrag der Tagung referierte HANS-ULRICH THAMER (Münster) über die neueren historischen Erkenntnisse zur politischen Biographie Paul von Hindenburgs und ging der Frage nach, welche Stationen und Motive die Ehrung seiner Person im Hinblick auf Straßenbenennungen seit fast hundert Jahren bestimmt haben. Thamer betonte, dass die Geschichte von Ehrungen, aber auch Aberkennungen von Namen auf Straßenschildern, die Brüche und Ambivalenzen im Zeitalter der Extreme und der Nachkriegszeit widerspiegelten. Die Widersprüche und Kontroversen um Hindenburg seien Ausdruck des öffentlichen Umgangs der Nachkriegsgesellschaft mit Zeugnissen und Symbolen von Militarismus und Diktatur. Zudem machte Thamer in Anlehnung an die vorangegangene Diskussion deutlich, dass er die Grundlage für die Beurteilung eines historischen Akteurs in der Untersuchung der politischen Praxis und weniger in der Analyse programmatischer Äußerungen dieser Person sehe. Bezogen auf Hindenburg stand für ihn außer Frage, dass die Machtübertragung an Adolf Hitler Zeugnis eines zielgerichteten politischen Handelns war, das maßgeblich zur Etablierung und Stabilisierung des NS-Regimes beitrug. Spätestens nach 1929/30 wirkte Hindenburg aktiv an der autoritären Verformung der parlamentarisch-demokratischen Verfassungsordnung zum Zweck der Errichtung einer 'Nationalen Einheit' bzw. 'Volksgemeinschaft' mit. Als sich herausstellte, dass dieses Ziel nicht mehr ohne die Unterstützung der nationalsozialistischen Kräfte realisierbar war, sah er seit Ende 1932 die letzte Chance in der Kanzlerschaft Hitlers. Im zweiten Teil seines Vortrags, der sich auf die Person Hindenburgs in der Erinnerungpolitik der Bundesrepublik konzentrierte, wies Thamer darauf hin, dass der 1934 verstorbene Reichspräsident Hindenburg noch mit ca. 400 Namensgebungen im öffentlichen Raum präsent sei. Eine erste Welle von Umbenennungen habe es in der unmittelbaren Nachkriegszeit gegeben. Eine zweite Welle von Forderungen nach Umbenennung erfolgte als Echo auf die 'unruhigen' 1960er-Jahre - jedoch ohne nennenswerte Erfolge. Am Beispiel der Stadt Münster machte Thamer deutlich, dass seit Ende der 1980er-Jahre die Debatte um die Umbenennung des Hindenburgplatzes "alle Jahre wieder" auf die politische Agenda gesetzt werde. Er wertete dies sowohl als Zeugnis einer demokratischen Diskussionskultur als auch als sichtbaren Prozess einer permanenten Neuverhandlung der offiziellen Erinnerungskultur. Thamer hob zudem hervor, dass im Rahmen einer öffentlichen Diskussion um Straßennamen transparent gemacht werden sollte, welche Motive für die Benennung und Umbenennung maßgeblich waren. Abschließend gab er zu bedenken, dass Hindenburg selbst jeder Form des politischen Pluralismus ablehnend gegenübergestanden bzw. diesem aktiv entgegen gewirkt habe. Argumente für ein Festhalten an Hindenburg als Namenspatron gebe es nicht. Insgesamt hat die Tagung eine offene, sachlich-argumentative Diskussion über die fragwürdigen Ehrungen einiger westfälischer "Protagonisten" ermöglicht, die 'vor Ort' fortgesetzt werden sollte. Der Fokus hätte noch stärker auf der Herausarbeitung von Kriterien für die Bewertung von und im Umgang mit sogenannten 'Grenzfällen' liegen können. Die zentrale Frage, ob man - vor dem Hintergrund des aktuellen Forschungsstandes zu den genannten Personen - deren Ehrung gegenwärtig noch erinnerungspolitisch legitimieren kann, sollte in diesem Kontext ebenfalls weiter in den Vordergrund gerückt werden. Man hätte zudem die Grenze zwischen historischer Forschung und politischer Entscheidung klarer ziehen müssen. In diesem Sinne kann und darf es nicht als primäre Aufgabe der Historiker angesehen werden, eine 'schwarze Liste' mit den Namen derjenigen Personen zusammenzustellen, die nicht mehr auf Straßenschildern vertreten sein dürfen. Gleichwohl ist auch deutlich geworden, dass sich die Historiker im Spannungsfeld von Forschung und aktuellen, geschichtspolitischen Debatten einer eigenen Einschätzung nicht entziehen dürfen. Konferenzübersicht: Wolfgang Kirsch, Bernd Walter (Münster): Begrüßung und Eröffnung Rainer Pöppinghege (Paderborn): Politik per Stadtplan. Zur Erinnerungsfunktion von Straßennamen Marcus Weidner (Münster): "Wir beantragen...unverzüglich umzubenennen." Straßenumbenennungen in Westfalen und Lippe im Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit Walter Gödden (Münster/Paderborn): Belastete westfälische Autorinnen und Autoren auf Straßenschildern. Eine quantifizierende Analyse Karl Ditt (Münster): Karl Wagenfeld - Heimatdichter, Heimatfunktionär, Nationalsozialist? Steffen Stadthaus (Münster): Agnes Miegel und Friedrich Castelle. Schriftsteller als Beispiel regionaler Vergangenheitspolitik Hans-Ulrich Thamer (Münster): Hindenburg und die Stadt Münster Rainer Pöppinghege, Marcus Weidner, Walter Gödden, Karl Ditt, Steffen Stadthaus, Hans-Ulrich Thamer: Abschlussdiskussion |
Date: 2011/09/27 22:29:29
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Wieso - Warum Erich Kästner
Warum
sind tausend Kilo eine Tonne? Warum ist Professoren alles klar?
