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[Regionalforum-Saar] Uni Mainz zu Ringwall Otzenhausen

Date: 2010/04/19 11:16:11
From: anneliese.schumacher(a)... <anneliese.schumacher(a)...

aus der Saarbrücker Zeitung vom 16./17. April


Ringwall: Die Spannung bleibt


Informationen von Uni-Experten über die Ausgrabungen in Otzenhausen


Drei Referenten der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz gaben am Donnerstag in der Euripäischen Akademie Otzenhausen 80 Besuchern einen Einblick in den Stand der Forschungen am keltischen Ringwall und weiteren archäologischen Denkmälern in dessen Umfeld.

Von SZ-Mitarbeiter Gerhard Tröster


Otzenhausen. Nach und nach kommt immer mehr Licht in die weitgehend noch dunkle Geschichte des Hunnenrings auf dem Dollberg, in seine Ausbauphasen und seine Funktion als Oppidum. Mit Oppidum wird eine befestigte keltische Siedlung bezeichnet, die ursprünglich durch eine Mauer und einen Graben gesichert war und die zeitweilig als Zufluchtsort aufgesucht wurde oder auch ständig bewohnt war. "Wir haben viele Erkenntnisse gewonnen, sind aber noch lange nicht am Ende des Puzzles", sagte die Archäologin Sabine Hornung von der Mainzer Uni.

Sie und weitere Mitarbeiter der Universität betreiben seit einiger Zeit in Zusammenarbeit mit  der Gemeinde Nonnweiler Forschungen am Ringwall und an archäologischen Denkmälern in seinem Umfeld. Während eines Vortragabends in der Europäischen Akademie präsentierten drei Mitarbeiter ihre neuesten Erkenntnisse über dieses komplexe Bauwerk (es war vermutlich ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus besiedelt) und über die Ausgrabungen in der römischen Siedlung "Spätzrech" bei Schwarzenbach.

Sabine Hornung vermittelte in Wort und Bild, dass es vermutlich im fünften Jahrhundert vor Christus eine erste Ausbauphase am Dollberg gegeben habe. Bei Grabungen am Vorwall wurden Reste einer Mauer entdeckt, die zwischen vier und fünf Meter breit war. Selbst die Löcher für die Balkenköpfe seien noch zu erkennen gewesen. Zusammen mir einem vorgelagerten Graben habe es sich wohl um ein bedeutendes Annäherungshindernis gehandelt, das über die Jahrhunderte eingestürzt sei.

Der hauptwall, das ergaben weitere Nachforschungen, habe vermutlich zwei Ausbauphasen erlebt, die erste um 100 vor Christus, die andere um 80 und 60 vor Christus. Unklar sei vor wie nach die Funktion dieser Befestigung. Sabine Hornung sagte, sie könne sich vorstellen, dass sie zeitweilig auch dem Schutz für die Güter der Kelten gedient habe. Untersuchungen im Steinbruch zwischen Oberlöstern und Sitzerath lassen ihrer Meinung nach vermuten, dass dort Steine für den Bau des Ringwalles entnommmen wurden.

Die neuesten Forschungsergebnisse in der früheren römischen Siedlung am "Spätzrech" bei Schwarzenbach stellte Daniel Burger vor. Er befasste sich hauptsächlich mit dem gallo-römischen Umgangstempel, der einst dort errichtet worden war, und mit dessen Umfeld. Geomagnetische messungen, die durch viele Sandsteine im Boden nicht ungestört verliefen, brachten viele Einzelheiten ans Tageslicht. Als Mosaiksteine in der Forschung können die vielen Funde angesehen werden: terrakotta, Figuren, Weihegaben für erkrankte Gliedmaßen der Bewohner, eine Weiheinschrift, Ziegelfragmente des Herstellers Sabellus und 145 Münzen, von denen über 100 zugeordnet werden konnten. Der Tempel ist nach heutigen Erkenntnissen im vierten Jahrhundert aufgegeben worden. Der Zeitpunkt seiner Zerstörung konnte bis jetzt jedoch nicht ermittelt werden.

Am Ende des Vortragsabends zeigte Silke Boos, wie mit moderner Computer- und Lasertechnik archäologische Forschungen unterstützt werden. Zu sehen war auch ein virtueller Flug über den Ringwall, bei dem unter Wegfall von Häusern und Bewuchs die geländeformationen erkennbar waren.

