Date: 2011/07/03 17:23:03
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Vor 300 Jahren verließen 13.000 Menschen Haus und Hof, um einem Gerücht zu folgen, daß ihnen eine goldene Zukunft in Nordamerika versprach. In England stellte sich heraus, daß fast nichts davon wahr war, und nur knapp 3000 von ihnen sind tatsächlich in Amerika angekommen. In einem spannenden Vortrag über das Land der Verheißung berichtet der Regionalhistoriker Roland Geiger aus St. Wendel über das Schicksal dieser Menschen auf ihrer Suche nach dem Land, wo Milch und Honig fließt, dem Land der Verheißung.
Der Vortrag beginnt am Sonntag, 10. Juli 2011, um 10.30 Uhr im Cafe Lerner in St. Wendel, Balduinstraße 58. Der Eintritt ist frei. |
Date: 2011/07/03 22:11:06
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Subject: Konf: Die Gesellschaft der Nichtsesshaften. Zur Lebenswelt vagierender Schichten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert - Rothenburg ob der Tauber 09/11 ------------------------------------------------------------------------ Gerhard Ammerer, Gerhard Fritz 29.09.2011-30.09.2011, Rothenburg ob der Tauber, Kriminalmuseum Bei manchen werden sich beim Wort "Vaganten" zunächst Bilder aus der Carmina Burana aufdrängen, Vorstellungen einer trink- und lebensfrohen mobilen Gesellschaft, möglicherweise auch die Fiktion des "edlen Räubers" (Prototyp: Robin Hood), wie sie die ab dem späten 18. Jahrhundert aufkommenden Räuberlieder und -romane beschrieben und heute in zahlreichen Varianten über den Bildschirm unser Bewusstsein (falsch) prägen. Die "Vagantenromantik" ist eine Seite einer verkehrten Sichtweise, die beharrlich an der Realität der Tag für Tag von der Hand in den Mund lebenden, herren- und besitzlosen Nichtsesshaften vorbeigeht. Die andere Seite wird deutlich, wenn man im 1. Band von Hans-Ulrich Wehlers "Deutscher Gesellschaftsgeschichte" zunächst vom "System der sozialen Ungleichheit" liest, die der Autor für so bedeutsam hält, dass er damit die Analysekategorien Max Webers, Herrschaft, Wirtschaft und Kultur zu komplettieren sucht, um dann, von der abstrakten Ebene auf die konkrete übergehend, die Erkenntnis zu vermitten, dass es "außerhalb der Alltagssphäre der ortsansässigen Bevölkerung ... eine Unterwelt (gab), die von unstet umherziehenden, heimatlosen Menschen bevölkert wurde." Selbst die soziologische Forschung hatte zum Zeitpunkt des Erscheinens des Wehlerschen Werkes, die Sichtweise, dass deviant Handelnde, z. B. die Vaganten, als außerhalb des normalen sozialen Lebens standen, bereits längst revidiert. Die Kriminalsoziologie fordert seit langem vehement die "Aufhebung der rigiden Trennung zwischen der Welt der Konformen und der Welt der Abweichler" ein. Dass "Vaganten und Kriminelle" (Kapitelüberschrift bei Wehler) keine - erst recht keine geschlossene - Subkultur-"Unterwelt" darstellten, sehr wohl in vielfältigen Verzahnung in der Alltagssphäre der ansässigen Bevölkerung integriert waren, dass diese sogar einen konstitutiven Bestandteil der Lebenspraxis ausmachte, soll dieser Tagung thesenhaft vorangestellt werden. Es ist in der Literatur immer wieder zu beobachten, dass die einseitige obrigkeitliche Prägung der Quellen (vor allem aus dem Justizbereich) stark in die moderne Begrifflichkeit und die Argumentationsführung einfließt. Auch die Orientierung an Sozialdisziplinierungs- und Modernisierungsmodellen vermag den Blick auf die Pluralität historischer Gegebenheiten am unteren Rand der Gesellschaft zu verstellen. Den Alltag der "winzigen Leben" (Arlette Farge) bestimmten nicht vorrangig obrigkeitliche Politik und gesetzliche Normen, auch nur bedingt das mit Verfolgungs- uns Ausmerzungsaufträgen versehene Wach- und Gerichtspersonal, sondern das jeweils spezifische soziokulturelle Milieu der Landstraße sowie die unterschiedlichen und vielfältigen Überlebensstrategien. Dennoch scheint uns die Thematisierung der Wechselseitigkeit von Selbst- und Fremdbestimmung ein lohnender Aspekt für die Tagung zu sein. Insbesondere sollte dieser nicht zuletzt deshalb angesprochen werden, da traute Uneinigkeit zwischen den Historikern herrscht, wenn es um die Frage der Durchsetzung von obrigkeitlichen Normen geht. Im Widerspruch zu den in den vergangenen Jahrzehnten überwiegend geäußerten Bedenken, dass nicht zuletzt die strukturellen Mängel des Staatsapparates, die ungenügenden Kapazitäten und Ressourcen die Durchsetzung einer effektiven Bettler- und Vagantenpolitik verhinderten und Polizeiordnungen nicht viel mehr als "obrigkeitliche Drohgebärden" dargestellt hätten - manche Autoren sprachen sogar vom "'Scheitern' des frühmodernen Staates" -, werden neuerdings wiederum Gegenposition vertreten, die den Staat keineswegs als "schwach" beschreiben. Vielmehr hätten die Obrigkeiten durch die wiederholte Pub¬likation von Normen, durch Verurteilungen, Streifen und sonstige Repressalien den Vagierenden ihre Handlungsfähigkeit durchaus deutlich bewiesen. Die Gesellschaft der frühen Neuzeit war - auch und besonders dieses Bevölkerungssegment - zutiefst von der mündlichen Tradition geprägt, sie war eine Anwesenheitsgesellschaft par excellence im Sinne Rudolf Schlögls und ist daher auch als eine solche zu beschreiben. Die Interaktion war das Wesentliche, die soziale Ordnung und die Strukturzusammenhänge konstituierten und reproduzierten sich über temporäre Sozialsysteme, wurden durch geformte Kommunikation unter Anwesenden aufgebaut. Die Besonderheiten der Sozialformen, die Kommunikationszusammenhänge innerhalb der vagierenden Gesellschaft (und nach "außen") sollten auf der Tagung herausgearbeitet werden. Waren die mit Anwesenheitskommunikation verbundenen Sinngefüge kontext- und situationsabhängig, so entkoppelte die Kommunikation über Printmedien, z. T. auch über Amtsschriftverkehr Sender und Empfänger. Über