Warum darf man sein Geld nicht selber
machen? |
Date: 2011/09/28 10:14:32
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Schüler widmen sich Geschichtsskandalen18 junge Forscher werden heute mit Landespreis ausgezeichnetSaarbrücken. Das Grubenunglück von Luisenthal, Straßennamen in Saarbrücken oder die Verhaftung von Lehrern in St. Wendel im Zuge der Revolution 1832 – für die Auseinandersetzung mit Skandalen in der Saar-Geschichte werden heute ab 11 Uhr 18 Schüler im Saarbrücker Rathaus ausgezeichnet. 39 saarländische Schüler hatten sich am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beteiligt, der unter dem Motto „Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte“ stand. Landessieger wurden Vladimir Maletkii und Lukas Waschbüsch vom Otto-Hahn-Gymnasium Saarbrücken mit einem Projekt zu Straßennamen in Saarbrücken sowie Melina Klein, Franziska Schmitt, Philipp Trapp, Bettina Brill, Yannick Mörsdorf und Annika Geiß von Gymnasium Wendalinum in St. Wendel, die sich mit den Lehrerverhaftungen befassten. Den Förderpreis erhielte zwei Gruppen des Illtal-Gymnasiums Illingen. Zum Grubenunglück von Luisenthal hatten Jennifer Both, Martin Seimetz, Julius Hoffmann, Florian Träm, Lukas Krämer und Maurice Scheu geforscht, „Kunst kennt keine Grenzen – Kulturskandal um Hermann Wedekind“ hieß das Projekt von Sonja Barbitsch, Stephanie Föhr, Christine Genetsch und Lisa Wirtz. red
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Date: 2011/09/28 10:16:44
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heute in der SZ:
Keltenpark nimmt Form anMillionenprojekt in Otzenhausen soll bis Ende des Jahres 2015 realisiert seinDer Keltenpark am Fuße des keltischen Ringwalls (Hunnenring) in Otzenhausen soll zu einem touristischen Markenzeichen mit einem besonderen Alleinstellungsmerkmal werden. Das Projekt gliedert sich in drei Teilbereiche, die sukzessive bis zum Jahre 2015 realisiert werden sollen. Die Gesamtkosten des Keltenparks belaufen sich auf 3 050 000 Euro.Von SZ-Mitarbeiter Frank FaberOtzenhausen. Mit einem Kahlschlag und den nun abgeschlossenen Rodungsarbeiten hat sich das Landschaftsbild am Ortsende von Otzenhausen in Richtung Züsch einschneidend verändert. Auf einer 2,5 Hektar großen Fläche entsteht in den kommenden vier Jahren ein neuer Keltenpark. „Es hat viele Jahre des Redens, Überprüfens und Planens gebraucht, bis wir Fakten geschaffen haben“, blickt Nonnweilers Bürgermeister Hans-Uwe Schneider zurück. Den Standort des Keltenparks, direkt am Saar-Hunsrück-Steig, dem Saarland-Rundwanderweg und dem Saarland-Radweg, bezeichnet er als optimal. Der Ringwall und der benachbarte Stausee, prophezeit Schneider, locke pro Jahr geschätzte 120 000 Besucher jährlich an. „Mit dem Keltenpark bringen wir noch mehr Bewegung in unsere touristische Gemeinde“, meint Schneider. Das Besucheraufkommen könne mit den Gästen des im Bau befindlichen Ferienparks am nahen Bostalsee zusätzlich noch gesteigert werden. Das Projekt Keltenpark gliedert sich während seiner Bauphase in drei Teilbereiche. Bis zum März im kommenden Jahr soll die Erschließung der Infrastruktur abgeschlossen sein. Der erste Bauabschnitt sieht eine 50 Meter lange Erschließungsstraße mit Park-und Wendemöglichkeit vor, die komplette Einfriedung des Areals, mit Toranlagen und Umzäunung inklusive Lärm-und Sichtschutz, sowie die Herstellung der Ver- und Entsorgungsanlagen. Auf einer elipsenförmigen Fläche (40 mal 18 Meter) entsteht eine Freiluftarena mit Tribünen. Im Juli 2013 soll das internationale Keltenfest Celtoi dort erstmals stattfinden. Im zweiten Schritt wird die Rekonstruktion eines keltischen