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2009/09/18 09:33:26
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Schleidens „Illustrierte G eschichte Saarbrückens
Datum 2009/09/20 21:38:34
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[Regionalforum-Saar] Die Globalisierung am Beispiel von Alsweiler
2009/09/18 09:33:26
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[Regionalforum-Saar] Schleidens „Illustrierte G eschichte Saarbrückens
Betreff 2009/09/02 13:55:00
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[Regionalforum-Saar] St. Wendel und Cusanus
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Autor 2009/09/20 21:38:34
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[Regionalforum-Saar] Die Globalisierung am Beispiel von Alsweiler

[Regionalforum-Saar] Spion wider Willen - Lesung i m Saarl. Künstlerhaus

Date: 2009/09/19 10:08:33
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heute in der Saarbrücker Zeitung, Kulturteil:
 
 

Spurensuche in der Familiengeschichte:

Der Onkel, der Spitzel

In ihrem Buch „Spion wider Willen“ (Droste Verlag) beschreibt die Neunkircher Autorin Tanya Lieske das Schicksal ihres Großonkels als NS-Spitzel. Teile aus ihrer großen Spurensuche liest sie am Montag in Saarbrücken.

Saarbrücken. Was ist damals wirklich passiert? Wie weit ist Gustav Regitz gegangen in seinem Verrat? Hat er als Gestapo-Spitzel nur das Nötigste erzählt, das, was schon bekannt war? Oder sind Emigranten im Widerstand durch seine Berichte der Gestapo in die Hände gefallen?

Tanya Lieske (Foto: Droste Verlag), Jahrgang 1964, ist einem Familiengeheimnis nachgegangen, das nicht nur die Verwandtschaft noch Jahrzehnte nach dem Krieg entzweite, sondern sogar die Kommunalpolitik ihrer Heimatstadt. Zwei Jahre lang ist die Journalistin und Moderatorin einer Literatursendung des Deutschlandfunks ihrer Großtante mit dem Mikro auf die Pelle gerückt, hat in Archiven und Büchern recherchiert, um der Wahrheit über ihren Großonkel näherzukommen. Was ihr Buch „Spion wider Willen“ so interessant macht: Es geht um (eine) saarländische Geschichte. Gustav Regitz, geboren 1915, aus Neunkirchen Wellesweiler, war ebenso wie seine spätere Frau Margarete Schmoll, von jung an in der Sozialdemokratie verankert, aktiv in der Einheitsfront von SPD und KPD. Er folgte den Genossen 1935 ins französische Exil. Nach der Festnahme durch die Gestapo und einem Aufenthalt im KZ Dachau entschied er sich zwischen der drohenden Rückverfrachtung ins KZ und dem Spitzeldasein für das Überleben.

Spannend lesen sich Lieske Schilderungen der harten Emigrationsjahre ihrer Großtante zwischen Südfrankreich, Paris und Neunkirchen; aufgefüllt mit Wissen aus den Forschungen unter anderem von Paul und Mallmann, geben sie einen guten Überblick über die Exilszene um Max Braun. Klug thematisiert Lieske, wie sie sich durch Glättung und Verformung der Erinnerungen ihrer Zeitzeugin schälen muss, die den Ehemann „entschuldigen“ will. Gleicht deren Darstellung mit Regitz‘ bei der Stasi bewahrte Akte ab, die ihn als „S.19“, Decknahme Albert ausweist, und mit denen der Kommunistin Lore Wolff, die er 1940 an die Gestapo ausgeliefert hat. Was stimmt von diesen gegensätzlichen Aussagen? Die Wahrheit lässt sich nicht (mehr) fassen, schließt Lieske. Und doch bemüht sie sich immer wieder, den Großonkel als Persönlichkeit auf den Punkt zu bringen: Regitz sei ein Spieler gewesen, der nur eines gewollt habe – auf dem großen Schachbrett nach eigenen Regeln ziehen, nie mehr Bauernopfer sein. Den Großonkel verstehen zu wollen, ist ein legitimes und doch heikles Unterfangen von Lieske. Denn indem sie sein Verhalten von seinem Charakter ableitet, so wirkt es, geht sie darüber hinweg, an welchen Punkten er anders hätte entscheiden können. sbu

Am kommenden Montag liest Tanya Lieske um 20 Uhr im Saarländischen Künstlerhaus.