unterständische Schichten wurde ausschließlich dasjenige zu Papier gebracht, das für Behörden und Obrigkeit relevant war. Unspektakuläre, persönliche Befindlichkeiten des Einzelnen, Aspekte des täglichen Lebens, Wahrnehmungsformen, Erfahrungen, Verhaltensweisen etc., also die Sinnstrukturen und Sinnzusammenhänge der Welt der Landstraße, entziehen sich somit vielfach dem historischen Zugriff, da sie außerhalb der behördlichen Interessenssphäre lagen. Gerade Fragen der Daseinsbewältigung, der Lebens- und Umgangsformen, der Lebenschancen, Lebensstile und Lebensweisen sollten auf der Tagung aufgeworfen werden. Zu erkunden sind Wünsche und Ängste, Erinnerungen und Hoffnungen, Erfahrungen und Projektionen, Wahrnehmungen und Handlungen von Subjekten und Kollektiven. Die Zugänge zum Thema sollten von möglichst vielen Seiten her erfolgen: lebensweltlich im Sinne von Alfred Schütz, alltags- oder und mentalitätsgeschichtlich, von Anomie- oder Labeling-Theorien ausgehend u.a.m. ------------------------------------------------------------------------ Mittwoch, 28. September 2011 Anreise, ab 20.00 Uhr informelles Treffen Donnerstag, 29. September 2011 09.00 h: Begrüßung, Einführung in die Thematik (Fritz und Ammerer) 9.30-12.00 Uhr Chair: Gerhard Ammerer 1. Dr. Satu Lidman (Universität Turku): Unehrlich, kriminell und gottlos. Die Binnenstruktur vagierender Personengruppen im frühneuzeitlichen Bayern 2. Prof. Dr. Gerhard Fritz (Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd): Bettler und Vaganten in Südwestdeutschland im späten 18. Jahrhundert 3. Prof. em. Dr. Bernard Vogler (Universität Straßburg): Die nicht sesshaften Unterschichten in Straßburg nach dem "Straßburger Taschenbuch auf das Jahr 1803" 12.00-14.00 h: Mittagessen 14.00-16.15 Uhr Chair: Alfred Stefan Weiß 1. Dr. Elke Hammer-Luza (Universität Graz): Die "Stradafisel". Sozialstrukturen und Alltagsleben einer steirischen Räuberbande in der Biedermeierzeit 2. Dr. Eva Wiebel (Konstanz): Mitteilungen an einer Schnittstelle. Zu den Aussagen und Erzählungen des Konstanzer Hans (1759-1793) über seine Lebenswelt - "Rädelsführer aller Jauner", Verräter, Bekehrter? Der Konstanzer Hans und sein Umfeld 3. Dr. Andreas Fischnaller (Pädagogisches Zentrum Brixen): "...und das Sitzen that mir nicht gut." Aus dem Leben eines "Taugenichts" und "Erzvagabunden" im Tirol der Restaurationsepoche Kaffeepause 17.00-20.00 Uhr Stadtrundgang und Museumbesuch 20.00 h: Prof. Dr. Karl Härter (Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte Frankfurt/M.): Lebenswelten vagierender Randgruppen und obrigkeitliche Ordnungspolitik im frühneuzeitlichen Alten Reich Freitag, 30. September 2011 9.00-10.30 Chair: Karl Härter 1. Prof. Dr. Martin Scheutz (Universität Wien): Die große Freiheit? Die Beziehungen von Vaganten zu Sesshaften in der Frühen Neuzeit im Voralpengebiet 2. Dr. Pavel Himl (Universität Prag): Sesshaft gemacht. Möglichkeiten, Mechanismen und Grenzen der (erzwungenen) Integration der nichtsesshaften Bevölkerung in den böhmischen Ländern im 17. und 18. Jahrhundert 10.00-10.30.00 Uhr Pause 10.30-13.00 Chair: Gerhard Fritz 1. Prof. Tim Hitchcock (Universität Hertfordshire): When being a nuisance was a necessity: Vagrant removal and the provision of medical care in late eighteenth-century London 2. Prof. DDr. Gerhard Ammerer (Universität Salzburg): Partnerschaft, Sexualität und Nachkommen auf der Straße 3. Dr. Fabian Brändle (Zürich): Wirtshäuser als populare Kommunikations- und Sehnsuchtsorte 1700-1850. Beispiele aus der Schweiz und Europa Fazit ------------------------------------------------------------------------ Prof. Dr. Gerhard Fritz Pädagogische Hochschule Oberbettringer Str. 200 73535 Schwäbisch Gmünd 07171/983-269 oder -243
Date: 2011/07/04 10:31:22
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
"Die Woch" vom 03.07.2011:
Römerstein im Bliesener Turm
Vermutlich Herkulesdarstellung im Sockel der Kirche verbaut
Bliesen Vor etwa 800 Jahren hat man ihn errichtet, aber erst jetzt wurde entdeckt, dass im Sockel des Kirchturms ein römischer Stein eingemauert ist. Er zeigt eine Darstellung des Halbgottes Herkules.
Bislang hat offenbar niemand darauf geachtet, dass im Sockel der Fassade die ca. 90 x 50 cm große Darstellung einer Götterfigur steckt. "Mir fiel der Stein im Vorbeigehen auf", erklärt der Restaurator und Vorsitzende des Historischen Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes Tholey, Niko Leiß. "Er hatte offensichtlich keine bruchraue Oberfläche, sondern war von einem Bildhauer bearbeitet."
Herkules stützt sich auf eine Keule
Erst nach einer Weile des Rätselns wurde klar, dass eine menschliche Gestalt dargestellt ist. Sie ist nur schwer zu erkennen, weil der Stein umgekippt vermauert wurde und die Oberfläche stark verwittert ist. Es ist wahrscheinlich Herkules, in der griechischen Mythologie auch Herakles genannt, der sich auf eine Keule stützt. Das legen Vergleichsbeispiele nahe.
Vermutlich ein Viergötterstein
Es handelt sich vermutlich um einen Viergötterstein, auf dem außer Herkules auf den anderen drei Seiten meist Junp, Minerva und Merkur dargestellt sind. Vom Blesener Stein ist allerdings nur eine Seite zu sehen. Ein ähnlicher Viergötterstein wurde in Theley gefunden und befindet sich heute im Rheinischen Landesmuseum in Trier, eine Kopie ist im Museum Theulegium in Tholey ausgestellt.
Viergöttersteine dienten meist als Sockel für Jupitergigentensäulen. Diese mehrere Meter hohen Säulen trugen als Bekrönung eine Darstellung des thronenden oder reitenden und Blitze schleudernden Jupiter. Sie waren im 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. hauptsächlich in der römischen Provinz germania superior etwa zwischen Mosel und Neckar weit verbreitet und oft in der Nähe von Landgütern oder Heiligtümern aufgestellt.