Gehöftes ab 2012 bis 2015 realisiert. Das Keltengehöft soll den Eindruck einer autarken funktionalen Siedlungseinheit, in dem das Leben der Kelten, ihr Handwerk und ihre Lebensumstände, anschaulich dar- und nachgestellt werden. Der Bau der sieben Gebäude auf der 3000 Quadratmeter großen Gehöftfläche orientiert mit seiner Bauweise und Architektur an historischen Befunden. In zwei Jahren wird dann mit dem Bau des Besucherzentrums begonnen. „Wir wollen kein Vitrinenmuseum einrichten“, stellt Michael Borré von der Nonnweiler Gemeindeverwaltung klar. Eigens für die Planung des Besucherzentrum werde im kommenden Jahr ein Architektenwettbewerb auf nationaler und internationaler Ebene ausgeschrieben. „Wir wollen uns die beste Idee einholen“, unterstreicht Borré die Bedeutung des dritten Teilbereichs. Im Besucherzentrum wird das Keltenmuseum und ein Informationscenter untergebracht. Die Seminarräume können für Vorträge genutzt werden, die Werkstätten stehen für Vorführungen, Kurse und Workshops zur Verfügung. Hier werden die Sanitärräume für die Gäste, ein Kiosk und ein Souvenirshop eingerichtet. Die Wissenschaftler, die seit Jahren am Hunnenring forschen, werden wie das Betriebspersonal in Büroräume einziehen. „Über das Besucherzentrum gibt es zwar geteilte Meinungen. Im Hinblick auf die touristische Entwicklung des Hunnenrings ist es unabdingbar“, betont Schneider. Und von den finanziellen Mitteln sei es für die Gemeinde zu stemmen. „Mit dem Keltenpark bringen wir Bewegung in unsere touristische Gemeinde“ Bürgermeister Hans-Uwe Schneider
Auf einen BlickDer Keltenpark in Otzenhausen: voraussichtlichen Gesamtkosten: Teilbereich I für Erschließung der Infrastruktur: 550 000 Euro im Realisierungszeitraum 2011/2012; Teilbereich II: Bau des Keltengehöftes 500 000 Euro im Realisierungszeitraum 2012/2015; Teilbereich III: Bau des Besucherzentrums mit Keltenmuseum 2 000 000 Euro im Realisierungszeitraum 2013/2015; Gesamtkosten: 3 050 000 Euro. Das 2,5 Hektar große Gebiet des Keltenparkes liegt an der Landstraße L147 zwischen Otzenhausen und Züsch, direkt am Parkplatz Hunnenring/Stausee Nonnweiler. Im Norden wird es begrenzt vom Waldweg, der zum Mannfelsen führt, im Westen von der Landstraße und im Südosten von der Straße „Zum Mütterheim“. Ein Großteil der Fläche bleibt Wald, nur Teilbereiche müssen für das Besucherzentrum und das Gehöft bebaut werden. frf |
Date: 2011/09/29 08:43:45
From: Stefan Reuter <stefan.reuter62(a)googlemail.com>
Die neuen saargeschichte|n, ab 15. September erhältlich
Die aktuelle Ausgabe (3-2011) der saargeschichte|n beschäftigt sich mit folgenden Schwerpunktthemen: »Teufelszeug und Hexenkarren« – Eine Entdeckungstour durch die Geschichte des Automobils; »Mit Volldampf durch das Tal von Lebach bis Völklingen« – Vor 100 Jahren wurde die Köllertalbahn eröffnet – sie war schon Geschichte und erlebt jetzt eine Wiederauferstehung; »Das alte Dorf in der Au« – Vom fränkischen Gutshof zum bedeutenden Gemüsebauerndorf, Lisdorf feiert den 1100. Jahrestag seiner Ersterwähnung; »Die Krönung von Blieskastel« – Wie die von der Leyens mit ihrem Schloss fürstlichen Glanz in die saarländische Provinz brachten.
Die Ausgabe 4-2011 erscheint am 15. Dezember 2011.
=> edition-schaumberg.de/index.php?id=saargeschichten
Für Stefan Reuter: betr. Luftkrieg im 1. Weltkrieg:
Auf Seite 29 oben ist das Wrack eines britischen Doppeldeckers abgebildet. Die Bildunterschrift lautet:
"Am 24. Oktober 1917 bei Lisdorf notgelandetes englisches Riesenflugzeug"
Der Autor des Artikels ist Dr. Johannes Schmitt, johaschmitt(a)web.de.
Roland
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