Date: 2010/01/04 23:34:40
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
am nächsten Sonntag, 10. Januar 2010, halte ich im Adolf-Bender-Zentrum in
St. Wendel (Gymnasialstraße 5) einen Vortrag mit dem Thema "Juden in St.
Wendel".
Veranstalter ist das Adolf-Bender-Zentrum in Zusammenarbeit mit den St.
Wendeler Altstadtfreunden bzw. deren Arbeitskreis für Stadtgeschichte. Damit
findet das monatliche Treffen des Arbeitskreises diesmal nicht im Cafe Lerner
statt.
Beginn ist um 10.30 Uhr, die Veranstaltung wird bis etwa 12 Uhr
dauern.
Das Thema ist natürlich viel zu komplex, um es in einer knappen Stunde
durch zu nehmen, weshalb ich vorhabe, im 14ten Jahrhundert anzufangen, dann mit
der Situation in Kurtrierischer Zeit weiterzumachen. Für die letzten achtzig
Jahre ab 1860 will ich zwei Texte vorlesen, die ich vor einigen Jahren verfaßt
habe: einen über den Zionisten Max Bodenheimer, der sich Ende der 1880er Jahre
in St. Wendel aufgehalten hatte, sowie über die Familie Reinheimer, die um 1900
aus dem Raum Pirmasens nach St. Wendel umsiedelte. Gerade ihr Schicksal spiegelt
diese Zeit sehr gut wieder. Von ihren elf Kindern fiel ein Sohn im Ersten
Weltkrieg, die anderen zehn wurden von ihren eigenen Landsleuten umgebracht.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger, St. Wendel
|
Date: 2010/01/05 10:48:34
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
heute morgen in der Saarbrücker Zeitung, St. Wendeler Teil:
Spannendes von der WallburgForscher gibt spektakuläre Einblicke in die Geschichte des Schaumberg-PlateausDer Mittelalterarchäologe und Burgenforscher Joachim Zeune stellt am kommenden Donnerstag im Tholeyer Rathaus die Ergebnisse der archäologischen Grabungen am Schaumberg-Plateau gemeinsam mit Dr. Ruppert Schreiber vom Landesdenkmalamt vor.Tholey. Die geplanten Umbauarbeiten am Schaumbergturm erforderten 2009 eine archäologische Vorausschachtung der Baugrube, die von dem „Büro für Burgenforschung Dr. Joachim Zeune“ durchgeführt wurde. Die siebenwöchige Ausgrabung förderte nicht nur eine Menge an interessanten, mitunter wissenschaftlich wichtigen Funden zu Tage, sondern legte auch Massivbauten frei, die von der späten Römerzeit (3./4. Jahrhundert n. Chr.) bis ins frühe 17. Jahrhundert reichen und somit wesentliche Besiedlungs- und Bebauungsphasen erstmals konkret erschließen. Sie belegen die herausragende Bedeutung des Schaumbergs in der Römerzeit und seit dem Hohen Mittelalter. Der Leiter der Ausgrabungen, der Mittelalterarchäologe und Burgenforscher Joachim Zeune stellt am Donnerstag, 7. Januar, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Tholeyer Rathauses die Ergebnisse dieser Grabung gemeinsam mit Dr. Ruppert Schreiber vom Landesdenkmalamt vor. Die Grabung erbrachte den Nachweis, dass im Boden des Schaumberg-Plateaus trotz der vielen modernen Störungen noch immer eindrucksvolle und historisch wertvolle Befunde von überregionaler Bedeutung stecken. Das Schaumberg-Plateau galt als frühmittelalterliche Wallburg, identisch mit dem bereits 634 erwähnten Castrum Theulegium. Lesefunde aus der Spätantike ließen zudem eine spätrömische Besiedlung des Plateaus vermuten, wobei man die zugehörige Bebauung heftigen Spekulationen unterwarf. Noch im 12. Jahrhundert überbauten die Grafen von Blieskastel als Vögte des Bistums Verdun das Gelände mit einer offenbar bedeutenden Burg, die in den nachfolgenden Jahrhunderten mehrfach erneuert und ausgebaut wurde, ohne dass man jedoch über ihre Architektur im Detail Bescheid wusste. Der reich bebilderte Vortrag stellt in einem Vorbericht kurz die spektakulären Funde und Befunde vor und gibt einen Ausblick auf das, was das Schaumberg-Plateau noch verbirgt. red
Zur PersonDr. phil. Joachim Zeune wurde 1952 in München geboren, studierte zuerst Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden Künste in München und danach Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, mittelalterliche Geschichte und mittelalterliche Kunstgeschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Dort promovierte er 1988 über den schottischen Burgenbau. Seit 1994 leitet er das Büro für Burgenforschung, das bundesweit und im angrenzenden Ausland Burgen erforscht, saniert und kulturtouristisch erschließt (bislang über 120 Burgen). Seit 2004 ist Zeune Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung und der Kurator des Europäischen Burgeninstituts, seit 1996 deutscher Beisitzer im Scientific Council von Europa Nostra. Er verfasste über 400 Publikationen zum Burgenbau und zu einzelnen Burgen, darunter auch das Standardwerk „Burgen – Symbole der Macht“ (Regensburg 1996). Joachim Zeune war Hauptredakteur, Hauptautor und Mitherausgeber des zweibändigen Werks „Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch“ (Stuttgart 1999). red |
Date: 2010/01/05 10:49:06
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
heute in der Saarbrücker Zeitung, St. Wendeler Teil:
Altstadtfreunde mit neuer SpitzeErnst Wilhelm Kiefer ist neuer Vorsitzender des St. Wendeler HeimatvereinsZum Nachfolger des im Mai 2009 verstorbenen Vorsitzenden und Gründers der Altstadtfreunde, Gerd Weber, wählten die Mitglieder einstimmig Ernst Wilhelm Kiefer.St. Wendel. 30 Mitglieder fanden sich in der Mitgliederversammlung zum Jahresschluss ein und entlasteten nicht nur den bisherigen Vorstand, sondern wählten auch für die nächsten drei Jahre einen neuen Vorstand. Anstelle des im Mai 2009 verstorbenen Gründers des Heimatvereins, Gerd Weber, wählten sie einstimmig Ernst Wilhelm Kiefer zum neuen Vorsitzenden. Baldur Bohsung, der in der Übergangszeit neben seinen Aufgaben als Kassenwart kommissarisch die Verwirklichung der von Gerd Weber noch zu Lebzeiten geplanten Aktivitäten und Veranstaltungen sicher stellte, verzichtete auf das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden zugunsten der Weiterführung der so wichtigen und vertrauensvollen Tätigkeit als Kassenwart. So erklärte sich die bisherige Beisitzerin Konny Ellendt bereit, die Aufgaben des Stellvertreters zu übernehmen. Da eine Doppelbesetzung von Aufgaben von Amtswegen nicht gestattet ist, übernimmt der bisherige Beisitzer Herbert Löhr die Aufgaben des Schriftführers. Die drei Beisitzer Karl Heindl, Roswitha Lindemann und Giesela Maurer bleiben auch weiterhin dem Vorstand treu und entsprechen der in der Satzung des Vereins festgelegten Mindestzahl. Erneut zu Kassenprüfern gewählt wurden: Franz Götzinger und Walter Neises. Der neue Vorstand hat sich zum Ziel gesetzt, die von Gerd Weber eingeführten und über Jahrzehnte praktizierten Traditionen des Vereins fortzuführen, so lange die Kraft dafür reicht. Denn nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern auch die im Vorstand Tätigen unterliegen dem demographischen Wandel und werden älter. Für das Jahr 2010 stehen bereits der Veranstaltungskalender des Heimatvereins Altstadtfreunde und die Themen und Referenten für die Sitzungen des Arbeitskreises für Stadtgeschichte fest, dank der Initiatoren Baldur Bohsung, Ralf Gallinger, Dr. Margarete Stitz und Herbert Löhr. Nur im Zusammenwirken der wenigen noch aktiven Mitglieder lassen sich die Aufgaben und die Realisierung der bereits publizierten Veranstaltungen bewerkstelligen, so der neue Vorsitzende in seinen abschließenden Worten. Der neue Vorstand auf einen Blick: Vorsitzender: Ernst Wilhelm Kiefer, Stellvertreter: Konny Ellendt, Kassenwart: Baldur Bohsung, Schriftführer: Herbert Löhr, Beisitzer: Karl Heindl, Roswitha Lindemann und Giesela Maurer. red
|
Date: 2010/01/08 10:13:47
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
From: Christine Witte
<christine.witte(a)lwl.org>
Date: 08.01.2010 Subject: Tagber: Die biographische Methode in der Regionalgeschichte ------------------------------------------------------------------------ LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte 25.09.2009, Münster Bericht von: Pablo Holwitt / Marina Kramm, Münster E-Mail: <pholwitt(a)gmx.de>;<marina_kramm(a)web.de> Am 25. September 2009 fand in Münster der Workshop "Die biographische Methode in der Regionalgeschichte" statt, der vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte ausgerichtet wurde. Im Fokus des Workshops standen nicht nur Überlegungen zur biographischen Methode in der Regionalgeschichte, sondern auch Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Biographik und Institution, Raum oder Generation. Weiterhin wurde die biographische Geschichtsschreibung des "kleinen Mannes" und die Rolle der "gender"-Forschung thematisiert. Hierzu stellten sechs Referenten ihre Beiträge vor. Im ersten Beitrag des Workshops referierte THOMAS SPECKMANN (Düsseldorf) über besondere Möglichkeiten und Probleme einer biographischen Analyse der sogenannten "kleinen Leute". Anhand seiner biographischen Studie über den ehemaligen Vorsitzenden der thüringischen CDUD Hugo Dornhofer erläuterte er, welche Erkenntnisse aus einer geschichtswissenschaftlichen Untersuchung von historischen Persönlichkeiten, deren Wirkmächtigkeit auf den ersten Blick gering erscheint, erwachsen können und wie diese einen Beitrag zu einem besseren Verständnis historischer Erfahrung liefern können. Speckmann bezog sich hierbei auf Hagen Schulze, der 1978 auf die Gefahr hinwies, allein historisch herausragende Figuren zum Gegenstand biographischer Untersuchungen zu machen.[1] Vielmehr gelte es, die Lebensläufe durchschnittlicher Persönlichkeiten zu untersuchen, um ein vollständigeres Bild historischer Prozesse zu erlangen. Bei der Erläuterung seiner Arbeitsweise unterschied Speckmann zwei methodische Zugriffe: Zunächst widmete er sich der Frage, wie Dornhofer zeitgeschichtliche Ereignisse in seinen Tagebüchern darstellte und verglich diese Befunde mit biographischen Zeugnissen von Zeitgenossen Dornhofers. Anschließend untersuchte er die Aussagen Dornhofers im Lichte weiterer Quellen, die eine Relativierung gewisser Aussagen Dornhofers ermöglichten. Dabei unterstrich Speckmann die Bedeutung alltäglicher persönlicher Erfahrungen, die zwar in biographischen Quellen selten reflektiert würden, jedoch oftmals Einfluss auf wichtige Entscheidungen hätten. Gleichzeitig räumte er ein, dass es problematisch sei, diese Faktoren mit der gängigen Methodik biographischer Untersuchungen zu greifen. Am Beispiel von Dornhofer erläuterte er den prägenden Einfluß von Raum und Milieu auf den Einzelnen und seine Biographie: Dornhofers Werdegang sei ohne Berücksichtigung seiner Herkunft aus dem katholisch geprägten Eichsfeld nicht zu verstehen. In dem Vortrag 'Schauplätze des Lebens' befasste sich EWALD FRIE (Tübingen) mit dem Zusammenhang der Begriffe Räume - Menschen - Biographik - Regionalgeschichte. Hierzu gliederte er seine Ausführungen in drei Abschnitte, die unter den Überschriften ´Menschen prägen Räume´, ´Menschen definieren Räume´, ´Räume definieren Menschen´ und ´Räume prägen Menschen´ den Zusammenhang zwischen den Teilgebieten aufzeigen sollten. Im zweiten Teil seines Referats ergänzte Frie diese Überschriften um den Faktor Biographik und warf die Frage auf, ob die Biographik die Fragen, die das Verhältnis von Menschen und Räumen aufwerfe, adäquat abbilde. Er machte hierbei vor allem auf das Problem der Wandelbarkeit von Räumen aufmerksam, die immer menschlich produziert, gedeutet und ausgehandelt seien. Auch Räume, so Frie, könnten demnach eine ´Biographie´ haben. Im dritten und abschließenden Gliederungspunkt ging Frie darauf ein, welche Konsequenzen das Problem der Verhältnisbestimmung von Mensch und Raum für die Regionalgeschichte hat. Der biographische Ansatz schien ihm besonders geeignet zu sein, einen neuen und frischen Blick auf die Raumkonstruktion insbesondere des 19. Jahrhunderts zu werfen. Dieser Zugriff führte dazu, dass die dominierenden politisch-administrativen und hochkulturellen Raumkonstruktionen abgeblendet würden mit dem Ergebnis einer radikalen Historisierung von Räumen. Diese fließenden Gebilde zwischen politischen Grenzen und kulturellen Raumkonstruktionen seien von den Menschen über einen langen Zeitraum als Einheit begriffen und geprägt worden. Auf der Basis dieser Raumdefinition müsse die Regionalgeschichte neu gefordert und auf neue Wege geführt werden. JULIA PAULUS (Münster) stellte in ihrem Referat zum Thema ´Biographie und Geschlecht´ ihr laufendes Forschungsprojekt zu Parlamentarierinnen in Westfalen und dem Rheinland vor. Im ersten Teil des Vortrages zeigte sie auf, dass ´berühmte´ Frauen gegenüber ´berühmten´ Männern in den traditionellen Lexika bisher vernachlässigt wurden. Mit der Einführung der Kategorie ´gender´ sei ´Geschlecht´ analog zu den Kategorien Ethnie und Schicht beziehungsweise Klasse als ein wesentliches Strukturmerkmal einer Gesellschaft etabliert worden. Hierbei sei Geschlecht nicht mehr als eine statische Kategorie, sondern als Variable, als ´doing gender´, welches zwischen gesellschaftlicher Zuweisung