Römische Ruinen als Steinbrüche
Beim Bau vieler Dorfkirchen im Mittelalter wurden die Ruinen der römischen Gebäude, die damals noch zahlreich überirdisch zu sehen waren, als Steinbruch benutzt. Häufig verwendete man heidnische Kultsteine bewusst für die Fundamente oder als Altarsteine, um so buchstäblich auf die Relikte des überwundenen Heidentums zu gründen. Durch die Wiederverwendung sollte deutlich werden, dass man das kultische Erbe in neuer Weise fortführt.
In Bliesen ist dies gleich zweimal geschehen. Denn außer dem jetrzt entdeckten Herkulesrelief wurde beim Bau des Turms auch der Kopf eines überlebensgroßen Standbildes zweitverwendet. Er war bis vor wenigen Jahren in der Fassade des Turms eingemauert und wurde inwischen zum Schutz im Innern der Kirche aufgestellt.
Das Herkules-Relief bleibt aber erst einmal an Ort und Stelle. "Wir können schließlich nicht den ganzen Kirchturm abreißen", sind sich Paul Allerchen vom Verwaltungsrat der Kirchengemeinde sowie Josef Schuh und Bernhard Saar vom "Verein zur Förderung und Erhaltung des Bliestaldomes St. Remigius" einig. red./tt
Date: 2011/07/04 21:41:37
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Kupfervorkommen am Weltersberg im heutigen Beckinger Ortsteil
Düppenweiler wurden im Jahre
1723 rein zufällig von einem Bauern beim Pflügen entdeckt. Wenige Zeit später richtet der Wallone Remacle de Hauzeur hier ein Bergwerk ein, in dem er zeitweise bis zu 300 Bergleute beschäftigte. Er hatte mit seinem Unternehmen derart großen Erfolg, daß man ihm schließlich nachsagte, er habe hier nicht nur Kupfer sondern auch eine Goldader gefunden. Hauzeur hatte aber auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Nachdem man die Stollen immer weiter getrieben hatte, drang soviel Wasser in das Bergwerk ein, dass man ein mit Pferden betriebenes Göpelwerk zur Wasserhaltung einsetzen musste. Streitigkeiten zwischen dem Kurfürsten von Trier und den Herren von Hagen führten im frühen 18. Jahrhundert zu einer Schließung des Bergwerks, Hauzeur verließ den Ort Düppenweiler spätestens im Jahre 1735. Nach Beendigung des Rechtsstreites übernahmen die Herren von Hagen 1757 das Bergwerk als Lehen. Der von ihnen eingesetzte Pächter gab es bald darauf aber wieder auf. Im Jahre 1769 betrieben Georg von Zandt und sein Partner Jean de Dauphine das Bergwerk erneut, stießen auf reiche Kupfervorkommen, scheiterten aber auch am Problem des eindringenden Wassers. Das Vorhaben des Pächters Gerin, 1767 das Wasser mit Hilfe einer atmosphärischen Dampfmaschine zu heben, scheiterte an den Kosten des begonnenen Projektes. In den Jahren 1824 – 1828 gelang es auch der Leitung der Dillinger Hütte nicht, an die sehr lohnenden unteren Erzvorkommen heran zu kommen. So stellte man im Jahre 1916 den Kupferbergbau in Düppenweiler endgültig ein. Im späten 20. Jahrhundert beschloss man, mit Hilfe eines Fördervereins an Ort und Stelle ein Besucherbergwerk einzurichten und zahlreiche historische Teile, vor allem über Tage, wieder herzustellen. Hier können unter anderem, ohne Führung, Fördereinrichtungen, eine Bergehalde mit Lorenbahn, ein Holzlagerplatz, eine Bergkapelle, ein Fundament für eine Dampfmaschine sowie Ausgrabungen besucht werden. Die Einrichtungen unter Tage sind nur im Rahmen einer Führung durch den Heilig-Kreuzschacht zu besichtigen. (Benutzte Quelle: Grube Düppenweiler, Wikipedia, die freie
Enzyklopädie.)
Treffpunkt: 09. Juli 2011 um 15.00 Uhr: Historisches Kupferbergwerk Düppenweiler, Piesbacher Straße 67, - 66701 Beckingen - Düppenweiler Eintrittspreis normal: 5,00 € pro Person, Gruppen ab 20 Personen: 4,00 € pro Person. Nach Düppenweiler lade ich herzlich ein und würde mich über einen guten Besuch unserer Veranstaltung freuen!!! Mit freundlichen Grüßen Vorsitzender: Dieter Robert B e t t i n g e r Rosenweg 2 66564 Ottweiler Telefon: 06824 - 42 80 Mobil -Tel.: 0175 - 8043396 Dieter.Bettinger(a)t-online.de www.landeskunde-saarland.de 01. Juli 2011 Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) |
Date: 2011/07/06 18:51:35
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
G. Wedel: Autobiographien von
Frauen
------------------------------------------------------------------------ Wedel, Gudrun: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon. Köln: Böhlau Verlag Köln 2010. ISBN 978-3-412-20585-0; 1440 S.; EUR 179,00. Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Marleen von Bargen, Historisches Seminar, Universität Hamburg E-Mail: marleen.von.bargen(a)uni-hamburg.de Seit rund 40 Jahren sucht und sammelt die Historikerin Gudrun Wedel mit großer Leidenschaft autobiographische Texte von Frauen. Nun ist ein umfangreiches Nachschlagewerk erschienen, in dem erstmals über 2.000 Autorinnen, die zwischen 1800 und 1900 im deutschsprachigen Raum geboren wurden, samt ihren autobiographischen Schriften vorgestellt werden. Für dieses von der DFG geförderte Projekt erhielt Wedel im Jahre 2000 den Margherita-von-Brentano-Preis. Ziel des Lexikons ist es, die "Fülle und Vielfalt" von publizierten autobiographischen Texten von Frauen aufzuzeigen und darzulegen, aus welchen Gründen und in welchem Ausmaß autobiographische Texte entstanden sind (S. VII). So wurden neben bekannten auch bislang unbekannte und anonyme Frauen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten in das Lexikon aufgenommen. Eine weitere Zielsetzung sieht Wedel darin, autobiographisches Schreiben in weiblichen Lebensläufen sichtbar zu machen und dieses mit Ereignisgeschichte sowie Publikations- und Rezeptionsgeschichte zu verknüpfen, um das Wirken einzelner Autobiographinnen bis in die Gegenwart hinein rekonstruieren zu können. Wedel legt hierbei einen "weite[n] Begriff