Im Internet: www.keltenring-otzenhausen.de


Zu dem recht umfangreichen Bericht möchte ich dennoch einige Ergänzungen anfügen, die einen Zeitungsbericht sicherlich auch gesprengt hätten.

Fr. Dr. Hornung führte aus, der Wall sei wohl bereits vor den Treverern von den Eifel-Hunsrück-Leuten benutzt worden, dies lege die zeitliche wie örtliche Nähe zu den  Fürstengräbern von Schwarzenbach nahe. Die spätere Ausbauphase mit einer murus gallicus habe die wallgeschütze Fläche auf dem berg von ca 4 ha auf etwa 10 ha erhöht.

Die Steinbrüche in Oberlöstern seien wohl während der gesamten Siedlungszeit genutzt worden. Das dort vorkommende Rotliegende Konglomerat mit Kieseln und fest verbackenem Sand sei perfekt für Mühl- und Reibsteine. Die Reibsteinherstellung (das ist das Ding, das man auf einem anderen Stein dreht, um  dazwischen Getreide zu mahlen) sein schon ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. hier nachgewiesen. Dagegen sei die Mär, Eisen sei die Quelle des Wohlstand gewesen, eher wiederlegt. Die von den Kelten verwendeten Rennöfen benötigten gehaltvollere Erze, als die Lebacher Eier, deren Verwendung oft vermutet wurde. Somiit liege in keltisch-römischer Zeit eine andere Rohstoffnutzung nahe.

In Vorbereitung sei eine  Publikation, in welcher die neuen Forschungen zum Thema Eisenverhüttung auch mit bezug zur Hubertushütte vorgestellt würden.

Daniel Burger legte in seinem bericht über den Umgangstempel Wert auf die Vermutung, es habe sich bei diesem Tempel um  eine spezielle nördliche Variation gehandelt. Der Umgang sei wohl nicht offen, sondern ummauert gewesen. Dies lege auch der daran befindliche Anbau nahe, der sonst keinen Sinn mache.

Bilder zeigten verschiedene Aufnahmen, darunter auch einen bereits vor Jahren angelegten Suchschnitt einer ersten Forschung, der jedoch nicht ausreichend in die Tiefe getrieben wurde. Die Aufzeichnungen und neuen Studien lassen jedoch einen Vorgängerbau aus Holz vermuten, der möglicherweise zumindest teilweise abgebrannt sein könnte.

Die bereits erwähnten Gliedmaßen aus verschiedenen Materialien wurden hauptsächlich im Umfeld des Anbaus gefunden. Gleiches gilt für etliche Figürchen des Mars Cnabetius. Bisher wird daraus geschlossen, dass jener wohl hier in erster Linie verehrt wurde.

Die eher technisch gefärbten Erläuterungen von Silke Boos zeigten Bilder, die einige vbisher nicht für möglich gehalten haben. Der bereits erwähnte Anflug auf Hunnenring und Spätzrech war nur ein Beispiel, wie mit geografischen Informationssystemen verschiedene Sachdaten verknüpt werden können und räumliche Analysen auf verschiedenen Ebenen liefern. So entstehen beispielsweise Sichtbarkeitsanalysen, also, was kann man von einem bestimmten Punkt aus erkennen, oder auch reflektiv: wie weit ist eine Stelle (mit Bebauung z.B.) in der Landschaft sichtbar. Die Berechnung kostenminimierter Wege auf der Basis von Hangneigungen und Wasserläufen wird ebenso errrechnet, wie Archäoprognosen zu unterschiedlichen archäologischen Potentialen. So können die bereits genannten Daten (und viele mehr) auch mit Erosionsdaten verknüpft werden und es ensteht eine Karte für hohes, mittleres und geringes Potential. darin fließt auch die Erkenntnis ein, das fast alle Funde in Bereich mit hoher Erosion gemacht wurden, während in Gebieten, in denen einst z. B. durch Hangrutsche Gelände zugeschüttet wurde, kaum Funde existieren.


Nach einer anschließenden Diskuussion u.a. zu der Bezeichnung "Vicus" für die Spätzrechsiedlung, endete die veranstaltung gegen 21:00 Uhr.


Anneliese Schumacher