und persönlicher Aneignung steht, betrachtet worden. Somit gerate auch die Biographik aufgrund der Vernachlässigung von Frauen in die Kritik und müsse neu nach dem Modell des autonomen Subjektes überarbeitet werden, so Paulus. Hierauf aufbauend erläuterte sie das Projekt ´Parlamentarierinnen in Westfalen´. Dieses befasst sich mit der Frage, inwieweit die Zuschreibung "Frau" in Bezug auf die soziale Praxis von weiblichen Politikerinnen Bedeutung erlangte sowie mit der Frage nach der Wahrnehmung gesellschaftlich sanktionierter Rollenmuster und wie sich Frauen dazu verhielten. Das angestrebte Projekt versucht darzulegen, dass die politische Partizipation der Frau als umfassendes Engagement zu verstehen ist und nicht nur als ein eingeschränktes, auf soziale und kulturelle Belange bezogenes, politisches Interesse. Unter dieser Prämisse soll insbesondere dem Selbstverständnis, dem Politisierungsprozess, den politischen Strategien, den (geschlechts-)spezifischen Zugangs- und Handlungsmöglichkeiten sowie dem Umgang mit Macht von Frauen in einer von Männern dominierten politischen Struktur nachgegangen werden. Damit stehen die Fragen nach den Karrieremöglichkeiten von Parlamentarierinnen, Politikerinnen und Lobbyistinnen im Zentrum des Forschungsprojektes. MARCUS WEIDNER (Münster) stellte in seinem Vortrag das neue zukünftige Modul "Westfälische Biografie Online (WBO) innerhalb des Internet-Portals "Westfälische Geschichte" [2] vor, welches in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in den nächsten Jahren realisiert werden soll. Das Ziel des Projektes ist die Erarbeitung eines umfassenden, thematisch vielseitigen, online verfügbaren biographischen Lexikons zur Geschichte Westfalen-Lippes. Weidner führte aus, dass aufgrund der besonderen Bedeutung der Biographik für die historische Forschung die Integration online verfügbarer Kurzbiographien das bisherige Angebot des Internet-Portals sinnvoll ergänzen würde. In der Forschung gehe es nicht mehr nur um die "Großen Männer" der Geschichte, sondern auch individuelle, sozial- und strukturgeschichtliche Fragestellungen würden in biographische Überlegungen einfließen. Der Mensch werde in das Umfeld einer sozialen Gruppe und historischen Lebenswelt integriert gesehen. Die Einbindung der WBO in das Internetportal ´Westfälische Geschichte´ garantiere eine einheitliche Struktur in Bezug auf Inhalt und Ausgestaltung, zum anderen den leichten und unbeschränkten Zugang jenseits von Anfahrtswegen oder Fernleihen, so Weidner. Mit der WBO werde ein modernes Personen-Lexikon für Westfalen-Lippe geschaffen, das durch die Nutzung neuer internetgestützter Informationstechnologien zukunftsfähig sei. Zum Thema Autobiographie und Generation referierte VOLKER DEPKAT (Regensburg). Den scheinbaren Gegensatz der Begriffe Autobiographie und Generation löste er auf, indem er Autobiographien als "kollektive Texte" und "Akte sozialer Kommunikation" definierte. Eine Autobiographie sei demnach nie nur auf den Schreibenden allein ausgerichtet, sondern enthalte immer auch kollektive Bezüge. Dies trete beispielsweise zutage, wenn der Autobiograph sein Leben als typisch für eine bestimmte soziale Gruppe, Region, Berufsgruppe, politische Bewegung oder eben Generation auffasst und beschreibt. Über die Autobiographie, so Depkat, könnten auch verschiedene Dimensionen des Begriffs Generation untersucht werden. Er sprach hier von drei Polen des Begriffs Generation: Erstens Generation als objektive, nach Alterskohorten geordnete soziale Formation, die durch eine altersgruppenspezifische Schichtung von Erfahrungen definierbar ist. Zweitens Generation als Diskursphänomen interessegeleiteter Selbst- und Fremdthematisierung im sozialen Kontext und drittens Generation als privates, sich in Abstammung, Genealogie und Generativität von Familien manifestierendes Phänomen. Als erfolgversprechendsten Ansatz betrachtet Depkat die Analyse von "Generation" als Selbst- und Fremdthematisierungsformel im Kontext sozialer Selbstbeschreibungsprozesse. Die Autobiographie kann ein Medium dieser generationellen Selbstthematisierung sein, muss aber immer in ihrem jeweiligen historischen Kontext betrachtet werden. Dies brachte Depkat auf die Formel, dass das "Was" der autobiographischen Kommunikation stets durch das "Wie" und "Warum" bestimmt sei. Jedoch seien generationelle Selbst- und Fremdzuschreibungen stets wandelbar und könnten durch Zäsurerfahrungen beeinflusst und verändert werden. Depkat wies darauf hin, dass Generation nur eine von mehreren möglichen Kategorien der autobiographischen Selbstkollektivierung sei; weitere Kategorien seien beispielsweise Klasse, Beruf, Schicksal oder Region. CHRISTINE MÜLLER-BOTSCH (Berlin) bereicherte den Workshop mit einem Referat zum Thema Biographie und Institution. Sie legte anknüpfend an ihre Dissertation über untere NS-Funktionäre von 1933 bis 1945 ihren methodischen Zugriff zur Auswertung biographischer Selbstzeugnisse dar. Ihre Methode speist sich sowohl aus geschichtswissenschaftlicher Quellenanalyse als auch aus sozialwissenschaftlicher Biographieanalyse: Ausgehend von der Rekonstruktion der spezifischen Entstehungskontexte bestimmter Ego-Dokumente werden diese zunächst getrennt voneinander analysiert und dann miteinander kontrastiert. Solche biographischen Fallrekonstruktionen können eine Grundlage für Typenbildungen bei spezifischen Forschungsfragen bilden, so Müller-Botsch. Das Verhältnis von Biographie und Institution lasse sich laut Müller-Botsch anhand dieser biographischen Fallrekonstruktionen und daraus formulierten theoretischen Verallgemeinerungen herausarbeiten. Hierbei trete ein Wechselverhältnis zwischen Mensch und Institution zutage: Durch die Auswertung biographischer Zeugnisse könne der Einfluss von Menschen auf Entwicklung, Wandel und Praxis von Institutionen mit Rücksicht auf ihre biographische Handlungsorientierung untersucht werden. Ebenso lasse sich nachvollziehen, wie institutionelle Vorgaben Selbstsicht und Handlungsweisen der Akteure beeinflussen. In diesem Zusammenhang machte Müller-Botsch darauf aufmerksam, dass sich die Biographieforschung auch als sinnvolle Ergänzung zur Institutionen- und Organisationsforschung anbiete. In den Diskussionsrunden wurden vor allem Fragen zum Verhältnis von Raum und Region zum Individuum, zur Methodik biographischer Studien, zu den Zielen der genannten Forschungsprojekte und dem speziellen Nutzen biographischer Studien für die Regionalgeschichte aufgeworfen und diskutiert. In der Diskussion wurde deutlich, dass die Ergebnisse regionalgeschichtlicher Forschung eine wichtige Folie für biographische Studien darstellen: So könnten mit regionalgeschichtlichen Befunden operierende Kollektivbiografien erarbeitet werden, um auf diese Weise regionale Vergleiche zu ermöglichen. Die Referate des Workshops werden in einem Sammelband zusammengefasst, der im nächsten Jahr in der Reihe "Forum Regionalgeschichte" des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte veröffentlicht wird. Konferenzübersicht: Begrüßung und Moderation Prof. Dr. Bernd Walter (Münster) Einführung Martin Dröge (Münster) Thomas Speckmann (Düsseldorf) Die Welt als Wille und Vorstellung. Chancen und Probleme einer biografischen Geschichtsschreibung des "kleinen Mannes" Ewald Frie (Tübingen) Schauplätze des Lebens Julia Paulus (Münster) Biographie und Geschlecht Marcus Weidner (Münster) Die "Westfälische Biografie Online" (WBO) Volker Depkat (Regensburg) Autobiographie und Generation Christine Müller-Botsch (Berlin) Biographie und Institution Anmerkungen: [1] Vgl. Hagen Schulze: Die Biographie in der "Krise der Geschichtswissenschaft", in: GWU 29 (1978), H. 8, S. 513f. [2] <http://www.westfaelische-geschichte.de> (22.12.2009). URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2942> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2010 by H-Net and Clio-online, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational use if proper credit is given to the author and to the list. For other permission, please contact H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU. _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de _________________________________________________ |
Date: 2010/01/08 10:16:37
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
From: Eva-Maria Silies
<eva-maria.silies(a)uni-hamburg.de> Date: 08.01.2010 Subject: Rez. ZG: A. Schnädelbach: Kriegerwitwen ------------------------------------------------------------------------ Schnädelbach, Anna: Kriegerwitwen. Lebensbewältigung zwischen Arbeit und Familie in Westdeutschland nach 1945. Frankfurt am Main: Campus Verlag 2009. ISBN 978-3-593-38902-8; 366 S.; EUR 36,90. Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Eva-Maria Sillies, Historisches Seminar, Universität Hamburg E-Mail: <eva-maria.silies(a)uni-hamburg.de> Die Frauen- und Geschlechtergeschichte hat sich in den letzten Jahren durch zahlreiche Studien mehr und mehr auch den Nachkriegsjahrzehnten geöffnet.[1] Eine bisher kaum untersuchte Gruppe nimmt nun die Dissertation von Anna Schnädelbach in den Blick: die Kriegerwitwen. Schnädelbach bezeichnet so Frauen, die ihren Mann im Ersten oder Zweiten Weltkrieg verloren hatten, und fragt nach ihrer Stellung in der westdeutschen Gesellschaft nach 1945, die sich geschlechterpolitisch vor allem durch die Herstellung "normaler" Geschlechterverhältnisse (in Anlehnung an Hanna Schisslers Konzept eines "project of normalization"[2]) ausgezeichnet habe. Mit den rund 1 Million Kriegerwitwen (1950, S. 72f.) stellt Schnädelbach eine Gruppe in den Mittelpunkt, die dieses Normalisierungsprojekt gefährden konnte, denn die Witwen waren mehr oder weniger öffentlicher Ausdruck der Kriegsfolgen, der Bedürftigkeit und andersartiger Familienkonstellationen. Die Autorin fragt, wie die Kriegerwitwen ihren Status erlebten, welche Strategien sie zur Bewältigung einsetzten und ob sie sich konform zu den an sie gerichteten Erwartungen verhalten haben. Sie bedient sich dabei einer Vielzahl analytischer Konzepte der kulturwissenschaftlich orientierten Geschichtswissenschaft, unter anderem Bourdieus Konzept des sozialen Raumes, Ansätzen der Geschlechterforschung, kommunikationswissenschaftlichen Öffentlichkeitskonzepten, der historischen Diskursanalyse und der Erfahrungsgeschichte. Das führt nicht nur dazu, dass die Einleitung relativ lang ausfällt, sondern auch, dass Schnädelbach zur Einordnung ihrer analytischen Konzepte und Vorgehensweisen bereits hier viele ihrer Ergebnisse nennt und diese dann teilweise später mit ihren Quellenanalysen nur noch illustrieren kann. Die Arbeit gliedert sich entlang verschiedener Felder in der Debatte um die Kriegerwitwen. Als erstes skizziert Schnädelbach die rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen und verweist auf zwei wichtige sozialpolitische Systeme: die Fürsorge und die Kriegsopferversorgung. Während letztere ab 1950 als status- und einkommensunabhängige Grundrente gezahlt wurde, war erstere lediglich als Bedarfsversorgung konzipiert und unterlag dem Individualitäts- und Subsidiaritätsprinzip. Schon hier verweist Schnädelbach darauf, dass eine Gleichsetzung der Fürsorge-Mitarbeiter mit einem patriarchalischen Staat - ein Blick, den Schnädelbach ohne genauere Belege der bisherigen Forschung unterstellt (S. 100, 318) - den tatsächlich ambivalenten Beziehungen zwischen den Kriegerwitwen und den für sie zuständigen Behörden nicht gerecht wird. Für das zweite Feld, den "Schauplatz Behörde", nutzt Schnädelbach Akten des Sozialamtes Marburg aus den 1950er-Jahren. Am Beispiel von 34 Witwen kann sie die Interaktion mit der Behörde darstellen. Sie zeigt, dass die Witwen zwar die Versorgung ihrer Familien in vielen Fällen nicht leisten konnten und auf Unterstützung angewiesen waren, zugleich aber versuchten, eine allzu intime Untersuchung durch das Amt abzuwehren. Überzeugend kann Schnädelbach darstellen, dass die Frauen nicht nur die Position der hinterbliebenen Ehefrau ausfüllten, sondern zugleich auch Mutter, Tochter oder Schwiegertochter, oftmals Haushaltsvorstand und erwerbstätige Hauptverdienerin der Familie waren und damit "verschiedene Subjektpositionen" (S. 163) einnahmen. Die Kriegerwitwen waren nicht nur Versorgte, die öffentliche Unterstützung benötigten, sie waren zugleich auch Versorgende. Ebenso kann Schnädelbach nachweisen, dass im Kontakt mit den Behörden häufig nicht die geschlechtliche Markierung als "Frau" ausschlaggebend für die Art der Behandlung war, sondern dass soziale Merkmale wie Bildung und eventuell vorhandenes soziales oder ökonomisches Kapital ebenso entscheidend waren. In einem weiteren Feld analysiert Schnädelbach die so genannten "Onkelehen", von denen es Mitte der 1950er-Jahre 100.000 bis 150.000 gegeben haben soll. Gemeint waren außereheliche Beziehungen zwischen einer Kriegerwitwe und einem neuen