von Autobiographie zugrunde, um die Formenvielfalt und Komplexität von autobiographischen Texten in den Blick zu bekommen" (S. VII). Unter der Bezeichnung Selbstzeugnisse summiert Wedel unterschiedliche literarische Textformen, die in verschiedenen inhaltlichen Zusammenhängen autobiographische Informationen beinhalten. Die einzelnen Artikel gliedern sich in verschiedene Unterpunkte. Nach dem Namen bzw. der Namensform folgt eine Kurzbiographie der Autobiographin. In der Kurzbiographie befinden sich zusätzliche Hinweise zu Nachlassstandorten und Lexika, die weiterführende biographische Informationen liefern. Am Ende dieses Abschnitts werden andere Autobiographinnen aus dem Lexikon aufgeführt, die mit der vorgestellten Autorin in persönlicher Beziehung standen. So wird nicht nur ein "umfangreiches internes Netz der Autobiographinnen" (S. XI) erkennbar, sondern auch eine Grundlage für weiterführende Untersuchungen zu Frauennetzwerken geschaffen. Darüber hinaus können diese Angaben den Ausgangspunkt für Einordnungen der einzelnen Autorinnen in bestimmte Kontexte und gesellschaftliche Diskursfelder bilden. Im anschließenden Hauptteil der Artikel werden ausführlich die autobiographischen Publikationen - insgesamt erfasst das Lexikon über 6.000 Titel - in chronologischer Reihenfolge angeführt. Durch eine Auflistung der behandelten Themen in Stichworten gewinnen Leser/innen einen ersten Eindruck von dem Inhalt der autobiographischen Publikationen, die als Bücher bzw. als Beiträge in Sammelbänden oder Periodika einer größeren oder kleineren Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sind. Weitere Hinweise, die etwa die Entstehungssituation, die Auflagenhöhe oder Rezensionen betreffen, ermöglichen Einsichten in den Prozess des autobiographischen Schreibens und in die Rezeption der autobiographischen Texte. Tagebücher, Briefe und Reisebeschreibungen werden gesondert als "weitere publizierte Selbstzeugnisse" aufgeführt. Die Trennung begründet Wedel damit, dass letztere in geringen zeitlichen Abständen zum Erlebten aufgeschrieben wurden und meist nicht den gesamten Lebenslauf abdecken. Außerdem werden noch weitere publizierte Werke angeführt, die "dem Titel nach einen autobiographischen Bezug vermuten lassen" (S. XIII) sowie "Selbstzeugnisse im Umfeld" der jeweiligen Autobiographin. Hinweise auf weiterführende Sekundärliteratur beschließen die einzelnen Artikel. Die Zuordnung der Selbstzeugnisse innerhalb der Artikelunterpunkte verdeutlicht, dass eine klare Trennung der Texte nach Art und Umfang der autobiographischen Informationen kaum vollzogen werden kann.[1] So wird es aber für die Selbstzeugnisforschung durchaus gewinnbringend sein, wenn Texte ergänzend hinzugezogen werden, die üblicherweise nicht in den Fokus biographischer Untersuchungen rücken würden. Als Beispiel sei das für Anna Siemsen als autobiographische Publikation gelistete Buch "Erziehung im Gemeinschaftsgeist" angeführt, das in der Regel nur als pädagogisch-philosophische Abhandlung untersucht wird. Neben einem Quellen- und Literaturverzeichnis bietet das Lexikon zudem ein Personen-, Orts- und Sachregister, so dass auch nach anderen Kriterien als dem Namen gesucht werden kann. Statt einer Einleitung werden Hinweise zur Benutzung gegeben, in denen nur knapp Ziele und Schwerpunkte des Lexikons umrissen werden. Anschließend erläutert Wedel im Wesentlichen die Quellen und die Struktur der Artikel. Eine Einleitung, in der das Lexikon in größere Forschungskontexte, wie zum Beispiel in die Autobiographie- und Selbstzeugnisforschung oder in die Frauen- und Geschlechtergeschichte eingeordnet und seine Bedeutung für die interdisziplinäre Forschung herausgestellt würde, fehlt jedoch. Wedel formuliert allenfalls, dass die von ihr gesammelten autobiographischen Schriften "einen bedeutenden Teil der Erinnerungskultur" darstellen und in den "Übergangsbereich vom ,kommunikativen' [...] zum ,kulturellen' Gedächtnis" (S. VIII) hineinreichen würden, ohne jedoch näher auf diesen forschungstheoretischen Ansatz einzugehen. Dabei leistet Wedel mit dem Lexikon einen wesentlichen Beitrag, eine große Lücke in der Autobiographie- und Selbstzeugnisforschung zu schließen. Das Lexikon zeigt, dass autobiographische Texte von Frauen aufgrund ihrer literarischen Mischformen eben nicht dem "klassischen" Gattungsbegriff entsprechend klassifiziert werden können. Dies ist zunächst keine neue Erkenntnis. Seit den 1980er-Jahren wurden vor allem aus literaturwissenschaftlicher Sicht vermehrt Kritik an dem Ausschluss von Frauen aus der Geschichte der Autobiographie sowie Forderungen nach einer Revision der kanonischen Grenzziehungen laut. Hinterfragt wurde die traditionelle Definition der Autobiographie, die sich gattungsgeschichtlich an dem sich selbst historisierenden männlichen, bürgerlichen Subjekt orientierte, das auf ein in sich geschlossenes Leben zurückblickt. Hierfür hatte vor allem Goethes Selbstinszenierung in seinen Lebenserinnerungen "Dichtung und Wahrheit" Vorbildcharakter erlangt. Die sich aus weiblichen Lebens- und Handlungsbedingungen ergebenen Formen des autobiographischen Schreibens von Frauen wurden daher aus dem gattungsgeschichtlichen Kanon ausgeklammert.