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[Regionalforum-Saar] SZ: über die historische Dorfschmiede Wellesweiler

Date: 2010/12/30 10:40:13
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Wie die historische Dorfschmiede Wellesweiler Stück für Stück wiederbelebt wurde – Eine Rarität im Land

Wellesweiler freut sich über seine wieder hergerichtete, voll funktionstüchtige Schmiede im historischen Ortskern. Vor dem offenen Feuer in der Schmiede wärmten sich jetzt auch beim Weihnachtsmarkt viele Besucher. Jürgen Adam erzählt, wie dem Gebäude neues Leben eingehaucht wurde.

Von SZ-Redakteurin Claudia Emmerich

Wellesweiler. Das Restaurieren alter Motoren und Maschinen war schon immer seine Leidenschaft. Und dafür braucht Jürgen Adam Platz. So hat sich der 48-jährige Tüftler aus Wellesweiler vor Jahren für die ungenutzte Schmiede im historischen Ortskern interessiert: „Ich wollte einen Abstellraum.“ Der Zustand war marode: „Die Schmiede war damals noch ein dunkles Loch, die Decke mit Apfelsinenkisten zugenagelt.“ Seine persönlichen Abstellraum-Pläne gab er jedoch bald auf. Denn der Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte Landeskunde und Volkskultur steckte sich das Ziel, die historische Schmiede wiederzubeleben: Als gebrauchsfähige Schmiede, wie sie früher in jedem Dorf üblich war. Es sollte eine Schmiede werden, wie sie in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts genutzt wurde. Ein Typus Dorfschmiede, der im Saarland und der Region eine Rarität darstellt.

Mit dem neuen Ziel vor Augen, fing Beiratsmitglied Jürgen Adam an, zielgerichtet über Land quer durch die Republik zu fahren und mit seinem Hänger das einzusammeln, was für das Projekt Schmiede nützlich sein konnte. 2002, erzählt Adam, brachte er von der Auflösung einer Schmiede in Speyer einen Federhammer, eine Transmissionswelle und eine Standbohrmaschine mit. Das war der Anfang. Preis Verhandlungssache: „Einmal habe ich eine Drehbank und Fußtrittmaschinen aus Dresden gegen zwei Kästen Bier eingetauscht.“ Und manchmal griff Adam in allerletzter Minute vor der Verschrottung zu, wie beim 2,5 Meter langen Blasebalg aus einer Bexbacher Schmiede.

Doch bis jetzt im Herbst die Schmiede wiedereröffnet werden konnte, war es ein arbeitsreicher Weg. 2006 begann die Gebäude-Sanierung der alten Schmiede. Alle Arbeiten waren nur in Absprache mit dem Baudenkmalamt möglich. Denn 2005 ist der Eintrag Schmiede als Ergänzung zum Eintrag Junkerhaus auf Antrag des Arbeitskreises auf die Landesdenkmalliste gekommen. Im Spätsommer 2009 setzte der Verputz den Schlusspunkt unter den Sanierungs-Abschnitt. Bis zum Weihnachtsmarkt war die Schmiede „begehbar, sicher, aber leer“. Jetzt machte sich Adam – Gutachter bei der Dekra Saarbrücken, verheiratet, ein Sohn – an die „Bestandssichtung“: Bis zum Tag des offenen Denkmals am 12. September 2010 sollte die Schmiede laufen: „Ich muss mir immer Ziele setzen.“ Decke reinziehen, Stellskizze zeichnen, Maschinen aufstellen und auch verstellen: „Die Sackkarre war da mein engster Kollege.“ In der Mitte musste Freiraum bleiben. Hier sollen Personen stehen können für Empfänge und Vorführungen. Hans Günther Sachs, Vorsitzender des Arbeitskreises, in seiner Festrede anlässlich der Wiedereröffnung zum „lebendigen Konzept“ der Schmiede: „Sinn machen die ganzen Anstrengungen nur, wenn es uns gelingt, Menschen – kleine und große – an eine wiederauferstandene Dorfschmiede in Wellesweiler heranzuführen.“

Die historische Schmiede erfordert Kenntnisse über Maschinen aus ihrer Zeit. Auch ein Fachmann wie der gelernte Schlosser und studierte Maschinentechniker Adam hat sich da schlau machen müssen und alte Fachbücher aufgetrieben. „Die Menschen früher hatten ein anderes technisches Verständnis“, sagt Adam aus der Erfahrung heraus.„Heute ist alles berechenbar.“ Seiner Lektüre verdankt Adam auch einen alten Trick, wenn Riementriebe abrutschen: „Honig draufschmieren.“

Gelagert und auf Vordermann gebracht wurde alles für die Schmiede in Kellerräumen und Garagen in und um das Junkerhaus, zu dessen Ensemble die Schmiede gehört. Das Junkerhaus feiert in diesem Jahr 325. Geburtstag. Und Sachs hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass eines Tages die Aufnahme in die „Barockstraße SaarPfalz“ (www.barockstrasse-saarpfalz.de.) gefeiert werden kann.

 

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Auf den Spuren des Daniel Hößler und seines Handwerks

Blick auf die historischen Nutzung der Wellesweiler Schmiede

 
Wellesweiler. Im März 2006 wird mit der Restaurierung und Wiedereinrichtung der Schmiede des Daniel Hößler (4.11.1860 in Altstadt – 21. 4. 1942 in Wellesweiler) begonnen. Das Gebäude wurde vermutlich 1880 auf den Resten eines Vorgängerbaus errichtet. 1925 übergab Hößler seine Schmiede an den Schlossermeister Franz Krewer. Auf seinem Briefbogen verkündete Krewer die Leistungen seiner Huf- und Wagenschmiede, die Ausführung sämtlicher Schlosserarbeiten und Maschinenreparaturen. Die letzte große Nutzung war 1939/40 zu Beginn des Feldzugs gegen Frankreich, als in Wellesweiler Kavallerie stationiert war. Quelle: „Neues aus der Dorfmitte“ (03/2006)

Wurmfraß und Fäulnis

Die Gebäude-Sanierung Schmiede unter Denkmalschutzstatus gestaltete sich schwierig: „Es zeigte sich, dass das Gebäude aus verschiedenen Mauerresten bestand, die in der Bauphase mit vorhandenen Baustoffen zu einem neuen Haus zusammengefügt wurden. Mauersteine aus unterschiedlicher Herkunft wurden mit Sandsteinblöcken aus den Wellesweiler Steinbrüchen und mit Ziegelsteinen zusammen vermauert, teilweise ohne einen Verbund herzustellen. Daher und weil die in die Giebelwände eingelassenen Stützbalken durch Wurmfraß und Fäulnis stark beschädigt sind, ist zur Rettung des Gebäudes ein Ringanker unerlässlich. Damit muss auch die hölzerne Dachkonstruktion komplett erneuert werden.“ Quelle: „Neues aus der Dorfmitte“ (10/2006)