Partner. Die Witwe hätte durch eine Heirat ihren Versorgungsanspruch verloren. Die gesellschaftlichen Debatten um die "Onkelehen" waren moralisch aufgeladen und verwiesen auf die Bedeutung der "Normalfamilie" in der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft. Diese "Normalfamilie" auf der Grundlage der Eheschließung war der normative Maßstab, an dem das Verhalten der Witwen und ihrer Partner gemessen wurde, so dass diese in zahlreichen Fällen kritisiert wurden. Dabei kam es nicht zu einer generellen Solidarisierung unter Frauen, denn einige verheiratete Frauen drückten ihre Sorge aus, die Kriegerwitwen könnten ihnen die Ehemänner "ausspannen" und damit bestehende Ehen gefährden. Schnädelbachs Bezeichnung der Kriegerwitwen als "Vamp" (S. 272) erscheint aber nicht als angemessene Charakterisierung der zeitgenössischen Vorstellungen. Überhaupt wird Sexualität von Schnädelbach zwar häufiger erwähnt, aber wenig auf den Kontext der 1950er-Jahre bezogen. Neuere Studien wie die von Dagmar Herzog über Sexualität in den 1950er-Jahren[3] finden keine Berücksichtigung. Anhand der Briefe von Kriegerwitwen an den Familienminister Wuermeling kann Schnädelbach zudem zeigen, dass diese sich zwar nicht als Gruppe mit gemeinsamen Zielen konstituierten, aber durch die Veröffentlichung ihrer privaten Erfahrungen die Grenzen ihres privaten Lebens selbst verschoben. Auch wenn sie zu Beginn des Kapitels konstatiert, es habe eine Ambivalenz zwischen den Moralvorstellungen auf der einen Seite und der "pragmatischen Sicht der Dinge" (S. 170) auf der anderen Seite gegeben, kommt sie insgesamt zu dem Ergebnis, dass es für die Kriegerwitwen keine Möglichkeit zur freien Identitätsbildung gegeben habe: Sie wurden entweder als Witwen oder als Ehefrauen gesehen, die sich zur finanziellen Absicherung von einer Identität zur anderen bewegen konnten, aber nicht als Partnerinnen leben oder die eigene ökonomische Unabhängigkeit anstreben sollten. Der ökonomische Faktor wird im letzten analysierten Feld thematisiert: Wie ging die bundesrepublikanische Gesellschaft mit der außerhäuslichen Erwerbsarbeit der Kriegerwitwen um? Schnädelbach stellt dieses Thema in den Kontext der allgemeinen Debatte um weibliche Erwerbsarbeit, die grundsätzlich umstritten war. Für viele Kriegerwitwen entstand aber das Dilemma, dass sie häufig aufgrund der unzureichenden materiellen Versorgung einer Erwerbsarbeit nachgehen mussten, obwohl dadurch Kinderversorgung und Haushaltsführung erschwert wurden. Dennoch wurde die Erwerbsarbeit der Kriegerwitwen gesellschaftlich nicht als eigenständige, selbstbestimmte Form der sozialen Sicherung angesehen, sondern lediglich als eine geduldete Notwendigkeit, die dem Verlust des eigentlichen Ernährers der Familie geschuldet war. Bei der Vermittlung von Arbeitsstellen waren Kriegerwitwen zweifach benachteiligt: Zum einen waren die Behörden eher bestrebt, (kriegsgeschädigte) Männer in Erwerbsarbeit zu vermitteln, zum anderen wurden erwerbstätige Kriegerwitwen überwiegend schlecht bezahlt. Immer wieder greift Schnädelbach ein Konzept der Genderforschung - das "doing gender" [4] - auf und wendet es auf die Kriegerwitwen an: "doing Witwe" bedeutet, dass in der öffentlichen Debatte, aber auch von den Betroffenen selbst, witwenspezifische Eigenschaften hergestellt und erwartetes Verhalten formuliert und ausgeführt wurde. Auch wenn der Begriff in seiner "Denglisch"-Ausformung unglücklich ist, kann Schnädelbach überzeugend zeigen, dass die Kriegerwitwen keine passiven Objekte waren, sondern Strategien entwickelten, um ihre persönliche wie familiäre Lage zu beeinflussen. Letztlich fielen die Kriegerwitwen mit ihren Lebensformen aus dem gesellschaftlich geforderten Rahmen der Normalisierung der Familienverhältnisse raus, so dass ein jahrelang anhaltender öffentlicher Diskurs über die Kriegerwitwen entstand. Anna Schnädelbach hat mit der Arbeit über diese gesellschaftliche Gruppe, die keine Randgruppe, sondern eine Lebensrealität vieler Frauen, ihrer Kinder und weiterer Angehöriger darstellte, nicht nur das Feld der Frauen- und Geschlechterforschung nach 1945 um einen wichtigen Aspekt bereichert. Sie hat auch gezeigt, dass über die Gesellschaftsgeschichte der frühen Bundesrepublik noch sehr viel Neues und Interessantes erforscht werden kann. Anmerkungen: [1] Vgl. Sybille Buske, Fräulein Mutter und ihr Bastard. Eine Geschichte der Unehelichkeit in Deutschland 1900-1970, Göttingen 2004; Silke Kral, Brennpunkt Familie: 1945 bis 1965. Sexualität, Abtreibungen und Vergewaltigungen im Spannungsfeld zwischen Intimität und Öffentlichkeit. Marburg 2004; Merith Niehuss, Familie, Frau und Gesellschaft. Studien zur Strukturgeschichte der Familie in Westdeutschland 1945-1960, Göttingen 2001; Christine von Oertzen, Teilzeitarbeit und die Lust am Zuverdienen. Geschlechterpolitik und gesellschaftlicher Wandel in Westdeutschland 1948-1969, Göttingen 1999; Robert G. Moeller, Geschützte Mütter. Frauen und Familie in der westdeutschen Nachkriegspolitik, München 1997. [2] Hanna Schissler, Normalization as Project. Some Thoughts on Gender Relations in West Germany during the 1950s, in: Dies. (Hrsg.), The Miracle Years. A Cultural History of West Germany, 1949-1968, Princeton 2001, S. 359-375. [3] Vgl. Dagmar Herzog, Die Politisierung der Lust. Sexualität in der deutschen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, München 2005. [4] Vgl. dazu Candace West / Don H. Zimmerman, Doing Gender, in: Gender & Society 1 (1987), S. 125-151. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Kirsten Heinsohn <kirsten.heinsohn(a)uni-hamburg.de> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-1-015> |
Date: 2010/01/08 10:21:17
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
heute morgen in der Saarbrücker Zeitung, Regionalausgabe St. Wendel
Landeskundler haben viel vorJeden zweiten Samstag im Monat ist ein TreffenDer Verein für Landeskunde im Saarland (VLS) hat für das kommende Jahr ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Die Mitglieder des VLS treffen sich jeden zweiten Samstag im Monat um 15 Uhr. Nächstes Treffen ist am 9. Januar in Ottweiler.St. Wendel/Ottweiler. Am 9. Januar treffen sich die Mitglieder des VLS in Ottweiler, Thema des Tages: Einflussreich- und trotzdem vergessen: Die Familie Coblenz aus Ottweiler. Referent ist Hans-Joachim Hoffmann. Am 13. Februar wird Pfarrer Hartmut Thömmes über „Evangelische Gemeinden an der Saar“ sprechen. Treffpunkt ist Neunkirchen. Am 13. März findet die Tagung in Wadern statt. Hubert Schommer aus Losheim spricht über Burg und Schloss Dagstuhl und über den Bunker der saarländischen Landesregierung. Zur Mitgliederversammlung des Vereins für Landeskunde wird am 27. März nach Ottweiler eingeladen. Am 10. April wird Albert Grub aus Idar-Oberstein in Birkenfeld über die Kreisstadt Birkenfeld berichten und beim Besuch des Museums die Exponate erläutern. Die traditionelle jährliche Gemeinschaftsveranstaltung mit der Kreisgruppe Kusel im Historischen Verein der Pfalz findet in Otzenhausen statt. Hier werden die Ausgrabungen am Ringwall besichtigt und eingehend erläutert. Ludweiler ist am 12. Juni Treffpunkt der Zusammenkunft. Karl Werner Desgranges referiert über die Geschichte der Glasherstellung – Ausstellung im Warndt – Heimatmuseum und Besuch der katholischen Kirche in Ludweiler sowie des Jagdschlosses Karlsbrunn mit dem neuen Forstgarten. Am 10. Juli trifft man sich in Pirmasens. Reinhard Kessler berichtet aus der Geschichte von Pirmasens mit Stadtrundgang und Abschluss im „Häusle“. Am 21. August wird VLS-Vorsitzender Robert Dieter Bettinger, ein ausgezeichneter Kenner und Fachmann seines Heimatortes Ottweiler, aus dem Leben des Barockmeisters Friedrich Joachim Stengel berichten. Der Vortrag wird mit Dias unterstützt. Ebenfalls wird Bettinger über Stengel am 21. August in Saarbrücken referieren. Die Tagung der Westricher Geschichtsvereine in der Region Ottweiler findet am 12. September in Ottweiler und Neunkirchen statt. Der Besuch im Museum für dörfliche Alltagskultur in Rubenheim im Bliesgau ist für den 9. Oktober vorgesehen. Gunter Altenkirch wird die Führung persönlich mit besonderen Erklärungen vornehmen.
Treffen auf Alter SchmelzAm 13. November ist Treffpunkt „Alte Schmelz“ in St. Ingbert. Thema des Tages: Alte Schmelz und Rischbach-Stollen. Am 11. Dezember trifft man sich in Ottweiler. Guido Jung wird über weihnachtliches Brauchtum referieren. Die Jahresabschlusstagung wird im gemütlichen Teil mit „weihnachtlichen Gedanken“ beendet. An Studienfahrten sind für den 24. April eine Exkursion nach Speyer und am 25. September nach Metz geplant. Ein Fachvortrag: „Die Durchführung von Restaurierungsarbeiten“ ist für den 20. Februar terminiert. Diskussionen gehören ebenso zur Tagesordnung wie die Vorstellung neuer Bücher. hjl
Kontakt: Robert Dieter Bettinger, Tel. (06824) 42 80, E-Mail: Dieter.Bettinger(a)t-0nline.de. |
Date: 2010/01/09 10:06:53
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
der Vortrag über die Familie Coblenz findet heute in Ottweiler im kleinen
Saal des Gasthaus "Zur Sonne" im oberen Stockwerk statt. Das Gasthaus liegt in
der Wilhelm-Heinrich-Straße (von St. Wendel kommend an der dritten Kreuzung
rechts rein, von Neunkirchen kommend an der zweiten Kreuzung links rein) neben
der katholischen Kirche. Der Vortrag beginnt um 15 Uhr.
Ich kenne die Familie aus meinen Forschungen an den Notariatsakten aus der
Zeit zwischen ca 1817 und 1850. Vor allem bei Versteigerungen sind die Leute zu
Jakob Coblenz gegangen, um die Erlöse der Versteigerungen, die meist auf Ziel
liefen, zu Bargeld zu machen - gegen ein Disagio von 9 Prozent (absolut legitim,
schließlich war Coblenz in erster Linie Kaufmann).
Gerade in den 1840ern trug er dazu bei, daß viele Leute gerade auch aus St.
Wendel auswandern konnten, denn er sorgte eben für das Bargeld, das sie
brauchten und nach den Versteigerungen sonst auf lange Zeit nicht gehabt hätten.
Heute wird diese Aufgabe von unseren Banken übernommen.
Ich bin sehr gespannt auf den Vortrag und werde mich von dem bißchen Schnee
auch nicht davon abhalten lassen, nach Ottweiler zu fahren.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger, St. Wendel
|
Date: 2010/01/12 08:49:50
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
heute morgen in der Saarbrücker Zeitung, St. Wendeler Teil:
Sensationelle Funde auf dem SchaumbergMittelalterarchäologe Joachim Zeune präsentierte seine spektakulären ForschungsergebnisseZum allerersten Male wurden auf dem Schaumberg archäologische Ausgrabungen durchgeführt, die laut Burgenpapst Dr. Joachim Zeune mit einem sensationellen Ergebnis endeten. Im vollbesetzten Sitzungssaal des Tholeyer Rathauses stellte der Historiker erstmals die historisch wertvollen Befunde der Öffentlichkeit vor, die den gesicherten Nachweis auf eine spätrömische Besiedlung und Bebauung auf dem Schaumberg - Plateau darstellen.Von SZ-Mitarbeiter Frank FaberTholey. Die geplanten Umbauarbeiten am Schaumbergturm erforderten 2009 eine archäologische Vorausschachtung der Baugrube, die von dem „Büro für Burgenforschung Dr. Joachim Zeune“ durchgeführt wurde. Die siebenwöchige Ausgrabung förderte nicht nur eine Menge an interessanten, mitunter wissenschaftlich wichtigen Funden zu Tage, sondern legte auch Massivbauten frei, die von der späten Römerzeit (3./4. Jahrhundert n. Chr.) bis ins frühe 17. Jahrhundert reichen und somit wesentliche Besiedlungs- und Bebauungsphasen erstmals konkret erschließen. „Wir haben auch ins Blaue reingegraben. Zwischenzeitlich hatten wir schon die Hoffnung aufgeben, dass wir noch etwas finden“, gab Zeune zu.
Viele ÜberraschungenAls „spektakulär und sensationell“, bezeichnete er jedoch die Funde und Befunde die er später aus der tiefen Baugrube barg. Ein dreiteiliger Mauerzug aus dem 17. Jahrhundert wurde zunächst freigelegt. In der Chronologie der Bauabfolge erlebte das Forschungsteam dann eine Überraschung nach der anderen. „Wir entdeckten ganz dichte aufeinander folgende Bauphasen“, so Zeune. Ein gepflasterter Stichweg, wurde ebenso wie die Überreste eines Backofens entdeckt. Bei einem freigeputzten Stein handelte sich um einen Mahlstein einer Ölpresse (15. Jahrhundert). Archäologisch überaus selten sei der Fund des 7,2 Kilogramm schweren Fragments einer Hakenbüchse (Handgewehr 14./15. Jahrhundert). „Wann sie genau hier verblieben ist wissen wir nicht“, teilte Zeune mit. Die entdeckte gusseiserne Ofenzwischenplatte (Gewicht: 13 Kilogramm) aus dem Jahre 1551 repräsentiere die Wohnkultur und die anspruchsvolle Lebenshaltung zur damaligen Zeit in der Region. Die Zwiebelknopffibel (Gewandnadel) aus der 1. Hälfte des 4. Jahrhundert belege, dass sich seinerzeit hochrangige Offiziere auf der Schaumburg aufgehalten haben. „Die diese drei Fundstücke sind für uns ein Glücksfall“, meinte Dr. Ruppert Schreiber vom Landesdenkmalamt.