[2] Wedels Sammlung verschiedener autobiographischer Schriften von Frauen zeigt erstmals neben bereits existierenden exemplarischen Einzelstudien in einer Zusammenschau die Vielfalt dieser Texte auf und ermöglicht damit künftigen Forschungen, "das Spektrum der behandelten Themen auszuloten, Standardthemen sichtbar zu machen und dabei die Varianten der formalen Gestaltung festzuhalten" (S. VII). Daneben ist das Lexikon auch für geschlechtergeschichtliche und kulturgeschichtliche Fragestellungen relevant. Autobiographische Texte entstanden immer dann, wenn ein Individuum sich seiner Selbst vergewissern und seinem Leben eine bestimmte Sinndeutung verleihen wollte. Autobiographische Texte geben daher Aufschluss über Sinnstiftungsprozesse und Identitätskonstruktionen in Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen. Insbesondere Krisen oder Umbruchsituationen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Modernisierungs- und Individualisierungsprozesse beförderten gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Verfassen autobiographischer Texte von Personen, die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten angehörten. Gerade auch Frauen beteiligten sich in steigender Anzahl an dieser Praxis. Die damals entstehenden Schreibformen der autobiographischen Texte lassen den Schluss zu, dass es veränderte Selbstwahrnehmungen, Lebensbedingungen und Handlungsspielräume waren, die einer Sinngebung und spezieller Ausdrucksmöglichkeiten bedurften.[3] Vor diesem Hintergrund mag sich auch Wedels Vorgehen erklären, autobiographische Texte von jenen Frauen zu sammeln, die zwischen 1800 und 1900 geboren wurden. Angesichts der seit dem Mittelalter überlieferten autobiographischen Texte von Frauen ist eine zeitliche Einengung auch für ein Lexikon unumgänglich und sinnvoll. Dennoch hätte eine Begründung für die zeitliche Eingrenzung erfolgen können. Gudrun Wedels Lexikon ist eine Pionierarbeit, die trotz des stolzen Preises von 179 Euro Wissenschaftler/innen, die zu biographischen oder geschlechtergeschichtlichen Themen arbeiten, zur Anschaffung empfohlen sei. Zu guter Letzt ist noch Wedels Vorhaben, eine Internet-Datenbank zu erstellen, positiv hervorzuheben. Hierfür soll das in gedruckter Form vorliegende Lexikon als Basis dienen. Die Internet-Datenbank soll nicht nur autobiographische Texte aus dem 19. und 20. Jahrhundert von Frauen, sondern auch von Männern beinhalten. Damit kann ein Grundstein gelegt werden, autobiographische Texte von Frauen nicht länger als randständige Erscheinung der Autobiographie-Forschung zu betrachten, sondern männliche wie weibliche Autobiographien nebeneinander zu stellen, um auf diese Weise neue Einsichten und weitergehende Erkenntnisse für die (Auto-)Biographieforschung insgesamt zu gewinnen. Anmerkungen: [1] Zur Diskussion des Begriffes "Selbstzeugnis" in der Forschung siehe die DFG-Forschergruppe "Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive" unter <http://www.fu-berlin.de/dfg-fg/fg530/> (23.05.2011). [2] Exemplarisch: Michaela Holdenried, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Geschriebenes Leben. Autobiographik von Frauen, Berlin 1995, S. 9-20, bes. S. 9f. [3] Charlotte Heinritz, Auf ungebahnten Wegen. Frauenautobiographien um 1900 (Aktuelle Frauenforschung), Königstein im Taunus 2000, bes. S. 10-16. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Kirsten Heinsohn kirsten.heinsohn(a)uni-hamburg.de |
Date: 2011/07/07 08:48:18
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Guten Morgen,
ich versuche, in Remmesweiler ein altes Haus zu finden. Von dort wanderte
1842 die Familie Morsch nach Amerika aus.
Dummerweise habe ich aber nur die alten Tractus-Angaben, basierend auf der
Vermessung von 1769 (Tractus 1 Nr. 14).
Im Katasteramt St. Wendel fand ich gestern im Urhandriß von 1843 zwar die
Bezeichnung "Tractus 1" für das Kartenblatt, aber dieses enthielt "nur" die
neuen Nummern des preußischen Katasters.
Hat jemand eine Idee, wo ich eine Konkordanz finden könnte - welche
Tractus-Nummern den heutigen Flur- und Parzellennummern entsprechen?
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
|
Date: 2011/07/08 08:19:03
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
heute steht der beste Satz seit langer Zeit in der SZ:
"Bei Häuserabrissen muß irgendwann auch der letzte Mieter weichen."
Kuhl. :-)
Schönen Tag wünsch ich - und achten Sie drauf: wenn draußen der Bagger
steht, würd i c h in das Haus nimmer reingehen.
Roland
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Date: 2011/07/13 09:11:48
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Subject: Konf: Burgenvermittlung und Burgenpädagogik - Bad
Dürkheim
10/11 ------------------------------------------------------------------------ Generaldirektion kulturelles Erbe - Rheinland Pfalz; Marburger Arbeitskreis für europäische Burgenforschung e.V. 06.10.2011-08.10.2011, Bad Dürkheim, Dürkheimer Haus Die Tagung soll Wege aufzeigen, wie das Wissen über Burgen im kulturtouristischen Bereich vermittelt wird oder werden kann und welche Vorstellungen von dem Phänomen Burg hierbei transportiert werden. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Akteure, die mit unterschiedlicher Zielsetzung an den Merkmalen des Burgenbilds arbeiten: Wissenschaftler, Medienvertreter, Schriftsteller, Ausstellungsmacher, kommerzielle Burgenbetreiber, Touristiker u. v. m. Alle diese Personen und weitere Interessierte sollen zu einem Erfahrungsaustausch zusammenkommen. Das Zusammenführen ihres Fachwissens und ihrer Erfahrungen soll idealerweise am Ende der Tagung zu neuen Konzepten für eine erfolgreiche Burgenvermittlung führen. In Abgrenzung zu verschiedenen Tagungen der vergangenen Jahre soll es nicht um die touristische Vermarktung von Baudenkmälern im Allgemeinen und Burgen im Speziellen gehen, sondern um Möglichkeiten, die Wertschätzung von Burgen in der Bevölkerung möglichst breit zu verankern, und zwar mittels kulturtouristischer Aktivitäten. Von Nicht-Referenten wird ein Tagungsbeitrag von 50,- EUR erhoben. Er schließt die Pausenbewirtung, 2x Mittagessen und die Exkursion mit ein, nicht jedoch das Abendessen auf Burg Landeck. Es ist auch eine Teilnahme an einzelnen Tagen möglich für jeweils 15,- EUR, dann aber ohne Exkursion. ------------------------------------------------------------------------ Das vorläufige Tagungsprogramm gestaltet sich folgendermaßen: Donnerstag 6. Oktober 2011 "Begrüßung und Einführung" 12:00 - Öffnung des Tagungsbüros 13:45 - 14:15 - Begrüßung / Vorwort 14:15 - 14:45 - Impulsreferat - Dr. Heiko Laß, MAB 14:45 - 15:00 - Kaffeepause "Burgenvermittlung aus der Sicht von Besitzern und Verwaltern" 15:00 - 15:30 - "Präsentation des Kulturellen Erbes in Rheinland-Pfalz" mit Schwerpunkt BSA - Generaldirektor Thomas Metz. GDKE 15:30 - 16:00 - Die Vermittlungen von Burgen in den Deutschen Schlösserverwaltungen. Direktor Dr. Christian Striefler, Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen 16:00 - 16:30 - Burgenpädagogik an einem Kommunalen Objekt Die Kaiserpfalz in Ingelheim - Fr. Dr. Domes 16:30 - 16:45 - Kaffeepause 16:45 - 17:15 - Vermittlung von Burgen durch private Burgenbesitzer - Dr. Graf zu Eltz 17:15 - 18:00 - Burgenpräsentation durch Bürgerinitiativen National Trust / Deutsche Stiftung Denkmalschutz (angefragt) 18:00 - 19:00 - Abendessen 19:30 - Öffentlicher Festvortrag: Was ist Mittelalter? Herr Prof. Dr. Stefan Weinfurter, Heidelberg Freitag 7. Oktober 2011 "Burgenvermittlung durch Touristiker" 09:15 - 09:45 - Die Burg als Marke - Gerhard Wagner, Geschäftsführer Deutsche Burgenvereinigung e.V. 09:45 - 10:15 - Vorstellung von Burgen in populären Medien Dr. Tanja von Werner, Karfunkel 10:15 - 10:30 - Kaffeepause 10:45 - 11:15 - "Strategien der Vermarktung" im Tourismus Prof. Dr. Jürgen Schmude, LMU München 11:15 - 11:45 - Burgenvermarktung aus der Sicht von lokalen Touristikern - Frau Imo, Pfalz-Touristik e.V. 11:45 - 12:15 - Kaffeepause 12:15 - 12:45 - Burg und Kulturelles Erbe - Günther Schuchart Burghauptmann der Wartburg 12:45 - 13:15 - Vermarktung von Burgen am Beispiel der Touristischer Straßen - Frau Born, Die Burgenstraße e.V. 13:15 - 14:00 - Mittagessen Ab 14:00 - Exkursion zur Burg Trifels Abendessen auf der Burg Landeck Samstag 8. Oktober 2011 "Unterschiedliche Vermittlungskonzepte" 09:00 - 09:30 - Vermittlungskonzept BSA auf Burgen - Dr. Angela Kaiser-Lahme 09:30 - 10:00 - Die Vermittlung von gut erhaltene Burganlagen, Der Hohenzollern - Ulrich Feldhahn M.A., Kunstbeauftragter des Hauses Hohenzollern 10:00 - 10:15 - Kaffeepause 10:15 - 10:45 - "Eine für Alle - Alle für Eine. Chancen der touristischen Vermarktung innerhalb eines Burgennetzwerkes." Horst Sattler M.A. - Burgen- und Schlössernetzwerk Main4Eck 10:45 - 11:15 - Die Vermittlung von Burgenrekonstruktionen am Beispiel der Bachritterburg Kanzach - Dipl.-Ing. Stefan Uhl, Warthausen 11:15 - 11:30 - Kaffeepause 11:30 - 12:00 - Events auf Burgen - Herr Klein, Kramer, Zunft & Kurzweyl, 12:00 - 12:30 - Burgenvermittlung durch Ausstellung, am Beispiel der Ausstellung "Burg und Herrschaft" - Dr. Rainer Atzbach, Universität Aarhus , Dänemark 12:30 - 13:15 - Abschlussdiskussion 13:15 - 14:00 - Mittagessen auf der Hardenburg 14:00 -Neupräsentation der Hardenburg - Herr Blake, BSA ------------------------------------------------------------------------ Dieter Lehmann Marburger Arbeitskreis für europäische Burgenforschung 0611 / 65065 0611 / 65065 burgenvermittlung(a)yahoo.de |
Date: 2011/07/13 09:15:28
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Göttert, Karl-Heinz: Die Ritter [85
Schwarz-Weiß-Abbildungen].
Stuttgart: Reclam 2011. ISBN 978-3-15-010807-9; Hardcover mit SU; 298 S.; EUR 22,95. Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Regina Schäfer, Historisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz E-Mail: <rschaef(a)uni-mainz.de> Ganz explizit in der Tradition von Joachim Bumke nimmt Karl-Heinz Göttert auf rund 280 Seiten die Ritter in den Blick. Er hat damit mehr als doppelt so viele Seiten zur Verfügung wie der Historiker Joachim Ehlers in seinem 2006 veröffentlichten Überblicksband[1], den Göttert offenbar nicht kennt. Bieten beide Darstellungen eine Einführung in die Geschichte der Ritter, könnten sie kaum unterschiedlicher in der Anlage sein. Karl-Heinz Göttert untergliedert den Band in 36 etwa gleich lange Kapitel. Dennoch schreibt er einen flüssigen, durchgehenden Text, der mit einer "ersten Orientierung" beginnt und einem Epilog abschließt. Göttert geht es "um das Verständnis eines Lebensentwurfs mit seinen verschiedenen Facetten und zuletzt um die Frage, was davon trotz seines Untergangs noch in uns steckt bzw. was genau wir eigentlich überwunden haben (oder auch nicht)" (S. 8f.). Dieses Thema möchte er nicht systematisch, sondern punktuell behandeln (S. 9). Bei den Quellen verzichtet er daher auf eine große Breite und wählt stattdessen Hauptwerke, "deren Inhalte besser bekannt sind, bzw. sich leichter vermitteln lassen" (S. 9). Insbesondere die Epik wird ausführlich referiert und interpretiert, aber auch Spruchdichtung und Chroniken und ebenso Lyrik oder spätmittelalterlichen Autographien und Wappenrollen/Heroldsbücher zieht Göttert heran. Dabei geht er mehrfach so vor, dass er ein Thema, zum Beispiel die Schwertleite, zunächst an chronikalischen Quellen (insbesondere die Schilderungen des Mainzer Hoffest von 1184) erörtert, danach ein Kapitel zur Schwertleite in der Literatur anschließt (Kapitel 8 und 9). Göttert möchte damit nach eigener Aussage keine Polarisierung "das historisch-reale Rittertum etwa im Gegensatz zum literarisch-fiktiven" erreichen, sondern beide Quellengruppen seien "ungefähr gleichwertig berücksichtigt, wenn auch mit gutem Grund strikt auseinandergehalten" (S. 8). Hinzu kommen als dritte Quellengruppe die bildlichen