Wichtiges BodenarchivWeiterhin kamen noch nicht ausgewertete Keramik- und Metallteile zum Vorschein. Alle Befunde seien einmalige Zeugnisse und ein Dokument dafür, wie wichtig das Bodenarchiv auf dem Schaumberg doch sei. Mit einem winzigen Einblick habe man viel Reichtum entdeckt. Zwischen drei bis fünf Prozent des kompletten Areals wurde bei den Ausgrabungen nur offen gelegt. „Dementsprechend können wir das Alter der drei Ringwälle der Burg noch nicht bestimmen“, sagte Zeune. Auf manche Frage habe man halt nicht die erhoffte Antwort erhalten.. „Auf dem Schaumberg können wir aber mehr als nur zufällig eine römische Anwesenheit nachweisen“, unterstrich Schreiber. Zeune verdeutlichte in seinem Ausblick, dass die Mauerreste sehr viel historische Substanz besäßen. „In Verbindung mit der Wiederbelebung der Schaumburg besteht ein enormes kulturtouristisches Potential“, resümierte der Grabungsleiter. Laut Bürgermeister Hermann Josef Schmidt werde man zukünftig ganz behutsam an das Plateau herangehen. Die Kosten der Ausgrabungen bezifferte er auf 65000 Euro. Angedacht ist, dass die Fundstücke in naher Zukunft im Museum Theulegium ausgestellt werden. |
Date: 2010/01/17 22:25:01
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
In einer eMail vom 17.01.2010 18:25:53 Westeuropäische Normalzeit schreibt
hsk.mail(a)GESCHICHTE.HU-BERLIN.DE:
From: Reinhard Zöllner <japankunde(a)googlemail.com> |
--- Begin Message ---From: Reinhard Zöllner <japankunde(a)googlemail.com> Date: 13.01.2010 Subject: Konf: Sexual Violence in World War II - Bonn 02/10 ------------------------------------------------------------------------ Prof. Dr. Claudia Kraft, Professur für Geschichte Ostmitteleuropas, Universität Erfurt; Prof. Dr. Reinhard Zöllner, Abteilung für Japanologie und Koreanistik, Universität Bonn, Bonn 19.02.2010-21.02.2010, Universitätsklub, Konviktstr. 9, 53113 Bonn Deadline: 05.02.2010 From February 19 to 21, an international workshop on "Sexual Violence in World War II" will be held at the University of Bonn. Specialists from Europe, East Asia and the U.S.A. will compare manifestations, results and reconciliation of sexual violence on both theatres of World War II. While international political, academic and media debates since the 1980s have extensively addressed sexual violence in East and South East Asian under the topic of the "comfort women" of the Japanese military, analogous events and issues of the European war theatre have so far received much less attention. A comparative perspective is however necessary to fully analyze the interplay of modern warfare, gender politics, and nationalism. The "comfort women" issue can be seen as one of the hithero rare cases where East Asian history may serve as a methodological blueprint for a neglected chapter of European history. On the other hand, the ways in which analogous problems of reconciliation related to World War II have been solved in Europe may be tested as models for overcoming the apparent deadlock in the "comfort women" issue. Pre-registration by February 5 is required as space is limited. Please use the link to the online registration page. Attendance is free; travel, accomodation, and meals on your own expenses. ------------------------------------------------------------------------ International Workshop: Sexual Violence in World War II Feb 19-21, 2010, University of Bonn supported by the Northeast Asian History Foundation Program Friday, February 19 14:30 Opening Ceremony Representative of the University of Bonn 15:00 Introduction Claudia Kraft (Erfurt), Reinhard Zöllner (Bonn): Sexual Violence in World War II in Comparative Perspective - Observations from East Asia and Eastern Europe 16:00 Coffee Break State of the Art: Sexual Violence in Wartimes 16:30 Hyeon-Ju Seo (Seoul): Current Status and Future Prospects of Issues concerning Japanese Military Sexual Slavery in Korea 17:15 Regina Mühlhäuser (Hamburg): Methodological Remarks Concerning the Comparison between the Comfort Women System of the Japanese army and sexual violence carried out by Wehrmacht and SS in the Soviet Union 18:00 Reinhard Zöllner (Bonn): A Media History of the "Comfort Women" 19:30 Conference Dinner Saturday, February 20 Gender Relations and Gendered Violence during War 09:30 Kerstin Bischl (Berlin/Moskau): Gender and Violence in the "Great Patriotic War" in the Soviet Union 10:15 Dobrochna Kalwa (Kraków): Gender Politics and Sexual Violence in Occupied Poland 11:00 Coffee Break Sexual Violence in Concentration Camps 11:30 Elissa Mailänder-Koslov (Paris): Sexual Violence in Concentration Camps - Outside the Brothels 12:15 Robert Sommer (Berlin): Forced Prostitution in National Socialist Concentration Camps 13:00 Lunch Break Politics of Memory 15:00 Joanna Ostrowska (Warszawa): Tabooing War-Time "Prostitution" in Post-War Poland 16:15 Hyun-Baek Chung (Seoul): Memory and Commemoration of Japanese Military Sexual Slavery in Korea 17:00 Sarah Soh (San Francisco): Truth, Justice, Reconciliation 17:45 Chizuko Ueno (Tokyo): Troubled Reconciliation: "Comfort Women" issue in Japan 1991-2007 18:15 Coffee Break 18:30 Keynote John Lie (Berkeley): Gender, Nationalism, and War 20:00 Conference Dinner Sunday, February 21 Identifying Research Topics and Tasks for Joint Comparative Research 09:30 Summary and Comment Alf Lüdtke (Erfurt) 10:30 Roundtable 12:00 Closing ------------------------------------------------------------------------ Reinhard Zöllner Abteilung für Japanologie und Koreanistik, Universität Bonn 0228-73 48 48 0228-73 72 23 zoellner(a)asianhistory.org Online registration form <http://www.asianhistory.org/sexualviolence/registration.html> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=13012> _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de _________________________________________________
--- End Message ---
Date: 2010/01/19 18:00:45
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
heute in der Saarbrücker Zeitung:
Heimliche Helfer treffen sich morgen zum BruderschaftstagSt. Wendel. Die St. Wendeler St.-Sebastianus-Bruderschaft begeht morgen, dem Tag ihrer beiden Patrone Sebastian und Fabian, ihren Jahrestag. Soweit feststellbar ist noch in keinem der 569 Jahre seit ihrer Gründung im Jahre 1441 die jährliche Zusammenkunft ausgefallen. Die lebendige Pflege der Tradition zeigt, wie sich Bürger um Not leidende St. Wendeler kümmern.
Spenden für die ArmenkasseDer Patronatstag beginnt um 9.30 Uhr in der Basilika St. Wendelin mit einem feierlichen Amt. Nach dem Gottesdienst ist bis zum frühen Abend im „Vaterhaus“ – Café Lerner, Balduinstraße – Gelegenheit zum „Gesellschaft halten“ gemäß der uralten Regel und der Möglichkeit, für die Armenkasse zu spenden. Als Höhepunkt des geselligen Teils steht um 18 Uhr die Feierstunde an. Brudermeister Anton Stier hält die Ansprache und gedenkt der verstorbenen Mitglieder des vergangenen Jahres. Bruderschreiber Gerd Schmitt hält einen Vortrag über das Thema „Der mysteriöse Kirchendiebstahl im Januar 1716“. Damals wurden bedeutende Teile des St. Wendeler Kirchenschatzes gestohlen.
Seit fast 570 JahrenMorgen tritt die Bruderschaft ins 570. Jahr ihres Bestehens ein. In allen diesen Jahren hat die nach Art einer mittelalterlichen Zunft organisierte, alle Stände umfassende Solidargemeinschaft bedürftige Bürger unterstützt. Immer, wenn große Not auf der Stadt lastete, wenn schreckliche Pestzeiten die Häuser leerten, wenn rohe Kriegsleute die Felder verwüsteten, die Ernte verdarben und das Saatgut raubten, wenn Teuerung hereinbrach, leistete die Bruderschaft ihren Dienst, so gut sie konnte und ihre Mittel es zuließen, und leistet ihn noch heute an Bedürftige – verschwiegen und ganz im Stillen. Dieser Gemeinschaftsgeist ist bis heute nicht erlahmt. Wer sich dieser einmaligen Solidargemeinschaft anschließen möchte – wozu keine besonderen Aufnahmebedingungen erfüllt werden müssen – kann sich am Patronatstag beim Bruderrat im „Vaterhaus“ anmelden. red
|
Date: 2010/01/19 18:02:44
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
heute in der Saarbrücker Zeitung, Regionalausgabe St. Wendel
War der Hunnenring die Burg eines keltischen Fürsten? (Teil 1)Die Wallmauern der Festung sind nicht alle zur gleichen Zeit entstanden – Neue Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit der Uni MainzDie Wallanlagen auf dem Hunnenring sind nicht zur gleichen Zeit entstanden. Damit war die Siedlungsfläche innerhalb der Festung kleiner als bisher gedacht. Die Schlussfolgerung: Der Hunnenring war wohl ein Fürstensitz und keine stadtähnliche Siedlung. Das sind die spektakulärsten Ergebnisse der Forschungsarbeit der Universität Mainz im vergangenen Jahr. Die Leiterin des Uni-Projektes Sabine Hornung berichtet im Interview mit Volker Fuchs über die Forschung am und um den Ringwall.Wo lagen die Schwerpunkte Ihrer Forschung im vergangenen Jahr? Sabine Hornung: Im vergangenen Jahr haben wir uns intensiv mit der Frage nach der Entwicklung des Hunnenrings auseinandergesetzt. Uns ging es darum, zu verstehen, wann die Befestigungsmauern errichtet wurden, wie sie aufgebaut waren und wie sich die Siedlung auf dem Dollberg entwickelt hat. Das ist eine wichtige Grundlage, wenn man darüber nachdenken möchte, welche Funktion der Hunnenring einst hatte und ob er sich mit historischen Vorgängen in Verbindung bringen lässt, die uns durch schriftliche Quellen überliefert werden. Wir waren aber auch im Umfeld des römischen Tempels auf dem Spätzrech bei Schwarzenbach unterwegs. Dort gab es in der Römerzeit um den Tempel herum eine dorfartige Siedlung, deren Größe und Funktion wir mit unseren Begehungen untersuchen wollten. Wir haben auch geomagnetische Untersuchungen durchgeführt, um Hinweise auf mögliche Siedlungsstrukturen zu finden. Ein dritter Forschungsschwerpunkt im vergangenen Jahr beschäftigte sich mit den Steinbrüchen zwischen Sitzerath und Oberlöstern. Dort hat man Buntsandsteinkonglomerat gewonnen. Uns interessierte die Frage, wann man dort Stein abgebaut hat und wofür. Was haben Sie herausgefunden? Hornung: Am Hunnenring selbst haben wir die größten Fortschritte gemacht. Wir hatten das große Glück, bei einer Ausgrabung im Bereich des Vorwalles noch die gut erhaltenen Reste der Wehrmauer vorzufinden, so dass wir jetzt genau sagen können, wie diese etwa sechs Meter breite Mauer ursprünglich aufgebaut war. Zwischen den Steinen waren immer wieder Hohlräume zu erkennen, in denen einst die gitterförmig angeordneten Balken der Wehrmauer lagen. Mit diesen Erkenntnissen wären wir theoretisch in der Lage, die Mauer exakt nachzubauen. In den kommenden Monaten werden wir die Funde bearbeiten, so dass wir dann recht genau sagen können, wann die Mauer des Vorwalles gebaut wurde. Sie haben neue Erkenntnisse über das Alter der Wehrmauern gefunden? Hornung: Bisher hat man immer angenommen, dass alle Wehrmauern des Hunnenrings, die man heute noch sehen kann, gleichzeitig erbaut wurden. Dem war aber ganz sicher nicht so. Alles deutet darauf hin, dass der Vorwall in Wirklichkeit als erstes gebaut wurde und dann erst der obere Wall. Wir haben nämlich in der Mitte der Siedlungsfläche, etwa gegenüber der Schutzhütte, einen Graben entdeckt, der zu einem älteren Nordwall gehörte. Und an diesen älteren Nordwall wiederum schließen die Mauern des Vorwalles an. Wir gehen also davon aus, dass man die dreieckige Befestigung des Hunnenrings um 100 vor Christus einfach ein Stück nach Norden verschoben hat. Der alte Nordwall war dann natürlich im Weg und ist abgerissen worden. Den zugehörigen Graben hat man mit Erde verfüllt. Warum das alles geschah, wissen wir nicht genau. Es ist möglich, dass sich aus den Hängen zwischen Vor- und Hauptwall Steinblöcke gelöst und die Mauern zerschlagen haben. Vielleicht brauchte man aber auch einfach mehr Siedlungsfläche. Die ältere Wallführung schloss ja auch sehr steile Hänge ein, wo eine Bebauung nicht möglich war. Diese neuen Erkenntnisse zur Entwicklung des Hunnenrings sind sicher die spektakulärsten Ergebnisse unser Arbeiten in 2009. Was gibt es neues vom Spätzrech? Hornung: Für die römische Siedlung auf dem Spätzrech können wir aufgrund der neuen Forschungen sagen, dass sie eine Größe von rund 22 Hektar besaß. Das ist größer, als wir zunächst gedacht hatten und bedeutet, dass dort nicht nur Handwerksbetriebe wie Schmiede und Bronzegießerei ansässig waren, sondern dass dort auch eine größere Zahl von Zivilisten gelebt haben wird. Möglicherweise ist dieses Dorf, man spricht von einem vicus, sogar die Nachfolgesiedlung des Hunnenrings, da dort auch noch eine größere Zahl von keltischen Funden gemacht wurde, die zeitlich direkt an die jüngsten Funde vom Hunnenring anschließen. Und was haben Sie im Löstertal entdeckt? Hornung: Ein ganz bemerkenswertes Ergebnis unserer Arbeiten war auch, dass man zwischen Oberlöstern und Sitzerath schon im 4. und 2. Jahrhundert vor Christus, also in keltischer Zeit, Stein abgebaut hat, aus dem Reib- und Mühlsteine zum Mahlen von Getreide hergestellt wurden. Dort gab es wohl eine Werkstatt, welche die keltischen Siedlungen in der Umgebung mit solchen Produkten versorgt hat. Aus dem gleichen Stein, der dort im Umfeld des Schlittchen gewonnen wurde, hat man auch die Umfassungsmauer der beiden Oberlösterner Monumentalgrabhügel erbaut. Muss die Geschichte des Hunnenringes neu geschrieben werden? Hornung: Das muss sie definitiv! Die oben geschilderten Ergebnisse haben einige weitreichende Konsequenzen, zum Beispiel, dass die Siedlung auf dem Dollberg zu keiner Zeit mehr als zehn Hektar groß gewesen sein kann. Man ging bisher immer davon aus, dass es sich beim Hunnenring um ein Oppidum, also eine stadtartige Siedlung handelte. Nun sind aber die kleinsten anderen Oppida mindestens doppelt so groß, nämlich 20 Hektar und mehr. Auf dem Dollberg haben also deutlich weniger Menschen gelebt, als bisher angenommen und als in den stadtartigen Siedlungen spätkeltischer Zeit üblich. Man muss sich also die Frage stellen, ob der Hunnenring nicht vielleicht eine ganz andere Funktion hatte. Welche? Hornung: In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass wir schon 2008 nachweisen konnten, dass es dort oben schon 200 Jahre vor Errichtung der Steinmauern, also im 4. Jahrhundert vor Christus, eine befestigte Siedlung gegeben hat. Im Kern des heutigen Nordwalles steckt eine ältere Wehrmauer, die an der Ostflanke des Dollberges sogar noch ein Stück zu sehen ist. Diese Befestigung gehört in die Zeit der Schwarzenbacher Fürstengräber und bringt neuen Schwung in die Diskussion, ob der Hunnenring vielleicht schon in der Frühlatènezeit, konkret im 4. Jahrhundert vor Christus, eine Bedeutung als Fürstensitz innehatte. Welche Bedeutung hat die Siedlung Spätzrech? Hornung: Der vicus auf dem Spätzrech ist eine dorfartige Siedlung aus römischer Zeit, die neuesten Erkenntnissen zufolge rund 22 Hektar groß war und im Vorfeld eines Tempels entstanden ist. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist sie die Nachfolgesiedlung des Hunnenrings. Möglicherweise musste die einheimische Bevölkerung um 50 vor Christus den Hunnenring verlassen, vielleicht als Folge des Gallischen Krieges unter Caesar, da ja ein Teil der Treverer gegen die römische Besetzung rebellierte, und zog ins Tal, wo man eine bessere Anbindung an die für den Handel wichtige Römerstraße hatte. In jedem Falle liegt hier ebenfalls ein bedeutender Schlüssel für unser Verständnis der historischen Entwicklung der gesamten Region. Sie forschen ja nicht nur am Hunnenring direkt, sondern auch in der Umgebung. Im vergangenen Jahr auch im Löstertal. Warum? Hornung: Der Hunnenring wird ja schon seit einiger Zeit erforscht – vor allem, weil seine Mauern nicht zu übersehen sind und ein Denkmal von großer historischer Bedeutung versprechen. Aber schon hier zeigt sich ja durch die neuesten Forschungsergebnisse, dass es oft die unscheinbareren Dinge sind, die uns wirklich neue Erkenntnisse bringen. Und genauso verhält es sich auch mit unseren Forschungen im Umfeld des Hunnenrings. Ein solch bedeutender Ort konnte auch in keltischer Zeit nicht existieren ohne eine Vielzahl von Gehöften im Umland, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Deshalb ist es wichtig, diese Gehöfte zu finden, auch wenn von ihnen heute nichts mehr zu sehen ist. Gräberfelder wiederum können uns wichtige Hinweise auf die ehemalige Bevölkerung geben. Sie verraten uns, wie die Gesellschaft in der Region in keltisch-römischer Zeit aufgebaut war, wie reich man war, über welche Luxusgüter man verfügte. Dass es sich lohnt, auch das Umfeld einer Siedlung wie des Hunnenrings zu betrachten, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass wir bis heute nicht wissen, wo dessen ehemalige Bewohner bestattet waren. Auch das werden wir noch herausfinden müssen. Und dann ist es natürlich wichtig zu verstehen, wie sich die Menschen mit lebenswichtigen Gütern versorgt haben. Damit meine ich nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Eisen für Werkzeuge, Kupfer, beziehungsweise Bronze für Schmuck und Luxusgegenstände, Glas, ebenfalls primär für Schmuck, Ton für die Herstellung von Gefäßen, aber auch zum Hausbau und natürlich Stein, zum Bau der Mauern oder von Gebäuden in römischer Zeit und auch zur Reibsteinherstellung. Wir möchten herausfinden, welche Dinge man importiert hat, und was man selbst herstellen konnte, um mehr über das Leben der Menschen sagen zu können. Dazu darf man nicht ein einzelnes Denkmal betrachten, sondern muss eine ganze Landschaft unter die Lupe nehmen und verstehen. Das ist natürlich nur mit Hilfe zahlreicher naturwissenschaftlicher Methoden möglich. > wird fortgesetzt
Zur PersonSabine Hornung arbeitet am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Sie forscht seit 2006 am Hunnenring und leitet das gesamte Forschungsprojekt der Universität über die Festungsanlage. Hornung hat vor, über das Projekt zu habilitieren. In dieser Arbeit wird es darum gehen, alle Einzelforschungen zu einem historischen Gesamtbild zu verknüpfen. Promoviert hat sie ebenfalls über die Region. Ihre Doktorarbeit beschäftigte sich mit der Hunsrück-Eifel-Kultur, also der Zeit zwischen dem 7. und 3. Jahrhundert vor Christus im Gebiet von Hunsrück und Eifel. vf |
Date: 2010/01/19 18:05:08
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
gestern in der Saarbrücker Zeitung, St. Wendeler Teil:
Zeugen aus der GründungszeitDie wichtigsten Ergebnisse zu den Forschungen über Hiwwel- und Speiersch HausHiwwelhaus und Speiersch Haus sind Zeugen aus der Gründerzeit des heutigen Dorfes Alsweiler. Die siedlungsgeschichtlichen Forschungen dazu erläuterte Bernd Brill bei einem historischen Abend.Alsweiler. Das Hiwwelhaus und das Speiersch Haus als älteste erhaltene Gebäude von Alsweiler sind steinerne Zeugen aus einer Zeit, die den Ursprung des heutigen Dorfes darstellt. Diesen Schluss zog der Architekt Bernd Brill bei einem Historischen Abend aus seinen Untersuchungen über die Bau- und Siedlungsgeschichte des Ortes. Bernd Brill, der im Verein für Heimatkunde Alsweiler die Arbeitsgruppe Speiersch Haus leitet, präsentierte das bisherige Ergebnis der Forschungsarbeiten am Speiersch Haus. Der Referent stellte die Untersuchung des Speiersch Hauses, das bis zur Französischen Revolution als Zehnthaus für die Abgaben der Dorfbewohner an die Abtei Tholey gedient hat, in den historischen Zusammenhang der Besiedlung des Dorfes, angefangen bei der Steinzeit sowie den Kelten und Römern im Wareswald. Mit Unterstützung von Karten und Zeichnungen arbeitete er heraus, dass die Entwicklung durch die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) jäh beendet wurde. Starke Verwüstungen seien im Schaumberger und St. Wendeler Land vor allem ab 1635 zu verzeichnen, hauptsächlich von schwedischen Truppen verursacht. Damals gab es in allen Dörfern nur wenige Überlebende, die in Ruinenlandschaften einen Neuanfang versuchten. Um etwa 1700 wurden aus den Trümmern Häuser vom Typus des südwestdeutschen Einhauses aufgebaut, so 1712 das Hiwwelhaus und 1734 das Speiersch Haus in Alsweiler. Bei ihren Untersuchungen fand die Arbeitsgruppe, der auch die Vereinsmitglieder Joachim Pees, Arnold Ohlmann und Armin Neis angehören, im Erdgeschoss des Speiersch Hauses einen Haaschd (Rauchfang) nebst Küche, Kammer und Stube. Außerdem entdeckte man Torbögen und einen Bogenteil eines Fensters, die auf einen Vorgängerbau aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg hindeuten. Das Obergeschoss ist nach Angaben von Bernd Brill stark durchsetzt mit Fachwerkwänden, hier gibt es auch sehr interessante Türen mit alten Schlösssern und starke Bodendielen. Zum Schluss bezog Bernd Brill das neben der Kirche gelegene „Rore Haus“ mit ein. Es zählt als südwestdeutsches Einhaus ebenfalls zu den ältesten Gebäuden des Dorfes. Anhand architektonischer Zeichnungen machte der Referent deutlich, wie sehr die drei historischen Gebäude einander gleichen. Beispielsweise haben alle drei einen Eingangsbereich in Form eines T. Stets liegt auch in der Nähe der Stiege zum Obergeschoss die so genannte Stiegenkammer, vermutlich das Schlafgemach des Hausherrn und seiner Frau, die von diesem Platz aus das gesamte Gebäude einschließlich des nahe gelegenen Kuhstalls überwachen konnten. „Wer hätte im Vorhinein gedacht, dass diese Gebäude so viel aussagen, so viel bedeuten können“, sagte Wolfgang Simon, der Organisationsleiter des Vereins für Heimatkunde. Es gehe dem Verein mit seiner Forschungsarbeit darum, zu erkennen, wie unsere Vorfahren gelebt haben. Wolfgang Simon hatte zuvor eine Reihe von Karten zur Dorfentwicklung präsentiert, die Franz und Arnold Ohlmann aus amtlichen und privaten Unterlagen verarbeitet hatten. red |
Date: 2010/01/19 18:11:47
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
gestern in der Saarbrücker Zeitung, St. Wendeler Teil:
Leben der Vorfahren auf der SpurFreundeskreis Keltischer Ringwall Otzenhausen blickt auf arbeitsreiches Jahr zurückDer Freundeskreis Keltischer Ringwall Otzenhausen hat sich 2009 viel in der Öffentlichkeit gezeigt. Seine fünf Arbeitskreise waren sehr aktiv und die Präsenz bei zahlreichen Veranstaltungen rückte den Verein weiter ins Rampenlicht.Nonnweiler. Eine positive Bilanz für das Jahr 2009 zog der Freundeskreis Keltischer Ringwall Otzenhausen. Dem Verein gelang es, fünf sehr aktive Arbeitskreise aufzubauen, die interessante Ergebnisse und archäologische Experimente vorweisen konnten. Die Schmelzversuche unter dem Motto „Vom Stein zum Stahl“, die neu gewirkten historischen Gewänder, das Herstellen von Dachschindeln und die bemerkenswerten Keramikrepliken aus den Eiweiler Gräbern sind dabei nur einige Beispiele. Wichtiges archäologisches Wissen konnten die Vereinsmitglieder durch das reichhaltige Vortragsprogramm der Gemeinde Nonnweiler erwerben. Der Verein hatte auch Dozenten für die Fort- und Weiterbildung für die Arbeitskreise Textilien, Kräuterkunde, Keramik und Eisenschmelzen eingeladen. Unter den Exkursionen waren Besuche auf der Wehranlage „Hinter der Birg“ in Limbach, im Neipeler Heimatmuseum und in der Kelten-Römer-Ausstellung in Birkenfeld. Ebenso wirkte der Freundeskreis bei verschiedenen Veranstaltungen mit, zum Beispiel beim Grabungsfest im römischen Vicus Wareswald in Tholey, bei der Umweltministerkonferenz in der Europäischen Akademie Otzenhausen, beim Keltenfest Celtoi, bei der Kinderferienfreizeit in Kastel und am Tag der offenen Grabung am Ringwall. Zahlreiche Aktivitäten stehen auch für 2010 im Terminkalender. Am 13. und 14. März ist ein Workshop zum Thema „Schuhe und Sattlerarbeiten zur Keltenzeit“. Für 3. und 4. Juli ist der Workshop „Im Bann des Feuers“ angesetzt, in dem es um Feuermachen und Bronzeguss gehen wird. Vorgesehen sind die Teilnahme am Grabungsfest in Tholey am 27. Juni, am Handwerkermarkt in Thalfang am 18. Juli, an den gallo-römischen Festtagen „Brot und Spiele“ in Trier und an der Sonderausstellung „Die Kelten“ ab dem 1. November im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Seine Generalversammlung hält der Verein am Freitag, 26. März, 18 Uhr, in der Europäischen Akademie. gtr |
Date: 2010/01/19 19:46:15
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
From: Sophie Kleinecke
<sophie.kleinecke(a)uni-wuerzburg.de>
Date: 20.01.2010 Subject: Tagber: Genealogisches Bewusstsein als Legitimation. Inter- und intragenerationelle Auseinandersetzungen sowie die Bedeutung von Verwandtschaft bei Amtswechseln ------------------------------------------------------------------------ DFG-Graduiertenkolleg "Generationenbewusstsein und Generationenkonflikte in Antike und Mittelalter" 23.09.2009-25.09.2009, Bamberg Bericht von: Sophie Kleinecke / Maximilian Schuh, Westfälische Wilhelms-Uniersität, Münster; Andreas Zerndl, Otto-Friedrich-Universität, Bamberg E-Mail: <sophie.kleinecke(a)uni-wuerzburg.de>; <maximilian.schuh(a)uni-muenster.de>; <andreas.zerndl(a)uni-bamberg.de> Vom 23. bis 25. September 2009 fand in Bamberg die zweite interdisziplinäre Nachwuchstagung des DFG-Graduiertenkollegs "Generationenbewusstsein und Generationenkonflikte in Antike und Mittelalter" statt. Unter dem Titel "Genealogisches Bewusstsein als Legitimation" beschäftigten sich Nachwuchswissenschaftler/innen mit einer traditionellen Fragestellung der Generationengeschichte, wobei der Aspekt der Amts- und Herrschaftsübergabe im Vordergrund stand. Anliegen der Organisatoren war es, neben den wissenschaftlichen Diskussionen wieder eine Plattform für Kommunikation und die Möglichkeit zur Vernetzung zu schaffen. Eröffnet wurde die Tagung mit dem öffentlichen Abendvortrag von GERHARD LUBICH (Bochum), der darlegte "Wie die Ehre erblich wurde". Dabei ging er vor allem auf die beiden Themenkomplexe honor und konsensuale Herrschaft ein und skizzierte deren Entwicklung von der Spätantike bis zum Hochmittelalter. Lubich betonte, dass honor nicht allein als persönliche Ehre zu verstehen, sondern in einem weiteren Sinne auch auf das Amt selbst zu beziehen sei. So spiele die Erblichkeit des Amtes im cursus honorum der Spätantike gegenüber den eigenen Verdiensten eine untergeordnete Rolle. Diese Bedeutungsvariante von honor habe auch das Frühmittelalter gekannt, wie die Analyse der Verwendung des Begriffs bei Gregor von Tours zeige. Lediglich das erblich gewordene Königsamt habe nach weiteren Legitimationsgrundlagen gestrebt, wie etwa der genealogischen Abstammung von einem Spitzenahn. Personelle Beziehungen gewannen nach Lubich in der Folgezeit