Darstellungen, die dem Band auch in großer Zahl beigefügt sind, wobei zwangsläufig die Reproduktionsqualität in dem kleinen Band eher durchschnittlich ist. Dennoch kann man sich als Historiker des Eindrucks nicht erwehren, dass die literarischen Quellen deutlich überwiegen. Dies zeigt sich auch bei den Kapitelüberschriften, wenn höfische Freude in der Literatur, höfische Krisen in der Literatur, der ideale Hofmann Tristan nacheinander abgehandelt werden (Kapitel 24-26), Quellen wie Hofordnungen oder Urkunden aber nicht erörtert werden. Eine solche Schwerpunktsetzung als germanistischer Gegenentwurf zum Beispiel zum genannten Band von Ehlers wäre zwar durchaus auch begrüßenswert. Doch ergibt sich das Problem, ob die zentralen Fragen des Bandes - "Gab es tatsächlich diesen Ritter, der zum Wunschbild wurde, und wie ist er entstanden?" (S. 15, und in Variationen auf dem Klappentext) - anhand dieser Schwerpunktsetzung bei den Quellen zu beantworten sind. Dabei bringt Göttert interessante, neue Aspekte zur viel erörterten Ritterthematik, zum Beispiel zur Tradition der antiken Tugendlehre, in welcher das höfische Idealbild des Ritters steht (Kapitel 21: Antike Wurzeln höfischen Benehmens) oder zur Karikierung des Ritterbildes in Form des komischen Ritters. Auf Fußnoten wurde - wie bei Einführungen durchaus üblich - verzichtet. Am Ende eines jeden Kapitels wird weiterführende Literatur genannt, wobei Göttert insbesondere die Klassiker (vor allem Duby, Keen, Bumke) und die einschlägigen Sammelbände (zum Beispiel Fleckenstein, Turnier; ders., Curialitas) anführt, die für ein breites Publikum allerdings auch am besten zu greifen sind. Leider bietet der Band auch kein Register, was gerade angesichts der intensiver behandelten Einzelwerke bedauerlich ist. Die Darstellung liest sich eingängig und flüssig, auch wenn es Göttert zumindest für meinen Geschmack mit dem lockeren Ton etwas übertreibt und floskelhaft schreibt (allein auf S. 16: "Das gibt es auch sonst im Deutschen", "auf jeden Fall", "schon früher" "und noch etwas macht die Sache kompliziert", "gewissermaßen"). Den Klappentext ("Aber hat es die Ritter wirklich gegeben? War das Mittelalter so, wie wir es in Kindertagen träumten? Ritter zu werden, das war immer, auch im hohen und späten Mittelalter, eine schöne Phantasie, ein Spiel. [...]"; ähnlich auch auf der Rückseite des Einbandes) hat vermutlich der Verlag zu verantworten, wobei nicht ganz klar ist, auf welche Leserschaft hier gezielt wird. Doch sollte man sich von dem reißerischen Klappentext nicht abschrecken lassen. Das Bändchen erörtert eine breite Palette von Aspekten zur Ritterproblematik - vom Wort Ritter bis zu den Ritterorden - und bietet zugleich einen guten Überblick über die mittelalterliche Literatur zu diesem Thema. Für ein breites Publikum ist es gut geeignet. All jenen, die sich für das soziale Phänomen des Ritters interessieren, sei der Band von Ehlers zur Ergänzung empfohlen. Anmerkung: [1] Joachim Ehlers, Die Ritter. Geschichte und Kultur, München 2006. |
Date: 2011/07/13 18:45:42
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Im Blickpunkt St. Wendel wurde über den Vortrag berichtet. Einige Dinge habe ich anders in Erinnerung aber ...
Heimatverein Altstadtfreunde St. Wendel
Vor 300 Jahren: Deutsche Massenauswanderung nach Nordamerika.
In großer Zahl waren Freunde der Regionalgeschichte im traditionsreichen Café Lerner erschienen, um Roland Geigers spannenden Vortrag über die Auswanderung von weit über 14000 "Pfälzern" im Jahr 1709 nach Nordamerika zu genießen.
Auslöser der Bewegung, die in der Kurpfalz begann, aber auch viele andere deutsche Länder erfasst hatte, war ein Bericht über paradiesische Lebensbedingungen für Bauern in Nord-Carolina. Den in Rotterdam versammelten Deutschen erlaubte England die Einreise, nicht zuletzt wegen vorgeblicher Gräueltaten der Franzosen an diesen scheinbar wegen ihrer Religion verfolgten "Flüchtlingen". Sie wurden einige Monate in einem Zeltlager beherbergt. Ein Drittel aber musste bald zurückreisen, weil es sich erwiesenermaßen um Katholiken handelte, ein weiterer großer Teil blieb in Irland oder England. 200 Auswanderern gelang die Schiffsreise nach Nord-Carolina - nur ein Viertel davon überlebte. Dreitausend Personen wurden auf neun Schiffen in das Land New York gebracht, um dort in einem von der englischen Königin Anna geförderten Projekt Pech und Teer für die Marine herzustellen. Das Unternehmen scheiterte an mangelnder Sachkenntnis. Die Deutschen, die sich ohnehin um ihre Träume gebracht sahen, suchten erfolgreich Kontakt zu den Mohawk-Indianern und hatten ebenfalls freundschaftliche Beziehungen zu afrikanischen Sklaven. Sie grenzten sich von Engländern und Holländern ab und entwickelten ihre eigene Identität als Deutsche im fremden Land. bis nach Mitte des 18. Jahrhunderts, im ZUsammenhang mit dem Siebenjährigen Krieg in Europa, ihre friedliche Existenz endete. Der Sonderweg dieser "Pfälzer", jüngst untersucht von dem deutschstämmigen Forscher Philip Otterness, im übrigen aber wenig beachtet, unterscheidet sie von späteren Auswanderern, die sich an die Amerikaner britischen Ursprungs anpassten und zunächst weniger nach New York, sondern nach Pensylvania strebten.
An die 200 Leute nach North-Caroline mit 50 Überlebenden erinnere ich mich nicht. Da muß ich woanders gewesen sein.
Ich vermisse aber in dem Bericht unter einigem anderem das Streben nach dem "verheißenen" Land und den Sonderweg dieser Siedler: das Zusammenleben mit den Irokesen und Mohawk und ihre zeitweise politische Unabhängigkeit.
Der Vortrag hätte in dem Bericht etwas mehr Konzentration auf seine wesentlichen Inhalte verdient, wie ich finde.