zunehmend an Bedeutung, persönliche Ehre und Amtswürde verbanden sich daher. Anders als bei den fränkischen Herrschern rekrutierten sich die neuen Könige nunmehr aus dem sich als Stand formierenden Adel. Diese gemeinsame Herkunft habe die Herausbildung der konsensualen Herrschaft gefördert und das Konzept des honor erweitert: Ehre wurde erblich. JOHANNES BREHM (Bamberg) analysierte die Darstellung der Herrschaftsfolge des persischen Königshauses in den Historien des Herodot. Um eine bestmögliche Nachfolge zu sichern und ein Maximum an Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erlangen, wurde die Genealogie bei den Achämenidenkönigen häufig konstruiert. Bemerkenswert sei dabei, dass die Legitimation häufig durch Frauen gesichert wurde: Dies sei entweder durch eine Gattin angesehener Abstammung oder durch eine konstruierte Verbindung zu einer "geeigneten" Mutter geschehen. Der Herrscher Kambyses sei beispielsweise in Ägypten als Sohn des Kyros und einer Ägypterin eingeführt worden. Die väterliche Linie sei dabei jedoch stets beibehalten worden. Genealogie und Legitimation in den hellenistischen Reichen untersuchte SABINE MÜLLER (Hannover). Die Diadochen versuchten etwa, eine ideelle Anbindung an Alexander den Großen zu schaffen, um sich in die Tradition seines militärischen Genies zu stellten. Ptolemaios I. habe seine Regierung mit der Bestattung Alexanders angetreten - einer Aufgabe, die dem Erben zukam - und sich so als sein legitimer Nachfolger inszeniert. Eine weitere Strategie sei das Schaffen familiärer Verbindungen zu Göttern und Heroen gewesen. Jedes der drei Herrscherhäuser sei mit bestimmten Göttern assoziiert worden: Der erste Ptolemäer-König habe sich als Ziehsohn des Göttervaters Zeus präsentiert und sich auf Münzen mit dem Tier des Zeus - einem Adler - abbilden lassen. Die Bevölkerung habe die Herrschaft so als von göttlicher Seite legitimiert verstanden. SVEN GÜNTHER (Mainz) stellte Überlegungen zu Domitians Herrschaftsübernahme und Kaiserkonzeption an. Er arbeitete anhand schriftlicher Quellen heraus, wie sich Domitian - Angehöriger der gens Flavia - zunächst durch die Bezeichnung "Augustus" in die gens Iulia einreihte. Dies sei nötig gewesen, um sich als neues Herrschergeschlecht in Rom zu etablieren und zu legitimieren. Numismatische und architektonische Zeugnisse hingegen betonten später seine Zugehörigkeit zum flavischen Geschlecht: Die Neubauten auf dem Nerva-Forum seien allein mit seinem Namen versehen worden und rückten dadurch seine eigene Familie in den Mittelpunkt. Dies sei unabdingbare Voraussetzung gewesen, um die Herrschaft innerhalb der eigenen gens zu sichern und fortzuführen. Am Beispiel Lübecks erläuterte STEFANIE RÜTHER (Münster) den städtische Ratsgremien prägenden Widerspruch zwischen der Beschränkung der innerfamiliären Weitergabe von Ämtern und dynastisch ausgerichteten Oligarchisierungstendenzen. Letzteren sei in spätmittelalterlichen Städten durch Aufstände und anschließende Neuordnung der Verfassung immer wieder entgegengewirkt worden. Dennoch habe die enge soziale Vernetzung und Abgrenzung der ratsfähigen Familien genealogisch legitimierte Ämternachfolgen ermöglicht. Gerade kirchliche Stiftungen seien intensiv dazu genutzt worden, auf Altartafeln den Familienverband als Zukunftsprojekt für Rat und Stadt im öffentlichen Kirchenraum zu inszenieren und zu legitimieren. Dies veranschaulichte Rüther mit der genealogischen Inbildsetzung der Lübecker Ratsfamilie Crispin und der Ulmer Hauptleute Besserer. NADIR WEBER (Bern) befasste sich mit der frühneuzeitlichen Ratsverfassung Berns, in der nur ein Teil der Bürger politisch vollberechtigt war. Ab dem 17. Jahrhundert teilten sich etwa 80 Familien die Herrschaft, was die Angst vor einer Oligarchie steigerte. Im 18. Jahrhundert sei es deshalb wiederholt zu Unruhen gekommen. Weber hob besonders auf den Jugendverband ab, den so genannten Äußeren Stand, der sich den Rat als Vorbild nahm. Innerhalb dieses Verbandes, den man als regelrechten Schattenstaat bezeichnete, seien zukünftige Ratsmitglieder etwa über Schauprozesse geschult worden. Auch innerhalb des Rates habe es Abgrenzungsversuche von der Bürgerschicht und Anknüpfungsbemühungen an den Adel gegeben. Opposition sei in erster Linie aus den Reihen der Gemeinde gekommen, die eine Usurpation durch den Adel fürchtete. Beinahe topisch habe man das Ende der Republik prognostiziert, gerade aufgrund der angeblichen Ohnmacht angesichts der Größe des Ererbten. Wegen der anhaltenden negativen Stimmung sei 1787 das Politische Institut als neue Ausbildungsanstalt eröffnet worden. Dennoch ging die Berner Republik letztlich unter und der Schweizer Einheitsstaat wurde gegründet. JULIAN FÜHRER (Zürich) analysierte unterschiedliche genealogische Argumentationsmuster der Herrschaftslegitimation in kapetingischen Königurkunden, die er als Ego-Dokumente interpretierte. Die fehlende familiäre Verbindung zu den Karolingern habe genealogische Argumente zunächst in die Zukunft weisen lassen, indem Söhne als Mitkönige aufgeführt wurden und damit als potentielle Fortsetzer der Dynastie auftraten. Nachfolgende kapetingische Könige beriefen sich dann auf dynastische Vorgänger, was von ihrem genealogischen Bewusstsein zeuge. Dabei stellte Führer allerdings unterschiedliche Akzentuierungen und Traditionsbildungen fest, die den jeweiligen Wahrnehmungen der Vorfahren, aber auch den konkreten Zeitumständen geschuldet waren. Nach der endgültigen Überwindung der Zweifel an der genealogischen Legitimität sei im 13. Jahrhundert die kapetingische Linie mit der karolingischen verschmolzen worden, wie neben verschiedenen Stammbaumdarstellungen die Anordnung der Königsgräber in St. Denis belege. Die Betonung genealogischer Kontinuität in der dynastischen Umbruchsphase zu Beginn des 11. Jahrhunderts thematisierten ULRIKE SIEWERT (Dresden/Bamberg) und KATRIN KÖHLER (Bamberg). Die liudolfingische Abstammung Heinrichs II. sei in den Quellen ein wiederkehrendes Legitimationsargument, das durch die Darstellung der Sorge um den Leichnam und das Seelenheil Ottos III. unterstrichen werde. Daneben seien aber auch die direkte Abstammung von König Heinrich I. und der verstärkte Bezug auf Karl den Großen etwa beim Romzug zu beobachten. Das Königtum Heinrichs II. wurde nach Siewert nicht allein als ottonisches Erbe, sondern als allumfassendes Christusgeschenk interpretiert. Auch wenn Konrad II. sich zunächst durchaus in ottonische Traditionen gestellt hätte, konstatierte Köhler eine genealogische Neuorientierung. Die Pflege um die memoria des Vorgängers lasse sich in Konrads Urkunden nicht nachweisen, wie auch die Erwähnungen Heinrichs II. auf der wiederholten Ausstellung von Privilegien beruhten. Die salische Hofgeschichtsschreibung des Kaplan Wipo betone zudem die Erfolge des neuen Königs und stelle ihn als wahren Erben Karls des Großen dar. Die Grundlegung der in die Zukunft weisenden salischen Dynastie werde zudem durch die Erhebung Heinrichs III. zum Mitkönig und die neue Grablege in Speyer inszeniert. Konkurrierende Strategien bei dem Versuch, Karl von Valois als möglichen byzantinischen Kaiser zu legitimieren, nahm GEORG JOSTKLEIGREWE (Münster) in den Blick. Bereits in den griechischen Briefen, die um Karls Auftreten in Byzanz warben - seit 1301 führte er den Titel des Kaisers von Konstantinopel -, würden unter anderem auch genealogische Argumente vorgebracht. Denn neben der Idoneität Karls würden seine dynastischen Thronrechte und seine familiäre Stellung als Bruder des französischen Königs Philipps IV. herangezogen. Die französischen Antworten maßen nach Jostkleigrewe im Rahmen der genealogischen Argumentation vor allem der dynastischen Kontinuität des lateinischen Kaisertums sowie der daher unberechtigten Usurpation des griechischen Amtsinhabers Bedeutung zu und nahmen mit letzterem von der byzantinischen Opposition geäußerte Argumente auf. Hierin sei eine Neuorientierung französischer Thronpolitik zu erkennen, da die politische und militärische Vormachtstellung nun auch zur Erlangung symbolisch aufgeladener Herrschaftstitel eingesetzt wurde. Den Kampf der Kirchenreform gegen Simonie und Nikolaitismus sowie andere Missstände der Amtskirche betrachtete ARIANE LORKE (Jena) aus einer generationalen Perspektive. Mit Hilfe eines an Karl Mannheim orientierten Generationenmodells identifizierte sie im lothringischen Raum eine wichtige monastische Trägergruppe, die durch ähnliches Alter sowie eine gleichzeitige und gleichartige Ausbildung geprägt wurde. Diese Reformgeneration habe die Ideen der Kirchenreform maßgeblich mitbestimmt und als kirchliche Amtsträger durchzusetzen versucht. Eine erhöhte Zahl von Todesfällen dieser Kohorte zwischen 1043 und 1058 bringe zudem die Frage der Fortsetzung der Reform mit sich. Während im monastischen Bereich erheblicher Einfluss auf die Wahl des Nachfolgers möglich gewesen sei, hätten Bischöfe darauf nur unter bestimmten Umständen und eher indirekt einwirken können. HEIKO JADATZ (Leipzig) verfolgte einen kirchen- und herrschaftspolitischen Konflikt im albertinisch-sächsischen Herzogtum im Zeitalter der Reformation. Ausgehend von der Kindheit Herzog Georgs von Sachsen erklärte er dessen anti-lutherische Haltung und untersuchte vor allem sein letztes Regierungsjahrzehnt genauer. Eine zunehmende Bewegung innerhalb der eigenen Familie zum Luthertum sowie der Tod von Georgs Nachkommen habe dabei in Verbindung mit dem Ringen um die potentiellen Regierungsnachfolger Herzog Heinrich und Moritz gestanden. Nach dem Tod Georgs 1539 sei die Reformation trotz des Widerstandes der Landstände nicht mehr zu stoppen gewesen. Die Entwicklung der Reichsstifte Herford und Quedlinburg während des 18. Jahrhunderts wurde von TERESA SCHRÖDER (Münster) unter dem Aspekt der dynastischen Politik Brandenburg-Preußens analysiert. Nach Schröder sei die Besetzung der Äbtissinnen- und Koadjutorinnenstellen in den kaiserlich frei-weltlichen Stiften durch den preußischen König seine Möglichkeit gewesen, die standesgemäße Versorgung weiblicher Verwandter zu sichern und gleichzeitig Einfluss als Schutzherr zu nehmen. Schröder machte dies am Beispiel von Johanna Charlotte von Brandenburg-Schwedt deutlich, deren über mehrere Jahre vorbereitete Wahl zur Äbtissin von Herford Unterordnung unter das dynastische Interesse erkennen lasse. Anhand weiterer Beispiele konnte Schröder unter Berücksichtigung der jeweiligen Auseinandersetzungen zwischen Stiftskapitel, Stadt und Landesherr zeigen, dass Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. die Rechte ihrer weiblichen Familienmitglieder in Herrschaftspositionen beschnitten. Insgesamt habe die Stellung als Äbtissin den hochadligen Familienmitgliedern die Möglichkeit der eigenen Herrschaftsausübung und des Dienstes für die Dynastie geboten. ANDREAS SCHMIDT (Heidelberg) verfolgte die Probstwahlen im frühneuzeitlichen Augustiner-Chorherrenstift Berchtesgaden. Anfangs seien die Pröpste aus den Reihen der Wittelsbacher gewählt worden. Die persönliche Eignung der Kandidaten habe dabei hinter die Verdienste der Dynastie zurücktreten müssen. Demgegenüber habe das Kapitel gestanden, das seine Wahlansprüche kirchenrechtlich und mit der institutionellen Tradition begründete. Am Beispiel der Propstwahl von 1724 zeigte Schmidt, dass die Wittelsbacher - in diesem Fall der Kölner Kurfürst Joseph Clemens - über die Bestellung der Koadjutoren genealogische Kontinuität zu etablieren versuchten. Der Konflikt habe sich schließlich zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem Stift Berchtesgaden und dem Haus Bayern ausgeweitet. LORENZ BAIBL (Münster) behandelte den Familienkonflikt im Reichsgrafengeschlecht Nassau-Siegen. Auslöser für den Konflikt sei die Konversion des zweiten Sohnes Johann vom Calvinismus zum Katholizismus und dessen Heirat mit einer katholischen Prinzessin gewesen. Alle Versuche der Familie, ihn wieder zur Rückkehr zum reformierten Glauben zu bewegen, seien gescheitert, was zu ersten Nachträgen im Testament bzw. zu Neusetzungen des Testamentes führte. In einer dritten Version sei die Primogenitur schließlich aufgehoben und alle männlichen Nachkommen seien als Erben eingesetzt worden. Unter Einschaltung des Kaisers ließ der um einen großen Teil des Erbes gebrachte Sohn das dritte Testament des Vaters für ungültig erklären. Nach seinem Herrschaftsantritt 1624 habe Johann VIII. die Religionsfreiheit in der Grafschaft Siegen gesichert und damit die Ansprüche der jüngeren Brüder sowie der Stiefmutter delegitimiert. Der Streit mit den Reformierten habe aber fortbestanden. Das Vorgehen bei frühneuzeitlichen Herrschaftswechseln könne nach Baibl demnach nicht immer als konsensualer Akt der gesamten Dynastie interpretiert werden. STEFAN DORNHEIM (Dresden) nahm abschließend als Beispiel für Amtsnachfolgen in lutherischen Pfarrhäusern das 100-jährige Jubiläum des Pfarramtes in Rochau genauer in den Blick, welches innerhalb einer Familie vererbt wurde. In lutherischen Pfarrhäusern sei es üblich gewesen, dass das Pfarramt vom Sohn weitergeführt wurde, während die Töchter vorrangig andere Pfarrer heirateten. Sei der Vater allerdings den Erwartungen der Pfarrei nicht gerecht geworden, konnte die Vererbung des Amtes an den Sohn durchaus an der mangelnden Akzeptanz der Gemeinde scheitern. Auch andere Gründe, wie etwa der Zuzug eines auswärtigen Pfarrers und die damit fehlende Verwurzelung in örtlichen Traditionen sowie Sprachbarrieren konnten nach Dornheim zu einer Distanzierung der Gemeinde von der Pfarrersfamilie führen. Theologisch sei die Vererbung des Pfarramtes als Anknüpfung an das biblische Vorbild der Priesterfamilie Arons und der Familiengrablege Abrahams legitimiert gewesen. So sei die Entstehung eng vernetzter Pfarrersdynastien auf mehreren Ebenen begünstigt worden. Die Beiträge der Tagung zeigten erneut die enge Verbindung von genealogischem Denken und Herrschaftslegitimation in den politischen und religiösen Kontexten der Vormoderne. Gerade im Moment des Herrschaftswechsel und der Amtsübergabe wird diese diskursive Verbindung intensiviert, da offensichtlich ein gesteigerter Legitimationsbedarf besteht. Die zahlreichen Beispiele aus Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit belegen die unterschiedlichen Formen des Umgangs mit dieser Problematik, die von der konsensualen Übertragung bis zur konfliktreichen Usurpation reichen konnten. Die systematische Betrachtung genealogischer Legitimationsstrategien leistet daher einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Diskussionen generationeller Fragestellungen. Die Tagungsbeiträge werden in Kürze in der Reihe "Bamberger Historische Studien der University of Bamberg Press" veröffentlicht. Konferenzübersicht: Gerhard Lubich (Bochum): Wie die Ehre erblich wurde. Amt und Person. Erbe und Generation Sektion I: Dynastisches Bewusstsein bei antiken Herrschern Johannes Brehm (Bamberg): Die Herrschaftsnachfolge des persischen Königshauses in den Historien des Herodot im Spannungsfeld von Kontinuität und Wandel Sabine Müller (Hannover): Inventing traditions. Genealogie und Legitimation in den hellenistischen Reichen Sven Günther (Mainz): Zwischen 'gens Flavia'und 'gens Iulia'. Domitians Herrschaftsübernahme und Kaiserkonzeption Sektion II: Die Bedeutung von Genealogien bei politischen Ämtern Stefanie Rüther (Münster): It runs in the family. Möglichkeiten und Grenzen genealogischen Bewusstseins im Kontext mittelalterlicher Ratsherrschaft Nadir Weber (Bern): Im Schatten der Väter. Genealogisches Bewusstsein, politische Erziehung und Generationenkonflikte in der frühneuzeitlichen Republik Bern Sektion III: Herkunftskonzepte als Legitimation von Königsherrschaft im Mittelalter Julian Führer (Zürich): Gegenwart der Vorgänger und genealogisches Bewusstsein bei den Kapetingern (987-1223) Ulrike Siewert (Bamberg/ Dresden) und Katrin Köhler (Bamberg): Die Betonung von Kontinuität bei den Königsnachfolgen Heinrichs II. und Konrads II. Georg Jostkleigrewe (Münster): 'heres imperii Constantinopolitani - frater regis Franciae - defensor populi christiani'. Zur Deutung konkurrierender Legitimitätskonstruktionen im Umfeld der französischen Mittelmeerpolitik des frühen 14. Jahrhunderts Sektion IV: Die Nachfolgeproblematik in Zeiten von Kirchenreformen Ariane Lorke (Friedrichshafen/ Jena): Wenn die Nachfolge an den Nachfolgern scheitert - Die Kirchenreform um 1050 Heiko Jadatz (Leipzig): Herrschaftswechsel als kirchenpolitische Zäsur: das albertinisch-sächsische Herzogtum und die Wittenberger Reformation Sektion V: Die Ämternachfolge in Reichsstiften der Frühen Neuzeit in genealogischer Perspektive Teresa Schröder (Münster): '... man mus sie versauffen oder Nonnen daraus machen Menner kriegen sie nit alle ...' Die Reichsstifte Herford und Quedlinburg im Kontext dynastischer Politik Andreas Schmitt (Heidelberg): Von der Wittelsbachischen Nebenpfründe zur Selbstverwaltung. Die Propstwahlen der Frühneuzeit im gefürsteten Stift Berchtesgaden Sektion VI: Familiäres Bewusstsein und interfamiliäre Auseinandersetzungen bei weltlichen und geistlichen Amtsübernahmen in der Frühen Neuzeit Lorenz Baibl (Münster): Konversion und Sukzession. Die Grafen von Nassau-Siegen zwischen dynastischer Einheit und konfessioneller Spaltung Stefan Dornheim (Dresden): Amtsjubiläum und Familiennachfolge im lutherischen Pfarrhaus der Frühen Neuzeit URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2936> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2010 by H-Net and Clio-online, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational use if proper credit is given to the author and to the list. For other permission, please contact H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU. _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de _________________________________________________ |
Date: 2010/01/21 14:00:43
From: rolgeiger <rolgeiger(a)aol.com>
Salü, hab gerade diesen Buchtip erhalten. Der Roman soll sich besonders der saarländischen Archäologie zuwenden. Morgen bin ich in Trier - da werde ich mir wohl ein Exemplar zulegen. Roland Geiger ----------------------------- Dori Jones Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt... In einem verschlafenen Örtchen im Hunsrück, dort wo sich Hund und Katz gute Nacht sagen, und wenig Aufregendes passiert, wird eine verstümmelte Leiche gefunden. Das Gesicht des Toten wurde entfernt und durch eine römische Offiziersmaske ersetzt. Willi, ein pfiffiger Terrier, und sein Herrchen, ein Archäologe mit Liebeskummer, stolpern bei einem Spaziergang in die Sache hinein und werden von der Kripo an den Ermittlungen beteiligt. Das antike Artefakt und die Fährte eines fremden Rüden bringen sie auf die Spur des Mörders. Als weitere Menschen sterben, allesamt Kollegen seines Herrn und Meisters, wittert Willi eine niederträchtige Verschwörung in der sonst so beschaulichen Welt der saarländischen Archäologie. Willi beschließt nun, auf eigene Faust zu handeln, da er das Leben seiner Familie als gefährdet sieht. Dabei muss er sich nicht nur gegen niederträchtige Schurken zur Wehr setzen, sondern auch gegen die erstaunliche Begriffsstutzigkeit seines Herrchens. Ein tierisch spannender Krimi der Extraklasse! 216 Seiten 12 cm x 21 cm ISBN 978-3-940760-08-1 Doris Jones, Willi von Bellden. Wer anderen eine Grube gräbt ..., Verlag S.Mo Mühlenstr 106, 54296 Trier 2008, ISBN 978-3-940760-08-1. Euro 10,90¤ |
Date: 2010/01/26 20:47:47
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
In einer eMail vom 26.01.2010 18:20:45 Westeuropäische Normalzeit schreibt
hsk.mail(a)GESCHICHTE.HU-BERLIN.DE:
From: Doris Hefner <Hefner(a)culturalive.de> |
--- Begin Message ---From: Doris Hefner <Hefner(a)culturalive.de> Date: 19.01.2010 Subject: Ank: Fortbildung "Schluss mit müden Monologen - Führungen interessant gestalten" - Fürstenfeldbruck 04/10 ------------------------------------------------------------------------ Doris Hefner M.A.; Ina Paulus M.A., Fürstenfeldbruck 16.04.2010-17.04.2010, Stadtmuseum Fürstenfeldbruck Deadline: 09.04.2010 Professionelle Vermittlungsarbeit in Museen und Ausstellungen wird immer wichtiger. Damit steigen auch die Anforderungen an das Vermittlungspersonal. Es muss verschiedene und zielgruppenspezifische Methoden für die Vermittlungsarbeit kennen und anwenden können. Für alle, die diese Fertigkeiten entwickeln oder verbessern möchten, findet vom 16. bis 17. April 2010 im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck (nahe München) die Fortbildung "Schluss mit müden Monologen - Führungen interessant gestalten" statt. Sie richtet sich sowohl an Neueinsteiger als auch an erfahrene Vermittler, die ihren Führungsstil optimieren wollen und neue Anregungen suchen. Folgende Themen werden behandelt: - Das Schema F - der gute Aufbau einer Führung - Immer bei der Stange halten - der rote Faden einer Führung - Kein Monolog - was dann? - kommunikative Führungen - Geh' nie ohne etwas los - das richtige Begleitmaterial - Störenfriede & Co. - der Umgang mit den Teilnehmern - Reden, aber wie? - Stimme, Stimmung, Sprache - Reden ohne Worte - die Körpersprache Die Teilnehmer setzen die gelernte Theorie sofort bei Workshops in die Praxis um. Sie erhalten Schulungsunterlagen und ein Zertifikat. Die Fortbildung wird von Ina Paulus (Leiterin des museumspädagogischen Dienstes der Stadt Aschaffenburg) und Doris Hefner (freie Museumspädagogin für verschiedene Museen) durchgeführt. Die Kosten betragen einschlieÃlich Schulungsunterlagen 185 EUR (ohne Unterkunft und Verpflegung). Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen beschränkt. Anmeldeformulare, Flyer und Anfahrtsbeschreibung finden Sie unter www.culturalive.de ("Aktuelles"). ------------------------------------------------------------------------ Doris Hefner culturalive 08105/278647 08105/278637 hefner(a)culturalive.de Homepage <www.culturalive.de> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=13059> _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de _________________________________________________
--- End Message ---
Date: 2010/01/26 20:50:00
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
In einer eMail vom 26.01.2010 18:12:48 Westeuropäische Normalzeit schreibt
hsk.mail(a)GESCHICHTE.HU-BERLIN.DE:
From: Julia Ilgner <julia.ilgner(a)geschichte.uni-freiburg.de> |
--- Begin Message ---From: Julia Ilgner <julia.ilgner(a)geschichte.uni-freiburg.de> Date: 27.01.2010 Subject: Rez. MA: L. Schmugge: Ehen vor Gericht ------------------------------------------------------------------------ Schmugge, Ludwig: Ehen vor Gericht. Paare der Renaissance vor dem Papst. Berlin: Berlin University Press 2008. ISBN 978-3-940432-23-0; geb.; 289 S.; EUR 44,90. Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Julia Ilgner, Historisches Seminar, Universität Freiburg E-Mail: <julia.ilgner(a)geschichte.uni-freiburg.de> "In der Ehe muss man sich manchmal streiten, nur so erfährt man etwas voneinander", wusste bereits Goethe zu verkünden, "um die Ehe" allerdings auch, möchte man nach der Lektüre Ludwig Schmugges hinzufügen. Während der Dichterfürst hier den Liebesbund jedoch wohl eher mit Martin Luther als "ein eusserlich, weltlich Ding" apostrophiert, nimmt der Schweizer Historiker die Ehe aus kirchenrechtlicher Perspektive in den Blick. Ludwig Schmugge, emeritierter Ordinarius für Geschichte des Mittelalters an der Universität Zürich und langjährig mit der Herausgabe des 'Repertorium Poenitentiariae Germanicum' befasst,[1] unternimmt in der vorliegenden Monografie eine Betrachtung des spätmittelalterlichen Ehewesens ex negativo, in der Widerspiegelung der geistlichen Gerichtsbarkeit, an die sich die Petenten immer dann wandten, wenn etwas an ihrer Ehe nicht kanonischen Regeln entsprach. Als Grundlagen dienen ihm dafür exakt 6387 Bittschriften (Suppliken), die in der vatikanischen Pönitentiarie (Paenitentiaria Apostolicae), einer noch heute bestehenden kirchlichen Behörde, zwischen 1455 und 1492/1500 eingereicht wurden.[2] In insgesamt fünf Kapiteln leuchtet Ludwig Schmugge in einem akribischen wie quellengetreuen Parlando alle erdenklichen Schattierungen des mittelalterlichen Ehewesens aus. Kanonische Voraussetzungen der EheschlieÃung gelangen ebenso zur Darstellung wie Ehehindernisse (impedimenta), etwa die Blutsverwandtschaft (consanguinitas), die Schwägerschaft (affinitas), die geistliche Verwandtschaft (cognatio spiritualis) durch Tauf- oder Firmpatenschaft sowie die Bindung durch das Gelübde (votum) oder VerstöÃe gegen das Eherecht, seien sie vorsätzlich geschehen oder nicht. Auf den einleitenden Teil, der propädeutisch zunächst den Untersuchungsgegenstand konturiert (Kapitel 1) und die kanonischen Bestimmungen des Eherechts darlegt (Kapitel 2), folgt eine differenzierte Zusammenstellung der Begebenheiten, mit denen der diözesane Eheprozess befasst sein konnte (Kapitel 3). Unter dem Titel "Geschichten aus den römischen Suppliken" entfaltet Ludwig Schmugge ein Panorama matrimonialer Eventualitäten, die er anhand zahlreicher Fallbeispiele illustriert. Ãber unter Eheversprechen (per verba de futura) vorgenommene Verführungen liest man ebenso wie über auÃerehelichen Geschlechtsverkehr - beides galt, da die Ehe ohne feierliche Einsegnung (solemnatio) nicht legitim war, als Sünde. Die Auflösung kirchlich nicht sanktionierter, sogenannter Klandestinehen (matrimonium clandestinum) oder zu Unrecht geschlossener Ehen (matrimonium praesumptum), die aufgrund paternalistischer Tradition "unter Zwang und Furcht" (vi et metu) geschlossen wurden, bildeten ebenfalls einen wiederholten Verhandlungsgegenstand. Selbst wenn man sich in einer legitimen Verbindung befand, konnte die Nichterfüllung der ehelichen Pflichten oder mangelnde Ãbereinstimmung der Partner zur Auflösung führen. So liest man in einem nicht zufällig an Shakespeare, zutreffender jedoch an Keller gemahnenden Unterkapitel ("Romeo und Julia in Deutschland", S. 166-169) von der "mutigen Anna" (S. 167), die sich einer in minderjährigem Alter (unter zwölf Jahren) oktroyierten Ehe widersetzte. Dem Mann übergeben, entfloh sie nach nur sechs Wochen, ohne die Ehe vollzogen zu haben. Die Bandbreite der juristischen Streitfälle bildet die Grundlage des vierten Kapitels, das mit dem "Eheprozess" die geistliche Gerichtsbarkeit im Reich eingehender betrachtet, wobei den Bistümern Konstanz und Chur besondere Aufmerksamkeit zuteil wird. Auch die weiteren Beispiele dürften insofern nicht nur für den landesgeschichtlich ambitionierten Leser von Interesse sein, als die Auswahl paradigmatisch unterschiedlichen topografischen Faktoren Rechnung trägt. Während mit Passau eine vergleichsweise groÃe Diözese betrachtet wird, handelt es sich bei Regensburg und Augsburg um mittelgroÃe, bei Eichstätt und Worms um kleine bzw. kleinste Bistümer. Mit Köln erfährt hingegen nicht nur das Erzbistum, sondern zugleich die Reichsstadt Würdigung. Das als knappes Resümee konzipierte fünfte Kapitel leitet den Blick zurück auf die übergreifende Ebene des Reiches und den Konnex zwischen den hiesigen Ordinarien und der Pönitentiarie in Rom. Wesentliche Ergebnisse werden summiert und mit einem Ausblick auf künftige Forschung, etwa die Auswertung von Notariatsregistern und -imbreviaturen, einer vorläufigen Wertung unterzogen. Ein knapp gehaltenes Nachwort, Anmerkungsapparat und Bibliografie beschlieÃen die Studie. Die inhaltliche Konzeption des Bandes ist zweifellos gelungen. Dass sich die Makrostruktur der Argumentation im Einzelnen als zweckdienlich erweist, zeigt sich etwa darin, dass sich der Text nicht einer sequentiellen Lektüre versperrt, sondern verschiedene Zugriffe ermöglicht. Zwar verhindert das Fehlen eines Namen-, Orts- oder Sachregisters einen lexikalischen Zugang. Jedoch gleicht die zugrundeliegende Edition der Suppliken im Rahmen des RPG dies mehr als aus.