Anneliese Schumacher
Date: 2011/07/13 22:57:43
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
In einer eMail vom 13.07.2011 18:45:44 Westeuropäische Sommerzeit schreibt
anneliese.schumacher(a)t-online.de:
An die 200 Leute nach North-Caroline mit 50 Überlebenden erinnere ich mich nicht. Da muß ich woanders gewesen sein. Einige Auswanderer schafften es
tatsächlich bis in die Carolinas, das verheißene Land, das ursprünglich Ziel der
Auswanderung gewesen war. Sie schlossen sich einer Gruppe Schweizer an, die in
New Bern in North Carolina eine neue Kolonie gründen wollte. Das Unternehmen
schlug fehl, und von den 600 Auswanderern, die sich im Januar 1710 auf einem
Segelschiff nach North Carolina aufgemachten, hatte zwei Jahre später weniger
als ein Viertel
überlebt. |
Date: 2011/07/18 08:14:18
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Schüler untersuchten Verhaftung von drei Lehrern im Jahr 1832St. Wendeler siegen bei GeschichtswettbewerbSechs Schüler des Wendalinum-Gymnasiums in St. Wendel nahmen am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teil und sicherten sich dabei den Landessieg.Von SZ-Mitarbeiter Volker SchmidtSt. Wendel. „Skandal an St. Wendeler Gymnasium – Lehrerkollegium verhaftet.“ Mit dieser imaginären Schlagzeile beginnt die Arbeit, mit der sechs Schüler des Wendalinum-Gymnasiums am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilnahmen und den Landessieg errangen. Ein Grund dafür war schon allein die Themenwahl von Bettina Brill, Annika Geiß, Melina Klein, Yannick Mörsdorf, Franziska Schmidt und Philipp Trapp: Sie untersuchten die Verhaftung dreier Lehrer des St. Wendeler Lyzeums – der Vorgängerschule des Wendalinums – im Jahr 1832. Im Zuge der Revolution waren die Pädagogen aus politischen Gründen inhaftiert worden. Denn sie gehörten der liberalen Bewegung an. Ein Skandal, der schon damals für Aufregung in der Kreisstadt sorgte. Für die 15-jährigen Schüler bedeutete das Projekt eine Menge Arbeit neben dem üblichen Unterricht. „Wir waren zum Beispiel oft im Stadtarchiv, um die Originalquellen über die liberale Bewegung in St. Wendel zu untersuchen“, berichtet Melina Klein. Zudem waren die Neuntklässler in der Kreisstadt unterwegs, um Orte zu besuchen, die bei den Ereignissen von 1832 eine Rolle gespielt hatten. Wie zum Beispiel das „Rote Haus“ des Wirtes Keller – heute die Kneipe „Spinnrad“– in dem sich die Liberalen trafen. Oder sie interviewten Experten. Unter anderem Stadtarchivleiter Josef Dreesen oder den Landesfachberater für Geschichte, Bernhard Planz. „Ich fand das spannender als den normalen Unterricht“, schwärmt Annika Geiß. „Es war unheimlich abwechslungsreich, und vor allem die Arbeit mit den Originalquellen war klasse“, fügt Mitschülerin Franziska Schmidt hinzu. Besonders die Schrift der historischen Textbelege faszinierte die Schüler. Schmidt: „Es war interessant zu sehen, wie sich die Schrift im Laufe der Zeit verändert hat. So habe sich auch verkraften lassen, dass die Archivbesuche samstags – also an schulfreien Tagen– anstanden. „Einmal waren wir sogar im Archiv eingeschneit“, erinnert sich Geschichtslehrer Alexander Besch, der die Nachwuchsforscher während des Projekts unterstützte. An dem Wettbewerbsbeitrag arbeiteten die Schüler dann mehr als ein halbes Jahr. Nach Angaben der Gymnasiasten keine Zeitverschwendung. „Die Spurensuche hat so viel Spaß gemacht. Ich würde im nächsten Jahr wieder beim Wettbewerb mitmachen“, betont Philipp Trapp, während die Mitschüler zustimmend nicken. Durch den Landesieg sind die St. Wendeler Gymnasiasten nun für den Wettbewerb auf Bundesebene qualifiziert. „Da ist die Konkurrenz natürlich stark, weil die Schulen aus Großstädten wie Berlin eine große Auswahl interessanter Themen haben. Trotzdem rechen sich die St. Wendeler Skandalforscher Siegchancen aus. „Unser Thema ist gut“, bekräftigt Franziska Schmidt. „Da ist ein vorderer Platz drin.“ Und Yannick Mörsdorf will mehr: Der Landessieg ist schon klasse. Der Bundessieg wäre perfekt!“
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Date: 2011/07/20 09:47:18
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e. V. Sonderband
15 Hans Peter Klauck – Jakob Klein – Inge
Riedel
Die
Totenbildchensammlung
Familienkundliche Daten von
22600
Totenbildchen und Todesanzeigen
aus dem
Landkreis Saarlouis
Einführungsband mit 125
meist farbigen Abbildungen
und eine CD mit allen
familienkundlichen Daten
Buch + CD kosten 19
€ zzgl. Porto und Verpackung (17 € für
Mitglieder) Schriftliche Bestellung bei: Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.
V. Kreisarchiv Saarlouis Postfach 1840 66718 Saarlouis Tel.: 06831/444-425 |
Date: 2011/07/22 13:56:31
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Hallo, leider habe ich eine traurige Nachricht mitzuteilen: Mein alter Freund Günther Paulus aus Bliesen ist am letzten Mittwoch, 20. Juli 2011, gestorben. Die Mitglieder der ASF kennen ihn aus den monatlichen Treffen immer am letzten Dienstag in Saarbrücken im Landesarchiv, er saß in letzter Zeit meistens bei unseren „Senioren“ am Mitteltisch vor dem jeweiligen Referenten. Und den Teilnehmern am Genealogie-Seminar auf Schloß Dhaun ist er natürlich auch bekannt, schließlich war er mit seinen 86 Jahren der älteste Regelmäßige seit vielen Jahren. Sein Stuhl links oben neben dem Referenten wird jetzt leer bleiben. Keine Ahnung, wann ich ihn kennenlernte, das ist schon eine ganze Zeitlang her. Ich habe ihn in seit langen Jahren immer vom ASF-Treffen mit nach hause genommen, und er hatte immer eine Salzbrezel als Wegzehrung für mich dabei. Unsere Gespräche werden mir sehr fehlen, über die Qualitäten des jeweiligen Referenten (auch über die mangelhaften), über seine Zeit im Krieg und in russischer Gefangenschaft oder über seine Jugend im Nationalsozialismus, die er immer sehr kritisch betrachtete, aber zu deren Verständnis er mir einiges beigebracht hat. Er war fast immer gut drauf, hat seine Witze bei mir angebracht und mir meine teilweise durchaus bissigen, wenn auch nicht bösgemeinten Antworten nie krummgenommen. Zum letzten Mal sah ich ihn morgen vor 14 Tagen, als ich vorm St. Wendeler Dom auf Gäste für die Stadtführung wartete. Seine Tochter Petra hatte ihn dazu ermuntert, seine Forschungsergebnisse zur Familie Paulus zusammenzustellen und in kleiner Auflage zu verlegen. Er kam zu mir rüber, und wir sprachen über verschiedene Möglichkeiten, wie er das am besten anstellen sollte. Ich bekam dann doch Gäste, und wir verabschiedeten uns voneinander. Am Mittwochmorgen ist er im Krankenhaus in Neunkirchen-Saar gestorben. Seinem eigenen Wunsche gemäß wird sein Leichnam verbrannt und in seiner Heimatstadt Kirn an der Nahe bestattet. Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 28. Juli, um 14 Uhr in der Einsegnungshalle auf dem Kirner Friedhof statt, anschließend erfolgt die Beerdigung. Roland Geiger, St. Wendel |
Date: 2011/07/27 07:57:54
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Der Historische Verein zur Erforschung
des Schaumberger Landes und der
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