[3] Durchgängig beeindruckt auch, wie es Ludwig Schmugge angesichts der Vielzahl und des Variantenreichtums der Einzelfälle gelingt, immer wieder auf die jeweilige historische Gemengelage zu rekurrieren. Die für das Spätmittelalter charakteristische Omnipräsenz von Fehden und Häresie, demografische Veränderungen durch die regelmäÃig wiederkehrenden Pestepidemien, klimatische Instabilität und Missernten werden ebenso berücksichtigt wie politische GroÃereignisse, seien es der Hundertjährige Krieg oder die Bedrohung durch Hussitenkrieg und Türkeneinfälle. Obschon die eingangs herausgestellte differenzierte Darstellung vornehmlich den zahlreichen (über hundert) Fallbeispielen zu verdanken ist, die Ludwig Schmugge zumeist paraphrasierend oder unter Zitation (Ãbersetzung) besonders aussagekräftiger Formulierungen supplementär in den Text integriert, wäre stellenweise eine stärkere Ausdeutung (und Ausdünnung) des Materials wünschenswert gewesen. Das Intendierte lieÃe sich zumeist auch an zwei bis drei Beispielen zeigen, als dass stellenweise fünf bis sechs - zweifellos allesamt lohnende Einzelfälle - angeführt würden, was bisweilen an ein onomastisches Kompendium gemahnt. Zwar ist es Ludwig Schmugge zugutezuhalten, dass ein solches Darstellungsverfahren sich der heuristischen Methode des Historikers selbst annähert, der Leser mithin - ganz Quellenkritiker - die Gelegenheit erhält, Wissenschaft in statu nascendi nachzuerleben. Die wiederholt aufgeworfenen Fragen des Autors bezüglich möglicher Lesarten der präsentierten Geschehnisse ("Wie ging es weiter?", S. 114) schüren eine solche Rezeption. Narrative Strategien und eine Spannung wie Unmittelbarkeit suggerierende Wortwahl (Temporaladverbien, verkürzte Syntax) stehen in selbiger Funktion, sodass, wie bereits an anderer Stelle bemerkt,[4] sich die Paraphrase der Suppliken wie eine Lektüre novellistischer Renaissanceliteratur im Stile Bandellos, Grazzinis oder Boccaccios ausnimmt. So faszinierend die schillernde Welt des Cinquecento mit seiner hochartifiziellen Liebeskasuistik auch sein mag, bedarf es am Ende doch der Rückführung in das Untersuchungsfeld des Historikers. Dies ist immer dann gelungen, wenn der Verfasser als solcher transparent bleibt und sich nicht hinter dem Kompilator (selten) oder dem Erzähler (gelegentlich) verbirgt: Eine knapp gehaltene Synopsis am Ende der Einzelkapitel, sei sie auch aufgrund der Quellenlage präsumtiv, tut der Plastizität der Sache keinen Abbruch, leider fehlt sie mitunter. Diese angesichts Anlage, Umfang und Durchführung des Projekts unbeträchtlichen Monita sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ludwig Schmugge die Ehe als bestimmende Lebensgemeinschaft neu positioniert und damit einen entscheidenden Beitrag zur Sozial- und Mentalitäts-, aber auch zur Kirchen- und Rechtsgeschichte des Spätmittelalters geleistet hat. Mit den eruierten Aussagen gelingt es zum einen, in der Frage um die Verbreitung des Kanonischen Rechts im "gemeinen Volk", an die Forschung anzuknüpfen und bestehende Urteile zu verifizieren.[5] Auch im Bereich der Rechtspraxis, meines Erachtens eine der wesentlichen Leistungen des Bandes, erweisen sich die Resultate als anschlussfähig: So war die Konsultierung geistlicher Gerichte durch die Laien bereits Gegenstand der Arbeiten Christina Deutschs.[6] Hinsichtlich der Kooperation geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit wäre künftig (zumindest im Falle Churs und Konstanz') eine Lektüre Ludwig Schmugges vergleichend mit Thomas Albert lohnend.[7] Zum anderen gelingt eine die Arbeiten Filippo Tamburinis[8] fortführende Ausdifferenzierung der Ehepraxis, die Annahmen über die Klandestinehe als causa essendi gravierender Sozialprobleme (Beatrice Gottlieb[9]) relativieren. SchlieÃlich ermöglicht Ludwig Schmugges Betrachtung der Suppliken in einem breiteren, die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts umfassenden zeitlichen Rahmen, eine Neubewertung seiner eigenen Forschungen. Die Vernetzung mit Phänomenen wie der Sozialdisziplinierung oder der Verbreitung einer Rechtskultur mag dabei nicht nur als Brückenschlag hin zur Frühen Neuzeit, sondern auch zu einer erweiterten Leserschaft fungieren, die nach beschlossener Lektüre wahrhaftig "so manches erfahren hat". Anmerkungen: [1] Seit 1992 sind bislang sieben Bände erschienen, die den Zeitraum von 1431-1492 abdecken: Deutsches Historisches Institut in Rom, Repertorium Poenitentiariae Germanicum (RPG): Verzeichnis der in den Supplikenregistern der Pönitentiarie vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, <http://www.dhi-roma.it/rep_poen_germ.html> (15.11.2009). [2] Zur Geschichte der Pönitentiarie, die 1913 wiederentdeckt und seit 1986 als Archiv der Wissenschaft zugänglich ist vgl. die Ausführungen Ludwig Schmugges an anderer Stelle: Ludwig Schmugge, Kirche, Kinder, Karrieren. Päpstliche Dispense von der unehelichen Geburt im Spätmittelalter, Zürich 1995. [3] Vgl. Anm. 1. Für den vorliegenden Zeitraum sind die Bände II (Nikolaus V., 1447-1455) bis VII. (Innozenz VIII., 1484-1492) von Relevanz. [4] Michael Borgolte, Meine Ehe ist ungültig. Ludwig Schmugge über eine Alternative zur Scheidung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.9.2009, S. 41. [5] Frederik Pederson, The Legal Sophistication of Litigants in Marriage Cases from Medieval York, in: Kenneth Pennington / Keith H. Kendall (Hrsg.), Proceedings of the 10th International Congress of Medieval Canon Law, Vatikanstadt 2001, S. 965-984. [6] Christina Deutsch, Ehegerichtsbarkeit im Bistum Regensburg (1480-1538), Köln 2005. [7] Thomas D. Albert, Der gemeine Mann vor dem geistlichen Richter. Kirchliche Rechtsprechung in den Diözesen Basel, Chur und Konstanz vor der Reformation, Stuttgart 1998. [8] Filippo Tamburini, Le dispense matrimoniali come fonte storica nei documenti della Penitentieria Apostolica (sec. XIII-XVI), in: Le modèle familial européen. Normes, deviances, contrôles du pouvoir, Actes des séminaires, org. par l'Ecole Française de Rome et l'Università di Roma, Rom 1986, S. 9-30. [9] Beatrice Gottlieb, The Meaning of Clandestine Marriage, in: Robert Wheaton / Tamara K. Hareven (Hrsg.), Family and Sexuality in French History, Philadelphia 1980, S. 49-83. Diese Rezension wurde redaktionell betreut von: Harald Müller <mueller(a)histinst.rwth-aachen.de> URL zur Zitation dieses Beitrages <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-1-062> ------------------------------------------------------------------------ Copyright (c) 2010 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU. Falls Sie Fragen oder Anmerkungen zu Rezensionen haben, dann schreiben Sie bitte an die Redaktion von H-Soz-u-Kult: <hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de> _________________________________________________ HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU Redaktion: E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de WWW: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de _________________________________________________
--- End Message ---
Date: 2010/01/30 17:14:16
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der Saarbrücker Zeitung, Blick in die Welt:
Anne Franks Tagebuch zu pornographisch für Schulen in den USAWashington. Das Tagebuch der Anne Frank wird aus den öffentlichen Schulen im US-Bezirk Culpeper County verschwinden. Das melden örtliche Medien. Der Grund: Die Originalversion des Buches beinhalte Themen aus dem Sexualbereich. Darüber habe sich ein Elternteil beschwert. Den Schülern werde nun eine „entschärfte“ Version zur Verfügung gestellt. Es ist nicht das erste Mal, dass US-Schulen sich gegen das Tagebuch wenden, in dem unter anderem der Begriff „Vagina“ steht. kna |
Date: 2010/01/30 17:19:54
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
den nachstehenden Aufruf fand ich jüngst im St. Wendeler Volksblatt von
1918. Weiß jemand, was des damit auf sich hat resp. kennt jemand die
Hintergründe? Ich vermute, das war in St. Wendel nicht ein Einzelfall.
mfg
Roland Geiger
-------------------------------
Mitbürger! Der Arbeiter=, Bauern= und Soldatenrat hat die Obrigkeit im Kreise St. Wendel übernommen und an die Bevölkerung die dringende Aufforderung ergehen lassen, unbedingt Ruhe und Ordnung zu halten. Wir wollen dieser Aufforderung in unserem eigenen und im Interesse unserer ganzen Stadt gern und willig nachkommen. Notwendig ist aber auch, daß wir der Obrigkeit helfen, gegen jede Gefährdung der Sicher- heit und des Eigentums auftreten zu können. Zu diesem Zwecke soll eine Wehr ins Leben treten, welche mit Machtmitteln ausgestattet wird, gegen jeden, der die Sicherheit, Ruhe und Ordnung stört oder sich an fremdem Eigentum vergreift, rücksichtslos vorzugehen. Wir bitten daher im Einverständnis mit dem Arbeiter=, Bauern= und Soldatenrat unsere Mitbürger recht dringend, sich innerhalb 24 Stunden sich zahlreich zum Beitritt in die Bürgerwehr auf dem Bürgermeistereiamt zu melden. Von der Hilfs- und Opferbereitschaft unserer Bürgerschaft erwar- ten wir zuversichtlich Unterstützung. Etwa geforderte Vergütung wird von der Stadt getragen. St. Wendel, den 15. Nov. 1918 Die Stadtverordneten=Versammlung I.A. Der Stadtbürgermeister. |
Date: 2010/01/30 18:56:29
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Mitbürger!
Der Arbeiter=, Bauern= und Soldatenrat hat die Obrigkeit im ....
Ein Einzelfall war das wirklich nicht. In und um die sogenannte Novemberrevolution und den damit verbundenen Aufständen z. B. in Kiel, Bremen, Hamburg, Lübeck bildeten sich in ganz Deutschland Arbeiter- und Soldatenräte. Deren Delegierte beschlossen auf dem Deutschen Rätekongress in Berlin (Dezember 1918) die Durchführung von Wahlen zur Nationalversammlung. Nach den Wahlen am 19. Januar 1919 tagte die Nationalversammlung in Weimar, weil in Berlin noch Belagerungszustand herrschte (bewaffneter Aufstand des "Spartakusbunds", gegen Ende des Aufstands Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht). Diese "Auslagerung führte zu dem Namen "Weimarer Republik".
Date: 2010/01/31 18:46:27
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
From: Jochen Hermel
<jochen.hermel(a)uni-bonn.de>
Date: 25.01.2010 Subject: CFP: Römer und Franken am Rhein - Bonn 09/10 ------------------------------------------------------------------------ Institut für Geschichtswissenschaft, Abteilung für Rheinische Landesgeschichte, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Herbsttagung der Abteilung für Rheinische Landesgeschichte
20. – 21. September 2010 Seit langem beschäftigen sich Historiker und Archäologen mit der Frage, in welchen Formen sich im Rheinland der Übergang von der römischen Spätantike zum fränkischen Frühmittelalter vollzogen hat. Waren die Veränderungen in Politik und Gesellschaft, Wirtschaft, Religion und Kultur von Kontinuitäten geprägt oder waren sie von Kontinuitätsbrüchen bestimmt? Gemeingut der älteren Forschung ist in jüngster Zeit zunehmend in Frage gestellt worden. Selbst vermeintlich eindeutige ethnische Zuschreibungen wie Römer oder Franken scheinen ihre klaren Konturen zu verlieren. Die stetigen Fortschritte der Archäologie und die Entwicklung neuer Fragestellungen in den Geistes- und Kulturwissenschaften regen dazu an, die Kontinuitätsdebatte unter Einbeziehung von Ansätzen der Erforschung etwa von Migration, Integration und Identität, Kulturtransfer und Akkulturation wieder aufzugreifen. Die Tagung soll eine Bestandsaufnahme des Forschungstandes aus der Perspektive verschiedener Disziplinen - Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte, Sprachforschung - präsentieren und Perspektiven für die weitere Forschung aufzeigen. ------------------------------------------------------------------------ Prof. Dr. Manfred Groten Institut für Geschichtswissenschaft Abteilung für Rheinische Landesgeschichte Am Hofgarten 22, 53113 Bonn |